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06.04.2016 1 Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe Dr. Sandra Adami Diplompsychologin Gesprächspsychotherapeutin (GwG), Psychoonkologin (DKG) Kontakt: [email protected] Was wir tun können, um uns vor Burnout zu schützen Riegel, 04. April 2016 Dr. S. Adami –Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe Riegel, 04. April 2016 Selbstreflexion – Motivation Warum tue ich, was ich tue? Warum engagiere ich mich in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit?

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06.04.2016

1

Selbstfürsorge in der

ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Dr. Sandra AdamiDiplompsychologin

Gesprächspsychotherapeutin (GwG), Psychoonkologin (DKG)

Kontakt: [email protected]

Was wir tun können,

um uns vor Burnout

zu schützen

Riegel, 04. April 2016

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Selbstreflexion – Motivation

Warum tue ich, was ich tue?

• Warum engagiere ich mich in der

ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit?

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

ehrenamtliche

Flüchtlings-Hilfe

• Ehre

Anerkennung, Macht ?

• Amt

Aufgabe, Arbeit, Tüchtigkeit, Leistung ?

• Flüchtlinge

Mitgefühl, Hilflosigkeit, Betroffenheit, eigene Erfahrungen ?

• Hilfe

Soziales Engagement, Gerechtigkeitssinn, Spiritualität, Sinn, Pflicht ?

Was ist mir wichtig im Leben?

Was sind meine Werte?

• Woher kommen

meine Werte?

• Woher kommt

meine Motivation?

• Wichtig ist die

Bewusstmachung!

Bildquelle: GEO Wissen (2014). Was gibt dem Leben Sinn? Ausg. 53

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Der Mensch ist nichts an sich. Er ist Der Mensch ist nichts an sich. Er ist Der Mensch ist nichts an sich. Er ist Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine grenzenlose Chance. Aber er nur eine grenzenlose Chance. Aber er nur eine grenzenlose Chance. Aber er nur eine grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche ist der grenzenlos Verantwortliche ist der grenzenlos Verantwortliche ist der grenzenlos Verantwortliche für diese Chance.für diese Chance.für diese Chance.für diese Chance.

Albert Albert Albert Albert Camus, Camus, Camus, Camus, CarnetsCarnetsCarnetsCarnets II (1964)II (1964)II (1964)II (1964)

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Burnout:

Warum wir uns vielleicht verausgaben?

Definition und Entwicklung

• Begriff erstmalig 1974 von H. Freudenberger

• Entdeckt bei Ehrenamtlichen im sozialen Bereich

• Alle sozialen Gruppen betroffen

• Keine Krankheit, sondern nur eine Beschreibung eines Syndroms

• Burnout und Depression(Frieling & Sonntag 1999, Ulich 2005, Burisch 2014)

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Nach Maslach und Jackson (1984) ist Burnout ein Syndrom aus

Depersonalisierung

Reduzierter

persönlicher

Leistungsfähigkeit

das insbesondere bei Personen auftreten kann,

die mit Menschen arbeiten

Emotionaler

Erschöpfung

Symptome

(vgl. Burisch 2014)

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Vernachlässigung

eigener Bedürfnisse

Umdeutung von

Werten

Innere Leere

Depersonalisierung

Depression

Totale Erschöpfung

Sich beweisen

wollen

Verstärkter

Einsatz

Verdrängung von

Konflikten

Rückzug

Beobachtbare

Verhaltens-

änderung

DER „BURNOUT – ZYKLUS“ vgl. Büssing & Schmidt, 1998

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Ursachen

• Soziologische und sozialpsychologische Ansätze

• Arbeits- und organisationspsychologische Ansätze

• Individuumsbezogene Ansätze

(vgl. Fengler 1995, Burisch 2014)

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Ursachen

„Die Schuldfrage – eine Scheinfrage“

„Wenn ein Kamel, welches mit einer Karawane durch die

Wüste geht, unter der Last zusammenbricht, ist es müßig

zu fragen, ob das Kamel zu schwach oder die Last zu

schwer war.

Die einzig „korrekte“ Aussage dazu ist:

Die Last war für das Kamel zu schwer.“

(Burisch, 2014, S. 96)

http://www.kirchliche-kunst.de/out/pictures/master/product/1/16808-59-c.jpg

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Salutogenese

• salus (lat. Gesundheit)

genesis (griech. Entstehung)

• Antonovsky, 1923-1994

Gesundheit – Krankheit

Ergänzung zum Risikofaktorenmodell

• Resilienz

resilire (lat. abprallen, zurückspringen)

(vgl. Antonovsky 1997; Bengel et al. 2001)

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Selbstfürsorge & Stressmanagement

Wie wir für uns vorsorgen können?

Stressmanagement

http://www.kirchliche-kunst.de/out/pictures/master/product/1/16808-59-c.jpg

Stressoren: Welche Last ist das?

Zu viel Arbeit? Zu viel Druck? Konflikte?

Traumatische Geschichten?

Stressreaktion: körperliche und mentale

Symptome; Verhaltensebene

Persönliche Stressverstärker: Nein-Sagen,

Selbstüberforderung, Perfektionismus,

Einzelkämpfertum, Kontrollstreben…

vgl. Kaluza 2011

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Stressoren:

Was kann denn für Sie belastend sein

im Ehrenamt mit Flüchtlingen?

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Spezifische Aspekte in der

Flüchtlingsarbeit

• Politische Herausforderung

• Wenig Kontrollierbarkeit des Flüchtlingsstroms

• Angst

• Traumatisierung

• Sprachbarriere

• Kulturelle und wertorientierte Differenzen

• Eigene Erfahrungen mit Flucht / Vertreibung / Krieg

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

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Persönliche Schutzfaktoren

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Riegel, 04. April 2016

Regeneration

• Ausreichend Schlaf

• Gesunde Ernährung

• Sonnenlicht und frische Luft

• Genügend Bewegung

• Gönnen Sie sich Pausen!

• Entspannungstechniken

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Soziale Unterstützung• Mein soziales Netz

• Achtung: Distanz, wenn nötig

Nicht nur über das Ehrenamt sprechen!

Sprechen hilft!

• Supervision / Intervision

• Beratung / Psychotherapie

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Riegel, 04. April 2016

Die persönlichen Stressverstärker…

• Eigene Leitsätze erforschen(Sei perfekt! Sei beliebt! Sei stark!...)

• Darf ich NEIN sagen? Kann ich Nein sagen?

• Ernst Nehmen der eigenen Bedürfnisse

• Fehlt mir Anerkennung, Zuwendung, Kontrolle?

• Keine Beziehungsangebote, die ich nicht halten kann! (Versprochen ist versprochen…)

• Bin ICH es mir wert, auf mich zu achten?

• Nächstenliebe versus Egoismus?

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Alles hat seine Zeit…

• Achtsamkeit

• Genuss

• Zeit für Sinnfragen und

Reflexion

• Warum ich tue,

was ich tue…

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Prävention im ehrenamtlichen Team

• Arbeitsteilung

• Mit Grenzen der eigenen Ressourcen sensibel umgehen

• Möglichkeit zu Lob und konstruktiver Kritik

• Schaffung von Räumen zur Reflexion, Schulung etc.

• Möglichkeit zum AustauschSupervision / Intervision

http://jf-grafix.de/365/wp-content/uploads/2015/02/bremer-stadtmusikanten-bunt-klein-breit.jpg

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Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Achten Sie gut auf sich!

Dr. S. Adami – Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe

Riegel, 04. April 2016

Literatur

• Antonovsky, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit.Tübingen: DGVT.

• Bengel J, Strittmatter R, Willmann H (2001): Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert.Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA).

• Büssing, A. & Schmitt, S. (1998). Arbeitsbelastungen als Bedingungen von emotionaler Erschöpfung und Depersonalisation im Burnoutprozess. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 42(2): 76-88.

• Burisch, M. (2006; 2014). Das Burnout-Syndrom. Theorien der inneren Erschöpfung. Heidelberg: Springer.

• Camus, A. (1964). Carnets II. Paris: Gallimard.

• Freudenberger, H. (1974): Staff burn-out. Journal of Social Issues, 30: 159-165.

• Frieling, E. & Sonntag, K. (1999). Lehrbuch Arbeitspsychologie, S. 215-237. Bern: Huber.

• Kaluza, G. (2011). Stressbewältigung. Berlin, Heidelberg: Springer.

• Maslach, C. & Jackson, S. E. (1984): Patterns of burnout among a national sample of public contact workers. Journal of Health and Human Resources Administration, 7: 189-212.

• Ulich, E. (2005 ). Arbeitspsychologie. Kapitel 7: Wirkungen von Arbeit, S. 459-542. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

• Spiegel Wissen (2015). Gelassenheit – Die Kunst der Seelenruhe. 4/2015.

• Geo Wissen (2014). Was gibt dem Leben Sinn? 53 /2014.