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Mosambik-Rundbrief Nr. 83 • Dezember 2011 14 Schwerpunkt | Vom Reichtum in der Armut Vom Reichtum in der Armut Rohstoffabbau und Verteilungskonflikte in Mosambik

Schwerpunkt | Vom Reichtum in der Armut ... - kkmosambik.de · ski ist ein Ausschnitt aus der Hintergrundstudie zum Rohstoffthema, die derzeit vom KKM er-stellt wird. Die Autorin

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Page 1: Schwerpunkt | Vom Reichtum in der Armut ... - kkmosambik.de · ski ist ein Ausschnitt aus der Hintergrundstudie zum Rohstoffthema, die derzeit vom KKM er-stellt wird. Die Autorin

Mosambik-Rundbrief Nr. 83 • Dezember 201114

Schwerpunkt | Vom Reichtum in der Armut

Vom Reichtum

in der Armut

Rohstoffabbau und Verteilungskonflikte

in Mosambik

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Vom Reichtum in der Armut – Rohstoffabbau und Verteilungskonflikte in Mosambik 15

Mosambik könnte in zehn Jahren kom-plett unabhängig von externer Hilfe sein. So errechnete es der mosam-

bikanische Ökonom Carlos Nuno Castel-Branco. Voraussetzung: Der Staat muss die Mega- und Großprojekte in Mosambik genauso besteuern, wie die mittleren und kleinen mosambikani-schen Unternehmen.

Mosambik wird seit einiger Zeit als „Neurei-cher“ im Bezug auf einige Rohstoffvorkommen gehandelt. Bisher befinden sich die meisten Pro-jekte im Bereich der Extraktiven Industrien in Mosambik noch in der Erkundungsphase, einige Unternehmen haben allerdings schon mit dem Abbau begonnen. Die mosambikanische Regie-rung bewirbt die noch nicht vergebenen Kon-zessionen massiv bei internationalen Konzernen.

Gleichzeitig wurde in den letzten Monaten die Kritik an der Vergabe der Lizenzen immer lauter. Die Frage, warum Mosambik seit Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von sieben bis acht Prozent aufweist, gleichzei-tig sich der Anteil der Menschen, die in Armut leben, aber kaum reduzierte, wird derzeit in der mosambikanischen Öffentlichkeit diskutiert. In der Vergangenheit trugen die so genannten Me-gaprojekte, obwohl sie einen Großteil des BIP ausmachen, kaum zu den Steuereinnahmen Mo-sambiks bei, weil die Verträge großzügige Steue-rerleichterungen beinhalten. Aufgrund massiver Kritik seitens zivilgesellschaftlicher Gruppen wurden einige Gesetzesänderungen in Angriff genommen, die dem mosambikanischen Staat künftig mehr Einnahmen aus den Großprojekten verschaffen sollen. Die Frage, ob es Mosambik gelingen wird, aus dem Rohstoffreichtum einen

„Rohstoffsegen“ für alle Bevölkerungsgruppen werden zu lassen, ist eine der elementarsten Fragestellungen der nächsten Jahre. Werden ge-eignete Instrumente geschaffen, die eine gerech-te Teilhabe der gesamten Bevölkerung an den Einnahmen garantieren und damit zur Armuts-bekämpfung beitragen? Werden ökologische und soziale Belange bei der Vergabe der Lizenzen be-rücksichtigt?

Ebenso wichtig wie die politische Lage in Mosambik sind aber auch die (handlungs-)politi-schen Rahmenbedingungen in den Ländern des Nordens. Das Thema Rohstoffe steht bereits seit einigen Jahren auf der Agenda der Europäischen Union und Deutschland. So verabschiedete die Bundesregierung im Oktober 2010 (unter Feder-führung des Wirtschaftsministeriums) eine „Roh-stoffstrategie“, die in erster Linie dazu beitragen soll, die Rohstoffversorgung der deutschen Indus-trie zu sichern. Der Prozess der Ausarbeitung der Strategie erfolgte völlig intransparent, da diese fast ausschließlich innerhalb der Bundesregie-rung und der Industrie diskutiert wurde, die

deutsche Zivilgesellschaft wurde nicht in den Prozess einbezogen. Dies führte dazu, dass so-ziale, ökologische, menschenrechtliche und frie-denspolitische Aspekte, die integraler Bestandteil deutscher Rohstoff- und Handelspolitik sein müs-sen, bisher fehlen. Dabei trägt Deutschland eine Mitverantwortung dafür, dass der Abbau von Rohstoffen nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt in den Abbauländern erfolgt.

Bisher sind deutsche Unternehmen noch nicht sonderlich präsent in Mosambik, dies könnte sich aber bald ändern, denn es gab dieses Jahr in Deutschland bereits mehrere Treffen zwi-schen VertreterInnen der deutschen Wirtschaft und Repräsentanten aus Mosambik, wie z. B. den deutsch-mosambikanischen Wirtschaftstag in Frankfurt a. M. am 12. September, bei dem es primär um Rohstoffe ging. Im Oktober fand zudem eine Unternehmerreise nach Mosambik zu dem Thema statt.

Der Schwerpunkt vermittelt einen Einblick in die derzeitigen Entwicklungen im Rohstoffsek-tor in Mosambik und formuliert die spezifischen Herausforderungen, die damit verbunden sind.

Den Einstieg ins Thema der Ressourcen bietet der Artikel von Evelyn Bahn zum Thema „Biok-erosin“. Lufthansa testet derzeit die einst hoch gelobte Alternative zum Erdöl und bezieht dafür auch Jatrophanüsse aus Mosambik.

Eine weitere wichtige Ressource, die immer wieder für Schlagzeilen in Mosambik sorgt, ist Holz. Rainer Tump schildert in seinem Artikel ein problematisches Vorhaben eines norwegi-schen Unternehmens, das in Nampula auf ins-gesamt 70 000 Hektar Eukalyptus anpflanzen möchte. Eukalyptus ist dafür bekannt, Unmen-gen an Wasser zu brauchen, wodurch der Zu-gang zu Wasser und damit auch zu Nahrung der lokal ansässigen Bevölkerung akut bedroht wird.

In dem Artikel „Ran an den Stoff“ schildert Nicola Jaeger die Inhalte der deutschen und eu-

ropäischen Handels- und Rohstoffpolitik. Statt mit der neuen Strategie den Druck im Wettlauf um die weltweiten Rohstoffe weiter zu erhöhen, sollten Deutschland und die EU einen Trans-formationsprozess hin zu einem nachhaltigen Wirtschaftsmodell mit geringen Ressourcenver-brauch einleiten, das auf Wiederverwertung, mehrfacher Nutzung und Naturverträglichkeit von Produkten basiert.

Einnahmen aus natürlichen Rohstoffen kön-nen einen großen Beitrag zur Entwicklung eines Landes leisten, wenn dies verantwortungsvoll und transparent geschieht. In dem Beitrag von Matthias Großmann schildert dieser verschieden Ansätze zur Förderung guter Rohstoffgovernance.

Der Artikel von Thomas Selemane gibt einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Extraktiven Industrien in Mosambik. Im Anschluss an den Artikel ist ein Interview mit ihm abgedruckt, wo einige Aspekte noch einmal besonders erläutert werden.

2011 wurde zum „Jahr der Kohle“ in Mosam-bik ausgerufen. Der Artikel von Monika Orlow-ski ist ein Ausschnitt aus der Hintergrundstudie zum Rohstoffthema, die derzeit vom KKM er-stellt wird. Die Autorin schildert sehr eindrück-lich, welchen Einfluss der Kohleabbau bereits auf die Region Tete hat und wie das Leben der Menschen davon beeinflusst wird.

Goldrausch, Goldfieber, Goldgräberatmosphä-re – Zum Abschluss des Schwerpunktes nimmt uns Judith Christner mit auf eine Reise in das Goldabbaugebiet Manica. Sie führt uns zu den

„Garimpeiros“, den Gold-KleinschürferInnen, und zu der offiziellen Goldmine und schildert die sehr unterschiedlichen Lebens- und Arbeits-bedingungen der Menschen vor Ort.

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Schwerpunkt | Vom Reichtum in der Armut

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Schwersandabbau in Moma. Foto: Petra Aschoff