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«Ich habe viel über Diskriminierung ge- lernt», sagt Milena. Die Schülerin aus Serbien reiste mit einer 40-köpfigen Gruppe ins Kinderdorf. Die Jugendlichen engagieren sich bereits in ihrem Heimat- land gemeinsam mit den Partnerorgani- sationen der Stiftung Kinderdorf Pesta- lozzi für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen. Im Rahmen einer interkulturellen Austauschwoche mit einer Schweizer Schulklasse standen wei- tere Workshops zu den Themen Anti- Rassismus und interkulturelle Kommu- nikation auf dem Programm. «Am meis- ten haben mir die Übungen gefallen, bei denen wir uns besser kennengelernt haben», blickt Mirlinda aus St. Gallen auf die Tage in Trogen zurück. «Am Anfang fiel es uns schwer, uns zu unterhalten, da unser Englisch nicht so gut ist. Deshalb hatten wir die Zeichensprache einge- setzt. Das war sehr lustig.» Friedensbotschaft verbreiten Die Jugendlichen aus St. Gallen und Serbien lösten gemeinsam Aufgaben, verbrachten die Freizeit zusammen und bauten dadurch Vorurteile ab. Sie sei nämlich zu Beginn etwas skeptisch ge- Jugendliche aus St. Gallen und Serbien verbrachten im Juni 2014 eine inter- kulturelle Austauschwoche im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen. Zu Beginn haben sie sich noch mit Zeichensprache verständigt und am Ende sogar ihre Telefonnummern ausgetauscht. Nach der gemeinsamen Woche mit Work- shops, Übungen und Spielen sind sich Milena, Fatjona und Mirlinda einig: «Eigentlich sind wir alle gleich.» PATENSCHAFTSBERICHT 01|2015 Kinderdorf Pestalozzi FAKTEN UND ZAHLEN Über 2000 Schülerinnen und Schüler besuchten 2014 das Kinderdorf Pestalozzi im Rahmen von interkulturellen Austausch- oder Bildungsprojekten. Über 1000 Kinder und Jugendliche gestalteten im mobilen Radiobus Sendungen zu den Stiftungsthemen interkulturelle Kommunikation, Kinderrechte und Anti-Rassismus. Milena aus Serbien sowie Fatjona und Mirlinda aus St. Gallen haben Freundschaft geschlossen. wesen, räumt die St. Galler Schülerin Fatjona ein. «Da ich aus dem Kosovo bin, verbinde ich einige negative Erfahrungen mit Serbien», erklärt sie. Im Kinderdorf hatte sie schliesslich eine gute Zeit mit den serbischen Jugendlichen. «Ich war überrascht, wie nett und offen alle trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft sind.» Nach ihrer gemeinsamen Woche setz- ten sich die Schülerinnen und Schüler in- tensiv mit den Erfahrungen auseinander. Die Mädchen und Buben aus Serbien erarbeiteten einen Plan, wie sie die The- men des Austausches in ihrer Heimat in Schulen, Jugendclubs und öffentlichen Veranstaltungen als Friedensbotschaf- ter im Sinne des Kinderdorf-Gründers Walter Robert Corti verbreiten können.

Patenschaftsbericht Kinderdorf 2015-1

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Page 1: Patenschaftsbericht Kinderdorf 2015-1

«Ich habe viel über Diskriminierung ge-lernt», sagt Milena. Die Schülerin aus Serbien reiste mit einer 40-köpfigen Gruppe ins Kinderdorf. Die Jugendlichen engagieren sich bereits in ihrem Heimat-land gemeinsam mit den Partnerorgani-sationen der Stiftung Kinderdorf Pesta-lozzi für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen. Im Rahmen einer

interkulturellen Austauschwoche mit einer Schweizer Schulklasse standen wei-tere Workshops zu den Themen Anti- Rassismus und interkulturelle Kommu-nikation auf dem Programm. «Am meis-ten haben mir die Übungen gefallen, bei denen wir uns besser kennengelernt haben», blickt Mirlinda aus St. Gallen auf die Tage in Trogen zurück. «Am Anfang fiel es uns schwer, uns zu unterhalten, da unser Englisch nicht so gut ist. Deshalb hatten wir die Zeichensprache einge-setzt. Das war sehr lustig.»

Friedensbotschaft verbreitenDie Jugendlichen aus St. Gallen und Serbien lösten gemeinsam Aufgaben, verbrachten die Freizeit zusammen und bauten dadurch Vorurteile ab. Sie sei nämlich zu Beginn etwas skeptisch ge-

Jugendliche aus St. Gallen und Serbien verbrachten im Juni 2014 eine inter-

kulturelle Austauschwoche im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen. Zu Beginn

haben sie sich noch mit Zeichensprache verständigt und am Ende sogar ihre

Telefonnummern ausgetauscht. Nach der gemeinsamen Woche mit Work-

shops, Übungen und Spielen sind sich Milena, Fatjona und Mirlinda einig:

«Eigentlich sind wir alle gleich.»

PATENSCHAFTSBERICHT 01|2015

Kinderdorf Pestalozzi

FAKTEN UNd ZAhlEN•Über 2000 Schülerinnen und Schüler

besuchten 2014 das Kinderdorf Pestalozzi im Rahmen von interkulturellen Austausch- oder Bildungsprojekten.

•Über 1000 Kinder und Jugendliche gestalteten im mobilen Radiobus Sendungen zu den Stiftungsthemen interkulturelle Kommunikation, Kinderrechte und Anti-Rassismus.Milena aus Serbien sowie Fatjona und Mirlinda aus

St. Gallen haben Freundschaft geschlossen.

wesen, räumt die St. Galler Schülerin Fatjona ein. «Da ich aus dem Kosovo bin, verbinde ich einige negative Erfahrungen mit Serbien», erklärt sie. Im Kinderdorf hatte sie schliesslich eine gute Zeit mit den serbischen Jugendlichen. «Ich war überrascht, wie nett und offen alle trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft sind.» Nach ihrer gemeinsamen Woche setz-ten sich die Schülerinnen und Schüler in-tensiv mit den Erfahrungen auseinander. Die Mädchen und Buben aus Serbien erarbeiteten einen Plan, wie sie die The-men des Austausches in ihrer Heimat in Schulen, Jugendclubs und öffentlichen Veranstaltungen als Friedensbotschaf-ter im Sinne des Kinderdorf-Gründers Walter Robert Corti verbreiten können.

Page 2: Patenschaftsbericht Kinderdorf 2015-1

PATENSCHAFTSBERICHT KINdERdoRF PESTAlozzI 01|2015

Sehr geehrte Patinnen und PatenSitzen Sie lieber in einem Kreis oder hin-ter einer Person? Oder anders gefragt: Wollen Sie den Rücken einer Person

anschauen oder ihr in die Augen se-hen? In unseren Projekten arbeiten wir intensiv mit der Wahrnehmung von uns selber und unserer Mitmenschen. Das passiert anhand praktischer Übungen. Wenn sich eine Gruppe im Kreis anord-net, können sich alle ansehen und auf gleicher Augenhöhe begegnen. Einen Kreis gebildet haben auch 80 Kinder und Jugendliche aus Serbien und Russ-land am Kinderrechtstag im November. Zusammen mit emPower-Studierenden aus dem Kinderdorf führten sie in der St. Galler Altstadt eine Strassenaktion

durch, um auf die Rechte von Kindern aufmerksam zu machen. Gemeinsame Spiele bildeten den Abschluss und zo-gen neugierige Blicke von Passantinnen und Passanten auf sich. Am gleichen Tag besuchte Dominique Rinderknecht den Radiobus, der während drei Wo-chen live aus verschiedenen Orten der Schweiz sendete und Halt in Opfikon machte. Schülerinnen und Schüler in-terviewten die ehemalige Miss Schweiz.

Für ein friedliches Miteinander

IMPRESSUMStiftung Kinderdorf PestalozziKinderdorfstrasse 20 | 9043 Trogenwww.pestalozzi.ch Telefon +41 71 343 73 29

Redaktion: Andrea KernBilder: Archiv Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Opfikon mit dominique Rinderknecht vor dem Radiobus.

damian Zimmermann, Leiter Programme Schweiz

«Die Jugendlichen lernen, ihre Gefühle auszudrücken.»

«Gemeinsam ist allen Projekten das Ziel, Frieden zu schaffen.»

Gemeinsam nach lösungen suchenIch – Du – Wir. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi integriert diese pädagogi-sche Methodik in ihre Arbeit. Das Ziel ist ein friedliches Miteinander. In den Projekten geht es daher darum, dass sich jede Person ihrer Kompetenzen bewusst wird. Sie weiss, wie sie ihre Gefühle ausdrücken kann, und lernt sich dadurch besser kennen. Beim «Du» liegt der Fokus auf dem Mitmen-schen, über den man mehr erfahren möchte. Die Kinder lernen Fragen zu stellen und ihre Meinung zu äussern. Aus den beiden ersten Komponenten setzt sich das «Wir» zusammen; ein Team, das miteinander arbeitet und ge-meinsam Lösungen sucht.

Zwischen Adelboden und WalenstadtSie kamen aus Immensee, Weissruss- land und Mazedonien. Aus Märstetten, der Ukraine und Basel. Aus Moldawien, Steinebrunn und Salez. Aus der ganzen Schweiz sowie aus Ost- und Südosteu-ropa reisten Schülerinnen und Schüler ins Kinderdorf, um an Schul-, Radio- oder interkulturellen Austauschprojek-ten teilzunehmen. Über 2000 Kinder und Jugendliche profitierten vergan-genes Jahr im Kinderdorf von den ver-schiedenen Projekten. Alleine während des Summercamps trafen sich 120 Mädchen und Buben aus Moldawien, Serbien und Mazedonien auf dem

Hügel oberhalb Trogen. Und das ist nicht alles: Das Kinderdorf reiste auch zu den Schülerinnen und Schüler. Der Radiobus machte zwischen Adelboden und Walenstadt in Dörfern und Städten auf Dutzenden von Schulplätzen Halt. Im mobilen Radiostudio produzierten Schulklassen ihre eigene Sendung und setzten sich mit den Themen interkul- turelle Kommunikation, Kinderrechte und Anti-Rassismus auseinander.

Unser Engagement in der Schweiz wird im laufenden Jahr ausgebaut, sodass gegen 2500 Kinder und Jugendliche an Projekten teilnehmen können.Gemeinsam ist allen Projekten das Ziel, Frieden zu schaffen. Und durch die Be-gegnung und den Austausch das Inter-esse für kulturelle Unterschiede und das Verständnis für Andersartigkeit zu för-dern. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi bleibt der Vision des Kinderdorf-Grün-ders Walter Robert Corti damit treu und integriert diese in ihre tägliche Arbeit. Danke, dass Sie die Idee des friedvollen Zusammenlebens mittragen und unsere Projekte unterstützen. Herzlich, Damian Zimmermann