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Einführung (von Klaus Düwel) Der erste Teil der Schriften von Wolfgang Krause bietet eine Auswahl aus seinem zen- tralen Forschungsgebiet, der Runologie. Mit der Sammlung Runeninschriften im äl- teren Futhark (1937) 1 und ihrer Neubearbeitung in Zusammenarbeit mit Herbert Jan- kuhn, Die Runeninschriften im älteren Futhark (1966) hat sich Krause einen weltweiten Ruf als Runologe erworben. Der „Krause / Jankuhn“ (KJ) ist immer noch das Standard- werk in Buchform, obwohl es, nicht zuletzt wegen zahlreicher neuer Runenfunde in den seither vergangenen Jahrzehnten, einer Neubearbeitung bedarf. 2 Mit dem erst nach seinem Tode erschienenen Buch Die Sprache der urnordischen Runeninschrif- ten (1971), einer Grammatik in der Darbietungsweise der traditionellen Sprachwissen- schaft, wie es sie bisher noch nicht gegeben hatte und auch nicht wieder geben wird, 3 konnte Wolfgang Krause sein runologisches Lebenswerk krönen. Wolfgang Krause hat es als Buchautor und akademischer Lehrer vermocht, Leser und Hörer für die Runeninschriften vor allem der ersten nachristlichen Jahrhunderte zu begeistern, die er als einmalige, originale Selbstzeugnisse vor aller einheimischen Überlieferung im Blick auf die Menschen und ihre Lebensverhältnisse zum Sprechen zu bringen suchte. Dabei leiteten ihn strenge, überprüfbare sprachliche Regeln, stu- pende Kenntnisse in den indogermanischen Sprachen, verbunden mit einem erstaun- lichen Überblick über die klassischen und älteren skandinavischen Literaturen in Poesie und Prosa, die er meisterlich zur Erhellung der Runeninschriften und ihrem ‘Sitz im Leben’ einzusetzen vermochte. Zweimal hat Krause auch eine knappe, für eine breitere Leserschaft bestimmte, Darstellung von Runeninschriften vorgelegt: Was man in Runen ritzte 4 (1935, 2. Aufl. 1943) und Runen (1970), eine allgemeinverständliche, das Gesamtgebiet der Runen- überlieferung komprimiert darbietende Übersicht in einem der letzten Bändchen der traditionsreichen Sammlung Göschen. 1 Bereits in dem Beitrag Runenforschung in Göttingen (Düwel 2009, S. 644–646) habe ich dieses Werk ausführlich besprochen. 2 Diese wird zur Zeit im Rahmen eines Akademieprojekts „Runische Schriftlichkeit in den germani- schen Sprachen“ erarbeitet und zwar die urnordischen Inschriften (KJ Nr. 1–138) in der Kieler Arbeits- stelle unter der Leitung von Edith Marold, während die südgermanischen Inschriften (KJ Nr. 139–167) in der Göttinger Arbeitsstelle unter Leitung von Klaus Düwel in Zusammenarbeit mit Robert Nedoma (Wien) bearbeitet werden, der Personennamen in südgermanischen Runeninschriften (Nedoma 2004) publiziert hat. 3 Wenig später erschien dann A Concise Grammar of the Older Runic Inscriptions von Elmer H. Anton- sen (1975), der neuere linguistische Aspekte berücksichtigte. 4 Im Gespräch erwähnten Krause oder seine Gattin Agnes Krause gelegentlich den hübschen Druck- fehler Was man in Ruinen ritzte. Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/19/14 4:58 PM

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Page 1: Schriften zur Runologie und Sprachwissenschaft () || Einführung

Einführung 3

Einführung(von Klaus Düwel)

Der erste Teil der Schriften von Wolfgang Krause bietet eine Auswahl aus seinem zen-tralen Forschungsgebiet, der Runologie. Mit der Sammlung Runeninschriften im äl-teren Futhark (1937)1 und ihrer Neubearbeitung in Zusammenarbeit mit Herbert Jan-kuhn, Die Runeninschriften im älteren Futhark (1966) hat sich Krause einen weltweitenRuf als Runologe erworben. Der „Krause / Jankuhn“ (KJ) ist immer noch das Standard-werk in Buchform, obwohl es, nicht zuletzt wegen zahlreicher neuer Runenfunde inden seither vergangenen Jahrzehnten, einer Neubearbeitung bedarf.2 Mit dem erstnach seinem Tode erschienenen Buch Die Sprache der urnordischen Runeninschrif-ten (1971), einer Grammatik in der Darbietungsweise der traditionellen Sprachwissen-schaft, wie es sie bisher noch nicht gegeben hatte und auch nicht wieder geben wird,3

konnte Wolfgang Krause sein runologisches Lebenswerk krönen.Wolfgang Krause hat es als Buchautor und akademischer Lehrer vermocht, Leser

und Hörer für die Runeninschriften vor allem der ersten nachristlichen Jahrhundertezu begeistern, die er als einmalige, originale Selbstzeugnisse vor aller einheimischenÜberlieferung im Blick auf die Menschen und ihre Lebensverhältnisse zum Sprechenzu bringen suchte. Dabei leiteten ihn strenge, überprüfbare sprachliche Regeln, stu-pende Kenntnisse in den indogermanischen Sprachen, verbunden mit einem erstaun-lichen Überblick über die klassischen und älteren skandinavischen Literaturen inPoesie und Prosa, die er meisterlich zur Erhellung der Runeninschriften und ihrem‘Sitz im Leben’ einzusetzen vermochte.

Zweimal hat Krause auch eine knappe, für eine breitere Leserschaft bestimmte,Darstellung von Runeninschriften vorgelegt: Was man in Runen ritzte4 (1935, 2. Aufl.1943) und Runen (1970), eine allgemeinverständliche, das Gesamtgebiet der Runen-überlieferung komprimiert darbietende Übersicht in einem der letzten Bändchen dertraditionsreichen Sammlung Göschen.

1 Bereits in dem Beitrag Runenforschung in Göttingen (Düwel 2009, S. 644–646) habe ich dieses Werkausführlich besprochen.2 Diese wird zur Zeit im Rahmen eines Akademieprojekts „Runische Schriftlichkeit in den germani-schen Sprachen“ erarbeitet und zwar die urnordischen Inschriften (KJ Nr. 1–138) in der Kieler Arbeits-stelle unter der Leitung von Edith Marold, während die südgermanischen Inschriften (KJ Nr. 139–167)in der Göttinger Arbeitsstelle unter Leitung von Klaus Düwel in Zusammenarbeit mit Robert Nedoma(Wien) bearbeitet werden, der Personennamen in südgermanischen Runeninschriften (Nedoma 2004)publiziert hat.3 Wenig später erschien dann A Concise Grammar of the Older Runic Inscriptions von Elmer H. Anton-sen (1975), der neuere linguistische Aspekte berücksichtigte.4 Im Gespräch erwähnten Krause oder seine Gattin Agnes Krause gelegentlich den hübschen Druck-fehler Was man in Ruinen ritzte.

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4 Schriften zur Runologie

Die vorliegende Auswahl macht eine Reihe von Aufsätzen, die um diese Monogra-phien herum erschienen sind, wieder zugänglich.5

Wissenschaftlicher Werdegang

Wolfgang Krause wurde am 18. September 1895 in Berlin (Steglitz) geboren. Das Abiturlegte er 1914 ab, brauchte aber wegen eines früh sich einstellenden Augenleidens kei-nen Kriegsdienst zu leisten. Er studierte klassische Philologie und Religionswissen-schaft in Berlin bei Wilamowitz-Moellendorff und Diels, Indogermanistik und Nordi-stik bei Wilhelm Schulze, Julius Pokorny und Gustav Neckel. Seit 1916 setzte er seinStudium in Göttingen fort, vor allem bei Eduard Hermann, und gehörte zum altnordi-schen Zirkel von Edward Schröder. Ob er schon bei Neckel in Berlin oder erst in Göttin-gen mit Runen in der Literatur oder in Inschriften in Berührung kam, ist nicht bekannt.Die Promotion erfolgte 1921 mit einer sprachwissenschaftlichen indogermanistischenDissertation Die Wortstellung in den zweigliedrigen Wortverbindungen, untersucht fürdas Altindische, Awestische, Litauische und Altnordische, veröffentlicht in Kuhns Zeit-schrift 50 (1921), S. 74–129. Bereits 1923 habilitierte er sich ebenfalls in Göttingen für dasFach „Vergleichende Sprachwissenschaft der indogermanischen Sprachen“ mit einerkulturkundlichen Arbeit Die Frau in der Sprache der altisländischen Familiengeschich-ten (1926).

Seit 1926 treten nach Skandinavienreisen mit eigenen Untersuchungen zahlrei-cher Runeninschriften runologische Arbeiten in den Vordergrund. Nach seiner Ernen-nung zum a. o. Professor in Göttingen (1928) nahm er im Jahr darauf einen Ruf auf denLehrstuhl für „Vergleichende Sprachwissenschaft“ in Königsberg an. Als Nachfolgerseines Lehrers Eduard Hermann kehrte er zum Wintersemester 1937 an die UniversitätGöttingen zurück auf eine Professur für „Indogermanische Sprachwissenschaft undAltnordische Kulturkunde“. Zugleich übernahm er die Geschäfte der „Abteilung fürnordische Philologie des Seminars für deutsche Philologie“, zu dessen Direktor er1938 bestellt wurde.

In diesen Jahren stehen neben der Runologie (Beiträge zur Runenforschung I,1932; II, 1934 und das „Ritzebuch“ 1935 sowie Runeninschriften 1937) einige Arbeitenzur Keltologie: Die Kelten (1929), Die Kenning als typische Stilfigur der germanischenund keltischen Dichtersprache (1930), Die Kelten und ihre geistige Haltung (1936).

5 Ein Verzeichnis der Publikationen von Wolfgang Krause (von 1918–1973, 214 Nummern umfassend)veröffentlichte Agnes Krause in Indogermanische Forschungen 79 (1974), S. 174–190. Bereits für Indo-germanica. Festschrift für Wolfgang Krause zum 65. Geburtstag […] (1960) hatte Agnes Krause ein„Verzeichnis der Schriften von Wolfgang Krause“ (S. 268–270) vorgelegt. Im Handexemplar Krausesist daraus Nr. 104 (Inhaltsangabe eines Vortrages in Altpreußen 1938) ohne weitere Angaben gestri-chen worden. Zum Verzeichnis der Schriften von 1974 folgt im Anhang zu dieser Einführung einNachtrag.

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Einführung 5

Bereits in Königsberg war Krause 1936–1937 Leiter eines „Archivs für Runenfor-schung der Universität Königsberg“; 1938 begründete er in Göttingen ein „Institut fürRunenforschung“, dessen Direktor er ebenfalls war. Die komplizierte Geschichte derInstitutionen und ihrer Bezeichnungen lässt sich folgendermaßen zusammenfassen.Mangels eigener Etatmittel bot Krause im Januar 1940 dem „Ahnenerbe“-Kurator Wal-ther Wüst „die Zusammenarbeit seines Runeninstituts mit der Forschungs- und Lehrge-meinschaft der SS“ an. Die daraufhin eingerichtete „Zentralstelle für Runenforschungbeim Ahnenerbe“ konnte jedoch nicht entsprechend Krauses Wunsch mit seinem „In-stitut für Runenforschung“ fusioniert werden. Nach einer über die Sinnbildforschungerfolgten Kontaktaufnahme mit Karl Theodor Weigel ließ Wüst bei Krause im Sommer1942 sondieren, ob die „Zentralstelle für Runenforschung“ in Göttingen mit Weigels„Forschungsstätte für Sinnbildkunde“ (ansässig in Horn) vereinigt werden könnte.Krause stimmte zu unter der Bedingung, die Leitung beider Abteilungen zu erhalten.Die neue „Lehr- und Forschungsstätte für Runen- und Sinnbildkunde“ nahm im Früh-jahr 1943 als Nachfolgerin der „Lehr- und Forschungsstätte für Schrift- und Sinnbild-kunde“ des inzwischen abgelösten Herman Wirth die Arbeit auf. „Krause wurde zu ih-rem Leiter berufen und zum tätigen Mitglied des ‘Ahnenerbes’ ernannt“. Danebenbestand die Universitätseinrichtung „Institut für Runenforschung“ weiter, die mit der„Abteilung für nordische Philologie des Seminars für deutsche Philologie“ Anfang1950 zum „Skandinavischen Seminar“ als eigenständigem Universitätsinstitut vereinigtwurde. Bis zu seiner Emeritierung 1963 war Wolfgang Krause auch Direktor dieses Se-minars, das er in Personalunion mit dem „Sprachwissenschaftlichen Seminar“ leitete.

Im Rahmen seiner Tätigkeit im „Ahnenerbe“ hatte und nutzte Krause als Leitereines Zentrums der Runenforschung die Gelegenheit, gegen die oftmals fehlgehendeRunenbegeisterung dilettierender Laien und Naziideologen Stellung zu nehmen, an-derseits aber auch die wissenschaftliche Konkurrenz, insbesondere Helmut Arntz, zu-rückzudrängen.6 Zur Tätigkeit Krauses während seiner Zugehörigkeit zum „Ahnen-erbe“ liegt folgendes Urteil vor:

Krause hat sich, wie selbst Michael W. Kater in seinem notwendigerweise kritischen Werk überDas „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945 einräumt, trotz der Verbindungen zu den genannten natio-nalsozialistischen Institutionen und trotz Tätigkeit als Leiter der ‘Lehr- und Forschungsstätte fürRunen- und Sinnbildkunde’ beim Ahnenerbe e. V. Göttingen, Theaterstr. 8, von 1943 bis 1944, imDritten Reich wissenschaftlich und politisch kaum kompromittiert.7

Krause gehörte zu den wenigen Mitgliedern des „Ahnenerbes“, „die nach dem Kriegüberhaupt die Möglichkeit einer persönlichen Verantwortung für ihre damalige Tätig-keit einräumten“.8

6 Hunger 1984, S. 222.7 Paul 1985, S. 15.8 Hunger 1984, S. 220.

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6 Schriften zur Runologie

In den Jahren nach 1945 erscheinen vor allem Grammatiken auf dem Gebiet dergermanischen Sprachen. Der Abriß der Altwestnordischen Grammatik (1948) sollte denzuletzt in 3. Auflage herausgekommenen Abriß der Altisländischen Grammatik (1913)von Adolf Noreen ersetzen, konnte sich aber trotz zahlreicher Neuerungen (vor allemsprachhistorische Erläuterungen mit runischen Beispielen) nicht gegen A. HeuslersAltisländisches Elementarbuch (seit der 3. Auflage 1932 immer neu aufgelegt) oder F.Rankes Altnordisches Elementarbuch (1937, mehrere Neuauflagen, vor allem in der Be-arbeitung durch D. Hofmann 1967) durchsetzen. Dazu hat sicher auch beigetragen,daß das Werk im Verlag Max Niemeyer in Halle (Saale) kurz vor der Entstehung zweierdeutscher Staaten erschien. Erfolgreich erwies sich dagegen sein Handbuch des Goti-schen (1953), das zwei weitere Auflagen (1963 und 1968) erlebte und bis zur Aufgabedes Gotischen in der germanistischen Propädeutik zugleich als Einführung in dieSprachwissenschaft diente. Das Vorwort von 1968 erlaubt einen Einblick in Krauseswissenschaftliches Ethos. Er bekennt, auf dem intensiv beackerten Feld der gotischenSprache mit seinem Handbuch nur „Stückwerk“ geleistet zu haben.

Nur ein sicheres Ergebnis kann ich verzeichnen: Durch eigenes Überdenken und durch dieKenntnisnahme der Mitforschung habe ich für mich selbst sehr viel gelernt, und in diesem Sinnefühle ich mich allen früheren und gegenwärtigen Mitforschenden zu tiefsten Dank verpflichtet –ganz unabhängig davon, inwieweit ich ihren Ergebnissen glaubte zustimmen zu können. Auchin Zukunft werden im ehrenvollen Wettlauf zum fernen Ziel der Wahrheitserkenntnis immer wie-der neue Thesen und Antithesen aufgestellt werden. Bis dahin mögen wir uns mit dem scharfge-schnittenen Merkvers der eddischen Hávamál trösten: Engi er einna hvatastr, frei übersetzt: ‚Nie-mand ist der allerkühnste‘.

Auf dem Felde des Indogermanischen hat Krause mit seinen Arbeiten zum Tochari-schen Bahnbrechendes vollbracht. Zuerst erschien die Westtocharische Grammatik,Band I: Das Verbum (1952), dem kein Band II folgte. Und ebenso blieb sein mit W. Tho-mas verfaßtes Tocharisches Elementarbuch. Band 1: Grammatik (1960) ohne Nachfol-geband. Sein Beitrag Tocharisch zum Handbuch der Orientalistik (1955) erlebte einezweite Auflage (1971).

Nach seiner Emeritierung 1963 hat Wolfgang Krause vor allem auf dem Gebiet derRunologie weitergearbeitet und in den Jahren bis zu seinem Tode am 14. August 1970noch drei Werke vorlegen können: Die Runeninschriften mit H. Jankuhn (1966), Runen(1970) und posthum Die Sprache (1971). H. Jankuhn schreibt im Vorwort: „WolfgangKrause konnte das Manuskript dieses Bandes selbst abschließen. Der Tod nahm ihmdie Feder wenige Tage, nachdem das Manuskript druckfertig vorlag, aus der Hand.“

Die wissenschaftliche Lebensleistung Wolfgang Krauses ist immens, zumal wennman bedenkt: „Krause litt seit früher Jugend an einer Augenkrankheit, die sich lang-sam verschlimmerte und in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg zur völligenBlindheit geführt hat“.9 Dazu muß man wissen, daß weder studentische oder wissen-

9 Neumann 2001, S. 486.

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schaftliche Hilfskräfte noch ein Assistent ihm zugeordnet und behilflich waren. Ledig-lich eine Sekretärin hatte ihm die Akademie der Wissenschaften in Göttingen, derenMitglied Krause seit 1938 war, nach der Erblindung zur Verfügung gestellt. Eine Wür-digung zu Lebzeiten brachten Hans Hartmann und Hans Neumann in Indogermanica:

Ein umfassender und scharfer Geist, durchdrungen von temperamentvollem Wahrheitseifer undmit gezügelter wissenschaftlicher Phantasie begabt, spricht sich in WOLFGANG KRAUSES Wer-ken allenthalben aus und paart sich in seiner akademischen Lehre mit menschlicher Wärme undGüte, von der seine Freunde ebenso zu rühmen wissen wie seine Studenten. 10

Von den Nachrufen11 genügt es hier, den seines archäologischen Kollegen und engverbundenen Koautors anzuführen. Für Herbert Jankuhn ist es

die Runologie, in der Wolfgang Krause zweifellos seine bedeutendste wissenschaftliche Leistunghinterlassen hat. Die solide breite Grundlage der indogermanischen Sprachwissenschaft ermög-lichte ihm gesicherte Erkenntnisse auch dort, wo sie Forschern mit einem enger gezogenen Ge-sichtskreis versagt bleiben und ließ ihn in diesem Fachgebiet zur unbestrittenen Autorität auf-steigen.12

Im Jahre 1926 erscheint nach einer Skandinavienreise und einem Aufenthalt in Ber-gen, wo er den Eggja-Stein untersucht, seine erste runologische Publikation Ru-nica (I). In Zeile C von Eggja rekonstruiert er aus Resten nach lagi noch af. und über-setzt die Zeile: „Niemand setze [den Stein] offen hin, noch sollen kecke oderunsinnige Leute [ihn] herablegen.“ Als zweiter Inschrift wendet er sich dem Lanzen-schaft von Kragehul zu, bei dem er ergänzt ginugahelija hagala wiju bi g[aire] und in-terpretiert „Mächtig tönendes Glück [hagala] weihe ich auf den Speer“ – unter Beru-fung auf zwei Sagastellen. Diese Deutung hat er später wieder aufgegeben, da derRunenname *hagla- ‘Hagel, Verderben’ vorliegt. An dritter Stelle handelt er über denStein von Tune, dessen dalidun arbija er mit „richteten/teilten das Erbmahl aus“ wie-dergibt, ein Vorschlag, der Bestand haben sollte.

Ebenfalls 1926 kam Vingpórr heraus. Von zwei Eddastellen ausgehend, verbindeter den Beinamen Thors mit aisl. vé ‘Heiligtum’ und vígja ‘weihen’ – für das n-Infix ver-weist er auf lat. vincio – und deutet ihn als ‘Weihe-Thor’. Weitere Namen und Appel-lative wie Veorr, Vingnir, Vingskornir, sogar vingull, schließt er an. Auch die Inschriftauf der Fibel von Nordendorf I mit Wigiponar ‘Weihe-Donar’13 stellt er dazu, dies eintypisches Beispiel für Krauses Arbeitsweise.

1929 erscheint Runica II mit einer Lesung und Deutung der Inschrift von Mykle-bostad: […] aih iproti litil orumalaibar „Wenig Fertigkeit besitzt Ormalaivar“, ein Vor-

10 Hartmann / Neumann 1960, S. V.11 S. die Zusammenstellung bei Düwel 2009, S. 656f. und hier im Anhang.12 Jankuhn 1970, S. 74.13 Daneben behauptet sich ‘Kampf-Donar’ zu wigan ‘kämpfen’.

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8 Schriften zur Runologie

schlag, den Krause später aufgegeben hat. Als zweites Denkmal liest und deutet er dieInschrift in jüngeren Runen auf dem norwegischen Stein von Gimsø: Nukki áspá: ríss?órr á aflstétt: Pá li6na fleiri. – ?órr óss! há6a’nn pá kynnstu steina pessa. [unklareWörter: kursiv]. „Nukki hat eine Prophezeiung: Erheben wird sich Thor zur Machtstel-lung; da werden noch mehr Gefolgschaft leisten. – Ase Thor! Ich machte noch dieseSteine hier zu den kenntlichsten.“

Das Jahr 1929 bringt auch Krauses Beitrag zur Kårstad-Ritzung, wieder wie schonVingpórr (1926) in der angesehenen Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Li-teratur. Es handelt sich um eine ausführliche Wiedergabe einer Arbeit von Magnus Ol-sen und Haakon Schetelig zu diesem Denkmal vom selben Jahr. Krause kommentiertBilddarstellung und Runeninschrift aus eigener Anschauung und erweitert damit denDeutungshorizont für dieses bemerkenswerte Monument. Aus diesen kleinen Studienwird die Arbeitsweise Krauses hinreichend deutlich:

1. Grundlage der runologischen Betrachtung ist eine eigenständige Untersuchungdes Originals (Autopsie).14

2. Den Ausführungen werden Photos beigegeben, die auch Details der Lesung abzu-bilden suchen.15

3. Für die sprachliche Deutung möglichst Rückgriff auf belegte Formen, vor allemaus der altnordischen Überlieferung, gegebenenfalls auch auf sprachverwandteFormen.

4. Dabei wird stets die vorhandene Forschungsliteratur eingehend kritisch bespro-chen.

5. Möglichst Deutungen im Kontext literarischer Überlieferung, z.B. in der Sagalite-ratur zu situieren.

6. Eigene (Neu-)Lesungen und (Neu-)Deutungen auf der Grundlage einer Diskussionder vorliegenden Literatur zu erarbeiten mit dem Ziel, eine sprachlich begründ-bare und überzeugende und insgesamt plausible Interpretation zu erreichen.

Zwei gewichtige Arbeiten kommen 1932 heraus.16 Die eine zum Runenbildstein vonMöjbro (frawaradar / ana hahaislagina / r). Gegenüber vorgängigen Interpretatio-nen, darunter „Frarad (ruht hier). Ane, der Einäugige [haha = caecus], ist erschlagen“(von Friesen), etabliert Krause eine Deutung auf der Basis der „altgermanischen Be-zeichnung des Pferdes“ (germ. *hanha – Positiv zum Superlativ *hanhista- : hangista-

14 Anläßlich der Reisen Krauses und seines Aufenthalts in Bergen 1926 und 1928.15 Photos aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jh., vielleicht sogar bei Entdeckung einer Runenin-schrift aufgenommen, zeigen den runologischen Befund häufig besser als heute sich das Original prä-sentiert (bei Steinen im Freien weitere Verwitterung und Erosion, bei Metall sekundäre Verschmut-zung und Korrosion, Beeinträchtigungen bei der Konservierung).16 1931 erschienen drei Rezensionen: Hammarströms Runskriftens härkomst im Anzeiger (für deut-sches Altertum) 50 und in Gnomon 7 sowie Agrells Rökstenens chiffergåtor wieder im Anzeiger 50.

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mit grammatischen Wechsel) nämlich „Frarad auf dem Pferd (hahai) erschlagen (sla-ginar)“, die vorzüglich zur begleitenden Bilddarstellung paßt.17

Zugleich erscheint das erste Heft der Beiträge zur Runenforschung,18 in demhauptsächlich die Steinplatte von Kylver behandelt wird und zwar besonders die Ne-beninschrift sueus (nach links und rechts eus), die „Pferd“ bedeuten könnte. DasPferdewort auf Brakteaten versteht er als „Formel“ mit Bezug auf „Odin als Zauber-und Runenmeister“. Schließlich zieht er noch das „Pferdebild in der Runenmagie“(Steine von Roes und Eggja samt Egils Neidstange) im Rahmen einer magischenHandlung mit heran. In der Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse heißt es:

Wort und Bild einer magischen Handlung können sich in den Runendenkmälern gegenseitig er-gänzen oder auch eins für das andere allein stehen […]. Die magische Wirkung, die beide aus-üben sollten, wurde durch die Wortformel ehe verstärkt.19

Das zweite Heft der Beiträge zur Runenforschung (1934) ist fast ausschließlich derBrakteatenüberlieferung mit dem Formelwort laukar ‘Lauch, Gedeihen’ in seinenunterschiedlichen Vorkommen einschließlich seiner Verkürzungen gewidmet. Das„Ergebnis der Untersuchung“ leitet Krause mit dem Satz ein:

Der Name des Lauchs als eines reinigenden und konservierenden Heilmittels wird auf weit mehrBrakteaten, als man bislang annahm, als magische Formel eingedrückt, um dem Besitzer desBrakteaten Gesundheit und Gedeihen zu verschaffen.20

Erst aus der Retrospektive wird deutlich, welche Pionierleistung Wolfgang Krause fürdie Goldbrakteatenforschung vollbracht hat, wenn man bedenkt, wie nach dem er-sten notgedrungen unvollkommenen Zugriff von Sophus Bugge21 bis zum Jahre 1985vorwiegend ein abschätziges Urteil zu den Brakteateninschriften vorherrschte.22 Undgenau in diesem Jahr 1985 legte Karl Hauck mit anderen den Ikonographischen Kata-log (IK) Band I Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit vor, der 1989 mit demBand III abschloß, bevor 2011 der letzte Band mit der Auswertung und dem Katalogder Neufunde (Axboe / Heizmann 2011) das Unternehmen zu Ende führte.

17 Daß in dieser Zeit Pferdebezeichnung, Formelwort „Pferd“ und Bilddarstellungen von Pferdeneine große Rolle in den Arbeiten Krauses spielen, mag mit seiner Pferdeliebhaberei und Reitleiden-schaft zusammenhängen, vermute ich.18 Wie bei den Runica kommt das erste Heft ohne Nummer heraus, diese ist erst dem zweiten Teil bei-gegeben, nur bei den Runica gibt es auch noch mehr als 30 Jahre später Runica III (1961).19 Hier liegt die Keimzelle für den Begriff „Formelwort“ in der Runologie, besonders in der Braktea-tenforschung, s. Heizmann 2011, S. 531.20 Auch zu diesem Formelwort s. Heizmann 2011, bes. S. 550ff.21 Sophus Bugge, Bidrag til tolkning of danske og tildels svenske indskrifter med den længere rækkesruner, navnlig paa guldbrakteater, Aarbøger for nordisk Oldkyndighed og Historie 1905, S. 141–328.22 Erik Moltke, Runes and their Origin. Denmark and Elsewhere (1985), S. 113.

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10 Schriften zur Runologie

In den Jahren 1934–1936 tritt die sog. Sinnbildforschung ins Zentrum von KrausesArbeiten. Im Schriftenverzeichnis sind es die Nummern 62, 65, 69, 70, 84, 85.23 Vorwie-gend geht es um die Urnen von Sedschütz und Niesdrowitz, die seinerzeit in der vonnationalsozialistischer Ideologie geprägten Sinnbild- und Runenkunde eine Rollespielten. Auf Proben wird in diesem Band verzichtet.

Doch in diesem Komplex, besonders in Sinnbilder und Runen,24 liegen die Keimefür zwei die Arbeiten Krauses prägende Auffassungen, die er prägnant 1937, S. 4 for-muliert: Die Runen „sind Lautzeichen als Abkömmlinge der norditalischen Lautbuch-staben und Begriffszeichen als Nachfahren der vorrunischen Sinnbilder.“

1. Die Runen als Begriffszeichen – sie waren zwar bekannt, kamen aber unmetho-disch genutzt und mit Abkürzungen vermischt seit einigen Jahren in der Runenlite-ratur vereinzelt vor. Krause bemüht sich in zwei Beiträgen Neue Wege der Runenfor-schung (1936) und ausführlich in Die Runen als Begriffszeichen (1938) um einemethodische Fundamentierung. Er betont die „Doppelgesichtigkeit“ der Runen alsLaut- wie als Begriffszeichen, die, wie bereits Ivar Lindquist gesehen hatte, mit denRunennamen übereinstimmen. Zugleich führt er Beispiele vor, an denen sich Merk-male zur Deutung als Begriffsrune erkennen lassen und systematisiert sie überdies.25

2. Krause nimmt wie allgemein üblich an, daß die Runenschrift auf ein mediterranesAlphabet zurückgeht. Im Gegensatz aber zu einer Gruppe von Forschern (Marstran-der, Hammarström, Arntz) führte er nicht alle Runen auf norditalische Alphabetzei-chen zurück, sondern vertritt für einige Runen die Übernahme alter einheimischervorrunischer Sinnzeichen in die Runenreihe. Bis in die Edition von 1966 hinein hat eran dieser Auffassung festgehalten, „daß die Runen in der Tat auf der Grundlage dernordetruskischen Alphabete entstanden, aber in einzelnen Fällen durch formal ähn-liche vorrunische Begriffszeichen beeinflußt seien“ (S. 7).26

Ulrich Hunger27 beurteilt diese Herleitung als Kompromiß zwischen „laienhaftenUrschöpfungstheoretikern und wissenschaftlichen Entlehnungstheoretikern“ oderanders ausgedrückt: „zwischen der wissenschaftlich akzeptierten Herleitung der Ru-nenschrift aus einem mediterranen Alphabet und der in nationalsozialistischen Lai-enkreisen erwünschten Vorstellung einer eigenständigen germanischen Schöpfung“(Düwel 2009, S. 647 mit Anm. 80).

23 In der Nr. 85 Sinnbilder und Runen (1936) heißt es zu Beginn: es vergehe kaum ein Tag, „daß derOzean des runischen Schrifttums nicht neue Zuflüsse erhielte.“24 Altpreußen (1936, Heft 1), S. 15–24.25 S. dazu Düwel, Art. „Begriffsrunen“ in RGA 2 (1976), S. 150–153.26 In Skandinavien stand man diesem Ansatz durchweg skeptisch bis ablehnend gegenüber. Diesunabhängig von der Wertschätzung Krauses in Skandinavien (vgl. dazu Hunger 1984, S. 220 und Dü-wel 2009, S. 650 mit Anm. 89).27 Hunger 1984, S. 87.

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Einführung 11

Zweimal hat W. Krause sich innerhalb kurzer Zeit Zum Stand der Runenforschunggeäußert, zuerst 1940. Der dritte Abschnitt darin ist „Bibliographie“ überschriebenund stellt von Arntz vor Bibliographie der Runenkunde (1938) und die Zeitschrift Be-richte zur Runenforschung, die dann 1942 eingestellt werden mußte. Krause sprichtauch von einem eigenen Projekt, der Bibliographie der Runeninschriften [nach Fund-orten], von denen Hertha Marquardt Die Runeninschriften der Britischen Inseln erst1961 vorlegen konnte. Der zweite Teil von Uwe Schnall, Die Runeninschriften des eu-ropäischen Kontinents, erschien 1973, so spät, daß Krause diesen Teil nicht mehr ken-nenlernen konnte. Es soll nicht verschwiegen werden, daß Andreas Heusler sich zuder Bibliographie von Arntz und der geplanten von Krause recht abfällig geäußerthat.28

Der zweite Bericht (1943) fällt ausführlich aus mit folgenden Abschnitten: I. Or-ganisation und Bibliographie, II. Allgemeine Darstellungen, III. Ursprung der Ru-nen, IV. Die skandinavischen Runenwerke, V. Einzelarbeiten. Er knüpft in einigenPunkten an den ersten Bericht an. I. berichtet über die Einrichtung der „Lehr- undForschungsstätte für Runen- und Sinnbildkunde“ und ihre Verbindung mit dem „In-stitut für Runenforschung“ sowie über die Zuständigkeiten von W. Krause (Oberlei-tung) für die Abteilung „Runen“ und K. Th. Weigel für die Abteilung „Sinnbilder“.Ferner werden wieder Bibliographie und Berichte zur Runenforschung von H. Arntzgenannt. Bei II. bespricht er kritisch hauptsächlich das Runenbuch (1943) von An-ders Bæksted.

In III. lehnt er die Herkunftstheorie von J. W. Hauer (1941) ab. Bemerkenswert istder abschließende Passus:

Es hätte sich kaum verlohnt, auf die völlig haltlose These Hauers so ausführlich einzugehen,wenn sie nicht mit Hilfe eines gewaltigen Propagandaapparates in den Kreisen deutscher, für dieRunen begeisterter Laienforscher beträchtliches Aufsehen erregt, bei den skandinavischen Ru-nenforschern aber das Ansehen der deutschen Geisteswissenschaft wiederum ähnlich wie beimFall H. Wirth aufs schwerste geschädigt hätte.29 Es schien daher geboten, einmal von fachwissen-schaftlicher Seite aus jenen Phantasien eindeutig entgegenzutreten […].

Krause hat diesen Standpunkt mehrfach vertreten und sein Wirken immer darauf ge-richtet, gegen die in der Nazizeit verbreiteten, populären völkischen und in der NS-Ideologie gegründeten Runenelaborate die fachwissenschaftliche und das heißt in er-ster Linie sprachwissenschaftliche Runologie zu setzen, gerade auch in allgemeinver-ständlichen, für ein breiteres Publikum bestimmten Schriften. Anregend beurteilte

28 S. Düwel 2009, S. 655.29 Vgl. dazu Düwel 2009, S. 659: „Nachdem im Dritten Reich die Runenkunde diskreditiert wordenwar, konnte das Göttinger [Runen-]Symposium [1995] dazu beitragen, die Runologie hierzulande wie-der in den europäischen Kontext und darüber hinaus einzubinden.“ S. auch Düwel 2001 = 2008,S. 224.

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12 Schriften zur Runologie

Krause sowohl die Kelchalpenhölzer-These (1942) von R. Pittioni als auch die Val Ca-monica-Forschungen von F. Altheim und E. Trautmann-Nehring, Kimbern und Runen(1942). Schließlich setzt er sich mit einem Beitrag über Ritzzeichnungen in Dreschten-nen (1942) auseinander. Sein Urteil über die Sinnbildforschung lautet:

Immer wieder und wieder muß betont werden, daß die Sinnbildforschung nur dann wissen-schaftlich brauchbar wird, wenn es ihr gelingt, die von ihr behandelten Sinnbilder oder Begriffs-zeichen wenigstens teilweise als wirklich alt und in einer festen Bedeutung zu erweisen.

Daß dies nicht gelungen ist, auch nicht gelingen konnte, war früh erkennbar und istwohl einer der Gründe dafür, daß Krause schon Ende der 30er Jahre kaum noch überSinnbilder geschrieben hat.

Im Abschnitt IV. bespricht Krause neue Hefte vom schwedischen Runenwerk(Västergötland, Uppland), vor allem aber Danmarks Runeindskrifter (1941/42), ab-schließend auch noch Islands Runeindskrifter (1942). Unter den Einzelarbeiten (V.)ragt die ausführliche Besprechung neuerer Arbeiten zum Sparlösa-Stein heraus(I. Lindquist 1940, H. Jungner 1939, O. von Friesen 1940, A. Nordén 1943). GegenEnde erwähnt er auch noch einige Arbeiten zu den Runica manuscripta, darunter eineeigene mit J. O. Plassmann zur hrabanischen Runenreihe.

Die Beschäftigung mit den Begriffsrunen hat Krause zu den Runennamen und ih-rer Untersuchung geführt. Am Beginn steht, durch andere Arbeiten angeregt, einesprachwissenschaftliche, religionsgeschichtliche, runologische Studie über den GottIng (1944), dessen Name bei der Ing-Rune begegnet. Krause widmet sich ausführ-lich den einzelnen Aspekten des Namens und seinen Verbindungen unter Beiziehungzahlreicher Runeninschriften. Das eigentlich Neue an der Darstellung steht im letzenTeil „X. Etymologie“. Hier vermag Krause für die Rückführung von germ. *Ingwaz aufidg. *enqu

ˆos ‘oder allenfalls *enk'uˆ

os’ erstmals eine Entsprechung aus dem Tochari-schen (B) enkwe ‘Mann’ beizubringen – dies ist nun eine Deutung, die Bestand habensollte.

Es folgen die Untersuchungen zu den Runennamen. In I (1946/1947) versuchtKrause, die bisher mit dem Namen germ. laguz ‘Wasser’ gebuchte l-Rune neu zu deu-ten, und zwar als germ. *laukaz ‘Lauch, Gedeihen’. So interessant dieser Versuch imBlick auf die Bedeutung der Lauch-Formel in der Runenüberlieferung ist, so kann erdoch nicht gegen die Mehrzahl der *laguz-Belege bestehen (vgl. Düwel 2001 = 2008,S. 201). In II (1948) ventiliert er den Zusammenhang von „Runennamen und Götter-welt“. Die intensive Betrachtung ergibt keine „überzeugende Erklärung für die Anord-nung der 24 Runennamen“. Doch kommt Krause zu dem Fazit: „In ihrer Gesamtheitstehen die Runennamen aber in engster Beziehung zur Götterwelt und werfen mit ih-ren mythischen Bedeutungen ein, wenn auch schwaches Licht in eine frühe Zeitstufeder religiösen Entwicklung, aus der wir sonst keine umfangreicheren literarischenZeugnisse besitzen“.

Bereits im Jahre 1935 hat Krause mit einem Archäologen zusammengearbeitetund publiziert, eine fachübergreifende Arbeitsweise, die seither Schule machen

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Einführung 13

sollte – Helmut Arntz bearbeitete mit dem Archäologen Hans Zeiss 1939 Die einhei-mischen Runendenkmäler des Festlandes – und in Krauses Runenedition (1966) „mitBeiträgen von Herbert Jankuhn“ kulminierte. Auf der Fibel von Bad Ems deutetKrause (1935) das bisher rätselhafte ubada unter Anwendung einer runographi-schen Regel (Nasalausfall vor homorganen Konsonanten) als umbada (aus *umbi-bada) ‘Umtröstung’, eine immer noch gültige Interpretation. In den Jahren nach1950 sind es in erster Linie Untersuchungen zu einzelnen Inschriften, darunter viel-fach Neufunde, die Wolfgang Krause veröffentlicht. Aus der Inschrift auf dem got-ländischen Runenstein von Pilgårds30 hat er das ebenso aufregend wie tragisch(für einen Teilnehmer) endende Wikingerunternehmen bei der Überwindung derDnjeprstromschnellen rekonstruiert. Es ist eine der ganz wenigen Arbeiten, in de-nen er eine in der jüngeren Runenreihe geschriebene Inschrift aus der Wikingerzeitbehandelt.

Erst 1956 konnte Krause seine bereits 1946 erarbeitete Deutung der Inschrift aufder Scheibenfibel von Schretzheim bekannt machen, und er bot seine Übersetzung –seinerzeit ging das noch in Latein – : „iter agitanti (dedicat) Leubo“. Gleichzeitig er-schien die große Studie über die Fibel von Beuchte, die kurz zuvor gefunden wordenwar. Gemeinsam mit dem Archäologen Franz Niquet, dem Anthropologen GerhardHeberer und dem Naturwissenschaftler Wilhelm Völksen wurde die Silberfibel nachallen Seiten hin untersucht. Ausführlich und mit weiten Ausgriffen in die Namen-kunde und unter Beiziehung runenmagischer Perspektiven hat Krause die Futhark-Abbreviatur und den Namen des Runenritzers Buirso = Buriso auf der Rückseite derFibelkopfplatte gedeutet.31 Als erster konnte Krause den A-Brakteaten aus dem Hortvon Sievern schon 1943 studieren. Nach erneuter Autopsie legt er sein Ergebnis 1957vor. Er erkennt die Verschreibung von wrilu für writu ‘ich schreibe’, liest aber die da-vor stehende Rune als l oder w. Erst später hat er sie als r und als Abkürzung fürr(unoR) identifiziert. „R(unen) schreibe ich“ ist die Aussage des im Bild dargestelltenGottes, der damit seine Verfügung über die „Macht der Schrift“ bekundet (vgl. Düwel2001 = 2008, S. 47).

In Runica III hat Krause über mehrere Inschriften in der älteren Runenreihe ge-handelt:32

30 Auch in verkürzter Form auf Schwedisch erschienen: En vikingefärd genom Djneprforsana (Got-ländskt Arkiv 1953, S. 7–13).31 Krause versteht die Futhark-Folge nebst den Einzelrunen z und j als Begriffsrunen, löst sie mit ih-ren Runennamen auf und bezieht die darin enthaltenen Kräfte auf die Fibelbesitzerin als lebende Per-son. Krause, damals schon erblindet, und seine Helfer bei der Autopsie (Agnes Krause, Franz Niquet)bemerkten nicht die Diskrepanz zwischen der abgenutzten Fibeloberfläche und den frisch erschei-nenden Runen. Daß diese also erst spät graviert wurden, vielleicht kurz vor der Niederlegung ins Grabals Beigabe, und damit für die Tote bestimmt waren, erkannte man viele Jahre später, s. Düwel 2001(= 2008), S. 18f.32 Die Zählung aus Runica I und II läuft weiter, hier daher 6.) usw.

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14 Schriften zur Runologie

1. Die schwierige Inschrift auf der Rosettenfibel von Næsbjerg liest er wara flusa(mit unsicherer Binderune lu und fraglichem Schluß -a): „Urnord. waraflusæ—würde mithin soviel wie ‘vorsichtig im Schwatzen’ = ‘Nichtschwätzer’ bedeuten[…], die Selbstbezeichnung eines Runenmagikers“.33

2. Bei den Runen auf dem Eibenholz-Kästchen von Stenmagle (Garbølle) hagira-dar : tawide : glaubt er den ersten der aus mehreren übereinandergesetztenPunkten bestehenden Trenner als Rune i lesen zu können, womit die Inschrift be-sagen wurde ‘H. machte hinein (die Runen)’, ein Vorschlag, der sich nicht haltenläßt.

3. Aus der Inschrift von Vetteland greift er besonders die Folge flagda-faikinaR istheraus, die er mit einem erschlossenen Subjekt, dem Bestattungsort nämlich,verbindet: „die Stätte um das Grab herum [ist] von bösen Mächten bedroht“.

4. In der oft angeführten Inschrift von Stentoften (vgl. Düwel 2001 = 2008, S. 21f.)findet Krause eine Lösung für die defekte 4. Zeile: „Hariwolafr mangu’s nu hle ‘H.ist jetzt für vieles (oder: in vielem) ein Schutz’“.

5. Abschließend bietet er eine Chronologie für die vier Blekinger Runensteine, die erschon 1937 vorgelegt hatte: 1.) Gummarp, 2.) Stentoften, 3.) Istaby, 4.) Björketorp,die er 1966 (S. 204) auch mit Jahreszahlen versehen wird: 600–625–650–675.34

Nach Gerd Høst hat sich Wolfgang Krause 1960 noch einmal an die Deutung der 52 Ru-nen auf dem Holzstab von Alt-Ladoga gewagt. Erstaunlich, wie unterschiedlich beiderInterpretation ausfällt (vgl. Düwel 2001 = 2008, S. 125f.): Høst als Teil eines Schild-gedichts mit den mythologischen Themen Thjazi, Skati und Gefjon, Riesen alle drei.Demgegenüber Krause als Halbstrophe eines eddischen Preisliedes als Gedenkin-schrift für einen toten Krieger: „Er starb (=gelangte nach seinem Tod) der oben (=übersich) mit einem (Grab-)Stein bekleidete Walter des Leichnams (= Krieger), der glei-ßende, der Männer Verderber, in die gewaltige Bahn der Pflüge (in die Erde)“.35 DieRunenfibel von Aquincum, einen bereits 1949 getätigten Fund, hat Wolfgang Krause1960 in Berlin im Original untersucht mit dem Ergebnis: Zeile A enthält ein Futhark-Zitat (f-k), Zeile B mit jlain knia führt zu keinem akzeptablen Vorschlag, wird aberteilweise in einem weiteren Artikel (1964), angeregt von Hans Kuhn, als kingia‘Spange’ verstanden. Später hat Grønvik36 diese Idee aufgenommen und mit der in-zwischen von Robert Nedoma am Original geprüften und bestätigten Lesung klainverbunden: „hübsche Spange“, eine durchaus passende Bezeichnung für den Gegen-

33 Die magische Interpretation von Runen betreffend, hat sich Krause eng an die norwegischen For-scher Magnus Olsen und Carl J. S. Marstrander angelehnt, insbesondere Olsen, Om Troldruner (1917),s. Düwel 1992, S. 92f.34 Birkmann (1995, S. 139ff.) kommt zu einer abweichenden früheren Zuweisung.35 Auch Ottar Grønvik hat einen eigenen Interpretationsversuch vorgenommen: Runeinnskriften fraGamle Ladoga. Et nytt tolkningsforslag. In: Norsk Lingvistisk Tidsskrift 22 (2004), S. 3–23.36 Grønvik 1985, S. 177ff.

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Einführung 15

stand selbst. Dies Beispiel zeigt, wie im Prozeß der runologischen Forschung, in derdie hervorragende Rolle Wolfgang Krauses deutlich wird, über Jahrzehnte hin einebefriedigende Inschriftendeutung erreicht werden kann. Die Runeninschrift auf demKamm von Heidaby (1963) husum /// ergänzt er kühn zu husum[utr : kar@i] ‘Hus-mund machte (den Kamm)’.

Ähnlich wie auf dem Holzstück von Alt-Ladoga hat Krause noch zweimal eine In-schrift auf einem Runenhölzchen aus Bergen – beide Male handelt es sich umeine Dróttkvætt-Strophe, das vornehmste Skaldenmaß – zu deuten versucht, einmal(1962) bei B 145=N 605 nach Transliteration der Runen durch Aslak Liestøl im Wett-bewerb mit Jón Helgason. Bei beiden ergibt sich eine lausavísa, ein Liebesgedicht, je-doch mit im einzelnen unterschiedlichen Kenningkonstruktionen. Es ist dies ein kefli,das nach der Strophe noch eine Zeile aus Vergils Bucolica (10. Ecloge, Vers 69) fest-hält: Omnia vincit Amor: et nos cedamus Amori. Die zweite Dróttkvætt-Strophe stehtauf einem runden Hölzchen (B 249) aus Bergen (1964). Wiederum ergeben sich dreivoneinander leicht abweichende Deutungen als einer Art Fluchstrophe, einen Mannbetreffend, der wohl versucht hat, dem König einen Silberfund vorzuenthalten.37

Beide Beiträge Krauses erscheinen in norwegischer Sprache. Sein Text ist übersetztworden, ohne daß dieser Tatbestand oder der Übersetzer genannt werden.38

Die Hamletstrophe Snæbjorns (1969) deutet Krause neu, indem er eine Verschrän-kung von Kenninggliedern annimmt, hier Amló6a li6-meldr als „Amló6a li6s meldr‘das Mahlgut des Rauschtranks Amlodis’; Amlodis Rauschtrank ist das aufgeregteMeer und dessen Mahlgut alles, was vom Meere zermahlen wird.“ Darüber hinaus be-handelt er in einem Exkurs das Eibenstäbchen von Westeremden (B), das einen Ru-nen-Zauberspruch enthalten soll mit Amlod sozusagen als Wellenbrecher. Krausemacht auf eine Reihe von Merkwürdigkeiten aufmerksam, die einen Fälschungs-verdacht bestätigen, ohne freilich einen überzeugenden Nachweis führen zu kön-nen.39

37 Beide angeführten Strophen finden sich erneut gedeutet bei Marold 1998, S. 688f. „Der alte Windder Fels-Nornen [SINN] wandte sich früh der gefährlichen, schönen Festhalte-Fichte des Scheiterhau-fens der Fischströmung [FRAU] zu. Den Baum des ?orn-Mahlkasten des ?undr [DICHTER] hat derWahnwitz (?) des Festlärms der Wohnung der Hexe der Zauberzäume [SCHADENBRINGENDE FRAU]festgehalten“, bzw. S. 675f. „Spät ist es, den Silberklumpen, den Sveinn dynta unter den Bergkristal-len fand, als Gabe zu geben – das sagt das Kriegsvolk des Ehrenreichen mit dem Herrn. Habe der, derden herrlichen Vernichter des Meeresfeuers (Meeresfeuer = Gold, Vernichter des Goldes = Fürst) be-log, Gottes Zorn – diese Strafe erbitte ich für den dem Volk verhaßten Trotzer“.38 Da der akademische Unterricht zu Krauses Zeit in der Regel auf Deutsch stattfand, läßt sich überseine praktizierten Fremdsprachenkenntnisse nichts sagen. Bekannt ist nur, daß er die schwedischeSprache bevorzugte.39 In der neueren Forschung (Seebold 1990; Looijenga 2003, S. 312) wurde der Fälschungsverdachtaufgegeben. Das gleiche gilt für die Weser-Runenknochen. In dem Beitrag Zur Echtheit der Weserru-nen (1938) versuchte Krause den Fälschungsverdacht zu erhärten, doch konnte Peter Pieper (1989)fünfzig Jahre später die Authentizität für die meisten Inschriften aufzeigen.

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16 Schriften zur Runologie

Die gotische Inschrift von Letcani (1969) ist Krauses letzte runologische Inschrif-tendeutung. Die Inschrift auf einem tönernen Spinnwirtel, einer Grabbeigabe des4. Jh., lag Krause nur im Foto eines abgedrückten Abgusses vor, einer der wenigenFälle, in denen er das Original nicht vor sich hatte. Die Runen idonsufthte : rano deu-tete er als „Idos Gewebe (ist das?) hier – Rango.“ Spätere Untersuchungen des Origi-nals führten zwar zu abweichenden Lesungen, ohne jedoch zu einer überzeugendensprachlichen Deutung zu gelangen.40

Die hier gebotene Auswahl von kleinen Schriften zur Runologie von WolfgangKrause schließt mit einem seine weitgespannten Interessen dokumentierenden undzugleich knapp und genau den Sachverhalt abhandelnden Kabinettstück: Zur Her-kunft von finn. runo ‘Lied’, das mit der Jahreszahl 1969 im Jahr seines Todes (1970) er-schien. Das finn. runo ‘Lied’ hat, wie Krause zeigt, nichts mit germ. *runo ‘Geheimnis,Rune’ zu tun; denn er hält fest,

dass in allen Fällen zur Zeit der ur- und altnordischen Sprachperiode der Begriff des Geheimnis-vollen den geistig grundlegenden Kern aller Bedeutungsentfaltungen bildet. Gerade dieser Be-deutungskern fehlt aber […] dem finn. runo.

Den frühesten Zugriff auf eine Entsprechung bietet die Fluchformel in der Inschriftvon Björketorp (spätes 7. Jh.) mit haidr-runo ronu falahak haidera gina-runar, ‘DerGlanzrunen Reihe barg hier ich, Zauberrunen’. Nimmt man eine

Entlehnung von finn. runo aus urgerm. *runon oder eher urn. runo ‘Reihe’, ‘Reihenfolge von Wör-tern’ [an, ergibt sich] sowohl formal wie bedeutungsmässig eine nahezu vollständige Überein-stimmung zwischen dem finnischen und dem germanischen Etymon.

Und zugleich leitet dieser Beitrag hin auf die Auswahl der Schriften zur Sprachwissen-schaft von Wolfgang Krause.

Anhang zur Einführung41 41

Darstellungen, Würdigungen, Nachrufe

Hans Hartmann / Hans Neumann: Vorwort. In: Indogermanica. Festschrift für Wolfgang Krause zum65. Geburtstag am 18. September 1960 von Fachgenossen und Freunden dargebracht. Heidel-berg 1960.

Günter Neumann unter Mitarbeit von Klaus Düwel: Alust – ein krimgotischer Ortsname? In: Zeitschriftfür vergleichende Sprachforschung 98 (1985), S. 280–284: In dankbarer Erinnerung an Wolf-gang Krause, geb. 18.9.1895.

40 S. Looijenga 2003, S. 171ff.41 Alle angegebenen Internetadressen wurden zuletzt am 8. Februar 2013 eingesehen.

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Einführung 17

Herbert Jankuhn: Wolfgang Krause. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen(1970, erschienen 1971), S. 71–76.

Wolfgang Lange: Wolfgang Krause. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 3 (1971), S. 337–341.Gerd Høst: Professor Dr. phil. Wolfgang Krause in memoriam. In: Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap

25 (1971), S. 43–44.Werner Thomas: Krause, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 709–710.Ulrich Hunger: Die Runenkunde im Dritten Reich. Ein Beitrag zur Wissenschafts- und Ideologiege-

schichte des Nationalsozialismus (Europäische Hochschulschriften Reihe III: Geschichte undihre Hilfswissenschaften 227). Frankfurt am Main u.a. 1984, bes. S. 70–95, 220–237.

Fritz Paul: Fünfzig Jahre Skandinavistik an der Georg-August-Universität Göttingen (Privatdruck1985).online unter http://www.uni-goettingen.de/de/91592.html

Klaus Düwel: Wolfgang Krause. In: Lexicon Grammaticorum, hg. von Harro Stammerjohann, 1996,S. 532–533 (2. Aufl. 2009, S. 838–839).

Klaus Düwel: Wolfgang Krause. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 17 (2001),S. 320–324.

Günter Neumann: Wolfgang Krause: 1895–1970. In: Göttinger Gelehrte. Die Akademie der Wissen-schaften zu Göttingen in Bildnissen und Würdigungen 1751–2001. 2 Bde. Hg. von Karl Arndt et al.Göttingen 2001, S. 486–487.

Ulrich Hunger: Wolfgang Krause. In: Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Hg. von Chri-stoph König, 2003, S. 1016–1017.

Klaus Düwel: Runenkunde = Düwel 2001 = Düwel 2008, S. 223–224.Bernard Mees: The Science of the Swastika. Budapest 2008, passim.Klaus Düwel: Runenforschung in Göttingen. In: Historia archaeologica. Festschrift für Heiko Steuer

zum 70. Geburtstag. Hg. von Sebastian Brather et al. (Ergänzungsbände zum Reallexikon dergermanischen Altertumskunde 70). Berlin/New York 2009, S. 623–660, bes. 640–657.

Wolfgang Krause (Sprachwissenschaftler). In: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf-gang_Krause_%28Sprachwissenschaftler%29

Weiterführende Literatur

Axboe, Morten / Heizmann, Wilhelm (Hgg.) 2011. Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit –Auswertung und Neufunde (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertums-kunde 40). Berlin/New York.

Birkmann, Thomas 1995. Von Ågedal bis Malt. Die skandinavischen Runeninschriften vom Ende des 5.bis Ende des 9. Jahrhunderts (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertums-kunde 12). Berlin/New York.

Düwel, Klaus 1992. Runen als magische Zeichen. In: Peter Ganz (Hg.), Das Buch als magisches und alsRepräsentationsobjekt (Wolfenbüttler Mittelalter-Studien 5). Wiesbaden, S. 87–100.

Düwel, Klaus 2001 = 2008. Runenkunde (Sammlung Metzler). Stuttgart/Weimar. [Die 3., vollständigneu bearbeitete Auflage und die 4., überarbeitete und aktualisierte Auflage sind bis auf die Lite-raturverzeichnisse seitengleich.]

Grønvik, Ottar 1985. Über den Lautwert der Ing-Runen und die Auslassung von Vokal in den älterenRuneninschriften. In: Indogermanische Forschungen 90, S. 168–195.

Heizmann, Wilhelm 2011. Die Formelwörter der Goldbrakteaten. In: Morten Axboe / Wilhelm Heiz-mann (Hgg.), Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde (Ergän-zungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 40). Berlin/New York,S. 525–601.

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18 Schriften zur Runologie

Looijenga, Tineke 2003. Text and Contexts of the Oldest Runic Inscriptions (The Northern World 4).Leiden.

Marold, Edith 1998. Runeninschriften als Quelle zur Geschichte der Skaldendichtung. In: Klaus Düwelin Zusammenarbeit mit Sean Nowak (Hg.), Runeninschriften als Quellen interdisziplinärer For-schung. Abhandlungen des Vierten Internationalen Symposiums über Runen und Runeninschrif-ten in Göttingen (4.–9. August 1995) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischenAltertumskunde 15). Berlin/New York, S. 676–693.

Pieper, Peter 1989. Die Weser-Runenknochen. Neue Untersuchungen zur Problematik: Original oderFälschung. Oldenburg.

Seebold, Elmar 1990. Die Inschrift B von Westeremden und die friesischen Runen. In: Rolf H. BremmerJr. / Jan van der Meer / Oebele Vries (Hg.), Aspects of Old Frisian Philology (Amsterdamer Bei-träge zur älteren Germanistik 31/32 – Estrikken 69). Amsterdam u.a., S. 408–427.

Schriftenverzeichnisse von Wolfgang Krause und Nachträge

Es liegen folgende drei Schriftenverzeichnisse vor:

[Agnes Krause]: Verzeichnis der Schriften von Wolfgang Krause in: Indogermanica. Festschrift fürWolfgang Krause zum 65. Geburtstag am 18. September 1960 von Fachgenossen und Freundendargebracht. Heidelberg 1960.

Wolfgang Lange: Verzeichnis der Schriften von Wolfgang Krause nach 1960. In: Jahrbuch für Interna-tionale Germanistik III (1971), S. 339–341.

Agnes Krause: Verzeichnis der Publikationen von Wolfgang Krause, geb. 18.9.1895, gest. 14.8.1970.Zu seinem 80. Geburtstag zusammengestellt, in: Indogermanische Forschungen 79 (1974,erschienen 1975), S. 174–190. [Nicht alle von Lange 1971 aufgenommenen Titel finden sich auchbei A. Krause 1974.]

Nachträge:Nach 1926, Nr. 26Eduard Hermann: Litauische Studien: Eine historische Untersuchung schwachbetonter Wörter im

Litauischen. Mit einem Wort- und Sachverzeichnis von Wolfgang Krause (Abhandlungen derGesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philol.-Hist. Klasse N.F. 19,1). Berlin.

Nach 1939, Nr. 110Wolfgang Krause: Eduard Hermann, 70 Jahre: 19. Dezember 1939 [Glückwunschadresse], 18 S., 40.

Nach 1952, Nr. 155Wolfgang Krause: Die Runeninschrift auf der Scheibenfibel von Schretzheim. In: Robert Roeren, Das

alemannische Reihengräberfeld von Schretzheim. Diss. Phil. Tübingen 1953 (masch.),S. 260–263.

Nach 1964, Nr. 191Werner Thomas: Tocharisches Elementarbuch unter Mitwirkung von Wolfgang Krause, Bd. 2: Texte

und Glossar. Heidelberg.

Nach 1969, Nr. 206Wolfgang Krause / Klaus Düwel: Report on a Runic Bibliography. In: Medieval Scandinavia 2,

S. 160–162.

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Einführung 19

Nach 1970, Nr. 207Runen: 2. Aufl. = Nachdruck 1993. Übersetzung ins Französische durch Alain Marez 1995: Les runes

ou l’écriture des Vikings et des anciens Germains. Edition du Porte-Glaive (Patrimoine de l‘Eu-rope), Paris.

Wolfgang Krause / Klaus Düwel: Eine Bibliographie der Runeninschriften nach Fundorten. In: Jahr-buch für Internationale Germanistik II, 1, 175.

Beiträge zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 1 (1973)Lief. 2/1970 Alt-Ladoga 1, § 5 Runologisches, S. 224–225.Lief. 3/1971 Amulett, § 4 Runeninschriften, S. 271–272.Lief. 5/1973 Auzon, das Bilder- und Runenkästchen, § 9, S. 522–523.

Wolfgang Krause†: Zur Inschrift der Runenfibel von Donzdorf. In: Günther Haseloff, Die germanischeTierornamentik der Völkerwanderungszeit. Studien zu Salin’s Stil I (Vorgeschichtliche Forschun-gen Bd. 17 III). Berlin/New York 1981, S. 722–723.

In meinen Unterlagen findet sich ein Aufsatz El lenguaje de los signos runicos,S. 135–142 ohne bibliographischen Nachweis. Von Agnes Krauses Hand ist vor dem Ti-tel der Name Krause notiert. Es ist nicht gelungen, eine spanische Zeitschrift zu ermit-teln, in der dieser Aufsatz, wahrscheinlich in den 30er Jahren, erschienen wäre.

Zum Nachlass

Der von Hunger (2003, S. 1017) erwähnte Nachlassbestandteil: „einige Aktenordnermit wiss. Korrespondenz (über ein Register erschlossen)“ befindet sich seit 2006 inder Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek unter der Inv.Nr. Acc. Mss.2006. 28 (17 Kästen, 1 Kästchen). Das Findbuch ist zugänglich unterhttp://hans.sub.uni-goettingen.de/nachlaesse/Krause.pdf

Es handelt sich um 240 Korrespondenzen mit deutschen Gelehrten und Privatper-sonen (Franz Altheim – Eberhard Zwirner), Briefe und Briefwechsel mit Gelehrtenin allen europäischen Ländern (insbesondere Dänemark, Norwegen und Schweden),dazu auch die Vereinigten Staaten von Amerika und Indien. Ferner Briefwechsel mitVerlagen, Redaktionen und der Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie Vor-träge, Reisen und Personalangelegenheiten, schließlich Manuskripte und Material-sammlungen zu diversen Themen samt (unvollständigen) Vorlesungsmitschriften (SS1915 J. Wackernagel, Geschichte der griech. Sprache; WS 1917/18: F.C. Andreas, Gra-phik des Awesta). Zum Nachlass gehört ein Personen- und Körperschaftsregister. DieAkten wurden mir geraume Zeit nach Krauses Tod von der Witwe Agnes Krause über-geben, die zuvor allen Schriftverkehr und evtl. vorhandene Materialien die NS-Ver-bindungen betreffend entnommen und vernichtet hatte.

Göttingen 2013 Klaus Düwel

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