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NEWSLETTER NO. 4 Wissenschaftliche Zusammenarbeit – weltweit Workshop auf der Krim Treibhausgase in den Untergrund GEOTECHNOLOGIEN als Plattform für das 1. Nationale Forschungsprogramm... GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch... ...mit Prof. Dr. Lars Strömberg, VATTENFALL AB Das System Erde Mehr wissen – schneller handeln Auf dramatische Weise hat auch das vergangene Jahr wieder gezeigt, wie verletzlich Mensch und Natur gegenüber Naturgefahren sind. Sinnvolle Konzepte und Lösungsansätze erscheinen nur möglich, wenn wir die Erde als System begreifen, in dem alle natürlichen Vorgänge auf komplexe Weise mitein- ander verbunden sind. Diesen Ansatz verfolgt das Forschungs- und Entwicklungsprogramm GEOTECHNOLOGIEN, dass seit 2000 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geför- dert wird. Seine 13 interdisziplinär ausgerichteten Schlüsselthe- men ermöglichen es, den »Lebensraum Erde« von der globalen Betrachtung aus dem Weltraum bis in die atomare Dimension seiner einzelnen Bausteine zu untersuchen. Dadurch können Ideen und Kenntnisse gebündelt und neue Synergien geschaf- fen werden. Das Programm GEOTECHNOLOGIEN hat damit den eingeleiteten Paradigmenwechsel von der disziplinären Forschung zu interdisziplinären Konzepten und Lösungsan- sätzen konsequent fortgesetzt und ausgebaut. Exemplarisch für dieses Förderkonzept ist das enge Zusammen- spiel von Geowissenschaftlern, Biologen, Chemikern und Inge- n i e u ren bei der Erforschung der weltweiten Gashydrat- vorkommen. Deutsche Wissenschaftler besitzen hier, nicht zuletzt aufgrund der intensiven Förderung im Rahmen der GEO- TECHNOLOGIEN, ein weltweit führendes wissenschaftliches und technologisches Know-how. Der GEOTECHNOLOGIEN – Science Report No. 7, der in Kürze erscheinen wird, stellt die wissen- schaftlichen und technologischen Ergebnisse der ersten Förderphase (2001 – 2004) vor. Seit Ende 2004 werden nun vier neue Forschungsverbünde mit einem Finanzvolumen von 7,6 Millionen Euro durch das BMBF gefördert. Den Start markierte am 10. Februar 2005 ein Kick-Off-Meeting am IFM-GEOMAR in Kiel. Das Treffen war Teil der Festveranstaltung anlässlich der Verabschiedung von Prof. Erwin Suess in den Ruhestand. Durch seine bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der Gashydrate hatte Prof. Suess maßgeblichen Anteil am Erfolg der Gashydratforschung in Deutschland und weltweit. Technologische Innovationen und interdisziplinäre Forschung auf »höchstem Niveau« garantieren die internationalen Klein- satellitenmissionen CHAMP, GRACE und GOCE. Deutsche Forschungseinrichtungen, wie das GeoForschungsZentrum Das System Erde MEHR WISSEN – SCHNELLER HANDELN Liebe Leserin, lieber Leser! Zum vierten Mal liegt Ihnen nun der Newsletter des FuE- Programms GEOTECHNOLOGIEN vor. Traditionsgemäß bietet er wieder einen Mix aus Berichten zu wichtigen Ereignissen und Erfolgen des letzten Jahres, Neuigkeiten und Zukunfts- planungen des Forschungsprogramms. So wird aus verschie- denen Bausteinen letztendlich ein in sich stimmiges Ganzes. Dieser integrative Grundgedanke, der das Forschungspro- gramm seit seiner Gründung bestimmt, beginnt nun auch im Großen konkrete Gestalt anzunehmen. Stück für Stück wer- den die unterschiedlichen Forschungsbausteine des Pro- gramms sinnvoll miteinander verknüpft, mit dem Ziel, die Erde und seine verschiedenen Antriebsmechanismen als ein System zu begreifen. Aktuelles Beispiel sind die in Kürze beginnenden Forschungsarbeiten zu dem Themenschwer- punkt »Frühwarnsysteme im Erdmanagement«, die das Know-how gleich mehre rer Forschungsschwerpunkte der GEOTECHNOLOGIEN integrieren, sinnvoll weiterentwickeln und anwenden werden. Das aktuelle Interview führen wir dieses Mal mit Prof. Strömberg vom Energieversorger Vattenfall, dem drittgröß- ten Stromproduzenten in Deutschland. Das Gespräch steht stellvertretend für den »Brückenschlag« zwischen Wissen- schaft und Wirtschaft, den das Programm GEOTECHNOLO- GIEN inzwischen erfolgreich realisieren konnte. Ihr Ludwig Stroink Leiter Koord i n i e r u n g s b ü ro GEOTECHNOLOGIEN Mit modernsten Technologien das System Erde erforschen. Tauchroboter CHEEROKEE kurz vor seinem Einsatz

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NEWSLETTER NO. 4

WissenschaftlicheZusammenarbeit –weltweitWorkshop auf der Krim

Treibhausgase in denUntergrundGEOTECHNOLOGIEN alsPlattform für das 1. NationaleForschungsprogramm...

GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch......mit Prof. Dr. LarsStrömberg, VATTENFALL AB

Das System ErdeMehr wissen – schnellerhandeln

Auf dramatische Weise hat auch das vergangene Jahr wieder

gezeigt, wie verletzlich Mensch und Natur gegenüber

Naturgefahren sind. Sinnvolle Konzepte und Lösungsansätze

erscheinen nur möglich, wenn wir die Erde als System begreifen,

in dem alle natürlichen Vorgänge auf komplexe Weise mitein-

ander verbunden sind. Diesen Ansatz verfolgt das Forschungs-

und Entwicklungsprogramm GEOTECHNOLOGIEN, dass seit

2000 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung

(BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geför-

dert wird. Seine 13 interdisziplinär ausgerichteten Schlüsselthe-

men ermöglichen es, den »Lebensraum Erde« von der globalen

Betrachtung aus dem Weltraum bis in die atomare Dimension

seiner einzelnen Bausteine zu untersuchen. Dadurch können

Ideen und Kenntnisse gebündelt und neue Synergien geschaf-

fen werden. Das Programm GEOTECHNOLOGIEN hat damit den

eingeleiteten Paradigmenwechsel von der disziplinäre n

Forschung zu interdisziplinären Konzepten und Lösungsan-

sätzen konsequent fortgesetzt und ausgebaut.

Exemplarisch für dieses Förderkonzept ist das enge Zusammen-

spiel von Geowissenschaftlern, Biologen, Chemikern und Inge-

n i e u ren bei der Erforschung der weltweiten Gashydrat-vorkommen. Deutsche Wissenschaftler besitzen hier, nicht

zuletzt aufgrund der intensiven Förderung im Rahmen der GEO-

TECHNOLOGIEN, ein weltweit führendes wissenschaftliches und

technologisches Know-how. Der GEOTECHNOLOGIEN – Science

Report No. 7, der in Kürze erscheinen wird, stellt die wissen-

schaftlichen und technologischen Ergebnisse der ersten

Förderphase (2001 – 2004) vor. Seit Ende 2004 werden nun vier

neue Forschungsverbünde mit einem Finanzvolumen von 7,6

Millionen Euro durch das BMBF gefördert. Den Start markierte

am 10. Februar 2005 ein Kick-Off-Meeting am IFM-GEOMAR in

Kiel. Das Treffen war Teil der Festveranstaltung anlässlich der

Verabschiedung von Prof. Erwin Suess in den Ruhestand. Durch

seine bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der

Gashydrate hatte Prof. Suess maßgeblichen Anteil am Erfolg der

Gashydratforschung in Deutschland und weltweit.

Technologische Innovationen und interdisziplinäre Forschung

auf »höchstem Niveau« garantieren die internationalen Klein-satellitenmissionen CHAMP, GRACE und GOCE. Deutsche

Forschungseinrichtungen, wie das GeoForschungsZentrum

Das System Erde

MEHR WISSEN –

SCHNELLER HANDELN

Liebe Leserin,lieber Leser!

Zum vierten Mal liegt Ihnen nun der Newsletter des FuE-

P rogramms GEOTECHNOLOGIEN vor. Traditionsgemäß bietet

er wieder einen Mix aus Berichten zu wichtigen Ere i g n i s s e n

und Erfolgen des letzten Jahres, Neuigkeiten und Zukunfts-

planungen des Forschungsprogramms. So wird aus verschie-

denen Bausteinen letztendlich ein in sich stimmiges Ganzes.

Dieser integrative Grundgedanke, der das Forschungspro-

gramm seit seiner Gründung bestimmt, beginnt nun auch im

G roßen konkrete Gestalt anzunehmen. Stück für Stück wer-

den die unterschiedlichen Forschungsbausteine des Pro-

gramms sinnvoll miteinander verknüpft, mit dem Ziel, die

E rde und seine verschiedenen Antriebsmechanismen als ein

System zu begreifen. Aktuelles Beispiel sind die in Kürze

beginnenden Forschungsarbeiten zu dem Themenschwer-

punkt »Frühwarnsysteme im Erdmanagement«, die das

Know-how gleich mehre rer Forschungsschwerpunkte der

GEOTECHNOLOGIEN integrieren, sinnvoll weitere n t w i c k e l n

und anwenden werd e n.

Das aktuelle Interview führen wir dieses Mal mit Prof.

Strömberg vom Energieversorger Vattenfall, dem drittgröß-

ten Stromproduzenten in Deutschland. Das Gespräch steht

stellvertretend für den »Brückenschlag« zwischen Wissen-

schaft und Wirtschaft, den das Programm GEOTECHNOLO-

GIEN inzwischen erfolgreich realisieren konnte.

Ihr

Ludwig Stroink Leiter Koord i n i e r u n g s b ü roGEOTECHNOLOGIEN

Mit modernsten Technologien das System Erde erforschen. Tauchroboter CHEEROKEE kurz vor seinem Einsatz

Newsl_04_neu.qxd 20.03.2006 15:12 Uhr Seite 2

Potsdam und das Institut für Astronomische und Physikalische

Geodäsie der Technischen Universität München sind an führen-

der Stelle in die wissenschaftliche Leitung und Koordination ein-

gebunden. Die spektakulären Ergebnisse der Missionen haben

im vergangenen Jahr nicht nur in der Fachwelt für Aufsehen

gesorgt. Auch die Breitenmedien haben vielfach über die ver-

schiedenen Missionen berichtet: wichtiges Indiz, welch große

Bedeutung die Forschungsarbeiten auch für das gesellschaftli-

che Umfeld besitzen. Die spektakulären Ergebnisse sind aber

nicht nur auf den erfolgreichen Schulterschluss der beteiligten

Wissenschaftsdisziplinen zurückzuführen: Sie sind auch exem-

plarisch für das integrative Förderkonzept von BMBF und DFG in

den GEOTECHNOLOGIEN. Knapp 10 Millionen Euro stellten

beide Institutionen bislang für diese Projekte zur Verfügung.

Nicht zuletzt Dank der intensiven Forschungsförderung ist

Deutschland ein inzwischen weltweit geschätzter Wi s s e n-

schafts- und Technologiepartner beim Bau und Einsatz von

Kleinsatelliten geworden. Durch die Bereitstellung weiterer För-

dermittel in Höhe von 7,5 Millionen Euro seitens des BMBF und

durch das Mitte 2006 beginnende DFG-Schwerpunktprogramm

»Massentransport und Massenverteilung im System Erde« kann

dieses Know-how nun gezielt ausgebaut und verwertet werden.

Das erste Statusseminar der drei Verbundprojekte TIPTEQ, SUN-

DAARC und NAMIBGAS als Beitrag zu dem Themenschwer-

punkt »Kontinentränder – Brennpunkte im Nutzungs- undGefährdungspotenzial der Erde« fand am 9. und 10. Juni

2005 am GeoForschungsZentrum in Potsdam statt. Aus

Indonesien und Chile, zwei besonders erd b e b e n g e f ä h rd e t e n

Gebieten, liefern die Projekte SUNDAARC und TIPTEQ unent-

behrliche Grundlagenkenntnisse für die Entwicklung einer neuen

Generation von Frühwarnsystemen. Sie werden daher wichtiger

Baustein zukünftiger FuE-Projekte des GEOTECHNOLOGIEN-

Schwerpunktes » F r ü h w a rnsysteme im Erd m a n a g e m e n t «sein. Integrativ zu den bereits ergriffenen Maßnahmen zum Auf-

bau eines Ts u n a m i - F r ü h w a rnsystems im Indischen Ozean, förd e r t

das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ab

2006 damit auch die We i t e rentwicklung und praktische Er-

p robung von Frühwarnsystemen bei anderen geologischen Natur-

k a t a s t rophen. Für die nächsten vier Jahre stehen dafür neun

Millionen Euro zur Verfügung. Der Aufruf zur Einreichung von

P rojektvorschlägen endete am 3. Februar 2006. Ein unent-

behrliches Glied in der Frühwarnkette sind interoperable Infor-

mationsarchitekturen, die beispielsweise die verschiedenen Teil-

systeme sinnvoll miteinander verknüpfen. Wichtige Grundlagen-

erkenntnisse und erste Praxisanwendungen wurden dazu im

Rahmen des Themenschwerpunktes »Informationssystemeim Erdmanagement« erarbeitet. Im Rahmen der internationa-

len Münsteraner GI-Tage fand nach dreijähriger Förderphase am

22. Juni 2005 der Abschlussworkshop statt. Mehr als 60 Wis-

senschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten in Anwesenheit

der internationalen Gutachter ihre Ergebnisse vor. Eine abschlie-

ßende Gesamtübersicht erscheint in Kürze in der Reihe »GEO-

TECHNOLOGIEN – Science Report, No. 8«. Die gezielte Weiter-

entwicklung und Implementation dieser Informationstechnolo-

gien wird ein Schwerpunkt zukünftiger Forschungsaktivitäten

zur Entwicklung von Frühwarnsystemen sein. Die sinnvolle Ver-

knüpfung unterschiedlicher Forschungsbausteine des FuE-Pro-

gramms GEOTECHNOLOGIEN mit dem Ziel eines globalen Erd-

systemmanagements findet auf diese Weise Stück für Stück

seine praktische Umsetzung.

Tradition haben inzwischen die Special Sessions »GEOTECH-

NOLOGIEN« im Rahmen der Jahrestagungen der Deutschen

Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG). Auch auf der letzt-

jährigen Veranstaltung in Erlangen erfreute sich die Session - mit

16 Vorträgen und sieben Postern eine der größten Veranstal-

tungen der Tagung – großen Zuspruchs. Auf der DGG 2006 in

Berlin stehen die GEOTECHNOLOGIEN daher wieder auf dem

Programm. Interessenten, die ihre Forschungsprojekte auf dieser

internationalen Plattform präsentieren wollen, sind bereits jetzt

aufgerufen, sich diesen Termin vorzumerken.

Ihre Pforten endgültig geschlossen hat die Wanderausstellung»In die Tiefe gehen«, die zwischen März 2004 und Oktober

2005 bundesweit in sechs Städten gezeigt wurde. Auf knapp

300 m2 wurden informativ und spielerisch die verschiedenen

Möglichkeiten vorgestellt, wie die Welt zu unseren Füßen nach-

haltig genutzt werden kann. Bahnhöfe, die im Untergrund ver-

schwinden, unterirdische Transportsysteme oder Speichermög-

lichkeiten für Treibhausgase. Derlei Beispiele gab es viele, und

mehr als 120.000 Besucher nutzten die Möglichkeit sich zu

informieren. Eine ausführliche Dokumentation der Ausstellung

ist unter www.geotechnologien.de zu finden. Aufgrund des

großen Erfolges der Wanderausstellung, ist das Koordinierungs-

büro GEOTECHNOLOGIEN nun gebeten worden, eine neue

Ausstellung zu konzipieren. »Unruhige Erde«, so der Arbeits-

titel der neuen Wanderausstellung, wird den Start der neuen

Forschungsprojekte begleiten, die sich auf die Entwicklung von

Frühwarnsystemen für Naturgefahren konzentrieren. Die Aus-

stellung will auf die große Bedeutung von extremen Naturer-

eignissen für Mensch und Umwelt eingehen. Noch sind die

Ausstellungsorte und -zeiten nicht endgültig beschlossen, aber

das Deutsche Museum in München und das Deutsche Technik

Museum in Berlin haben bereits ihr Interesse bekundet, auch

diesmal wieder mit dabei zu sein.

AufgenommenSeit 1. September 2005 ist Herr Diplom-Geophysi-

ker Simon Schneider für die Presse- und Öffent-

lichkeitsarbeit des Koord i n i e r u n g s b ü ros GEO-

TECHNOLOGIEN verantwortlich. Er folgt Frau

Cathrin Klitzsch, die nach der Geburt ihrer Tochter

aus dem Büro ausgeschieden ist.

AufgeschriebenGEOTECHNOLOGIEN Science Report No. 5und 6 erschienen

Science Report No. 5 stellt die neuesten Ergebnisse

deutscher Kontinentalrandforschung vor. Science

Report No. 6 fokussiert auf die geförderten FuE-Vo r-

haben im Rahmen der Forschungsinitiative »GEO-

TECHNOLOGIEN – CO2-Storage in Germany«.

Aufgerufen Seit Sommer 2005 ist die Internet-Seite w w w.

P l a n e t e r d e . d e Partnerseite des FuE-Pro g r a m m s

GEOTECHNOLOGIEN. Spannende Exklusiv-Berichte

zu laufenden Forschungsarbeiten der GEOTECHNO-

LOGIEN entführen Sie 2x monatlich in den aufre-

genden Alltag der Forscher und Forscherinnen.

AufgezähltGEOTECHNOLOGIEN in Zahlen• 8 von 13 Schwerpunktthemen gefördert

• Cirka 71 Millionen Euro Fördervolumen seit 2000

• 130 Forschungsverbünde mit

• 38 Universitäten, 18 außeruniversitären For-

schungseinrichtungen und 26 Industriepartnern

• 55 hochkarätige Experten aus 11 Nationen be-

gutachteten zusammen knapp 300 Pro j e k t-

skizzen und Forschungsanträge an das BMBF

• 210 Publikationen in nationalen und internatio-

nalen Fachzeitschriften

AngemerktWichtige Termine finden Sie unter

www.geotechnologien.de

News

Impressum

Herausgeber

Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN

Telegrafenberg, 14473 Potsdam

Tel.: (+49) 0331-62 01 48 00

e-mail: [email protected]

www.geotechnologien.de

Texte: L. Stroink

Grafik: G. Schwalbe

Das Forschungs- und Entwicklungsprogramm

GEOTECHNOLOGIEN wird durch das Bundes-

ministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

gefördert.

No. 4, Februar 2006

Hangrutsch GondoBei diesem Erdrutsch am 14.10.2000 verloren im schweizerischen Gondo 13 Menschen ihr Leben. Eine neue Generation von Frühwarnsystemen sollzukünftig solchen Katastrophen vorbeugen.

Aus dem Weltraum in die Tiefe sehen: Satellitenbilder liefern eine Fülle vonInformationen, mit denen Wissenschaftler am chilenischen Kontinentalrand südlich von Concepción die Kontaktzone zweier Erdkrustenplatten erforschen.

Newsl_04_neu.qxd 20.03.2006 15:12 Uhr Seite 3

Zahlreiche Studien gehen heute davon aus, dass Kohle auch in

einem zukünftigen Energiemix Deutschlands eine maßgebliche

Rolle spielen wird. Dazu ist es jedoch notwendig, dass das

Kohlendioxid (CO2), das bei ihrer Nutzung entsteht, nicht in die

Atmosphäre gelangt. Eine Schlüsseltechnologie könnte dabei

die Abscheidung des Treibhausgases aus den Kraftwerksdämp-

fen und seine unterirdische Speicherung sein. Eine auch von

Klimaexperten weltweit akzeptierte Option zur Reduktion

anthropogener Treibhausgase.

Welche Perspektiven sich in Deutschland durch die unterirdi-

sche Speicherung von CO2 eröffnen, wird seit Mitte 2005 im

Rahmen des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN untersucht.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) för-

dert in dem ersten nationalen Forschungsprogramm zur CO2-

Speicherung zehn interdisziplinäre Forschungsverbünde aus

Wissenschaft und Wirtschaft mit knapp 7 Millionen Euro. Die

fünfzehn beteiligten Unternehmen steuern zusätzliche 1,3

Millionen Euro bei. Die Wissenschaftler und ihre Kollegen aus

der Industrie wollen in den nächsten drei Jahren ein abge-

stimmtes Konzept entwickeln, auf dessen Grundlage eine ver-

lässliche Bewertung dieser Technologie möglich sein wird.

EINE SICHERE UND DAUERHAFTE SPEICHERUNG

Im Mittelpunkt der Forschungsvorhaben steht die Entwicklung

von Technologien für eine sichere und dauerhafte Speicherung

von CO2. In Deutschland bieten sich dafür beispielsweise tieflie-

Der globalen Perspektive des FuE-Programms GEOTECHNOLO-

GIEN wird durch interd i s z i p l i n ä re und gre n z ü b e r s c h reitende Pro-

jekte Rechnung getragen. Zahlreiche Forschungsvorhaben sind

daher in internationale Programme eingebunden. In den Pro j e k-

ten zur Erforschung der Gashydrate ist das Netz der intern a t i o-

nalen Zusammenarbeit besonders dicht gewoben. Mit China und

den Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres konnte die Zusam-

menarbeit in den letzten Jahren sogar noch ausgebaut werden.

FOKUS SCHWARZES MEER

Mit dem Fokus Schwarzes Meer fand vom 17. bis 22. Mai 2005

in Sevastopol, Ukraine, ein internationaler Workshop statt.

Initiiert wurde das Tre ffen auf der Krim von Gerhard Bohrmann

vom DFG-Forschungszentrum »Ozeanränder« (RCOM) in Bre-

men und Koordinator des Ve r b u n d p rojektes METRO. Mitveran-

stalter waren das Kovalevsky Institute of Biology of the Southern

Seas (IBSS) in Sevastopol und das Center for Marine Geosciences

der Moscow State University (MSU) in Moskau. Der Wo r k s h o p

w u rde durch das BMBF und das FuE-Programm GEOTECHNOLO-

GIEN unterstützt. Der Forschungsverbund METRO (»METRO –

Methan und Methanhydrat im Schwarzen Meer: Strukturanalyse,

Quantifizierung und Dynamik des Methan-Reservoirs«) operiert

seit Ende 2004 im Schwarzen Meer. Bereits in der Frühphase des

Vorhabens sollten daher Akteure und Interessenten aus der

Region mit den deutschen Wi s s e n s c h a f t l e rn zusammengeführt

w e rden, um zukünftige Kooperationen rechtzeitig planen zu

können. Die traditionell guten Kontakte in diese Region können

somit konsequent fortgeführt und ausgebaut werd e n .

SCHLAMMVULKANE – EINE BISLANG W E N I GERFORSCHTE METHANQUELLE

Insgesamt nahmen 45 Wissenschaftlerinnen und Wi s s e n s c h a f t l e r

aus neun Nationen an dem Tre ffen teil. Dem dichten, knapp dre i-

tägigen Vo r t r a g s p rogramm schloss sich eine zweitägige Exkur-

sion zu den weltweit bekannten »Schlammvulkanen« der Krim-

Halbinsel an. Im Gegensatz zu den »normalen« Vulkanen quillt

aus Schlammvulkanen statt Magma lediglich kalter, wasserre i c h e r

Schlamm und Gas (Methan). Sie sind damit eine große natürliche

Quelle für das Klimagas Methan, das den Tre i b h a u s e ffekt 23 mal

wirksamer »anheizt« als CO2. An Land gibt es weltweit rund 600

Schlammvulkane, die relativ intensiv untersucht sind. Ihre Äqui-

valente am Meeresgrund sind dagegen noch wenig erforscht.

Das Schwarze Meer bietet dazu die besten Untersuchungsbe-

dingungen. Nirgends auf unserem Planeten lagert oberflächen-

nah mehr Methan als in diesem nahezu sauerstofff reien Meere s-

becken zwischen Kleinasien und Südosteuropa. »Zwischen 200

und 600 Schlammvulkane gibt es im Schwarzen Meer«, erläutert

Ge r h a rd Bohrmann. Damit sind aber noch lange nicht alle Methan-

quellen erfasst. Aus Untersuchungen russischer Wi s s e n s c h a f t l e r

ist bekannt, dass es allein im Schwarzen Meer rund 5.000 Stellen

gibt, an denen Methan freigesetzt wird

GROSSZÜGIGE UND HERZLICHE GASTGEBER

Nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht war das Treffen in der

Ukraine ein voller Erfolg. In knapp 40 Vorträgen informierten

sich die Teilnehmer über den augenblicklichen Stand der

Gashydrat- und Methanforschung im Schwarzen Meer. Großes

Interesse fand dabei auch das Konzept des FuE-Programms

GEOTECHNOLOGIEN, dass in einer ausführlichen Präsentation

vorgestellt wurde. Viel Zeit blieb aber auch für die Planung kon-

kreter Kooperationsvorhaben, beispielsweise mit der Akademie

der Wissenschaften von Kiew. Neben der hervorragenden Or-

ganisation der Veranstaltung verdient die große Gastfreund-

schaft der ukrainischen Kollegen besondere Erwähnung. Ob bei

der Stadtführung durch das historische Sevastopol, dem »Con-

ference Dinner« oder anlässlich eines Abendessens für die deut-

sche Delegation auf der Forschungsstation der ukrainischen

Akademie der Wissenschaften in Kerch: Überall zeigten sich die

Verantwortlichen als großzügige und herzliche Gastgeber.

Zwar nicht als direktes Ergebnis des Workshops in Sevastopol,

aber doch in dessen Umfeld, entwickelte sich die Zusammen-

arbeit zwischen RCOM und dem MSU in Moskau. An Bord des

russischen Forschungsschiffes PROFESSOR LOGACHEV stach

am 8. Juni 2005 bereits zum zweiten Mal eine Deutsch-Rus-

sische Wissenschaftlercrew unter Leitung von Michael Ivanov in

See, um die Schlammvulkane und die hiermit assoziierten

Gashydrate des Schwarzen Meeres zu untersuchen. Für das

Jahr 2007 ist die dritte Forschungsreise geplant; dann an Bord

des deutschen Forschungsschiffes METEOR. We i t e re Infor-

mationen unter: www.gashydrat.de und www.planeterde.de

Wissenschaftliche Zusammenarbeit – weltweit

WORKSHOP AUF DER KRIM STÄRKT

INTERNATIONALE KOOPERATION

Schlammvulkane auf der Krim-Halbinsel

Teilnehmer des internationalenWorkshops in der antiken Stadt vonChersonesus, die um 400 v. Chr. vonGriechen gegründet wurde.

Treibhausgase in den Untergrund

GEOTECHNOLOGIEN ALS PLATT-

FORM FÜR DAS 1. NATIONALE

FORSCHUNGSPROGRAMM ZUR

UNTERIRDISCHEN SPEICHERUNG

DES TREIBHAUSGASES CO2

CO2 aus Kraftwerksdämpfen abzuspalten und im Untergrund zu speichern könnte ein wichtiger Beitrag zur Reduktion anthropogener Treibhausgas-emissionen sein.

Newsl_04_neu.qxd 20.03.2006 15:13 Uhr Seite 4

gende Erdgas- und Erdölfelder an. Ebenso könnten in gro ß e r

Tiefe a u f t retende salzwasserführende Formationen und nicht

a b b a u b a re Kohleflöze als potenzielle Speicher genutzt werden. Sie

w e rden im Rahmen des Forschungsprogramms daher auf Herz

und Nieren geprüft. Aber auch andere, erst wenig untersuchte

Technologiekonzepte und deren Anwendungsmöglichkeiten

konnten sich bei dem anspruchsvollen Auswahlprozess durc h

i n t e rnationale Gutachter durchsetzen. Die Pro d u k t i v i t ä t s s t e i g e-

rung versiegender Erdgasvorkommen durch die CO2-Injektion ge-

hört ebenso dazu wie die Umwandlung des flüchtigen CO2 i n

feste kalksteinartige Verbindungen, die mikrobielle Umwandlung

von CO2 in Erdgas (CH4) oder die Behandlung von Flugaschen still-

gelegter Tagebaue mit dem Treibhausgas. Einen weiteren Schwer-

punkt bildet die Entwicklung und Optimierung von Sicherheits-

und Überwachungstechnologien. Ein vom GFZ-Potsdam koord i-

niertes Konsortium aus Te c h n o l o g i e u n t e rnehmen und For-

schungseinrichtungen konzentriert sich auf die Entwicklung von

faseroptischen Sensoren die eine permanente Überwachung

des Speichers ermöglichen. Ziel des Konsortiums ist es, mess-

technisch hochempfindliche, aber robuste und pre i s w e r t e

Lösungen anzubieten, die nach erfolgreicher Testphase in die

Produktlinien der beteiligten Firmen eingeführt werden können.

Trotz erhöhter Stromgestehungskosten, die heute noch mit der

Abtrennung und Lagerung von CO2 verbunden sind, könnte

sich die Technologie auch wirtschaftlich lohnen. So errechnete

das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dass eine

S t romerzeugung aus emissionsfreien Kohlekraftwerken ab

einem Zertifikatpreis von über 30 Euro pro Tonne wirtschaftlich

werden könnte. Seit Einführung des CO2-Emissionshandels am

1.1.2005 stieg der Zertifikatpreis auf derzeit cirka 20 € / t CO2.

Auch die großtechnische Anwendung – Experten rechnen in

ungefähr 10 Jahren damit - und die erheblichen Exportchancen

dieser umweltfreundlichen Technologie eröffnen interessante

wirtschaftliche Perspektiven.

Die Startveranstaltung für alle geförderten Vorhaben fand am

22. und 23. September 2005 an der Bundesanstalt für Geo-

wissenschaften und Rohstoffe in Hannover statt. Sie wurde von

einem lebhaften Pressecho begleitet. Die wichtigsten Artikel

sind unter der Rubrik »Pressespiegel« auf der Internetseite

www.geotechnologien.de einzusehen.

Prof. Dr. Lars Strömberg, 59, hat über Thermo-

dynamik promoviert und ist neben seiner

Tätigkeit für Vattenfall auch Professor für

Energietechnologien an der Te c h n i s c h e n

Universität »Chalmers« in Göteborg.

Lars Strömberg ist Direktor des »CO2-free Power Plant

Projects« und verantwortlich für Forschung und Entwick-

lung auf dem Gebiet der Kohlendioxid-Forschung der

Vattenfall Gruppe.

Mit dem Projekt zum Bau eines CO2- f reien Kraftwerks soll

bis 2008 zunächst eine 30-MW-Pilotanlage am Standort

Schwarze Pumpe (Lausitz) gebaut werden.

GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch...

...MIT PROF. DR. LARS STRÖMBERG,

DIREKTOR DES »CO2-FREE POWER

PLANT PROJECTS« BEI VATTENFALL

Schaufelradbagger imBraunkohle-Tagebau

GEOTECHNOLOGIEN: Herr Strömberg, um die anthro p o-genen CO2 Emissionen zu re d u z i e ren, denkt man welt-

weit über die Lagerung dieses Treibhausgases im Unter-grund nach. Welche Möglichkeiten sind aus Ihrer Sichthier re a l i s t i s c h .

L. STRÖMBERG: Wir sehen nur eine Möglichkeit: die Speicherung

in porösen Sandsteinen, beispielsweise in erschöpften Erdöl- und

E rdgaslagerstätten. Auch tiefliegende salzwasserführende Sand-

steinschichten, sog. Aquifere, kommen in Frage. Ich denke, es

gibt keine andere Möglichkeit, die für uns interessant sein könnte

- etwa wie in Japan, wo man über die Lagerung von CO2 i n

Ozeanen nachdenkt. Für uns ist das keine Alternative. Wir können

dies ökologisch nicht re c h t f e r t i g e n .

Bei Vattenfall verfolgen wir aktiv auch verschiedene Mög-

lichkeiten zur Energieversorgung aus regenerativen Quellen,

Bio-Fuels oder Windfarmen, zum Beispiel. Es zeichnet sich aber

ab, dass langfristig gesehen, insbesondere die CO2-Abtrennung

und die geologische Speicherung einen sehr wichtigen Beitrag

zur Reduzierung der anthropogenen CO2-Emissionen leisten

kann. Das hat der IPCC-Report gezeigt. (IPCC: Intergovernmen-

tal Panel on Climate Change; Anmerkung der Redaktion). Für

uns ist das sehr wichtig! Fossile Brennstoffe werden auch in

Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Daher gilt für uns: Es gibt

die technischen Möglichkeiten, es gibt die umwelt- und ener-

giepolitischen Aspekte und es ist der einzige Weg, die globale

Erwärmung zu bekämpfen.

GEOTECHNOLOGIEN: Denkt Vattenfall deshalb über den

Bau eines CO2-freien Kraftwerkes nach L. Stromberg: Schwarze Pumpe ist ein Ort in der Nähe von Cott-

bus in Brandenburg. Dort steht zur Zeit eines der größen Braun-

kohlekraftwerke in Deutschland mit cirka 2000 MW Leistung. Wi r

w e rden in den nächsten Jahren dort ein CO2- f reies Kraftwerk

bauen. Eine Pilotanlage mit 30 MW thermischer Leistung.

GEOTECHNOLOGIEN: Das Thema CO2-Speicherung handeltimmer auch von Nachhaltigkeit und nachhaltiger Politik.

Welche Rolle spielt die augenblickliche Diskussion überNachhaltigkeit für Sie?L. STRÖMBERG: Ja, das ist richtig. Für uns ist dies eine entschei-

dende Frage. Wir sind uns dabei über zwei Dinge im Klaren:

zum einen müssen wir CO2 abtrennen und lagern, um die glo-

bale Erwärmung zu stoppen. Zum anderen ist die Abtrennung

und Lagerung keine endgültige Lösung. Wir sehen darin eine

Brückenlösung, die zu wirklich nachhaltigen Lösungen führen

soll. Auch, weil die fossilen Brennstoffe nicht ewig ausreichen

werden. Kohle wird noch am längsten vorrätig sein und wir kön-

nen sie weltweit unter vergleichsweise sicheren Bedingungen

fördern. Vattenfalls Priorität ist die Kohle und die geologische

Speicherung von CO2 – das zusammen ist die Kombination!

Gleichzeitig müssen wir jedoch nach wirklich nachhaltigen

Lösungen suchen.

GEOTECHNOLOGIEN: Wie wichtig sind Forschung und Ent-

wicklung? Denken Sie, dass die Abtrennungs- und Spei-chertechnologien bald soweit sein werden, dass man siewirtschaftlich einsetzen kann?

L. Strömberg: Forschung und Entwicklung sind sehr wichtig!

Insbesondere für uns. Wir sind im Moment in einer Situation, in

der wir die Techniken zu weiten Teilen kennen. Wir müssen sie

nun umsetzen, in Versuchsanlagen und Demonstrationsbetrie-

ben. In Norwegen werden voraussichtlich in 2009 die ersten

CO2-freien Gas-Kraftwerke in Betrieb genommen. Bei Kohle-

kraftwerken wird es erste Pilotanlagen etwa in 2-3 Jahren ge-

ben, wie zum Beispiel unsere Pilotanlage in Schwarze Pumpe.

Um diese Technologie aber wirtschaftlich einzusetzen, wird es

sicher noch 15 Jahre dauern. Angetrieben durch den europäi-

schen Emissionshandel werden solche Techniken wirtschaftlich

immer reizvoller.

GEOTECHNOLOGIEN: Wo, denken Sie, steht die europäi-sche CO2-Forschung im internationalen Vergleich?

L. STRÖMBERG: An der Spitze. Auch wegen des europäischen

Emissionshandels

GEOTECHNOLOGIEN: Gibt es auch andere Nationen, dieauf diesem Gebiet Spitzenforschung betreiben?L. STRÖMBERG: Die Japaner. Sie leisten ebenfalls großartige

Arbeit. Da Japan sehr von fossilen Brennstoffen abhängig ist, vor

allem von Kohle, sind sie gezwungen, auf dem Gebiet der CCS-

Technologien zu forschen.

GEOTECHNOLOGIEN: Welche technologischen Entwick-lungen und Forschungen sind in den nächsten Jahren not-

wendig, um die CCS-Technologien umzusetzen?L. STRÖMBERG: Die wichtigste Frage ist: »Bleibt das CO2 auch

da unten?« Das wird auch für die öffentliche Akzeptanz dieser

Technologie von großer Bedeutung sein. Lässt sich das

Treibhausgas sicher in den Untergrund leiten und bleibt es dort

auf Dauer - das müssen wir hunderte Mal prüfen, bevor wir uns

an die Umsetzung der Technologie machen. Wir müssen

Vertrauen aufbauen und beweisen dass wir die Technik beherr-

schen. Vattenfall ist an vielen internationalen Projekten beteiligt,

die sich mit der Erforschung und der Entwicklung dieser Te c h-

nologie befassen. Auch in Projekten der GEOTECHNOLOGIEN.

Von den FuE-Projekten erwarten wir uns konkrete Fortschritte,

was die Sicherheit und Machbarkeit dieser Technologie angeht.

GEOTECHNOLOGIEN: In der Diskussion um CO2-Speiche-

rung taucht immer wieder auch die rechtliche Frage auf.Wie sehen Sie die augenblicklichen rechtlichen Rahmen-bedingungen zur CO2-Speicherung?

L. STRÖMBERG: Eine ganz wichtige Frage. Als die aktuellen

Gesetze geschrieben wurden, dachte noch niemand an die heu-

tigen technischen Möglichkeiten. Heute gibt es einen politi-

schen Druck, sich mit der Bekämpfung des Klimawandels aus-

einander zu setzen. Wir wollen vom CO2-Ausstoß wegkommen

und müssen daher auch an die geologische CO2-Lagerung den-

ken. Wir müssen aber einen europäischen Konsens finden.

Fragen wie »wie ist die Speicherung länderübergre i f e n d e r

Lagerstätten reguliert?« oder »wer übernimmt die Langzeit-

Verantwortung für die Sicherheit?« müssen auf internationaler

Ebene besprochen und beantwortet werden. Aber dieser

Prozess wird Jahre benötigen. Ich denke, dass es mehr als 10

Jahre dauern wird, bevor eine europäische Lösung gefunden

wird. Auch wenn wir jetzt damit beginnen.

GEOTECHNOLOGIEN: Herr Strömberg, ich danke Ihnen fürdieses Gespräch.

Das Interview führte S. Schneider. Übersetzt und gekürzt von

S. Schneider.

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