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30 Blinker 11/2006 REISE Island Reif für die Angler Island, schon lange sind die Meeresangler reif für (und heiß auf) diese Insel. Aber kein Reiseveranstalter brachte sie dort hin. Jetzt ist es endlich so weit. Island ist reif für die Angler! von Henning Stilke Über den dichten Dorsch- schwärmen beißt es immer sofort und auf alle Köder gleichzeitig.

Reif für die Angler

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Page 1: Reif für die Angler

30 Blinker 11/2006

REISE Island

Reif für die AnglerIsland, schon lange sind die Meeresangler reif für (und heiß auf)

diese Insel. Aber kein Reiseveranstalter brachte sie dort hin. Jetzt ist esendlich so weit. Island ist reif für die Angler!

von Henning Stilke

Über den dichten Dorsch-schwärmen beißt esimmer sofort und auf alleKöder gleichzeitig.

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reichbar. Aber jetzt bekommt die Insel denlängst verdienten Platz auf der Karte derAngelreiselustigen. Denn AngelreisenHamburg (Vögler’s Angelreisen) hat aufIsland die ersten Anlagen für Meeresang-ler errichtet. Alle, die einmal so richtig ausdem Vollen fangen wollen, sollten sichdieses Reiseziel mit einem dicken Kreuzvormerken.Ja, und ein kräftiges Kreuz ist dann auchauf dem Wasser vor den schroffen FelsenIslands empfehlenswert, ansonsten gehtman im Laufe eines Drillmarathons in dieKnie. Der kann nämlich so lang dauernwie ein echter Marathon, oder noch länger.Nur gut, dass ich mit zwei routiniertenMeeresanglern im Boot bin, die nicht soschnell schwächeln. Mit Arnold Flint undWerner Wendland wird durchgedrillt bismorgens um 5 Uhr. Nahe am Polarkreisbleibt es die ganze Nacht hell, und manmerkt kaum, wie spät es schon gewordenist. Nach ein paar Tagen merkt man’s dannumso mehr.

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Diese Geschichten von ungestü-men Fischen, die sich auf denblanken Haken stürzen, undvon Drills, nach denen einemdie Arme schmerzen – zu oft

gehört. War man selber am Ort der wun-dersamen Fänge, dann biss nicht einmaletwas auf Haken mit Köder, und Schmer-zen bereitete nur, dass man wieder soleicht geglaubt hat, was man so gerneglauben möchte. Wenn es nicht schon zuspät ist, hören Sie auf meinen Rat: Glau-ben Sie niemals solche Geschichten –wenn sie ein anderer erzählt. Ich habe esaber wirklich erlebt. Beweise? Ich sagenur: Island! Island, eine Insel mitten im Fisch. Habendie Berufsfischer ihre Quote erfüllt,scheint es danach nur noch mehr Fische zugeben. Angler gibt es dagegen so gut wiegar nicht. Für Einheimische ist Angelnvermutlich nicht viel aufregender als eineFelswand im Nebel. Und für Angelreisen-de war das Meer vor Island bislang uner-

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Und – zack – sind schon wieder zwei Ruten krumm. Gefischt wird überwiegend mit„Land in Sicht“, weite Anfahrten sind überflüssig.

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umschließen den Pilker. Einen Augenblickspäter sind sie alle wieder verschwunden,nur ein einziger Dorsch ist noch zu sehen –und an meiner Rute zu spüren. Noch nie habe ich so viele Dorsche aufeinmal gesehen. Dabei sind sie nur eineAndeutung dessen, was sich da unten be-wegt. Wie viel kann man hier wohl fan-gen? Zwei Angler, die es drauf angelegt

haben, duellierten sich an einem Vormittagmit dem Ergebnis 199 zu 201 (überwie-gend) Dorschen. Eine Dreiergruppe lan-dete nach einem durchschnittlichen An-geltag 2 Tonnen Dorsche, Schellfische,Köhler und Steinbeißer an. Nun wird sich manch einer fragen, wasmit solch einer Ladung Fisch passiert,wenn Angler damit in den Hafen am Talk-nafjödur zurückkehren. Aber für diesen –und nicht nur für diesen – Fall hat Angel-reisen Hamburg alles ausgezeichnet orga-nisiert. Die Angler wohnen in komforta-

Fangen wie noch nie

Solange man über schier endlose Fisch-schwärme treibt und fängt, wie man nochnie im Leben gefangen hat, denkt man abernicht an die Uhrzeit oder an die Müdigkeitam Ende der Reise. Jetzt wird gefangen! Stundenlang lassen wir den Pilker herunter,ohne dass er auch nur einmal den Meeres-boden berührt. Irgendwo zwischen 10 und25 Meter wird er abgefangen, bleibt in ei-nem Dorschmaul hängen, einem von Tau-senden – von Millionen? Ich weiß es nicht,aber unser Boot muss weit weit über einegewaltige Schicht von Dorschen driften. Wenn der Pilker auch beim x-ten Mal mitabsoluter Sicherheit wieder drei Sekundennach dem Eintauchen genommen wird,denkt man allmählich darüber nach, wieman neuen Schwung in dieses fast schonmechanische Fangen bringen kann. Wernermacht sich erst einmal daran, ein Verspre-chen zu erfüllen. Er hat seinen schlechtes-ten Kunstködern zugesagt, dass sie hier al-le einmal fangen dürfen. So hängt er eineGummischeußlichkeit nach der anderen inden Karabiner und hält Wort.Arnold erhöht das Bleigewicht seinerNaturköder-Montage, um mit höhererGeschwindigkeit vielleicht doch durch die Dorschschicht zum Boden zu seinemLieblingsfisch, dem Steinbeißer, zu gelan-gen. Aber der ist, wie sich zeigen sollte,nicht zu erreichen, wo die Dorschschwär-me zu kompakt sind.Ich überlege, wie ich Werners Köder un-terbieten kann, aber etwas noch Häss-licheres habe ich nicht dabei. Da bleibt nureins: gar kein Köder. Ich lasse einen blan-ken 9/0er Haken runter und etwas auf derStelle tanzen, Sekunden vergehen, geradebeschleicht mich der Gedanke, dass einHaken allein denn doch zu wenig Köderist, da muss ich schon umdenken. Auchder blanke Haken fängt!

Auf Sicht

Was kann ich jetzt noch ausprobieren? Dassman den Pilker gar nicht bewegen muss,um einen Biss zu bekommen, ist schon be-wiesen. Aber was passiert, wenn ich denPilker weit über den Dorschen halte? Ichpräsentiere den Pilker also auf Sicht in 3bis 4 Meter Tiefe mit kräftigen Hüpfern.Ich sehe ihn da springen, aber sehen ihnauch die Dorsche, die mindestens 5 Metertiefer stehen müssen? Die Antwort jagt mireinen gehörigen Schreck ein. Mit einemMal tauchen aus der Tiefe dicht gedrängtunzählige Dorsche auf, wie ein einzigerriesiger Körper schießen sie nach oben und

Auch von solchen Steinbeißern kannman weit mehr als nur zwei an einemTag fangen.

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blen Holzhäusern mit Blick auf den Fjord,sie fahren in speziell für ihre Bedürfnissegefertigten Booten hinaus, und für jedenFang ist alles vorbereitet.Für Fische, die man selber filetieren undverpacken möchte, stehen in einer Fisch-halle am Hafen Tische, Geräte und einTiefkühlraum zur Verfügung. GrößereFänge, die über den Eigenbedarf hinaus-gehen, werden an die örtlichen Fisch-verarbeiter abgegeben, die den Fang derAngler genauso behandeln wie den derBerufsfischer. Zu deren Quote werden

die Fische schließlich auch gerechnet. So spektakulär ein Massenfang auch seinmag, nachdem man das Boot einmal rich-tig vollgeladen hat, sucht man doch nachneuen Herausforderungen. Lange suchenmuss man nicht. Wie wär’s zum Beispielmit einem richtigen Dickdorsch? Wernerführt mir vor, wie’s gemacht wird. Ineinem Dorschschwarm bietet er einen 2-pfündigen Köhler als Köderfisch an und

Dickdorsch von26 Pfund, imBild auch zuerkennen derzweipfündigeKöhler, der alsKöder diente.

Rute: Bootsrute der Klasse 30–50 lb, 1,80–2,20 m lang, zum Pilkenund zum Angeln mit Naturköder. Spinnrute mit 20–30 GrammWurfgewicht, 2,70–3,00 m lang, die auch zum Grundangeln aufPlattfische umfunktioniert werden kann.Rolle: Kräftige Multirolle mit 0,30 mm geflochtener Schnur. ZumSpinnfischen eine mittlere Stationärrolle mit 0,20er Geflechtschnur. Köder: Pilker, 100–300 Gramm, große Gummifische. Zum Spinn-fischen schlanke Blinker und Gummiköder, 20–30 Gramm. Zubehör: Haken der Größe 6/0 bis 10/0 und Bleie von 100 bis 250Gramm für Naturköder-Montagen. 0,80 mm Monofilschnur für Vor-fächer. Gummimakks, Twister und Oktopusse als Beifänger. Buttha-ken fürs Plattfischangeln.

Gerätekiste

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werfen – nein, die Rute nicht ablegen –,der Biss kommt sofort! Der Boden mussmit Platten gepflastert sein. Oder machenSie mal vom Ufer ein paar Würfe mit derSpinnrute. Die Dorsche knallen nur so aufden Blinker.Am Tag unserer Abreise treffen wir zumersten und einzigen Mal einheimischeAngler. Ein paar Jugendliche, die amFjord mit Kunstködern angelten. Sie ha-ben einen Saibling gefangen und erzählen,dass sie an guten Tagen ein Dutzend schö-ner Saiblinge und großer Meerforellenfangen, Lachse seien auch mal dabei. Wir werden ganz unruhig bei ihren Erzäh-lungen. Unsere Koffer sind schon gepackt,und wir bekommen das Gefühl, dass wirauf Island noch etwas zu erledigen haben.

Schöner wohnen kann der Meeresangler auf Island kaum. Die Holzhäuser liegenganz nahe am Fjord.

Oben: Schell-fische dieserGrößen-ordnung sindnicht zu unter-schätzen. Siezu finden undzu fangenmacht richtigSpaß.

Links: TolleScholle! ImflacherenWasser liegendie Plattfischedicht an dicht. ■

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