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Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. Thomas Kälicke Dienstort: St. Josef-Hospital Bonn-Beuel Abteilung: Orthopädie und Unfallchirurgie Die bakterielle Spondylodiszitis - Eine retrospektive Analyse von 183 Patienten. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Ziad Hilal aus Dortmund 2012

Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. Thomas Kälicke ... · „Spondylitis tuberculosa“. Diese waren die Symptomentrias von Gibbus durch Wirbeldestruktion, Paraplegie und Abszess

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Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. med. Thomas Kälicke

Dienstort: St. Josef-Hospital Bonn-Beuel

Abteilung: Orthopädie und Unfallchirurgie

Die bakterielle Spondylodiszitis - Eine retrospektive Analyse von 183 Patienten.

Inaugural-Dissertation

zur

Erlangung des Doktorgrades der Medizin

einer

Hohen Medizinischen Fakultät

der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von

Ziad Hilal

aus Dortmund

2012

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Dekan: Prof. Dr. med. Klaus Überla

Referent: Prof. Dr. med. Thomas Kälicke

Korreferent: Prof. Dr. med. S. Gatermann

Tag der Mündlichen Prüfung: 11.06.2013

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Für meinen Vater

- einem großen Chirurgen und dem besten Vater -

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung.........................................................................................................11

1.1. Historie .......................................................................................................11

1.2. Definition und Grundlagen .......................................................................12

1.3. Pathophysiologie.......................................................................................13

1.3.1. Allgemeine Pathophysiologie der Infektion ......................................13

1.3.2. Immunsupprimierende Faktoren ........................................................13

1.3.3. Pathophysiologie der Spondylodiszitis .............................................16

1.4. Klinik...........................................................................................................18

1.5. Diagnostik ..................................................................................................21

1.6.Therapie ......................................................................................................29

2. Zielsetzung der Arbeit ....................................................................................36

3. Patienten und Methoden.................................................................................38

4. Ergebnisse.......................................................................................................42

4.1. Alters- und Geschlechtsverteilung ..........................................................42

4.2. Risikofaktoren für die Spondylodiszitis und weitere Komorbiditäten ..44

4.3. Ätiologie der Spondylodiszitis .................................................................48

4.4. Labordiagnostik.........................................................................................51

4.5. Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäule .....................................54

4.6. Keimnachweis............................................................................................59

4.7. Erreger der Spondylodiszitis....................................................................62

4.8. Erreger und Alter .......................................................................................66

4.9. Neurologische Ausfälle.............................................................................68

4.10. Häufigkeit und Verteilung von Abszessen ............................................75

4.11. Einfluß der Faktoren Abszess und neurologische Ausfälle ................82

4.12. Vergleich unifokaler vs. multifokaler Wirbelsäulenbefall ....................84

4.13. MRSA-Patienten.......................................................................................87

4.14. Diabetes mellitus-Patienten....................................................................91

4.15. Patienten unter 50 Jahren.......................................................................97

5. Diskussion.....................................................................................................105

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6. Zusammenfassung .......................................................................................123

7. Literaturverzeichnis ......................................................................................125

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Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

AIDS Acquired Immune Deficiency Syndrome

a.-p. Anterior posterior

BSG Blutsenkungsgeschwindigkeit

BWK / BWS Brustwirbelkörper/ Brustwirbelsäule

Bzw. Beziehungsweise

COPD Chronic obstructive pulmonary disease

CRP C-reaktives Protein

CT Computer-Tomogramm

E. coli Escherichia coli

Etc. Lat: et cetera = und die übrigen (im Sinne von und so

weiter)

et al. Lat: et alii = und andere

HIV Human immunodeficiency virus

HWK/ HWS Halswirbelkörper/ Halswirbelsäule

ICD-10 Internationale Klassifikation der Krankheiten 10.

Revision

i.v. Intravenös

KHK Koronare Herzkrankheit

Min. Minimum

Max. Maximum

MRSA Methicillin resistenter Staphylokokkus aureus

MSSA Methicillin sensibler Staphylokokkus aureus

MRT Magnetresonanztomographie

N Anzahl (Statistik)

LWK/ LWS Lendenwirbelkörper/ Lendenwirbelsäule

OP Operation

pAVK Periphere arterielle Verschlußkrankheit

s. Siehe

S. Seite

Stabw Standardabweichung

SWK/ SWS Sakralwirbelkörper/ Sakralwirbelsäule

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Tab. Tabelle

Tbc Tuberkulose

usw. Und so weiter

v.a. Vor allem

z.B. Zum Beispiel

Z.n. Zustand nach

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:

Systemische und lokale Faktoren, die das Immunsystem schwächen>>...15

Tabelle 2:

Differentialdiagnosen der Spondylodiszitis>>>>>>>...>>>>>>>.28

Tabelle 3:

Risikofaktoren und Begleiterkrankungen im Gesamtkollektiv>>>...>>...44

Tabelle 4:

Risikofaktoren und Begleiterkrankungen, die für eine Spondylodiszitis

prädisponieren>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>..>>..46

Tabelle 5:

Inzidenz von Risikofaktoren, die für eine Spondylodiszitis

prädisponieren.....................................................................................................47

Tabelle 6:

Weitere relevante Komorbiditäten>>>>>>>>>>>...>>>>>>>..47

Tabelle 7:

Ätiologie der Spondylodiszitis bei 93 Patienten>>>>>>>>>>>>>49

Tabelle 8:

Direkter Vergleich der Leukozytenzahl mit dem CRP-Wert bei Aufnahme in

der 4-Felder Tafel für das gesamte Patientengut (n=183) >>>>>>>>..52

Tabelle 9:

Körpertemperatur und Laborparameter im Vergleich zwischen stationärer

Aufnahme und Entlassung>>>>>>>>>>>>>>>>>>>.............53

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Tabelle 10:

Zeitgleicher entzündlicher Befall der Wirbelsäule auf unterschiedlichen

Höhen bei 13 Patienten>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>.58

Tabelle 11:

Auflistung der häufigsten Erreger bei 92 Patienten.>>>>>>>...>>.....62

Tabelle 12:

Alle isolierten Keime und ihre Häufigkeit bei 92 Patienten>>>>>>>>.63

Tabelle 13:

Vergleich der ausgewerteten Parameter der 80 Patienten mit neurologischen

Ausfallerscheinungen mit den Parametern der 103 Patienten ohne

neurologische Ausfallerscheinungen>>>>>>>>>>>>>>>>>...70

Tabelle 14:

Vergleich der Patienten mit Abszessbildungen (n=52) mit den Patienten ohne

Abszessbildungen (n=131)>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>...77

Tabelle 15:

Lokalisation und Häufigkeit von Abszessen bei 52 Patienten>...>>>>>80

Tabelle 16:

Vergleich der 4 Patientengruppen mit/ohne neurologischen Ausfall-

erscheinungen und mit/ohne Abszessbildungen>>>>>.>>>>>>>.83

Tabelle 17:

Vergleich der Patienten mit unifokalem Befall der Wirbelsäule (n=170) mit

den Patienten mit multifokalem Befall der Wirbelsäule (n=13)>>>>>>..85

Tabelle 18:

Vergleich MRSA-Patienten mit MSSA-Patienten>>>>>>>>>>>>>89

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Tabelle 19:

Vergleich der Ätiologie der Spondylodiszitis bei Patienten mit und ohne

Diabetes mellitus (insgesamt n=93)>>>>>>>>>>>>>>>>>>..92

Tabelle 20:

Vergleich der ausgewerteten Parameter der 62 Diabetes mellitus-Patienten

mit den Parametern der 121 Nicht-Diabetes mellitus-Patienten>>>>>>95

Tabelle 21:

Vergleich der ausgewerteten Parameter der 29 Patienten unter 50 Jahren mit

den Parametern der 154 Patienten über 49 Jahren>>>>>>>>>>>.102

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:

Geschlechtsverteilung>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>..39

Abbildung 2:

Altersverteilung im Gesamtkollektiv>>>>>>>>>>>>>>>>>>.41

Abbildung 3:

Altersverteilung bezogen auf beide Geschlechter>>>>>>>>...>>>.42

Abbildung 4:

Graphische Darstellung der Korrelation zwischen den CRP-Werten (in mg/dl)

und den Leukozytenzahlen (x 109/l) bei Aufnahme>>>>>>>>>>>>52

Abbildung 5:

Darstellung der Häufigkeit unifokaler Befall der Wirbelsäule im Vergleich

zum bi- bzw. multifokalem Befall der Wirbelsäule>>>>>>>>>>>>.54

Abbildung 6:

Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche im gesamten

Patientengut (n=183)>>>>>>..>>>>>>..>>>>>>>>>>>>.55

Abbildung 7:

Darstellung der Häufigkeit monosegmentaler Befall der Wirbelsäule im

Vergleich zum bi- bzw. polysegmentalem Befall der Wirbelsäule (n=183)>.56

Abbildung 8:

Verteilung der Entzündung auf die einzelnen Segmente bei 183 Patienten.

Die unterschiedlichen Muster der Balken dienen der Unterscheidung zw.

HWS-, BWS-, LWS- und SWS-Bereich>>>>..>>>..>>>>>>>>>..57

Abbildung 9:

Keimnachweis aus dem infizierten Wirbelsäulengebiet>>>>>>>>>..59

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Abbildung 10:

Vergleich der Ergebnisse der präoperativen Keimnachweise mit den

Ergebnissen der operativen Keimnachweise bei 27 Patienten>>>>>>..60

Abbildung 11:

Anzahl Erreger pro Patient bei 92 Patienten>>>>>>>>>>>>>>...65

Abbildung 12:

Häufigkeit der verschiedenen Keime in den Altersgruppen>>>>>>>...66

Abbildung 13:

Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäule bei 103 Patienten ohne

neurologische Symptomatik und bei 80 Patienten mit neurologischer

Symptomatik>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>72

Abbildung 14:

Häufigkeit und Verteilung der Fälle mit neurologischer Symptomatik

bezogen auf das Gesamtkollektiv>>>>>>>>>>>>>>>>>>>..73

Abbildung 15:

Neurologische Defizite und Anzahl der Patienten, bei denen die

neurologischen Ausfallerscheinungen behoben werden konnten>>>>...74

Abbildung 16:

Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche bei 52 Patienten mit

Abszessbildung>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>......79

Abbildung 17:

Häufigkeit und Verteilung der Fälle mit Abszedierungen bezogen auf das

Gesamtkollektiv>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>..81

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Abbildung 18:

Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche bei Diabetes

mellius Patienten (n=62) und bei Patienten ohne Diabetes mellitus

(n=121)...................................................................................................................93

Abbildung 19:

Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche bei Patienten unter

50 Jahren (n=29) und bei Patienten über 49 Jahren (n=154)>>>>>>>101

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1. Einleitung

1.1. Historie

Der englische Chirurg Sir Percivall Pott beschrieb 1779 die Spätfolgen der

„Spondylitis tuberculosa“. Diese waren die Symptomentrias von Gibbus durch

Wirbeldestruktion, Paraplegie und Abszess (Pott, 1936). Auch heute noch findet

die „Pott-Trias“ Verwendung in der ICD-10 und wird unter dem Namen „Pott-

Gibbus“ kodiert (A18.01, M49.0) (Internationale Statistische Klassifikation der

Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision, 2010). Allerdings

war Pott nicht der Erste der infektiöse Wirbelkörperdestruktionen erkannte. Unsere

Vorfahren konnten schon vor über 3000 Jahren die Tuberkulose der Wirbelsäule

in einer Mumie nachweisen: es fanden sich Zerstörungen der Brustwirbelkörper in

Kombination mit einem Abszess. Auch Hippokrates dokumentiert ca. 400 Jahre

vor Christus den tuberkulotischen Befall der Wirbelsäule mit einhergehenden

Wirbelkörperzerstörungen (Dimar et al., 2004; Wimmer and Stöckl, 2004).

100 Jahre nach Pott folgte Lannelongue 1879 mit seinen Ausführungen

(Lannelongue, 1879). Erste detaillierte Beschreibungen entstanden im Jahre 1929

von Wilensky. Er beschrieb verschiedene Fälle von akuter Osteomyelitis der

Wirbelsäule, welche durch die „häufigsten Erreger“ wie Staphylokokken und

Streptokokken verursacht wurden (Wilensky, 1929). Später folgten weitere

Beschreibungen: Kulowski analysierte 102 Patientenfälle (Kulowski, 1936).

Compere und Garrison erläuterten die pathologischen Veränderungen bei

Wirbelsäulenentzündungen und verglichen diese mit den Veränderungen in den

Röntgenaufnahmen (Compere und Garrison, 1936). Bis zu dieser Zeit war die

Prognose der Erkrankung erschütternd und ihr Ausgang verlief in den meisten

Fällen letal. Die Mortalitätsrate lag zwischen 40% und 90% (Dufek et al., 1987;

Müller et al., 2004; Wimmer und Stöckl, 2004). Erst durch die Entdeckung und

Anwendung der Antibiotika in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts sowie der

verbesserten diagnostischen Möglichkeiten sank die Sterblichkeit drastisch. V.a.

die Entdeckung des Penicillins ermöglichte bessere Heilungschancen und ließ die

Mortalitätsrate der hämatogenen Osteomyelitis im Allgemeinen auf unter 3%

sinken (Rauschmann et al., 2004; Wimmer und Stöckl, 2004).

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1.2. Definition und Grundlagen

Die entzündlichen Erkrankungen der Wirbelsäule können infektiöse und nicht-

infektiöse Ursachen haben. Die Gruppe der nicht-infektiösen Krankheiten sind

nicht Gegenstand dieser Arbeit. Es handelt sich bei diesen um Erkrankungen aus

dem rheumatischen Formenkreis wie z.B. der rheumatoiden Arthritis oder der

Spondylitis ankylosans (Strempel, 2001). Nichtsdestotrotz stellen diese nicht-

infektiös bedingten Spondylarthropathien wichtige Differentialdiagnosen der durch

Erreger verursachten Wirbelsäuleninfektion da. Im Weiteren folgen daher auch

Erläuterungen zu diesen Krankheitsbildern.

Die infektiöse Spondylitis ist definiert als Entzündung der Wirbelkörper, die

zunächst die Wirbelkörperabschlussplatten betrifft, wenn sie auf hämatogenem

Wege verursacht wird. Von dort ausgehend greift die Entzündung auf die

angrenzende Bandscheibe über. Bei der infektiösen Spondylodiszits sind die

Bandscheibe und die angrenzenden Wirbelkörper befallen (Ahlhelm et al., 2006;

Cramer et al., 2003; Flamme et al., 2001; Fieseler et al, 2001; Frangen et al.,

2006; Kenn, 2004; Klöckner et al., 2001). Da zum Zeitpunkt der Diagnosestellung

in der Regel schon beide Abschlußplatten und die Bandscheibe betroffen sind

(Cramer et al., 2001), und daher auch die Trennung zwischen Spondylitis und

Spondylodiszitis nicht immer sicher möglich ist, wird im nun folgenden Text der

Terminus Spondylodiszitis für infektiöse Erkrankungen der Wirbelsäule verwendet.

Der Begriff Diszitis beschreibt die alleinige Infektion der Bandscheibe, welche bei

Erwachsenen in der Regel als iatrogene Folge einer Bandscheibenoperation

auftritt. Im Kindesalter ist eine hämatogene Streuung in die noch vaskularisierten

Zwischenwirbelscheiben möglich (Eysel und Peters, 1997).

Als Erreger der Spondylodiszitis müssen v.a. Bakterien in Betracht gezogen

werden. Man unterscheidet bei der bakteriellen Spondylodiszitis die spezifische

Infektion von der unspezifischen Infektion (Battmann und Knoblauch, 2004;

Cramer et al., 2003; Eysel und Peters, 1997; Müller et al., 2004). Erreger der

spezifischen Infektion sind Tuberkelbakterien, Brucellen, Salmonella typhosa,

Treponema pallidum und Mycobacterium lepra. Alle anderen Bakterien, wie z.B.

Staphylococcus aureus, sind Verursacher der unspezifischen Spondylodiszitis

(Cramer et al., 2001; Müller et al., 2004; Nolla et al., 2002).

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Außerdem müssen noch andere Mikroorganismen als Erreger der Spondylodiszitis

in Betracht gezogen werden. Hierzu werden Parasiten (Echinokokken), Pilze

(Aspergillus, Candida species) und Viren gezählt (Ahlhelm et al., 2006; Müller et

al., 2004).

1.3. Pathophysiologie

1.3.1. Allgemeine Pathophysiologie der Infektion

Bei der Entstehung einer Infektion gibt es zwei entscheidende Gegenspieler: auf

der einen Seite steht das körpereigene Immunsystem, das die Funktion der

Abwehr körperschädigender Substanzen einnimmt. Dem gegenüber stehen eine

Vielzahl von Krankheitserregern mit dem Versuch in den fremden Organismus

einzudringen und sich dort zu vermehren (Kälicke, 2004; Niedhart et al., 2004;

Ohlsen und Hacker, 2004). Ist das Immunsystem nicht mehr in der Lage das

Eindringen der Krankheitserreger in den Körper zu verhindern bzw. die

Ausbreitung dieser zu unterdrücken, können sich die Krankheitserreger

ungehindert vermehren und so eine Infektion hervorrufen (Kälicke, 2004; Kutscha-

Lissberg et al., 2002). Demnach führt letztlich ein Ungleichgewicht in der

Beziehung zwischen körpereigener Abwehr und Erregern zur Entstehung einer

Infektion (Kälicke, 2004).

Je stärker das intakte Immunsystem des Wirtsorganismus geschwächt wird, umso

leichter haben es die Krankheitserreger in den fremden Organismus einzudringen,

sich ohne bzw. bei geringerem Wiederstand zu vermehren und somit eine

Infektion hervorzurufen. Anders formuliert bedeutet dies, dass bei einer sehr

starken Verletzung des wirtseigenen Immunsystems eine geringere Anzahl an

Krankheitserregern benötigt wird, um eine Infektion zu verursachen.

Umgekehrt verhält es sich, wenn eine sehr große Anzahl von potentiell

krankheitsverursachenden Mikroorganismen vorhanden ist. Unter gewissen

Umständen kann es dann schon bei einem viel geringeren Schaden am

Wirtsorganismus zur Entstehung einer Infektion kommen (Kälicke, 2004).

1.3.2. Immunsupprimierende Faktoren

Zu unterscheiden sind systemische und lokale Faktoren, welche das

Immunsystem in seiner Kompetenz entscheidend beeinflussen.

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Zu den lokalen Faktoren gehört die Schädigung der Integrität des Knochen- und

Weichteilgewebes durch unfallbedingtes Trauma (z.B. Wirbelkörperfraktur) oder

durch iatrogene Eingriffe (z.B. Operationen). Zum einem wird dabei die Haut,

welche als Bestandteil des Immunsystems ein Hindernis für körperfremde

Mikroorganismen darstellt, geschädigt und ein Eindringen von Mikroorganismen

ermöglicht. Auf der anderen Seite verursacht die Schädigung des Gewebes eine

unzureichende Durchblutung des Areals mit konsekutiver Nekrose. Eine

Immunantwort kann hier nicht oder nur erschwert statt finden (Niedhart et al.,

2004). Dies wiederum stellt ideale Vermehrungsbedingung für Mikroorganismen

da.

Weiterhin mindern Ulcera, Osteopathien, Narbengewebe, Strahlenschäden,

Arthritis und Fremdkörper (z.B. Osteosynthesematerial) die lokale

Immunkompetenz des Gewebes.

Um eine starke Immunabwehr zu gewährleisten, ist eine ausreichende

Durchblutung notwendig. Chronisch venöse Insuffizienz, chronischer Lymphstau,

alle Formen arterieller Minderdurchblutung wie z.B. die peripher arterielle

Verschlußkrankheit, Vaskulitiden, Neuropathien und auch Nikotinabusus führen zu

Perfusionsstörungen und schwächen so ebenfalls die lokale Immunabwehr

(Kälicke, 2004; Kutscha-Lissberg et al., 2002; Neugebauer und Graf, 2004;

Strecker et al., 2004; Zimmerli und Flückiger, 2004).

Zahlreiche systemische Faktoren, die das Immunsystem beeinträchtigen, sind

beschrieben worden. Hierzu zählen Erkrankungen auf metabolischer Ebene wie

Diabetes, Adipositas, chronischer Alkoholmissbrauch und Fehl- oder

Mangelernährung. Vaskuläre Störungen – aterielle und venöse

Gefäßerkrankungen – wirken nicht nur auf lokaler Ebene, sondern ebenso auf

systemischen Niveau immunsupprimierend. Iatrogen verursachte

Immunsuppression stellen die Einnahme von Medikamenten (Cortison,

Chemotherapeutika), der Zustand nach Splenektomie, der Zustand nach

Transplantation sowie lange und schwierige operative Eingriffe da. Primäre

Immundefizienzsyndrome (z.B. Agammaglobulinämie) sind selten. Häufiger

dagegen sind sekundär erworbene Immundefizienzsyndrome (z.B. AIDS) bzw.

Erkrankungen, die direkt einzelne Bestandteile des Immunsystems schwächen.

Dies sind vor allem hämatologische Erkrankungsbilder wie die Leukämie. Auch

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Neoplasien und chronische und systemische Infektionen können direkt das

Immunsystem schädigen.

Patienten mit erhöhtem Risiko ein geschwächtes Immunsystem zu besitzen sind

i.v. Drogenabhängige, Patienten mit chronischem Nikotinmissbrauch, alte

Patienten und Neugeborene. Weiterhin gehören auch chronische Erkrankungen

wie die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Erkrankungen des

rheumatischen Formenkreises, Traumata, respiratorische Insuffizienz, Leber- und

Nierenfunktionsstörungen zu den immunsupprimierenden Faktoren (Kälicke, 2004;

Kutscha-Lissberg et al., 2002; Müller et al., 2004; Neugebauer und Graf, 2004;

Ohlsen und Hacker, 2004; Strecker et al., 2004; Zimmerli und Flückiger, 2004).

Der Einfluss von Allergien auf das Immunsystem ist hingegen noch nicht

ausreichend erforscht (Kälicke, 2004; Niedhart et al., 2004).

Eine strikte Unterteilung in lokal und systemische Faktoren ist sicherlich nicht

möglich, da eine Vielzahl der obengenannten Faktoren sowohl auf systemischer

Ebene als auch auf lokaler Ebene einen negativen Einfluss auf das Immunsystem

ausüben. Tabelle 1 gibt lediglich einen Überblick über die zu berücksichtigenden

Faktoren.

Tabelle 1: Systemische und lokale Faktoren, die das Immunsystem schwächen.

Systemische Faktoren Lokale Faktoren

� Risikogruppen: Hohes Alter und

Neugeborene, i.v. Drogen-

abhängige, Nikotinabusus

� Generalisierte Gefäß-

erkrankungen

� Metabolische Faktoren: Diabetes,

Alkoholabusus, Adipositas,

Mangelernährung

� Chronische Erkrankungen:

COPD, Erkrankungen des

rheumatischen Formenkreises

� Perfusionsstörungen:

- chronisch venöse Insuffizienz

- chronischer Lymphstau

- alle Formen arterieller Minder-

durchblutung wie z.B. die peripher

arterielle Verschlußkrankheit

- Vaskulitiden

- Nikotinabusus

- Neuropathien

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� Iatrogen verursacht: immun-

supprimierende Medikamente,

Z.n. Splenektomie, Z.n.

Transplantation, lange und

schwierige operative Eingriffe

� Primäre Immundefizienzsydrome

� Erworbene Immundefizienz-

syndrome

� Neoplasien

� Infektionen

� Traumata

� respiratorische Insuffizienz

� Leber- und Nierenfunktions-

störungen

� Schädigung der Integrität des

Gewebes:

- Z.n. Operationen

- Narbengewebe

- Unfallbedingtes Trauma

- Ulcera

- Osteopathien

- Strahlenschaden

- Arthritis

- Fremdkörper wie z.B.

Osteosynthesematerial

1.3.3. Pathophysiologie der Spondylodiszitis

Mikroorganismen gelangen prinzipiell über zwei unterschiedliche Wege zur

Wirbelsäule. Zum einem existiert der hämatogen-endogene Kontaminationsweg,

bei dem ursprünglich ein Infektionsherd an einer anderen Stelle im Organismus

als Quelle der Erreger angeschuldigt werden muss (Battmann und Knoblauch,

2004; Kälicke, 2004; Müller et al., 2004; Neugebauer und Graf, 2004; Strecker et

al., 2004). Diese primäre Spondylodiszitis wird durch ein geschwächtes

Immunsystem gefördert, wobei vor allem Faktoren im Vordergrund stehen, die die

systemische Immunkompetenz mindern (siehe Tabelle 1) (Battmann und

Knoblauch, 2004; Kälicke, 2004; Niedhart et al., 2004). Durch eine Bakterämie

bzw. Sepsis erreichen die Mikroorganismen dann die Wirbelsäule (Battmann und

Knoblauch, 2004; Kälicke, 2004; Müller et al., 2004; Neugebauer und Graf, 2004;

Strecker et al., 2004).

Nach Delank und Eysel (2004) „ist grundsätzlich durch jede pyogene Lokal- oder

Allgemeininfektion die Ausbildung einer hämatogenen Spondylodiszitis möglich“.

Als Erregerquellen kommen vor allem Periodontitis, Sinusitis, Otitis media,

Tonsillitis, Weichteilinfektionen wie Furunkulose, Erysipel etc., Abszesse

unterschiedlicher Lokalisationen, Pneumonie, Thrombophlebitis, Pyelonephritis,

vorbestehende anderweitige Osteomyelitisherde, Tierbisse und Insektenstiche mit

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konsekutiver Entzündung in Frage. Ebenfalls gelten septische Komplikationen

nach chirurgischen Eingriffen, kontaminierte Venenverweilkatheter, Hämodialyse-

Shunts, Endokarditis und die Benutzung von unsauberen Nadeln bei intravenösem

Drogenmissbrauch als mögliche Infektionsquellen (Battmann und Knoblauch,

2004; Neugebauer und Graf, 2004; Strecker et al., 2004).

Die Keimbesiedelung erfolgt über das arterielle paravertebrale Gefäßnetz und

erreicht die endplattennahen Bereiche des Wirbelkörpers, welche stark

vaskularisiert sind. V.a. der ventrale Bereich des Wirbelkörpers ist initial betroffen

(Battmann und Knoblauch, 2004; Delank und Eysel, 2004; Müller et al., 2004).

Von hier aus kann sich die Infektion weiter ausbreiten und das

Bandscheibengewebe und den angrenzenden Wirbelkörper befallen, oder zu einer

entzündlichen Raumforderung in den paravertebralen Weichteilen bzw. zu einem

intraspinalen Abszess führen (Delank und Eysel, 2004).

Seltener sind Infektionen der Wirbelsäule über das venöse paravertebrale

Gefäßnetz. Hierbei gelangen Erreger aus entzündlichen Herden des

Urogenitaltraktes (Harnkatheter, Harnwegsinfekte) oder des Dickdarmbereiches

zur Wirbelsäule (Battmann und Knoblauch, 2004; Müller et al., 2004; Neugebauer

und Graf, 2004).

Eine direkte Keimbesiedelung der Bandscheiben über den hämatogenen Weg ist

beim Erwachsenen nicht möglich, da diese nicht vaskularisiert sind. Eine

Ausnahme bilden allerdings degenerativ veränderte Bandscheiben. Diese werden

im Zuge der Umbauvorgänge im Gewebe sekundär vaskularisiert (Müller et al,

2004). Darüber hinaus droht auch bei Kindern bis zum 2. Lebensjahr eine direkte

Keimbesiedlung der noch durchbluteten Bandscheiben (Delank und Eysel, 2004;

Müller et al., 2004).

Im Vergleich zum hämatogen-endogenen Kontaminationsweg können die

Mikroorganismen auch von außen-exogen zu ihrem Ziel gelangen (Battmann und

Knoblauch, 2004; Kälicke, 2004; Müller et al., 2004; Neugebauer und Graf, 2004).

Dieser Infektionsweg wird im Zusammenhang mit einem lokalen Trauma

ermöglicht. Dabei gelingt es den Erregern die Schutzbarriere Haut, die durch das

Trauma verletzt wurde, zu überwinden und so auf direktem Wege die Wirbelsäule

zu erreichen. Begünstigend für eine Infektion wirken in diesem Falle insbesondere

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Faktoren, die zu einer lokalen Immunsuppression führen (siehe Tabelle1)

(Niedhart et al., 2004).

Traumata, die zu einer sekundären Spondylodiszitis führen sind v.a. iatrogen

bedingte Eingriffe an der Wirbelsäule. Diese Eingriffe stellen diagnostische sowie

theapeutische Maßnahmen dar: Infiltrationen, Punktionen, Diskographien und

jegliche operative Interventionen wie z.B. Operationen an der Bandscheibe

(Battmann und Knoblauch, 2004; Delank und Eysel, 2004; Müller et al., 2004;

Neugebauer und Graf, 2004; Wimmer und Stöckl, 2004). Ebenso kommt es nach

offenen Frakturen und anderen Verletzungen, die nicht iatrogen bedingt sind, zu

einer Spondylodiszitis (Neugebauer und Graf, 2004).

1.4. Klinik

Im Vordergrund der Erkrankung stehen zu Beginn unspezifische Symptome, die

die Diagnosestellung erschweren und verzögern. Die Patienten berichten über

Rückenschmerzen, die sich ganz unterschiedlich präsentieren: sie können heftig

andauern oder eher dumpf sein mit und ohne Bezug zur Belastung und treten v.a.

nachts und in Ruhe auf (Ahlhelm et al., 2006; Cramer et al., 2003; Eysel und

Peters, 1997). Kommt es zu einem progredienten Verlauf werden sie eher im

Zusammenhang mit Belastung empfunden (Delank und Eysel, 2004). Die

Lokalisation der Beschwerden kann sich auf den entzündeten

Wirbelsäulenabschnitt beschränken (Ahlhelm et al., 2006) oder segmental

ausstrahlen (Fieseler et al., 2001). Da die Entzündung vorwiegend die anterioren

Bereiche der Wirbelsäule erfaßt, zeigen die Patienten eine Schonhaltung und

vermeiden die Belastung der ventralen Wirbelsäulenabschnitte. Insbesondere die

Inklination und die Wiederaufrichtung werden daher als schmerzhaft empfunden

(Sobottke et al., 2008).

Neben dem Leitsymptom Rückenschmerz gibt es eine ganze Reihe weiterer

unspezifischer Symptome, die bei jedem Patienten unterschiedlich stark

ausgeprägt sind. Diese sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit,

Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Fieber und können den Verdacht auf ein

neoplastisches Krankheitsbild lenken (Cramer et al., 2003; Delank und Eysel,

2004; Eysel und Peters, 1997).

Bei der körperlichen Untersuchung fallen der lokale Klopfschmerz, der

Stauchungsschmerz des Achsenorgans und der Fersenfallschmerz auf. Auch das

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Pseudo-Gower-Zeichen ist positiv: Nachdem sich der Patient nach vorne geneigt

hat, fällt es ihm schwer sich wieder aufzurichten. Dies gelingt ihm nur unter

Abstützung der Hände auf den Oberschenkeln (Eysel und Peters, 1997). Auch

kann bei fortgeschrittenem Krankheitsprozess eine deutliche Gibbusbildung

erkennbar sein. Sie entsteht, wenn die Bandscheibe vollständig zersetzt ist und

die benachbarten Wirbelkörper miteinander fusionieren. Sie führt zu einer starken

kyphotischen Deformierung des skelettalen Achsenorgans mit daraus

resultierenden Funktionsstörungen der Wirbelsäule (Battmann und Knoblauch,

2004; Delank und Eysel, 2004; Frangen et al., 2006; Klöckner et al., 2001;

Mückley et al., 2003).

Da die Spondylodiszitis eine schwere konsumierende Erkrankung ist, stellt sie bei

entsprechend vorgeschwächten Patienten eine vitale Bedrohung dar und es kann

sich ein septisches Krankheitsbild mit konsekutivem Multiorganversagen einstellen

(Frangen et al., 2006; Klöckner et al., 2001; Mückley et al., 2003).

Je nach Lokalisation verursachen Abszesse weitere Beschwerden. So können

Schmerzen im Flankenbereich und der Leiste sowie eine schmerzhafte

Hüftbeugung Hinweise auf einen Psoasabszeß geben. Befindet sich ein Herd im

zervikalen Wirbelsäulenbereich kann dieser durch retropharyngeale Abszedierung

Schluckbeschwerden hervorrufen (Eysel und Peters, 1997; Müller et al., 2004;

Wimmer und Stöckl, 2004). Breitet sich ein Abszess im retroperitonealen Raum

aus, besteht die Möglichkeit der Entstehung eines paralytischen Ileus (Eysel und

Peters, 1997).

Ernsthafte Komplikationen stellen ebenfalls neurologische Defizite da, die oftmals

zur notfallmäßigen Einweisung des Patienten führen (Eysel und Peters, 1997). Die

neurologischen Defizite entstehen durch Kompression des Nervengewebes. Zum

einen führt die Ödembildung, welche als Reaktion auf die entzündliche

Veränderung im Wirbelsäulengebiet entsteht, zur Kompression des benachbarten

Nervengewebes (Fieseler et al., 2001). Andererseits können aber auch Abszesse

zur Kompression des Nervengewebes führen (Ahlhelm et al., 2006). So führt die

intraspinale Ausbreitung eines Abszesses zur Myelonkompression (Frangen et al.,

2006). Darüber hinaus können Wirbelsäulendeformationen spinale Stenosen

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hervorrufen und so ebenfalls neurologische Ausfälle provozieren (Ahlhelm et al.,

2006, Delank und Eysel, 2004).

Abhängig von der Lokalisation der Entzündung ergeben sich unterschiedliche

neurologische Ausfallerscheinungen. In den meisten Fällen berichten die

Patienten von radikulären oder pseudoradikulären Symptomen (Abramovitz et al.,

1986; Ahlhelm et al., 2006; Delank und Eysel, 2004; Eysel und Peters, 1997;

Fieseler et al., 2001; Frangen et al., 2006). Dabei handelt es sich um

dermatomprojizierte Schmerzen, die sich durch Provokation der entsprechenden

Nervendehnungszeichen – beispielsweise des Femoralisdehnungszeichens bei

Befall der LWS – auslösen lassen. Ebenfalls möglich ist eine radikuläre

Symptomatik, die sich durch Reflexabschwächung oder –ausfällen, Dysästhesien

oder Lähmung einzelner Kennmuskeln äußert (Eysel und Peters, 1997). Auch

kann es durch intraspinale Abszedierung zu einer Reizung der Meningen mit

entsprechender Symptomatik kommen (Eysel und Peters, 1997; Frangen et al.,

2006). Im schlimmsten Fall tritt eine Querschnittsymptomatik ein (Klöckner et al.,

2001), bei der es zum vollständigen Ausfall der Willkürmotorik und Sensibilität

sowie vegetativen Störungen unterhalb der Läsion kommt. Die vegetativen

Ausfälle zeigen sich durch Harn- und Stuhlverhalt, auch mit Entwicklung einer

Überlaufblase. An der Haut sind das spontane Schwitzen und die Piloarrektion

aufgehoben (Poeck und Hacke, 2001).

Abhängig von Virulenz und Menge der Erreger sowie der aktuellen Immunlage des

Patienten kann die Erkrankung einen akuten, subakuten oder chronischen Verlauf

annehmen (Fieseler et al., 2001; Wimmer und Stöckl, 2004). Die akute Form ist

durch Schüttelfrost, einen steilen Temperaturanstieg mit sepsistypischen

Temperaturen, heftigen Rückenschmerzen im Bereich des betroffenen

Wirbelsäulensegmentes und rasch progrediente Lähmungserscheinungen

gekennzeichnet und stellt eine Notfallsituation dar (Eysel und Peters, 1997;

Frangen et al., 2006). Bei dem chronischen Verlauf überwiegt die unspezifische

Symptomatik mit zumeist subfebrilen Temperaturen über einen sehr langen

Zeitraum und führt so zu einer Verzögerung der Diagnosestellung (Frangen et al.,

2006).

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21

1.5. Diagnostik

Anamnese und körperliche Untersuchung sowie klinischer Verlauf der Erkrankung

(siehe unter 1.4. Klinik) sind unter Bezugnahme der Labordiagnostik und der

bildgebenden Verfahren wichtige Mittel in der Diagnostik der Spondylodiszitis.

Absolute Sicherheit für die Diagnose „Spondylodiszitis“ kann aber nur der positive

Erregernachweis geben. Daher stellt der Nachweis des Erregers aus dem

entzündlichen Wirbelsäulengebiet den Grundpfeiler der Diagnostik dar. Die Frage

nach einer spezifischen Antibiotikagabe kann so beantwortet werden (Eysel und

Peters, 1997; Sobottke et al., 2008). Sie dient ebenfalls zum Ausschluß bzw.

Beweis einer tuberkulösen Spondylodiszitis (Fieseler et al., 2001). Der

Erregernachweis wird in den meisten Fällen per Ct-gesteuerte Punktion bzw.

durch intraoperative Probenentnahme durchgeführt werden (Ahlhelm et al., 2006;

Cramer et al., 2003; Delank und Eysel, 2004; Eysel und Peters, 1997; Flamme et

al., 2001; Frangen et al., 2006; Klöckner et al., 2001; Sobottke et al., 2008).

Fieseler et al. (2001) führen den Erregernachweis in ihrem Patientengut perkutan

in Lokalanästhesie sowie leichter Analgosedierung und unter Bildwandlerkontrolle

durch (Fieseler et al., 2001). Ein weiterer Vorteil der Probenentnahme aus dem

infizierten Wirbelsäulengebiet ist der Gewinn von Gewebe für die histologische

Untersuchung bei der nicht nur zwischen infektiöser und nicht-infektiöser Genese

unterschieden werden kann, sondern auch zwischen spezifischer und

unspezifischer Spondylodiszitis (Delank und Eysel, 2004; Eysel und Peters, 1997).

Darüber hinaus sind auch die Abnahme von Blutkulturen für die

Erregeridentifizierung hilfreich (Ahlhelm et al., 2006; Cramer et al., 2003; Eysel

und Peters, 1997; Sobottke et al., 2008).

Nichtsdestotrotz geben auch die Laborparameter wichtige Hinweise auf eine

infektiöse Entzündung der Wirbelsäule. Diese sind insbesondere folgende

Entzündungsparameter: die BSG nach Westergreen, das C-reaktives Protein und

die Leukozytenzahl (Ahlhelm et al., 2006, Delank und Eysel, 2004; Fieseler et al.,

2001; Sobottke et al., 2008). Auch die alkalische Phosphatase als Parameter für

den Knochenstoffwechsel wird von einigen Autoren zur Diagnostik eingesetzt

(Frangen et al., 2006; Schinkel et al., 2003). Andere Marker wie das Neopterin, die

PMN-Elastase, das Prokalzitonin oder das Osteokalzin sind nicht sensitiv genug

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und können daher auch nicht als diagnostisches Mittel eingesetzt werden. Darüber

hinaus sollte auch das Blutbild bestimmt werden (Fieseler et al., 2001).

Im nun Folgenden werden die einzelnen bildgebenden Verfahren und ihre

Wertigkeit bei der Diagnosefindung der Spondylodiszitis beschrieben.

Konventionelle Röntgendiagnostik

Bei unklaren Wirbelsäulenschmerzen steht die konventionelle Röntgendiagnostik

an erster Stelle. Angefertigt werden Aufnahmen im a.-p. und sagittalen

Strahlengang. Bei V.a. Spondylodiszitis stellt sie aber v.a. in der Frühphase der

Erkrankung kein geeignetes Verfahren dar, weil sie sehr häufig falsch-negative

Ergebnisse liefert. Dies liegt daran, dass erst nach 3-12 Wochen Veränderungen

in der Nativaufnahme sichtbar werden.

4 Stadien lassen sich bei der Krankheitsentwicklung im Röntgenbild

unterscheiden: Im ersten Stadium kommt es zu einem Druckverlust der

entzündlich veränderten Bandscheibe und einer radiologisch darstellbaren

Höhenminderung derselben. Im zweiten Stadium werden Substanzverluste der

Grund- und Deckplatte im Röntgenbild erkennbar. Das dritte Stadium ist durch

ossäre Destruktionen der Wirbelkörper gekennzeichnet, welche zu einer

kyphotischen Fehlstellung der Wirbelsäule führen. Im vierten und letzten Stadium

stellt sich durch Fusion der benachbarten Knochen eine Ankylose im befallenen

Wirbelsäulenabschnitt ein. Weiterhin sind auch Verbreiterungen des

Paravertebralschattens bei Übergreifen der Entzündung auf den

Paravertebralraum sichtbar.

Die Sensitivität des Verfahrens beträgt 82% und die Spezifität 57%. Somit ist die

konventionelle Röntgendiagnostik nicht das Mittel der Wahl zur Diagnosestellung

der Spondylodiszitis. Allerdings bietet sie die Möglichkeit den Verlauf der

Erkrankung zu beurteilen: Die Wirbelsäulenstatik kann begutachtet werden,

ebenso wie das Einwachsverhalten eines operativ eingebrachten Knochenspanes.

Bei vorhandenen Implantaten gelingt eine artefaktfreie Darstellung und

Beurteilung der Strukturen. Darüber hinaus können auch geringere knöcherne

Defekte entdeckt werden und die knöcherne Durchbauung einer Spondylodese

beobachtet werden (Ahlhelm et al., 2006; Cramer et al., 2003; Delank und Eysel,

2004; Eysel und Peters, 1997; Flamme et al., 2001; Groves und Cassar-Pullicino,

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2004; Kenn, 2004; Mückley et al., 2003; Sobottke et al., 2008; Wimmer und Stöckl,

2004).

Computertomographie

Auch bei der CT sind erst nach 4-12 Wochen entzündliche Veränderungen der

Wirbelsäule erkennbar. Somit liefert die CT ebenfalls falsch-negative Ergebnisse

im Anfangsstadium der Erkrankung. Ein weiterer Nachteil stellt die

Strahlenbelastung des Patienten dar. Vorteile des Verfahrens sind die schnelle

Verfügbarkeit und die Möglichkeit die Untersuchung der Wirbelsäule und des

gesamten Weichteilgewebes in einem Untersuchungsgang durchzuführen. Nach

Kontrastmittelgabe ist die Beurteilung von paravertebralen Abszessen möglich.

Darüber hinaus ist die CT ein geeignetes Verfahren, um die knöchernen

Bestandtteile der Wirbelsäule zu untersuchen. Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei

unruhigen Patienten aufgrund der kurzen Akquisitionszeit. Ebenfalls können

Verkalkungen (DD: chronisch tuberkulöser Abszess) und Sequester (DD: Tumor)

identifiziert werden. Weitere Indikationen ergeben sich, wenn die MRT

kontraindiziert (z.B. bei Patienten mit Herzschrittmacher) oder nicht vorhanden ist.

Trotzdem ist die CT nicht mehr Verfahren der Wahl. Ihren wichtigsten Einsatz hat

sie bei der Kontrolle und Darstellung der perkutanen Punktion (Delank und Eysel,

2004; Eysel und Peters, 1997; Fieseler et al., 2001; Groves und Cassar-Pullicino,

2004; Kenn, 2004; Mückley et al., 2003; Rodiek, 2001; Sobottke et al., 2008).

Magnetresonanztomographie

Das Verfahren der Wahl ist die MRT. Unter Verwendung von Kontrastmittel

beträgt die Spezifität 92% und die Sensitivität 96%. Innerhalb der ersten Woche

können schon entzündliche Veränderungen detektiert werden. Die Wirbelsäule

kann in verschiedenen Raumebenen und in ihrem gesamten Longitudinalschnitt

dargestellt werden, womit die exakte Beurteilung der Infektausdehnung gelingt.

Bei multifokalem Befall ermöglicht die MRT somit auch die gleichzeitige

Darstellung der Herde in anderen Wirbelsäulenabschnitten. Weiterhin kann das

Knochenmark direkt beurteilt werden. Vorteile ergeben sich außerdem durch die

gute anatomische Auflösung, die hochaufgelöste Darstellung der neuronalen

Strukturen und die frühe und gute Darstellung von Abszessen. Sowohl knöcherne

Destruktionen als auch ein Weichteilbefall können nachgewiesen werden. Im

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Vergleich zur CT bietet die MRT einen besseren Weichteilkontrast und führt zu

keiner Strahlenbelastung. Auch spinale Komplikationen werden am besten mit der

MRT dargestellt.

Darüber hinaus ist die MRT am besten geeignet um differentialdiagnostisch

wichtige Erkrankungen wie die erosive Osteochondrose oder Neoplasien von der

Spondylodiszitis abzugrenzen. In diesem Zusammenhang wird zurzeit auch

neueres Verfahren erprobt, mit welchem mittels Makrophagen-Bildgebung mit

USPIO („ultrasmall superparamagnetic iron oxide particles“) eine bessere

differentialdiagnostische Beurteilung ermöglicht werden soll (Ahlhelm et al., 2006;

Cramer et al., 2003; Delank und Eysel, 2004; Fieseler et al., 2001; Flamme et al.,

2001; Groves und Cassar-Pullicino, 2004; Kenn, 2004; Mückley et al., 2003;

Rodiek, 2001; Schramm, 2010; Simon, 2006; Sobottke et al., 2008).

Szintigraphie

Die Szintigraphie hat ebenso wie die CT in der Diagnostik der Spondylodiszitis an

Bedeutung verloren. Zwar ist dieses Verfahren mit 92% sehr sensitiv und stellt

genau wie die MRT die Entzündung im frühen Stadium dar. Allerdings bietet sie

eine schlechte Spezifität von 78%, da jeder Umbauvorgang in der Wirbelsäule -

egal welche Erkrankung ursächlich dafür in Betracht gezogen werden muss – im

Szintigramm erfasst wird. Andererseits schließt ein unauffälliges Szintigramm mit

sehr hoher diagnostischer Genauigkeit einen entzündlichen Prozess der

Wirbelsäule aus. Ein weiterer Nachteil der Szintigraphie ist die Tatsache, dass sie

nicht zwischen Infektionen und aktivierten Osteochondrosen unterscheiden kann

und somit keinen wesentlichen Beitrag zu Differentialdiagnosen liefert.

Die Szintigraphie findet daher ihren Einsatz nur zur Bestimmung des

Aktivitätsgrades der Infektion und zum Screening weiterer Knochenherde (Ahlhelm

et al., 2006; Cramer et al., 2003; Delank und Eysel, 2004; Fieseler et al., 2001;

Groves und Cassar-Pullicino, 2004; Sobottke et al., 2008).

Positronenemissionstomografie mit Fluor-18-Fluorodeoxyglucose (F-18-FDG-PET)

Ein neueres Verfahren in der Diagnostik der Spondylodiszitis ist die

Positronenemissionstomografie mit Fluor-18-Fluorodeoxyglucose. Basierend auf

dem Prinzip der Szintigrafie wird dem Patienten zu Beginn der PET-Untersuchung

das Radiopharmakon Fluor-18-Fluorodeoxyglucose verabreicht. Die Verteilung

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und Aufnahme der Fluor-18-Fluorodeoxyglucose im Organismus hängt von dem

Glucosestoffwechsel der einzelnen Zelle ab. Entzündungszellen haben einen

erhöhten Glucosebedarf und nehmen dementsprechend mehr Fluor-18-

Fluorodeoxyglucose auf. So gelingt es mit der PET entzündliche Vorgänge im

Knochenmark der Wirbelsäule zu detektieren. Vorteile des Verfahrens sind die

schnelle Bildgebung und eine relativ geringe Strahlenexposition. Darüber hinaus

ist es auch möglich die Spondylodiszitis von einem degenerativen Vorgang zu

unterscheiden, da in Regionen nicht-entzündlicher Prozesse das Radiopharmakon

nicht aufgenommen wird. Allerdings kann das Verfahren nicht zwischen zwei

unterschiedlichen Entzündungsprozessen, beispielsweise der Spondylodiszitis

und einer Neoplasie, unterscheiden.

Aufgrund des aufwändigen und spezifischen Verfahrens bleibt die F-18-FDG-PET

allerdings nur spezialisierten Zentren und Kliniken vorbehalten (Sobottke et al.,

2008).

Myelographie

Die Myelographie, bei der ein wasserlösliches Kontrastmittel intradural appliziert

wird, hat mittlerweile in der Diagnostik der Spondylodiszitis ihre Bedeutung

verloren und wird in neueren Arbeiten nicht mehr erwähnt. Die oben genannten

bildgebenden Verfahren sind im Vergleich zur Myelographie nicht invasiv (mit

Ausnahme der F-18-FDG-PET) und haben daher viel geringere

Komplikationsraten zu verzeichnen.

Differentialdiagnosen

Tabelle 2 führt die Differentialdiagnosen der Spondylodiszitis auf. Die wichtigste

und häufigste Differentialdiagnose ist die erosive Osteochondrose. Sie ist als

knöcherne Reaktion der Wirbelkörper auf den degenerativen Prozess der

angrenzenden Bandscheibe zu verstehen. Dabei kommt es durch das

Einbeziehen der benachbarten Deck- und Bodenplatten in den degenerativen

Prozeß zu subchondraler Sklerosierung der Endplatten. Im Unterschied zur

Spondylodiszitis sind die Entzündungsparameter im Normbereich. Die

konventionelle Röntgendiagnostik ist bei dieser Fragestellung nicht hilfreich, da im

Anfangsstadium das gleiche Bild wie bei der Spondylodiszitis in der

Nativaufnahme zu erkennen ist. Dagegen kann man mit Hilfe der MRT zwischen

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der erosiven Osteochondrose und der Spondylodiszitis unterscheiden: in der T2-

gewichteten Aufnahme zeigt sich im Vergleich zur Spondylodiszitis typischerweise

keine Signalanhebung im Bandscheibenfach. Außerdem bleibt die Knorpelschicht

der Grund- und Deckplatte bei der degenerativ bedingten erosiven

Osteochondrose länger erhalten. Darüber hinaus ist das Fehlen von

Veränderungen im Paravertebralraum ein weiterer Hinweis auf einen

degenerativen Prozess (Ahlhelm et al., 2006; Delank und Eysel, 2004; Delank und

Peters, 1997; Flamme et al., 2001; Kenn, 2004; Ludwig und Krämer, 2001).

Auch tumoröse Erkrankungen – sowohl primäre als auch sekundäre - stellen eine

wichtige Differentialdiagnose dar. Metastasen befallen in erster Linie den

Wirbelkörper, und die Bandscheibe wird erst im fortgeschrittenen Tumorstadium

verändert. Auch primäre Malignome respektieren im Gegensatz zur

Spondylodiszitis die Bandscheibe als anatomische Barriere. Ausnahmen bilden

die Chondrome, Lymphome und Plasmozytome. Da sich die Tumoren zunächst

auf den Wirbelkörper beschränken, fehlt im MRT die Signalanhebung der

Bandscheibe in T2 gewichteten Aufnahmen im Vergleich zur Spondylodiszitis.

Darüber hinaus zerstören neoplastische Prozesse den gesamten Wirbelkörper

und befallen auch die Hinterkante. Im Vergleich dazu ist bei der Spondylodiszitis

überwiegend die Vorderkante des Wirbelkörpers befallen. Weiterhin unterscheidet

sich die Spondylodiszitis von einer Neoplasie durch das Vorhandensein von

Weichteilabszessen, dem Bestehen von Knochenfragmenten, der

subligamentären Ausbreitung über zwei Wirbel und die enge Beziehung zu

Endplatten und Ecken der Wirbelkörper. Außerdem ist die histologische

Untersuchung des befallenen Gewebes ein hilfreiches Mittel um zwischen einem

neoplastischen Geschehen und der Spondylodizitis zu unterscheiden (Delank und

Peters, 1997; Kenn, 2004; Wikström et al, 1997; Wimmer und Stöckl, 2004).

Die ankylosierende Spondylitis, auch M. Bechterew genannt, ist eine chronische,

entzündlich-rheumatische Erkrankung, die hauptsächlich die Wirbelsäule betrifft.

Sie gehört zur heterogenen Krankheitsgruppe der seronegativen

Spondylarthritiden, die sich durch das Fehlen von Rheumafaktoren kennzeichnet.

Typischerweise tragen M. Bechterew Patienten das HLA-B27-Merkmal, welches

im Labor nachgewiesen werden kann. Überwiegend sind die untere BWS, die

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LWS und die SWS befallen. Es findet sich ein gleichzeitiger Befall mehrerer

Segmente. Auch andere Organe sind befallen: so kommt es relativ häufig zur Iritis/

Iridozyklitis, Arthritis peripherer Gelenke und zu Enthesiopathien beispielsweise an

der Achillesferse. Typisches Symptom ist die Morgensteife, die sich nach

Bewegung bessert. Bei der körperlichen Untersuchung fällt das beidseitig positive

Menell-Zeichen als Hinweis auf eine Sakroiliitis in beiden Hüftgelenken auf.

Röntgenologisch zeigen sich ähnliche Veränderungen wie bei der

Spondylodiszitis. Daher dient v.a. das klinische Erscheinungsbild zur

Unterscheidung zwischen der Spondylodiszitis und der ankylosierenden

Spondylitis. Allerdings können sich im Gegensatz zu der Spondylodizitis

ausgeprägte, ankylosierende Verknöcherungen im Bereich des Längsbandes

einstellen und mit der bildgebenden Diagnostik dargestellt werden (Delank und

Peters, 1997; Engel, 2001).

Typisches Merkmal der rheumatoiden Arthritis ist das Vorhandensein von

Rheumafaktoren, weswegen die rheumatoide Arthritis die Gruppe der

seropositiven Spondylarthritiden bildet. Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch

verlaufende Autoimmunerkrankung bei der Antikörper gegen Bestandteile des

Immunglobulin G gebildet werden und im Gelenkspalt zu einer Synovialitis führen.

Charakteristisch für diese Erkrankung ist der Befall kleiner Gelenke mit dem

typischen Befallsmuster und den dazugehörigen Symptomen. Es sind zu Beginn

der Erkrankung v.a. die Metakarpophalangeal- und die proximalen

Interphalangealgelenke betroffen. Typisch ist die Morgensteifigkeit in den

Gelenken sowie das symmetrische Befallsmuster. Auch kommt es zu typischen

Deformationen in den Fingergelenken wie der Ulnardeviation, dem

Schwanenhalsphänomen und der Knopflochdeformität. Da sich die Erkrankung

prinzipiell in allen Gelenke manifestieren kann, kann es somit auch zum Befall der

Wirbelsäule kommen. Häufigster Manifestationsort ist die HWS und hier

besonders der Bereich der atlantodentalen Gelenkverbindungen. Es kann zu

vorderen und hinteren Arrosionen sowie Subluxationen des Dens mit der Gefahr

der Kompression des Rückenmarks kommen. Auch hier ist die Klinik und

Labordiagnostik in der differenzialdiagnostischen Fragestellung hillfreich, da die

radiologischen Veränderungen bei der rheumatoiden Arthritis schwer von den

Veränderung bei der Spondylodiszitis zu unterscheiden sind (Flamme et al., 2001;

Engel, 2001; Schattenkirchner, 2001).

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Die Scheuermann-Krankheit, auch Adoleszentenkyphose, ist eine

Wachstumsstörung an Grund und Deckplatten der Wirbelkörper, welche zu einer

schmerzhaften Fehlhaltung führen kann. Es handelt sich um eine aseptische

Osteochondrose. Das Röntgenbild weist typische Veränderungen auf:

pathognomisch sind die Schmorl´sche Knötchen, bei denen es sich um

Bandscheibenherniationen in die Deck- und Grundplatte handelt, sowie die

Keilwirbelbildung. Überwiegend ist die BWS männlicher Jugendlicher betroffen

(Eysel und Peters, 1997).

Osteoporotische Sinterungsfrakturen unterscheiden sich von Frakturen bei der

Spondylodiszitis durch den fehlenden Höhenverlust der Bandscheibe. Zu

unterscheiden von osteoporotischen Sinterungsfrakturen sind pathologische

Frakturen anderer Genese, z.B. durch Tumoren (Von Strempel, 2001).

Flamme et al. (2001) zählt auch das SAPHO-Syndrom als Differentialdiagnose

auf. Das SAPHO-Syndrom kennzeichnet sich durch Synovitis, Akne, palmo-

plantare Pustulose, Hyperostosis und Osteitis. In bis zu 40% der Fälle kommt es

zu einer Wirbelsäulenbeteiligung in Form von Syndesmophyten, Diszitis und

Sakroiliitis (Engel, 2001).

Weiterhin werden noch von einigen Autoren die Hämodialyse assoziierte

Spondylarthropathie und die chondrokalzinotische Spondylopathie als

Differentialdiagnose aufgeführt (Ahlhelm et al., 2006; Eysel und Peters, 1997;

Flamme et al., 2001; Kenn, 2004).

Tabelle 2: Differentialdiagnosen der Spondylodiszitis.

Differentialdiagnosen der Spondylodiszitis

� Erosive Osteochondrose

� Primäre Spinale Neoplasmen

� Wirbelmetastasen

� Ankylosierende Spondylitis

� Osteoporotische Frakturen und

pathologische Frakturen anderer

Genese

� Chondrokalzinotische Spondylo-

pathie

� SAPHO-Syndrom

� Hämodialyse assoziierte Spondyl-

arthropathie

� M. Scheuermann

� Rheumatoide Arthritis

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1.6.Therapie

Für die Therapie der Spondylodiszitis stehen konservative und operative

Verfahren zur Verfügung. Allgemeine Ziele der Behandlung sind nach Mückley et

al. (2003) die Verminderung der Schmerzen, die Beherrschung der

Entzündungsreaktion, die rasche Mobilisation des Patienten sowie das Verhindern

von Deformitäten und Achsenfehlstellungen der Wirbelsäule als Folgezustand der

Erkrankung (Mückley et al., 2003). Dabei bilden folgende Faktoren die

Grundpfeiler einer erfolgreichen Therapie: die Identifizierung des Erregers und

seine medikamentöse Bekämpfung, je nach Ausmaß der Erkrankung das

Debridèment und die Dekompression des Spinalkanals sowie die ausreichende

Bekämpfung der Schmerzen mittels Analgetika (Sobottke et al., 2008). Da die

Instabilität der Wirbelsäule die Infektion fördert, sind außerdem die Ruhigstellung

des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts sowie gegebenenfalls die operative

Stabilisierung unabdingbare Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie

(Cramer et al., 2003; Delank und Eysel, 2004; Frangen et al., 2006; Sobottke et

al., 2008).

Konservatives Vorgehen

Die Entscheidung konservativ vorzugehen kann getroffen werden, wenn keine

knöchernen Destruktionen vorliegen und die Stabilität der Wirbelsäule nicht

gefährdet ist. Ein schwach entzündlicher Verlauf ohne neurologische

Komplikationen und Abszessbildungen sowie ein zu hohes operatives Risiko bei

älteren und multimorbiden Patienten sind ebenfalls Gründe sich für eine

konservatives Vorgehen zu entscheiden. Die genannten Situationen ergeben sich

insgesamt eher in frühen Stadien der Erkrankung (Cramer et al., 2003; Delank und

Eysel, 2004; Frangen et al., 2006; Mückley et al., 2003; Sobottke et al., 2008).

Im Bergmannsheil Bochum sehen konservative Therapiemaßnahmen den Einsatz

von Analgetika zur Schmerztherapie sowie die gezielte antimikrobielle Therapie

vor. Hierbei ist der Erregernachweis aus dem entzündlichen Wirbelsäulengebiet

von entscheidender Bedeutung. Die medikamentöse Erregerbekämpfung wird, wo

immer möglich, nach dem Antibiogramm ausgewählt. Ist der Erreger nicht bekannt

sollte eine breit angelegte Antibiotikabehandlung erfolgen. Die Dauer der Antibiose

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richtet sich nach dem klinischen Bild. Der Patient sollte afebril sein, normwertige

Entzündungsparameter haben und die Beschwerden sollten rückläufig sein.

Der Heilungsverlauf wird durch nativradiologische Kontrollbilder dokumentiert.

Weiter hin ist die regelmäßige Kontrolle des neurologischen Status wichtig.

Andere Autoren (Cramer et al., 2003; Delank und Eysel, 2004; Fieseler et al.,

2001; Mückley et al., 2003; Sobottke et al., 2008; Wimmer und Stöckl, 2004)

hingegen bevorzugen zunächst eine Ruhigstellung des betroffenen

Wirbelsäulenabschnittes. Die Bettruhe geschieht in einer der individuellen

Körperform angepaßten Gips- oder Kunststoffliegeschale. Die Immobilisationszeit

wird unterschiedlich angegeben und variiert bei den meisten Autoren zwischen 2

und 12 Wochen. Sie ist abhängig von der Aktivität des Prozesses und richtet sich

nach der Klinik und den laborchemischen Entzündungsparametern.

Nach eindeutiger Rückläufigkeit der Entzündungsparameter und der Schmerzen

erfolgt dann die Mobilisierung des Patienten in einem individuell angepassten

Rahmenstützkorsett oder Gipsmieder, das bis zur knöchernen Konsolidierung

getragen werden sollte. Die Orthese sollte zu einer Reklination der Wirbelsäule

führen, damit die betroffenen ventralen Anteile der Wirbelsäule entlastet werden.

Liegen nur kleinere Defekte an der Wirbelsäule vor, so wird in bestimmten Fällen

der Patient auch ohne vorausgegangene absolute Bettruhe sofort in der

angepaßten Orthese mobilisiert.

Abgesehen vom Einsatz als diagnostisches Mittel, kann die CT-gesteuerte

Punktion auch die konservative Therapie beim Vorliegen von prävertebralen

Abszessen ergänzen. So kann ein Abszess über die perkutan eingebrachte

Drainage abgeleitet werden, ohne dass ein operativer Eingriff notwendig wird

(Eysel und Peters, 1997; Trumm et al., 2010).

Operatives Vorgehen

Eindeutige Indikationen für ein operatives Verfahren stellen bestehende

neurologische Ausfallerscheinungen, Abszessbildungen, septische Verläufe,

ausgedehnte knöcherne Destruktionen und verstärkte Kyphosierungen bzw.

Gibbusbildungen sowie die daraus resultierende segmentale Instabilität der

Wirbelsäule dar. Persistiert die Infektion trotz entsprechend eingeleiteter

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konservativer Therapiemaßnahmen, ist dies ein weiterer Grund eine Operation in

Erwägung zu ziehen. Nach Delank und Eysel (2004) sollte man zu einem

operativen Konzept wechseln, wenn es nach 3 Monaten konservativer

Maßnahmen zu keiner deutlichen Besserung der Infektsituation gekommen ist.

Dagegen sehen Frangen et al. (2006) ein weiteres operatives Vorgehen schon

nach 4-6 Wochen indiziert (Frangen et al., 2006). Weiterhin ergibt sich die

Indikation für ein operatives Vorgehen, wenn es darum geht einen tumorösen

Prozess auszuschließen und die CT-gesteuerte Biopsie ergebnislos blieb. Relative

Indikationen stellen nicht beherrschbare Schmerzen und eine fehlende

Compliance bezüglich der Immobilisation des Patienten bei konservativem

Vorgehen dar (Cramer et al., 2003; Delank und Eysel, 2004; Fieseler et al., 2001;

Frangen et al., 2006; Hopf et al., 1998; Klöckner et al., 2001; Krödel et al., 2004;

Linhardt et al., 2004; Mückley et al., 2003; Müller et al., 2004; Wimmer und Stöckl,

2004).

Ziele der operativen Intervention sind die Infektsanierung durch chirurgisches

Ausräumen, die Prävention und Korrektur von bestehenden

Achsenabweichungen, die Dekompression des Myelons bei neurologischen

Ausfallerscheinungen und die Stabilisierung der befallenen

Wirbelsäulenabschnitte (Fieseler et al., 2001; Eysel und Peters, 1997; Hopf et al.,

1998; Klöckner et al., 2001; Mückley et al., 2003; Müller et al., 2004; Sobottke et

al., 2008)

Die operative Vorgehensweise ist zurzeit Gegenstand kontroverser Diskussionen.

Es gibt es noch keine einheitlichen Empfehlungen und die praktizierten Strategien

unterscheiden sich sehr stark. Sie sind abhängig von den eigenen Erfahrungen

der Autoren, dem präoperativen Zustand des Patienten, der Höhenlokalisation und

der Ausbreitung der Entzündung, dem Grad der Instabilität sowie den

ausgewählten Implantaten (Cramer et al., 2003).

Es besteht die Möglichkeit die Wirbelsäule über den ventralen oder den dorsalen

Zugang zu stabilisieren. Auch die Kombination beider Verfahren wird praktiziert.

Nach dem zeitlichen Procedere werden einzeitige von zweizeitigen Verfahren

unterschieden (Fieseler et al., 2001; Sobottke et al., 2008).

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Bezüglich der Verwendung von Implantaten im Infektionsgebiet galt der Einsatz

lange Zeit als kontraindiziert. Neuere Arbeiten wiederlegen aber die Behauptung

der Einsatz von Implantaten behindere die Ausheilung und führe zu einer

Chronifizierung des Infekts. Entscheidend hierbei sind der begleitende

längerfristige systemische Einsatz von Antibiotika, das vollständige Entfernen

nekrotischen und infizierten Gewebes sowie eine ausreichend vorhandene

Durchblutung des Implantatbetts (Cramer et al., 2003; Delank und Eysel, 2004;

Hopf et al., 1998; Linhardt et al., 2004; Mückley et al., 2003; Müller et al., 2004).

Wählt der Operateur den ventralen Zugang zur Wirbelsäule, ist es ihm so möglich

direkt an Ort und Stelle den Infektherd ausgiebig zu sanieren, da sich die Infektion

v.a. in den anterioren Bereichen der Wirbelsäule manifestiert. Auch können so

ausreichend große Mengen an Gewebeproben für die mikrobiologische und

histologische Untersuchung gesichert werden (Frangen et al., 2006). Unter

Verwendung von autologem trikortikalem Knochenspan aus dem Becken, der

Fibula oder eines Rippenknochens wird dann der entstehende Defekt überbrückt.

Auch ist es möglich einen Titanspreizkorb als Wirbelkörperersatz zu verwenden

(Cramer et al., 2003; Frangen et al., 2006; Hopf et al., 1998; Klöckner et al., 2001;

Linhardt et al., 2004; Mückley et al., 2003). Zusätzlich besteht die Möglichkeit den

befallenen Wirbelsäulenabschnitt mit einem Implantat zu stabilisieren (Frangen et

al., 2006; Mückley et al., 2003).

Da im ventralen Bereich eine anatomische Nähe zu großen Blutgefäßen besteht,

sieht sich der Operateur beim ventralen Vorgehen der erhöhten Gefahr von

Blutungskomplikationen ausgesetzt (Frangen et al., 2006). Auch sollten andere

mögliche Komplikationen wie die Verletzung des Darms oder des Ureters,

neurologische Ausfallerscheinungen und postoperative Narbenstrikturen nicht

ausser Acht gelassen werden (Hopf et al., 1998). Im lumbosakralen

Übergangsbereich ist eine ventrale Instrumentierung aufgrund der Nähe der

Iliakalgefäße zur Seitenwand der Wirbelkörper nur selten möglich (Delank und

Eysel, 2004; Hopf et al., 1998).

Vorteil des ventralen Verfahrens ist die Tatsache, dass weniger

Bewegungssegmente in die Instrumentierung mit einbezogen werden müssen, da

die Stabilisation nahe des knöchernen Defektes geschieht (Delank und Eysel,

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2004). Allerdings besteht bei längerstreckigen Defekten nicht die Möglichkeit

mittels ventraler Versorgung eine ausreichende Stabilität zu gewährleisten. Eine

Instabilität im entzündeten Knochengebiet wirkt sich nachteilig auf den

Heilungsprozess aus und fördert die Infektion. Daher ist eine ausreichende

Stabilisierung von nöten, um genügend Ruhe zum Erreichen einer Fusion zu

garantieren und die Infektion zur Ausheilung zu bringen (Cramer et al., 2003;

Frangen et al., 2006; Klöckner et al., 2001; Müller et al., 2004). Klöckner et al.

(2001) empfehlen deshalb nur einetagige Spondylodiszitiden ohne wesentliche

Instabilität isoliert von ventral zu versorgen. Finden sich hingegen ausgedehntere

Defekte muss eine ergänzende dorsale Instrumentation in einem Zweiteingriff

stattfinden (Klöckner et al., 2001). Die Instrumentierung bei der dorsalen

Spondylodese kann winkelstabil transpedikulär oder hakenverankert realisiert

werden (Hopf et al., 1998; Linhardt et al., 2004), wobei im Vergleich zur

Stabilisierung von ventral auch gesunde, infektfreie Bewegungssegmente mit

einbezogen werden müssen (Delank und Eysel, 2004, Hopf et al., 1998). Eine

Keimasservation kann von dorsal über eine transpedikuläre Biopsie geschehen

(Frangen et al., 2006).

Ein Nachteil der dorsalen Operation ist die Tatsache, dass keine suffiziente

Ausräumung des Infektherdes geschehen kann, da nur über den ventralen

Zugang die Vorraussetzungen für das radikale Debridement gegeben sind (Delank

und Eysel, 2004; Frangen et al., 2006; Klöckner et al., 2001). Auch sehen einige

Autoren das ventrale Vorgehen als einzige Möglichkeit die Dekompression des

Spinalkanals zu erzielen (Delank und Eysel, 2004; Klöckner et al., 2001). Einen

klaren Vorteil ergibt sich durch die suffiziente Stabilisierung: die Patienten sind

nach der Operation rasch mobilisierbar (Eysel und Peters, 1997; Frangen et al.,

2006).

Operationstaktik

Ob nun einseitig oder zweiseitig bzw. ventral, dorsal oder kombiniert ventrodorsal

bzw. dorsoventral vorgegangen wird bleibt weiterhin umstritten.

Allgemeiner Konsens besteht in der Frage der alleinigen Laminektomie zur

Dekompression: Aufgrund der Tatsache, dass dieses Verfahren eine weitere

Wirbelsäuleninstabilität mit möglicher Verschlechterung des neurologischen Status

hervorruft, wird es nicht mehr empfohlen. Die Laminektomie bedarf immer einer

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zusätzlichen dorsalen Stabilisierung (Frangen et al., 2006; Mückley et al., 2003;

Müller et al., 2004).

Nachteil eines zweiseitigen Vorgehens ist die Tatsache, dass es mit jeder weiteren

Operation zu einer erhöhten Belastung und Gefährdung des häufig multimorbiden

Patientengut kommt (Frangen et al., 2006). Daher muss bei der Auswahl der

geeigneten Operationstaktik der Zustand des Patienten und sein operatives Risiko

mit einkalkuliert werden.

Frangen et al. (2006) bevorzugen eine optionale zweizeitige Operationstaktik, bei

der zuerst eine dorsale Spondylodese, gegebenenfalls mit Laminektomie

durchgeführt wird und ein eventueller späterer Zweiteingriff von ventral erfolgt,

wenn es nicht zu einer Besserung der Infektsituation kommt. Neben dem Vorteil

der Gewährleistung ausreichender mechanischer Stabilität und der Möglichkeit der

schnellen und sicheren Mobilisierung des Patienten, sehen die Autoren einen

weiteren Vorteil in der möglichen Verbesserung des Allgemeinzustandes des

Patienten bis zum zweiten Eingriff. Außerdem besteht möglicherweise nach dem

Ersteingriff die Situation auf den Zweiteingriff verzichten zu können, da schon

oftmals die alleinige dorsale Spondylodese zur Infektausheilung und knöchernen

Fusion führt.

Cramer et al. (2003) dagegen, sind der Auffassung, dass die alleinige dorsale

Spondylodese nicht ausreicht, um eine vollständige Ausheilung zu erlangen. Sie

führen eine zweizeitige Taktik an mit zunächst dorsaler Instrumentierung und

späterer ventraler Herdausräumung und Stabilisierung. Für sie stellt die alleinige

dorsale Spondylodese eher einen Palliativeingriff für Patienten mit erhöhtem

perioperativem Risiko dar (Cramer et al., 2003). Auch Mückley et al. (2003) führen

eine zweizeitige dorsoventrale Taktik durch und verzichten ebenfalls bei

multimorbiden Patienten auf die zusätzliche ventrale Fusion (Mückley et al., 2003).

Für Klöckner et al. (2001) hingegen ist die ventrale Herdausräumung und

Spanspondylodese die operative Methode der Wahl. Wie schon oben erwähnt

wird eine zusätzliche dorsale Stabilisierung in einer zweiten Sitzung empfohlen,

wenn größere Defekte vorliegen (Klöckner et al., 2001). Auch Linhardt et al.

(2004) favorisieren den ventralen Zugang zur Wirbelsäule. Dabei wird die

Osteosynthese von ventral eingebracht und wenn möglich auf eine ergänzende

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dorsale Stabilisierung verzichtet (Linhardt et al., 2004). Ebenso gehen auch

Schinkel et al. (2003) vor (Schinkel et al., 2003).

Das weitere postoperative Vorgehen richtet sich nach dem angewandten

Operationsverfahren. Wird nur ein Debridement und/ oder eine Spaninterposition

durchgeführt, ist eine längere postoperative Immobilisationszeit von mehreren

Wochen und das Tragen eines Stützkorsetts erfoderlich. Wird hingegen eine

Stabilisierung mittels osteosynthethischer Verfahren erlangt, besteht der Vorteil

den Patienten bereits nach wenigen Tagen ohne externe Stabilisationshilfen

mobilisieren zu können (Eysel und Peters, 1997; Hopf et al., 1998; Klöckner et al.,

2001; Linhardt et al., 2004; Mückley et al., 2003). Weiterhin wichtig sind die

engmaschigen Röntgen- und Laborkontrollen. Außerdem schließt sich auch nach

der Operation eine längere Antibiotikabehandlung an, deren Dauer abhängig vom

Verlauf der klinischen und laborchemischen Entzündungsparametern ist (Fieseler

et al., 2001).

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2. Zielsetzung der Arbeit

Durch die verbesserten hygienischen Verhältnisse sowie Diagnose- und

Therapiemöglichkeiten ist die Inzidenz von Knocheninfektionen rückläufig. Mit

steigender Zahl chronisch immunkompromittierter Patienten besteht jedoch die

Gefahr, daß sowohl Inzidenz als auch Schwere der Osteitis (bis hin zu

lebensbedrohlichen Störungen) zunehmen werden (Niedhart et al., 2004). Dies gilt

auch für die Spondylodiszitis.

Ungeachtet aller medizinischen Fortschritte besteht auch heute noch eine große

Diskrepanz zwischen Beginn der Symptome und dem Moment der

Diagnosestellung der Wirbelsäuleninfektion und somit der Einleitung von

Therapiemaßnahmen (Ahlhelm et al., 2006; Butler et al., 2006; Fieseler et al.,

2001; Müller et al., 2004). Die verzögerte Diagnosestellung hat zur Folge, dass der

Patient in einem fortgeschrittenen Stadium der Spondylodiszitis mit bereits

eingetroffenen Komplikationen der Erkrankung behandelt wird. Dies kann eine

erschwerte und langwierige Behandlung mit unbestimmtem Ausgang und

möglichen Folgekrankheiten auslösen (Mückley et al., 2003). Ebenso hat die

verzögerte Diagnosestellung eine nicht zu unterschätzende ökonomische

Bedeutung, da durch die verlängerte Krankenhausaufenthaltsdauer und der

erhöhten Zahl operativer Eingriffe eine weitere unnötige Belastung des heute

ohnehin schwer geschwächten Gesundheitswesens in Betracht gezogen werden

muss. Daher muss die Forschung auf dem Gebiet der Spondylodiszitis vor allem

neue Möglichkeiten aufdecken, um eine frühzeitige Diagnosestellung der

Spondylodiszitis zu ermöglichen.

Weiterhin bleiben aber auch Fragen nach dem Erregerspektrum oder auch die

Frage, ob die Tuberkulose auch heute noch die Wirbelsäule regelmäßig betrifft,

ungeklärt. Welche Patienten sind vor allem gefährdet eine Infektion der

Wirbelsäule zu erleiden? Welcher Bereich der Wirbelsäule ist besonders

gefährdet? Und welche Ursachen für diese seltene Infektion sind möglich?

Diese und weitere Fragen können nur anhand neuester Erkenntnisse aus Studien

mit ausreichend großen Datenmengen beantwortet werden. Zwar wird seit Jahren

kontrovers über die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen der

Spondylodiszitis diskutiert, allerdings verfügen die in der Literatur vorhandenen

Studien zum Thema Spondylodiszitis nur über kleinere Patientenkollektive von im

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Durchschnitt 20-50 Patienten (Fieseler et al., 2001; Lucio et al., 2000; Mann et al.,

2004) bzw. einzelne Fallbeschreibungen (Finsterer et al., 2003; Goel et al., 2000;

Klose und Kortmann, 1999). Darüber hinaus fokussieren sich viele Autoren auf

ausgewählte Patientengruppen, wie z.B. Patienten, deren Wirbelsäule nur von

einem bestimmten Erreger befallen ist (Al-Nammari et al., 2007; Priest und

Peacock, 2005) oder betrachten ausschließlich gewisse diagnostische

Maßnahmen (Chang et al., 2006; Maiuri et al., 1997; Schmitz et al., 2001; Stumpe

et al., 2002; Wikström et al., 1997) oder operative Therapiestrategien (Arnold et

al., 1997; Eysel et al., 1997; Frangen et al., 2006; Hopf et al., 1998; Isenberg et

al., 2005; Klöckner et al., 2001; Krödel et al., 1999; Linhardt et al., 2004;

Przybylski und Sharan, 2001).

Anhand der großen Datenlage von 183 Patienten in der vorliegenden Studie,

konnten suffiziente epidemiologische Daten erhoben werden. Ziel dieser Arbeit

war es mit Hilfe der Auswertung dieser Daten neueste Erkenntnisse über das

Krankheitsbild der Spondylodiszitis auszumachen, um die diagnostischen und

therapeutischen Algorithmen zu optimieren.

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3. Patienten und Methoden

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum ist

eine Akutklinik der Maximalversorgung. Die Unfallchirurgische Abteilung des

Hauses besitzt neben anderen den Schwerpunkt der Wirbelsäulenchirurgie.

Aufgrund eines großen Patienteneinzugsgebiets repräsentiert die Datenlage der

vorliegenden Studie einen Bevölkerungsquerschnitt von überregionaler

Bedeutung.

Im Zeitraum von November 1991 bis zum Juni 2006 wurden insgsamt 221

Patienten in der Unfallchirurgischen Abteilung der Universitätsklinik des

Bergmannsheil in Bochum aufgrund einer bakteriellen Spondylodiszitis behandelt.

Mit Hilfe der jeweiligen Patientenakte sollten die Daten dieser Patienten

retrospektiv erhoben werden. Von diesen 221 Patientenakten waren aber zum

Zeitpunkt der Datenaufnahme 38 Patientenakten zur Mikroverfilmung ausgelagert,

so dass die Daten dieser Patienten nicht mit in die Studie eingeschlossen werden

konnten. Es lagen also letztlich die Daten von 183 Patienten vor.

Folgende Daten wurden evaluiert: Alter, Geschlecht, Risikofaktoren und

Begleiterkrankungen, Medikamenteneinnahme, Ursache der Spondylodiszitis,

Anzahl und Art der Vorbehandlungen und Eingriffe an der Wirbelsäule,

Lokalisation der Spondylodiszitis, Anzahl befallener Segmente und

Wirbelsäulenbereiche, Abszessgeschehen, radiologische Diagnostik

(konventionelles Röntgenbild, CT, MRT, Szintigraphie, Myelographie), Art der

Erregerdiagnostik (Ct-gesteuerte Puntion, intraoperativer Abstrich, sonographisch-

gesteuerte Abszeßpunktion, Blutkultur, Abstriche und Punktionen aus anderen

Geweben als die Wirbelsäule), Anzahl und Art der gefundenen Keime, Art der

neurologischen Symptomatik zum Zeitpunkt der Aufnahme und zum Zeitpunkt der

Entlassung, Art der Behandlung (nur konservative Maßnahmen, operative

Interventionen), Dauer der stationären Behandlung, Anzahl der verstorbenen

Patienten im Verlauf der stationären Behandlung sowie Todesursache. An

labordiagnostischen Parametern wurden der CRP-Wert und die Leukozytenzahl

jeweils zum Zeitpunkt der Aufnahme und zum Zeitpunkt der Entlassung bestimmt.

Der Referenzwert der Leukozytenzahl im Blut bei gesunden Erwachsenen in der

labormedizinischen Abteilung des Hauses liegt bei 4,0–11,0 x 109/l.

Dementsprechend hatten Patienten mit einer Leukozytenzahl von <4,0 x 109/l eine

Leukopenie und Patienten mit einer Leukozytenzahl von >11,0 x 109/l hatten eine

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Leukozytose. Der normwertige Bereich für das C-reaktive Protein im Blut bei

gesunden Erwachsenen in der labormedizinischen Abteilung des Hauses liegt bei

<1,0 mg/dl. Auch die Körpertemperatur zum Zeitpunkt der Aufnahme und zum

Zeitpunkt der Entlassung wurde erhoben, wobei gemessene Körpertemperaturen

von mehr als 37,9°C als febril galten.

Die Daten wurden in einer Datenbank gesammelt. Die Datenbank wurde mit dem

Datenbankmanagementsystem „Microsoft Access der Firma Microsoft“ erstellt. Mit

Hilfe des Programms „Microsoft Excel“ wurden die Daten ausgewertet sowie

Tabellen und Graphiken erstellt.

Zum Vergleich der Verteilung kategorialer oder ordinaler Variablen unabhängiger

Stichproben wurde Fishers exakter Test verwendet. Zum Vergleich der Lage der

Verteilung einer metrischen Variablen zweier unabhängiger Stichproben wurde der

Mann-Whitney-U Test verwendet. Dieser nichtparametrische Test wurde dem t-

Test vorgezogen, da bei der Überprüfung der Normalverteilung der zu testenden

Variablen in den untersuchten Gruppen mit Hilfe des Shapiro-Wilk Tests die

Normalverteilungsannahme für alle Variablen in mindestens einer Gruppe

abgelehnt wurde. Alle Tests (Ausnahme Shapiro-Wilk: alpha=0.1) wurden

zweiseitig zum Niveau alpha=0.05 gerechnet.

Die Literatursuche zum Thema „Spondylodiszitis“ wurde mit Hilfe der Meta-

Datenbank „PubMed“ und den Suchbegriffen „discitis“, „disc space infection“,

„infectious spondylitis“, „infectious spondylodiscitis“, “hematogenous pyogenic

spinal infection“, „pyogenic discitis“, „septic discitis“, „post-operative discitis“ und

„Osteomyelitis of the spine“ durchgeführt. Zusätzlich wurde eine Handsuche in

relevanten deutschsprachigen Zeitschriften aus dem primärärztlichen Bereich

durchgeführt.

Die Diagnose „Spondylodiszitis“ wurde von erfahrenen Chirurgen in

Zusammenarbeit mit Kollegen aus der radiologischen Abteilung des Hauses

anhand klinischer Befunde (Schmerzen, Funktionseinschränkung, Schwellung,

Rötung, Fieber, neurologische Status usw.), radiologischer Diagnostik

(Nativröntgenbildern in 2 Ebenen, CT, MRT, Szintigraphie, Myelographie),

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labordiagnostischer Methoden (CRP, Leukozytenzahl) und wo möglich durch

Erregeridentifizierung gestellt.

Zum Aufnahmezeitpunkt betrug das Durchschnittsalter 62,6 Jahre (+/-14,0)

(Median 64,0 Jahre). Die Altersspanne reichte von 21 Jahren bis zu 91 Jahren.

Das Patientengut setzte sich aus 99 Männern (54,1%) und 84 Frauen (45,9%)

zusammen (siehe Abbildung 1). Die Geschlechtsverteilung ist mit einem Verhältnis

von 1,17 : 1 nur leicht zugunsten des männlichen Geschlechts verschoben.

Geschlechtsverteilung

54,1 % (n=99)

45,9 % (n=84)

Männer

Frauen

Abbildung 1: Geschlechtsverteilung.

156 Patienten (85,2%) wurden zuvor in einer auswärtigen Klinik stationär

behandelt, von wo aus sie sie ins Bergmannsheil überwiesen wurden. 27

Patienten (14,8%) wurden hier im Hause aufgrund einer anderen Erkrankung

behandelt bevor sie in die Chirurgische Abteilung überwiesen wuden bzw. stellten

sich in der „Wirbelsäulensprechstunde“ der Chirurgischen Abteilung aufgrund der

Spondylodiszitis vor.

102 Patienten (55,7%) wurden im Verlauf der gesamten Behandlung mindestens

ein Mal operativ versorgt, wohingegen 81 Patienten (44,3%) rein konservativ

behandelt wurden. Der Klinikaufenthalt betrug durchschnittlich 57,5 Tage (Median

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35,0 Tage; Spannweite 2 - 655 Tage). Alle Patienten erhielten eine intravenöse

Antibiose entsprechend dem gewonnen Antibiogramm. Lag kein Antibiogramm

vor, so wurde mit einer Breitspektrumantibiose begonnen. In der Regel wurde eine

orale Antibiotikatherapie für den Zeitraum von 6 Wochen nach Entlassung

verordnet. Tuberkulose-Patienten erhielten eine antituberkulöse

Kombinationstherapie bestehend aus Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und

Ethambutol für einen Mindestzeitraum von 6 Monaten. Insgesamt betrug die

durchschnittliche Dauer der Antibiotikaeinnahme 79,5 Tage (Median 67,0 Tage;

Spannweite 1 - 548 Tage).

Nach Besserung der neurologischen und körperlichen Symptomatik sowie dem

Abklingen der Entzündungsparameter wurden die Patienten entlassen. Von den

183 Patienten starben 16 Patienten (8,7%) während des stationären Aufenthaltes.

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4. Ergebnisse

4.1. Alters- und Geschlechtsverteilung

Der jüngste Patient im Gesamtkollektiv war 21 Jahre alt, der älteste 91 Jahre. Das

Durchschnittsalter betrug 62,6 Jahre (Median 64,0 Jahre; Standardabweichung +/-

14,0 Jahre). Es gab 5 Patienten (2,7%) die im 3. Lebensjahrzehnt an einer

Spondylodiszitis erkrankten, 10 Patienten (5,5%) die im 4. Lebensjahrzehnt und

14 Patienten (7,7%) die im 5. Lebensjahrzehnt an einer Spondylodiszitis

erkrankten. Die Zahl der Patienten in den verschiedenen Altersgruppen stieg stetig

an und nahm von der Altersgruppe der 40 bis 49 Jährigen zu der Altersgruppe der

50 bis 59 Jährigen fast um das Dreifache zu. Somit erkrankten 39 Patienten im 6.

Lebensjahrzehnt (21,3%). Ein weiterer Anstieg der Patientenzahl war vom 6. zum

7. Lebensjahrzehnt zu verzeichnen. Die Altersverteilung zeigte mit jeweils 51

Patienten zwei Spitzen im 7. und 8. Lebensjahrzehnt. Dies ergab jeweils eine

relative Häufigkeit von 27,9%. In den darauf folgenden Altersgruppen nahm die

Häufigkeit der erkrankten Patienten wieder deutlich ab. 12 Patienten waren

zwischen 80 und 89 Jahren alt und nur ein Patient war älter als 90 Jahre.

Insgesamt litten in der Gruppe der unter 40 Jährigen 15 Patienten (8,2%) an einer

Spondylodiszitis. 91,8% aller Patienten waren älter als 40 Jahre und 84,2% aller

Patienten waren älter als 50 Jahre (siehe Abb. 2).

5

10

14

39

51 51

12

1

0

10

20

30

40

50

60

20-29 J 30-39 J 40-49 J 50-59 J 60-69 J 70-79 J 80-89 J 90-99 J

Altersgruppen

Anzahl Patienten n=183

Abbildung 2: Altersverteilung im Gesamtkollektiv.

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43

Wie schon in Abbildung 1 dargestellt, erkrankten in unserem Patientengut mehr

Männer (n=99) als Frauen (n=84) an einer Spondylodiszitis. Abbildung 3

verdeutlicht die Verteilung der Geschlechter in den verschiedenen

Lebensjahrzehnten. Dabei erkrankten die meisten Frauen (n=24) im 7. und 8.

Lebensjahrzehnt an einer Spondylodiszitis. Dies ergab eine relative Häufigkeit von

28,6% aller Frauen. Bei den Männern erkrankten ebenfalls die meisten (n=27) im

7. und 8. Lebensjahrzehnt. Dies ergab eine relative Häufigkeit von 27,3% aller

Männer.

Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern, mit einer Ausnahme bei den

Frauen in der Altersgruppe der 30 bis 39 Jährigen (n=6) zu der Altersgruppe der

40 bis 49 Jährigen (n=4), stieg die Zahl der Erkrankten bis zu den jeweiligen

Spitzen und nahm dann wieder ab.

Die jüngste Patientin war 21 Jahre alt, die älteste 86 Jahre. Das Durchschnittsalter

aller Frauen betrug 62,7 Jahre (Median 64,5 Jahre; Standardabweichung +/- 14,8

Jahre). Der jüngste männliche Patient war 24 Jahre alt, der älteste 91 Jahre. Das

Durchschnittsalter betrug 62,6 Jahre (Median 64,0 Jahre; Standardabweichung +/-

13,4 Jahre).

2

10

23

27 27

5

1

3

6

16

7

0

4

2424

4

0

5

10

15

20

25

30

20-29 J 30-39 J 40-49 J 50-59 J 60-69 J 70-79 J 80-89 J 90-99 J

Altersgruppen

Anzahl Patienten

Männer

Frauen

Abbildung 3: Altersverteilung bezogen auf beide Geschlechter.

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44

4.2. Risikofaktoren für die Spondylodiszitis und weitere Komorbiditäten

174 (95,1%) Patienten hatten einen oder mehrere Begleiterkrankungen in ihrer

Anamnese. Im Durchschnitt hatten die Patienten 5,5 Begleiterkrankungen (Median

5,0; Spannweite 0 - 16).

29 (16,7%) von diesen 174 Patienten hatten zwar einen oder mehrere

Begleiterkrankungen, aber keinen weiteren Risikofaktor, der für eine

Spondylodiszitis prädisponiert. Somit hatten insgesamt 145 Patienten (79,2%)

einen oder mehrere Risikofaktoren, die für eine Spondylodiszitis prädisponieren.

Der Durchschnitt im gesamten Patientenkollektiv lag bei 1,5 (Median 1,0;

Spannweite 0 – 5).

Bei 160 Patienten (87,4%) konnten eine oder mehrer immunsupprimierende

Erkrankungen bzw. Risikofaktoren für eine Immunsuppression ausgemacht

werden. Der Durchschnitt im gesamten Patientenkollektiv lag bei 2,6 (Median 2,0;

Spannweite 0 - 9).

Bei 9 Patienten (4,9%) konnten weder ein Risikofaktor noch eine

Begleiterkrankung eruiert werden. Das Durchschnittsalter dieser Patienten betrug

44,6 Jahre (Median 47,0 Jahre; Altersspanne 21-70 Jahren). 5 Patienten waren

Männer und 4 waren Frauen (siehe Tabelle 3).

Tabelle 3: Risikofaktoren und Begleiterkrankungen im Gesamtkollektiv.

Parameter Wert

Begleiterkranungen:

- Anzahl der Patienten

- Relative Häufigkeit in %

- Mittelwert

- Median

- Spannweite

174

95,1%

5,5

5,0

0-16

Risikofaktoren:

- Anzahl der Patienten

- Relative Häufigkeit in %

- Mittelwert

- Median

- Spannweite

145

79,2%

1,5

1,0

0-5

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45

Immunsupprimierende Erkrankungen

bzw. Risikofaktoren für

Immunsuppression:

- Anzahl der Patienten

- Relative Häufigkeit in %

- Mittelwert

- Median

- Spannweite

160

87,4%

2,6

2,0

0-9

Tabelle 4 zeigt die evaluierten Risikofaktoren, die für eine Spondylodiszitis

prädisponieren. Am häufigsten war dies der Diabetes mellitus (n=62; 33,9%).

Weitere häufige Risikofaktoren waren die Therapie mit immunsupprimierenden

Medikamenten (n=40; 21,9%), die Erkrankung an einer Sepsis innerhalb der

letzten 2 Jahre (n=27; 14,8%) sowie Neoplasien (n=21; 11,5%). Bei 18 Patienten

(9,8%) wurde vor der Aufnahme in das Bergmannsheil Bochum ein Eingriff an der

Wirbelsäule durchgeführt. Ein viszeralchirurgischer Eingriff vor der Aufnahme

wurde bei 10 Patienten (5,5%) durchgeführt. Jeweils 17 Patienten (9,3%) litten

unter einer Niereninsuffizienz, einer generalisierten Osteoporose bzw. einer

Wirbelkörperfraktur. Insgesamt bestand bei 22 Patienten (12,0%) ein Nikotin-,

Alkohol- oder Drogenmißbrauch. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die

tatsächliche Zahl der Patienten mit chronischem Nikotinmißbrauch viel größer war.

Die genaue Zahl kann retrospektiv aber nicht erhoben werden, da der

Nikotinmißbrauch im Arztbrief oft nicht dokumentiert wurde. Dies liegt zum einem

daran, dass der behandelnde Arzt den Mißbrauch nicht als Krankheit bzw.

Diagnose codiert. Andererseits wird der Verdacht des chronischen

Nikotinmißbrauchs nicht in Erwägung gezogen und im Anamnesegespräch wird

auch oft nicht nach dem Rauchverhalten der Patienten gefragt.

Weitere evaluierte Risikofaktoren waren entzündlich-rheumatische Erkrankungen

bei 9 Patienten (4,9%), Hepatitis B bzw. C bei 4 Patienten (2,2%), durchgemachte

tuberkulotische Infektion bei 4 Patienten (2,2%), vorausgegangene systemische

Infekionen bei 2 Patienten (1,1%) und jeweils ein Mal (0,5%) Leberversagen bzw.

Sichelzellanämie. Im gesamten Patientengut gab es keinen an AIDS erkrankten

Patienten.

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46

Außerdem nahmen 67 Patienten (36,6%) vor Aufnahme ins Bergmannsheil

Bochum blutverdünnende Medikamente als Dauermedikation ein.

Die Inzidenz der Risikofaktoren, die für eine Spondylodiszitis prädisponieren, geht

aus Tabelle 5 hervor. Demnach konnten bei 38 Patienten (20,8%) keine

Risikofaktoren identifiziet werden. Bei 64 Patienten (35,0%) konnte ein

Risikofaktor identifiziert werden. 48 Patienten (26,2%) hatten 2, 25 Patienten

(13,7%) hatten 3, 6 Patienten (3,3%) hatten 4 und 2 Patient (1,1%) hatte 5

Risikofaktoren in ihrer Anamnese. Im Durchschnitt hatten die Patienten 1,47

Risikofaktoren (Median 1,0).

Tabelle 6 führt die relevanten Komorbiditäten auf, die es in diesem Patientengut

gab. Besonders häufige Komorbiditäten waren Erkrankungen des Herz-

Kreislaufsystems bei insgesamt 108 Patienten (59,0%): Bei 83 Patienten (45,4%)

wurde ein arterieller Hypertonus diagnostiziert, bei 46 Patienten (25,1%) eine KHK

und bei 39 Patienten (21,3%) eine Herzinsuffizienz. Darüber hinaus litten 29

Patienten (15,8%) an einer vaskulären Erkrankung. Zu letzterem ist v.a. die pAVK

zu zählen, die bei 14 Patienten (7,7%) diagnostiziert wurde. Weiterhin erkrankten

25 Patienten (13,7%) an einer COPD und 14 Patienten (7,7%) hatten eine

Adipositas.

Tabelle 4: Risikofaktoren und Begleiterkrankungen, die für eine Spondylodiszitis

prädisponieren. Mehrfachnennung möglich.

Risikofaktor/ Begleiterkrankung Patientenzahl Prozent (%)

Diabetes mellitus 62 33,9

Immunsupprimierende Medikation

- Kortison

- Andere

40

30

10

21,9

16,4

5,5

Sepsis (innerhalb der letzten 2 Jahre) 27 14,8

Neoplasien 21 11,5

Vorangegangene Wirbelsäuleneingriffe 18 9,8

Niereninsuffizienz 17 9,3

Generalisierte Osteoporose 17 9,3

Vorausgegangene Wirbelkörperfraktur 17 9,3

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47

Alkoholabusus 13 7,1

Nikotinabusus 11 6,0

Vorausgegangene viszeralchirurgische

Eingriffe

10

5,5

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen 9 4,9

Drogenabusus 7 3,8

Hepatitis B & C 4 2,2

Abgelaufene Tuberkulose 4 2,2

Vorausgegangene systemische Infektionen 2 1,1

Leberzirrhose 1 0,5

Sichelzellanämie 1 0,5

Tabelle 5: Inzidenz von Risikofaktoren, die für eine Spondylodiszitis

prädisponieren.

Anzahl der

Risikofaktoren

Patientenzahl (n=183) Prozent (%)

0 38 20,8

1 64 35,0

2 48 26,2

3 25 13,7

4 & 5 8 4,4

Tabelle 6: Weitere relevante Komorbiditäten.

Komorbidität Patientenzahl Prozent (%)

Arterieller Hypertonus 83 45,4

KHK 46 25,1

Herzinsuffizienz 39 21,3

Vaskuläre Erkrankungen:

- pAVK

29

14

15,8

7,7

COPD 25 13,7

Adipositas 14 7,7

Z.n. Nephrektomie 6 3,3

Z.n. Splenektomie 1 0,5

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48

4.3. Ätiologie der Spondylodiszitis

In 49,2% aller Patientenfälle (n=90) konnte die Ursache der Spondylodiszitis nicht

geklärt werden. Hingegen war sie in 50,8% aller Patientenfälle (n=93) bekannt.

Tabelle 7 gibt eine Übersicht der 93 Spondylodiszitisfälle und deren Ätiologie

wieder.

Bei 21 von diesen 93 Patienten (22,6%) führten Eingriffe an der Wirbelsäule zur

Infektion des jeweiligen Gebietes. Im Einzelnen handelte es sich bei diesen

Eingriffen in 9 Fällen (9,7%) um osteosynthetische Verfahren, in 5 Fällen (5,4%)

handelte es sich um Bandscheibenoperationen bei Bandscheibenvorfall, in 5

Fällen (5,4%) handelte es sich um therapeutische Injektionen, und in jeweils 1 Fall

(1,1%) führte die Anlage eines Peridualkatheters bzw. die Operation eines

Patienten, der am M. Forestier erkrankt war, zur Keimbesiedelung des

Operationsgebietes.

Bei 71 von 93 Patienten (76,3%) entstand die Spondylodiszitis auf hämatogenem

Wege ausgehend von einem extraspinal gelegenen Keimherd. Der häufigste

infektiöse Fokus lag in der Lunge: 16 Patienten (17,2%) litten an einer Pneumonie

und 4 Patienten (4,3%) an einer Bronchitis. Weitere Infektionen im Bereich der

Atemwege waren in jeweils einem Fall (1,1%) eine Pharyngitis bzw. eine Sinusitis

maxillaris.

In 16 Fällen (17,2%) lag der extraspinal gelegene Keimherd im Urogenitaltrakt:

ausgehend von einem Harnwegsinfekt in 14 Fällen (15,1%) bzw. einer

Pyelonephritis in 2 Fällen (2,2%) kam es zur Infektion der Wirbelsäule.

Bei 22 Patienten (23,7%) kam es nach osteoartikulären Infektionen zur

Spondylodiszitis: besonders häufig führten Infektionen des Kniegelenkes zur

Keimbesiedlung der Wirbelsäule (n=7; 7,5%). Zudem kam es in jeweils 2 Fällen

(2,2%) nach Sternumosteomyelitiden, nach Osteomyelitiden des Fußes und nach

Infektionen des Schulter- bzw. Hüftgelenkes zu einer Spondylodiszitis. Weiterhin

ging die Keimbesiedlung der Wirbelsäule in jeweils einem Fall (1,1%) von

folgenden Herden aus: entzündetes Ellenbogengelenk, Handgelenksempyem,

Shuntinfekt bei einem Dialysepatienten im Bereich des Humerus, bakterielle

Entzündung einer Venenverweilkanüle im Bereich der oberen Extremität,

Sprunggelenksosteomyelitis, Weichteilinfekt am Unterschenkel und

Glutealabszess.

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49

Bei 8 Patienten (8,6%) lag der extraspinal gelegene Keimherd im

Gastrointestinaltrakt: bei 3 Patienten (3,2%) konnten Divertikulitiden, bei 2

Patienten (2,2%) konnten Leberabszesse und bei jeweils einem Patienten ein

Milzabszess, eine Appendizitis bzw. eine Paradontitis als infektiöse Quellen

ausgemacht werden.

Weitere extraspinal gelegene Keimherde, die zur Aussaat von Erregern der

Spondylodiszitis führten, waren bei 2 Patienten (2,2%) Endokarditiden und bei

einem Patient (1,1%) eine Mediastinitis.

Bei einem Patienten (1,1%) lag die Ursache der Spondylodiszitis in der

Reaktivierung eines tuberkulotischen Herdes in der Wirbelsäule, welcher aus der

Kindheit des Patienten bestand.

Tabelle 7: Ätiologie der Spondylodiszitis bei 93 Patienten.

Ursache Patientenzahl Prozent (%)

1.) Eingriffe an der Wirbelsäule

� Osteosynthesen

� Bandscheiben-Operationen

� Injektionen an der Wirbelsäule

� Operation eines M. Forestier

� Anlage eines Periduralkatheters

21

9

5

5

1

1

22,6

9,7

5,4

5,4

1,1

1,1

2.) Extraspinal gelegene Infektionen

Atmungsapparat:

� Pneumonie

� Bronchitis

� Pharyngitis

� Sinusitis maxillaris

UGT:

� Harnwegsinfekt

� Pyelonephritis

71

22

16

4

1

1

16

14

2

76,3

23,7

17,2

4,3

1,1

1,1

17,2

15,1

2,2

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GIT:

� Divertikulitis

� Leberabszess

� Milzabszess

� Paradontitis

� Appendizitis

”Osteoartikuläre Infektionen”:

� Sternumosteomyelitis

a. obere Extremität

� Infektionen des Schultergelenkes

� Infektionen des Ellenbogengelenkes

� Handgelenksempyem

� Shuntinfekt bei einem Dialysepatienten

� Infektion einer Venenverweilkanüle

b. Untere Extremität

� Infektionen des Kniegelenks

� Osteomyelitis des Fußes

� Infektionen des Hüftgelenks

� Sprunggelenksosteomyelitis

� Posttraumatischer Weichteilinfekt am

Unterschenkel

� Glutealabszess

Sonstiges:

� Endokarditis

� Mediastinitis

8

3

2

1

1

1

22

2

6

2

1

1

1

1

14

7

2

2

1

1

1

3

2

1

8,6

3,2

2,2

1,1

1,1

1,1

23,7

2,2

6,5

2,2

1,1

1,1

1,1

1,1

15,1

7,5

2,2

2,2

1,1

1,1

1,1

3,2

2,2

1,1

3.) Weitere Ursachen:

Reaktivierung eines tuberkulotischen

Herdes der Wirbelsäule

1

1

1,1

1,1

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51

4.4. Labordiagnostik

Die im Durchschnitt gemessene Körpertemperatur bei Aufnahme lag bei 36,9°C

(Median 36,7°C; Spannweite 35,6° - 40,0°C; Standardabweichung 0,8°C). Bei 17

Patienten (9,3%) konnten zum Zeitpunkt der Aufnahme febrile

Körpertemperaturen gemessen werden.

Die durchschnittliche Zahl der Leukozyten im Blut lag bei 10,2 x 109/l (Median 8,9

x 109/l; Spannweite 2,1 - 39,1 x 109/l; Standardabweichung 4,9 x 109/l). 131

Patienten (71,6%) wiesen normwertige Leukozytenzahlen vor, eine Leukozytose

bei Aufnahme präsentierten 48 Patienten (26,2%) und eine Leukopenie konnte bei

4 Patienten (2,2%) festgestellt werden.

Bei Aufnahme konnte weiterhin eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins im Blut

von im Durchschnitt 10,0 mg/dl (Median 7,4 mg/dl; Spannweite 0,6 - 40,8 mg/dl;

Standardabweichung 9,6 mg/dl) festgestellt werden. In 84,2% (n=154) der Fälle

lag eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins über der Norm vor. 29 Patienten

(15,8%) wiesen einen CRP-Wert <1,0 mg/dl vor (siehe Tabelle 8 und 9).

Abbildung 4 gibt eine graphische Darstellung der Korrelation zwischen den CRP-

Werten und den Leukozytenzahlen bei Aufnahme wieder. Der errechnete

Korrelationskoeffizient nach Pearson betrug 0,428. Diese Korrelation war

statistisch signifikant (p<0,000).

Aus Tabelle 8 ist zu entnehmen in wievielen Fällen sowohl die Leukozytenzahl als

auch der CRP-Wert bei Aufnahme über die Norm im Blut angestiegen sind. Dies

konnte in 25,1% aller Fälle (n=46) festgestellt werden. Im Vergleich hierzu konnte

zum Zeitpunkt der Aufnahme bei 14,6% aller diagnostizierten Spondylodiszitisfälle

(n=27) sowohl kein Anstieg der Leukozytenzahl als auch kein Anstieg des CRP-

Wertes über die Norm festgestellt werden. In 1,1% aller Spondylodiszitiden (n=2)

konnte zwar eine Leukozytose, aber kein gleichzeitiger Anstieg des CRP-Wertes

über die Norm, diagnostiziert werden. Im Gegensatz hierzu bestand in 59,1% aller

Fälle (n=108) zwar eine CRP-Werterhöhung über die Norm, aber keine

gleichzeitige Leukozytose.

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52

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0

C-reaktive Protein

10,0

20,0

30,0

40,0

Leu

kozy

ten

�� �

��

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��

���

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����

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��

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���

��

��

� �

Abbildung 4: Graphische Darstellung der Korrelation zwischen den CRP-Werten

(in mg/dl) und den Leukozytenzahlen (x 109/l) bei Aufnahme.

Tabelle 8: Direkter Vergleich der Leukozytenzahl mit dem CRP-Wert bei

Aufnahme in der 4-Felder Tafel für das gesamte Patientengut (n=183).

Parameter Leukozyten

> 10,9 x 109/l

Leukozyten

< 11 x 109/l

Summe

CRP > 0,9 mg/dl 25,1 % (n=46) 59,1 %(n=108) 84,2% (n=154)

CRP < 1 mg/dl 1,1 % (n=2) 14,6 % (n=27) 15,8% (n=29)

Summe 26,3 % (n=48) 73,7% (n=135) 100% (n=183)

16 Patienten verstarben während des stationären Aufenthaltes, 167 Patienten

wurden nach erfolgter Therapie entlassen. Die im Durchschnitt gemessene

Körpertemperatur bei Entlassung lag bei 36,6°C (Median 37,0°C; Spannweite

35,0° - 37,8°C; Standardabweichung 0,5°C). Bei keinem Patient bestand Fieber.

Zum Zeitpunkt der Entlassung konnten bei 167 Patienten eine durchschnittliche

Leukozytenzahl im Blut von 7,0 x 109/l (Median 6,9 x 109/l; Spannweite 3,1 – 12,6

x 109/l; Standardabweichung 1,9 x 109/l) gemessen werden. Dabei lag die

Leukozytenzahl bei 94,0% aller Patienten (n=157) im Normbereich. 4 Patienten

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53

(2,4%) hatten eine Leukopenie. Bei 6 Patienten (3,6%) bestand eine Leukozytose,

wobei die Zahl der Leukozyten nur leicht über dem Normbereich erhöht war.

Der durchschnittliche CRP-Wert bei Entlassung betrug 2,5 mg/dl (Median 1,3

mg/dl; Spannweite 0,6 - 32,0 mg/dl; Standardabweichung 3,4 mg/dl). 67 Patienten

(40,1%) wiesen einen CRP-Wert <1,0 mg/dl vor. Weitere 77 Patienten (46,1%)

hatten einen CRP-Wert im Bereich zwischen 1,0 – 5,0 mg/dl und 19 Patienten

(11,4%) hatten einen CRP-Wert im Bereich zwischen 5,1 – 10,0 mg/dl. Bei diesen

insgesamt 96 Patienten mit CRP-Werten >0,9 mg/dl, bestand eine deutliche

fallende Tendenz der CRP-Werte im Vergleich zu den Werten bei Aufnahme.

Lediglich bei 4 Patienten (2,4%) wurde ein CRP-Wert >10,0 mg/dl nachgewiesen.

Die CRP-Werte von 3 dieser 4 Patienten waren deutlich rückläufig. Ein Patient, mit

dem CRP-Wert von 32,0 mg/dl, war ein dialysepflichtiger Patient und wurde nach

erfolgter chirurgischer Therapie in die internistische Abteilung des Hauses verlegt

und dort weiterbehandelt (siehe Tabelle 9).

Tabelle 9: Körpertemperatur und Laborparameter im Vergleich zwischen

stationärer Aufnahme und Entlassung.

Parameter Aufnahme Entlassung

Durchschnittliche

Körpertemperatur in °C

(Min.; Max.; Median; Stabw)

36,9

(35,6; 40,0; 36,7; 0,8)

36,6

(35,0; 37,8; 37,0; 0,5)

Durchschnittliche

Leukozytenzahl x 109/l

(Min.; Max.; Median; Stabw)

10,2

(2,1; 39,1; 8,9; 4,9)

7,0

(3,1; 12,6; 6,9; 1,9)

Durchschnittlicher

CRP-Wert in mg/dl

(Min.; Max.; Median; Stabw)

10,0

(0,6; 40,8; 7,4; 9,6)

2,5

(0,6; 32,0; 1,3; 3,4)

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54

4.5. Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäule

Bei 170 Patienten (93,0%) beschränkte sich der entzündliche Befall der

Wirbelsäule ausschließlich auf einen Bereich der Wirbelsäule, im Folgenden als

unifokaler Befall der Wirbelsäule bezeichnet. Bei 12 Patienten (6,5%) war ein

bifokaler Befall zu verzeichnen, d.h. das sich bei diesen Patienten zeitgleich zwei

Entzündungsherde auf unterschiedlichen Höhen der Wirbelsäule befanden: in 3

Fällen war die BWS auf zwei unterschiedlichen Höhen befallen, in 1 Fall war die

LWS auf zwei unterschiedlichen Höhen befallen, in 2 Fällen fand sich jeweils ein

befallener Bereich in der HWS und in der LWS und in 6 Fällen fand sich jeweils

ein befallener Bereich in der BWS und in der LWS. Bei 1 Patient (0,5%) fanden

sich zeitgleich drei Entzündungsherde auf unterschiedlichen Höhen der

Wirbelsäule: es waren die Wirbelkörper Th 3 und Th 4, Th 10 und Th 11 sowie L 4

und L 5 mit ihren dazwischen befindlichen Bandscheiben befallen (siehe

Abbildung 5).

Bifokaler Befall der Wirbelsäule in

6,5% der Fälle (n=12)

Unifokaler Befall der Wirbelsäule in

93%der Fälle (n=170)

Multifokaler Befall der Wirbelsäule in

0,5% der Fälle (n=1)

unifokaler Befall

Bifokaler Befall

Multifokaler Befall

Abbildung 5: Darstellung der Häufigkeit unifokaler Befall der Wirbelsäule im

Vergleich zum bi- bzw. multifokalem Befall der Wirbelsäule.

Im gesamten Patientengut ergibt sich folgende Verteilung der Entzündung: die

HWS (inkl. cervikothorakalem Übergang) war in 14 Fällen (7,7%), die BWS war in

66 Fällen (36,1%), der thorakolumbale Übergang war in 9 Fällen (4,9%), die LWS

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55

war in 84 Fällen (45,9%), der lumbosakrale Übergang war in 13 Fällen (7,1%) und

die SWS war in 6 Fällen (3,3%) von einer Entzündung betroffen (siehe Abbildung

6). Da sich die Spondylodiszitis – wie schon oben erwähnt – nicht bei allen

Patienten auf einen Wirbelsäulenbereich beschränkte und somit zwei

verschiedene Bereiche der Wirbelsäule gleichzeitig von einer Entzündung befallen

sein konnten, ist die Summe der angegebenen Werte in Abbildung 6 größer als

100%.

3,37,1

45,9

4,9

36,1

7,70

10

20

30

40

50

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbaler

Übergang

LWS lumbo-sakraler

Übergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

rela

tiv

e H

äu

fike

it in

%

Abbildung 6: Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche im

gesamten Patientengut (n=183). Mehrfachnennung möglich.

In 159 Fällen (86,9%) beschränkte sich die Entzündung auf ein

Bewegungssegment. In 24 Fällen (13,1%) zeigte sich eine auf mehr als ein

Segment ausgedehnte Infektion: Bei 20 Patienten (10,9%) bestand ein

bisegmentaler Befall und bei den restlichen 4 Patienten breitete sich die

Entzündung jeweils einmal über 3, einmal über 4, einmal über 5 und einmal über 6

Segmente aus (jeweils 0,5%) (siehe Abbildung 7).

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56

20

1

1

1

1

159

24 Monosegmentaler Befall

Bisegmentaler Befall

3 Segmente

4 Segmente

5 Segmente

6 Segmente

Monosegmentaler Befall

Bi-/Polysegmentaler Befall

Abbildung 7: Darstellung der Häufigkeit monosegmentaler Befall der Wirbelsäule

im Vergleich zum bi- bzw. polysegmentalem Befall der Wirbelsäule (n=183).

Insgesamt fand sich bei der LWS am häufigsten eine Ausdehnung des Befalls

über mehrere Segmente (n=8). Die BWS zeigte in 7 Fällen eine auf mehr als ein

Segment beschränkte Infektion. Die HWS (inkl. cervikothorakalem Übergang)

sowie der thorakolumbale als auch der lumbosakrale Übergang waren jeweils in 3

Fällen von einem bi- bzw. polysegmentalen Befall betroffen.

In Abbildung 8 wird deutlich wie häufig jeder Wirbelkörper von einer Infektion

befallen war:

Besonders häufig im HWS-Bereich waren die Wirbelkörper C 5 (n=11) und C 6

(n=10), im BWS-Bereich die Wirbelkörper Th 11 (n=26) und Th 12 (n=25) und im

LWS/SWS-Bereich die Wirbelkörper L 3 (n=46), L 4 (n=52) und L 5 (n=40) von

einer Infektion befallen. Die Wirbelkörper C 1 und C 2 waren nie von einer

Infektion befallen. Der entzündliche Befall des Os sacrums ist in der Abbildung

unter der Kategorie S 1 zusammengefaßt.

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57

3

11 10

4

1 13 3

15

2022 22

26 25

35

46

52

40

1917

37

7 7

0

10

20

30

40

50

60

C 3 C 4 C 5 C 6 C 7 Th1

Th2

Th3

Th4

Th5

Th6

Th7

Th8

Th9

Th10

Th11

Th12

L 1 L 2 L 3 L 4 L 5 S 1

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

An

zah

l P

ati

en

ten

n

Abbildung 8: Verteilung der Entzündung auf die einzelnen Segmente bei 183

Patienten. Die unterschiedlichen Muster der Balken dienen der Unterscheidung

zw. HWS-, BWS-, LWS- und SWS-Bereich. Mehrfachnennung möglich.

Tabelle 10 stellt die oben genannten 13 Fälle mit bi- bzw. multifokalem

entzündlichem Befall der Wirbelsäule im Detail da.

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58

Tabelle 10: Zeitgleicher entzündlicher Befall der Wirbelsäule auf unterschiedlichen

Höhen bei 13 Patienten.

Befallener Wirbelsäulenabschnitt Anzahl Patientenfälle

Bifokaler entzündlicher

Wirbelsäulenbefall:

� HWK 4/5 & LWK 4 - SWK 1

� HWK 5/6 & LWK 1 – 3

� BWK 3/4 & BWK 7/8

� BWK 6/7 & LWK 2/3

� BWK 6/7 & LWK 3/4

� BWK 8 & BWK 12

� BWK 8/9 & BWK 11/12

� BWK 10/11 & LWK 3/4

� BWK 11/12 & LWK 3/4

� BWK 11/12 & LWK 2/3

� BWK 12 – LWK 2 & LWK 4/5

� LWK 1 & LWK 3

12

1

1

1

1

1

1

1

1

1

1

1

1

Multifokaler entzündlicher

Wirbelsäulenbefall:

� BWK 3/4 & BWK 10/11 & LWK 4/5

1

1

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59

4.6. Keimnachweis

Im gesamten Patientenkollektiv wurden bei 150 Patienten (82,0%) Gewebeproben

aus dem entzündlichen Wirbelsäulengebiet entnommen, um den Erreger der

Spondylodiszitis zu identifizieren. Dabei gelang es bei 92 Patienten (61,3%) einen

oder mehrere Erreger zu bestimmen. Es wurden insgesamt 233 Keimnachweise

mit Gewebe aus dem infizierten Wirbelsäulengebiet durchgeführt. Von denen

waren 141 Keimnachweise positive (60,5%) und 92 negativ (39,5%). Im Einzelnen

war dies 80-mal ein Keimnachweis mit Gewebeproben, die durch eine CT-

gesteuerte Punktion gewonnen wurden. Dabei konnte aus der Hälfte dieser

Proben ein Erreger bestimmt werden. 3-mal wurde ein Keimnachweis per

sonographisch gesteuerter Abszeßpunktion durchgeführt, welcher in allen 3 Fällen

positiv war. Weitere 150 Keimnachweise wurden mit Proben aus intraoperativ

entnommenem Gewebe gemacht. Dabei gelang es aus 98 Proben (65,3%) einen

oder mehrere Erreger zu bestimmen, wohingegen bei 52 Proben das Ergebnis

negativ war (siehe Abbildung 9).

80

3

150

233

40

3

98

141

40

0

52

92

0

50

100

150

200

250

Ct gesteuerte Punktion

sonographisch gesteuerte Abszeßpunktion

Intraoperativer G

ewebsabstrich

Alle durchgeführten Keimnachweise

Art durchgeführter Keimnachweis

An

zah

l du

rch

ge

füh

rte

r K

eim

na

ch

we

ise

Anzahl durchgeführterKeimnachweise insgesamt

Häufigkeit positiver Befunde

Häufigkeit negativer Befunde

50%50% 65% 35% 61% 39%

Abbildung 9: Keimnachweis aus dem infizierten Wirbelsäulengebiet. Die

Häufigkeit positiver zu negativer Ergebnisse bei den jeweiligen Methoden ist in

Prozent angegeben.

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60

Im gesamten Patientenkollektiv gab es 27 Patienten bei denen vor dem ersten

operativen Eingriff ein Keimnachweis per CT-gesteuerte Punktion bzw.

sonographisch gesteuerter Abszeßpunktion durchgeführt wurde, und bei denen

dann auch intraoperativ Gewebe zur mikrobiologischen Diagnostik entnommen

wurde. Bei 17 (63,0%) von diesen 27 Patienten stimmte der präoperative Befund

mit dem operativem Befund überein: In 5 Fällen waren die präoperativ als auch die

intraoperativ gewonnenen Proben negativ, und in 12 Fällen konnten in beiden

Proben der gleiche Keim identifiziert werden. In 10 Fällen (27,0%) stimmten die

beiden Ergebnisse aus der mikrobiologischen Diagnostik nicht überein: in einem

Fall wurden 2 unterschiedliche Erreger identifiziert, in 2 Fällen war der

präoperative Befund negativ und der darauf folgende operative Befund positiv, und

in 7 Fällen bestätigte sich das positive Ergebnis aus der präoperativen Probe nicht

in der operativen Probe (siehe Abbildung 10).

1

2

7

17

Übereinstimmung desmikrobiologischenBefundes

zwei verschiedene Keimeidentifiziert

Präoperativer Befundnegativ - operativerBefund positiv

Präoperativer Befundpositiv - operativer Befundnegativ

Abbildung 10: Vergleich der Ergebnisse der präoperativen Keimnachweise mit

den Ergebnissen der operativen Keimnachweise bei 27 Patienten.

Besonderes Augenmerk bei der Auswertung galt den Patienten, bei denen

präoperativ kein Erreger identifiziert werden konnte, da diese Ergebnisse

eigentlich falsch negative Ergebnisse sind. Interessant ist hierbei der Vergleich zu

den Ergebnissen der intraoperativ gewonnenen Proben. Insgesamt gab es nur 7

Patienten bei denen der präoperative Befund negativ war und bei denen später

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61

noch ein Keimnachweis aus intraoperativ gewonnenem Gewebe gemacht wurde.

Wie schon oben erwähnt, war das Ergebniss aus der zweiten Probe dann in 5

Fällen ebenfalls negativ und in 2 Fällen positiv.

Zusätzlich zu den Keimnachweisen mit Gewebeproben aus dem entzündlichen

Wirbelsäulengebiet wurden bei 26 Patienten (17,3%) weitere Keimnachweise mit

Gewebeproben aus anderen Bereichen durchgeführt. Dabei wurden v.a.

Keimnachweise aus Blutkulturen (n=18) gemacht. Außerdem wurden in 4 Fällen

Rachenabstriche und in einem Fall eine Gewebeprobe durch eine

Hüfgelenkspunktion sowie in 2 Fällen Gewebeproben durch

Kniegelenkspunktionen entnommen. Weiterhin wurden ein Vorfußabszeß, eine

Sternumosteomyelitis und ein Portkatheter untersucht.

Bei allen 26 Patienten konnten Erreger identifiziert werden. In 6 Fällen (23,1%)

war das Ergebnis des Keimnachweises aus der Wirbelsäule identisch mit dem

Keimnachweis aus anderen entzündeten Geweben. In 5 Fällen (19,2%) wurden

beim Keimnachweis aus dem Wirbelsäulengebiet andere Erreger identifziert und

in 15 Fällen (57,7%) war das Ergebnis des Keimnachweises aus dem

Wirbelsäulengebiet negativ.

Bei 33 Patienten aus dem gesamten Patientenkollektiv wurden keine

Keimnachweise aus dem entzündlichen Wirbelsäulenbereich durchgeführt.

Allerdings wurden bei 6 Patienten Erreger in anderen Gewebeproben entdeckt:

dies waren in 3 Fällen Blutkulturen, in einem Fall ein Abstrich von einem infizierten

Fersenbereich und in 2 Fällen intraoperativ entnommene Abstriche aus dem

Kniegelenk.

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62

4.7. Erreger der Spondylodiszitis

Es konnte bei 92 Patienten (50,3%) Keime identifiziert werden. Insgesamt ließen

sich 22 verschiedene Keime isolieren. Der mit Abstand am häufigsten isolierte

Keim war Staphylococcus aureus (n=60). 6 Staphylococcus aureus Keime waren

Methicillin resistent (10,0% aller Staphylococcus aureus Keime). Weitere Keime in

absteigender Reihenfolge der Häufigkeit waren Staphylococcus epidermidis (n=8),

Escherichia coli (n=8), Mycobacterium tuberculosis (n=5) und Pseudomonas

aeruginosa (n=5) (siehe Tabelle 11). Der entzündliche Befall der Wirbelsäule in

dem vorliegenden Patientenkollektiv geschah ausschließlich durch bakterielle

Erreger. Es konnten keine Pilze oder Parasiten als Erreger der Spondylodiszitis

festgestellt werden.

In Tabelle 12 sind alle isolierten Keime und ihre Häufigkeit aufgelistet. Fast immer

waren es grampositive Bakterien (n=79), die eine Spondylodiszitis verursachten.

Unter ihnen fanden sich am häufigsten die Staphylokokken (n=69). Die

Enteriobacteriaceae (n=12) bildeten die größte Gruppe unter den gramnegativen

Bakterien (n=17).

Tabelle 11: Auflistung der häufigsten Erreger bei 92 Patienten. Mehrfachnennung

möglich.

Erreger Patientenzahl Prozent (%)

1. Staphylococcus aureus

Davon MRSA

60

6

65,2

6,5

2. Staphylococcus epidermidis 8 8,7

3. Escherichia coli 8 8,7

4. Mycobacterium tuberculosis

Pseudomonas aeruginosa

5

5

5,4

5,4

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63

Tabelle 12: Alle isolierten Keime und ihre Häufigkeit bei 92 Patienten.

Mehrfachnennung möglich.

Grampositive Bakterien

Insgesamt

Patientenzahl

79

Prozent (%)

85,9

� Kokken 73 79,4

1. Staphylokokken

- Peptokokken

- Staphylococcus aureus

- MRSA

- Staphylococcus epidermidis

- MRSE

- Staphylococcus hominis

- Staphylococcus lugdunensis

- Staphylococcus warneri

2. Streptokokken

- Streptococcus agalacticae

- Streptococcus faecalis

- Streptococcus intermedius

- Streptococcus mitis

- Streptococcus oralis

69

1

54

6

8

2

1

1

1

8

2

3

1

1

1

75,0

1,1

58,7

6,5

8,7

2,2

1,1

1,1

1,1

8,7

2,2

3,3

1,1

1,1

1,1

� Stäbchen 6 6,5

- Mycobacterium tuberculosis

- Corynebacterium

5

1

5,4

1,1

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64

Gramnegative Bakterien

Insgesamt

Patientenzahl

17

Prozent (%)

18,5

� Stäbchen 17 18,5

1. Enterobacteriaceae

- Escherichia coli

- Klebsiella pneumoniae

- Proteus mirabilis

- Serratia marcescens

2. Pseudomonas aeruginosa

3. Pasteurella multocida

4. Bacteroidaceae fragilis

12

8

2

1

1

5

1

1

13,0

8,7

2,2

1,1

1,1

5,4

1,1

1,1

In 87,0% der Fälle befiel ausschließlich 1 Keim die Wirbelsäule (n=80). Bei 10

Patienten (10,8%) wurden 2 verschiedene Keime isoliert. Eine Infektion mit 3

verschiedenen Keimen kam in einem Fall vor (1,1%). Ein Patient (1,1%) litt unter

einer Infektion mit 5 verschiedenen Keimen (siehe Abbildung 11).

Im Falle des Patienten der unter einer Infektion mit 4 verschiedenen Keimen litt,

handelte es sich um einen 66jährigen Mann aus Saudi-Arabien. Dieser wurde in

seinem Heimatland aufgrund eines erlittenen Polytraumas operativ versorgt. U.a.

wurde eine Fraktur des 6. Halswirbelkörpers diagnostiziert, die durch eine ventrale

Spondylodese stabilisiert wurde. Postoperativ kam es zur einer Infektion mit den

folgenden Keimen: Escherichia coli, Streptococcus agalactiae, MRSA und

Pseudomonas aeruginosa.

Im Falle des Patienten der unter einer Infektion mit 3 verschiedenen Keimen litt,

handelte es sich um eine 51jährige Frau aus Deutschland, bei der die Ursache der

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65

1

1

10

80

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Infektion mit 4Erregern

Infektion mit 3Erregern

Infektion mit 2Erregern

Monoinfektion

Anzahl Patienten (n=92)

Abbildung 11: Anzahl Erreger pro Patient bei 92 Patienten.

Infektion unklar war. Bei der Patientin waren keine Vorbehandlungen an der

Wirbelsäule bekannt. Bei der ersten stationären Behandlung im Bergmannsheil

Bochum wurde sie mit einer dorsalen Spondylodese von Wirbelkörper Th 7 auf Th

9 operativ behandelt. Bei diesem Eingriff konnte der Keim Staphylococcus aureus

aus einem Abstrich isoliert werden. 3 Jahre später mußte die Patientin noch

einmal stationär behandelt werden. Bei der Revision konnten dann die Keime

Escherichia coli und Streptococcus agalactiae isoliert werden.

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66

4.8. Erreger und Alter

Bei 92 Patienten (50,3%) konnten ein oder mehrere Keime isoliert werden.

Abbildung 12 gibt die Verteilung der Keime auf die verschiedenen Altersgruppen

wieder. Staphlyokokken wurden am häufigsten bei Patienten gefunden, die sich im

6. (n=18), 7. (n=21) bzw. 8. (n=19) Lebensjahrzehnt befanden. In den anderen

Altersgruppen litten deutlich weniger Patienten an einer durch Staphylokokken

verursachten Spondylodiszitis: bei 5 Patienten unter 40 Jahren, bei 4 Patienten im

Alter zwischen 40 und 49 Jahren und bei 3 Patienten über 79 Jahren konnten

Staphylokokken nachgewiesen werden.

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

20-39 J. (n=8) 40-49 J. (n=4) 50-59 J. (n=23) 60-69 J. (n=26) 70-79 J. (n=25) >80 J. (n=6)

Altergruppen

Anzahl Patienten

Staphlokokken

Streptokokken

M. tuberculosis

Enterobacteriaceae

andere Gramnegative Bakterien

Abbildung 12: Häufigkeit der verschiedenen Keime in den Altersgruppen.

Mehrfachnennung möglich.

Streptokokken wurden bei jeweils 3 Patienten im 6. bzw. 8. Lebensjahrzehnt, und

bei 2 Patienten im 7. Lebensjahrzehnt im Biopsat gefunden wurden.

Mycobacterium tuberculosis wurde bei 3 Patienten, die jünger als 40 Jahre waren,

und bei 2 Patienten, die sich im 8. Lebensjahrzehnt befanden, isoliert.

Die Gruppe der Enterobacteriaceae war, mit Ausnahme der Patienten im Alter

zwischen 40 und 49 Jahren, in allen Altersgruppen vertreten. Die meisten

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67

Patienten mit einer Infektion dieser Bakteriengruppe befanden sich im 6. (n=5) und

7. (n=4) Lebensjahrzehnt.

Andere gramnegative Bakterien als die Gruppe der Enterobacteriaceae

(Pseudomonas aeruginosa, Pasteurella multocida und Bacteroidaceae fragilis)

konnten nur bei Patienten isoliert werden, die älter als 50 Jahre waren.

Von den insgesamt 17 Patienten, bei denen gramnegative Bakterien gefunden

wurden, war nur 1 Patient (Alter: 39 Jahre) jünger als 50 Jahre.

Ein 87 jähriger Patient litt unter einer Spondylodiszitis, die durch das

Corynebacterium verursacht wurde. Dieser ist in Abbildung 12 nicht aufgeführt.

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68

4.9. Neurologische Ausfälle

Neurologische Defizite konnten bei 80 Patienten (43,7%) festgestellt werden,

wobei 77 Patienten (42,1%) mit einer neurologischen Symptomatik im

Bergmannsheil Bochum aufgenommen wurden. 3 Patienten (1,6%) entwickelten

im Verlauf des stationären Aufenthaltes neurologische Symptome.

Das Durchschnittsalter dieser Patientengruppe betrug 62,8 Jahre (Median 64,0

Jahre, Altersspanne 24-82 Jahre). Es handelte sich hierbei um 46 Männer (57,5%)

und 34 Frauen (42,5%) (Geschlechtsverhältnis 1,4 : 1). Im Durchschnitt hatten die

Patienten 1,6 Risikofaktoren (Median 1,0; Spannweite 0 - 5), die für eine

Spondylodiszitis prädisponieren, und 5,6 Begleiterkrankungen (Median 5,5;

Spannweite 0 – 13). Besonders auffällig war bei dieser Patientengruppe, dass 16

Patienten (20,0%) Kortison oder andere immunsupprimierende Medikamente

einnahmen. Im Vergleich hierzu waren es in der Gruppe der Patienten ohne

neurologische Defizite 3 Patienten (2,9%).

Bei Aufnahme lag die im Durchschnitt gemessene Körpertemperatur in dieser

Patientengruppe bei 36,9°C (Median 36,8°C; Spannweite 35,6°-40,0°C). 8

Patienten (10,0%) hatten bei Aufnahme febrile Körpertemperaturen. Die

durchschnittliche Zahl der Leukozyten lag bei 10,7 x 109/l (Median 10,0 x 109/l;

Spannweite 4,0 - 28,0 x 109/l). Bei 22 Patienten (27,5%) wurde eine Leukozytose

bei Aufnahme nachgewiesen. Ein Patient (1,3%) hatte eine Leukozytopenie. Die

Leukozytenwerte bei den übrigen Patienten waren normwertig. Bei Aufnahme

konnte weiterhin eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins von im Durchschnitt 11,5

mg/dl (Median 10,0 mg/dl; Spannweite 1,0 mg/dl - 41,0 mg/dl) festgestellt werden.

Bei 71 Patienten (88,6%) zeigte sich eine Erhöhung des CRP-Wertes im Blut.

Die durchschnittliche Dauer der antibiotischen Therapie betrug 94,5 Tage (Median

85,0 Tage; Spannweite 0 - 547 Tage). 59 Patienten (73,7%) mußten operativ

versorgt werden, wohin gegen 21 Patienten (26,3%) mit rein konservativen

Maßnahmen behandelt wurden. Die durchschnittliche Liegedauer lag bei 87,2

Tage (Median 60,0 Tage; Spannweite 6 - 655). Insgesamt 10 Patienten (12,5%)

verstarben.

Im Vergleich zu der Patientengruppe mit neurologischen Defiziten bestand die

Gruppe der Patienten ohne neurologische Defizite aus 103 Patienten (56,3%).

Das Durchschnittsalter dieser Patientengruppe betrug 62,5 Jahre (Median 64,0

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69

Jahre, Altersspanne 21-91 Jahre). Es handelte sich hierbei um 53 Männer (51,5%)

und 50 Frauen (48,5%) (Geschlechtsverhältnis 1,1 : 1). Im Durchschnitt hatten die

Patienten 1,4 Risikofaktoren (Median 1,0; Spannweite 0 - 4), die für eine

Spondylodiszitis prädisponieren, und 5,4 Begleiterkrankungen (Median 5,0;

Spannweite 0 – 16).

Bei Aufnahme lag die im Durchschnitt gemessene Körpertemperatur in dieser

Patientengruppe bei 36,9°C (Median 36,7°C; Spannweite 36,0°-40,0°C). 9

Patienten (8,7%) hatten bei Aufnahme febrile Körpertemperaturen. Die

durchschnittliche Zahl der Leukozyten lag bei 9,7 x 109/l (Median 8,5 x 109/l;

Spannweite 2,1 – 39,1 x 109/l). Bei 26 Patienten (25,2%) wurde eine Leukozytose

bei Aufnahme nachgewiesen. Drei Patienten (2,9%) hatten eine Leukozytopenie.

Die Leukozytenwerte bei den übrigen Patienten waren normwertig. Bei Aufnahme

konnte weiterhin eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins von im Durchschnitt 8,8

mg/dl (Median 4,0 mg/dl; Spannweite 0,6 mg/dl – 36,4 mg/dl) festgestellt werden.

Bei 83 Patienten (80,6%) zeigte sich eine Erhöhung des CRP-Wertes im Blut.

Die durchschnittliche Dauer der antibiotischen Therapie betrug 67,9 Tage (Median

61,0 Tage; Spannweite 0 - 266 Tage). 43 Patienten (41,7%) mußten operativ

versorgt werden, wohin gegen 60 Patienten (58,3%) mit rein konservativen

Maßnahmen behandelt wurden. Die durchschnittliche Liegedauer lag bei 33,9

Tage (Median 24,0 Tage; Spannweite 2 - 162). Insgesamt 6 Patienten (5,8%)

verstarben.

Tabelle 13 gibt eine Übersicht über die ausgewerteten Parameter der beiden

Patientengruppen.

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70

Tabelle 13: Vergleich der ausgewerteten Parameter der 80 Patienten mit

neurologischen Ausfallerscheinungen mit den Parametern der 103 Patienten ohne

neurologische Ausfallerscheinungen.

*exakter Test nach Fisher

**Mann-Whitney-U Test

Parameter Neurologisches

Defizit

Ohne

neurologisches

Defizit

p-Wert

Anzahl Patienten (relative

Häufigkeit im Gesamtkollektiv)

80

(43,7%)

103

(56,3%)

Durchschnittsalter in Jahren

(Median)

62,8

(64,0)

62,5

(64,0)

0.961**

Altersspanne in Jahren 24-82 21-91

Verhältnis männlicher zu

weiblicher Patienten

1,4:1

1,1:1

0.456*

Durchschnittliche Anzahl

prädisponierender

Risikofaktoren

(Median; Spannweite)

1,6

(1,0)

(0-5)

1,4

(1,0)

(0-4)

0.203**

Durchschnittliche Anzahl der

Begleiterkrankungen

(Median; Spannweite)

5,6

(5,5)

(0-13)

5,4

(5,0)

(0-16)

0.561**

Durchschnittliche

Leukozytenzahl bei Aufnahme

x 109/l (Median; Spannweite)

10,7

(10,0)

(4,0-28,0)

9,7

(8,5)

(2,1-39,1)

0.106**

Durchschnittlicher CRP-Wert

bei Aufnahme in mg/dl

(Median; Spannweite)

11,6

(10,0)

(1,0-41,0)

8,8

(4,0)

(0,6-36,4)

0.016**

Durchschnittliche Dauer der

antibiotischen Therapie in

Tagen (Median; Spannweite)

94,5

(85,0)

(0-547)

67,9

(61,0)

(0-266)

0.014**

Anzahl konservativ behandelter

Patienten (relative Häufgkeit)

21

(26,3%)

60

(58,3%)

Redun-

dant

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71

Parameter Neurologisches

Defizit

Ohne

neurologisches

Defizit

p-Wert

Anzahl operativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

59

(73,7%)

43

(41,7%)

<0.001*

Durchschnittliche

Krankenhausliegedauer in

Tagen (Median; Spannweite)

87,8

(60,0)

(6-655)

33,9

(24,0)

(2-162)

<0.001*

*

Anzahl verstorbener Patienten

(relative Häufigkeit)

10

(12,5%)

6

(5,8%)

0.123*

Abbildung 13 stellt die Verteilung der Entzündung dar. Bei den Patienten mit

neurologischer Symptomatik lag bei 72 Patienten (90,0%) ein unifokaler und bei 8

Patienten (10,0%) ein multifokaler Wirbelsäulenbefall vor (siehe auch Kapitel

3.10). Insgesamt präsentierte diese Patientengruppe folgende Verteilung der

Entzündung: 41,3% der Patienten (n=33) litten unter einer Spondylodiszitis der

BWS. 36,3% der Patienten (n=29) litten unter einer Spondylodiszitis der LWS.

Weiterhin hatten jeweils 8,8% der Patienten (n=7) eine Spondylodiszitis der HWS

(inkl. cervikothorakalem Übergang) bzw. des lumbosakralen Übergangs, 5,0% der

Patienten (n=4) hatten eine Spondylodiszitis des thorakolumbalen Übergangs und

1,3% der Patienten hatten (n=1) eine Spondylodiszitis der SWS zu beklagen.

Bei den Patienten ohne neurologische Symptomatik lag 98 Patienten (95,1%) ein

unifokaler und bei 5 Patienten (4,9%) ein multifokaler Wirbelsäulenbefall vor (siehe

auch Kapitel 3.10). Insgesamt präsentierte diese Patientengruppe folgende

Verteilung der Entzündung: 49,5% der Patienten (n=55) litten unter einer

Spondylodiszitis der LWS, 29,8% der Patienten (n=33) litten unter einer

Spondylodiszitis der BWS. Weiterhin hatten 6,3% der Patienten (n=7) eine

Spondylodiszitis der HWS (inkl. cervikothorakalem Übergang) und 5,4% der

Patienten (n=6) eine Spondylodiszitis des lumbosakralen Übergangs, sowie

jeweils 4,5% der Patienten (n=5) eine Spondylodiszitis des thorakolumbalen

Übergangs bzw. eine Spondylodiszitis der SWS zu beklagen.

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72

4,5

49,5

5,4 4,5

8,8

41,3

58,8

1,3

6,3

29,8

36,3

0

10

20

30

40

50

60

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbaler

Übergang

LWS lumbo-sakraler

Übergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

relative Häufigkeit in %

relativer Anteil derSpondylodiszitisfälle ohneNeurologie

relativer Anteil derSpondylodiszitisfälle mitNeurologie

Abbildung 13: Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäule bei 103 Patienten

ohne neurologische Symptomatik und bei 80 Patienten mit neurologischer

Symptomatik. Mehrfachnennung möglich.

Abbildung 14 verdeutlicht wie häufig neurologische Beschwerden in den einzelnen

Wirbelsäulenbereichen im Bezug zur Gesamtzahl aller Spondylodiszitisfälle

auftraten. In 53,8% aller Spondylodiszitisfällen des lumbosakralen Übergangs

traten neurologische Beschwerden auf. Bei jedem zweiten Patienten (50,0%) mit

einem entzündlichen Befall der HWS (inkl. cervikothorakalem Übergang) bzw. der

BWS wurden neurologische Beschwerden diagnostiziert. 44,4% aller

Spondylodiszitiden des thorakolumbalen Übergangs und 34,5 % aller

Spondylodiszitiden der LWS wurden von neurologischen Ausfallsymptomen

begleitet. War die SWS von einem entzündlichen Geschehen befallen, hatten

16,7% der Patienten neurologische Beschwerden.

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73

149

84

13

67

33

4

29

71

66

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbaler

Übergang

LWS lumbo-sakraler

Übergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

Anzahl der Patientenfälle Anzahl der Spondylodiszitisfälle

insgesamt

Anzahl der Fälle mitneurologischer Symptomatik

Abbildung 14: Häufigkeit und Verteilung der Fälle mit neurologischer

Symptomatik bezogen auf das Gesamtkollektiv. Mehrfachnennung möglich.

Die neurologischen Defizite konnten bis zum Zeitpunkt der Entlassung bei 34

Patienten (42,5%) vollständig behoben werden, wohingegen sich die Symptomatik

bei 46 (57,5%) bis zum Zeitpunkt der Entlassung nicht verbesserte. 10 Patienten

(12,5%) mit neurologischen Symptomen verstarben. Bei diesen 10 Patienten hatte

ein Patient eine Spondylodiszitis im Bereich der HWS, 7 Patienten hatten eine

Spondylodiszits im Bereich der BWS und 2 Patienten hatten eine Spondylodiszitis

im Bereich der LWS/SWS.

Bei keinem der 7 Patienten, die eine Spondylodiszitis im HWS-Bereich hatten,

konnte eine vollständige Genesung der neurologischen Situation erreicht werden.

Bei 8 der 33 Patienten (24,2%) mit einer Spondylodiszitis im BWS-Bereich

konnten hingegen die neurologischen Defizite behoben werden. Ebenso gelang

dies bei 3 von 4 Patienten (75,0%) mit neurologischen Ausfallerscheinungen bei

Befall des thorakolumbalen Übergangs sowie bei 17 von 29 Patienten (58,6%) mit

einer Spondylodiszitis im LWS-Bereich und 6 der 7 Patienten (85,7%) mit einer

Spondylodiszitis im lumbo-sakralen Übergang. Bei einem Patienten, der eine

Spondylodiszits der SWS mit neurologischen Beschwerden beklagte, konnte keine

Besserung der neurologischen Beschwerden erzielt werden (siehe Abbildung 15).

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74

0

3

17

6

0

7

33

4

29

7

1

8

0

5

10

15

20

25

30

35

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbaler

Übergang

LWS lumbo-sakraler

Übergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

Anzahl der Patientenfälle

Anzahl der Fälle mitvollständiger Genesung derneurologischen Symptomatik

Anzahl der Fälle mitneurologischer Symptomatik

(24,2%)

(75,0%)

(58,6%)

(85,7%)

Abbildung 15: Neurologische Defizite und Anzahl der Patienten, bei denen die

neurologischen Ausfallerscheinungen behoben werden konnten. Die

Prozentzahlen in Klammer geben die relative Zahl der Genesungen im Vergleich

zur Gesamtzahl der neurologischen Fälle im jeweiligen Wirbelsäulenbereich

wieder.

Insgesamt gelang es bei 11 der 21 konservativ behandelten Patienten (52,4%) die

neurologischen Beschwerden zu beheben. Dies konnte auch bei 23 der 59

operativ behandelten Patienten (40,0%) erreicht werden.

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75

4.10. Häufigkeit und Verteilung von Abszessen

Insgesamt konnten bei 52 Patienten (28,4%) Abszessformationen mit Hilfe der

MRT bzw. der CT detektiert werden. Diese Patientengruppe bestand jeweils zur

Hälfte (n=26) aus Frauen und Männern (Verhältnis 1:1). Das Durchschnittsalter

betrug 62,7 Jahre (Median 63,0 Jahre; Altersspanne 36-87 Jahren). Im

Durchschnitt hatten die Patienten 1,4 für eine Spondylodiszitis prädisponierende

Risikofaktoren (Median 1,0; Spannweite 0 - 4) und im Durchschnitt 5,9

Begleiterkrankungen (Median 6,0; Spannweite 0 - 16).

Die im Durchschnitt gemessene Körpertemperatur bei Aufnahme lag bei diesen 52

Patienten bei 37,0°C (Median 37,0°C; Spannweite 36,0° - 39,5°C). Bei 5 Patienten

(9,6%) konnten zum Zeitpunkt der Aufnahme febrile Körpertemperaturen

gemessen werden.

Die durchschnittliche Zahl der Leukozyten im Blut lag bei 9,8 x 109/l (Median 11,1

x 109/l; Spannweite 2,5 - 26,1 x 109/l). 32 Patienten (61,5%) wiesen normwertige

Leukozytenzahlen vor, eine Leukozytose bei Aufnahme präsentierten 18 Patienten

(34,6%) und eine Leukopenie konnte bei 2 Patienten (3,8%) festgestellt werden.

Bei 45 Patienten (86,5%) konnten zum Zeitpunkt der Aufnahme erhöhte CRP-

Werte festgestellt werden, wohingegen bei 7 Patienten (13,5%) keine Erhöhung

des CRP-Wertes vorlag. Im Durchschnitt lag die Erhöhung des CRP-Wertes bei

13,7 mg/dl (Median 12,4 mg/dl; Spannweite 0,6 – 40,8 mg/dl).

21 Patienten (40,4%) hatten mit neurologischen Beschwerden zu kämpfen. 8 von

diesen 21 Patienten (38,1%) hatten nach erfolgter Therapie keine neurologischen

Beschwerden mehr zu beklagen. Die durchschnittliche Dauer der antibiotischen

Therapie betrug 81,5 Tage (Median 68,0 Tage; Spannweite 0 - 547 Tage). 33

Patienten (63,5%) mußten operativ behandelt werden, wohingegen 19 Patienten

(36,5%) mit konservativen Methoden behandelt wurden. Der Klinikaufenthalt

betrug durchschnittlich 67,9 Tage (Median 39,5 Tage; Spannweite 5-389 Tage). 6

Patienten (11,5%) verstarben.

Im Vergleich hierzu bestand die Gruppe der Patienten, die nicht unter einer

Abszessbildung litt, aus 131 Patienten (71,6%). Diese waren 73 Männer (55,7%)

und 58 Frauen (44,3%) (Verhältnis 1,3:1). Das Durchschnittsalter betrug 62,6

Jahre (Median 67,0 Jahre; Altersspanne 21 - 91 Jahren). Im Durchschnitt hatten

die Patienten 1,5 für eine Spondylodiszitis prädisponierende Risikofaktoren

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76

(Median 1,0; Spanweite 0 - 5) und im Durchschnitt 5,2 Begleiterkrankungen

(Median 5,0; Spannweite 0 - 13).

Die im Durchschnitt gemessene Körpertemperatur bei Aufnahme bei den 131

Patienten ohne Abszessbildung lag bei 36,9°C (Median 36,7°C; Spannweite 35,6°

- 40,0°C). Bei 12 Patienten (9,2%) konnten zum Zeitpunkt der Aufnahme febrile

Körpertemperaturen gemessen werden.

Die durchschnittliche Zahl der Leukozyten im Blut lag bei 9,8 x 109/l (Median 8,6 x

109/l; Spannweite 2,1 - 39,1 x 109/l). 99 Patienten (75,6%) wiesen normwertige

Leukozytenzahlen vor, eine Leukozytose bei Aufnahme präsentierten 30 Patienten

(22,9%) und eine Leukopenie konnte bei 2 Patienten (1,5%) festgestellt werden.

Bei 109 Patienten (83,2%) konnten zum Zeitpunkt der Aufnahme erhöhte CRP-

Werte festgestellt werden, wohingegen bei 22 Patienten (16,8%) keine Erhöhung

des CRP-Wertes vorlag. Im Durchschnitt lag die Erhöhung des CRP-Wertes bei

8,5 mg/dl (Median 6,1 mg/dl; Spannweite 0,6 – 32,5 mg/dl).

59 Patienten (45,0%) hatten mit neurologischen Beschwerden zu kämpfen. 26 von

diesen 59 Patienten (44,1%) hatten nach erfolgter Therapie keine neurologischen

Beschwerden mehr zu beklagen. Die durchschnittliche Dauer der antibiotischen

Therapie betrug 78,7 Tage (Median 67,0 Tage; Spannweite 0 - 266 Tage). 69

Patienten (52,7%) wurden aufgrund segmentaler Instabilität oder neurologischen

Ausfallerscheinungen operativ behandelt, wohingegen 62 Patienten (47,3%) mit

konservativen Methoden behandelt wurden. Der Klinikaufenthalt betrug

durchschnittlich 53,4 Tage (Median 33,0 Tage; Spannweite 2-655 Tage). 10

Patienten (7,6%) verstarben (siehe Tabelle 14).

Tabelle 14 gibt eine Übersicht über die ausgewerteten Parameter der beiden

Patientengruppen.

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77

Tabelle 14: Vergleich der Patienten mit Abszessbildungen (n=52) mit den

Patienten ohne Abszessbildungen (n=131).

*exakter Test nach Fisher

**Mann-Whitney-U Test

Parameter Patienten mit

Abszessbildung

Patienten ohne

Abszessbildung

p-Wert

Anzahl Patienten (relative

Häufigkeit im Gesamtkollektiv)

52

(28,4%)

131

(71,6%)

Durchschnittsalter in Jahren

(Median)

62,7

(63,0)

62,6

(67,0)

0.759**

Altersspanne in Jahren 36-87 21-91

Verhältnis männlicher zu

weiblicher Patienten

1:1

1,3:1

0.251*

Durchschnittliche Anzahl

prädisponierender

Risikofaktoren

(Median; Spannweite)

1,4

(1,0)

(0-4)

1,5

(1,0)

(0-5)

0.666**

Durchschnittliche Anzahl der

Begleiterkrankungen

(Median; Spannweite)

5,9

(6,0)

(0-16)

5,2

(5,0)

(0-13)

0.263**

Durchschnittliche

Leukozytenzahl bei Aufnahme

x 109/l (Median; Spannweite)

11.1

(11,1)

(2,5-26,1)

9,8

(8,6)

(2,1-39,1)

0.038**

Durchschnittlicher CRP-Wert

bei Aufnahme in mg/dl

(Median; Spannweite)

13,7

(12,4)

(0,6-40,8)

8,5

(6,1)

(0,6-32,5)

0.013**

Anzahl der Patienten mit

neurologischer Symptomatik

(relative Häufigkeit)

21 von 52

(40,4%)

59 von 131

(45,0%)

0.622*

Anzahl der Patienten mit

vollständiger Behebung der

neurologischen Symptomatik

nach Therapie

(relative Häufigkeit)

8

(38,1%)

26

(44,1%)

0.535*

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78

Parameter Patienten mit

Abszessbildung

Patienten ohne

Abszessbildung

p-Wert

Durchschnittliche Dauer der

antibiotischen Therapie in

Tagen (Median; Spannweite)

81,5

(68,0)

(0-547)

78,7

(67,0)

(0-266)

0.908**

Anzahl konservativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

19

(36,5%)

62

(47,3%)

0.192*

Anzahl operativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

33

(63,5%)

69

(52,7%)

Redun-

dant

Durchschnittliche

Krankenhausliegedauer in

Tagen (Median; Spannweite)

67,9

(39,5)

(5-389)

53,4

(33,0)

(2-655)

0.261**

Anzahl verstorbener Patienten

(relative Häufigkeit)

6

(11,5%)

10

(7,6%)

0.396*

Die Abszessformationen gingen in 28 Fällen (53,8%) von einem entzündlichen

Prozess der LWS, in 13 Fällen (25,0%) von einem entzündlichen Prozess der

BWS, in 6 Fällen (11,5%) von einem entzündlichen Prozess der HWS (inkl.

cervikothorakalem Übergang), in 3 Fällen von einem entzündlichen Prozess des

lumbosakralen Übergangs und in 2 Fällen (3,8%) von einem entzündlichen

Prozess des thorakolumbalen Übergangs aus. In keinem Fall ging eine

Abzessformation von der SWS aus (siehe Abbildung 16).

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79

05,8

53,8

3,8

25

11,5

0

10

20

30

40

50

60

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbaler

Übergang

LWS lumbo-sakraler

Übergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

rela

tiv

e H

äu

fig

ke

it in

%

Abbildung 16: Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche bei 52

Patienten mit Abszessbildung.

In 17 Fällen (32,7%) breitete sich der Abszess intraspinal aus und in 41 Fällen

(78,9%) kam es zu einer extraspinalen Abszessausbreitung. 5 Patienten (9,6%)

boten sowohl intra- als auch extraspinale Abszessformationen.

Bei 12 der 17 Patienten mit intraspinalem Abszess (23,1%) penetrierte der

Abszess die Dura mater und erreichte so den Epiduralraum: 3 mal (5,8%) geschah

dies im HWS-Bereich, 2 mal (3,8%) im BWS-Bereich und 7 mal (13,5%) im LWS-

Bereich.

In 19 der 41 Fälle (36,5%) extraspinaler Abszessausbreitung war der Musculus

psoas major betroffen, wobei fast immer (n=18) der Abszeßherd von einem

entzündlichen Fokus der LWS ausging. Nur in 1 Fall lag der ursprüngliche

Keimherd in der BWS. Paravertebrale Abszessherde konnten ebenfalls in 19

Fällen (36,5%) gefunden werden. Dabei lag bei 1 Patienten eine Spondylodiszitis

der HWS vor, bei 7 Patienten lag eine Spondylodiszitis der BWS vor und bei 11

Patienten eine Spondylodiszitis der LWS/SWS. Weiterhin beklagten 2 Patienten

ein Pleuraempyem, wobei der ursprüngliche Keimherd in der unteren BWS bzw. in

der HWS lag. Darüber hinaus entwickelte ein Patient eine Mediastinitis mit

Page 83: Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. Thomas Kälicke ... · „Spondylitis tuberculosa“. Diese waren die Symptomentrias von Gibbus durch Wirbeldestruktion, Paraplegie und Abszess

80

konsekutiver Sepsis bei Spondylodiszitis der Brustwirbelkörper Th 6 und 7 (siehe

Tabelle 15).

Tabelle 15: Lokalisation und Häufigkeit von Abszessen bei 52 Patienten.

Mehrfachnennung möglich.

Lokalisation des Abszesses Anzahl Patienten

Intraspinal:

Davon epidural

Extraspinal:

Paravertebral

M. psoas major

Pleuraempyem

Mediastinitis

17 (32,7%)

12 (23,1%)

41 (78,9%)

19 (36,5%)

19 (36,5%)

2 (3,8%)

1 (1,9%)

Abbildung 17 verdeutlicht wie häufig Abszesse in den einzelnen

Wirbelsäulenbereichen in Bezug zur Gesamtzahl aller Spondylodiszitisfälle

auftraten. In 50,0 % aller Spondylodiszitisfällen, die im HWS-Bereich (inkl.

cervikothorakalem Übergang) lokalisiert waren (n=6), konnten Abszeßherde

gefunden werden. 33,3% aller Spondylodiszitisfälle der LWS (n=28), 23,1% aller

Spondylodiszitiden des lumbosakralen Übergangs (n=3), 22,2% aller

Spondylodiszitiden des thorakolumbalen Übergangs (n=2) und 21,7% aller

Spondylodiszitiden der BWS (n=13) wurden von Abszessbildungen begleitet. Im

gesamten Kollektiv wurde keine Abszessbildung gefunden, wenn die SWS von

einer Spondylodiszitis betroffen war.

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81

613

84

9

66

1402 3

28

136

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbaler

Übergang

LWS lumbo-sakraler

Übergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

An

zah

l de

r P

ati

en

ten

fälle

Anzahl derSpondylodiszitisfälleinsgesamt

Anzahl der Fälle mitAbszessbildung

Abbildung 17: Häufigkeit und Verteilung der Fälle mit Abszedierungen bezogen

auf das Gesamtkollektiv.

Insgesamt konnten bei 31 von diesen 52 Patienten (59,6%) Keime identifiziert

werden. Es wurden in 26 Fällen Staphylokokken, in 2 Fällen Streptokokken, in

jeweils einem Fall Mycobacterium tuberculosis bzw. Corynebacterium, sowie in 7

Fällen gramnegative Bakterien gefunden. Der dominierende Keim war

Staphococcus aureus (n=21). Weiterhin konnten 3mal Staphylococcus epidermidis

Keime identifiziert werden. Außerdem waren Pseudomonas aeroginosa (n=2) und

Escherichia coli (n=2) weitere häufig gefundene Keime.

Page 85: Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. Thomas Kälicke ... · „Spondylitis tuberculosa“. Diese waren die Symptomentrias von Gibbus durch Wirbeldestruktion, Paraplegie und Abszess

82

4.11. Einfluß der Faktoren Abszess und neurologische Ausfälle

Im Folgenden werden die Patienten ohne neurologische Ausfallerscheinungen

(n=103) (sowohl mit Abszessbildungen (n=31) als auch ohne Abszessbildungen

(n=72)) mit den Patienten verglichen, die neurologischen Ausfallerscheinungen

(n=80) (sowohl mit Abszessbildungen (n=21) als auch ohne Abszessbildungen

(n=59)) hatten (siehe Tabelle 16).

In der Gruppe der Patienten ohne neurologische Ausfallerscheinungen (n=103)

gab es 72 Patienten, welche auch keine Abszesserscheinungen boten. 28 (38,9%)

von diesen 72 Patienten mußten aufgrund segmentaler Instabilität operativ

behandelt werden. 44 Patienten wurden konservativ therapiert (61,1%). Die

Liegedauer bei diesen Patienten betrug 34,2 Tage (Median 21,0 Tage;

Spannweite 2 - 162 Tage). 4 Patienten (5,6%) dieser Gruppe verstarben.

Im Vergleich hierzu gab es in der Gruppe der Patienten ohne neurologische

Ausfallerscheinungen 31 Patienten, die unter Abszessbildungen litten. Von diesen

31 Patienten mußten 15 (48,4%) operativ behandelt werden. 16 Patienten wurden

konservativ therapiert (51,6%). Die Liegedauer bei diesen Patienten betrug 33,2

Tage (Median 25,0 Tage; Spannweite 5 - 134 Tage). 4 Patienten (12,9%) dieser

Gruppe verstarben.

In der Gruppe der Patienten mit neurologischen Ausfallerscheinungen (n=80) gab

es 59 Patienten, welche keine Abszesserscheinungen boten. 40 (67,8%) von

diesen 59 Patienten mußten aufgrund segmentaler Instabilität oder neurologischer

Beschwerden operativ behandelt werden. 19 Patienten wurden konservativ

therapiert (32,2%). Nach erfolgter Therapie konnte eine vollständige Besserung

der neurologischen Beschwerden bei 26 Patienten (44,1%) erzielt werden. Die

Liegedauer bei diesen Patienten betrug 77,0 Tage (Median 47,0 Tage;

Spannweite 7 - 655 Tage). 3 Patienten (5,1%) dieser Gruppe verstarben.

Im Vergleich hierzu gab es in der Gruppe der Patienten mit neurologischen

Ausfallerscheinungen 21 Patienten, die unter Abszessbildungen litten. Von diesen

21 Patienten mußten 18 (85,7%) operativ behandelt werden. 3 Patienten wurden

konservativ therapiert (14,3%). Nach erfolgter Therapie konnte eine vollständige

Besserung der neurologischen Beschwerden bei 8 Patienten (38,01%) erzielt

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83

werden. Die Liegedauer bei diesen Patienten betrug 119,0 Tage (Median 81,0

Tage; Spannweite 6 - 389 Tage). 5 Patienten (23,8%) dieser Gruppe verstarben.

Tabelle 16: Vergleich der 4 Patientengruppen mit/ohne neurologischen

Ausfallerscheinungen und mit/ohne Abszessbildungen.

Para-

meter

Patienten

ohne neuro-

logische

Symptome

und ohne

Abszess-

bildung

(n=72)

Patienten

ohne neuro-

logische

Symptome

und mit

Abszess-

bildung

(n=31)

Patienten mit

neuro-

logischen

Symptomen

ohne

Abszess-

bildung

(n=59)

Patienten mit

neuro-

logischen

Symptomen

und Abszess-

bildung

(n=21)

Anzahl

operativ

behand-

elter

Patienten

n=28

(38,9%)

n=15

(48,4%)

n=40

(67,8%)

n=18

(85,7%)

Liegedauer

in Tagen

(Median;

Spann-

weite)

34,2

(21,0)

(2 – 162)

33,2

(25,0)

(5 – 134)

77

(47,0)

(7 – 655)

119

(81,0)

(6 – 389)

Anzahl

verstor-

bener

Patienten

n=4

(5,6%)

n=4

(12,9%)

n=3

(5,1%)

n=5

(23,8%)

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84

4.12. Vergleich unifokaler vs. multifokaler Wirbelsäulenbefall

Tabelle 17 vergleicht Daten der 170 Patienten mit unifokalem Befall der

Wirbelsäule mit den Daten der 13 Patienten, welche einen multifokalen Befall der

Wirbelsäule präsentieren. Das Durchschnittsalter der beiden Patientengruppen

betrug 62,4 Jahre in der Gruppe der Patienten mit unifokalem Befall bzw. 65,7

Jahre in der Gruppe der Patienten mit multifokalem Befall (Median 64,0 bzw. 67,0

Jahre; Altersspanne 21-91 bzw. 43-80 Jahre). Das Geschlechtsverhältnis betrug

1,2 : 1 (männlich zu weiblich) in der Gruppe der Patienten mit unifokalem Befall

bzw. 1: 1,6 (männlich zu weiblich) in der Gruppe der Patienten mit multifokalem

Befall. Im Kollektiv der Erkrankten mit unifokalem Befall hatten die Patienten im

Durchschnitt 1,5 Risikofaktoren, die für eine Spondylodiszitis prädisponieren

(Median 1,0; Spannweite 0 - 5) sowie durchschnittlich 5,5 Begleiterkrankungen

(Median 5,0; Spannweite 0 - 16). Im Vergleich hierzu hatten die Patienten der

Gruppe mit multifokalem Befall im Durchschnitt 1,2 Risikofaktoren, die für eine

Spondylodiszitis prädisponieren (Median 1,0; Spannweite 0 - 3) sowie

durchschnittlich 5,3 Begleiterkrankungen (Median 5,0; Spannweite 0 - 10).

In der Gruppe der Patienten mit unifokalem Befall lag der durchschnittliche CRP-

Wert bei Aufnahme bei 9,9 mg/dl (Median 7,7 mg/dl; Spannweite 0,6 - 40,8 mg/dl)

und die durchschnittliche Zahl der Leukozyten im Blut bei 10,3 x 109/l (Median 8,9

x 109/l; Spannweite 2,1 - 39,1 x 109/l). In der Gruppe der Patienten mit

multifokalem Befall lag der durchschnittliche CRP-Wert bei Aufnahme bei 10,9

mg/dl (Median 3,5 mg/dl; Spannweite 0,6 – 36,4 mg/dl) und die durchschnittliche

Zahl der Leukozyten im Blut bei 8,5 x 109/l (Median 8,6 x 109/l; Spannweite 5,5 -

10,5 x 109/l).

Insgesamt hatten 72 Patienten (42,4%) der Gruppe mit unifokalem Befall

neurologische Ausfälle zu beklagen. Bei 33 (45,8%) von diesen 72 Patienten

konnten nach erfolgter Therapie Besserungen der neurologischen Beschwerden

festgestellt werden. 48 Patienten (28,2%) hatten eine Abszedierung im

Zusammenhang mit der Spondylodiszitis zu beklagen. Im Vergleich hierzu hatten

8 Patienten (61,5%) der Gruppe mit multifokalem Befall neurologische Ausfälle zu

beklagen. Bei einem (12,5%) von diesen 8 Patienten konnte nach erfolgter

Therapie eine Besserung der neurologischen Beschwerden beobachtet werden. 4

Patienten (30,8%) hatten eine Abszedierung im Zusammenhang mit der

Spondylodiszitis zu beklagen.

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85

In der Gruppe der Patienten mit unifokalem Befall betrug die durchschnittliche

Dauer der antibiotischen Therapie 77,1 Tage (Median 66,5 Tage; Spannweite 0 -

547 Tage). Der Klinikaufenthalt betrug durchschnittlich 56,2 Tage (Median 34,5

Tage; Spannweite 2-655 Tage). Insgesamt wurden 74 Patienten (43,5%)

konservativ und 96 Patienten (56,5%) operativ behandelt. In diesem Kollektiv

verstarben 15 Patienten (8,8%).

In der Gruppe der Patienten mit multifokalem Befall betrug die durchschnittliche

Dauer der antibiotischen Therapie 111,2 Tage (Median 97,0 Tage; Spannweite 0 -

246 Tage). Der Klinikaufenthalt betrug durchschnittlich 73,5 Tage (Median 62,0

Tage; Spannweite 11 - 186 Tage). Insgesamt wurden 7 Patienten (53,8%)

konservativ und 6 Patienten (46,2%) operativ behandelt. In diesem Kollektiv

verstarb ein Patient (12,5%).

Tabelle 17: Vergleich der Patienten mit unifokalem Befall der Wirbelsäule (n=170)

mit den Patienten mit multifokalem Befall der Wirbelsäule (n=13).

*exakter Test nach Fisher

**Mann-Whitney-U Test

Parameter Unifokaler

Befall

Multifokaler

Befall

p-Wert

Anzahl Patienten (relative

Häufigkeit im Gesamtkollektiv)

170

(93,0%)

13

(7,0%)

Durchschnittsalter in Jahren

(Median)

62,4

(64,0)

65,7

(67,0)

0.439**

Altersspanne in Jahren 21-91 43-80

Verhältnis männlicher zu

weiblicher Patienten

1,2 : 1

1 : 1,6

0.388*

Durchschnittliche Anzahl

prädisponierender

Risikofaktoren

(Median; Spannweite)

1,5

(1,0)

(0-5)

1,2

(1,0)

(0-3)

0.497**

Durchschnittliche Anzahl der

Begleiterkrankungen

(Median; Spannweite)

5,5

(5,0)

(0-16)

5,3

(5,0)

(0-10)

0.967**

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86

Parameter Unifokaler

Befall

Multifokaler

Befall

p-Wert

Durchschnittliche

Leukozytenzahl bei Aufnahme

x 109/l (Median; Spannweite)

10,3

(8,9)

(2,1 - 39,1)

8,5

(8,6)

(5,5-10,5)

0.376**

Durchschnittlicher CRP-Wert

bei Aufnahme in mg/dl

(Median; Spannweite)

9,9

(7,7)

(0,6 - 40,8)

10,9

(3,5)

(0,6-36,4)

0.775**

Anzahl der Patienten mit

neurologischer Symptomatik

(relative Häufigkeit)

72 von 170

(42,4%)

8 von 13

(61,5%)

0.247*

Anzahl der Patienten mit

vollständiger Behebung der

neurologischen Symptomatik

nach Therapie

(relative Häufigkeit)

33 von 72

(45,8%)

1 von 8

(12,5%)

0.129*

Anzahl der Patienten mit

Abszeßbildung

(relative Häufigkeit)

48 von 170

(28,2%)

4 von 13

(30,8%)

1*

Durchschnittliche Dauer der

antibiotischen Therapie in

Tagen (Median; Spannweite)

77,1

(66,5)

(0-547)

111,2

(97,0)

(0-246)

0.052**

Anzahl konservativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

74

(43,5%)

7

(53,8%)

0.567*

Anzahl operativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

96

(56,5%)

6

(46,2%)

Redun-

dant

Durchschnittliche

Krankenhausliegedauer in

Tagen (Median; Spannweite)

56,2

(34,5)

(2-655)

73,5

(62,0)

(11-186)

0.109**

Anzahl verstorbener Patienten

(relative Häufigkeit)

15

(8,8%)

1

(12,5%)

1*

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87

4.13. MRSA-Patienten

Der am häufigsten identifizierte Keim war Staphylococcus aureus (n=60). Bei 6

Patienten war dieser Keim Methicillin resistent (10,0% aller Staphylococcus

aureus Keime). Das Durchschnittsalter dieser 6 Patienten betrug 69,1 Jahre

(Median 69,5 Jahre). Die Altersspanne reichte von 59 Jahren bis zu 77 Jahren.

Das Patientengut setzte sich zur Hälfte aus Männern und zur Hälfte aus Frauen

zusammen. Im Durchschnitt hatten die Patienten 1,8 für eine Spondylodiszitis

prädisponierende Risikofaktoren (Median 2,0; Spannweite 1 - 3) und im

Durchschnitt 7,2 Begleiterkrankungen (Median 7,0; Spannweite 3 - 11). Es konnte

bei diesen 6 Patienten kein gemeinsamer prädisponierender Risikofaktor für eine

MRSA-Infektion gefunden werden.

Im Vergleich hierzu betrug das Durchschnittsalter der 54 Patienten, die unter einer

durch Methicillin sensible Staphylokokken aureus (MSSA) verursachten

Spondylodiszitis litten, 60,4 Jahre (Median 61,0 Jahre) und die Altersspanne

reichte von 25 - 87 Jahren. 33 Männer und 21 Frauen hatten eine MSSA-Infektion

(Geschlechtsverhältnis 1,6 : 1). Im Durchschnitt hatten die Patienten 1,6 für eine

Spondylodiszitis prädisponierende Risikofaktoren (Median 1,5; Spannweite 0 - 4)

und im Durchschnitt 6,0 Begleiterkrankungen (Median 6,0; Spannweite 1 - 13).

Bei allen 6 MRSA-Patienten war bei Aufnahme in das Bergmannsheil Bochum der

CRP-Wert deutlich erhöht: es ergab sich ein Durchschnittswert von 15,2 mg/dl

(Median 12,9 mg/dl; Spannweite 3,1 mg/dl – 31,4 mg/dl). Die Leukozytenzahl

dagegen lag mit einem Durchschnittswert von 9,9 x 109/l im Normbereich (Median

10,4 x 109/l; Spannweite 4,9 - 12,7 x 109/l). Auch bei den 54 MSSA-Patienten war

der CRP-Wert bei Aufnahme mit 11,1 mg/dl im Durchschnitt erhöht (Median 9,2

mg/dl; Spannweite 0,6 – 37,1 mg/dl). Die Leukozytenzahl dagegen lag auch bei

den MSSA-Patienten mit einer Durchschnittszahl von 10,8 x 109/l im Normbereich

(Median 8,6 x 109/l; Spannweite 4,6 – 28,5 x 109/l).

3 von 6 MRSA-Patienten hatten zu Beginn der Therapie neurologische

Ausfallerscheinungen: 2 Patienten litten unter einer inkompletten

Querschnittssymptomatik und 1 Patient hatte eine komplette

Querschnittssymptomatik unterhalb von C 4 zu beklagen, die sich nach einem

Polytrauma entwickelte. 1 Patient mit inkompletter Querschnittssymptomatik

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88

verstarb, bei den anderen beiden Patienten besserte sich die neurologische

Symptomatik nicht bis zum Zeitpunkt der Entlassung. Kein Patient hatte eine

Abszedierung im Zusammenhang mit der Spondylodiszitis zu beklagen.

Im Vergleich hierzu hatten 28 von 58 MSSA-Patienten (51,9%) neurologische

Beschwerden zu Beginn der Therapie, die bei 9 der 28 Patienten (23,1%) bis zum

Entlassungszeitpunkt erfolgreich behandelt werden konnten. 21 Patienten (38,9%)

hatten eine Abszedierung im Zusammenhang mit der Spondylodiszitis zu

beklagen.

Insgesamt betrug die durchschnittliche Krankenhausliegedauer der MRSA-

Patienten 64,8 Tage (Median 39,5 Tage; Spannweite 18 - 186 Tage). Alle

Patienten erhielten nach Keimidentifizierung eine i.v. Antibiotikatherapie mit

Vancomycin. Nach Entlassung wurde eine orale Antibiotikatherapie weitergeführt.

Die durchschnittliche Dauer der antibiotischen Therapie betrug 74,2 Tage (Median

52,0 Tage; Spannweite 7 - 228 Tage). Insgesamt wurden 1 Patient (16,7%)

konservativ und 5 Patienten (83,3%) operativ behandelt. 2 Patienten verstarben

an einem Multiorganversagen, 1 Patient verstarb 2 Monate nach Entlassung.

Die durchschnittliche Krankenhausliegedauer der MSSA-Patienten betrug 66,6

Tage (Median 51,5 Tage; Spannweite 8 - 275 Tage). Die durchschnittliche Dauer

der antibiotischen Therapie betrug 91,5 Tage (Median 91,0 Tage; Spannweite 15 -

230 Tage). Insgesamt wurden 12 Patienten (22,2%) konservativ und 42 Patienten

(77,8%) operativ behandelt. Es verstarben 5 der 54 MSSA-Patienten (9,6%).

In Tabelle 18 werden die ausgewerteten Daten der 6 MRSA-Patienten mit den

Daten der 54 MSSA-Patienten verglichen.

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89

Tabelle 18: Vergleich MRSA-Patienten mit MSSA-Patienten (aufgrund der

geringen Anzahl der MRSA-Patienten wurde von vornherein ein nicht

parametrischer Test gewählt).

*exakter Test nach Fisher

**Mann-Whitney-U Test

Parameter MRSA MSSA p-Wert

Anzahl Patienten (relative

Häufigkeit aller Staphylococcus

aureus Fälle)

6

(10,0%)

54

(90,0%)

Durchschnittsalter in Jahren

(Median)

69,1

(69,5)

60,4

(61,0)

0.099**

Altersspanne in Jahren 59 - 77 25 – 87

Verhältnis männlicher zu

weiblicher Patienten

1:1

1,6:1

0.675*

Durchschnittliche Anzahl

prädisponierender

Risikofaktoren

(Median; Spannweite)

1,8

(2,0)

(1-3)

1,6

(1,5)

(0-4)

0.520**

Durchschnittliche Anzahl der

Begleiterkrankungen

(Median; Spannweite)

7,2

(7,0)

(3-11)

6,0

(6,0)

(1-13)

0.386**

Durchschnittliche

Leukozytenzahl bei Aufnahme

x 109/l (Median; Spannweite)

9,9

(10,4)

(4,9-12,7)

10,8

(8,6)

(4,6-28,5)

0.622**

Durchschnittlicher CRP-Wert

bei Aufnahme in mg/dl

(Median; Spannweite)

15,2

(12,9)

(3,1-31,4)

11,1

(9,2)

(0,6-37,1)

0.252**

Anzahl der Patienten mit

neurologischer Symptomatik

(relative Häufigkeit)

3

(50,0%)

28

(51,9%)

1*

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90

Parameter MRSA MSSA p-Wert

Anzahl der Patienten mit

vollständiger Behebung der

neurologischen Symptomatik

nach Therapie

(relative Häufigkeit)

0

(0,0%)

9

(32,1%)

0.162*

Anzahl der Patienten mit

Abszeßbildung

(relative Häufigkeit)

0 von 6

(0,0%)

21 von 54

(38,9%)

0.082*

Durchschnittliche Dauer der

antibiotischen Therapie in

Tagen (Median; Spannweite)

74,2

(52,0)

(7-228)

91,5

(91,0)

(15–230)

0.160**

Anzahl konservativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

1

(16,7%)

12

(22,2%)

1*

Anzahl operativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

5

(83,3%)

42

(77,8%)

Redun-

dant

Durchschnittliche

Krankenhausliegedauer in

Tagen (Median; Spannweite)

64,8

(39,5)

(18-186)

66,6

(51,5)

(8–275)

0.990**

Anzahl verstorbener Patienten

(relative Häufigkeit)

3/6

(50,0%)

5/54

(9,6%)

0.027*

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91

4.14. Diabetes mellitus-Patienten

Im gesamten Patientengut gab es 62 Diabetes mellitus-Patienten (33,9%). Das

Durchschnittsalter dieser Patienten betrug 68,1 Jahre (Median 69,0 Jahre). Die

Altersspanne reichte von 34 bis 87 Jahren. Das Patientengut setzte sich aus 36

Männern und 26 Frauen zusammen (Geschlechtsverhältnis 1,4 : 1). Im

Durchschnitt hatten die Patienten 1,9 für eine Spondylodiszitis prädisponierende

Risikofaktoren (Median 2,0; Spannweite 1 - 4) und im Durchschnitt 7,3

Begleiterkrankungen (Median 7,0; Spannweite 2 - 16). Weitere für eine

Spondylodiszitis prädisponierende Risikofaktoren, neben dem gemeinsamen

Risikofaktor Diabetes mellitus, waren die Einnahme immunsupprimierender

Medikamente (n=14), vorausgegangene Wirbelkörperfraktur (n=11), Sepsis

(n=11), Niereninsuffizienz (n=9), Wirbelsäuleneingriffe (n=6), Neoplasien (n=5),

Nikotinabusus (n=4), Vorausgegangene viszeralchirurgische Eingriffe (n=3),

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (n=3), Osteoporose (n=2), Alkohol- und

Drogenabusus (n=1).

Die Gruppe der Spondylodiszitis-Patienten, die keinen Diabetes mellitus als

Vorerkrankung vorwiesen, bestand aus 121 Patienten (66,1%). Das

Durchschnittsalter dieser Patienten betrug 59,8 Jahre (Median 61,0 Jahre). Die

Altersspanne reichte von 21 Jahren bis 91 Jahren. Das Patientengut setzte sich

aus 63 Männern und 58 Frauen zusammen (Geschlechtsverhältnis 1,1 : 1). Im

Durchschnitt hatten die Patienten 1,2 für eine Spondylodiszitis prädisponierende

Risikofaktoren (Median 1,0; Spannweite 0 - 5) und im Durchschnitt 4,6

Begleiterkrankungen (Median 4,0; Spannweite 0 -13).

In 58,1% (n=32) aller Patientenfälle mit Diabetes mellitus konnte die Ursache der

Spondylodiszitis geklärt werden. Dabei kam es in 30,6% der Fälle (n=11) nach

osteoartikulären Infektionen zur Spondylodiszitis. In 25,0% der Fälle (n=9) kam es

nach Infektionen des Atmungstraktes zur Spondylodiszitis. Weiterhin führten

Infektionen des Urogenitaltrakt in 16,7% (n=6), Eingriffe an der Wirbelsäule in

13,9% (n=5), Infektionen des Gastrointestinaltrakt in 11,1% (n=4) und die

Endokarditis bei einem Patienten (2,8%) zur Spondylodiszitis.

Im Vergleich dazu konnte die Ursache der Spondylodiszitis in 47,1% (n=57) aller

Patientenfälle ohne Diabetes mellitus geklärt werden. Dabei kam es in 28,1% der

Fälle (n=16) nach Eingriffen an der Wirbelsäule zur Spondylodiszitis. In 22,8% der

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92

Fälle (n=13) kam es nach Infektionen des Atmungstraktes zur Spondylodiszitis.

Weiterhin führten osteoartikuläre Infektionen in 19,1% (n=11), Infektionen des

Urogenitaltrakt in 17,5% (n=10), Infektionen des Gastrointestinaltrakt in 7,0%

(n=4) und die Endokarditis, die Mediastinitis sowie die Reaktivierung eines

tuberkulotischen Herdes der Wirbelsäule bei jeweils einem Patienten (1,7%) zur

Spondylodiszitis. Tabelle 19 gibt eine Übersicht über die dargestellten Daten.

Tabelle 19: Vergleich der Ätiologie der Spondylodiszitis bei Patienten mit und

ohne Diabetes mellitus (insgesamt n=93).

*exakter Test nach Fisher

Ursache DM Nicht-DM p-Wert*

Anzahl Patienten, bei denen

die Ursache für die

Spondylodiszitis festgestellt

werden konnte

36 von 62

(58,1%)

57 von 121

(47,1%)

0.211

Eingriffe an der Wirbelsäule 5 (13,9%) 16 (28,1%) 0.339

Osteoartikuläre Infektionen 11 (30,6%) 11 (19,1%) 0.098

Infektionen des Atmungstraktes 9 (25,0%) 13 (22,8%) 0.478

Infektionen des Urogenitaltrakt 6 (16,7%) 10 (17,5%) 0.785

Infektionen des

Gastrointestinaltrakt

4 (11,1%)

4 (7,0%)

0.447

Mediastinitis 0 1 (1,7%) 1

Endokarditis 1 (2,8%) 1 (1,7%) 1

Reaktivierung eines

tuberkulotischen Herdes der

Wirbelsäule

0

1 (1,7%)

1

In der Gruppe der Diabetes mellitus-Patienten ergibt sich folgende Verteilung der

Entzündung: die HWS (inkl. cervikothorakalem Übergang) war in 4 Fällen (6,5%),

die BWS war in 23 Fällen (37,1%), der thorakolumbale Übergang war in 2 Fällen

(3,2%), die LWS war in 32 Fällen (51,6%), der lumbosakrale Übergang war in 3

Fällen (4,8%) und die SWS war in 1 Fällen (1,6%) von einer Entzündung betroffen.

Die Lokalisation der Entzündung bei Patienten ohne Diabetes mellitus war wie

folgt: die HWS (inkl. cervikothorakalem Übergang) war in 11 Fällen (9,1%), die

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93

BWS war in 39 Fällen (32,2%), der thorakolumbale Übergang war in 7 Fällen

(5,8%), die LWS war in 56 Fällen (46,3%), der lumbosakrale Übergang war in 19

Fällen (15,7%) und die SWS war in 5 Fällen (4,1%) von einer Entzündung

betroffen.

Abbildung 18 gibt eine Übersicht über die Verteilung der Entzündung bei beiden

Patientengruppen.

51,6

4,81,6

32,2

15,7

4,1

37,1

3,26,5

46,3

5,8

9,1

0

10

20

30

40

50

60

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbalerÜbergang

LWS lumbo-sakralerÜbergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

rela

tive

Häu

fig

keit

in

%

Diabetes mellitusPatienten (n=62)

Nicht Diabetesmellitus Patienten(n=121)

Abbildung 18: Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche bei

Diabetes mellius Patienten (n=62) und bei Patienten ohne Diabetes mellitus

(n=121). Mehrfachnennung möglich.

Der CRP-Wert bei Aufnahme in das Bergmannsheil Bochum war bei den Diabetes

mellitus-Patienten im Durchschnitt um 12,5 mg/dl (Median 11,4 mg/dl; Spannweite

0,6 - 40,8 mg/dl) erhöht. Die Leukozytenzahl bei Aufnahme dagegen lag mit einem

Durchschnittswert von 10,9 x 109/l (Median 9,0 x 109/l; Spannweite 4,7 - 39,1 x

109/l) im Normbereich. Auch bei den Nicht Diabetes mellitus-Patienten war der

CRP-Wert bei Aufnahme mit 8,8 mg/dl im Durchschnitt erhöht (Median 5,4 mg/dl;

Spannweite 0,6 – 37,1 mg/dl). Die Leukozytenzahl bei Aufnahme dagegen lag

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94

ebenfalls mit einem Durchschnittswert von 9,8 x 109/l im Normbereich (Median 8,7

x 109/l; Spannweite 2,1 – 28,5 x 109/l).

Bei insgesamt 33 von 62 Diabetes Patienten (53,2%) konnte ein bakterieller

Erreger identifiziert werden. Es wurden in 28 Fällen grampositive (84,8%) und in

10 Fällen gramnegative Bakterien (30,3%) festgestellt. Der am häufigsten

identifizierte Keim war Staphylococcus aureus in 15 Fällen (45,5%). Im Vergleich

hierzu konnten bei der Gruppe der Patienten ohne Diabetes in der

Krankengeschichte bei 59 von 121 Patienten (48,8%) Keime identifiziert werden.

Es handelte sich dabei in 51 Fällen um grampositive (86,4%) und in 7 Fällen um

gramnegative Bakterien (11,9%). Auch hier war mit 39 Fällen (66,1%)

Staphylococcus aureus der am häufigsten identifizierte Keim.

Abszeßbildungen wurden bei 17 Diabetes mellitus-Patienten (27,4%)

diagnostiziert. Neurologische Ausfallerscheinungen bestanden zur Beginn der

Therapie bei 28 von 62 Diabetes mellitus-Patienten (45,2%). Die neurologischen

Defizite konnten bis zum Zeitpunkt der Entlassung bei 10 Patienten (35,7%)

vollständig behoben werden, wohingegen sich die Symptomatik bei 12 Patienten

(42,8%) bis zum Zeitpunkt der Entlassung nicht verbesserte. 6 Patienten (21,5%)

mit neurologischen Symptomen verstarben. Bei den Nicht Diabetes mellitus-

Patienten wurden bei 35 Patienten (28,9%) Abszeßbildungen diagnostiziert. 52

Patienten (43,0%) beklagten neurologische Symptome. Diese konnten bis zum

Zeitpunkt der Entlassung bei 24 Patienten (46,2%) vollständig behoben werden,

wohingegen sich die Symptomatik bei 24 Patienten (46,2%) bis zum Zeitpunkt der

Entlassung nicht verbesserte. 4 Patienten (7,6%) mit neurologischen Symptomen

verstarben.

38 Diabetes mellitus-Patienten (61,3%) mußten operativ behandelt werden, 24

Patienten (38,7%) wurden mit konservativen Maßnahmen behandelt. Die

durchschnittliche Dauer der antibiotischen Therapie betrug 77,1 Tage (Median

69,5 Tage; Spannweite 0 - 246 Tage). Insgesamt betrug die durchschnittliche

Krankenhausliegedauer 56,1 Tage (Median 39,5 Tage; Spannweite 4 - 349 Tage).

9 Patienten (14,5%) verstarben. Im Vergleich hierzu mußten 64 Nicht Diabetes

mellitus-Patienten (52,9%) operativ behandelt werden und 57 Nicht Diabetes

mellitus-Patienten (47,1%) wurden mit konservativen Maßnahmen behandelt. Die

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95

durchschnittliche Dauer der antibiotischen Therapie betrug 80,7 Tage (Median

66,0 Tage; Spannweite 0 - 547 Tage). Insgesamt betrug die durchschnittliche

Krankenhausliegedauer 58,2 Tage (Median 33,0 Tage; Spannweite 2 - 655 Tage).

7 Patienten (5,8%) verstarben (siehe Tabelle 20).

Tabelle 20: Vergleich der ausgewerteten Parameter der 62 Diabetes mellitus-

Patienten mit den Parametern der 121 Nicht-Diabetes mellitus-Patienten.

*exakter Test nach Fisher

**Mann-Whitney-U Test

Parameter DM Nicht-DM p-Wert

Anzahl Patienten (relative

Häufigkeit im Gesamtkollektiv)

62

(33,9%)

121

(66,1%)

Durchschnittsalter in Jahren

(Median)

68,1

(69,0)

59,8

(61,0)

<0.001**

Altersspanne in Jahren 34 -87 21-91

Verhältnis männlicher zu

weiblicher Patienten

1,4:1

1,1:1

0.531*

Durchschnittliche Anzahl

prädisponierender

Risikofaktoren

(Median; Spannweite)

1,9

(2,0)

(1-4)

1,2

(1,0)

(0-5)

<0.001**

Durchschnittliche Anzahl der

Begleiterkrankungen

(Median; Spannweite)

7,3

(7,0)

(2-16)

4,6

(4,0)

(0-13)

<0.001**

Durchschnittliche

Leukozytenzahl bei Aufnahme

x 109/l (Median; Spannweite)

10,9

(9,0)

(4,7-39,1)

9,8

(8,7)

(2,1-28,5)

0.452**

Durchschnittlicher CRP-Wert

bei Aufnahme in mg/dl

(Median; Spannweite)

12,5

(11,4)

(0,6 - 40,8)

8,8

(5,4)

(0,6 – 37,1)

0.016**

Anzahl der Patienten mit

neurologischer Symptomatik

(relative Häufigkeit)

28 von 62

(45,2%)

52 von 121

(43,0%)

0.875*

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96

Parameter DM Nicht-DM p-Wert

Anzahl der Patienten mit

vollständiger Behebung der

neurologischen Symptomatik

nach Therapie

(relative Häufigkeit)

10

(35,7%)

24

(46,2%)

0.478*

Anzahl der Patienten mit

Abszeßbildung

(relative Häufigkeit)

17

(27,4%)

35

(28,9%)

0.864*

Durchschnittliche Dauer der

antibiotischen Therapie in

Tagen (Median; Spannweite)

77,1

(69,5)

(0-246)

80,7

(66,0)

(0-547)

0.757**

Anzahl konservativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

38

(61,3%)

64

(52,9%)

0.346*

Anzahl operativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

24

(38,7%)

57

(47,1%)

Redun-

dant

Durchschnittliche

Krankenhausliegedauer in

Tagen (Median; Spannweite)

56,1

(39,5)

(4 – 349)

58,2

(33,0)

(2-655)

0.261**

Anzahl verstorbener Patienten

(relative Häufigkeit)

9

(14,5%)

7

(5,8%)

0.057*

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97

4.15. Patienten unter 50 Jahren

Insgesamt waren im Kollektiv 29 Patienten (15,8%) jünger als 50 Jahre. Das

Durchschnittsalter dieser Patientengruppe betrug 38,1 Jahre (Median 39,0 Jahre;

Altersspanne 21-49 Jahre). Es handelte sich hierbei um 16 Männer (55,2%) und

13 Frauen (44,8%) (Geschlechtsverhältnis 1,2 : 1). Insgesamt hatten 23 Patienten

(79,3%) ein oder mehrere Begleiterkrankungen und/ oder Risikofaktoren, die für

eine Spondylodiszitis prädisponieren. Im Durchschnitt waren es 1,4 Risikofaktoren

(Median 1,0; Spannweite 0 - 5). Die häufigsten Risikofaktoren, die für eine

Spondylodiszitis prädisponierten waren schwere Unfälle und Stürze mit oder ohne

Wirbelkörperfrakturen bei 8 Patienten (27,6%), die Therapie mit

immunsupprimierenden Medikamenten bei 6 Patienten (20,7%), schwere

systemische Infektionen oder Sepsis, Alkoholabusus, Nikotinabusus bei jeweils 5

Patienten (17,2%), Drogenabusus und Hepatits B oder C sowie Niereninsuffizienz

bei jeweils 4 Patienten (13,8%). Bei 19 Patienten (65,5%) konnten eine oder

mehrer immunsupprimierende Erkrankungen bzw. Risikofaktoren für eine

Immunsuppression ausgemacht werden. Häufige relevante Komorbiditäten waren

die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung bei 3 Patienten (10,3%) und die

Herzinsuffizienz bei 2 Patienten (6,9%). Im Durchschnitt hatten die Patienten 3,6

Begleiterkrankungen (Median 3,0; Spannweite 0 – 9).

Bei 6 dieser 29 Patienten (20,7%) konnten weder Risikofaktoren, die für eine

Spondylodiszitis prädisponieren noch Begleiterkrankungen eruiert werden. Die

Patienten waren zwischen 21 und 47 Jahren alt und es handelte sich hierbei um 2

Frauen und 4 Männern. Auch war bei diesen Patienten die Ursache der

Spondylodiszitis unbekannt. Die Patienten hatten ebenfalls keine Voroperationen

an der Wirbelsäule. Als einziges mögliches wichtiges Ereignis, welches im

Zusammenhang mit der Entwicklung der Spondylodiszitis stehen könnte,

beschrieb ein Patient einen Stockschlag auf den Rücken 1 Monat vor der

stationären Aufnahme.

4-mal war der Lendenwirbelsäulenbereich und 2-mal der Brustwirbelsäulenbereich

bei diesen 6 Patienten betroffen. Weiterhin konnte nur bei einem Patienten ein

ursächlicher Keim gefunden werde (bei 5 von 6 wurde ein Keimnachweis

durchgeführt). Dieser war Mycobacterium tuberkulosis.

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98

Das Labor zeigte sich bei diesen 6 Patienten ganz unterschiedlich: 3 Patienten

hatten CRP-Erhöhung (bis auf 20,7 mg/dl), die anderen 3 Patienten wiesen keine

CRP-Erhöhung vor. Lediglich bei einem Patienten bestand eine Leukozytose von

15,2 x 109/l. Alle Patienten hatten afebrile Temperaturen.

Bei einem Patienten bestand eine milde neurologische Symptomatik (Frankel Typ

D): Taubheitsgefühls im Dermatom L2/L3 rechts und S1. Alle Patienten verließen

den stationären Aufenthalt geheilt und ohne neurologische Residuen.

Im Vergleich dazu gab es im Gesamtkollektiv insgesamt 154 Patienten (84,2%),

die älter als 49 Jahre waren. Das Durchschnittsalter dieser Patientengruppe

betrug 67,3 Jahre (Median 68,0 Jahre; Altersspanne 50-91 Jahre). Es handelte

sich hierbei um 83 Männer (53,9%) und 71 Frauen (46,1%) (Geschlechtsverhältnis

1,2 : 1). Insgesamt hatten 150 Patienten (97,4%) ein oder mehrere

Begleiterkrankungen und/ oder Risikofaktoren, die für eine Spondylodiszitis

prädisponieren. Im Durchschnitt waren es 1,5 Risikofaktoren (Median 1,0;

Spannweite 0 - 5). Durchschnittlich 5,8 Begleiterkrankungen (Median 6,0;

Spannweite 0 – 16) hatte diese Patientengruppe vorzuweisen.

Laborchemisch konnte bei 3 der 29 Patienten (10,3%), die jünger als 50 Jahre alt

waren, eine Leukozytose (bis 17,0 x 109/l) bei Aufnahme nachgewiesen werden.

Die Leukozytenwerte bei den übrigen Patienten waren normwertig. Die

durchschnittliche Leukozytenzahl war 8,9 x 109/l (Median 8,6 x 109/l; Spannweite

2,5 - 17,0 x 109/l). Weiterhin zeigte sich bei 11 Patienten (37,9%) eine leichte

Erhöhung des CRP-Wertes im Blut (bis auf 4,4 mg/dl) und bei 13 Patienten

(44,8%) ein deutliche Erhöhung des CRP-Wertes im Blut (bis auf 25,2 mg/dl). Bei

5 Patienten (17,2%) war keine Erhöhung des CRP-Wertes im Blut zu verzeichnen.

Der CRP-Wert bei Aufnahme war im Durchschnitt um 7,5 mg/dl (Median 4,3 mg/dl;

Spannweite 0,6 – 25,2 mg/dl) erhöht. 6 der 29 Patienten (20,7%) präsentierten bei

Aufnahme febrile Temperaturen.

Im Vergleich hierzu war die durchschnittliche Leukozytenzahl der Patienten über

49 Jahren bei Aufnahme 10,4 x 109/l (Median 8,9 x 109/l; Spannweite 2,1 - 39,1 x

109/l). Eine Leukozytose konnte bei 41 Patienten (26,6%) und eine

Leukozytopenie bei einem Patient (0,6%) festgestellt werden. Bei 112 Patienten

(72,8%) waren die Leukozyten im Normbereich. Weiterhin zeigte sich bei 26

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99

Patienten (16,9%) eine leichte Erhöhung des CRP-Wertes im Blut (bis auf 4,8

mg/dl) und bei 104 Patienten (67,5%) ein deutliche Erhöhung des CRP-Wertes im

Blut (bis auf 40,8 mg/dl). Bei 24 Patienten (15,6%) war keine Erhöhung des CRP-

Wertes im Blut zu verzeichnen. Der CRP-Wert bei Aufnahme war im Durchschnitt

um 10,5 mg/dl (Median 8,1 mg/dl; Spannweite 0,6 – 40,8 mg/dl) erhöht. 11 der

154 Patienten (7,1%) präsentierten bei Aufnahme febrile Temperaturen.

In der Gruppe der Patienten unter 50 Jahren konnte die Ursache der

Spondylodiszitis in 41,4% aller Fälle (n=12) nicht geklärt werden. Hingegen war

sie in 58,6% aller Fälle (n=17) bekannt. Bei 13 von diesen 17 Patienten entstand

die Spondylodiszitis auf hämatogenem Wege ausgehend von einem extraspinal

gelegenen Keimherd: Harnwegsinfekt (n=3), Pneumonie (n=2), Bronchitis (n=2),

Pharyngitis (n=1), Endokarditis (n=1), Sternumosteomyelitis (n=1), Pyelonephritis

(n=1), Infektion des Hüftgelenkes (n=1) und Sprunggelenksosteomyelitis (n=1).

Bei 4 von diesen 17 Patienten führten Eingriffe an der Wirbelsäule zur Infektion

des jeweiligen Gebietes (in 2 Fällen nach therapeutischer Injektion, ein Mal nach

osteosynthetischem Verfahren und ein Mal nach Bandscheibenoperation bei

Bandscheibenvorfall).

Im Vergleich hierzu konnte die Ursache der Spondylodiszitis in der Gruppe der

Patienten über 49 Jahren in 50,7% aller Fälle (n=78) nicht geklärt werden.

Hingegen war sie in 49,3% aller Fälle (n=76) bekannt. Bei 58 von diesen 76

Patienten entstand die Spondylodiszitis auf hämatogenem Wege ausgehend von

einem extraspinal gelegenen Keimherd: Pneumonie (n=14), Harnwegsinfekt

(n=11), Infektion des Kniegelenks (n=7), Divertikulitis (n=3), Bronchitis (n=2),

Leberabszess (n=2), Osteomyelitis des Fußes (n=2), Infektion des

Schultergelenkes (n=2), Milzabszess (n=1), Paradontitis (n=1), Appendizitis (n=1),

Sinusitis maxillaris (n=1), Endokarditis (n=1), Mediastinitis (n=1),

Sternumosteomyelitis (n=1), Pyelonephritis (n=1), Infektion des

Ellenbogengelenkes (n=1), Handgelenksempyem (n=1), Infektion des

Hüftgelenkes (n=1), Shuntinfekt bei einem Dialysepatienten (n=1), Infektion einer

Venenverweilkanüle (n=1), posttraumatischer Weichteilinfekt am Unterschenkel

(n=1) und Glutealabszess (n=1). Bei 17 von diesen 76 Patienten führten Eingriffe

an der Wirbelsäule zur Infektion des jeweiligen Gebietes (in 8 Fällen nach

osteosynthetischem Verfahren, in 4 Fällen nach Bandscheibenoperation bei

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100

Bandscheibenvorfall, in 3 Fällen nach therapeutischer Injektion und in jeweils 1

Fall führte die Anlage eines Peridualkatheters bzw. die Operation eines Patienten,

der am M. Forestier erkrankt war, zur Keimbesiedelung des Operationsgebietes).

Bei einem Patienten lag die Ursache der Spondylodiszitis in der Reaktivierung

eines tuberkulotischen Herdes in der Wirbelsäule, welcher aus der Kindheit des

Patienten bestand.

Bei allen Patienten unter 50 Jahren lag ein unifokaler Wirbelsäulenbefall vor.

Insgesamt lag folgende Verteilung der Entzündung vor: die HWS (inkl.

cervikothorakalem Übergang) war in 5 Fällen (17,2%), die BWS war in 9 Fällen

(31,0%), der thorakolumbale Übergang war in keinem Fall, die LWS war in 11

Fällen (37,9%) und sowohl der lumbosakrale Übergang sowie auch die SWS

waren in 2 Fällen (6,9%) von einer Entzündung betroffen. Im Vergleich hierzu lag

bei den Patienten über 49 Jahren bei 141 Patienten (91,6%) ein unifokaler und bei

13 Patienten (8,4%) ein multifokaler Wirbelsäulenbefall vor. Insgesamt lag

folgende Verteilung der Entzündung vor: die HWS (inkl. cervikothorakalem

Übergang) war in 9 Fällen (5,8%), die BWS war in 57 Fällen (37,0%), der

thorakolumbale Übergang war in 9 Fällen (5,8%), die LWS war in 73 Fällen

(47,4%), der lumbosakrale Übergang war in 11 Fällen (7,1%) und die SWS war in

4 Fällen (2,6%) von einer Entzündung betroffen. Abbildung 19 gibt eine Übersicht

über die Verteilung der Entzündung in beiden Patientengruppen.

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101

6,96,9

37,9

31,0

0

17,2

2,67,1

37,0

47,4

5,85,8

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

HWS inkl.cerviko-

thorakalerÜbergang

BWS thorako-lumbalerÜbergang

LWS lumbo-sakralerÜbergang

SWS

Befallener Wirbelsäulenabschnitt

rela

tive

Häu

fig

keit

in

%

Patienten unter 50Jahren (n=29)

Patienten über 49Jahren (n=154)

Abbildung 19: Verteilung der Entzündung auf die Wirbelsäulenbereiche bei

Patienten unter 50 Jahren (n=29) und bei Patienten über 49 Jahren (n=154).

Mehrfachnennung möglich.

Abszeßbildungen wurden bei 8 Patienten unter 50 Jahren (27,6%) diagnostiziert.

Neurologische Ausfallerscheinungen bestanden zur Beginn der Therapie bei 11

von 29 Patienten (37,9%). Die neurologischen Defizite konnten bis zum Zeitpunkt

der Entlassung bei 4 der 11 Patienten (36,4%) vollständig behoben werden. Bei

den Patienten über 49 Jahren wurden bei 44 Patienten (28,6%) Abszeßbildungen

diagnostiziert. 69 von 154 Patienten (44,8%) beklagten neurologische Symptome.

Diese konnten bis zum Zeitpunkt der Entlassung bei 30 der 69 Patienten (43,4%)

vollständig behoben werden.

15 Patienten (51,7%) unter 50 Jahren mußten operativ behandelt werden, 14

Patienten (48,3%) wurden mit konservativen Maßnahmen behandelt. Die

durchschnittliche Dauer der antibiotischen Therapie betrug 85,8 Tage (Median

62,0 Tage; Spannweite 0 – 547 Tage). Insgesamt betrug die durchschnittliche

Krankenhausliegedauer 63,2 Tage (Median 24,0 Tage; Spannweite 5 - 349 Tage).

Von den 29 Patienten, die jünger als 50 Jahre waren, ist ein 49 jähriger Patient

(3,4%) am septischen Herz-Kreislauf-Versagen verstorben. Dieser Patienten litt

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102

unter chronisch rezidivierenden bakteriellen Bronchitiden bei schwerem Asthma

bronchiale (Behandlung des Asthma bronchiale mit hochdosiertem Cortison),

welche auch ursächlich für die Spondylodiszitis des BWK 6 mit Mediastinitis und

Sepsis verantwortlich waren.

Im Vergleich hierzu mußten 87 Patienten (56,5%) über 49 Jahren operativ

behandelt werden und 67 Patienten (43,5%) wurden mit konservativen

Maßnahmen behandelt. Die durchschnittliche Dauer der antibiotischen Therapie

betrug 78,3 Tage (Median 67,5 Tage; Spannweite 0 - 259 Tage). Insgesamt

betrug die durchschnittliche Krankenhausliegedauer 56,4 Tage (Median 37,0

Tage; Spannweite 2 - 655 Tage). 15 Patienten (9,7%) verstarben.

Tabelle 21 vergleicht die ausgewerteten Parameter der 29 Patienten unter 50

Jahren mit den Parametern der 154 Patienten über 49 Jahren.

Tabelle 21: Vergleich der ausgewerteten Parameter der 29 Patienten unter 50

Jahren mit den Parametern der 154 Patienten über 49 Jahren.

*exakter Test nach Fisher

**Mann-Whitney-U Test

Parameter Alter

< 50 Jahren

Alter

> 50 Jahren

p-Wert

Anzahl Patienten (relative

Häufigkeit im Gesamtkollektiv)

29

(15,8%)

154

(84,1%)

Durchschnittsalter in Jahren

(Median)

38,1

(39,0)

67,3

(68,0)

Altersspanne in Jahren 21 – 49 50 - 91

Verhältnis männlicher zu

weiblicher Patienten

1,2 : 1

1,2 : 1

1*

Durchschnittliche Anzahl

prädisponierender

Risikofaktoren

(Median; Spannweite)

1,4

(1,0)

(0-5)

1,5

(1,0)

(0-5)

0.447**

Durchschnittliche Anzahl der

Begleiterkrankungen

(Median; Spannweite)

3,6

(3,0)

(0-9)

5,8

(6,0)

(0-16)

0.0006**

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103

Parameter Alter

< 50 Jahren

Alter

> 50 Jahren

p-Wert

Ätiologie der Spondylodiszitis

geklärt in (absoluter Wert)

58,6% der Fälle

(n=17)

49,3% der

Fälle (n=76)

0.421*

Durchschnittliche

Leukozytenzahl bei Aufnahme

x 109/l (Median; Spannweite)

8,9

(8,6)

(2,5-17,0)

10,4

(8,9)

(2,1-39,1)

0.229**

Durchschnittlicher CRP-Wert

bei Aufnahme in mg/dl

(Median; Spannweite)

7,5

(4,3)

(0,6-25,2)

10,5

(8,1)

(0,6-40,8)

0.221**

Anzahl der Patienten mit

neurologischer Symptomatik

(relative Häufigkeit)

11 von 29

(37,9%)

69 von 154

(44,8%)

0.545*

Anzahl der Patienten mit

vollständiger Behebung der

neurologischen Symptomatik

nach Therapie (relative

Häufigkeit)

4

(36,4%)

30

(43,4%)

0.751*

Anzahl der Patienten mit

Abszeßbildung

(relative Häufigkeit)

8

(27,6%)

44

(28,6%)

1*

Durchschnittliche Dauer der

antibiotischen Therapie in

Tagen (Median; Spannweite)

85,8

(62,0)

(0-547)

78,3

(67,5)

(0-259)

0.525**

Anzahl konservativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

14

(48,3%)

67

(43,5%)

0.686*

Anzahl operativ behandelter

Patienten (relative Häufigkeit)

15

(51,7%)

87

(56,5%)

Redun-

dant

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104

Parameter Alter

< 50 Jahren

Alter

> 50 Jahren

p-Wert

Durchschnittliche

Krankenhausliegedauer in

Tagen (Median; Spannweite)

63,2

(24,0)

(5-349)

56,4

(37,0)

(2-655)

0.298**

Anzahl verstorbener Patienten

(relative Häufigkeit)

1

(3,4%)

15

(9,7%)

0.474*

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105

5. Diskussion

Die Spondylodiszitis ist eine seltene und zugleich schwere Erkrankung, die mit

einer hohen Morbidität und Mortalität einhergeht, wenn sie spät diagnostiziert und

falsch behandelt wird. Bei einer Krankenhausletalität von 8,7% in unserem

Patientengut stellt die Spondylodiszitis eine ernst zunehmende Erkrankung dar.

Dies gilt v.a. für das ältere, häufig multimorbide Patientengut. Andere Autoren

beziffern die Mortalitätsrate in ihren Patientenkollektiven von 2,0% bis 11,7%

(Butler et al., 2006, Carragee, 1997, Colmenero et al., 1997, Dimar et al., 2004,

Ewald et al., 2009; Nolla et al., 2002). Im Vergleich hierzu liegt die

Krankenhausletalität anderer viel häufigerer Erkrankungen, wie z.B. der

osteosynthetischen Versorgung der proximalen Femurfraktur bei 2,7% (Institut für

Qualität und Patientensicherheit. Letalität bei Patienten mit osteosynthetischer

Versorgung bei Schenkelhalsfraktur, 2006). Warum sehen wir eine so hohe

Mortalität?

Viele verschiedene Fachbereiche - die Orthopädie, die Unfallchirurgie, die Innere

Medizin, die Neurochirurgie oder die Allgemeinmedizin – sehen sich mit dieser

Erkrankung konfrontiert (Cramer et al., 2003). Paul Ross erkannte schon 1976 die

besonderen Anforderungen, die die Erkrankung an den untersuchenden Arzt stellt:

„Neither common enough to be readily recognizable, nor rare enough to be a

medical curiosity, vertebral body osteomyelitis represents a diagnostic challenge

to the physician.” Das Kardinalproblem in der Diagnostik dieser Erkrankung stellt

die Diskrepanz zwischen Beginn der Symptome und dem Moment der

Diagnosestellung dar. Die Patienten werden primär von Ärzten behandelt, die

keine Spezialisten auf dem Gebiet dieser seltenen Erkrankung sind. In den

meisten Fällen geht der Patient zuerst zu seinem Hausarzt, der mit den

unspezifischen Symptomen der Erkrankung konfrontiert wird. Der behandelnde

Arzt zieht zunächst oftmals andere – viel häufigere Erkrankungen – diagnostisch

in Betracht. Häufig werden die Patienten lange auf Lumbalgien oder degenerative

Wirbelsäulenschäden hin behandelt. Neugebauer und Graf schätzen, dass die

Spondylodiszitis im Anfangsstadium in 90% der Fälle fehldiagnostiziert wird

(Neugebauer und Graf, 2004). Durchschnittlich vergehen somit 2-3 Monate bis die

Diagnose „Spondylodiszitis“ gestellt wird (Ahlhelm et al., 2006; Butler et al., 2006;

Fieseler et al., 2001; Müller et al., 2004). Delank und Eysel und auch Mückley et

al. sprechen sogar von einer Verzögerung der Diagnosestellung von

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106

durchschnittlich 4-6 Monaten. Mückley et al. formulieren exakt die Problematik:

„Diese Verzögerung der Diagnostik und Therapie muss als das zentrale Problem

in der Behandlung der Spondylodiszitis angesehen werden, da sie das

Fortschreiten der Wirbelkörperdestruktion und das Auftreten von neurologischen

Komplikationen, segmentalen Instabilitäten und späteren Fehlstellungen

begünstigt.“ (Mückley et al., 2003). Aus diesen Gründen ist eine frühzeitige

Diagnosestellung von entscheidender Bedeutung für die Prognose der Erkrankung

(Butler et al., 2006).

Die Inzidenz der Erkrankung wird mit etwa 1 : 250.000 Einwohner pro Jahr

angegeben (Digby und Kersley, 1979). Der Anteil der Spondylodiszitis an allen

Osteomyelitiden wird mit 2 - 7% beziffert und stellt damit nach Femur und Tibia die

dritthäufigste Lokalisation einer Osteomyelitis dar (Acosta et al., 2004; Butler et al.,

2006; Delank und Eysel, 2004; Müller et al., 2004; Przybylski und Sharan, 2001;

Renker et al., 2009; Robinson und Lessof, 1972; Wimmer und Stöckl, 2004). Der

Anteil der exogenen Spondylodiszitis an allen Wirbelsäuleninfektionen beträgt 10-

15% (Butler et al., 2006; Frangen et al., 2006; Heyde et al., 2006; Klöckner et al.,

2001).

In der Literatur liegt der Altersgipfel für die Spondylodiszitis im 6. und 7.

Lebensjahrzehnt (Akbar et al., 2011; Buchelt et al., 1993; Butler et al., 2006;

Capelo et al., 2007; Carragee, 1997; Fieseler et al., 2001; Flamme et al., 2000;

Hopf et al., 1998; Klöckner et al., 2001; Lerner et al., 2005; Maiuri et al., 1997;

Nolla et al., 2002; Renker et al., 2009). Auch in unserem Patientenkollektiv lag das

Durchschnittsalter bei 62,6 Jahren (Median 64,0 Jahre; Standardabweichung +/-

14,0 Jahre) und entspricht somit den Angaben der Mehrzahl der Autoren.

Allerdings sind in dem vorliegenden Patientenkollektiv die Altersgipfel zugunsten

des 7. und 8. Lebensjahrzehnten verschoben. Hauptgrund für diese

Altersverteilung liegt in der steigenden Zahl der Co-Morbiditäten im Alter, welche

weiter unten diskutiert werden.

Die Altersverteilung der beiden Geschlechter ergab keinen signifikanten

Unterschied im Vergleich zum Gesamtkollektiv. Auch hier liegt das

Durchschnittsalter bei 62,7 Jahren für Frauen bzw. 62,6 Jahren für Männer und

die Altersgipfel befinden sich ebenfalls im 7. und 8. Lebensjahrzehnt.

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107

Die Angaben zur Geschlechtsverteilung varieren sehr stark. Einige Autoren geben

eine ausgeglichene Verteilung an (Butler et al., 2006; Hopf et al., 1998) und bei

anderen überwiegt das männliche Geschlecht leicht bis deutlich (1,2 bis 3,0)

(Akbar et al., 2011; Capelo et al., 2007; Carragee, 1997; Fieseler et al., 2001;

Flamme et al., 2000; Hadjipavlou et al., 2000; Klöckner et al., 2001; Maiuri et al.,

1997; Nolla et al., 2002, Renker et al., 2009). In diesem Patientenkollektiv

überwog das männliche Geschlecht leicht (1,17:1).

Bezüglich Krankenhausliegedauer und Anzahl konservativ bzw. operativ

behandelter Patienten finden sich ganz unterschiedliche Daten: während nach

einigen Autoren der Prozentsatz der operierten Patienten zwischen 15,5% und

37,5% liegt (Akbar et al., 2011; Butler et al., 2006; Fieseler et al., 2001; Flamme et

al., 2000), sind es bei anderen Autoren bereits zwischen 45,6% und 57,5%

(Colmenero et al., 1997; Hadjipavlou et al., 2000; Renker et al., 2009; Woertgen et

al., 2006). In diesem Patientenkollektiv mussten 55,7% der Patienten im Verlauf

der gesamten Behandlung mindestens ein Mal operativ versorgt, wohingegen

44,3% rein konservativ behandelt wurden. Der Klinikaufenthalt betrug

durchschnittlich 57,5 Tage (Median 35,0 Tage; Spannweite 2 - 655 Tage). Die in

der Literatur angegebene Krankenhausaufenthaltsdauer variiert von im

Durchschnitt 30,3 bis zu 72,1 Tagen (Akbar et al., 2011; Butler et al., 2006;

Fieseler et al., 2001; Hopkinson et al., 2001; Nolla et al., 2002). Diese Daten

verdeutlichen, dass das Erkranken an einer Spondylodiszitis mit dem erhöhten

Risiko operativer Eingriffe einhergeht (bis zu 50,0% und mehr). Auch zieht diese

Erkrankung eine langwierige stationäre Behandlung von im Durchschnitt 1 Monat

nach sich.

In der Literatur häufig benannte Risikofaktoren für eine Spondylodiszitis sind Alter,

Mangelernährung, Immunsuppresion, Diabetes mellitus, i.v.-Drogenabusus, HIV,

Malignom, chronische Steroidmedikation, Niereninsuffizienz, Sepsis, i.v.-Katheter

und vorausgegangene Wirbelsäulenoperationen (Akbar et al., 2011; Colmenero et

al., 1997; Hadjipavlou et al, 2000; Müller et al., 2004; Reihsaus et al., 2000;

Renker et al., 2009). In dem vorliegenden Patientengut konnten bei 79,2% der

Patienten ein oder mehrere solcher prädisponierender Risikofaktoren

(Durchschnitt 1,5 Risikofaktoren) festgestellt werden und hatten 95,1% der

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108

Patienten einen oder mehrere Begleiterkrankungen in ihrer Anamnese

(Durchschnitt 5,5 Begleiterkrankungen). Auch andere Autoren fanden in ihren

Kollektiven solche Zahlen (Butler et al., 2006; Capelo et al., 2007; Klöckner et al.,

2001; Nolla et al., 2002). Besonders häufige Komorbiditäten, die in der

vorliegenden Studie evaluiert wurden, waren Erkrankungen des Herz-

Kreislaufsystems bei insgesamt 59,0% der Patienten. Mit absteigender Häufigkeit

handelte es sich hierbei um die arterielle Hypertonie, die KHK und die

Herzinsuffizienz. Darüber hinaus litten 15,8% der Patienten an einer vaskulären

Erkrankung, unter welchen v.a. die pAVK zu erwähnen ist, die bei 7,7% der

Patienten diagnostiziert wurde. Diese Angaben sind mit denen der Literatur

konsistent (Butler et al., 2006; Hadjipavlou et al., 2000; Heyde et al., 2006;

Jiménez-Mejías et al., 1997; Keil et al., 2005; Klöckner et al., 2001; Lerner et al.,

2005; Maiuri et al., 1997; Müller et al., 2004; Nolla et al., 2002; Schinkel et al.,

2003).

Die Immunsuppression hat für die Enstehung der Spondylodiszitis ebenfalls eine

große Bedeutung: in dieser Studie stellte sich heraus, dass bei 87,4% aller

Patienten eine oder mehrer immunsupprimierende Erkrankungen bzw.

Risikofaktoren vorlagen. Gezielt sollte nach der Einnahme immunsupprimierender

Medikamente, v.a. Kortison, gefragt werden. In unserem Patientengut nahmen

21,9% der Patienten immunsupprimierende Medikamente vor der Enstehung der

Spondylodiszitis ein. Aber auch vorausgegangene größere operativ durchgeführte

Eingriffe, chronische Infektionen und Erkrankungen (Neoplasien, abgelaufene

Tuberkulose, Hepatitiden, Leber- und Niereninsuffizienz, entzündlich-

rheumatische Erkrankungen, Sepsis) sowie der chronische Alkohol-, Nikotin- und

Drogenmißbrauch werden von zahlreichen Autoren (Butler et al., 2006;

Hadjipavlou et al., 2000; Heyde et al., 2006; Jiménez-Mejías et al., 1997; Keil et

al., 2005; Klöckner et al., 2001; Lerner et al., 2005; Maiuri et al., 1997; Müller et

al., 2004; Nolla et al., 2002; Schinkel et al., 2003) als wichtige Faktoren, die das

Immunsystem schädigen und eine Spondylodiszitis induzieren können, aufgezählt.

Diese Angaben decken sich mit unseren Ergebnissen, wobei nur 3,8% der

Patienten einen chronischen Drogenabusus vorwiesen und kein einziger Patient

im gesamten Kollektiv an AIDS erkrankt war. Außerdem waren bei der Analyse

unserer Daten auffällig, dass immerhin 14,8% aller Patienten eine Sepsis

innerhalb der letzten 2 Jahre vor Aufnahme durchgemacht hatten und 11,5% aller

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Patienten an einer malignen Neoplasie erkrankt waren. Die Sepsis spielt in diesem

Zusammenhang in doppelter Hinsicht eine wichtige Rolle, da sie zum einen zur

Immunsuppression führt und zum anderen eine Verschleppung von Keimen in die

Wirbelsäule verursachen kann.

Weiterhin erhöht jegliche Schädigung des skelettalen Achsenorgans, sei es durch

iatrogene Maßnahmen (z.B. Anlage eines Periduralkatheters oder Bandscheiben-

Op) oder Traumata (z.B. Schlag mit einem Stock auf den Rücken eines Patienten,

wie es in unserem Patientengut bei einem Patient geschah) das Risiko der

ungehinderten Ansiedlung und Vermehrung von Keimen im traumatisierten

Gewebe (Jiménez-Mejías et al., 1997). Im vorliegenden Patientengut konnten bei

insgesamt 15,8% der Patienten „Manipulationen“ an der Wirbelsäule festgestellt

werden (verschiedene operative Wirbelsäuleneingriffe und Wirbelkörperfrakturen).

Darüber hinaus bestand eine generalisierte Osteoporose bei immerhin 9,3% aller

Patienten, die möglicherweise ebenfalls Einfluß auf die Pathogenese der

Spondylodiszits hat.

Diese Daten zeigen, dass es sich bei der Spondylodiszitis, um eine Erkrankung

handelt, die vornehmlich Patienten betrifft, die an einer Vielzahl von

Grunderkrankungen leiden und deren Immunsystem entsprechend geschwächt ist.

In der vorliegenden Studie präsentierte jeder dritte Patient mindestens einen und

und ca. 45,0% der Patienten zwei oder mehr Risikofaktoren. Oftmals führen

jedoch hohes Lebensalter, Multimorbidität und die zumeist vorhandene

generalisierte Schwäche der Patienten in Kombination mit allgemeinen

Krankheitszeichen zu einer Maskierung der Symptome einer Spondylodiszitis und

erschweren somit die Diagnosefindung. Daher sollte der behandelnde Arzt bei den

hier genannten Grundkrankheiten und Risikofaktoren an die Erkrankung mit der

Spondylodiszitis denken. Ungeachtet all dieser Angaben muss dennoch

unterstrichen werden, dass bei einem geringen Anteil der Patienten, die an einer

Spondylodiszitis erkranken, überhaupt kein einziger Risikofaktor und keine einzige

Begleiterkrankung eruiert werden kann. In unserem Patientengut lag diese

Situation bei 9 Patienten (4,9%) vor. Diese Patienten waren deutlich jünger als der

Durchschnitt des Gesamtkollektives (Durchschnitt: 44,6 Jahre). Gemeinsamkeiten

konnten bei diesen Patienten nicht analysiert werden.

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Grundsätzlich kann die Spondylodiszitis in jedem Lebensalter auftreten. Eysel und

Peters berichten von 10,0% der Patienten, die jünger als 30 Jahre sind (Eysel und

Peters, 1997). In unserem Kollektiv dagegen waren es nur 2,7%. Insgesamt waren

15,8% jünger als 50 Jahre. Dabei handelte es sich um Patienten, die bereits unter

multiplen Vorerkrankungen litten. Im Vergleich zur Kontrollgruppe (Patienten älter

als 49 Jahre) konnten bis auf die Anzahl der Begleiterkrankungen keine

signifikanten Unterschiede gefunden werden. Patienten jünger als 50 Jahre hatten

auch die gleiche Anzahl an Risikofaktoren. Diese waren insbesondere schwere

Unfälle und Stürze mit oder ohne Wirbelkörperfrakturen, die Therapie mit

immunsupprimierenden Medikamenten, schwere systemische Infektionen oder

Sepsis, Alkoholabusus, Nikotinabusus, Drogenabusus und Hepatits B oder C

sowie Niereninsuffizienz.

Von insgesamt 9 Patienten im Gesamtkollektiv, bei denen kein einziger

Risikofaktor und keine einzige Begleiterkrankung eruiert werden konnten, waren 6

Patienten jünger als 50 Jahre. Dies waren immerhin 20,7% aller Patienten unter

50 Jahre. Bei der Anamnese junger Patienten muss dieses Ergebnis unbedingt

mitberücksichtigt werden.

Das Labor (Leukozyten und CRP) war bei diesen jungen Patienten nicht sehr

hilfreich. Bei nur 37,9% der Patienten bestand eine CRP-Erhöhung über der Norm

und bei nur 10,3% der Patienten wurde eine Leukozytose festgestellt.

Typisch hingegen scheint der unifokale Befall der Wirbelsäule zu sein, welcher in

dieser Patientengruppe ausschließlich auftratt. Weiterhin fiel auf, dass die HWS im

Vergleich zur Kontrollgruppe 3mal häufiger befallen war.

Bei 12 von 13 Patienten (92,3%) unter 50 Jahren waren grampositive Keime die

häufigsten ursächlichen Erreger und stellen somit die dominaten Erreger in dieser

Altersgrupe dar.

Bezüglich der Anzahl operativ behandelter Patienten, der Dauer der

Medikamenteneinnahme, der Krankenhausliegedauer und der Anzahl

verstorbener Patienten wurden ebenfalls keine signifikanten Unterschiede

festgestellt. Hier scheint das Alter keinen Einfluß auf die genannten Faktoren zu

haben.

Wie schon weiter oben bereits erwähnt, ist der Diabetes mellitus ein wichtiger

Risikofaktor für eine Spondylodiszitis. In Studien verschiedener Autoren (Al-

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Nammari et al., 2007; Butler et al., 2006; Colmenero et al., 1997; Heyde et al.,

2006; Jiménez-Mejías et al., 1997; Keil et al., 2005; Klöckner et al., 2001) sind

zwischen 13,3% und 45,0% der Patienten Diabetiker. In der vorliegenden Studie

war jeder dritte Patient (33,9%) Diabetiker und somit stellt der Diabetes mellitus in

unserem Patientengut den häufigsten Risikofaktor dar. Rivero et al. stellten sogar

einen signifikanten Zusammenhang zwischen Mortalität der Spondylodiszitis und

Diabetes fest (Rivero et al., 1999). Auch in unserem Patientengut zeigt sich eine

solche Tendenz, da im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikant höhere

Mortalität in der Gruppe der Diabetiker bestand (p<0,1). Außerdem wird eine

zusätzliche diabetogene Miterkrankung des Rückenmarks diskutiert (Meiners,

2003).

In dieser Arbeit wurden die 62 Spondylodiszitis-Patienten (33,9%), bei denen der

Diabetes mellitus als Vorerkrankung bekannt war, mit den 121 Spondylodiszitis-

Patienten (66,1%) ohne Diabetes mellitus verglichen. Bezüglich des Alters, der

Anzahl der Risikofaktoren und Begleiterkrankungen sowie der CRP-Werte konnten

signifikante Unterschied gefunden werden. Die Diabetiker waren älter, hatten mehr

Risikofaktoren und Begleiterkrankungen und höhere CRP Werte als die Nicht -

Diabetiker.

Viele Diabetiker leiden gehäuft an osteoartikuläre Infektionen. In dieser Studie

zeigt sich die Tendenz, dass Diabetiker mit osteoartikulären Infektionen auch

häufiger der Gefahr ausgesetzt sind, eine bakterielle Besiedlung der Wirbelsäule

zu erleiden (p<0,1). Weiterhin zeigt sich, dass ein Befall der HWS sowie des

lumbo-sakralen Übergangs und der SWS bei Patienten mit Diabetes mellitus

signifikant seltener auftretten als bei Patienten, die nicht an einem Diabetes

mellitus erkrankt sind. Bei der Auswertung der Daten konnten keine Unterschiede

in beiden Kollektiven in Bezug auf die Dauer der antibiotischen Therapie, der

Anzahl operativ behandelter Patienten und der Krankenhausliegedauer festgestellt

werden. Dies ist ein nicht zu erwartendes Ergebnis, da der Diabetiker an sich eine

höhere Morbidität mit sich bringt. Eine Erklärung für dieses Ergebnis ist schwer zu

finden. Hier bedarf es weiterer Studien, die in experimentellen Versuchen, den

genauen pathophysiologischen Mechanismus und die Rolle des Diabetes in

diesem Zusammenhang erforschen.

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112

Die Kenntnis der Ursache der Spondylodiszitis ist für den weiteren Heilungsverlauf

von entscheidender Bedeutung. So kann bei bekanntem Primärherd eine

adäquate antibiotische Therapie erfolgen. Prinizipiell ist davon auszugehen, dass

im speziellen bei immunsupprimierten Patienten jeder extraspinal gelegene

Keimherd zur Besiedlung der Wirbelsäule führen kann. Auch über den direkten

Weg in Form von iatrogenen Eingriffen an der Wirbelsäule besteht bei unsterilen

Verhältnissen und/oder entsprechend geschwächten Patienten das erhöhte Risiko

einer Infektion. Nolla et al. konnten in ihrer Studie eine Infektionsquelle in 47,0%

der Fälle ausmachen (Nolla et al., 2002). In der vorliegenden Studie konnte die

Ursache der Spondylodiszitis in 49,2% der Fälle geklärt werden. Von diesen führte

wiederrum in 76,3% der Fälle die Aussaat von Erregern von einem extraspinal

gelegenen Keimherd zur Besiedlung der Wirbelsäule auf hämatogenem Wege. Bei

diesen primären Infektionsherden handelte es sich insbesondere um

osteoartikuläre Infektionen (v.a. im Bereich der unteren Extremitäten), sowie

Infektionen im Bereich der Atemwege und des Urogenitaltraktes. Die häufigsten

Infektionserkrankungen waren die Pneumonie und der Harnwegsinfekt. In den

Arbeiten anderer Autoren werden ebenfalls die Pneumonie, Infektionen der

Harnwege und osteoartikuläre Infektionen als häufigste extraspinale Erregerquelle

angegeben (Carragee, 1997; Fieseler et al., 2001; Hadjipavlou et al., 2000,

Klöckner et al., 2001; Nolla et al., 2002; Renker et al., 2009). Bei Nolla et al. ging

die Erregeraussat am häufigsten von einer Infektion der unteren Harnwege (in

20,3% der Fälle) aus. Renker et al. unterstreichen in ihrer Arbeit sogar die

Bedeutung der „urogenen Spondylodiszitis“ als eigenständige Entität und zählen

urologische Eingriffe, welche bis zu 4 Wochen vor der Diagnosestellung einer

Spondylodiszitis erfolgt waren, als neuen Risikofaktor auf. Im Vergleich hierzu

führten in 22,6% der Fälle Eingriffe an der Wirbelsäule zur Infektion des jeweiligen

Gebietes, v.a. waren dies Bandscheibenoperationen bei Bandscheibenvorfall und

therapeutische Injektionen. Jiménez-Mejías et al. berichten von 30,1%

postoperativer Spondylodizitiden (Jiménez-Mejías et al., 1999). Die Prävalenz

iatrogener Spondylodizitiden droht aufgrund häufiger und aggressiver

durchgeführter Eingriffe an der Wirbelsäule zu steigen.

Die Laborparameter geben wichtige Hinweise auf eine infektiöse Entzündung der

Wirbelsäule. Diese sind insbesondere folgende Entzündungsparameter: die BSG

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nach Westergreen, das C-reaktives Protein und die Leukozytenzahl (Ahlhelm et

al., 2006, Delank und Eysel, 2004; Fieseler et al., 2001; Sobottke et al., 2008).

Auch die alkalische Phosphatase als Parameter für den Knochenstoffwechsel wird

von einigen Autoren zur Diagnostik eingesetzt (Frangen et al., 2006; Schinkel et

al., 2003). Andere Marker wie das Neopterin, die PMN-Elastase, das Prokalzitonin

oder das Osteokalzin sind nicht sensitiv genug und können daher auch nicht als

diagnostisches Mittel eingesetzt werden. Darüber hinaus sollte auch das Blutbild

bestimmt werden (Fieseler et al., 2001).

In der vorliegenden Studie wurde das besondere Augenmerk auf die

Körpertemperatur, die Leukozytenzahl und den CRP-Wert im Serum gelegt.

Insgesamt bei 90,7% sowie bei 71,6% aller Patienten wurden bei Aufnahme eine

normwertige Körpertemperatur sowie normwertige Leukozytenwerte im Serumblut

festgestellt. Somit bestätigt auch die vorliegende Studie die Aussage der meisten

Autoren, nach welcher eine Leukozytose nicht obligat ist (Ewald et al., 2009;

Hadjipavlou et al., 2000; Renker et al., 2009; Sobottke et al., 2008). Bezüglich der

gemessenen Körpertemperatur werden in der Literatur sehr unterschiedliche

Angaben gemacht: Nolla et al. sowie auch Renker et al. konnten bei 63,0% bzw.

61,5% ihrer Patienten Temperaturen über 38,0°C messen, wohingegen Akbar et

al. nur bei 14,0% ihrer Patienten Fieber messen konnten (Akbar et al., 2011; Nolla

et al., 2002; Renker et al., 2009).

In 84,2% aller Fälle hingegen lag eine pathologische Erhöhung des CRP-Wertes

in dieser Studie vor. Ewald et al. konnten sogar bei 90,5% ihrer Patienten eine

pathologische Erhöhung des CRP-Wertes messen (Ewald et al., 2009). Dieser

Parameter ist deutlich sensitiver als die beiden zuvor genannten. Nichts desto

trotz ist auch der CRP-Wert nicht sensitiv genug, da in der vorliegenden Studie

immerhin 15,8% aller Patienten normwertige Zahlen vorwiesen.

Weiterhin konnte eine statistisch signifikante Korrelation zwischen der im Serum

gemessenen Leukozytenzahl und dem CRP-Wert festgestellt werden. Allerdings

können hiermit nur bedingt Aussagen für den klinischen Alltag gewonnen werden,

da bei gerade mal nur 25,1% aller Fälle sowohl eine pathologisch erhöhte

Leukozytenzahl als auch ein pathologisch erhöhter CRP-Wert im Serum

nachgewiesen wurden (siehe Tabelle 8). Im Kollektiv von Yasar et al. sind es

sogar nur 14,0% aller Fälle (Yasar et al., 2012). Anders formuliert führt eine

geringradige Erhöhung des CRP-Wertes nicht automatisch zu einer Erhöhung der

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Leukozytenzahl über der Norm (siehe Abbildung 4). Anhand dieser Daten ist zu

erkennen, dass das Entzündungslabor bei der Spondylodiszitis ein Chamäleon

darstellt: jeder laborchemische Befund im Entzündungslabor ist möglich. Gerade

bei dem CRP-Wert sehen wir aus der Analyse der vorliegenden Daten, dass eine

große Spannweite möglich ist. Es ist sicherlich davon auszugehen, dass bei einer

starken CRP-Erhöhung bzw. Leukozytose von einer bereits schweren bzw. weit

fortgeschrittenen Spondylodiszitis zu sprechen ist. Tendenziell gilt: je akuter die

Entzündung abläuft, umso höher wird das Entzündungslabor ausfallen.

Schwieriger sind in diesem Zusammenhang die Spondylodiszitiden zu erkennen,

bei denen das Entzündungslabor blande ist (in diese Studie immerhin in 14,6%

aller Fälle). In diesen Fällen handelt es sich zumeist um chronische Verläufe.

Abschließend ist zu sagen, dass es keinen für die Spondylodiszitis spezifischen

Laborparameter gibt.

Nolla et al. berichten, dass in 98,4% ihrer Spondylodiszitisfälle ein unifokaler

Wirbelsäulenbefall vorlag (Nolla et al., 2002). Bei Carragee hingegen war in 90,1%

der Fälle nur ein Wirbelsäulensegment befallen (Carragee, 1997) und Renker et

al. hatten in ihrem Patientgut nur in 80,4% einen unifokalen, hingegen aber in

8,6% einen bifokalen und in 11,0% sogar einen multifokalen Wirbelsäulenbefall

(Renker et al., 2009). Im vorliegenden Patientengut lag in 93,0% der Fälle ein

unifokaler entzündlicher Befall der Wirbelsäule vor. Immerhin in 6,5% der Fälle

wurde eine bifokale Spondylodiszitis diagnostiziert, wobei die Infektherde an der

Wirbelsäule bei einigen Patienten weit voneinander entfernt auftraten (z.B. HWK

4/5 und LWK 4 – SWK 1). Weiterhin trat ein multifokaler Befall in unserem

Patientengut nur in einem Fall auf (0,5%). Daraus läßt sich folgendes ableiten: hat

der untersuchende Arzt einen Focus an der Wirbelsäule detektiert, darf er sich mit

diesem Ergebnis nicht zufrieden geben und muss folgerichtig die gesamte

Wirbelsäule untersuchen, um einen weiteren entzündlichen Befall auszuschließen.

Auch muss ein MRT der gesamten Wirbelsäule erfolgen.

Im Vergleich der Patienten mit unifokalem zu den Patienten mit multifokalem Befall

konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden werden, was zum Teil

möglicherweise auf die kleine Gruppengröße der Patienten mit multifokalem Befall

zurückzuführen ist. Die Patienten mit multifokalem Befall mussten sich jedoch

einer deutlich längeren antibiotischen Therapie unterziehen und präsentierten eine

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längere Krankenhausliegedauer. Für die beiden genannten Parameter wurden die

kleinsten p-Wert gefunden (p=0.052 und p=0.109). Darüber hinaus zeigte sich im

prozentualen Vergleich, dass Patienten mit multifokalem Befall deutlich häufiger

an neurologischen Beschwerden erkrankten (61,5% im Vergleich zu 42,4% in der

Gruppe der Patienten mit unifokalem Befall) und auch deutlich seltener eine

vollständige Genesung von diesen Beschwerden erfuhren (nur 12,5% im Vergleich

zu 45,8% in der Gruppe der Patienten mit unifokalem Befall).

Je mehr die pyogene Entzündung der Wirbelsäule fortschreitet, umso größer wird

auch die Ausdehnung des Befalls an der Wirbelsäule. In der vorliegenden Studie

war in 86,9% der Fälle ein Wirbelkörper mit der angrenzenden Bandscheibe

betroffen, in 10,9% der Fälle waren zum Zeitpunkt der Diagnose bereits zwei

Wirbelkörper mit ihren angrenzenden Bandscheiben befallen. Ein polysegmentaler

Befall stellt in diesem Patientengut eine Seltenheit dar (2,2%). Demgegenüber

stehen die Zahlen von Nolla et al., bei welchen in 95,0% der Fälle ein Wirbelkörper

mit der angrenzenden Bandscheibe betroffen war, aber nur in 5,0% der Fälle zum

Zeitpunkt der Diagnose bereits zwei oder mehrer Wirbelkörper mit ihren

angrenzenden Bandscheiben befallen waren (Nolla et al., 2002).

Die Spondylodiszitis lokalisierte sich in dieser Studie v.a. in der LWS (45,9%).

Rechnet man den Befall des thorakolumbalen und des lumbosakralen Übergangs

sowie die SWS hinzu, manifestierte sich die Spondylodiszitis in insgesamt 61,4%

der Fälle in diesen Bereichen. Der Befall der HWS und der oberen

Brustwirbelsäule kam in diesem Patientengut in nur ca. 10,0% der Fälle vor. Fazit

ist: Es konnte eine deutliche Zunahme der entzündeten Bereiche in Richtung der

unteren Wirbelsäulenabschnitte festgestellt werden. Die am häufigsten befallenen

Bereiche der Wirbelsäule waren die LWK 3-5. Diese Verteilung entspricht auch

den Ergebnissen verschiedenster Autoren (Butler et al., 2006; Colmenero et al.,

1997; Dimar et al., 2004; Ewald et al., 2009; Hadjipavlou et al., 2000; Nolla et al.,

2002; Renker et al., 2009).

Ein positiver Erregernachweis gelang bei 61,3% (n = 92) aller Patienten.

Insgesamt liegt die Erfolgsquote des Erregernachweises zwischen 49,0% und

82,0% (Akbar et al., 2011; Hopkinson et al., 2001; Klöckner et al., 2001; Lerner et

al., 2005). Die zur Verfügung stehenden Verfahren sind zu einem die CT-

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gesteuerte Punktion sowie die sonographisch gesteuerte Punktion. Letztere wird

selten angewandt und dient eher der Keimgewinnung aus größeren

Eiteransammlungen und wurde nur 3-mal angewandt. Die CT-gesteuerte Punktion

hingegen ist genauer und kann minimal-invasiv gezielt Proben gewinnen. Ihr

Nachteil ist, dass nur eine relativ geringe Gewebemenge gewonnen werden kann

und somit ein Erregernachweis seltener gelingt. Sie führte in diesem Patientengut

in der Hälfte der Fälle zu einem Erregernachweis. Demgegenüber steht die

intraoperative Abstrichentnahme, bei der sicherer große Gewebemengen

entnommen werden können und welche in dieser Studie in 65,3% zur

Identifizierung eines Keimes führte. Insgesamt stimmte in 63,0% der Fälle das

präoperative Ergebnis mit dem operativem Ergebnis überein.

Diese Zahlen belegen, dass die Identifizierung des Erregers ein schwieriges

Unterfangen darstellt und sehr oft nicht gelingt. Ursachen für einen negativen

mikrobiologischen Befund können die ungenaue Probenentnahme bei der CT-

gesteuerten Punktion, die Vorbehandlung mit Antibiotika, eine subakute oder

chronische Entzündungsform und die spontane Ausheilung bei nicht

immungeschwächten Patienten sein. Mit dem Hintergrundwissen, dass bei der

Spondylodiszitis in bis zu 76,3% der Fälle die Besiedlung der Wirbelsäule über

den hämatogenen Weg geschieht, müssen daher ergänzend alle

mikrobiologischen Ergebnisse von Probenentnahmen aus anderen

Infektionsquellen außer der Wirbelsäule, z.B. aus Blutkulturen oder osteoartikuläre

Abszessen, berücksichtigt werden. Der Erfolg einer positiven Blutkultur wird

zwischen 42,0% und 82,0% beziffert (Nolla et al., 2002). In dem vorliegenden

Patientengut stimmte in immerhin 23,1% der Fälle der mikrobiologische

Abstrichbefund mit dem extrapinal gewonnenen Befund überein. Da die

Spondylodiszitis nicht selten auch einen schleichenden chronischen oder

subakuten Verlauf präsentiert, ist es wichtig in der Anamnese genau nach – v.a.

auch lange zurückliegenden – durchgemachten Infektionen anderer

Körperregionen zu fragen. Falls vor Aufname in die behandelnde Klinik bereits

anderswo eine infektiöse Erkrankung behandelt wurde, müssen eventuell

vorhandene mikrobiologische Befunde eingeholt werden.

Um die Wertigkeit der CT-gesteuerten Punktion zu erhöhen, sollte diese so früh

wie möglich durchgeführt werden. Die intraoperative Abstrichentnahme dient zur

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Kontrolle des präoperativ durchgeführten Abstriches und zur Verlaufsbeurteilung.

Sie ist obligat, wann immer eine operative Maßnahme ergriffen wird.

Es konnte bei 92 Patienten (50,3%) Keime identifiziert werden. Es handelte sich in

der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (87,0%) um eine Infektion der Wirbelsäule

mit nur einem Keim. Allerdings konnten in 10,8% der Fälle zwei verschiedene

Keime isoliert werden. Infektionen mit mehr als zwei verschiedenen Keimen

stellen eine Rarität dar.

Insgesamt wurden in 79,4% der Fälle grampositive Kokken als Erreger

ausgemacht. Diese waren insbesondere Staphylococcus aureus (65,2%) und

Staphylococcus epidermidis (8,7%). Gramnegative Stäbchenbakterien waren in

18,5% der Fälle die auslösenden Bakterien, wobei es sich hier v.a. um Escherichia

coli (8,7%) und Pseudomonas aeruginosa (5,4%) handelte. Tuberkuloseereger

wurden in 5,4% der Fälle identifiziert. Es wurden keine Pilze oder Parasiten als

Erreger der Spondylodiszitis isoliert. Die häufigsten Erreger sind in Tabelle 11

aufgelistet. Das vorliegende Ergebnis deckt sich mit den Literaturdaten aus

Untersuchungen in den Industrieländern (Dimar et al., 2004; Ewald et al., 2009;

Hadjipavlou et al., 2000; Klöckner et al., 2001; Lerner et al., 2005; Renker et al.,

2009) und wird hier nun im Weiteren diskutiert.

Der dominierender Erreger der Spondylodiszitis ist Staphylococcus aureus und

wird in 32% bis 69% der Fälle nachgewiesen (Akbar et al., 2011; Butler et al.,

2006; Carragee, 1997; Colmenero et al., 1997; Eismont et al., 1983; Ewald et al.,

2009; Fieseler et al., 2001; Finsterer et al., 2003; Hadjipavlou et al., 2000;

Hopkinson et al., 2001; Lerner et al., 2005; Modic et al., 1985; Nolla et al., 2002;

Osenbach et al., 1990; Quiñones-Hinojosa et al., 2004; Ross und Fleming, 1976;

Sapico und Montgomerie, 1990; Woertgen et al., 2006). Auch in unserer Studie

war Staphylococcus aureus mit 65,2% der am häufigsten gefundene Keim. Im

Zuge der steigenden Inzidenz der MRSA-Infektionen in Krankenhäusern wird auch

von einem gehäuften Auftreten bei Spondylodiszitis-Patienten berichtet. Al-

Nammari et al. sprechen von einer signifikanten Mortalitätsrate von 38% innerhalb

der ersten 6 Monate (Al-Nammari et al., 2007) und auch die vorliegenden Daten

stützen diese Behauptung: in dem vorliegenden Patientengut konnte ein

signifikanter Unterschied bezüglich des Anteils an verstorbenen Patienten

gefunden werden. Der Anteil der Verstorbenen war bei den MRSA-Patienten

(50,0%) deutlich höher als bei den MSSA-Patienten (9,6%). Al-Nammari et al.

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empfehlen daher alle Spondylodiszitis-Patienten mit unklarem mikrobiologischem

Befund mit einer antibiotischen Therapie zu behandeln, die auch MRSA-Keime

erfaßt (Al-Nammari et al., 2007). Hadjipavlou et al. fanden bei 10,9% und Renker

et al. bei 11,6% aller Staphylococcus aureus Keime muliple Resistenzen

gegenüber Antibiotika (Hadjipavlou et al., 2000; Renker et al., 2009). Auch in

unserem Patientengut waren 10,0% aller Staphylococcus aureus Keime

multiresistent (n=6). Bei diesen 6 Patienten gingen aus den vorhandenen Daten

keine Gemeinsamkeiten hervor. Abgesehen von der Anzahl der Verstorbenen

konnten keine weiteren signifikanten Unterschiede im Vergleich zu den MSSA-

Patienten gefunden werden, was zum Teil möglicherweise auf die kleine

Gruppengröße der MRSA-Patienten zurückzuführen ist. Relativ kleine p-Werte

wurden bezüglich der Parameter „Alter“, „Anteil der Patienten mit

Abszessbildung“, „Anteil der Patienten mit vollständiger Behebung der

neurologischen Beschwerden nach Therapie“ und „Dauer der antibiotischen

Therapie gefunden“. Hier waren die MRSA-Patienten im Durchschnitt fast 10

Jahre älter und mindestens 55 Jahre alt. Bei keinem MRSA-Patient entwickelte

sich ein Abszeß. Zwar hatten in beiden Patientengruppen jeweils die Hälfte der

Patienten neurologische Ausfallerscheinungen zu Beginn der stationären

Aufnahme zu beklagen, allerdings konnten diese bei 32,1% der MSSA-Patienten

gebessert werden, wohingegen eine Besserung der Symptome bei keinem MRSA-

Patienten gelang. Dieser Unterschied läßt sich dadurch erklären, dass 3 der 6

MRSA-Patienten innerhalb von 3 bis 6 Wochen nach Beginn der Behandlung

verstarben und somit keine längerdauernde Antibiotikatherapie durchgeführt

werden konnte.

Insgesamt ist hier zu beachten, dass es sich um eine geringe Datenmenge

handelt, mit der nur bedingt Rückschlüsse auf eine größere Patientengruppe

gemacht werden können. Hier wären Studien mit größerer Patientenzahl

interessant. Nichts desto trotz geben auch die hier vorliegenden Daten genügend

Hinweise darauf, dass die Besiedlung der Wirbelsäule mit MRSA-Keimen die

Schwere der Infektion steigert und die Behandlung der Spondylodiszitis wesentlich

erschwert. Daher sollte ein generelles MRSA-Screening aller Spondylodiszitis-

Patienten aus Mund, Rachen und Nase bei Aufnahme erfolgen.

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Die tuberkulöse Infektion der Wirbelsäule repräsentiert ca. 1/3 aller

extrapulmonalen Lokalisationen (Müller et al., 2004) und 50% aller

Skeletttuberkulosen betreffen die Wirbelsäule (Buchelt et al., 1993; Tuli, 2002).

Mycobacterium tuberculosis stellt den häufigsten Erreger der spezifischen

Spondylodiszitis dar (Mückley et al., 2003). Im Zusammenhang mit der AIDS-

Epidemie und der erhöhten Inzidenz der Tuberkulose in den Industriestaaten wird

ein wieder vermehrtes Auftreten spezifischer Spondylodiszitiden diskutiert (Ewald

et al., 2009; Mückley et al., 2003; Müller et al., 2004; Tuli, 2002). Buchelt et al. und

Chang et al. führen in ihren Studien ein ausgeglichenes Verhältnis unspezifischer

zu tuberkulösen Spondylodiszitiden an (Buchelt et al., 1993; Chang et al., 2006).

In dem vorliegenden Patientengut war der Tuberkuloseerreger kein

prädominierender Keim. Auch Akbar et al. konnten in ihrer umfangreichen Arbeit

mit 221 Patienten keine Zunahme von Tuberkuloseerregern feststellen (Akbar et

al., 2011). Eine erneute Zunahme der spezifischen Spondylodizitis in unseren

Breitengraden kann mit den vorliegenen Daten somit nicht bestätigt werden.

Aufgrund der Zunahme stark immungeschwächter multimorbider älterer Patienten,

wie sie auch in dem hier aufgeführten Patientengut vorliegt, sollte eher mit einer

Zunahme der Besiedlung der Wirbelsäule mit gramnegativen Stäbchenbakterien,

v.a. aus der Familie der Enterobacteriaceae, gerechnet werden. Eine Infektion der

Wirbelsäule mit gramnegativen Bakterien ist allerdings bei Patienten, die jünger

als 50 Jahre alt sind, sehr selten. Diese Ergebnis wird durch die Aussagen von

Nolla et al. unterstützt (Nolla et al., 2002).

Wenn immer möglich erfolgt die chemotherapeutische Behandlung gezielt mit

einer intravenösen Antibiose nach Erregernachweis und Vorliegen des

Resistogramms. Da der Erregernachweis in bis zu ca. 40% der Fälle nicht gelingt

und akute Verläufe einer schnellen Intervention bedürfen, sollten unter

Berücksichtigung des hier aufgeführten Keimspektrums Cephalosporine der 2.

oder 3. Generation in Kombination mit Aminoglykosiden parenteral zugeführt

werden. Aufgrund der steigenden Inzidenz von MRSA-Keimen sollte bei

Verdachtsfällen (MRSA-Screening) und insbesondere bei Patienten, bei denen

bereits eine Besiedlung mit MRSA-Keimen in der Krankengeschichte vorlag, eine

MRSA-wirksame Antibiose, wie z.B. mit Vancomycin, Fosfomycin oder das neuere

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Linezolid, ergänzt werden. Bei Verdacht auf eine Tuberkuloseinfektion muss

entsprechend behandelt werden.

Bezüglich der Dauer der antibiotischen Therapie gibt es keine einheitlichen

Vorgaben. Butler et al. führen eine Antibiotikaeinnahme von 61,5 Tagen an (Butler

et al., 2006). Insgesamt betrug die durchschnittliche Dauer der

Antibiotikaeinnahme in diesem Patientenkollektiv 79,5 Tage (Median 67,0 Tage;

Spannweite 1 - 548 Tage). Sicherlich muss immer mit einer intravenösen

Antibiose aufgrund der meist besseren Bioverfügbarkeit begonnen werden. Der

Zeitraum sollte nicht 2 Wochen unterschreiten. Eine Fortführung der Antibiose per

os muss immmer für einen mehrwöchgen Zeitraum erfolgen, damit das Risiko für

chronische Verläufe minimiert wird.

Neurologische Ausfallerscheinungen entstehen durch Kompressionen des

Spinalkanals oder anderer nervaler Strukturen aufgrund von sich ausbreitenden

Abszessen oder aufgrund von Deformitäten der knöchernen Bestandteile der

Wirbelsäule im Rahmen des entzündlichen Prozeßes. Die Tatsache, dass im

gesamten Kollektiv 43,7% aller Patienten neurologische Defizite zu beklagen

hatten, zeigt, dass die Spondylodizitis mit einem hohen Risiko neurologischer

Folgeerkrankungen einhergeht. In der Literatur werden in diesem Zusammenhang

Zahlen zwischen 3,0% und 69,3% genannt (Abramovitz et al., 1986; Butler et al.,

2006; Ewald et al., 2009; Fieseler et al., 2001; Hadjipavlou et al., 2000; Hopkinson

et al., 2001; Jiménez-Mejías et al., 1999; Keil et al., 2005; Lerner et al., 2005;

Nolla et al., 2002). Die neurologischen Defizite konnten bis zum Zeitpunkt der

Entlassung in 57,5% der Fälle nicht vollständig behoben werden und 12,5% der

Patienten mit neurologischen Symptomen verstarben. Patienten mit

neurologischen Symptomen mussten signifikant häufiger operiert werden

(p<0,001), nahmen deutlich länger Antibiotika ein (p=0,014) und präsentierten

auch deutlich längere Krankenhausliegezeiten (p<0,001). Weiterhin präsentierten

Patienten mit neurologischen Ausfallerscheinungen einen signifikant höheren

Anstieg des CRP-Wertes im Blut (p=0.016). Der CRP-Wert lag im Durchschnitt bei

11,6 mg/dl.

Aufgrund der speziellen Anatomie der Hals- und oberen Brustwirbelsäule mit ihren

vaskulären und lymphatischen Bahnen sowie der direkten Beziehung zu wichtigen

anatomischen Strukturen, präsentieren diese Regionen bei einem entzündlichem

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Befall ein erhöhtes Risiko an Morbidität und Mortalität (Heyde et al., 2006). In der

vorliegenden Studie trat bei jedem zweiten Patient, der unter eine Spondylodizistis

der HWS bzw. der BWS (ohne thorako-lumbalen Übergang) leidete, ein

neurologischer Ausfall ein. Dabei gelang es nur bei 24,2% der Patienten, die einen

Befall der BWS hatten, eine vollständige Wiederherstellung der neurologischen

Funktionen zu erreichen. Alle Patienten, die einen neurologischen Ausfall im

Zusammenhang mit der Infektion der HWS hatten, mußten dauerhafte

Folgeschäden erleiden. Auch andere Daten in der Literatur belegen die erhöhte

Inzidenz neurologischer Komplikationen im Bereich der HWS und BWS (Eismont

et al., 1983; Hadjipavlou et al., 2000, Shousha und Boehm, 2012).

In Anbetracht dieser Daten stellt die beginnende oder bereits vorhandene

Neurologie einen absoluten Notfall dar. Es muss eine direkte Einweisung des

Patienten in eine Spezialklinik erfolgen, damit dort ein rasches Handeln

geschehen kann und so die Prognose für den Patienten verbessert wird.

Fast jeder dritte Patient (28,4%) bot eine Abszessformation im Bereich der

Wirbelsäule. In Patientenkollektiven anderer Autoren variiert der Anteil der

Patienten mit Abszessbildung von 41,6% - 73,6% (Butler et al., 2006; Nolla et al.,

2002; Renker et al., 2009). Ein erster Hinweis für eine Abszessbildung stellen die

Entzündungsparameter dar. Bezüglich des CRP-Wertes und der Leukozytenzahl

wurden signifikante Unterschiede im Vergleich zur Kontrollgruppe gefunden. Für

beide Größen zeigten die Patienten mit Abszessbildung höhere Mittelwerte als die

Patienten ohne Abszessbildung (CRP-Wert: 13,7 mg/dl, Leukozytenzahl: 11,1 x

109/l). Weiterhin führt ein Abszess an der Wirbelsäule zu einer erhöhten Rate an

operativen Interventionen (p=0,192). Gleichzeitig führen Abszesse im Allgemeinen

aber nicht signifikant häufiger zu neurologischen Ausfallerscheinungen. Auch

Nolla et al. treffen in ihrer umfangreichen Studie diese Aussage (Nolla et al.,

2002). Weiterhin haben Abszesse auch keinen Einfluß auf die Dauer der

antibiotischen Therapie oder der Krankenhausliegedauer. Eine Ausbreitung von

Abszessformationen per continuatem ist an der Wirbelsäule in alle Richtungen

möglich und führt in ein Drittel der Fälle zur Besiedlung des Intraspinalraumes mit

der erhöhten Gefahr neurologischer Komplikationen. Statistisch am häufigsten

sind Abszeßherde im Bereich des Musculus psoas major anzutreffen. Dies läßt

sich auch mit den Daten anderer Autoren belegen (Butler et al., 2006). Aufgrund

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der anatomischen Gegebenheiten im Bereich der HWS sind Abszeßherde in

dieser Region besonders gefürchtet. In dem vorliegenden Kollektiv wurde jede

zweite Spondylodizitis im Bereich der HWS von einer Abszeßformation im

umliegenden Gewebe begleitet. Im Kollektiv von Hadjipavlou et al. sind es sogar

90,0% der Spondylodizitiden in diesem Bereich (Hadjipavlou et al., 2000). Im

Allgemeinem gilt daher: Bei mildem Verlauf (milde Klinik, nur leicht erhöhtes

Entzündungslabor) ohne Anhalt für neurologische Symptomatik ist eine

konservative Therapie möglich. In allen anderen Fällen sollte eine rasche

operative Entlastung erfolgen, um die Gefahr weiterer Komplikationen zu

verringern.

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6. Zusammenfassung

Die Spondylodiszits ist eine seltene, aber zugleich gefährliche Erkrankung, die mit

einer hohen Morbidität und Mortalität einhergeht. Das Hauptproblem liegt in der

verspäteten Diagnosestellung. Bei Therapiebeginn haben daher die Mehrzahl der

Patienten bereits mit Folgeerscheinungen wie Wirbelsäulendeformitäten und

neurologische Ausfälle zu kämpfen.

Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 62,6 Jahren mit Altersgipfeln in den

7. und 8. Lebensjahrzehnten. Männer sind nur geringfügig häufiger betroffen als

Frauen. Die Spondylodiszitis betrifft in der Regel multimorbide ältere Patienten,

deren häufigste Co-Morbidität eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems ist und

bei denen klar definierbare Risikofaktoren eruierbar sind. Dabei spielt auch die

Immunsuppression eine große und wichtige Rolle. Der untersuchende Arzt sollte

bei klinischem Verdacht auf eine Wirbelsäulenentzündung gezielt nach folgenden

Erkrankungen und Zuständen fragen: Diabetes mellitus, Einnahme

immunsupprimierender Medikamente, immunsupprimierende Erkrankungen (v.a.

maligne Neoplasie), Z.n. durchgemachter Sepsis innerhalb der letzten 2 Jahre,

durchgemachte Traumata im Bereich der Wirbelsäule, Z.n. operativen Eingriffen

an der Wirbelsäule und Osteoporose. Es ist zu beachten, dass bei bis zu 20% der

Patienten Risikofaktoren fehlen können. In seltenen Fällen, v.a. bei jüngeren

Patienten, ist die Anamnese vollkommen unauffällig und erschwert somit die

Diagnosefindung (jeder fünfte Patient jünger als 50 Jahre hat keine Risikofaktoren

oder Begleiterkrankungen).

Bei Patienten jünger als 50 Jahre sind, abgesehen von den weiter oben

genannten Risikofaktoren, noch folgende wichtig: schwere Unfälle und Stürze mit

oder ohne Wirbelkörperfrakturen, Alkoholabusus, Nikotinabusus, Drogenabusus

und Hepatits B oder C sowie Niereninsuffizienz. Der Befall der Wirbelsäule bei

diesen Patienten ist meist unifokal und betrifft 3mal häufiger die HWS als bei

älteren Patienten.

Diabetes mellitus Patienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko an einer

Spondyldiszitis zu erkranken. Auch die Mortalität ist bei diesen Patienten erhöht.

Der Risikofaktor „Diabetes“ führt aber nicht zu einer längeren Behandlungsdauer

und steht nicht im Zusammenhang mit dem Risiko eines operativen Eingriffes.

Die Wirbelsäule kann sekundär auf hämatogenem Wege besiedelt werden. Hier

sind insbesondere urogenitale Infektionen als ursächliche Erregerquelle zu

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nennen. Aber auch die Prävalenz iatrogener Spondylodizitiden droht aufgrund

häufiger und aggressiver durchgeführter Eingriffe an der Wirbelsäule zu steigen.

Für die Diagnosestellung der Spondylodiszitis gibt es keinen spezifischen

Laborparameter. Der sensitivste Parameter ist der CRP-Wert im Serum

(Sensitivität von 84,2%). Die gemessene Körpertemperatur sowie auch die

Leukozytenzahl im Serum sind weitere wichtige Parameter, v.a. um den Verlauf

der Erkrankung zu beurteilen. Tendenziell gilt: je akuter die Entzündung abläuft,

umso höher wird das Entzündungslabor ausfallen. Bei einem blanden

Entzündungslabor ist an einen chronischen Verlauf zu denken.

Bezüglich der Verteilung der Spondylodiszitis ist auch an einem Befall zweier

unterschiedlicher Wirbelsäulenabschnitte zu denken. Patienten mit multifokalem

Befall drohen vermehrt neurologische Ausfallerscheinungen sowie eine längere

antibiotische Therapie und eine längere Krankenhausliegedauer. Daher muss im

Rahmen der Diagnostik die gesamte Wirbelsäule einbezogen werden. Die untere

Wirbelsäule stellt nach wie vor die am häufigsten befallene Region dar.

Eine Erregerdiagnostik muss aus allen potenziellen Erregerquellen erfolgen.

Präoperativ, und wenn der Patient konservativ behandelt wird, stellt die CT-

gesteuerte Punktion den Goldstandard da. Höhere Trefferquoten lassen sich mit

einem operativen Abstrich erzielen. Der häufigste ursächliche Keim ist

Staphylococcus aureus, welcher aufgrund der steigenden Zahl multipler

Resistenzen zunehmend Probleme bereitet. Zwar ist Mycobacterium tuberculosis

immmer noch ein häufig isolierter Keim, aber das wieder vermehrte Auftreten der

spezifischen Spondylodizitis ist in unseren Breitengrad nicht zu beobachten.

Eine besonders gefürchtete Komplikation der Spondylodiszitis sind neurologische

Ausfallerscheinungen, v.a. im Bereich der HWS. Neurologische Komplikationen

können bei mehr als der Hälfte der Patienten auftreten und bedeuten für den

Betroffenen schwerwiegende Konsequenzen. Daher stellt die beginnende oder

bereits vorhandene Neurologie einen absoluten Notfall dar und es muss eine

direkte Einweisung des Patienten in eine Spezialklinik zur weiteren Behandlung

erfolgen.

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Danksagung

Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Prof. Dr. med. Thomas Kälicke für die

Überlassung des Themas und die Betreuung der Arbeit bedanken.

Meinen engsten Freunden danke ich für ihre ständige Unterstützung.

Meiner Cathy gebührt ein ganz besonderer Dank, da sie immer an mich geglaubt

hat und auch immer für mich da war.

Und vor allem möchte ich mich bei meinen Eltern und meinem beiden

Geschwistern für das Glück sie zu haben bedanken.

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Lebenslauf

Name: Hilal, Ziad

Geburtsdatum: 23.12.1981

Geburtsort: Dortmund

Ausbildung

Seit 04/2012 Assistenzarzt Gynäkologische Praxis Dr. med. Yasmine Hilal,

Dortmund

09/2008 bis Assistenzarzt Frauenklinik Marien Hospital Witten,

03/2012 Leitung: Prof. Dr. med. W. Hatzmann

01/2008 bis Assistenzarzt Gynäkologische Praxis Dr. med. Yasmine Hilal,

08/2008 Dortmund

2001 bis 2007 Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum

2006 bis 2007 Dritter klinischer Studienabschnitt (Praktisches Jahr) im

Evangelischen Krankenhaus Herne

2005 bis 2006 Fortsetzen des Zweiten klinischen Studienabschnitts,

Ruhr-Universität Bochum

2004 bis 2005 Zweiter klinischer Studienabschnitt im Rahmen des

Sokrates/Erasmus Austausches an der Partneruniversität

Alcala de Henares, Madrid (Spanien)

2003 bis 2004 Zweiter klinischer Studienabschnitt, Ruhr-Universität Bochum

2001 bis 2003 Vorklinische Medizin, Ruhr-Universität Bochum

2001 Max-Planck-Gymnasium Dortmund, Allgemeine Hochschul-

reife