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E s ist klar: Wenn ein Tasteninstrument durch das Anschlagen in Schwingung versetzt wird, dann schwingt da vieles, nicht nur die Saiten. Zahlreiche Komponenten der akustischen Anlage werden ebenfalls in Schwingung versetzt, das ist nicht unbeabsichtigt, sondern natürlich – je nach Konstruktionsweise stärker oder weniger stark – gewollt, damit auch ein großes Klangvolumen ent- stehen kann. Aber diese Schwingungen der unter- schiedlichen Komponenten sind nur schwer seitens der Konstruktionsart zu kontrollieren. So entstehen Oszillationen, die dissonant sein können, und es entstehen auch elektromagnetische Schwingun- gen, die beides hervorrufen können: Dissonanzen und Resonanzen im subharmonischen und im har- monischen Spektrum, die deutlich von der gewoll- ten Grund-Frequenz abweichen. Natürlich gehö- ren diese Oszillationen und Frequenzen auch zur eindeutigen Kennzeichnung eines Klavierklangs dazu, denn bei absoluter Ausmerzung dieser Oszil- lationen in den Obertonreihen hätte man im End- effekt nur mehr eine Anzahl von Sinustönen oder zumindest einen toten Klang, der nicht mehr als Klavierklang erkennbar wäre. Denn das, was wir hö ren, ist ja ein Klang, der sich aufgrund von Schwin gung ergibt, keine Grundtöne. Faccioni weiß all dies, hat Messungen durchgeführt, hat getestet, wie man die inharmonischen Frequenzen in den Obertonreihen ausschaltet, wie man mittels Material, Gestaltung und Gewicht diese konstruk- tionbedingten Nebenfrequenzen entzerren kann. Entstanden sind die phiTon-Resonatoren, dem Na- men nach natürlich dem griechischen Zeichen Phi nachempfunden. Sie haben einen Kern aus Kupfer und sind mit einem Stahlmantel in Rippengestal- tung umgeben. Klavier und Flügel? Die phiTon-Resonatoren wurden nicht ausschließ- lich oder ganz speziell für akustische Tas ten- 10 4 . 15 Z Z UBEHÖR Z UBEHÖR Ausmerzung von störenden Frequenzen phiTon-Resonatoren Nicht zum ersten Mal hat sich jemand darangemacht, den Klang eines bestehenden Flügels oder Klaviers von außen zu verbessern. Das Problem, mit dem sich diese technisch versierten und mit viel Wissen aus- gestatteten Tüftler beschäftigen, ist weitestgehend bekannt und durch die Konstruktion eines akustischen Tasteninstruments (und nicht nur bei Tasteninstrumenten) bedingt: Harmonische Schwingungen der akustischen Anlage sowie der Saiten überschneiden sich vor allem in den oberen Partialtonreihen und erzeugen einen uneinheitlichen Klang, der auch schon einmal unharmonisch daherkommen kann. Um diese Oszillationen der Obertonreihen in den Griff zu bekommen, hat Corrado Faccioni aus der Schweiz die phiTon-Resonatoren entwickelt. Anders als viele andere Systeme sind diese Resonatoren einfach zu handhaben, leicht zu transportieren – und halten, was der Schweizer verspricht … Von: Carsten Dürer Das Pro-Set für Flügel besteht aus fünf größeren Resonatoren, einem kleinen und einer Feder mit zwei kleinen. Foto: Dürer phiTon-Resonator auf der hinteren Flügel-Rim. Foto: Dürer phiTon-Resonatoren auf der Gussplatte. Foto: Dürer phiTon-Resonatoren- Klammer an der Deckelstütze. Foto: Dürer aus PIANONews 4/2015 - www.pianonews.de

PhiTon-Resonatoren PhiTon-Resonatoren · PDF fileKlavier und Flügel? Die phiTon-Resonatoren wurden nicht ausschließ-lich oder ganz speziell für akustische Tas ten - 10 4.15 Z ZZUBEHÖRUBEHÖR

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Es ist klar: Wenn ein Tasteninstrument durchdas Anschlagen in Schwingung versetzt wird,dann schwingt da vieles, nicht nur die Saiten.

Zahlreiche Komponenten der akustischen Anlagewerden ebenfalls in Schwingung versetzt, das istnicht unbeabsichtigt, sondern natürlich – je nachKon struktionsweise stärker oder weniger stark –ge wollt, damit auch ein großes Klangvolumen ent-stehen kann. Aber diese Schwingungen der unter-schiedlichen Komponenten sind nur schwer seitensder Konstruktionsart zu kontrollieren. So entstehenOs zillationen, die dissonant sein können, und esent stehen auch elektromagnetische Schwingun -gen, die beides hervorrufen können: Dissonanzenund Resonanzen im subharmonischen und im har-monischen Spektrum, die deutlich von der gewoll-ten Grund-Frequenz abweichen. Natürlich ge hö -ren diese Oszillationen und Frequenzen auch zureindeutigen Kennzeichnung eines Klavierklangsda zu, denn bei absoluter Ausmerzung dieser Oszil -

lationen in den Obertonreihen hätte man im End -effekt nur mehr eine Anzahl von Sinustönen oderzumindest einen toten Klang, der nicht mehr alsKlavierklang erkennbar wäre. Denn das, was wirhö ren, ist ja ein Klang, der sich aufgrund vonSchwin gung ergibt, keine Grundtöne. Faccioniweiß all dies, hat Messungen durchgeführt, hatgetestet, wie man die inharmonischen Frequenzenin den Obertonreihen ausschaltet, wie man mittelsMaterial, Gestaltung und Gewicht diese konstruk-tionbedingten Nebenfrequenzen entzerren kann.Entstan den sind die phiTon-Resonatoren, dem Na -men nach natürlich dem griechischen Zeichen Phinachempfunden. Sie haben einen Kern aus Kupferund sind mit einem Stahlmantel in Rippengestal -tung umgeben.

Klavier und Flügel?Die phiTon-Resonatoren wurden nicht ausschließ-lich oder ganz speziell für akustische Tas ten -

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Z Z U B E H Ö RZ U B E H Ö R

Ausmerzung von störenden Frequenzen

phiTon-Resonatoren

Nicht zum ersten Mal hat sich jemand darangemacht, den Klang eines bestehenden Flügels oder Klaviersvon außen zu verbessern. Das Problem, mit dem sich diese technisch versierten und mit viel Wissen aus -gestat teten Tüftler beschäftigen, ist weitestgehend bekannt und durch die Konstruktion eines akustischenTas ten instruments (und nicht nur bei Tasteninstrumenten) bedingt: Harmonische Schwingungen derakus tischen Anlage sowie der Saiten überschneiden sich vor allem in den oberen Partialtonreihen underzeugen einen uneinheitlichen Klang, der auch schon einmal unharmonisch daherkommen kann. Umdiese Oszillationen der Obertonreihen in den Griff zu bekommen, hat Corrado Faccioni aus der Schweizdie phiTon-Resonatoren entwickelt. Anders als viele andere Systeme sind diese Resonatoren einfach zuhandhaben, leicht zu transportieren – und halten, was der Schweizer verspricht …

Von: Carsten Dürer

Das Pro-Set für Flügel bestehtaus fünf größeren Resonatoren,einem kleinen und einer Federmit zwei kleinen.Foto: Dürer

phiTon-Resonator auf derhinteren Flügel-Rim.Foto: Dürer

phiTon-Resonatoren auf derGussplatte.Foto: Dürer

phiTon-Resonatoren-Klammer an derDeckelstütze.Foto: Dürer

aus PIANONews 4/2015 - www.pianonews.de

instrumente entwickelt, son-dern für alle Arten von Ins -tru menten, bei denen be -stimm te Bereiche in Schwin -gung versetzt werden. Jaselbst für Hifi-Boxen gibt esgroße Ausführungen, die diestörenden Schwingungendes Boxengehäuses entwir-ren sollen. Dennoch gibt eszwei unterschiedliche Sätzean Resonatoren, die Faccioniüber seine Firma Corfac2 an -bietet. Da ist zum einen derSatz für Klaviere, der aus ei -nem 31_42 großen, einem19_42 kleinen Resonator und einer Klammer mitzwei 19_42-Resonatoren besteht. Diese Bezeich -nun gen der Größen beziehen sich auf Material -stärke und Be rechnung (wir verwenden nun ein-fach klein für 19_42 und groß für31_42). Wie sind diese Resonato -ren nun zu handhaben? Mehr alseinfach: Man stellt den großen Re -sonator links neben die Klaviaturauf die Seitenbacke und den klei-nen rechts neben die Klaviatur.Die Klammer mit den beiden klei-nen Resonatoren klemmt man beige öffnetem Klavierdeckel obenmittig auf die Frontabdeckung –fertig. Der Effekt ist da, sofort undun vermittelt. Aber wie wirkt sichdas aus? Nun, der Klang ist sofortklarer, die einzelnen Notentönewirken in Bezug aufeinander stär-ker getrennt und feiner. Zudemscheint der Klang des Instrumentsauch in Bezug auf die Tonhöheninsgesamt runder. Kaum nimmtman die Resonatoren wieder vomIns trument, erkennt man sofortden Unterschied.

Bei einem Flügel ist das Ergebnisvielleicht noch deutlicher, dortver wendet man gleich fünf dergroßen Resonatoren, die man aufdie hintere Kante der Rim stellt, auf die beidenKreuzungspunkte der Gussplatte im vorderenBereich, auf die Gussplatte vorne rechts sowieeinen großen links neben die Klaviatur und einenkleinen rechts daneben. Die Klammer mit den bei-den kleinen Resonatoren wird kurzerhand an derDeckelstütze befestigt. Alternativ kann man auchdie Resonatoren anstatt auf die Kreuzungspunktedes Gussrahmens links und rechts auf das Noten -pult stellen. Und auch hier ein großer Effekt.

Für jedes Instrument?Nachdem wir es in einem extrem halligen Saal aneinem Steinway-B-Flügel ausprobiert hatten undüber das Ergebnis erstaunt waren, danach einendeutlichen Effekt an einem typischen Kawai-Klavier hörbar machten, wollten wir es ein weniggenauer wissen. Wir luden den Steinway-Chef tech -niker des Steinway & Sons-Hauses Düsseldorf, Lud -

ger de Graaff ein, dieseRe sonatoren auszuprobie-ren und zu beurteilen.Das er s te Instrument einwirklich herrlich klingen-der und intonierter Stein -way-C-Flügel. Ludger deGraaff ist erstaunt, faszi-niert, ver steht aber nochnicht ge nau, was da ei -gent lich passiert … Dannan einem 122 Zentimeterhohen Klavier. Nun gehter beim Anspielen etwasan ders vor: Er erklärt,dass er oftmals bei stumm

niedergedrücktem Akkord die eine Oktave höherliegende Note beim Anschlagen stimmt, wenn eran einem Instrument arbeitet. Und wenn es wieeine einzige Note klingt, dann ist es gut. Als er dies

mit dem mit phiTon-Resonato -ren versehenen Klavier auspro-biert, er kennt er sofort: Das Ein -schwing verhalten verändert sichmit den Re sonatoren: „Der ganzeklangliche ‚Schmutz‘ aus demKlang ist weg, der sich erst einmalbe ruhigen muss, wenn ich dieselbeNo te ohne Resonatoren an schla -ge“, erklärt er. Das bedeutet,dass diese Re so natoren tatsäch-lich einen Ein fluss auf die Aus -schal tung der In harmonizitäten,also der Os zillationen der Mate -rialien am Instrument haben.Er staunlich!

Noch ein Versuch im Stein -way-Haus: an einem kleinenEssex-Flügel. Und auch hier istdas Ergebnis erstaunlich.

Preis und EffektNatürlich muss man erkennen,dass der Effekt der Resonatorenein wenig unterschiedlich in un -terschiedlichen Räumen wirkt.Das ist klar, da auch der Klang

im Raum sich unterschiedlich entfaltet. Abergrundsätzlich bleibt das Ergebnis immer gleich.Das ist wirklich bemerkenswert. Vor allem, daselbst das sogenannte „Pro Set“ für ei nen Flügelnicht mehr wiegt als ein paar hundert Gramm undzudem auch aufgrund der geringen Größe leichtzu transportieren ist. Da man die Resonatoren nurauf bestimmte Punkte am Ins trument stellt, kannman dieses Set also leicht bei sich tragen und denKlang jedes Instruments an jedem Ort beeinflus-sen.

Das Set mit den beschriebenen drei Resonatorenfür ein Klavier kostet 465,- Schweizer Franken, dasSet mit sieben Resonatoren für einen Flügel 1140,-Schweizer Franken.

http://corfac2.com/en/

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Durchweg begeistert: Ludger de Graaff an Klavierund Flügel mit Resonatoren. Fotos: Dürer

Grafische Anordnung der Resonatoren am Flügel.Foto: Corfac2