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Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten Infos & Hilfe

os Übers Rauchen reden – was Eltern wissen solltenœbers_Rauchen_reden... · 2016-08-22 · Foto: Alex_Mac - Fotolia.com. 6 7 Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

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Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

Infos &

Hilfe

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Impressum:Medieninhaber und Herausgeber: Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogen-

koordination Wien gemeinnützige GmbH

Für den Inhalt verantwortlich: Lisa Brunner

Redaktion: Markus Hojni, Gabriele Wagner-Wasserbauer, Brigitte Wegscheider

Lektorat: Sabine Wawerda

Gestaltung: Gert Schnögl – Grafikdesign

Titelfoto: Andriy Petrenko – Fotolia.com

Bei allen Fotos handelt es sich um Symbolbilder. Die dargestellten Personen sind Models

und stehen in keinem Bezug zum behandelten Thema.

Hersteller: Druckerei Schmidbauer

Verlags- und Herstellungsort: Wien

Gedruckt auf: ökologischem Papier aus der Mustermappe von „ÖkoKauf Wien“, Cyclus

Recycling Print, Umschlag 200 g und Kern 130 g

Stand: Juli 2016, 2., aktualisierte Auflage

Quellen der Broschüre: siehe Seite 33

Alle Angaben ohne Gewähr

Liebe Leserin, lieber Leser,

fast alle Jugendlichen sind früher oder später mit dem Thema Rauchen konfrontiert und mit der Frage: nicht rauchen oder mitrauchen. Eltern wünschen sich in dieser Phase Handlungsempfehlungen und Informatio-nen. Wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, erst gar nicht zur Ziga-rette zu greifen oder aufzuhören, erfahren Sie in dieser Broschüre.

Die Stadt Wien hat sich zum Ziel gesetzt, das hohe Niveau in der Gesund-heitsversorgung und Lebensqualität noch weiter auszubauen. Unser Auf-trag ist es, dass alle Wiener Kinder und Jugendlichen die beste Unterstüt-zung dabei bekommen, gesund aufzuwachsen und sich wohl zu fühlen.

Mit der Herausgabe dieser Broschüre folgt Wien der langen Tradition der Stadt, sich stark in der Suchtprävention zu engagieren. In dieser Broschüre ist speziell für Sie als Eltern und Erziehungsberechtigte alles Wissens-werte zum Thema Tabak und Rauchen zusammengefasst – ergänzt durch hilfreiche Tipps für Gespräche mit Ihrem Kind.

Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu verbessern ist mir ein besonderes Anliegen und Ihre Arbeit als Eltern und Erziehungsberechtigte ist dabei von größter Bedeutung.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse und Ihr Engagement!

Ihre Mag.a Sonja WehselyStadträtin für Gesundheit, Soziales und Generationen

VORWORT

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Mag.a Sonja Wehsely

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Liebe Eltern,

Eltern und Erziehungsberechtigte sind in ihrem alltäglichen Tun bewusst wie unbewusst Vorbilder. Denn Kinder lernen von Geburt an die Gewohnheiten, Haltungen und Werte von den Erwachsenen in ihrer vertrauten Umgebung.

Eltern sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder und sind wenig erfreut, wenn diese mit dem Rauchen beginnen. Wie Sie ein Vorbild sein können und das Thema Rauchen konstruktiv ansprechen können – selbst wenn Sie selber rauchen –, erfahren Sie in dieser Broschüre.

Was Sie als Eltern und Erziehungsberechtigte generell in Zusammenhang mit Rauchen wissen sollten, ist in der Broschüre zusammengefasst.

Wir hoffen, dass die Tipps für Sie hilfreich sind und Sie mit Ihren Kindern gute Gespräche führen können.

Michael Dressel, MA

Koordinator für Sucht- und Drogen-fragen der Stadt WienGeschäftsführer der Sucht- und Drogenkoordination Wien

Michael Dressel, MA Mag.a Lisa Brunner

Mag.a Lisa Brunner

Leiterin des Instituts für Suchtpräventionder Sucht- und Drogenkoordination Wien

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Inhaltsverzeichnis

10 TIpps für elTern zum Thema rauchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1. Nutzen Sie Ihre Vorbildwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2. Nehmen Sie eine klare Haltung gegen das Rauchen ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3. Überdenken Sie Ihren eigenen Umgang mit Tabak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4. Stärken Sie Ihr Kind darin, selbstbewusst „Nein“ zu sagen . . . . . . . . . . . . . . 10 5. Bleiben Sie im Gespräch und nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind . . . . . . . . 11 6. Nehmen Sie Fragen und Ängste Ihres Kindes ernst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 7. Sprechen Sie über Motive für das Rauchen und seine Nachteile . . . . . . . 13 8. Vereinbaren Sie klare Regeln und setzen Sie Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 9. Motivieren und belohnen Sie Ihr Kind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 10. Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen . . . . . . . . . 15

13 fragen und anTworTen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1. Was ist in Zigaretten enthalten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2. Warum rauchen Kinder und Jugendliche? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3. Was ist Passivrauch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4. Was hat Rauchen mit Unfruchtbarkeit, Diabetes und Zahnproblemen zu tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5. Wie arbeitet die Tabakindustrie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 6. Warum zerstört Rauchen die Umwelt?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 7. Macht Rauchen schlank? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 8. Wie viel kostet das Rauchen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 9. Sind Rauchverbote sinnvoll? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 10. Wie gefährlich sind E-Zigaretten und Wasserpfeifen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 11. Ist Rauchen eine Sucht oder nur ein Laster? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 12. Was passiert beim Entzug? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 13. Wo finden Eltern und Jugendliche Unterstützung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

Bleiben Sie im Gespräch und nehmen Sie sich Zeit für ihr Kind.

1. Nutzen Sie Ihre Vorbildwirkung

2. Nehmen Sie eine klare Haltung gegen das Rauchen ein

3. Überdenken Sie Ihren eigenen Umgang mit Tabak

4. Stärken Sie Ihr Kind darin, selbstbewusst „Nein“ zu sagen

5. Bleiben Sie im Gespräch und nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind

6. Nehmen Sie Fragen und Ängste Ihres Kindes ernst

7. Sprechen Sie über Motive für das Rauchen und seine Nachteile

8. Vereinbaren Sie klare Regeln und setzen Sie Grenzen

9. Motivieren und belohnen Sie Ihr Kind

10. Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen

für eltern zum Thema rauchen10 Tipps

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

1. nutzen sie Ihre VorbildwirkungWirkungsvoller als viele Worte ist oft das Verhalten von Eltern und Erziehungsberechtigten. Im Familienalltag über-nimmt Ihr Kind von Ihnen Gewohnheiten und Werte. Vermit-teln Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn persönliche Einstel-lungen, etwa indem Sie das Rauchen konsequent ablehnen. Wichtig ist es auch, niemals mit Kindern oder Jugendlichen gemeinsam zu rauchen.

Ein Vorbild zu sein bedeutet nicht, keine Schwächen zu zei-gen. Kinder brauchen keine perfekten Eltern, aber Eltern, die für eine achtsame und respektvolle Umgebung sorgen, in der das Kind über seine Gefühle, Sorgen und Ängste sprechen kann. Wenn in Ihrer Familie mit Problemen, Schwächen und Widersprüchen offen und glaubwürdig umgegangen wird, lernt auch Ihr Kind, schwierige Situationen zu bewältigen.

In einem positiven Umfeld kann auch ein Gespräch über das eigene Rauchverhalten Platz finden. Durch einen kla-ren und kritischen Umgang mit dem eigenen Rauchverhal-ten versteht Ihr Kind die Probleme und Schwierigkeiten in Zusammenhang mit dem Rauchen besser. Zeigen Sie Ihrem Kind anhand von ganz alltäglichen Dingen, wie man sich von einem anstrengenden Tag erholen kann, ohne zu rauchen, ohne Alkohol zu trinken oder vor dem Fernseher zu sitzen.

Als Eltern geben Sie Ihren Kindern etwas ganz Wichtiges mit, wenn Sie ihnen vorleben, dass man sich durch Sport, kreative Tätigkeiten und gemütliches Nichtstun gut ent-spannen kann. Wenn Kinder unterschiedliche Möglichkeiten kennenlernen, die ihnen helfen, sich zu entspannen, müssen sie später nicht auf andere Mittel, wie zum Beispiel Zigaret-ten, zurückgreifen. Nützen und genießen Sie die gemeinsame Zeit und seien Sie sich Ihrer Vorbildwirkung bewusst.

zeigen sie Ihrem Kind, wie man sich erholen kann, ohne zu rauchen.

2. nehmen sie eine klare haltung gegen das rauchen einMit einer klaren Haltung geben Sie Ihrem Kind die Möglich-keit, sich an Ihnen zu orientieren. Indem Sie ihm zeigen, dass es mit Ihnen auch über Dinge sprechen kann, bei denen Sie und Ihr Kind nicht einer Meinung sind, geben Sie Ihrem Kind Sicherheit.

Mehrere Studien zeigen: Die Ablehnung des Rauchens durch die Eltern hat einen wichtigen Einfluss auf das Rauchverhal-ten der eigenen Kinder. Das Nichtrauchen der Eltern alleine reicht nicht aus, ganz wesentlich ist das Signal der Ableh-nung des Rauchens durch die Eltern, auch wenn sie selber rauchen. Ihr Kind soll erleben, dass Nichtrauchen selbstver-ständlich ist und Rauchen die Ausnahme.

wichtig ist, dass sie bei Ihrer haltung bleiben – umso mehr wird Ihr Kind nicht mit dem rauchen beginnen. und je später man zu rauchen anfängt, desto geringer ist die wahrscheinlichkeit, dass sich eine dauerhafte abhängigkeit entwickelt.

Ein Vorbild zu sein bedeutet

nicht, keine Schwächen

zu zeigen.>

Die Ablehnung des Rauchens durch die Eltern hat Einfluss auf das Rauch-verhalten der Kinder.<

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

3. überdenken sie Ihren eigenen umgang mit TabakDie Erfahrung zeigt, dass der Umgang mit Alkohol, Tabak, Medikamenten, Essen, Medien, Glücksspiel etc. bei Kindern und Jugendlichen zunächst sehr stark vom elterlichen Vor-bild geprägt ist. Bereits während der Pubertät werden Freun-dinnen und Freunde immer wichtiger. Trotzdem wirkt der Einfluss der Eltern immer noch. Eltern zu sein heißt auch, von seinem Kind beobachtet zu werden. Das Nachahmen von Handlungen der Erwachsenen, wie zum Beispiel das „Rau-chen“ mit einem Stift, zeigt, wie genau Kinder beobachten und wie häufig sie rauchende Personen wahrnehmen. Des-halb ist es wichtig, dass Sie als Eltern in Ihrem eigenen Umgang mit Tabak vertrauens- und glaubwürdig sind. Neh-men Sie dies zum Anlass, um Ihre eigenen Konsumgewohn-heiten selbstkritisch zu hinterfragen, und ändern Sie diese gegebenenfalls.

4. stärken sie Ihr Kind darin, selbstbewusst „nein“ zu sagenViele Teenager fangen mit dem Rauchen an, um zu einer Gruppe dazuzugehören. Stärken Sie Ihr Kind darin, selbstbe-wusst „Nein“ sagen zu können. Akzeptieren Sie im Gegenzug auch in anderen Situationen ein „Nein“ Ihres Kindes Ihnen gegenüber und bitten Sie es darum, die Ablehnung auch mit Argumenten zu begründen. Treten Sie in eine Diskussion mit Ihrem Kind, nehmen Sie dabei die Gefühle und Meinungen Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes ernst und fördern Sie unter-schiedliche Sichtweisen. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, sich Freundinnen und Freunde als Verbündete zu suchen, denn gemeinsam ist es einfacher, dem Gruppendruck zu widerstehen. Das kann dabei helfen, gar nicht erst mit dem Rauchen zu beginnen oder damit aufzuhören.

Treten sie in eine diskussion mit Ihrem Kind und nehmen sie dabei seine gefühle und meinungen ernst.

5. Bleiben sie im gespräch und nehmen sie sich zeit für Ihr Kind Ein gutes Gesprächsklima erleichtert in schwierigen Situati-onen den Kontakt zu Ihrem Kind. Auch Gespräche rund ums Rauchen benötigen eine gute Basis, damit alle Meinungen Platz haben und eine wertschätzende Unterhaltung, aber auch eine kritische Auseinandersetzung möglich ist.

Diskussion braucht Disziplin, auch wenn Emotionen im Spiel sind. Bleiben Sie ruhig, hören Sie gut zu und werten Sie nicht. Steigen Sie aus Machtkämpfen aus und lenken Sie sich ab, um nach einer kurzen Pause erneut das Gespräch aufzunehmen.

Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ändert sich laufend, und was heute kein Thema ist, kann morgen brand-aktuell sein. Daher ist es erforderlich, dass Sie richtig auf das jeweilige Alter und die entsprechende Lebensphase reagie-ren. Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind im Gespräch bleiben. Nehmen Sie Ihr Kind ernst und nehmen Sie sich Zeit. Schenken Sie ihm Vertrauen in sein Tun und Handeln. Ermutigen Sie Ihr Kind, an einer Sache dranzubleiben, um diese positiv abzuschließen. Wenn Ihr Kind schon von klein auf gelernt hat, dass es auch in schwierigen Situationen bei Ihnen ein offenes Ohr findet, so wird es dieses auch später bei Ihnen suchen.

Warten Sie mit dem Gespräch über das Rauchen nicht, bis Ihr Kind beginnt, Fragen zu stellen, sondern versuchen Sie, das Thema von sich aus anzusprechen. Vor allem konkrete Anlässe, wie ältere Schülerinnen und Schüler, die auf dem Schulweg rauchen, oder die Nichtrauchen-Kennzeichnungen zum Beispiel in Kaffeehäusern eignen sich gut, um miteinan-der ins Gespräch zu kommen. Kinder oder Jugendliche, die man beim Rauchen ertappt, sollten nicht bestraft werden. Nutzen Sie die Situation für ein ausführliches und ehrliches Gespräch.

eine diskussion mit Ihrem Kind braucht disziplin, auch wenn emotio-nen im spiel sind.

Eltern zu sein heißt auch, von seinem

Kind beobachtet zu werden.

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Warten Sie mit dem Gespräch über das Rauchen nicht, bis Ihr Kind beginnt, Fragen zu stellen.<

Gemeinsam ist es einfacher, dem Gruppendruck zu

widerstehen.>

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

6. nehmen sie fragen und Ängste Ihres Kindes ernstBis 12-Jährige: Im Kindergartenalter fragen Kinder ständig nach dem Warum. So wollen sie auch wissen, warum jemand raucht. Antworten auf diese Frage finden Sie im zweiten Teil der Broschüre bei Frage 2. Oft haben Kinder Angst, dass geliebte Personen durch das Rauchen sterben. Nehmen Sie diese Ängste ernst. Dabei sollen nicht die tödlichen Auswir-kungen im Vordergrund stehen, sondern die unangenehmen Folgen, wie Geruch, Husten, Verfärbung der Fingernägel. Auch warum es so schwerfällt aufzuhören und warum mit dem Rauchen begonnen wurde, kann Gesprächsthema sein.

nehmen sie Ihr Kind ernst und nehmen sie sich zeit.

7. sprechen sie über motive für das rauchen und seine nachteile 12- bis 15-Jährige: Sie sollten auf Belehrungen bei Jugendli-chen verzichten. Auch „Verhörsituationen“ sind Jugendlichen unangenehm. Dabei fühlen sie sich in die Enge getrieben und reagieren mit Rückzug. Im Alter von 12 bis 15 Jahren haben wissenschaftliche Argumente eher wenig Bedeutung. Am besten gelingt ein Gespräch, wenn man sich an den Motiven der Jugendlichen orientiert. Was können Vor- und Nachteile des Rauchens für Jugendliche sein? Antworten dazu finden Sie im zweiten Teil der Broschüre bei Frage 2. Sprechen Sie besonders über die möglichen Nachteile. Am meisten stören Jugendliche in diesem Alter der Gestank des Rauchs in Klei-dern und Haaren, die hohen Kosten, der Rückgang der kör-perlichen Leistung, die Abhängigkeit und der damit verbun-dene Verlust der Freiheit. Gesundheitliche Folgen sind erst später ein Thema.

am besten gelingt ein gespräch, wenn man sich an den motiven der Jugendlichen orientiert.

Über 15-Jährige: Mit Jugendlichen können Sie offener über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens sprechen und über das Thema Passivrauch diskutieren. Besonders das Vorgehen der Tabakindustrie ist für Jugendliche spannend, denn eines wollen sie auf keinen Fall – beeinflusst werden.

Bestärken Sie Jugendliche, die nicht rauchen. Reden Sie auf Augenhöhe mit Ihrem Kind und hören Sie sich seine Meinung an. Formulieren Sie Botschaften in Ich-Form, zum Beispiel: „Ich möchte nicht, dass du rauchst.“ Oder: „Du und deine Gesundheit sind mir wichtig.“ Vereinbaren Sie klare Regeln und setzen Sie Grenzen. In einem gemeinsamen Gespräch sollten diese diskutiert und beschlossen werden.

Bestärken sie Jugendliche, die nicht rauchen.

Kinder wollen wissen, warum jemand raucht.

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Reden Sie auf Augenhöhe mit Ihrem Kind.<

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

8. Vereinbaren sie klare regeln und setzen sie grenzenAchten Sie darauf, dass die Konsequenzen bei Nichteinhal-ten der Regeln klar sind und auch eingehalten werden. Der größte Erfolg ist es, wenn sich Ihr Kind selbst Gedanken über sein Rauchverhalten macht, dieses überdenkt und von selbst zu der Überzeugung gelangt, mit dem Rauchen aufzuhören oder erst gar nicht zu beginnen. Wenn Sie selber rauchen, dann besprechen Sie offen, wie es Ihnen mit dem Rauchen geht, was Ihre Schwierigkeiten dabei sind und welche Nach-teile dabei für Sie entstehen.

Es kann sein, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn noch nicht bereit ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Versuchen Sie im Gespräch zu bleiben, denn zu einem späteren Zeitpunkt kann sich die Meinung ändern und Ihr Kind ist wieder offener für Argumente.

9. motivieren und belohnen sie Ihr KindWenn Ihr Kind nicht raucht oder es geschafft hat, auf Dauer damit aufzuhören, dann kann es sehr motivierend und bestärkend sein, wenn es eine Belohnung dafür gibt.

Überlegen Sie sich etwas, das Sie gemeinsam unternehmen könnten, und geben Sie damit Anreiz und Anerkennung.

10. scheuen sie sich nicht, unter-stützung in anspruch zu nehmen Sollten Sie als Elternteil einmal nicht mehr weiterwissen, scheuen Sie sich nicht, Unterstützung in Anspruch zu neh-men. Hilfe finden Sie bei den Anlaufstellen, die am Ende der Broschüre angeführt sind.

Versuchen Sie im Gespräch

zu bleiben.>

Anlaufstellen finden Sie auf Seite 31.<

Belohnungen können sehr

motivierend und bestärkend sein.

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

1. Was ist in Zigaretten enthalten?

2. Warum rauchen Kinder und Jugendliche?

3. Was ist Passivrauch?

4. Was hat Rauchen mit Unfruchtbarkeit, Diabetes und Zahnproblemen

zu tun?

5. Wie arbeitet die Tabakindustrie?

6. Warum zerstört Rauchen die Umwelt?

7. Macht Rauchen schlank?

8. Wie viel kostet das Rauchen?

9. Sind Rauchverbote sinnvoll?

10. Wie gefährlich sind E-Zigaretten und Wasserpfeifen?

11. Ist Rauchen eine Sucht oder nur ein Laster?

12. Was passiert beim Entzug?

13. Wo finden Eltern und Jugendliche Unterstützung?

13 fragen und antworten

damit Ihnen für das gespräch mit Ihrem Kind die argumente nicht ausgehen, haben wir die antworten auf die wichtigsten fragen für sie zusammengefasst.

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

1. was ist in zigaretten enthalten?Die Zigarette besteht aus den getrockneten Blättern der Tabakpflanze und aus künstlich beigemengten Zusatzstoffen. Der wohl bekannteste Bestandteil von Tabak ist Nikotin. Darüber hinaus kennt man derzeit mehr als 3.000 chemi-sche Verbindungen, die beim Rauchen inhaliert werden. Darunter befinden sich auch Schwermetalle wie Cadmium, Blei, Arsen und Nickel, die auch in Batte-rien enthalten und krebserregend sind. Die meisten dieser Stoffe sind so klein, dass sie beim Einatmen bis in die Lunge vordringen können. Über 70 der bis-her erforschten Substanzen des Tabakrauchs sind nachweislich krebserregend oder stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen. Die chemische Zusammenset-zung des Passivrauchs unterscheidet sich nicht von derjenigen des Rauchs, der beim aktiven Rauchen eingeatmet wird.

Davon zu unterscheiden sind Zusatzstoffe, die Zigaretten beigemengt werden, um das Rauchen angenehmer zu machen. Gleichzeitig wird das Suchtpotenzial erhöht und der Einstieg für Jugendliche erleichtert. So enthält die Zigarette beispielsweise auch Menthol, um den Hustenreiz zu mindern, Zucker, um die Schärfe des Rauchs zu verringern und Ammoniak, um die Aufnahme des Niko-tins im Gehirn zu erhöhen.

• acetaldehyd (reizt die Atemwege)• aceton (reizt die Atemwege)• akrolein (reizt die Atemwege)• ammoniak (wirkt erstickend)• arsen (stark giftig)• 1,2 - Benzpyren (krebserregend)• Blausäure (stark giftig)• Blei (giftiges Schwermetall)• Butan (erstickend, wird in Sprühdosen

verwendet)• cadmium (ist auch in Batterien enthalten,

krebserregend)• ddT (Insektizid, hormonähnliche Wirkung)• dibenzacridin (krebserregend)• Kohlenmonoxid (giftiges Gas)

• naphtalin (Mottenmittel)• naphthylamin (krebserregend)• nikotin (Pflanzenschutz- und Unkrautver-

nichtungsmittel)• phenol (stark giftig)• polonium 210 (radioaktiv)• Quecksilber (giftiges Schwermetall)• styrol (Grundstoff für Kunststoffe)• Teer (besonders krebserregend)• Toluidin (giftig, Grundstoff für Unkraut-

vernichtungsmittel)• Toluol (Lösungsmittel)• urethan (krebserregend)• Vinylchlorid (Grundstoff für PVC, krebs-

erregend)

Nach „welt der wunder KOMPAKT“ 2/11, Inhaltsstoffe siehe auch Deutsches Krebsforschungszentrum, www.tabakkontrolle.de

wussten sie, dass …

… zigaretten auch Blausäure und polonium 210 enthalten? Blausäure, auch in Schädlings-

bekämpfungsmitteln wie Rattengift und Pflanzenschutzmitteln enthalten, ist genauso Teil des

Tabakrauchs wie Formaldehyd, das chronische Entzündungen der Atemwege verursacht. Wer

raucht, atmet auch Polonium 210 ein, ein radioaktives Element. Wer 25 Jahre lang zwei Schach-

teln täglich raucht, hat eine 40-mal höhere Strahlenbelastung als jemand, der nicht raucht. �

2. warum rauchen Kinder und Jugendliche? Gruppendruck, Werbung, mediale Verführung, Unsicherheiten sowie Problem-bewältigung sind für Jugendliche die häufigsten Motive, um mit dem Rauchen zu beginnen. Auch rauchende Vorbilder – sowohl medial als auch real – spie-len eine Rolle. Umgekehrt gaben nicht rauchende Schülerinnen und Schüler in Befragungen vor allem gesundheitliche, ästhetische und finanzielle Gründe für ihr Nichtrauchen an. Außerdem sehen sie keinen Vorteil und keinen Sinn im Rauchen.

Beim Rauchen gibt es in Bezug auf die Konsumhäufigkeit geschlechterspezifi-sche Unterschiede, die sich jedoch immer mehr angleichen. Bei den Burschen gibt es tendenziell mehr tägliche Raucher, sie greifen auch früher am Tag zur Zigarette. Unter den Mädchen sind überwiegend Gelegenheitsraucherinnen zu finden. Sowohl Mädchen als auch Burschen rauchen, um die Stimmung zu regu-lieren oder Hungergefühle zu unterdrücken.

wussten sie, dass …

… viele Jugendliche Tabakprodukte probieren, aber viele auch wieder aufhören? In Öster-

reich rauchen rund 10 Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler täglich und weitere

13,7 Prozent einmal pro Woche oder seltener. Wer mit 25 Jahren noch nicht mit dem Rauchen

begonnen hat, hat statistisch gute Chancen, lebenslang rauchfrei zu bleiben. �

Inhaltsstoffe des Tabakrauchs

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

3. was ist passivrauch?Unter Passivrauchen versteht man die Aufnahme von Tabakrauch aus der Raum-luft. Dieser besteht zu 80 bis 85 Prozent aus dem sogenannten Nebenstrom-rauch, der vom glimmenden Ende der Zigarette in die Luft abgegeben wird.

Wer als Kind zu Hause Passivrauch ausgesetzt war, beginnt als Teenager mit größerer Wahrscheinlichkeit selbst zu rauchen. Dies ist einerseits auf die Vor-bildwirkung der Eltern und auf die elterliche Toleranz dem Rauchen gegenüber zurückzuführen, andererseits hat Passivrauch einen Einfluss auf die Entwick-lung des kindlichen Gehirns. Das kann dazu beitragen, dass später ein erhöhtes Risiko besteht, rascher eine Abhängigkeit zu entwickeln.

Passivrauch enthält die gleichen giftigen und krebserzeugenden Substanzen wie der vom Rauchenden inhalierte Rauch. Daher ist es schädlich, wenn man in Räumen regelmäßig Passivrauch ausgesetzt ist. Besonders betroffen davon sind in der Gastronomie Beschäftigte.

Passivrauchen verursacht zahlreiche Erkrankungen wie ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, Schwangerschafts- und Geburtskom-plikationen, Frühgeburten, Infekte und Kopfschmerzen. Kinder, deren Eltern zu Hause rauchen, leiden häufiger unter Mittelohrentzündungen, Atemwegser-krankungen und erhöhtem Blutdruck. Da Tabakrauch auch in den Stoffwechsel eingreift, erhöht sich auch die Neigung zu Übergewicht im Erwachsenenalter.

wussten sie, dass …

... die erste windel eines Babys verrät, ob die mutter während der schwangerschaft geraucht

hat oder nicht? Spuren von Passivrauch sind im sogenannten Kindspech (erster Stuhl eines

Neugeborenen) nachweisbar, ergab eine Studie aus den USA. Sie untersuchte das Kindspech auf

den Gehalt von Cotinin, einem Abbauprodukt von Nikotin. Je mehr die Mütter geraucht hatten

oder Passivrauch ausgesetzt waren, desto höher war der Cotinin-Wert der Neugeborenen. �

4. was hat rauchen mit unfruchtbarkeit, diabetes und zahnproblemen zu tun?Rauchen kann grundsätzlich jedes Organ des Körpers schädigen, weil Tabak-rauch über den Blutkreislauf in den gesamten Körper gelangt. Besonders stark betroffen sind die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System. So erkranken rau-chende Menschen deutlich häufiger an Lungenkrebs und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder erleiden einen Schlaganfall bzw. Herzinfarkt.

Rauchen hat aber auch andere körperliche Folgen, beispielsweise Unfruchtbar-keit, Osteoporose, Diabetes Typ 2, Wundheilungsstörungen, Impotenz, Zahnver-lust, Parodontitis, Karies, Schwangerschaftskomplikationen und grauen Star. All diese Erkrankungen treten mit deutlich erhöhter Wahrscheinlichkeit auf, wenn geraucht wird. Wie der deutsche Krebsatlas feststellt, ist Rauchen auch Hauptursache von 25 bis 30 Prozent aller Krebserkrankungen. Die Einnahme der Antibabypille erhöht für rauchende Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um ein Vielfaches.

Jede Krankheit, die durch das Rauchen ausgelöst werden kann, können Nicht-raucherinnen oder ein Nichtraucher auch bekommen. Wer raucht, hat jedoch ein deutlich erhöhtes Risko dafür.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Rauchen als „die größte vermeidbare Todesursache weltweit“. Laut WHO sterben weltweit jährlich rund sechs Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens. In Österreich starben 8.903 Raucherinnen und Raucher im Jahr 2009 an Erkrankungen, die mit dem Konsum von Tabak in Verbindung gebracht werden. Das waren 17 Prozent aller Todesfälle bei Männern und sieben Prozent bei Frauen.

wussten sie, dass …

… es für den Körper viel bringt, mit dem rauchen aufzuhören? Bereits zwölf Stunden nach

der letzten Zigarette sinkt der Kohlenmonoxid-Spiegel. Nach zwei Wochen bis drei Monaten

verbessern sich Kreislaufsituation, Lungenfunktion und Kurzatmigkeit. Nach einem Jahr ist das

Herzinfarktrisiko nur mehr halb so hoch. Deutlich werden die Vorteile des Rauchstopps auch

am Lungenkrebsrisiko: Im Alter von 70 Jahren ist jede sechste Person, die lebenslang raucht,

an Lungenkrebs erkrankt, aber nur jede 250. Person, die ein Leben lang nicht geraucht hat. �

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

5. wie arbeitet die Tabakindustrie? Die Werbung für Zigaretten und andere Tabakprodukte ist in der EU durch eine Richtlinie eingeschränkt, aber nicht verboten. Im Rundfunk sind alle Formen der Tabakwerbung verboten, in Printmedien gibt es Ausnahmen, und Werbung im Internet ist nur sehr vage geregelt.

Zielgruppe der Tabakindustrie sind auch Jugendliche und junge Erwachsene. Dabei kommt Below-the-Line-Marketing zum Einsatz, das häufig von den Kon-sumentinnen und Konsumenten nicht direkt als Werbemaßnahme wahrgenom-men wird. So betreibt die Tabakindustrie Imagepflege durch kulturelle und soziale Engagements. Sie organisiert Ferienjobs, sponsert wissenschaftliche Einrichtungen und macht Eventmarketing. Eine weitere Werbeform ist das Sponsern von Rauchen in Filmen. Die Darstelle-rinnen und Darsteller vermitteln häufig das Bild: Menschen, die rauchen, sind unabhängig, cool und interessant.

Eine kritische Haltung von frühester Jugend an kann generell dazu beitragen, Werbemechanismen zu durchschauen.

wussten sie, dass …

… die Tabakindustrie schauspielerinnen und schauspielern hohe Beträge dafür bezahlt,

dass sie in filmen rauchen? In einem Brief versprach ein bekannter Hollywood-Schauspieler

der Tabakindustrie, für 500.000 Dollar in fünf Filmen zu rauchen. Für einen anderen Kassen-

schlager gab ein Tabakkonzern 350.000 Dollar aus, um die eigenen Marken beim rauchenden

Helden zu platzieren. Eine rauchende Heldin oder ein rauchender Held im Film hat als Werbeträ-

ger sehr viel mehr Werbe-Erfolg als ein Foto in einer Zeitschrift. �

6. warum zerstört rauchen die umwelt?Auch Rauchen trägt zur Ausbeutung von Menschen in Niedriglohnländern und zur Umweltverschmutzung bei. Heute wird Tabak vor allem in armen Regionen Brasiliens, Chinas, Indiens und der USA angebaut, was dort zu sozialen Prob-lemen führt: Der Tabakanbau ist von wenigen weltweiten Konzernen abhängig, welche den Preis diktieren. Schlechte arbeitsrechtliche Bedingungen, Billig-löhne und Kinderarbeit stehen häufig auf der Tagesordnung. Pestizidvergiftun-gen und die „Grüne Tabakkrankheit“ – eine Erkrankung, die durch den direkten Hautkontakt mit Nikotin beim Ernten entsteht – sind häufige Folgen der Arbeit in Tabakanbau und -ernte. Außerdem wurden vielerorts Flächen, auf denen traditionell Nutzpflanzen angebaut wurden, durch Tabakfelder ersetzt, was in manchen Gebieten zu Mangelernährung führt.

Tabakanbau und -produktion führen auch zu Umweltproblemen: Durch den Anbau sinkt der Grundwasserspiegel und Bodenerosion wird gefördert. Tabak-pflanzen entziehen dem Boden deutlich schneller und mehr Nährstoffe als alle anderen Nahrungs- und Nutzpflanzen, sodass die Fruchtbarkeit des Bodens rapide abnimmt. Für die Trocknung der Tabakblätter werden Regenwälder abgeholzt.

Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) errechnete, fallen in den Sub-tropen jedes Jahr etwa 1,2 Millionen Hektar Waldland dem Tabakanbau zum Opfer. Wer täglich 20 Zigaretten raucht, vernichtet alle drei Monate einen Tropenbaum.

wussten sie, dass …

... in einem südostafrikanischen land zehntausende Kinder durch die arbeit auf Tabakplanta-

gen an einer schweren nikotinvergiftung leiden? Laut einer Studie nehmen die oft gerade erst

einmal fünf Jahre alten Kinder bei der Arbeit auf den Tabakfeldern täglich bis zu 54 Milligramm

Nikotin auf – so viel wie beim Rauchen von 50 Zigaretten. An die 80.000 Kinder arbeiten bis zu

zwölf Stunden täglich auf Plantagen, und das oftmals zu weniger als einem Cent pro Stunde. �

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

wussten sie, dass …

… sich über einen längeren zeitraum betrachtet das gewicht von ex-raucherinnen und ex-

rauchern und jenes von personen, die ihr leben lang nicht geraucht haben, durchschnittlich

nicht unterscheidet? Auch wer nie geraucht hat, nimmt im Laufe des Lebens in ähnlichem

Ausmaß zu wie Menschen, die schon länger mit dem Rauchen aufgehört haben. �

8. wie viel kostet das rauchen? Im Durchschnitt rauchen die Wienerinnen und Wiener, die täglich rauchen, 17,6 Zigaretten pro Tag. Wer täglich eine Schachtel Zigaretten zum Packungs-preis von 4,90 Euro raucht, gibt jährlich mehr als 1.700 Euro aus.

Ein großer Anteil des Geldes geht in Form der Tabaksteuer an den Staat. Für eine Packung Zigaretten, die 4,90 Euro kostet, liegt der Steueranteil bei 2,86 Euro. Im Jahr 2011 nahm der Staat Österreich insgesamt 1,57 Milliarden Euro an Tabak-steuer ein, das sind 186 Euro jährlich pro Kopf. Den Einnahmen des Staates stehen jedoch hohe Kosten gegenüber. Denn Rauchen und Passivrauchen verur-sachen durch ihr Krankheitspotenzial volkswirtschaftlich enorme Kosten: Kran-kengeld, medizinische Kosten, Invaliditätspensionen und vieles mehr.

Laut Berechnung einer österreichischen Studie brachte der Tabakkonsum dem Staat Österreich im Jahr 2003 Einnahmen in der Höhe von 1,13 Milliarden Euro. Im Gegenzug entstanden im selben Jahr durch das Rauchen jedoch Kosten in Höhe von 1,64 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Differenz von etwa 510 Millionen Euro, wovon rund 118 Millionen Euro auf Passivrauchen zurückge-führt werden können.

wussten sie, dass …

… im Jahr 2010 durchschnittlich jeder österreichische haushalt 660 euro für Tabakwaren

ausgab? Gleich viel wie für Bildung und Erziehung. Eine andere Untersuchung stellte fest, dass

2008 in Österreich 1,8 Prozent aller Haushaltsausgaben auf Tabak entfielen. Für Essen wurden 18

Prozent, für Wohnen und Verkehr je 17 Prozent ausgegeben. Bedenkt man, dass die Nichtrauche-

rinnen und Nichtraucher in der Mehrheit sind – je nach Untersuchung beträgt der Anteil der nicht

rauchenden Erwachsenen zwischen 60 und 80 Prozent – so sind diese Zahlen enorm hoch. �

7. macht rauchen schlank? Rauchen macht nicht schlank. Wer mit dem Rauchen beginnt, nimmt dadurch nicht ab. Aber wer aufhört, nimmt häufig an Gewicht zu. Das hat mehrere Gründe: Der Grundumsatz steigt durch das Rauchen leicht, da der Körper stän-dig entgiften muss. Nach dem Aufhören sinkt er wieder. Darüber hinaus wird das Nicht-mehr-Rauchen häufig mit Essen kompensiert. Viele Situationen, in denen vorher geraucht wurde, verleiten nun zum Essen. Das Essen schmeckt auch besser, da sich Geschmacks- und Geruchssinn erholen.

Vor allem Raucherinnen zögern damit, das Rauchen aufzugeben, da sie Angst haben, an Gewicht zuzunehmen. Davon betroffen sind rund die Hälfte der Rau-cherinnen und etwa ein Drittel der Raucher. Meistens wird das Ausmaß der Gewichtszunahme überschätzt. Rund 80 Prozent der Ex-Raucherinnen und -Raucher nehmen im Durchschnitt rund 4,5 Kilogramm zu. Darin inkludiert sind sowohl sehr stark zunehmende Ex-Rauchende (10 Kilogramm und mehr) als auch Rauchende, die gar nicht zunehmen oder gar abnehmen. Das Gewicht legen Ex-Raucherinnen und -Raucher in der Regel innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach dem Rauchstopp zu. Danach verändert sich das Gewicht nur noch unwesentlich.

Es gibt verschiedene Risikofaktoren für eine Gewichtszunahme. Dazu zählen die Anzahl der Zigaretten, die täglich konsumiert wurden, sowie die genetische Veranlagung. Außerdem sind laut Statistik jüngere Rauchende, Personen, die alleine leben, oder Menschen mit einem sozial schwachen Hintergrund beson-ders gefährdet, zuzunehmen. Weitere Risikofaktoren sind wenig Bewegung und ungesunde Ernährung nach dem Rauchstopp.

Aber Rauchen hat auch einen anderen „gewichtigen“ Aspekt: Studien bestätigen den Zusammenhang von Rauchen in der Schwangerschaft und späterem Über-gewicht des Kindes. Rauchen in der Schwangerschaft führt zu einem niedrige-ren Geburtsgewicht, nach der Geburt nehmen diese Babys im Säuglings-und Kleinkindalter aber rasch an Gewicht zu und werden häufiger übergewichtig als Kinder von Nichtraucherinnen. Begründbar ist dies durch die schlechte Nährstoffversorgung des Fötus, welche den Insulinstoffwechsel und die Kör-perfettverteilung nach der Geburt des Kindes beeinflusst. Eine andere Studie stellte fest, dass Frauen, die in ihrer Jugend geraucht haben, im Erwachsenen-alter im Durchschnitt ein höheres Gewicht haben als nicht rauchende Frauen.

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

9. sind rauchverbote sinnvoll? Rauchverbote sind sinnvoll, aber sie sind nicht die alleinige Lösung. Ihre Wir-kung wird durch andere Maßnahmen verstärkt: Prävention, Tabakentwöhnung, Weiterbildungen für Beschäftigte in Gesundheitsberufen und bestenfalls wei-tere strukturelle Maßnahmen wie standardisierte Zigarettenpackungen, aktive Bekämpfung des illegalen Zigarettenhandels, Anheben der Steuer und ein gene-relles Verbot der Werbung für Tabakwaren. Das zumindest empfiehlt die Welt-gesundheitsorganisation (WHO) als wirksames Maßnahmenbündel, um den Anteil der Rauchenden zu senken.

Die Diskussion um Rauchverbote entzündet sich meistens an der Frage nach einer rauchfreien Gastronomie. Sie ist ein Symbol dafür, ob in einer Gesellschaft Rauchen oder Nichtrauchen die Norm ist. Da viele Jugendliche beim Fortgehen mit dem Rauchen beginnen, erschweren rauchfreie Lokale den Rauchbeginn. Und sie erleichtern jenen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, diesen Schritt. Darüber hinaus werden insbesondere die Beschäftigten in der Gastronomie vor Passivrauch geschützt.

In Österreich gilt seit Jänner 2009 für die Gastronomie ein Rauchverbot mit Ausnahmen: Ab einer Betriebsgröße von 80 Quadratmetern darf ein Raum fürs Rauchen eingerichtet werden. Bei Lokalen bis zu 50 Quadratmetern dürfen die Betreibenden entscheiden, ob geraucht werden darf oder nicht.

Ab 1. Mai 2018 wird ein generelles Rauchverbot in Lokalen gelten; dieses neue Gesetz wurde im Juli 2015 vom Parlament beschlossen. Unter anderem sind auch Wasserpfeifen und E-Zigaretten von diesem Verbot erfasst. Betroffen sind alle öffentlichen Orte, wo Speisen und Getränke hergestellt, verarbeitet, verab-reicht oder konsumiert werden – wie zum Beispiel bei Feuerwehrfesten. Eben-falls in der gesetzlichen Regelung erfasst sind nicht ortsfeste Einrichtungen wie Festzelte, Mehrzweckräumlichkeiten sowie schulische Einrichtungen und Freiflächen, in denen Kinder und Jugendliche beaufsichtigt und beherbergt werden – wie etwa in Internaten. Auch in Vereinslokalen wird das Rauchverbot gelten, wenn dort Aktivitäten im Beisein von Kindern und Jugendlichen ausge-übt werden (etwa bei Chorproben oder Sportvereinstreffen).

An Arbeitsplätzen gilt Folgendes: Es herrscht an österreichischen Arbeitsplät-zen zwar generell ein Rauchverbot, jedoch nicht in Aufenthalts- und Bereit-schaftsräumen.

Grundsätzlich besteht kein Anspruch auf bezahlte Rauchpausen, aber das eigenmächtige Abhalten von Rauchpausen während der Arbeitszeit stellt nur „unter besonders erschwerenden Umständen“ einen Entlassungsgrund dar.

Generell ist das Rauchen in den Jugendschutzgesetzen der Bundesländer gere-gelt. Das Wiener Jugendschutzgesetz verbietet, dass unter 16 Jahren Tabakwa-ren in der Öffentlichkeit konsumiert werden. Auch der Verkauf von Tabakwaren an Personen unter 16 Jahren ist untersagt.

In Schulgebäuden wiederum darf generell nicht geraucht werden. Schülerin-nen und Schülern ist laut Schulunterrichtsgesetz auch das Rauchen am Schul-gelände sowie an sonstigen Unterrichtsorten und bei Schulveranstaltungen untersagt. Es können aber Ausnahmeregelungen getroffen werden: Schulen in Wien dürfen für Schülerinnen und Schüler, die älter als 18 Jahre sind, per Haus-ordnung das Rauchen am Freigelände und auf Schulveranstaltungen genehmi-gen, sofern sie die Schulbehörde darüber informieren.

Österreich ist u. a. aufgrund der aktuellen Rechtslage laut „European Tobacco Control Scale 2010“ der raucherfreundlichste von 31 untersuchten europäi-schen Staaten. Ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie haben bereits viele Staaten – etwa Großbritannien, Irland, Norwegen, die Türkei, USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Brasilien und Argentinien.

wussten sie, dass …

… ein rauchverbot in der gastronomie die durch passivrauch bedingten gesundheitsbe-

schwerden der Beschäftigten reduzieren kann? Wie mehrere internationale Studien zeigen, gilt

dies sowohl für Atemwegsbeschwerden als auch für Irritationen der Augen, der Nase und des

Rachens. Es gibt auch Hinweise darauf, dass mittelfristig die Herzinfarktrate sinkt. In Schottland

wurde nach Einführung eines generellen Rauchverbots in der Gastronomie ein allgemeines Sin-

ken der Frühgeburtenrate festgestellt. �

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

10. wie gefährlich sind e-zigaretten und wasserpfeifen?Beworben werden E-Zigaretten meist auch als Hilfsmittel zur Tabakentwöh-nung. Elektrische Zigaretten (E-Zigaretten) werden häufig fälschlicherweise als „gesunde“ Alternative zu herkömmlichen Zigaretten, als Ausweg in Rauchver-botszonen und als Unterstützung bei der Tabakentwöhnung vermarktet.

E-Zigaretten werden mit einem Akku aufgeladen und mit einer Kartusche befüllt. Dann wird der Inhalt der Kartusche verdampft, ohne dabei Tabak zu verbren-nen. Kartuschen gibt es mit oder ohne Nikotin zu kaufen. Enthalten E-Zigaretten Nikotin, so kann ihre Verwedung genauso zu einer Abhängigkeit führen wie bei herkömmlichen Zigaretten. Über die gesundheitlichen Auswirkungen des Kon-sums von E-Zigaretten ist noch sehr wenig bekannt. Daher kann bisher keine Entwarnung, was schädliche Auswirkungen betrifft, gegeben werden.

Der in Wasserpfeifen (Shishas) verwendete Tabak ist mit mehr Feuchtigkeitsmit-teln und mehr Aromastoffen versehen als der Tabak von Zigaretten. Der Rauch wird durch Wasser abgekühlt, ehe er inhaliert wird. Viele meinen fälschlicher-weise, Shishas seien gesünder als Zigaretten. Aber wie herkömmliche Zigaretten beinhaltet auch der Wasserpfeifenrauch Nikotin. Da generell sowohl die Inhalts-stoffe als auch die chemischen Vorgänge ähnlich wie beim herkömmlichen Rau-chen sind, unterscheiden sich auch die Auswirkungen auf den Körper nicht.

Beworben werden in jüngster Zeit auch „rauchlose Tabakprodukte“ wie Kauta-bak, Schnupftabak und Lutschtabak, wie etwa „Snus“. Die Hersteller bewerben ihre Produkte als Ersatz in Situationen, in denen das Rauchen nicht erlaubt ist. Dazu stellen Expertinnen und Experten des Deutschen Krebsforschungszent-rums fest: Jede Form des Tabaks ist gesundheitsschädlich. Rauchlose Tabak-produkte werden häufig mit Zusatzstoffen wie Menthol, Vanille oder Schoko-lade versehen, um sie für Jugendliche besonders attraktiv zu machen.

wussten sie, dass …

… 2016 eine neue regelung für e-zigaretten, e-shishas und ähnliche produkte in Kraft

getreten ist? Das Tabak- und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetz (TNRSG) stellt

diese Produkte klassischen Tabakwaren weitgehend gleich und sie dürfen ab Mai 2017 nicht

mehr verkauft werden, wenn sie bestimmte Mindestanforderungen nicht erfüllen und keine

genauen Informationen über Inhaltsstoffe und Risiken aufweisen. (Stand: Juli 2016) �

11. Ist rauchen eine sucht oder nur ein laster?Nicht alle Menschen, die rauchen, weisen Anzeichen einer Sucht auf. Aber ein Großteil der Rauchenden ist abhängig, wie Studien belegen. Das bedeutet, es hat körperliche und psychische Auswirkungen, wenn sie aufhören zu rauchen. Das Bedürfnis nach der nächsten Zigarette wird – zumindest vorübergehend – so stark, dass man es wieder befriedigen will.

Beim Rauchen ist für die Entwicklung einer Sucht der Inhaltsstoff Nikotin hauptverantwortlich, der sieben bis zehn Sekunden nach dem Inhalieren das Gehirn erreicht und dort im Belohnungszentrum wirkt. Dort setzt Nikotin den Glücksbotenstoff Dopamin frei. Die Folge: Rauchen wird als angenehm emp-funden. Sobald sich der Körper an das Nikotin gewöhnt hat, verlangt er immer öfter danach. So werden viele Rauchende süchtig nach Zigaretten. Können sie nicht rauchen, sind sie mitunter nervös und gereizt. Rauchen wird dann als Entspannung empfunden, obwohl die Anspannung in Wirklichkeit vom leichten Entzug kommt.

Ab welcher Menge an gerauchten Zigaretten man abhängig ist, ist nicht klar festzulegen, da dies auch mit vielen anderen Faktoren zusammenhängt. Aber Nikotin zählt zu den am schnellsten abhängig machenden Substanzen. Auf-grund der raschen Aufnahme ins Gehirn und der speziellen Wirkung hat es ein ähnliches Suchtpotenzial wie Heroin und Kokain. Laut einer kanadischen Stu-die mit 1.300 Schülerinnen und Schülern stellten sich durchschnittlich bereits zweieinhalb Monate nach dem ersten Paffen und gelegentlichen Probieren Zei-chen psychischer Abhängigkeit ein. Bereits einige Monate nach der ersten Ziga-rette berichteten die Schülerinnen und Schüler über suchttypisches „Craving“ (Substanzverlangen).

wussten sie, dass …

… in Österreich rund zehn prozent der 15-jährigen schülerinnen und schüler und ungefähr

28 prozent der erwachsenen täglich rauchen? Während bei den Erwachsenen mehr Männer

rauchen, rauchen bei den Jugendlichen bereits mehr Mädchen. Weltweit sind rund 80 Prozent

aller Rauchenden männlich, aber insbesondere in Industrieländern holen Mädchen und Frauen

auf. Wie die Statistik von 1972 bis 2007 zeigt, ist auch österreichweit der Anteil der rauchenden

Männer rückläufig und jener der rauchenden Frauen nimmt zu. �

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

12. was passiert beim entzug? Wie stark die Entzugssymptome beim Aufhören sind, ist individuell verschie-den: Manche Menschen haben gar keine, andere leiden sehr darunter. Obwohl jemand, der viel geraucht hat, wenig Entzugssymptome haben kann und umge-kehrt, gilt: Die Dosis macht das Gift. Wer mehr raucht und schon längere Zeit raucht, hat sich und seinen Körper mehr an das Rauchen gewöhnt. Bekommt eine Raucherin oder ein Raucher längere Zeit kein Nikotin, verlangen die Nikotinrezeptoren im Gehirn nach Sättigung. Dies kann vorübergehend zu Entzugssymptomen wie Reizbarkeit, innerer Unruhe, Angst, schlechter Stim-mung, Konzentrationsproblemen, verstärktem Hunger und Appetit, Verstop-fung und Verlangen nach Tabak führen.

Die körperlichen Entzugssymptome sind meistens zwei Tage nach der letzten Zigarette am stärksten, weil dann die Nikotindepots leer sind. Danach werden sie allmählich schwächer. Die meisten ehemaligen Raucherinnen und Raucher berichten, dass die körperlichen Entzugssymptome nach zwei bis drei Wochen deutlich nachgelassen haben oder bereits ganz verschwunden sind. Länger dau-ert in vielen Fällen die Umstellung des Verhaltens auf ein rauchfreies Leben. Je mehr Alltagssituationen mit dem Rauchen verknüpft sind – etwa Kaffeetrin-ken, Weggehen am Abend, Rauchpausen am Arbeitsplatz, rauchende Partnerin oder rauchender Partner –, desto schwieriger ist die Umstellung. In qualitäts-vollen Entwöhnseminaren wird sowohl die körperliche als auch die psychische Abhängigkeit berücksichtigt.

wussten sie, dass …

… seit der einführung der Icd-10-Kriterien (Internationale statistische Klassifikation der

Krankheiten und verwandter gesundheitsprobleme, who) Tabakkonsum als eigenständige

abhängigkeitserkrankung anerkannt wird? Rauchen führt zu körperlicher, psychischer und

sozialer Abhängigkeit. Körperliche Abhängigkeit zeigt sich durch Entzugserscheinungen und die

Rauchgewohnheiten. Unter psychischer und sozialer Abhängigkeit versteht man Rituale, die

man sich beim Rauchen angewöhnt hat: Die Zigarettenpause oder die Zigarette nach dem Essen

verstärken etwa den Belohnungseffekt. Sie lassen die Zigarette auch immer mehr zu einem Teil

der eigenen Persönlichkeit werden. �

13. wo finden eltern und Jugendliche unterstützung?

Tabakprävention

n Institut für suchtprävention der sucht- und drogenkoordination wien

Informationen über Angebote, Informati-onsmaterialien zum Thema Rauchen,

Modecenterstraße 14/Block B/2. OG 1030 Wien Tel.: +43 1 4000-87320 [email protected] www.sdw.wien

Beratung und Therapie für erwachsene

n gesundheitszentrum wien-mariahilf Mariahilfer Straße 85-87, 1060 Wien Dr. Herbert Nell Tel.: +43 1 601 22-40600

n gesundheitszentrum wien-mitte Strohgasse 28, 1030 Wien Dr.in Waltraud Kellner Tel.: +43 1 601 22-40300

n gesundheitszentrum wien-nord Karl-Aschenbrenner-Gasse 3, 1210 Wien Dr.in Ingrid Schulz Tel.: +43 1 601 22-40200

n IKar - Interdisziplinäres Kompetenz-zentrum für antirauchertherapie im

gesundheitszentrum wien-süd Wienerbergstraße 13, 1100 Wien

Dr. Dietmar Windisch Information und Anmeldung von 8:00 bis

12:00 Uhr Tel.: +43 1 601 22-2165

nmen männergesundheitszentrum für Burschen und männer Sozialmedizinisches Zentrum Süd –

Kaiser-Franz-Josef-Spital Kundratstraße 3, 1100 Wien Tel.: 01 601 91-5454 [email protected] www.men-center.at

n rauchfrei-Telefon Telefonische Beratung und Entwöhnung

für erwachsene und Jugendliche: Montag bis Freitag von 10:00 bis

18:00 Uhr Tel.: 0800 810 013 [email protected] www.rauchfrei.at

Informationen zu Jugend- und familienberatungsangeboten in wien

n mag elf amt für Jugend und familie – servicestelle

Beratungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr Servicetelefon: +43 1 4000-80 11 [email protected]

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■ Übers Rauchen reden – was Eltern wissen sollten

links:

n www.at-schweiz.ch Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention

Schweiz

n www.feel-ok.at Informationen für Jugendliche sowie

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (zum Beispiel Lehrerinnen und Lehrer)

n www.gesundheit.gv.at Österreichisches Gesundheitsportal

n www.infodealer.at Website mit Infos zu psychoaktiven Sub-

stanzen wie Nikotin und deren Wirkungs-weise

n www.kissme-smokefree.eu Unterstützung beim Aufhören mit dem

Rauchen

n www.men-center.at MEN Männergesundheitszentrum für

Burschen und Männer

n www.rauchfrei.at Website mit Informationen, Tipps und

kostenlose Rauchfrei-App für Erwach-sene und Jugendliche

n www.rauch-frei.info Deutsche Bundeszentrale für gesundheit-

liche Aufklärung

n www.sdw.wien Sucht- und Drogenkoordination Wien

n www.tabakkontrolle.de Deutsches Krebsforschungszentrum

n www.wgkk.at Wiener Gebietskrankenkasse

n www.who.int Weltgesundheitsorganisation WHO Gesundheitsthema Tabak

n www.yolo.at Tabakpräventionsinitiative des Fonds

Gesundes Österreich, der Gesundheit Österreich GmbH und des Bundesminis-teriums für Gesundheit

nQUELLEN:

Die Inhalte dieser Broschüre wurden uns von VIVID – Fachstelle für Suchtprävention Stei-ermark zur Verfügung gestellt und vom Institut für Suchtprävention für Wien adaptiert und ergänzt. Die Inhalte basieren teilweise auf dem Konzept „Eltern Stärke(n)“ der KOSS – Koordinationsstelle Schulische Suchtvorbeugung, Kiel, Deutschland. Die Verwendung der Inhalte erfolgt mit freundlicher Genehmigung beider Einrichtungen.

Die Quellen des Ausgangstextes der von VIVID erstellten Broschüre finden Sie online unter: www.vivid.at.

Die Quellen der Überarbeitung des Instituts für Suchtprävention sind:

Kapitel Fragen und Antworten:

1. Was ist in Zigaretten enthalten

Hess, H., Kolte, B., Schmidt-Semisch, H. (2004) Kontrolliertes Rauchen. Tabakkonsum zwi-schen Verbot und Vergnügen. Lambertus, Freiburg im Breisgau.

Adlkofer F. (2000) Tabak. In: Uchtenhagen, A., Ziegelgänsberger, W. (Hrsg.) (2000) Suchtme-dizin. Konzepte, Strategien und therapeutisches Management. Urban & Fischer; München, Jena. S. 39-53.

2. Warum rauchen Kinder und Jugendliche?

Felder-Puig R. (2015) Factsheet Tabakkonsum österreichischer Jugendlicher – Daten aus der HBSC Studie. Bundesministerium für Gesundheit, Wien.

Ramelow D., Teutsch F., Hofmann F., Felder-Puig R. (2015) Gesundheit und Gesundheits-verhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ergebnisse des WHO-HBSC-Survey 2014. Bundesministerium für Gesundheit, Wien.

8. Wie viel kostet das Rauchen?

Stadt Wien (Hrsg.), Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/07 – Ergebnisse für Wien. Autorinnen: Urbas E.; Bachinger E. – Wien, 2008 (2015) S. 89

9. Sind Rauchverbote sinnvoll?

§ 11 Abs. 1 Rechtsvorschrift für Wiener Jugendschutzgesetz 2002, Fassung vom 23.06.2015

§ 9 Abs. 2 Rechtsvorschrift für Schulordnung, Fassung vom 23.06.2015

11. Ist Rauchen Sucht oder nur ein Laster?

Felder-Puig R. (2015) Factsheet Tabakkonsum österreichischer Jugendlicher – Daten aus der HBSC Studie. Bundesministerium für Gesundheit, Wien.

Ramelow D., Teutsch F., Hofmann F., Felder-Puig R. (2015) Gesundheit und Gesundheits-verhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ergebnisse des WHO-HBSC-Survey 2014. Bundesministerium für Gesundheit, Wien.

Statistik Austria (2007) Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/2007 Hauptergeb-nisse und methodische Dokumentation. Bundesministerium für Gesundheit, Wien. S. 34f AutorInnen: Mag. Jeannette Klimont, Univ.-Doz. Dr. Josef, Kytir und Mag. Barbara Leitner

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notizen Die Broschüre entstand im Zuge der Tabakpräventionsinitiative „Leb dein Leben. Ohne Rauch. YOLO“ des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen sowie des Fonds Gesundes Österreich/der Gesundheit Österreich GmbH.

Bundesministerium für Gesundheit und FrauenRadetzkystraße 21030 WienTel.: +43 1 711 00-0www.bmgf.gv.at

Fonds Gesundes Österreich, ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbHAspernbrückengasse 21020 WienTel.: +43 1 895 04 00www.fgoe.org

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www.sdw.wien