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Studierendenmagazin der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen 112009 www.pflichtlektuere.com pflichtlektüre Entspannt Euch! Nicht nur Bologna ist schuld am Uni-Stress: Wir sind zu verkrampft. Urin-Attacken und dumme Sprüche Homosexuelle kämpfen um Anerkennung - auch heute noch, selbst an den Unis Streiken will gelernt sein Organizing zeigt, wie man sich für bessere Bedingungen einsetzen kann A169_01

Pflichtlektüre Essen 11-2009

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Die neueste Ausgabe der Pflichtlektüre Essen

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Page 1: Pflichtlektüre Essen 11-2009

Studierendenmagazin der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen

112009 www.pflichtlektuere.compflichtlektüre

Entspannt Euch! Nicht nur Bologna ist schuld am Uni-Stress:

Wir sind zu verkrampft.

Urin-Attacken und dumme SprücheHomosexuelle kämpfen um Anerkennung - auch heute noch, selbst an den Unis

Streiken will gelernt seinOrganizing zeigt, wie man sich für bessere Bedingungen einsetzen kann

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S02 VOR-SPIEL A367_02

WAs geht

Neulich iN DeutschlAND

WisseNs-Wert

glühwein geht immer. Darum konnten es viele auch kaum erwarten, dass die Weih-nachtsmärkte im Pott wieder öffnen.

Der Dortmunder Markt mit dem Superlativ-Baum lockt mit über 300 Buden in die Innenstadt – Deko, Krimskrams, Fressbuden jeder Art und natürlich Glühwein ohne Ende. Ein vorweihnachtlicher Ausflug mit Freunden dorthin, ist auch gleichzeitig Gelegenheit um Weihnachtsgeschen-ke zu kaufen. Ein Tipp von uns: Auch am verkaufsoffenen Sonntag, den 6. Dezember, gibt es diese Chance. Doch eines ist sicher - du bist nicht allein.

Wem der Weihnachtsmarkt in Dort-mund nicht reicht, bekommt auch in

den umliegenden Städten Glühwein und Co. geboten: Essen rühmt sich mit der internationalen Vielfalt seiner rund 260 Stände und einer besonders schö-nen Licht-Dekoration. In Bochum steht eine zwölf Meter hohe Weihnachtspy-ramide auf dem Dr.-Ruer-Platz. Zudem fliegt der Weihnachtsmann zwei Mal täglich, jeweils um 18 und 19.30 Uhr, in seinem Rentierschlitten über den Platz hinweg - ein Hochseilspektakel der Artistenfamilie Falko Traber. Und auch andere kleinere Städte im Umkreis wie beispielsweise Hattingen mit seinen Fachwerkhäusern haben stimmungs-volle Märkte. pflichtlektüre wünscht einen guten Start in die Weihnachts-zeit!

ah,sal/Foto: pixelio/Didi01

schweinegrippealarm: Viele lassen sich impfen und greifen vorher noch schnell zu Para-cetamol. Mögliche Folgen des Pieks, wie Fieber und Entzün-

dungen, sollen durch die Tablette gemil-dert oder ganz verhindert werden. Doch das könnte ein Fehler sein.

Eine tschechische Studie belegt: Nimmt ein Patient vor einer Impfung Paraceta-mol, hat er danach seltener Fieber. Aller-dings wird so auch die durch die Impfe ausgelöste Antikörperreaktion deutlich abschwächt. Zweck des Ganzen ist je-doch genau diese Reaktion, durch die der Grippeschutz entsteht. Auf Paracetamol sollte also vor der Impfung verzichtet werden, so die Forscher.

Professor Uwe Schauer von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum schließt aber aus, dass die Tablette den Impfschutz ganz ausschalten könnte. „Doch auch aus praktischen Gründen ist die vor-herige Einnahme von Paracetamol un-sinnig. Fieber tritt nach einer Impfung zwölf bis 24 Stunden später auf. Parace-tamol wirkt aber nur für sechs Stunden. Es ist aber ratsam, es bei späteren Fie-berschüben einzunehmen. Besonders bei Kindern, wenn das Fieber über 39°C liegt“, erklärt Schauer. Nimmt man das Paracetamol erst nach der Impfung, hat das auch laut Studie keine Auswirkung auf den Grippeschutz.

fin/foto: pixelio/tommys

es war einmal ein Erasmus-Neuling in Deutschland: Ich. Neugierig auf die deutsche Kultur, ging ich sofort aus, um mein erstes deutsches Bier zu

trinken. In der Bar angekommen, war die erste sprachliche Herausforderung das Lesen der Preisliste. Ich konzen-trierte mich und sah was ich erwartet hatte: Bier. Und es war mein Glückstag: Nur einen Euro kostete es. Mit ein we-nig Pantomime bestellte ich und end-lich hielt ich mein Getränk in den Hän-den, da hörte ich den Barkeeper sagen: „Zwei Euro, bitte." Was war das?

Nun gut, dachte ich und zahlte. Doch zurück kriegte ich ein Geschenk, einen kleinen gelben Chip. Ich ging zu mei-nem Platz, schaute ihn an, roch an ihm und biss hinein. Doch nichts geschah.

„Was sollte dieser Chip?" Wie es das Schicksal in meine Hand gelegt hatte, beschloss ich, gut auf ihn aufzupas-sen. Ich tat es die ganze Nacht. Später fiel mir ein, ich könnte ihn eines Tages meinen Enkeln zeigen als Erinnerung an mein erstes deutsches Bier. Doch als ich gehen wollte, platzte der Traum: „Wohin willst du mit dem Chip?“, frag-te der Kellner: „Sie müssen ihn abge-ben, um Ihren Euro zurück zu bekom-men.“ Ich werde nicht viel dazu sagen, wie schwer mir der Abschied fiel. Aber dennoch, an diesem Abend begann ich ein deutscher Pfand-und-Bier-Liebha-ber zu sein. foto: nm

laura Basurto garcia kommt aus spanien und studiert während ihres Auslandsse-mesters Journalistik in Dortmund.

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START-BLOCK S03

S08

Lernst du noch oder lebst du schon?

HERZ-STÜCK diesmal

Anzeige

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Zur Ausgabe

Sie mache demnächst ein Karriere-Coaching, sagte mir meine Bekannte letztens. "So eine persönliche Beratung. Die erstellen dann ein Kompetenz-Profi l von mir. Außerdem zeigen sie, wie ich mich über Net-working und Selbstmarketing besser promote. Eine

coole Sache. Kostet nur 450 Euro und bringt dich echt weiter." - "Geht's noch?", hätte ich sie gerne ge-fragt. Aber ich habe es mir verkniffen.

Wie sind wir mittlerweile drauf? Wir gehen zu Karriere-Coachings, nur um fünf Zentimete Vorsprung vor unseren Mitmenschen zu haben, unseren Kon-kurrenten. Die entscheidenden fünf Zentimeter selbstverständlich.

So ein Schmarrn. Aber was sollen ei-gentlich Unternehmen? Angepasste Streber, die nach sechs Semestern in-klusive Auslandsaufenthalt mit dem Studium durch sind? Oder Individualisten mit krummen Lebensläufen, aber Erfahrung?

Die pfl ichtlektüre hat Personaler gefragt. Die Antworten lest ihr auf Seite 11.

DUISBURG/ESSEN

S04 … Keine Chance für die Grippe: Wie sich die Uni wappnet.

S07 … Studenten auf der Straße: So lief der Bildungsstreik.

HERZ-STÜCK

S11 … Charakterköpfe statt Creditpoint-Jäger: Was Personaler wollen.

RUHR-BLICK

S12 … 25 Jahre und kein Ende: Schwule kämpfen um Anerkennung.

DIENST-BAR

S14 … Freizeit ohne Uni: Atheisten, Monet und Buddy Holly.

Lust aufLuftfahrt?

Hochfliegende Erwartungen? Vom Studium nicht erfüllt?Wenn ein Hochschul-Abschluss Sie nicht mehr länger überzeugt. Sie aber den-noch hoch motiviert für eine Ausbildung sind: Dann bewerben Sie sich bei derdeutschen Flugsicherung! Für die Ausbildung zum Fluglotsen bzw. zur Fluglotsin!Wann immer Sie Ihre Entscheidung treffen – wir bilden das ganze Jahr über aus!www.dfs.de – Weil der Himmel Sie braucht!

Fluglotse werden!www.dfs.de

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S04 DUISBURG/ESSEN: MITTEN IM LEBEN A169_04

In den Ärmel hustenPandemie-Krisenstab und Notfallplan - welche Auswirkungen hat die „Schweinegrippe“ auf das Campusleben?

fall zu beurteilen: „Ob eine erhöhte Ansteckungsge-fahr für Schwan-gere besteht, liegt in erster Linie dar-an, mit wie vielen Menschen sie in Kontakt sind“, er-klärt Weinmann. Deshalb werden diese Beschäf-tigten aus publi-kumsintensiven Bereichen fernge-halten. Schwan-geren Studie-renden wird die Beratung durch einen Arzt oder das Gesundheits-amt empfohlen.

Um mögliche Infektionen im Blick zu haben und im Bedarfs-fall reagieren zu können, ist die Universitätsver-waltung darauf angewiesen, dass Fälle von Erkran-kungen zentral gemeldet wer-den.

Auf Landesebene ruft der NRW-Gesundheitsmi-nister Karl-Josef Laumann (CDU) derzeit die Be-völkerung zur Beteiligung an der kostenlosen Impfaktion auf: „Ich bin davon überzeugt, dass eine Impfung der beste Schutz gegen die sich unverändert ausbreitende neue Grippe ist“, sagte Laumann. Es gibt allerdings auch viele Kritiker der Impfung, die ersten Angebote wurden von der Bevölkerung nur sehr schleppend angenommen.

Auch Experten schätzen die möglichen Auswir-kungen der Grippe sehr unterschiedlich ein: Sie beziffern die Zahl der möglichen Kranken- und Sterbefälle von einigen Hundert bis hin zu eini-gen Tausend in Nordrhein-Westfalen.

Das Konzept der Universität Duisburg-Es-sen ist einfach, aber wirksam - „Selbst-verteidigung gegen Grippe“. Neun Tech-niken, sich und andere zu schützen, sind die ersten Schritte zur Prävention gegen

die „Schweinegrippe“.

Hinter den Kulissen der Universitätsverwaltung macht man sich tatsächlich mehr Gedanken über „Infl uenza A/ H1N1“ - wie die neue Grippe offi ziell genannt wird - als das ungetrübte Campusleben erahnen lässt. „Es wurde ein Pandemie-Krisen-stab einberufen, der in den nächsten Wochen einen Notfallplan aufstellen wird“, berichtet Su-sanne Prengel vom Gesundheitsmanagement der Hochschule. Solch ein Notfallplan werde in erster Linie betriebliche und personelle Maß-nahmen beinhalten. „Im Ernstfall wollen wir auf hohe Ausfallzahlen vorbereitet sein“, erklärt Prengel. Die Beschäftigten würden sich dann auf betriebliche Kernfunktionen konzentrieren um die verbleibenden Personalkapazitäten bestmög-lich zu nutzen.

Die Prävention gegen die Grippewelle ist bereits in vollem Gange: Inzwischen sind vor vielen Hör-sälen zum Reinigen der Hände Desinfektions-spender angebracht. So soll verhindert werden, dass sich die Krankheitserreger in Großgruppen weiter verbreiten. Im Mittelpunkt steht aber die „Selbstverteidigung“. Überall auf dem Campus hängen bereits Plakate mit Verhaltensempfeh-lungen: „Hygienisch husten“ - also nicht etwa in die Hand, sondern möglichst in den Ärmel - lau-tet eine dieser Verteidigungstechniken gegen die „Schweinegrippe“.

Besondere Vorsichtsmaßnahmen gelten zu die-sem Zeitpunkt bereits für Schwangere, da der Krankheitsverlauf bei ihnen erfahrungsgemäß sehr viel schwerer ist als bei anderen Menschen. Elke Weinmann von der Stabsstelle Arbeitssi-cherheit der Universität Duisburg-Essen ist mo-mentan damit beschäftigt die Gefährdung am Arbeitsplatz von werdenden Müttern im Einzel-

Was tun gegen die Schweinegrippe? Die Uni rät zum Konzept „Selbstverteidigung“.

Zu den möglichen Gefahren von „Infl uenza A/ H1N1“ unter der Rubrik „Aktuelles“ auf der Homepage der Universität Duisburg-Essen und auf www.neue-grippe.bund.de.

Meldungen von Krankheitsfällen an: infl [email protected]

INFOSIn jedem Fall ist es ratsam, die Selbstverteidigung der Universität zu befolgen.

text Mareille Landau foto Daniel Gehrmann

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Der Eintritt ist frei.Wir bitten um verbindliche Anmeldungmit Angabe der teilnehmenden Personenund Kontakt für Rückfragen unter:

Tel. 0 18 02 / 40 40 72(6 Ct. / Anruf a. d. dt. Festnetz, abweichender Mobilfunktarif).

Chefredakteur Ulrich Reitz bezieht Stellung – jedenMonatzu einem anderen aktuellen Thema.

Freuen Sie sich auf eine Talk-Runde mit interessanten Gästen:

Prof. Dr. Andreas Pinkwart,Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung undTechnologie NRW, Landesvorsitzender der FDP in NRWChristiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRWder Bundesagentur für ArbeitProf. Dr. Bruno O. Braun, Vorstandsvorsitzender TÜV RheinlandProf. Dr. Elmar W. Weiler, Rektor der Ruhr-Universität BochumLinda Herten,Master-Studierende der NRW School of Governance, Universität Duisburg-Essen

Donnerstag, 3. Dezember 2009, 18.30 UhrPACT Zollverein, Choreographisches ZentrumNRW,Bullmannaue 20a, 45327 Essen, Parkplatz A 2

Das Reitz-Thema im Fernsehen: Freitag, 4. Dezember, 22 Uhrsowie Samstag, 5. und Sonntag, 6. Dezemberum 12.30Uhr auf

Unistandort NRW:

Wie halten wir unserenNachwuchs im Land?

In Kooperation mit

Hochschule ist Zukunft. Eine Informationsoffensive des Ministeriumsfür Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des LandesNordrhein-Westfalen, der nordrhein-westfälischen Hochschulen und derRegionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit.www.hochschule-ist-zukunft.de

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S06 DUISBURG/ESSEN: MITTEN IM LEBEN A169_06

Seine Rechte nutzen Streiken, aber wie? Organizing zeigt Protestwilligen die Theorie zur Aufl ehnung.

Unbehandelte Patien-ten, wartende Passa-giere an Bahnhöfen und Flughäfen, kleine Kinder im Büro der be-

rufstätigen Mutter - in den ver-gangenen Monaten lag der Be-trieb in Arztpraxen, Bahnhöfen und Kindergärten oft fl ach. Die Liste der Streiks ließe sich fort-setzen: Bildungsstreik, Streik der Gebäudereiniger. Dahinter stehen meist die Gewerkschaf-ten, welche sich generell gegen jede Form inakzeptabler und ungerechter Verhältnisse am Arbeitsplatz einsetzen. Ver-hältnisse, denen viele von uns spätestens nach Ende ihres Studiums auch ausgesetzt sein werden.

Organizing ist in Deutschland nicht neu; neu jedoch ist die aus den USA übernommene Be-zeichnung, die systematische Methodik in der Vorgehenswei-se und ihre zunehmende Ver-breitung in Deutschland. Hier-bei werden Beschäftigte durch gezielte Kampagnen befähigt, sich selber gegen ihre Arbeits-bedingungen zu wehren und gegen die Interessen des Ar-beitgebers vorzugehen. Der Fo-kus liegt darauf, die Arbeitneh-mer mit dem nötigen Werkzeug und Wissen auszustatten, um eigenständig Kampagnen zu pla-nen und durchzuziehen. Die Idee dahinter lässt sich laut ver.di auch so formulieren: „Wir selbst bilden die Gewerkschaft im Betrieb.“ Ziel ist es, durch gemeinsames und so-lidarisches Handeln, betriebliche Konfl ikte zu identifi zieren, zu entfachen und zu lösen. So soll langfristig ein arbeitnehmerfreund-licheres Klima geschaffen werden.

„Das Interesse und die Bereitschaft auf Seite der Arbeitnehmer ist meistens durchaus vorhan-den. Man muss ihnen nur das ‚wie’ an die Hand geben“, sagt ein Student, der sich intensiv mit dem Thema Organizing befasst. Zuerst gilt es he-rauszufi nden, an welchen empfi ndlichen Stellen man das Unternehmen treffen, und somit wirt-schaftlichen Druck erzeugen kann: Wer sind die Kapitalgeber? Wer sind die Kunden? Nach den Vorbereitungsphasen wird zusammen mit eini-gen Arbeitnehmern ein Schlachtplan ausgear-beitet: Dieser „Aktivenkreis“ plant zunehmend selbstständig zielgerichtete Aktionen und nimmt den Konfl ikt mit dem Arbeitgeber auf – bis zur schriftlichen Einigung in Form eines erneuerten Tarifvertrags.

Ein Beispiel für erfolgreiches Organizing stell-ten Nadine Telemann (ver.di) und Silvia Bayram (ver.di) auf der internationalen Konferenz „Or-ganizing in Europa“ in Markelfi ngen in diesem Jahr vor: Lidl. Stichwort ‚Mitarbeiterbespitzelung’ – mit den Datenskandalen in den Jahren 2008 und 2009 lenkte die Handelskette das Augen-merk der Bevölkerung einmal mehr auf Themen wie Arbeitsschutz oder Arbeitnehmerrechte. Ein Brennpunkt, welcher regelrecht nach Organizing der Mitarbeiter schrie: In Stuttgart-Feuerbach wurde im Rahmen der Lidl-Kampagne der erste Lidl-Betriebsrat gegründet. Hier ist es gelungen, motivierte Arbeitnehmer mit einzubinden, so dass dieser nun aus haupt- und ehrenamtlichen Mitgliedern besteht.

Die Baubranche ist ein weiteres Beispiel, wo dank der IG BAU in den letzten Jahren einige positive

Erfolgsgeschichten mit-hilfe von Organizing ge-schrieben wurden. Das ist auch für kommende Aka-demiker interessant: „Wer

schon als Student eine Ahnung von seinen Rech-ten hat, wird sich an der späteren Arbeitsstelle sicher besser behaupten können“.

text Lisa Helberg foto Jonas Mueller-Töwe

Ein guter Streik will organisiert sein: Gezielte Kampagnen sollen den Streikwilligen Wissen und Werkzeug vermitteln. Organizing nennt sich das dann.

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DUISBURG/ESSEN: IM HÖRSAAL S07A169_07

Sie rollt wieder. Die Welle des Protests im Bildungsstreik 2009. Mit Kundge-bungen verschafften sich Studenten und Schüler auch an den Ruhrgebiets-Universitäten Aufmerksamkeit. Richtig

viele kamen aber nur in Essen zusammen. Ziel des Protests: erhebliche Nachbesserungen bei den Bedingungen in Bachelor- und Master-Studi-engängen, die Abschaffung der Studiengebühren und bessere Berufsperspektiven für Absolventen mit Bachelor-Abschluss.

Weit über 1000 Schüler und Studierende zogen vergangene Woche durch die Innenstadt. Studen-ten aus Duisburg hatten sich ihnen angeschlos-sen. Parolen wie „Wir sind hier, wird sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ - machten die Überzeugung der Demonstranten deutlich: Die Bildungspolitik muss sich ändern. Unter ständi-ger Polizeibegleitung marschierten die Gegner von Bologna-Prozess und Studiengebühren in Richtung Essener Bahnhof.

Der stellvertretende Asta-Vorsitzende Jan Bauer marschierte mit. Der Asta hatte zwar die Beset-zungen der Hörsäle in der letzten Woche als fal-

sches Mittel kritisiert, nimmt aber am Bildungsstreik teil: „Dies ist eine Form des Protestes, die wir voll un-terstützen!“ Für den Bildungsstreik hatte das Rektorat der Uni Duisburg-Essen die Studenten sogar von ihrer Anwesenheitspfl icht freigesprochen.

Nachdem die Polizei die Demo offi -ziell beendet hatte, verstreuten sich zwar viele der protestierenden Schü-ler und Studenten – andere zogen sich jedoch wieder in die Innenstadt zurück, wo es noch zu Zusammenstö-ßen mit der Polizei kam.

Wie DerWesten berichtete, droht 154 Studenten eine Anzeige, weil sie sich den Anordnungen der Polizei wider-setzt hatten.

Bereits am Freitag hatten die Bildungsstreikenden ihren Protest von der Uni in die Städte verlagert: Nach der Besetzung des Audimaxes in Duisburg lief das Ultimatum des Rektors aus. Die Säle muss-ten geräumt werden. Daraufhin zog der Tross, ver-

stärkt durch dazustoßende Essener, in die Innen-stadt zu einer friedlichen Abschlusskundgebung. red

Lauter Protest

So protestierten die aufgebrachten Schüler und Studenten in Essen.

In Essen streiken mehr als 1000 Schüler und Studenten gegen „fehlende Bildung“.

Mehr auf dem neuen Online-Portal: www.pfl ichtlektuere.com

pfl ichtlektüre empfi ehlt

Mehr auf dem neuen Online-Portal: www.pfl ichtlektuere.com

Bildungsstreik TopaktuellEin heißer Herbstwind weht über unseren Campus. Viele von Euch haben mitgemacht beim Kampf gegen Studien-gebühren und dem zu hohen Leistungsdruck an den Universitäten. Auf der pfl ichtlektüre-Website fi ndet ihr unsere komplette Berichterstattung: Von der Besetzung des Audimax in Duisburg, bis hin zum bundesweiten Protest-Tag. Wir halten Euch weiterhin auf dem Laufenden und wollen Eure Meinung zu den Aktionen.

Die Mensaparty vor zwei Jahren ging in die Geschichte der Ruhr-Uni Bochum ein, und der ehemalige ASta-Chef musste seinen Kopf dafür hinhalten: Zum ersten Mal überhaupt spricht Fabian Ferber über die Hinter-gründe der Party, die mehr als 200.000 Euro Schulden verursachte, die Zeit davor und danach und das Urteil, das er nun vom Amtsgericht Bochum erhielt.

Das Gesicht hinter der Party

Es weihnachtet sehr... Unser Adventskalender nicht nur für Weihnachts-wissenschaftler: Hinter den 24 Türchen verbergen sich Antworten auf Fragen wie „Welche chemischen Prozesse stecken in unseren Plätzchen?“ und ein Blick in die Zukunft: Weiße Weihnacht 2009? Jeden Tag gibt es eine Gewinnspielfrage. Als Preise win-ken signierte Bücher und Kinogutscheine.

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S08 HERZ-STÜCK

W ir haben Angst. Vorm Versagen, vor Arbeitslosigkeit, vor einer un-sicheren Zukunft. Wir wünschen uns Sicherheit, und mancher ist be-reit, dafür alles zu tun. Schlaf wird

zweitrangig. Kommilitionen werden Konkurren-ten – um die Gunst der Profs, das begehrte Prakti-kum oder den hoch dotierten Job. Viele begreifen das Leben als eine Art Rennstrecke. Wer bremst, verliert. Es geht darum, möglichst vorne mitzu-fahren und schnell ans Ziel zu kommen. Die ent-scheidende Frage aber lautet: Was ist eigentlich das Ziel?

Zuweilen scheint es, als gehe es nur noch darum, sich möglichst gut zu verkaufen. Es ist nicht lange

her, da war sich selbst zu verkaufen gleichbedeu-tend mit Selbstverrat. Doch heute ist jeder käuf-lich. Mancher biedert sich sogar an – Hauptsache, der Lohn ist ein kleines bisschen Sicherheit.

Die Wissenschaft bestätigt dieses Bild: Die aktu-elle Shell-Studie beschreibt uns als „pragmati-sche Generation“. Man studiert, um einen siche-ren Arbeitsplatz zu bekommen. Demnach sind wir zunehmend verunsichert: Blickten 2002 noch 69 Prozent von uns optimistisch in ihre Zukunft, waren es vier Jahre später nur noch 56 Prozent. Seit 1998 ist es Studenten immer wichtiger ge-worden, später einen festen Job zu bekommen. Eine Studie der Uni Konstanz zeigt: Vor elf Jahren wählten nur 23 Prozent ihr Fach nach den späte-ren Karriereoptionen aus. 2007 waren es schon 36 Prozent. Laut Studienleiter Tino Bargel sind „die Studenten konservativer und egoistischer geworden“.

Die Nahrung für die Zukunftsangst kommt nicht von uns selbst. Wir bieten nur den Nährboden für die Panik. Geschürt wird die Angst durch Mei-nungsmacher in Politik, Wirtschaft und Medien. Das klingt platt, trifft aber den Kern. Politiker aller Parteien sprechen von steigenden Herausforde-rungen in einer globalisierten Welt. Laut Bun-desbildungsministerium verstärkt der demogra-fi schen Wandel diese noch. Deutschland müsse aufpassen, nicht von China und Brasilien über-holt zu werden. Da ist es schon wieder, das Bild von der Rennstrecke: Wer zögert oder zweifelt, verliert den Anschluss.

Den Unternehmen soll es recht sein. Sie leben von Konkurrenz. Je mehr Konkurrenz zwischen den Bewerbern, desto besser der Gewinner – so zumindest die Theorie. Die Wirklichkeit heißt zuweilen Burnout (sie-he Infokasten). Die Medien schließlich verstärken die Panik mit haufenweise ne-gativen Nachrichten. Jeder Quelle-Katalog, jeder Opel erinnert an die Wirtschaftskrise. Pausenlose Katastrophenmel-dungen aus den Unternehmen erschüttern jedes Selbstbewusstsein und ersticken jeden Funken Zuversicht. Dabei ist die Lage längst nicht so düs-ter, wie viele denken (siehe Text auf Seite 10).

Doch wir Studenten ergeben uns der irrationa-len Angst. Das Streben nach berufl ichem Erfolg

überlagert alles. Wir vernachlässigen Freunde, solange deren Väter keine Personaler sind. Wir verabschieden uns von Hobbys, wenn diese kei-nen berufl ichen Nutzen bringen. Alles wird auf Sicherheit getrimmt. Was verloren geht, ist die Freiheit, die Studieren eigentlich mit sich brin-gen sollte.

Zwei Fragen sollte jeder Student im Auge behal-ten: Was will ich wirklich? Worum geht es mir im Leben? Und nicht: Was will der Personalchef?

Friedrich Schiller hat in seiner Antrittsvorlesung in Jena 1789 zwei Typen von Studenten unter-schieden: den „philoso-

phischen Kopf“, der mit idealistischem Enthusi-asmus studiert – und den „Brotgelehrten“, der nur für „Amt, Geld und Ansehen“ zur Uni geht. Natürlich hat sich der Querdenker Schiller über die Brotgelehrten lustig gemacht. Heute versucht jeder, der fl eißigste Brotgelehrte zu werden: eine Generation stromlinienförmiger Streber, in der es keinen Raum gibt für Ecken und Kanten. Da-bei sollte das Studium gerade dazu dienen, eine

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Sorge dich nicht, lebe! Wer nur mit Scheuklappen zwischen Hörsaal, Bib und Praktikumsplatz pendelt, verliert den Blick für das We-sentliche. Ein Plädoyer fürs Innehalten – und eine kleine Anleitung zum Glücklichsein.

Studium fundamentale: Entspannen, durchatmen – davon steht nichts auf der Literatur-Liste zum Bachelor-Seminar.

Ratgeber gibt es wie Sand am Meer. Aber „Dr. Ankowitschs Kleiner Seelenklempner“ ist ein besonderer: Zu allererst ist der Autor authentisch. Christian Ankowitsch hat 22 Semester studiert. Wenn er ein Buch darüber schreibt , wie man sich „durchs Leben improvisiert“, kann der Leser sicher sein: Der Mann weiß, wovon er schreibt. Auf 300 Seiten gibt Ankowitsch jede Menge Tipps. Einer davon: Wer Playmobil-Figuren aufstellt, sieht, wie realistisch die eigenen Pläne sind. Oder: Man muss lernen, die eigenen Fehler als Teil sei-ner selbst schätzen zu lernen. Dabei ist der Autor immer ehrlich. Nie werden werden unangenehme Wahrheiten verschwiegen: „Das Leben perfekt planen – eine schöne, aber unnütze Illusion.“ So lassen sich Karriere, Traumpartner, intelligente Kinder und Sex ohne Ende in den wenigsten Fällen einfach kombinieren. Genauso unwahr-scheinlich ist es, im Studium genau zu wissen, wo der Weg enden wird. „Exklusivverträge mit dem Schicksal existieren nicht.“ Witzig beschreibt Ankowitsch die Fallstricke des Lebens. Also: Ent-spannt euch, werft einen Blick in das Buch – und auf unser Online-Portal plichtlektuere.com. Dort lest ihr ein Interview mit dem Autor. lipe

Christian Ankowitsch: „Dr. Ankowitschs Klei-ner Seelenklempner“, Rowohlt, 19,90 Euro.

BUCHTIPP

Stromlinienförmige Streberstatt Ecken und Kanten

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HERZ-STÜCK S09

eigene Persönlichkeit zu entwickeln.Viele meinen zu wissen: Glück – das ist ein si-cherer Job und eine erfolgreiche Karriere. Aber stimmt das? Marilyn Monroe hat gesagt: „Karri-ere ist etwas Herrliches, aber man kann sich in einer kalten Nacht nicht an ihr wärmen.“ Und schon der antike griechische Philosoph Epikur wusste: Glücklich ist, wer Augenblicke auskos-tet, Zukunftsängste vermeidet, Ehrgeiz zügelt. Dauerhaftes Glück bringen seiner Ansicht nach nur soziale Beziehungen. Aber Freundschaften zu pfl egen, braucht Zeit – Zeit, die beim Hetzen vom Hörsaal zur Karrieremesse nicht bleibt.

Klar, ein Bummelstudium mit anschließendem Vegetieren in Praktika oder Arbeitslosigkeit macht auch nicht glücklich. Jeder will eigenes Geld verdienen und einen Job, der Spaß macht. Verkrampftes Lebenslauf-Pimpen führt aber nicht ans Ziel. Der Münsteraner Psychologe Alf-red Gebert rät, auch mal zu entspannen. „Selbst Gott hat am siebten Tag Pause gemacht. Das Ge-hirn strukturiert sich, wenn man Pause macht“, sagt Gebert. „Unser innerer Schweinehund meint es gut mit uns.“ Wenn der Körper nach Pausen

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verlangt, sollte man sie ihm gönnen. Sonst ra-ckert man sich zwar ab, arbeitet und lernt aber ineffi zient.

So sehr wir uns verkrampfen – wir können un-sere Zukunft nicht planen. Die Karriere ist keine Autobahn, auf der wir bloß die richtige Ausfahrt nehmen müssen. Auch wenn wir vermeintlich falsch abgebogen sind, muss das kein Drama sein: So wenig gute Uni-Leistungen eine erfolg-reiche Karriere bedingen, so wenig verbauen schlechte Leistungen zwangsläufi g den Weg. Der Tipp des Psychologen Alfred Gebert: „Durchbre-chen Sie Vorschriften, sammeln Sie fachfremde Erfahrungen, machen Sie ruhig mal ein Semester Pause.“ Man muss sich nur die unzähligen Vorbil-der ansehen, die Karriere gemacht haben, obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie aus Strukturen ausgebrochen und ihren eigenen Weg gegan-gen sind. Star-Regisseur Sönke Wortmann („Das Wunder von Bern“) spielte nach dem Abi drei Jahre lang Fußball unter anderem bei Westfalia Herne, studierte anschließend ein Semester So-ziologie in Münster und ging danach sechs Jahre lang auf die Filmhochschule in München. Seinen Abschluss machte er mit 30. Auch Apple-Gründer Steve Jobs, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Microsoft-Gründer Bill Gates sind Studien-abbrecher, die inzwischen Milliarden besitzen. Geplant hatte das keiner von ihnen.

Nur eines ist sicher: Wer sein gesamtes Studen-tenleben in der Bibliothek oder im Praktikum verbringt, wird es am Ende bereuen. Wer in blin-der Angst das heutige Glück gegen ein vages Si-cherheitsversprechen für morgen tauscht, wird womöglich am Ende ohne alles dastehen. Ohne Sicherheit – aber vor allem: ohne Glück.

Mehr zum ThemaDas Glück geht manchmal krumme Wege: Die Dortmunderin Sabrina Kohlpoth hat ihr Chemie-Studium geschmissen. Ihr Arbeitsplatz ist nun ein Schiffsdeck. Die ganze Geschichte lest ihr auf unserem Online-Portal www.pfl ichtlektuere.com

text Johannes Zuber, foto TiBiTu

Endstation BurnoutRitalin zur Referatsvorbereitung, Angstzustände vor der Zwischenprüfung und Depressionen wegen der Diplomarbeit: Offenbar leiden immer mehr Studenten unter psychischen Problemen. Das Deut-sche Studentenwerk berichtet, dass Studierende in den vergangenen Jahren vermehrt mit Burnout-Symptomen in die Beratungsstellen kommen. Von einer „Besorgnis erregenden Entwicklung“ spricht der Präsident des Deutschen Studentenwerks Professor Rolf Dobischat. Er lehrt am Institut für Berufs- und Weiterbildung der Uni Duisburg-Essen: „Die Studierenden stehen unter immer stärkerem Erwartungs-, Leistungs- und vor allem Zeitdruck.“ Bei der 18. Sozialerhebung des Deutschen Stu-dentenwerks im Jahr 2006 gaben neun Prozent der männlichen und zwölf Prozent der weiblichen

Studenten an, unter psychischen Störungen zu leiden. Vergleichswerte zu früheren Jahren gibt es allerdings nicht.Einen Besorgnis erregenden Befund zeigt auch eine Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2007. Demnach sind zehn Prozent der Medika-mente, die Studenten verschrieben bekommen, Antidepressiva. Das ist doppelt so viel wie bei gleichaltrigen Berufstätigen. Der Erhebung zufolge leiden 16 Prozent der Studenten unter depressiven Verstimmungen. Elf Prozent der 3300 Befragten klagten über Albträume, neun Prozent über Ängste und Phobien. Die Studienautoren haben aber auch eine beruhi-gende Nachricht: Insgesamt geht es Studenten ge-sundheitlich offenbar besser als ihren arbeitenden Altersgenossen. Sie gehen seltener zum Arzt und bekommen weniger Medikamente verschrieben. Befragt nach ihrem allgemeinen Gesundheitszu-stand gaben satte 87 Prozent der Studenten an, es gehe ihnen gut bis ausgezeichnet. jj

HINTERGRUND

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durchschnittlich oft keine Festanstellung und verdienen weniger als ihre Altersgenossen in So-zial- und Wirtschaftswissenschaften.

Im Schnitt verdienen Akademiker hierzulande zehn Jahre nach ihrem Abschluss 60.000 Euro brutto. Aber auch hier gibt es Unterschiede: Bei Wirtschaftsingenieuren landen im Schnitt mehr als 100.000 Euro auf dem Konto, während Sozial-pädagogen lediglich 30.000 Euro verdienen.

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GASTKOMMENTAR VON PETER ZIMMERMANN

Kein Grund zur Panik Aller Zukunftsangst zum Trotz: Unter Akademikern herrscht praktisch Vollbeschäftigung. Besonders gefragt sind Naturwissenschaftler und Techniker. Auch für Geisteswissenschaftler gibt es Hoffnung.

text Stephanie Kwollfoto TiBiTu

Der Unialltag von Bachelor-Studenten ist heute vor allem von Stress geprägt, das spüre ich in meinen Vorlesungen und Sprechstunden. Die Studenten befi n-den sich vom ersten Vorlesungstag an

in einer Prüfungssituation, weil jede Note auch für die Abschlussnote zählt. Entsprechend ist ihr Ziel in den Lehrveranstaltungen oft nur noch, ei-ne gute Note zu erhalten. Die inhaltliche Ausein-andersetzung mit dem Stoff ist zweitrangig. Nur noch selten gibt es Studierende, die wirklich Spaß an wissenschaftlicher Refl exion und kritischer Auseinandersetzung haben. Das ist schade und problematisch, weil genau diese Entwicklung am Bildungsauftrag der Universität vorbeigeht.

Besonders wichtig ist es den Studierenden heute, schnell fertig zu werden. Das war anders, als ich noch studierte. Damals wurde nicht so gehetzt. Außer bei der Zwischen- und der Abschlussprü-fung gab es keine Noten, ein Wechsel des Studi-ums oder ein Pausieren war relativ einfach und die vorlesungsfreien Zeiten waren länger. Auch

für das politische Engagement war mehr Raum und Zeit da. Politisches Engagement ist ein wich-tiger Faktor, um das Gefühl zu verstärken, dass man Einfl uss nehmen kann und nicht machtlos allen gesellschaftlichen und politischen Verände-rungen gegenübersteht.

Heute ist die Situation anders, darauf müssen sich die Studierenden einstellen. Wichtig ist, dass sie früh lernen, sich selbst zu organisieren und sich die eigene Zeit gut einzuteilen. Das ist schon die halbe Miete. Ich plädiere zudem dafür, das Bachelor-System zu korrigieren. So müsste zum Beispiel klar berechnet werden, was es für den Stundenplan eines Studierenden bedeutet, wenn er 30 Creditpoints im Semester machen soll. In manchen Fällen wurden ja die alten Di-plomstudiengänge, für die acht bis zehn Semes-ter Zeit war, einfach in den sechssemestrigen BA gepresst. Klar, dass die Studierenden das nicht schaffen können. Wenn die Stundenberechnun-gen noch einmal überdacht würden, könnten die Studierenden entlastet werden.

Oftmals ist der Stress der Studie-renden aber auch selbst produziert beziehungswei-se überzogen. Sie sollten sich nicht von der allgemei-nen Studierhektik mitreißen lassen. Oder anders ausge-drückt: Wer schnell und gut ans Ziel kommen will, soll-te langsam gehen! Das heißt natürlich nicht bewusst trödeln, son-dern ab und zu innehalten.

Dr. Peter Zimmermann leitet die Bachelor- und Masterstudiengänge der Fakultät Erziehungswis-senschaft der TU Dortmund.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für Akademiker weniger dramatisch, als viele fürchten. Fast alle Uni-Absolven-ten haben einen Job. Die Arbeitslosen-quote unter Akademikern lag 2008

bundesweit bei 3,3 Prozent, berichtet das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Zum Ver-gleich: Unter den Menschen ohne Berufsausbil-dung waren 13,8 Prozent ohne Job.

Für Beunruhigung sorgte zuletzt eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), wonach die Zahl der Arbeitslosen mit Fachabi, Abi, Fach-hochschul- oder Universitätsabschluss gegenüber August 2008 um 24 Prozent gestiegen sei. Kritiker bemängelten allerdings, dass die Zahlen dramati-scher klängen als sie sind. Es handele sich um eine Steigerung auf niedrigem Niveau. Insgesamt gab es laut DGB im vergangenen August bundesweit 480.000 Arbeitslose mit Fachabi, Abi, Fachhoch-schul- oder Uniabschluss. Holger Schäfer vom IW erklärte, die steigende Zahl an Arbeitslosen mit Abitur, Fachhochschul- oder Uniabschluss liege daran, dass die Zahl der Abiturienten steige. Die Arbeitslosenquote unter Akademikern liege seit über 20 Jahren bei drei bis fünf Prozent.

Je nach Branche sind Uni-Absolventen aber un-terschiedlich gefragt: Besonders gebraucht wer-den MINT-Akademiker (Mathematiker, Ingenieu-re, Naturwissenschaftler, Techniker). Laut IW Köln gibt es in diesem Jahr 61.000 mehr offene Stellen als MINT-Akademiker auf Jobsuche. Vom Fach-kräftemangel angesichts des demografi schen Wandels profi tieren aber auch andere Branchen:

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-schung (IAB) in Nürnberg prognostiziert, dass bis 2020 Hochqualifi zierte in allen Arbeitsfel-dern fehlen werden. Das IAB erwartet, dass sich Firmen zunehmend für „Quereinsteiger aus eher untypischen Studienfächern“ öffnen müssen.

Auch Geisteswissenschaftler können aufatmen. Nach Angaben des Hochschul-Informations-Sys-tems (HIS) sind sie langfristig im Durchschnitt nicht häufi ger arbeitslos als Absolventen ande-rer Fachrichtungen. Allerdings sind Geisteswis-senschaftler kurzfristig schlechter dran. Ein Jahr nach dem Abschluss arbeiten sie vornehmlich in Werks- und Honorarverträgen, haben über-

Auch wer sich mal eine Pause gönnt, verpasst damit noch lange nicht den Zug ins Arbeitsleben.

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HERZ-STÜCK S11A367_11

Wir schauen: Was hat ein junger Mensch außer seinem Pfl ichtpro-gramm an der Uni gemacht? Hat er zum Beispiel einmal eine Gruppe ge-leitet? Ziel des Bewerbungsgespräches ist es, Persönlichkeitsmerkmale wie Eigeninitiative herauszuarbeiten. Wir fragen uns zum Beispiel: Könnte der Bewerber das Unternehmen einmal bei einer Podiumsdiskussion an einer Uni repräsentieren? Wenn dann da ein Typ säße, der nur ein Zahlenmensch ist und etwas von Gewinnsteigerung erzählt, ist das kontraproduktiv.

UMGEHÖRT

Ist ein glatter Lebenslauf alles ?

Woran erkennen Sie einen Charakterkopf, der das Unternehmen weiterbringt?

Was raten Sie einem Studenten, der bei einer Bewerbung seine Stärken jenseits der Uni zeigen will?

Wichtig ist, dass der Bewerber klare Vorstellungen von seinem berufl ichenEinstieg hat und Ambitionen zeigt, sich fachlich und persönlich weiter-zuentwickeln. So schaut der jewei-lige Personalvorgesetzte zum Bei-spiel nicht auf die Abschlussnote, ein schnelles Studium oder Auslandsauf-enthalte allein. Ausschlaggebend ist vielmehr der persönliche Eindruck des Personalvorgesetzten, inwieweit sich diese Punkte auch im Verhalten und Wissen des Bewerbers widerspiegeln.

Der Bewerber sollte das unbedingt tun, sofern die Qualifi kationen für die Stelle relevant sind. Auch Online-Bewerbungen bieten Raum zu Infor-mationen über Interessen jenseits der Ausbildung. Wenn zum Beispiel ein et-was älterer Absolvent mit einer 2,3 als Abschlussnote schon Führungsverant-wortung im Betrieb der Eltern über-nommen hat, kann er gegenüber ei-nem jüngeren Bewerber mit besseren Note im Vorteil sein, wenn Führungs-qualitäten für die Stelle gefordert sind.

Jens Jüttner, Stephanie Jungwirth und Marie Lan-fermann haben mit Perso-nalern gesprochen.

Heidi Palm, Leiterin Nachwuchsge-winnung bei der Deutschen Bahn

Dirk Pfenning, Abteilung Sourcing and Hiring bei Bayer

Wie wichtig sind Ihnen Bestnoten und ein schnelles Studium?

Dr. Frank Stefan Becker, Hoch-schulexperte bei Siemens

Gute Noten – das ist zum Beispiel ei-ne Zwei – sind ein wichtiges Kriteri-um. Schließlich müssen wir aussor-tieren. Jemand, der sein Examen mit 3,5 gemacht hat, kommt eher nicht in Frage. Es ist gut, wenn jemand ziel-strebig studiert hat. Aber mit 28 Jah-ren ist zum Beispiel kein Bewerber zu alt. Einen Typen, der sich nur auf sein Studium konzentriert hat, können wir nur in wenigen Bereichen gebrauchen – zum Beispiel im juristischen. Wir brauchen Leute, die einen Blick haben für das, was um sie herum vorgeht.

Ich rate ihm: Schauen Sie sich die Stel-lenausschreibung ganz genau an und arbeiten Sie im Bewerbungsschreiben heraus, was Sie in dem Unternehmen Besonderes beitragen können. Wenn Sie zum Beispiel Französisch sprechen und sich ensprechend bei L‘Oreal be-werben, einem französischen Unter-nehmen, dann merkt der Personaler: „Aha, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Er will nicht nur eine Posi-tion haben, sondern zu diesem Unter-nehmen dazugehören.“

Die Semesterzahl allein ist nicht wich-tig, gute Noten natürlich schon. Aber der Lebenslauf kann auch Lücken ha-ben. Grundsätzlich sind Auszeiten nicht schlecht. Ebenfalls Zeiten, in de-nen der Bewerber gearbeitet hat, um zum Beispiel das Studium zu fi nan-zieren. Wichtig ist, dass der Bewerber gut erklären kann, warum er welche Schritte gegangen ist und was ihm das gebracht hat.

Die Mischung machts: interessante Praktika, Auslandsaufenthalte und natürlich auch gute Noten. Ein Aus-landsaufenthalt ist aber zum Beispiel keine Pfl icht. Zunächst lernt der Per-sonaler den Bewerber natürlich im-mer über die reinen Zahlen in seiner Bewerbung und dem Lebenslauf ken-nen. Aber im Accessment-Center und im persönlichen Gespräch zeigt sich dann zum Beispiel auch die soziale Kompetenz des einzelnen Bewerbers.

Die Leistungen sollten in jedem Fall in den Lebenslauf aufgenommen werden, wenn es passt. Dinge die jemanden ge-prägt und bewegt haben, interessie-ren den Personaler. Was der Bewerber rechts und links des Studiums gemacht hat, kann entscheidend sein. Auf die im Lebenslauf genannten Punkte kann der Personaler dann im persönlichen Gespräch auch zurückkommen.

Beides sind neben vielen anderen rele-vante Punkte bei der Einstellentschei-dung. Ein „gerader“ Lebenslauf hat den Vorteil, dass er weniger erklärungsbe-dürftig ist. Sofern gute Gründe für „un-übliche“ Stationen vorliegen, ist dies aber kein Nachteil. So kann zum Bei-spiel ein Studienfachwechsel bei guter inhaltlicher Begründung absolut sinn-voll sein. Neben den fachlichen Qualifi -kationen spielen auch „Soft Skills“ wie zum Beispiel Kommunikations- und Teamfähigkeit eine große Rolle.

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Die Tür geht auf: Eine Gruppe junger Männer zwischen 16 und 19 Jahren be-tritt das Essener Café „Vielfalt“. Kurz darauf nimmt einer von ihnen einen Trinkbecher und kippt den Inhalt in die

Gesichter zweier Cafébesucher. Dann stürmt die Gruppe davon. Im Becher war kein Kaffee oder Tee – Es war Urin. Getan haben die zwei Cafébe-sucher nichts. Die Tatsache, dass sie schwul sind, war für die Gruppe Grund genug.

Das selbe Café, ein ähnlicher Fall: Ein Mann läuft hinaus, beginnt zwei lesbische Frauen anzupö-beln. Die Beiden haben Glück im Unglück: leich-te Verletzungen und zerrissene Klamotten als Erinnerungen an diesen Abend. Übergriffe auf schwul-lesbische Einrichtungen wie das Café „Vielfalt“ sind nichts Neues. Doch gerade in der letzten Zeit häufen sie sich, hat Marc Claaßen beobachtet. Er arbeitet im Café und ist Sozialpä-dagoge. „Früher gab es derartige Fälle kaum“, er-innert er sich.

Verschont bleibt auch das schwul-lesbische Ju-gendzentrum „Enterpride“ in Mülheim nicht. „Auch dort wurden Besucher beschimpft und ver-folgt“, weiß Claaßen. Gelegentlich kleben dort so-gar Aufkleber mit der Aufschrift „Nicht wirklich deutsch!“ an der Café-Tür – vermutlich von rech-ten Organisationen angebracht. Marc Claaßen vermutet als Grund für solche Übergriffe die zu-nehmende Perspektivlosigkeit vieler Menschen. „Die Finanzkrise, fehlende Arbeitsplätze und die daraus resultierende Langeweile erzeugt Frustra-tion bei einigen Menschen“, meint er. „Man sucht nach einem Schuldigen. Randgruppen und Min-derheiten sind da als Opfer prädestiniert.“

Intolerante ProfessorenDoch es sind nicht nur die vermeintlich „Geschei-terten“, die auch heute noch ein Problem mit Homosexuellen haben. Auch angehende Akade-miker zeigen sich intoleranter als vielleicht er-wartet.

Laut einer Umfrage stehe jeder Dritte Menschen mit einer sexuell anderen Neigung kritisch ge-genüber, sagt Ute Klammer, Prorektorin für Di-versity Management an der Uni Duisburg-Essen.

Intoleranz gibt es auch in den obersten Etagen der Hochschule, weiß Eva Siegfried, die an der Uni Duisburg-Essen studiert: „Ein Professor frag-te uns in der Vorlesung, was der Autor eines Bu-ches mit seiner literarischen Figur ausdrücken wolle. Als niemand darauf kam, sagte er, dass es sich hier nur um einen Hinterlader handeln kön-ne – zu deutsch: um einen Schwulen.“

Angesichts dieser Zahlen übt Axel Bach, Ehren-mitglied des „Essener schwul-lesbischen autono-men Referats“ (SchwuBiLe), Kritik am mangeln-den Engagement. „Die Referate sind zu wenig politisch aktiv. Sie haben das Niveau von Selbst-hilfegruppen erlangt. Genau diese Vorfälle und Zahlen müssten uns doch wachrütteln.“

Mehr Party, weniger PolitikBach kennt sich in der Essener Szene aus und kri-tisiert offen die neue Generation Homosexueller: Ihre Online-Foren würden sich zunehmend zu reinen Partyportalen entwickeln. Und vor allem der Christopher-Street-Day werde immer weni-ger als öffentliche Plattform genutzt um politi-sche Probleme anzusprechen. In der Tat scheint es, als würde der Demonstrationstag für Lesben, Schwule und Bisexuelle heute weniger als poli-tisches Sprachrohr genutzt. So war der 19-jähri-ge Simon Ahrens aus Bremen beim diesjährigen Christopher-Street-Day nicht der Einzige, den der

Spaß nach Köln trieb: „Für mich hat der Christo-pher-Street-Day keine politischen Hintergründe, ich gehe nur wegen der Partystimmung hin.“ Aussagen wie diese fi ndet Bach erschreckend. „Eine Mischung aus Spaß und politischem Enga-gement wäre der richtige Weg.“

Früher mehr EngagementBach erinnert sich an die 80er Jahre, als Homo-sexuelle sich ihre „Grundrechte“ noch erkämpfen mussten. In den Gründungsjahren des schwul-lesbischen Referats galt es schon als provokant, als Schwuler überhaupt öffentlich aufzutreten. Demos waren damals noch an der Tagesordnung. Gefesselt, mit zugepfl astertem Mund, in adret-ten Anzügen gekleidet und gewappnet mit der Plakat-Aufschrift „So wollt Ihr uns: als angepass-te Schwule“ hat Ende der 80er Jahre eine kleine Schwulen-Gruppe den Mensa-Eingang der Uni Duisburg belagert. „Sich politisch zu engagieren, war selbstverständlich“, erinnert sich Bach. „Es sollte auch heute noch eine der Hauptaufgaben für alle Vereine und Referate Homosexueller sein, aufzuklären und politisch zu wirken.“

text Martina Vogt foto Dennis Pfeiffer-Goldmann, Caroline Biallas

S12 RUHR-BLICK: MITTEN IM LEBEN A367_12

Toleranz? - FehlanzeigeUnsere Gesellschaft gibt sich gern toleranter als sie ist. In diesem Jahr feiert das Essener Referat für Schwule, Bisexuelle und Lesben 25-jähriges Jubiläum. Zu tun gibt es viel.

Der Christopher-Street-Day: Spaßveranstaltung ohne politischen Tiefgang?

Axel Bach, Referent des „SchwuBiLe“, kritisiert den fehlenden politischen Fokus der Referate.

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RUHR-BLICK: MITTEN IM LEBEN S13A367_13

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„Ich wollte es mir lange nicht eingestehen“Von Dozenten belächelt, von Freunden verraten: Melanie L. spricht über ihr Outing.

Melanie hatte in ihrem Leben schon ei-nige Coming Outs – vor ihrer Familie, vor Freunden, in der Ausbildungs-stätte, in der Berufsschule und zuletzt in der Uni. Wie schwer es jedes Mal

war, erneut in das verhaltene Gesicht des Ge-genübers zu schauen, daran erinnert sie sich nur ungern. „Aber ich wollte mich outen, um Klarheit zu schaffen, ich will mich nicht verstecken.“ Die 22-Jährige studierte bis vor kurzem noch an der TU Dortmund Rehabilitationswissenschaften. Dass sie lesbisch ist, wusste sie bereits in der Pubertät. Damals versuchte sie das Thema zu verdrängen: „Ich wollte es mir einfach nicht ein-gestehen“, sagt sie. Später plante sie ihr Outing, verlor aber immer wieder den Mut.

Die Gewissheit, homosexuell zu sein, meint Me-lanie, sei heute mit dem gleichen Ausmaß an Un-sicherheit verbunden wie vor 30 Jahren. „Unsere Gesellschaft ist nicht so tolerant wie es scheint.“ Mehr als jeder zweite homosexuelle Jugendliche muss mit größeren Belastungen fertig werden als gleichaltrige heterosexuelle Jugendliche. Nur etwa ein Prozent aller lesbischen und schwulen Jugendlichen gibt an, noch nicht diskriminiert

worden zu sein. Auch wenn das eigene Outing gut verläuft, geht diesem meist eine Zeit der Unsicherheit voraus. „Viele verhielten sich nach dem Outing mir gegenüber anders. Sie gaben das Geheimnis weiter.“ Melanie kapselte sich ab. „Ich habe oft lange gewartet, bis ich jemandem richtig vertrauen konnte und mich dann wieder geoutet habe.“ Von ihren Freunden an der Uni wissen es nur zwei Personen. „Die beiden haben kein Problem damit.“ Anders sehe es in den Vor-lesungen aus. „Es wurden Modelle von Gesund-heit und Krankheit besprochen, Krankheitsbilder wurden erörtert.“ Beim Thema Aids sprach der Dozent über Homosexualität und all die über-holten Ansichten aus den 70er Jahren. „Meine Kommilitonen witzelten bei dieser zynischen Betrachtungsweise des Themas.” An eine heuti-ge grundlegende Gleichstellung glaubt Melanie nicht: „Wie soll jemand, der homosexuell ist, den Mut dazu bekommen sich zu outen, wenn das Thema selbst an Universitäten belächelt wird?“ Dennoch sei es vor allem für einen selbst wich-tig, sich zu outen. „Es endlich gesagt zu haben, er-leichtert sehr. Ich stehe zu dem was ich bin, auch wenn es immer wieder Kraft und Überwindung kostet, mich anderen gegenüber zu offenbaren.“

Kontakte zu den Referaten unter: www.pfl ichtlektuere.com

text Martina Vogt foto Melanie L.

Melanie glaubt nicht an eine Gleichstellung.

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26.11.09 – „Campus Ahoi“ im FZW DortmundWer Freitag ausschlafen kann, geht am Donnerstag im FZW rocken! Die Party vom Dortmunder Campusradio eldoradio*.

30.11.09 – Max Herre im Gloria in Köln (Zusatzkonzert)Mit seinem neuen Album „Ein ge-schenkter Tag“ ist der Sänger auf Tour.

05.12.09 – 2. Wintergrillen-Ver-einsmeisterschaft am Dortmunder HauptbahnhofHier geht‘s um die Wurst! Der Tipp für jeden, der auch im Winter auf das Grillen nicht verzichten will.

jederzeit – der Winter-Depression entgegenwirken: Raus in die Natur. Unser Tipp: Spaziergang oder Jog-gen in den Parks und Wäldern des Reviers!

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Ebert zum Buch: „... Als großer Atheist empfehle ich das Buch „Der Gotteswahn“. Ein ganz tolles Buch, sowohl für gläu-bige als auch ungläubige Menschen. Er stellt Statements in den Raum, mit denen man sich selbst als sehr gläubiger Mensch auseinander set-zen sollte. Und es ist kein atheisti-scher Fundamentalismus, was ihm ja vorgeworfen wird.“

Meine Kritik:Richard Dawkins wettert gegen intolerante Christen, die ihm als armen Atheisten das Leben schwer machen. Leider ist er nicht

viel besser: Er hangelt sich mit Halbwissen über Theologie und Philosophie durch eine oberfl äch-liche, reißerische Argumentation. Gäbe es keine Religion, würden die Menschen auch nichts Böses tun, sagt Dawkins. Damit macht er einen Fehler: Er kritisiert nicht die Religion an sich, sondern die Menschen, die in ihrem Namen handeln. Dass er das nicht von seiner wissenschaftlichen Ausein andersetzung mit der Gotteshy-pothese trennen kann ist schade für alle Atheisten, die uch über den Tellerrand schauen können. lea

Makkaroni mit Käse bis hin zu seiner Angewohnheit, erst alle sauberen Klamotten im Schrank zu tragen, bis er die Waschma-schine benutzt.Adam ist hochintelligent, aber zu keiner Empathie fähig. Dieses Dilemma spitzt sich weiter zu, als seine neue Nachbarin Beth (Rose Byrne) einzieht. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung.

Theaterregiesseur Max Mayer ist ein ganz großer Coup gelun-gen. Adam braucht den Vergleich mit Filmen wie „Rainman“ oder „Irgendwo in Idaho“ nicht zu scheuen und ist mehr als nur ein Geheimtipp für Programmkino-Fans. jj

Adam

Regie/Drehbuch:Max Mayer

Kinostart: 12.12.2009

PROMI-TIPP: Vince Eberts Lieblingsbuch

EXIT - RAFF DICH AUF, GEH RAUS!

DER FILM:

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Für alle SinneVon Atheismus über Autismus bis hin zu Aktionismus

Der Bestsellerautor von „Denken

Sie selbst!“ empfi ehlt:

Richard Dawkins

„Der Gotteswahn“

Verlag: Suhrkamp

Preis: 19,80 Euro

Adams (brillant: Hugh Dancy) Trauer über den Tod seines Va-ters besteht nur darin, seinen Er-zeuger von der Hausarbeitsliste der gemeinsamen Wohnung zu streichen. Was makaber anmutet, bekommt einen traurigen Nach-geschmack, wenn dem Zuschauer klar wird, dass er unter dem As-perger-Syndrom leidet, einer Form von Autismus. Alles in Adams Leben ist standar-disiert – von den allabendlichen

* Tipp 1!Claude Monetnoch bis 28.02.10 – Von-der-Heydt-Museum WuppertalWann hat man schonmal die Möglichkeit, 100 Werke des berühmten Impressionisten Claude Monet zu sehen? Jeder kennt die Bil-der von seinem Seerosen-Teich. Wer mehr sehen wollte, musste schon nach Paris rei-sen. Bis Februar gibt‘s jetzt auch mitten im Pott einen umfassenden Blick auf das Ma-

lergenie. Man lernt den Künstler von einer ganz anderen Seite kennen. Oder wusstet ihr, das einige seiner Zeichnungen aussehen wie Comics? Monet hat nämlich schon ganz früh angefangen zu zeichnen - und da war von Seerosen noch nicht so viel zu sehen.

** Tipp 2! Buddy Holly - Musicalvoraussichtlich bis Sommer 2010 – Colosse-um-Theater in EssenWeihnachten steht vor der Tür. Habt ihr schon alle Geschenke? Sonst der Tipp für die Rock‘n‘Roll-Begeister-ten in eurer Familie: Buddy Holly in Essen! Für alle, die ihn nicht kennen: Es geht um den Rocker mit der Hornbrille, der viel zu jung bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Das Musical erzählt seine Erfolgsgeschichte - und alle seine Klassiker von „Peggy Sue“ bis „Oh Boy“ laden zum Klatschen und Mitsin-gen ein. Die Tickets gibt‘s ab 39 Euro. Falls ihr selbst nostalgisch rocken wollt - unser Tipp: Am Donnerstag gibt es für Studenten 10 Pro-zent Rabatt auf den Eintritt. sk&ah / fotos pixelio A.R. & Hartmut910

Page 15: Pflichtlektüre Essen 11-2009

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ImpressumHerausgeber Institut für Journalistik, TU DortmundProjektleitung: Prof. Dr. Klaus MeierRedaktionsleitung: Vanessa Giese (vg), ViSdP Redaktion: Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund Tel: 0231/755-7473, Fax: 0231/755-7481Briefanschrift: pfl ichtlektüre, c/o Institut für Journalistik, TU Dortmund, 44221 DortmundE-Mail: post@pfl ichtlektuere.comProduktion: Tobias Jochheim (tjo) und Daniel Klager (tni) Bild: Daniel Gehrmann (dg), Nadine Maaz (nm), Elvira Neu-endank, Pascal Amos Rest, Katja SeidlTitelbild: Tibitu und freundlicher Unterstützung von HENSEL Studiotechnik bei der ProduktionAn dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Caroline Biallas, Susann Eber-lein (se), Sandra Finster (fi n), Tobias Fülbeck (tf), Johanna Fritz (jf), Lea Grote (lea), Agnes Heitmann (ah), Lisa Helberg, Florian Hückelheim (fh), Jens Jüttner (jj), Stephanie Jung-wirth (juwi), Sarah Keller (sk), Michael Klingemann, Jonas Knoop (jk), Stephanie Kwoll, Mareille Landau, Marie Lanfer-mann, Jonas Mueller-Töwe (jmt), Malina Opitz (mao), Siola Panke (sp), Linus Petrusch (lipe), Dennis Pfeiffer-Goldmann, Miriam Sahli (miri), Sarah Salin (sal), Katrin Schmidt (ks), Fabian Schwane (fas), Kathrin Strehle (ks), Natascha Tscher-noster (nt), Martina Vogt (mv), Barbara Wege (bw), Julian Weimer, Anja-Kristin Willner (awi), Johannes Zuber (joz)Verantwortlich für Anzeigen: Oliver Nothelfer, Anschrift wie Ver-lag, Kontakt: 0201/804-8944Objektleiter: Wolfgang IbelVerlag: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesell-schaft , E.Brost & J. Funke GmbH u. Co.KG, Friedrichstr. 34-38, 45128 EssenDruck: Druckhaus WAZ GmbH & Co. Betriebs-KG, Anschrift wie Verlag. Kontakt: [email protected]: Wintersemester 2009: 27. Oktober, 10. No-vember, 24. November, 8. Dezember, 19. Januar, 2. Februar.

Knobeln mit SudokuFür Fortgeschrittene: Pro Spalte, pro Reihe und pro drei mal drei Kästchen großem Quadrat dürfen die Zahlen 1 bis 9 nur jeweils einmal vorkommen.

Melanie Gralke hat die Ti-ckets für das Konzert der Popmusiker „Phoenix“ aus Frankreich gewonnen. An-lässlich des zehnten Ge-burtstags unseres Campus-radios „eldo“, hat die Band am 19. November in der FZW-Halle am Dortmunder U gerockt.

GLÜCKWUNSCH

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