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der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Magazin IN DIESER AUSGABE Titelgeschichte Ein Land ohne Identität Aus dem Kinderdorf Erinnerungen an den Kinderdorf-Gründer Moldawien Roma Kindern eine Chance geben 06/2012

Magazin Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, 2012/06

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«Dreckiger Zigeuner» musste sich Anatolii sehr oft von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern anhören. Zu oft. Irgendwann hatte auch er genug von den Beschimpfungen und war kurz davor, die Schule zu verlassen. Die Familie hatte nichts dagegen. Sie wusste, wie es ist, wenn man verachtet wird, weil man Roma ist. Unser Herbst-Magazin mit dem Schwerpunkt Schulbildung für Roma Kinder.

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Page 1: Magazin Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, 2012/06

der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Magazin

I n d I e s e r A u s g A b e

Titelgeschichte Ein Land ohne IdentitätAus dem Kinderdorf Erinnerungen an den Kinderdorf-GründerMoldawienRoma Kindern eine Chance geben 06/2012

M A g A z I n 0 6 / 2 0 1 2

K u r z g e M e l d e t

www.pestalozzi.ch

Veranstaltungen im Besucherzentrum

Öffentliche Führungen

Jeweils am 1. Sonntag im Monat,14.00 – 15.00 UhrNächste Daten: 2. Dezember 2012, 6. Januar, 3. Februar 2013

Veranstaltungen im Kinderdorf

Diplomfeier des interkulturellen

Ausbildungsprogramms emPower

Öffentliche Diplomübergabe an die Studieren-den des Leadership-Programms emPower6. Dezember 2012, ab 17.00 Uhr

Weitere Informationen

Telefon 071 343 73 12 [email protected]/besucherzentrum

Eintrittspreise

Eintritt Erwachsene Fr. 8.–AHV/ Studierende / Lernende Fr. 6.–Kinder ab 8 Jahren Fr. 3.– Familien Fr. 20.–Mit Museumspass / Raiffeisenkarte gratis

Veranstaltungenausserhalb des Kinderdorfs

Adventsmarkt in Trogen

Kinderdorf-Stand mit Geschenkartikeln und tibetischen Spezialitätenwww.adventsmarkt-trogen.ch8. Dezember 2012, 10.00 – 17.00 Uhr

A u s d e r w e I t e n w e lt | M O l d A w I e n

Jubiläumsanlass der internationalen Programme

Am 21. September 2012 feierte die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit einem öffentlichen Jubiläumsanlass 30 Jahre Engagement im Aus-land. Ein «Marktplatz» stellte die Programme der Stiftung vor und ermöglichte Begegnungen mit den Länderverantwortlichen. Die Festrede hielt Dr. David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts. Hier einige Eindrücke vom Anlass

Roma kämpfen einen doppelten Kampf. Sie werden zur Zielscheibe gemacht, diskriminiert und ausgegrenzt. Sie bilden die unterste Stufe der Gesellschaft, leben in Slums (offizieller Sprachgebrauch für «unhygienische Siedlun-gen»), auf Müllkippen und Industriebrachen. Zugang zur Strom- und Wasserversorgung gibt es dort meist nicht.

Neben finanziellen Hürden spielt auch die Spra-che eine wichtige Rolle dabei, warum Roma einen erschwerten Zugang zu Bildung haben. Ein grosser Teil der Roma Bevölkerung spricht Romanes und nicht die Landessprache. Im Land existieren keine speziell auf Roma Kinder zugeschnittenen Lehrbücher und auch keine gesonderte Vorbereitung für ihre Lehrpersonen.

Benachteiligten Kindern den Schulunterricht ermöglichen«Dreckiger Zigeuner» musste sich Anatolii sehr oft von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern anhören. Zu oft. Irgendwann hatte auch er genug von den Beschimpfungen und war kurz davor, die Schule zu verlassen. Die Familie hatte nichts dagegen. Sie wusste, wie es ist, wenn man verachtet wird, weil man Roma ist. Dr. Argine Nahapetyan, Programmverantwortliche Südosteuropa

Sie erhalten Schulmaterial, warmes Essen und Kleider.

Im Unterricht verstanden die Kinder nichts, da sie nur Romanes sprachen.

Fakten und Zahleneinwohnerzahl: 3.4 Mio.teilnehmende Kinder / Jugendliche: 520teilnehmende lehrpersonen: 30Investitionen pro Jahr: CHF 150’000Partnerorganisation: tarna rom

Dies führt dazu, dass die Kinder im Unterricht nichts verstehen und lernen können. Oft wer-den sie bereits im vierten Schuljahr aus der Schule genommen, um Zuhause zu arbeiten und Geld für die Familie zu verdienen.

Dieses Schicksal hätte auch Anatolii fast ge-troffen. Im letzten Moment erhielt er durch das Projekt der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi die Chance, regelmässig in die «Schule nach der Schule» zu gehen, um in diesem Förderunter-richt seine Defizite auszugleichen. Im Bildungs-

zentrum konnte er neben den Hausaufgaben auch Moldauisch lernen, das er inzwischen fliessend spricht. Er erhielt das nötige Schul-material, etwas zu essen, warme Kleider und Schuhe. In diesen Zentren werden die Kinder von ausgebildeten Lehrpersonen begleitet und unterstützt. Durch das Projekt «Schritt für Schritt» erhalten Kinder, die in einer finan ziellen

Notlage sind, eine Chan-ce auf Bil dung und können auch dem re gu lären Unter richt

folgen

die roma Kinder erhalten speziell auf sie zugeschnittene lehrbücher.

Beitritt zur Bildungskoalition NGO

Welche Bildung Jugendliche, Erwachsene und Erwerbstätige wünschen, interessiert nicht nur die Bildungsämter von Bund und Kantonen. Über 25 nationale Jugend- und Gesundheits-, Menschenrechtsorganisationen, Hilfswerke und Um welt verbände haben mit der Bildungskoa li tion NGO ein neues Netzwerk gegründet. Sie wollen ihren Anliegen in der Schweizer Bildungsland-schaft mehr Gewicht verleihen, beispielsweise beim Lehrplan 21. Gemeinsames Anliegen aller

Organisationen ist die Be tei ligung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und den Lehrkräften an den Herausforderungen der Zukunft: Umwelt, Gesundheit, Menschen rechte, Nachhaltigkeit und deren Verankerung in den Lehrplänen, in der Unterrichtspraxis und in der Forschung. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist der Bildungs-koalition NGO beigetreten

Golfturnier für einen guten Zweck

Der Lions Club St. Gallen-Mörschwil veranstal tete gemeinsam mit der Bank «acrevis» am 22. Sep-tember 2012 eine Golf-Charity-Trophy in Erlen. Insgesamt kam an diesem Tag eine Spende von 10 000 Franken zugunsten der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi zusammen, die der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Urs Karl Egger hocherfreut und dankbar entgegennehmen durfte

während des unterrichts in einer moldawischen Klasse

Anatolii (13) Herausgeberin: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Kinderdorfstrasse 20, 9043 Trogen Tel. 071 343 73 29, [email protected]

Redaktion: Djulijana ZekicBildnachweis: Roland Schnetz, Dany Vigil,

Archiv Stiftung Kinderdorf PestalozziGestaltung: Agentur am Flughafen, AltenrheinSatz: heussercrea ag, St.GallenDruck: Hautle Druck AG, St.GallenAusgabe: 06/2012Erscheint: sechsmal jährlichAuflage: 100 000 (geht an alle SpenderInnen)Abo-Beitrag Fr. 5.– (wird mit der Spende verrechnet)

Nicht vergessen!

Kinderrechtstag am

20. November 2012

Weitere Veranstaltungen

Unsere Projekte für Roma Kinder

Weitere Informationen zur Bildungskoalition

Firmen-Engagements

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t I t e l g e s C H I C H t e

Liebe Spenderin, lieber Spender Liebe Leserin, lieber Leser

ein kostenloser und obligatorischer schulunterricht ist in der schweiz seit der gründung des bundes­staates 1848 in der Verfassung verankert. dies geschah aus der Überzeugung, dass Kinder später ihre rechte und Pflichten als bürger und bürgerin­nen eines demokratischen, föderalistischen staats­wesens aktiv wahrnehmen können. seit 1989 ist das recht auf bildung in der Kinderrechts kon­vention der Vereinten nationen festgeschrieben, die auch von der schweiz anerkannt worden ist. darin bekennen sich alle staaten dazu, dass Kinder ein recht auf bildung haben – und zwar alle, unab­hängig von Alter, Herkunft oder geschlecht. Am 20. november ist weltweit der tag der Kinder­rechte. An diesem datum wurde 1989 von den Ver­einten nationen die Kinderrechtskonvention unter­zeichnet. seit 30 Jahren ist die stiftung Kinderdorf Pestalozzi in der entwicklungszusammenarbeit tä­tig, um allen das recht auf bildung zu ermöglichen. sie fragen sich vielleicht, weshalb es denn heute diese Arbeit immer noch braucht? gibt es keine Fortschritte? die zahlen zeigen, dass immer mehr Kinder weltweit eine schulbildung erhalten. unsere erfahrung zeigt, diese schulbildung ist oft ungenü­gend und immer wieder gibt es rückschläge: In Asien droht die dynamische entwicklung ganze Volksgruppen zu überrollen, die noch ihre altherge­brachte lebens weise pflegen. In Afrika gefährden die weite Verbreitung von AIds und die grosse Armut viele Fortschritte. und die geschichte zentralame­rikas führt heute noch dazu, dass die bevölkerung verarmt und gewalttätigen banden ausgesetzt ist. die stiftung Kinderdorf Pestalozzi braucht es also weiterhin – und Ihre unterstützung ebenfalls. damit nicht nur einige, sondern möglichst viele Kinder eine gute schulbildung und eine Chance erhalten.

Freundliche grüsse

urs Karl eggerVorsitzender der geschäftsleitung

Ein Land ohne IdentitätVorurteile, Rassismus und Menschen­handel prägen das Land Moldawien. Auch 20 Jahre nach der Unabhän­gigkeitserklärung wird die Republik Moldawien von beispielloser Armut, Hoffnungslosigkeit und wirtschaftlichem sowie politischem Stillstand dominiert. Wo Völker unterschiedlicher Herkunft zusammenleben, sind dies nur einige der Herausforderungen, die das Land zu bewältigen hat. Djulijana Zekic

Was vorher unter einem strengen Regime zusammengehalten wurde, ist heute Quelle der Orientierungslosigkeit. Vorurteile anderen Ethnien gegenüber werden nicht hinterfragt. Verletzungen der Menschenrechte und Dis-kriminierungen von Minderheiten sind an der Tagesordnung. Eine vereinende nationale Identität gibt es nicht. Der Durchschnittslohn beträgt 260 Franken im Monat. Die geschätzte Arbeitslosenrate liegt bei rund 70 Prozent. Wer nur irgendwie kann, verlässt das Land. Von den ursprüng-lich 4.4 Millionen Einwohnern hat aufgrund

chronischer Perspektivlosigkeit bereits eine Million Menschen das Land verlassen. Der Staat ist völlig hilflos.

Was in der Schweiz selbstverständlich ist, fehlt in diesem Land: gute Schulen für Kinder und Jugendliche. In dem wohl ärmsten Land

A u s d e M K I n d e r d O r F P e s tA l O z z I

Die Klasse war sich schnell einig: «Wir wollten eine Spendenaktion durchführen und den Erlös einer gemeinnützigen Organisation spenden», sagte die Klasse entschlossen. Für sie war wichtig, dass mit dem Erlös junge Menschen, wie sie es selbst sind, unterstützt werden. Sie entschieden sich deshalb für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Mithilfe des Lehrmittels «Gestalten statt wegwerfen» wurden die Artikel hergestellt. Dabei ging es hauptsächlich darum, aus wertlosen Gegenständen etwas Brauch-bares herzustellen. Durch das kreative Re cycling wandelten die Jugendlichen gebrauchte Werk-stoffe aus dem Alltag um. Dafür waren keine speziellen Maschinen nötig. Nur mit Materialien aus dem Alltag wie Papier, Karton, Kork oder Kunststoff wurde gearbeitet.So stellte die Klasse aus alten Zeitungen, Bü-chern, Joghurtgläsern und weiteren Materialien Zeitungsschalen, Notizblock- oder Fotohalter und bunte Windlichter her. Anschliessend verkaufte

sondern sie wachsen und gedeihen zu lassen. Er war ein wunderbarer Familienvater. Die Kinder störten ihn nie, sie konnten mit jeder Frage kom-men, jede kleine Schnecke, jedes Blatt wurde ihnen erklärt», erinnert sich Anuti Corti.

Seine Vision von einer Welt, in der Kinder fried-lich leben können, begleitet das Kinderdorf seit über 66 Jahren und hat zahllosen Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bildung und einem besseren Leben ermöglicht

Als Anuti Corti bei einem Zahnarzt in Unterägeri arbeitete, begegnete sie eines Tages Walter Robert Corti, als er mit Zahnschmerzen in die Praxis kam. Er war nach einer schweren Lungen-krankheit zur Erholung in Unterägeri. Als Walter Robert Corti später die Rechnung bezahlte, schrieb er auf den grünen Einzahlungsschein: «Und grüs-sen Sie das Fräulein mit den Puszta-Augen*». Sie sahen sich zwei Jahre nicht mehr, bis er ihr einen Brief schrieb, dass er nun genesen sei und als Redaktor in Zürich beim «DU» arbeite. Er schickte ihr ein prächtiges DU-Magazin und fragte, ob sie Lust hätte, ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Zwei Jahre später heirateten sie.

«Früh hatte er den Gedanken an eine friedliche Welt. Zunächst wollte er eine Friedensakademie bauen, doch dann passierte Schreckliches im Zweiten Weltkrieg. Die Kindernot in ganz Europa war gross, und deshalb rief er zum Bau eines Friedensdorfes für die Kriegskinder auf», erzählt Anuti Corti über den Visionären Corti. «Warum ist der Mensch des Menschen Mörder?», fragte er sich bereits als kleiner Bub. Der gebür-tige Tessiner war nicht nur ein hoch gebildeter Mediziner und Philosoph, sondern auch eine liebenswürdige, charismatische Persönlichkeit, humorvoll, intelligent und doch sehr beschei-den. Sein Äusseres war ihm unwichtig. Während 46 Ehejahren wurden die Cortis Eltern von vier Kindern und Grosseltern von neun Enkeln. «Ihm war es wichtig, seine Kinder nicht zu er ziehen,

«Ausbildungsmöglichkeiten: Null. Chancen auf eine Arbeitsstelle: ebenfalls null.»

«Die Kinder störten ihn nie, sie konnten mit jeder Frage kommen, jede kleine Schnecke, jedes Blatt wurde ihnen erklärt.»

«In meinem Herzen lebt er weiter – für immer.»

Im schulzimmer einer ersten Klasse in Moldawien mit dem roma Jungen nikolai.

Die Frau an der Seite des Kinderdorf-GründersGespannt warten die Jugendlichen des Kinderdorfs Pestalozzi auf ihren Besuch. Als die 94­Jährige ins Klassenzimmer schreitet, ist es mucksmäuschenstill. Alle haben sie viele Fragen an Anuti Corti, die Ehefrau des verstorbenen Kinderdorf­Gründers. Mit ihrer charismatischen Art zieht sie die Jugendlichen gleich in ihren Bann und erzählt von der schwierigen Gründungszeit des Kinderdorfes und ihren vielfältigen Erlebnissen im Kinderdorf zusammen mit ihrem Mann, Walter Robert Corti. Djulijana Zekic

Europas werden Minderheiten ausgegrenzt. Nur knapp die Hälfte der Roma Kinder geht in die Schule. Viele brechen die Schule ab, weil sie gehänselt werden, oder besuchen später keine Sekundarschule. Was haben diese Kin-der ohne gute Schulbildung für eine Zukunft?Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi setzt sich dafür ein, auch diesen Kindern einen Zugang zu Bildung und ihnen und dem ganzen Land eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Bitte unterstützen Sie uns dabei

Von Jugendlichen für Jugendliche – Spendenaktion mit AbfallWas bei vielen Menschen im Müll oder im Altpapier landet, diente den Schülerinnen und Schülern der Sekundarschule Reben in Arbon als Inspiration für eine Spendenaktion der besonderen Art. Die Idee entstand im Werkunterricht. Joanna Nüesch

die sekundarklasse reben aus Arbon vor dem besucherzentrum im Kinderdorf.

Mit dem Verkauf dieser Produkte kamen 500 Franken zusammen.

sie ihre Werke auf dem Flohmarkt. Voller Stolz übergaben sie den Erlös von 500 Franken im Kinderdorf Pestalozzi. Die Schülerinnen und Schüler erhielten in unserem Besucher zentrum einen Einblick in die Geschichte und die aktuellen Projekte der Stiftung. Eine Führung rundete den Besuch ab. Das Kinderdorf Pestalozzi bedankt sich ganz herzlich bei der Sekundarschule Reben für das Engagement und die Unterstützung

Anuti Corti während ihres besuchs im

sommer dieses Jahres in der

internen schule des Kinderdorfs

Pestalozzi.

* Anm. d. Red.: Puszta ist ein Landschaftsgrossraum in Ungarn. Anuti Cortis Vater war ein ungarischer Geiger.

Zur Geschichte des Kinderdorfs

Unsere Projekte in Moldawien

So können auch Sie sich engagieren

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Liebe Spenderin, lieber Spender Liebe Leserin, lieber Leser

ein kostenloser und obligatorischer schulunterricht ist in der schweiz seit der gründung des bundes­staates 1848 in der Verfassung verankert. dies geschah aus der Überzeugung, dass Kinder später ihre rechte und Pflichten als bürger und bürgerin­nen eines demokratischen, föderalistischen staats­wesens aktiv wahrnehmen können. seit 1989 ist das recht auf bildung in der Kinderrechts kon­vention der Vereinten nationen festgeschrieben, die auch von der schweiz anerkannt worden ist. darin bekennen sich alle staaten dazu, dass Kinder ein recht auf bildung haben – und zwar alle, unab­hängig von Alter, Herkunft oder geschlecht. Am 20. november ist weltweit der tag der Kinder­rechte. An diesem datum wurde 1989 von den Ver­einten nationen die Kinderrechtskonvention unter­zeichnet. seit 30 Jahren ist die stiftung Kinderdorf Pestalozzi in der entwicklungszusammenarbeit tä­tig, um allen das recht auf bildung zu ermöglichen. sie fragen sich vielleicht, weshalb es denn heute diese Arbeit immer noch braucht? gibt es keine Fortschritte? die zahlen zeigen, dass immer mehr Kinder weltweit eine schulbildung erhalten. unsere erfahrung zeigt, diese schulbildung ist oft ungenü­gend und immer wieder gibt es rückschläge: In Asien droht die dynamische entwicklung ganze Volksgruppen zu überrollen, die noch ihre altherge­brachte lebens weise pflegen. In Afrika gefährden die weite Verbreitung von AIds und die grosse Armut viele Fortschritte. und die geschichte zentralame­rikas führt heute noch dazu, dass die bevölkerung verarmt und gewalttätigen banden ausgesetzt ist. die stiftung Kinderdorf Pestalozzi braucht es also weiterhin – und Ihre unterstützung ebenfalls. damit nicht nur einige, sondern möglichst viele Kinder eine gute schulbildung und eine Chance erhalten.

Freundliche grüsse

urs Karl eggerVorsitzender der geschäftsleitung

Ein Land ohne IdentitätVorurteile, Rassismus und Menschen­handel prägen das Land Moldawien. Auch 20 Jahre nach der Unabhän­gigkeitserklärung wird die Republik Moldawien von beispielloser Armut, Hoffnungslosigkeit und wirtschaftlichem sowie politischem Stillstand dominiert. Wo Völker unterschiedlicher Herkunft zusammenleben, sind dies nur einige der Herausforderungen, die das Land zu bewältigen hat. Djulijana Zekic

Was vorher unter einem strengen Regime zusammengehalten wurde, ist heute Quelle der Orientierungslosigkeit. Vorurteile anderen Ethnien gegenüber werden nicht hinterfragt. Verletzungen der Menschenrechte und Dis-kriminierungen von Minderheiten sind an der Tagesordnung. Eine vereinende nationale Identität gibt es nicht. Der Durchschnittslohn beträgt 260 Franken im Monat. Die geschätzte Arbeitslosenrate liegt bei rund 70 Prozent. Wer nur irgendwie kann, verlässt das Land. Von den ursprüng-lich 4.4 Millionen Einwohnern hat aufgrund

chronischer Perspektivlosigkeit bereits eine Million Menschen das Land verlassen. Der Staat ist völlig hilflos.

Was in der Schweiz selbstverständlich ist, fehlt in diesem Land: gute Schulen für Kinder und Jugendliche. In dem wohl ärmsten Land

A u s d e M K I n d e r d O r F P e s tA l O z z I

Die Klasse war sich schnell einig: «Wir wollten eine Spendenaktion durchführen und den Erlös einer gemeinnützigen Organisation spenden», sagte die Klasse entschlossen. Für sie war wichtig, dass mit dem Erlös junge Menschen, wie sie es selbst sind, unterstützt werden. Sie entschieden sich deshalb für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Mithilfe des Lehrmittels «Gestalten statt wegwerfen» wurden die Artikel hergestellt. Dabei ging es hauptsächlich darum, aus wertlosen Gegenständen etwas Brauch-bares herzustellen. Durch das kreative Re cycling wandelten die Jugendlichen gebrauchte Werk-stoffe aus dem Alltag um. Dafür waren keine speziellen Maschinen nötig. Nur mit Materialien aus dem Alltag wie Papier, Karton, Kork oder Kunststoff wurde gearbeitet.So stellte die Klasse aus alten Zeitungen, Bü-chern, Joghurtgläsern und weiteren Materialien Zeitungsschalen, Notizblock- oder Fotohalter und bunte Windlichter her. Anschliessend verkaufte

sondern sie wachsen und gedeihen zu lassen. Er war ein wunderbarer Familienvater. Die Kinder störten ihn nie, sie konnten mit jeder Frage kom-men, jede kleine Schnecke, jedes Blatt wurde ihnen erklärt», erinnert sich Anuti Corti.

Seine Vision von einer Welt, in der Kinder fried-lich leben können, begleitet das Kinderdorf seit über 66 Jahren und hat zahllosen Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bildung und einem besseren Leben ermöglicht

Als Anuti Corti bei einem Zahnarzt in Unterägeri arbeitete, begegnete sie eines Tages Walter Robert Corti, als er mit Zahnschmerzen in die Praxis kam. Er war nach einer schweren Lungen-krankheit zur Erholung in Unterägeri. Als Walter Robert Corti später die Rechnung bezahlte, schrieb er auf den grünen Einzahlungsschein: «Und grüs-sen Sie das Fräulein mit den Puszta-Augen*». Sie sahen sich zwei Jahre nicht mehr, bis er ihr einen Brief schrieb, dass er nun genesen sei und als Redaktor in Zürich beim «DU» arbeite. Er schickte ihr ein prächtiges DU-Magazin und fragte, ob sie Lust hätte, ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Zwei Jahre später heirateten sie.

«Früh hatte er den Gedanken an eine friedliche Welt. Zunächst wollte er eine Friedensakademie bauen, doch dann passierte Schreckliches im Zweiten Weltkrieg. Die Kindernot in ganz Europa war gross, und deshalb rief er zum Bau eines Friedensdorfes für die Kriegskinder auf», erzählt Anuti Corti über den Visionären Corti. «Warum ist der Mensch des Menschen Mörder?», fragte er sich bereits als kleiner Bub. Der gebür-tige Tessiner war nicht nur ein hoch gebildeter Mediziner und Philosoph, sondern auch eine liebenswürdige, charismatische Persönlichkeit, humorvoll, intelligent und doch sehr beschei-den. Sein Äusseres war ihm unwichtig. Während 46 Ehejahren wurden die Cortis Eltern von vier Kindern und Grosseltern von neun Enkeln. «Ihm war es wichtig, seine Kinder nicht zu er ziehen,

«Ausbildungsmöglichkeiten: Null. Chancen auf eine Arbeitsstelle: ebenfalls null.»

«Die Kinder störten ihn nie, sie konnten mit jeder Frage kommen, jede kleine Schnecke, jedes Blatt wurde ihnen erklärt.»

«In meinem Herzen lebt er weiter – für immer.»

Im schulzimmer einer ersten Klasse in Moldawien mit dem roma Jungen nikolai.

Die Frau an der Seite des Kinderdorf-GründersGespannt warten die Jugendlichen des Kinderdorfs Pestalozzi auf ihren Besuch. Als die 94­Jährige ins Klassenzimmer schreitet, ist es mucksmäuschenstill. Alle haben sie viele Fragen an Anuti Corti, die Ehefrau des verstorbenen Kinderdorf­Gründers. Mit ihrer charismatischen Art zieht sie die Jugendlichen gleich in ihren Bann und erzählt von der schwierigen Gründungszeit des Kinderdorfes und ihren vielfältigen Erlebnissen im Kinderdorf zusammen mit ihrem Mann, Walter Robert Corti. Djulijana Zekic

Europas werden Minderheiten ausgegrenzt. Nur knapp die Hälfte der Roma Kinder geht in die Schule. Viele brechen die Schule ab, weil sie gehänselt werden, oder besuchen später keine Sekundarschule. Was haben diese Kin-der ohne gute Schulbildung für eine Zukunft?Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi setzt sich dafür ein, auch diesen Kindern einen Zugang zu Bildung und ihnen und dem ganzen Land eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Bitte unterstützen Sie uns dabei

Von Jugendlichen für Jugendliche – Spendenaktion mit AbfallWas bei vielen Menschen im Müll oder im Altpapier landet, diente den Schülerinnen und Schülern der Sekundarschule Reben in Arbon als Inspiration für eine Spendenaktion der besonderen Art. Die Idee entstand im Werkunterricht. Joanna Nüesch

die sekundarklasse reben aus Arbon vor dem besucherzentrum im Kinderdorf.

Mit dem Verkauf dieser Produkte kamen 500 Franken zusammen.

sie ihre Werke auf dem Flohmarkt. Voller Stolz übergaben sie den Erlös von 500 Franken im Kinderdorf Pestalozzi. Die Schülerinnen und Schüler erhielten in unserem Besucher zentrum einen Einblick in die Geschichte und die aktuellen Projekte der Stiftung. Eine Führung rundete den Besuch ab. Das Kinderdorf Pestalozzi bedankt sich ganz herzlich bei der Sekundarschule Reben für das Engagement und die Unterstützung

Anuti Corti während ihres besuchs im

sommer dieses Jahres in der

internen schule des Kinderdorfs

Pestalozzi.

* Anm. d. Red.: Puszta ist ein Landschaftsgrossraum in Ungarn. Anuti Cortis Vater war ein ungarischer Geiger.

Zur Geschichte des Kinderdorfs

Unsere Projekte in Moldawien

So können auch Sie sich engagieren

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Liebe Spenderin, lieber Spender Liebe Leserin, lieber Leser

ein kostenloser und obligatorischer schulunterricht ist in der schweiz seit der gründung des bundes­staates 1848 in der Verfassung verankert. dies geschah aus der Überzeugung, dass Kinder später ihre rechte und Pflichten als bürger und bürgerin­nen eines demokratischen, föderalistischen staats­wesens aktiv wahrnehmen können. seit 1989 ist das recht auf bildung in der Kinderrechts kon­vention der Vereinten nationen festgeschrieben, die auch von der schweiz anerkannt worden ist. darin bekennen sich alle staaten dazu, dass Kinder ein recht auf bildung haben – und zwar alle, unab­hängig von Alter, Herkunft oder geschlecht. Am 20. november ist weltweit der tag der Kinder­rechte. An diesem datum wurde 1989 von den Ver­einten nationen die Kinderrechtskonvention unter­zeichnet. seit 30 Jahren ist die stiftung Kinderdorf Pestalozzi in der entwicklungszusammenarbeit tä­tig, um allen das recht auf bildung zu ermöglichen. sie fragen sich vielleicht, weshalb es denn heute diese Arbeit immer noch braucht? gibt es keine Fortschritte? die zahlen zeigen, dass immer mehr Kinder weltweit eine schulbildung erhalten. unsere erfahrung zeigt, diese schulbildung ist oft ungenü­gend und immer wieder gibt es rückschläge: In Asien droht die dynamische entwicklung ganze Volksgruppen zu überrollen, die noch ihre altherge­brachte lebens weise pflegen. In Afrika gefährden die weite Verbreitung von AIds und die grosse Armut viele Fortschritte. und die geschichte zentralame­rikas führt heute noch dazu, dass die bevölkerung verarmt und gewalttätigen banden ausgesetzt ist. die stiftung Kinderdorf Pestalozzi braucht es also weiterhin – und Ihre unterstützung ebenfalls. damit nicht nur einige, sondern möglichst viele Kinder eine gute schulbildung und eine Chance erhalten.

Freundliche grüsse

urs Karl eggerVorsitzender der geschäftsleitung

Ein Land ohne IdentitätVorurteile, Rassismus und Menschen­handel prägen das Land Moldawien. Auch 20 Jahre nach der Unabhän­gigkeitserklärung wird die Republik Moldawien von beispielloser Armut, Hoffnungslosigkeit und wirtschaftlichem sowie politischem Stillstand dominiert. Wo Völker unterschiedlicher Herkunft zusammenleben, sind dies nur einige der Herausforderungen, die das Land zu bewältigen hat. Djulijana Zekic

Was vorher unter einem strengen Regime zusammengehalten wurde, ist heute Quelle der Orientierungslosigkeit. Vorurteile anderen Ethnien gegenüber werden nicht hinterfragt. Verletzungen der Menschenrechte und Dis-kriminierungen von Minderheiten sind an der Tagesordnung. Eine vereinende nationale Identität gibt es nicht. Der Durchschnittslohn beträgt 260 Franken im Monat. Die geschätzte Arbeitslosenrate liegt bei rund 70 Prozent. Wer nur irgendwie kann, verlässt das Land. Von den ursprüng-lich 4.4 Millionen Einwohnern hat aufgrund

chronischer Perspektivlosigkeit bereits eine Million Menschen das Land verlassen. Der Staat ist völlig hilflos.

Was in der Schweiz selbstverständlich ist, fehlt in diesem Land: gute Schulen für Kinder und Jugendliche. In dem wohl ärmsten Land

A u s d e M K I n d e r d O r F P e s tA l O z z I

Die Klasse war sich schnell einig: «Wir wollten eine Spendenaktion durchführen und den Erlös einer gemeinnützigen Organisation spenden», sagte die Klasse entschlossen. Für sie war wichtig, dass mit dem Erlös junge Menschen, wie sie es selbst sind, unterstützt werden. Sie entschieden sich deshalb für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Mithilfe des Lehrmittels «Gestalten statt wegwerfen» wurden die Artikel hergestellt. Dabei ging es hauptsächlich darum, aus wertlosen Gegenständen etwas Brauch-bares herzustellen. Durch das kreative Re cycling wandelten die Jugendlichen gebrauchte Werk-stoffe aus dem Alltag um. Dafür waren keine speziellen Maschinen nötig. Nur mit Materialien aus dem Alltag wie Papier, Karton, Kork oder Kunststoff wurde gearbeitet.So stellte die Klasse aus alten Zeitungen, Bü-chern, Joghurtgläsern und weiteren Materialien Zeitungsschalen, Notizblock- oder Fotohalter und bunte Windlichter her. Anschliessend verkaufte

sondern sie wachsen und gedeihen zu lassen. Er war ein wunderbarer Familienvater. Die Kinder störten ihn nie, sie konnten mit jeder Frage kom-men, jede kleine Schnecke, jedes Blatt wurde ihnen erklärt», erinnert sich Anuti Corti.

Seine Vision von einer Welt, in der Kinder fried-lich leben können, begleitet das Kinderdorf seit über 66 Jahren und hat zahllosen Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bildung und einem besseren Leben ermöglicht

Als Anuti Corti bei einem Zahnarzt in Unterägeri arbeitete, begegnete sie eines Tages Walter Robert Corti, als er mit Zahnschmerzen in die Praxis kam. Er war nach einer schweren Lungen-krankheit zur Erholung in Unterägeri. Als Walter Robert Corti später die Rechnung bezahlte, schrieb er auf den grünen Einzahlungsschein: «Und grüs-sen Sie das Fräulein mit den Puszta-Augen*». Sie sahen sich zwei Jahre nicht mehr, bis er ihr einen Brief schrieb, dass er nun genesen sei und als Redaktor in Zürich beim «DU» arbeite. Er schickte ihr ein prächtiges DU-Magazin und fragte, ob sie Lust hätte, ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Zwei Jahre später heirateten sie.

«Früh hatte er den Gedanken an eine friedliche Welt. Zunächst wollte er eine Friedensakademie bauen, doch dann passierte Schreckliches im Zweiten Weltkrieg. Die Kindernot in ganz Europa war gross, und deshalb rief er zum Bau eines Friedensdorfes für die Kriegskinder auf», erzählt Anuti Corti über den Visionären Corti. «Warum ist der Mensch des Menschen Mörder?», fragte er sich bereits als kleiner Bub. Der gebür-tige Tessiner war nicht nur ein hoch gebildeter Mediziner und Philosoph, sondern auch eine liebenswürdige, charismatische Persönlichkeit, humorvoll, intelligent und doch sehr beschei-den. Sein Äusseres war ihm unwichtig. Während 46 Ehejahren wurden die Cortis Eltern von vier Kindern und Grosseltern von neun Enkeln. «Ihm war es wichtig, seine Kinder nicht zu er ziehen,

«Ausbildungsmöglichkeiten: Null. Chancen auf eine Arbeitsstelle: ebenfalls null.»

«Die Kinder störten ihn nie, sie konnten mit jeder Frage kommen, jede kleine Schnecke, jedes Blatt wurde ihnen erklärt.»

«In meinem Herzen lebt er weiter – für immer.»

Im schulzimmer einer ersten Klasse in Moldawien mit dem roma Jungen nikolai.

Die Frau an der Seite des Kinderdorf-GründersGespannt warten die Jugendlichen des Kinderdorfs Pestalozzi auf ihren Besuch. Als die 94­Jährige ins Klassenzimmer schreitet, ist es mucksmäuschenstill. Alle haben sie viele Fragen an Anuti Corti, die Ehefrau des verstorbenen Kinderdorf­Gründers. Mit ihrer charismatischen Art zieht sie die Jugendlichen gleich in ihren Bann und erzählt von der schwierigen Gründungszeit des Kinderdorfes und ihren vielfältigen Erlebnissen im Kinderdorf zusammen mit ihrem Mann, Walter Robert Corti. Djulijana Zekic

Europas werden Minderheiten ausgegrenzt. Nur knapp die Hälfte der Roma Kinder geht in die Schule. Viele brechen die Schule ab, weil sie gehänselt werden, oder besuchen später keine Sekundarschule. Was haben diese Kin-der ohne gute Schulbildung für eine Zukunft?Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi setzt sich dafür ein, auch diesen Kindern einen Zugang zu Bildung und ihnen und dem ganzen Land eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Bitte unterstützen Sie uns dabei

Von Jugendlichen für Jugendliche – Spendenaktion mit AbfallWas bei vielen Menschen im Müll oder im Altpapier landet, diente den Schülerinnen und Schülern der Sekundarschule Reben in Arbon als Inspiration für eine Spendenaktion der besonderen Art. Die Idee entstand im Werkunterricht. Joanna Nüesch

die sekundarklasse reben aus Arbon vor dem besucherzentrum im Kinderdorf.

Mit dem Verkauf dieser Produkte kamen 500 Franken zusammen.

sie ihre Werke auf dem Flohmarkt. Voller Stolz übergaben sie den Erlös von 500 Franken im Kinderdorf Pestalozzi. Die Schülerinnen und Schüler erhielten in unserem Besucher zentrum einen Einblick in die Geschichte und die aktuellen Projekte der Stiftung. Eine Führung rundete den Besuch ab. Das Kinderdorf Pestalozzi bedankt sich ganz herzlich bei der Sekundarschule Reben für das Engagement und die Unterstützung

Anuti Corti während ihres besuchs im

sommer dieses Jahres in der

internen schule des Kinderdorfs

Pestalozzi.

* Anm. d. Red.: Puszta ist ein Landschaftsgrossraum in Ungarn. Anuti Cortis Vater war ein ungarischer Geiger.

Zur Geschichte des Kinderdorfs

Unsere Projekte in Moldawien

So können auch Sie sich engagieren

Page 5: Magazin Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, 2012/06

der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Magazin

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Titelgeschichte Ein Land ohne IdentitätAus dem Kinderdorf Erinnerungen an den Kinderdorf-GründerMoldawienRoma Kindern eine Chance geben 06/2012

M A g A z I n 0 6 / 2 0 1 2

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www.pestalozzi.ch

Veranstaltungen im Besucherzentrum

Öffentliche Führungen

Jeweils am 1. Sonntag im Monat,14.00 – 15.00 UhrNächste Daten: 2. Dezember 2012, 6. Januar, 3. Februar 2013

Veranstaltungen im Kinderdorf

Diplomfeier des interkulturellen

Ausbildungsprogramms emPower

Öffentliche Diplomübergabe an die Studieren-den des Leadership-Programms emPower6. Dezember 2012, ab 17.00 Uhr

Weitere Informationen

Telefon 071 343 73 12 [email protected]/besucherzentrum

Eintrittspreise

Eintritt Erwachsene Fr. 8.–AHV/ Studierende / Lernende Fr. 6.–Kinder ab 8 Jahren Fr. 3.– Familien Fr. 20.–Mit Museumspass / Raiffeisenkarte gratis

Veranstaltungenausserhalb des Kinderdorfs

Adventsmarkt in Trogen

Kinderdorf-Stand mit Geschenkartikeln und tibetischen Spezialitätenwww.adventsmarkt-trogen.ch8. Dezember 2012, 10.00 – 17.00 Uhr

A u s d e r w e I t e n w e lt | M O l d A w I e n

Jubiläumsanlass der internationalen Programme

Am 21. September 2012 feierte die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit einem öffentlichen Jubiläumsanlass 30 Jahre Engagement im Aus-land. Ein «Marktplatz» stellte die Programme der Stiftung vor und ermöglichte Begegnungen mit den Länderverantwortlichen. Die Festrede hielt Dr. David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts. Hier einige Eindrücke vom Anlass

Roma kämpfen einen doppelten Kampf. Sie werden zur Zielscheibe gemacht, diskriminiert und ausgegrenzt. Sie bilden die unterste Stufe der Gesellschaft, leben in Slums (offizieller Sprachgebrauch für «unhygienische Siedlun-gen»), auf Müllkippen und Industriebrachen. Zugang zur Strom- und Wasserversorgung gibt es dort meist nicht.

Neben finanziellen Hürden spielt auch die Spra-che eine wichtige Rolle dabei, warum Roma einen erschwerten Zugang zu Bildung haben. Ein grosser Teil der Roma Bevölkerung spricht Romanes und nicht die Landessprache. Im Land existieren keine speziell auf Roma Kinder zugeschnittenen Lehrbücher und auch keine gesonderte Vorbereitung für ihre Lehrpersonen.

Benachteiligten Kindern den Schulunterricht ermöglichen«Dreckiger Zigeuner» musste sich Anatolii sehr oft von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern anhören. Zu oft. Irgendwann hatte auch er genug von den Beschimpfungen und war kurz davor, die Schule zu verlassen. Die Familie hatte nichts dagegen. Sie wusste, wie es ist, wenn man verachtet wird, weil man Roma ist. Dr. Argine Nahapetyan, Programmverantwortliche Südosteuropa

Sie erhalten Schulmaterial, warmes Essen und Kleider.

Im Unterricht verstanden die Kinder nichts, da sie nur Romanes sprachen.

Fakten und Zahleneinwohnerzahl: 3.4 Mio.teilnehmende Kinder / Jugendliche: 520teilnehmende lehrpersonen: 30Investitionen pro Jahr: CHF 150’000Partnerorganisation: tarna rom

Dies führt dazu, dass die Kinder im Unterricht nichts verstehen und lernen können. Oft wer-den sie bereits im vierten Schuljahr aus der Schule genommen, um Zuhause zu arbeiten und Geld für die Familie zu verdienen.

Dieses Schicksal hätte auch Anatolii fast ge-troffen. Im letzten Moment erhielt er durch das Projekt der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi die Chance, regelmässig in die «Schule nach der Schule» zu gehen, um in diesem Förderunter-richt seine Defizite auszugleichen. Im Bildungs-

zentrum konnte er neben den Hausaufgaben auch Moldauisch lernen, das er inzwischen fliessend spricht. Er erhielt das nötige Schul-material, etwas zu essen, warme Kleider und Schuhe. In diesen Zentren werden die Kinder von ausgebildeten Lehrpersonen begleitet und unterstützt. Durch das Projekt «Schritt für Schritt» erhalten Kinder, die in einer finan ziellen

Notlage sind, eine Chan-ce auf Bil dung und können auch dem re gu lären Unter richt

folgen

die roma Kinder erhalten speziell auf sie zugeschnittene lehrbücher.

Beitritt zur Bildungskoalition NGO

Welche Bildung Jugendliche, Erwachsene und Erwerbstätige wünschen, interessiert nicht nur die Bildungsämter von Bund und Kantonen. Über 25 nationale Jugend- und Gesundheits-, Menschenrechtsorganisationen, Hilfswerke und Um welt verbände haben mit der Bildungskoa li tion NGO ein neues Netzwerk gegründet. Sie wollen ihren Anliegen in der Schweizer Bildungsland-schaft mehr Gewicht verleihen, beispielsweise beim Lehrplan 21. Gemeinsames Anliegen aller

Organisationen ist die Be tei ligung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und den Lehrkräften an den Herausforderungen der Zukunft: Umwelt, Gesundheit, Menschen rechte, Nachhaltigkeit und deren Verankerung in den Lehrplänen, in der Unterrichtspraxis und in der Forschung. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist der Bildungs-koalition NGO beigetreten

Golfturnier für einen guten Zweck

Der Lions Club St. Gallen-Mörschwil veranstal tete gemeinsam mit der Bank «acrevis» am 22. Sep-tember 2012 eine Golf-Charity-Trophy in Erlen. Insgesamt kam an diesem Tag eine Spende von 10 000 Franken zugunsten der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi zusammen, die der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Urs Karl Egger hocherfreut und dankbar entgegennehmen durfte

während des unterrichts in einer moldawischen Klasse

Anatolii (13) Herausgeberin: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Kinderdorfstrasse 20, 9043 Trogen Tel. 071 343 73 29, [email protected]

Redaktion: Djulijana ZekicBildnachweis: Roland Schnetz, Dany Vigil,

Archiv Stiftung Kinderdorf PestalozziGestaltung: Agentur am Flughafen, AltenrheinSatz: heussercrea ag, St.GallenDruck: Hautle Druck AG, St.GallenAusgabe: 06/2012Erscheint: sechsmal jährlichAuflage: 100 000 (geht an alle SpenderInnen)Abo-Beitrag Fr. 5.– (wird mit der Spende verrechnet)

Nicht vergessen!

Kinderrechtstag am

20. November 2012

Weitere Veranstaltungen

Unsere Projekte für Roma Kinder

Weitere Informationen zur Bildungskoalition

Firmen-Engagements

Page 6: Magazin Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, 2012/06

der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Magazin

I n d I e s e r A u s g A b e

Titelgeschichte Ein Land ohne IdentitätAus dem Kinderdorf Erinnerungen an den Kinderdorf-GründerMoldawienRoma Kindern eine Chance geben 06/2012

M A g A z I n 0 6 / 2 0 1 2

K u r z g e M e l d e t

www.pestalozzi.ch

Veranstaltungen im Besucherzentrum

Öffentliche Führungen

Jeweils am 1. Sonntag im Monat,14.00 – 15.00 UhrNächste Daten: 2. Dezember 2012, 6. Januar, 3. Februar 2013

Veranstaltungen im Kinderdorf

Diplomfeier des interkulturellen

Ausbildungsprogramms emPower

Öffentliche Diplomübergabe an die Studieren-den des Leadership-Programms emPower6. Dezember 2012, ab 17.00 Uhr

Weitere Informationen

Telefon 071 343 73 12 [email protected]/besucherzentrum

Eintrittspreise

Eintritt Erwachsene Fr. 8.–AHV/ Studierende / Lernende Fr. 6.–Kinder ab 8 Jahren Fr. 3.– Familien Fr. 20.–Mit Museumspass / Raiffeisenkarte gratis

Veranstaltungenausserhalb des Kinderdorfs

Adventsmarkt in Trogen

Kinderdorf-Stand mit Geschenkartikeln und tibetischen Spezialitätenwww.adventsmarkt-trogen.ch8. Dezember 2012, 10.00 – 17.00 Uhr

A u s d e r w e I t e n w e lt | M O l d A w I e n

Jubiläumsanlass der internationalen Programme

Am 21. September 2012 feierte die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit einem öffentlichen Jubiläumsanlass 30 Jahre Engagement im Aus-land. Ein «Marktplatz» stellte die Programme der Stiftung vor und ermöglichte Begegnungen mit den Länderverantwortlichen. Die Festrede hielt Dr. David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts. Hier einige Eindrücke vom Anlass

Roma kämpfen einen doppelten Kampf. Sie werden zur Zielscheibe gemacht, diskriminiert und ausgegrenzt. Sie bilden die unterste Stufe der Gesellschaft, leben in Slums (offizieller Sprachgebrauch für «unhygienische Siedlun-gen»), auf Müllkippen und Industriebrachen. Zugang zur Strom- und Wasserversorgung gibt es dort meist nicht.

Neben finanziellen Hürden spielt auch die Spra-che eine wichtige Rolle dabei, warum Roma einen erschwerten Zugang zu Bildung haben. Ein grosser Teil der Roma Bevölkerung spricht Romanes und nicht die Landessprache. Im Land existieren keine speziell auf Roma Kinder zugeschnittenen Lehrbücher und auch keine gesonderte Vorbereitung für ihre Lehrpersonen.

Benachteiligten Kindern den Schulunterricht ermöglichen«Dreckiger Zigeuner» musste sich Anatolii sehr oft von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern anhören. Zu oft. Irgendwann hatte auch er genug von den Beschimpfungen und war kurz davor, die Schule zu verlassen. Die Familie hatte nichts dagegen. Sie wusste, wie es ist, wenn man verachtet wird, weil man Roma ist. Dr. Argine Nahapetyan, Programmverantwortliche Südosteuropa

Sie erhalten Schulmaterial, warmes Essen und Kleider.

Im Unterricht verstanden die Kinder nichts, da sie nur Romanes sprachen.

Fakten und Zahleneinwohnerzahl: 3.4 Mio.teilnehmende Kinder / Jugendliche: 520teilnehmende lehrpersonen: 30Investitionen pro Jahr: CHF 150’000Partnerorganisation: tarna rom

Dies führt dazu, dass die Kinder im Unterricht nichts verstehen und lernen können. Oft wer-den sie bereits im vierten Schuljahr aus der Schule genommen, um Zuhause zu arbeiten und Geld für die Familie zu verdienen.

Dieses Schicksal hätte auch Anatolii fast ge-troffen. Im letzten Moment erhielt er durch das Projekt der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi die Chance, regelmässig in die «Schule nach der Schule» zu gehen, um in diesem Förderunter-richt seine Defizite auszugleichen. Im Bildungs-

zentrum konnte er neben den Hausaufgaben auch Moldauisch lernen, das er inzwischen fliessend spricht. Er erhielt das nötige Schul-material, etwas zu essen, warme Kleider und Schuhe. In diesen Zentren werden die Kinder von ausgebildeten Lehrpersonen begleitet und unterstützt. Durch das Projekt «Schritt für Schritt» erhalten Kinder, die in einer finan ziellen

Notlage sind, eine Chan-ce auf Bil dung und können auch dem re gu lären Unter richt

folgen

die roma Kinder erhalten speziell auf sie zugeschnittene lehrbücher.

Beitritt zur Bildungskoalition NGO

Welche Bildung Jugendliche, Erwachsene und Erwerbstätige wünschen, interessiert nicht nur die Bildungsämter von Bund und Kantonen. Über 25 nationale Jugend- und Gesundheits-, Menschenrechtsorganisationen, Hilfswerke und Um welt verbände haben mit der Bildungskoa li tion NGO ein neues Netzwerk gegründet. Sie wollen ihren Anliegen in der Schweizer Bildungsland-schaft mehr Gewicht verleihen, beispielsweise beim Lehrplan 21. Gemeinsames Anliegen aller

Organisationen ist die Be tei ligung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und den Lehrkräften an den Herausforderungen der Zukunft: Umwelt, Gesundheit, Menschen rechte, Nachhaltigkeit und deren Verankerung in den Lehrplänen, in der Unterrichtspraxis und in der Forschung. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist der Bildungs-koalition NGO beigetreten

Golfturnier für einen guten Zweck

Der Lions Club St. Gallen-Mörschwil veranstal tete gemeinsam mit der Bank «acrevis» am 22. Sep-tember 2012 eine Golf-Charity-Trophy in Erlen. Insgesamt kam an diesem Tag eine Spende von 10 000 Franken zugunsten der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi zusammen, die der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Urs Karl Egger hocherfreut und dankbar entgegennehmen durfte

während des unterrichts in einer moldawischen Klasse

Anatolii (13) Herausgeberin: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Kinderdorfstrasse 20, 9043 Trogen Tel. 071 343 73 29, [email protected]

Redaktion: Djulijana ZekicBildnachweis: Roland Schnetz, Dany Vigil,

Archiv Stiftung Kinderdorf PestalozziGestaltung: Agentur am Flughafen, AltenrheinSatz: heussercrea ag, St.GallenDruck: Hautle Druck AG, St.GallenAusgabe: 06/2012Erscheint: sechsmal jährlichAuflage: 100 000 (geht an alle SpenderInnen)Abo-Beitrag Fr. 5.– (wird mit der Spende verrechnet)

Nicht vergessen!

Kinderrechtstag am

20. November 2012

Weitere Veranstaltungen

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