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42 Neubau | Areal Guggach III | Zürich-Unterstrass Die Projektverfassenden von «LE GRAND VERT» schlagen eine Konstellation mit zwei sehr unterschiedlichen Gebäudekörpern vor, die sich zu einer durchläs- sigen Figur fügen. An der Wehntalerstrasse steht als kompaktes Kraftpaket die Schule. Davon geschickt abgesetzt ergänzt eine klammerartige, jeweils unter- schiedlich artikulierte Grossform die Gesamtfigur. Die präzise Setzung schafft drei sehr spezifische Freiräume, die sich jeweils gut mit den umliegenden Sied- lungsräumen verbinden: Der Stadtplatz an der Kreuzung Wehntaler- und Hofwie- senstrasse, der Quartierplatz gegenüber dem Radiostudio und der Gartenplatz als westlicher Abschluss der Parkwiese. Dazwischen liegen wohltuend grosszü- gig die Parkfläche, die Schulfreiräume mit den geschickt angeordneten Allwetter- feldern und die halböffentlichen Wohnfreiräume. Der Korridor zwischen Quartier und Käferberg ist in seiner vegetativen Ausformulierung ein weiterer qualitäts- voller Baustein des Freiraumkonzepts. Entscheidend für diesen Freiraum wird die abschliessende Lösung der Anlieferung zum Grossverteiler sein, die in ihrer ge- zeigten Form kritisch bewertet wird. Die grosse Gemeinschaftsterrasse ergänzt das Freiraumangebot, hat aber in ihrer Dimensionierung und Ausformulierung noch Entwicklungspotenzial. Der geöffnete Bach zoniert die Freiräume ohne eine trennende Wirkung zu entfalten. Die formale Auflösung des Gewässers auf dem Stadtplatz muss jedoch in Anbetracht der geringen zu erwartenden Wassermen- gen in Frage gestellt werden. In den Randbereichen werden weitläufige Flächen für die Aneignung durchs Quartier angeboten. Das Bepflanzungskonzept nimmt Bezüge zur direkten Umgebung auf. Die raumbildenden Grossbäume setzen sich aus Arten des nahen Käferbergs zusammen. Kleinkronige Obstgehölze sind den Pflanzenbildern des Kleingartenareals entliehen. Der Entwurf schafft es in hohem Masse, mit dem umgebenden Stadt- und Naturraum in Dialog zu treten ohne sich dabei in Kleinteiligkeit zu verlieren. Das Wohngebäude wird als zur Strasse geschlossenes volumetrisch differen- ziertes Volumen entwickelt. Ausgehend von der städtischen Front zur Kreuzung Wehntaler-/Hofwiesenstrasse treppt sich das Gebäude entlang der Strasse hoch und umfasst einen Sockelbereich mit dem Grossverteiler, der über einen Gebäu- Projekt 8 LE GRAND VERT 2. Rang | 2. Preis Architektur pool Architekten, Zürich Landschaftsarchitektur Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich

Projekt 8 LE GRAND VERT - Stadt Zürich · Projekt 8 LE GRAND VERT dedurchgang direkt von der Strasse her erschlossen ist. Der Kindergarten schliesst den Baukörper schliesslich zum

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Page 1: Projekt 8 LE GRAND VERT - Stadt Zürich · Projekt 8 LE GRAND VERT dedurchgang direkt von der Strasse her erschlossen ist. Der Kindergarten schliesst den Baukörper schliesslich zum

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Die Projektverfassenden von «LE GRAND VERT» schlagen eine Konstellation

mit zwei sehr unterschiedlichen Gebäudekörpern vor, die sich zu einer durchläs-

sigen Figur fügen. An der Wehntalerstrasse steht als kompaktes Kraftpaket die

Schule. Davon geschickt abgesetzt ergänzt eine klammerartige, jeweils unter-

schiedlich artikulierte Grossform die Gesamtfigur. Die präzise Setzung schafft

drei sehr spezifische Freiräume, die sich jeweils gut mit den umliegenden Sied-

lungsräumen verbinden: Der Stadtplatz an der Kreuzung Wehntaler- und Hofwie-

senstrasse, der Quartierplatz gegenüber dem Radiostudio und der Gartenplatz

als westlicher Abschluss der Parkwiese. Dazwischen liegen wohltuend grosszü-

gig die Parkfläche, die Schulfreiräume mit den geschickt angeordneten Allwetter-

feldern und die halböffentlichen Wohnfreiräume. Der Korridor zwischen Quartier

und Käferberg ist in seiner vegetativen Ausformulierung ein weiterer qualitäts-

voller Baustein des Freiraumkonzepts. Entscheidend für diesen Freiraum wird die

abschliessende Lösung der Anlieferung zum Grossverteiler sein, die in ihrer ge-

zeigten Form kritisch bewertet wird. Die grosse Gemeinschaftsterrasse ergänzt

das Freiraumangebot, hat aber in ihrer Dimensionierung und Ausformulierung

noch Entwicklungspotenzial. Der geöffnete Bach zoniert die Freiräume ohne eine

trennende Wirkung zu entfalten. Die formale Auflösung des Gewässers auf dem

Stadtplatz muss jedoch in Anbetracht der geringen zu erwartenden Wassermen-

gen in Frage gestellt werden. In den Randbereichen werden weitläufige Flächen

für die Aneignung durchs Quartier angeboten. Das Bepflanzungskonzept nimmt

Bezüge zur direkten Umgebung auf. Die raumbildenden Grossbäume setzen sich

aus Arten des nahen Käferbergs zusammen. Kleinkronige Obstgehölze sind den

Pflanzenbildern des Kleingartenareals entliehen. Der Entwurf schafft es in hohem

Masse, mit dem umgebenden Stadt- und Naturraum in Dialog zu treten ohne

sich dabei in Kleinteiligkeit zu verlieren.

Das Wohngebäude wird als zur Strasse geschlossenes volumetrisch differen-

ziertes Volumen entwickelt. Ausgehend von der städtischen Front zur Kreuzung

Wehntaler-/Hofwiesenstrasse treppt sich das Gebäude entlang der Strasse hoch

und umfasst einen Sockelbereich mit dem Grossverteiler, der über einen Gebäu-

Projekt 8LE GRAND VERT

2. Rang | 2. Preis

Architektur

pool Architekten, Zürich

Landschaftsarchitektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich

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dedurchgang direkt von der Strasse her erschlossen ist. Der Kindergarten

schliesst den Baukörper schliesslich zum Park gegen Westen ab. Es entsteht

so einerseits eine Art offener Wohnhof, der sich erdgeschossig räumlich gut

mit dem Park verbindet, andererseits ein, als kollektive Terrasse ausgebildeter

Gemeinschaftsbereich im ersten Obergeschoss, dessen Qualität und Verbin-

dung zum Park kritisch diskutiert werden. Typologisch ist das Wohngebäude

eher konventionell entwickelt. Die als Zwei- und Dreispänner organisierten Woh-

nungen sind über einem umlaufenden Gewerbesockel angeordnet und über

neun innen liegende Treppenhäuser, mit entsprechend grossem Erschliessungs-

anteil, zugänglich. Die Anlage der Wohnungen an sich ist gut proportioniert; als

interessante Variation werden 3-Zimmer-Wohnungen mit zumietbaren Zimmern

angeboten, die flexible Nutzungsszenarien zulassen. Leider entspricht ein gros-

ser Teil der 2- und 3-Zimmer-Wohnungen nicht den Vorgaben; sie sind zu gross.

Die Organisation des Schulgebäudes entwickelt sich aus einem strukturellen Ver-

ständnis für die vertikal geschichteten Nutzungen. Über der mit grossen Later-

nen belichteten Turnhalle im Untergeschoss entwickelt sich ein offenes Erdge-

schoss, das von massiven Unterzügen überspannt ist und sowohl die Decke der

Turnhalle wie auch die darüber liegenden Schulräume trägt. Turnhalle, Erdge-

schossnutzungen und Schulräume sind über das rigide Strukturkonzept zu-

sammengebunden, welches das Gebäude bis zum Ausdruck und zur Materiali-

tät prägt. Leider ist das absolut formulierte statische System durch die vorgese-

henen Öffnungen im Randbereich des Trägers kompromittiert. Die als Raum-

struktur entwickelten Unterrichtsbereiche bestehen aus drei, separat erschlosse-

nen, als eigenständige Brandabschnitte entwickelten Raumclustern, die eine hohe

Flexibilität ermöglichen sollen. Erschlossen wird das Schulgebäude vom Park;

zur Wehntalerstrasse sind Vereinszugänge und die von der Jury kontrovers dis-

kutierten Notausgänge der Treppenhäuser angeordnet.

Die ökologischen Vorgaben der Schule und der Wohnüberbauung sind einge-

halten, bei den ökonomischen Vorgaben liegen diejenigen der Wohnüberbauung

deutlich über den Erwartungen.

Situationsmodell 1: 500

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Situation 1: 2500

Der Entwurf überzeugt mit einer stimmigen Gesamtanlage und interessanten

Aussenräumen, deren Qualität aber zum Teil von Nutzungskonflikten (Terrasse

– Wohnungen, Quartiersplatz – Anlieferung) eingeschränkt ist. Insbesondere das

Schulgebäude fasziniert dabei in seiner strukturellen Radikalität. Aufwand und

Ertrag scheinen aber nur zum Teil verhältnismässig, die Struktur bekommt in

ihrer Rigidität auch etwas Zwanghaftes. Beim Projekt «LE GRAND VERT» handelt

es sich um einen stimmigen Beitrag, der sich städteräumlich gut verankert und

so einen übergeordneten Mehrwert schafft und sich mit den bestehenden Be-

bauungsmustern intelligent verbindet, zuletzt aber zu wenig eigenständig bleibt

und auch die ehrgeizigen Ziele betreffend Wohnungsgrössen und Zielkosten nur

beschränkt einhält.

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Wohnbauten und Schulhaus: Erdgeschoss 1:700

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Wohnbauten: Untergeschoss, 1. Obergeschoss 1:700 / Wohnungsgrundrisse 1:300

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Wohnbauten: Regelgeschoss, 5. Obergeschoss 1:700 / Wohnungsgrundrisse 1:300

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Wohnbauten: Ansichten und Schnitte 1:700

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Schulhaus: Ansichten und Schnitte 1:700

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Schulhaus: Erdgeschoss, 1. und 2. Untergeschoss / 2. Obergeschoss, Galeriegeschoss, 1. Obergeschoss 1: 700

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Schulhaus und Wohnbauten: Fassadenschnitt 1:150

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