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ONLINEDOSSIER Fachartikel

Schlagfertigkeit borbonus

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ONLINE‐DOSSIERFachartikel

 

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Ich habe 10 Gebote. Neun davon lauten:

Du sollst nicht langweilen!

(Billy Wilder, René Borbonus)

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Rhetorik und Souveränität .

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Die Macht des Entrees  

Betritt ein Redner die Bühne, entscheiden die ersten Momente darüber, ob das 

Publikum  aufmerksam  oder  im Wachschlaf  der  Rede  folgen  wird. Wer  hier 

seinen  Einsatz  verpasst,  verliert die Aufmerksamkeit des Publikums noch  vor 

dem  zweiten Halbsatz. Wer  es  hingegen  versteht,  sich  schnell  als  Redner  zu 

positionieren,  dem  man  gerne  zuhört,  wer  mindestens  glauben  macht,  die 

anstehende Rede werde mehr  sein als viel Lärm um nichts, hat das  Interesse 

schnell geweckt und mit ihm ein ganzes Publikum. 

Lernen Sie die Macht des Entrees kennen und für Ihren persönlichen Auftritt zu 

nutzen…  

 

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Die Macht des EntreesDer außergewöhnliche Redeeinstieg

„Der erste Eindruck prägt, der letzte bleibt.“Wenn wir mit einer Rede unser Publikum bewegenund vielleicht sogar begeistern wollen, brauchenwir die volle Aufmerksamkeit unserer Zuhörer – ambesten von Anfang an. Ein spannender undstimulierender Einstieg ist hierfür das optimaleMittel. Monotone und schon oft gehörte Floskelnsind hier jedoch völlig ungeeignet. „Ich freuemich, dass Sie so zahlreich erschienen sind...“ –damit werden Sie sicher niemanden in IhrenBann ziehen. Der Zuhörer wird Ihnen nur dannseine ganze Aufmerksamkeit schenken, wenn ersich nicht schon von vornherein langweilt.

Vermutlich haben auch Sie schon vom Phänomendes ersten Eindrucks (Primacy-Effect) gehört. Diebesondere Bedeutung des ersten Eindrucks zeigtbereits die Vielzahl der entsprechenden Zitatezum Thema: „Für den ersten Eindruck gibt eskeine zweite Chance.“ – „Der erste Eindruck istder beste.“ usw. In der Psychologie gilt es alsbewiesen, dass schon ein kurzer Augenblickgenügt (also Sekunden oder sogar Sekunden-bruchteile), um einen ersten Eindruck vom Gegen-über zu erhalten. Das so entstandene Bild wirddurch die so genannte „sich selbst erfüllendeProphezeiung“ noch verstärkt und manifestiert.Wird der erste Eindruck verpatzt, lässt sich dasnegativ eingeprägte Bild später nur schwerlichwieder korrigieren.

Und warum sollte das nun ausgerechnet in einerRedesituation anders sein? Natürlich gilt dieMacht des ersten Eindrucks auch hier, dieser ent-steht durch die gesamte Atmosphäre vor Beginneiner Rede und bereits mit Ihren ersten Worten.

Wenn der Einstieg in eine Rede eher konventionellund damit vielleicht sogar langweilig ist, erwartenIhre Zuhörer einen ebenso eintönigen und wenigprickelnden Redebeitrag. Den hervorgerufenenErwartungen entsprechend wird das Publikumseine Aufmerksamkeit und die Bereitschaft kon-zentriert hinzuhören verteilen. Die Aufmerksam-keitsreserven des Publikums sind zu Beginneiner Rede noch unverbraucht und damit amgrößten. Anfangs liegt noch eine spannendeErwartung in der Luft. Wer nun schon zu Beginnauf die Bremse tritt, darf für den weiteren Verlaufkaum mehr auf gespitzte Ohren hoffen. Wenn Siealso gehört werden wollen, Ihre Ziele erreichen undmit der Rede wirklich ankommen wollen, gilt es,gerade den Einstieg – das Entree – besonderssorgfältig vorzubereiten.

Wie Sie Ihre Zuhörer einschläfern...

Hier einige Beispiele für spröde Floskeln, mitdenen Sie Ihr Publikum schon zu Beginn einerRede garantiert narkotisieren:

•Meine Damen und Herren, vielen Dank für dieEinladung zu diesem Forum. Ich habe michsehr darüber gefreut und bin gerne hier...

•Sehr geehrte Anwesende. Ich freue mich, dassSie so zahlreich erschienen sind...

•Verehrte Damen und Herren, bevor ich zumThema des heutigen Abends komme, lassenSie mich kurz...

Mit solchen Einstiegsworten erreichen Sie beiIhren Zuhörern nichts anderes als Desinteresseund fade Langeweile – und schon haben Sie nicht

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nur die Gunst des Publikums verspielt, sonderndirekt auch die Chance, die Aufmerksamkeit ge-bündelt auf sich zu lenken.

Grundsätzlich gilt: Beginnen Sie niemals miteiner Entschuldigung! Tatsächlich muss ich esjedoch oft erleben, dass Reden auf eben dieseArt beginnen. Hierbei kursieren direkt mehrereabschreckende Varianten, bspw.:

•Leider hatte ich nicht genügend Zeit, mich aufdiese Redesituation gründlich vorzubereiten.

•Ich mache das heute zum ersten Mal.•Toll, dass ich vor so vielen Menschen spre-chen darf, aber nervös macht mich das schon.

Derartige Redeeröffnungen sind selbstverständ-lich Gift für alle Vorträge und völlig fehl am Platz.Sie erreichen damit nur, dass sich Ihre Zuhörerauf Ihre Schwächen fokussieren. Wenn ich erwarte,dass jemand vor Nervosität Fehler macht, dannwerde ich meine Wahrnehmung unbewusst aufgenau diesen Makel ausrichten und geradezuzwangsläufig auch auf Fehler stoßen (wiederganz nach dem Prinzip der sich selbst erfüllen-den Prophezeiung).

Viele Wege führen nach Rom– So geht es

Für einen guten Redeeinstieg gibt es zunächstzwei sehr wesentliche Dinge zu beachten:

•Der Einstieg sollte die Zuhörer neugierig aufdas machen, was noch kommt.

•Mit den ersten Worten wird das eigentlicheThema eingeleitet.

Beim Redeeinstieg geht es also längst nicht nur umEffekthascherei – die ersten Worte sind Bestand-teil der systematischen Struktur einer jeden Rede.

Die Eröffnung geht dabei nahtlos in den Hauptteilder Rede über. Noch besser ist es, wenn er einenstichhaltigen Bezug zum Redeziel liefert. AllesAlthergebrachte und allzu Konventionelle solltegerade zu Beginn vermieden werden. VerzichtenSie bspw. ganz einfach auf förmliche Begrüßungs-rituale, langwierige Beschreibungen des Verlaufs,auf ausufernde organisatorische Hinweise undebenfalls auf detaillierte Selbstvorstellungen.Natürlich können diese Dinge sehr wichtig sein,aber zugunsten einer stringenten Dramaturgiesollten sie nicht am Anfang Ihrer Präsentationoder Ihrer Rede stehen. Welche Möglichkeiten gibtes nun, um gekonnt in die Rede einzusteigen?

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte– Der bildhafte Einstieg

Beginnen Sie Ihren Vortrag möglichst plastisch –und zumindest große Teile des Publikums werdenIhnen sofort erhöhte Aufmerksamkeit schenkenund konzentrierter zuhören. Eine anschaulicheSprache bringt das Gehirn auf Trab und sorgt fürAbwechslungsreichtum. Ein Beispiel: Vor einigerZeit war ich Zuhörer eines Vortrages zum sehrtheoretischen Thema Privatisierung. Der Strate-gieberater Peter Schröder startete seinen Vortragmit der Frage: „Warum gibt es so viele Kühe undso wenig Wale?“ Die Antwort: „Weil Kühe jeman-dem gehören!“. Das Publikum war aufgrund desintelligenten und doch einfachen Bildes wie elek-trisiert. Ein brillanter Einstieg! Überhaupt eignensich Geschichten und Anekdoten fast grundsätz-lich hervorragend, um in ein Thema einzusteigen.Hiermit machen Sie Ihre Zuhörer neugierig undkönnen Ihr Thema nachhaltig in den Köpfen derMenschen verankern. In unzähligen Publikationenlassen sich packende bildhafte Geschichtenfinden, die zu allen möglichen Themen passen –lassen Sie sich also von der Lektüre inspirieren.

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Die Aura berühmter Persönlichkeitennutzen – Der Einstieg mit einem Zitat

Der Fundus brillanter Zitate und Aphorismen istunerschöpflich. Viele Zitate sind hervorragendgeeignet, um mit dem Einstieg eine gute Rede-atmosphäre zu schaffen. Außerdem ist hierfürnicht einmal sehr viel Vorbereitungszeit notwen-dig. Geeignete Zitatesammlungen gibt es viele,und auch das Internet bietet eine Fülle guter undleicht nutzbarer Recherchemöglichkeiten. Wennich beispielsweise Vorträge zum Thema Rhetorikhalte, bevorzuge ich zuweilen den Einstieg überein originelles Zitat. Doch Vorsicht: Da Sie mitGänsen schlecht über Weihnachten reden kön-nen, sollten Sie genau überlegen, ob das Zitat(und vor allem der Urheber) zur Zielgruppe undzum Thema passt. Im genannten Fall konnte ichmit Ciceros „Dichter werden geboren – Rednerwerden gemacht“ sicher nichts verkehrt machen.Allerdings verpufft schließlich auch die stimu-lierende Wirkung der besten Zitate, wenn sieallzu inflationär eingesetzt werden. Der mitZitaten überhäufte Zuhörer könnte sich baldfragen, ob es vielleicht an mangelnder Erfahrungoder Kompetenz liegt, dass der Redner ständigauf Autoritäten zurückgreift.

Effektives Brückenbauen –Der Einstieg durch einen Bezug

Eine ausgezeichnete Hilfe für jeden Redner undRedenschreiber ist das bei Harenberg erschieneneLexikon „Was geschah am...“. Hier treffen Sie zumBeispiel auf bedeutende Ereignisse, die am selbenTag Ihrer Rede in der Vergangenheit stattgefundenhaben. Wenn Sie also am11.Mai eine Rede halten,dann finden Sie hier historische Begebenheiten,die Sie in Ihre Rede einbauen können. Außerdemsind umfangreiche Angaben über Geburtstage vonberühmten Persönlichkeiten im Lexikon enthalten.Auch solche Daten lassen sich gut für einen ge-lungenen Redeeinstieg verwenden.

Zu fast jedem Thema kann ein Geburtsdatum einerentsprechenden Persönlichkeit, die repräsentativfür Ihr Thema steht, gefunden werden. Mit einemBild einer solchen Person, einer interessantenAnekdote usw. erhalten Sie so die Grundlage füreinen plastischen und ungewöhnlichen Einstiegin Ihre Rede.

Der Königsweg der Stimulanz –Der Einstieg mit Handlung oderDemonstration

Besonders fesselnd ist ein Einstieg, der nicht mitWorten, sondern mit einer (ungewöhnlichen)Handlung beginnt.

Gegenstände auf der Bühne erwecken immer dieAufmerksamkeit des Publikums. Was hat er da?Was macht er damit? – Mit einem Gegen-standkönnen Sie eine perfekte Einleitung zu bestimm-ten Thesen Ihrer Rede herstellen. In einemSeminar habe ich Folgendes erlebt: Ein Politikerwollte über den kritischen Zustand seiner Parteisprechen und leitete seine Thesen mit einemKlebestift ein. Seine Worte dazu waren: „DieserKlebestift erinnert mich an den aktuellen Zustandmeiner Partei – wenn die Basis durchdreht, hebtdie Spitze ab.“ Bestimmt finden auch Sie geeigneteGegenstände oder Dinge, mit denen Sie ähnlichgut einsteigen können. Analogien lassen sich mitein wenig Kreativität leicht entwickeln.

Sobald etwas geschieht, ohne dass es erklärtwird, bündeln wir damit die Aufmerksamkeit un-serer Zuhörer ganz automatisch. Hans-OlafHenkel zum Beispiel zerriss bei seiner Dankes-rede (Cicero Rednerpreis 2001) sein Redemanu-skript. Diese Handlung zu Beginn führte dazu,dass alle Zuhörer ganz gespannt und mit vollerKonzentration den Taten und schließlich auchden Worten von Herrn Henkel folgten. Ein Red-ner, der über Kosteneinsparung spricht undeinen Geldschein auf der Bühne verbrennt,

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bekommt mehr Aufmerksamkeit als durch ein-leitende Worte. Dieses Phänomen beweist sichimmer wieder.

Die erste Minute ist prägend für den gesamtenweiteren Verlauf Ihrer Rede. Nutzen Sie diesesWissen, und beschäftigen Sie sich unbedingtintensiv mit der Dramaturgie – insbesondereimmer mit dem Redeeinstieg!

Im zweiten Teil dieser Serie erfahren Sie, wasim Hauptteil Ihrer Rede zu tun ist.

Ich wünsche Ihnen schon jetzt viele Redeerfolge!

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Der Opener – Espresso für Ihre Rede 

Wie der Espresso  für den Geist, so  ist der gelungene Opener ein Kick  für das 

Unterbewusstsein  Ihrer  Zuschauer. Der Rede‐Einstieg  ist wertvolle  Probezeit: 

Die  Erwartungshaltungen  sind  gering  –  die  ersten  Zuschauer  lehnen  sich 

entspannt zurück, um sich ganz wie gewohnt passiv beschallen zu  lassen. Zeit 

für  einen  Opener,  der  anders  ist  ‐  der  Ihr  Publikum  überrascht,  involviert, 

mitreißt.  

Lernen  Sie,  mit  welch  einfachen  Methoden  Sie  die  Aufmerksamkeit  Ihres 

Publikums steigern und interessierte Zuhörer gewinnen…   

 

 

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Wie Sie Ihre Rede (und Ihr Publikum)zum Leben erwecken

Ob Sie Ihrem Team nach einem erfolgreichenProjekt doch nur schnell ein paar Dankesworteaussprechen wollen oder einen halbstündigenVortrag planen. Wann immer Sie in der Öffentlich-keit den Mund öffnen, halten Sie eine Rede. Undwann immer Sie eine Rede halten, sollten Sie sichgründlich vorbereiten. Ich kann Ihnen versichern:Der Aufwand lohnt sich. Denn jede Redesituationstellt Sie in den Mittelpunkt des Geschehens undführt dazu, dass Ihre Umwelt Ihre Fähigkeiten alsFührungspersönlichkeit und Motivator beurteilt.

Jede Rede ist eine Chance, die Sie mit der rich-tigen Vorbereitung souverän nutzen können, umsich und Ihre Fähigkeiten ins beste Licht zu rü-cken und um Ihre Mitarbeiter oder Mitmenschenvon Ihren Zielen zu begeistern.

Übrigens: Selbst die größten Redner waren sichnicht zu schade dafür, gerade die kürzesten Re-den gründlich zu präparieren.

Winston Churchill, britischer Staatsmann undLiteraturnobelpreisträger und obendrein ein be-gnadeter Redner, sagte einmal: „Am meisten Vor-bereitung kosten mich immer meine spontan ge-haltenen, improvisierten Reden.“

Und der amerikanische Schriftsteller Mark Twainbekannte: „Um eine gute improvisierte Drei-Minu-ten-Rede zu halten, benötige ich mindestens dreiTage.“

Lesen Sie auf den nächsten Seiten, wie Sie da-für sorgen, dass jede Ihrer Reden – die knappengenauso wie die umfangreichen – ein Volltrefferwird und Ihr Publikum mitreißt.

Espresso für Ihre Rede:Der gelungene Einstieg

Die ersten zwei, drei Minuten einer Rede sind wieder beste Sendeplatz im Fernsehprogramm. Siesind sehr kostbar. Es ist die einzige ZeitspanneIhrer Rede, in der Ihnen die ungeteilte Aufmerk-samkeit des Publikums gewiss ist. Danach müs-sen Sie sich die Aufmerksamkeit verdienen.

Es ist Ihre Probezeit. Das Publikum will Sie ken-nen lernen. Es will herausfinden, ob Sie qualifi-zier t genug sind, um zum Thema zu sprechenund schätzt ihr Unterhaltungspotenzial ein. JederZuhörer stellt sich mindestens unterbewusst dieFrage, ob Sie in der Lage sind, sein Interesseauch längerfristig zu fesseln. Wenn Sie schon zuAnfang langweilen, werden Ihre Zuhörer ihre Auf-merksamkeit umgehend auf andere Dinge len-ken – das wichtige Meeting am nächsten Mor-gen, den ärgerlichen Streit mit der Partnerin, dieunbeantworteten E-Mails in der Inbox im Büro –oder einfach abschalten. Wenn Sie Ihre Probe-zeit bestehen, hört man Ihnen dagegen gerne zu.Nutzen Sie diese ersten Augenblicke, um Ihre Zu-hörer bei den Ohren zu packen.

Ein guter Opener kann viel erreichen.Er kann...

1. ... Rapport zwischen Ihnen und Ihrem Publikumherstellen.D. h. der Opener kann betonen, dass Sie undIhr Publikum „im gleichen Team spielen“, eineAnsicht oder ein Interesse teilen. Als John F.Kennedy sein Westberliner Publikum im ge-

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teilten Berlin mit einem „Ich bin ein Berliner“begrüßte, drückte er seine Solidarität aus –und wurde jubelnd empfangen.

2. ... den Ton der Rede setzen.Das Publikum bekommt ein Gefühl dafür, waser von der folgenden Rede erwarten kann.Und kann sich seelisch und moralisch z. B.auf eine entspannte, ernsthafte, informelleoder formelle Rede vorbereiten. Wer humor-voll beginnt, teilt dem Publikum mit, dass diefolgende Rede – selbst wenn sie ernste The-men behandelt – nicht ohne leichter verdau-liche Momente sein wird.

3. ... geschmeidig ins Redethema führen.Ein Opener weckt Ihr Publikum nicht nur auf.Er nimmt Ihr Publikum auch an der Hand undführt es aus der Alltagswelt in die thematischeWelt Ihrer Rede. Ihr Opener sollte deswegeneinen thematischen Bezug zum Thema schaf-fen, selbst wenn er mit einem Kontrast odereiner Analogie arbeitet.

Lassen Sie es mich auf einen Punkt bringen: Miteinem kraftvollen Opener rütteln Sie Ihr Publikumwach und bringen es auf Ihre Seite. Er ist wie einstarker Espresso. Macht wach und hält wach.

Drei Arten von Openern begeistern immer – egalzu welchem Publikum oder zu welchem ThemaSie sprechen werden:

Die Anekdote

Eine Anekdote ist eine kurze und ungewöhnlicheoder amüsante Erzählung über eine Begebenheitoder eine Person. Richtig gewählt, kann sie Ihnenhelfen, Ihren Redeeinstieg lebendiger und inter-essanter zu gestalten. Und sie kann Ihnen hel-fen, ein abstraktes oder trockenes Thema zu per-sonalisieren, damit es vor Ihrem Publikum zumLeben erwacht.

Die Anekdote kann aus dem Fundus Ihrer eige-nen Erinnerungen stammen oder das Erlebniseiner anderen Person thematisieren.

Damit Ihre Anekdote wirklich zu Ihrer Rede passt,sollte sie fünf Kriterien erfüllen:

1. Sie muss wahr oder zumindest glaubwürdigsein.

2. Sie muss sich mit dem Thema der Rede oderder Veranstaltung in Einklang bringen lassen.

3. Sie muss wirklich interessant oder amüsantsein (Kleiner Tipp: Testen Sie Ihre Anekdote).

4. Sie muss für Ihr Publikum einfach nachvoll-ziehbar sein.

5. Sie muss zu Ihrer Rede passen, d. h. sie mussein Argument oder Aspekt illustrieren oder lo-gisch darauf hinführen.

Die Analogie

Ihr Thema ist sehr komplex und abstrakt und Siefürchten, Ihr Publikum versteht nur Bahnhof?

Raufen Sie sich nicht die Haare aus. Suchen Sienach einer passenden Analogie, spielen Sie dasSpiel mit dem Beispiel. Mit dem passenden Ver-gleich malen Sie ein Bild vor dem inneren AugeIhres Publikums und ziehen es in Ihren Bann –und in Ihre Rede.

Sie befürchten, keinen passenden Vergleich zufinden?

Ich kann Ihnen versprechen: Wenn Sie es wirk-lich versuchen, werden Sie einen Weg finden,selbst die unterschiedlichsten Dinge wirkungs-voll zu vergleichen.

Als ich meiner Großmutter vor einigen Jahrenihren Computer eingerichtet habe, wurde in mei-ner Erklärung aus der Festplatte ein Büro mitAktenordnern in Aktenschränken und Regalen,in denen Geräte und andere Hilfsmittel liegen, dieihr bei der Arbeit helfen würden. Und der Arbeits-

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speicher wurde zu einem Schreibtisch, auf demdie tatsächliche Arbeit stattfand. – Der Computerhat sich während meiner Erklärung vor ihren Au-gen von der unverständlichen, latent bedrohli-chen grauen Kiste in ein nützliches Arbeitsgerätverwandelt.

Seien Sie offen. Seien Sie mutig. Vergleichen SieÄpfel mit Birnen. – Diese Art von Kreativität lässtsich erlernen. Wirklich.

Der Effekt-Opener

Reden sind audio-visuelle Erlebnisse. Ihr Publikumwill nicht nur zuhören, es will auch optisch etwasgeboten bekommen. In den meisten Reden be-schränkt sich die visuelle Komponente leider all-zu oft auf eine eher lieblos zusammengestelltePowerPoint-Präsentation. Dabei ist es so leicht,Ihrem Publikum etwas mehr Spannung und Dra-ma zu bieten: Beginnen Sie Ihre Rede effektvoll– beginnen Sie Ihre Rede mit einer Requisite.

Es gibt drei Möglichkeiten zureffektvollen Verwendung von Requisiten

1. Die Requisite kann Ihre Analogie illustrieren.Ein Beispiel: Sie stellen auf einer Tourismus-Börse einen Memory-Stick vor, auf dem sichSoftware für ein Navigationssystem befindet.Sie können sagen, diesen kleinen Stick zu be-sitzen, ist genauso als könnte man sich 10Kilogramm Routenplaner in die Hosentaschestecken. Sie können aber auch eine Schub-karre voller Routenplaner vorfahren und dannden daumenlangen Stick dagegen halten.

2. Ihre Requisite kann sinnbildlich sein. Ein Bei-spiel: Sie wollen Ihr Team zusammenschwei-ßen, damit es sich gegen die Konkurrenz bes-ser behaupten kann. Sie können die Vorteileerläutern, die ein größerer Zusammenhalt mitsich bringt. – Sie können aber auch ein paarStäbe nehmen und erst einen einzelnen Stab

zerbrechen – das wird Ihnen ohne Problemegelingen. Und dann können Sie ein BündelStäbe nehmen – diesmal wird es Ihnen sehrviel schwerer fallen oder gar nicht gelingen,die Stäbe zu zerbrechen.

3. Wenn Sie über einen tatsächlichen Gegenstandsprechen, kann dieser Ihre Requisite sein. EinBeispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einerGastro-Messe und wollen Ihrem Publikum ineiner Präsentation unzerbrechliches Keramik-geschirr vorstellen. Sie können dies natürlichausführlich beschreiben. – Sie können aberauch einen Teller dramatisch und mit Wuchtauf den Boden werfen.

Für welche Art Opener Sie sich auch entscheiden.Er sollte so leichtfüßig daher kommen, als wäreer Ihnen beim Gang zum Podium spontan in denKopf gekommen. Deswegen müssen Sie ihn pla-nen, einüben und polieren, bis er glänzt.Testen Sie ihn an einem Kollegen, einer gutenFreundin, Ihrem Partner. Es wird sich lohnen. Dennein guter Opener ist immer eine gute Vorausset-zung (wenn auch kein Garant) für eine gute Rede.– Ein schlechter Opener läutet dagegen fast immereine schlechte Rede ein.

Wie sieht ein schlechter Opener aus?

Ich verrate Ihnen 5 Einstiege, die Sie besser ver-meiden (oder: „Wie Sie Ihr Publikum von Anfangan garantiert einschläfern“):

• Mit einem „Können Sie mich hören?“ gegendas Mikrofon klopfen – Der Soundcheck solltebeim Redeneinstieg hinter Ihnen liegen.

• Warnungen à la „Ich bin kein geübter Redner.“– Das Publikum wird sonst nach SchwächenAusschau halten.

• Dasselbe gilt für negative Aussagen über IhreRede, auch wenn Sie es scherzhaft meinen.

• Insider-Scherze, die nur ein paar Personen imPublikum verstehen – Es sollte absolutes Ta-bu sein, Teile des Publikums auszuschließen.

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• Taktlose Erwiderung auf Ihre Ankündigungdurch den Veranstalter – Niemand schenktarroganten Menschen bereitwillig seineAufmerksamkeit.

Jetzt sind Sie dafür gewappnet, einen Espresso-Opener vorzubereiten. Einen, der Ihr Publikumaufweckt und wach hält.

Übrigens: Ein mitreißender Opener kann ein Wun-dermittel gegen Ihre anfängliche Nervosität sein.Sie werden überrascht sein, wie entspannend eineReaktion vom Publikum – und sei es nur ein zu-stimmendes Kopfnicken – gleich zu Anfang IhrerRede wirken kann.

Sie wünschen sich ein paar passendeSätze, die Sie einfach in IhrenRedeanfang integrieren können?

Hier sind sie:

„In dieser feinen Gesellschaft zu sein, wird sichmit Sicherheit positiv auf mein Image auswirken.Und ich hoffe sehr, dass es Ihrem Image nichtallzu abträglich ist.“

„Ich fühle mich ein wenig wie der Sohn des ara-bischen Scheichs, der von seinem Vater ein groß-zügiges Geburtstagsgeschenk bekam. Nachdemder Vater sein Geschenk präsentiert, lässt er ihnallein. – Nach einer Weile bemerkt er, dass derSohn immer noch wie angewurzelt vor der Ha-remstür steht. „Was ist denn los, Sohn?“ fragtder Scheich. „Weißt du nicht, was du tun sollst?“„Das ist es nicht, Vater,“ entgegnet der Sohndaraufhin, „Ich weiß nur nicht, wo ich anfangensoll.“ Das Thema, über das ich heute sprechenmöchte ist so breit gefächert, dass ich ebenfallsbeinahe nicht wusste, wo ich anfangen sollte. –Glücklicherweise nur beinahe.“

„Wenn Sie sich fragen, was Sie von meiner Redeerwarten sollen, möchte ich Salvador Dali zitie-ren, der einmal sagte: ‚Ich werde mich so kurzfassen, dass ich schon beim Ende angekommenbin.‘“

„Viele von Ihnen werden sich wundern, warum ichvor Ihnen stehe. Ehrlich gesagt, frage ich michdas auch.“

„Ich erinnere mich an einen Redner, der einmalgefragt wurde, wie seine Rede beim Publikumankam. Er sagte: ‚Tja, ich weiß es nicht. Aberzumindest ist niemand aufgestanden und ver-schwunden, wie die Socken in meiner Wasch-maschine.‘ – Ich hoffe, dass ich am Ende meinerRede dasselbe sagen kann.“

„Es ist schmeichelhaft, vor einem Publikum wieIhnen eine Rede zu halten. Es macht mich jedochsehr nervös, dass wir gerade von einem so reich-haltigen Dinner (oder Mittagessen) kommen. Aberes hilft nichts, es ist die Stunde der Wahrheit:Werde ich ein gut gesättigtes Publikum noch eineknappe halbe Stunde wach halten können?“

„Ich freue mich über diese schmeichelhafte Vor-stellung. Aber ich werde nicht vergessen, dassein weiser Mann einst schrieb: derjenige, der sichauf seinen Lorbeeren ausruht, trägt sie an derfalschen Stelle.“

„Das Thema, über das ich sprechen werde, ist sofaszinierend und facettenreich, dass ich stunden-lang darüber spreche könnte. Ach, was sage ich:tagelang! Aber ich verspreche Ihnen: Ich werdeIhnen dies nicht antun.“

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Rede‐Hauptteil: Argumente und Struktur 

Wie  kommt  es,  dass wir manchem  Redner  stundenlang  zuhören  und  seinen 

Inhalten problemlos folgen können, während sich manch anderer ganz schnell 

im  Selbstgespräch  verliert?  Die  Antwort  folgt  einer  einfachen  Prämisse 

erfolgreicher  Kommunikation:  Überzeugungsarbeit  braucht  Argumente  und 

Struktur.  Niemand  möchte  überredet,  alle  überzeugt  sein.  Die  besten 

Argumente aber erscheinen uns nur dann plausibel, wenn sie nachvollziehbar, 

strukturiert erscheinen. 

Lernen  Sie,  Argumente  und  Struktur  sinnvoll  zusammen  zu  führen  zu  einer 

Botschaft, die Ihr Publikum erreicht… 

 

 

 

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Die drei Säulen der Überzeugungim Rede-Hauptteil

Bei einer Rede geht es darum, sowohl inhaltlichals auch hinsichtlich der stilistischen Aspekte desVortrags zu überzeugen. Ob dieses Ziel erreichtwird, liegt dabei immer beim Redner selbst. Einwichtiger Aspekt ist hier die Stichhaltigkeit derArgumentation: Mit ihr wird an entscheidenderStelle – nämlich im Hauptteil der Rede – die not-wendige Überzeugungsarbeit geleistet. Gute undnachvollziehbare Argumente sind das Fundamenteiner jeden gelungenen Rede, sie machen dieeigenen Thesen für andere plausibel und erhöhendie Aufmerksamkeit der Zuhörer. Wenn Sie es ver-stehen, überzeugende Argumente anzubringen,diese in eine schlüssige Struktur einzubetten undobendrein noch eine lebhafte Sprache zu ver-wenden, werden Sie auch bei Ihren Zuhörern dengewünschten Eindruck hinterlassen.

Ordnen Sie Ihren Redezug für einenstarken Hauptteil Ihrer Rede

Im Mittelteil Ihrer Rede, der inhaltlich die zentra-len Punkte behandelt und auch schon rein quan-titativ den Hauptteil bildet, sind einige wichtigeGrundsätze zu beachten. Für eine überzeugendeRede braucht es immer plausible Argumentations-ketten, einen wohl strukturierten Spannungsbogensowie für den Zuhörer verständliche und gut ein-prägsame Worte. Die Überzeugungskraft IhrerRede basiert demnach auf drei tragenden Säulen:Ihren Argumenten, Ihrer Redestruktur und IhremRedestil.

Für eine stichhaltige Begründung Ihrer Thesenstehen verschiedene Argumentationsarten zur Ver-fügung, von denen ich Ihnen hier die gängigstenvorstellen möchte:

Fakten, Fakten, Fakten – Argumentierenmit Statistiken und Studien

Das faktenbezogene Argument ist in unserem All-tag sehr verbreitet. Für ein Rauchverbot werdenbspw. Studien über das Gesundheit gefährdendePassivrauchen ins Feld geführt; für die Diskussionum die Mehrwertsteuer müssen Diagramme her-halten, die den Steuersatz im Vergleich zu ande-ren Staaten zeigen usw. Besonders im politischenDiskurs sind Zahlen, schematische Vergleichsdar-stellungen, diverse Instituts-Veröffentlichungen,empirische Erhebungen etc. allgegenwärtig.

Für diese Form des Argumentierens spricht, dassSie Ihre Beweisführung im wahrsten Sinne desWortes mit nachprüfbaren Fakten untermauernkönnen: Schaut her, ich habe es schwarz aufweiß! Sie können sich hiermit auf das Prestigenamhafter Institute und die Forschungsergeb-nisse allgemein anerkannter Untersuchungen be-rufen. Derartige Fakten vermitteln Kompetenz undein hohes Maß an Glaubwürdigkeit, außerdemsind sie – zumindest auf den ersten Blick – kaumwiderlegbar.

Auf der anderen Seite ist nicht immer gesagt,dass Studien etc. auch tatsächlich auf die vonIhnen angesprochene Situation übertragbar sind.

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(Vielleicht gibt es Raucherzimmer, Rauchmöglich-keiten im Freien etc. – und schon werden eigent-lich korrekte Aussagen zum Passivrauchen fürdie tatsächliche Situation eigentlich irrelevant.) –Auch kann eine Quelle durchaus fragwürdig seinoder es gibt andere Studien, die genau das Ge-genteil belegen. Manche Zuhörer halten es garmit Churchill, der den berühmten Satz sprach:„Ich traue nur der Statistik, die ich selbst ge-fälscht habe.“

Ich muss es wissen, ich habe es selbsterlebt – Argumentieren mit persönlichenErfahrungen

Wenn ich zum Beispiel behaupte, der Euro hättealles teurer gemacht, dann kann ich diese Thesenatürlich damit stützen, dass ich von meinen per-sönlichen Einkaufserfahrungen berichte.

Eine persönliche Erfahrung ist kaum zu widerle-gen, denn die Person hat es ja tatsächlich erlebt.Diese Form der Argumentation wird meist als sehrauthentisch und echt erlebt. Auf der anderen Seitestellt sich auch hier wieder die Frage, inwieweitdas Erlebte auf andere Situationen übertragbar istund ob es nicht auch andere Erfahrungen gebenkann. Außerdem ist diese Form der Beweisfüh-rung natürlich auch eng an die jeweilige Persongebunden. Ist der Redner nicht glaubwürdig, so istauch das Argument nicht glaubwürdig, währendein charismatischer Redner auch mit sehr sub-jektiven Eindrücken überzeugen kann.

Der Kaiser hat’s gesagt – Argumentierenmit Experten und Autoritäten

Expertenmeinungen und Aussagen möglichstunanfechtbarer Autoritäten sind immer ein sehrbeliebtes Mittel, um die Stichhaltigkeit eigenerThesen zu belegen. Da werden Wissenschaftler,Wirtschaftsweise, unterschiedlichste Experten

und Kenner ins Feld geführt, um unserer Redemit dem Wissen eindeutig Sachverständiger zuwürzen. Solche Argumentationen eignen sich oftganz wunderbar, wenn die zitierte Person über einhohes Ansehen verfügt und obendrein tatsäch-lich für das Thema steht. Problematisch ist dieseStrategie, wenn die Autorität nicht zum Themaoder zur Zielgruppe passt. Also auch hierbei istVorsicht geboten: Denn das Expertenwissen einesbestimmten Fachgebietes lässt sich nicht ohneWeiteres auf andere Bereiche übertragen.

Ein guter Hocker hat mindestens dreiBeine – die Mischung macht’s

Die Spannbreite der Argumentationsmethodenist sehr vielfältig. Neben den bereits genanntenArten, um unsere Aussagen argumentativ hervor-zuheben, lässt sich bspw. noch mit Werten undNormen argumentieren oder wir können uns aufdie Logik berufen usw. Wichtig ist vor allem je-doch, bewusst zu erkennen, dass jedes Argumentsowohl seine Stärken als auch Schwachpunktehaben kann. Wenn Sie sich also auf Ihre Redevorbereiten, dann verlassen Sie sich bitte nichtauf eine einzige Art von Argumenten. Unterschied-liche Menschen lieben verschiedene Argumente.Machen Sie sich also daher Gedanken, ob undwie Sie ein größeres Variantenreichtum bei Be-gründungen einsetzen können. Auf diese Weisewirken Sie überzeugender und gleichzeitig wirdIhre Rede lebhafter und spannungsreicher.

Früher, heute, morgen – eine guteStruktur überzeugt

Nur mit einer klaren, prägnanten und insgesamtverständlichen Rede lassen sich die Zuhörerwirklich überzeugen. Daher benötigen Sie einegute Struktur – ein wohl bedachter Aufbau sorgtdafür, dass Ihre Argumente und Botschaften imZusammenhang stehen und so verständlich beim

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Beflügelnde Schlussworte  

Der  erste  Eindruck  entscheidet,  der  letzte  bleibt. Diese  einfache  Regel  stellt 

hohe Ansprüche an den Schluss einer Rede. Werden Sie nicht nachlässig auf der 

Schlussgeraden, führen Sie Ihre Gedanken und die des Publikums zu Ende, und 

setzen Sie zum Schluss bewusst noch einmal wertvolle Impulse. 

Lernen  Sie,  wie  Sie  Ihrer  Botschaft  Nachdruck  verleihen  und  Eindruck 

hinterlassen, der bleibt…  

 

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Beflügelnde Schlussworte –Redenausstiege, die nachwirken

Die überlange Rede ist das schlimmste Ver-brechen, das Sie Ihrem Publikum antun können.Kommen Sie zum Ende, wenn Sie all das gesagthaben, was Sie sagen müssen, um Ihren Stand-punkt klar zu machen. Sagen Sie auf gar keinenFall alles, was Sie zu einem Thema sagen könnten.

Der Schluss einer Rede birgt ein riesiges Po-tenzial an Überzeugungskraft. Die letzten Wortesind diejenigen, die Herzen gewinnen – undStimmen oder worauf Sie sonst noch spekulieren.Allzu oft bleibt dieses Potenzial ungenutzt undwird leichtfertig verschenkt.

Churchill, den ich schon an anderer Stelle in mei-nen Ausführungen erwähnt habe, plädierte dafür,dass Redner ein dramatisches Ende wählen, dadas Ende der letzte Eindruck ist, den ein Redner(und seine Rede) beim Publikum hinterlässt.

Ich gehe sogar soweit zu sagen: Ein flammendesEnde kann selbst eine lauwarme Rede retten.

Am Ende noch einmal zur Hochform aufzulaufen,ist nicht einfach. Nicht umsonst sind sich vieleprofessionelle Redner und Redenschreiber einig,wenn sie sagen: „Eine Rede kann wie Treibsandsein. Sie kommen leichter hinein als wieder her-aus.“ Denn im Gegensatz zu der Gnadenfrist amAnfang, in der Ihnen Ihr Publikum eine Chancegeben will, ist das Ende der Rede für die meistenZuhörer eine Art Befreiung, auf die sie warten,damit sie sich danach wieder um ihre eigenenAngelegenheiten kümmern können.

Allzu oft erfüllt das Ende von vielen Reden nichteinmal die Mindestanforderung: Es sollte sicheindeutig als Ende zu erkennen geben. Ihr Pub-likum muss wissen, wann es applaudieren soll,die Jacken anziehen und gehen kann oder dasGlas zum Prosit anheben darf. Nichts ist schlim-mer, als wenn Sie am Ende angelangt sind undes hat wieder keiner gemerkt. – Ich bin mirsicher, Sie wissen wovon ich spreche.

Ich ermutige Sie, mit dem Ende Ihrer Rede großeZiele zu verfolgen. Denn das Ende Ihrer Rede ent-scheidet darüber, was Ihre Zuhörer mit auf denWeg nehmen. Überlassen Sie dies nicht demZufall.

Verleihen Sie dem Ende Ihrer Rede Flügel, damitdas, was Sie zu sagen haben, Ihre Zuhörer auchdann noch begleitet, wenn Sie sich schon längstvom Podium verabschiedet haben. Überlegen Siesich, welche Reaktion Sie sich von Ihren Zuhörernwünschen und schneiden Sie das Ende darauf-hin zu. Vielleicht sollen Ihre Zuhörer auf eine be-stimmte Weise über ein Thema denken, vielleichtsoll Ihr Publikum etwas Konkretes tun – sichbeispielsweise mehr für die Belange im eigenenUnternehmen engagieren.

Wenn Sie auf eine Aktion abzielen, ist der Wegzum Erfolg nicht schwer: Fordern Sie Ihr Publikumzu dem auf, was Sie sich von ihm wünschen.In Verkaufsgesprächen nennt man diese Technik„Closing the Sale“: Wenn es darum geht, denAbschluss zu machen, den Auftrag zu bekommen

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oder den Vertrag zu unterschreiben, reichenkeine lauwarmen Floskeln. Da müssen starkeGründe vorgebracht und ein Gefühl von „Jetztoder nie“ transportiert werden.

Glauben Sie mir: In dieser Welt mit ihrer nieenden wollenden Fülle an Wahlmöglichkeitenfreuen sich die meisten Menschen, wenn manihnen bei der Entscheidungsfindung ein wenigauf die Sprünge hilft. Und darum sollte es beimEnde Ihrer Rede gehen: Helfen Sie Ihrem Pub-likum auf die Sprünge!

Sagen Sie ihm, was es tun soll. Sprechen Sie esaus und geben Sie Ihrem Publikum Gründe, diehandfest und plausibel sind und mit denen Siedrei Grundemotionen Ihrer Zuhörer ansprechen:

Grundemotion Stolz

Appellieren Sie an den Stolz Ihres Publikums!Dabei kann es sich um den Stolz auf das Unter-nehmen handeln, den Stolz auf den eigenenBeruf oder den Stolz darauf, Bestandteil einerirgendwie gearteten Gemeinschaft zu sein.

Grundemotion Hoffnung

Wecken Sie einen Funken Hoffnung in IhrenZuhörern! Zeichnen Sie eine Zukunftsvision, inder Wichtiges erreicht wurde. Spenden SieHoffnung, dass morgen etwas erreicht werdenkann, was heute noch unmöglich scheint.

Grundemotion Angst

Bei Ihrem Publikum Angst und Schrecken zu ver-breiten ist natürlich nicht die feine englische Art.Aber es kann in moderaten Dosierungen durch-aus wirkungsvoll sein, allgemeine Ängste anzu-sprechen, wenn Ihre Rede sich mit passendenThemen beschäftigt. Geht es beispielsweise um

Globale Erwärmung oder die gesundheitlichenRisiken des Rauchens, dann ist es durchaus legi-tim, die Gefahren zu erwähnen, die drohen, wennnicht umgehend gehandelt wird.

Sobald Sie wissen, was Sie erreichen wollen, kön-nen Sie mit der Suche nach dem passendenEnde beginnen. Finden Sie eine mitreißendeAnekdote, eine Redewendung, die Ihre Botschafttransportiert, ein erhellendes Zitat oder ein paarandere Worte, mit denen Sie Ihre Zuhörer zumLachen, zum Nachdenken oder zum Handelnmotivieren.

Einer meiner Lieblingsabschlüsse beginnt je nachdem Thema meiner Rede ungefähr so: „LassenSie uns noch einmal das Ziel meiner heutigenPräsentation vergegenwärtigen. Es ging darum,Ihnen wichtiges Handwerkszeug für die Vor-bereitung einer packenden Rede vorzustellen.“Danach kann ich mich gewandt auf meinenRedeeinstieg beziehen, mit einer witzigen Anek-dote meine wichtigsten Argumente stützen odermit einem Zitat punkten.

Wie an jedem anderen Punkt Ihrer Präsentationgilt auch beim Ende Ihrer Rede: Sagen Sie nicht,was Sie tun wollen – tun Sie es einfach.

Leiten Sie Ihr Ende deswegen auf gar keinen Fallmit den üblichen „Ich komme zum Ende“-Wortenein. Ich kann Ihnen versprechen: Sobald dasPublikum ein „Bevor ich zum Ende komme, willich noch einmal das wichtigste zusammenfas-sen.“ hören, fängt es an, die Taschen zu packenund nach den Jacken zu greifen.

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Page 20: Schlagfertigkeit borbonus

Sie wünschen sich ein paar passendeSätze, die Sie einfach in IhrenRedenausstieg integrieren können?

Hier sind sie:

„Ich hoffe, was Sie hier gehört haben, hat Sie gutunterhalten. Manche Zuhörer verlassen meineVorträge enorm inspiriert. Andere wachen er-frischt auf.“

„Lassen Sie mich noch eines sagen, bevor wiruns auf den Weg in die kommenden Monatemachen: Wir können entweder den Fahrstuhlnehmen oder wir können die Treppen wählenund zwei Stufen auf einmal nehmen. Dann wer-den wir vorher da sein, und wir werden wissen,was kommen wird.“

„Unsere Reden sind vorbei und ich möchte Siebitten die Fragebögen auszufüllen. Bitte denkenSie daran: Leserlichkeit ist eine Tugend. UndSchimpfworte werden nur akzeptiert, wenn siekünstlerisch wertvoll sind.“

„Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit mit einer gutenRede halten konnte, dann ist jetzt der richtigeZeitpunkt, zum Ende zu kommen. Und wenn eseine schlechte Rede war, dann ist jetzt allerhöchsteZeit, zum Ende zu kommen.“

„Es war meine Aufgabe, zu reden und Ihre, zu-zuhören. Ich hoffe wir kommen zur gleichen Zeitzum Ende.“

„Im Jahre 50 vor Christus schrieb jemand diefolgenden Worte an eine antike Mauer: ,Die Redeist das Abbild der Gedanken. So wie die Gedankensind, so ist die Rede.’ In meiner heutigen Redehabe ich versucht, Ihnen meine Gedanken näherzu bringen. Ich weiß, dass meine Worte nicht solange wie das Zitat von eben überleben werden.Aber wenn Sie Ihnen einige Anregungen zumNachdenken gegeben haben – dann bin ichüberaus zufrieden.“

„Und nun, meine sehr geehrten Damen undHerren, können Sie mich alles fragen, was Ihnenauf der Seele brennt. Wenn ich die Antwort weiß,werde ich Ihnen antworten. Und wenn ich sie nichtweiß – werde ich Ihnen trotzdem antworten.“

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Tools für den perfekten Rede‐Einstieg und den 

Redeschluss   Die  Ansprüche  an  den  Beginn  und  das  Ende  einer  Rede  sind  hoch  gesetzt. 

Unüberlegte Wortwahl?  Eine Unerhörtheit! Mehr  als  in  jeder  anderen  Phase 

der  Rede  zählen  die  richtigen  Worte.  Zum  Rede‐Einstieg  wecken  sie 

Aufmerksamkeit, zum Rede‐Schluss verleihen sie Nachdruck. Glücklicherweise 

ist  Rede  berechenbar,  und  die  richtigen  Worte  müssen  nicht  immer  neu 

erfunden werden. 

Nutzen  Sie  Tools  für  den  perfekten  Redeeinstieg  und  den  Redeschluss,  und 

optimieren Sie mit Text‐Bausteinen Ihre Rede…  

 

 

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Tools für den perfekten Rede-Einstiegund Rede-Schluss

Sie wünschen sich ein paar passende Sätze, dieSie einfach in Ihren Redenanfang oder auch inden Schluss Ihrer Rede integrieren können?Hier finden Sie einige gute Beispiele, die mitSicherheit wirken!

Rede-Einstieg:

„In dieser feinen Gesellschaft zu sein, wird sichmit Sicherheit positiv auf mein Image auswirken.Und ich hoffe sehr, dass es Ihrem Image nichtallzu abträglich ist.“

„Ich fühle mich ein wenig wie der Sohn des ara-bischen Scheichs, der von seinem Vater ein groß-zügiges Geburtstagsgeschenk bekam. Nachdemder Vater sein Geschenk präsentiert, lässt er ihnallein. – Nach einer Weile bemerkt er, dass derSohn immer noch wie angewurzelt vor der Ha-remstür steht. ‚Was ist denn los, Sohn?‘ fragtder Scheich. ‚Weißt du nicht, was du tun sollst?‘‚Das ist es nicht, Vater,‘ entgegnet der Sohn da-raufhin, ‚Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll.‘Das Thema, über das ich heute sprechen möchteist so breit gefächert, dass ich ebenfalls beinahenicht wusste, wo ich anfangen sollte. – Glück-licherweise nur beinahe.“

„Wenn Sie sich fragen, was Sie von meiner Redeerwarten sollen, möchte ich Salvador Dali zitieren,der einmal sagte: ‚Ich werde mich so kurz fassen,dass ich schon beim Ende angekommen bin.‘“

„Viele von Ihnen wundern sich, warum ich vorIhnen stehe. Ehrlich gesagt, frage ich mich dasauch.“

„Ich erinnere mich an einen Redner, der einmalgefragt wurde, wie seine Rede beim Publikumankam. Er sagte: ‚Tja, ich weiß es nicht. Aberzumindest ist niemand aufgestanden und ver-schwunden, wie die Socken in meiner Wasch-maschine.‘ – Ich hoffe, dass ich am Ende meinerRede dasselbe sagen kann.“

„Es ist schmeichelhaft, vor einem Publikum wieIhnen eine Rede zu halten. Es macht mich je-doch sehr nervös, dass wir gerade von einem soreichhaltigen Dinner (oder Mittagessen) kommen.Aber es hilft nichts, es ist die Stunde der Wahr-heit: Werde ich ein gut gesättigtes Publikum nocheine knappe halbe Stunde wach halten können?“

„Ich freue mich über diese schmeichelhafte Vor-stellung. Aber ich werde nicht vergessen, dassein weiser Mann einst schrieb: Derjenige, dersich auf seinen Lorbeeren ausruht, trägt sie ander falschen Stelle.“

„Das Thema, über das ich sprechen werde, ist sofaszinierend und facettenreich, dass ich stunden-lang darüber spreche könnte. Ach, was sage ich:tagelang! Aber ich verspreche Ihnen: Ich werdeIhnen dies nicht antun.“

Rede-Schluss:

„Ich hoffe, was Sie hier gehört haben, hat Sie gutunterhalten. Manche Zuhörer verlassen meineVorträge enorm inspirier t. Andere wachen er-frischt auf.“

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„Lassen Sie mich noch eines sagen, bevor wiruns auf den Weg in die kommenden Monatemachen: Wir können entweder den Fahrstuhlnehmen oder wir können die Treppen wählen undzwei Stufen auf einmal nehmen. Dann werdenwir vorher da sein, und wir werden wissen, waskommen wird.“

„Unsere Reden sind vorbei und ich möchte Siebitten die Fragebögen auszufüllen. Bitte denkenSie daran: Leserlichkeit ist eine Tugend. UndSchimpfworte werden nur akzeptiert, wenn siekünstlerisch wertvoll sind.“

„Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit mit einer gutenRede halten konnte, dann ist jetzt der richtige Zeit-punkt, zum Ende zu kommen. Und wenn es eineschlechte Rede war, dann ist jetzt allerhöchsteZeit, zum Ende zu kommen.“

„Es war meine Aufgabe, zu reden und Ihre, zu-zuhören. Ich hoffe wir kommen zur gleichen Zeitzum Ende.“

„Im Jahre 50 vor Christus schrieb jemand diefolgenden Worte an eine antike Mauer: ‚Die Redeist das Abbild der Gedanken. So wie die Gedan-ken sind, so ist die Rede.‘ In meiner heutigenRede habe ich versucht, Ihnen meine Gedankennäher zu bringen. Ich weiß, dass meine Wortenicht so lange wie das Zitat von eben überlebenwerden. Aber wenn Sie Ihnen einige Anregungenzum Nachdenken gegeben haben – dann bin ichüberaus zufrieden.“

„Und nun, meine sehr geehrten Damen und Herren,können Sie mich alles fragen, was Ihnen auf derSeele brennt. Wenn ich die Antwort weiß, werdeich Ihnen antworten. Und wenn ich sie nicht weiß– werde ich Ihnen trotzdem antworten.“

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Fragesteller: Weichensteller 

Wer die Bühne betritt, dessen Rolle  ist  klar definiert. Das Publikum erwartet 

Expertise: Antworten und Lösungen. Dabei können auch die richtigen Fragen – 

mitunter  sogar  einfacher  und  schneller  –  die  Kommunikationsziele  der  Rede 

treffen. So bietet die Frage als anerkanntes  rhetorisches Mittel weit mehr als 

die Möglichkeit, sich als Weichensteller zu positionieren. Fragen bauen Energie 

auf: Das Publikum wird  involviert, aus der passiven Zielgruppe werden aktive 

Zuhörer, die plötzlich die  Inhalte der Rede  als eigene, persönliche  Einsichten 

wahr nehmen.  

Lernen  Sie  die  Kunst  der  Dialektik  kennen,  und  in  Ihrer  Rede  Fragezeichen 

bewusst zu setzen…  

 

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Fragensteller sind Weichensteller

„Wer nicht fragt, bleibt dumm“, diesen Spruchkennen wir alle schon aus der Sesamstraße.Und Rhetorik-Experten bezeichnen die Frage alsKönigin der Dialektik. Die Frage nimmt im Bereichder Kommunikation und der Redekunst eine ganzentscheidende Rolle ein. Wer eine gute Antwortwill, muss eine gute Frage stellen. Werfen wirdeshalb einmal einen Blick auf die unterschied-lichen Arten von Fragen und ihre jeweiligen Wir-kungen.

Wer fragt, der führt

Es heißt nicht umsonst: Wer fragt, der führt. Undwer gut führt, dem wird der Gesprächspartnerauch gerne folgen. Da verhält es sich in derKommunikation nicht anders als beim Tanz...

Hinsichtlich des Fragens gilt es, sich unbedingtvon übereilten und allen negativen Vorurteilen zuverabschieden. So bspw. auch von der Annahme,dass jemand, der fragt, dumm sei. Fast immer istgenau das Gegenteil der Fall. Fragen sind über-dies sehr wichtig, um klare Antworten zu bekom-men, Informationen zu generieren und eigeneInterpretationen überprüfen zu können. Gezieltgestellte Fragen bewirken eine angenehme Ver-trauensbasis beim Gesprächspartner und ver-schaffen uns ganz ebenbei auch noch Zeit, dienächsten Gedanken zu formulieren. Durch Fragenstellen wir unsere Gesprächspartner in den Mittel-punkt, woraus nicht selten positive Motivations-effekte resultieren.Mit den verschiedenen Fragetechniken erzielenwir dabei unterschiedliche Ergebnisse, wodurchwir einen Gesprächsverlauf günstig beeinflussenkönnen.

Farbe bekennen –die geschlossene Frage

Grundsätzlich werden Fragen zwei Kategorien zu-geordnet: den offenen und den geschlossenenFragen. Bei der geschlossenen Frage kann derGesprächspartner nur mit „Ja“ oder „Nein“ ant-worten. Demnach beginnt die Frage auch miteinem Hilfsverb oder einem Verb. „Werden Sie anmeinem Seminar teilnehmen?“ oder „Hat Ihnendas Abendessen geschmeckt?“ sind solcheFragen.

Daher eignen sich geschlossene Fragen beson-ders zum Herbeiführen von Entscheidungen, zumReduzieren der Wahlmöglichkeiten und zum Prio-risieren.

Dabei können wir innerhalb der geschlossenenFragen etwa die Informationsfrage („Wo wohnenSie?“) von der Alternativfrage („Wünschen Siedas Thesenpapier zu Beginn oder lieber am Endedes Vortrags?“) unterscheiden.

Diese Freiheit geb’ ich dir –die offene Frage

Mit offenen Fragen sprechen wir unserem Ge-genüber eine Einladung aus, ausführlicher zuerzählen und zu berichten. Offene Fragen lassendem Partner die Freiheit, was und wie viel erantworten möchte.

Fast alle Fragen, die mit einem W beginnen,sind offene Fragen. Die klassischen W-Fragenbeginnen mit: wer – was – wie – wo – wann.

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Eine Frage mit „warum“ zu beginnen ist während-dessen oftmals weniger vorteilhaft. Denn dieAntwort auf eine Warum-Frage beinhaltet meisteine subjektive Meinung. Es fließen demnachEinstellungen und persönliche Überzeugungenin die Antwort mit hinein. Hiermit provozierenwir also oftmals subjektive Interpretationen undSpekulationen.

Mal langsam – die Gegenfrage

Als Beispiel vorab ein Interview nach einer Wahlin Deutschland:

Reporter: Gibt es in Ihrer Fraktion jetzt eineFührungsdiskussion?

Politiker: Was für’n Ding?Reporter: Eine Führungsdiskussion.Politiker: Was verstehen Sie darunter?Reporter: Dass jetzt in Ihrer Fraktion über

die Neubesetzung von Führungs-positionen geredet wird...

Politiker: Ist jemand aus meiner Fraktion aufSie zugekommen?

Reporter: Nein.Politiker: Sind Sie selbst Mitglied in meiner

Partei?Reporter: Nein.Politiker: Na also.

(aus Udo Kreggenfeld: Direkt im Dialog)

In meinem Artikel „Schwierige Gespräche perfektmeistern“ habe ich bereits auf die Wirksamkeitvon Gegenfragen hingewiesen. Sie ist eine wirk-lich sehr gute Möglichkeit, um Hintergrundinfor-mationen zu bekommen oder einen ursprüng-lichen Einwand zu ändern bzw. zu entschärfen.Außerdem gewinnen Sie auf jeden Fall Zeit, unddas kann im Gespräch oder während einer Rede,insbesondere in brenzligen Situationen, von ent-scheidendem Vorteil sein.

Das Salz in der Redesuppe –die rhetorische Frage

Die so genannten rhetorischen Figuren sind raf-finiert und suggestiv: Bundestagswahlkampf, aufirgendeiner Wahlkampfveranstaltung der CDU.Der Redner betritt die Bühne: „Wie lange, ver-ehrter Herr Bundeskanzler Schröder, wollen Sieunsere Geduld noch missbrauchen?“ ruft er indie Menge.

Dabei ist derselbe gar nicht anwesend, machtwahrscheinlich anderswo selbst Wahlkampf undhat vielleicht sogar eine ganz ähnliche Frage ge-stellt. Aber – handelt s sich überhaupt um einerichtige Frage? Natürlich nicht wirklich, vielmehrhandelt es sich hier um eine rhetorische Figur:nämlich um die berühmte rhetorische Frage.

Wer ist der wahre Adressat dieser rhetorischenFrage? Die Antwort ist natürlich klar: das Publikum.Genauer gesagt: die Menschen, die unser CDU-Redner in seinem Wahlkampf ansprechen undüberzeugen will. Und dazu gehört Herr Schröderselbst ganz sicher nicht. Damit können wir be-reits festhalten: Die rhetorische Frage kann eineechte Frage sein, denn ansonsten wäre ja tat-sächlich Herr Schröder angesprochen, und manwürde von ihm persönlich eine Antwort erwarten.

Weil wir nun wissen, dass unser Beispielrednerzur CDU gehört und darum das Ziel einer Abwahlder rot-grünen Koalition verfolgt, können wir unssicher sein, dass er davon überzeugt ist: DerBundeskanzler missbraucht schon viel zu langeunsere Geduld, und verehrungswürdig ist er schongar nicht. Genau diese Botschaft will unser Red-ner an den Mann bringen – eine Meinung, eineAussage nämlich. Doch urteilen Sie selbst, inwelcher Form diese Aussage am besten auf einPublikum wirkt.

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Die rhetorische Frage ist nichts anderes alseine raffiniertere Variante eines Aussagesatzes.Die suggestive Wirkung der subjektiven Aussagewird also verstärkt, wenn sie in eine rhetorischeFrage-Form gebracht wird: Einer Aussage kannman in er Regel sehr einfach zustimmen odersie auch ablehnen, während sie jedoch in derneuen Frageform eine bestimmte Deutung oderMeinung impliziert.

„Wie lange, verehrter Herr BundeskanzlerSchröder, wollen Sie unsere Geduld noch miss-brauchen?“ Im Wahlkampf wäre das sicherlicheine gute „Frage“. Überdies ist diese „Frage“bereits ziemlich alt: Schon Marcus Tullius Cicerohat sie in der Antike als Staatsanwalt im berühm-ten Veruntreuungsprozess gegen Catalina in fastidentischer Form gestellt, als er sein Plädoyereröffnete. Catalina verlor den Prozess – undwurde verbannt...

Sie sind nicht vom BKA –keine Verhör-Situation schaffen

Was für fast alle Kommunikations-Strategien undauch für alle rhetorischen Stilmittel gültig ist, giltnatürlich auch hier: Übertreiben Sie es bitte nicht.Vergessen Sie nicht, auch Ihrerseits Stellung zubeziehen und eigene Standpunkte zu verdeut-lichen. Andernfalls verwirren Sie Ihr Gegenüberund mindern seine Bereitschaft, auf Ihre Fragenzu antworten.

Viel Spaß beim Fragenstellen.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Page 28: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

 

 

 

 

 

Storytelling I 

Geschichten erzählen mit Methode: So lautet eines der großen Erfolgsrezepte, 

wenn  es  darum  geht,  Inhalte möglichst  anschaulich  zu  präsentieren.  Hierzu 

muss man wissen: Das Gedächtnis  arbeitet  vorzüglich mit Bildern. Wenn wir 

Geschichten  in  unsere  Rede  integrieren,  nutzen  wir  genau  diese  mentale 

Stärke: Wir projizieren Bilder vor das geistige Auge des Publikums und  finden 

damit eine Abkürzung auf dem Weg in das Unterbewusstsein.  

Lernen Sie, wie Sie mit dem Erzählen einer Geschichte Ihrer Rede Authentizität 

und  Lebendigkeit  verleihen,  Ihre  Zuhörer  involvieren  und  Inhalte  in  der 

Erinnerung verankern…  

 

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Geschichten erzählen und Herzen gewinnen (Teil 1)Warum Sie „Storytelling“ in Ihren Reden und Präsentationen nutzen sollten

Als ich klein und ein Kind war, gab eseinen magischen Satz, mit dem meineMutter im Handumdrehen dafür sorgenkonnte, dass das Toben endlich aufhörte:„Komm, ich erzähle dir eine Geschichte.“Kaum ausgesprochen, saß ich schon aufihrem Schoß, um ihr gebannt zuzuhören.– Wer möchte schon eine gute Geschichteverpassen?

Heute möchte ich Ihnen erzählen, warum auchSie die Kraft der erzählten Geschichte in IhrenReden und Präsentationen für sich nutzen sollten.Denn wer das so genannte „Storytelling“ für sichnutzt, dem ist die Aufmerksamkeit seiner Zuhörergewiss und der kann sein Publikum auf sympa-thische Weise für die eigenen Botschaften ge-winnen.Der kleine Satz „Ich möchte Ihnen eine Geschich-te erzählen.“ ver fehlt seine Publikumswirkungfast nie. Das Flüstern stoppt, Blicke wenden sichvon den Unterlagen (oder dem Handy) zum Vor-tragenden, die Zuhörer lehnen sich leicht nachvorn, die Aufmerksamkeit liegt wieder bei 100 %.Trotzdem werden Geschichten als rhetorische Ver-stärker in der Überzeugungsarbeit immer noch zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt.Zu Unrecht, wie ich finde. Denn Geschichten funk-tionieren.

Warum „Storytelling“ funktioniert

•Geschichten erzählen ist eine zentrale mensch-liche Tradition, die bis in die Urzeiten zurück-reicht. Ganz am Anfang haben Geschichten so-gar geholfen, unser Überleben zu sichern. Denn

wie hätten die Menschen sonst lernen sollen,dass es keine gute Idee ist, einen Säbelzahn-tiger zu streicheln?

•Geschichten involvieren. Wo Zuhörer die meis-ten Präsentationen meist passiv aufnehmen(oder einfach ignorieren), werden sie hier aktiveTeilnehmer: Sie visualisieren vor ihrem innerenAuge die Geschichten, die Sie erzählen. Siesetzen sich zu dem Erzählten in Bezug und fra-gen sich Dinge wie „Was hätte ich in der Situa-tion getan?“. Sie vergleichen Ihre Geschichtemit Dingen, die sie selbst erlebt haben.

•Geschichten erzählen ist natürlich. Als Rednermüssen Sie sich Ihre Hauptargumente entwe-der einprägen oder Aufzeichnungen verwenden.Geschichten, die Sie selbst erlebt haben, wer-den sie dagegen ganz leicht aus dem Stegreifwiedergeben können. Oder benötigen Sie etwaKarteikarten, um die Geschichte Ihres erstenLiebeskummers zu erzählen?

•Geschichten verbinden. Sie können sich miteiner Geschichte Ihrem Publikum emotional an-nähern und dabei ganz nebenbei auch Ihre Bot-schaften an den Mann und die Frau bringen. Undzwar nachhaltig, denn Ihre Zuhörer werden sichan Ihre Geschichte erinnern, selbst wenn siesich nicht eine einzige Notiz gemacht haben.

All dies sind gute Gründe dafür, Geschichten auchin Ihren Vorträgen einzusetzen. Denn mit ihnenkönnen Sie Ihre Präsentation spannender gestal-ten und Ihren Botschaften Leben einhauchen. –„Storytelling“ passt fast immer, selbst wenn Sieein knochentrockenes oder techniklastiges Themapräsentieren.Sie müssen einfach nur die passende Geschichtefinden.

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Begeben Sie sich auf die Suchenach guten Story-Ideen

Die gute Nachricht: Geschichten sind überall. Siefinden Sie in antiken Mythen, in der Tageszeitung,im Kino, in Ihrem eigenen Leben und im LebenIhrer Freunde und Bekannte.Die meisten Geschichten lassen sich in zwei Kate-gorien einordnen: Persönliche Geschichten undallgemeine Geschichten.Machen Sie einmal ein kleines Brainstorming undschreiben Sie ein paar Geschichten auf, die desErzählens würdig sind.Ihre Geschichte soll am Ende natürlich zum Themapassen und sich mit Ihren Botschaften verbindenlassen, doch bei dieser kleinen Übung sollten Sieganz offen bleiben. Ich kann Ihnen sagen: Diewenigsten Geschichten passen auf den erstenBlick. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf undversuchen Sie erst in einem nächsten Schritt, IhreThemenmit Ihren Geschichtenideen in Verbindungzu setzen.In der Kategorie „persönliche Geschichten“ kön-nen Sie zum Beispiel große Meilensteine in IhremLeben aufschreiben, die Momente in Ihrem Leben,die Sie zu der Person gemacht haben, die Sie jetztsind. Aber vergessen Sie dabei nicht, die kleine-ren Ereignisse zu erwähnen: die Momente derÜberraschung, der Freude, der Frustration und derWut.In die Kategorie „allgemeine Geschichten“ kön-nen Sie Mythen und Fabeln aufnehmen, Filmeoder Theaterstücke, deren Themen Sie gefesselthaben, Artikel, die Sie gelesen haben, tagesak-tuelle Geschehnisse und gute Geschichten, dieSie von anderen gehört haben. Auch gute Witzegehören dazu.Wenn Sie diese kleine Übung mitgemacht haben,dann besitzen Sie schon jetzt einen ganz ordent-lichen Fundus, aus dem Sie Ihre zukünftigen Ge-schichtenideen auswählen können. – Gratulation!Ein wichtiger erster Schritt.Dass sich Geschichten wirklich ganz einfach mitBotschaften verbinden lassen, möchte ich Ihnen

anhand einer Rede von Steve Jobs, dem CEO derComputerfirma Apple, illustrieren.

„Storytelling“ in Action – Steve Jobs’Rede an der Stanford Universität inKalifornien

Im Jahr 2005 hielt Steve Jobs eine Motivations-rede vor dem bis auf den letzten Platz gefülltenAuditorium der Stanford Universität in Kalifornien.Schon in den ersten Sekunden seiner Rede unter-breitete er seinem Publikum folgendes: „Ich möch-te Ihnen heute drei Geschichten aus meinemLeben erzählen. Das ist alles. Keine große Sache.Nur drei kleine Geschichten.“Von wegen „keine große Sache“. Der begnadeteRhetoriker Jobs wusste, dass sein „Storytelling“dafür sorgen würde, dass hunderte von Studen-ten an seinen Lippen klebten und nicht etwaPläne für die nächste Studentenparty schmie-deten.Von den drei Geschichten möchte ich Ihnen einezum Lesen geben. Steve Jobs erzählt darin, wieer als Gasthörer an einem Kalligraphieseminarteilgenommen hat, nachdem er die Uni geschmis-sen hatte.

„Ich habe Serifen- und serifenlose Schriften ken-nengelernt und gesehen, wie der Platz zwischenverschiedenen Buchstaben je nach Buchstabevariiert. Ich habe ganz einfach erfahren, was groß-artige Typographie ausmacht. (...) Zu dem Zeit-punkt hatte ich nicht den Hauch einer Hoffnung,dass ich dieses Wissen irgendwann in einmalpraktisch anwenden könnte. Doch dann, als wirzehn Jahre später den ersten Macintosh-Computerdesignt haben, habe ich mich plötzlich an alleserinnert. Und wir haben alles in den Mac inte-griert. Es war der erste Computer, der eine schöneTypographie hatte. Und wenn ich nicht zufälligdieses eine Seminar an der Uni besucht hätte,gäbe es beim Mac keine verschiedenen Schrift-arten und proportional stimmige Leerräume zwi-

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schen den Buchstaben. Und da Windows den Macja kopiert hat, ist es wahrscheinlich, dass gar keinComputer diese hätte. Wenn ich die Uni nicht ge-schmissen hätte, hätte ich nie dieses Kalligraphie-seminar besucht und Computer hätten vielleichtnicht die schöne Typographie, die sie jetzt haben.Natürlich war es völlig unmöglich, diese Ereignisseauf diese Art zu verbinden, als ich an der Uni warund in die Zukunft blickte. Aber es war sehr, sehrklar, als ich zehn Jahre später zurück blickte. Ichsage es noch einmal: Einzelne Ereignisse ergebenkeinen Zusammenhang, wenn man in die Zukunftblickt. Das tun sie nur im Rückblick. – Also musstdu einfach darauf vertrauen, dass sich die einzel-nen Ereignisse irgendwie in der Zukunft zusammen-fügen.“

Was tut Steve Jobs?

•Er nimmt sein Publikum mit auf eine Reise vonResignation („Zu dem Zeitpunkt hatte ich nichtden Hauch einer Hoffnung, dass ich dieses Wis-sen irgendwann in einmal praktisch anwendenkönnte.“) zu positiver Realisation, dass er mitseiner Einschätzung völlig falsch lag („Wenn ichdie Uni nicht geschmissen hätte, hätte ich niedieses Kalligraphieseminar besucht und Com-puter hätten vielleicht nicht die schöne Typo-graphie, die sie jetzt haben.“).

•Er würzt die Geschichte mit ein wenig Humor,wenn er einen kleinen Seitenhieb an den Wett-bewerber Microsoft austeilt („Und da Windowsden Mac ja kopiert hat...“) – auch wenn die PC-Nutzer im Publikum vielleicht die Augen verdrehthaben, konnte sich die in den USA sehr großeZahl der Mac-Nutzer in einem kurzen solida-rischen Moment mit ihm verbünden.

•Die Botschaft, dass man auch Fehler machenund das eigene Leben trotzdem zu großem Er-folg führen kann, dürfte die Studenten inspirierthaben und ihnen vielleicht sogar ein bisschenmehr Mut zur Hoffnung gegeben haben („Alsomusst du einfach darauf vertrauen, dass sich dieeinzelnen Ereignisse irgendwie in der Zukunftzusammenfügen.“).

Was sagen Sie? Würden Sie auch gern eine Ihrernächsten Präsentationen mit dem magischen Satz„Lassen Sie mich eine kurze Geschichte erzäh-len.“ zu einem echten Publikumserfolg machen?Dann brauchen Sie nur meinem nächsten Artikellesen. Denn darin verrate ich Ihnen, wie Sie IhreGeschichten in Ihre Vorträge einflechten.Bis dahin –

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Storytelling II 

Im ersten Teil (Storytelling I) haben wir das Storytelling bereits kennen gelernt 

als  effektives  Instrument,  um  Inhalte  in  freier  Rede  anschaulich  zu 

präsentieren.  Indem  wir  persönliche  Erlebnisse  und  Erfahrungen  mit  dem 

Publikum  teilen, begeben wir uns ganz bewusst auf Augenhöhe: Geschichten 

machen fassbar, menschlich. ABER: Damit dieses Kopfkino funktioniert, müssen 

Geschichten in den Kontext passen. 

Lernen Sie die Regie und erlangen Sie das Gespür dafür, welche Geschichten zu 

Ihren Inhalten passen…   

 

 

 

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Geschichten erzählen und Herzen gewinnen (Teil 2)Wie Sie “Storytelling” in Ihren Reden und Präsentationen nutzen können

Es sind unsere Geschichten, unsereErlebnisse und Erfahrungen, die unszu der Person machen, die wir sind.Und es sind unsere Geschichten, diebestimmen, wie wir von unsererUmwelt wahrgenommen werden.

Nehmen wir den aktuellen Wettlauf um die Prä-sidentschaft der Vereinigten Staaten. Die politi-schen Überzeugungen geraten beinahe in denHintergrund, wenn drei so “geschichtenträchtige”Kandidaten wie Hillary Clinton, Barack Obama undJohn McCain den steinigen Weg ins Weiße Hausantreten. Drei Personen mit drei Geschichten, dieauf jeder Leinwand überzeugen würden: Das Dra-ma der betrogenen Ehefrau, die es allen zeigenwill und zu politischen Höhen erwächst, um ihremMann ins oberste Staatsamt zu folgen. Die Under-dog-Geschichte des ersten Afro-Amerikaners, dermit Schneid und Herz ganz nach oben aufsteigtund seine Chance nutzen will, die verschiedenenBevölkerungsgruppen der USA zu vereinen. Undletztendlich die Heldengeschichte des Vietnam-veteranen, dessen Flugzeug über Hanoi abge-schossen wurde, der lange in Gefangenschaft ge-foltert wurde, ohne den Glauben an das Gute zuverlieren und jetzt Amerikas Schicksal in dieHände nehmen möchte.Wer könnte sich der Magie dieser beeindrucken-den Geschichten entziehen?Und genau weil sich niemand der Kraft einer gutenGeschichte widersetzen kann, sollten Sie IhrePräsentationen mit Geschichten zum Volltreffermachen.Es ist gar nicht so schwer.

Auf den nächsten Seiten stelle ich Ihnen verschie-dene Geschichtenformen und Ihre besten Einsatz-gebiete vor. Damit finden Sie garantiert für jedenAnlass die passende Story.

Fünf Arten von Storys und Geschichtenund wann Sie diese einsetzen sollten

1.) Die Schlüsselmomente

Geschichten über zentrale Ereignisse in IhremLeben. Sie beschreiben Momente, in denen Ihnenunerwartet etwas zugestoßen ist – positiv odernegativ – oder wichtige Entscheidungen fällenmussten, um Ihr Leben auf den Kurs zu bringen,auf dem er heute ist.

Wann Sie diese Geschichten einsetzen können:Diesen Geschichten wohnt meist eine große Moralinne. Nutzen Sie sie, wann immer Inspiration undMotivation gefragt sind. Wenn Sie ein Unterneh-men leiten und dem Engagement ihrer Mitarbeitereinen kleinen Kick geben möchten, können Siemit einer Schlüsselmoment-Story dafür sorgen,dass Ihre Angestellten wieder an den Sinn ihrerArbeit glauben. – Diese Geschichten sind ideal,um längere Reden und Präsentationen einzuläu-ten.

2.) Die Anekdote

Die wahrscheinlich hilfreichste Geschichtenformin Ihrem Fundus. Hier geht es um die kleinenschönen und weniger schönen Dinge, die uns täg-

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lich begegnen. Die Freude, wenn ein Busfahrerdie Türen ein wenig länger offen hält und wartet,bis wir über die Straße gerannt sind. Die Frus-tration, am ersten Tag in einer neuen Stadt voneinem Taxifahrer übers Ohr gehauen zu werden.

Wann Sie diese Geschichten einsetzen können:Da Sie kurz und nicht allzu dramatisch sind, kön-nen Sie beinahe jeden Vortrag mit diesen Ge-schichten würzen. Anekdoten sind perfekte Ope-ner, weil Sie damit sehr schnell den Kontext IhrerBotschaft etablieren und gleichzeitig eine emo-tionale Verbindung zu Ihrem Publikum schaffenkönnen. Sie sind auch hervorragend geeignet,sehr dichte oder technische Erläuterungen auf-zulockern und trotzdem beim Thema zu bleiben.

3.) Die Tolpatsch-Geschichte

Wenn Sie eine Geschichte über ein etwas pein-liches Erlebnis oder eine Punktlandung im Fett-näpfchen zum Besten geben, haben Sie die Sym-pathien Ihrer Zuhörer garantiert auf Ihrer Seite.Kleine Ungeschicktheiten zuzugeben, ist ganz ein-fach liebenswürdig. Und wie bei der Anekdote istauch hier der Fundus nahezu unerschöpflich.

Wann Sie diese Geschichten einsetzen können:Keine Geschichte zeigt Ihren Zuhörern so gut,dass Sie einer von Ihnen sind, wie die Tolpatsch-geschichte. Setzen Sie sie ein, wenn Sie Miss-trauen oder Nervosität bei Ihrem Publikum ver-muten oder zu Mitarbeitern sprechen, die rang-mäßig unter Ihnen stehen. Sie ist der perfekteEisbrecher. Wofür sich die Tolpatsch-Geschichtenicht gut eignet: als Opener.

4.) Die Fabel

Antike Mythen, Märchen, Volksweisheiten und alleanderen Geschichten, die wir in Büchern gelesenoder als Kind beim Vorlesen gehört haben, kön-nen wir in Präsentationen und Vorträgen wirkungs-voll einsetzen. Die meisten enthalten eine sehr

eindeutige Moral und es gibt so viele von ihnen,dass Sie selbst für die abwegigsten Themen diepassende finden werden.

Wann Sie diese Geschichten einsetzen können:Die meisten Zuhörer werden mit den einzelnenFabeln schon vertraut sein. Deswegen könnenSie in der Regel darauf verzichten, die gesamteGeschichte herunter zu leiern und können sichdaruf beschränken, zentrale Aspekte herausge-löst darzustellen. Es wird zum Beispiel ausrei-chen, nur ein paar Worte über König Salomonzu verlieren, wenn Sie zum Thema Gerechtigkeitsprechen.

5.) Tagesaktuelle Ereignisse

Dazu gehört alles, was Sie in der Zeitung odereiner Zeitschrift gelesen, im Internet gefundenoder im Fernsehen gesehen haben. Vom riesigenSkandal, von dem jeder gehört hat bis hin zurkleinen menschelnden Geschichte, über die Siegestolpert sind.

Wann Sie diese Geschichten einsetzen können:Diese Geschichten eignen sich, wenn Sie einefesselnde Geschichte erzählen wollen aber Ihreeigenen Erlebnisse lieber außen vor lassen möch-ten. Sie können Ereignisse aus dem Tagesgesche-hen sehr gut dazu verwenden, einen gemeinsamenGegner zu etablieren. Wenn Sie beispielsweisevor einem Publikum mit ähnlichen politischen An-sichten sprechen, können Sie die letzten “Schand-taten” der Oppositionspartei aufs Tapet bringenund diese solidarisierende Geste nutzen, um sichmit Ihren Zuhörern zu verbünden.

Ich wette, dass Ihnen zu jeder Geschichtenartmindestens ein Dutzend Geschichten eingefallenist. Wie wählen Sie nun die passende aus?Zwei Dinge sollten Ihre Auswahl leiten: Ihre Ar-gumentation und Ihr Publikum.Dass die Geschichte zur Rede passen muss, istklar. Selbst die spannendste oder komischste

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Geschichte ist fehl am Platz, wenn sie sich nichtmit Ihrer Argumentation in Einklang bringen lässt.Doch auch zum Publikum muss sie passen, damitIhre Geschichte die gewünschte Wirkung entfaltenkann.

Denken Sie an Ihr Publikum

• Bringen Sie sich auf Augenhöhe mit IhrenZuhörern: Dass Sie Ihrem Publikum damit aufeinfachste Weise vermitteln können, ein echterMensch mit Stärken und Schwächen – also“einer von ihnen” – zu sein, ist eins der schlag-kräftigsten Argumente für die Verwendung von“Storytelling” (vor allem von persönlichen Ge-schichten) in Vorträgen.

• Versetzen Sie sich in die Position Ihres Pub-likums: Denken Sie gründlich darüber nach,was die Bedürfnisse, Hoffnungen und NöteIhres Publikums sind. Wenn Sie dann mit derdazu passenden Anekdote oder Tolpatsch-Ge-schichte aufwarten, kommunizieren Sie IhremPublikum, dass Sie sich sich wirklich mit denBelangen Ihrer Zuhörer auseinander gesetzthaben. Sie werden vertrauenswürdig, und IhreBotschaft kann besser ankommen.

• Bauen Sie interaktive Momente ein: FragenSie Ihr Publikum nach einer Geschichte zumBeispiel, ob einige von ihnen schon selbstÄhnliches erlebt haben. Selbst wenn sich IhreZuhörer nicht zur Teilnahme ermutigen lassen,werden sie doch zumindest im Kopf mitspielen.Das halt wach und sorgt für größere Aufmerk-samkeit.

• Achten Sie auf die Rangordnung: Wenn Sievor einem Raum voller Aktionäre sprechen,sollten Sie sich mit den Tolpatschgeschichtenbesser zurückhalten. Und wenn Sie als Ge-schäftsführer vor Ihren Mitarbeitern sprechen,sollten Sie Geschichten vermeiden, die Sie zuschwach aussehen lassen. Der gesunde Men-schenverstand wird Ihnen hier ein gutter Rat-geber sein.

Wie Sie mit “Storytelling” IhrePräsentation strukturieren

Von Kindesbeinen an sind wir daran gewöhnt,mit Geschichten und Erzählungen umzugehen. Wir“verstehen” sie, weil sie uns als Mittel der Wis-sensvermittlung vertraut sind. Die meisten Ge-schichten folgen dem gleichen vierstufigen Aufbau,den ich hier kurz skizzieren möchte. Ich empfehleIhnen: Nutzen Sie ihn in Ihren Präsentationen.Denn wenn Sie von Ihrem Publikum verstandenwerden möchten, sollten Sie auf einen Präsenta-tionsaufbau setzen, dem Ihre Zuhörer intuitiv fol-gen können.

1. Der Status Quo: Hier erläutern Sie den Kon-text, klären das Setting und führen Hauptcha-raktere (oder Hauptthemen) ein

2. Der Konflikt: Sie stellen das Problem vor. ImMärchen ist es vielleicht der Drachen, beiIhnen geht es vielleicht um eine ungerechteSteuerpolitik. Zwischen den Hauptcharakterenund den Problem kommt es zur Auseinander-setzung.

3. Die Auflösung: Der Drache ist erlegt, das Bud-get wieder im Lot. Die Harmonie ist wieder-hergestellt.

4. Die Moral: Was geschehen musste, um vomKonflikt zur Auflösung zu führen, enthält eineLektion. Und diese Lektion wird an das Pub-likum weitergegeben. Es ist die Handlungsauf-forderung.

Wenn Sie immer darauf achten, dass Ihr Vortragdiesen Spannungsbogen einhält, wird Ihnen IhrPublikum auf der Reise von Problem zu Lösunggern folgen. – Ja, es wird gar nicht anders können.Versuchen Sie dies bei der Vorbereitung Ihrernächsten Präsentation: Strukturieren Sie Ihre Prä-sentation anhand dieser vier Punkte. Dann wirdsie schon von vornherein einen gewinnenden Ge-schichtencharakter besitzen. Als nächstes neh-men Sie sich Ihren kleinen Geschichtenfundusvor, den Sie bei der Lektüre des ersten Teils und

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beim Lesen der fünf Kategorien zusammenge-stellt haben und wählen für die einzelnen Punktepassende Geschichten aus.Die Moral ist der Knackpunkt bei Geschichten. Siemuss sich wirklich natürlich aus der Geschichteergeben. Wenn sie nicht glaubwürdig ist und anden Haaren herbei gezogen wirkt, dann nimmtsie Ihnen das Publikum nicht ab. – Wenn meineMutter mich beispielsweise mit der Geschichtevom Rotkäppchen dazu ermahnt hätte, immerauf direktem Weg nach Hause zu kommen, hättedas für mich bestimmt ganz plausibel geklungen.Hätte sie jedoch gesagt, dass ich zusätzlich immermein Zimmer aufräumen und den Abwasch erle-digen muss, weil es mir sonst wie dem Rotkäpp-chen ergehen wird, hätte ich diesen Sprung wohlnicht mitgemacht.

Ja, natürlich brauchen Sie etwas Mut, um Geschich-ten – vor allem persönliche – in Ihre Vorträge undPräsentationen einzubauen. Da beißt die Mauskeinen Faden ab. Am Anfang werden Sie sich wahr-scheinlich sogar etwas seltsam vorkommen.Doch ich verspreche Ihnen: Es wird sich alles ge-lohnt haben, sobald Sie merken, wie Sie Ihre Argu-mente mit Geschichten wirkungsvoll illustrierenund Ihrem Publikum unerwartet nah kommen.Versuchen Sie es einfach bei der nächsten Gele-genheit.Ich wünsche Ihnen viel Erfolg –

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Klare Worte  

Was  in der alltäglichen Kommunikation offenbar  ist, erlangt allzu oft auch  im 

Kontext der  freien Rede Gültigkeit: Man kann wahrlich  sehr viel  reden, ohne 

etwas  zu  sagen.  Worte  sind  nicht  selbsterklärend,  Botschaften  nicht 

selbstverständlich.  Nicht  selten  bewegen  wir  uns  auf  einem  schmalen  Grat 

zwischen Er‐ und Verklärung.  Ihre Worte entscheiden maßgeblich darüber, ob 

Ihr Publikum Zugang zu Ihren Inhalten findet. 

Lernen Sie, wie Sie mit der  richtigen Wortwahl  Ihre Rede aufwerten, und wie 

Sie Worte bewusst als Botschafter Ihrer Überzeugung nutzen…   

 

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Alles außer Schall und RauchWorte, die etwas sagen, werden auch gehört

„Bitte bleiben Sie nicht unangeschnallt!“„Es ist hier nicht erlaubt, eine Zigarette zu ent-zünden, daran zu ziehen und den Qualm auszu-atmen.“„Rauchen kann dazu führen, dass Sie vorzeitigaus dem Leben scheiden.“

Wären Sie überrascht, solche Warnungen oderVerbotsschilder zu lesen? Jeder dieser Sätze sagtim Grunde genau das Gleiche was „Bitte an-schnallen“, „Rauchen verboten“ und „Rauchentötet“ sagen. Trotzdem hat keiner von ihnen dieKraft und Präzision, die Warnungen und Verbots-schilder benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten.Es ist ganz einfach der falsche Stil. Guter Stilverlangt danach, dass Sie das Gesagte an dieBedürfnisse Ihres Publikums und natürlich darananpassen, was Sie vermitteln wollen. Ihre Inhaltebrauchen ein Transportmittel, damit sie ihrenWeg ins Bewusstsein Ihres Publikums finden. DieSprache ist dieses Transportmittel. Wählen SieIhre Worte sorgfältig, wägen Sie ab, mit welchemWort und welcher Wendung Sie Ihre Argumenteam besten vermitteln können. Sonst laufen SieGefahr, dass selbst Ihre besten Ideen am Publi-kum vorbeirauschen.Ihre Rede ist keine Selbstinszenierung. SorgenSie dafür, dass Sie die Aufmerksamkeit IhresPublikums auf Ihre Inhalte lenken, nicht auf IhrePerson. Es geht darum, es Ihren Zuhörern so ein-fach wie möglich zu machen, Ihren Gedanken-gängen zu folgen und sich über den Verlauf IhrerRede die Aufmerksamkeit Ihres Publikums zusichern. Ihr Sprachstil ist Ihr verbaler Fingerab-druck. Und ein guter, zur Situation passenderSprachstil zeugt von Respekt dem Zuhörer gegen-über.

So polieren Sie Ihren Sprachstil undmachen Ihre Rede kraftvoller

Wählen Sie immer eine eindeutige, klare Spracheund bleiben Sie konkret. Das ist der beste Weg,um sich die Aufmerksamkeit Ihres Publikums zusichern. Von abstrakten, verallgemeinernden Wen-dungen fühlt sich niemand wirklich angesprochen.Wenn ich höre, dass sich die Bevölkerung in dennächsten Jahren mit höheren Lebenshaltungs-kosten abfinden muss, dann finde ich das kurzschade, bevor ich unterm Tisch weiter meine SMStippe. Wenn ich jedoch höre, dass ich mir imnächsten Sommer ganz gewiss meinen Segel-urlaub abschminken kann, da die Inflation dafürsorgen wird, dass jeder Euro meines Einkommensnur noch 50 Cent wert ist, spitzen sich meineOhren.

6 Wege zu einem besseren Sprachstil

• Wer sich hinter Passivkonstruktionen ver-steckt, bleibt passiv: Benennen Sie in IhrerRede Ross und Reiter.

• Die Bewegung bewegt sich nicht: AktiveVerben bewegen etwas in den Köpfen IhrerZuhörer, Substantive stehen nur im Wegund versperren die Sicht.

• Sagen Sie’s doch einfach: Klopfen Sie IhreRede auf unnötige Fremdworte und abge-droschene Phrasen ab und vermeiden Siees tunlichst, um den heißen Brei zu reden.

• Wählen Sie klare Worte, mit denen Siesagen, was Sie auch wirklich meinen.

• Euphemismen machen die Sache auch nichtbesser: Selbst wenn Ihnen die ungeschönteWahrheit schwer über die Lippen will, führen

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Euphemismen Ihr Publikum ganz einfach indie Irre. Bedenken Sie: Auch wenn einer sagt,dass da jemand nur „von uns gegangen ist“,bleibt dieser Mensch doch tot.

• Ist es wirklich das Allerbesteste? VermeidenSie Übertreibungen und Superlative, sonstwird Ihr Publikum am Ende allen IhrenAussagen skeptisch gegenüber stehen.

• Sie führen kein Selbstgespräch! Beziehen SieIhre Zuhörer verbal ein – so halten sie Ihnendie Stange (direkte Ansprache, rhetorischeFragen, echte Fragen etc.).

Nicht nur reden, sondern auch etwassagen

Sorgen Sie dafür, dass jedes Ihrer Wort zählt. Sowie eine Zeichnung keine überflüssigen Stricheund eine Maschine keine über flüssigen Teilehaben sollte, sollte Ihre Rede keine überflüssigenWorte oder Sätze enthalten. Das heißt nicht, dassalle Sätze kurz sein sollen, oder keine Einzelheitenenthalten dürfen – es heißt ganz einfach, dassjedes Wort seine Aufgabe erfüllen muss. PlaudernSie nicht einfach los, auf dass sich Ihr Publikumden Sinn schon selbst zusammenreimt. Als erstesmüssen Sie ganz klar für sich entscheiden, wasSie mit Ihren Worten sagen und erreichen wollen.Dann erst können Sie Ihre Rede darauf hin zu-schneiden.

Nehmen Sie Ihr Publikum bei derHand und führen es ans Ziel

Die gesprochene Sprache braucht ein paar Extra-Hilfsmittel, damit Ihre Zuhörer Ihnen folgen kön-nen. Kausale Zusammenhänge oder wichtigeGegensätze sollten Sie durch verbale Mittel be-

tonen, damit Ihnen Ihre Zuhörer folgen können:„aus diesem Grund“, „deswegen“, „im Gegen-satz dazu“.

Mit Vorsicht zu genießen:„Aber“ – nur verwenden, wenn Sie wirklich einenGegensatz beschreiben.„Nicht“ – es fällt dem Menschen in der Regelschwer, etwas „nicht“ zu denken, sagen Sie lie-ber, was ist, als was nicht ist„Eigentlich“ – ist es nun so oder ist es nicht so?„Ehrlich gesagt“ – war sonst alles gelogen?

Das Wichtigste: Bleiben Sie selbstkri-tisch. Gehen Sie mehrmals durch IhrRedenmanuskript.

Ich stelle mir bei der Bearbeitung meiner Reden-manuskripte immer folgende Fragen:

• Sagt das, was ich sagen werde, wirklich das,was ich sagen will?

• Sind meine Gedankengänge für einen Außen-stehenden wirklich nachvollziehbar?

• Habe ich mir jedes einzelne Substantiv kritischangesehen und versucht, es durch ein starkesVerb zu ersetzen?

• Habe ich wirklich alle Passivkonstruktionenaus dem Text geschmissen?

• Hat jeder Satz eine Aussage oder stützt eineAussage?

• Haben ich die ganze unnötige heiße Luftabgelassen und jeden Satz so klar und ein-deutig formuliert, wie er nur sein kann?

Kommen Sie gut an!

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Zurück in die Zukunft: Neologismen und Archaismen 

Eine zentrale Frage  in der Vorbereitung auf Rede  ist doch die: Wie wecke  ich 

Interesse und halte mein Publikum wach? Eine Antwort  ist diese: Schaffen Sie 

Überraschungsmomente.  Der  Mensch  mag  das  –  mehr  noch:  Er  prägt  sich 

Überraschungen schneller und besser ein als das Gewöhnliche. Dabei muss das 

Außergewöhnliche  nicht  zwingend  bildhaft  sein,  auch  Ihre  Wortwahl  kann 

gewohnte Muster aufbrechen. 

Lernen Sie den spielerischen Umgang mit Sprache und erfahren Sie, wie sie mit 

Neologismen und Archaismen die Wahrnehmung Ihres Publikums stimulieren... 

 

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Zurück in die ZukunftFiguren-Finder (XVI): Neologismen und ArchaismenPhantasievolle Wortneuschöpfungen und die Aura des historischen Anklangs

„Kaufen Sie sparnünftig!” Nicht nur im Kino, aufWerbeplakaten und der lokalen Wochenzeitung,auch in der renommierten „Süddeutschen” lesenwir in diesen Tagen den Werbespruch eines markt-führenden Technik-Discounters in Deutschland.

„Sparnünftig” sollen die potentiellen Kunden sein– und wenn Sie zum eher intellektuellen Leser-kreis der Süddeutschen Zeitung zählen, bekom-men Sie auch gleich eine Erklärung mitgeliefert,worum es sich dabei handelt.In einem im Stile eines Wörterbuchartikels ge-haltenen Text-Kästchens erklären die Marketing-Strategen des Discounters dort, was hinter demBegriff „sparnünftig” steckt.

Gefundenes Fressen

Das ist frech und lustig, der intellektuelle Leserschmunzelt sogar – und für uns als Redner eingefundenes Fressen, wenn es um die rhetorischeFigur des Neologismus in seiner Reinform geht.

„Sparnünftig” ist schließlich eine Wortneuschöp-fung, eben ein Neologismus, und wird auch genaudeswegen – eine Hommage der Werbung an eingediegenes Wörterbuch – als solche Kreation demPublikum verkauft.

„Sparnünftig” ist dabei nichts anderes als einSpiel mit bereits bekannten Ausdrücken, dem„Sparen” und dem „Vernünftig sein”. Der Neo-logismus weckt natürlich ganz gewollt Assozia-tionen: Sparen ist vernünftig, und Einkaufen bei

einer bestimmten Kette ist nicht nur ebenso ver-nünftig, sondern spart auch bares Geld.

Auf den Punkt bringen

Wortneuschöpfungen wie unser Beispiel sindnichts anderes als rhetorische Figuren, die etwasauf den Punkt bringen sollen. Neologismen ge-hören zur Klasse der bildlichen Wortfiguren undfolgen somit dem Austausch-Prinzip: Ersetze einen,eigentlichen‘, aber wenig sagenden Ausdruckdurch einen vielsagenden, ,uneigentlichen‘ Begriff– ersetze „bei Einkaufen vernünftig sein und spa-ren!” durch „Sparnünftig!”.In der lateinischen Rhetoriktheorie heißt dieseFigur „fictio“ – und tatsächlich sind Wortneu-schöpfungen Fiktionen, bei deren Kreation wirunserer Phantasie freien Lauf lassen dürfen.

Ableitungstechniken

Genau wie die Werbeleute, die den Ausdruck„sparnünftig” kreiert haben: Unsere Beispielfigurkommt durch die Ableitung eines neuen Begriffsaus bereits bekannten Termini zustande, genauergesagt durch die Zusammensetzung zweier Aus-drücke zu einem neuen.

Eine andere Art der Ableitung stellt die Derivationaus einer anderen Wortart dar: Stellen Sie sichvor, wir müssten einen ungewöhnlich großen Spaßbeschreiben und bezeichneten ihn als „funtas-tisch”, indem wir den englischen Begriff für Spaß

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in unserer deutsches Wort fantastisch einschmug-geln. Zugegeben, das funktioniert nur dann, wennwir den Neologismus aufschreiben würden – zuHören wäre er schließlich nicht. Aber wir könntenstattdessen auch vom berühmten „Teuro” spre-chen, der auch vor großen Technik-Discounternnicht haltgemacht hat – und hätten damit eben-falls die rhetorische Figur des Neologismus aufden Plan gerufen.

Klangliche Grundlagen

Wenn wir aber damit schon beim Hören angekom-men sind: die Wortneuschöpfung auf klanglicherBasis, die sogenannte Onomatopöeie, stellt diedritte Art des Neologismus dar.

Ohne sich bewusst zu sein, eine rhetorische Figurzu verwenden, greifen etwa Kinder auf diese Artder Wortneuschöpfung zurück, wenn sie eine ge-räuschvolle Bewegung beschreiben möchten: InComic-Heften sind deswegen beispielsweise viele„Wuuusch!” und „Wuuuoooms” zu finden, Wort-neuschöpfungen, die auf klanglichen Änlichenbasieren.

Ironischer Einschlag

Aber nicht nur die Texter von Comicserien undzahllose Werbefachleute, auch seriöse Rednerkönnen auf Neologismen zurückgreifen: Wir kön-nen sie immer dann gebrauchen, wenn in unsererMuttersprache überhaupt kein Begriff existiert,der unsere Gedanken auszudrücken hilft, oderaber viel zu nichtssagend ist.Wir können Neologismen aber auch verwenden,um unserer Rede einen ironischen Touch zu geben.

Stellen wir uns etwa vor, wir müssten ein Lobliebauf jene Marketing- und Werbeleute singen, dieunseren Alltag „sparnünftiger” machen wollen.

Lacher landen

Natürlich würden wir ihnen Ihre Leistung nichtstreitig machen wollen und hervorheben, dassdie logistische Koordination des WerbekonzeptsLob verdient. Und dann könnten wir, um einenLacher zu landen, anfügen: „Sie sind aber nichtnur gewiefte Logistiker, sondern auch begnade-te Neologistiker reinsten Geblütes.”

Wenn wir auf diese Weise zu einem gebildetenPublikum sprechen, das mit den „Neologistikern”etwa anfangen kann, hätten wir ein doppeltesWortspiel betrieben: Wir hätten unsere rhetorischeFigur nicht nur korrekt benannt, sondern selbstals korrekte Wortneuschöpfung in den Raum ge-stellt.Gleichzeitig haben wir damit aber auch noch einezweite Figur aufs Tapet gebracht, die das genaueGegenteil des Neologismus darstellt: „reinstenGeblütes” gehört nämlich ebenso wenig zur All-tagssprache wie „Neologistiker”, ist aber keineWortneuschöpfung, sondern vielmehr die Wieder-belebung einer längst nicht mehr gebräuchlichenFormulierung – ein Archaismus.

Anklang an das Antiquierte

Die Archaismus-Figur heißt in der rhetorischenFachsprache auch „antiquitas“ – und der Anklangan das Antike, die Assoziation des Antiquiertenbringen uns denn auch auf die richtige Spur:Archaismen sind etwas altertümliche Ausdrücke,die längst aus der Mode gekommen sind und inder Alltagssprache kaum mehr gebraucht werden.Redner, die Archaismen verwenden, wirken des-wegen besonders gebildet und würdevoll – sofernsie die Figur nicht allzu auffällig oder gar zu häufigeinsetzen.

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Ehrwürdige Sprache

In unserem Beispiel – „Neologistiker reinstenGeblütes” – wird die Archaismus-Figur freilich iro-nisch eingesetzt: Wir verstärken mit dem Archais-mus den Ausdruck „Neologistiker”, der ja auchschon in einen ironischen Kontext gestellt ist.Sagten wir stattdessen, unsere Werbefachleuteseien „Vollblut-Wortneuschöpfer”, hätten wir unsder ganzen Wirkung beraubt: Die Figuren sind auf-gelöst in einen vollkommen normalen, wenn auchwenig verwendeten Begriff, mit dem wir unsereWerbetexter charakterisieren können.„Reinsten Geblüts zu sein” hüllt unsere Beispiel-Opfer dagegen in eine besondere Aura: Wir as-soziieren das blaue Blut des Adels, das durchausgesuchte Heiraten in seiner Reinheit bewahrtwird – was freilich in Bezug auf unsere Werbe-texter sehr skurril, aber auch sehr eindrücklichwirkt.

Assoziationen wecken

Der wohl wichtigste Verdienst der bildlichen Wort-figur: Archaismen rufen somit Assoziationskettenwach, die mit Bildern der Vergangenheit gespicktsind – und da die Vergangenheit oft mit einer ehr-fürchtigen Faszination verbunden wird, können wiruns das als Redner zunutze machen. Nicht um-sonst heißt es ja: Früher war alles besser – selbstdas Sparnünftig-Sein.

Die Wirkung entscheidet

„Und selbst bei großen Technik-Discountern warfrüher alles noch billiger”, könnten wir deshalbzum Schluss unserer beispielhaften Lobredekommen. „Schließlich gab es damals anstelledes Teuro noch die gute alte D-Mark.”Und wenn wir ein Auge zudrücken, könnten wirsogar das schon als Archaismus durchgehen las-sen – schließlich kommt es in unserer Rede nichtauf Definitionen, sondern vielmehr auf eins an:die Wirkung, die wir mit unseren Figuren erzielen.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Schwerter zu Pflugscharen – Wortenergie  

Als gewachsene Sprache verfügt das Deutsche über einen breiten Wortschatz. 

Wortbedeutungen haben  lange  Entwicklungen  vollzogen,  sich  gewandelt und 

mehr oder minder verfestigt, Worte ihre eigene Energie gewonnen. Hier und da 

werden Wortbedeutungen  ungemütlich:  Immer  wieder  gibt  es  Bedeutungs‐

Nuancen, die nicht zwingend vordergründig sind und doch bei jedem Gebrauch 

des Wortes mitschwingen. Wer  dies  in  der  Vorbereitung  seiner  Rede  außer 

Acht lässt, kann durch falsche Wortwahl schnell Inhalte transportieren, die mit 

den Kommunikationszielen nicht korrelieren. 

Lernen Sie die Energie der Worte kennen und die Macht des Ausdrucks richtig 

zu dosieren…  

 

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Schwerter zu Pflugscharen!Wie Sie mit kleinen Änderungen in Ihrer Alltagssprache die positive Energie derWorte entfalten – und der zerstörerischen Kraft ein Ende bereiten

Es war letzten Freitag. Nach einer mit guten Semi-naren und herausfordernden Coaching-Terminenangefüllten Arbeitswoche sitze ich mit einem Be-kannten in einer Bar. Ein Glas Rotwein soll michauf das Wochenende einstimmen. „Ist alles inOrdnung bei dir?“ fragt mein Gegenüber plötzlich,„Du siehst ganz schön gestresst aus.“

Peng. Bloß ein paar Worte, doch die Wochenend-Einstimmungs-Stimmung war dahin. Den Rest desAbends habe ich damit verbracht, darüber nach-zudenken, ob ich vielleicht zu viel arbeite. BeimZähneputzen fand ich plötzlich, dass ich Augen-ringe habe. Und das ganze Wochenende überhabe ich mich öfter besorgt gefragt, ob ich michbei der Planung der kommenden Woche vielleichtschon wieder übernommen habe.

Erst am Sonntagnachmittag fiel es mir auf. Mo-ment mal! – Bis zu dem Augenblick in der Bar warich der Meinung, eine persönlich und professionellbereichernde Woche hinter mir zu haben. Sie warauch arbeitsintensiv – natürlich war sie das. Dasgeht ganz einfach Hand in Hand. (Oder fanden Sieschon einmal eine Arbeitswoche gänzlich ohneHerausforderungen persönlich und professionellbereichernd?)

Die Worte meines Bekannten haben eine neueWirklichkeit geschaffen. So, wie jedes Wort, daswir verwenden, Wirklichkeit schafft.

Ergebnis von psychologischen Studien:Worte beeinflussen die Wahrnehmung

Die amerikanische Psychologin Elizabeth Loftus,die als eine der bedeutendsten Figuren der Psy-chologie des 20. Jahrhunderts gehandelt wird,beweist in einer Studie die Kraft der Worte imBezug auf Wahrnehmung.

In einem Experiment wurden Studenten Ausschnit-te von Autounfällen gezeigt. Danach musstendiese schätzen, wie schnell die Autos fuhren alssie zusammenstießen.

Die Filmausschnitte waren gleich. Nur die Wort-wahl bei der Fragestellung wurde geändert: DieStudenten wurden zu Gruppen zusammengefasstund mit jeweils anderen Worten befragt. Zu denFragen gehörten unter anderem folgende Formu-lierungen:

1. „Wie schnell waren die Autos, als siezusammenstießen?“

2. „Wie schnell waren die Autos, als siezusammenprallten?“

3. „Wie schnell waren die Autos, als sie imRahmen des Unfalls Kontakt hatten?“

4. „Wie schnell waren die Autos, als sie inein-ander krachten?“

Das Ergebnis war eindeutig: Obwohl alle diesel-ben Unfälle gesehen hatten, schwankten die Ge-schwindigkeitsschätzungen ganz enorm. Je mehrsich das Verb, mit dem nach der Geschwindigkeit

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gefragt wurde, nach einem heftigen Aufprall an-hörte, desto höher wurde die Aufprallgeschwin-digkeit eingeschätzt. Wer also gefragt wurde, wieschnell die Autos waren, die „ineinander krach-ten“, gab eine deutlich höhere Schätzung ab, alsjemand, der gefragt wurde, wie schnell die Autoswaren, die „Kontakt hatten“.

Worte sind nicht neutral. Jedes Wort wurde überdie Zeit der Verwendung mit Bedeutung und Ener-gie aufgeladen. Diese potenzielle Energie wirdfreigesetzt und entfaltet ihre positive oder nega-tive Kraft, wenn wir ein Wort verwenden – egalwie unbedacht oder absichtsvoll das geschieht.

Mein Bekannter hätte beispielsweise einfach da-nach fragen können, wie meine Woche war. Dashätte einen Austausch gefördert. Doch wenn ichetwas Stress nenne, ist es auch Stress. So funk-tioniert Sprache. – Nomen est Omen.

Ein kurzes Plädoyer für den bewusstenUmgang mit Sprache im Alltag

Sie sehen es selbst. Worte sind weit mehr als nurSchall und Rauch. Jedes Wort hat eine bestimmteKraft, die sich selbst bei der unbedachten Ver-wendung entfaltet und die eigene Wahrnehmungund die der Zuhörer beeinflusst. Diese Kraft kannnegativ, sogar zerstörerisch sein. Doch sie kannauch positiv sein und dazu genutzt werden, umMenschen zu motivieren und zu begeistern.

Wenn Sie die folgenden Beispiele lesen und sichmit der Kraft selbst kleiner Worte und alltäglicherFloskeln auseinandersetzen, werden Sie ganzneue Seiten dieses mächtigen Werkzeuges Spra-che kennen lernen. So können Sie es einsetzenum produktive und positive Kommunikation zufördern und in Zukunft sicher vermeiden, nega-tive Energie freizusetzen.

Kriegsmetaphorik

Sehr gern beleihen wir das Vokabular von Kriegs-herren, wenn wir über anspruchsvolle oder anstren-gende Aufgaben sprechen. Doch wo es Krieg gibt,da wimmelt es nur so von Gegnern und Feindenund Zerstörung.

Ein paar kleine Änderungen und Ihre Sprache för-dert die Produktivität und die Zusammenarbeit,mit der wir alle Aufgaben meistern können.

Kennen Sie die Aussage:„Ich kämpfe mich hier schon seit Stunden durchBerge von E-Mails.“

Es ist eine Tatsache: Die berufliche Kommuni-kation über E-Mails nimmt zu. Wenn wir E-Mailsals unseren Feind betrachten, den wir bekämpfen,können wir eigentlich nur verlieren.

Versuchen Sie es doch einmal mit dieser Alter-native:„Ich bin dabei, meine E-Mails abzuarbeiten.“

Wer das sagt, weiß: Es gibt ein Licht am Ende desTunnels. Auch wenn es etwas dauert, werden dieE-Mails am Ende alle abgearbeitet, zugeordnetoder gelöscht sein.

Kennen Sie die Aussage:„Morgen werde ich das neue Projekt in Angriffnehmen.“

Oh je. Ein Projekt, das angegriffen werden muss,wird wohl nicht Ihr Freund werden. Ich würde amTag des Angriff bestimmt nicht gern auf Arbeitgehen.

Versuchen Sie es doch einmal mit dieser Alter-native:„Morgen werde ich mich dem neuen Projekt wid-men.“

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Da klingt eine Wertschätzung des Projekts mit,die Sie ganz sicher bei der Arbeit beflügeln wird.

Vorsicht vorUnverbindlichkeitswörtchen

Kleine Unverbindlichkeitswörtchen wie „eigent-lich“, „vielleicht“ und Co. sehen harmlos aus undwerden gern großzügig in die gesprochene Redegestreut. Sie können Ihre Aussagen jedoch biszur Wirkungslosigkeit entstellen. Ich empfehledie radikale Streichung, dann wird Ihre mündlicheKommunikation sofort wirkungsvoller.

Kennen Sie diese Aussage:„Eigentlich macht mir meine Arbeit Spaß.“

Wie jetzt? Macht sie nun Spaß oder nicht? Wahr-scheinlich eher nicht, oder? – Das kleine Unver-bindlichkeitswörtchen „eigentlich“ hat eine der-maßen einschränkende Wirkung, dass es sofortdas kollektive Misstrauen aller Zuhörer auf denPlan ruft.

Versuchen Sie es doch einmal mit dieser Alterna-tive:„Meine Arbeit macht mir meistens Spaß. Manch-mal gibt es Tage, an denen sie mir weniger Spaßmacht.“

Klingt ehrlich und nachvollziehbar. Finden Sie nichtauch?

Kennen Sie die Aussage:„Räum’ doch bitte mal dein Zimmer auf“

Ja, irgendwann mal. Vielleicht wenn im HimmelJahrmarkt ist. Ein kleines „mal“ und dem Ange-sprochenen stehen alle Hintertüren weit offen.Dadurch fließt die produktive Energie und die Wir-kung weg.

Versuchen Sie es doch einmal mit dieser Alter-native:„Räum’ bitte dein Zimmer auf.“

Eine klare Aussage und eine deutliche Aufforde-rung. Alle Hintertüren sind geschlossen und IhreWorte können Ihre ganze Kraft entfalten. (Disclai-mer: Falls Ihr Kind im rebellischen Teenageralterist, empfehle ich noch den Nachsatz „…sonst gibtes eine Woche Stubenarrest.“ Sicher ist sicher.)

„Wir sollten vielleicht regelmäßig ein Backup fürunsere Daten machen.“

Die häufigste Antwort auf diese vage Feststellunglautet wohl „Ja, sollten wir vielleicht mal.“ Getanwird dann meistens nichts. Wieso auch? Wer„sollte“ oder gar „sollte vielleicht“ verwendet,der signalisiert, dass er noch nicht zum Handelnbereit ist – und lädt andere zum Nichtstun ein.

Versuchen Sie es doch einmal mit dieser Alter-native:„Lasst uns einmal in der Woche ein Backup fürunsere Daten machen.“

Es ist wichtig. Also wird dass es getan. Punkt.– Auch hier sind alle Hintertüren geschlossenund es bleibt nur noch, den Tag und den Verant-wortlichen festzulegen.

Bitte denken Sie jetzt nicht

Das Unterbewusstsein kennt die Verneinungnicht. Wissen Sie, was ich meine? Denken Siejetzt bitte nicht an Ihre Mutter. Die Aufforderung,etwas nicht zu tun, kommt also praktisch als Auf-forderung es eben doch zu tun an.

Kennen Sie diese Aussage:„Pass auf, dass du die Schlüssel nicht fallenlässt.“

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Das Unterbewusstsein hört „Lass die Schlüsselfallen.“ – Und oft genug passiert das dann auch.

Versuchen Sie es doch einmal mit dieser Alter-native:„Sei achtsam und halte die Schlüssel gut fest.“

Merken Sie es beim Lesen? Da spannen sichfast automatisch die Fingermuskeln um einenimaginären Schlüssel.

Tückische Vorsilben

Wörter, die mit „un“ beginnen, bezeichnen dasGegenteil des Gedachten und verwirren und ver-drehen: un-geschickt, un-glücklich, un-bedacht.

Sagen Sie einfach, was Sie meinen: tollpatschig,traurig, vorlaut.

Klare Formulierungen wie diese bringen Klarheitin Ihre Kommunikation und in die Wirklichkeit, dieSie mit Ihren Worten schaffen.

***

Ich verspreche Ihnen: Nach ein paar Tagen, indenen Sie Ihre Sprache ganz bewusst beobach-ten, werden Ihnen viele Aspekte schon in Fleischund Blut übergegangen sein.

Probieren Sie es aus. Und schreiben Sie mir, wiesich Ihre Einstellung mit Ihrem Sprachgebrauchgeändert hat.

Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Page 49: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

 

 

 

 

 

 

Ihre Stimme sagt so viel wie Ihre Worte  

In  der  Vorbereitung  auf  ihren  Auftritt  sind  Redner  in  der  Regel  sehr 

gewissenhaft – jedenfalls was die Wahl und Strukturierung ihrer Inhalte angeht. 

Dankbar bedienen sie sich all der Mittel, die die Rhetorik zu bieten hat. Dann 

betreten sie die Bühne, sprechen den ersten Satz und strafen das Publikum mit 

einer  Monotonie,  die  jedes  Interesse  an  den  Inhalten  erstickt.  Leider  kein 

Einzelfall:  Viele  Redner  unterschätzen  die  Bedeutung  ihrer  Stimme  und  die 

Folgen  farbloser  Rede.  Schnell  gewinnt  der  Zuhörer  das  Gefühl:  Das  stimmt 

nicht. 

Lernen  Sie, wie  Sie  sich  optimal  auf  Ihre  Rede  einstimmen,  so  dass  Inhalte 

einfach besser klingen…  

 

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Ihre Stimme sagt so viel wie Ihre Worte –Setzen Sie sie ein!

Die Vorbereitung hat sich gelohnt. Sie haben einegroßartige Rede zusammengestellt und könnenalle wichtigen Vorbereitungspunkte abhaken: DerAnfang wird Ihr Publikum wachrütteln, Ihre Argu-mente werden zünden und dem Ende Ihrer Redehaben Sie Flügel verliehen, damit es Ihr Publikumbegleiten kann.

Ihr Equipment ist auch komplett. Die PowerPoint-Präsentation wird Ihre Worte untermalen, dieGrafiken werden komplexe Sachverhalte greifbarmachen.

Alles scheint im Kasten und Sie brauchen dieRede nur noch halten. – Oder haben Sie etwasWichtiges vergessen? Haben Sie an das wirkungs-volle Überzeugungsinstrument gedacht, das Siejederzeit mit sich führen? Ich spreche von IhrerStimme und Ihrer Sprache.

Widmen Sie Ihrer Stimme und Ihrer Ausspracheein wenig Zeit und Ihre Rede wird davon profi-tieren. Es geht hier nicht darum, eine „perfekte“Stimme zu erreichen. Es geht darum, mit einfa-chen Mitteln wirkungsvolle Effekte zu erzielen.

Mit den folgenden Stimm- und Sprachtipps wer-den Sie Ihr Publikum auf jeden Fall in Ihren Bannziehen:

Eine selbstbewusst klingende Stimmeerzeugen

Wünschen Sie sich manchmal, Ihre „Präsenta-tionsstimme“ wäre so entspannt wie Ihre „Plau-

derstimme“? Wenn Sie gut vorbereitet sind – Ihrewichtigsten Punkte im Kopf und Ihre Gedächtnis-stützen auf dem Papier haben – dann sollten Sieversuchen, sich Ihre Rede als eine (zugegebener-maßen etwas einseitige) Konversation mit demPublikum vorzustellen. Ihr Publikum ist keinegraue, feindliche Masse sondern eine Gruppe in-teressierter Individuen. Sprechen Sie so, wie Siezu einem Freund oder Kollegen sprechen würden.

Sprechen Sie laut genug

Versichern Sie sich gegebenenfalls mit einer ansPublikum gerichteten Frage, dass man Sie auchin den hinteren Reihen versteht. Denn wenn IhreZuhörer Sie nur mit größter Anstrengung verste-hen können, werden sie über kurz oder lang aufDurchgang schalten. Egal wie interessant dasThema Ihrer Präsentation ist. Kleiner Tipp: SobaldSie vor mehr als 30 Leuten sprechen, sollten Siesich ein Mikrofon besorgen.

Sprechen Sie nicht zu schnell

Die Aufregung führt dazu, dass selbst ruhige Red-ner durch Ihren Vortrag jagen, dass es kracht.Diese Schnelligkeit kann tückisch sein: Man ver-haspelt sich schneller, verlier t den Faden undselbst wenn das alles nicht passiert, fällt es IhremPublikum auf jeden Fall schwer, Ihnen zu folgen.Sprechen Sie bewusst langsam und halten Siesich die Möglichkeit offen, ein Erhöhen der Sprach-geschwindigkeit für dramatische Zwecke zu nut-zen.

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Vermeiden Sie „Ehms“ und andereFüllwörter

Vielleicht sind Sie ein „Ehm“-Sager, vielleicht ge-hören Sie zur „Also“-Gruppe. Egal, was Ihr be-vorzugtes Füllwort ist: Halten Sie es aus IhrerPräsentation heraus. Füllwörter sind lautes Nach-denken und hinterlassen beim Publikum denEindruck, Sie hätten sich nicht gut vorbereitet.Lassen Sie sie weg. Denken Sie lieber im Stillennach, wenn Sie kurz den Faden verloren haben.Jedes Füllwort strapaziert die Geduld Ihres Publi-kums bis am Ende nichts mehr übrig ist. Sie wer-den es üben müssen. Aber ich ermuntere Sie:Üben Sie es!

Schweigen ist Gold

Das Schweigen ist genauso Teil Ihrer Rede, wiedie gesprochenen Worte. Und oft ist der Platz, denSie zwischen Ihren Gedanken lassen, genausoaussagekräftig, wie die Gedanken an sich. DieSprechpause ist ein so wirkungsvolles und dabeiso unterschätztes stilistisches Mittel, dass ich ihreinen ganzen Absatz widmen möchte.

In jeder Präsentation prasseln jede Menge neueInformationen auf Ihr Publikum. Nutzen Sie Sprech-pausen zur Erhöhung von Spannung und um IhremPublikum die Möglichkeit zu geben, das eben Ge-sagte kurz setzen zu lassen. Ich weiß: Jeder kurzeMoment der Stille wird Ihnen wie eine Ewigkeitvorkommen. Ihr Publikum wird es Ihnen jedochdanken, wenn Sie diese Stille aushalten lernen.Ihr Publikum wird mit großen Augen darauf warten,dass Sie in Ihrer Rede fortfahren.

Nutzen Sie Pausen, wenn Sie eine ungewöhnlicheIdee vorstellen oder einfach eine ungewöhnlicheWortkombination verwenden. Die Aussage, „BeiKopfschmerzen hilft die Einnahme von Aspirin.Dies haben unabhängige Wissenschaftler bestä-

tigt.“ bedarf keiner Hilfsmittel, um das VerständnisIhres Publikums sicherzustellen. Wenn die Aus-sage dagegen „Bei Kopfschmerzen hilft es, eineKatze zu streicheln.“ lautet, sieht die Sache ganzanders aus. Ihr Publikum braucht etwas Zeit, umdie ungewöhnliche Idee zu verdauen, deswegensollten Sie bewusste Pausen setzen.

„Bei Kopfschmerzen hilft es, // eine Katze // zustreicheln.“

Die Pause vor der „Katze“ erhöht die Aufmerk-samkeit Ihres Publikums und macht Sie für dieungewöhnliche Schmerzbekämpfungsmethodeempfänglich. Und die Pause nach der „Katze“gibt Ihrem Publikum die Möglichkeit, das Gehörtekurz zu verdauen.

Das Gehirn kann manchmal sehr träge sein undneigt dazu, bekannte Muster zu vermuten, selbstwenn diese nicht vorhanden sind. Wenn Sie diesePause nicht setzen, stehen die Chancen gut, dassIhr Publikum denkt, Sie hätten nicht „Katze“ son-dern „Aspirin“ gesagt.

Auch Ihre humorvollen Einlagen verlangen nachwohl gesetzten Pausen. Das gute „Timing“, daseinen mittelmäßigen Comedian von einem richtigguten Comedian unterscheidet, ist in erster Liniedas gute Timing von Sprechpausen. Selbst überden witzigsten Gag wird keiner lachen, wenn diePointe einfach herunter gerasselt wird.

Wenn Sie es lernen, Pausen auszuhalten, wird esIhrem Publikum leichter fallen, Sie als Respekt-person oder als Koryphäe auf Ihrem Gebiet wahr-zunehmen.

Vielleicht können Sie von Clint Eastwood lernen,der sich besonders in seinen Rollen als Cowboydurch seine relative Stummheit auszeichnete.Manchmal schien es einen Tag zu dauern, bis erauf eine Frage antwortete. Seine Wortkargheit

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machte ihn mysteriös und spannend. Jeder Kino-gänger war erleichtert, wenn der Leinwandheldendlich sprach. Und jedem war klar: Es mussteeinfach wichtig sein, was er sagt.

Clint Eastwood hat einmal gesagt, dass der besteRat, den er von seinem Schauspiellehrer je be-kommen hat, der folgende war: „Mach nicht ein-fach irgendwas. Steh da!“

Und bis Sie es gelernt haben, Ihre Sprechpausenganz natürlich einzusetzen, empfehle ich Ihnen,einen Atemzyklus als zeitliche Richtlinie zu neh-

men. Machen Sie eine Pause, atmen Sie ruhig einund atmen Sie ruhig wieder aus, bevor Sie weitersprechen.

Sie werden sich mit Ihrem öffentlichen Reden ge-nauso vertraut machen, wie mit Ihrem öffentlichenSchweigen. Und eine gute Kombination aus bei-den wird Sie zu einem gern gesehenen Gast aufjedem Podium machen.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Nervosität – kein Grund, nervös zu werden 

Mal  ganz  ehrlich:  Fühlen  Sie  sich  wohl  in  der  Haut  des  Redners?  Ist  der 

persönliche Auftritt für Sie mehr Heimspiel oder Hürdenlauf? „Ein Auftritt ohne 

Lampenfieber  ist wie Liebe ohne Gefühl“, sagte einst der Bühnenkünstler Udo 

Jürgens. Das gilt auch und  insbesondere für die freie Rede. Kaum  jemand, der 

die  Bühne  betritt,  kann  sich  gänzlich  von  Nervosität  frei  sprechen. 

Entscheidend  ist  einzig,  wie  wir  dieses  Gefühl  wahr‐  und  annehmen:  Im 

Positiven  kann  Nervosität  uns  zu  Höchstleistungen  treiben,  im  Negativen 

nimmt sie uns ein und lähmt. 

Lernen Sie, sich dem Gefühl zu stellen und die positive Wirkkraft der Nervosität 

zu spüren und zu nutzen…  

 

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Nervosität – Kein Grund, nervös zu werden...

Zu Beginn des Artikels möchte ich Ihnen von eineminteressanten Bekenntnis berichten: Der bekannteUS-Talkmaster Dick Cavett erklärt nämlich, dasser selbst vor jeder Fernsehsendung immer sehrnervös sei. Er gibt uns jedoch den Rat, Lampen-fieber nicht so tragisch zu nehmen, denn es dringtimmer viel weniger davon nach außen als wirdenken. „Sie sollten einfach wissen: Von dem,was Sie fühlen, sieht der Zuschauer nur ein Achtel.Wenn Sie innerlich sehr nervös sind, sehen Sienach außen ein bisschen nervös aus. Und wennSie innerlich total außer Kontrolle geraten sind,wirken Sie vielleicht ein wenig bekümmert. NachAußen dringt alles weit weniger krass als Sie esselbst empfinden. Jeder, der in einer Talkshowerscheint, sollte sich selbst daran erinnern: Das,was er tut, sieht besser aus, als er es empfin-det ... Ihre Nerven mögen Ihnen tausend Elektro-schocks verpassen, der Zuschauer sieht bloßein paar Zuckungen.“

Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Hilfestel-lungen und Anregungen zum Umgang mit Nervo-sität und Lampenfieber geben. Und da auch beibester Vorbereitung einmal etwas schief gehenkann, werde ich zum Ende des Artikels noch aufden Fall eingehen, dass es doch einmal zumgefürchteten Blackout kommen sollte.

Vergessen Sie das Vorurteil, dassLampenfieber etwas Schlechtes sei

Die meisten Menschen fürchten sich vor demLampenfieber, das sie im Vorfeld oder zu Beginneines Redeauftritts erfasst. Erste Anzeichen vonNervosität (wie z. B. feuchte Hände und flacheAtmung) führen nicht selten zu Unsicherheit und

Redeangst. Nervosität kann entgegen diesemVorurteil jedoch auch als etwas sehr Gutes be-griffen werden, sorgt sie doch dafür, dass Hor-mone ausgeschüttet werden, die uns Energieliefern und unsere Aufmerksamkeit schärfen.Oder waren Sie schon einmal nervös und gleich-zeitig müde und unaufmerksam? Vielleicht soll-ten wir unsere Einstellung zur Nervosität einmalüberdenken. Statt Angst vor ihr zu haben, könnenwir sie dann vielleicht auch willkommen heißenund besser mit ihr umgehen. So lässt sich ver-hindern, dass Nervosität gleich zur Redeangstwird. Wie wir sie in den Griff bekommen und ihreKraft produktiv nutzen können, erfahren Sie hier:

Neutralisieren Sie Stressfaktoren

Schnell fühlen wir uns gestresst, wenn wir unsmit etwas konfrontiert sehen, das uns nicht be-kannt ist und das wir nicht genau einschätzenkönnen. Neutralisieren Sie diesen Stressfaktor,indem Sie sich Unbekanntes bekannt machen:Kenne ich den Vortragsraum? Funktioniert dieTechnik? Finde ich einen Parkplatz? Wie vieleMenschen werden mir zuhören? Diese und an-dere Fragen, die Sie schon in der Vorbereitungklären können, sollten jedoch unmittelbar zu Be-ginn Ihrer Rede und kurz davor keine Rolle mehrspielen. Eine gute und langfristige Vorbereitunggibt uns die Sicherheit, die wir brauchen, um Ner-vosität vorzubeugen.

Manche Redner und Rednerinnen machen sichdarüber hinaus oft große Gedanken, ob die Kra-watte richtig sitzt, die Bluse vielleicht einen Fleckhat, die Haare richtig fallen und ob das Make-up seinen Zweck erfüllt. Solche Gedanken sind

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störend, lenken ab und sind eigentlich leicht zubeseitigen, indem Sie vor Ihrem Vortrag einfacheinen Blick in den Spiegel werfen. Die Gewissheitüber das eigene Äußere gibt dann das notwen-dige Selbstvertrauen.

Gute Stichwortzettel sind unerlässlich

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für einen gu-ten Stichwortzettel für Ihre Rede. Bereiten Sie ihnso vor, dass Sie den roten Faden immer leichtwieder aufnehmen und sich schnell und zuver-lässig in Ihren Notizen zurechtfinden können. Werzu viel Text und zu wenig Struktur auf dem Manu-skript unterbringt, wird es sehr schwer haben.Gerade wenn Sie wegen einer Zwischenfrageoder einem spontan ausgeführten Beispiel Ihreneigentlichen Vortag kurzzeitig verlassen, helfengut durchdachte und übersichtlich angeordneteStichpunkte dabei, schnell und ohne Mühe wie-der in die vorbereitete Struktur zurückzukehren.

Behalten Sie Ihr Publikum im Blick

Oft konzentrieren wir uns bei Vorträgen vorgrößerem Publikum ausgerechnet auf die Zu-hörer, die verunsichernde Signale senden (dievielleicht eine SMS schreiben, eine Zeitschriftlesen oder dergleichen). Suchen Sie sich statt-dessen Zuhörer, die Ihnen positiv gestimmt sindund aufmerksam zuhören. Ein Kopfnicken, einepositive Körperhaltung oder ein Lächeln, alsoalles, was Ihnen zeigt, dass man Ihnen zustimmtund Ihrem Vortrag folgt, stärkt Ihre Selbstsicher-heit und baut damit Lampenfieber ab.

Lockern Sie Ihre Stimme

Nervosität ist für die meisten Außenstehendenunsichtbar, wie wir aus der Einleitung wissen.Manchmal kann man sie jedoch hören – immerdann, wenn die Stimme nicht so ist, wie sie sein

sollte, wenn Sie etwas brüchig klingt oder wennsich Krächzlaute einschleichen. Für diesen Fallmöchte ich Ihnen einen sehr guten Tipp von einemgeschätzten Dramaturgen nicht vorenthalten:Summen, kauen und schlucken Sie gleichzeitig!Das lässt Ihre Stimme in Hochform kommen undman hört auf keinen Fall Ihr Lampenfieber.

Essen Sie vor Ihrer Rede mäßig undmit Bedacht

Schwere und fettige Mahlzeiten belasten denOrganismus und hemmen ihn beim Denken undSprechen. Achten Sie daher darauf, vor einerRede nicht zu fetthaltig und zu viel zu essen. Be-achten Sie auch die richtige Zufuhr von Kohlen-hydraten: Verwenden Sie keinen puren Zucker,der aus kurzkettigen Kohlenhydraten bestehtund rasch ins Blut strömt. Denn schneller Zuckerist gefährlich. Nach einem kurzen Hoch folgt einlanges Tief. Beste Voraussetzungen für einelängere Konzentrationsphase sind stattdessenlangkettige Kohlenhydrate (z. B. in Vollkornbrot),denn diese werden vom Körper erst in Zuckerzerlegt und strömen nicht sofort ins Blut. Siestehen Ihnen deshalb als Energiespender längerzur Verfügung.

Aller Anfang ist schwer...

Es gibt kaum etwas Schlimmeres, als einem aus-wendig gelernten Vortrag zuhören zu müssen. Dasfreie Reden mithilfe eines Stichwortmanuskriptsbelebt hingegen den Vortrag und lässt Ihre Rede-weise authentisch wirken. Den Beginn Ihrer Redesollten Sie jedoch trotz allem immer sehr prä-sent im Kopf haben. Denn die Nervosität ist amAnfang stets besonders intensiv. Hat man ersteinmal begonnen, lässt sie sehr schnell nach.Sorgen Sie also dafür, dass Sie sich zu Beginnim Text besonders sicher fühlen, dann kann Ihnenkaum etwas passieren.

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Page 56: Schlagfertigkeit borbonus

So strahlen Sie Ruhe und Sicherheit aus

Für den unmittelbaren Umgang mit Nervositätund Lampenfieber können Ihnen außerdem einpaar Tipps helfen, die zeigen, wie Sie Ruhe undSicherheit ausstrahlen können: Beginnen Sienicht bereits auf dem Weg zum Podium mit demSprechen, sondern gehen Sie immer erst zuIhrem endgültigen Platz. Bevor Sie dann IhrenVortrag eröffnen, nehmen Sie erst einmal Blick-kontakt mit Ihren Zuhörern auf. Das wirkt sehrsouverän, schafft Atmosphäre, und Sie nehmenautomatisch auch eine gute Körperhaltung ein,weil ein Auf-den-Boden-Schauen so nicht möglichist. Sprechen Sie zu Beginn ruhig etwas lauter,eine kräftige Stimme strahlt ebenfalls Souveräni-tät aus, und die meisten Redner beginnen eherzu leise, was als ein typisches Indiz für Unsicher-heit gewertet wird. Genauso wie Ihre Spracheund Ihre Inhalte sollten sich auch Ihre Gestenoberhalb der Gürtellinie bewegen. Auch diesesDetail ist sehr wirkungsvoll.

Was tun, wenn das Blackout kommt

Natürlich kann es passieren, dass Sie trotz guterVorbereitung und Einhaltung der Tipps mitten inIhrer gut aufgebauten Rede plötzlich den Fadenverlieren und dem viel zitierten Blackout begeg-nen. Jetzt gilt es, zunächst Ruhe zu bewahrenund dann den Moment des Steckenbleibens zuüberwinden. Erst einmal können Sie gut undgerne eine Pause machen. Eine Pause wird oftals Zeichen von Schwäche empfunden, das Ge-genteil ist der Fall. In meinen Seminaren lernenSie sogar, die Pause als „Stilmittel“ einzusetzen.Außerdem hat man herausgefunden, dass einePause von bis zu 5 Sekunden von Ihrem Publi-kum noch als Denkpause aufgefasst wird. Soeine Pause verschafft Ihnen in der Regel genugZeit und Ruhe, sich neu zu orientieren. Ist dafür

eine kurze Denkpause nicht ausreichend, hat esnoch niemandem geschadet, kurz zuzugeben,dass er den Faden verloren hat. Dies wird vomPublikum meist sogar als sympathisch empfun-den, und Sie brauchen nicht angestrengt zu ver-suchen, diese kleine Panne zu vertuschen. Einesehr elegante Lösung, die Ihnen auch zu Verfü-gung steht, um einen kleinen Hänger zu über-brücken, ist die Zusammenfassung. Fassen Sieruhig noch einmal den letzten Abschnitt IhrerRede oder Ihrer Präsentation zusammen. Sie be-nutzen dabei Ihr Ultrakurzzeitgedächtnis, und dasist sehr einfach. Während Sie das tun, könnenSie sich in Ihrem Skript oder Ihrem Kopf um-schauen. – Und auch Ihre Zuhörer haben Gele-genheit, das bisher Gehörte zu rekapitulieren.Sie haben auch die Möglichkeit, eine Frage andas Publikum zu stellen, wie z. B. „Haben Sienoch Fragen?“ oder dergleichen. Und überdieskönnen Sie ebenfalls eine Pause einläuten, wenndie Zeit schon fortgeschritten ist oder einfachzu einem neuen Thema wechseln.

Nobody is perfect

Ein kennzeichnendes Merkmal beim Menschensind Fehler, denn kein Mensch ist perfekt. Per-fektion schafft Aggression und entfremdet nur.Kleine Fehler und Aussetzer werden von unserenZuhörern meist als sehr sympathisch (weil men-schlich) empfunden. Diese Erkenntnis sollte unsentspannen und unser Urteil über uns selbst nichtallzu streng werden lassen. Freuen Sie sich aufdas prickelnde Lampenfieber vor Ihrer nächstenRede! Mit den Tipps aus diesem Artikel könnenSie gelassen auf Ihre Nervosität reagieren.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Page 57: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

 

 

 

 

Pannen‐Notfallkoffer 

Wer  die  Bühne  betritt,  steht  im  Mittelpunkt:  Das  gilt  für  die  glorreichen 

Momente der Rede ebenso wie  für peinliche Redesituationen,  in denen man 

sich  wünscht,  der  Erdboden  möge  sich  auftun.  Pannen  können  wir  nicht 

ausschließen, unliebsame Szenen nicht zensieren. Umso sinnvoller erscheint es, 

vorab  ein  paar  Vorsätze  für  den  worst  case  zu  fassen,  die  ein  spontanes 

Verhalten in der jeweiligen Situation erleichtern können. 

Lernen  Sie,  Pannen  in  der  freien  Rede  souverän  zu meistern  und  den  roten 

Faden schnell wieder aufzunehmen…   

 

 

 

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Der Pannen-Notfallkoffer

Die schlechte Nachricht: Nach dem Gesetz vonMurphy wird all das schief gehen, was schiefgehen kann. Und deswegen kann selbst bei derbestmöglich vorbereiteten Rede einiges danebengehen.

Die gute Nachricht: Selten sind die Dinge, die beieiner Rede schief gehen können, wirklich lebens-bedrohlich. Sie können sich also getrost ent-spannen und Ihre Energie, mit der Sie sich ebennoch Sorgen machen wollten, in das FeintuningIhrer Rede stecken.

Und wenn Sie die folgenden Beispiele verinner-lichen, sind Sie für die häufigsten Missgeschickengewappnet.

Das Wichtigste: Bleiben Sie ruhig, wenn ein Pro-blem auftaucht. Und versuchen Sie, das Problemzu lösen. Selbst wenn es nicht oder nicht auf An-hieb gelingt, wird Sie Ihr Publikum für Ihre Initiativeschätzen. Und denken Sie daran: Der erste Schrittin Richtung Problemlösung ist oft die ans Publi-kum gerichtete Frage, ob jemand eine Idee hat.Sie gewinnen dadurch echte Sympathiepunkteund werden überrascht sein, wie gern Ihnen IhreZuhörer zur Seite stehen – und wie gern sie Ihnendanach weiter zuhören.

Der Klassiker: ein Blackout

Mir ist es schon passiert, der Bundeskanzlerinist es schon passiert, Günther Jauch ist es auchschon passiert. Und ich kann Ihnen versichern:Es gibt wohl keinen Redner, der nicht schon ein-mal den Faden verloren hat.

Die Aussicht auf einen eventuellen Blackout sollteIhnen nicht den Schlaf rauben, denn es gibt ein-fache Möglichkeiten, ihn wirkungsvoll zu über-spielen:

1. Legen Sie eine Sprechpause einAtmen Sie kurz durch und machen Sie eine Sprech-pause. Wenn Sie dabei ein Lächeln aufsetzen unddie Pause nutzen, um Ihren Blick über das Publi-kum schweifen zu lassen, werden Ihre Zuhörerdie Pause als souverän eingesetztes Stilmitteldeuten. Übrigens: Eine Pause von bis zu 4 Sekun-den (glauben Sie mir, das kommt Ihnen auf derBühne als eine Ewigkeit vor) wird von Ihren Zuhö-rern als Denkpause und nicht etwa als Ich-bin-aus-dem-Konzept-Pause wahrgenommen.

2. Wiederholen Sie den letzten Punkt oder fas-sen Sie das bisher Gesagte zusammenIhre Zuhörer halten dies für eine bewusst plat-zierte Wiederholung, die dafür sorgen soll, dassjeder dem Vortrag folgen kann. So ist allen ge-holfen: Sie haben die Chance, diejenigen Punktezu wiederholen, die Ihnen besonders am Herzenliegen (und können ganz nebenbei den Blackoutüberwinden) und das Publikum bekommt einenkurzen Gedächtnisauffrischer.

3. Lassen Sie die Katze aus dem Sack und fra-gen Sie "Wo war ich stehen geblieben?"Ich versichere Ihnen: Ihr Blackout ist nur für Sieselbst dramatisch. Ihr Publikum wird Ihnen aufIhre Frage hin gern ein Stichwort geben, das IhremGedächtnis wieder auf die Sprünge hilft.

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4. Gehen Sie einfach zum nächsten Thema überEs gibt zwei mögliche Szenarien, wenn Sie ein-fach den nächsten Punkt ansprechen: Entwedermerkt niemand, dass Ihr letzter Punkt noch nichtganz abgeschlossen war oder man erinnert Siemit einem kurzen Zwischenruf daran, was Sienoch sagen wollten. Schon haben Sie den Fadenwieder.

5. Bitten Sie Ihr Publikum um RückmeldungMit der kurzen Frage „Haben Sie bis hierhin Fra-gen oder Anmerkungen?“ gewinnen Sie etwas Zeitund können Ihrem Publikum „beweisen“, dassSie die Meinung Ihrer Zuhörer schätzen und aufderen Fragen eingehen möchten. Was kann einPublikum mehr von einem Redner erwarten?

Glücklicherweise kommt es selten vor,aber es kommt vor: Wie bekomme ichStörer und Zwischenrufer in den Griff?

Teufel TechnikDie Zeiten, wo ein Redner einfach redete, sindvorbei. Mittlerweile gehört zu fast jeder Rede eingewisses Maß an technischer Ausstattung: DasMikrofon, der Beamer für die PowerPoint-Präsen-tation oder der schlichtere Overhead-Projektorsind dabei wohl die gängigsten Hilfsmittel.

Diese Hilfsmittel können in der Tat dabei helfen,Ihre Rede eindrucksvoller zu gestalten oder zuuntermalen. Diese Hilfsmittel können jedoch auchversagen. Das Mikrofon weigert sich, Ihre Stimmezu verstärken, der Beamer zeigt hartnäckig dasblaue Rechteck und nicht Ihre sorgfältig ausge-arbeitete Präsentation.

Bleiben Sie ruhig. Niemand erwartet, dass Sieplötzlich zum Techniker werden und die Ärmelhochkrempeln.In einem ersten Schritt können Sie Ihr Publikumfragen, ob sich jemand damit auskennt. Und wenndies nicht der Fall ist, können Sie sich kurz ent-

schuldigen undmit der Ankündigung, dass Sie nachUnterstützung fahnden werden, den Technikver-antwortlichen des Veranstaltungsortes aufsuchen.In manchen Fällen wird dies der Hausmeister sein.

Ihr Publikum kann Ihnen nicht helfen und derHausmeister ist schon längst im Feierabend? Daskann passieren. Trotzdem: The show must goon! Halten Sie Ihre Rede „unplugged“. Ohne tech-nische Hilfsmittel. Erklären Sie Grafiken oderskizzieren Sie das Wichtigste auf einer Flipchart.Und vor allem: Erinnern Sie sich daran, dass IhrPublikum gekommen ist, um Sie reden zu hören.Nicht um Ihre PowerPoint-Präsentation zu sehen.

Sie entdecken falsch geschriebeneWorte in Ihren Präsentationsfolien unddem Arbeitsmaterial

Typisch. Beim zehnmaligen Korrekturgang sahalles perfekt aus, aber sobald Ihre Powerpoint-Präsentation 3-mal-2-Meter-groß auf die Wand pro-jiziert ist, fällt Ihnen direkt der erste Tippfehler auf.

Es ist ärgerlich, aber die meisten Zuhörer in IhremPublikum werden mit Ihnen sympathisieren kön-nen und nicht vermuten, es mit einem Analpha-beten zu tun zu haben.

Die amüsanteste Methode, mit Fehlern in der Prä-sentation und dem Arbeitsmaterial umzugehen,habe ich einmal bei einem Kollegen erlebt. Nach-dem er die ersten Fehler entdeckt hatte, ist er indie Offensive gegangen und hat folgendes ge-sagt: „Um Ihre Aufmerksamkeit herauszufordern,habe ich in die Präsentation und in alle UnterlagenFehler eingebaut. Schreiben Sie jeden Fehler mitseiner Fundstelle auf ein Extrablatt. Wer am Endedie meisten gefunden hat, gewinnt mein Buch.“

Am Ende wusste er nicht nur, wo alle Fehler warenund konnte sie einfach korrigieren – er konnteauch sein Buch ein wenig promoten.

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Auch wenn diese Möglichkeit für Sie nicht greift,hoffe ich doch, dass Sie in dieser humorvollenArt mit Ihren kleinen Missgeschicken umgehenlernen. Ein Blackout ist ebenso wenig das Endeder Welt, wie ein Beamer, der nicht gleich funk-tionier t. Und Ihr Publikum wird es zu schätzenwissen, wenn Sie mit einem Lächeln reagieren– selbst wenn Ihr erster Impuls ist, im Boden zuversinken.

Katastrophen-Prävention

Es ist gut zu wissen, wie Sie mit kleinen Katas-trophen souverän umgehen. Noch besser ist esjedoch, diese kleinen Katastrophen von vornhe-rein zu vermeiden.

Drei Tipps, die sich schon sehr oft bewährt haben:

1. Nummerieren Sie Ihre Aufzeichnungen undKarteikarten!Es passiert, dass Ihre Unterlagen durcheinanderkommen. Wenn Sie alle Aufzeichnungen num-merier t haben, können Sie diese schnell undunauffällig wieder ordnen.

2. Bringen Sie eine Extra-Glühlampe für Over-head-Projektor oder Beamer mit!Ein kleiner Extra-Aufwand, der Ihnen ein unglaub-lich gutes Gefühl der Sicherheit geben wird undim Falle einer durchgebrannten Birne wirklich Goldwert ist.

3. Seien Sie mindestens eine halbe Stunde vor-her am Veranstaltungsort!Gönnen Sie es sich, einmal durch den Saal zu lau-fen, sich aufs Podium zu stellen und probehalbereinmal in die hinteren Reihen Platz zu nehmen.Dies hilft Ihnen dabei, sich mit dem Ort Ihrer Redevertraut zu machen, ihn sich „anzueignen“. Undnatürlich haben Sie auf diese Weise die Möglich-keit, Ihr Equipment zu testen und sicherzustellen,dass beispielsweise ausreichend Stühle vorhan-den sind.

Was auch immer geschieht, versuchen Sie einfachfolgende vier Punkte zu beachten:

1. Bleiben Sie souverän und selbstsicher.2. Seien Sie humorvoll, lachen oder lächeln Sie.3. Bleiben Sie auch bei Pannen sympathisch.4. Machen Sie sich nicht durch schroffe oder ag-

gressive Äußerungen über andere oder überDinge unbeliebt.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Rhetorische Kniffe von Barak Obama 

Das  Jahr  2008  –  kurz  vor  den  Präsidentschaftswahlen:  Der  erste  afro‐

amerikanische Präsidentschaftskandidat überzeugt eine Nation und redet sich 

in die Herzen der gesamten Welt. Die Menschen hängen an seinen Lippen, die 

Übertragungen  zeigen  bewegte  Gesichter  erfüllt  von  Hoffnung.  Solche 

Höhepunkte  der  Geschichte  sind  wertvolle  Momente  für  die  rhetorische 

Disziplin.  Die  Obamania:  ein  Phänomen,  das  Fragen  aufwirft  und  wertvolle 

Antworten bietet. Wie  gelingt  es Barak Obama, wahre Massen  zu bewegen? 

Welche  seiner Worte berühren, welche Aussagen überzeugen uns? Wodurch 

erlangt er Authentizität, wie entsteht sprachliches Charisma?  

Erkennen Sie die rhetorischen Knifffe von Barak Obama, erlernen Sie eine 

Sprache die umarmt, und gewinnen Sie wertvolle Impulse für Ihren 

persönlichen Auftritt.  

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Obamania entschlüsseltDie 3 rhetorischen Kniffe von Präsidentschaftskandidat Barack Obama

Wenn Sie mit eigenen Augen und Ohrensehen und hören möchten, was inSachen Rhetorik wirklich zündet undmitreißt, brauchen Sie einfach nurden Fernseher einschalten, wenn überden aktuellen amerikanischen Wahl-kampf berichtet wird.Barack Obama, der erste afro-ameri-kanische Präsidentschaftskandidat derUSA, ist ein Rhetoriker wie er im Buchesteht. Nicht ohne Grund ist in der ganzenWelt eine regelrechte Obamania ausge-brochen.

Damit auch Sie in Zukunft mit Ihren Reden dieHerzen Ihrer Zuhörer erobern können, habe ichdie Rhetorik von Obama im folgenden Artikelunter die Lupe genommen und die drei wichtigs-ten Kniffe für Sie zusammengefasst.Welche rhetorischen Mittel nutzt Barack Obamain seinen flammenden Reden?

Rhetorischer Kniff Nr. 1: Er etablierteine gemeinsame emotionale Ebene

Im folgenden Ausschnitt einer Rede aus dem Jahr2006 teilt Obama seine ganz eigene Erinnerung anden 11. September 2001 mit seinem Publikum.

„Und dann, an einem schönen, sonnigen Diens-tagmorgen, sind sie an unseren Ufern gelandet.Ich kann mich erinnern: Ich war gerade auf demWeg zu einem Parlamentstermin im Zentrum vonChicago als ich die News im Autoradio hörte –dass ein Flugzeug ins World Trade Center ge-

flogen ist. Als ich bei meinem Meeting ankam,war auch das zweite Flugzeug schon ins WorldTrade Center geflogen und wir wurden evakuiert.Die Menschen versammelten sich in den Straßenvon Chicago, die Augen in den Himmel und aufden Sears Tower gerichtet, der sich von einemArbeitsplatz in ein Angriffziel verwandelt hatte. Wirhatten Angst um unsere Familien und wir hattenAngst um unser Land. Wir haben den schreck-lichen Verlust betrauert, den unsere Landsleuteerlitten hatten. Als ich zurück in meiner Anwalts-kanzlei war, habe ich mir die Bilder von NewYork angesehen.“(Ausschnitt aus einer Rede vom 1. August 2006,The Woodrow Wilson International Center forScholars, Washington, D.C.)

Auch sieben Jahre danach ist die Frage „Was hastdu am 11. September 2001 gemacht?“ für nahezualle Amerikaner – und Tausende andere Menschenaußerhalb der USA immer noch ein fester Bestand-teil in Alltagsgesprächen. Jeder hat seine eigeneGeschichte dazu, deswegen kann sich jeder Zu-hörer mit Obamas Geschichte identifizieren.Und auch Sie sollten in Ihren Reden persönlicheErfahrungen nutzen, um sich in die emotionaleNähe Ihres Publikums zu manövrieren.

Rhetorischer Kniff Nr. 2: Er arbeitetmit der Wiederholung eingängiger„Themen“

Die amerikanische Zeitschrift New Yorker ver-gleicht Obamas Wiederholung von „Themen“ mitder Redekunst von Martin Luther King, dessen

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wohl bekanntestes Thema „I have a dream“ lautet.Ich möchte Ihnen zwei eindrucksvolle Beispieleaus Obamas Repertoire vorstellen.Im ersten nutzt er eine konkrete zeitliche Refe-renz, um wiederholt deutlich zu machen, dass dasPublikum nicht an einem unbestimmten Zeitpunktin der Zukunft, sondern gleich am nächsten Tagdie Chance für Veränderung bekommen wird. Daswirkt enorm verbindlich und schafft bei den Zu-hörern außerdem ein Gefühl von Dringlichkeit:

„In einem Tag, in weniger als 24 Stunden habenSie eine Chance. Es wird an Ihnen sein, aufzu-stehen und dem Rest des Landes zu sagen, dassdie Zeit für Veränderung gekommen ist. In nureinem Tag wird die Zeit für Veränderung gekom-men sein. (...) Wir wollen unser Land zurückhaben.Wir wollen etwas tun, um der nächsten Genera-tion eine bessere Zukunft zu bieten. Genau jetzt,genau hier. Das ist was wir in nur einem Tag tunkönnen. In einem Tag können wir sagen, wirhaben genug ...“(Auszug aus einer Rede vom 7. Januar 2008,Lebanon, New Hampshire)

Im zweiten Beispiel geht Barack Obama auf denVorwurf ein, er sei „nur Worte und nix dahinter“.Dazu zitier t er zentrale und allseits bekannteWorte von Amerikanern, die das Land nachhaltiggeformt haben, unter ihnen Martin Luther King,Thomas Jefferson und Roosevelt. Auch wenn sichBarack Obama die zentrale Phrase „Nur Worte“(„Just Words“) von einem politischen Kollegen (indessen Einverständnis) geliehen hat, ist dieseRede doch eine rhetorische Glanzleistung, die mirimmer wieder eine Gänsehaut beschert:

„I have a Dream.“ Nur Worte? „Folgende Wahr-heiten erachten wir als selbstverständlich: AlleMenschen sind gleich geschaffen.“ Nur Worte?„Wir haben nichts zu fürchten, außer der Furchtselbst.“ Nur Worte? Nur Reden? Es ist wahr, dassReden nicht alle Probleme lösen können. Dochetwas anderes ist auch wahr: Wenn wir es nicht

schaffen, dieses Land zu inspirieren, daran zuglauben, dann spielt es keine Rolle, wie viele po-litischen Pläne wir haben. Und das ist der Grund,warum ich für die Präsidentschaftswahl der Ver-einigten Staaten von Amerika kandidiere und dasist der Grund, warum wir gerade 8 Wahlen hin-tereinander gewonnen haben. Denn das ameri-kanische Volk möchte wieder an Veränderungenglauben. Sagen Sie mir nicht, das Worte nichtszählen!“(Ausschnitt einer Rede vom 16. Februar 2008,Democratic Party Founders Gala, Wisconsin)

Bei beiden Reden wurde der Applaus und dasJubeln mit jeder Wiederholung lauter und lauter.Und auch Sie sollten sich vor Wiederholungennicht scheuen und diese bewusst in Ihre Redeneinbauen.

Rhetorischer Kniff Nr. 3: Er involviertsein Publikum auf sprachlicher Ebene

Obama spielt auf der gesamten Stilklaviatur undist in der Lage, in seinen Reden nahtlos voneinem Sprachregister ins nächste zu wechseln.Dadurch kann er verschiedene soziale Gruppengleichzeitig ansprechen und sein Publikum kannsich leichter mit ihm und seinen Zielen identifi-zieren.Das folgende Beispiel zeigt, wie er formale Elo-quenz, umgangssprachliche Wendungen und einedirekte Ansprache verwendet, um sich mit demPublikum zu verbünden:

„Amerika! Wenn Sie heute die gleiche Energiefühlen, die ich fühle, wenn Sie die gleiche Dring-lichkeit fühlen, die ich fühle, wenn Sie die glei-che Leidenschaft fühlen, die ich fühle und wennsie dieselbe Hoffnung fühlen, die ich heuteAbend fühle. – Wenn wir tun werden, was wir tunmüssen, dann habe ich keinen Zweifel, dass imNovember das ganze Land von Florida bis Oregon,von Washington bis Maine aufstehen wird und

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John Kerry wird unser Präsident sein und JohnEdwards wird unser Vize-Präsident sein. Unddieses Land wird sich sein Versprechen zurück-holen und nach dieser langen politischen Dunkel-heit wird ein klarer Tag kommen.“(Auszug aus der Rede zur Democratic Convention,2004)

Barack Obama kommuniziert über seine Identifi-kation mit dem Publikum ganz vortrefflich, dasser seine Zuhörer – und seine Wähler – nie alleinlässt. Was er von seinem Publikum fordert odererhofft, ist er selbst bereit zu geben. Das macht esfast unmöglich, sich seinen Reden zu entziehen.Zeigen auch Sie Ihren Zuhörern, dass Sie nichtnur zu ihnen, sondern mit ihnen sprechen. Da-durch werden Sie viel überzeugender werden.

Warum sind diese 3 rhetorischenKniffe so effektiv?

Jede dieser drei Methoden – eine gemeinsameemotionale Ebene schaffen, eingängige Themen

wiederholen und das Publikum involvieren – wirkt,weil sie nicht nur den Kopf anspricht, sonderneinen nachhaltigen emotionalen Eindruck hinter-lässt. Menschen sind keine Anrufbeantworter.Wir haben keinen Ort im Hirn, an dem wir Infor-mationen Wort für Wort aufzeichnen und abrufbarhalten. Doch wenn ein Redner wie Barack Obamaerfolgreich an unser Herz und unsere Hoffnungappelliert und eine persönliche Verbindung zuuns herstellt, dann begleiten uns seine Botschaf-ten noch Tage und Wochen später.Und jetzt verabschiede ich mich in der Hoffnung,dass zwei Dinge passieren:Ich hoffe, dass Sie sich Ihre nächste Rede mitdem einen oder anderen rhetorischen Kniff à laObama würzen und ich hoffe auch, dass sichdie Wähler in den USA im November 2008 fürBarack Obama entscheiden.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Mit Präsentationen Spuren hinterlassen .  

 

 

 

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Mit Kraft den eigenen Standpunkt präsentieren  

Microsoft PowerPoint hat Konferenz‐ und Besprechungsräume  längst erobert 

und  ist  mittlerweile  die  weitestverbreitete  Präsentationstechnik:                       

Nach  Schätzungen  von  Microsoft  werden  weltweit  täglich  rund  30  Mio. 

Präsentationen mit PowerPoint erstellt. Doch  so anerkannt die Software  sein 

mag: Das Durchschnittspublikum ist gelangweilt. Dabei ist PowerPoint an einer 

schlechten Präsentation ebenso wenig Schuld wie Word an einem schlechten 

Text.  

Lernen Sie, wie man es richtig macht: Wie Sie  Ihre  Ideen und Überzeugungen 

visualisieren und mit PowerPoint Präsentationen erstellen, die begeistern und 

erinnert bleiben…    

 

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Mit Kraft den eigenen Standpunkt präsentierenWie Sie PowerPoint für sich nutzen, und Ihr Publikum trotzdem wach bleibt

Es war bei einer Konferenz letzte Woche. EineKollegin kommt aus einem der Vortragssäle undläuft mir fast in die Arme. Schnell kommt dieRede auf den Vortrag, den Sie sich gerade an-gehört hat. Wie es war, will ich wissen. „Weißtdu,“ sagt sie, „wann immer er sich von seinerPowerPoint-Katastrophe lösen konnte, wurde esrichtig spannend.“ Ich wusste ganz genau, wo-von sie sprach. Und ich vermute, Sie haben zu-mindest eine Ahnung.

Vielleicht fühlte sie sich von den ganzen Maga-zinen an Bulletpoints fast erschossen. Möglicher-weise haben die ambitionierten, aber ungelenkenGestaltungsversuche ihr ästhetisches Feingefühlverletzt. Wahrscheinlich hatte sie einfach keineLust auf vorgelesene Texte, die sie genauso gutselbst von der Wand hätte ablesen können. Dabeikann PowerPoint ein echter Verbündeter sein,wenn es darum geht, Ihre Rede überzeugenderzu gestalten.

Es gibt Leute, die PowerPoint für den Verfall derVortragskultur verantwortlich machen. Ich sehedas entspannter. Es ist ganz einfach eine Präsen-tationssoftware, die Nutzern die Möglichkeit gibt,ihren Reden ein visuelles Moment hinzuzufügenund sie überzeugender zu gestalten. PowerPointmacht das jedoch genauso wenig von selbst, wieMicrosoft Word Ihre Texte von alleine schreibt.Es ist ein Werkzeug, das Sie geschickt für IhreZwecke nutzen können – oder eben weniger ge-schickt.

Vergessen Sie nie: Ihre PowerPoint-Folien sindnicht Ihre Präsentation. Sie sind Ihre Präsen-tationsHILFEN. Ihre Präsentation wird nur dannmitreißend sein, wenn Sie sich inhaltlich mit ihr

auseinandersetzen. – Mit technischem Geschickim Umgang mit der Software ist es nicht getan.Es geht nicht darum, alle Tricks und Kniffe zu be-herrschen, damit Sie am Ende Überschriften wieaus dem Nichts an der Wand auftauchen lassenkönnen und den Befehl kennen, der Ihnen dieTextpassagen nur so um den Kopf sausen lässt.

Wenn Sie mich nach dem wichtigsten Befehl inPowerPoint fragen: Die Taste „B“ ist mein klarerFavorit. Sie sorgt dafür, dass das PowerPoint-Rechteck an der Wand schwarz (Black) wird. Sovermeiden Sie, Ihr Publikum mit einer Wort-Bild-Schere zu konfrontieren. Das passiert, wenn Sieschon längst bei einem anderen Thema ange-kommen sind, während das PowerPoint-Viereckhartnäckig beim abgeschlossenen Thema ver-harr t. (Bei einer weißen Wand in einem nichtabgedunkelten Raum drücken Sie einfach dieTaste „W“ wie „Weiß“.)

PowerPoint gibt Ihnen ein ganzes Arsenal an Ge-staltungsmöglichkeiten. Ich empfehle Ihnen:Lassen Sie sich nicht verführen. Auch wenn es inden Fingern juckt. Beschränken Sie sich bei derGestaltung Ihre PowerPoint-Präsentation auf dasWesentliche.

Zugegeben: Manchmal ist es ganz schön und derSpannung zuträglich, einzelne Punkte nachein-ander erscheinen zu lassen. Aber Ihr Publikumhat sich nicht vor Ihnen versammelt, weil es Ihreversteckten Gestaltungstalente entdecken will.Ihr Publikum will Sie erleben, Ihre Inhalte hörenund von Ihnen unterhalten und mitgerissen wer-den. PowerPoint kann Ihnen dabei helfen, aber eskann Ihnen inhaltliche und konzeptionelle Über-legungen nicht abnehmen.

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Page 68: Schlagfertigkeit borbonus

Viel zu viele PowerPoint-Präsentationen wieder-holen mehr oder weniger wörtlich, was der Rednersowieso gerade sagt. Eine echte Verschwendung!

Verwechseln Sie Ihre PowerPoint-Präsentationnicht mit Ihren Redezetteln. Eine PowerPoint-Prä-sentation ist kein Redenmanuskript, sondern einePräsentationshilfe, mit der Sie Ihrer Rede einevisuelle Komponente hinzufügen können, um IhrPublikum stärker in Ihren Bann zu ziehen.

Wer sagt, dass auf eine Folie nur Bulletpoints,Diagramme und Blocksatz gehören? Sie könnenIhrer Präsentation richtig Leben einhauchen,wenn Sie wichtige Argumente mit einem passen-den Bild untermalen. Auf diese Weise ergänztdas Bild das Gesagte und führt dazu, dass essich viel leichter in den Köpfen Ihres Publikumsfestsetzen kann.

Ich persönlich nutze Online-Anbieter für günstigesBildmaterial wie z.B. www.photocase.com. Dortkönnen Sie Tausende Fotos recherchieren unddiese für ca. 1 bis 2 Euro pro Bild herunterladen.Die meisten PowerPoints sind für weniger als10 Euro komplett und passend bebildert.

Ein kurzes Beispiel zeigt, wie PowerPoint aucheine gute Unterstützung für die kleinen Schwä-chen des Redners sein kann. Es ist der Trickeines befreundeten Redners, der dafür bekanntist, gern ohne Punkt und Komma zu reden: Seiter bei seinen PowerPoints in regelmäßigen Inter-vallen Folien à la „Nach einer kleinen Pause gehtes mit einem neuen Thema weiter“ einbaut, läuftkein Zuhörer mehr Gefahr, zu verdursten odereinen Knoten im Rücken zu bekommen. Wenndieses Bild aufleuchtet, ist Pausenzeit und allespringen von alleine auf.

Ärgern Sie sich manchmal, wenn eine ans Pub-likum gerichtete Frage unbeantwortet verhallt?Oft sind sich Ihre Zuhörer ganz einfach nicht ganzsicher, ob sie richtig gehört haben und wollen sichmit einer unpassenden Antwort nicht blamieren.Warum nutzen Sie die Folien nicht einfach ein-mal dazu, Ihrem Publikum Fragen zu stellen? Aufdiese Weise haben Ihre Zuhörer die Frage klar unddeutlich vor Augen, während Sie über die Antwortnachdenken.

Auch wenn Bulletpoints hin und wieder ihre Be-rechtigung haben, rate ich zur Zurückhaltung. Undwenn Sie sich doch dafür entscheiden, sollten Siesich die Mühe machen, starke Aussagen knackigauf den Punkt zu bringen. Einfach einen Punkt voreinen umständlichen Satz zu setzen, gilt nicht –denn es hilft weder Ihnen noch Ihrer Argumen-tation.

Mein Tipp: Orientieren Sie sich an PowerPoint-Prä-sentation, von denen Sie sich selbst gefesseltgefühlt haben. Aber kopieren Sie nicht einfach.Eine gelungene PowerPoint-Präsentation musszumindest drei Ziele erreichen:1. Sie muss zu Ihrem Thema passen,2. sie muss zu Ihrem Publikum passen und3. sie muss zu Ihnen passen.

Und ein kleiner Hinweis zum Schluss: Auch wenndie Redner meist davor stehen, versuchen dochviele, sich dahinter zu verstecken. Passen Sie auf,dass die Folien nicht von Ihnen ablenken. Ihr Pub-likum will von einem Menschen überzeugt werden,nicht von einem Viereck an der Wand.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Präsentieren mit der Lessig‐Methode 

Die  Präsentation mit  PowerPoint  schenkt  sehr  viele Möglichkeiten,  Bild  und 

Wort kreativ  zusammen  zu  führen. Wer  im Trend  liegt, mag es  lessig. Dieser 

„Präsentations‐Modus“, der  für ganze Slide‐Abfolgen nur einzelne Worte und 

Bilder  vorsieht,  erlangt  in der Regel maximale Aufmerksamkeit, denn  Inhalte 

werden anschaulich, bildhaft. Damit wird die Lessig‐Methode unverzichtbar – 

auch  und  insbesondere  für  das  Storytelling:  Wenn  wir  in  freier  Rede  eine 

Geschichte erzählen, projizieren wir Bilder vor das geistige Auge des Publikums. 

Indem wir die Geschichte mit echten Bildern stützen, wird sie noch realer, noch 

authentischer, was positiv auf uns und unsere Rede‐Inhalte zurück fällt.  

Lernen Sie, wie mit der Lessig‐Methode aus  Ihren Geschichten Bilder und aus 

Bildern Geschichten werden…  

 

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Eine Kraftspritze für Ihre Vorträge –Die Lessig-Methode

Es war vor ein paar Monaten. Ich sitzemit knapp tausend anderen Zuhörernim Auditorium und applaudiere so sehr,dass mir schon die Handflächen bren-nen. Der Redner strahlt ins Publikumund ich fühle mich, als hätte er mirseine Botschaften geradezu injiziert.

Hinter mir liegt die kraftvollste Kombination ausVortrag und PowerPoint-Präsentation, die ich jegesehen habe. Das Projektionsrechteck zur Rech-ten des Redners ist mittlerweile im blauen Ruhe-zustand. Doch hier ging eben noch die Post ab,kann ich Ihnen sagen.

Ich hatte eine Präsentation nach der Lessig-Methode gesehen. Und ich werde Ihnen gleicherzählen, was es damit auf sich hat und wie auchSie diese Methode als Kraftspritze für Ihre Vor-träge verwenden können.

Was ist die Lessig-Methode?

Die Lessig-Methode, benannt nach dem Professorder amerikanischen Stanford-Universität LawrenceLessig, der sie erfunden hat, arbeitet mit gängigenPowerPoint-Slides. Doch es gibt einen großenUnterschied zur normal-drögen Bulletpoint-Parade.Der Inhalt auf den einzelnen Slides beschränktsich auf einzelne Worte und Wortgruppen, dasTempo mit denen sie sich abwechseln, ist enorm.

Die Inhalte der Slides korrespondieren mit demInhalt Ihres Vortrages. Dadurch entsteht ein mit-

reißender Rhythmus, der Ihre Argumente verbin-det – und Ihr Publikum auf Trab hält. Abschaltenzwecklos.

Lassen Sie mich das kurz illustrieren. Wenn ichmich mit der Lessig-Methode vorstelle, kann dasso aussehen:

„Herzlich Willkommen, mein Name istRené Borbonus.“

„Ich bin heute extra aus Nürnberg zuIhnen geflogen ...“

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„... um Ihnen von meiner Arbeit fürCommunico zu erzählen.“

Zwei Sätze, drei Slides. Und dann müssen dieSlides noch mit den Worten synchronisiert wer-den. – Ich will Ihnen nichts vormachen: Einen Vor-trag nach der Lessig-Methode vorzubereiten, istzeitintensiv. Doch es lohnt sich. Denn das Ergeb-nis ist eine direkte Verbindung zwischen IhrenZuhörern und Ihren Botschaften. Informationenkönnen sich unmittelbar einprägen. VerwendenSie diese Methode für sich und eins ist garantiert:Ihr Vortrag wird richtig reinhauen. Und das Publi-kum wird die Essenz Ihrer Botschaften noch langemit sich tragen.

Ist die Lessig-Methode das Richtige fürmich?

Um herauszufinden, ob die Lessig-Methode diebeste Wahl für Sie ist, brauchen Sie sich bloßzwei Fragen stellen:• Traue ich mir zu, neben dem mündlichen

Vortrag auch parallel den Slide-Wechsel zukoordinieren?

• Habe ich die Zeit, die Präsentation zum einenvorzubereiten und zum anderen zu proben?

Wenn Sie mit „Ja“ geantwortet haben, könnenSie direkt loslegen. Ich verrate Ihnen hier, wie esgeht. (Und ganz am Ende, im Appendix, findenSie einen Auszug aus einem ganz aktuellen Vor-trag von dem Erfinder der Lessig-Methode höchst-persönlich.)

Eins vorab. Ich empfehle Ihnen, die Lessig-Me-thode für wichtige Passagen Ihres Vortrages undnicht die gesamte Länge einzusetzen. Sie eignetsich beispielsweise hervorragend für folgendeVortragsbausteine: Sie können Reden mit Furoreeinleiten, Ihre wichtigsten Argumente kraftvollkommunizieren, Anekdoten ansprechend illustrie-ren und Ihrem Vortragsende Flügel verleihen.

So funktioniert’s

1. Bereiten Sie Ihr Skript vor: Schnappen Siesich Ihr Vortragsmanuskript und einen Markerund heben Sie die Textbestandteile hervor,die auf Ihren Slides landen sollen.

• Versuchen Sie ca. 3 relevante Worte pro Satzanzumarkern. (Wenn Sie weniger als 1 rele-vantes Wort pro Satz finden, sollten Sie IhrenVortrag vielleicht noch ein wenig festzurren.)

• Heben Sie nicht nur Substantive, sondern vorallem starke Verben aber auch Adjektive her-vor. Und auch ein „trotzdem“ oder ein „aber“kann wirkungsvoll sein.

2. Bereiten Sie die Text-Slides vor: Wählen Siein Ihrem Präsentations-Programm eine Hinter-grundfarbe, einen Schrifttyp und eine Schrift-farbe und bleiben Sie dabei.

• Übertragen Sie die angemarkerten Textbe-standteile auf die Slides.

• Verwenden Sie pro Slide nur ein Wort odereine Wortgruppe.

3. Bereiten Sie die illustrierten Slides vor: IhrVortrag wird noch ein Stück kraftvoller, wennSie Text-Slides mit Illustrationen abwechseln.

• Zitate: Wenn Sie jemanden zitieren, solltenSie das ganze Zitat auf Ihre Slide bringen.Am wirkungsvollsten ist es, wenn Sie dasZitat in seinem Format verwenden (z.B. einZeitungsausriss, ein Brief).

• Logos: Wenn Sie von Firmen sprechen, solltenSie das entsprechende Logo „einblenden“.Das erhöht den Wiedererkennungswert.

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• Porträts: Wenn Sie von einer Person spre-chen, sollten Sie ihr Foto einblenden. Auchhier erhöht dies den Wiedererkennungswert.

• Fotos: Richtig ausgewählt, können Fotosfarbige Akzente setzen und Ihren Vortragansprechender machen.

4. Üben, üben, üben: Ob Sie die Slides direktam Laptop „umblättern“ oder eine Fernbe-dienung verwenden – ein paar Proberundenwird es dauern bis Sie Ihren Vortrag mitden Slides synchronisiert haben. Aber dannkönnen Sie mit dem Überzeugen loslegen!

Spätestens wenn Ihr Publikum Ihnen begeistertapplaudiert, wird es sich gelohnt haben.

Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg undviel Spaß bei Ihrer ersten Lessig-Präsentation.

Schreiben Sie mir doch, wie es lief. Ich freue michauf Ihre Nachricht an [email protected]

APPENDIXEin praktisches Beispiel: Auszug einesVortrages von Lawrence Lessig

Zuerst der Text, so wie er von dem Erfinder derLessig-Methode vorgetragen wurde. Der Vortragwurde im Februar 2008 auf Englisch gehalten undtrug den Namen „20 Minutes or so About Why Iam 4 Obama“, „Warum ich für Obama bin in un-gefähr 20 Minuten“.

„Also ich bezweifle ja, dass ich hier wirklich Mei-nungen ändern kann, liebe Julie Cohen, aber ichstimme mit Ihnen überein: Das ist eine unheim-lich wichtige Wahl.

Sie ist wichtig, aber nicht in Bezug auf die Stärkenvon Barack Obamas Politik. Ich finde seine Politikstark, vor allem in den Bereichen, in denen ich

mich besser auskenne – seine Technologiepolitikist beispielsweise extrem stark. Doch politischeDifferenzen zwischen diesen beiden Kandidatensind eher gering. Die New York Times hat es schonin dem Leitartikel gesagt, in dem sie Hillary Clintonals ihren Favoriten erklärte: ‚Bei den wichtigenThemen gibt es keinen echten Graben, der diebeiden voneinander trennt.‘

Wenn es nur um Politik geht, bin ich mir nichtsicher, ob es gute Gründe gibt, den einen der an-deren vorzuziehen. Doch trotzdem finde ich esunheimlich wichtig, dass der eine und nicht dieandere gewinnt, nämlich dass Barack Obama undnicht Hillary Clinton gewinnt. Denn das, was aufdem Spiel steht, ist meiner Meinung nach vielbedeutender als die Einzelheiten einer Liste poli-tischer Meinungsverschiedenheiten, die die bei-den vielleicht haben.“

Hier ist eine Aufzählung der Slides, die diesenEinstieg der Rede begleitet haben:• übereinstimmen• unheimlich wichtig• Einzelheiten (der politischen Stärken)• Politik ist stark• besonders• Technologiepolitik ist stark• small (mit kleinerer Buchstabengröße

geschrieben)• „Bei den wichtigen Themen gibt es keinen

echten Graben, der die beiden voneinandertrennt.“ (ganzes Zitat zusammen mit demTiteldesign der New York Times)

• nur um Politik (nur ganz kurz im Bild)• keine guten Gründe• den einen der anderen• unheimlich wichtig• auf dem Spiel (nur ganz kurz im Bild)• viel bedeutender• Grafik eines Zettels mit handgeschriebener

Auflistung: Gesundheitsversorgung, Irak,Wirtschaft, Menschenrechte

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Lassen Sie uns Lessigs Redeneinstieg noch ein-mal vornehmen. Die Hervorhebungen im Textwürden ungefähr so aussehen:

„Also ich bezweifle ja, dass ich hier wirklich Mei-nungen ändern kann, liebe Julie Cohen, aber beieinem Punkt muss ich mit ihnen übereinstimmen:Das ist eine unheimlich wichtige Wahl.

Sie ist wichtig, aber nicht in Bezug auf die Ein-zelheiten der politischen Stärken von BarackObamas Politik. Ich finde seine Politik stark, vorallem in den Bereichen, in denen ich mich besserauskenne – seine Technologiepolitik ist beispiels-weise extrem stark. Doch politische Differenzenzwischen diesen beiden Kandidaten sind ehergering. Die New York Times hat es schon in demLeitartikel gesagt, in dem sie Hillary Clinton alsihren Favoriten erklärte: ‚Bei den wichtigen The-

men gibt es keinen echten Graben, der die beidenvoneinander trennt.‘

Wenn es nur um Politik geht, bin ich mir nichtsicher, ob es gute Gründe gibt, den einen deranderen vorzuziehen. Doch trotzdem finde ich esunheimlich wichtig, dass der eine und nicht dieandere gewinnt, nämlich dass Barack Obama undnicht Hillary Clinton gewinnt. Denn das, was aufdem Spiel steht, ist meiner Meinung nach viel be-deutender als die Einzelheiten einer Auflistungpolitischer Meinungsverschiedenheiten, die diebeiden vielleicht haben.“

Kommen Sie gut an!

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Page 74: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

Medienviefalt gleich Medienkompetenz? 

Der  versierte  Redner  liest  nicht  ab,  er  hält  sich  nicht  fest  an  Stichwortzettel 

oder Manuskript. Manchmal aber kann es auch im Sinne des Publikums sinnvoll 

sein, wenigstens  einen  Teil  der  Rede‐Inhalte  abzubilden. Wenn  Schlagworte 

und  Bilder  das  gesprochene  Wort  stützen,  erreichen  die  Inhalte  über  zwei 

Kanäle das Publikum und erleichtern ganz erheblich das Verständnis und das 

Memorieren  von  Inhalten. Wenn  Sie  die  duale Wahrnehmung  für  Ihre  Rede 

nutzen möchten, stehen Ihnen unterschiedliche Medien zur Verfügung.  

Lernen  Sie,  wie  Sie  in  der Medienvielfalt  die  richtige Wahl  treffen  und  das 

jeweilige Medium publikumswirksam einsetzen…  

 

 

 

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Medienvielfalt gleich Medienkompetenz?

Der Einsatz verschiedenster Medien ist inzwi-schen aus dem Präsentationsalltag kaum nochwegzudenken. Die technischen Möglichkeitenwerden immer ausgereifter und stehen im Prinzipbeinahe jedem zur Verfügung. Doch ihre Anwen-dung will gut überlegt sein, denn eine eigentlichgute Rede ist schon mehr als einmal an einemmissglückten Einsatz aufwendiger Präsentations-medien gescheiter t, und eine schlechte Redelässt sich hinter einer pompösen Technik nichtverstecken.

Warum eigentlich Medieneinsatz?

Medien sind ein gutes Hilfsmittel, um bestimmteInformationen und Redeinhalte zu transportieren.Sie dienen dazu, Aussagen zu visualisieren, alsooptisch ansprechend und gehirngerecht umzu-setzen. Die Qualität einer Präsentation steigt,wenn Sie in der Lage sind, ihre Inhalte mit Gra-fiken und Bildern zweckdienlich zu veranschau-lichen. Das menschliche Gehirn ist nämlich sostrukturiert, dass es einen Sachverhalt einmalsprachlich und einmal bildlich er fassen kann.Wenn Sie also Ihre Rede visualisieren, sprechenSie beide Gehirnhälften an.

So hat man herausgefunden, dass der Menschetwa 10 Prozent von dem behält, was er liest.Wenn er etwas hört, behält er bereits 20 Prozent,und von dem, was er sieht, bleiben ca. 30 Pro-zent haften. Das wiederum, was er sieht und hört,bleibt bis zu 70 Prozent in Erinnerung.

Zugleich bringen Visualisierungen direkt mehrerepositive Nebeneffekte mit sich: So haben Sie mitdem Einsatz von Medien bereits eine gute Basis

für eine Protokollierung geschaffen und entwickelnaußerdem beinahe automatisch einen roten Fadenin Ihrer Darstellung. Mit beschrifteten Flip-Charts,Präsentationswänden oder vorbereiteten Folienhaben Sie quasi unbemerkt einen großen „Spick-zettel“ dabei.

Menschen wollen Menschen sehen –am liebsten Gesichter

Wenn Sie also eine Präsentation vorbereiten,dann werden Sie sicher auch einige Hilfsmittelbenutzen. Doch vergessen Sie bitte eines nicht:Es ist immer der Mensch, der überzeugt undniemals die Technik. Wenn ich mir so mancheRede betrachte, die in einer Folienschlacht odereinem PowerPoint-Spektakel endet, so drängtsich hin und wieder die Vermutung auf, dasseinige Redner meinen, die Technik sei entschei-dend und der Redner nur Randfigur. Natürlich istes genau andersherum. Die Medien, die Sie ein-setzen, können Ihren Vortrag unterstützen undflankieren, doch keinesfalls kann der Medienein-satz Ihre Persönlichkeit ersetzen. Wohl dosiertund korrekt angewendet, sind Präsentationsmitteldurchaus ein Überzeugungsfaktor.

Vorurteile – und was wir dagegen tunkönnen

„Der Text auf der Folie oder am Chart muss vorallem vollständig sein“ und „Eine schlechte Folieist besser als gar keine“, sind nur zwei der gän-gigsten Vorurteile in Bezug auf den Einsatz vonMedien bei einer Präsentation. Bitte machen Siesich klar, dass Sie persönlich – Sie als Redner –

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Informationen transportieren und Überzeugungs-kraft entwickeln. Wenn Sie stattdessen Präsen-tationsmedien einsetzen, die selbsterklärendsind, dann sind es schlechte Medien. Es gibtnichts Schlimmeres als einen Redner, der einevoll beschriebene Folie auflegt und diese dannden Zuhörern auch noch vorliest. Seien Sie alsosehr sparsam in Bezug auf die Informationen aufIhren Medien. Klarheit hat dabei immer Vorrangvor Schönheit und Originalität. Und bringen Siebitte kein Bild mit der Brechstange. Wenn Sie einBild mit Worten beschreiben, dann regen Sie diePhantasie der Zuhörer an und erhöhen somit ihreAufmerksamkeit – wenn Sie jedoch ein schlechtesBild zeigen, das weder aussagekräftig noch an-sprechend gestaltet ist, dann langweilen Sie IhreZuhörer allenfalls oder frustrieren sie gar.

Welches Medium?

Die Frage nach dem Medium stellt sich oft garnicht, wenn man einmal genauer hinschaut. Dennbevor Sie Ihre Präsentation an den Mann brin-gen, fragen Sie sich, wem Sie welchen Inhalt prä-sentieren wollen und welche Wirkung Sie damiterreichen möchten. So gibt es für jede Redevor-bereitung einige Variablen, die Ihre Entscheidungim Grunde genommen vorwegnehmen werden.Dazu zählen z. B.:• das Publikum – Wie viele Personen sollen

etwas hören und sehen können? WelchePräsentationsmittel sind Ihren Zuhörerngeläufig? Was erwarten Ihre Zuhörer?

• die Zielsetzung – Möchten Sie etwas ent-wickeln, soll Ihr Vortrag dynamisch wirken?

• die räumlichen Gegebenheiten – Wie sinddie Lichtverhältnisse? Wie ist die Akustikdes Raumes?

• die technische Rahmenbedingungen – WelcheVorbereitungszeit müssen Sie einplanen?Welches Budget haben Sie zur Ver fügung?Wollen Sie auf dem technisch neuestenStand sein? Dann setzen Sie vielleicht eherden Beamer ein als den Flipchart.

• die Stimmung – Wollen Sie emotionalisieren?Dann helfen eventuell Folien und Bilder.

Jedes Präsentationsmedium hat Vor- und Nach-teile, und es gibt wichtige Dinge, die zu beachtensind. Unseren Blick konzentrieren wir dabei aufdie Medien Flipchart, Stellwand (oder Präsen-tationswand) und auf die Folien-Präsentation.

Alles auf einen Blick – Übersicht

Flipchart – Die Vorteile• einfache Handhabung, kaum Pannen möglich• spontaner Einsatz möglich• großer Blickfang• Ausführungen sind durch Vor- und Zurück-

blättern leicht zu aktualisieren• gut geeignet für Kernaussagen, Zahlen,

Schlagwörter• spontane Beiträge sind gut festzuhalten• bleibt sichtbar, lässt sich aufhängen• wirkt souverän• Person des Redners steht stärker im

Mittelpunkt• Notizen mit Bleistift bleiben unsichtbar

(Spickzettel auf dem Chart)• Arbeit an einem echten Bild statt an einem

projizierten

Flipchart – Die Nachteile• die eigene Handschrift ist nicht immer optimal• nicht für Präsentationen vor sehr großen

Gruppen geeignet• nicht (oder jedenfalls nur sehr schlecht)

archivierbar

Tageslichtprojektor – Die Vorteile• geeignet für Präsentationen vor großen

Gruppen• sowohl spontan und als auch vorbereitet ein-

setzbar• Gestaltung einer Dramaturgie möglich (z. B.

können mehrere Folien übereinander gelegtwerden; Aufdecken nach und nach möglich)

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• transportabel (leichter als Stellwand)• Materialien sind mit Computer oder Hand

leicht zu erstellen

Tageslichtprojektor – Die Nachteile• hoher Geräuschpegel• Abhängigkeit von Strom, Technik, Wand,

Lichtverhältnissen• nur für Dauer der Projektion sichtbar• Fehler (wie z. B. das Stehen vor dem Pro-

jektor) fallen schnell auf; Einsatz mussgekonnt sein

• altes und unmodernes Image (Klischee vomStudienrat)

• Blickrichtung von der Person weg (Trennungvon Person und Inhalt)

Stellwand – Die Vorteile• vorbereitete Darstellung und begleitende Ent-

wicklung möglich (analytisch und synthetisch)• Inhalte bleiben beweglich und flexibel• Inhalte bleiben sichtbar• vielseitig einsetzbar• Einbezug des Publikums bietet sich an

Stellwand – Die Nachteile• Lesbarkeit auf den Karten nicht immer optimal• hoher Kostenaufwand• aufwendiger Auf- und Abbau sowie Transport• Handhabung ist nicht flexibel (Man kann es

nicht abhängen und mal eben an der Wandaufkleben)

• nicht archivierbar

Tipps und Methoden

Flipchart• Achten Sie unbedingt auf eine leserliche

Handschrift.• Verwenden Sie kurze Sätze.• Benutzen Sie einen breiten Schreiber mit

abgeschrägter Spitze. Fixieren Sie den Stift.• Planen Sie die Bildaufteilung sorgfältig.

• Erst zeichnen, dann erklären.• Benutzen Sie eine einfache Druckschrift.• Setzen Sie das Flipchart für max. 25 Teil-

nehmer ein.• Arbeiten Sie kontrastreich mit Farbe, aber

nicht bunt.• Gestalten Sie die Materialien einheitlich.• Bringen Sie nicht zu viel auf einem einzigen

Blatt unter, benutzen Sie lieber ein neuesBlatt.

• Verwenden Sie Symbole und Abkürzungensparsam.

• Stehen Sie links vom Medium, zeigen Siemit der dem Medium zugewandten Hand.

• Bleistiftnotizen sind oft hilfreich.

Tageslichtprojektor• Die Folie ist kein Ersatzmanuskript.• Entscheiden Sie bewusst, wann Sie Bilder

zeigen und wann Sie welche in der Phantasieder Zuhörer entstehen lassen wollen.

• Vermeiden Sie eine Folieninflation.• Lassen Sie die Folie wirken. (Auflegen und

schweigen; nicht schon nach wenigen Sekun-den wegnehmen.)

• Zeigen Sie am Projektor nicht mit der Hand,sondern mit einem Stift. Dieser sollte kantigsein, damit er nicht wegrollt

• Zeigen Sie an der Wand nicht mit einemZeigestock. Achten Sie darauf, dass Sienicht im Licht stehen.

• Stehen Sie links.• Vermeiden Sie Aufmerksamkeitsfresser,

denn unnötige Informationen lenken ab.• Schalten Sie den Projektor erst ein, wenn

Sie ihn brauchen und sofort wieder aus,wenn Sie ihn nicht mehr benötigen

• Fixieren Sie Kabel am Boden, um Stolper-gefahren zu vermeiden.

• Lesen Sie nicht den Text vor, der auf derFolie steht.

• Eine selbsterklärende Folie macht denRedner überflüssig.

• Titel, Logo etc. sind nicht nötig.

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• Decken Sie nur bei einfacher Handhabungschrittweise auf.

• Behalten Sie die Übersicht. (Reihenfolge,kein unruhiges Suchen etc.)

Stellwand:• Die Visualisierung dient als roter Faden. (Auf

der Rückseite der aufzuklebenden Kärtchenkönnen Sie Informationen und Hinweiseunterbringen.)

• Seitenwechsel sind manchmal zwingendnötig, wirken oft auch positiv (wenn nicht zuhäufig verwendet).

• Verdeutlichen Sie klar die Strukturen IhrerPräsentation (weniger ist manchmal mehr).

• Stellen Sie die optische Kommunikationsicher (Schrift).

• Verwenden Sie Groß- und Kleinbuchstaben.

• Richten Sie erst die Technik und die Mate-rialien ein und sprechen sie dann. Das wirktsouverän.

• Schreiben Sie nicht von oben nach unten.• Entscheiden Sie zwischen den drei Möglich-

keiten, während der Präsentation komplettaufzubauen, ein vorhandenes Grundmusterzu ergänzen oder eine fertige Wand zuerklären.

Ich hoffe, dass Sie mit den Tipps und Hilfe-stellungen Ihre nächste Rede etwas aufwertenkönnen.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Gesprächsrhetorik .

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Schwierige Gespräche meistern 

Professionelle  Kommunikation  ist  für  den  persönlichen  wie  für  den 

Unternehmenserfolg  unverzichtbar  geworden.  Im  beruflichen  Kontext  bleibt 

wenig  Raum  für  „belangloses Geplänkel“.  Sei  es  in  der  Präsentation  eigener 

Ideen und Konzepte,  sei es  in der Werbung um Zustimmung  zu nachhaltigen 

Veränderungen:  Spätestens  wenn  wir  auf  Widerstand  treffen,  wird 

Kommunikation zur Herausforderung. 

Lernen  Sie,  diese  Herausforderung  selbstbewusst  anzunehmen,  schwierige 

Gespräche souverän zu meistern und sich und  Ihre Position selbst gegenüber 

schärfsten Kritikern zu behaupten…  

 

 

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Schwierige Gespräche perfekt meistern

Das Gespräch ist ein selbstverständlicher Be-standteil unserer alltäglichen Kommunikation.Nun handelt es sich bei Gesprächen mit Ge-schäftspartnern nur selten um eine belanglosePlauderei. Vielmehr geht es darum, wichtige Sach-verhalte zu klären und Zielsetzungen zu verdeut-lichen – oft ist dabei echte Überzeugungsarbeitzu leisten. In günstigen Fällen sind die Gesprächs-partner dabei gleichermaßen an einer effektivenVerständigung interessiert.

Nicht selten treffen jedoch gegensätzliche undscheinbar kaum miteinander zu vereinbarendeInteressen aufeinander. Oder wir bekommen esmit Gesprächspartnern zu tun, die es sogar daraufabgesehen haben, uns nervös zu machen undaus dem Gleichgewicht zu bringen. Und manchenMenschen eilt schon der Ruf voraus, dass sieunangenehme Gesprächspartner sind. In all die-sen Fällen gilt es dann, das Ruder selbst in derHand zu behalten, um weiterhin zielgerichtet anWiderständen vorbei manövrieren zu können.

Ein guter Kapitän beweist sich in dem Moment,in dem sein Schiff in schwieriges Fahrwasser ge-rät. Nicht anders ist das bei guten Gesprächs-führern. Diese zeichnen sich aus, wenn das Ge-spräch einmal schwierig wird. Eine vorbereiteteRede halten, eine gut durchdachte und wohlstrukturierte Präsentation einfach wiedergeben– das können viele. Doch nur die Besten könnenruhig, gelassen und souverän reagieren, wenn siees mit Einwänden oder unfairen Verbalattackenzu tun bekommen.

Schwierige Gesprächspartner kann es überallgeben: in Meetings, Besprechungen, bei Präsen-

tationen oder Vorträgen. Wir alle kennen sie: die„Ja-Aber“-Sager, die Besserwisser, die Streitsüch-tigen, die Ausfrager, die Redseligen und viele an-dere.

In der Praxis haben sich folgende Methoden, mitschwierigen Gesprächspartnern umzugehen, alsbesonders effektiv erwiesen:

• die „Gerade-weil“-Methode• die bedingte Zustimmung• die Straße der Sachlichkeit• der Empathie-Spender

Pacing and Leading – Gerade, weil…

Nur wenn die Kommunikation und der Umgangmit Gesprächspartnern wertschätzend und em-pathisch sind, kann der Erfolg nachhaltig sein.Mit anderen Worten: Es ist immer zu beachten,dass Sie als Gesprächsführer den anderen Teil-nehmern das Gefühl geben, dass sie ernst ge-nommen werden und die Ergebnisse der Bespre-chung konstruktiv mitgestalten. Dieses Gefühlzu vermitteln, ist eine hohe Kunst und auch danneine Notwendigkeit, wenn die getroffenen Aus-sagen vorerst gar nicht in Ihrem Sinne sind.

Gelingen kann dies mit der „Gerade-weil“-Me-thode. Dabei greifen Sie einen Einwand so auf,dass Sie mit den Worten „gerade, weil…“ begin-nen und dann einen sachorientierten Gedankenins Gespräch bringen. Ein Beispiel: Sie stellen inIhrem Unternehmen eine neue Software-Lösungvor, die zukünftig von allen Mitarbeitern benutztwerden soll. Plötzlich kommt der Einwand: „Ja,

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aber das ist doch alles sehr aufwendig.“ Statt mit„Nein“ oder mit „Da müssen wir durch“ begegnenSie diesem Gesprächspartner mit den Worten:„Gerade, weil dieser Prozess sehr aufwendig ist,ist eine gute Planung und ein verantwortungs-voller Umgang mit unserem Personal sehr wich-tig. Deshalb sitzen wir heute hier zusammen.“

Sie senden mit dieser Methode direkt mehrerewichtige Signale in Richtung Ihres Gesprächs-partners. Sie signalisieren ihm: „Ich höre Ihnenzu, verstehe, was Sie sagen und nehme es sehrernst.“ Sie holen ihn dort ab, wo er (mit seinenSorgen) steht, und begleiten ihn ein Stück desWeges. Und sehr wahrscheinlich ist er nach dieserErfahrung eher bereit, auch ein Stück mit Ihnenzu gehen, wenn Sie (nach dem Pacing) selbst dieRichtung vorgeben (Leading), indem Sie die Not-wendigkeit der Sitzung herausstellen.

Die bedingte Zustimmung

Die bedingte Zustimmung funktioniert nach einemähnlichen Prinzip: Auch hier drücken wir eine wert-schätzende Haltung aus, indem wir unserem Ge-sprächspartner zunächst zustimmen. Sie sagenzum Beispiel „Da haben Sie sicher Recht“, „Dassehe ich genauso“, „Das ist ein guter Hinweis“ etc.Dann relativieren wir unsere Zustimmung und fü-gen etwas ergänzend hinzu. Dies kann dann etwaso aussehen: „Damit haben Sie sicher Recht, bloßmüssen wir auch die folgenden Aspekte beach-ten…“ oder „Das sehe ich genauso, nur könnenwir noch mehr erreichen, wenn wir…“.

Wichtig ist hierbei, dass unser Gegenüber Aner-kennung spürt, indem wir ihm (bedingt) zustimmenund seinen Beitrag nicht (wie das so oft passiert)einfach abschmettern. So fühlt er sich ernst ge-nommen und ist sicher eher bereit, unsere Ergän-zung zu akzeptieren. Vermeiden Sie möglichst, dieRelativierung mit dem Wort „aber“ einzuleiten.

So landen Sie schnell in der „Ja-aber“-Sager-Ecke,womit oft negative Assoziationen verbunden sind.Es ist besser, stattdessen die Worte „bloß“ oder„nur“ zu verwenden.

Die Straße der Sachlichkeit – So zäh-men Sie Ihre „Gesprächsgegner“

Leider haben wir es nicht immer nur mit Ge-sprächspartnern zu tun. Allzu oft müssen wiruns in Gesprächen und Diskussionen auch mit„Gesprächsgegnern“ auseinandersetzen. Unter„Gesprächsgegnern“ verstehe ich Teilnehmeroder Diskutanten, denen es mit ihren Einwändennicht um die Klärung von sachlichen Fragen geht,sondern darum, den anderen aus der Ruhe oderdem Konzept zu bringen. Die Botschaft zielt meistauf einer emotionalen Ebene darauf ab, das Ge-genüber infrage zu stellen.

Hier ist es unbedingt ratsam, den Gesprächs-partner wieder auf den Weg der Sachlichkeitzurückzubringen. Dies gelingt ganz einfach mitden folgenden beiden Fragen „Worauf beziehenSie sich?“ und „An was denken Sie konkret?“.Wenn Ihnen also Einwände wie „Das kann dochalles gar nicht wahr sein“, „Das ist ja ungeheuer-lich“ oder Ähnliches begegnen, fragen Sie ruhigund sachlich: „Worauf beziehen Sie sich?“ – Jetztgeschieht folgendes: Entweder hat der EinwandIhres Gegenübers tatsächlich einen sachlichenHintergrund, dann wird er ihn jetzt kommunizie-ren. Sie können dann den Faden aufgreifen undsich auf der Sach-Ebene mit dem Einwand aus-einandersetzen. Da Sie als Führungspersönlich-keit die inhaltliche Auseinandersetzung zu keinerZeit fürchten müssen, werden Sie nun damitspielend fertig. Sollte Ihr Gegenüber allerdingsgar keinen sachbezogenen Hintergrund anführenkönnen und seinen Einwand nur gebracht haben,um Sie zu provozieren, dann wird das nun füralle Beteiligten sehr klar.

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Eine weitere hilfreiche Methode, um das Gesprächauf die Sache zu fokussieren, ist die Frage: „Wasverstehen Sie unter…?“. Wenn man Ihnen alsofehlende Verantwortung oder Ähnliches vorwirft,dann fragen Sie Ihr Gegenüber einfach, was erdenn selbst konkret unter Verantwortung versteht.So bringen Sie Ihr Gegenüber dazu, sachlich zuwerden, und ganz nebenbei gewinnen Sie auchnoch Zeit, um sich auf Ihren Gesprächspartnereinzustellen.

Der „Empathie-Spender“

Andere Menschen wirklich zu überzeugen, kannuns nur gelingen, wenn wir auch emotional einegroße Wirkung erzielen. Das bedeutet im Klar-text: Wenn wir anderen sympathisch sind, wennSender und Empfänger auf einer Wellenlänge sind,dann fällt uns die Überzeugungsarbeit sehr vielleichter. Müssen wir gegen Antipathien und Vorbe-halte ankämpfen, dann haben wir es sehr schwer.

Wie kommt man mit anderen Menschen auf eineWellenlänge? – Indem man Ihnen Wertschätzungentgegenbringt und Ihnen signalisiert, dass das,was sie sagen, ernst genommen und respektiertwird. Im Alltag erleben wir oft das Gegenteil: Dis-kutanten gehen nicht aufeinander ein – stattdes-sen sind Vorwürfe und Angriffe an der Tagesord-nung. Wie oft hören wir in Gesprächsrunden denSatz „Wenn Sie sich richtig vorbereitet hätten,dann wüssten Sie…“? Hier kann weder von Em-pathie noch von gleicher Wellenlänge die Redesein.

Es gibt eine einfache Frage, die Empathie ermög-licht und Ihrem Gesprächsteilnehmer ein sehrpositives Gefühl vermitteln kann. Eine Frage, diemit den Worten „Ihnen ist also wichtig, dass…“beginnt. Wenn Ihnen demnächst ein Einwand ent-gegen gebracht wird, versuchen Sie einmal nachdem Schema „Ihnen ist also wichtig, dass…“ zuantworten. Ihr Gegenüber sagt z. B.: „Das istdoch reine Zeitverschwendung!“, dann könnten

Sie mit der Frage: „Ihnen ist also wichtig, dassdie Zeit optimal genutzt wird?“ reagieren. Er wirddann mit „Ja“ antworten. Sie können nun weiterfragen, wie das zu bewerkstelligen sei oder selbsteinen Vorschlag machen.

Übrigens spielt es keine Rolle, ob Sie das Be-dürfnis des anderen wirklich treffend „erraten“.Wenn Sie nämlich danebenliegen, dann wird derGesprächspartner das Ganze richtig stellen („Nein,es geht mir um folgendes:…“). Mit dieser Formder Kommunikation zeigen Sie Ihrem Gegenüber,dass Ihnen der Einwand wichtig ist, denn Sie ver-suchen ja, das Bedür fnis, das hinter dem Ein-wand steht, zu antizipieren. Genau das verstehtman unter Einfühlung oder Empathie. Bei dieserwertschätzenden Form der Kommunikation wirdsich ihr Gesprächspartner wohl fühlen und zu-mindest auf der emotionalen Ebene von Ihnenüberzeugt sein.

Wichtig ist, dass Sie Angriffe vermeiden und dem-jenigen, der Ihnen einen Einwand entgegen bringt,nicht mit Vorwürfen begegnen. Sie haben nun vierverschiedene Methoden kennen gelernt, um mitschwierigen Gesprächspartnern umzugehen. Eserfordert allerdings einige Übung, bis diese Me-thoden in „Fleisch und Blut“ übergegangen sind.Es hängt von der jeweiligen Situation und Ihrenindividuellen Gesprächspartnern ab, für welcheder Vorgehensweisen Sie sich entscheiden. Oftwird eine Kombination der verschiedenen Metho-den sinnvoll sein. Sie werden mit ein bisschenÜbung ein Gefühl dafür bekommen, welche diejeweils passenden sind.

Fazit

Erfolglose oder sogar gänzlich gescheiterte Ge-spräche sind für Ihr Gegenüber letztendlich eben-so unbefriedigend wie für Sie selbst. Und dasgilt auch dann, wenn es Ihr Gegenüber war, derdie Steine in den Weg gelegt hat. Weil nunSchuldzuweisungen überhaupt nicht helfen, gilt

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es, Gesprächspartnern, die unaufhörlich mit denSäbeln rasseln, auf andere Weise zu begegnen.Die genannten Methoden sind ein Weg, um dasGespräch doch noch in die richtige Richtung zulenken. Konzentrieren Sie sich zielorientiert aufdie Sachinhalte des Gesprächs, um damit die Ba-sis für die gemeinsame Verständigung herzustel-len. Man wird Sie als souveränen und konsequentauf das Ziel ausgerichteten Gesprächspartnerzu schätzen wissen, der sich nicht so leicht insBockshorn jagen lässt und der auch dann nocheinen stilvollen Umgangston pflegt, wenn es maletwas brenzliger wird.

Ich wünsche Ihnen viel Er folg dabei und allesGute!

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Page 85: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

 

Die Welt der Gefühle  

Sachlichkeit und emotionale Ansprache  sind  keine Gegensätze.  Im Gegenteil: 

Vor allem in Überzeugungsarbeit und schwierigen Gesprächen kann es sinnvoll 

sein, den emotionalen Zugang  zum Gegenüber  zu  suchen. Kommunikation  zu 

emotionalisieren meint dabei  in keinem Moment, Tränendrüsen zu aktivieren 

oder  weich  zu  werden,  sondern  intelligent  die  Psychologie  des  Einzelnen 

auszunutzen, um gewünschte Reaktionen zu forcieren. 

Lernen  Sie  die  Welt  der  Gefühle  kennen  und  für  den  Erfolg  Ihrer 

Kommunikation zu nutzen…    

 

 

 

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Was sind Emotionen,wo kommen sie her und was richten sie anWir tauchen ein in die Welt der Gefühle

Wir alle haben mit Gefühlen zu tun – aber bittenicht am Arbeitsplatz. Hier scheinen die im priva-ten Alltag allgegenwärtigen Gefühle nicht will-kommen zu sein. Man spricht davon, dass manzu emotional reagiert habe oder dass man sichvon den Gefühlen habe hinreißen lassen.Gefühle werden vielerorten dem weiblichen(schwachen) Geschlecht zugesprochen und alsSchwäche gedeutet. Dabei wissen wir heute,dass unser Gefühlsleben maßgeblich darüberbestimmt, was wir erreichen können und wasnicht. Unsere Wahrnehmung wird bestimmtdurch Gefühle, unsere Urteile, unsere Ideen undVisionen werden geprägt durch Gefühle undunsere Handlungen werden durch Gefühle moti-viert und beeinflusst. Die so genannte emotionaleIntelligenz gilt in der Wissenschaft schon längstals eine entscheidende Schlüsselkompetenz fürErfolg und Karriere. Höchste Zeit also, sich ein-mal ein paar Gedanken zu den Themen, die sichum Emotionen ranken, zu machen.

Was haben Gefühle mitÜberzeugungskraft zu tun?

Es ist schon längst kein Geheimnis mehr, dass inder Überzeugungsarbeit die emotionale Kompo-nente eine sehr wichtige Rolle spielt. Man kannzwei Ebenen in der Überzeugungsarbeit unter-scheiden: Einerseits geht es um die Sache mitden entsprechenden Argumenten, andererseitssagen Sie immer auch etwas über sich und IhrGegenüber. Die zwei Ebenen entstehen dadurch,

dass wir, wenn wir über die Sache sprechen,gleichzeitig auch etwas über uns (Ich-Botschaftoder Selbstbekundung) und über den Gesprächs-partner (Du-Botschaft) aussagen. Die Gefühls- oderBeziehungsebene ist dabei meines Erachtens dieentscheidende Ebene. Sie bestimmt, was auf derSachebene überhaupt möglich ist. An extremenBeispielen lässt sich das gut darlegen: NehmenSie eine Person, die Sie überhaupt nicht mögen,vielleicht sogar hassen. Jetzt seien Sie malehrlich: Hat diese Person es nicht besondersschwer, Sie argumentativ von etwas zu über-zeugen? Ist es nicht vielleicht sogar unmöglich?Auf der anderen Seite: Wenn Sie eine Person her-nehmen, die sie sehr mögen, vielleicht sogarlieben, dann stellen Sie fest, dass oftmals kaumbis keine Argumente nötig sind, um Sie zu etwaszu bringen. Daher noch einmal: Die Beziehungs-oder Gefühlsebene entscheidet, was auf derSachebene erst möglich ist.

Auf der einen Seite halte ich es also für wichtig,die eigenen Gefühle in den Griff zu bekommen(ein unkontrollierter Wutausbruch in einer Ver-handlung kann zu einiger Verwirrung führen). Aufder anderen Seite ist eine emotionale Kompetenzgefragt, wenn ich mit meinem Gegenüber aufeine Wellenlänge kommen möchte. Gelingt mirdas, ist nach der Theorie oben auch auf der Sach-ebene alles möglich. Ich will nicht behaupten,dass Sie dann auf jeden Fall Ihr Ziel erreichenkönnen (manchmal gibt es sachliche Dinge, diedas einfach nicht zulassen), bloß wird dieZielerreichung um einiges wahrscheinlicher.

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Mit welchen Vorurteilen gilt esaufzuräumen?

Im Laufe meiner Antworten werde ich einigeKonventionen und Vorurteile auf den Prüfstandstellen. Ich lade Sie ein, einiges zu hinterfragen.Prüfen Sie die Gedanken einfach kritisch – Ihreund meine. Wer für alles offen ist, kann auchnicht ganz dicht sein, bloß eine kritische Prüfungvon Konventionen bringt uns oft ein ganzesStück weiter.

Es gibt im Wesentlichen zwei große Irrtümer,die Sie am besten komplett über Bord werfensollten: 1. Emotionen sind grundsätzlich etwasUnproduktives und Schlechtes und 2. Sie sindOpfer Ihrer Emotionen, Emotionen überkommenSie und Sie können gar nichts dagegen tun. ImGrunde genommen gibt es zwei Wege, mitEmotionen umzugehen. Sie können abwarten,bis das Gefühl sich voll entfaltet hat und dannversuchen, es zu unterdrücken oder zurückzuhal-ten. Genau so gut können Sie auch versuchen,eine Lawine, die losgetreten wurde, mit bloßenHänden aufzuhalten. Sie können aber auch einenanderen Weg beschreiten: Sie können sich be-mühen, die Emotion zu regulieren, sie zu stoppen,bevor sie sich intensiv ausgebreitet hat. Sohaben es auch Philosophen wie Seneca oderDescartes vorgeschlagen: Setzten Sie die Ver-nunft ein, um unerwünschte oder übermäßigeEmotionen zu verändern.

Sind Emotionen also etwas Schlechtes?

Emotionen erweisen uns in den meisten Situa-tionen sehr gute Dienste. Sie sind im Grundegenommen das Salz in der Suppe des Lebens.Sie verschaffen uns viele glückliche Momente,sorgen dafür, dass wir in gefährlichen Situationennicht unser Leben aufs Spiel setzen, lassen unsfür Werte und Sinn kämpfen. Sie kümmern sichum uns und achten darauf, dass wir keineDummheiten machen.

Einige Gefühle haben wir der Evolution zu ver-danken. Angst vor Spinnen und Schlangen zuhaben war lange Zeit ein Selektionsvorteil. So hatdie Angst dafür gesorgt, keine giftigen Schlangenoder Spinnen anzufassen oder sich ihnen zunähern. Die Furcht, die unseren Vorfahren dasLeben gerettet hat, hat sich also evolutionlärihren Weg ins Heute gebahnt. (So ist die zum Teilirrational scheinende Angst vor Spinnen undKriechtieren zu erklären)

Emotionen sind also keineswegs etwas Schlechtes.Unser Umgang mit Emotionen ist hin und wiederschlecht. Dafür möchte ich Sie gern sensibilisieren:Wir verhalten uns oftmals emotional unangemes-sen und machen meines Erachtens zwei Fehler.Zum einen ist die Inten-sität des Gefühls oftmalsnicht angemessen. Sie kennen das: Da staut sichetwas in Ihnen auf, zehnmal sagen Sie nichts,obwohl Sie mit dem Verhalten eines Mitarbeitersnicht einverstanden sind. Beim elften Mal platztIhnen der Kragen und die ganze Abteilung hältSie womöglich für hysterisch und unkontrolliert.

Der zweite Fehler, den wir häufig machen: Wirempfinden von vornherein das falsche Gefühl.Wir empfinden also nicht zu viel oder zu wenigAngst, wir hätten überhaupt nicht ängstlich seinmüssen. Wenn ein Gefühl entsteht, dann über-kommt es uns in jeden ersten Sekunden undsteuert komplett, was wir tun, sagen und denken.Unsere Wahrnehmung reduziert sich auf das,was uns das Gefühl vorgibt. Sollten wir hier dasfalsche Gefühl entwickelt haben, kann das imberuflichen Alltag schnell zum Problem werden.

Ist die Beschäftigung mit Emotionen neu?

Schon die alten griechischen Philosophen stell-ten sich die Frage: Was ist eine Emotion?Aristoteles zum Beispiel hat sich sehr intensiv mitden Gefühlen beschäftigt. So spielen Gefühle inseinen Betrachtungen zur Rhetorik eine rechtgroße Rolle. Schon Aristoteles verfolgte einen

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Wegmit Emotionen umzugehen, den ich in diesemBuch gern weiter beschreiten möchte: Er richteteden Augenmerk auf die kognitiven Aspekte vonEmotionen. So konnte ein Redner Emotionendurch Argumente verändern. Das bedeutet, dassein Gedanke dazu führen kann, eine Situationanders zu bewerten und somit auch eine andereEmotion verursachen kann. Diese Überlegung istim Grund ein Kernstück der kognitiven Bewer-tungstheorie der Emotionen im 20. Jahrhundert.

Was sind Emotionen oder Gefühle?

Die so genannten Grundemotionen (ich unter-scheide nicht zwischen seelischen Gefühlen undEmotionen) des Menschen lassen sich im Grundein drei Bereiche unterteilen: Angenehme Empfin-dungen wie Freude und Zuneigung, Indifferenzals neutrale Empfindung und unangenehmeEmpfindungen wie Angst, Ärger, Scham, Trauerund Niedergeschlagenheit. Im Unterschied zudiesen grundlegenden Emotionen gibt es zudemsekundäre Emotionen. Der Unterschied bestehtdarin, dass bei sekundären Gefühlen eine sozia-le bzw. kulturelle Komponente beteiligt ist. DieseGefühle sind meist ein Gemisch aus unterschied-lichen anderen Gefühlen und tretet in einembestimmten Kontext auf. In einer vornehmenGesellschaft kann es uns zum Beispiel peinlichsein, wenn wir ein Besteck nicht richtig benutzen.Im Freundeskreis zu Hause würden wir höchst-wahrscheinlich über diesen Faupax nur lachen.

Eine genaue Definition zu finden, ist relativschwierig. Emotionen werden ja von den unter-schiedlichsten Richtungen aus betrachtet:Neurobiologen, Hirnforscher, Psychologen, Medi-ziner, Berater und viele andere Berufsgruppenmachen sich ihre ganz individuellen Gedankenund finden eigene Definitionen. Es ist hilfreich,sich einige Komponenten klarzumachen:

Emotionen bestehen zum Beispiel stets aus einerReaktion. Ein konkretes Ereignis wird kognitivbewertet und es folgt eine spezifische Reaktion.Außerdem gibt es stets eine physiologischeKomponente, denn Gefühle werden meist vonphysiologischen Reaktionen begleitet. Emotionensind handlungsweisend. Das Wort „motion“ fürBewegung steckt schon im Wort, so ist dieAbsicht eines Gefühls, nämlich in Bewegung oderHandlung zu kommen, schon im eigentlichenWortsinn eingebettet. Emotionen wirken sichauch stets auf unser Umfeld aus. Dazu brauchtes nicht einmal ein systemtheoretisches Grund-lagenwissen. Das kennen Sie aus Ihrer Erfahrung.Ein Mensch, der starke Gefühle offenbart, wirktsich immer auf die gesamte Gruppe, das gesamteTeam, die Partnerschaft etc. aus.

Werden Gefühle nicht von anderenausgelöst?

Wenn Sie in Zukunft emotional intelligent agierenmöchten, wenn Sie Überzeugungskraft entwickelnund ausstrahlen möchten, dann verabschiedenSie sich bitte von der Annahme, dass lediglich dieäußeren Umstände oder Ihre Mitmenschen fürIhre Gefühle verantwortlich sind. Kein Menschkann in Ihnen einen Knopf drücken, der Sie Hor-mone ausschütten lässt, mit denen Sie sich danngut oder schlecht fühlen. Das machen Sie ganzalleine. Sonst müssten sich ja alle Menschenüber das ärgern, über das Sie sich ärgern, alleMenschen müssten gut finden, was Sie gut findenusw. Leider programmieren wir uns sprachlichimmer wieder zu Opfern. Achten Sie einmal darauf,wie sehr die Sprache suggeriert, dass wir nurpassive Gefühls-Leidträger sind. So heißt es dochim Alltag:Das macht mir Angst.Du machst mich wahnsinnig.Damit hast du mich ganz schön getroffen.

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Das regt mich auf.Du machst mich krank.Der Chef macht mich verrückt.Deine Art verletzt mich.Andere Menschen haben aber keineswegs dieMacht, Gefühle in uns auszulösen. Dazu ist derMensch einfach zu komplex. Er kann sich ver-ändern. Heraklit hat es einmal sehr schön be-schrieben, indem er sinngemäß sagte, dass manniemals in ein und denselben Fluss steigen könne.Ebenso verhält es sich mit den Menschen. Über-nehmen Sie Verantwortung für Ihre Gefühle undakzeptieren Sie, dass Sie es sind, der sich guteund schlechte Gefühle macht. In Zukunft müsstenSie sich also sagen: „Ich mache mir Angst.“ oderIch mache mich wahnsinnig.“

Jeder Mensch ist also verantwortlichfür seine Gefühle. Jeder macht sich dieGefühle selbst. Doch wie macht er das?

Die kognitive Bewertungstheorie geht davon aus,dass einem Gefühl immer ein bestimmtes Denkenvoran geht. Dieses Denken kann unbewusst undbewusst ablaufen. Mit dieser Annahme befreienSie sich aus einem Gefängnis: Sie sind nun nichtmehr lediglich Opfer eines Prozesses, den Sienicht gestalten, sondern nur erleiden. Die Er-kenntnis des Philosophen Epiktet „Die Menschenwerden nicht durch Dinge beunruhigt, sonderndurch die Ansichten, die sie darüber haben“eröffnet uns ungeahnte Möglichkeiten im Umgangmit unseren Gefühlen und mit den Gefühlenunserer Mitmenschen.

Heute geht man davon aus, dass unser Denkenund unsere Einschätzungen von verinnerlichtenoder spontanen Werturteilen gesteuert werden.Je stärker die Einschätzung ausfällt, desto inten-siver ist auch das Gefühl. Einfach ausgedrücktbedeutet das: Sie fühlen, was Sie denken.Negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen,positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen.

Erhalten wir zum Beispiel ein Geschenk voneinem Menschen, den wir mögen, dann denkenwir: „Oh wie schön, toll, dass er an mich gedachthat“ und dann empfinden wir Freude. UnserWerturteil ist also dafür verantwortlich, welchesGefühl wir entwickeln. Wenn zum Beispiel einePräsentation ansteht und wir uns denken: „Essteht so viel auf dem Spiel, ich könnte versagen“entsteht Angst. Sagen wir uns „Mein Chef wusstegenau, dass ich die Vorstandsvorlage noch nichtfertig gestellt habe. Er hat mich absichtlich bloß-gestellt“, dann entsteht Ärger oder sogar Wutin uns. Es sind also Werteurteile und nichtSituationen oder Mitmenschen verantwortlich fürunser Fühlen. Niemand kann Ihnen vorschreiben,wie Sie zu bewerten haben. Sie allein sind dem-nach für Ihre Gefühle verantwortlich.

Es gibt einen interessanten Weg, den Zusammen-hang zwischen Denken und Gefühlen zu zeigen.Stellen Sie sich doch bitten einmal Folgendesvor: In Ihrer Hand halten Sie eine Zitronenscheibe.Diese Scheibe ist fruchtig und saftig, riecht an-genehm nach Zitrone. Jetzt führen Sie dieseScheibe einmal gedanklich zu IhremMund. ÖffnenSie den Mund und beißen Sie in die Zitronen-scheibe. Saugen Sie den frischen, sauren Saftaus dieser Scheibe und fluten Sie damit IhrenMund.

Wenn Sie dieses kleine Experiment mitgegangensind, dann hat sich vielleicht schon längst IhrGesicht verzerrt, weil Sie die Säure gespürthaben. Vielleicht ist Ihnen auch in diesemMoment das Wasser im Mund zusammen ge-laufen. Und das obwohl Sie nicht wirklich eineZitrone in der Hand gehalten haben, sondernlediglich daran gedacht haben.

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Die Bewertungstheorie trägt außerdem der Tat-sache Rechnung, dass unterschiedliche Menschenganz unterschiedlich auf die gleiche Situationreagieren. Ich kenne Menschen, die nächtelangnicht schlafen können, bei der Vorstellung, dasssie vor 400 Zuhörern eine Rede halten sollen. Ichkenne genauso viele Menschen, die das unglaub-lich gerne machen und tagelang voll Vorfreudegut gelaunt sind. Komisch...

Bestimmte Bewertungen liegen alsobestimmten Gefühlen zugrunde.Gibt es konkrete Bewertungen, diekonkrete Gefühle auslösen können?

Eine Emotion entwickeln Sie als Resultat einerbestimmten Bewertung. Diese Folge ist absolutlogisch und universell. Sobald die Bewertungfeststeht, lässt sich das Gefühl daraus ableiten.Anders herum gelingt das ebenfalls: Sobald dasGefühl feststeht, lässt sich die Bewertung darausableiten.

Kommen Sie gut an!

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Kraft der Emotionen ‐ Interview 

Wer Menschen bewegt, kann ihre Richtung ändern: Diese Prämisse stellt einen 

klaren Auftrag an die Vorbereitung einer Rede.  Im  Interview beschreibt René 

Borbonus die Kraft der  Emotionen und wie  es uns  gelingen  kann, Menschen 

zielgerichtet  zu bewegen. Wenn wir wissen, welche Botschaften menschliche 

Emotionen  transportieren,  können wir dieses Wissen gewinnbringend nutzen 

und unsere Kommunikation  gezielt an den Bedürfnissen unseres Gegenübers 

ausrichten. 

Lernen Sie, wie Sie Ihre kommunikativen Ziele mit Gefühl erreichen… 

 

 

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Die Kraft der Emotionen – Was sind Emotionen,wo kommen sie her und was bewirken sie?Im Rahmen der sehr erfolgreichen Tagung „Umgang mit schwierigen Zeitgenossen“wurde René Borbonus von Stéphane Etrillard zum Thema Emotionen interviewt.

Gefühle sind alltäglicher Bestandteil unseres Le-bens. Doch gerade im Berufsleben scheinen sienicht willkommen zu sein. Emotionen zu zeigen,das gilt vielerorts als Schwäche. Wer emotionalreagiert, hat sich von den Gefühlen hinreißen las-sen, der hat seine Gefühle nicht im Griff. Dabei istinzwischen unumstritten, dass unser Gefühlslebenmaßgeblich darüber bestimmt, was wir – sowohlim Privat- als auch im Berufsleben – erreichen kön-nen. Unsere Wahrnehmung wird bestimmt durchGefühle, unsere Urteile, unsere Ideen und Visi-onen werden geprägt von Gefühlen, und unsereHandlungen werden durch Gefühle motiviert undbeeinflusst. Und die sogenannte emotionale Intel-ligenz zählt längst zu den entscheidenden Schlüs-selkompetenzen für Erfolg und Karriere.

Warum versuchen immer noch soviele Menschen, ihre Gefühle – vorallen Dingen am Arbeitsplatz – zuunterdrücken, um nicht als schwachzu gelten?

Der Grund dafür ist in zwei großen Irr tümer zufinden, die man am besten sofort komplett überBord werfen sollte: 1. Emotionen sind grundsätz-lich etwas Unproduktives und Schlechtes und2. Wir sind Opfer unserer Emotionen, Emotionenüberkommen uns und wir können nichts dagegentun. Doch zum einen sind Emotionen sehr wichtig,wie wir noch sehen werden. Und zum anderen sind

wir ihnen auch nicht hilflos ausgeliefert, denn esist durchaus möglich, mithilfe der Vernunft unse-re Gefühle zu regulieren, um unerwünschte oderübermäßige Emotionen zu verändern.

Emotionen sind also keineswegs etwasSchlechtes?

Absolut nicht. Emotionen erweisen uns in denmeisten Situationen sogar sehr gute Dienste. Siesind im Grunde genommen das Salz in der Suppedes Lebens. Sie verschaffen uns viele glücklicheMomente, sorgen dafür, dass wir in gefährlichenSituationen nicht unser Leben aufs Spiel setzen,lassen uns für Werte und Sinn kämpfen. EinigeGefühle haben wir auch der Evolution zu verdan-ken. Angst vor Spinnen und Schlangen zu haben,war lange Zeit ein Selektionsvorteil. So hat dieAngst dafür gesorgt, keine giftigen Schlangenoder Spinnen anzufassen oder sich ihnen erst garnicht zu nähern. – Ein klarer Vorteil im Kampf umsÜberleben.

Emotionen sind also grundsätzlich etwas Gutesund absolut notwendig. Nur unser Umgang mitEmotionen ist oftmals unangemessen und nichtsehr produktiv. Dabei machen wir meines Erach-tens zwei Fehler. Einerseits ist häufig die Intensi-tät des Gefühls unangemessen. Jeder kennt das:Da staut sich etwas auf, zehnmal sagen wir nichts,obwohl wir mit dem Verhalten eines Mitarbeiters

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nicht einverstanden sind. Und beim elften Malplatzt uns dann der Kragen, und die ganze Abtei-lung hält uns womöglich für cholerisch und un-kontrolliert.Andererseits empfinden wir manchmal einfachdas falsche – zumeist wenig positive – Gefühl. Wirmachen uns zum Beispiel Angst, obwohl wir über-haupt nicht ängstlich sein müssten. Und dannüberkommt uns die Angst und steuert komplett,was wir tun, sagen und denken. Unsere Wahrneh-mung reduziert sich auf das, was uns das Gefühlvorgibt.

Die Lösung besteht nun jedoch nicht darin, Ge-fühle zu vermeiden oder zu unterdrücken, denn esgibt viele Bereiche, in denen wir auf unsere Ge-fühle nicht verzichten können, wie zum Beispielin der Überzeugungsarbeit.

Was haben Gefühle mit Überzeugungs-kraft zu tun?

Gefühle sind ein außerordentlich wichtiger Aspektder Überzeugungsarbeit, denn diese findet aus-schließlich auf zwei Ebenen statt: Auf der Sach-ebene und auf der Beziehungsebene, und bei derletzteren spielt die emotionale Komponente eineentscheidende Rolle. Denn sie bestimmt, wasauf der Sachebene überhaupt möglich ist. Auchdie besten Argumente können nur überzeugen,wenn die Beziehungsebene stimmt. Liegen dieGesprächspartner auf einer Wellenlänge, dannfällt die Überzeugungsarbeit immer leichter alsbei zwischenmenschlichen Unstimmigkeiten. EinMensch, der keinen oder nur einen geringen emo-tionalen Bezug zu seiner Sache hat, hat keinegroßen Chancen, einen anderen mitzureißen undzu begeistern. Wenn der Funke bspw. in Gesprä-chen überspringt, dann liegt das oft weniger anrein rationalen Argumenten, sondern vielmehr da-ran, dass sich positive Gefühle übertragen.

Was genau sind Emotionen oderGefühle überhaupt?

Eine genaue Definition zu finden, ist relativ schwie-rig. Emotionen werden ja von den unterschiedlichs-ten Richtungen aus untersucht: Neurobiologen,Hirnforscher, Psychologen, Mediziner, Berater undviele andere Berufsgruppen machen sich ihre Ge-danken dazu und finden ihre eigenen Definitionen.Und schon die alten griechischen Philosophenstellten sich die Frage: Was ist eine Emotion? DieAntworten sind dementsprechend vielfältig.Es ist deshalb hilfreich, sich einige grundlegendenKomponenten vor Augen zu führen: Emotionen be-stehen stets aus einer Reaktion. Ein konkretesEreignis wird kognitiv bewertet, und es folgt einespezifische Reaktion. Außerdem gibt es immereine physiologische Komponente, denn Gefühlewerden meist von physiologischen Reaktionenbegleitet. Emotionen sind außerdem handlungs-weisend. Das Wort „motion“ für Bewegung stecktja schon im Wort selbst. Emotionen wirken sichdarüber hinaus auch stets auf unser Umfeld aus.Dazu braucht es nicht einmal ein systemtheore-tisches Grundlagenwissen. Das kennt jeder auseigener Er fahrung. Ein Mensch, der starke Ge-fühle zeigt, wirkt immer auf die gesamte Gruppe,das gesamte Team, die Partnerschaft etc.

Die sogenannten Grundemotionen des Menschenlassen sich nun im Grunde in drei Bereiche un-terteilen: Angenehme Empfindungen wie Freudeund Zuneigung, Indifferenz als neutrale Empfin-dung und unangenehme Empfindungen wie Angst,Ärger, Scham, Trauer und Niedergeschlagenheit.Im Unterschied zu diesen grundlegenden Emo-tionen gibt es dann noch sekundäre Emotionen.Der Unterschied besteht darin, dass bei sekundä-ren Gefühlen eine soziale bzw. kulturelle Kompo-nente beteiligt ist. Diese Gefühle sind meist einGemisch aus unterschiedlichen anderen Gefühlenund treten in einem bestimmten Kontext auf. Ineiner vornehmen Gesellschaft kann es uns zumBeispiel peinlich sein, wenn wir ein Besteck nicht

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richtig benutzen. Im Freundeskreis zu Hause wür-den wir höchstwahrscheinlich über diesen Faux-pas nur lachen.

Woher kommt die Auffassung, dassGefühle uns überwältigen, dass wirihnen ausgeliefert sind?

Leider programmieren wir uns schon sprachlichauf die Opferrolle. Unsere Sprache suggeriert unsimmer wieder, dass wir nur passive Gefühls-Leid-träger sind. So heißt es beispielsweise:

• Das macht mir Angst.• Du machst mich wahnsinnig.• Damit hast du mich ganz schön getroffen.• Das regt mich auf.• Du machst mich krank.• Der Chef macht mich verrückt.• Deine Art verletzt mich.

Solche Formulierungen sind jedoch irreführend.Wir müssen die Verantwortung für unsere Gefühleübernehmen und akzeptieren, dass wir uns selbstgute oder schlechte Gefühle machen. In Zukunftsollten wir uns also sagen: „Ich mache mir Angst“,„Ich mache mich wahnsinnig“ usw.

Jeder Mensch macht sich seineGefühle also selbst. Doch wie machter das?

Die kognitive Bewertungstheorie des 20. Jahrhun-derts geht zum Beispiel davon aus, dass jedemGefühl immer ein bestimmtes Denken vorangehtund dass unser Denken und unsere Einschätzun-gen von verinnerlichten oder spontanen Werturtei-len gesteuert werden. Je stärker die Einschätzungausfällt, desto intensiver ist auch das Gefühl. Ein-fach ausgedrückt bedeutet das: Sie fühlen, wasSie denken. Das bedeutet, dass ein einziger Ge-danke dazu führen kann, eine Situation anders zu

bewerten, was somit dann auch andere Emotio-nen auslöst. Diese Einsicht eröffnet uns ungeahn-te Möglichkeiten im Umgang mit unseren Gefühlenund mit den Gefühlen unserer Mitmenschen.

Die Bewertungstheorie trägt außerdem der Tatsa-che Rechnung, dass unterschiedliche Menschenganz unterschiedlich auf die gleiche Situationreagieren. Ich kenne Menschen, die nächtelangnicht schlafen können, bei der Vorstellung, dasssie vor 400 Zuhörern eine Rede halten sollen.Und ich kenne genauso viele Menschen, die dasunglaublich gerne machen und tagelang vollerVorfreude gut gelaunt sind.

Wie kann ich nun erkennen, welcheGefühle mein Gegenüber bewegen?Kann man Gefühle sehen?

Das könnte man tatsächlich so sagen, denn Emo-tionen und Gefühle drücken sich sehr deutlichin unserer Körpersprache aus. Paul Ekman, einamerikanischer Psychologie-Professor, forschteeinige Jahrzehnte zu diesem Thema. Er stelltefest, dass Emotionen bis zu einem gewissen Gradim Gesicht lesbar sind. Menschen können ihreMimik nicht so gut kontrollieren wie ihre Worte,weshalb Gefühle oft auch unbewusst zutage tre-ten. Im Gesichtsausdruck sind die Grundemo-tionen recht deutlich zu erkennen. Und auch dieKörperhaltung gibt Aufschluss über die Befind-lichkeiten eines Menschen. Nicht umsonst sinddie Worte Haltung (im Sinne von Körperhaltung)und Haltung (im Sinne von geistiger Haltung)identisch.

Ekman stellte auch fest, dass für einige wenigeBasisemotionen ein charakteristischer Gesichts-ausdruck existiert – und zwar quer durch alle Kul-turen. Glück äußert sich zum Beispiel durch einLächeln, durch Lachfältchen an den Augen. Trau-rigkeit lässt uns die Augenbrauen zusammenzie-hen und die Stirn in Falten legen. Angst verzerrt

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unser Gesicht, die Augen beginnen meist, raschzu blinzeln. Wut presst die Lippen zusammen, dieAugen werden zusammengekniffen, die Nasebläht sich etwas auf. Gefühle stehen uns also insGesicht geschrieben.

Gefühle äußern sich ferner durch bestimmte kör-perliche Empfindungen wie Wärme, Herzschlagoder Atmung. Bei Angst zum Beispiel steigen dieAtem- und die Herzfrequenz, die Muskeln span-nen sich an. Wir sind bereit für Flucht oder Angriff.Traurigkeit verlangsamt die Herzfrequenz, die Mus-keln entspannen sich, uns ist eher kalt, und wirspüren die Emotion intensiv in der Brustraumge-gend.

Die Tatsache, dass das Erleben eines Gefühlsoffensichtlich eine starke physiologische Kom-ponente hat, findet sich auch in der Sprache wie-der: Wir sprechen davon, dass uns etwas auf denMagen schlägt oder an die Nieren geht. Uns gehtdie Galle hoch, uns bleibt die Spucke weg, unsgefriert das Blut in den Adern, etwas bereitet unsKopfzerbrechen …

Müsste es dann nicht auch eine Wirkungin die andere Richtung geben? Kannich durch eine bestimmte Körperhaltungauch meine Gefühle beeinflussen?

Es gibt durchaus eine solche Wechselwirkung,und zahlreiche Untersuchungen legen eine Korre-lation zwischen dem körperlichen Ausdruck undder Erregung von Emotionen nahe.

Das bedeutet, dass wir Einfluss auf unsere Ge-fühle nehmen können, wenn wir unsere Körper-sprache beeinflussen bzw. verändern. So könnenwir zum Beispiel genau die Körperhaltung einneh-men, die zu den Gefühlen gehört, die wir uns ineiner bestimmten Situation wünschen, um ebendiese Gefühle anzuregen. Wenn wir ganz bewussteine freundliche Miene aufsetzen und lächeln,erzeugen wir dadurch gute Laune und freudigeStimmungen. Wenn wir eine selbstbewusste undaufrechte Körperhaltung einnehmen und mit fes-ter Stimme sprechen, fühlen wir uns sicherer undstärker. Wenn wir eine entspannte Körperhaltungeinnehmen, tief und langsam durchatmen, sinktdie Nervosität usw. – Und das gilt eben nicht nurfür unsere Körperhaltung, sondern auch für un-sere geistige Haltung zu einer Situation. Wenn wirunsere Einstellung zu einer Sache beeinflussen,uns zum Beispiel positive Gedanken machen,dann können wir so auch unsere Emotionen ent-sprechend beeinflussen.

Diese einfache Strategie zeigt, dass wir unserenGefühlen keineswegs machtlos ausgeliefert sind,sondern durch einen bewussten und angemes-senen Umgang mit ihnen die wichtigen und pro-duktiven Seiten unseres Gefühlslebens nutzenkönnen.

Kommen Sie gut an!

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Good news first? – Schlechte Nachrichten  

Niemand  von  uns  tut  es  gerne,  niemand  ist  wirklich  gut  darin,  und  doch 

verlangen  Alltag  und  Beruf  nicht  selten  das  Überbringen  schlechter 

Nachrichten. Vogel Strauß  ist hier ein schlechter Ratgeber. Schließlich werden 

auch schlechte Nachrichten, als Teil der Wahrheit, schnell zum Barometer  für 

Aufrichtigkeit und Loyalität. Eine Herausforderung, denn schlechte Nachrichten 

möchte niemand hören, und die richtigen Worte gibt es nicht.  

Lernen  Sie,  sich  der  Situation  selbstbewusst  zu  stellen  und  schlechte 

Nachrichten der Situation angemessen zu formulieren…   

 

 

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Good news first?Von der Kunst, schlechte Nachrichten angemessen zu vermitteln

Die Zeiten, in denen Überbringer von Hiobsbot-schaften einen Kopf kürzer gemacht wurden, sindzum Glück vorbei. Doch auch wenn das eigeneLeben längst nicht mehr auf dem Spiel steht, fälltes den meisten Menschen immer noch sehrschwer, schlechte Nachrichten wie Trennungenund Kündigungen angemessen zu kommunizieren.

Der Grund dafür ist meist derselbe: Die Angst,mit dieser schlechten Nachricht schuld daransein, dass sich ein anderer Mensch schlechtfühlt oder enttäuscht ist. Diese Angst dominiertdie Gedanken und steht so einer erfolgreichenKommunikation im Weg.

Seien Sie ehrlich: Haben Sie sich gerade gefragt,ob diese beiden Bereiche – „schlechte Nachricht“auf der einen und „erfolgreiche Kommunikation“auf der anderen – wirklich miteinander vereinbarsind? Ich versichere Ihnen, dass auch negativeBotschaften produktiv und erfolgreich kommuni-ziert werden können. Und das Beste: Sie könnenes lernen, es ist gar nicht so schwer.

Lesen Sie hier, wie Sie in Zukunft schlechteNachrichten angemessen vermitteln. Und zwaregal, ob der Empfänger der Hiobsbotschaft diePartnerin, ein Angestellter oder eine Kollegin istund ob es sich bei der schlechten Nachricht umeine Kündigung, eine Trennung oder ähnlicheshandelt.

Die erfolgreiche Kommunikation einer schlechtenNachricht lässt sich in vier Abschnitte unterteilen.

Erster Schritt: Vorbereitung ist alles

Bereiten Sie sich auf die Kommunikationssituationvor aber schieben Sie das Unvermeidliche nichtzu lang hinaus. Bitten Sie Ihren Gesprächspartnerum einen Termin. Lassen Sie sich jedoch nichtdarauf ein, schon im Vorfeld darüber zu sprechen,um was es konkret gehen wird.

Für persönliche Belange empfiehlt sich dasWochenende, dann hat die Person ein wenig Zeit,sich zu sammeln. Für berufliche Angelegenheitenist ein Termin in der Wochenmitte – und nichtetwa kurz vorm Wochenende – ideal, dann hatdie Person einen Ansprechpartner falls sichFragen ergeben. In den meisten Fällen sollten Sieein Unter-vier-Augen-Gespräch einem Telefonatvorziehen – und planen Sie lieber eine halbeStunde länger ein.

Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Argumentation vorzu-bereiten. Der Kern einer schlechten Botschaftlässt sich meist in einem Satz kommunizieren:„Ich muss Ihnen kündigen.“ Oder „Ich trennemich von dir.“ Ihr Gegenüber wird Sie oder min-destens sich selbst jedoch nach dem Warumfragen. Tun Sie ihm und sich selbst den Gefallen:Bereiten Sie sich auf diese Frage sorgfältig vor.Machen Sie sich, wenn es sein muss, ein paarNotizen.

Zweiter Schritt: Klartext reden

Ich empfehle Ihnen eindringlich: Rücken Sie mitder Sprache raus, so schnell es geht. VersuchenSie auf gar keinen Fall, Ihren Gesprächspartnermit unverfänglichem Smalltalk in Sicherheit zu

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wiegen. Irgendwann müssen Sie sowieso denwahren Grund für das Gespräch nennen. Undvermutlich ahnt Ihr Gegenüber sowieso, dassetwas im Busch ist. Spannen Sie ihn also nichtunnötig auf die Folter.

Sagen Sie was gesagt werden muss, damit IhrGegenüber die Botschaft versteht. Das ist garnicht so einfach. Viele Menschen neigen dazu,schlechte Nachrichten auf eine der folgendenzwei Arten zu kommunizieren:

1. Die einen reden um den heißen Brei undkommunizieren die (schlechte) Nachricht ineiner Form, die zu Missverständnissen undFehlinterpretationen geradezu einlädt. EinBeispiel einer Kündigung: „Haben Sie heuteschon mit der Sales-Abteilung gesprochen?Sie sehen ja, dass die Auftragslage gerade garnicht so gut ist. … Wir hoffen, dass sich das imnächsten Quartal wieder ändert. Und wirschätzen Sie wirklich sehr als Arbeitskraft.Aber es kann sein, dass wir uns vielleicht vonIhnen trennen müssen. Aber das hat wirklichüberhaupt nichts mit der Qualität Ihrer Arbeitzu tun. Ihre Arbeit ist tadellos.“ Das Ergebnis:der Empfänger ist so verwirrt, dass er nichtimmer gleich versteht, dass ihm geradegekündigt wurde.

2. Die anderen wollen es einfach nur hinter sichbringen und spucken dem Gegenüber dieschlechte Nachricht praktisch vor die Füße.Dieselbe Kündigung hört sich auf diese Weiseso an: „Tja. Ich mach’s kurz: Wir müssen Ihnenkündigen.“ Das Ergebnis: Missverständnissegibt es zwar nicht, dafür garantiert massigMissmut.

Ich empfehle Ihnen, der schlechten Botschaft dieBegründungen voranzustellen, auf die Sie sich imersten Schritt vorbereitet haben. Ihre Nachrichtist dadurch das Ergebnis einer kausalen Kette undkommt nicht wie ein willkürlicher Blitzeinschlagan. Dasmacht aus einer schlechten Nachricht zwarkeine gute, aber Ihrem Gegenüber fällt es leichter,

Ihre Entscheidung nachzuvollziehen – und alsunvermeidlich zu akzeptieren.

Dritter Schritt: Zeit geben undEmpathie zeigen

Direkt nachdem Sie die (von Ihnen und IhremGegenüber) gefürchteten Worte ausgesprochenhaben, laufen bei Ihrem Gesprächspartner dieGedanken auf Hochtouren. Lassen Sie ihm alsokurz Zeit, den ersten Schock zu verdauen.

Die Reaktionen können vielfältig sein: Manchewerden plötzlich ganz apathisch, andere weinenoder schreien. Selbst Wutanfälle und Handgreif-lichkeiten können vorkommen.

Auch wenn es wahrscheinlich Ihr erster Impulsist: Versuchen Sie nicht, Ihre Entscheidung zurechtfertigen oder gar zurückzuziehen. Das istjetzt fehl am Platz und führt nur dazu, dass IhrGesprächspartner vermutet, das letzte Wort seinoch nicht gesprochen. Lassen Sie sich ebensowenig auf Diskussionen ein. Dafür ist später nochgenügend Zeit.

Was Sie jetzt tun sollten: Zeigen Sie Anteilnahme.Sagen Sie es, wenn es Ihnen Leid tut. Sagen Siejedoch auch, dass es nicht zu ändern ist. Ver-suchen Sie, sich in Ihr Gegenüber zu versetzenund stimmen Sie Ihre Kommunikation darauf ab.Wer weint, den kann vielleicht eine Hand aufder Schulter trösten. Wer schreit, der kann auchein energisches „Jetzt ist aber wieder gut!“ ver-tragen.

Vierter Schritt: Im Guten scheiden

Bevor Sie sich verabschieden, sollten Sie sichdanach erkundigen, ob Ihr Gesprächspartner inOrdnung ist – zumindest den Umständen ent-sprechend.

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Wenn es Dinge gibt, die noch geklärt werdenmüssen, sollten Sie direkt einen Folgeterminvereinbaren. Aber auch wenn ein Folgetermineigentlich nicht notwendig ist, ist es eine guteIdee nachzufragen, ob weiterer Gesprächsbedarfbesteht.

Ein Folgegespräch ist vor allem dann gut, wenndas Gespräch eher hitzig geworden ist. Nach einpaar Tagen haben sich die meisten Wogen ge-glättet und Sie haben die Chance auf ein Treffenunter normaleren Vorzeichen.

Dem Sprichwort nach begegnet man sich ja immerzweimal im Leben. Und wenn Sie schlechteNachrichten in Zukunft mit den vier beschrie-benen Schritten im Hinterkopf kommunizieren,sorgen Sie dafür, dass Sie sich alle Brücken offenhalten.

Kommen Sie gut an!

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Ratschläge für einen schlechten Kritiker 

„Die  meisten  werden  lieber  durch  Lob  zugrunde  gerichtet,  als  durch  Kritik 

gerettet.“ Dieses  Zitat  stellt  selbst  dem  besten  Kritiker  schlechte Noten  aus. 

Kritik will gelernt sein: Von beiden Seiten. Konstruktiv ist Kritik nur dann, wenn 

sie passend  formuliert  ist und auch angenommen wird. Hier  sind neben dem 

Wohlwollen beider Seiten die richtigen Worte zur rechten Zeit gefragt.  

Lernen Sie, Kritik zu formulieren, die nicht angreift, Kritik, die Schwächen aber 

auch Stärken (er)kennt…      

 

 

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Ratschläge für einen schlechten Kritiker:Wie Sie Ihre Mitarbeiter vergraulen

Grundsätzlich stärkt Kritik die Unternehmenskul-tur, sie verbessert Arbeitsabläufe und Strukturen.Außerdem fördert konstruktive Kritik die persön-liche Entwicklung und bewirkt ein effektiveresund angenehmeres Miteinander, sie erhöht sogardie Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft IhrerMitarbeiter. Aber wer will schon ein Unternehmen,das sich entwickelt? Wozu überhaupt sollen zu-friedene und motivierte Mitarbeiter gut sein? –Wenn Sie sich an die nachfolgenden Ratschlägehalten und sie konsequent anwenden, werdenauch Sie sehr schnell zu einem wirklich schlech-ten Kritiker. Auf dieser Grundlage wird es Ihnendann kurzerhand gelingen, ein funktionierendesUnternehmen zum völligen Stillstand zu bringen.

Sie wollen mit den aktuellen Erkenntnissen derUnternehmenskommunikation einfach nichts amHut haben und auch heute noch viel lieber Kritik-gespräche führen, die keine anderen Erfolge mitsich bringen als eine möglichst gründliche Her-abwürdigung Ihrer Mitarbeiter? – Dann habe ichhier genau das Richtige für Sie. Wie Sie Ihre Mit-arbeiter mithilfe von garantiert destruktiven Kritik-gesprächen vergraulen, das verraten Ihnen dienachfolgenden, sehr einfach anwendbaren Tipps:

Zeigen Sie, dass Ihre Meinung univer-selle Gültigkeit hat, und bleiben Siedabei grundsätzlich unverbindlich!

Wenn Sie einen Menschen kritisieren, machen Sieihm bitte klar, dass Ihr persönlicher Standpunktzugleich für die Meinung der ganzen Welt stehtund dass es daran wirklich nichts zu rütteln gibt.

Natürlich können wir nicht für andere sprechen,aber wir können doch wenigstens so tun und esden Mitarbeitern suggerieren. Formulieren Siealso ganz universell mit „Man“, „Wir“ und „Jeder“,etwa so: „Man kann wirklich sehen, dass Sie mitdieser Aufgabe überfordert sind!“ – „Wir habenfestgestellt, dass Sie die Verkaufszahlen nicht er-füllen konnten“. – „Dass Sie hier alles falsch ge-macht haben, kann nun wirklich jeder erkennen!“

Schaffen Sie allgemeingültige Gesetze!

Vermeiden Sie bitte unbedingt Äußerungen, dieIhre eigene Wahrnehmung wiedergeben. SagenSie niemals: „In meinen Augen“ oder „Ich habeSie als xy erlebt“, „Ich finde“ etc. Das macht IhreKritik nur annehmbar, und am Ende verändertsich noch was. Wir Menschen haben etwas gegenallgemeingültige Gesetze und das machen wir unshier jetzt zunutze. Achten Sie darauf, dass IhreFormulierungen stets Wörter wie „immer“ oder„nie“ enthalten. Beispielsweise: „Sie kommenimmer zu spät“ oder „Sie fahren nie Ihren PCrunter“. Damit kommen wir nicht klar, Ihren Mit-arbeitern werden sich die Nackenhaare sträuben,und Sie haben sich und Ihre Mitarbeiter vor einemkonstruktiven Dialog bewahrt.

Vermischen Sie Beobachtungen undBewertungen!

Machen Sie Ihre Kritik unproduktiv, indem SieBeobachtungen und Wahrnehmungen mit Inter-pretationen vermischen. Optimal ist es, wenn Sie

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Page 102: Schlagfertigkeit borbonus

ganz darauf verzichten, Beobachtungen und Wahr-nehmungen mitzuteilen. Beobachtungen erhaltenSie durch Ihre Sinne. Alles, was Sie sehen, hören,riechen, schmecken oder fühlen können, sindBeobachtungen bzw. Wahrnehmungen. Alles, wasdarüber hinausgeht, sind wahrscheinlich Bewer-tungen und Interpretationen. Wenn Sie die Beob-achtung, die zu einer Interpretation geführt hat,transparent machen, kann Ihr Gegenüber etwasaus der Kritik mitnehmen. Wenn Sie also sagen:„Ich habe gesehen, wie Sie bei Ihrer Präsentationständig Stand und Spielbein gewechselt und wieSie sich fünfmal an die Nase gefasst haben. Daswirkte auf mich nervös.“, dann geben Sie gleich-zeitig eine Handlungsoption (fester Stand undNase in Ruhe lassen).

Wenn Sie Beobachtungen einfach ganz weglassen,können Sie das partnerschaftliche Miteinandermühelos sabotieren. Ich empfehle den Satz: „Ichspüre doch ganz eindeutig, dass etwas mit dirnicht stimmt.“ Wenn Sie gefragt werden, wasdenn los sei, dann antworten Sie mit „Ach, ist nurso ein Gefühl…“. Damit wird dann wirklich nie-mand etwas anfangen können.

Schreiben Sie sich telepathische Fähigkeiten zu,ganz so, als wären die Köpfe Ihrer Mitarbeiternichts anderes als Kochtöpfe, in die man hinein-schauen kann. Das gelingt sehr gut mit allenArten von Behauptungen und Unterstellungen.„Hier konnte man deutlich merken, dass Sie sehran einer guten Lösung interessiert sind.“ Oder:„Hier haben Sie sich aber stark zurückgehalten.“usw.

Mit kühnen Behauptungen können Sie fast jedenMitarbeiter zermürben und zur Weißglut bringen.Sagen Sie Sätze wie: „Sie haben doch gar keineAhnung von der Sachlage und können gar nichtwissen, was hier wichtig ist.“

Relativieren Sie alles, was Sie sagen,sofort wieder mithilfe von Aber-Konstruktionen!

Das Wort „aber“ impliziert meist eine negativeKonnotation. Der Grund dafür ist einfach: Wiralle hatten und haben hin und wieder mit dengefürchteten „Ja, aber-Sagern“ zu tun. Das Wort„aber“ relativiert zuvor Gesagtes, schränkt esein oder erklärt es zumindest teilweise wieder füruntauglich oder wenigstens doch nicht für ganzzutreffend. Prädestiniert für solche Einschrän-kungen ist der häufig gehörte Satz: „Das ist jaschön und gut, aber…“. – Es ist durchaus erfreu-lich, wenn ein Vorstandsvorsitzender sagen kann:„Im letzten Jahr waren wir er folgreich, aber imnächsten Jahr möchten wir noch erfolgreichersein.“ Ersetzen wir hier „aber“ durch „und“ ge-winnt die Aussage sofort eine ganz andere, näm-lich positive Energie. Verwenden Sie also fleißigdas Wort „aber“, ersetzen Sie es niemals durchWorte wie „bloß“, „nur“ oder „und“.

Verwenden Sie so oft es geht das Wortmüssen!

Das Wort „müssen“ ist hervorragend geeignet,um schlechte Gefühle bei Ihrem Mitarbeiter zuwecken, denn es klingt so wunderbar unwider-ruflich und fühlt sich dabei immer belastend an.Machen Sie doch selbst einmal die Probe aufsExempel, vergegenwärtigen Sie sich einfach, wasSie morgen zu tun haben und formulieren Sie da-für entsprechende Sätze: „Morgen muss ich nocheinige Telefonate führen, ich muss die Ablagemachen, ich muss eine Präsentation vorstellen,ich muss eine Vorstandsvorlage zu Ende bringen,und ich muss einkaufen. Am Abend muss ichdann noch den Garten in Ordnung bringen undich muss…“ Mit jedem Muss wird die Last aufunseren Schultern schwerer und schwerer. SagenSie also Ihren Mitarbeitern ständig, dass sie diesund jenes müssen.

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Suggerieren Sie so viel wie möglich,denn Manipulation macht uns krank!

Bringen Sie so oft es geht Sätze wie: „Dass unserUnternehmen XY macht, ist Ihnen ja sicherlich seitlangem klar.“ Oder: „Wie Sie sicherlich wissen“usw. Solche Unterstellungen machen unser Ge-genüber unsicher, denn jetzt wird er sich kaumnoch trauen, zuzugeben, dass er es vielleicht garnicht weiß.

Beginnen Sie ein Kritikgespräch, sowie Sie es auch beenden: Mit etwasNegativem!

„Der erste Eindruck prägt, der letzte bleibt.“ Mitdem Einstieg prägen Sie die Gesprächsatmos-phäre, hier sollten Sie also gleich mit etwasNegativem beginnen, um von Vornherein ein de-struktives Klima zu schaffen. Der Schluss desGesprächs bleibt Ihrem Gegenüber am ehestenim Gedächtnis, also sollten Sie auch hier mitetwas Schlechtem schließen, sonst motivierenSie ihn am Ende noch zu einer Veränderung. EinGespräch sollte also auf jeden Fall mit negativenGefühlen enden.

In einem Meeting sprechen Sie ambesten über die zu kritisierende Person,anstatt direkt mit ihr. Das macht siewahnsinnig…

Vielleicht kennen Sie das aus Ihrer Kindheit: Ver-wandte sind zu Besuch, man sitzt zusammen amTisch, und Ihre Mutter unterhält den Besuch mitSätzen wie: „Er/Sie ist ja nie...“ oder: „Er/Sievergisst seine Sachen immer und überall“. Diesessehr komische Gefühl können wir uns zunutzemachen, indem wir in Besprechungen oder Ab-teilungssitzungen stets über die zu kritisierende

Person reden. Sprechen Sie einen Mitarbeiterniemals direkt an, das ist zu persönlich und zuverbindlich. Kritikgespräche vor versammelterMannschaft sind immer besonders wirkungsvoll.

Falls Sie einmal Kritik empfangen soll-ten: Rechtfertigen! Immer rechtfertigen!

Wenn Sie einmal auf der anderen Seite – der Kritik-Empfänger-Seite – sind, können Sie mit massivenRechtfertigungen auch den wohlwollensten Ge-sprächspartner zermürben. Erst einmal verschlech-tern Sie Ihr Fremdbild durch Rechtfertigungen,denn Sie klagen sich damit immer selbst an. Undwer Asche auf sein Haupt schüttet, wirkt nichtsouverän. Außerdem ist eine Rechtfertigung auchkaum mehr als heiße Luft, denn die Kenntnis vonder Ursache ändert an der Wirkung in der Regelnichts. Außerdem geben Sie Ihrem Gesprächs-partner das Gefühl, als hätte er Sie in eine ArtVerteidigungssituation gebracht. Das tut ihm Leidund wenn Sie Glück haben, dann verzichtet er inZukunft auf Gespräche dieser Art und Sie habenseine Bereitschaft für konstruktive Kritikgesprächeendlich gebrochen…Ich hoffe, Sie hatten ein wenig Freude beim Lesendieser ironischen Zeilen. Allerdings befürchte ich,dass Sie das eine oder andere in Ihrem Arbeits-alltag tatsächlich schon erlebt haben. Wie demauch sei, wenn Sie ein guter Kritiker sein oderwerden möchten – und das wäre wirklich wün-schenswert – dann halten Sie sich an das Gegen-teil der postulierten Empfehlungen.

Ich wünsche Ihnen viele gute Kritikgespräche, aufdass Sie einiges bewirken können.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

RenéBorbonus

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Page 104: Schlagfertigkeit borbonus

Zuhörer ankommen. Verschiedene Gliederungs-elemente können Ihnen bei der Strukturierungeiner Rede sehr hilfreich sein: Logik ist meinesErachtens ein sehr starkes Gliederungselement,weil sie (wenn tatsächlich folgerichtig eingesetzt)den Zuhörer wie ein Magnet zum Redeziel zieht.Sie machen Logik hörbar mit allen Konjunktionen,wie zum Beispiel: Wenn…, dann…; nicht nur... ,sondern auch; daraus folgt; damit; indem; weilusw.

Außerdem bietet sich eine numerisch aufzählendeGliederung an (erstens, zweitens, drittens). Be-nutzen Sie auch ruhig diese Worte, sie machendas Zuhören leichter und zeigen eindeutig, wannein Punkt beendet ist und wann der nächste be-ginnt. In einem geschriebenen Text würden Sieja auch übersichtliche Abschnitte setzen, in IhrerRede können Sie solche Sinnabschnitte nur durchakustische Mittel akzentuieren.

Das klassisch dialektische Prinzip „These – Anti-these – Synthese“ bietet sich auch hervorragendfür die Strukturierung einer Rede an. Sehr über-zeugend wirkt auch ein Aufbau nach dem Schema:„Wo stehen wir, was wollen wir, was ist zu tun“.

Wenn Sie die Herzen Ihrer Zuhörererreichen wollen, dann dürfen Sie dasOhr nicht beleidigen

Der Sprachstil ist immer ein nicht zu unterschät-zender Überzeugungsfaktor. Erst durch den Stilwird eine Rede interessant, vielleicht sogar fes-selnd – dabei gilt es, eine Sprache zu finden, diesich tatsächlich für den gesprochenen Vortrageignet. Alles andere langweilt, ermüdet und wirktunbeholfen oder gestelzt.

Nachfolgend finden Sie einige wichtige stilistischeEmpfehlungen für den Hauptteil Ihrer Rede:

Verben, Verben, Verben

Damit die Sprache einfach und bildhaft werdenkann, gibt es eine wichtige Sache zu beachten:Verwenden Sie wo nur eben möglich Verben stattSubstantive. In der Grundschule heißen die Ver-ben Tu-Worte, was deutlich zum Ausdruck bringt,dass hier tatsächlich etwas getan wird, dass alsoetwas geschieht. Wenn die Rede beim Zuhörernachhaltig wirken soll, gilt es, die verbreiteteNeigung, mit Substantiven um uns zu werfen, zuüberwinden.

Ein schönes Beispiel finden wir in Ludwig Reiners„Stilfibel“. Im Kapitel „Wider die Hauptwörterei“wird mithilfe plastischer Beispiele demonstriert,über welche Vorteile Verben verfügen. Was wärewohl gewesen, hätte Cäsar anstelle von „Ichkam, sah und siegte“ den Satz „Nach erfolgterAnkunft und Besichtigung der Verhältnisse warmir die Erringung des Sieges möglich“ gesagt?Ein solcher hölzerner Satz wäre sicher nicht alsStilblüte in die Geschichte eingegangen. Mit demGebrauch von Verben sind wir viel eher dazu inder Lage, Emotionen und lebhafte Bilder zu ver-mitteln. Daher gilt die Faustregel: TransformierenSie (wann immer sie können) den nominalen ineinen verbalen Stil.

Hauptsachen gehören in Hauptsätze

Was geschrieben vielleicht noch ganz in Ordnungist, klingt in einer Rede noch lange nicht gut.Benutzen Sie einfache und kurze Sätze, wenn Sieetwas sagen möchten, das auch ankommen soll.Lange Schachtelsätze machen es den Zuhörernnur unnötig schwer, als Folge schwindet die Be-reitschaft zum Zuhören und generell jede Auf-merksamkeit.

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Die Sinneskanäle der Zuhöreransprechen

Wir nehmen unsere Informationen über verschie-dene Sinneskanäle wahr. Ein guter Redner ver-steht es, die wichtigsten Kanäle (sehen, hören,fühlen) mit seinen Worten zu aktivieren. Formu-lierungen wie „Stellen Sie sich einmal vor...“ oder„Machen Sie sich einmal ein Bild von…“ aktivie-ren den visuellen Kanal. Den akustischen Sinnes-kanal sprechen Sie zum Beispiel an, indem SieFormulierungen wie „Wie hört sich das an, wennich Ihnen sage, dass…“ oder „Xy hat doch einenganz anderen Klang – finden Sie nicht?“ wählen.Sogar das physische Fühlen lässt sich durchaus

als Sinneswahrnehmung einbeziehen, bspw. wennSie von Gänsehaut, guten Gefühlen oder Ähn-lichem sprechen.

In einem der nächsten Artikel werden rhetorischeStilmittel behandelt, mit denen Sie Ihre Rede deut-lich aufwerten können. Denn schließlich wollen wiruns als Redner keinen schlechten Stil nachsagenlassen.

Ich wünsche Ihnen schon jetzt viele Redeerfolge!

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Page 106: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

 

Die Psychologie der Überzeugung 

Indem sich mindestens zwei Personen  in sie einbringen,  ist Kommunikation  in 

hohem  Maße  von  der  Psychologie  des  Menschen  bestimmt.  Intelligente 

Kommunikation  setzt  genau  hier  an:  Sie  kennt  die  Psychologie  der 

Überzeugung  und  forciert  gewünschte  Reaktionen:  Aus  Widerspruch  wird 

Zustimmung und selbst schärfste Kritiker hängen uns plötzlich an den Lippen. 

Lernen Sie, wie Sie mit den entscheidenden psychologischen Grundkenntnissen 

die Überzeugungskraft Ihrer Kommunikation nachhaltig steigern können…    

 

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Wie die Psychologie die Überzeugungskraft IhrerKommunikation steigern kann-Grundlagen und drei Beispiele-

Überzeugende Kommunikation ist kein Zufall undkeine Gabe, die nur wenigen vorbehalten ist. Sogibt es beispielsweise wissenschaftlich fundierteGrundsätze, aus denen sich ganz einfach Emp-fehlungen für Ihren Kommunikationsalltag ab-leiten lassen. Heute erfahren Sie von mir, wie Siegrundlegende Erkenntnisse der Überzeugungs-psychologie für sich nutzen können, um Ihr Publi-kum für Ihre Ideen und Visionen zu gewinnen.

Und wenn Sie die drei Beispiele, die ich Ihnenim Laufe dieses Artikels vorstellen werde, in Ihrezukünftige Kommunikation integrieren, werdenSie sehr schnell merken, wie Ihre Kommunika-tionskraft davon profitiert.

Aber fangen wir von vorn an: Die Überzeugungs-psychologie beschäftigt sich mit der Frage, unterwelchen Umständen Menschen besonders schnellbereit sind, sich auf die Vorschläge und Angeboteeines Gesprächspartners einzulassen.

Hierbei geht es nicht um Manipulation, sondernvielmehr um die bewusste Ausschöpfung der Mög-lichkeiten, die uns im Kommunikationsalltag zurVerfügung stehen.

Wir leben in einer Zeit, in der wir jeden Tag mitInformationen überschüttet werden und Entschei-dungen immer schneller gefällt werden müssen.Ich finde: Wer sich die Zeit nimmt, diesen Infor-mationswust in verständliche Informationshappenaufzulösen und damit die Entscheidungsfindungerleichtert, tut den Menschen in der Regel einenGefallen.

Lassen Sie uns davon ausgehen, dass die Ideeoder das Produkt, für das Sie Ihre Gesprächspart-ner gewinnen wollen, sinnvoll ist. Dann ist dochwirklich allen geholfen, wenn Sie dafür sorgen,dass Ihre Überzeugungsarbeit ins Ziel führt.

Die folgenden drei Abschnitte sollen Ihnen dabeihelfen. Sie finden heraus, 1.) wie Sie für bessereGesprächsergebnisse sorgen, 2.) wie Sie dieVoraussetzung dafür schaffen, auf die wirklichenBeweggründe Ihrer Gesprächspartner einzugehenund 3.) wie Sie Ihren Gesprächspartnern die Zu-stimmung erleichtern.

1. Wie Sie mit gezielt eingesetztenPausen für bessereGesprächsergebnisse sorgen

Ich habe die Pause schon an anderer Stelle alshervorragendes rhetorisches Mittel gerühmt. Wersich ab und an auf die Zunge beißt und nichtssagt, kann gewünschte Spannung erzeugen undganz einfach dafür sorgen, dass alle Zuhörer„mitkommen“ und inhaltlich am Ball bleiben.

Bei interaktiven Gesprächsrunden, bei denenFragen gestellt werden und Antworten gegebenwerden, kann die so genannte 3-Sekunden-Regelsogar die Gesprächsergebnisse gravierend ver-bessern und dafür sorgen, dass sich auch dieSchüchternen mit wertvollen Aussagen an derRunde beteiligen.

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Page 108: Schlagfertigkeit borbonus

Das Prinzip ist einfach:Sie stellen eine Frage.Sie warten 3 Sekunden (1-Mississippi, 2-Missis-sippi, 3-Mississippi).Sie geben jemanden das Wort und hören sich dieAntwort an.Sie warten wieder 3 Sekunden (1-Mississippi,2-Mississippi, 3-Mississippi).Dann sprechen Sie weiter.

Diese Regel basiert auf der Grundlage, dass essich positiv auf die Inhalte auswirkt, wenn jederdie Chance bekommt, vor dem Sprechen nach-zudenken. Das klingt so unglaublich plausibel,ja beinahe banal, und wird doch so selten prak-tiziert.

So funktioniert’s:Die drei Sekunden nach Ihrer Frage geben jedemin der Gesprächsrunde die Möglichkeit, sich eineAntwort zu überlegen. Wenn diese Pausen sodurchgehalten werden, bekommen auch dieMauerblümchen in Ihrer Runde die nötige Sicher-heit zu sprechen. Die drei Sekunden nach derAntwort geben jedem im Publikum – und natürlichauch Ihnen – genug Zeit, das Gesagte zu beur-teilen.

Wenn diese Pausen konsequent durchgehaltenwerden und niemand das Gefühl bekommt, dassdie Schnellschuss-Antwort der durchdachten Ant-wort überlegen ist, dann passier t in der Regelfolgendes:• Sie selbst und Ihre Gesprächspartner bildensprachlich gepflegtere Sätze mit leichternachvollziehbareren Inhalten.

• Sie selbst und alle Beteiligten denken inten-siver nach und verbessern dadurch die Logikder Argumentation.

•Die Anzahl der Leute, die sich an derGesprächsrunde aktiv beteiligen, schnelltnach oben.

•Die Diskussion bleibt sachlicher.

Gute Gründe, die 3-Sekunden-Regel bei der nächs-ten Gesprächsrunde oder beim nächsten Meetingauszuprobieren, finden Sie nicht? Lassen Sie sichnicht entmutigen, wenn Ihnen die 3 SekundenStille in der Anfangszeit wie eine ganze Ewigkeitvorkommen. Es lohnt sich!

2. Wie Sie mit gezielten Fragen dieVoraussetzung dafür schaffen, aufdie wirklichen Beweggründe IhrerGesprächspartners einzugehen

Wenn Sie Ihren Gesprächspartner er folgreichüberzeugen möchten, müssen Sie wissen, wieer tickt. Umso besser Sie über seine wahren Be-weggründe und Vorbehalte im Bilde sind, destoleichter wird es Ihnen fallen, Ihre Argumentationso aufzubauen, dass Ihr Gesprächspartner ver-steht: Da weiß jemand, worauf es mir ankommt.Da möchte jemand auf meine individuellen Be-dürfnisse eingehen.

Das klingt einfach. Es erfordert jedoch einigesFingerspitzengefühl. Denn es ist häufig so, dassdie meisten Menschen gar nicht so genau überihre eigenen Beweggründe und Vorbehalte Be-scheid wissen. Jedenfalls nicht so eindeutig undaus dem Hut, wie das für Ihre Zwecke praktischwäre.

Mein Tipp: Fragen Sie nach und hören Sie genauzu. Lassen Sie Ihren Gesprächspartner erzählenund treiben Sie das Gespräch mit weiteren Fragennach vorn.

Wenn Sie Ihrem Gesprächspartner etwas ver-kaufen wollen, sollte die erste Frage lauten: „Wassind für Sie die wichtigsten Entscheidungsgründe,wenn Sie ein solches Produkt oder eine solcheDienstleistung erwerben?“ Vielleicht versichernSie sich am Ende noch, welcher Grund der wich-tigste ist. – Dann können Sie Ihre Argumentation

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gezielt so aufbauen, dass die wichtigsten Punktebetont werden und dem Kunden deutlich wird:Ihr Produkt passt zu ihm wie der iPod in die DockingStation. – Auf die gleiche Art können und solltenSie nach eventuellen Vorbehalten fragen und diesedann systematisch und effektiv entkräften.

Und wenn sich Ihr Gesprächspartner Bedenkzeitvor einer endgültigen Entscheidung ausbittet, solltenSie nachfragen, was noch unklar ist. MöglicheFragen sind:•Was genau möchten Sie sich noch genauerüberlegen?

•Welche Bereiche habe ich noch nicht ausrei-chend klären können?

•Können Sie mir verraten, was Ihre momentanenPros und Kontras sind?

Ich verspreche Ihnen: Es lohnt sich, den Beweg-gründen und Vorbehalten Raum in Ihrem Überzeu-gungsgespräch zu geben. Probieren Sie es aus.

3. Wie Sie Ihren Gesprächspartnern mitder Angabe von Gründen dieZustimmung erleichtern

Wir sind von Kindesbeinen an konditioniert, selbstfadenscheinige Begründungen zu akzeptieren unddarauf zu reagieren: „Mama, warum muss ichmeine Hausaufgaben machen?“ – „Weil ich es dirsage.“ – „Na gut, wenn das wirklich sein muss,dann mache ich sie eben.“

Das kleine Wörtchen „weil“ hat viel Überzeugungs-kraft, die Sie nicht ungenutzt lassen sollten. Ichmöchte Ihnen einen guten Grund nennen:Hellen Langer, eine Harvard-Sozialpsychologin hatin den 1980er Jahren Tests durchgeführt, um he-rauszufinden, durch welche Begründungen sichMenschen überzeugen lassen.

Tatort war der Kopierer der Universitätsbibliothek,an dem eigentlich immer jemand gerade kopiert.Sie hat versucht, eher als die anderen an die Reihezu kommen und dabei drei verschiedene Sätze ver-wendet, um herauszufinden, welcher den größtenErfolg bringt:

1. Versuchssatz: "Entschuldigung. Ich habe 5Seiten. Kann ich bitte an den Kopierer, weil iches eilig habe?" – Die Erfolgsrate liegt bei 94 %,die meisten lassen die Dame vor. Nachvollzieh-bar, nicht wahr? Sie ist ja schließlich in Eile.

2. Versuchssatz: "Entschuldigung. Ich habe 5Seiten. Kann ich bitte an den Kopierer? – DieVordrängel-Erfolgsrate liegt nur noch 60 %:Auch das ist verständlich. Denn da könnte jajeder kommen.

Doch dann wird es kurios:

3. Versuchssatz: "Entschuldigung. Ich habe 5Seiten. Kann ich bitte an den Drucker, weil ichein paar Kopien machen muss?" – Hier liegtdie Erfolgsrate bei erstaunlichen 93 %. Dabeiist die „Begründung“ doch wirklich ein Witz.

Das Zauberwort ist also einzig allein das „weil“, dawir konditioniert sind, bei Begründungen (selbstwenn sie eigentlich keine sind) einer Bitte Folgezu leisten. Das „weil“ ist der Trigger, die Begrün-dung an sich ist nach Hellen Langer zweitrangig.

Natürlich rate ich Ihnen nicht, Ihre Argumentationeneinfach mit sinnlosen „weils“ zu würzen. Doch Siesollten dem kleinen Wörtchen einen festen Platzin Ihrem Argumentationsrepertoire sichern. Dennwenn schon eine „leere“ Begründung solche Er-folge haben kann, dann werden Ihre echten Be-gründungen noch leichter zum Ziel führen. MitSicherheit.

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+++Die Substanz des Gesagten ist und bleibt dieBasis Ihres Erfolgs. Doch die Psychologie kannIhnen mit ihren Erkenntnissen einen wichtigenÜberzeugungsvorsprung sichern. Deswegen soll-ten Sie Ihre Inhalte mit einer Kombination auspsychologischem Wissen und rhetorischem Ge-schick aufarbeiten. – Dann stehen Ihrer über-zeugenden Kommunikation alle Türen offen.

In den meisten Kommunikationssituationen kön-nen Sie alle drei der vorgestellten Überzeugungs-tipps auf einmal einsetzen. Ich wünsche Ihnenviel Erfolg beim Ausprobieren.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

Und wenn Sie tiefer in die Materie vordringenmöchten, hier sind drei Lektüretipps:• Beat Schaller, Die Macht der Psyche, mvg-Verlag, 2004

•Robert B Cialdini: Die Psychologie des Über-zeugens, Huber, 5. Auflage 2007

•Kevin Hogan, Überzeugen, KBT Huber &Partner 2007

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Page 111: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

Mit einem Lächeln zum Erfolg – Freundlichkeit 

Freundlicher  Umgang:  Völlig  überbewertet?  So  scheint  es  fast!  Wir  sind 

schließlich  keine  Ja‐Sager,  haben  unsere  eigene  Meinung,  kennen  unseren 

Weg, haben große Ziele und setzen uns durch – ohne Rücksicht auf Verluste. 

Kommunikativ  führt  diese  Haltung  in  die  Sackgasse.                       

Freundlicher  Umgang?  Völlig  unterschätzt!!  Damit  lässt  sich  viel  besser 

arbeiten. 

Lernen Sie, wie Ihr Lächeln Sie zum Erfolg führt… 

 

 

Page 112: Schlagfertigkeit borbonus

Mit einem Lächeln zum ErfolgOder: Es lohnt sich, ein freundlicher Mensch zu sein

Ich frage Sie: Wann hat Freundlichkeit eigentlicheinen derart schlechten Ruf bekommen?

Führen Sie mal die Probe aufs Exempel durchund fragen Sie in Ihrem Umfeld nach, welcheEigenschaften als hilfreich für den Erfolg im be-ruflichen Umfeld eingeschätzt werden. Durchset-zungsvermögen werden Sie zu hören bekommen,Kompromisslosigkeit vielleicht auch. Doch vonFreundlichkeit weit und breit keine Spur.

Die meisten Menschen scheinen davon auszu-gehen, dass man sich der Karriere zuliebe in eineArt Erfolgsmaschine verwandeln müsse, bei dermenschliche Züge wie Großzügigkeit und Anteil-nahme der störende Sand im Getriebe sind.Der Mythos, dass nur die ganz Hartgesottenenerfolgreich die Karriereleiter erklimmen, hält sichhartnäckig. Sind freundliche Menschen, die sichfür ein Lächeln zwischendurch nicht zu schadesind, wirklich weniger erfolgsfähig?

Ich finde: Das Gegenteil ist der Fall. Wer den Muthat, sich seine Menschlichkeit auch in Konkur-renzsituationen zu bewahren, der zeigt wahremenschliche Stärke. Und dessen Weg zum Erfolgverläuft geradliniger und dessen Platz an derSonne ist sicherer als bei einem, der über diesprichwörtlichen Leichen geht.

Warum ich das denke, verrate ich Ihnen gleich.Doch bevor ich mein Plädoyer für mehr Freund-lichkeit fortsetze, möchte ich klarstellen: Es gehtmir hier nicht um gespielte Freundlichkeit und

auch nicht darum, dass wir immer freundlich seinmüssen. Niemand soll mit einem Lächeln dieandere Wange hinhalten. Manchmal ist Wut durch-aus angebracht, damit wir uns gegen Ungerech-tigkeiten wehren können. – Doch die Gefahr voneinem Zuviel an Freundlichkeit sehe ich wirklichnicht.

Es lohnt sich, unseren weichen, menschlichenKern offenzulegen und nicht hinter den hartenBandagen zu verstecken.

Wir Menschen sind Gruppenwesen und in derRegel ist der eigene Erfolg vom Zutun andererMenschen abhängig. Menschen, die einem etwaszutrauen. Menschen, die dabei helfen, das eigeneZiel durchzusetzen.

Wer die Karriereleiter mit Ellenbogengewalt er-klimmt, kommt auch nicht höher. Doch er wird„dort oben“ ganz bestimmt ziemlich einsam sein.

Die Logik ist einfach: Wer für seinen Erfolg überLeichen gegangen ist, hat sich mit SicherheitFeinde geschaffen – denn mit Unfreundlichkeitund Egoismus bringt man nun einmal niemandenauf seine Seite. Diesen würde es große Freudebereiten, wenn der Erfolg nicht lange vorhält. Undeinige haben mit Sicherheit den nötigen Einfluss,um einem das Leben schwer zu machen.

Erfolg ist kein Goldbarren im Banktresor. Erfolgist eher eine Aktie – mal geht’s nach oben, dannwieder nach unten. Handeln Sie vorausschauend:

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Page 113: Schlagfertigkeit borbonus

Zollen Sie den Menschen, denen Sie auf IhremErfolgskurs begegnen, Respekt und Anerkennung.Dann wird es Ihnen auch niemand unnötig schwermachen, falls Ihr Stern irgendwann einmal sinkensollte.

Wie sehen die Prognosen für jemanden aus, dersich mit Menschlichkeit, sozialem Verhalten undAuthentizität den Weg zum Erfolg gebahnt hat?So einer hat sich zuverlässige Verbündete ge-schaffen und kann darauf zählen, dass diese ihmden Rücken stärken und damit den Platz an derSonne sichern. – Ein klarer Pluspunkt für dieFreundlichkeit. Denn wer dauerhaft Erfolg habenwill, braucht ganz einfach Menschen um sich, diediesen Erfolg erst möglich machen und stützen.

Vor allem wenn Sie sich in einer Führungssituationbefinden und anderen Mitarbeitern vorgesetztsind, lege ich Ihnen ans Herz, sich eine guteDosis Menschlichkeit und Freundlichkeit für Ihrener folgreichen Führungsalltag zu bewahren. Esgibt immer noch viele Vorgesetzte, die denken,dass die Abwesenheit von Kritik das größte Lobund ausreichend Motivation für die Mitarbeiterist. Und die Befürchtung dass ein Zuviel anFreundlichkeit als Schwäche ausgelegt werdenkann und den Respekt der Mitarbeiter untergräbt,ist ebenfalls verbreitet.

Auch hier ist der Gegenteil der Fall: Enttäuschungund Angst sind keine gute Motivation, das Bestezu geben. Wer sich jedoch als freundlicher undgroßzügiger Boss zeigt – ein Boss, der die Arbeitder anderen wertschätzt – wird belohnt. Getreudem alten Sprichwort: „Wie man in den Wald hin-einruft, so schallt es hinaus.“ In diesem Fall sinddie Belohnungen: bessere Arbeitsergebnisse,weniger Krankentage der Mitarbeiter und einegeringere Fluktuation. – Es lohnt sich, seinen Mit-arbeitern mit Großzügigkeit und Altruismus zubegegnen.

Es gibt Studien, die belegen, dass wir Menschenganz einfach so gepolt sind und großzügigenMenschen ebenfalls mit Großzügigkeit begegnenund Freundlichkeit, die uns zuteil wird, mit Freund-lichkeit erwidern. Der amerikanische SchriftstellerRalph Waldo Emerson hat es so auf den Punktgebracht: „Das Leben ist so weise eingerichtet,dass niemand ernsthaft versuchen kann, anderenzu helfen, ohne sich dabei selbst zu helfen.“ Dassdies stimmt, können Sie leicht selbst auspro-bieren. Seien Sie einen Tag lang (meinetwegenauch bloß eine Mittagspause lang) bewusstfreundlich: Lächeln Sie die Menschen an, mitdenen Sie in Kontakt treten, loben Sie die Arbeiteines Kollegen, geben Sie jemandem ein Kom-pliment, bieten Sie einem Kollegen Ihre Hilfe beieinem Projekt an. – Probieren Sie es. Sie werdenIhre Freundlichkeit doppelt und dreifach zurück-bekommen.

Eine Studie der amerikanischen National ServiceAssociation aus dem Jahr 2002 bestätigt, dassSie für Ihre freundliche Ausstrahlung in der Regelwirklich handfest belohnt werden: Ob Sie in einemGeschäft sind, in der Bank, beim Arzt oder imRestaurant – wenn Sie sympathisch und kom-petent auftreten, erhöhen Sie Ihre Chancen aufein positives Service-Erlebnis um das Dreifache.Nicht schlecht, oder?

Und ich versichere Ihnen noch etwas: Sie werdensich großartig fühlen, wenn Sie bewusst freund-lich sind. Denn die Natur sorgt dafür, dass wires als lustvoll empfinden, anderen Menschenetwas Gutes zu tun. Gesund ist es obendrein. Ja,Sie haben richtig gehört: Freundliche Menschenleben gesünder. Wenn uns unsere Umwelt alssympathisch empfindet, erwidert sie unsereFreundlichkeit. Das stärkt unser Selbstwertgefühlund sorgt dafür, dass Stress und andere Widrig-keiten leichter an uns abprallen können. JamesMessina von der Harvard Universität meint dazu:

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„Einer der negativen Effekte geringer Selbstein-schätzung ist, dass ihre Opfer häufig unter stress-induzierten Krankheiten leiden, wie Magen-Darm-Geschwüre, hohem Blutdruck, Herzerkrankungenund Krebs.“ – Ist es nicht fantastisch, wovoreinen ein kleines Lächeln, ein lobendes Wortbewahren kann? Und es ist so einfach, anderenund sich selbst Freude zu bereiten.

Da bleibt mir nur noch eins zu sagen: Haben Siemehr Mut zur Freundlichkeit.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

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Page 115: Schlagfertigkeit borbonus

 

 

 

Rettet die Kommunikation  

Mal ehrlich: Wann haben Sie Ihren  letzten Brief von Hand geschrieben? Wann 

zum letzten Mal unterwegs ein öffentliches Telefon genutzt? Die so genannten 

Neuen Medien haben  sich  längst etabliert und ältere Kommunikationsformen 

weitgehend  abgelöst:  SMS,  E‐Mail  und  mobile  Telekommunikation  machen 

Kommunikation  schneller  –  für  wahr  –  aber:  nicht  zwingend  einfacher! 

Fehlerquellen  liegen  in  der  Vieldeutigkeit  von  Sprache  gleichermaßen  wie 

unmittelbar  in der Anwendung von Medien.  In manchen Fällen  stört dies die 

Verbindung, im schlimmsten die Verständigung. 

Gewinnen  Sie  ein  Bewusstsein  für  die  Fehlerquellen  der Neuen Medien  und 

wertvolle  Tipps  aus  der  Praxis,  wie  Sie  Bedeutung  erfolgreich  in  Echtzeit 

transportieren.   

 

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Rettet die Kommunikation!Dringend gesucht: Neue Kommunikationsformen für neue Kommunikationsmedien

Digital-verbale Kommunikation

„Hallo, bist du noch dran? … HALLO?“ so tönt esaus dem Headset meines Telefons. „Oh. Ja, binich.“ entgegne ich und fühle mich ertappt. Dennals mein Gesprächspartner kurz dachte, die Lei-tung wäre unterbrochen, lag er gar nicht so falsch.Ich war zwar noch in der Leitung, aber geradenicht bei der Sache, weil ich nebenbei eine kurzeAntwort auf eine neue E-Mail getippt habe.

Nun mag es vereinzelt Menschen geben, die wahreMeister darin sind, drei Sachen zu erledigen undtrotzdem aufmerksam und rege am Telefonge-spräch teilzunehmen. Doch wer kann das wirklichvon sich sagen? Ich offensichtlich nicht. (Und fallsSie sich fragen: Ja, ich habe mich wirklich ge-schämt nach diesem Anruf.)

Und da diese Headsets ganz einfach zum Multi-tasking auf Kosten der Gesprächsqualität ver-führen, lasse ich meins jetzt immer abgeschaltet.Und ich bin sogar dazu übergegangen, im Büromit dem Rücken zum Computerbildschirm zutelefonieren. Probieren Sie es selbst mal aus.

Doch Headset oder nicht, das gute alte Handybraucht gar keine Extra-Ausrüstung, um zur ge-störten Kommunikation zu verleiten.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Natür-lich leistet mir mein Mobiltelefon jeden Tag guteDienste und ich frage mich manchmal, wie ichAnfang der 1990er und ohne Handy mit Menschenin Kontakt bleiben konnte. Doch es gibt etliche

Situationen, in denen Sie lieber nicht rangehensollten, um alle Beteiligten vor einem unbefriedi-genden Kommunikationserlebnis zu schützen:Wenn Sie kurz vor einem Tunnel sind, der die Kom-munikation sowieso gleich unterbrechen wird.Wenn Sie irgendwo sind, wo’s kracht und rummstund Sie ohnehin keinen Ton verstehen können.Oder wenn ihr Akku gleich am Ende ist. GlaubenSie mir: Wenn Sie wochenlang verschollen waren,geht ein „Bei mir piept’s, ich glaube, der Akku istgleich leer.“ vielleicht als willkommenes Lebens-zeichen durch. In allen anderen Situationen kön-nen Sie sich getrost später zurückmelden.

Wenn Sie Ihrem Anrufer die Mailbox nicht zumu-ten möchten, empfehle ich Ihnen die kurze undknappe Ansage, dass Sie in fünf Minuten zurück-rufen; oder am nächsten Tag. Dann weiß IhrGesprächspartner, was er wissen muss. Und obein Tunnel oder ein leerer Akku für die Verzöge-rung verantwortlich ist, interessiert Ihren Anruferin der Regel weniger als Sie denken. Deutlichweniger.

Noch ein kleiner Tipp: Da viele Leute selbst inden widrigsten Umständen an ihr Handy gehen,habe ich mir angewöhnt, nicht gleich loszuplau-dern, sondern erst nachzufragen, ob der Anrufjetzt passt. Nennen Sie mich altmodisch, aberich rufe lieber in fünf Minuten noch einmal an alsjemanden auf dem stillen Örtchen zu erwischen.Und ich hoffe jedes Mal, dass da jemand nurseine Mailbox abhört, wenn wieder einer mit demHandy am Ohr nach der Toilettentür greift.

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Digitale Korrespondenz

Auch die schriftliche Kommunikation über dieneuen Medien hat ihre Tücken. Wer beispiels-weise noch nie eine SMS minutenlang bearbeitethat, damit der Inhalt die 160 Zeichen nicht über-schreitet, der werfe den ersten Stein. Ich werdees nicht sein.

Dieser Drang, komplexe Informationen in eineSMS zu packen, hat zu einem Abkürzungswahngeführt, der die tollsten Stilblüten treibt und dieKommunikation vortrefflich verhindern kann.

„CU @ Chez Maurice @ 8. LG :-)“ Ja, wenn man’sweiß, dann ist einem natürlich sonnenklar, dasshier auf knappstem Raum vermittelt wird, dasssich da jemand sehr freut, einen um 8 im Res-taurant Chez Maurice zu sehen. Doch wer so eineBotschaft das erste Mal bekommt, für den siehtdas Ganze eher nach einem Geheimcode aus.Und so falsch ist die Vermutung ja nicht … dennbevor einem die ganzen Kürzel von HTH, LOL,IMO bis CU L8R in Fleisch und Blut übergegangensind, dauert es eine Weile.

Was ich an SMS und E-Mails wirklich schätze: Siesorgen dafür, dass Nachrichten blitzschnell beimEmpfänger landen können und geben dem Emp-fänger gleichzeitig die Möglichkeit, sich den Inhaltganz nach Lust, Laune und Zeit zu Gemüte zu füh-ren und zu reagieren. Denn jeder hat das Recht,eine E-Mail auch mal ein paar Stunden oder längerungeöffnet in der Inbox liegen zu lassen.

Heutzutage läuft ein großer Teil der Kommuni-kation zwischen Freunden genauso wie zwischenGeschäftspartnern über E-Mail ab. Die E-Mail istdas Medium, über das Ideen präsentiert, und Ver-handlungen geführt und Streits angezettelt sowieVersöhnungen zelebriert werden.

Wie ich über E-Mail kommuniziere, hat deswegenAuswirkungen darauf, wie meine Qualitäten alsMensch, Freund oder Geschäftspartner wahrge-nommen werden.

Ein Beispiel: Eine Bekannte arbeitet für ein Unter-nehmen, das seine Kunden über die eigene Online-Präsenz findet. Dort wurde statistisch errechnet,dass Kunden, die beim ersten E-Mail-Kontakt nurKleinschreibung verwenden, überdurchschnittlichoft wiederholt zur Begleichung ihrer Rechnungaufgefordert werden müssen. Das Unternehmenhat daraus den Rückschluss gezogen, dass Kun-den, die sich nicht an die Gepflogenheiten derdeutschen Schriftsprache halten, sich auch nichtan die Gepflogenheiten der Geschäftswelt halten.Seitdem arbeiten sie für diese Pappenheimer nurnoch gegen Vorauskasse.

Es lohnt sich also, über dieses Medium nachzu-denken und zu überlegen, wie die Art, auf die wirper E-Mail kommunizieren auf uns zurückfällt.

Was ich mir für die erfolgreiche E-Mail-Kommu-nikation wünsche, sind zwei Dinge:

1. Aussagekräftige Betreffzeilen, beidenen jeder sofort weiß, worum esgeht

Natürlich geben einem sämtliche E-Mail-Program-me die Möglichkeit, jeder Nachricht mit einemroten Ausrufezeichen eine Aura der Wichtigkeitzu verleihen. Ich habe dabei jedoch die Erfahrunggemacht, dass es in den als „hochwichtig“ mar-kierten E-Mails meist um die lapidarsten Dingegeht.

Ganz Kontrollversessene lassen sich sogar denEmpfang einer E-Mail bestätigen. Dass ich offiziellmit einem Klick bestätigen muss, eine E-Mail mit

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dem Inhalt „Hallo René, wollte mich nur erkun-digen, wie’s dir geht. LG“ auch wirklich gelesenzu haben, ist für mich komplett unverständlichund geht mir einfach nur auf den Geist.

Lassen Sie es oder fangen Sie gar nicht erst da-mit an. Wer dagegen die kurze Geistesleistungauf sich nimmt, den Grund einer E-Mail in 5 bis 6Worte zu fassen, kann sich rote Ausrufezeichenund Lesebestätigungen sparen. Denn dessenE-Mail wird auch so schnell gelesen.

2. Vor dem Senden noch einmalkritisch durchlesen

Ich weiß nicht genau, woran es liegt, doch dasMedium E-Mail verleitet einen offensichtlich dazu,einfach drauflos zu schreiben. Ohne Punkt undKomma, ohne roten Faden, ohne Struktur, dafüroft mit Fehlern und manchmal richtig verletzend.– Vielleicht ein Missverständnis? Die E-Mail istin erster Linie ein schnelles Medium, weil sie soschnell beim Empfänger landet. Es ist nicht not-wendig, dass man sie verfasst, als würde manvom Teufel geritten.

Eine Kollegin hat es einmal so auf den Punkt ge-bracht: „Wenn ich auf den ersten Blick erkenne,dass sich da jemand nicht die Zeit genommenhat, eine E-Mail lese- und leserfreundlich zu ge-stalten, dann nehme ich mir auch nicht die Zeit,das Kauderwelsch zu lesen.“ – Recht hat sie.

Wenn der Inhalt einer E-Mail etwas heikler ist,empfehle ich es, eine besonders kritische Brilleaufzusetzen. Als Faustregel kann dabei gelten:Was Sie dem Empfänger so nicht ins Gesichtsagen würden, sollten Sie auch besser nichtschreiben.

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Ich freue mich, wenn ich Sie dazu anregen konnte,kurz über Ihre Kommunikation und die neuenKommunikationsmedien nachzudenken. Ich tuees auch. Es ist besser so. Für alle Beteiligten.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

RenéBorbonus

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