Neumarkt-Newsletter Januar 2021 | Rekonstruktion, Wiederaufbau und klassischer Städtebau in Dresden und anderswo

Die Sächsische Zeitung (7. Januar) lobt das Wettbewerbsverfahren für den Neustädter Markt und das Königsufer aufgrund der großen Bürgerbeteiligung als “beispielgebend” und konstatiert: “Angesichts dieses außergewöhnlichen Standortes war sie eine geeignete Möglichkeit, einen Konsens mit einer großen Mehrheit der Dresdner zu erzielen. Besonders wichtig in der ehemaligen Residenzstadt, wo neue Bauvorhaben stets kontrovers diskutiert werden.” Anders als in diesem Verfahren vorgesehen, hat sich das Stadtplanungsamt jedoch entschieden, die Flächen auf dem Platz, die sich in städtischem Besitz befinden, vorerst nicht zu bebauen.Aktuell wird vom Stadtplanungsamt die öffentliche frühzeitige Beteiligung zum Bebauungsplan-Vorentwurf vorbereitet. Im ersten Halbjahr 2021 soll die Beteiligung stattfinden, zugleich der erste Schritt zu einem rechtskräftigen Bebauungsplan. In etwa drei Jahren könnte er fertig sein, die Bauarbeiten beginnen allerdings wohl erst 2025. Dann könnten auch die zwischen Blockhaus und Bellevue 1945 zerstörten barocken Bürgerhäuser als Leitbauten wiederaufgebaut werden.Die Flächen zwischen dem Finanzministerium und der Augustusbrücke befinden sich in Privatbesitz. Die Eigentümer sind ins Verfahren einbezogen. Um eine gute Qualität zu begünstigen, sind sie zur Durchführung von Architekturwettbewerben verpflichtet. Die drei Erstplatzierten des Wettbewerbs können dafür einbezogen werden. Problematisch wird die Veränderung des Verkehrszugs Große Meißner Straße/Köpckestraße. Sie könnte auf zwei Spuren verschmälert werden. Momentan wird auch eine Untertunnelung als Variante geprüft. Schließlich steht die Sanierung der Plattenbauten am Neustädter Markt an. Die Eigentümerin VONOVIA möchte sie im Bestand sanieren, so dass auch weiterhin moderate Mieten bestehen bleiben.Seit 100 Tagen ist der neue Dresdner Baubürgermeister Stephan Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) nun im Amt. Zu diesem Anlass haben die Dresdner Neuesten Nachrichten (27. Januar) ein Interview mit ihm geführt. Auf die Frage “Für das Hotel Stadt Rom sollen aber Bäume weichen. Tragen Sie das mit?” gab er unmissverständlich zur Antwort: “Der Stadtrat hat entschieden, dass der bauliche Abschluss des Neumarkts Priorität haben soll vor dem Erhalt der Bäume. Wir befinden uns in der Phase der Aufstellung eines Bebauungsplanes. In diesem Jahr planen wir die Beteiligung der Bürger und der Träger öffentlicher Belange zum Vorentwurf.” Auch zum weiteren Vorgehen am Neustädter Markt äußerte er sich: “Wir erarbeiten den Bebauungsplan für das Königsufer. Für Mitte 2021 planen wir eine Bürgerbeteiligung zum Vorentwurf und rechnen mit einer ähnlich großen Resonanz wie beim städtebaulichen Ideenwettbewerb. Bis zu einem Satzungsbeschluss werden aber noch zwei bis drei Jahre vergehen.” JHP

So geht es weiter am Neumarkt und am Neustädter Markt

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Hamburg: Synagoge am Bornplatz wird rekonstruiert

Bis zu ihrer Schändung während der Reichspogromnacht im November 1938 und dem anschließenden Abriss ihrer Ruine stand am Hamburger Bornplatz die größte Synagoge Norddeutschlands. Anlässlich des Gedenktags zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wurden am 27. Januar 107.000 Unterschriften aus der Hamburger Bürgerschaft an den Senat und an die Jüdische Gemeinde übergeben: Die Initiative Wiederaufbau Bornplatzsynagoge hofft genau wie die Unterzeichner auf eine Rückkehr des Bauwerks an ihren ursprünglichen Ort. Seit den 1980er Jahren erinnert lediglich ein künstlerisch gestaltetes Mosaikpflaster an den Grundriss und das Deckengewölbe des Gotteshauses. Das könnte sich nun ändern. Im Herbst 2020 hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags bereits 65 Millionen Euro für das Vorhaben bereitgestellt. Weitere 65 Millionen sollen von der Freien und Hansestadt beigesteuert werden.Errichtet wurde die Synagoge am Bornplatz von 1904 bis 1906 von dem Architekten Semmy Engel und dem Regierungsbaumeister Ernst Friedheim im neoromanischen Stil. Es handelte sich im Kern um einen modernen Betonbau, auch unter der mit braunglasierten Ziegeln eingedeckten Kuppel versteckte sich eine Stahlkonstruktion. Die Synagoge bot Platz für 1.200 Menschen. Ob die Synagoge tatsächlich in ihrer historischen Erscheinung an den ehemaligen Bornplatz zurückkehrt, ist allerdings noch nicht sicher. Bis zum Spätsommer soll zunächst eine Machbarkeitsstudie die Grundlagen für den Wiederaufbau schaffen. Daniel Sheffer, Gründer der Initiative für den Wiederaufbau, ist sich sicher: „Was die Frauenkirche für Dresden ist, kann die Bornplatzsynagoge für Hamburg werden. Zwar kann keine Synagoge den Antisemitismus bekämpfen, aber die Bornplatzsynagoge kann die Vergangenheit mit der Zukunft verbinden.“ JHP

Weiterführender Link: https://www.bornplatzsynagoge.org/

Synagoge am Bornplatz, Hamburg 1906.

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Belgrad: Dom im neobyzantinischen Stil fertiggestellt

Stolze 85 Jahre Bauzeit hatte es gebraucht, bis im vergangenen Oktober der Dom des Heiligen Sava in der serbischen Hauptstadt Belgrad fertiggestellt wurde. Die Bauarbeiten waren 1935 nach einem Entwurf der Architekten Bogdan Nestorović und Aleksandar Deroko begonnen worden. Der Zentralbau mit vier Konchen lehnt sich eng an die im sechsten Jahrhundert errichtete Hagia Sophia im heutigen Istanbul an. Der Monumentalbau ist dem serbischen Erzbischof Sava aus dem 12. Jahrhundert geweiht. Anfangs sollte der Dom in Reaktion auf den Sowjetkommunismus das neue Zentrum der Orthodoxie bilden. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg kamen die Bauarbeiten zum Erliegen. Unter der kommunistischen Regierung Jugoslawiens mussten die Bauarbeiten dann abermals bis 1985 ruhen, nach 1991 infolge des Bürgerkriegs erneut für mehr als ein Jahrzehnt. Mit spektakulären technischen Verfahren gelang es, den überwiegend aus Beton errichteten Rohbau sehr viel leichtgewichtiger als ursprünglich geplant auszuführen. So konnte auch die 4.000 Tonnen schwere Kuppel mittels einer Hydraulik auf die angedachte Höhe gehoben werden.Mit Unterbrechungen während des Bürgerkriegs konnten die Außerarbeiten 2004 beendet werden. Darauf folgten aufwändige Arbeiten im Inneren. 15.000 m² Mosaikfläche wurden insgesamt gestaltet, allein das zentrale Kuppelmosaik misst eine Fläche von 1.230 m². Der Radleuchter mit einem Durchmesser von 20 m wiegt 14 Tonnen. Tonnenweise verarbeitet wurde auch kostbarer Marmor. Die Gesamtkosten belaufen sich auf über 150 Millionen Euro. JHP

Der Dom des Heiligen Sava von Westen. (Foto: Wikipedia-User Orjen, CC BY-SA 3.0)

Der Dom des Heiligen Sava, Innenansicht. (Foto: Wikipedia-User Orjen, CC BY-SA 3.0)

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Europäische Plätze: Der Platz Onze Lieve Vrouweplein in Maastricht

Die niederländische Stadt Maastricht, Hauptstadt der Provinz Limburg, gilt als eine der ältesten Städte des Landes. Im Bereich der Stadtgrenzen befand sich bereits um 500 v. Chr. eine keltische Siedlung. Eine Brücke entlang der Via Belgica lieferte den Anlass zur Gründung einer römischen Siedlung, archäologisch nachweisbar sind neben der Brücke auch ein Kastell, Thermen und ein Heiligtum. Wahrscheinlich aufgrund von Germaneneinfällen in anderen Landesteilen stieg Maastricht unter Bischof Servatius im vierten Jahrhundert zum Bischofssitz auf, blieb es aber nur bis ins achte Jahrhundert, als Lüttich diese Funktion übernahm. Nicht zuletzt aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke und daraus resultierenden machtpolitischen Ambitionen geriet Maastricht seit dem 13. bis ins frühe 15. Jahrhundert mehrfach unter Belagerung durch die Lütticher. Im Jahr 1579 kam es im Zuge des Achzigjährigen Krieges zur weitgehenden Zerstörung der Stadt durch Truppen des Herzogs von Parma. Aufgrund der militärischen Bedeutung als Festungstadt kam es zu weiteren Belagerungen und Eroberungen im Französisch-Niederländischen Krieg (1672-79), im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48) und im Ersten Koalitionskrieg (1792-97). Der Platz Onze Lieve Vrouweplein befindet sich im historischen Stadtzentrum von Maastricht. Wohl schon zur Römerzeit befand sich an Stelle der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Kirche Onze Lieve Vrouweplein (Liebfrauenkirche) ein christlicher Sakralbau. Das Westwerk entfaltet eine bemerkenswerte Monumentalität am ansonsten mit kleinen Häusern umstellten Platz. Das bedeutende Wollwaagehaus mit barockem Portal stammt wohl von 1553. Die meisten Häuser stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, doch sehenswert ist auch das „Haus mit dem Pelikan“ von 1905 des Haager Architekten Josef Limburg im Jugendstil.Der gesamte Platz Onze Lieve Vrouweplein steht unter Denkmalschutz. Die Stadt Maastricht besitzt einen besonderen baukulturellen Rang, indem sie mit 1675 Einzeldenkmalen nach Amsterdam den zweiten Platz einnimmt.

Der Platz Onze Lieve Vrouweplein in Maastricht. (Foto: Hans Porochelt, CC BY-NC-ND 2.0)

Die Kirche Onze Lieve Vrouweplein. (Foto: Hans Peter Schaefer, CC BY-SA 3.0)

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