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Prof. Dr. Werner Sacher / Universität Erlangen-Nürnberg Zur Stand der Elternarbeit mit Zur Stand der Elternarbeit mit Migranten Migranten Eröffnungsvortrag zur Tagung „Elternarbeit: Herausforderung und Chance für den Bildungserfolg junger Migranten“ am 14. / 15. 12. 2007 in der Ev. Akademie Bad Boll

Prof. Dr. Werner Sacher / Universität Erlangen-Nürnberg Zur Stand der Elternarbeit mit Migranten Eröffnungsvortrag zur Tagung Elternarbeit: Herausforderung

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Zur Stand der Elternarbeit mit MigrantenZur Stand der Elternarbeit mit Migranten

Eröffnungsvortrag zur Tagung

„Elternarbeit: Herausforderung und Chance für den Bildungserfolg junger Migranten“

am 14. / 15. 12. 2007 in der Ev. Akademie Bad Boll

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Teil I: Eltern mit Migrationshintergrund und ihre Beziehung zur Schule ihrer Kinder

1. In der Literatur berichtete Ausgangsbedingungen1.1 Ungünstige Einstellungen, Wahrnehmungen u. Erfahrungen1.2 Objektive Probleme der Familien

2. Ergebnisse der bayerischen Studie von 2004 u.des Anschlussprojektes 2006/2007

2.1 Die Atmosphäre zwischen Schule u. Elternhaus2.2 Kontakte der Eltern zur Schule2.3 Kontakte der Lehrkräfte zu den Eltern2.4 Informationsaustausch2.5 Besuch von Sonderveranstaltungen2.6 Angesprochene u. behandelte Themen2.7 Hilfe der Eltern in der Schule2.8 Kooperation zwischen Schule u. Eltern2.9 Verhältnis von Migranteneltern zu anderen Eltern u.

Elternvertretern2.10 Resümee

Teil II: Maßnahmen zur Optimierung der Elternarbeit mit Migranten1. Leitlinien2. Konkrete Maßnahmen3. Vier Rollen für „Elternarbeiter“

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Teil I:

Eltern mit Migrationshintergrund

und ihre Beziehung zur Schule ihrer Kinder

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1. In der Literatur berichtete Ausgangsbedingungen

Bemühen um Bewahrung der kulturellen Identität Erfahrungen mit Diskriminierung und Ausschluss Minderwertigkeitsgefühle od. „Vorwärtsverteidigung“ Misstrauen, besonders gegenüber staatlichen

Einrichtungen Geringe Hoffnungen auf gute Schulabschlüsse und

große Berufs- und Lebenschancen für die Kinder Unterschiedliche Wertsysteme:

„Selbständigkeit“ und „Eigenverantwortung“ bei Türken erst an vierter Stelle nach „Gehorsam und Ordnung“, „Lernen und Leistung“ und „Religion“!

Besonders krasse Genderprobleme! Anderes Erziehungsverständnis, anderer Erziehungsstil

1.1 Ungünstige Einstellungen, Wahrnehmungen u. Erfahrungen:

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Harte Vollzeitarbeit: Schwierigkeiten der Kontaktaufnahme

Begrenzt in Ausbildung investierbare Mittel Fehlende oder nur geringe Beherrschung des

Deutschen, geringe Schulbildung: Erschwerte Unterstützung der Kinder Schwierigkeiten, die Informationen der Schule u. das

deutsche Schulsystem zu verstehen

1.2 Objektive Probleme der Familien:

1. In der Literatur berichtete Ausgangsbedingungen

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2.1 Die Atmosphäre zwischen Schule u. Elternhaus Bei Migranten weniger Achtung u. Vertrauen Bei Migranten weniger Kontrollverzicht

(auch unter Berücksichtigung der Leistungen der Kinder u. der Zufriedenheit der Eltern damit):

Vater i. Ausl. geborenVater in Dtld. geboren

2. Ergebnisse der bayerischen Studie von 2004 und des Anschlussprojektes 2006/2007

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2.2 Kontakte der Eltern zur Schule

Migranten besuchen mit gleicher Häufigkeit Elternabende und Sprechstunden wie die übrigen Eltern.

Migranten besuchen seltener Elternsprechtage. Migranten rufen seltener bei Lehrkräften an. Migranten haben weniger Nutzen von Anrufen

bei Lehrkräften. Migranten sprechen seltener Lehrkräfte spontan

an. Migranten haben weniger Nutzen davon,

Lehrkräfte spontan anzusprechen.

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2.2 Kontakt der Eltern zur Schule

Anrufe bei Lehrkräften (in %) Spontanes Ansprechenvon Lehrkräften (in %)

0 mal1 mal

2 mal3 mal u. öfter

Vater in Dtld. geboren

Vater nicht in Dtld. geboren

67

20

4 9

51

22

16

11

0 mal1 mal

2 mal3 mal u. öfter

Vater in Dtld. geboren

Vater nicht in Dtld. geboren

60

16

915

32

24

16

28

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2.2 Kontakte der Eltern zur Schule

Nutzen von Anrufen in % Nutzen von spontanem Ansprechen in %

Vater i. Dtld.

Vater nicht i. Dtld.

geboren

geboren

---

+++

32

15

26 26

20

8

36 36

Vater i. Dtld.

Vater nicht i. Dtld.

geboren

geboren--

-+

++

48

6

22 24

33

7

25

35

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2.2 Kontakte der Eltern zur Schule

Eltern mit Migrationshintergrund sind doppelt so häufig „Gruppenkontakter“ wie die übrigen Eltern.„Gruppenkontakter“ besuchen fast nur Elternabende und scheuen den Kontakt des Einzelgesprächs.

Migranten nutzen die informellen Kontaktmöglichkeiten seltener und ziehen auch weniger Nutzen daraus.

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2.3 Kontakte der Lehrkräfte zu den Eltern

individueller Briefe von Telefonanrufen von Einladungen zu Gesprächen des Angebotes von flexiblen Sprechzeiten des Einholens von Feedback von Einladungen zu Ausstellungen von Schülerarbeiten von Einladungen zur Hospitation im Unterricht

Lehrkräfte machen keinen Unterschied zwischen Eltern mit und ohne Migrationshintergrund hinsichtlich der Häufigkeit

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2.3 Kontakte der Lehrkräfte zu den Eltern

Sie sprechen Migranten seltener bei zufälligen Begegnungen an.

Sie bieten ihnen seltener Hausbesuche an. Sie laden sie seltener zu Elternstammtischen ein.

(Vielleicht fühlen Migranten sich nur weniger willkommen?) Sie laden sie öfter zu Dreiergesprächen zusammen mit

dem Kinde ein (das dann vermutlich dolmetschen muss).

Einige Kontakte allerdings gestalten Lehrkräfte bei Eltern mit Migrationshintergrund anders:

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2.4 Informationsaustausch

Migranten ist es genauso wichtig wie den übrigen Eltern von den Lehrkräften informiert zu werden, dass die Lehrkräfte von Ihnen Informationen über Ihr

Kind erbitten, Sie finden den Informationsaustausch mit der Schule

genauso nützlich. Sie fühlen sich ebenso wie die übrigen eher schlecht

informiert über den Unterricht.

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2.4 Informationsaustausch

Migranten werden von den Lehrkräften häufiger als die übrigen Eltern über das Verhalten ihrer Kinder im Unterricht informiert.

Lehrkräfte erkundigen sich bei Migranten häufiger über die Freizeitinteressen und den Medienkonsum

der Kinder über das soziale Umfeld der Kinder über die zu Hause praktizierte Erziehung

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niekaum

öfterhäufig

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

29

45

20

6

39

45

13

3

Lehrkräfte erkundigen sich nach Freizeitinteressen u. Medienkonsum (in %).

2.4 Informationsaustausch

Lehrkräfte erkundigen sich nach der Erziehung zu Hause (in %).

niekaum

öfterhäufig

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

33

43

20

4

41 42

13

4

Lehrkräfte erkundigen sich nach Freizeitinteressen u. Medienkonsum (in %).

Lehrkräfte erkundigen sich nach dem sozialen Umfeld (in %).

niekaum

öfterhäufig

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

41 41

12

6

55

36

7

2

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2.4 Informationsaustausch

Migranten sind die Leistungsbeurteilungen / Noten ihrer Kinder ebenso verständlich wie den übrigen Eltern.

Migranten verstehen die Prüfungspraxis ebenso wie die übrigen Eltern.

Migranten wissen besser über die Leistungsanforderungen der Lehrkräfte Bescheid als die übrigen Eltern.

Migranten werden von den Lehrkräften häufiger informiert, wie ihr Kind in der Schule ist, als die übrigen Eltern.

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2.4 Informationsaustausch

Wissen Sie über die Leistungsanforderungen der Lehrkräfte Bescheid? (in %)

Von den Lehrkräften meines Kindes erfahre ich regelmäßig, wie mein Kind in der Schule ist. (in %)

neineher nein

eher jaja

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

15

2832

2522

3033

15

neineher nein

eher jaja

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

16

28 29

27

20

32

28

20

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2.5 Besuch von Sonderveranstaltungen

Eltern mit Migrationshintergrund besuchen seltener Schulfeste.

Eltern mit Migrationshintergrund besuchen seltener Theateraufführungen in der Schule.

Eltern mit Migrationshintergrund besuchen seltener Informationsveranstaltungen und Vorträge in der Schule.

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2.6 Angesprochene und behandelte Themen

Mit Migranteneltern wird häufiger gesprochen über: Hochbegabung Disziplinprobleme Gesundheitserziehung Sexualerziehung Umwelterziehung Drogen Entwicklung im Kindes- u. Jugendalter Kinder mit Migrationshintergrund Integration behinderter Schüler Fragen der Berufswahl Schulentwicklung/Schulqualität)Jedoch seltener über Fragen der Schullaufbahn!

Bei Einzelgesprächen:

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Themen bei Einzelgesprächen

niemanchmal

oft

Mutter i. Dtld. Geboren

Mutter im Ausl. Geboren

60

23

16

3747

15

Wie oft wurde gesprochen über Fragen der Schullaufbahn? (in %)

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Themen bei Einzelgesprächen

Kindern mit Migrationshintergrund Integration behinderter Schüler Fragen der Schullaufbahn Fragen der Berufswahl Schulentwicklung u. Schulqualität

Migranteneltern wünschen stärker als die übrigen ein Ansprechen folgender Themen:

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Themen bei Veranstaltungen

Kaum Unterschiede zwischen Migranteneltern u. den übrigen Eltern.

Unterschiede würden eher unterschiedliche Besuchshäufigkeiten bedeuten als Themenunterschiede.

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2.7 Hilfe der Eltern in der Schule

Migranten werden mit gleicher Häufigkeit um Hilfe gebeten. Die Schulen nehmen Angebote von Migranten,

Klassenfahrten zu begleiten, seltener an. Migranten bieten seltener Unterstützung bei Schulfesten

und Klassenfahrten an. Migranten ziehen weniger Nutzen aus der Beteiligung bei

Nachhilfe, Förderunterricht und schulischer Hausaufgabenbetreuung.

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2.8 Kooperation zwischen Schule und Eltern

Kooperationsbereitschaft:

Migranteneltern sind weniger als die übrigen Eltern bereit zu gemeinsamen Bemühungen um diszipliniertes

Verhalten der Schüler zu Absprachen über Werte, die den Kindern vermittelt

werden sollen

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2.8 Kooperation zwischen Schule und Eltern

Bereitschaft zu gemeinsamen Bemühungen um diszipliniertes Verhalten (in %)

Bereitschaft zu Absprachen über Werte

Kooperationsbereitschaft

neineher nein

eher jaja

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

5 9

26

60

4 6

23

67

neineher nein

eher jaja

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

59

27

59

3 5

26

66

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Tatsächliche Kooperation:Die Lehrkräfte schaffen es trotzdem!

hinsichtlich des disziplinierten Verhaltens hinsichtlich Absprachen über

Erziehungsmaßnahmen hinsichtlich Absprachen über zu vermittelnde Werte

Es gibt mehr Kooperation mit Migranten als mit den übrigen Eltern:

2.8 Kooperation zwischen Schule und Eltern

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Tatsächliche Kooperation

Absprachen über Erziehungsmaßnahmen

niekaum

öfterhäufig

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

21

30 32

17

2731

28

14

niekaum

öfterhäufig

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

22

28 28

22

31

30

26

13

Absprachen über zu vermittelnde Werte

niekaum

öfterhäufig

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

29 29 31

11

45

32

17

6

Gemeinsame Bemühungen um diszipliniertes Verhalten

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2.8 Kooperation zwischen Schule und Eltern

Die Lehrkräfte meines Kindes beachten Vorschläge von Eltern (in %).

neineher nein

eher jaja

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

6

26

36

32

8

27

45

20

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2.9 Verhältnis von Migranteneltern zu anderenEltern und Elternvertretern

Die Eltern dieser Schule interessieren sich nur für das Wohl ihrer eigenen Kinder.

Verhältnis zu anderen Eltern:

neineher nein

eher jaja

Nur Deutsch sprechend

Auch / nur andere Sprache

11

21

29

39

18

25

34

23

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Migranteneltern und Elternvertretung

Eltern mit Migrationshintergrund sind in den Elternvertretungen unterrepräsentiert!Klassenelternsprecher (in %)

Elternbeirat (in %)

neinja

Vater in Dtld. geboren

Vater im Ausl. geboren

87

14

71

29

neinja

Vater in Dtld. geboren

Vater im Ausl. geboren

91

9

79

22

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Migranteneltern und Elternvertretung

Unterschiede verschwinden in Schulen mit hohen Migrantenanteilen!

Schulen mit weniger als 1/3 Migranten: Klassenelternsprecher (in %)

Schulen mit 1/3 u. mehr Migranten: Klassenelternsprecher (in %)

neinja

Vater in Dtld. geboren

Vater im Ausl.geboren

89

11

71

29

neinja

Vater in Dtld. geboren

Vater im Ausl.geboren

67

33

67

33

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Migranteneltern und Elternvertretung

Unterschiede verschwinden in Schulen mit hohen Migrantenanteilen!

Schulen mit weniger als 1/3 Migranten: Elternbeirat (in %)

Schulen mit 1/3 u. mehr Migranten: Elternbeirat (in %)

neinja

Vater in Dtld. geboren

Vater im Ausl.geboren

92

9

78

22

neinja

Vater in Dtld. geboren

Vater im Ausl.geboren

82

18

82

18

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Kontakt von mandatslosen Eltern mit Elternvertretern Ca. 25% der Eltern ohne Migrationshintergrund, aber fast 40%

der Migranten wissen nicht, wer Klasseneltersprecher ist. Reichlich 40% der Eltern ohne Migrationshintergrund, aber fast

75% der Migranten kennen den Klassenelternsprecher nicht persönlich.

Die überwältigende Mehrheit der Eltern – sei es mit oder ohne Migrationshintergrund – bittet den Klassenelternsprecher nie um Hilfe (kein sig. Unterschied).

Mit reichlich der Hälfte der Eltern ohne Migrationshintergrund, aber mit fast 75% der Migranten hat der Klassenelternsprecher noch nie Kontakt aufgenommen.

Auch diese Unterschiede verschwinden an Schulen mit höherem Migrantenanteil.

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Kontakt von mandatslosen Eltern mit Elternvertretern

Ca. 20% der Eltern ohne Migrationshintergrund, aber fast 50% Migranten wissen nicht, wer dem Elternbeirat angehört.

Fast 40% der Eltern ohne Migrationshintergrund, aber nahezu 70% Migranten kennen niemanden vom Elternbeirat persönlich.

Die überwältigende Mehrheit der Eltern – sei es mit oder ohne Migrationshintergrund – bittet den Elternbeirat nie um Hilfe (kein sig. Unterschied).

Mit reichlich 30% der Eltern ohne Migrationshintergrund, aber mit fast 60% Migranten hat noch niemand vom Elternbeirat Kontakt aufgenommen.

Auch diese Unterschiede verschwinden an Schulen mit höherem Migrantenanteil.

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2.10 Resümee Migranteneltern:

sind zurückhaltender und misstrauischer nutzen eher formelle Kontakte, offenbar weil sie sich hier ihres

Rechtsanspruchs sicher sind wagen es seltener, informelle Kontakte aufzunehmen. fühlen sich sicherer in der Gruppe („Gruppenkontakter“) sind ebenso an Information interessiert wie andere Eltern und

ebenso bereit, Information zu geben sind weniger zur Erziehungskooperation bereit fühlen sich stärker von den übrigen Eltern allein gelassen haben weniger Kontakt zu den Elternvertretern

Lehrkräfte: kontaktieren Migranten nicht wesentlich anders als die übrigen Eltern informieren Migranten besser und holen mehr Information von ihnen

ein sprechen seltener mit Migranten über Schullaufbahnfragen praktizieren intensivere Erziehungskooperation mit Migranten

Probleme mehr bei den deutschen Eltern als bei den Lehrkräften!

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Teil II:

Maßnahmen zur Optimierung

der Elternarbeit mit Migranten

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Die vorgeschriebenen Kontaktangebote reichen nicht aus, auch nicht Versuche, sie zu optimieren!

Stattdessen umfassende Neukonzeption mit vielfältigen Angeboten und Maßnahmen!

Im Mittelpunkt muss stehen: Migranten in die Gesamtelternschaft integrieren! Migranteneltern Zugehörigkeitsgefühl und

Selbstbewusstsein vermitteln! Sie in ihrer Erziehungsverantwortung in die Pflicht

nehmen und stärken! Gemeinsam mit ihnen am Schulerfolg ihrer Kinder

arbeiten! Deutsche Lehrkräfte und Eltern sensibilisieren!

1. Leitlinien

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Information: Information geben:

über das deutsche Schulsystem über berufliche Möglichkeiten und ihre Voraussetzungen über den Unterricht in Deutschland

Information einholen: über das Kind über die Familie

Nicht Eltern, sondern Lehrkräfte haben Hol- und Bringschuld!

Mehrsprachig! Auch Einladungen!Hilfen:[email protected] Müller-Boehm 2005

2. Konkrete Maßnahmen

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Kontakte in der Schule („school based activities“): Elternfreundliche Schule, Gefühl des Willkommenseins,

„gleiche Augenhöhe“ Ausdrückliche Einladung zu Zweier- u. Dreiergesprächen Angemessene Termine: flexible Sprechzeiten, Abende,

Samstage u. Wochenenden, vor Beginn der Arbeitszeit und des Unterrichts; ggf. mit den Arbeitgebern verhandeln

Feste und kulturelle Veranstaltungen mit Beiträgen der Migranten

„Samstags-“ oder „Sonntagstreffs“ von Migranten und Lehrkräften

Familiennachmittage und gemeinsame Ausflüge Exkursionen zu kulturellen Einrichtungen Bürgerzentren,

Sportvereinen, Betreuungs- und Beratungseinrichtungen, Religionsgemeinschaften, Betrieben …

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Kontakte in der Schule („school based activities“): Elterntraining Deutschkurse Sonderveranstaltungen für bestimmte Herkunftsländer Evtl. Betreuungsmöglichkeiten für mitgebrachte Kleinkinder Evtl. Mitfahrmöglichkeiten Mitarbeit im Unterricht Migranteneltern als Dolmetscher Begleitpersonen bei Schullandheimaufenthalten, Ausflügen,

Exkursionen Mitarbeit bei der Schulentwicklung Migranten an Entscheidungen beteiligen, Elternvertretung

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Kontakte bei den Eltern („home based activities“): Anrufe Spontanes Ansprechen bei zufälligen Begegnungen Stammtische oder Kaffeekränzchen außerhalb der

Schule Gelegentliche Gesprächskontakte in der

Nachbarschaft der Eltern in Restaurants, Kirchen, Jugendzentren, Kulturzentren usw.

Besuch von Einrichtungen und Veranstaltungen, wo Migranteneltern zu treffen sind (z. B. Sportveranstaltungen, kulturelle u. religiöse Veranstaltungen, Straßenfeste, Restaurants)

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Kontakte bei den Eltern („home based activities“): An der Wohnungstür ausgesprochene persönliche

Einladungen Hausbesuche Unterstützung des häuslichen Lernens der Kinder Strukturierung der häuslichen Umgebung der

Kinder

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Aufbau von Netzwerken: „Älterer Bruder – Ältere Schwester Modell“ Patenschaften von Migranten für andere

Migrantenfamilien Aktiv-Eltern Bildungslotsen Mediationen von Gesprächen mit Migranten durch

Migranten Führungspersönlichkeiten um Hilfe bitten Vermittlung von pädagogischen Diensten Nachbarschafts- und Stadtteil-Elterngruppen

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3. Vier Rollen für „Elternarbeiter“ (Lueder 1993)

Connector: Die Kluft zwischen der Familie u. der Schule überbrücken, Verbindung herstellen

Communicator: Informationsaustausch mit den Familien

Broker: Vermittlung von Kontakten zu Institutionen und Personen der Gemeinde

Coach: Eltern Kompetenzen für ihre Elternrollen vermitteln, „Empowerment“

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Literatur

Boethel, M. (2003): Diversity and School, Family, and Community Conneetions. Southwest Educational Development Laboratory. Annual Synthesis 2003. Austin.[http://www.sedl.org/connections/resources/diversity-synthesis.pdf (22.05.07)]

Coleman, M.; Churchill, S. (1997): Challenges for Family Involvement. In: Childhood Education, Spring, pp. 144 – 148.

Cotton, K.; Wikelund, K. R. (2000): Parent Involvement in Education. In: The Schooling Practices That Matter Most.[http://www.nwrel.org/scpd/sirs/3/cu6.html (22.05.07)]

Demirel, M.; Horbaschek, A. (1985): Die Zusammenarbeit von Lehrkräften mit ausländischen Eltern als wichtige Voraussetzung für den Aufbau des pädagogischen Bezugs. In: Unterrichten/erziehen, 4, 2, S. 49-50.

Gehlen, N. (1980): Elternarbeit mit ausländischen Eltern. In: Ausländerkinder, 4, S. 71-88.

Gehlen, N. (1985): Elternarbeit. In: Roth, W. K. (Hrsg.): Ausländerpädagogik. Bd. I: Unterricht und Elternarbeit. Stuttgart u. a., S.140-172.

Kowalczyk, W. (Hrsg.) (2005): Lehrkräfte kooperieren mit Eltern. Das Lernen unterstützen, die Erziehung ernst nehmen. Kissing.

Lueder, D. (1993): With open arms: working with hard-to-reach-parents. In: Smit, F.; van Esch, W.; Walberg, H. W. (Hrsg.); Instituut voor Toegepaste Sociale Wetenschappen (Nijmegen): Parental involvement in education. - Nijmegen, S.157-165.

Miedaner, L. (2004): Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhäusern mit Migrationshintergrund. In: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit, 55, 3, S. 39-46.

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Literatur

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