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SCHÜTTGUTSPEICHER ZUR EFFIZIENZSTEIGERUNG VON DRUCKLUFTSPEICHERKRAFTWERKEN Paul Michael Rundel* 1 , Rainer Scholz 1 , Robert Daschner 1 , Samir Binder 1 , Andreas Hornung 1,2 1. Hintergrund Die Energiewende macht den Einsatz neuer Technologien unabdingbar, da Erneuerbare Energien nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung stehen. Zur Lösung dieser Problematik rückt der Einsatz von neuen Druckluftspeicherkraftwerken (CAES) immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Diese gleichen die fluktuierende Energie der Windkraft aus, indem Druckluft per Überschussstrom verdichtet und in Salzkavernen gespeichert wird. Zu Spitzenlastzeiten wird die Druckluft über Turbinen und Generatoren wieder in elektrische Energie umgewandelt und in das Stromnetz eingespeist. Die thermische Energie des Verdichtungsprozesses wird derzeit allerdings ungenutzt an die Umgebung abgeführt. Beim Entladen der Druckluftspeicher muss über die Zufuhr von thermischer Energie aus Verbrennungsprozessen die Druckluft auf den Eintrittszustand in die Turbine erwärmt werden. Die thermische Energie kann alternativ auf geeignete Speichermaterialien übertragen (AA-CAES) und bei Bedarf wieder in den Energieprozess zurückgeführt werden. Für die Speicherung der Verdichtungsenergie bieten sich Schüttgutmaterialien an, welche in Kooperation mit den Energieversorgern E.ON Storage GmbH, EnBW Energie Baden-Württemberg AG und EDF bei Fraunhofer UMSICHT in einer Versuchsanlage analysiert wurden. 2. Methodik Für die Simulation eines Jahresbetriebes wurde ein Demonstrationsspeicher mit direkter Wärmeübertragung im Technikumsmaßstab ausgelegt, in dem Schüttgüter auf die Eignung als thermisches Speichermaterial getestet werden können. Die Auswahl der Schüttgüter erfolgt in Abhängigkeit der physikalischen Parameter unter Betriebsbedingungen, der Langzeitstabilität und der Materialkosten. Als Wärmequelle wird ein Erdgasbrenner mit einer Leistung von 100 kW verwendet, der Heizgastemperaturen bis ca. 700 °C erzeugen kann. Da der Druck keinen Einfluss auf die thermische Speicherfähigkeit der Schüttgüter ausübt, sondern nur auf die Durchströmungsbedingungen des Schüttgutes, konnte die Testanlage für den normalen Umgebungsdruck von etwa 1 bar ausgelegt werden. Für einzustellende Betriebszustände der Anlage können der Volumenstrom der Heizphase, der Volumenstrom der Kühlphase, die Heizzeit oder die Endtemperatur der Heizphase im Gasraum am Kolonnenkopf und die Kühlzeit gewählt werden. Hiermit können definierte Heiz- und Kühlzyklen über einen vorgegebenen Zeitraum gefahren werden. Die Temperaturmessstellen wurden in unterschiedlichen Höhen verteilt über den Umfang der Schüttgutkolonne gewählt. Zusätzlich können die Temperaturmessstellen mit unterschiedlichen Wandabständen in dem Speicher, der aus drei Kolonnenschüssen besteht, integriert werden. Der Druckverlust über die gesamte Schüttungshöhe 1 Paul Michael Rundel, Rainer Scholz, Robert Daschner, Samir Binder, Andreas Hornung, Fraunhofer UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, An der Maxhütte 1, D-92237 Sulzbach-Rosenberg, E-Mail: [email protected], www.umsicht-suro.fraunhofer.de 2 Andreas Hornung, European Bioenergy Research Institute - EBRI, School of Engineering & Applied Science, Aston University, Birmingham B4 7ET, England UK, www.ebri.org.uk 13. Symposium Energieinnovation, 12. bis 14. Februar 2014, Technische Universität Graz, www.EnInnov.TUGraz.at

SCHÜTTGUTSPEICHER ZUR … · Wärmeübertragung im Technikumsmaßstab ausgelegt, in dem Schüttgüter auf die Eignung als thermisches Speichermaterial getestet werden können. Die

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Page 1: SCHÜTTGUTSPEICHER ZUR … · Wärmeübertragung im Technikumsmaßstab ausgelegt, in dem Schüttgüter auf die Eignung als thermisches Speichermaterial getestet werden können. Die

SCHÜTTGUTSPEICHER ZUR EFFIZIENZSTEIGERUNG VON

DRUCKLUFTSPEICHERKRAFTWERKEN

Paul Michael Rundel*1, Rainer Scholz1, Robert Daschner1, Samir Binder1, Andreas Hornung1,2

1. Hintergrund Die Energiewende macht den Einsatz neuer Technologien unabdingbar, da Erneuerbare Energien

nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung stehen. Zur Lösung dieser Problematik rückt der

Einsatz von neuen Druckluftspeicherkraftwerken (CAES) immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit.

Diese gleichen die fluktuierende Energie der Windkraft aus, indem Druckluft per Überschussstrom

verdichtet und in Salzkavernen gespeichert wird. Zu Spitzenlastzeiten wird die Druckluft über Turbinen

und Generatoren wieder in elektrische Energie umgewandelt und in das Stromnetz eingespeist. Die

thermische Energie des Verdichtungsprozesses wird derzeit allerdings ungenutzt an die Umgebung

abgeführt. Beim Entladen der Druckluftspeicher muss über die Zufuhr von thermischer Energie aus

Verbrennungsprozessen die Druckluft auf den Eintrittszustand in die Turbine erwärmt werden. Die

thermische Energie kann alternativ auf geeignete Speichermaterialien übertragen (AA-CAES) und bei

Bedarf wieder in den Energieprozess zurückgeführt werden. Für die Speicherung der

Verdichtungsenergie bieten sich Schüttgutmaterialien an, welche in Kooperation mit den

Energieversorgern E.ON Storage GmbH, EnBW Energie Baden-Württemberg AG und EDF bei

Fraunhofer UMSICHT in einer Versuchsanlage analysiert wurden.

2. Methodik Für die Simulation eines Jahresbetriebes wurde ein Demonstrationsspeicher mit direkter

Wärmeübertragung im Technikumsmaßstab ausgelegt, in dem Schüttgüter auf die Eignung als

thermisches Speichermaterial getestet werden können. Die Auswahl der Schüttgüter erfolgt in

Abhängigkeit der physikalischen Parameter unter Betriebsbedingungen, der Langzeitstabilität und der

Materialkosten. Als Wärmequelle wird ein Erdgasbrenner mit einer Leistung von 100 kW verwendet,

der Heizgastemperaturen bis ca. 700 °C erzeugen kann. Da der Druck keinen Einfluss auf die

thermische Speicherfähigkeit der Schüttgüter ausübt, sondern nur auf die

Durchströmungsbedingungen des Schüttgutes, konnte die Testanlage für den normalen

Umgebungsdruck von etwa 1 bar ausgelegt werden.

Für einzustellende Betriebszustände der Anlage können der Volumenstrom der Heizphase, der

Volumenstrom der Kühlphase, die Heizzeit oder die Endtemperatur der Heizphase im Gasraum am

Kolonnenkopf und die Kühlzeit gewählt werden. Hiermit können definierte Heiz- und Kühlzyklen über

einen vorgegebenen Zeitraum gefahren werden. Die Temperaturmessstellen wurden in

unterschiedlichen Höhen verteilt über den Umfang der Schüttgutkolonne gewählt. Zusätzlich können

die Temperaturmessstellen mit unterschiedlichen Wandabständen in dem Speicher, der aus drei

Kolonnenschüssen besteht, integriert werden. Der Druckverlust über die gesamte Schüttungshöhe

1 Paul Michael Rundel, Rainer Scholz, Robert Daschner, Samir Binder, Andreas Hornung, Fraunhofer UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, An der Maxhütte 1, D-92237 Sulzbach-Rosenberg, E-Mail: [email protected], www.umsicht-suro.fraunhofer.de 2 Andreas Hornung, European Bioenergy Research Institute - EBRI, School of Engineering & Applied Science, Aston University, Birmingham B4 7ET, England UK, www.ebri.org.uk

13. Symposium Energieinnovation, 12. bis 14. Februar 2014, Technische Universität Graz, www.EnInnov.TUGraz.at

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erfolgte als Differenzdruckmessung mit einer Druckmessdose. Die Integration der Anlage im

Technikum von Fraunhofer UMSICHT und das Anlagenschema sind in Abbildung 1 dargestellt.

Fan MFU 1

Mixing chamberT = 600°C

Exhaust gas

YM 5

Tmax= 220°C V = 1200 m³/h

YM 1

YM 2 YM 3

YM 4

Gas burner

T = 30°C V =300 Nm³/h

Heating phaseCooling phase

100

TIR

PIR

10

20

TIR

30

TIR

40

TIR

50

TIR

70

TIR

80

130

TIR

110

TIR

110

∆PIR

110

PIR

120

TIR

120

∆PIR

120

PIR

∆PIR

10

YM 6 YM 7

YM 8 60

TIR

2 1

FIRFIR

Strainmeasure-

ment

10

TIR

TIR

140

TIR

Strainmeasure-

ment

Water injection

Abbildung 1: Technikumsanlage Schüttgutspeicher für AA-CAES bei Fraunhofer UMSICHT (Su-Ro)

3. Ergebnisse Zur Überprüfung der Speicherung thermischer Energie für ein Druckluftspeicherkraftwerk werden

Speichermaterialien in Schüttgutwärmeübertragern experimentell untersucht.

Die Speichermaterialien werden in einer Schüttgutkolonne bei einer Schütthöhe von 1,20 m axial vom

Boden zum Kopf der Kolonne mit dem Abgas einer Erdgasflamme durchströmt. Wie im realen Betrieb

ist dieTemperatur des Gases 600 °C. Anschließend wurde die im Schüttgut gespeicherte thermische

Energie im Gegenstrom auf Luft übertragen. Thermisches Laden und Entladen von jeweils 700 Zyklen

entsprach einem Jahreszyklus des thermischen Speichers für ein Druckluftspeicherkraftwerk. Die

Auswertung der Messdaten ergab, dass die Temperatur des Gases beim Entladevorgang des

thermischen Speichers nur um 45 bis 50 K unter der Ladetemperatur liegt.

Die Wirkungen der mechanischen Wechselbelastung von Schüttgut und Kolonnenwand durch die

wechselnde thermische Ausdehnung der Materialien wurde durch Druckmessungen und mit

Dehnungsmessstreifen erfasst. Während der Testphasen konnte für die analysierten Schüttgüter kein

Anstieg des Druckverlustes, was auf schwerwiegende Zerstörung der Schüttgüter hinweisen würde,

festgestellt werden.

4. Zusammenfassung und Ausblick Druckluftspeicherkraftwerke stellen zukünftig eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Lösung für die

Speicherung von Überschussstrom aus Windkraftanlagen dar. Um die Effizienz und den Wirkungsgrad

der Kraftwerke zu steigern, sollte die Abwärme aus dem Verdichtungsprozess der Luft in

Wärmespeichern zwischengespeichert und als Prozessenergie bei Strombedarf zur Verfügung gestellt

werden. Für die Erforschung von Schüttgutmaterialien für die Hochtemperatur-Wärmespeicherung

wurde in Zusammenarbeit mit E.ON Storage GmbH, EnBW Energie Baden-Württemberg AG und EDF

bei Fraunhofer UMSICHT ein Demonstrator zur Simulation eines Jahresbetriebes errichtet. Die

Langzeitstabilität und die Speicherfähigkeit der thermischen Energie konnte bei den analysierten

Schüttgutmaterialien erfolgreich nachgewiesen werden, wobei sich nur eine geringfügige Differenz

zwischen Be- und Entladetemperatur von ca. 50 K ergab.

13. Symposium Energieinnovation, 12. bis 14. Februar 2014, Technische Universität Graz, www.EnInnov.TUGraz.at