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S tellen Sie sich vor: Es ist ein son- niger Mittwochnachmittag Ende März. Sie stehen in der Tennishalle und erhaschen einen Blick auf den frühlingshaft blau- en Himmel. Sie haben gehört, dass es heute zum ersten Mal so richtig warm werden soll. Fast 20 Grad! Und vorges- tern hatte es nochmals heftig geschneit! Ach ja, da hatten Sie zu allem Unglück Ihr Auto auf schneeglatter Fahrbahn auch noch in den Graben gesetzt… Stopp, positiv bleiben! Zurück zum Frühling…Sie stellen sich vor, wie schön es jetzt doch wäre, mit Freunden im Biergarten zu relaxen, die Sonne zu spüren und ein kühles Bierchen zu trin- ken… Das Leben voll zu genießen! Ihre Gedanken werden jäh durch laute Stim- men unterbrochen. „Wie, wo, was? Bin ich gemeint?“ Blitzartig realisieren Sie: „Stimmt, es ist 16.00 Uhr. Die nächste Runde steht an!“ Nach vier Stunden Training auf dem Platz kommt Stunde fünf – Stunde fünf heißt Kevin, Luca, Fabian und Paul. Oh Der moderne Trainer als wirklicher Coach In der vergangenen Ausgabe stellten Bane Bradonic und sein Team den modernen Tennis- trainer vor. In dem Fol- gebeitrag erörtert das Autorenteam, wie Sie als Trainer mit welchem Spielertypen umzuge- hen haben. Die Autoren: Bane Bradonic ist Diplom- und A-Trainer beim Deutschen Tennis Bund (DTB) und Diplom Psychologe. [email protected] Claudia Lanz ist Diplom-Betriebswirtin (DH) und Diplom Coach (Swiss Coaching Organization). [email protected] Oliver Vogelhuber ist Diplom Psychologe und staatlich geprüfter Tennislehrer. [email protected] Weitere Informationen: www.ippsy.de | HINTERGRUND TennisSport | 2_2012 | 4 s_4_11:s_08_09.qxd 02.04.2012 15:59 Seite 2

s 08 09 Sport 2-2012.pdf · 2015. 10. 15. · [email protected] ClaudiaLanz istDiplom-Betriebswirtin (DH)undDiplomCoach(SwissCoaching Organization). [email protected] OliverVogelhuber

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Page 1: s 08 09 Sport 2-2012.pdf · 2015. 10. 15. · bane.bradonic@ippsy.de ClaudiaLanz istDiplom-Betriebswirtin (DH)undDiplomCoach(SwissCoaching Organization). claudia.lanz@ippsy.de OliverVogelhuber

Stellen Sie sich vor: Es ist ein son-niger MittwochnachmittagEnde März. Sie stehen in derTennishalle und erhaschen

einen Blick auf den frühlingshaft blau-en Himmel. Sie haben gehört, dass esheute zum ersten Mal so richtig warmwerden soll. Fast 20 Grad! Und vorges-tern hatte es nochmals heftig geschneit!Ach ja, da hatten Sie zu allem UnglückIhr Auto auf schneeglatter Fahrbahnauch noch in den Graben gesetzt…Stopp, positiv bleiben! Zurück zum

Frühling…Sie stellen sich vor, wie schönes jetzt doch wäre, mit Freunden imBiergarten zu relaxen, die Sonne zuspüren und ein kühles Bierchen zu trin-ken… Das Leben voll zu genießen! IhreGedankenwerden jäh durch laute Stim-men unterbrochen. „Wie, wo, was? Binich gemeint?“ Blitzartig realisieren Sie:„Stimmt, es ist 16.00 Uhr. Die nächsteRunde steht an!“Nach vier StundenTraining auf dem

Platz kommt Stunde fünf – Stunde fünfheißt Kevin, Luca, Fabian und Paul. Oh

Der moderne Trainerals wirklicher Coach

In der vergangenenAusgabe stellten BaneBradonic und sein Teamdenmodernen Tennis-trainer vor. In dem Fol-gebeitrag erörtert dasAutorenteam, wie Sieals Trainer mit welchemSpielertypen umzuge-hen haben.

Die Autoren: Bane Bradonic ist Diplom-und A-Trainer beim Deutschen TennisBund (DTB) und Diplom Psychologe.

[email protected]

Claudia Lanz ist Diplom-Betriebswirtin(DH) und Diplom Coach (Swiss CoachingOrganization). [email protected]

Oliver Vogelhuber ist Diplom Psychologeund staatlich geprüfter Tennislehrer.

[email protected]

Weitere Informationen: www.ippsy.de

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Schreck! Eigentlich sind dieJungs ja ganz nett, aberwirklich anstrengend! Kevingibt den Ton an. Er fühlt sichals Chef auf dem Platz, aberin Wirklichkeit bin das jaich! Ich muss den Jungenschon genau beobachtenund fest anpacken, sonstspurt der nicht. Er schafft esmanchmal wirklich, mich andie Grenzen meiner Geduldzu bringen. Dann ist da nochLuca: Luca hängt immer mitKevin zusammen. Dasmachtes schwierig. Der machtalles, was Kevin ihm sagt.Mit ihm alleine ist es super –na ja, vielleicht ist er ein biss-chen langsam und empfind-lich. Wen haben wir dennnoch? Ach ja, Fabian! Er istdas genaue Gegenteil vonKevin: ruhig, verschlossen,zurückgezogen – ein ganzStiller. Wenn ich ihm nichtdetaillierte Anweisungengebe, bewegt der sich über-haupt nicht. Ich glaube, erlebt in seiner eigenen Welt.Manchmal erwische ichmich, dass er aus meinerAufmerksamkeit einfachverschwindet. Selbst schuld!Er müsste halt etwas selbst-bewusster auftreten. Paul istunser Spaßvogel! Beim Bälleeinsammeln macht es ihmeinen Riesenspaß, die ande-ren „abzuschießen“ – ichschimpf dann schon ein biss-chen, aber unter uns – denfinde ich schon klasse. Mitdem wird’s nie langweilig.Nicht mal in Stunde fünf!„So, Jungs, ich freu mich,dass ihr da seid. Auf geht’s!“Sind Ihnen ein paar

Gedanken unseres „Muster-trainers“ – wir nennen ihnab jetzt Rudi – bekannt vor-gekommen? Haben Sie sichauch schon öfter einmalgefragt, warum Ihnen das

»Behandle andereMenschen so, wiesie es gerne habenmöchten.«| DIE „PLATINREGEL“

Urlaub der feinen Art: Spiel, Satz & Smile. Michael Stich ist unser ständiger Berater. Sie als unser Gast trainieren im Rahmen der Tennis-Camp-Wochen in vielen Clubs mit bekannten Größen. Obendrein gewinnen Sie bei den Senior Open wichtige LK-Punkte. So hat uns gerade eine führende Tenniszeitschrift zum Sieger der Kategorie „Bester Tennis-Reisever-anstalter“ gewählt. Doch nicht nur im Tennis sind wir stark. Ob am Meer oder in den beiden Bergclubs – auch anspruchsvolle Gäste wer-den mehr als zufrieden sein bei Aldiana. All Inclusive gilt in den Anlagen am Meer – Tennisplatzmiete inklusive, Halbpension „Plus“ in den Bergen. Jede Menge Sportmöglichkei-ten dazu, eine exzellente Küche, Abend-Shows und großartige Wellness-Oasen. Alles unter der Aldiana Genießer-Formel: „Jeder macht genau das, was er will“. Der Ideal-Urlaub also für nette Leute jeden Alters. Weitere Informationen in jedem guten Reisebüro und unter www.aldiana.de

Training mit einigen Schülern undSpielern enorm viel Spaß macht undmit anderen nicht? Warum Sie sich beimanchen Schülern selbst in Stunde 5motivieren können, voll bei der Sachezu sein, obwohl Sie bereits müde sindund keinen Ball mehr sehen können?Es bei anderen Schülern wiederum einKraftakt ist und sich bei Ihnen einfachkeine Freude einstellenwill, so sehr Siees auch versuchen und wenngleich Sienatürlich absolut professionell agieren?Mit diesem Artikel wollen wir hin-

ter die Mechanismen blicken, die inden oben beschriebenen Gedankenund Gefühlen unseres MustertrainersRudi liegen. Was hat beispielsweise diePersönlichkeit des Trainers mit seinerEinstellung zu Kevin, Luca, Fabian undPaul zu tun?Wirwollen Ihnen Impulsegeben, Sie zum Nachdenken anregenund Sie einladen, sich und Ihre Schülersowie das entsprechende Verhalten aufund neben dem Platz zu erkennen unddifferenzierter wahrzunehmen. Wirwollen Ihnen Ideen vermitteln, wie sieIhre Arbeit mit Spielern und Kundennoch erfolgreicher gestalten können,indem Sie flexibler, individueller undeinzigartiger agieren. Und übrigens…wer eine gute Menschenkenntnisbesitzt – also sich und andere versteht– hat immer eine exzellente Chance,sich einen Matchball zu erspielen. Jebewusster und intensiver Sie dieseFähigkeit trainieren, desto öfter wer-den Sie denMatchball auch verwerten.Punkt, Satz, Sieg!Kehren wir für einen Augenblick

zum ersten Abschnitt dieses Artikelszurück. Hand aufs Herz, was haben Siegedacht als Sie den Anfang gelesenhaben? Konnte Rudi Sie gedanklichmitin den Biergarten nehmen? Fühlten Siesich angesprochen? Oder dachten Sieeher nüchtern, was soll das denn?Unabhängig davon, welche TendenzIhre Reaktion auf den Text hatte, sagtes ganz grundsätzlich etwas über Sieund Ihre Persönlichkeit aus. Inwieferndas so ist, werden Sie imLaufe desArti-kels erfahren.In unserem letzten Beitrag „Der

moderne Tennistrainer“ (siehe Tennis-Sport, Nr. 1, Januar/Februar 2012)erläuterten wir, was die entscheiden-den Wettbewerbsvorteile sind, um imheutigen hart umkämpften Trainer-markt erfolgreich zu sein: zusätzlichzur fachlich-methodischen Kompe-tenz auch die soziale Kompetenz – ein-facher ausgedrückt: Fähigkeiten imzwischenmenschlichen Bereich. WirFo

to:Bradonic

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chend, eventuell sogar kontraproduk-tiv ist, was ist dann die Lösung? Wiewäre es, wenn wir die Goldene Regeldurch die Platin Regel ersetzen: „Be-handle andere so, wie sie behandeltwerden möchten!“Damitmeinenwir nicht, dass unpo-

puläre Trainingsmaßnahmen nichtdurchgesetzt werden sollten. Es istvielmehr die Frage, mit welchemKom-munikationsstil und mit welcher Hal-tung den unterschiedlichen Persön-lichkeitstypen die Aufgaben nahege-bracht werden, damit sie zielgerichtetausgeführt werden können.Wir sind derMeinung, dass die Pla-

tin Regel den eigentlichen Gedankender Goldenen Regel treffender wieder-gibt und somit in alltäglichen Situatio-nen, in denen Interaktion mit anderenMenschen stattfindet, sehr viel sinn-voller und nützlicher ist. Und an wel-chem unserer Tage sollte dies nicht derFall sein?Rudi muss es also schaffen, seine

Jungs typengerecht zu behandeln.Eben so, wie diese behandelt werdenmöchten, damit sie sich „abgeholt“fühlen. Im Folgenden werden die ein-zelnen Typen exemplarisch betrachtetund in den Einzelfokus gestellt – diejeweils anderen Spieler sind in dieTrainingsaufgaben natürlichmit einge-bunden. Es ist selbstverständlich, dassdie Zielrichtung in einer Gruppenstun-de immer eine „Vollbeschäftigung“aller Spieler ist.Kevin verhält sich eher dominant

im Training. Er will das Sagen habenund geht auch in Konkurrenz zu Rudi.Rudi muss ihm also Paroli bieten, ihmgleichzeitig aber auch etwas anbieten,wodurch Kevin seine Stärke zeigenkann. So wäre es z.B. schön für Kevin,in dieser Stunde eine Entscheidungtreffen zu dürfen: „Ok Kevin, am Endeder Stunde besprichst Du Dich mit denanderen und sagst mir, was ihr heuteals letzte Übung machen wollt!“Rudi nimmt Luca eher als einen

ruhigen, sensiblen Jungen wahr, der inder Gruppe ausgleichend auftritt. Aufihn muss sich Rudi besonders einstel-len. Bei Luca ist eine andere Kommuni-kation angebracht als bei Kevin, derkurze, prägnante Anweisungen braucht.Mit Luca sollte Rudi unbedingt ineinem ruhigen, gleichmäßigen Tonsprechen, keinen Druck aufbauen undihn den Weg zum Ziel eher selbst ent-wickeln lassen. Er braucht Zeit, überDinge nachzudenken. Ihm ist auch dieBeziehung zu Rudi und seinen Mit-

spielern sehr wichtig. „Luca, überlegebitte, wie Du es schaffen kannst, 20Bälle fehlerlos zwischenT- undGrund-linie zu spielen. Bespreche Dich auchgerne mit DeinenMitspielern!“Bei Fabian darf es Rudi unter kei-

nen Umständen passieren, dass er ihn„übersieht“. Dies kann jedoch schnellder Fall sein, da Rudi selbst anders„tickt“ und gerne imMittelpunkt steht.Fabian kennt unglaublich viele Details.So kennt er z.B. alle Maße des Tennis-platzes und kann auch Wettkampf-Ergebnisse der zurückliegenden Jahreexakt wiedergeben. Zu viel Aufmerk-samkeit ist ihm ein Gräuel. Was kannRudi nun tun, wie sollte er mit Fabiankommunizieren, damit dieser sichwohl fühlt? Das fällt Rudi wirklichnicht leicht, denn Rudi sieht das Großeund Ganze, Fabian die Details. „Fabian,bitte spiele die nächsten Bälle mit Paulmit einer Geschwindigkeit von Stufe 3,ca. 1,5Meter über das Netz in den Dop-pelfeldkorridor hinter die T-Linie.Wenn Ihr beide 20 Treffer „gelandet“habt, ist die Übung erfolgreichgeschafft. Wir werden es solangemachen, bis Ihr es geschafft habt!“.Kevin und Luca machen das Gleicheauf der anderen Seite. Für Rudi und dieanderen drei ist das ziemlich anstren-gend, für Fabian aber genau richtig! Erist hochmotiviert!Paul verhält sich generell locker

und ist offen für alles. Er hat immereinen witzigen Spruch auf Lager. Dasgefällt Rudi – er erkennt sich darinwie-der. Paul braucht die Bühne, er sonntsich dann in der ihm zuteilwerdendenAufmerksamkeit. Er ist ein Entertainer.Aber Vorsicht, wenn man Paul zu vielRaum gibt, kann es für alle schwierigwerden, denn er nimmt den anderendie Luft. Rudi sollte das wissen undimmer wieder aktiv gegensteuern:„Paul, 10 Minuten gehört der Platz Dir,tob Dich aus, mach Deine Show unddann ist wieder Schluss. Ich weißschon, dass Du am Liebsten die ganzeStunde Punkte ausspielen möchtest,das geht aber nicht! Einverstanden?“Wie wir gesehen haben, muss Rudi

mit seinen Jungs immer „hellwach“sein, indem er sich auf die Unter-schiedlichkeiten der Jungs einstellt,um letztlich allen gerecht zu werden.Mit einem Training von der Stange hatdies nichts mehr zu tun. Das macht füruns den „modernen“ Trainer mit Coa-chingkompetenz aus: Er stellt ganzgrundsätzlich erst einmal den Men-schen – seinen Kunden – in den Vor-

stellten die These auf, dass jeder (Ten-nis)Trainer bzw. jede Person, die ande-re Menschen lehrt und (wei-ter)entwickelt, seine eigene Identitätfinden muss. Dies in einem aktivenSelbstentwicklungsprozess, um einmoderner Dienstleister zu werden, dersowohl auf allen Trainings-, als auchauf allen anderen Interessensebenenvirtuos agieren kann. Erst dann ist einTrainer „befähigt“, sein eigenes Verhal-ten optimal zu steuern, sich selbst undsein Gegenüber zu erkennen und seineSchüler und Spieler personen- undtypengerecht zu betreuen. Ein Win-Win - für Sie und Ihre Kunden!

Warum ist Rudi gerade Paulso sympathisch?

Wenn wir die Erfahrung machen, dasses mit Menschen „Klick“ macht, dannsprechen wir oft davon, dass die „Che-mie“ stimmt oder dass wir zu dieserPerson einen „Draht“ haben. Was unsoft nicht klar ist: In vielen Fällen istdiese Person der Spiegel von uns selbst!Deshalb kommen wir gut mit ihr zu-recht. Für unseren sozialen und beruf-lichen Erfolg ist aber unsere Fähigkeitentscheidend, zu vielen verschiedenenArten von Menschen, also auch zuKevin, Luca und Fabian, eine Bezie-hung aufzubauen und aufrecht zuerhalten – eben unsere zwischen-menschlichen Fähigkeiten. Die land-läufige, sogenannte Goldene Regel„Behandle andere so, wie Du selbstbehandelt werden möchtest“, ist gutgedacht, führt aber in den wenigstenFällen zu Erfolg. Es könnte sogar sein,dass die Wirkung Ihrer Kommunikati-on und Ihres Handelns völlig andersaussieht als Sie beabsichtigt haben undgenau das Gegenteil eintritt. Stülpenwir anderen Menschen zwar unbe-wusst und in guter Absicht unser Den-ken, unsere Wahrnehmung und unsereGefühle über, kann dies zu verheeren-den Ergebnissen führen. Übernimmteine Person andererseits unreflektiertdie Erwartungshaltungen andererMenschen (z.B. von Eltern oder Trai-nern), verneint sie unter Umständenihre eigene Persönlichkeit. Dies kannzu erhöhtem Stress führen, der sich inForm von Entmutigung, fehlerhafterSelbsteinschätzung oder sogar vonStörungen im Immunsystem oderdepressiven Symptomen äußern kann.Wenn die Goldene Regel, der Sie

sowohl als Trainer als auch als Privat-person folgen, nicht erfolgsverspre-

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dergrund und gestaltet das Trainingentsprechend dessen Bedürfnissen.Im Sinne der Vollständigkeit wollen

wir noch darauf hinweisen, dass ineiner Gruppenstunde zusätzlich auchimmer gruppendynamische Prozesseablaufen, die wir an dieser Stelle abernicht betrachten, da dies sonst denRahmen unserer Veröffentlichungsprengen würde. Die Prozesse findenin unseren Workshops selbstverständ-lich Beachtung.

Die ippsy TennispyramideDie unterschiedlichen Aufgaben, dieRudi seinen Jungs gegeben hat, ent-sprechen deren Spielstil, Persönlich-keit, Temperament und Charakter.Rudis Zielwar es, dass sich die vier ent-sprechend ihrer persönlichen Präfe-renzen auf dem Platz verhalten undsomit ihre persönlichen Stärken einset-zen können – ganz unabhängig vonihren technisch-taktischen Fähigkei-ten. Durch diesen Ansatz spricht Rudibei den Jungs zwei grundlegendeAspekte menschlichen Handelns an:die Motivation (Wozu tue ich etwas?)und das natürliche Verhalten (Wie, aufwelche Art und Weise tue ich etwas?).

Und letztlich führt diese Methode zueinem fundamental wichtigen Aspektder Persönlichkeitsentwicklung, näm-lich der Stärkung des Selbstvertrauens(siehe Tabelle 1, Seite 8).Und was ist mit Rudi? Für ihn ist es

natürlich eine große Herausforderung,sich auf jeden einzelnen seiner Schülereinzulassen und seine eigene Persön-lichkeit in den Hintergrund zu stellen.Aber er ist ein „moderner Trainer“ undweiß, dass das Wohlbefinden und derSpaß seiner Schüler von seinen Fähig-keiten abhängen, mit ihnen eine Bezie-hung aufzubauen. Letztlich eine Leis-tung, die ihm in seiner Arbeit wiederzugutekommt: Auch er hat mehr Freu-de, wenn die Stimmung in der Gruppegut ist, was seine Selbstmotivation undsomit die Qualität seiner Arbeit stei-gert. Zudem ist es für ihn auch eineBereicherung, nicht nur fachkompe-tent, sondern methodisch, didaktisch,kommunikativ und menschlich profes-sionell agieren zu können. Die Schülerkommen gerne zu ihm.Das spricht sichrum. Er ist gefragt!Heutzutage ist es immer noch häu-

fig so, dass Trainer ihr Training unterfolgenden Aspekten durchführen:

- „TheoretischeWahrheiten“- Persönliche Präferenzen des Trainers- Erfahrungen und bisherige Erfolgsre-zepte des Trainers- Generelles Motivationsniveau desTrainers- StatistikenDiese Aspekte mögen zwar auch

funktionieren, jedoch sind wir davonüberzeugt, dass die alten Rezepte allei-ne im heutigen Markt nicht mehr grei-fen. Nicht nur im Sportbereich, auch inden Unternehmen findet aktuell einWandel statt. Die Ansprüche anFührungskräfte sind vielfältiger ge-worden. Die fachliche Kompetenzalleine reicht nicht mehr aus. Gefragtsind Führungskräfte mit einer hohensozialen und persönlichen Kompetenz.Um diesen Ansprüchen gerecht zuwerden, gehen viele erfolgreicheFührungskräfte von heute durch einenbegleiteten Selbstentwicklungspro-zess, um dann in der Praxis zu trainie-ren, zu trainieren und nochmals zutrainieren.Die „ippsy Tennispyramide“ veran-

schaulicht die verschiedenen Stufeneines ganzheitlichen Trainingsaufbaus.Entscheidend ist, die einzelnen Kom-

The competition doesn’tknow me. One day

they’ll wish it stayedthat way.

Future champions are made one game at a time.So at Prince we’re constantly creating innovationslike our EXO3 technology — to give players everyadvantage they can get. See how Jordan Daigle ismaking his mark at princewhosnext.com.

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ponenten, die für ein Training bzw. fürdie Entwicklung eines erfolgreichenSpielers notwendig sind, nicht unab-hängig voneinander zu betrachten,sondern sie in ein gesamthaftes Systemzu integrieren. Eine Ebene greift in dieandere – wird eine davon vernachläs-sigt/ignoriert, entsteht eine Lücke, diedie Qualität der Entwicklung und somitder Leistung maßgeblich beeinflusst.Die Pyramide zeigt außerdem, dass

der Spielertyp mit seinem spezifischenVerhalten die Basis aller weiteren Ent-wicklungsstufen darstellt. Was verste-hen wir unter spezifischem Verhalten?Verhalten ist die Art undWeise wie wirhandeln, sogenannte Verhaltenswei-sen. Was wir auf und neben dem Ten-nisplatz tun, kann beobachtet werdenund prägt unseren Verhaltensstil, indem sich sichtbare Muster wiederspie-geln. Wir können den VerhaltensstilvonMenschen identifizieren, indemwirdiese sichtbaren Muster, Äußerungen,verwendete Wortwahl, Körperspracheund Tonfall bewusst beobachten.

Wir besitzen auch Verhaltenspräfe-renzen – offensichtliche Vorliebeneines Menschen für die „innere“ oder„äußere“ Welt. Orientiert sich bei-spielsweise ein Tennisspieler in seinemDenken, Fühlen und Handeln an deräußeren Welt, so gibt ihm das Spielenvor Zuschauern enorm viel Energie. Erist eher der extravertierte Spielertyp.Ein introvertierter Spieler bezieht sichhingegen mehr auf sein Innenlebenund ist z.B. durch die freundschaftlichenge Beziehung zu seinem Trainermotiviert. Ferner zeigen sich die Präfe-renzen auch in der Artwiewir dieWeltwahrnehmen: Denken, Fühlen, Emp-finden und Intuition. Ein intuitiverSpieler überlegt nicht lange, wenn ereine neue Technik erlernen soll – ererfasst das Gesamtbild und führt aus.Ein Spieler mit der Präferenz „Den-ken“ versucht die Technik zuerst zuverstehen, zu analysieren und setztdann um. Keine der Präferenzen istbesser oder schlechter. Jeder Menschbesitzt einen gewissen Anteil von allen.

Der Verhaltensstil und die Präfe-renzen beeinflussen natürlich auch dienächsten Ebenen. Und genau deshalbist die Identifikation, dasWahrnehmendes Schülers als Mensch so ungemeinwichtig für ein effizientes, erfolgrei-ches Training. Empowerment pur!Dies wird am Beispiel Paul nochmalsverdeutlicht (siehe Tabelle 2, Seite 9).

Spielertypen erkennenDie Frage, die sich jetzt stellt, ist: Wiekann ich meine Menschenkenntnisverbessern, um somit ein spielertypen-gerechtes Trainingskonzept zu ent-wickeln? Die wichtigste Voraussetzunghierfür ist, dass Sie bereit sind zu ler-nen. In einemersten Schritt erst einmalüber sich selbst zu lernen, denn Men-schenkenntnis fängt bei der eigenenPerson an. Durch das Aneignen dieserFähigkeiten, haben Sie dieMöglichkeit,Ihr Verhalten und Ihren Kommunika-tionsstil in gewissen Situationen be-wusst zu ändern, weil Sie wissen, wasbei Ihrem Gesprächspartner ankommt.

Überlegen Sie sich doch einmalwelcher Spielertyp Sie selbst tenden-ziell sind?- Macht es Ihnen Spaß, auf dem Platzdie Aufmerksamkeit auf sich zu zie-hen?- Spielen Sie lieber auf dem „CenterCourt“ oder auf einem Nebenplatz?- Wollen sie immer und unter allenUmständen gewinnen?- Haben Sie häufig Auseinandersetzun-gen mit Ihren Gegnern?- Diskutieren Sie vielfach über ver-meintliche „Fehlentscheidungen“?- Spielen Sie lieber Einzel oderDoppel?- Lesen Sie gerne Fachliteratur, umIhre Technik zu verbessern?- Können sie sich an Matchergebnisseund Ranglistenpositionen erinnern?- Ist die Leistung oder das geselligeZusammensein wichtig?

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Kevin Luca Fabian Paul

Wozu?

Durch die typen-gerechte Aufgabe...

...erhält er Verantwor-tung und ein Ziel, daser erreichen soll.

...kann er eine Bezie-hung zu den anderenherstellen und istbeliebt.

...kann er korrekt undüberlegt, unabhängigvon den anderen agie-ren.

...erhält er Freiraumund die Bewunderungder anderen.

Wie?

Er löst die Aufgabe,indem er...

...sich die letzte Übungüberlegt und den ande-ren dann seinen Ent-schluss mitteilt.

...das Risiko abwägtund die anderen umRat fragt.

...in Ruhe alles durch-denkt und mit einemgenauen Plan die Auf-gabe löst.

...sich spontan was ein-fallen lässt, um dieanderen zu unterhal-ten.

Was?

Er gewinnt an Selbst-vertrauen durch...

...Kontrolle und Aktion. ...Beziehung und genü-gend Zeit.

...Vorbereitung undGenauigkeit

...Status und Applaus.

| HINTERGRUND

Abb. 1: „ippsy Tennispyramide“

Tabelle 1: Konzept eines typgerechten ganzheitlichen Trainings.

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Kommen wir auf unser Beispielzurück. Welcher Persönlichkeitstyp istRudi? Er liebt die Aufmerksamkeit, hatden Blick fürs Ganze, Details interes-sieren ihn nicht, Paul findet er gut, erlacht viel, feiert Siege überschwäng-lich, Auseinandersetzung geht er ausdem Weg, hat immer kreative Lösun-gen und Vorschläge, kann begeistern…Und? Denken Sie, er könnte dem

„enthusiastischen Kreativspieler“ ent-sprechen? Ja? Wir auch!

Insights Potenzial AnalysenUnser Verhalten wird durch unserTemperament gesteuert und äußertsich in der Art und Weise wie wir dieDinge angehen. Verhalten ist bei denMDI® Potenzial Analysen in Form vonvier Quadranten (Präferenzen nach C.

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G. Jung) dargestellt. Jeder dieser Qua-dranten ist mit einer bestimmten Farbebelegt und beschreibt ein Verhaltens-muster, sprich wie wir mit Herausfor-derungen, Menschen, Strukturen undRegeln umgehen: vom ExtravertiertenDenker (Rot) über den ExtravertiertenFühler (Gelb) bis hin zum Introvertier-ten Fühler (Grün) und IntrovertiertenDenker (Blau). Bei jedem Menschenfinden sich alle vier Tendenzen, abermeist dominiert ein einziges Verhal-tensmuster.Die von Insights MDI® gelieferten

Informationen sind nicht Selbstzweck.Sie sollen Ihnen dabei behilflich sein,Ihr Verhalten so zu steuern, dass SieIhre Ziele unter den verschiedenstenBedingungen erreichen können. Dieskann geschehen, indem Sie sich entwe-

der in bestimmte „zu Ihnen passende“Situationen hineinbegeben (z.B. nurEinzeltraining mit Kindern), oderindem Sie sich Fähigkeiten und Res-sourcen aneignen, die Ihnen das erfolg-reiche Bewältigen von bisher schwieri-gen Anforderungen erlauben (z.B.Gruppenunterricht mit vier pubertie-renden Jungs), oder indem sie IhreDienstleistung so umgestalten, dass esIhrer Persönlichkeit entspricht (z.B.ausschließlich Leistungstraining). Insi-ghts MDI® erfasst den IST-Zustand,wobei im Anschluss durch Beratung,Coaching und/oder Training das SOLLdefiniert wird und durch entsprechen-de Optimierungsprozesse an der Ziel-erreichung gearbeitet wird. Dies leistetdas Institut für Positive Psychologiemit seinenWorkshops und Trainings.

Abb. 2: Die vier Spielertypen Abb. 3: Quadrantensystem des menschlichen Verhaltens

Spielertyp Druckvoller Spieler mit unkonventionellen Aktionen, bevorzugt Offensivschläge, setzt Service undVolley oft als Waffen ein, genießt die Bühne, braucht Freiheit, sehr spiel- und matchorientiert, kannseine Trainingskollegen mitreißen, monotone Technikübungen wie z.B. isoliertes Schlagtraining sindihm zuwider, zeigt gerne „Zauberschläge“, steht auf Action – es muss „knallen“!

Fähigkeiten ▪ Koordinativ: gute „Hand“, schnelle und druckvolle Schläge, flexibel▪ Physisch: athletisch, schnellkräftig, spritzig, bewegt sich in der Vorwärtsbewegung besser als inder Seitwärtsbewegung

▪ Mental: braucht die Leidenschaft im Spiel, kann schnell den Fokus verlieren, ungeduldig,unter Druck angreifbar, ausdauernd, unberechenbar

Strategie & Taktik Auf schnelle Punkte und Winner aus, kurze Ballwechsel, mag beispielsweise keine langenGrundlinienduelle, geht hohes Risiko ein

Antrieb Braucht Zuschauer und Bewunderer, Status und Applaus (extrinsisch motiviert)

Trainingsziel(e) ▪ Ziel 1: druckvolles Spiel unter variierenden Bedingungen▪ Ziel 2: Konzentration: „Geduldübungen“ immer wieder einbauen

Umfeld Bedarf einer Umfeldanalyse, um herauszufinden, wie sich die Interessen verteilen: Mit wem kommtPaul gut zurecht? Mit wem weniger? Wer raubt ihm Energie und wer gibt ihm Energie? Von wemmöchte er bewundert werden?

Tabelle 2: Spielertyp erkennen nach der ipssy Tennispyramide.

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selbst gehen! Schauen wir hierzunochmals Rudi und Paul an. Beide sind„gelbe“ Persönlichkeiten – das ist Rudijetzt bewusst und er kann sich entspre-chend darauf einstellen:

Was nützt dem Trainer einebessereMenschenkenntnis?

Um zwischen der Trainer- und Coach-Rolle virtuos wechseln zu können,bedarf es neben dem Wissen und dergekonnten Anwendung der unter-schiedlichen Methoden und Tools,auch der bewussten Auseinanderset-zungmit sich, seinemVerhalten, seinerEinstellung und vor allem seinerWahr-nehmung in Bezug auf sich und dieUmwelt (z.B. Selbst- und Fremdbild).Der „moderne“ Trainer hat den Mut,sich mit diesen Themen auseinander-zusetzen, sie zu trainieren, Erkenntnis-se zu gewinnen und dann fit genug zusein, um sie erfolgsversprechend in derArbeit mit Menschen anzuwenden.Er arbeitet ganzheitlich, sprich, er

berücksichtig neben all den sportlichenund technischen Elementen auch diesogenannten „Soft Skills“, die er so-wohl in sein generelles, theoretischesTrainingskonzept, als auch in die Um-setzung auf dem Platz integriert. Nichtzu vergessen sind natürlich die Vortei-le, die sich außerhalb des Trainings inder Zusammenarbeit mit Schülern,Eltern, Verbänden und sonstigen Inter-essensgruppen ergeben. Der „moder-ne“ Trainer mit Menschenkenntnis…...erkennt Stärken bei sich und bei

| HINTERGRUND

VomTrainer zum „wirklichenCoach“Die unterste Ebene der „ippsy Tennis-pyramide“ postuliert den Ansatz, dassein Trainer, der seine Arbeit auf denMenschen bzw. den Spielertyp ausrich-tet, nicht nur als Trainer, sondern auchals Coach agiert.Wasmacht denUnter-schied aus?Ein Trainer wird dadurch zum

Coach, dass ihn nicht nur das „körper-liche“ Wohl und das tennisspezifische,sportlicheKönnen des Spielers interes-sieren, sondern auch dessen persönli-che Entwicklung. Der moderne Trai-ner ist bestrebt, seine Spieler dabei zuunterstützen, das Beste in ihnen zurEntfaltung zu bringen. Er handelt stär-ken- und ressourcen- anstatt defizitori-entiert. Hierzu nutzt er andere Metho-den als im klassischen Training,hauptsächlich in der Kommunikation,nimmt eine andere Haltung ein undunterzieht vor allem auch sich selbsteiner laufendenWeiterentwicklung. Erwird zum „Selbstentwickler“.Der Trainer der neuen Generation

verfügt über Wissen und Erfahrung,weil er sich schon rechtzeitig mit dernotwendigenMaterie befasst hat. Er istnicht „besser“ als die Menschen, die erbetreut, sondern eines seiner grundle-genden Credos ist, dass er auf Augen-höhe kommuniziert. Seine Haltung ist,dass er Menschen in einem Prozessbegleitet, an dessen Ende das individu-elle, hauptsächlich sportliche Ziel desSpielers (Kunden) steht. Hierbei nutzter sein fachliches Know-how, seineErfahrung und seine stetig wachsendeMethoden- und Toolbox im zwi-schenmenschlichen Bereich, um Leis-tungsverbesserungen herbeizuführen.Dies immer unter Berücksichtigungder Bedürfnisse der einzelnen Schüler.In den Situationen, in denen der

Trainer als Coach agiert, stellt er ziel-führende Fragen, statt Anweisungen zugeben. Er lässt den Schüler die Lösungselbst entwickeln, wodurch sich dieserviel mehr mit den zur Verbesserungerforderlichen Maßnahmen identifi-zieren kann. Dies steigert letztlich dieMotivation und das Selbstvertrauen indie eigene Handlungskompetenz. Inder Tätigkeit als moderner Trainer und„wirklicher“ Coach geht es immer wie-der darum, imGespräch neueMöglich-keiten, Verbesserungsschritte undLösungen zu finden. Ein solcher(Erfolgs-)Coach vermittelt grundle-gende Einsichten, gibt entscheidendeImpulse und weist neue Wege auf. Erlässt den Schüler die einzelnen Schritte

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anderen und übt eine Tätigkeit aus, diezu seinen Stärken passt (Bsp: „Viel-leicht eigne ich mich wirklich nicht fürKindertraining. Irgendwie entzieht esmir Energie.Wenn ichmit ambitionier-ten, jungen Erwachsenen arbeite, binich in meinem Element!“)...kann effektiver kommunizieren,indem er eine gemeinsame Sprachespricht und somit eine positive Wir-kung beim Schüler erzielt....besitzt einen schnelleren Zugang zuSchülern und kann somit sein Tennis-fachwissen so darstellen, dass sichjeder angesprochen fühlt....besitzt Selbsterkenntnis, denn erkennt die eigene Wirkung auf andereund versteht, warum andere so oder soauf ihn reagieren....ist fähig, Energiemanagement zubetreiben, um weniger Energieverlust,weniger Frust, weniger Enttäuschun-gen im Umgang mit Spielern, Kundenund anderen Interessengruppen (z.B.Eltern, Funktionären) zu haben....kann Vertrauen herstellen und bautsomit langfristige und tragfähige Bezie-hungen auf – der Erfolgsfaktor!

Toolbox für „moderne“Trainer„Blassieweg!“UmIhrepersönlicheWahrnehmungzutrainieren und herauszufinden, mitwelchen Verhaltens- bzw. Spielerty-penSieesaufdemPlatzzutunhaben,probieren Sie doch einfachmal folgen-deÜbung: Bauen sie aus leerenBalldo-sen eine drei- oder vierstöckige Pyra-mide auf dem T auf. Dann geben Siedie folgende Anweisung und zwarexakt so: „Blast die Pyramide weg!“Anschließend warten Sie die Reaktio-nen ab. Der „Gelbe“ fragt nicht,beginnt sofort mit dem Schießen. Der„Rote“ sagt: „Halt, ich mach als erster,Ihr wartet!“ Der „Grüne“ braucht Zeit,ist etwas orientierungslos und beob-achtet die anderen. Und der „Blaue“fragtnach,vonwoaus,wievieleVersu-che er hat und ob alle Dosen gleichzei-tig fallenmüssen!

„DerProfi“ (sieheTabelle3)Haben Sie Ihre Wahrnehmung bereitsein bisschen trainiert?DanngehenSieauf den nächsten Level und probierenSie die „DO’S“ und „DON’TS“ der Kom-munikationmit den vier Verhaltensty-penaus!

„Paul, jetzt hast Du zehn Minuten Gasgegeben,warcooloder?“Paul ganz außer Atem: „Ja, das war spit-ze! Können wir nur noch ein paar Minu-tensoweitermachen?Bitte!“„Sorry, das ist genug. Du warst wirklichtoll. Ich habe selten jemanden gesehen,der so viel Gas gibt und immer noch dieKugeldorthinspielt,wosiehinsoll!“„Stimmt,Trainer,daswarWahnsinn!“„Und die anderen haben auch ge-staunt!“„Prima,danke!“„Ok, und jetzt schaltest Du einen Gangzurück und spielst Fabian die Bälle mitmittlerer Geschwindigkeit zu, damit erindenSchlagkommt.Ok?“„Na klar, das mach ich, und nächstesMalwiedersoeinegeileÜbung,oder?“„Klar, Paul,machenwir. Undnun spielstDu mit Fabian und überlege Dir malkurz, wie Du spielen solltest, damit ihmdasTrainingauchSpaßmacht!“

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Page 8: s 08 09 Sport 2-2012.pdf · 2015. 10. 15. · bane.bradonic@ippsy.de ClaudiaLanz istDiplom-Betriebswirtin (DH)undDiplomCoach(SwissCoaching Organization). claudia.lanz@ippsy.de OliverVogelhuber

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DO’s DON’Ts

ROT ▪ Sprechen Sie ihn direkt an.▪ Geben Sie kurze, prägnante Trainingsanweisungen.▪ Antworten Sie auf Fragen direkt und prägnant.▪ Sagen Sie, WAS getan werden soll, nicht WARUM.▪ Lassen Sie ihn um Punkte spielen.

▪ Geben Sie ihm im Training Herausforderungen.

▪ Halten Sie Abstand.▪ Zeigen Sie ihm, dass er einzigartig ist.

▪ Benutzen Sie keine zu „blumige“ Sprache.▪ Vermeiden Sie zu lange Ansprachen.▪ Üben Sie keine permanente Kritik.▪ Vermitteln Sie keine Unentschlossenheit.▪ Er blockiert bei einer problemorientierten Einstellung.▪ Seien Sie nicht übertrieben freundlich und schwatzhaft.▪ Beschreiben Sie Dinge nicht zu detailorientiert.

GELB ▪ Unterstreichen Sie das Neue, das Besondere, dasAußergewöhnliche am Training.

▪ Seien Sie offen, freundlich und herzlich.▪ Zeigen Sie Begeisterung.▪ Hören Sie aufmerksam zu.

▪ Investieren Sie die nötige Zeit, eine Beziehungaufzubauen.

▪ Begrüßen und verabschieden Sie ihn herzlich.▪ Geben Sie ihm eine „Bühne“.

▪ Stellen Sie den Spaß in den Vordergrund.

▪ Sie wollen das Gespräch beherrschen und gehen nichtauf ihn ein.

▪ Sie sprechen permanent und ohne Pausen.▪ Sie weisen seine spontanen Ideen und Vorschlägezurück.

▪ Sie kommunizieren kurz angebunden, rein sachlich undgeben nichts von sich preis.

▪ Sie räumen der Disziplin einen hohen Stellenwert ein.▪ Vermitteln Sie keine Angespanntheit.

GRÜN ▪ Sprechen Sie in der „Wir-Form“.▪ Zeigen Sie Geduld, wenn Sie die Ziele des Trainingserklären.

▪ Betonen Sie, wie Sie gemeinsam Schritt für Schrittzum Ziel gelangen.

▪ Sprechen Sie über Gefühle und Beziehungen.▪ Strahlen Sie Wärme aus.▪ Seien Sie aufrichtig und ehrlich.▪ Hören Sie aufmerksam zu.

▪ Sprechen Sie leise und entspannt.

▪ Vermeiden Sie, zu forsch und zu direkt zu sein.▪ Geben Sie nicht zu schnell Gas.▪ Lassen Sie die Details aus.▪ Seien Sie nicht laut und dominant.▪ Machen Sie sich nicht über andere lustig.▪ Vermeiden Sie, zu wenig räumlichen Abstand zu halten.▪ Wenden Sie den Blick nicht ab.▪ Machen Sie keine übertriebenen, ausufernden Gesten.

BLAU ▪ Geben Sie viele technische Details.▪ Seien Sie in Ihrer Sprache immer klar und logisch.▪ Klären Sie Probleme gründlich und ausgiebig.▪ Nehmen Sie die Person ernst.▪ Seien Sie auf dem Platz bestens organisiert.

▪ Halten Sie direkten Augenkontakt.▪ Sprechen Sie ruhig und sachlich.▪ Führen Sie Übungen durch, bei denen er das Risikoabschätzen kann.

▪ Zeigen Sie fachliche Kompetenz, indem Sie beispiels-weise Fakten nennen oder auf Analysen verweisen.

▪ Nachlässig sein, vor allem, wenn es darum geht, seineFragen zu beantworten.

▪ Beenden Sie nicht zu schnell ein Gespräch.▪ Verletzen Sie nicht den körperlichen „Sicherheitsab-stand“ und kommen Sie ihm nicht zu nahe, bevor Sie ihngut kennen (z. B. über Privates sprechen).

▪ Sprechen Sie nicht laut und treten Sie nicht aggressiv-dominant auf.

▪ Kommen Sie nicht zu spät und beenden Sie das Trainingnicht zu früh.

▪ Überfordern Sie ihn nicht mit laufenden Herausforder-ungen und Neuem.

Tabelle 3: „Do’s“ und „Don’ts“ derKommunikation

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