124
6/2015 Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen

Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

6/2015

Sozialbericht 2015der Stadt Erlangen

Page 2: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 3: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Abteilung Statistik und Stadtforschung, 91051 Erlangen, Tel. (09131) - 86 2563 E-Mail: [email protected] Internet: www.erlangen.de/statistik Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet

Grafik Titelseite: Gerhard Plietsch

Page 4: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

kommunaler Sozialpolitik kommt besondere Bedeutung zu, wenn es darum geht, die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen und Menschen vor und in Notlagen zu schützen. Vor Ort werden Bundes- und Landesgesetze in konkrete Maßnahmen umgesetzt. Kommunale Sozialpo-litik kann diese politischen Rahmenbedingungen zwar nicht unmittelbar ändern. Sie kann aber durch die konkrete Ausgestaltung wichtige Beiträge leisten, um Benachteiligungen abzubauen und zu einer gerechteren Verteilung der Lebenschancen beitragen.Um diesen Zielen gerecht zu werden, braucht kommunale Sozialpolitik verlässliche Entscheidungs-grundlagen. Auf Bundes- und Länderebene hat sich die Sozialberichterstattung in den letzten Jahren zunehmend etabliert. Ergänzend dazu legt die Stadt Erlangen nun erneut einen Bericht über die soziale Lage der Erlangerinnen und Erlanger vor. Erlangen gilt zurecht als Stadt, in der eine im landes- und bundesweiten Vergleich wohlhabende Bevöl-kerung lebt. Nicht zuletzt Erlangens Wirtschaftsstruktur und Hochschullandschaft sorgen dafür, dass die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger über ein überdurchschnittliches Einkommen und ein hohes Bildungsniveau verfügen. Mit seinem Blick auf soziale Lagen und soziale Räume macht der vorlie-gende Bericht jedoch eindrücklich deutlich, dass Einkommen und Bildungschancen in Erlangen über-aus ungleich verteilt sind. Zehn Prozent der einkommensstärksten Personengruppen in unserer Stadt verfügen über fast neun Mal so viel Einkommen wie die zehn Prozent der einkommensschwächsten Bevölkerung. Mehr als ein Fünftel der Erlanger Bevölkerung kommt mit dem ihr verfügbaren Einkommen nur schlecht zurecht. Bildungschancen und sozialer Status sind auch in unserer Stadt eng verknüpft.Kommunale Sozialpolitik braucht eine breite gesellschaftliche Debatte. Nur so können vorhandene Instrumente auf ihren Nutzen hin überprüft werden, Strategien verändert und auf Bundes- und Landes-ebene Veränderungen der Rahmenbedingungen eingefordert werden. Erstmals enthält der Erlanger Sozialbericht deshalb neben dem Statistikteil Einschätzungen der Verwaltung zu ausgewählten Politik-feldern und Diskussionsbeiträge der Organisationen, die sich im Erlanger Sozialratschlag zusammen-geschlossen haben. Der Bericht versteht sich dabei nicht als Endpunkt, sondern als Start der notwen-digen Debatte über die Ausrichtung der Sozialpolitik in Erlangen.

Unser Dank gilt allen, die an vorliegendem Sozialbericht mitgewirkt haben: Dem Sozialamt für die konzeptionelle Vorbereitung und die Diskussion mit dem Erlanger Sozialratschlag. Der Abteilung für Statistik danken wir für die Erhebung und Aufbereitung des Datenpools.

Dr. Florian JanikOberbürgermeister

Dr. Elisabeth Preuß3. Bürgermeisterin

Page 5: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Inhalt

I Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik Flüchtlinge in Erlangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Auf dem Weg zur sozialen Teilhabe - Der ErlangenPass . . . . . . . . . . . . 12 Verbesserung der Wohnraumversorgung in Erlangen . . . . . . . . . . . . . . 14

II Beiträge des Erlanger Sozialratschlags „Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“ Erlangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Wohnen im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Arbeitslosigkeit und soziale Teilhabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Arbeitsmarkt und Armut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Stellungnahme des Autonomen Frauenhauses Erlangen . . . . . . . . . . . . 29

III Daten und Fakten Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342. Bevölkerungsstruktur der Erlangerinnen und Erlanger . . . . . . . . . . . . . . 38 2.1 Altersstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 2.2 Migrationshintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.3 Familienstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423. Haushalte, Familien und Formen des Zusammenlebens . . . . . . . . . . . . 464. Ökonomische Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.1 Nettoäquivalenzeinkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.2 Verfügbares Einkommen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.3 Einkommen nach sozioökonomischen Merkmalen . . . . . . . . . . . . . 57 4.4 Einkommensungleichheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585. Bildung und Berufstätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.1 Schulische Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.2 Berufliche Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666. Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.1 Gebäude- und Wohnungsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.2 Mieten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6.3 Sozialmietwohnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6.4 Aspekte des Wohnumfeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 767. Sozialstaatliche Absicherung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 7.1 Arbeitslosengeld I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 7.2 Hartz IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 7.3 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung . . . . . . . . . . . 878. Gesellschaftliche Partizipation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 929. Ausgewählte Personengruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 9.1 Menschen mit Migrationshintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 9.2 Vollständige Familien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 9.3 Alleinerziehende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 9.4 Ältere Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11110. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11811. Sozialindex - Kleinräumige Beobachtung sozialer Lagen . . . . . . . . . . . 120

Page 6: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

I

Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik

Page 7: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 7

Flüchtlinge in ErlangenSchwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik

1. Übersicht Stand und Prognosefaktoren

In Erlangen ist die Zahl der Flüchtlinge in den ver-gangenen drei Jahren, besonders seit August 2015, wieder angestiegen, beträgt aber immer noch weni-ger als zwei Prozent der Bevölkerung.

Entsprechend der Zuständigkeiten gibt es folgende Unterscheidungen bei den in Erlangen wohnenden Flüchtlingen.

Dependancen der Zentralen Aufnahmeeinrich-tung für Flüchtlinge (ZAE) Zirndorf

In den Dependancen der ZAE Zirndorf (Rathenau-straße und in Tennenlohe) sind Flüchtlinge unter-gebracht, die keinen Platz mehr in der ZAE Zirndorf haben. Die Flüchtlinge in diesen Erstaufnahmeein-richtungen warten dort auf ihre Registrierung und ihre Antragstellung, sie werden dann einer Gemeinde im süddeutschen Raum zugewiesen. Sie werden nach dem Asylbewerberleistungsgesetz versorgt. Die Mahlzeiten werden von der Unterkunftsverwal-tung bestellt. Die Verweildauer richtet sich nach den Arbeitskapazitäten in Zirndorf und war in den letz-ten Monaten starken Schwankungen unterlegen. Sie sollte nur wenige Wochen dauern, nach neuester Bestimmung (Stand November 2015) kann die Ver-weildauer aber bis zu sechs Monate betragen.

Momentan sind in den ZAE Dependancen in Erlan-gen rund 650 Flüchtlinge untergebracht. Bis Jahres-ende wird eine Erhöhung der Zahl auf 700 prognosti-ziert, bis Ende Januar 2016 auf knapp 1.000.

Dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen im laufenden Asylverfahren

In dezentralen Unterbringungen wohnen Flüchtlinge, die bereits registriert und nach Erlangen verteilt wur-den. Es handelt sich hierbei um Flüchtlinge im lau-fenden Asylbewerbungsverfahren.

a) Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften

Flüchtlingen in staatlichen Unterkünften (z.B. Michael-Vogel-Straße) sind die eigentlichen zugewie-senen „Regel-Asylsuchenden“, wie es im Verfahren

vorgesehen ist. Nach der Registrierung und Antrag-stellung werden die Asylbewerber von der Regie-rung in eigenen Unterkünften untergebracht, um dort ihr Verfahren abzuwarten. Dem Grunde nach ist die Unterbringung von Asylbewerbern Aufgabe des Freistaates, der dies an die Regierungen delegiert hat. Diese Geflüchteten werden nach dem Asylbe-werberleistungsgesetz versorgt und bekommen seit einiger Zeit keine Lebensmittelpakete mehr, sondern Geld, um sich ihr Essen selber kaufen und zuberei-ten zu können. Sie werden in sozialen Fragen von den Asylberatern beraten.

b) Flüchtlinge in städtischen Unterkünften

Da die staatlichen Unterkünfte längst nicht mehr aus-reichen, werden der Kommune Flüchtlinge zugewie-sen, die diese in eigenen Unterkünften unterbringen muss. Erlangen kooperiert hier eng mit der Regie-rung, die Zusammenarbeit klappt gut, Erlangen gilt als solider Partner, der die Not der Regierung sieht. Erlangen erachtet die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und hat der Regierung von Anfang an signalisiert, sich an dieser Aufgabe zu beteiligen. Auch diese Asylbewerber werden nach dem Asylbewerberleis-tungsgesetz ohne Lebensmittelpakete versorgt und von den Asylberatern beraten.

c) Stand und Prognose

Momentan sind knapp über 1.000 Flüchtlinge in Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach Erlangen wöchentlich zugewiesenen Flüchtlinge von 50 auf 70 steigen wird. Bis Ende 2015 wird damit eine Erhö-hung auf 1.350 prognostiziert.

Kontingentflüchtlinge

Kontingentflüchtlinge, wie die jüdischen Kontingent-flüchtlinge aus der Sowjetunion oder die syrischen Kontingentflüchtlinge durchlaufen kein Asylverfah-ren, sondern erhalten sofort einen Aufenthaltstitel. Deren Versorgung läuft bei der Wohnungssuche über das Wohnungsamt und bei der Sicherung des

Page 8: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

8 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Lebensunterhalts über das Jobcenter. In Erlangen und anderswo haben weit mehr Bürgerinnen und Bürger einen Antrag innerhalb des Kontingents gestellt, so dass die Kontingente für syrische Flücht-linge schnell erschöpft waren.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF)

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, also Kinder und Jugendliche, die alleine ohne einen Vormund auf der Flucht sind, unterliegen dem Jugendschutz. Sie haben einen erhöhten Betreuungsschlüssel und andere Unterbringungsvorgaben als begleitete Min-derjährige oder auch Volljährige Flüchtlinge. Momen-tan sind 75 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Erlangen untergebracht. Bis Jahresende wird eine Erhöhung der Zahl auf 85 bis 95 prognostiziert.

Geduldete

Viele Asylsuchende, deren Antrag auf Asyl abgelehnt wird, können aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihre Heimat zurückkehren und bekommen eine soge-nannte „Duldung“. Dieser Status ist äußerst unsi-cher. Eine Beendigung der Duldung oder Abschie-bung ist jederzeit möglich. Dennoch dauert dieser Zustand für viele Flüchtlinge viele Jahre an und ist psychisch sehr belastend. Die Duldung muss alle paar Monate verlängert werden. Man spricht daher auch von „Kettenduldungen“. Viele der Geduldeten arbeiten, wohnen eigenständig, sind wirtschaftlich auf eigenen Beinen. Alle paar Jahre beschließt die Bundesregierung eine sogenannte Altfallregelung, die Geduldeten einen Aufenthalt bringt, falls die Flüchtlinge wirtschaftlich eigenständig und nicht straffällig geworden sind. Die nächste Altfallregelung wurde Mitte 2015 beschlossen. Sie enthält anders als vergangene Altfallregelungen keinen Stichtag, so dass nach heutiger Annahme einer großen Zahl von geduldeten Menschen in Erlangen ein sicherer Auf-enthaltstitel in Aussicht gestellt werden kann.

Anerkannte Flüchtlinge

Je nach Herkunftsland werden mehr oder weniger Anträge auf Asyl positiv beschieden. Die Gesamt-schutzquote des BAMF betrug im Oktober 2015 51,3 Prozent. Im September 2015 lag sie noch bei rund 37 Prozent. Über das Jahr 2015 hinweg liegt sie nun bei 41,2 Prozent. Momentan (Stand November 2015) wird demnach die Hälfte der antragstellenden Asylbewerber in irgendeiner Form anerkannt und erhält somit eine Bleibeperspektive. Nach der Aner-kennung haben die Flüchtlinge das Recht, aus der Unterkunft in eine eigene Wohnung zu ziehen. Dies gestaltet sich in der Realität oft als schwierig. Die Flüchtlinge haben nach Anerkennung Anspruch auf

Leistungen nach dem SGB II und „wandern“ in die entsprechende Abteilung im Sozialamt. Ihre soziale Beratung erfolgt dann durch die AWO-Migrations-erstberatung. Schon jetzt (Stand November 2015) werden knapp 60 Familien vom SGB II versorgt, dar-unter auch Familien mit mehreren Kindern.

Anerkannte Flüchtlinge dürfen ihre Familien nachho-len im Rahmen des Familiennachzuges. Auch diese werden dann nach dem SGB II versorgt.

2. Herausforderungen

Zunächst ist die Sicherung der Grundbedürfnisse der Flüchtlinge, die oft sehr kurzfristig auf die Kom-munen verteilt werden, also ohne großem zeitlichen Vorlauf nach Erlangen kommen, oberste Priorität. Im zweiten Schritt strebt die Stadt Erlangen eine Politik der interkulturellen Integration im Austausch mit der Erlanger Bevölkerung an. Hierbei soll der Bildung von Parallelkulturen von Anfang an entgegenge-steuert werden. Mit der Zahl der Asylbewerber steigt auch die Zahl der anerkannten Flüchtlinge. Nicht nur der Städtetag weist seit Monaten darauf hin, dass die eigentliche Aufgabe für die Kommunen erst bevor-steht: Nach der Anerkennung brauchen die Geflüch-teten Wohnung, Integrationskurse, Arbeit, Beratung beim Familiennachzug, und vieles mehr. Zu Recht ermuntert daher der Städtetag seine Mitglieder, eine Strategie für die dauerhafte Integration der Geflüch-teten und deren Familien zu erstellen1.

(Aus-)Bildung

Der Erwerb der deutschen Sprache ist ein wich-tiges Mittel, um an der Gesellschaft teilhaben zu können. Um die Potenziale der Flüchtlinge und Ihre Bildungsbedarfe zu nutzen, bedarf es weiterhin der Möglichkeit für (junge) Flüchtlinge, eine Ausbildung zu beginnen und zu beenden (mit den notwendigen Folgen für die Erteilung der notwendigen Aufent-haltstitel) sowie der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Berufserfahrungen.

Arbeitsmarktintegration

Die mittel- und langfristige Integration von Flüchtlin-gen sowie die der dann anerkannten und geduldeten Flüchtlingen wird in Erlangen angestrebt, um soziale Integration dieser Bevölkerungsgruppe der Erlan-ger Stadtgesellschaft zu gewährleisten, das Poten-tial und Know-How der neuen Erlangerinnen und

1 Positionspapier des Deutschen Städtetages: Auf-nahme, Unterbringung und Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen. 7.5.2015, einzusehen unter: www.staedtetag.de/imperia/md/content/dst/presse/2015/dst_positionspapier_versor-gung_fluechtlinge_20150508.pdf (Stand Dezember 2015).

Page 9: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 9

Erlanger zum Mehrwert für die Stadt zu generieren, aber auch um einem Ansturm auf das SGB II und damit einer hohen finanziellen Belastung für die Stadt strategisch zu begegnen (siehe Anerkennungsquote oben und dem damit verbundenen Rechtskreisüber-tritt von Asylbewerberleistungsgesetz in SGB II).

Unterbringung

Die Stadt Erlangen wurde von der Regierung zur Unterbringung von Flüchtlingen verpflichtet. Dies ist für die Stadt Erlangen eine humanitäre Aufgabe. Zugleich ist das in dem angespannten Wohnungs-markt Erlangen eine große Herausforderung (siehe dazu auch den Artikel „Wohnen“ in diesem Bericht). Ziel ist es, Flüchtlingsunterkünfte nicht in Ballungs-räume zu zentrieren, sondern Flüchtlinge über das Stadtgebiet zu verteilen, um eine interkulturelle Mischung, also den Austausch im täglichen Leben mit der Bevölkerung, zu fördern.

Interkulturelle Integration

Das Ziel einer erfolgsorientierten Erlanger Integra-tionsstrategie ist die interkulturelle Integration von Flüchtlingen in die Erlanger Stadtgesellschaft. Der Austausch von Flüchtlingen mit Erlangerinnen und Erlangern soll gefördert werden, sowie ermöglicht werden, dass Flüchtlinge zunehmend als aktive AkteurInnen im Erlanger Stadtleben mitwirken und Teil der Gesellschaft werden. Dieser Herausforde-rung wird in enger Zusammenarbeit der Bereiche Kultur und Soziokultur begegnet und im Schulter-schluss mit einer großen Bandbreite städtischer und externer AkteurInnen umgesetzt.

3. Vorgehen in Erlangen

Referat V: Soziales, Integration, Inklusion und Demographischer Wandel

Im Folgenden werden die Aufgaben der einzelnen Abteilungen des Sozialamtes für die Versorgung der Flüchtlinge kurz skizziert:

a) Asylbewerberleistungsgesetz

Die Abteilung 502 ist für die Umsetzung des Asyl-bewerberleistungsgesetzes für die dezentral unter-gebrachten Flüchtlinge zuständig. Wegen der oben genannten ständig wachsender Zahlen stießen das Personal, aber auch die Räume seit einiger Zeit an ihre Grenzen. Das wird im Stellenplan 2016 beho-ben, auch wurden zusätzliche Räume zugeteilt. Belastend ist die Enge auf den Fluren, die für so hohe Zahlen Wartender einfach nicht ausgelegt sind.

b) Dezentrale Unterkünfte

Weiterhin organisiert das Sozialamt, Abt. 502 in Kooperation mit dem Gebäudemanagement die jeweils notwendigen zusätzlichen dezentralen Unter-künfte, eigentlich ein staatliche Aufgabe, wobei die Sachmittel zwar refinanziert werden, nicht aber das Personal.

c) ZAE Dependancen

Die Stadt wurde von der Regierung auch zur Errich-tung und zum Betrieb von Erstaufnahmeeinrichtun-gen verpflichtet. Mittlerweile ist die ZAE Erlangen größer als die eigentlich zuständige Einrichtung in Zirndorf. Bisher wurde dies von Abteilung 502 zusätzlich erledigt, was nicht nur zu massiven Überstunden, sondern auch zu Überlastung führte. Zusätzliches Personal wurde durch das Personalamt kurzfristig zugesagt.

d) Koordination der Asylsozialberatung, Migrationserstberatung und des Ehrenamtlichen Engagements für Flüchtlinge

Weiterhin erfolgt im Sozialamt die Koordination der Arbeit der Asylsozialberater sowie der Betreuung der ehrenamtlichen Helfer. Auch die Migrationserstbera-tung der AWO für die anerkannten Flüchtlinge ist im Sozialamt angesiedelt.

e) Anerkannte Flüchtlinge

Mit steigender Zahl anerkannter Flüchtlinge steigen auch die Kunden in den Abteilungen 501 (Arbeits-losengeld II) und 503 (Wohnen). Letztere hat als zusätzliche Leistung auch die Bearbeitung der Woh-nungsangebote aus der Bevölkerung übernommen, wobei diese nur für anerkannte Flüchtlinge oder solche mit Auszugsgenehmigung vermittelt werden dürfen. In den beiden letztgenannten Abteilungen werden die Kundenzahlen und damit der Bedarf an Personal und Räumen im kommenden Jahr steigen, je nachdem, wie schnell die Anerkennungen aus dem BAMF kommen.

Referatsübergreifende Strategien und Zusam-menarbeit mit externen Akteuren

Die Thematik Flüchtlinge ist ständiges Thema in den Gremien der Stadtspitze. Bei Bedarf werden andere fachkundige Berater hinzugezogen. Der Runde Tisch Flüchtlinge wird weiter ca. zweimal jährlich tagen und ist offen für Akteure der Arbeit mit und für Flücht-linge. Angesichts der komplexen Aufgaben haben sich in Erlangen verschiedene Ämter der Stadtver-waltung, Töchter der Stadt, sowie externe Akteure

Page 10: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

10 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

zusammengetan, um eine Integrationsstrategie zu erarbeiten. Das Referat V (Bürgermeisterin Dr. Eli-sabeth Preuß) übernimmt referatsübergreifend die Koordination der Aufgaben bei der Integration von Flüchtlingen in Erlangen. Die Umsetzung erfolgt in den jeweils zuständigen Dienststellen, gegebenen-falls in Zusammenarbeit mit den externen Akteuren.

a) Webpräsenz Flüchtlinge in Erlangen

Ziel:

i. Übersichtliche, schnelle Informationen für interessierte BürgerInnen und Engagierte;

ii. Entlastung der informierenden städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter;

iii. zielgerichtete Steuerung von Sach- und Geldspenden.

In Zusammenarbeit mit eGov, Ref. V-50; Ref. IV-51 sowie externen Partnern (AWO, ASB, E.F.I.E.) wurde die Übersichtsseite „Flüchtlinge“ neustruktu-riert und mit Inhalten gefüllt:

www.erlangen.de/flüchtlinge.

Der AIB ist eingeladen, Anregungen zur Verbesse-rung der Seite beizusteuern. Die Koordinatorin für Ehrenamt Flüchtlinge wird die Website pflegen.

b) Flüchtlingsunterbringung

Die Stadt Erlangen arbeitet daran, den oft schnell benötigten, kurzfristigen Bedarf von Flüchtlingsun-terkünften, besonders seit Sommer 2015, zu decken, diesen Bedarf in einen besser geregelten, mittelfris-tig planbaren Prozess zu übersetzen sowie langfris-tig sozialverträgliches Wohnen zu planen. Die Stadt Erlangen hat dafür eine Strategiegruppe gegründet, die sich mit dem Themenfeld und der Umsetzung von Handlungsbedarfen kurzfristig, sowie langfristig beschäftigt. Allgemein ist es Ziel der Stadt Erlangen, mehr bezahlbaren Wohnungsbau zu schaffen für Menschen in unserer Stadt, die darauf angewiesen sind. Die Neubau-Initiative der GEWOBAU kommt hier zur rechten Zeit mit den Zielen der mittelfristi-gen und langfristigen Steigerung von sozialem Woh-nungsbau und der Schaffung und der Erhaltung sozial gemischter Wohnviertel.

Die Ziele der Strategiegruppe zur Unterbringung von Flüchtlingen beinhalten:

i. Schaffung einer jeweils aktuellen Übersicht, über den sich wöchentlich ändernden Stand und Bedarf von Flüchtlingsunterkünften, inklusive ZAE Dependancen, dezentralen Unterkünften und Wohnraum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge;

ii. mittelfristige und langfristige Planung unter Einbeziehung aller relevanten Fachämter;

iii. Möglichkeit, thematisch relevante Daten effektiv zu zirkulieren, die allen betroffenen MA zur Verfügung stehen und bei Ände-rungen in verschiedenen Ämtern bearbeitet werden können;

iv. regelmäßiger, zuverlässiger Austausch der beteiligten MA der Stadtverwaltung, die an der Schaffung und Bereitstellung von geeig-netem Wohnraum für Flüchtlinge arbeiten;

v. Klarheit über die jeweiligen Zuständigkeiten und regelmäßiger Informationsaustausch über Möglichkeiten der kollegialen Unterstüt-zung zwischen den Ämtern.

Neben den Fachämtern (Ref. III -33; Ref. IV - 51; Ref. V -50; Ref. VI- 23 und 24; GEWOBAU) wird der AIB als beratendes Gremium in die Strategiegruppe einbezogen. Die Strategiegruppe wird von Ref. V geleitet.

c) Arbeitsmarktintegration

Die Stadt Erlangen arbeitet unter Leitung von Ref. V an Strukturen, die eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt ermöglichen sollen. Die Stadt Erlangen hat dafür eine Strategiegruppe gegründet, die sich mit dem Themenfeld und der Umsetzung von Hand-lungsbedarfen systematisch beschäftigt.

Ziel:

i. Aufzeigen der Zuständigkeiten und Möglich-keiten der Fachämter sowie externen Part-nern und Stärkung der Transparenz von Handlungswegen

ii. Stärkung der Kommunikation der Beteiligten Akteurinnen und Akteure und aufzeigen kurz-wegiger Möglichkeiten der kollegialen Zusam-menarbeit referatsübergreifend sowie mit externen Partnern

iii. Identifikation der Handlungsbedarfe und stra-tegisches Aufstellen von Arbeitsprozessen besonders in den Bereichen:

• Deutschspracherwerb• Schulbildung• Ausbildung• Weiterbildung• Arbeitsvermittlung• Hochqualifizierte Flüchtlinge (Studium/Hochschule)

Ehrenamtlichen kommt eine wichtige unterstützende Rolle besonders im Spracherwerb als auch im Bewerbungsprozess zu.

Neben den Fachämtern (Ref. III-33; IV-43; Bil-dungsbüro; Ref. V-50 sowie GGFA) sind in der Strategiegruppe einbezogen: Asylsozialberatung,

Page 11: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 11

Bundesagentur für Arbeit, IHK, KHS, IG-Metall und FAU. Der AIB ist als beratendes Mitglied in der Stra-tegiegruppe vertreten. Bei Bedarf werden weitere Akteurinnen und Akteure einbezogen.

d) Außerschulische Bildung

Die VHS erarbeitet momentan ein Bildungskonzept für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen. Eine Vernetzung bzw. Kooperation z.B. mit JAZ e.V., Jugendamt, Schulen, Wirtschaft wird angestrebt.

e) (Sozio-)kulturelle Integration

Erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in die Erlanger Bevölkerung ist ein wichtiges Ziel, um den sozialen Zusammenhalt in Erlangen langfristig zu stärken. Zahlreiche Ämter der Stadt sind bereits in dem Bereich tätig. Im Jahr 2016 soll dafür ein refe-ratsübergreifendes Konzept erarbeitet werden, dass die soziokulturelle Integration von Flüchtlingen för-dert, bestehende städtische und externe Angebote bündelt, Bedarfe identifiziert und Maßnahmen in Zusammenarbeit mit Externen erarbeitet.

f) Gesundheit

Die gesundheitliche Versorgung ist in den einzel-nen Sozialgesetzbüchern und im Asylbewerberleis-tungsgesetz geregelt. Für anerkannte Flüchtlinge gelten die gesetzlichen Leistungen der Krankenkas-sen. Wie oben erwähnt, leisten die Ehrenamtlichen gerade in diesem Bereich eine wertvolle Unterstüt-zung. Nach 15 Monaten erhalten die Geflüchteten eine Chipkarte. Der Verein der Hausärzte, Ehren-amtliche, das staatliche Gesundheitsamt und das Sozialamt der Stadt Erlangen kooperieren eng und auf kurzen Wegen.

Der ASB arbeitet in den ZAE Dependancen im Bereich Erstversorgung und Gesundheit von Flücht-lingen zusammen mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, einschließlich ehrenamtlich tätigen Ärz-ten. Für Helferinnen und Helfer gibt es ebenfalls Vor-sorgeschutz. Für die Helferinnen und Helfer zahlen Impfungen die Krankenkasse, bei Helfern die oft in der Notunterkunft sind, impft der ASB-Betriebsarzt. Der AK Medizin und Menschenrechte ist regelmä-ßig in dezentralen Unterkünften unterstützend tätig und bieten medizinische Beratungsgespräche und Vermittlung von Dolmetschern für Flüchtlinge bei Arztbesuchen an. Weiterhin bietet der AK zahn-medizinische Hilfe. Die Stadt informiert über Ihre Kommunikationskanäle zusätzlich über Angebote und Infoveranstaltungen externer Akteure, wie etwa die Informationsveranstaltung von Frau Prof. Erim mit einem Vortrag von Herrn PD Tagay in der

Psychosomatischen Tagesklinik des Universitätskli-nikums am 21.10.2015.

g) Menschenwürde = Unantastbar!

Unter dem Titel Menschenwürde = Unantastbar! setzt die Stadt gemeinsam mit externen Akteurin-nen und Akteuren ein klares Zeichen gegen rechtes Gedankengut, Diskriminierung und unbegründete Vorurteile. In Erlangen gehen damit Demokratin-nen und Demokraten auf die Straße und zeigen gegen fremdenfeindliche Parolen und Gesinnungen Gesicht. Partner sind Aktion Courage, die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion, Parteien, Religionsgemeinschaften, Schulen u.v.m. In Erlangen, so das gemeinsame klare Zeichen, wird Flüchtlingen mit Respekt begegnet und deren Inte-gration, auch zum Gemeinwohl aller Erlangerinnen und Erlanger, unterstützt und aktiv vorangetrieben. Auftaktveranstaltung war am 12. Dezember 2015 auf dem Rathausplatz. Im Jahr 2016 sind fortführende Veranstaltungen geplant.

4. Ehrenamt

Die Kette Freistaat-Regierung Mittelfranken-Stadt Erlangen-Asylberater stellt einen zentralen Grad an Versorgung sicher, der im Vergleich zu anderen Staaten zweifellos sehr gut ist. Dennoch blieben schmerzhafte Lücken, wenn nicht ehrenamtliche Helfer sich um die Geflüchteten kümmern würden. Unzählige Ehrenamtliche aus Vereinen und Religi-onsgemeinschaften greifen da ein, wo die gesetz-lichen Leistungen nicht ausreichen. Sie sind eine unendlich wertvolle Unterstützung, ohne die der Standard der Versorgung nicht zu halten und noch niedriger wäre. Das Ehrenamt leistet einen enormen und wichtigen Beitrag unter anderem in den Berei-chen Unterstützung bei Behördengängen, Zugang zu und Information über medizinische Versorgung, Rechtsinformationen, Deutschunterricht, Famili-enbetreuung, Freizeitangebote inklusive Sportan-gebote, Hausaufgabenhilfe, Kinderbetreuung, Kleiderkammer.

Das Verdienst der Ehrenamtlichen geht aber noch viel weiter: Es werden Helferkreise aus der Umge-bung der Unterkünfte gebildet und begleitet, so dass Flüchtlinge und Nachbarn sich nicht nur ken-nenlernen, sondern miteinander leben können. Dies unterstützt nachhaltig das soziale Miteinander in unserer Stadt. In der Juli-Sitzung 2015 hat der Stadt-rat deshalb beschlossen, als freiwillige kommunale Leistung eine Koordinationsstelle für ehrenamtliche Arbeit im Flüchtlingsbereich zu finanzieren, die wie oben genannt, im Referat V angesiedelt ist.

Page 12: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

12 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Auf dem Weg zur sozialen Teilhabe - Der ErlangenPass

Im Gegensatz zur politischen Teilhabe, die auf den Bereich der Entscheidungsfindung bzw. auf die Partizipation in gesellschaftlichen und politi-schen Organisationen begrenzt ist, umfasst soziale Teilhabe weitaus mehr: Gemeint ist die Teilhabe von Menschen und Gruppen an Errungenschaften eines „sozialen Gemeinwesens“ – angefangen von guten Lebens- und Wohnverhältnissen, Sozial- und Gesundheitsschutz, ausreichenden und allgemein zugänglichen Bildungschancen und der Integration in den Arbeitsmarkt bis hin zu vielfältigen Freizeit- und Selbstverwirklichungsmöglichkeiten.

Soziale Teilhabe als fortwährender Abstimmungsprozess

Die Erlanger Stadtgesellschaft verändert sich. Sie ist, wie alle modernen Gesellschaften in verschiede-ner Intensität, von Migration sowie sozialökonomi-schen Veränderungen beeinflusst. Soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kann deshalb nie nur als Ziel, sondern muss immer auch als Prozess ver-standen werden. Hürden, die sozialer Teilhabe im Weg stehen, müssen deshalb immer wieder identifi-ziert werden und im Abgleich mit den Lebensrealitä-ten einer sich verändernden Bevölkerung abgebaut werden.

Förderung sozialer Teilhabe als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Der Großteil gesellschaftlichen Lebens findet nicht im verwaltungsgelenkten, institutionalisieren Rahmen, sondern in der Mitte der Gesellschaft, in Vereinen, Bürgerinitiativen und in informellen Freizeitkreisen statt. Die kommunale Förderung sozialer Teilhabe kann deshalb nur erfolgreich greifen, wenn sie im Zusammenspiel mit den wichtigen gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren abgestimmt wird. Der Verwaltung kommt damit eine unterstützende und im besten Falle wegweisende Rolle zu, aber nie die eines alleinigen Garants oder gar eines ausschließ-lichen Akteurs. Vielmehr kommt der Gesellschaft als Ganzes und damit jedem Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern die Verantwortung zu,

immer wieder zu reflektieren, inwiefern wir alle offen für bisher ausgeschlossene Gruppen sind und wo es Möglichkeiten gibt, uns diesen noch mehr als bisher zu öffnen.

Teilhabe in Erlangen ermöglichen – Hindernisse abbauen

Ziel der Stadtverwaltung ist es, die Voraussetzun-gen für die größtmögliche Teilhabe aller Menschen am Gemeinwesen und seinen Errungenschaften zu schaffen und die auf diesen Gebieten aktiven Akteure so gut wie möglich zu fördern. Dafür ist es notwendig, dass die verschiedenen Bereiche der Stadtverwaltung ganzheitlich denken und gut aufei-nander abgestimmt zusammenarbeiten. Denn stadt-teilbezogene Soziokultur und Bildungsangebote und aktivierende Formate im Bereich Gesundheit und Sport sind ebenso von Bedeutung für Teilhabe in der Stadt wie beispielsweise kommunale Wohnungspoli-tik und Stadtentwicklung.

Armut darf Menschen nicht an Teilhabe hindern

Viele der Freizeit- und Kulturangebote kosten in modernen Gesellschaften Geld. Obwohl die Erlan-ger Bevölkerung finanziell verglichen mit vielen Kommunen ähnlicher Größe im Durchschnitt sehr gut ausgestattet ist, ist Armut auch in Erlangen eines der zentralen Hindernisse sozialer Teilhabe. Und mehr noch: Diejenigen Erlangerinnen und Erlanger, die nicht über ausreichend finanzielle Mittel verfü-gen, sind durch den Kontrast zum wohlhabenderen Teil der Stadtgesellschaft umso deutlicher ausge-schlossen. Es gibt auch in Erlangen den Bedarf, die Teilhabe am Gemeinwesen ganzheitlich zu för-dern, etwa durch kostenlose oder verbilligte städti-sche Freizeit-, Sport- und Kulturangebote und leicht erreichbare attraktive Naherholungsgebiete. Dazu zählt aber auch eine gute Infrastruktur, wie etwa Radwege, und ein gut ausgebauter, bezahlbarer öffentlicher Nahverkehr.

Das Sozialamt arbeitet schon seit Jahren mit dem Ziel, nachhaltige Strukturen zur Förderung sozialer Teilhabe zu etablieren und hat bereits eine Vielzahl

Page 13: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 13

Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik

von Projekten verwirklicht. So gab es z.B. eine städ-tische Schulbeihilfe, lange bevor dies im SGB II ein-geführt wurde. Die optimierte Lernförderung ist ein weiteres Beispiel für die Maßnahmen des Sozialam-tes, die Armutsspirale - nämlich dass „arme Eltern arme Kinder haben, die selber wieder arme Eltern werden“ - zu durchbrechen. Zur Dimension der Armut in Erlangen wurde im nachstehend abgedruckten statistischen Teil dieses Sozialberichtes eine Fülle von Informationen und Fakten zusammengetragen.

ErlangenPassDer ErlangenPass soll ökonomisch benachteiligten Menschen in unserer Stadt ermöglichen, am gesell-schaftlichen Leben stärker teilzunehmen.

Nach Vorberatung in den zuständigen Stadtrats-ausschüssen hat der Stadtrat in seiner Sitzung vom 27. November 2014 den Grundsatzbeschluss zur Einführung des ErlangenPasses gefasst. Einfüh-rungsdatum ist der 1. Januar 2016.

Der ErlangenPass wird im Scheckkartenformat ein-geführt. Mit Vorlage der Karte können Vergünstigen in Anspruch genommen werden.

Wer kann den ErlangenPass nutzen?

Personen, die

• Leistungen nach SGB II beziehen;

• Leistungen nach dem dritten und vierten Kapi-tel SGB XII beziehen;

• Wohngeld empfangen;

• Kinderzuschlag empfangen;

• Leistungen nach dem Asylbewerberleistungs-gesetz beziehen;

• Kriegsopferfürsorge empfangen;

• Kinderpflegegeld nach dem SGB VIII oder SGB XII beziehen;

• Leistungen der Jugendhilfe beziehen nach §19, §34, §41 SGB VIII;

• ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahre oder den Bundesfreiwilligendienst ableisten.

Ein umfangreiches Angebot

Durch den ErlangenPass sind im ersten Schritt alle bestehenden Vergünstigungen bei städtischen Ämtern und städtischen Veranstaltungen sowie die bestehenden ÖPNV-Ermäßigungen gebündelt. Im Folgenden wird das Spektrum der Angebote fort-laufend ausgeweitet. Außerdem sollen auch nicht-städtische Anbieter gewonnen werden. Dieses breit-gefächerte Leistungsangebot würdigt die vielfältigen Interessen der Nutzenden:

• Stadtbibliothek

• Städtische Sing- und Musikschule

• Theater der Stadt Erlangen

• Stadtmuseum

• Volkshochschule

• Angebote des Kulturamtes, unter anderem auch das Poetenfest, der Internationale Comic-salon und das Figurentheaterfestival

• Angebote in den Bürgertreffs der Stadt Erlangen

• Kunstpalais und städtische Sammlungen

Darüber hinaus werden Berechtigte ermäßigte ÖPNV-Fahrkarten und Eintrittspreise für Erlanger Schwimmbäder nutzen können.

Page 14: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

14 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Verbesserung derWohnraumversorgung in Erlangen

Eine zentrale Aufgabe im Bereich der Sozialpolitik liegt in Erlangen in der Verbesserung der Wohnraum-versorgung – vor allem mit bezahlbarem Wohnraum.

Die Mietpreise in Erlangen gehören nach München zu den höchsten in Bayern. Auch im regionalen Ver-gleich mit Nürnberg und Fürth weist Erlangen zum Teil deutlich höhere Mietpreise auf.

Dass der Wohnungsmarkt in Erlangen angespannt ist, hat verschiedene Gründe:

• Als attraktiver und weltoffener Standort wächst Erlangen nach wie vor – sowohl an Einwohnern, wie auch an Arbeitsplätzen.

• Wegen Auslaufs von Bindungsfristen ist die Anzahl der verfügbaren Sozialwohnungen in den letzten Jahren stark gesunken.

• Insbesondere der starke Anstieg der Studieren-den-Zahlen an der Universität verursacht zusätzli-che Nachfrage auf dem örtlichen Wohnungsmarkt.

• Hinzu kommen mit den in letzter Zeit stark stei-genden Asylbewerberzahlen neue Personengrup-pen als Wohnungsnachfrager auf dem örtlichen Wohnungsmarkt. Diese Entwicklung wird mit Blick auf die weltpolitische Lage weiter anhalten.

In Erlangen werden im Vergleich zu anderen Städ-ten sehr viele Wohnungen neu errichtet. So ist in den letzten fünf Jahren (2009 bis 2014) die Zahl der Wohnungen um rund 2.030 bzw. 3,4 Prozent gestie-gen. Trotzdem sind Mieten in Erlangen weiter gestie-gen. Einen Überblick über den Wohnungsmarkt bie-tet der „Wohnungsbericht 2014“ – www.erlangen.de/wohnungsbericht.

Das Strategiepapier „Entwicklung von neuem Woh-nungsbau in Erlangen“ ist Leitlinie für die Verwal-tung, um den Bau von neuen Wohnungen in Erlan-gen zu unterstützen und nach dem Grundsatz der Innenentwicklung vor Außenentwicklung zu len-ken. Ein Schwerpunkt der Innenentwicklung ist die Umnutzung von Brachflächen und die Mobilisierung von Baulücken. Neue Wohnungen sollen vor allem entlang von leistungsfähigen Verkehrsachsen ent-stehen. Die Nachverdichtung der Wohnsiedlungen von Wohnungsbaugesellschaften spielt dabei eine

entscheidende Rolle, da es sich im Wesentlichen um zentral gelegene und verkehrlich bereits gut ange-bundene Quartiere handelt.

Gleichzeitig entwickelt die Stadt Erlangen erfolgreich neue Wohngebiete in Büchenbach-West mit dem Instrument der städtebaulichen Entwicklungsmaß-nahme (SEM) „Erlangen – West II“. Durch diese wer-den ca. 800 Wohneinheiten für ca. 1.600 Einwohner geschaffen. Auch im Ortsteil Steudach wird derzeit neuer Wohnraum für ca. 200 Einwohner geplant.

Die Strategie zeigt Erfolge, so sind aktuell über 2.500 neue Wohnungen im Bau bzw. konkreter Planung.

Wenn auch der Mangel an bezahlbarem Wohnraum sich in jüngster Zeit immer stärker bemerkbar macht, so handelt es sich doch keineswegs um ein neues Problem. Deshalb gab es auch in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Bemühungen und Initiati-ven aus dem Rathaus, die Situation zumindest teil-weise zu entschärfen:

• Ende 2008 hat das Sozialamt damit begonnen, einen eigenen sozialpädagogischen Dienst für Wohnungsnotfälle und für die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner städtischer Ver-fügungswohnungen einzurichten. Mittlerweile ist dieses Team auf vier Vollzeitstellen angewach-sen. Ihre Effizienz und Bedeutung ist inzwischen unbestritten und ihre Unterstützung als städtische Dienstleister im Sozialbereich nicht mehr weg-zudenken. Sie schalten sich in allen Zwangsräu-mungsfällen mit dem Ziel ein, den drohenden Wohnungsverlust doch noch zu verhindern. Dar-über hinaus wird eine allgemeine Mieterberatung angeboten und – was am wirksamsten und wich-tigsten ist – die Kolleginnen bemühen sich in allen Fällen von in Not geratenen Familien die nötige Hilfestellung zu geben, damit die Betroffenen einen Ausweg aus ihrer Notlage finden und wieder „auf eigenen Beinen“ stehen können.

• Mit Stadtratsbeschluss vom Oktober 2010 wurde das Projekt „Ankauf von Belegungsrech-ten“ gestartet. Damals lief die Sozialbindung für

Page 15: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 15

Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik

ca. 600 Sozialwohnungen aus und die städti-sche Wohnungsbaugesellschaft als Eigentümer stand vor der Entscheidung, die weitgehend ver-brauchte Bausubstanz abzureißen und neu zu bebauen, bzw. zeitgemäß zu sanieren. Durch den Vertrag zum Ankauf von Belegungsrechten ist es der Stadt gelungen – trotz Wegfalls des Status als Sozialwohnung – diese 600 Wohnun-gen für die weitere Nutzung durch einkommens-schwache Bürgerinnen und Bürger zu sichern. Es erfolgte keine Luxussanierung, sondern eine Ein-fachsanierung – allerdings unter Beachtung der aktuellen ökologischen Standards im Heizungs-, Sanitär- und Haustechnikbereich (z.B. Dämmung, Wegfall der Ofenheizungen und Ersatz durch Zen-tralheizungen usw.). Diese Sanierungsarbeiten wurden durch einen Kredit aus dem städtischen Haushalt finanziert, im Gegenzug erhielt das Sozi-alamt für 20 Jahre das Belegungsrecht für diese Wohnungen – bei gleichzeitiger Begrenzung der Miethöhe auf das Niveau der jeweils geltenden Mietobergrenze nach SGB II. Damit wurde zwar kein neuer, zusätzlicher Wohnraum geschaffen – es wurden jedoch 600 ehemalige Sozialwohnun-gen für die weitere Benutzung durch sozialschwä-chere Bürgerinnen und Bürger gesichert.

• Ende 2011 wurde mit Unterstützung engagierter Kreise aus Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und Sponsoren der „Sonderfonds gegen Armut und Obdachlosigkeit in Erlangen“ gegründet. Unter Federführung der evangelisch-reformierten Kir-che in Erlangen und in enger Zusammenarbeit mit dem sozialpädagogischen Dienst des Sozialamts der Verwaltung können dabei auch zusätzliche finanzielle Hilfen in solchen Notfällen organisiert werden, wo die Paragraphen der Sozialgesetze keine weitere Unterstützung mehr ermöglichen. Diese Einrichtung ist vor allem auch deshalb besonders wichtig, weil vom Sonderfonds ein permanenter, enger und vertrauensvoller Kontakt zur städtischen Wohnungsbaugesellschaft als mit Abstand größtem Vermieter von Sozialwohnungen (Mietschulden) und zu den Erlanger Stadtwerken

(Stromschulden) gepflegt wird. Diese Unterstüt-zung unserer städtischen Sozialpädagoginnen und -pädagogen durch den Sonderfonds hat sich bereits für zahllose in Not geratene Familien als enorme Hilfe erwiesen zur Überwindung ausweg-los erscheinender Notsituationen.

• Seit 2012, zunächst als Initiative des Sozialam-tes, dann ab 2013 durch den Stadtrat als Dau-ereinrichtung übernommen, gibt es die Initiative „Wohnen für Hilfe“. Dadurch werden zusätzliche, preisgünstige Studentenwohnplätze in Privatwoh-nungen akquiriert (inzwischen über 100 zusätz-liche studentische Wohnplätze), wobei sich die Bewohner zu gewissen Unterstützungsleistungen im Haushalt bereit erklären, was zu einer Win-win-Situation für beide Seiten führt (zusätzliche Wohn-plätze für Studenten – willkommene Unterstüt-zung im Haushalt der Wohnungsgeber als Teil der Gegenleistung). Das Modell „Wohnen für Hilfe“ ist mittlerweile bundesweit als wirksames Projekt anerkannt und bereits mehrfach ausgezeichnet worden.

• Auch im Bereich der städtischen Obdachlosenun-terkünfte konnte in den vergangenen Jahren eine deutliche Reduzierung erreicht werden. Seit 1963 hatte die Stadt zu diesem Zweck über 300 Wohnun-gen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft angemietet mit zeitweise fast 500 Bewohnern. Seit 2008 begann die Verwaltung konsequent mit Bemühungen, Bewohner von Notunterkünften in normale Mietwohnungen zu vermitteln. Gleichzei-tig setzte man verstärkt auf präventive Maßnah-men zur Vermeidung von Obdachlosigkeit (insbe-sondere durch Einzelfallhilfe, Mieterberatung und Betreuung von Wohnungsnotfällen durch unseren sozialpädagogischen Dienst). Dadurch konnte die Anzahl der benötigten Notwohnungen auf unter 200 und die Anzahl der auf Obdachlosenunter-künfte angewiesenen Personen auf ca. 250 Per-sonen reduziert werden – wobei ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet wird, dass möglichst keine Familien mit Kindern in städtischen Notun-terkünften wohnen müssen.

Page 16: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

16 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

• Dabei hat auch die städtische Wohnungsbau-gesellschaft unterstützt, z.B. durch das Projekt „Zweite-Chance-Wohnungen“. Dazu wurde eine Reihe geeigneter Wohnungen zur Verfügung gestellt zur Unterbringung von Bewohnerinnen und Bewohnern von Verfügungswohnungen, bei denen Zweifel an der „Mietfähigkeit“ bestand. Die Nutzer dieser Zweiten-Chance-Wohnungen erhielten zeitlich befristete Mietverträge mit der Option, diese in unbefristete Mietverträge umzu-wandeln. Diese Bereitschaft zum Risiko hat sich in vollem Umfang gelohnt, denn in allen Fällen konnte das befristete in ein unbefristetes Mietver-hältnis umgewandelt werden.

• Darüber hinaus bietet das Sozialamt der Stadt Erlangen seit Jahren noch weitere Unterstützun-gen für Wohnungslose oder von Wohnungslo-sigkeit bedrohte Menschen an: seit 1929 betreibt die Stadt Erlangen für obdachlose Durchreisende eine Übernachtungsmöglichkeit an 365 Tagen im Jahr. In den Wintermonaten sind die Räum-lichkeiten der Wöhrmühle zusätzlich tagsüber als Wärmestube geöffnet. Seit 2010 gibt es darüber hinaus die Möglichkeit für „Hilfen bei der Überwin-dung besonderer sozialer Schwierigkeiten“ durch eine Sozialarbeiterin der Diakonie, die nach § 67 SGB XII vom Sozialamt finanziert wird. Schließlich wurde im Jahr 1999 auf die Initiative des Stadt-rates der Obdachlosenhilfeverein Erlangen (ein Zusammenschluss kirchlicher Initiativen, der ört-lichen Wohlfahrtsverbände und des Sozialamtes) gegründet um die Kräfte für die Hilfe für obdach-lose Menschen in Erlangen zu bündeln. Mit städ-tischer Unterstützung und mit Hilfe von Spenden und Sponsoren betreibt der Obdachlosenhilfe-verein seit dem Jahr 2000 eine niederschwellige Tagesstätte für obdachlose Menschen und für Bewohner aus Verfügungswohnungen (zuerst in der Heuwaagstraße 11, seit 2013 in der Wilhelm-straße 2G). Seit 2013 betreibt der Obdachlosen-verein im Auftrag des Sozialamtes auch jeweils im Winterhalbjahr eine Notschlafstätte mit ca. 20 Plät-zen für Wohnungssuchende aus Südosteuropa.

Diese bisherigen Bemühungen von Stadtverwal-tung mit externen Partnern haben zwar in vielen Fällen weitergeholfen und Unterstützung im Ein-zelfall gebracht. Seit der letzten Kommunalwahl hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine grundlegende und nennenswerte Verbesserung der

Versorgung mit Wohnraum jedoch nur mit dem Bau weiterer neuer Wohnungen vor allem im Bereich des sozialen Wohnungsbaus erreicht werden kann. Seit 2014 wurden deshalb weitere Maßnahmen in Angriff genommen:

• Im Jahr 2014 wurde durch Stadtratsbeschlüsse festgelegt, dass bei der Ausweisung von neuen Wohngebieten ein Anteil von 25 Prozent der neu zu schaffenden Wohnungsbauflächen für Geschosswohnungsbau für den geförderten Miet-wohnungsbau (Sozialwohnungen) und ein Anteil von 25 Prozent der Wohnbauflächen für Doppel- und Reihenhäuser für den geförderten Eigen-heimbau gesichert werden muss. Die Stadt erhofft sich davon einen spürbaren Anstieg der verfügba-ren Sozialwohnungen in Erlangen. Die Regelung wird erfolgreich umgesetzt. So plant eine private Wohnungsbaugesellschaft den Bau von rund 100 Sozialmietwohnungen durch Nachverdichtung im Bereich der Jaminstraße.

• Seit 2014 wird verstärkt die Nutzung von Baulü-cken sowie die Möglichkeit baulicher Nachver-dichtung in bestehenden Baugebieten geplant und umgesetzt. Gerade der Mangel an verfüg-baren, freien Bauflächen zwingt zu einer solchen Suche nach Möglichkeiten der nachträglichen Verdichtung oder der Schließung von Baulücken. Die Neubauaktivitäten der städtischen Wohnungs-baugesellschaft werden in verstärktem Maße vor-angetrieben. Zu nennen sind hier insbesondere die Neubauprojekte in der Elisabethstraße, in der Wilhelminenstraße, der Brüxerstraße und der Schenkstraße (Housing Area). Es wird erwartet, dass durch diese Projekte das Ziel, mindestens 1.000 neue Wohnungen im Erlanger Stadtgebiet zu schaffen, zu erreichen ist.

• Die wichtigste Erhöhung des Wohnraumangebots in Erlangen ist die Verstärkung der Aktivitäten im sozialen Wohnungsbau. Dazu wäre es notwendig, dass der zuständige Freistaat Bayern (aber auch der Bund) seine staatlichen Förderungen deutlich erhöhen. Die Warteliste in der städtischen Woh-nungsvermittlungsstelle für Sozialwohnungen ist in den letzten Jahren immer länger geworden. Eine echte Entlastung ist hier nur zu erwarten, wenn der staatlich geförderte Sozialwohnungsbau stärker angekurbelt wird.

Page 17: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 17

Page 18: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

II

Beiträge des Erlanger Sozialratschlags

Page 19: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 19

„Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“Erlangen

Die Spekulationsblasen der Hedgefonds, Banken und anderen großen Finanzinvestoren waren drei Jahre zuvor geplatzt, die „systemrelevanten Ban-ken“ mit gigantischen Staatsgeldern gerettet und in Folge die staatlichen Kassen geleert, als der DGB Erlangen zu einem „Ratschlag gegen Sozialabbau - für einen Kurswechsel“ aufrief. Am 27. Juli 2010 trafen sich 26 TeilnehmerInnen aus 16 Organisatio-nen und gründeten den Erlanger „Ratschlag gegen Sozialabbau“.

Als Ziel des Ratschlags wurde vereinbart: Gegen-seitige Information über die jeweiligen Aktivitäten, Öffentlichkeitsarbeit nach dem Motto: „Der Armut ein Gesicht geben“ und die gemeinsame Durchfüh-rung von Aktionen. Im Rahmen des zweiten Treffens wurde die Durchführung einer „Sozialmeile“ und die Beteiligung an der geplanten bayernweiten Protest-kundgebung am 13.11.2010 in Nürnberg vereinbart.

Die Kundgebung in Nürnberg wurde mit 30.000 Teil-nehmerInnen - bei sehr guter Beteiligung aus Erlan-gen - eine beeindruckende Manifestation. Der ersten Sozialmeile am 23.10.2010 zwischen der Henke-straße und dem Schlossplatz folgte am 27.10.2012 eine zweite Sozialmeile in der Nürnberger Straße entlang und auf dem Besiktas-Platz. Zur zweiten Sozialmeile wurden unter dem Titel: „Gegen Sozi-alabbau - Wege aus der sozialen Spaltung“ Forde-rungen zur Sozialpolitik, zum Arbeitsmarkt und zur Bildungspolitik aufgestellt. Neben internen Treffen griff der Ratschlag seit Gründung mit öffentlichen Diskussionsveranstaltungen jeweils aktuelle sozial-politische Themen auf.

Die Zahl der Mitgliedsorganisationen ist zwischen-zeitlich auf 33 angestiegen (siehe unten). In 32 Ratschlag-Treffen bis November 2015 wurde das Vorgehen des Ratschlags festgelegt. Im November 2015 wurde einstimmig die Umbenennung des „Rat-schlag gegen Sozialabbau“ in „Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“ beschlossen.

Der „Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“ ist ein offe-ner Beratungskreis ohne Satzung und Vorstände mit lediglich einem Sprecher mit Koordinationsauf-gabe. Der Ratschlag ist ein Zusammenschluss von Initiativen, Verbänden, Organisationen, Parteien und Kirchen. Er soll die Aktivitäten der Mitgliedsorgani-sationen keinesfalls ersetzen, sondern durch Koor-dinierung und von Fall zu Fall eigene Aktivitäten ergänzen. Weitere Akteure bzw. Mitgliedsverbände sind herzlich willkommen.

Im Vorfeld der Erstellung des „Sozialberichts 2015 der Stadt Erlangen“ forderte der Ratschlag eine beteiligungsorientierte Umsetzung des Berichts und

stieß bei der Stadt Erlangen „auf offene Türen“. Den Mitgliedsverbänden des Ratschlags wurde die Mög-lichkeit eingeräumt, mit Beiträgen ihrer Organisatio-nen den Sozialbericht schon bei der Erstellung des Berichts zu ergänzen und an der Erarbeitung und Umsetzung der Konsequenzen aus dem Bericht mitzuwirken.

Mitgliedsverbände im Erlanger Ratschlag gegen Soziabbau (alphabetisch):

• Agenda 21 Beirat der Stadt Erlangen• Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt

Erlangen• Arbeitslosenberatung Erzdiözese Bamberg• attac• Bildung evangelisch• Bündnis 90/Die Grünen Erlangen• DGB Erlangen• DIE LINKE Erlangen-Höchstadt• DKP Erlangen• Dritte Welt Laden Erlangen e.V.• Erlanger Frauenhaus• Erlanger Linke• Erlanger Mieterinnen- und Mieterverein• Erlanger Sozialforum• Evangelisch-Lutherisches Dekanat Erlangen• Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde• fairlangen.org• GEW Erlangen• Gewerkschaftsgrün• Grüne Liste• IG Metall Erlangen• Katholische Betriebsseelsorge Erzdiözese

Bamberg• Mobbingberatung Erzdiözese Bamberg• Katholische Erwachsenenbildung• Katholisches Dekanat Erlangen• Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt• Kontaktstelle für Arbeitslose• Piratenpartei Kreisverband Erlangen/

Erlangen-Höchstadt• Sozialtreff Erlangen• SPD Erlangen Stadt• SPD Erlangen-Höchstadt• VdK Erlangen-Höchstadt• ver.di Erlangen

Kontakt: Über alle Mitgliedsorganisationen oder [email protected]. Tel. 0171 / 30 28 254

Erlangen, Oktober 2015

Page 20: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

20 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Wohnen im Altervon Karla Bald, Barbara Kalpen, Ursel Plößel, Dinah Radtke, Helmut Schäfer, Kunibert WittwerArbeitsgruppe „Wohnen im Alter“ des Sozialbeirats

Mit steigendem Lebensalter wächst auch die Bedeu-tung der Wohnung als Lebensmittelpunkt, da ältere Menschen einen zunehmenden Anteil des Tages in ihrer Wohnung oder unmittelbaren Umgebung verbringen.

Die meisten älteren Menschen wollen ein selbst-bestimmtes und selbständiges Leben im eigenen Zuhause führen. Sie möchten weiter in ihrer vertrau-ten Nachbarschaft und im vertrauten Umfeld wohnen und vorhandene Kontakte pflegen. Wohnung und Umfeld müssen deshalb so gestaltet sein, dass dies auch in höherem Alter trotz gesundheitlicher Ein-schränkungen noch möglich ist.

Der Nahbereich sollte ein hohes Maß an Kontak-ten mit Verwandten, Bekannten, Freunden sowie an Umweltqualität, Waren und Dienstleistungen, als auch einer Gesundheitsversorgung in der Nähe bie-ten. Gerade mit zunehmendem Alter tritt die Gesund-heit zum Erhalt der Lebensqualität immer mehr in den Vordergrund.

Der private Haushalt wird zukünftig immer mehr Bedeutung bei der Versorgung älterer Menschen bekommen. Für ein selbständiges und selbstbe-stimmtes Wohnen älterer und pflegebedürftiger Menschen ist die Infrastruktur im Nahbereich, im Stadtviertel oder im „Quartier“ sehr wichtig.

Die Anforderungen älterer Menschen an ein alters-gerechtes Wohnumfeld sehen laut Umfragen folgen-dermaßen aus:

• Selbstbestimmtes individuelles Wohnen

• Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe

• Geringe Wohnkosten

• Medizinische Versorgung in der Nähe

• ÖPNV in der Nähe

• Gewohnte Umgebung

• Soziale Kontakte zu anderen Menschen

• Barrierefreiheit innen und außen

• Technische Hilfen (z.B. Hausnotrufdienste)

• Hilfsangebote bzw. Pflegedienste

Wenn ältere Menschen aufgrund einer Erkrankung oder Behinderung den Alltag nicht mehr allein bewäl-tigen können, benötigen sie Hilfsangebote inner-halb ihres Wohnviertels.

Die Voraussetzungen für ein altersgerechtes Woh-nen in den eigenen vier Wänden sind:

• Anpassung der Wohnung an die veränderten Bedürfnisse

1. Beseitigung von Barrieren (nur 7 Prozent des Wohnungsbestandes in Deutschland sind altersgerecht, d.h. barrierefrei)

2. Zurverfügungstellung technischer Hilfen

3. Beseitigung von Ausstattungsmängeln

• Aktivierung nachbarschaftlicher Hilfen

• 24-Stunden Präsenz eines Pflegedienstleisters bzw. Notrufbereitschaft rund um die Uhr, flexible Arbeitsweise der Pflegedienste

• Niederschwellige Betreuungsangebote, auch zur Entlastung pflegender Angehöriger

Um das Wohnen im eigenen Zuhause auch für hilfe- und pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren zu ermöglichen, sind zeitlich flexible Pflegeangebote von Pflege- bzw. Assistenzdiensten notwendig. Falls diese Pflegeangebote nicht hauswirtschaftliche Ver-sorgung oder Teilhabe am Leben in der Gemein-schaft umfassen, können diese mit ehrenamtlicher Nachbarschaftshilfe oder Projekten wie z.B. „Woh-nen für Hilfe“ ergänzt werden, um die Lebensqualität in der eigenen Wohnung zu erhalten.

Bei Pflegebedürftigkeit sind Informationen über die Rechtsansprüche zur Finanzierung der Pflege in der eigenen Wohnung wichtig, sowie Unterstützung bei der Antragstellung, um ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Aus den genannten Gründen sind für ein alters-gerechtes Wohnen folgende Handlungsansätze abzuleiten:

1. Schaffung von bezahlbarem Wohnraum

2. Förderung unterschiedlicher Wohnprojekte, ins-besondere innovativer Wohnformen

3. Schaffung von Versorgungssicherheit im Quartier (wohnungsnahes Dienstleistungs- und Warenangebot)

4. Schaffung von Beratungsstellen im Quartier mit folgendem Angebot:

• Beratung bei Wohnungsanpassung

• Vermittlung von professionellen Hilfen

Page 21: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 21

Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag

• Unterstützung bei der Schaffung von sozialen Netzwerken

• Beratung bei Pflegebedürftigkeit

• Unterstützung bei der Antragstellung zur Finan-zierung von Pflege- bzw. Assistenzleistungen

• Vernetzung der Angebote für Ältere im Stadtteil

• Unterstützung des ehrenamtlichen Engage- ments

• Präventive Gesundheitskurse (z.B. zur Sturz-prophylaxe usw.)

Dabei geht es vor allem auch darum, dass die vor-handenen und vielleicht noch zu findenden Senio-renberaterinnen und -berater aktiv auf Gruppen und Kreise zugehen, um dort über bestehende Vernet-zungen und Nachbarschaftsmodelle zu sprechen, zu neuen Formen zu ermuntern und an deren Initiierung mitzuwirken. Darüber hinaus könnten sie ehrenamt-liche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen, die als Multiplikatoren und Informationsträger im Stadt-teil mitarbeiten würden.

Anknüpfungsmöglichkeiten wären vorhandene Gruppen und Kreise wie zum Beispiel ...

Seniorenkreise, die sich aufgrund gemeinsamer Aktionen gebildet haben (Protestgruppe gegen den Tiefgaragenbau am Theaterplatz),

Seniorenkreise ...

... der Gewerkschaften,

... der Parteien,

... der Kirchengemeinden,

... der Sportvereine,

... der Pensionäre bestimmter Berufsgruppen (z.B. der Firma Siemens, der Lehrerinnen und Lehrer usw.)

... usw.

Grundsätzlich geben wir einer „Bringkultur“ statt einer „Holkultur“ für eine bürgerfreundliche Stadt den Vorzug.

Kostenlose Begegnungsmöglichkeiten, wie Tage-scafés, sollten zur Förderung der Kommunikation geschaffen werden, um älteren Menschen soziale Kontakte zu ermöglichen. Hierdurch lassen sich Ver-einsamung und Isolation vermeiden.

Sollte der Verbleib in der eigenen Wohnung nicht mehr möglich sein oder nicht mehr gewünscht wer-den, müssen neue Wohn- und Betreuungsformen für eine quartiersnahe Versorgung geschaffen wer-den. Hierbei ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es sehr individuelle Vorstellungen der Betrof-fenen über das Wohnen gerade im Alter gibt und auch im Hinblick auf die finanziellen Möglichkeiten Unterschiede vorhanden sind. Als Beispiele für neue Wohnformen können an dieser Stelle Mehrgene-rationenhäuser oder Seniorengenossenschaften genannt werden. Hier sind zukünftig, angesichts des demografischen Wandels, viele innovative Modelle denkbar und notwendig.

Auf dem Seniorentag in Frankfurt 2014 machte Pro-fessor Thomas Klie, Mitarbeiter bei der Erstellung des siebten Altenberichtes, deutlich, dass in Zukunft ein möglichst selbstbestimmtes Leben hilfebedürf-tiger und pflegebedürftiger älterer Menschen nur möglich sein wird im „Zusammenwirken von familiä-rer Solidarität, Professionalität und zivilgesellschaft-licher Formen der Unterstützung“.

Allen Forderungen liegt zugrunde, dass Quar-tierskonzepte (Gemeinschafts- und Hilfsange-bote für die Bewohner des Quartiers) von der Stadt erarbeitet werden müssen. Die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Orga-nisationen) sieht die Aufgabe der kommunalen Sozialplanung und Stadtentwicklung auch darin, dem notwendigen bürgerschaftlichen Engage-ment Raum und Unterstützung zu geben und damit eine mitverantwortliche Nachbarschaft im Sinne einer „Caring Community“ (sorgende Gemeinschaft) im Quartier zu fördern.Grundsätzlich sollten ältere Bürger einer Stadt in die Planung der verschiedenen, für sie relevan-ten Handlungsfelder, mit einbezogen werden.

Page 22: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

22 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Arbeitslosigkeit und soziale Teilhabevon Bernd Schnackig und Klaus FrankArbeitslosenberatung Herzogenaurach und Kontakt-Stelle für Arbeitslose Erlangen

Zugrunde gelegt im Schöpfungsbericht der Bibel und gemäß Sozialenzyklika „Laborem Excercens“ von Papst Johannes Paul II vom 14.09.1981 ist die Arbeit ein Gut für den Menschen, das seine Würde zum Ausdruck bringt und sie vermehrt: „Die Arbeit ist ein Gut für den Menschen - für sein Menschsein -, weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwan-delt und seinen Bedürfnissen anpasst, sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht, ja gewisser-maßen »mehr Mensch wird«“. Daraus folgt, dass (Langzeit-)Erwerbslose in der Entwicklung ihres Selbstwerts, ihrer Potenziale, ihrer Personalität und Sozialität, … erheblich limitiert und negativ beein-trächtigt sind.

1. Arbeitslosigkeit und Zeitstruktur

Einer (Erwerbs-)Arbeit nachzugehen bedeutet, die Zeit bzw. den Tagesablauf zu gestalten und zu struk-turieren. Wer keine Arbeit hat, muss die „frei verfüg-bare Zeit“ in eigener Initiative gestalten. Vielfach wird dieser Umstand jedoch nicht als Chance, sondern bei zunehmender Verweildauer als Last erlebt. Arbeits-lose, die die Tageszeit nicht einteilen müssen, pla-nen und beginnen häufig nichts mehr und driften ab in eine Art von Müßiggang, Lustlosigkeit und moti-vationale Gleichgültigkeit: was man / frau sich evtl. doch als Tagesaufgabe vorgenommen hat, wir dann gecancelt und auf den nächsten Tag verschoben. In der Rückschau auf v ergangene Tage, Wochen und Monate finden Erwerbslose dann kaum etwas, das sie als wertvolle Aktivität „verbuchen“ können. Dementsprechend demontiert sich bei fortschreiten-der Verweildauer in (Erwerbs-) Arbeitslosigkeit das eigene Selbstwertgefühl, die persönliche Identität und Sozialität.

2. Arbeitslosigkeit, Gesundheit und berufliche Integration

Mit einer gewissen Regelmäßigkeit belegt die empi-rische Forschung seit langem immer wieder: Arbeits-lose weisen einen deutlich schlechteren Gesund-heitszustand, ein ungünstiges Gesundheitsverhalten und einen erhöhten Suchtmittelkonsum auf. Arbeits-lose haben im Vergleich zu Beschäftigten vor allem eine signifikant schlechtere psychische Gesundheit und instabile Lebenszufriedenheit, was unmittelbar auch mit den fehlenden finanziellen Ressourcen zu tun hat. Gesundheitliche Einschränkungen zäh-len häufig zu den wichtigsten Hemmfaktoren für die

Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Sie stellen sich in einer repräsentativen IAB-Studie als großes Hemmnis und Behinderung der Suchaktivitäten am Stellenmarkt heraus. Es bestehen somit deutlich geringere Wiedereingliederungschancen auf dem Arbeitsmarkt, wodurch das Risiko der Langzeitar-beitslosigkeit signifikant erhöht ist.

3. Arbeitslosigkeit und Sozialkontakte

Die Erwerbsarbeit hat – unabhängig von Gelderwerb und daraus resultierenden Konsummöglichkeiten – starke Inklusionswirkungen, von denen Arbeits-lose ausgeschlossen sind. Arbeitslosigkeit bedeutet einen Verlust der aus der Arbeitswelt begründeten Kooperations-, Kommunikations- und sozialen Inter-aktionsstrukturen und der damit verbundenen per-sönlichen Bestätigung und Anerkennung, aber auch notwendigem Feedback und sozialer Korrektur.

Durch Langzeitarbeitslosigkeit bedingte soziale Defi-zite können zum Verlust an sozialer Kompetenz, zu psychischen Störungen und in der Sekundärfolge zu somatischen pathologischen Diagnosen führen, wodurch sich dann der Teufelskreis schließt und sogar noch verstärkt.

Belastend und verstärkend kommt noch hinzu, dass Empfänger von Grundsicherung aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen häufig nur sehr limitierte Möglichkeiten haben, die durch Arbeitslosigkeit feh-lenden Sozialkontakte zu kompensieren; z.B. durch kulturelle Teilhabe an vhs-Kursen, Theaterbesuche, Aktivitäten in Vereinen, Kursen der Persönlichkeits-entwicklung, ...

Nicht zuletzt ist bekannt, dass arbeitslose Menschen sich nach und nach aus den eigenen bisher beste-henden sozialen Netzwerken distanzieren, da man/frau sich die diversen Freizeit-, Konsum- und Well-nessangebote der ehemaligen Freunde und Bekann-ten nicht mehr leisten kann.

Zusammenfassend gilt „auf den Punkt gebracht“, dass Erwerbsarbeit also nicht nur „Broterwerb“, son-dern auch Schlüsselfaktor der persönlichen Integ-rität und sozialen Teilhabe in der Gesellschaft ist. Aber auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht sollten demokratische, auf den Menschenrechten basie-rende Gesellschaften der sozialen und beruflichen Inklusion der Arbeitsuchenden eine hohe Priorität einräumen.

Page 23: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 23

Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag

4. Sekundäreffekte von Arbeitslosigkeit

Die oben dargestellten und schon lange bekannten Folgen der (Erwerbs-)Arbeitslosigkeit treffen jedoch nicht nur die/den Arbeitslosen allein. Die Familien-angehörigen, insbesondere die Ehegatten und Kin-der, werden unvermeidlich von allen Aspekten des Mangels mitbetroffen. Dadurch werden nicht nur die Beziehungen innerhalb der Kernfamilie der Arbeits-losen negativ beeinflusst, sondern auch die sozialen Beziehungen der nicht arbeitslosen Familienange-hörigen. Effekte wie sinkende Schulleistungen der Kinder, Rückzug auch der nicht arbeitslosen Ehegat-ten aus externen Sozialkontakten usw. sind ebenso bekannt wie die oben beschriebenen Folgen bei den Arbeitslosen selbst.

Aufgrund vorstehender Erkenntnisse sind zwei Handlungsebenen der Sozialpolitik zu erkennen:

1. die materielle Absicherung gegen den Einkommensverlust

und

2. die Absicherung gegen negative soziale Sekundärfolgen.

Aufgrund Bundesgesetz liegt der erste Punkt prin-zipiell in der Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland und deren nachgeordneten Ausfüh-rungsorgane, konkret der Bundesagentur für Arbeit und der örtlich zuständigen Jobcenter. Der zweite Punkt kommt im Bundesgesetz (SGB II und SGB III) nicht vor. Also könnte darin eine Aufgabe der kom-munalen Sozialpolitik gesehen werden.

Bereits vor „Erfindung“ des SGB II hat sich die Stadt Erlangen durch Gründung und Unterhalt der GGFA vorbildlich um Erwerbslose bemüht; insbesondere um jene, die in besonderer Weise der Unterstützung auf dem Weg in den sogenannten Ersten Arbeits-markt bedurften. Diese Vorarbeit erleichterte den Weg zur Optionskommune drastisch. Damals wie heute zeigte das System jedoch einen Mangel: Es ging immer „nur“ um den einzelnen Erwerbslosen und dessen Vermittlung in den Ersten Arbeitsmarkt. Beachtung finden und fanden soziale Problemlagen stets reaktiv - also erst, wenn sie bereits eingetreten waren. Und Kollateralschäden bei den Familienan-gehörigen, dem Freundeskreis und weiteren sozia-len Bezugsfeld des oder der Erwerbslosen blieben

systematisch unbeachtlich. Für Prävention im sozia-len Leben der Erwerbslosen war und ist kein Raum.

Wir meinen, dies könnte durch kommunale Sozial-politik geändert werden. Dabei sind wiederum zwei Aktionsfelder zu unterscheiden:

1. Sinnstiftende und erfüllende sozialversiche-rungspflichtige Beschäftigung, die im Ideal-fall auch zu einem für den Lebensunterhalt ausreichenden Erwerbseinkommen führt.

Die Untersuchungen, dass ein öffentlich finanzierter zweiter Arbeitsmarkt wirtschaftlich rentabel, d.h. wei-testgehend refinanziert ist, liegen reichlich vor. Diese Argumente brauchen hier nicht wiederholt werden - uns genügt es, daran zu erinnern. Und die Stadt Erlangen hat u.E. ihre Möglichkeiten in dieser Hin-sicht bei weitem nicht ausgereizt. Zweifellos gibt es auch in der Zuständigkeit der Stadt Erlangen reich-lich Arbeit, die nicht getan wird, weil sie niemand bezahlen will.

2. Präventive, aufsuchende Sozialarbeit bei Erwerbslosen.

Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Erwerbslose in ihrer emotionalen Betroffenheit eine große Hemm-schwelle besitzen, Hilfe anzunehmen und multiple Problemlagen zu realisieren. Vielfach treten Prob-lemlagen so schleichend ein, dass sie nur von einem objektiven professionellen Beobachter bemerkt wer-den können.

Unsere Erfahrung zeigt weiterhin, dass viele Erwerbslose gar nichts wissen von den vielen Hilfe-möglichkeiten. Und wenn sie etwas davon wissen, ist die Hürde, tatsächlich hinzugehen, aus unterschied-lichsten Gründen für viele sehr hoch. Sie gehen also erst, wenn überhaupt, wenn ein soziales Problem unübersehbar und für die Betroffenen selbst sehr belastend ist. Das heute gängige „Komm-Prinzip“ im Arbeitslosen-Coaching stößt hier an seine Grenzen. Die Idee der Eigenverantwortung der Betroffenen und Hilfebedürftigen wird unseres Erachtens über-strapaziert; die Idee des Datenschutzes auch.

Für die pragmatische Umsetzung der aufsuchenden Sozialarbeit ist ein differenziertes pädagogisches Konzept auszuarbeiten. Unabdingbar muss jedoch sichergestellt sein, dass das Prinzip der Freiwillig-keit, Vertraulichkeit und Parteilichkeit innerhalb der Interaktion mit dem Arbeitslosen stets zu gelten hat.

Page 24: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

24 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Arbeitsmarkt und Armutvon Wolfgang NiclasDGB

Was haben Armut und Arbeitsmarkt miteinander zu tun?

Der statistische Teil des „Sozialberichts Erlangen 2015“ wurde in der Erwartung erstellt, dass „das Wissen über die Struktur von Bevölkerung und Haushalten dabei hilft, Zusammenhänge zu erklä-ren und Hinweise auf zukünftige Entwicklungen zu geben.“ Die statistische Aufarbeitung von Bevölke-rungsstruktur und Zusammenleben ist umfänglich gelungen. Sie leidet aber an einer zwar kleinräumi-gen Betrachtung der Realität, mit der aber nicht aus-reichend Wirkungszusammenhänge und Ursachen für diese Realität benannt werden können.

Ein städtischer Sozialbericht sollte neben der Dar-stellung der Realität mit „unzähligen Kriterien“ die Ursachen für die Entwicklung von Armut in einer rei-chen Gesellschaft soweit irgend möglich benennen und auch vor dem Hinweis auf fehlendes Datenma-terial nicht zurückschrecken. Das Fehlen beispiels-weise von Daten zur Erosion des Normalarbeits-verhältnisses und zum Wachstum atypischer oder prekärer Arbeitsverhältnisse ist ein Problem für die Entwicklung einer zukunftssicheren Sozialpolitik.

Nur in Kenntnis der Ursachen für die Entstehung von Armut kann es gelingen, die wichtigsten Gründe statistisch so aufzuarbeiten, dass Konsequenzen für eine armutsbekämpfende Politik gezogen werden können. Durch die Hereinnahme der vermögenden Einkommen in den Sozialbericht ist dies in einem ersten Ansatz gelungen. „Zehn Prozent der einkom-mensstärksten Erlangerinnen und Erlanger verfügen über fast neunmal so viel Einkommen, wie die zehn Prozent der einkommensschwächsten Bevölke-rung.“ Die (zunehmende) Polarisierung der Lebens-verhältnisse ist auch in Erlangen ein Thema.

Arbeit dient auch der eigenständigen Existenzsi-cherung oberhalb der Armutsgrenze. Sie ist für die Entwicklung und den Erhalt der Arbeitsfähigkeit erforderlich. Dies gilt für die überwältigende Zahl aller Menschen im arbeitsfähigen Alter. Wenn Arbeit nicht in ausreichender Menge für alle zur Verfügung steht oder trotz Arbeit kein sozial abgesichertes Leben zu bestreiten ist, ist Armut die Konsequenz. Die Befähigung des Einzelnen zur Arbeit und die Zur-Verfügung-Stellung von „Guter Arbeit“ ist nicht

nur die wichtigste, sondern die entscheidende Stell-schraube, mit der Armut verhindert werden kann. Dies gilt insbesondere auch für Menschen, die auf Grund besonderer Einschränkungen spezielle Arbeitsangebote oder spezielle Unterstützung für die Arbeit bekommen müssen.

Im gewerkschaftlichen Verständnis bedingen sich Arbeit und gesellschaftliche Verteilungsstrukturen. Soziale Ungleichheit legt dabei Strukturen der Aus-schließung von Menschen aus der Arbeit und in Konsequenz aus der Gesellschaft offen. Folgerich-tig muss es in der Armutsbekämpfung auch darum gehen, Hindernisse bei der Ausübung existenz-sichernder Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe zu beseitigen und die Inklusion jedes Einzelnen zu fördern.

Dabei kann es nicht nur um die Bereitstellung glei-cher „Startbedingungen“ im Arbeitsleben gehen. Chancengleichheit bedarf einer lebenslangen Unter-stützung soweit erforderlich und einer Gestaltung der Arbeitsmöglichkeiten. Die Möglichkeiten für ein aus-reichendes Angebot an existenzsichernder Arbeit sind auf lokaler Ebene begrenzt. Bei der Bekämp-fung der Ursachen von Armut durch kommunale Sozialpolitik kommt der Arbeit bzw. dem Arbeits-markt dennoch zentrale Bedeutung zu.

Der Erlanger Sozialbericht stellt zu diesem Themen-komplex viele wichtige Daten zur Verfügung. Wenn politisch strittig ist, ob sich beispielsweise ein gezielt aufgebauter Niedriglohnsektor auf die Ausweitung armutsverschärfender Arbeit auswirkt, sollte ein Armutsbericht aber auch gezielt Daten für die Beant-wortung dieser Streitfrage aufarbeiten.

Ein Armutsbericht soll verstehen helfen und Hand-lungsorientierung bieten. Auch die erstmalige Erwei-terung des „Erlanger Armutsberichts“ um einen Dia-logteil wird daher vom DGB begrüßt.

Mehr Nachhaltigkeit bei der Arbeitsmarkt-politik - Wir brauchen eine sozialstaatliche Arbeitsmarktpolitik:

Die Ausweitung der Zeitarbeit, die Ausdehnung der befristeten Arbeitsverhältnisse und die nicht ausrei-chende Bekämpfung der illegalen Beschäftigungsver-hältnisse sind letztlich die Folge gesetzgeberischer

Page 25: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 25

Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag

Entscheidungen. Der Niedriglohnsektor in Deutsch-land war und ist politisch gewollt.

Der gesetzliche Mindestlohn ist hilfreich bei der Bekämpfung der schlimmsten Folgen des Abbaus des Normalarbeitsverhältnisses. Soweit Arbeit die gleichwertige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sichert, ist die Aussage „sozial ist, was Arbeit schafft“ nachvollziehbar. In Zeiten eines Niedriglohnsektors mit Arbeitsverhältnissen, die auch bei einem Min-destlohn von 8,50 Euro selbst bei lebenslanger Voll-zeitarbeit im Hartz IV-Niveau liegen, ist die Aussage falsch, ja sogar zynisch.

Wer sein Leben im Mindestlohn in Vollzeit arbeitet bekommt bei einem angestrebten Rentenniveau von 42 Prozent eine Rente von 612 Euro. Davon kann man den Lebensunterhalt nicht sicherstellen – Armut im Alter ist garantiert.

Zum Jahreswechsel 2014/15 hat der DGB Zahlen zur atypischen1 und prekären Arbeit2 in Erlangen veröffentlicht. Der prozentuale Anteil atypischer an allen Beschäftigungsverhältnissen in Erlangen stieg im Zeitraum 2003 bis 2013 von 28,0 Prozent auf 37,7 Prozent.

Im gleichen Zeitraum stieg in Erlangen, im Gegen-satz zum Bundestrend, erfreulicherweise die Norma-larbeit (Vollzeit, unbefristet, sozialversichert …) um

1 Die Grenzen zwischen atypischer und prekärer Arbeit sind fließend. Es muss unterstrichen werden, dass Prekariat nicht allein durch die (arbeitsrechtliche) Beschäftigungsform zu definieren ist. Nicht jedes atypische Beschäftigungsverhältnis ist prekär. Prekariat ist aber ein weiterer Begriff. Auch so genannte Normalarbeitsverhältnisse können prekär sein. Beschäftigung ist dann als prekär zu betrachten, wenn sie unsicher und nicht dauerhaft ist, wenn sie gesetzlich oder tariflich wenig oder gar nicht geregelt ist, wenn sie den Beschäftigten soziale Absiche-rung vorenthält oder ihnen nur einen nicht Existenz sichernden Niedriglohn erbringt und ein hohes Armutsrisiko enthält. Weiter werden geringe Entwicklungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, Ausschluss von sozialer Teilhabe, schlechte eigene Arbeitsplatz-bewertung und der drohende Verlust der Beschäftigungsfähigkeit genannt.2 Zur atypischen Beschäftigung werden jene sich ausbreitenden Beschäftigungsverhältnisse gezählt, die dem genannten Normalarbeitsverhältnis nicht entsprechen: Zu diesen Arbeitsverhältnissen zählen demnach Teilzeit mit weniger als 35 Wochenstunden, geringfügige Beschäftigung, Minijobs, befris-tete Beschäftigung, Leiharbeit, Werkverträge sowie Solo-Selb-ständigkeit. Werkverträge z.B. sind in dieser Klassifizierung nicht enthalten.

9,8 Prozent. Das Wachstum atypischer Arbeit nimmt dennoch auch in Erlangen gegenüber der Normalar-beit weiter zu.

Besonders stark zugenommen haben Teilzeit (+75 Prozent auf 22.566) und Minijobs (62 Prozent auf 14.264). Aktuell scheint die Zahl der Leiharbeits-verhältnisse nur noch gering zu steigen, dafür steigt die Zahl der Werkverträge mit teilweise noch dra-matischeren Konsequenzen. Die Digitalisierung der Arbeit droht diese Entwicklung zu atypischer Arbeit deutlich zu beschleunigen.

Leiharbeit und Werkverträge können „Gute Arbeit“ sein. Allerdings zeigen viele Einzelfallstudien, dass die Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse unter den atypischen Arbeitsverhältnissen steigt. 30 Prozent der arbeitslos werdenden Leiharbeiter erhalten kein Arbeitslosengeld sondern fallen sofort in den Hartz IV-Bereich. Werkverträge werden teilweise zu Konditionen ausgeführt, die zu einer Entlohnung unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns führt. So kam eine Studie des DIW 2015 zu dem Ergebnis, dass „18 Prozent der Solo-Selbständigen in Deutsch-land, das sind etwa 400.000, weniger verdienen als 5 Euro netto je Stunde“ (DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos faz.net).

Der tatsächliche Anteil prekärer an atypischer Arbeit bleibt bisher nicht erfasst und kaum thematisiert. Allerdings zeigt eine aktuelle bundesweite Sonder-auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit durch den DGB, dass 15,2 Prozent (bundesweit 62.589 in 2014) aller neu arbeitslos gemeldeten ArbeitnehmerInnen keine Leistungen der BA erhal-ten, sondern unmittelbar mit Beginn der Arbeitslosig-keit Hartz IV Empfänger werden.

Ein erschreckendes Bild zeigt auch die Zahl der Aufstocker. Über 500 Menschen allein in Erlangen haben trotz sozialversicherungspflichtiger Arbeit zusätzlich zu ihrem Arbeitsentgelt auch Hartz IV-Leistungen beziehen müssen, um zumindest auf niedrigem Niveau ihre Existenz zu sichern – Ten-denz steigend.

Der Deutsche Städtetag weist auf die wachsende Belastung der öffentlichen Kassen durch diese Ent-wicklung hin.

Page 26: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

26 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Die Datendefizite gerade in diesen Problemfeldern des Zusammenhangs von Arbeit und Armut sind erschreckend.

KONSEQUENZ: Die Datengrundlagen zur Erfas-sung von Arbeitsverhältnissen, die die soziale Lage gefährden, müssen für Erlangen erfasst werden.

Der DGB fordert eine „neue Ordnung“ der Arbeit. Die Rahmenbedingungen müssen so verändert wer-den, dass der Niedriglohnsektor und prekäre Arbeit zurückgedrängt werden. „Durch die im (Berliner) Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele, einen gesetzli-chen Mindestlohn einzuführen, Werkverträge stärker zu überwachen und die Bedingungen für Leiharbeit zu verbessern, wurden bereits erste wichtige Schritte eingeleitet. Es kommt nun darauf an, dass die Ver-einbarungen umgesetzt und vor Ort, also auch in Erlangen, mit Leben erfüllt werden. Die Überfüh-rung der Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, sowie die Beendigung der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhält-nissen werden in der Koalitionsvereinbarung leider nur vage angerissen, bleiben aber ebenfalls zentrale Elemente gewerkschaftlichen Anliegens, eine ‚neue Ordnung der Arbeit‘ durchzusetzen.“ („Für eine sozi-alstaatliche Arbeitsmarktpolitik“ DGB BuVo 2014)

KONSEQUENZ: Der Deutsche Städtetag muss aufgefordert werden, auf die Bundesregierung einzuwirken, dass die vereinbarten Ziele voll-ständig umgesetzt werden und die Datengrund-lagen für die Arbeit der Städte verbessert wird.

Reichtum ist Armut:

In einer wirtschaftlich stabilen oder gar wachsenden Gesellschaft ist wachsende Armut das Gegenstück zu wachsendem Reichtum. Ein Armutsbericht muss aus Sicht des DGB daher immer auch den wach-senden Reichtum darstellen. Vermögensforschung steckt in Deutschland noch immer in den Kinder-schuhen. Deshalb fordert der DGB Bundesvorstand für die Erstellung des „5. Armuts- und Reichtumsbe-richts“ der Bundesregierung, die Analyse der Ver-mögensungleichheiten zu intensivieren. (DGB BuVo 22.01.2015).

In der Erlanger Bürgerbefragung 2014 wurde erst-mals das im Haushalt verfügbare Einkommen abgefragt. Die Antworten zeigen erstmals auch im Erlanger Sozialbericht gravierende Einkommensun-terschiede auf.

Das erreichte Maß an Ungleichheit verschärft die Probleme gleich doppelt: der wachsende private Reichtum geht mit einer öffentlichen Verschuldung einher. Damit wird der politische Souverän auf allen Ebenen finanziell handlungsunfähiger, obwohl er die

Aufgabe hat, soziale Probleme zu lösen oder min-destens zu lindern.

Wer die Armut bekämpfen und damit die Lebens-situation der Betroffenen maßgeblich verbessern will, muss die Entstehung von Reichtum in unserer Gesellschaft analysieren und Regelsysteme zur Ver-minderung der Polarisierung schaffen.

In den letzten Jahren hat sich die Entwicklung ver-stärkt, dass trotz wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland sowohl Reichtum als auch Armut zuge-nommen haben und damit die konfliktfördernde sozi-ale Polarisierung. Eine solche Entwicklung gefährdet unsere soziale Demokratie und hat zum Niedergang der Weimarer Republik beigetragen.

KONSEQUENZ: Der DGB fordert die Intensivie-rung der Analyse der Vermögensungleichheiten unter Berücksichtigung der bundesweiten Vor-gehensweise. Der DGB geht davon aus, dass neben den Haushaltseinkommen die Ermittlung der Haushaltsvermögen in die Berichterstattung aufgenommen wird.

Zusammenarbeit oder Integration von Arbeitsmarkt und Sozialpolitik

Arbeitsmarktpolitik ist immer auch Sozialpolitik und hat nachhaltige Auswirkungen auf deren Finanzier-barkeit. Mit der Hartz IV-Reform wurde die Trennung der Dienstleistungen am Arbeitsmarkt in ein Sys-tem für Versicherte und ein System für Nicht-Versi-cherte geschaffen. Als Kompromisslösung wurde die Grundsicherung in zwei verschiedenen Systemen – gemeinsame Trägerschaft der Bundesagentur für Arbeit und der Kommunen sowie alleinige kommu-nale Trägerschaft – organisiert. Damit wurde die Arbeitsmarktpolitik aufgespalten. Im Ergebnis wer-den Arbeitslose in Deutschland, je nach aktueller Rechtszugehörigkeit und Wohnort, in unterschied-lichen, oft wechselnden Systemen mit unterschied-licher Organisation, Finanzierung und Steuerung betreut.

Arbeitslosenversicherten, deren Arbeitslosengeld nicht zur Existenzsicherung reicht, wird trotz Ver-sicherungsschutz die Betreuung durch die Arbeits-agenturen verwehrt. Die mit Hartz IV ursprünglich angestrebte Betreuung „aus einer Hand“ ist in der Praxis zu einem Flickenteppich mit Beteiligung unterschiedlicher Arbeitsmarktinstitutionen gewor-den – mehr Schnittstellen und Reibungsverluste sind die Folge.

Die Sozialpolitik – obwohl massiv von der Arbeits-marktpolitik betroffen – ist kein mitsteuernder Bestandteil der Arbeitsmarktpolitik geworden. Statt-dessen muss festgestellt werden, dass Steuerungs-kriterien der Arbeitsmarktpolitik und der Sozialpolitik teilweise konträr sind.

Page 27: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 27

Der Erfolgsgarant für die Arbeitsmarktagenturen – viele, kostengünstige und schnelle Vermittlungen von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt - hat in der Vergangenheit zur Konzentration auf die sogenann-ten arbeitsmarktnahen Arbeitslosen geführt. Arbeits-lose mit einem oder mehreren Handikaps dagegen können häufig nur mit deutlich größerem Aufwand in existenzsichernde Arbeit vermittelt werden. Sie sind aber zu einem hohen Teil Hartz IV-Bezieher und sind auf zusätzliche Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen.

Im Gefolge der Hartz IV-Gesetze schönen schnelle Vermittlungserfolge die Arbeitsmarktbilanz und sind bestenfalls neutral gegenüber den Belastungen der Sozialpolitik.

Im Rahmen der Grundlagen der Hartz IV-Gesetz-gebung hat der DGB Erlangen die Entscheidung der Stadt Erlangen für die Option mit Entwicklung der GGFA zur Umsetzungsagentur als relativ beste Lösung mitgetragen.

Der Sozialbericht der Stadt Erlangen zeigt die klein-räumige und zielgruppenspezifische Verteilung der Arbeitslosen und Hartz IV-Empfänger auf. Der Zusammenhang von Arbeit(sfähigkeit), soziostruk-turellen Kriterien und Armut wird offensichtlich und verlangt differenzierte quartiersbezogene Konse-quenzen. Gleichzeitig wird aber die Notwendigkeit einer koordinierten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik deutlich.

Die in den letzten Jahren immer wieder geführte Diskussion über die Schnittstellen zwischen den Anforderungen des Sozialamtes und der Optionsein-richtung GGFA haben einen Teil ihrer Ursachen in unterschiedlichen Anforderungen und Anreizsyste-men des Arbeitsmarktes und der Sozialpolitik. Das Gutachten zur Arbeit der Optionskommune Erlangen hat diese Einschätzung bestätigt.

KONSEQUENZ: Die Arbeitsmarktpolitik der Opti-onskommune Erlangen und die Sozialpolitik der Stadt Erlangen müssen stärker aufeinander abgestimmt werden. Zielsetzung muss sowohl die maximale Vermittlung in existenzsichernde sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhält-nisse sein als auch die Schwerpunktsetzung in solche Zielgruppen, die die Kosten der kommu-nalen Sozialleistungen sowohl kurz- als auch langfristig reduziert. Die nicht mehr benötig-ten Mittel können dann in Qualifizierungs- und Arbeitsmarktprogramme nachhaltig investiert werden.

Die öffentlich geförderte Beschäftigung muss neu ausgerichtet und erweitert werden. Manche Lang-zeitarbeitslosen haben angesichts der aktuellen und weiter steigenden Anforderungen des heutigen

Arbeitsmarktes kaum Chancen auf eine nichtgeför-derte Erwerbsarbeit.

Die sozialpolitische Funktion von Arbeit, die Sinn-haftigkeit, die durch Erwerbsarbeit und die mit ihr verbundenen sozialen Kontakte und Entlohnung empfunden wird, spielt in der Arbeitsmarktpolitik aber nur eine untergeordnete Rolle. Die bisherigen Förderungsmodelle haben keine nennenswerte Bes-serung gebracht.

Es geht zum einen um die Integration von Menschen mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt. Zum anderen geht es um die – auch dauerhafte – Ermöglichung von sozialer Teilhabe von Menschen, die besonders arbeitsmarktfern sind. Mit der aktuel-len regionalen Schwerpunktinitiative „Runder Tisch Langzeitarbeitslosigkeit“ werden Instrumente entwi-ckelt und Mittel zur Verfügung gestellt, die die Mög-lichkeiten einer öffentlich geförderten Beschäftigung aufzeigen können, soweit die entsprechenden Pro-gramme und Mittel dauerhaft bereitgestellt und bei Bewährung und Bedarf ausgebaut werden.

Der DGB begrüßt die drei für Erlangen durchgesetz-ten Projekte zur Integration von Langzeitarbeitslo-sen und Menschen mit Behinderung. Der Übergang in nichtgeförderte existenzsichernde Beschäftigung muss als Ziel weiter verfolgt werden, darf aber nicht mehr ausschließlich im Vordergrund stehen. Öffent-lich geförderte Arbeit muss ein Leben mit individuell und gesellschaftlich sinnvoller Arbeit ohne dauer-hafte soziale Unterstützung ermöglichen.

Die geringen Zielzahlen der Projekte machen aber auch eines deutlich: die Integration schwer vermit-telbarer Arbeitnehmergruppen in den Arbeitsmarkt kann bei einem erfolgreichen Verlauf der Projekte verbessert, aber nicht gelöst werden.

KONSEQUENZ: Wir müssen einen kapazitäts-starken öffentlich geförderten Arbeitsmarkt in Erlangen aufbauen, der die Zielsetzung der Ver-mittlung in den ersten Arbeitsmarkt anstrebt, aber auch den dauerhaften Verbleib in einem öffentlich geförderten Arbeitsmarkt ermöglicht.

Altersarmut

Altersarmut ist ein dramatisch wachsendes Phä-nomen. Die tendenzielle Verabschiedung von der paritätisch finanzierten Sozialversicherung und die Senkung des Rentenniveaus bewirken eine Armutsentwicklung im Rentenalter in bislang nicht gekannter Größenordnung und damit verbunden neue Anforderungen an die Grundsicherung im Alter.

Laut Rentenreport 2014 gibt es in Erlangen 20.910 RentnerInnen, davon 1.606 wegen verminderter Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbsunfähigkeit. Grund-sicherung erhalten 399 SeniorInnen, darunter 235 Frauen. Der „Sozialbericht 2015“ gibt eine steigende

Page 28: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

28 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Zahl von GrundsicherungsempfängerInnen an sowie eine stärkere Verbreitung über die Stadt. Der Anteil der Frauen steigt überproportional. Studien ver-weisen auf eine sehr zurückhaltende Inanspruch-nahme der Grundsicherung im Alter von nur ca. 1/3 der Anspruchsberechtigten. Die Ausgaben für die Grundsicherung im Alter sind in Erlangen von 2005 auf 2013 um 41 Prozent auf 3.251.242 Euro gestiegen. Der Anstieg prekärer Arbeitsverhältnisse wird das Problem der Altersarmut weiter ansteigen lassen.

KONSEQUENZ: Auch wenn die Finanzierung der Grundsicherung eine Bundesaufgabe ist, wird die steigende Zahl „armer Menschen im Alter“ ein zunehmendes Problem für die kommunale Sozialpolitik.

Zielgruppen

Für folgende Zielgruppen ist eine gesonderte Stra-tegie unter Beteiligung der jeweiligen Akteure zu entwickeln und in einer klaren Verantwortlichkeit umzusetzen. Ein wesentlicher Grundgedanke neben dem Grundsatz der Sozialen Gerechtigkeit muss die Nachhaltigkeit und die Befähigung zur Selbst-hilfe und Eigenverantwortlichkeit vor einer Politik der Almosen sein. Entscheidend für Nachhaltigkeit und Finanzierbarkeit wird die Zusammenarbeit der Akteure der Sozial- und der Arbeitsmarktpolitik sein.

• Jugendliche

• Langzeitarbeitslose

• Menschen mit Behinderung

• Alleinerziehende

• Bedarfsgemeinschaften

• Migranten und Flüchtlinge

• Altersarme und erwerbsunfähige Menschen im Rentenbezug

KONSEQUENZ: Erlangen braucht für die wich-tigsten Zielgruppen der Sozialpolitik eine Gesamtstrategie aller lokalen Akteure.

Fazit3

• Der wirksamste Weg der Vermeidung von Armut ist die Ermöglichung einer Erwerbs-tätigkeit, die ausreichende Einkünfte für die eigenständige Finanzierung des Lebensunter-halts sichert.

• Schulische Bildung und berufliche Qualifika-tion sind die Grundlagen für die Vermeidung von Armut.

• Der „Kreislauf der Armut“ und die „Vererbung der Armut“ müssen durchbrochen werden.

• Körperliche, psychische oder sonstige Arbeitserschwernisse müssen durch privat-wirtschaftliche (Quotenabgaben) und öffentli-che Mittel ausgeglichen werden.

• Migranten und Flüchtlinge sind ein sozial- und arbeitspolitischer Glücksfall für eine alternde Gesellschaft. Das „Glück“ muss aber erarbei-tet werden.

3 Angelehnt an „Armutsbekämpfung in der Kommune“, Otto Vierheilig, 2008

Page 29: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 29

Stellungnahme des AutonomenFrauenhauses Erlangen

Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag

Beim Sozialbericht 2015 wird deutlich, dass die finanzielle Situation von Frauen wesentlich schlech-ter ist als die von Männern.

Unsere Forderungen und Visionen zur Verbesse-rung der Lebensqualität von Frauen in Erlangen:

• Verbesserung der Infrastruktur in den Wohnge-bieten: Einkaufs-möglichkeiten, Kindertagesstät-ten, Ganztagsschulen, sichere Schulwege, Anbin-dung an Familienstützpunkte.

• Förderung, bzw. Initiierung von Mehrgenerati-onenhäusern für Alleinerziehende, Singles und Seniorinnen, bzw. Wohnprojekte für Alleinerzie-hende è Ausweitung der Rahmenbedingungen der GeWoBau ist nötig.

• Die Anzahl der Sozialmietwohnungen muss vervielfacht werden! Der Rückgang des Bestan-des an Sozialmietwohnungen (2004: knapp 5.000 auf ca. 3.000 im August 2014) führt zu unerträg-lichen Lebensbedingungen. Frauen mit Tren-nungswunsch können nicht ausziehen und finden lange keine bezahlbare eigene Wohnung.

• Deutliche Erhöhung der Mietobergrenzen bei ALG II-Bezug; die aktuellen Sätze bilden die Wirk-lichkeit des Erlanger Wohnungsmarktes nicht ab.

• Kinderbetreuungszeiten müssen mit den Arbeitszeiten der Mütter kompatibel sein; das bedeutet Ausweitung der Randzeiten, Betreu-ung auch am Wochenende und nachts (Ärztin-nen, Verkäuferinnen, Reinigungskräfte, Kranken-schwestern, Altenpflegerinnen ...).

• Flexible Kinderbetreuung bedeutet auch, dass eine Neuaufnahme von Kindern nicht nur zum September, sondern das ganze Jahr über möglich sein muss.

• Förderung von betriebseigenen Kindertages- stätten.

• Sicherung des Lebensunterhalts, wenn der Quali nachgeholt werden soll (23 Prozent der Alleinerziehenden in Erlangen haben keinen Schulabschluss).

• Teilzeitausbildungsplätze bei städtischen Ein-richtungen mit angeschlossener Kinderbetreuung.

• Keine städtische Auftragsvergabe an Leihfir-men, Erhaltung und Ausbau der Arbeitsverhält-nisse bei der Stadt Erlangen sowie sozialversiche-rungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse.

• Sozialticket zu einem Preis, der im ALG II für den öffentlichen Nahverkehr vorgesehen ist. Mobilität muss für einen Euro am Tag möglich sein!

• Ermäßigungen mit Erlangen-Pass sollten min-destens 50 Prozent betragen.

Nicht die Alleinerziehenden sind arm, sondern eine Gesellschaft, die es Müttern mit Kindern nicht ermög-licht, angemessen und selbständig für ihren Lebens-unterhalt zu sorgen.

Seniorinnen sind aufgrund ihrer Erwerbsbiographie und der schlechten Bezahlung von Frauenarbeits-plätzen häufig von Altersarmut betroffen. Die Alters-armut wird in den nächsten Jahren auch in Erlangen zunehmen.

Page 30: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

III

Daten und Fakten

Page 31: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 31

• Seit dem Jahr 2006 ist das Pro-Kopf-Einkommen der Erlangerinnen und Erlanger jährlich im Schnitt um zwei bis vier Prozent gestiegen. Aktuell beträgt das Pro-Kopf-Einkommen etwa 1.930 Euro. Zugrunde liegen hier Daten der Erlanger Bürge-rinnen- und Bürgerbefragungen der Jahre 2012 und 2014.

• Gut 17 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger verfügen über ein Pro-Kopf-Einkommen unter 1.000 Euro, fast 13 Prozent über ein Einkommen mehr als 3.000 Euro.

• Die Kluft zwischen Arm und Reich hat räum-liche Entsprechungen: Während in der Reuth (Bezirk 71), im Röthelheimpark (Bezirk 33), in Sieglitzhof (Bezirk 22) und am Burgberg (Bezirk 20) die Einkommen deutlich überdurch-schnittlich sind, weicht das Durchschnittseinkom-men am Anger (Bezirk 40) gravierend nach unten ab. Stark unterdurchschnittliche Einkommen fin-den sich zudem in Büchenbach Nord (Bezirk 77), in Rathenau (Bezirk 41) und der Buckenhofer Siedlung (Bezirk 24). Auch im innerstädtischen Bereich sind die Einkommen stark unterdurch-schnittlich, was jedoch in erster Linie auf den hohen Anteil an Studentinnen und Studenten zurückzuführen ist, die in der Regel über geringe Einkommen verfügen.

• Den Erlangerinnen und Erlangern verbleiben im Schnitt 42 Prozent des Einkommens zur freien Verfügung, also z.B. für Lebensmittel, Kleidung oder Freizeitbeschäftigungen.

• Rund 21 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger kommen mit ihrem verfügbaren Einkommen eher schlecht oder sehr schlecht zurecht. Auch hier gibt es räumliche Differenzen: Während in Kriegen-brunn (Bezirk 62) und am Burgberg (Bezirk 20) rund die Hälfte mit dem verfügbaren Einkom-men sehr zufrieden sind, sind dies am Anger (Bezirk 40) nur 18 Prozent.

• Unterdurchschnittliche Einkommen finden sich bei der Bevölkerung im Alter ab Mitte 60. Stark unter-durchschnittlich sind die Einkommen der Erlange-rinnen und Erlanger im Alter bis Ende 20. Letztere sind jedoch häufig Studierende, deren niedrige Einkommen vorübergehende Begleiterscheinung ihrer Ausbildung sind.

• Das Einkommen der männlichen Bevölkerung liegt insgesamt zehn Prozent über dem der weib-lichen Bevölkerung. Vollerwerbstätige männliche Singles verfügen über 21 Prozent mehr Einkom-men als vollerwerbstätige weibliche Singles.

• Die Hälfte der Erlangerinnen und Erlanger verfü-gen über lediglich 30 Prozent des gesamten Ein-kommens, die andere Hälfte über 70 Prozent. Auf ein Fünftel der Bevölkerung entfallen 35 Prozent des gesamten Einkommens.

• Die zehn Prozent der einkommensstärksten Erlan-gerinnen und Erlanger verfügen über fast neun Mal so viel Einkommen wie die zehn Prozent der einkommensschwächsten Bevölkerung.

• Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen Bildung und Einkommen: Drei Viertel der Erlange-rinnen und Erlanger mit Volks- oder Hauptschul-abschluss leben in der Hälfte der einkommens-schwächeren Haushalte, aber nur 39 Prozent der Bevölkerung mit Abitur oder Fachabitur. Rech-net man aus den 39 Prozent mit Hochschulreife noch die Studentinnen und Studenten heraus, dann sinkt der Anteil an Menschen mit Abitur oder Fachabitur bei den einkommensschwachen Haus-halten auf 31 Prozent, denn mehr als drei Viertel der Studierenden ist den einkommensschwachen Haushalten zuzurechnen.

• Während am Burgberg (Bezirk 20) 13 Prozent der Bevölkerung ab 25 Jahren über einen akademi-schen Doktorgrad verfügen, trifft dies auf lediglich ein Prozent am Anger (Bezirk 40) zu.

• Im Schulsprengel mit dem niedrigsten Durch-schnittseinkommen wechseln 22 Prozent der Schülerinnen und Schüler nach der vierten Jahrgangsstufe auf ein Gymnasium; im einkom-mensstärksten Schulsprengel liegt dieser Anteil bei gut 80 Prozent. Dagegen besuchen 59 Pro-zent der Schülerinnen und Schüler im einkom-mensschwächsten Schulsprengel ab der fünf-ten Jahrgangsstufe eine Mittelschule (ehemals Hauptschule), was auf nur sieben Prozent der Schülerinnen und Schüler im einkommensstärks-ten Schulsprengel zutrifft.

• Bei gleicher schulischer Vorbildung verfügen Männer deutlich häufiger über höhere berufliche Bildungsabschlüsse als Frauen. Während 82

Zusammenfassung

Teil III der vorliegenden Veröffentlichung enthält eine ausführliche Zusammenstellung von Datenmaterial zur sozialen Lage der Erlangerinnen und Erlanger.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Page 32: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

32 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Prozent der Männer mit Hochschul- oder Fach-hochschulreife auch über ein abgeschlossenes Studium verfügen, trifft dies auf lediglich 68 Pro-zent der Frauen mit gleichem Schulabschluss zu. Unter der Bevölkerung mit Volks- bzw. Haupt-schulabschluss haben bei den Männern acht Pro-zent keinen beruflichen Abschluss, bei den Frauen 23 Prozent. Dies betrifft vor allem ältere Frauen.

• Von den Erlangerinnen und Erlangern unter 65 Jahren empfangen 5,3 Prozent Hartz IV. Diese Quote liegt bei alleinerziehenden Frauen bei 25 Prozent.

• Unter den Empfängerinnen und Empfängern von Hartz IV sind Kinder deutlich überrepräsentiert. Insgesamt sind 13 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger unter 15 Jahre alt. In Hartz IV-Bedarfs-gemeinschaften sind dies 30 Prozent.

• Von den Hartz IV-Empfängerinnen und Empfän-gern ab 18 Jahren verfügen 22 Prozent über kei-nen Schulabschluss, 48 Prozent über Volks- oder Hauptschulabschluss, aber nur 15 Prozent über Hochschulreife oder Fachabitur. Letzteres trifft dagegen auf 67 Prozent aller 18- bis unter 65-Jäh-rigen zu.

• Knapp ein Viertel der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger sind Nicht-Deutsche.

• In Büchenbach Nord (Bezirk 77) ist ein Drittel der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren auf Hartz IV angewiesen. In Büchenbach Dorf (Bezirk 76) liegt dieser Anteil bei 24 Prozent, am Anger (Bezirk 40) bei 22 Prozent und im Bezirk Tal (Bezirk 04) bei 21 Prozent.

• Von den Erlangerinnen und Erlangern ab 65 Jah-ren empfangen 2,5 Prozent Leistungen zur Grund-sicherung im Alter. Die Zahl der Grundsicherungs-fälle im Alter ist in den vergangenen sechs Jahren um 38 Prozent angestiegen. Da zunehmend Men-schen mit gebrochenen Erwerbsbiografien in das Rentenalter eintreten und die Zahl der Menschen ab 65 Jahren insgesamt zunimmt, ist hier mit einem weiteren Zuwachs zu rechnen.

• Es gibt einen Zusammenhang zwischen gesell-schaftlicher Teilhabe und Einkommen.

• Rund ein Drittel der 18- bis 80-jährigen Erlan-gerinnen und Erlanger in der Hälfte der einkom-mensschwächeren Haushalte hat wenig oder gar kein Interesse an den politischen Geschehnissen in der Bundesrepublik Deutschland. In den ein-kommensstärkeren Haushalten liegt dieser Anteil dagegen bei nur 13 Prozent.

• Bei der Kommunalwahl 2014 lag die Wahlbetei-ligung in den zehn einkommensschwächsten Wahlbezirken bei durchschnittlich 24,6 Prozent (Urnenwahl), in den zehn einkommensstärksten Wahlbezirken bei 42,6 Prozent.

• Erlangerinnen und Erlanger mit Migrationshinter-grund haben zwölf Prozent weniger Einkommen als der Durchschnitt.

• Menschen mit Migrationshintergrund sind deut-lich häufiger auf schlechtere Wohnbedingungen angewiesen.

• Das Einkommen von Deutschen mit mittlerem Schulabschluss liegt um drei Prozent, bei Nicht-Deutschen mit gleichem Schulabschluss um 33 Prozent unter dem Durchschnitt.

• Bei Familien sinkt das Einkommen mit der Zahl der Kinder, dafür steigen die sozialen Belastun-gen: acht Prozent der Familien mit drei Kindern sind Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften. Bei Fami-lien mit vier Kindern beträgt dieser Anteil 17 Pro-zent, bei größeren Familien 30 Prozent.

• 91 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.

• Das Pro-Kopf-Einkommen bei Alleinerziehenden liegt 23 Prozent unter dem Durchschnitt.

• Jeder vierte Alleinerziehendenhaushalt lebt in einer Sozialmietwohnung.

• 21 Prozent der Alleinerziehenden mit einem Kind sind Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften. Dies trifft auf 32 Prozent der Alleinerziehenden mit zwei Kindern und auf fast die Hälfte der Alleinerziehen-den mit mehr als zwei Kindern zu

• Kleinräumig betrachtet finden sich die größ-ten sozialen Belastungen in Büchenbach Nord (Bezirk 77), gefolgt vom Anger (Bezirk 40), Büchenbach Dorf (Bezirk 76), Tal (Bezirk 04), Bierlach (Bezirk 45) und Rathenau (Bezirk 41); die geringsten Belastungen finden sich in der Reuth (Bezirk 71), in Kriegenbrunn (Bezirk 62) und in Dechsendorf Ost (Bezirk 81).

Abbildung 1 zeigt die prozentualen Abweichungen der Pro-Kopf-Einkommen ausgewählter Bevöl-kerungsgruppen vom gesamtstädtischen Durch-schnittseinkommen. Dargestellt sind die Einkommen nach Geschlecht, Altersgruppen, Migrationshinter-grund und Haushaltstyp. Diese wurden zudem wei-ter ausdifferenziert in Teilgruppen, deren Einkom-men besonders starke Abweichungen aufweisen.

Es zeigen sich hier verschiedene Achsen, entlang derer sich die Einkommen ausdifferenzieren: So fin-den sich Männer eher im oberen Bereich, Frauen eher im unteren. Ebenso müssen Bevölkerungs-gruppen mit Migrationshintergrund tendenziell mit unterdurchschnittlichen Einkommen zurechtkom-men. Deutliche Unterschiede zeigen sich entlang von Bildungs- und Berufsstatus.

Sicherlich gibt es auch innerhalb der dargestellten Teilgruppen weitere Differenzierungen. So gibt es Überschneidungen zwischen den vollerwerbstä-tigen männlichen Singles, deren Einkommen um mehr als ein Drittel über dem Durchschnitt liegt und der Gruppe der Singlehaushalte im Alter von 18 bis unter 25 Jahren, die am anderen Ende zu finden ist und deren Einkommen 60 Prozent unter dem Durch-schnitt liegt. Letztere umfassen allerdings viele Stu-dentinnen und Studenten, deren Einkommen wäh-rend der Ausbildungsphase in der Regel gering sind.

Page 33: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 33

Abb. 1: Prozentuale Abweichungen des Pro-Kopf-Einkommens vom gesamtstädtischen Durchschnitt nach ausge-wählten Merkmalen

-70% -60% -50% -40% -30% -20% -10% 0% +10% +20% +30% +40% +50%

leitende Angestellte

Vollerwerbstätige männliche Singles

Akademiker/innen

Männer 35 bis unter 45 Jahre

Familien am Burgberg

Bevölkerung in der Reuth

Männer 45 bis unter 65 Jahre

Bevölkerung im Röthelheimpark

Bevölkerung in Sieglitzhof

Bevölkerung am Burgberg

Vollerwerbstätige weibliche Singles

Bevölkerung 35 bis unter 45 Jahre

Bevölkerung mit (Fach-)Hochschulreife

Bevölkerung 45 bis unter 65 Jahre

Alleinlebende Männer

Männer insgesamt

Bevölkerung 25 bis unter 35 Jahre

Bevölkerung in Paarhaushalten ohne Kindern

Frauen 35 bis unter 45 Jahre

Bevölkerung ohne Migrationshintergrund

Bevölkerung in Paarhaushalten mit Kindern

Frauen 45 bis unter 65 Jahre

Männer 65 bis 80 Jahre

Männer mit Migrationshintergrund

Bevölkerung in Einpersonenhaushalten

Frauen insgesamt

Bevölkerung 65 bis 80 Jahre

Frauen 65 bis 80 Jahre

Bevölkerung mit Migrationshintergrund

Bevölkerung in der Markgrafenstadt

Bevölkerung in der Altstadt

65- bis 80-Jährige mit Migrationshintergrund

Alleinlebende Frauen

Frauen mit Migrationshintergrund

Familien in Büchenbach Dorf

Bevölkerung in Alleinerziehendenhaushalten

Bevölkerung am Anger

Bevölkerung mit Volks-/Hauptschulabschluss

einfache Angestellte

Familien am Anger

Bevölkerung ohne Berufsabschluss

Alleinerziehende Frauen

Schüler, Azubis, Studenten

Bevölkerung 18 bis unter 25 Jahre

An- und Ungelernte

Singlehaushalte 18 bis unter 25 Jahre

Page 34: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

34 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Wie der im Jahr 2009 von der Abteilung Statistik und Stadtforschung der Stadt Erlangen vorgelegte Sozi-albericht stellt auch die Ausgabe 2015 wieder umfas-sende Informationen zur sozialen Lage der Erlange-rinnen und Erlanger bereit.

„Soziale Lage“ bezieht sich dabei auf die unter-schiedlichen Chancen und Qualitäten der Lebens-wirklichkeit und ist somit ein vielschichtiges Kon-strukt, welches sich entlang unzähliger Merkmale ausdifferenziert. Neben Alter, Geschlecht und Migra-tionshintergrund sind vor allem bildungs- und berufs-bezogene Aspekte und letztlich das Einkommen zentrale Kriterien im Hinblick auf die soziale Lage.

Es soll ein möglichst differenziertes Bild der sozia-len Lagen der Erlangerinnen und Erlanger darge-stellt werden. Während die Situation Erlangens und seiner Bevölkerung in Städte-Rankings zumeist mit Superlativen tituliert wird, darf nicht übersehen wer-den, dass die Kluft zwischen Arm und Reich auch in Erlangen soziale und räumliche Entsprechungen hat.

Superlative finden sich auch im Bayerischen Sozi-albericht, der zuletzt im Jahr 2013 erschien1 und in erster Linie feststellt, dass in Bayern vieles besser ist als in anderen Bundesländern. Dass sich in Bay-ern „gut leben und arbeiten“ lässt, mag nicht bestrit-ten werden, trifft aber sicherlich nicht für jeden zu, denn immerhin ist die Zahl armutsgefährdeter Men-schen innerhalb von zehn Jahren um 95.000 Perso-nen gestiegen von rund 1,6 Mio. im Jahr 2003 auf 1,7 Mio. im Jahr 2012 (ebd., S. 53). Eine weitere Ausdifferenzierung innerhalb Bayerns wäre hier sicherlich hilfreich.

Im vorliegenden Bericht soll es in erster Linie nicht um einen Vergleich mit anderen Städten oder Regi-onen gehen. Vielmehr interessiert eine differen-zierte Darstellung sozialer Lebenslagen innerhalb Erlangens.

Um ein umfassendes Bild zu erhalten, ist dazu vor allem eine kleinräumige Betrachtung der Lebenssitu-ationen notwendig. Anhand statistischer Daten und deren Beziehungen untereinander ist es möglich, sich der sozialen Lage der Erlangerinnen und Erlan-ger anzunähern.

1 „Datenreport: Soziale Lage in Bayern 2013“, Hrsg.: Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration.

In diesem Bericht wird zuerst detailliert auf die Erlanger Bevölkerungsstruktur und die Formen des Zusammenlebens der Erlangerinnen und Erlanger eingegangen. Das Wissen über die Struktur von Bevölkerung und Haushalten hilft dabei, Zusammen-hänge zu erklären und es gibt Hinweise auf zukünf-tige Entwicklungen.

Der darauf folgende Abschnitt befasst sich mit der ökonomischen Lage der Bevölkerung und behandelt in erster Linie die Frage der Einkommensverteilung bzw. der Ungleichverteilung von Einkommen.

Ein weiteres Kapitel widmet sich den Grundlagen des Einkommensbezuges: Der schulischen und beruflichen Bildung. Dabei wird insbesondere die Wechselwirkung zwischen Schulbildung, beruflicher Bildung und Einkommen deutlich.

Auch der Bereich des Wohnens spielt eine zentrale Rolle. Da die Kosten für die Wohnung oder ein Haus in der Regel stark ins Gewicht fallen, stehen Quali-tät von bezahlbarem Wohnraum und Wohnumfeld in direkter Beziehung zum Einkommen.

Ein folgender Abschnitt befasst sich mit den sozial-staatlichen Absicherungsmaßnahmen, die vorgese-hen sind für den Fall unzureichenden Einkommens. Hier wird auf die sozialstaatlichen Instrumente ein-gegangen, die am häufigsten in Anspruch genom-men werden: Arbeitslosengeld I, Grundsicherung für Arbeitssuchende (Hartz IV) und Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung.

Ein Kapitel zur gesellschaftlichen Partizipation behandelt einen Nebenaspekt, dessen Folgen nicht unterschätzt werden dürfen: Ein Mangel an Einkom-men geht oft einher mit einem Mangel an gesell-schaftlicher und politischer Teilhabe. Dies kann in einen Kreislauf führen mit dem Ergebnis, dass die Interessen eines Teils der Bevölkerung keine Vertre-tung mehr finden.

Schließlich wird der Fokus auf die soziale Lage aus-gewählter Bevölkerungsgruppen gerichtet, die unter bestimmten Voraussetzungen besonderen Problem-lagen ausgesetzt sind: Menschen mit Migrationshin-tergrund, Alleinerziehende, Seniorinnen und Senio-ren, aber auch vollständige Familien.

Da die Schwerpunkte der einzelnen Kapitel unter-schiedlich gelagert sind - einmal z.B. die Betrach-tung ausgehend von sozialstaatlichen Sicherungs-maßnahmen, ein andermal von Seite betroffener Bevölkerungsgruppen - gibt es aus Gründen der

1. Einleitung

Page 35: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 35

Abbildung 2 zeigt das Ausmaß der sozialen Hete-rogenität in den Statistischen Bezirken am Beispiel der Verteilung der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger. So ist zum Beispiel im Röthelheimpark (Bezirk 33) die Bevölkerung sehr heterogen, da es dort Teilgebiete mit sehr hohen Empfängerinnen- und Empfängerquoten von Leistungen zur Grundsi-cherung gibt, andererseits Gebiete mit sehr geringen Quoten. Bei der Interpretation kleinräumiger Daten sollten solche Sachverhalte immer berücksichtigt werden.

Vollständigkeit an manchen Stellen inhaltliche Wiederholungen.

Die Daten beziehen sich auf den Stichtag 31.12.2014. Ausgewertet wurden Daten des Einwohnermel-dewesens, die als Grundlage für die Berechnung der Haushaltestruktur dienen. Weiterhin wurden Daten des Amtes für Soziales, Arbeit und Wohnen genutzt. Die Bundesagentur für Arbeit liefert Daten zum SGB II und Auswertungen nach SGB III. Die im zweijährigen Turnus von der Abteilung Statistik und Stadtforschung durchgeführten repräsentativen Bürgerbefragungen liefern Informationen über die Bildungs- und Einkommensstruktur in Erlangen. Analysen zur Bildung der Erlangerinnen und Erlanger werden ergänzt durch die vom Bay-erischen Landesamt für Statistik gelieferten Daten über Schüler und Schulabsolventen.

Die kleinräumige Darstellung erfolgt auf Basis der Statistischen Bezirke. Die Stadt Erlangen ist räumlich in 40 Bezirke unterteilt, wovon 39 bewohnt sind. Eine Karte mit der Gebietseinteilung findet sich am Ende dieses Berichts.

Hinsichtlich der Einwohnerzahl gibt es große Unterschiede zwischen den Bezirken: Während im Bezirk Industriehafen (Bezirk 75) lediglich 42 Personen leben, ist der Anger (Bezirk 40) mit 6.752 Bewohnern der bevölkerungsreichste Bezirk. Für bevölkerungsarme Bezirke kön-nen bei Erhebungen auf Basis von Stichproben teilweise keine ver-lässlichen Ergebnisse ausgewiesen werden; diese sind in den Karten dann grau dargestellt.

Viele Daten liegen nur bis zur Ebene der Statistischen Bezirke vor, jedoch in keiner feineren Gliederung. Die Einteilung der Statistischen Bezirke ist historisch gewachsen und ori-entiert sich nicht an sozialen Krite-rien der Bevölkerung. Somit gibt es sowohl Bezirke, deren Sozialstruktur sehr heterogen ist als auch Bezirke mit sehr homogener Sozialstruktur. Abb. 2: Soziale Heterogenität innerhalb der Statistischen Bezirke

heterogen

homogen

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 36: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 37: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

2. Bevölkerungsstruktur der Erlangerinnen und Erlanger

Altersstruktur

MigrationshintergrundDefinitionRelevanz des MigrationshintergrundesErlangerinnen und Erlangen mir MigrationshintergrundAltersstrukturHerkunft

Familienstand

Page 38: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

38 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Die Zahl der Erlangerinnen und Erlanger ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: Am 31.12.2014 lebten in Erlangen 108.191 Personen mit Hauptwohnsitz. Die Bevölkerung Erlangens wuchs somit in den vergangenen zehn Jahren um knapp sechs Prozent.

Die steigende Bevölkerungszahl ist auf Neubebau-ung zurückzuführen: Einen Zuwachs um jeweils rund 600 Personen gab es in Bachfeld (Bezirk 44) durch die weitere Bebauung des ehemaligen FAG-Gelän-des mit Wohnblöcken und durch die weitere Bebau-ung Büchenbach Wests (Bezirk 78), überwiegend mit Einfamilienhäusern. In Stubenloh (Bezirk 25), wo vor einigen Jahren der Bernhard-Plettner-Ring ent-stand, wuchs die Bevölkerung um 650 Personen.

Fast die Hälfte des Bevölkerungszuwachses der ver-gangenen zehn Jahre ist auf die intensive weitere Bebauung des Röthelheimparks (Bezirk 33) zurück-zuführen: Lebten dort vor zehn Jahren noch 2.900 Erlangerinnen und Erlanger, so sind es heute bereis etwa 5.650. Die Bebauung des Röthelheimparks ist mittlerweile in der Endphase.

Nach der letzten Bevölkerungsprognose vom Früh-jahr 2014 wird für die kommenden 15 Jahre nach der mittleren Prognosevariante ein moderater Bevölke-rungszuwachs auf gut 110.000 Personen erwartet. Ob diese Annahmen in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen noch realistisch sind, wird die Neube-rechnung der Bevölkerungsprognose im Jahr 2016 zeigen. Aktuell steigt die Bevölkerungszahl stärker als erwartet, insbesondere durch den Zuzug von Flüchtlingen und der weiterhin steigenden Zahl an Studierenden in Erlangen. Während im Winterse-mester 2008/2009 in Erlangen noch knapp 20.000 Studentinnen und Studenten immatrikuliert waren, beträgt deren Zahl heute etwa 30.000.

Neben der Bevölkerung mit Hauptwohnsitz sind in Erlangen rund 15.200 Personen mit Nebenwohn-sitz gemeldet. Sämtliche Daten und Analysen in diesem Bericht beziehen sich jedoch auf die Bevöl-kerung mit Hauptwohnsitz, denn Aussagen über Personen mit Nebenwohnsitz sind relativ unzuver-lässig. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei einem nicht näher bestimmbaren Teil der Nebenwohnsitzbevölkerung um Personen han-delt, die nicht mehr in Erlangen leben. Das Melde-wesen lässt mehrere Nebenwohnsitze zu, so dass häufig bei einem Wegzug die aufgegebene Neben-wohnung nicht abgemeldet wird. Bei einem Teil der

Nebenwohnsitzbevölkerung handelt es sich vermut-lich um Studentinnen oder Studenten, die sich nach Beendigung des Studiums nicht abgemeldet haben: Gut die Hälfte der Bevölkerung mit Nebenwohnsitz ist 18 bis 30 Jahre alt.

2.1 Altersstruktur

Abbildung 3 zeigt die Altersstruktur der Erlangerin-nen und Erlanger in Form einer Bevölkerungspy-ramide. Bei dieser Darstellungsform wird für jedes Altersjahr getrennt nach Geschlecht ein Balken dar-gestellt, wobei auf der vertikalen Achse das Alter abzulesen ist und die Länge der linken Balken die Anteile der männlichen Bevölkerung, die Länge der rechten Balken die Anteile der weiblichen Bevölke-rung repräsentieren.

Anhand des aktuellen Altersaufbaus der Erlanger Bevölkerung ist - beginnend bei den Kindern - fol-gendes zu erkennen:

Der Anteil der Kinder ist relativ gering, so dass die Darstellung eigentlich nicht mehr den Namen „Bevöl-kerungspyramide“ verdient, sondern „Bevölkerungs-baum“ genannt werden müsste. Die niedrige Gebur-tenrate ist jedoch keine Besonderheit Erlangens, sondern trifft genauso gut auf das übrige Bayern, die übrige Bundesrepublik und das übrige Europa zu. Lediglich im weltweiten Maßstab hat die „Bevölke-rungspyramide“ noch die Form einer Pyramide.

Bei den Altersjahren zwischen 20 und 35 zeichnet sich eine starke Ausbuchtung ab, die typisch ist für eine Studentenstadt und von den aktuell etwa 30.000 Studierenden am Standort Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität verursacht werden.

Betrachtet man die etwa 47-Jährigen absteigend bis zu den heute 40-Jährigen, so ist ein Bevölkerungs-rückgang zu erkennen, der im Allgemeinen als „Pil-lenknick“ bezeichnet wird1.

Oberhalb davon findet sich die „Babyboom-Genera-tion“, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1955 bis 1969 geboren wurden. Bei den 70-Jährigen findet sich eine Einbuchtung, die unmittelbar auf den

1 Der Rückgang der Geburtenrate gegen Ende der 60er Jahre ist nur teilweise auf die Einführung der Anti-Baby-Pille zurückzuführen. Ein Wertewandel und demografische Faktoren spielten hier ebenso eine große Rolle (s.a. Statistik aktuell 8/2014: „Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Ten-denzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer“, S. 7).

2. Bevölkerungsstruktur der Erlangerinnen und Erlanger

Page 39: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 39

Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist. In allen Alters-jahren ab Ende 50 zeigt sich ein Frauenüberschuss, der mit zunehmendem Alter wächst.

Insgesamt hat die Erlanger Bevölkerungspyramide eine Form, die sich typischerweise dort entwickelt, wo die Geburtenrate vergleichsweise niedrig ist und ein Wanderungsüberschuss vorliegt.

Die zukünftige Entwicklung wird so aussehen, dass die Babyboom-Generation in den kommenden Jah-ren nach und nach in das Rentenalter vorrückt, wäh-rend im mittleren Altersbereich mit einem Bevölke-rungsschwund zu rechnen ist.

Abb. 3: Altersaufbau der Erlanger Bevölkerung zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

MännerMännerüberschussFrauenFrauenüberschuss

Männer Frauen

2.2 Migrationshintergrund

Definition

Neben den in Deutschland lebenden Ausländerin-nen und Ausländern gibt es heute weitere Perso-nengruppen mit Zuwanderungshintergrund. Diese werden unter dem Begriff „Personen mit Migrations-hintergrund“ zusammengefasst. Darunter fallen:

• Nicht-Deutsche mit eigener Migrationserfahrung: Alle im Ausland Geborenen, die nach Deutsch-land zugewandert sind und nicht über die deut-sche Staatsangehörigkeit verfügen.

• Deutsche mit eigener Migrationserfahrung: Alle im Ausland Geborenen, die nach Deutschland zugewandert sind, jedoch die deutsche Staatsan-gehörigkeit haben. Dazu zählen Aussiedlerinnen, Aussiedler und Eingebürgerte.

• Nicht-Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung: Alle in Deutschland als Nicht-Deutsche Geborene, also Kinder ausländischer Eltern. Seit dem Jahr 2000 gibt es jedoch das Optionsmodell, nach dem diese Kinder unter bestimmten Voraussetzungen sowohl die deutsche, als auch eine ausländische Staatsangehörigkeit erhalten. Nach Vollendung der Volljährigkeit müssen sie sich dann für eine der beiden Staatsangehörigkeiten entscheiden.

mit Migrations-erfahrung

deutsch nicht-deutsch

ohne Migrations-erfahrung

Eingebürgerte

Aussiedler

Aussiedlerinnen

AusländerAusländerinnen

Familien-

angehörige

Options- deutsche

Page 40: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

40 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

verfügen, jedoch mit ähnlichen Problemlagen kon-frontiert sind wie Nicht-Deutsche. Hier spielen insbe-sondere Sprachkenntnisse eine Rolle.

Nachdem die Palette an möglichen Migrationsge-schichten kaum überschaubar ist, verwundert es nicht, dass hier Probleme auftreten, den Begriff des Migrationshintergrundes abzugrenzen und eindeutig zu definieren. Aus diesem Grund existieren auch ver-schiedene Definitionen des Migrationshintergrundes.

Letztlich geht es aber um den Migrationshinter-grund als sozial relevante Eigenschaft. Im Hinblick auf die soziale Relevanz sind aber auch „harte“ Fakten wie die Staatsangehörigkeit nicht unbedingt aussagekräftig.

So ist ein alleinstehender Siemens-Ingenieur mit österreichischer Staatsangehörigkeit ebenso Aus-länder wie das Kind einer syrischen Familie, die vor dem Bürgerkrieg geflüchtet ist. Es liegt auf der Hand, dass der Zuwanderungshintergund hier im einen Fall eine ganz andere Relevanz entwickelt als im anderen.

Aus diesem Grund umfasst der Personenkreis mit Migrationshintergrund auch Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung. Im Dezember 2014 wurde die Optionspflicht für in Deutschland auf-gewachsene Kinder ausländischer Eltern jedoch abgeschafft; in diesen Fällen wird die Mehrstaa-tigkeit akzeptiert.

• Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung: Alle im Inland Geborenen mit deutscher Staatsange-hörigkeit, wenn mindestens ein Elternteil eigene Migrationserfahrung hat. Neben den options-pflichtigen Kindern fallen hierunter auch noch die Kinder unter 18 Jahren, deren Eltern deutsche Staatsangehörige sind, jedoch über Migrationser-fahrung verfügen, also Kinder von Eingebürgerten und Ausgesiedelten.

Relevanz des Migrationshintergrundes

Das Konzept des Migrationshintergrundes entspringt dem Gedanken, dass es neben nicht-deutschen Zuwanderern weitere zugewanderte Personen gibt, die zwar über die deutsche Staatsangehörigkeit

Abb. 4: Bevölkerung mit Migrationshintergrund und Bevölkerung mit relevantem Migrationshintergrund zum 31.12.2014

Personen ohne Migrationshintergrund

67,7% Personen mit Migrationshintergrund

32,3%

Aussiedler/innen14,8%

Familien-angehörige

12,1%

Optionsdeutsche2,7%

Eingebürgerte23,7%

Nicht-Deutsche46,8%

Personen ohne relevantem

Migrationshintergrund75,6%

Personen mit relevantem

Migrationshintergrund24,4% Aussiedler/innen

16,0%

Familienangehörige1,4%

Eingebürgerte23,2%

Nicht-Deutsche59,6%

Page 41: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 41

der Altersspanne von etwa 45 bis 70 Jahren sind Menschen mit Migrationshintergrund dagegen unter-repräsentiert. Insgesamt liegt der Altersdurchschnitt von Menschen mit Migrationshintergrund mit 37,5 Jahren unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 41,6 Jahren.

Betrachtet man den Personenkreis mit Migrations-hintergrund differenzierter (Abb. 6), so zeigt sich ein relativ hoher Anteil an Nicht-Deutschen im Alter von 20 Jahren bis Mitte 40. Bei Aussiedlerinnen und Aussiedlern sind die Anteile ab 70 Jahren deutlich überrepräsentiert3.

Aus Abbildung 6 geht auch hervor, dass sich der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen an den Personen mit Migrationshintergrund größtenteils aus Personen zusammensetzt, deren Migrationshinter-grund kaum relevant ist: Hier dominieren vor allem die Familienangehörigen.

Ohne Familienangehörige und Optionsdeutsche liegt der Altersdurchschnitt der Bevölkerung mit

3 In dieser Veröffentlichung wird immer sowohl die weib-liche als auch die männliche Form verwendet. Aussagen wie „32,3 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger haben einen Mig-rationshintergrund“ beziehen sich auf die Gesamtheit der Erlan-gerinnen und Erlanger und bedeuten nicht, dass sowohl 32,3 Prozent der Erlangerinnen als auch 32,3 Prozent der Erlanger über einen Migrationshintergrund verfügen. Tatsächlich haben 31,8 Prozent der weiblichen und 32,7 Prozent der männlichen Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Geschlechtsspezifi-sche Auswertungen werden nur an den Stellen getätigt, wo sie sachlich gerechtfertigt sind.

Das Konzept der „Relevanz des Migrationshintergrundes“2 geht davon aus, dass neben der Staatsangehörigkeit auch Geburtsland, Zuzugsland und die Sprache des Herkunftslandes, aber auch die Wohndauer und die Haushaltszusam-mensetzung einen Einfluss darauf haben, wie hoch die soziale Relevanz des Migrationshintergrundes ist. Dies sollte immer mit bedacht werden, wenn „Menschen mit Migrationshintergrund“ thematisiert werden.

Eine Analyse des Migrationshintergrundes der Erlan-gerinnen und Erlanger aus dem Jahr 2012 ergab, dass bei rund einem Viertel der Menschen mit Mig-rationshintergrund dieser eine nur geringe Relevanz haben sollte. Erwartungsgemäß ist der Migrations-hintergrund bei den optionspflichtigen Kindern und den Familienangehörigen von Migranten nur bei einer kleinen Minderheit relevant.

Erlangerinnen und Erlanger mit Migrationshintergrund

Abbildung 4 zeigt die Anteile der Erlanger Bevöl-kerung mit Migrationshintergrund. Knapp ein Drittel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund, bei fast 47 Prozent von diesen handelt es sich um Nicht-Deutsche.

Die Datengrundlagen sind in der Regel nicht aus-reichend, um bei Personen mit Migrationshinter-grund weitergehende Aussagen unter Berücksichti-gung der Relevanz des Migrationshintergrundes zu ermöglichen. Zur besseren Einschätzung der Ergeb-nisse sind in Abbildung 4 deshalb zusätzlich die Anteile der Personen dargestellt, deren Migrations-hintergrund relevant ist. Dies trifft auf gut 24 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger zu. Diese setzten sich zusammen aus 60 Prozent Nicht-Deutschen, 23 Prozent Eingebürgerten und 16 Prozent Aussiedle-rinnen und Aussiedlern. Es ist also davon auszuge-hen, dass unter dem Aspekt der sozialen Relevanz des Migrationshintergrundes Optionsdeutsche und Familienangehörige kaum eine Rolle spielen.

Leider ermöglichen die verfügbaren Daten eine solche Differenzierung in der Regel nicht. Insofern beschränken sich Analysen meist auf das Kriterium der Staatsangehörigkeit.

Altersstruktur

Abbildung 5 zeigt einen Vergleich der Alters-struktur der Erlangerinnen und Erlanger mit Mig-rationshintergrund - also Nicht-Deutsche, Einge-bürgerte, Ausgesiedelte, Optionsdeutsche und Familienangehörige von Migranten - mit der Struktur der Gesamtbevölkerung.

Vor allem die Anteile der Kinder und Jugendlichen sind unter den Personen mit Migrationshintergrund deutlich höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. In

2 Dieses Konzept wurde vorgestellt in Statistik aktu-ell 4/2012: „Vielfalt ‚Migrationshintergrund‘ - Erlangerinnen und Erlanger mit Migrationsgeschichte“.

Abb. 5: Altersstruktur von Personen mit Migrations-hintergrund im Vergleich zur Hauptwoh-nungsbevölkerung zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Personen mit Migrationshintergrund

Hauptwohnungsbevölkerung

Männer Frauen

Page 42: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

42 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

2.3 Familienstand

Abbildung 8 zeigt anhand einer Bevölkerungspyra-mide die Zusammensetzung der Erlanger Bevölke-rung im Hinblick auf ihren Familienstand. Etwa 36 Prozent der volljährigen Erlangerinnen und Erlanger sind ledig. Deutlich sind hier die geschlechtsspezifi-schen Unterschiede: Während der Anteil der Ledi-gen unter den erwachsenen Frauen knapp 32 Pro-zent beträgt, sind 41 Prozent der Männer ledig.

Knapp die Hälfte der Erlangerinnen und Erlanger ist verheiratet. Dabei ist in 38 Prozent der Ehen der Mann um mehr als drei Jahre älter als die Frau, in weniger als fünf Prozent der Ehen ist es umgekehrt. In der „durchschnittlichen Ehe“ ist der Mann drei Jahre älter als die Frau.

Diese Altersdifferenz trägt auch dazu bei, dass unter dem Personenkreis mit verstorbenen Ehe- oder Lebenspartnern die Frauen deutlich überwiegen: Während gut elf Prozent der Frauen verwitwet sind, trifft dies auf nicht einmal drei Prozent der Männer zu. Neben der Altersdifferenz zwischen Ehepartnern spielt hier die höhere Lebenserwartung der Frauen eine Rolle, aber auch die gering besetzten Alters-jahre bei den Männern im höheren Alter, was noch eine unmittelbare Folge des Zweiten Weltkrieges ist. Die verwitweten Frauen in Abbildung 8 entsprechen dem Frauenüberschuss in Abbildung 3.

Migrationshintergrund bei rund 42,7 Jahren und ist somit leicht überdurchschnittlich. Dabei beträgt das Durchschnittsalter unter den Nicht-Deutschen 37,0 Jahre, den Eingebürgerten 43,6 Jahre und den Aus-siedlern 59,2 Jahre.

Herkunft

Die Herkunft von Menschen mit Migrationshinter-grund leitet sich ab aus der Staatsangehörigkeit. Bei Menschen mit Migrationshintergrund und deut-scher Staatsangehörigkeit wird zur Bestimmung der Herkunft alternativ auf die Zuzugsherkunft oder den Geburtsort zurückgegriffen.

Unter allen Erlangerinnen und Erlangern mit Migra-tionshintergrund sind am häufigsten Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, aus Polen, der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien vertreten (Abb. 7).

Bei der Untergruppe der Nicht-Deutschen sind die häufigsten Herkunftsländer das ehemalige Jugosla-wien, die Türkei, die ehemalige Sowjetunion, Italien und China.

Die Herkunft von Eingebürgerten wurzelt häufig in der ehemaligen Sowjetunion, in Rumänien, der Tür-kei, dem ehemaligen Jugoslawien und Polen.

Aussiedler stammen zu 41 Prozent aus Polen, 27 Prozent aus der ehemaligen Sowjetunion, 19 Pro-zent aus der Tschechischen Republik und acht Pro-zent aus Rumänien.

Abb. 7: Altersstruktur von Personen mit Migrations-hintergrund nach Herkunft zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

ehemalige SowjetunionPolenTürkeiehemaliges JugoslawienSonstige

Männer Frauen

Abb. 6: Altersstruktur von Personen mit Migrations-hintergrund zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Nicht-DeutscheEingebürgerteAussiedler/innenOptionspflichtigeFamilienangehörige

Männer Frauen

Page 43: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 43

Welchen Anteil der Zweite Weltkrieg am aktuellen Frauenüberschuss in den höheren Altersjahren hat, lässt sich nicht genau beziffern, aber es kann davon ausgegangen werden, dass der Frauenüberschuss in den kommenden Jahrzehnten abnehmen wird. Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, wird der Anteil der Witwen sinken und nur noch bestimmt sein von der höheren Lebenserwartung der Frauen und der durchschnittlichen Altersdifferenz bei Ehepartnern.

Abb. 8: Altersstruktur nach Familienstand zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

ledigverheiratet/Lebenspartnerschftverwitwet/Lebenspartner/in verstorbengeschieden/Lebenspartnerschaft aufgehoben

Männer Frauen

Page 44: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 45: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

3. Haushalte, Familien und Formen des Zusammenlebens

HaushaltstypenHaushaltestruktur der Erlangerinnen und ErlangerPaarhaushalteFamilien

Page 46: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

46 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

„Familie“ werden die Paarhaushalte mit mindestens einem Kind und die Alleinerziehendenhaushalte zusammengefasst. Als Kinder zählen alle im Haus-halt lebenden minderjährigen Nachkommen.

Haushaltestruktur der Erlangerinnen und Erlanger

Bei knapp der Hälfte der Erlanger Haushalte han-delt es sich um Einpersonenhaushalte. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich leicht angestiegen, was sicherlich mit der zunehmenden Zahl an Studierenden zusammenhängt, die - wenn sie nicht in einem Studentenwohnheim leben - häufig einen Einpersonenhaushalt bilden.

Deutliche Unterschiede in der Haushaltezusammen-setzung werden sichtbar, wenn man die Haushalte mit deutschen Haushaltsangehörigen den Haushal-ten mit gemischten oder rein nicht-deutschen Staats-angehörigen gegenüberstellt. In solchen „Haushalten mit Migrationshintergrund“ ist der Anteil an Einperso-nenhaushalten wesentlich niedriger zugunsten von Paarhaushalten mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren (Abb. 9).

Paarhaushalte

Gut 43 Prozent aller Haushalte sind Haushalte mit Paaren. Häufigste Form des Zusammenlebens ist hierbei die Ehe: Bei nur zwölf Prozent aller Paar-haushalte handelt es sich um eine nichteheliche Lebensgemeinschaft, bei 88 Prozent um Ehepaare. Der Anteil der nichtehelichen Lebensgemeinschaf-ten an den Paarhaushalten ist in den vergangenen zehn Jahren um rund fünf Prozentpunkte kontinuier-lich angestiegen.

Von sämtlichen Paarhaushalten sind 65 Prozent kin-derlos, in 35 Prozent lebt mindestens ein Kind unter 18 Jahren (Abb. 10).

Abbildung 11 zeigt nach Alter, wie sich die Bevölke-rung in Paarhaushalten auf Haushalte mit Kindern und auf kinderlose Haushalte verteilt. Hier wird deut-lich, dass es sich bei den 65 Prozent kinderlosen Paarhaushalten nur um einen Durchschnittswert handelt, der vor allem durch einen hohen Anteil an Paaren in mittlerem und höherem Alter entsteht, deren Kinder bereits den elterlichen Haushalt ver-lassen haben. Im Gegensatz dazu findet sich ein Minimum bei den 40-Jährigen: Nur 18 Prozent der 40-jährigen Bewohnerinnen und Bewohner eines Paarhaushaltes leben kinderlos.

In Erlangen leben rund 4.600 Personen in einem Studentenwohnheim, einem Altenheim oder einem sonstigen Heim. Die verbleibenden rund 103.600 Erlangerinnen und Erlanger bilden 53.900 Haushalte in verschiedensten Variationen.

Haushaltstypen

Folgende Grundtypen von Haushalten werden unterschieden:

ohne Kind

mit Kind

mit Partner

ohnePartner sonstige

Mehrpersonen-haushalte

• Haushalte mit Partner und Kind: Eheliche und nichteheliche Lebensgemeinschaften mit mindes-tens einem Kind unter 18 Jahren.

• Haushalte mit Partner ohne Kind: Verheiratete und unverheiratete Paare.

• Haushalte ohne Partner mit Kind: Alleinerziehen-denhaushalte mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren.

• Haushalte ohne Partner ohne Kind: Einpersonenhaushalte.

Abgesehen von den Einpersonenhaushalten kön-nen diesen Haushaltstypen noch weitere Personen angehören, z.B. erwachsene Nachkommen oder Elternteile.

Gibt es in einem Haushalt keine Eltern-Kind-Bezie-hungen und auch keine Paarbeziehungen, so spricht man von einem „sonstigen Mehrpersonenhaushalt“. Hierunter fallen z.B. Wohngemeinschaften. Unter

3. Haushalte, Familien und Formen des Zusammenlebens

Page 47: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 47

Abb. 10: Ehepaare und nichteheliche Lebensgemeinschaften (NEL) zum 31.12.2014

Abb. 9: Haushaltstypen nach Migrationshintergrund zum 31.12.2014 in Prozent

50

37

48

28

28

28

13

26

15

4

4

4

5

4

5

0% 20% 40% 60% 80% 100%

ohne Migrationshintergrund

mit Migrationshintergrund

alle Haushalte

Einpersonenhaushalt (Ehe-)Paar ohne Kind

(Ehe-)Paar mit mind. einem Kind Alleinerziehendenhaushalt

sonstiger Mehrpersonenhaushalt

32% 3%

35%Paarhaushalte mit Kind

88%Ehepaare

12%NEL

Paarhaushalte

SonstigeHaushalte

56%ohne Kinder

9%ohne

Kinder

Page 48: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

48 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Familien

Zu den Familien gehören neben den Paar-haushalten mit Kindern auch die Alleinerzie-henden. Rund vier Prozent aller Haushalte sind Alleinerziehendenhaushalte.

Insgesamt handelt es sich bei 19 Prozent aller Haushalte um einen Familienhaushalt. Unter den Familienhaushalten ist wiederum jeder Fünfte ein Alleinerziehendenhaushalt.

In den Erlanger Familien leben im Schnitt 1,62 Kin-der. Die Hälfte der Erlanger Familien sind Familien mit Einzelkindern (Abb. 12). In 38 Prozent der Fami-lien leben zwei Kinder. Große Familien mit vier oder mehr Kindern sind hingegen recht selten.

Der Auszug der Kinder aus dem elterlichen Haus-halt beginnt unmittelbar nach Vollendung der Voll-jährigkeit: Während noch 97 Prozent der 17-Jähri-gen im elterlichen Haushalt wohnen, hat ein Viertel der 18-Jährigen das Elternhaus bereits verlassen

(Abb. 13). Mehr als die Hälfte der 20-Jährigen wohnt bereits in einem eigenen Haushalt.

Männliche Nachkommen verbleiben etwas länger im elterlichen Haushalt als weibliche Nachkommen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass - wie bereits an ande-rer Stelle erläutert - die männliche Hälfte von Paa-ren im Schnitt drei Jahre älter ist als die weibliche. Junge Menschen verlassen häufig das Elternhaus, um zusammen mit einem Partner oder einer Partne-rin einen eigenen Haushalt zu gründen; aufgrund der Altersdifferenz verlassen junge Frauen somit früher das elterliche Domizil.

Dies wird in Abbildung 14 deutlich, welche die Alters-struktur der Erlanger Bevölkerung nach Haushaltsty-pen zeigt: Mit Erreichen der Volljährigkeit steigt der Anteil der Paarhaushalte mit zunehmendem Alter deutlich an. Im Alter ab Mitte 20 (Frauen) bzw. Ende 20 (Männer) steigt dann auch der Anteil der Paar-haushalte mit Kindern.

Abb. 13: Nachkommen im elterlichen Haushalt nach Alter und Geschlecht zum 31.12.2014 in Prozent

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%100%

15 20 25 30 35 40 45

männlich

weiblich

Alter

Abb. 12: Familien nach Zahl der Kinder zum 31.12.2014 in Prozent

51

38

9

2

0% 20% 40% 60%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

20 26 32 38 44 50 56 62 68 74Alter

Abb. 11: Personen in Paarhaushalten nach Alter und Kindern im Haushalt zum 31.12.2014

Page 49: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 49

In der Bevölkerungspyramide zeigt sich zudem, dass es sich bei den Alleinerziehenden fast ausschließlich um Mütter mit Kindern handelt.

Weiterhin fällt auf, dass die „Säule“ der Einpersonen-haushalte - etwa ab dem 40. Lebensjahr aufwärts - nach rechts geneigt ist. Mit zunehmendem Alter fin-den sich also immer weniger alleinlebende Männer, dafür aber immer mehr Einpersonenhaushalte mit Frauen.

Abb. 14: Altersstruktur nach Haushaltstypen zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Einpersonenhaushalte insgesamt(Ehe-)paar ohne Kind insgesamt(Ehe-)paar mit Kind insgesamtAlleinerziehendenhaushalt insgesamtsonstiger Mehrpersonenhaushalt insgesamt

Männer Frauen

Page 50: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 51: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

4. Ökonomische Lage

Nettoäquivalenzeinkommen

Verfügbares Einkommen

Einkommen nach sozioökonomischen Merkmalen

Einkommen nach GeschlechtEinkommen nach AlterEinkommen nach MigrationshintergrundEinkommen nach HaushaltstypEinkommen nach Kinderzahl

Einkommensungleichheit

Page 52: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

52 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Methodisches

Aussagen über die ökonomische Situation von Bevölkerungsgruppen sind in der Regel mit Proble-men behaftet, die auf den ersten Blick nicht ersicht-lich sind. Während der Einzelne seine eigene öko-nomische Lage in den meisten Fällen durchaus einigermaßen realistisch einschätzen kann, steht die Analyse der ökonomischen Situation größerer Bevöl-kerungsgruppen vor methodischen Schwierigkeiten.

Unter „Wirtschaften“ wird jede Handlung subsumiert, die planvoll auf das Erreichen eines bestimmten Zie-les mit knappen Mitteln ausgerichtet ist. Ökonomi-sches Handeln ist somit vielschichtig: Es gibt Ziele, die dem unmittelbaren Lebensunterhalt dienen und Ziele, die darüber hinaus-gehen. Außerdem ist es ein Unter-schied, ob eine Person für sich alleine wirtschaften kann, oder ob dies in einem Familienver-band geschieht. Darüber hin-aus ist eine Entscheidung darüber erforderlich, wel-ches Handeln der Zieler-reichung am besten dient. Zudem müssen die ver-fügbaren Mittel auf kon-kurrierende Ziele aufge-teilt werden. Ein Haushalt als wirtschaftliche Einheit steht somit im Spannungs-feld von individuellen Zielen, Bedürfnissen der Haushaltsge-meinschaft und gegebenen mate-riellen Mitteln.

Einer statistischen Erfassung der ökonomi-schen Situation sind hier Grenzen gesetzt. Erfasst werden können die „harten Fakten“: Welches Ein-kommen steht einem Haushalt zur Verfügung?

Da es hierzu keine amtliche Statistik gibt, muss die Bevölkerung befragt werden. Dazu sind verschie-dene Verfahren im Einsatz: So werden z.B. bei der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe Ein-kommen und Ausgaben detailliert erfasst. Im Mik-rozensus hingegen wird das Haushaltseinkommen pauschal abgefragt und nicht nach den einzelnen Einkommensarten differenziert. Bei der pauschalen Frage nach dem Haushaltseinkommen besteht die Gefahr, dass unregelmäßige Einkommensbestand-teile vergessen werden, das Einkommen also unter-schätzt wird.

Ein grundsätzliches Problem ist, dass die Befrag-ten oft nicht ausreichend Kenntnis haben über das gesamte Haushaltseinkommen und es dadurch zu Verzerrungen kommt.

Aus Ergebnisvergleichen geht jedoch hervor, dass beide Methoden im Hinblick auf die relative Ein-kommensverteilung kaum Unterschiede aufweisen. Lediglich das Einkommensniveau wird bei einer pau-schalen Selbsteinschätzung etwas niedriger einge-schätzt als bei einer detaillierten Erfassung.

Sowohl die in der Einkommens- und Verbrauchs-stichprobe als auch die im Mikrozensus erhobenen Einkommenswerte liegen jedoch nur auf Basis grö-ßerer räumlicher Einheiten vor, da die Stichprobe zu

klein ist, um für eine Stadt der Größe Erlangens zuverlässige Aussagen machen zu kön-

nen. Darüber hinaus sind auch Aussa-gen auf gesamtstädtischer Ebene

unzureichend, da innerhalb der Stadt differenziert werden soll,

denn es geht in erster Linie darum, Differenzen sichtbar zu machen.

Die Einkommensangaben in diesem Bericht wurden von der Abteilung Statistik und Stadtforschung selbst im

Rahmen von repräsentativen Bürgerbefragungen erhoben. Bei der Befragung „Leben in Erlangen“, die alle zwei Jahre stattfindet, wird etwa jede 30.

Person mit Hauptwohnsitz in Erlan-gen im Alter zwischen 18 und 80 Jahren

schriftlich befragt. Diese Befragung enthält einen Teil mit demografischen Angaben, aus dem auch Informationen über die Haushaltszusammen-setzung und das verfügbare Haushaltseinkommen hervorgeht. Die hier dargestellten Einkommens-werte beziehen sich auf die Ergebnisse der Befra-gungen aus den Jahren 2012 und 2014, die zusam-mengefasst wurden, um eine breitere Datenbasis zu erhalten.

Da das Haushaltsnettoeinkommen jedoch auch nur einen Teil der ökonomischen Realität widerspiegelt, wurde in der Bürgerbefragung 2014 noch zusätzlich die Frage gestellt, wie viel Einkommen dem Haushalt zur freien Verfügung bleibt, also z.B. für Lebensmit-tel, Bekleidung oder Freizeitaktivitäten. Darüber hin-aus wurde gefragt, ob der Haushalt zur Miete wohnt und wie die Belastung durch eventuelle Mietkosten eingeschätzt wird.

4. Ökonomische Lage

Page 53: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 53

Das ökonomische Potenzial, welches ein bestimm-tes Haushaltseinkommen mit sich bringt, ist abhän-gig von der Zusammensetzung des Haushalts. Um das Durchschnittseinkom-men eines Haushaltsmit-glieds zu ermitteln, genügt es nicht, das Haushaltsein-kommen durch die Zahl der Haushaltsmitglieder zu tei-len, denn es gibt Einspar-effekte in Abhängigkeit von Größe und Beschaffenheit des Haushalts. Eine Fami-lie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern zahlt ebenso nur eine Miete wie ein Einpersonenhaushalt. Auch wenn die Familie mit zwei Kindern mehr Wohn-raum als ein Single benö-tigt, wird sie für geeigneten Wohnraum nicht die vierfa-che Miete zahlen, sondern weniger. Größere Anschaf-fungen, wie ein Kfz oder eine Waschmaschine sind ebenso im Familienhaus-halt nicht für jede Person einzeln zu tätigen, sondern in vielen Fällen eben genau ein Mal, genauso wie im Singlehaushalt.

Um die unterschiedliche Haushaltszusammenset-zung zu berücksichtigen, wird das Haushaltsnetto-einkommen in Abhängig-keit von der Haushaltszu-sammensetzung gewichtet. Die Haushaltsnettoeinkom-men werden in ein Net-toäquivalenzeinkommen transformiert und somit vergleichbar gemacht. Zur Gewichtung gibt es ver-schiedene Verfahren. In diesem Bericht wird die neuere OECD-Skala zur Gewichtung herangezo-gen, die am häufigsten Ver-wendung findet: Bei dieser bekommt die erste erwachsene Person im Haushalt den Gewichtungsfaktor 1. Hinzuaddiert werden die

Faktoren der weiteren Haushaltsmitglieder: 0,5 für jede weitere Person ab 14 Jahren, 0,3 für jede Per-son unter 14 Jahren. Wird das Haushaltsnettoein-

kommen durch die Summe der Faktoren geteilt, erhält man das Nettoäquiva-lenzeinkommen pro Kopf. Im Gegensatz zu Haus-haltseinkommen sind die Nettoäquivalenzeinkom-men für Personen unterei-nander vergleichbar.

Für die vorliegende Veröf-fentlichung ist also folgen-des zu beachten:

Zur Vereinfachung wer-den die Bezeichnungen „Einkommen“ bzw. „Pro-Kopf-Einkommen“ verwen-det. Diese stehen - sofern nichts anderes angegeben ist - synonym für Nettoäqui-valenzeinkommen nach der neueren OECD-Skala.

Die Einkommensdaten beruhen auf repräsentati-ven Bürgerbefragungen, sind deshalb vergleichs-weise aktuell und größ-tenteils auch kleinräumig auswertbar.

Auf Einkommensverglei-che mit anderen Gebiets-körperschaften außerhalb Erlangens wird verzichtet, da dazu eine einheitliche Datengrundlage existieren müsste, was leider nicht der Fall ist. Um zu vermeiden, dass die in diesem Bericht verwendeten Einkommens-angaben mit denen anderer Quellen mit verschiedenem methodischen Hintergrund verglichen werden, wird hier in den allermeisten Fällen bewusst auf die Angabe von absoluten Ein-kommenswerten verzich-tet. Stattdessen werden

relative Differenzen zum Durchschnittseinkommen dargestellt.

Begriffsdefinitionen

• Haushaltsnettoeinkommen: Summe der monatlichen Nettoeinkünfte aller Personen, die einen gemeinsamen Haushalt bilden: Löhne und Gehälter, Einkünfte aus selb-ständiger Tätigkeit, Kindergeld, Wohngeld, Einkommen aus Vermietung und Verpach-tung, Transferleistungen.

• Verfügbares Haushaltsnettoeinkommen: Teil des Haushaltsnettoeinkommens, der nach Abzug laufender Kosten übrig bleibt. Laufende Kosten sind z.B. Mietkosten, Nebenkosten der Wohnung, Kreditverbind-lichkeiten, Kosten für Kraftfahrzeuge, Versi-cherungsbeiträge etc.

• Nettoäquivalenzeinkommen: In Abhän-gigkeit von der Haushaltszusammenset-zung gewichtetes Haushaltsnettoeinkom-men. Nach dieser Bedarfsgewichtung sind Nettoäquivalenzeinkommen pro Kopf vergleichbar.

• Median-Mittelwert der Nettoäquivalenzein-kommen: Einkommenswert, der die Bevöl-kerung in zwei Hälften teilt. Eine Hälfte hat ein Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb des Medians, die andere Hälfte einen Ein-kommenswert so groß wie der Median-Wert oder größer.

Beispiel:

Paarhaushalt, 2 Kinder (14 und 6 Jahre) Haushaltsnettoeinkommen: 2.400 Euro

Gewichtungsfaktoren:

1 + 0,5 + 0,5 + 0,3 = 2,3

Nettoäquivalenzeinkommen:2.400 Euro : 2,3 = 1.044 Euro pro Person

Page 54: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

54 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

4.1 Nettoäquivalenzeinkommen

Die in den Erlanger Bürgerinnen- und Bürgerbefra-gungen erhobenen Haushaltsnettoeinkommen wer-den nach der neueren OECD-Skala gewichtet. Ein-kommenswerte in diesem Bericht beziehen sich auf die Befragungen der Jahre 2012 und 2014, die im Hinblick auf eine verlässlichere Datenbasis zusam-mengefasst wurden. Die Zusammenfassung ist ins-besondere hinsichtlich kleinräumiger Auswertungen sinnvoll.

Für die Stadt Erlangen liegen Nettoäquivalenzein-kommen für die Jahre 2006, 2008, 2012 und 2014 vor. Hier zeigt sich eine jährliche Steigerungsrate von etwa zwei bis vier Prozent. Während das Net-toäquivalenzeinkommen im Jahr 2006 im Schnitt 1.600 Euro betrug, ist es bis 2014 auf etwa 2.000 Euro angestiegen (Abb. 15).

Für die vorliegende Veröffentlichung ergibt sich ein durchschnittliches Nettoäquivalenzeinkommen von 1.930 Euro. Dabei handelt es sich um das arithmeti-sche Mittel. In der Regel wird jedoch das sogenannte Medianeinkommen als Mittelwert herangezogen. Der Median ist der Wert, der sämtliche Einkommen in zwei gleich große Hälften aufteilt. Dieser ist niedri-ger als das arithmetische Mittel und liegt in Erlangen bei 1.830 Euro.

Als „armutsgefährdet“ werden im Allgemeinen Men-schen bezeichnet, deren Nettoäquivalenzeinkom-men weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens beträgt. In Bezug auf das Erlanger Medianeinkom-men liegt die Schwelle somit bei 1.100 Euro. Aller-dings kann davon ausgegangen werden, dass das Durchschnittseinkommen der Erlangerinnen und Erlanger über dem bayerischen Durchschnitt und über dem bundesweiten Durchschnitt liegt. „Armuts-gefährdung“ ist somit relativ, denn eine Person, die nach Erlanger Verhältnissen als armutsgefähr-det eingestuft werden könnte, wäre unter Umstän-den nicht als armutsgefährdet einzustufen, würde

man als Armutsgefährdungsschwelle zum Beispiel 60 Prozent des bayerischen Medianeinkommens annehmen; dieses lag im Jahr 2013 nach Berech-nung des Statistischen Bundesamtes bei 973 Euro. Gemessen an der bundesweiten Einkommensstruk-tur liegt die Schwelle bei 892 Euro.

Abbildung 16 zeigt die Einkommensverteilung der Erlangerinnen und Erlanger. Gut 17 Prozent der Erlanger Bevölkerung verfügen über ein Pro-Kopf-Einkommen von unter 1.000 Euro. Der mittlere Ein-kommensbereich von 1.000 bis unter 2.200 Euro ist mit 46 Prozent am stärksten besetzt. Einkommen ab 3.400 Euro sind eher selten: Etwa sechs Prozent der Erlangerinnen und Erlanger fallen in diese Kategorie.

Kleinräumig betrachtet zeigen sich beträchtliche Unterschiede. Das höchste Nettoäquivalenzeinkom-men findet sich aktuell in der Reuth (Bezirk 71), wo es um gut 19 Prozent über dem städtischen Mittelwert

Abb. 16: Verteilung der Nettoäquivalenzeinkommen in Erlangen

0%

5%

10%

15%

20%

25%

unter 400€ 400€ - u. 1.000€

1.000€ - u. 1.600€

1.600€ - u. 2.200€

2.200€ - u. 2.800€

2.800€ - u. 3.400€

3.400€ - u. 4.000€

4.000€ - u. 4.600€

4.600€ und mehr

Abb. 15: Entwicklung des Erlanger Nettoäquiva-lenzeinkommens seit 2006

0€

500€

1.000€

1.500€

2.000€

2.500€

2006 2008 2010 2012 2014Jahr

Page 55: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 55

liegt. Im Röthelheimpark (Bezirk 33) liegt das Ein-kommen um 17 Prozent über dem Durchschnitt. Rund 16 Prozent über dem Einkommensdurchschnitt liegen die Erlangerinnen und Erlanger in Sieglitzhof (Bezirk 22) und dem Burgberg (Bezirk 20).

Am anderen Ende der Skala sind die durchschnitt-lichen Einkommen der Bevölkerung am Anger (Bezirk 40) einzuordnen: Deren Nettoäquivalenzein-kommen liegt um mehr als ein Viertel unter dem städ-tischen Durchschnitt. Das Einkommen der Bewoh-nerinnen und Bewohner der Altstadt (Bezirk 01) liegt 15 Prozent unter dem Durchschnitt, gefolgt von der Markgrafenstadt (Bezirk 02) mit rund 13 Prozent und den Bezirken Büchenbach Nord (Bezirk 77), Rathenau (Bezirk 41) und Buckenhofer Siedlung (Bezirk 24), wo das Einkommen rund neun Prozent unter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert liegt (Abb. 17).

Bei diesen Durchschnittswerten sollte immer beach-tet werden, dass auch innerhalb der Bezirke in der Regel die Einkommen ungleich verteilt sind. So gehört der Röthelheimpark hinsichtlich des Durch-schnittseinkommens zu den Spitzenreitern, doch existieren innerhalb des Röthelheimparks Teilge-biete, deren Bevölkerung über stark unterdurch-schnittliche Einkommen verfügt. Ebenso ist im innerstädtischen Bereich von einer großen Hete-rogenität auszugehen, denn hier wird das Durch-schnittseinkommen nach unten gezogen durch die große Anzahl an Studierenden, die in der Regel über

Abb. 18: Streuung der Nettoäquivalenzeinkommen innerhalb der Statistischen Bezirke

geringmittelhoch

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 17: Abweichung des Nettoäquivalenzeinkom-mens vom gesamtstädtischen Durchschnitt in Prozent nach Statistischen Bezirken

3 bis unter 9

unter -15-15 bis unter -9-9 bis unter -3-3 bis unter 3

9 bis unter 1515 und höher

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 19: Anteil der Bevölkerung mit hohem Netto-äquivalenzeinkommen nach Statistischen Bezirken

11 und höher

unter 22 bis unter 55 bis unter 88 bis unter 11

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 56: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

56 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

ungefähr zur freien Verfügung hat (z.B. für Lebens-mittel, Kleidung oder Freizeit). Wie bei der Frage nach dem gesamten Haushaltseinkommen wird hier davon ausgegangen, dass die Befragten dies relativ gut einschätzen können.

Aus den Ergebnissen der Befragung, die Ende 2014 durchgeführt wurde, ergibt sich für die Erlangerin-nen und Erlanger im Alter von 18 bis 80 Jahren ein verfügbares Nettoäquivalenzeinkommen von rund 900 Euro. Im Schnitt verbleiben somit gut 42 Prozent des Haushaltseinkommens zur Verfügung.

Insgesamt gibt knapp ein Drittel der Befragten an, mit ihrem verfügbaren Haushaltseinkommen sehr gut zurecht zu kommen, 21 Prozent kommen damit jedoch eher schlecht oder sehr schlecht zurecht;

ein geringes Einkommen verfügen. Auf der anderen Seite gibt es Bezirke, in denen die Streuung relativ gering ist, wo also die Einkommen näher beieinander liegen (Abb. 18). Je geringer die Streuung innerhalb eines Bezirkes ist, desto homogener ist dort auch die Sozialstruktur.

Abbildung 19 zeigt den Anteil der Bevölkerung mit besonders hohen Nettoäquivalenzeinkommen; als Schwelle wurde hier das doppelte Medianeinkommen angenommen. Gut sechs Prozent der Erlangerinnen und Erlanger fallen in diese Einkommensklasse.

Die Anteile der Bevölkerung mit niedrigen Einkom-men sind in Abbildung 20 dargestellt. Als niedriges Einkommen sind hier Einkommen unterhalb der „Armutsgefährungsgrenze“ definiert, also weniger als 60 Prozent des - in diesem Fall Erlanger - Medi-aneinkommens. Insgesamt betrifft dies 18 Prozent der Erlanger Bevölkerung.

4.2 Verfügbares Einkommen

Das Haushaltseinkommen setzt sich in der Regel aus verschiedenen Bestandteilen zusammen: Neben den Erwerbseinkommen der Haushaltsmitglieder zählen dazu unter anderem auch Mieteinnahmen, Vermögenszinsen, Renten- bzw. Pensionsbezüge aber auch Sozialleistungen.

Dem Einkommen eines Haushaltes stehen laufende Ausgaben gegenüber, die vom vorhandenen Ein-kommen bestritten werden müssen. So sind Zahlun-gen für Miete oder auch für die Tilgung von Krediten für den eigenen Wohnraum zu leisten. Vielgestaltig sind oft auch die Zahlungen der Wohnnebenkos-ten. Darüber hinaus müssen häufig weitere Kredite getilgt werden, z.B. für ein Kraftfahrzeug oder sons-tige Anschaffungen.

Zieht man die Summe dieser Ausgaben vom gesam-ten Haushaltseinkommen ab, erhält man das verfüg-bare Einkommen.

Da die Ausgabenseite eines Haushaltes aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit ebenso schwer im Detail zu erfassen ist wie die Einnahmeseite, wird auch hier lediglich der Betrag des verfügbaren Haushaltsein-kommens abgefragt. Erstmals wurden die Erlange-rinnen und Erlanger in der Bürgerbefragung 2014 gefragt, wie viel Einkommen ihr Haushalt monatlich

Abb. 21: Beurteilung des verfügbaren Einkommens nach verfügbarem Einkommensbestandteil

17

36

69

46

48

29

31

15

3

5

0% 20% 40% 60% 80% 100%

weniger als ein Drittel

ein Drittel bis zwei Drittel

mehr als zwei Drittel

sehr gut eher gut eher schlecht sehr schlecht

Vom Haushaltseinkommen verbleiben ...

Ich komme damit zurecht:

Abb. 20: Anteil der Bevölkerung mit geringem Netto-äquivalenzeinkommen nach Statistischen Bezirken

32 und höher

unter 88 bis unter 1616 bis unter 2424 bis unter 32

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 57: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 57

das sind auf die Gesamtheit der 18- bis 80-Jährigen hochgerechnet ca. 18.000 Personen.

Betrachtet man nur diejenigen, deren verfügbares Einkommen weniger als ein Drittel des gesamten Haushaltsnettoeinkommens beträgt, steigt der Anteil der Unzufriedenen auf 36 Prozent.

Völlig anders beurteilen dagegen die Erlangerinnen und Erlanger die Situation, die mehr als zwei Drit-tel ihres Haushaltsnettoeinkommens zur freien Ver-fügung haben: Von diesen kommen nur knapp drei Prozent eher schlecht mit den verfügbaren Mitteln zurecht, 69 Prozent jedoch sehr gut (Abb. 21).

Auch die Zufriedenheit mit dem verfügbaren Ein-kommen variiert kleinräumig recht stark (Abb. 22). In Kriegenbrunn (Bezirk 62) geben 52 Prozent an, mit ihrem verfügbaren Einkommen sehr zufrieden zu sein. Am Burgberg (Bezirk 20) sind dies 46 Pro-zent, in Tennenlohe (Bezirk 52) 41 Prozent. Je rund 40 Prozent sehr Zufriedene finden sich in Bierlach (Bezirk 45), im Röthelheimpark (Bezirk 33) und in Büchenbach West (Bezirk 78).

Am anderen Ende der Skala findet sich der Anger (Bezirk 40), wo nur 18 Prozent der Befragten mit ihrem verfügbaren Einkommen sehr zufrieden sind, gefolgt von Sebaldus (Bezirk 32), Rathenau (Bezirk 41), der Altstadt (Bezirk 01), Heiligenloh (Bezirk 10), Dech-sendorf Ost (Bezirk 81) und Eltersdorf (Bezirk 50), wo jeweils weniger als ein Viertel sehr gut mit dem verfügbaren Einkommen zurechtkommen.

Da die Aufwendungen für den Wohnraum einen gro-ßen Anteil der regelmäßigen Ausgaben darstellen, kommen die Erlangerinnen und Erlanger, die über eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus verfügen, mit ihrem Einkommen deutlich besser zurecht: Knapp 24 Prozent der 18- bis 80-Jährigen, die zur Miete wohnen, kommen mit dem verfügba-ren Einkommen sehr gut zurecht; dies trifft auf 43 Prozent der Befragten zu, die Eigentümer ihrer Woh-nung bzw. ihres Hauses sind.

4.3 Einkommen nach sozioökonomischen Merkmalen

Das Nettoäquivalenzeinkommen unterscheidet sich teilweise stark in Abhängigkeit von sozialstruktu-rellen Merkmalen. An dieser Stelle sollen grundle-genden Differenzen aufgezeigt werden. Vertiefte Auswertungen dazu finden sich in den folgenden Kapiteln.

Einkommen nach Geschlecht

Das Pro-Kopf-Einkommen von Frauen liegt gut sechs Prozent unter dem Erlanger Durchschnitt, das der Männer hingegen sechs Prozent über dem Durchschnitt.

Einkommen nach Alter

Vor allem bei den jüngeren Erlangerinnen und Erlangern liegen die Nettoäquivalenzeinkommen stark unter dem Durchschnitt. Darunter ist ein gro-ßer Anteil an Personen, die sich noch in Ausbildung befinden und somit über ein geringes oder gar kein eigenes Einkommen verfügen.

Im Alter ab Mitte 20 steigt dann das Durchschnitts-einkommen steil an und erreicht seinen Spitzenwert bei den 32-Jährigen (Abb. 23). Etwa ab dem Alter

Abb. 22: Anteil der Befragten, die mit ihrem verfüg-baren Haushaltseinkommen sehr gut zurecht kommen

42 und höher

unter 2020 bis unter 2828 bis unter 3636 bis unter 42

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 23: Abweichung altersspezifischer Durch-schnittseinkommen vom gesamtstädtischen Durchschnitt

-50%

-40%

-30%

-20%

-10%

0%

+10%

+20%

+30%

20 30 40 50 60 70 80Alter

Page 58: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

58 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Bei den Einpersonenhaushal-ten ist zu beachten, dass es in Abhängigkeit vom Alter große Unterschiede gibt. Während das Durchschnittseinkommen alleinlebender Erlangerinnen und Erlanger im Alter von 18 bis unter 25 Jahren 60 Prozent unter dem Durchschnitt liegt, sind die 35- bis unter 45-Jäh-rigen finanziell deutlich besser ausgestattet (Abb. 24).

Alleinerziehende müssen im Schnitt mit spürbar weniger Einkommen zurechtkommen:

Ihr Einkommen liegt rund 23 Prozent unter dem Durchschnitt.

Einkommen nach Kinderzahl

Abbildung 25 zeigt, dass mit der Größe einer Familie das Durchschnittseinkommen sinkt. Dagegen liegt bei den kinderlosen 25- bis 45-Jährigen das Netto-äquivalenzeinkommen rund zwölf Prozent über dem Durchschnitt.

4.4 Einkommensungleichheit

Die Ungleichverteilung der Nettoäquivalenzeinkom-men kann anhand einer Lorenz-Kurve verdeutlicht werden. Die Lorenz-Kurve zeigt die Menge des Ein-kommens in Bezug auf die Menge der Bevölkerung (Abb. 26). Dabei zeigt die blaue Linie die tatsächli-che Verteilung, die grüne Linie eine Gleichverteilung. So verfügen bei Gleichverteilung z.B. 20 Prozent der Bevölkerung über 20 Prozent des Einkommens.

Je weiter die blaue von der grünen Linie abweicht, umso größer ist die Ungleichheit bei der Einkom-mensverteilung. Entsprechend der blauen Linie exis-tieren also in Erlangen 20 Prozent der Bevölkerung, die lediglich über sieben Prozent des gesamten Ein-kommens verfügen.

Während die Hälfte der Bevölkerung über 30 Pro-zent des gesamten Einkommens verfügt, stehen der anderen Hälfte 70 Prozent zur Verfügung. An der Spitze existieren 20 Prozent Bevölkerung, auf die 35 Prozent des gesamten Einkommens entfällt.

Bezieht man den Einkommensanteil der zehn Pro-zent der einkommenstärksten Bevölkerungsgruppe auf den Einkommensanteil der zehn Pro-zent der einkommensschwächs-ten Bevölkerungsgruppe, erhält man ein Maß für die Ungleich-verteilung von Einkommen.

Dieser Wert der Einkommens-disparität liegt bezogen auf alle Erlangerinnen und Erlan-ger bei 8,7, was also bedeu-tet, dass die zehn Prozent der

von 40 Jahren sinkt das Durchschnittseinkommen wieder etwas. Dies hängt mit Familiengründungen zusammen, in deren Verlauf aufgrund von Kinderer-ziehung oft ein Einkommensbestandteil entfällt.

Mit dem Ende der Erwerbsphase fällt das durch-schnittliche Einkommen ab dem 60. Lebensjahr sukzessive. Im Alter von etwa 76 bis 80 Jahre sinkt das Einkommen zusätzlich. Es ist davon auszuge-hen, dass dies mit der niedrigeren Lebenserwartung von Männern zusammenhängt; es überwiegen hier alleinlebende Frauen mit geringeren Altersbezügen.

Einkommen nach Migrationshintergrund

Das durchschnittliche Einkommen der Erlangerin-nen und Erlanger mit Migrationshintergrund liegt gut zwölf Prozent unter dem Durchschnitt. Bei Nicht-Deutschen - also einer Untergruppe der Personen mit Migrationshintergrund - ist die Differenz mit neun Prozent etwas geringer. Dies liegt daran, weil sich unter den Personen mit Migrationshintergrund Aus-siedlerinnen und Aussiedler befinden, deren Ein-kommen häufig unterdurchschnittlich sind, da die Mehrheit von ihnen bereits im Seniorenalter ist.

Einkommen nach Haushaltstyp

Auch nach Haushaltstyp gibt es Differenzen bei den Durchschnittseinkommen.

Während das Durchschnittseinkommen bei den Paarhaushalten ohne Kinder leicht über dem gesamtstädtischen Durchschnitt liegt und bei Paar-haushalten mit Kindern genau im Schnitt, liegen Ein-personenhaushalte gut fünf Prozent darunter.

Abb. 24: Abweichung altersspezifischer Durchschnittseinkommen vom gesamtstädtischen Durchschnitt bei Einpersonenhaushalten

-60%

+21%

+11%

-11%

-60% -40% -20% 0% +20% +40%

18 bis unter 25 Jahre

25 bis unter 35 Jahre

35 bis unter 45 Jahre

45 bis unter 65 Jahre

65 bis 80 Jahre

Abb. 25: Abweichung der Durchschnittseinkommen vom gesamtstädtischen Durchschnitt bei 25- bis 45-Jährigen nach Zahl der Kinder

+12%

+4%

-2%

-7%

-10% -5% 0% +5% +10% +15%

kein Kind

ein Kind

zwei Kinder

drei und mehr Kinder

Page 59: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 59

einkommensstärksten Erlangerinnen und Erlanger über fast neun Mal so viel Einkommen verfügen wie die zehn Prozent der einkommensschwächsten Bevölkerung.

In Abbildung 27 ist das Maß der Einkommensun-gleichheit für Teilgruppen der Bevölkerung darge-stellt. Die Einkommensdisparität ist unter den Män-nern etwas höher als unter den Frauen. Ein Vergleich nach Altersgruppen zeigt, dass vor allem unter der jüngeren Bevölkerung die Ungleichheit sehr groß ist, da in dieser Altersklasse sehr unterschiedliche Lebensläufe existieren im Spektrum von Studieren-den mit Minimaleinkommen, einkommensstarken Singlehaushalten, jungen Familien usw.. Entspre-chend zeigt sich auch bei den Einpersonenhaushal-ten eine noch größere Einkommensdisparität.

Abb. 27: Einkommensungleichheit der Erlangerinnen und Erlanger im Alter von 18 bis 80 Jahre nach Geschlecht, Alters-klassen, Migrationshintergrund, Haushaltstypen und Zahl der Kinder im Haushalt

8,7

9,08,4

12,95,56,0

5,8

11,08,1

14,38,3

5,18,6

10,16,1

3,83,9

0,0 3,0 6,0 9,0 12,0 15,0

Bevölkerung insgesamt

männliche Bevölkerungweibliche Bevölkerung

Bevölkerung unter 30 JahreBevölkerung 30 bis unter 45 JahreBevölkerung 45 bis unter 65 Jahre

Bevölkerung 65 bis 80 Jahre

Bevölkerung mit MigrationshintergrundBevölkerung ohne Migrationshintergrund

EinpersonenhaushaltePaarhaushalte ohne Kind

Paarhaushalte mit KindAlleinerziehendenhaushalte

Kinderlose HaushalteHaushalte mit einem Kind

Haushalte mit zwei KindernHaushalte mit drei oder mehr Kindern

Einkommensdisparität

Abb. 26: Verteilung des Einkommens auf die Erlan-gerinnen und Erlanger

0%

20%

40%

60%

80%

100%

0% 20% 40% 60% 80% 100%Anteil der Bevölkerung

Ante

il de

s Ei

nkom

men

s

Page 60: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 61: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

5. Bildung und Berufstätigkeit

Schulische BildungSchulbildung nach EinkommenÜbertritteEinkommen nach SchulabschlussEinkommen nach GeschlechtEntwicklung der Schulabschlüsse

Berufliche BildungEntwicklung der beruflichen Abschlüsse

Weitere und tiefergehende Informationen zum Themenfeld „Bildung“ finden Sie im Erlanger Bildungsbericht 2016. Der Erlanger Bildungsbericht stellt die formale Bil-dung der Erlangerinnen und Erlanger im Lebenslauf dar. Unter formaler Bildung versteht man dabei das Lernen, das üblicherweise in einer Bildungs- oder Ausbil-dungseinrichtung stattfindet, strukturiert ist und zu einer Zertifizierung führt. Neben den Bereichen der „frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung“, der „allge-meinbildenden Schulen“, der „beruflichen Bildung“ und der „Universität“ setzt er die Schwerpunkte „Ganztagsbildung“ und „Übergang: Schule – Beruf“.

In Folgeberichten zum Thema Bildung soll darüber hinaus der Bereich der informel-len Bildung (Lernen, das im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der Freizeit stattfindet, z.B. im Jugendtreff, der Natur, Aktivitäten mit der Familie) und non-formalen Bildung (systematisches Lernen, das nicht in Bildungs- oder Berufs-bildungseinrichtungen stattfindet und üblicherweise nicht zur Zertifizierung führt, - z.B. Musikschule, Theatergruppe, Sportverein, Nachhilfeunterricht) näher betrachtet werden.

Die Bildungsberichterstattung kann dabei durch einzelne Schwerpunktberichte zu speziellen Themen ergänzt werden.

Bildungsberichte sollen Diskussionsgrundlage für die politischen Entscheidungsträ-ger und die interessierte Öffentlichkeit sein. Bildungsberichterstattung zielt darauf ab, Diskussionen zum Thema Bildung mit aussagekräftigen Daten und Fakten zu unterstützen und damit gezielt fundierte Entscheidungen zu ermöglichen.

Born/Kempf

Page 62: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

62 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

5.1 Schulische Bildung

Schulbildung, Erwerbstätigkeit und Einkommen bil-den den Kernbereich der sozioökonomischen Lage und sind eng miteinander verwoben: Die schulische Bildung bedingt die Chancen im Hinblick auf die Berufstätigkeit, welche wiederum unmittelbar Ein-fluss auf die ökonomische Situation des Haushalts hat. Da jedoch auf der anderen Seite das soziale Milieu die Bildungschancen beeinflusst, besteht eine Wechselwirkung zwischen Bildung und Einkom-men: Eine gute Bildung gewährleistet ein gutes und geregeltes Einkommen, welches wiederum bei den Nachkommen die Chancen auf gute Bildung erhöht.

Schulbildung nach Einkommen

Abbildung 29 verdeutlicht den Zusammenhang von Schulbildung und Einkommen. Dargestellt ist die Verteilung der Schulabschlüsse auf die Bevölkerung zwischen 18 und 80 Jahren.

Je höher das Nettoäquivalenzeinkommen, desto mehr überwiegen Hochschul- und Fachhochschul-reife unter den Schulabschlüssen. Dagegen finden sich Volks- und Hauptschulabschlüsse überwiegend im unteren Einkommensbereich. Bei den ganz nied-rigen Einkommen sind allerdings auch Personen mit (Fach-)Hochschulreife stark vertreten, was an der Vielzahl an Studentinnen- und Studenten in Erlan-gen liegt, die während des Studiums in der Regel ein geringes Haushaltseinkommen haben.

Insgesamt verfügen 61 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger im Alter von 18 bis 80 Jahren über das Abitur oder die Fachhochschulreife. Dies trifft auf 72 Prozent der Bevölkerung in einkommensstar-ken Haushalten zu, jedoch nur auf 49 Prozent der Bevölkerung in einkommensschwachen Haushalten

Abb. 28: Schulabschlüsse nach Einkommensklassen

3 24

7

16

24

20

22

49

72

61

0% 20% 40% 60% 80% 100%

einkommensschwache Haushalte

einkommensstarke Haushalte

Gesamt

kein Schulabschluss Volks-/Hauptschule Mittlere Reife (Fach-)Hochschulreife

(Abb. 28). In letzteren verfügen fast ein Viertel über einen Volks- oder Hauptschulabschluss; dies trifft auf nur sieben Prozent der Angehörigen einkom-mensstarker Haushalten zu. Die Anteile der Bevöl-kerung mit mittlerer Reife sind weniger stark vom Einkommen abhängig.

Die 61 Prozent der 18- bis 80-Jährigen mit Abitur oder Fachhochschulreife verteilen sich nicht gleich-mäßig über das Stadtgebiet (Abb. 30). In Elters-dorf (Bezirk 50) verfügen rund 35 Prozent über die (Fach-)Hochschulreife, gefolgt von Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit einem Anteil von 41 Prozent und Büchenbach Nord (Bezirk 77) mit 43 Prozent. Spit-zenreiter sind Loewenich (Bezirk 23) und der Bezirk Rathausplatz (Bezirk 03) mit je rund 86 Prozent sowie die Markgrafenstadt (Bezirk 02), wo 83 Pro-zent der Bevölkerung über die Fachhochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife verfügen.

Betrachtet man die Bevölkerung, die über einen akademischen Doktorgrad verfügt, bezogen auf die gesamte Bevölkerung ab 25 Jahren, schnei-det der Burgberg (Bezirk 20) - hier mit 13 Prozent - besonders gut ab (Abb. 31), gefolgt von Loewenich (Bezirk 23), der Reuth (Bezirk 71) und dem Röthel-heimpark (Bezirk 33).

Übertritte

Beim Besuch der Regel-Grundschule gilt das Spren-gelprinzip, nach dem jeder Grundschüler in der Regel die Schule besucht, in deren Sprengel sein Haupt-wohnsitz liegt. Es ist somit zu erwarten, dass sich die Ungleichheit der räumlichen Verteilung von Schulab-schlüssen und Einkommen ebenso in den Übertrit-ten nach der vierten Jahrgangsstufe widerspiegelt.

Im Folgenden richtet sich der Fokus auf die Grund-schulen und es werden die Übertritte nach der

5. Bildung und Berufstätigkeit

Page 63: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 63

Abb. 30: Anteil der 18- bis 80-Jährigen mit Hoch-schul- oder Fachhochschulreife nach Statis-tischen Bezirken

64 bis unter 72

unter 4040 bis unter 4848 bis unter 5656 bis unter 64

72 bis unter 8080 und höher

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 31: Anteil der Bevölkerung ab 25 Jahren mit akademischem Doktorgrad nach Statisti-schen Bezirken

7 bis unter 9

unter 11 bis unter 33 bis unter 55 bis unter 7

9 bis unter 1111 und höher

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 29: Zusammenhang von Einkommen und Schulbildung

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

niedrigesEinkommen

hohesEinkommen

(Fach-)Hochschulreife

Mittlere Reife

Volks-/Hauptschule

kein Schulabschluss

Page 64: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

64 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

vierten Jahrgangsstufe schulsprengelweise betrach-tet in Zusammenhang mit dem durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommen in den Schulsprengeln.

Zwischen den Durchschnittseinkommen der 15 Grundschulsprengel und den jeweiligen Übertritten auf das Gymnasium besteht ein sehr starker und hoch signifikanter Zusammenhang: Je höher das Durchschnittseinkommen, umso höher die Über-trittsrate auf das Gymnasium. Entsprechend umge-kehrt ist der Zusammenhang zu den Übertritten auf die Mittelschule - ehemals Hauptschule.

Abbildung 32 zeigt die Anteile für die Übertritte auf das Gymnasium, die Übertritte auf die Mittelschule und den Anteil der 30- bis 50-Jährigen mit (Fach-)Abi-tur nach durchschnittlichem Nettoäquivalenzeinkom-men in den Grundschulsprengeln1. Dies soll anhand einiger konkreter Zahlen verdeutlicht werden:

• Der Grundschulsprengel mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen - dieses liegt hier knapp ein Fünftel unter dem städtischen Durchschnitt - ist der Schulsprengel mit den niedrigsten Übertritts-raten auf das Gymnasium: Nur 22 Prozent der dortigen Schüler wechseln nach der vierten Jahr-gangsstufe auf ein Gymnasium.

• Der einkommensschwächste Schulsprengel liegt bei den Übertritten auf die Mittelschule an der Spitze: 59 Prozent besuchen ab der fünften Jahr-gangsstufe eine Mittelschule.

1 Dargestellt sind hier die Regressionsgeraden. Jede Grundschule bildet einen Punkt, dessen Lage sich aus Durch-schnittseinkommen und einem Anteil (z.B. Übertritte an das Gym-nasium) ergibt. Die Regressionsgerade ist - vereinfacht dargestellt - die Linie zwischen diesen Punkten, die so optimiert ist, dass die Abstände von den Punkten zur Linie möglichst gering sind.

• Die höchste schulsprengelspezifische Über-trittsrate auf ein Gymnasium beträgt gut 80 Pro-zent. In diesem Schulsprengel liegt das Durch-schnittseinkommen rund 13 Prozent über dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Es handelt sich um den Schulsprengel mit dem höchsten Durchschnittseinkommen.

• Der einkommensstärkste Schulsprengel hat den zweithöchsten Anteil an 30- bis 50-Jährigen mit (Fach-)Hochschulreife: Rund 55 Prozent der 30- bis 50-Jährigen verfügen dort über diesen Abschluss. Nur im Schulsprengel mit dem zweit-höchsten Einkommen liegt dieser Anteil noch um sieben Prozentpunkte höher.

Einkommen nach Schulabschluss

Abbildung 33 zeigt das Nettoäquivalenzeinkommen Vollerwerbstätiger und Teilzeitbeschäftigter nach Schulbildung und Geschlecht.

Während die Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten ins-gesamt ein Pro-Kopf-Einkommen von 2.200 Euro haben, gibt es Abweichungen nach unten und nach oben je nach Schulabschluss: So liegt das Pro-Kopf-Einkommen Beschäftigter mit Volks- oder Hauptschulabschluss rund 32 Prozent unter dem Durchschnitt. Während Beschäftigte mit mittlerer Reife zwölf Prozent unter dem Durchschnitt liegen, haben Beschäftigte mit Fachhochschulreife oder Abitur zehn Prozent mehr als der Durchschnitt zur Verfügung.

Abb. 32: Übertritte nach der vierten Jahrgangsstufe zum Schuljahr 2013/2014 nach Durchschnittseinkommen in den Grundschulsprengeln (Regressionsgeraden)

Page 65: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 65

Abb. 33: Pro-Kopf-Einkommen Vollerwerbstätiger und Teilzeitbeschäftigter nach Schulbildung und Geschlecht

0 €

500 €

1.000 €

1.500 €

2.000 €

2.500 €

3.000 €

Volks-/Hauptschule Mittlere Reife (Fach-)hochschulreife alle Schulabschlüsse

männlich weiblich Gesamt

Einkommen nach Geschlecht

Das Nettoäquivalenzeinkommen von vollzeit- oder teilzeitbeschäftigten Frauen liegt etwa fünf Prozent unter dem Durchschnitt. Das Einkommen von Männern liegt jedoch zehn Prozent über dem der Frauen. Über alle Schulab-schlüsse hinweg verfügen die Männer über ein höheres Einkommen als die Frauen.

Da bei der Berechnung der Nettoäqui-valenzeinkommen die Zusammenset-zung des Haushaltes berücksichtigt ist, handelt es sich hierbei nicht um die tatsächlichen Erwerbseinkommen. Sol-len die realen geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede aufgezeigt werden, muss auf den Personenkreis zurückgegriffen werden, bei dem das Nettoäquivalenzeinkommen dem realen

Abb. 34: Pro-Kopf-Einkommen in Einpersonenhaushalten nach Erwerbs-tätigkeit und Geschlecht

0 €

500 €

1.000 €

1.500 €

2.000 €

2.500 €

3.000 €

teilzeit beschäftigt voll erwerbstätig zusammen

männlich weiblich Gesamt

Abb. 35: Entwicklung der Schulabschlüsse der 18- bis 80-Jährigen Erlangerinnen und Erlanger seit 2001

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Jahr

(Fach-)Hochschulreife

Mittlere Reife

Volks-/Hauptschule

Page 66: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

66 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Einkommen entspricht. Dies trifft auf Einpersonen-haushalte zu. In diesen treten die Einkommensun-terschiede deutlicher hervor (Abb. 34). Nimmt man alle alleinlebenden Voll- und Teilzeitbeschäftigten zusammen, so verdienen Männer im Schnitt knapp 29 Prozent mehr als Frauen. Dieser Wert ist jedoch auch deshalb so hoch, weil der Anteil der Teilzeit-beschäftigung unter den Frauen deutlich höher ist als unter den Männern: Unter den alleinlebenden Voll- oder Teilzeitbeschäftigten sind 22 Prozent der Frauen teilzeit beschäftigt, bei den Männern sind es nur knapp zehn Prozent. Vergleicht man jedoch nur die Vollzeiterwerbstätigen, verdienen Männer immer noch 21 Prozent mehr als Frauen.

Entwicklung der Schulabschlüsse

Abbildung 35 zeigt die Verteilung der Schulab-schlüsse bei den 18- bis 80-Jährigen mit Schulab-schluss seit dem jahr 2001. Hier ist ein deutlicher Trend zu höheren Schulabschlüssen erkennbar. Während im Jahr 2001 noch knapp 30 Prozent der 18- bis 80-Jährigen über einen Volks- oder Haupt-schulabschluss verfügten, trifft dies im Jahr 2014 auf nur noch gut 13 Prozent zu. Dagegen verfügten im Jahr 2001 gut 43 Prozent der 18- bis 80-Jährigen mit Schulabschluss über Fachhochschulreife oder das allgemeine Abitur. Dieser Anteil ist auf 65 Pro-zent angestiegen. Ein besonders großer Anstieg ist in den vergangenen Jahren zu verzeichnen, was mit der starken Zunahme an Studienplätze an der Fried-rich-Alexander-Universität zusammenhängt.

5.2 Berufliche Bildung

Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich auch im Übergang von schulischen auf berufliche Bil-dungsabschlüsse. Trotz gleicher schulischer Vorbil-dung verfügen Männer deutlich häufiger über höhere berufliche Bildungsabschlüsse als Frauen (Abb. 36).

So verfügt fast ein Viertel der Frauen mit Haupt-schulabschluss über keinen beruflichen Abschluss; bei den Männern liegt dieser Anteil bei lediglich acht Prozent. Unter den Frauen finden sich hier vor allem ältere Frauen im Rentenalter.

Gravierende Unterschiede finden sich auch bei den Fachschulabschlüssen; das sind Meister-, Tech-niker-, Wirtschafts-, Berufs- oder Fachakademie-abschlüsse. Während 23 Prozent der Männer mit Volks- oder Hauptschulabschluss eine berufliche Fachschule absolviert haben, trifft dies auf lediglich drei Prozent der Frauen zu. Nicht ganz so gravierend sind diese Unterschiede zwischen den Männern und Frauen mit mittlerer Reife.

Der Anteil der Fachschulabschlüsse bei den Frauen mit (Fach-)Hochschulreife ist höher als bei den Män-nern mit gleichem Schulabschluss. 82 Prozent der Männer mit (Fach-)Hochschulreife verfügen über einen (Fach-)Hochschulabschluss, was auf nur rund zwei Drittel der Frauen mit gleicher schulischer Vor-bildung zutrifft.

Abbildung 37 zeigt die prozentualen Abweichungen vom gesamtstädtischen Durchschnittseinkommen in Bezug auf bildungs- und erwerbsrelevante Merk-male. Auch hier zeigen sich bei Männern fast durch-gehend höhere Durchschnittseinkommen.

Besonders deutlich sind diese Unterschiede bezüg-lich des Schulabschlusses bei der Bevölkerung mit (Fach-)Hochschulreife.

Deutliche Unterschiede finden sich auch bei den Berufsgruppen der mittleren und leitenden Ange-stellten. In der Berufsgruppe der un- bzw. ange-lernten Arbeiterinnen und Arbeiter ist das Verhältnis dagegen umgekehrt: Auch wenn das Einkommens-niveau hier insgesamt stark unterdurchschnittlich ist, verfügen Frauen über rund elf Prozent mehr Netto-äquivalenzeinkommen als Männer.

Bei Personen im Ruhestand liegt das Pro-Kopf-Ein-kommen bei Frauen im Schnitt um elf Prozent unter

Abb. 36: Berufliche Abschlüsse nach schulischen Abschlüssen und Geschlecht

8

23

4

6

2

3

69

74

52

70

6

14

23

3

37

20

10

15

7

4

82

68

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Männer mit Volks-/Hauptschulabschluss

Frauen mit Volks-/Hauptschulabschluss

Männer mit mittlerer Reife

Frauen mit mittlerer Reife

Männer mit (Fach-)Hochschulreife

Frauen mit (Fach-)Hochschulreife

kein beruflicher Abschluss berufliche Ausbildung Fachschule (Fach-)Hochschulabschluss

Page 67: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 67

dem der Männer. Hier spiegelt sich die Einkommens-verteilung der Erwerbsphase wider: Die Erlanger verfügen insgesamt über rund zehn Prozent mehr Einkommen als die Erlangerinnen.

Abb. 37: Abweichung vom durchschnittlichen Netto-äquivalenzeinkommen nach Geschlecht und sozioökonomischen Merkmalen

männlich weiblich

Haupt-/Mittelschule -23% -29% Mittlere Reife -1% -8% (Fach-)Hochschulreife +17% +3%

kein Abschluss -36% -35% Berufsausbildung -12% -13% Fachschule +6% -0% (Fach-)Hochschulabschluss +27% +18%

un-/angelernte Arbeiter/in -47% -42% einfache/r Angestellte/r -28% -30% Facharbeiter/in -18% -19% mittlere/r Angestellte/r +19% +11% leitende/r Angestellte/r +42% +35% selbständig +6% +2%

vollzeitbeschäftigt +21% +17% veilzeitbeschäftigt -9% -4% in Berufsausbildung -40% -38% arbeitslos -52% -52% im Ruhestand -1% -12%

Schulabschluss

Beruflicher Abschluss

Berufsgruppe

Erwebsstatus

Abb. 38: Entwicklung der beruflichen Abschlüsse der 18- bis 80-Jährigen Erlangerinnen und Erlanger seit 2002

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Jahr

(Fach-)Hochschulabschluss

berufliche Ausbildung

kein beruflicher Abschluss

Fachschule

Entwicklung der beruflichen Abschlüsse

Analog zur Entwicklung der schulischen Abschlüsse sind in Erlangen zunehmend höher qualifizierte Berufsgruppen vertreten. Während unter der Bevöl-kerung zwischen 18 und 80 Jahren mit beruflichem Abschluss im Jahr 2002 rund 42 Prozent eine Berufs-ausbildung absolviert haben, traf dies im Jahr 2014 auf nur noch 28 Prozent zu (Abb. 38). Der Anteil der Akademiker ist dagegen von einem Drittel auf knapp die Hälfte angestiegen. Der Bevölkerungsanteil ohne Berufsabschluss ist von zehn auf sechs Prozent gesunken.

Page 68: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 69: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

6. Wohnen

Gebäude- und WohnungsstrukturBaualtersstrukturGebäudestrukturSegregationWohnfläche

MietenBelastung der Haushalte durch Mietkosten

SozialmietwohnungenBevölkerung in Sozialmietwohnungen

Aspekte des Wohnumfeldes

Page 70: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

70 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

eines Bezirkes mehr oder weniger heterogen ist. Bei einer Perspektive auf Ebene der Statistischen Bezirke geht diese Heterogenität jedoch verloren. So liegt z.B. das Durchschnittseinkommen eines Bezir-kes im Mittelfeld, wenn die eine Hälfte der Bevölke-rung des Bezirkes ein extrem niedriges Einkommen hat, die andere Hälfte ein extrem hohes.

Bei näherer Betrachtung ist aber zu erkennen, dass soziale Strukturen vor allem innerhalb geschlosse-ner Wohnquartiere relativ homogen sind. Das vorlie-gende Datenmaterial - z.B. über die Verteilung der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsiche-rung - lässt den Schluss zu, dass sich soziale Pro-blemlagen innerhalb von Statistischen Bezirken vor allem in den Teilbereichen mit dichter Wohnbebau-ung und geringer Pro-Kopf-Wohnfläche konzentrie-ren. Dies kann zwar nicht verallgemeinert werden, sollte aber den Hintergrund bilden bei der Interpreta-tion von Daten auf Ebene der Statistischen Bezirke.

Segregation

Die ungleiche Verteilung der Haushaltseinkommen führt zu einer räumlichen Ungleichverteilung ver-schiedener Bevölkerungsschichten. Je geringer die verfügbaren finanziellen Mittel, umso geringer müs-sen die Ansprüche an den Wohnraum sein. Tenden-ziell ist es so, dass innerhalb des Stadtgebietes die Mieten dort günstiger sind, wo der Wohnraum gerin-gere Qualität aufweist und das Wohnumfeld unat-traktiver ist.

Eine einkommensarme Familie kann sich ein Eigen-heim nicht leisten, sondern muss auf bezahlbaren Wohnraum zurückgreifen, der eben unter Umstän-den in einem anonymen Wohnblock mit Ausblick auf die Autobahn zu finden ist.

Somit korrespondiert die soziale Distanz von Bevöl-kerungsgruppen mit einer räumlichen Distanz. Dies bezeichnet man im Allgemeinen als „räumliche Segregation“. Soziale Gruppen sind entlang der ökonomischen Linie räumlich getrennt: Zugespitzt formuliert finden sich auf der einen Seite sozial benachteiligte Milieus, auf der anderen Seite geho-bene Bildungsschichten.

Wohnfläche

Vergleicht man die in Abbildung 41 kleinräumig dar-gestellten Pro-Kopf-Wohnflächen und die in Abbil-dung 40 gezeigte Wohnungsstruktur mit der Ver-teilung von Einkommen oder Bildung, zeigen sich

In Erlangen gibt es aktuell ca. 18.800 Wohngebäude. Darunter sind alle Gebäude zu verstehen, in denen sich mindestens eine Wohnung befindet und der Anteil der Wohnfläche an der gesamten nutzbaren Gebäudefläche mehr als 50 Prozent beträgt.

In diesen Wohngebäuden befinden sich rund 62.000 Wohnungen.

6.1 Gebäude- und Wohnungsstruktur

Baualtersstruktur

Gut 12 Prozent der Erlanger Wohngebäude sind neueren Datums und wurde ab dem Jahr 2000 fertig-gestellt. 17 Prozent der Wohngebäude stammen aus den 70er Jahren, ein weiteres gutes Drittel aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende der 60er Jahre. Fast jedes fünfte Wohngebäude wurde vor 1950 errichtet.

Abbildung 39 zeigt die räumliche Verteilung der Bau-altersstruktur. Die Linien entsprechen den Grenzen der Statistischen Bezirke. Blau dargestellt sind die Altbaubestände, rot der neuere Gebäudebestand. Neben dem Altbaubestand in der Altstadt zeichnen sich die Ursprünge der einzelnen Ortsteile blau ab. Die neuere Stadtentwicklung zeigt sich vor allem im Westen Büchenbachs und im Röthelheimpark.

Gebäudestruktur

Bei 74 Prozent der Wohngebäude handelt es sich um Ein- oder Zweifamilienhäuser; in diesen wohnen 39 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger. Zehn Pro-zent wohnen in größeren Wohnblocks mit mehr als 20 Wohnungen. Die räumliche Verteilung der Woh-nungsstruktur in Erlangen ist in Abbildung 40 dar-gestellt. Grün hervorgehoben sind die Gebiete, die (fast) ausschließlich mit Einfamilienhäusern bebaut sind, blau die Gebiete mit größeren Wohnblocks. Neben großflächigen Wohngebieten mit reiner Einfa-milienhausbebauung gibt es starke Konzentrationen von großen Wohnblocks.

Eine derart feingliedrige Darstellungsform ist in Bezug auf die sozialstrukturellen Merkmale, um die es in diesem Bericht geht, nicht möglich, da bei einem großen Teil der verfügbaren Daten der Statis-tische Bezirk als räumliche Einheit fungiert.

Die innerhalb eines Bezirkes lebende Bevölkerung ist jedoch vielschichtig, so dass die Sozialstruktur

6. Wohnen

Page 71: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 71

Abb. 39: Gebäudebestand nach Baujahr

vor 1925

ab 2000

Page 72: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

72 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

deutliche Zusammenhänge. Wenn man die Statisti-schen Bezirke in vier gleich große Gruppen anhand des durchschnittlichen Einkommens einteilt, ergibt sich für die Bewohner der einkommensschwächs-ten Bezirke eine Pro-Kopf-Wohnfläche von 36,6 m², während den Bewohnern der einkommensstärksten Bezirke 42,5 m² zur Verfügung stehen. Gesamtstäd-tisch liegt der Durchschnitt bei 40,1 m².

Auch die Wohnungsstruktur ist deutlich verschie-den: Von sämtlichen Wohnblocks in Erlangen mit mehr als 20 Wohnungen liegen 19 Prozent in den

einkommensstärksten Bezirken, jedoch 45 Prozent in den einkommensschwächsten Bezirken.

6.2 Mieten

Abbildung 42 zeigt für die Statistischen Bezirke die prozentualen Abweichungen der durchschnittli-chen Wohnungsmieten von der gesamtstädtischen Durchschnittsmiete. Es handelt sich dabei um Woh-nungsmieten auf dem freien Wohnungsmarkt; nicht

Abb. 40: Anzahl der Wohnungen je Wohngebäude

Einfamilienhäuser

große Mehrfamilienhäuser

Page 73: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 73

berücksichtigt sind hier also unter anderem die Sozi-almietwohnungen und die Heime.

Aus Mieterperspektive schneidet Bierlach (Bezirk 45) bei den Durchschnittsmieten am besten ab: Vor allem im südlichen Teil von Bierlach liegen die Woh-nungsmieten unter dem gesamtstädtischen Durch-schnitt. Deutlich unterdurchschnittliche Mieten finden sich außerdem in Steinforst (Bezirk 12), Sebaldus (Bezirk 32), Forschungszentrum (Bezirk 43) und Büchenbach Dorf (Bezirk 76).

Am anderen Ende des Mietpreisspektrums befindet sich die Markgrafenstadt (Bezirk 02), gefolgt von Loe-wenich (Bezirk 23), der Altstadt (Bezirk 01), Stuben-loh (Bezirk 25) und dem Röthelheimpark (Bezirk 33). Im innerstädtischen Bereich sind die Mieten so hoch, da hier aufgrund der hohen Dichte an Studentinnen und Studenten viele kleine Wohnungen existieren, bei denen der Quadratmeterpreis deutlich über dem Durchschnitt liegt.

Auch bei den Mietpreisen zeigt sich innerhalb der Statistischen Bezirke eine gewisse Heterogenität.

Abb. 41: Verteilung der Wohnfläche pro Kopf

niedrig

hoch

Page 74: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

74 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Die Statistischen Bezirke sind hierarchisch weiter untergliedert in jeweils mehrere Statistische Dist-rikte. Betrachtet man die Mietpreise auf Ebene der Statistischen Distrikte - sofern diesbezüglich auf-grund der Datenlage zuverlässige Aussagen möglich sind, ergeben sich die günstigsten Mieten bei den Mietwohnungen in Bierlach, die südlich der Äußeren Tennenloher Straße liegen, die teuersten Mieten im nordwestlichen Teil Stubenlohs.

Belastung der Haushalte durch Mietkosten

Im Rahmen der Bürgerbefragung 2014 wurden die Erlangerinnen und Erlanger gefragt, ob sie zur Miete wohnen und wie sie die Belastung ihres Haushaltes durch die Mietkosten einschätzen.

Von den befragten 18- bis 80-Jährigen gaben 54 Prozent an, zur Miete zu wohnen. Von diesen gab nur gut ein Prozent an, dass die Mietkosten eine sehr geringe Belastung für ihren Haushalt darstellen würden.

Teilt man die Befragten nach ihrem Nettoäquiva-lenzeinkommen in drei gleich große Gruppen ein, zeigen sich deutliche, aber moderate Unterschiede (Abb. 43). Während im unteren Einkommensdrittel 82 Prozent die Belastung des Haushaltseinkommens durch Mietzahlungen als „hoch“ oder „sehr hoch“ einschätzen, ist dies im oberen Einkommensdrittel bei „lediglich“ 68 Prozent der Fall. Nur ein Bruchteil der Befragten gibt an, dass die Miete eine nur sehr geringe Belastung darstellt.

Befragte, die die Wohnungsmiete als sehr hohe Belastung einschätzen, haben im Schnitt 32 Pro-zent ihres Haushaltseinkommens zur freien Verfü-gung. Diejenigen, die die Belastung hingegen als gering oder sehr gering einschätzen, können über durchschnittlich 48 Prozent ihres Einkommens frei verfügen.

6.3 Sozialmietwohnungen

Sozialwohnungen sind mit öffentlichen Mitteln geför-derte Wohnungen für Mieter mit geringem Einkom-men. Voraussetzung für den Anspruch auf eine Sozialmietwohnung ist die Unterschreitung einer Einkommensgrenze. Ein Anspruch auf eine Sozial-wohnung besteht damit jedoch trotzdem nicht.

Der Bestand an Sozialmietwohnungen ist seit Jah-ren rückläufig: Während in Erlangen aktuell gut 3.000 Sozialmietwohnungen existieren, waren es zehn Jahre zuvor noch knapp 5.000 (Abb. 44).

Die Verteilung der Sozialmietwohnungen über das Stadtgebiet zeigt in manchen Gebieten starke Kon-zentrationen (Abb. 45). Rund 42 Prozent des gesam-ten Bestandes an Sozialmietwohnungen in Erlangen befindet sich in Büchenbach, davon wiederum zwei Drittel allein in Büchenbach Nord (Bezirk 77). Damit ist jede dritte Wohnung in Büchenbach Nord eine Sozialmietwohnung.

Ein weiteres Fünftel der Sozialmietwohnungen befindet sich am Anger (Bezirk 40), zwölf Prozent

Abb. 42: Abweichung der durchschnittlichen Wohnungsmieten in den Bezirken vom gesamtstädtischen Durchschnitt in Prozent

3 bis unter 9

unter -15-15 bis unter -9-9 bis unter -3-3 bis unter 3

9 bis unter 1515 und höher

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 43: Belastung des Haushaltseinkommens durch Wohnungsmieten nach Einkommensniveau

21

28

17

15

55

54

60

53

22

16

22

31

0% 20% 40% 60% 80% 100%

insgesamt

unteres Drittel

mittleres Drittel

oberes Drittel

sehr hohe Belastung hohe Belastung geringe Belastung sehr geringe Belastung

Ein

kom

men

sniv

eau

Page 75: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 75

in Bachfeld (Bezirk 44). In den Bezirken Anger und Bachfeld handelt es sich bei jeweils 18 Prozent des Wohnungsbestandes um Sozialmietwohnungen.

Jede zehnte Person mit Hauptwohnsitz in Erlan-gen bewohnt eine Sozialmietwohnung. Vergleicht man Bevölkerungs- und Haushaltsstruktur zwischen den Bewohnern von Sozialwohnungen und der gesamtstädtischen Bevölkerung, zeichnet sich ein - wenn auch sicher unvollständiges - Bild der Bevöl-kerung ab, die potenziell besonderen Problembelas-tungen ausgesetzt ist.

Bevölkerung in Sozialmietwohnungen

Die Verteilung von Haushaltstypen in Sozialmietwoh-nungen unterscheidet sich von der gesamtstädtischen

Verteilung: Familien, darunter insbesondere Allein-erziehende - sind in Sozialmietwohnungen überre-präsentiert (Abb. 46). Jeder vierte Alleinerziehen-denhaushalt lebt in einer Sozialmietwohnung.

Abbildung 47 zeigt die Alterszusammensetzung der Bevölkerung in Sozialmietwohnungen im Vergleich zur gesamten Hauptwohnungsbevölkerung. Perso-nen im Alter von 20 bis Mitte 30 sind in Sozialwoh-nungen unterrepräsentiert, was vermutlich auf den hohen Studentenanteil in dieser Altersklasse zurück-zuführen ist; Studenten bewohnen in der Regel keine

Abb. 45: Anteil an Sozialmietwohnungen am Wohnungsbestand nach Statistischen Bezirken

15 bis unter 20

keine Sozialwohnungenunter 55 bis unter 1010 bis unter 15

20 und höher

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 46: Haushaltstypen in Sozialmietwohnungen im Vergleich zum 31.12.2014

Abb. 44: Anzahl der Sozialmietwohnungen in Erlangen und der wohnungssuchenden Haushalte nach Jahr

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Haushalte in SozialmietwohnungenHaushalte insgesamt

Einpersonen-haushatle

(Ehe-)Paare ohne Kind

(Ehe-)Paaremit Kind

Alleinerziehen-denhaushalte

sonstige Mehrper-sonenhaushalte

0

1.000

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

7.000

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012

Sozialmietwohnungen

wohnungssuchende Haushalte

Page 76: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

76 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Sozialmietwohnungen. Deutlich überrepräsentiert in Sozialmietwohnungen sind hingegen Kinder und Jugendliche.

Betrachtet man die Altersstruktur innerhalb der ver-schiedenen Haushaltstypen, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Bewohnern von Sozial-mietwohnungen und der Gesamtbevölkerung. Wäh-rend gesamtstädtisch betrachtet ein beträchtlicher Teil der Singlehaushalte alleinlebende Erlangerin-nen und Erlanger im Studentenalter sind - der Spit-zenwert ist hier bei den 26-Jährigen zu finden, sind bei Einpersonenhaushalten in Sozialmietwohnungen Personen ab 45 Jahren überrepräsentiert. Dies trifft vor allem auf alleinstehende Frauen zu (Abb. 48).

Unter den Familien sind vor allem die jüngeren Fami-lien häufiger auf eine Sozialmietwohnung angewie-sen: Sowohl bei den vollständigen Familien (Abb. 49) als auch bei den Alleinerziehendenhaushalten (Abb. 50) ist die Bevölkerung in Sozialmietwohnun-gen im Vergleich zur gesamtstädtischen Verteilung in der Alterspyramide um einige Jahre nach unten verschoben und entsprechend jünger.

6.4 Aspekte des Wohnumfeldes

Im Folgenden wird der Wohnungsbestand nach Sta-tistischen Bezirken anhand eines Punktesystems typisiert. Dabei wird jeweils ein Punkt vergeben, wenn die Pro-Kopf-Wohnfläche weniger als 40 m² beträgt,

Abb. 47: Altersstruktur der Bewohner von Sozialmiet-wohnungen im Vergleich zur Hauptwoh-nungsbevölkerung zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Bevölkerung in Sozialmietwohnungen

Hauptwohnungsbevölkerung

Männer Frauen

Abb. 48 Altersstruktur von Einpersonenhaushalten in Sozialmietwohnungen im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

02020 1515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Einpersonenhaushalte in Sozialmietwohnungen

Einpersonenhaushalte insgesamt

Männer Frauen

Abb. 49: Altersstruktur von Paarhaushalten mit Kindern in Sozialmietwohnungen im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

02020 1515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

(Ehe-)Paare mit Kindern in Sozialmietwohnungen

(Ehe-)Paare mit Kindern insgesamt

Männer Frauen

Page 77: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 77

der Anteil der Bevölkerung in großen Wohnblocks mehr als zehn Prozent beträgt oder wenn mehr als zehn Prozent der Bevölkerung in Sozialmietwoh-nungen leben. Heime bleiben hier unberücksichtigt. Somit ergibt sich für jeden Statistischen Bezirk eine Punktzahl, die Werte von „0“ (tendenziell gute Woh-nungssituation) bis „3“ (tendenziell schlechte Woh-nungssituation) annehmen kann1.

Während in einer Vielzahl Statistischer Bezirke kein einziger dieser drei Punkte zutrifft (Abb. 51), sind in den Bezirken Büchenbach Nord (Bezirk 77), Anger (Bezirk 40) und Tal (Bezirk 04) sowohl die Anteile der Bevölkerung in Sozialmietwohnungen und gro-ßen Wohnblocks hoch, als auch die durchschnittli-chen Wohnflächen gering.

Werden im Kontext dieser räumliche Verteilung der Wohnungssituation die Ergebnisse von Bürgerbefra-gungen analysiert, ergeben sich signifikante Zusam-menhänge auch zu anderen „weichen“ Faktoren des Wohnumfeldes.

So besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Wohnungssituation und der gefühlten Sicher-heit im Wohngebiet in der Nacht. In den Bezirken

1 Die bezirksinterne Heterogenität von Wohnungsbe-stand und auch Wohnumfeld wird hier nicht betrachtet, da die Datenlage weiterer Auswertungen lediglich Aussagen auf Ebene Statistischer Bezirke zulässt. Es ist davon auszugehen, dass die dargestellten Zusammenhänge sich noch stärker zeigten, wenn die Datengrundlage eine bessere räumliche Differenzierung zulassen würde.

mit guter Wohnsituation geben rund zwölf Prozent der Befragten an, sich nachts in ihrer Wohngegend „eher“ oder „sehr“ unsicher zu fühlen, wenn sie alleine unterwegs sind. In den Bezirken mit schlech-ter Wohnungssituation trifft dies hingegen auf fast ein Drittel der Befragten zu.

Die Personen, die nach Einbruch der Dunkelheit alleine in Erlangen unterwegs sind, um Freizeitak-tivitäten nachzugehen, wurden gefragt, ob sie dabei Angst haben, Opfer einer Straftat zu werden. Wäh-rend in den Bezirken mit guter Wohnungssituation nur gut ein Prozent der Befragten sagen, dies sei „häufig“ oder „(fast) immer“ der Fall, trifft dies auf fünf Prozent der Befragten in den Bezirken mit schlechter Wohnungssituation zu.

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch bei der Belastung durch nächtliche Ruhestörung durch Nachbarn. In Bezirken mit guter Wohnungssituation sehen vier Prozent Lärm aus der Nachbarschaft als ein „ziemliches“ oder „großes“ Problem, in Bezirken mit schlechter Wohnungssituation sind es hingegen 17 Prozent.

In einer subjektiven Einschätzung der Zufrieden-heit mit den Wohnverhältnissen auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) ergibt sich für das Jahr 2014 ein Durch-schnittswert von 7,8 für die Bezirke mit guter Wohn-situation. Die Bevölkerung der Bezirke mit eher schlechter Wohnsituation kommt hier auf einen durchschnittlichen Zufriedenheitswert von 6,7.

Abb. 51: Typisierung des Wohnungsbestandes nach Statistischen Bezirken

gutdurchschnittlichunterdurchschnittlichschlecht

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Wohnungssituation ist tendenziell...

Abb. 50: Altersstruktur von Alleinerziehendenhaus-halten Sozialmietwohnungen im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

02525 2020 1515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Alleinerziehendenhaushalte in Sozialmietwohnungen

Alleinerziehendenhaushalte insgesamt

Männer Frauen

Page 78: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 79: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

7. Sozialstaatliche Absicherung

Arbeitslosengeld IKleinräumige Entwicklung

Hartz IVHartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach HaushaltsstrukturHartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach SchulabschlussHartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach StaatsangehörigkeitKleinräumige VerteilungKleinräumige Entwicklung

Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung

Page 80: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

80 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Durch das im Grundgesetz verankerte Sozialstaats-prinzip (Art. 20) ist die Bundesrepublik Deutschland dazu verpflichtet, soziale Gesichtspunkte bei der Umsetzung des Verwaltungshandelns zu berück-sichtigen. Ein breites Spektrum sozialstaatlicher Regelungen zielt mit präventiven und unterstützen-den Maßnahmen darauf ab, soziale Gerechtigkeit zu verbessern.

Wesentliche sozialstaatliche Stützen sind im Sozial-gesetzbuch (SGB) festgelegt. Dort finden sich neben anderen Leistungen:

SGB III: Arbeitsförderung

Das dritte Buch des Sozialgesetzbuches regelt die Arbeitslosenversicherung und ist die Arbeitsgrund-lage der Bundesanstalt für Arbeit. Ein Anspruch auf das sogenannte „Arbeitslosengeld I“ erwerben sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, wenn sie bestimmte Voraussetzungen wie Mindestbeitrags-zeiten erfüllen. Der Bezug von Arbeitslosengeld I ist jedoch zeitlich eng begrenzt. Nach Beendigung der Anspruchsberechtigung erfolgt eine Überleitung in den Rechtskreis des SGB II.

SGB II: Grundsicherung für Arbeitssuchende

Die Grundsicherung für Arbeitssuchende ist auch als „Arbeitslosengeld II“ bzw. „Hartz IV“ bekannt und dient der Absicherung eines definierten Existenzmi-nimums. Der Begriff „Arbeitslosengeld II“ ist dabei etwas irreführend, denn anspruchsberechtigt sind auch Erwerbstätige, wenn deren Einkommen nicht zur Deckung des Existenzminimums reicht. Betrach-tet werden dabei immer Bedarfsgemeinschaften. Leistungen an nicht erwerbsfähige Mitglieder von Bedarfsgemeinschaften werden als „Sozialgeld“ bezeichnet.

SGB XII: Sozialhilfe

Das SGB XII umfasst im Wesentlichten Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter oder bei dauerhafter Erwerbsminderung, Hilfen zur Gesund-heit und zur Pflege sowie Eingliederungshilfe für behinderte Menschen.

Die Grundsicherung im Alter und bei dauerhafter Erwerbsminderung hat die Intention, das Existenz-minimum bei denjenigen zu sichern, die keine Leis-tungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende erhalten. Dies umfasst Menschen ab 65 Jahren und

dauerhaft voll Erwerbsgeminderte zwischen 18 und 65 Jahren, sofern ihre Einkünfte unterhalb des Exis-tenzminimums liegen.

Auch die Hilfe zum Lebensunterhalt soll das Exis-tenzminimum gewährleisten und richtet sich an Per-sonen, die weder Anspruch auf Grundsicherung für Arbeitssuchende, noch auf Grundsicherung im Alter und bei dauerhafter Erwerbsminderung haben.

Einzelleistungen

Neben den Regelungen im Sozialgesetzbuch exis-tiert eine Vielzahl an Einzelleistungen: Wohngeld, Kindergeld, Elterngeld, Ausbildungsförderung etc.

Dunkelfeld

Das breite Spektrum an Sozialleistungen lässt den Eindruck entstehen, dass jeder Bürger der Bundes-republik Deutschland mindestens auf dem Niveau des Existenzminimums leben würde. Dies verkennt jedoch Folgendes:

Zum Einen ist zwar ein Existenzminimum definiert, doch die Regelsätze repräsentieren lediglich ein statistisch gemitteltes Verbrauchsverhalten. Dieses Existenzminimum deckt somit zwar den Regelfall ab, dieser entspricht aber oft nicht der individuel-len Realität. Insbesondere umfasst der Regelsatz auch einen Betrag, der monatlich angespart werden müsste für den Fall größerer Anschaffungen. Dass es die Lebensrealität vieler Menschen nicht zulässt, einen Teil der knapp bemessenen Sozialleistungen für die nächste Waschmaschine anzusparen, liegt auf der Hand.

Darüber hinaus ist das Konzept des Existenzmini-mums dauerhafter Kritik ausgesetzt, denn es gibt durchaus unterschiedliche Ansichten über die Cha-rakteristik eines menschenwürdigen Lebens.

Zum Anderen gibt es Menschen, die unterhalb des Existenzminimums leben, jedoch keine sozialstaat-liche Unterstützung in Anspruch nehmen: Angst vor Stigmatisierung, Unkenntnis bezüglich der Ansprü-che oder Scham spielen oft eine Rolle, wenn zuste-hende Leistungen nicht beansprucht werden. Dar-aus resultiert eine „verdeckte Armut“; die in manchen Fällen aber auch sehr offensichtlich ist; sie ist jedoch kaum messbar.

7. Sozialstaatliche Absicherung

Page 81: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 81

7.1 Arbeitslosengeld I

Abhängig Beschäftigte zahlen in der Regel Beiträge in die Arbeitslosenversicherung. Das Arbeitslosen-geld I ist die primäre Leistung im Falle der Arbeits-losigkeit. Das im dritten Sozialgesetzbuch geregelte Arbeitslosengeld I ist jedoch an bestimmte Voraus-setzungen geknüpft: Anspruchsberechtigt ist, wer in keinem Beschäftigungsverhältnis mehr steht, der Agentur für Arbeit für Vermittlungsbemühungen zur Verfügung steht und sich selbst um Arbeit bemüht. Um Geldleistungen überhaupt zu erhalten, müssen in den zwei vorhergehenden Jahren mindestens zwölf Beitragsmonate vorhanden sein. Die Höhe des Arbeitslosengeldes beträgt 60 Prozent des durch-schnittlichen letzten Einkommens bei kinderlosen Arbeitslosen und 67 Prozent bei Arbeitslosen mit Kindern.

Der Leistungsbezug ist zeitlich beschränkt und rich-tet sich einerseits nach der Dauer der vorhergehen-den versicherungspflichtigen Beschäftigung, ande-rerseits nach dem Lebensalter. Wer vor Eintritt der Arbeitslosigkeit maximal zwölf Monate lang Beiträge zur Arbeitslosenversicherung geleistet hat, erhält das Arbeitslosengeld I für lediglich sechs Monate. Bei unter 50-Jährigen kann die Anspruchsdauer auf zwölf Monate erhöht werden bei mindestens 24 Monaten vorausgehender Beitragszahlungen. Bei Arbeitslosen ab 50 Jahren ist auch eine höhere Anspruchsdauer möglich; die geht bis maximal 24 Monate bei Arbeitslosen, die das 58. Lebensjahr vollendet haben und mindestens 64 Beitragsmonate im Zeitraum vor Eintritt der Arbeitslosigkeit aufwei-sen können.

Im Dezember 2014 waren in Erlangen 2.386 Men-schen offiziell von Arbeitslosigkeit betroffen, davon 820 Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslo-sengeld I und 1.566 Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld II. Aufgrund der beschränkten Anspruchdauer für Arbeitslosengeld I ist der Anteil der Arbeitslosen mit Arbeitslosengeld II-Bezug - im allgemeinen Sprachgebrauch auch Hartz IV-Emp-fänger - größer.

Unter den Arbeitslosen befinden sich 46 Prozent Frauen und 24 Prozent mit ausländischer Staatsan-gehörigkeit. Bei 41 Prozent der Arbeitslosen handelt es sich um Langzeitarbeitslose, also Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet sind.

Die Bundesagentur für Arbeit errechnete für das Jahr 2014 für die Stadt Erlangen eine Arbeitslosenquote

von 4,1 Prozent aller zivilen Erwerbspersonen, wobei hier Arbeitslose mit Bezug von Arbeitslosengeld I und Arbeitslose mit Bezug von Arbeitslosengeld II enthalten sind.

Die kleinräumige Betrachtung (Abb. 52) zeigt Kon-zentrationen vor allem in den Bezirken Schön-feld (Bezirk 42), Bachfeld (Bezirk 44), Rathenau (Bezirk 41) und Büchenbach Dorf (Bezirk 76). Die Bezirke am Stadtrand mit ebenfalls hohen Anteilen können vernachlässigt werden, da hier die Fallzah-len gering sind.

Kleinräumige Entwicklung

Abbildung 53 zeigt die Entwicklung der Anteile der Arbeitslosengeld I-Bezieherinnen und -Bezieher an der Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jah-ren nach Statistischen Bezirken seit dem Jahr 2008. Kontinuierliche Entwicklungen sind dabei kaum

Abb. 52: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld I an der Bevölkerung von 15 bis unter 65 Jahren zum 31.12.2014

1,2 und höher

unter 0,60,6 bis unter 0,80,8 bis unter 11 bis unter 1,2

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 82: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

82 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

feststellbar. Dies hat mit der zeitlichen Einschrän-kung der Bezugsdauer zu tun: Der Personenkreis, der Arbeitslosengeld I beansprucht, ist größtenteils im Folgejahr auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV) ange-wiesen, wenn nicht bereits wieder berufstätig.

7.2 Hartz IV

Ab dem Jahr 2002 brachte die Bundesregierung Gesetze zur Reform der Arbeitsmarktpolitik auf den Weg. Diese „Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ sind heute eher unter der Bezeich-nung „Hartz I“ bis „Hartz IV“ bekannt:

• Hartz I: Regelungen zur Zeitarbeit, Personal-Service-Agenturen, Erleichterung von neuen Arbeitsformen.

• Hartz II: Regelungen zu Mini- und Midijobs, ICH-AG‘s sowie die Einrichtung von Jobcentern.

• Hartz III: Umbau der Bundesanstalt für Arbeit in eine Bundesagentur für Arbeit.

• Hartz IV: Zusammenlegung von Sozialhilfe für erwerbsfähige Men-schen und Arbeitslosenhilfe zum Arbeitslosengeld II.

Vor Einführung von Hartz IV wurde an Arbeitslose, die keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosengeld hatten, Arbeitslosenhilfe ausbezahlt. Die Arbeitslosenhilfe betrug 53 bzw. - bei Kindern im Haushalt - 57 Prozent des letzten Leistungsentgeltes. Die Anspruchsdauer der Arbeitslosen-hilfe war im Grund unbegrenzt. Im Gegensatz dazu stellt Hartz IV eine deutliche Verschlechterung dar, denn das Arbeitslosengeld II liegt nur leicht über dem früheren Sozialhilfeniveau und wird vermögens- und einkom-mensabhängig bewilligt.

Die Leistungen richten sich nach einem Regelsatz, dem Mehrbedarf, der z.B. bei werdenden Müttern berücksichtigt wird, sowie den Kos-ten für Unterkunft und Heizung.

Betrachtet werden immer Bedarfs-gemeinschaften, zu denen neben der erwerbsfähigen hilfebedürftigen Person noch Lebenspartner oder Lebenspartnerin und die im Haushalt lebenden unverheirateten minderjäh-rigen Kinder zählen, die für die Siche-rung ihres Lebensunterhalts selbst nicht aufkommen können. Hartz IV betrifft die Bevölkerungsgruppe, die ihr 65. Lebensjahr noch nicht voll-endet hat. Für ältere, die über unzu-reichende Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts verfügen, ist vor allem die Grundsicherung im Alter relevant.

Zum 31.12.2014 gab es in Erlangen gut 4.600 Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger. Dies ent-spricht einem Anteil von 5,3 Prozent an der Bevölke-rung unter 65 Jahren.

Unter sozialstrukturellen Gesichtspunkten unter-scheiden sich Hartz IV-Empfängerinnen und -Emp-fänger deutlich vom Bevölkerungsdurchschnitt. Im Altersaufbau zeigt sich, dass Kinder unter den Hartz IV-Empfängern deutlich überrepräsentiert sind. Auch im Vergleich zum gesamtstädtischen Altersaufbau liegen die Kinderanteile weit über dem Durchschnitt (Abb. 54). Die Altersstruktur lässt dar-auf schließen, dass insbesondere Familien mit klei-neren Kindern häufiger auf Sozialleistungen ange-wiesen sind.

Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Haushaltsstruktur

Abbildung 55 zeigt die Erlanger Hartz IV-Empfänge-rinnen und -Empfänger nach der Haushaltsstruktur.

Abb. 53: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld I an der Bevölkerung von 15 bis unter 65 Jahren seit 2008 nach Statistischen Bezirken

Statistischer Bezirk 2008 2009 2010 2011 2012 2013 201401 Altstadt 0,7 0,8 1,1 0,8 0,9 1,5 0,602 Markgrafenstadt 0,4 1,0 0,8 0,7 0,7 0,8 0,703 Rathausplatz 0,6 0,8 0,8 0,9 0,7 1,1 1,004 Tal 1,0 1,8 1,1 1,3 1,2 2,3 1,110 Heiligenloh 0,9 1,4 1,0 0,7 1,3 1,5 0,811 Alterlangen 0,8 1,3 1,3 0,7 1,1 1,0 1,112 Steinforst 1,1 1,9 1,0 1,1 1,7 1,4 1,120 Burgberg 0,6 0,8 0,8 0,6 0,9 1,1 0,721 Meilwald 0,9 1,4 0,0 0,5 0,0 0,5 1,422 Sieglitzhof 1,1 1,6 1,2 1,2 1,4 1,5 0,923 Loewenich 0,8 0,8 0,6 0,8 1,3 1,4 1,124 Buckenhofer Siedlung 1,1 1,2 1,3 1,0 1,5 1,6 0,925 Stubenloh 0,6 0,7 0,6 0,8 0,9 1,0 0,830 Röthelheim 1,4 1,4 1,7 1,4 1,4 1,6 1,332 Sebaldus 0,9 1,0 0,7 0,7 1,0 1,4 1,133 Röthelheimpark 0,7 1,4 0,9 0,9 1,2 1,2 1,140 Anger 1,8 2,4 1,6 1,1 1,9 1,7 1,141 Rathenau 1,0 1,6 1,3 1,2 1,9 1,8 1,642 Schönfeld 1,6 2,7 1,9 1,4 1,7 1,6 1,943 Forschungszentrum 1,2 1,2 0,4 0,9 1,1 0,9 1,044 Bachfeld 1,6 1,8 1,4 1,1 1,6 1,1 1,745 Bierlach 1,6 2,1 1,5 1,3 1,2 1,7 1,450 Eltersdorf 1,4 2,1 1,2 1,0 1,3 1,0 0,951 St. Egidien 0,5 0,5 0,0 1,1 1,7 0,6 1,652 Tennenlohe 0,9 1,6 1,0 1,1 1,0 1,2 1,060 Neuses 0,9 0,9 0,0 0,0 0,9 2,5 0,061 Frauenaurach 1,6 1,8 1,5 1,1 1,3 1,3 1,162 Kriegenbrunn 1,0 1,2 0,9 0,5 1,3 1,4 0,863 Hüttendorf 1,3 2,1 1,2 0,2 1,0 1,0 1,670 Kosbach 1,0 1,3 1,2 0,3 0,3 0,5 0,971 In der Reuth 0,9 1,4 0,4 0,9 1,2 1,5 0,473 Häusling 3,0 3,0 1,4 0,0 0,0 0,7 0,074 Steudach 1,5 1,0 1,0 0,0 0,5 0,5 1,175 Industriehafen 0,0 2,9 5,6 0,0 0,0 0,0 0,076 Büchenbach Dorf 1,5 1,9 1,2 1,4 1,4 1,7 1,677 Büchenbach Nord 1,5 2,1 1,8 1,4 1,7 1,5 1,278 Büchenbach West 0,7 1,0 1,0 0,4 0,9 0,9 0,880 Dechsendorf West 0,9 1,8 1,1 1,1 1,0 1,6 1,281 Dechsendorf Ost 0,4 1,5 1,1 1,1 1,5 1,2 1,1

Page 83: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 83

Während gesamtstädtisch etwa jede fünfte Familie ein Alleinerziehendenhaushalt ist, dominieren Allein-erziehendenhaushalte bei den Hartz IV-Empfän-gerinnen und -Empfängern stark. Auch das unglei-che Geschlechterverhältnis bei den Eltern wird hier wieder deutlich: Männer gibt es bei den Alleinerzie-henden fast gar nicht. Dagegen ist das Geschlech-terverhältnis bezüglich der Einpersonenhaushalte umgekehrt: Es gibt rund doppelt so viele männliche Single-Bedarfsgemeinschaften wie weibliche.

Bei den Alleinerziehenden sind jüngere Mütter über-repräsentiert (Abb. 56). Auch bei den Paarhaushal-ten mit Kindern sind vor allem jüngere Familien häu-figer auf Hartz IV angewiesen als ältere (Abb. 57).

Dagegen sind bei den Einpersonenhaushalten Per-sonen zwischen 40 und 65 Jahren überdurchschnitt-lich häufig vertreten (Abb. 58). Dies trifft insbeson-dere auf alleinstehende Männer zu. Junge Frauen im Alter von 20 bis 35 Jahren sind unterrepräsentiert.

In Abbildung 59 sind die Anteile der Personen mit Hartz IV-Bezug nach Haushaltstyp und Geschlecht bzw. Nationalität dargestellt. Hier finden sich Ext-remwerte bei den Alleinerziehenden: 37 Prozent aller Alleinerziehenden mit einer ausländischen ers-ten Staatsangehörigkeit sind auf Hartz IV angewie-sen. Dies trifft auf ein Viertel aller alleinerziehender Frauen unabhängig von ihrer Nationalität zu.

Von allen Familien zusammen - das sind sowohl die Paarhaushalte mit mindestens einem Kind und die

Abb. 54: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger im Vergleich zur Gesamt-bevölkerung zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Hartz IV-Empfänger insgesamt

Hauptwohnungsbevölkerung

Männer Frauen

Abb. 55: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Haushaltstyp zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Alleinerziehenden-BedarfsgemeinschaftPaar-Bedarfsgemeinschaft mit KindPaar-Bedarfsgemeinschaft ohne KindSingle-Bedarfsgemeinschaftsonstige Bedarfsgemeinschaft

Männer Frauen

Abb. 56: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger in Alleinerziehendenhaus-halten im Vergleich zur Hauptwohnungs-bevölkerung in Alleinerziehendenhaushalte zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

02525 2020 1515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Alleinerziehenden-Bedarfsgemeinschaft

Alleinerziehendenhaushalt insgesamt

Männer Frauen

Page 84: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

84 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Abb. 57: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger in Paarhaushalten mit Kindern im Vergleich zur Hauptwohnungs-bevölkerung in Paarhaushalten mit Kindern zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

03030 2525 2020 1515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Paar-Bedarfsgemeinschaft mit Kind

(Ehe-)paar mit Kind insgesamt

Männer Frauen

Abb. 58: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger in Einpersonenhaushalten im Vergleich zur Hauptwohnungsbevöl-kerung in Einpersonenhaushalten zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

02525 2020 1515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Single-Bedarfsgemeinschaft

Einpersonenhaushalte insgesamt

Männer Frauen

Abb. 59: Hartz IV-Betroffenheitsquote der 18 bis unter 65-Jährigen nach Haushaltstyp, Geschlecht und Nationalität

37

25

22

20

10

9

9

7

7

6

5

5

5

4

4

3

2

1

1

1

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%

Nicht-Deutsche Alleinerziehende

Alleinerziehende Frauen

Familien mit vier und mehr Kindern

Deutsche Alleinerziehende

Familien mit drei Kindern

Nicht-Deutsche in Paarhaushalten mit Kind

Alleinerziehende Männer

Männer in Einpersonenhaushalten

Nicht-Deutsche in Einpersonenhaushalten

Deutsche in Einpersonenhaushalten

Familien mit einem Kind

Familien mit zwei Kindern

Frauen in Einpersonenhaushalten

Frauen in Paarhaushalten mit Kind

Männer in Paarehaushalten mit Kind

Nicht-Deutsche in Paarhaushalten ohne Kind

Deutsche in Paarhaushalten mit Kind

Männer in Paarhaushalten ohne Kind

Frauen in Paarhaushalten ohne Kind

Deutsche in Paarhaushalten ohne Kind

18- bis unter 65-Jährige in ...

Alleinerziehendenhaushalten mit Kind

Paarhaushalten mit mindestens einem Kind

Familien

Paarhaushalten ohne Kind

Einpersonenhaushalten

Page 85: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 85

Alleinerziehendenhaushalte - beziehen vor allem diejenigen mit mehr als zwei Kindern überdurch-schnittlich oft Leistungen nach dem SGB II: Während fünf Prozent der Familien mit einem oder mit zwei Kindern auf Hartz IV angewiesen sind, trifft dies auf rund zehn Prozent der Familien mit drei Kindern und auf 22 Prozent der Familien mit mehr als drei Kin-dern zu.

Vollständige Familien, also Paarhaushalte mit Kin-dern liegen dagegen unter dem Durchschnitt. Dies gilt jedoch nicht für Nicht-Deutsche in Paarhaushal-ten mit Kindern.

Die Paarhaushalte ohne Kind sind eher selten auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen, da in die-sen in der Regel mindestens ein Haushaltsmitglied erwerbstätig ist.

Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Schulabschluss

Betrachtet man die Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach ihrem Schulabschluss, zeigen sich gravierende Unterschiede zur Verteilung in der Gesamtbevölkerung unter 65 Jahren: 48 Prozent der Leistungsempfängerinnen und -empfänger ver-fügen über einen Volks- oder Hauptschulabschluss, 22 Prozent haben keinen Schulabschluss. Während zwei Drittel aller Erwachsenen unter 65 Jahren, die sich nicht mehr in schulischer Ausbildung befinden, über die Fachhochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife verfügen, trifft dies auf lediglich 16 Prozent der Hartz IV-Empfängerinnen und -Emp-fänger zu (Abb. 60).

Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Staatsangehörigkeit

Abbildung 61 zeigt die Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger mit deutscher Staatsangehörigkeit im Vergleich zur Struktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger mit aus-ländischer Staatsangehörigkeit. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede vor allem bei den Kindern und in der Altersklasse von ca. 30 bis 45 Jahren.

So sind 39 Prozent der deutschen Hartz IV-Emp-fängerinnen und -Empfänger unter 18 Jahre alt, was auf „lediglich“ 24 Prozent der nicht-deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger zutrifft. Dagegen sind unter den deutschen Bezieherinnen

und Beziehern von Hartz IV 19 Prozent im Alter von 30 bis unter 45 Jahren; von den nicht-deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern fallen 34 Prozent in diese Altersklasse.

Bei den deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern finden sich verstärkt jüngere Familien mit kleinen Kindern, während bei den ausländischen Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern ältere Familien öfter betroffen sind.

Insgesamt sind 4,7 Prozent der Deutschen unter 65 Jahre und 7,8 Prozent der Nicht-Deutschen unter 65 Jahre auf Hartz IV angewiesen.

Rund 24 Prozent aller Erlanger Hartz IV-Empfänge-rinnen und -Empfänger haben eine nicht-deutsche erste Staatsangehörigkeit. Somit haben rund 3.400

Abb. 60: Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Schulabschlüssen im Vergleich zum 31.12.2014

22 47

11

15

21

16

67

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Hartz IV-Empfänger ab 18 Jahre

Hauptwohnungsbevölkerung 18 bis unter 65 Jahre

kein Schulabschluss Volks-/Hauptschulabschluss Mittlere Reife (Fach-)Hochschulreife

Abb. 61: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Staatsangehörigkeit zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Nicht-Deutsche Hartz IV-Empfänger

Deutsche Hartz IV-Empfänger

Männer Frauen

Page 86: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

86 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Die Extreme sind jedoch ähnlich verteilt: Zwölf Pro-zent in Büchenbach Nord, elf Prozent am Anger, zehn Prozent jeweils in Bierlach (Bezirk 45) und in Büchenbach Dorf.

Da die Statistischen Bezirke nicht anhand sozialer Merkmalen eingeteilt wurden, sind auch bei der Ver-teilung der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfän-ger innerhalb der einzelnen Bezirke teilweise große Ungleichheiten festzustellen.

Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger die deut-sche Staatsangehörigkeit, gefolgt von 173 Erlange-rinnen und Erlangern mit türkischer, 101 mit italie-nischer, 77 mit irakischer, 60 mit griechischer und jeweils gut 50 mit vietnamesischer oder rumäni-scher Nationalität. Die höchste Betroffenheitsquote haben dabei Menschen mit irakischer Staatsange-hörigkeit: Rund 44 Prozent der in Erlangen leben-den Irakerinnen und Iraker erhalten Leistungen zur Grundsicherung.

Kleinräumige Verteilung

Die Abbildungen 62 und 63 zeigen die Anteile der Hartz IV-Empfänge-rinnen und -Empfänger unter den Kindern und unter der Bevölkerung im „erwerbsfähigen“ Alter von 15 bis unter 65 Jahren nach Statistischen Bezirken.

Bei den Kindern unter 15 Jahren finden sich besonders hohe Anteile in den Bezirken Büchenbach Nord (Bezirk 77) mit rund 33 Prozent, Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit 24 Prozent, Anger (Bezirk 40) mit 22 Prozent und Tal (Bezirk 04) mit 21 Prozent.

Bei den 15- bis unter 65-Jährigen sind die Anteile insgesamt kleiner.

Abb. 62: Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger unter 15 Jahre an der Haupt-wohnungsbevölkerung unter 15 Jahren zum 31.12.2014

11 und höher

unter 22 bis unter 55 bis unter 88 bis unter 11

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 63: Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger von 15 bis unter 65 Jahren an der entsprechenden Hauptwohnungsbevöl-kerung zum 31.12.2014

11 und höher

unter 22 bis unter 55 bis unter 88 bis unter 11

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 64: Anteil der Empfänger und Empfängerinnen von Grundsicherung im Alter nach Altersklassen im Vergleich

0,0%

0,5%

1,0%

1,5%

2,0%

2,5%

3,0%

3,5%

4,0%

65 bisunter 70

Jahre

70 bisunter 75

Jahre

75 bisunter 80

Jahre

80 Jahreund älter

2008 2014

Page 87: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 87

Im Bezirk Bachfeld ist jedoch andererseits der Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger im Alter von 55 bis unter 65 Jahren in den letzten Jah-ren leicht gestiegen.

7.3 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung

Im vierten Kapitel des zwölften Sozialgesetzbuches ist die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsmin-derung geregelt. Zielgruppe sind sowohl bedürftige Menschen, die das Rentenalter erreicht haben, als auch jüngere Menschen, die dauerhaft voll erwerbs-gemindert sind.

Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminde-rung ähnelt der Hilfe zum Lebensunterhalt („Sozial-hilfe“) mit dem Unterschied, dass bei der Grundsiche-rung im Alter auf den Unterhaltsrückgriff gegenüber Kindern (oder auch Eltern) verzichtet wird, es sei denn, diese verfügen über ein besonders hohes Jahreseinkommen von über 100.000 Euro. Mit der Einführung der Grundsicherung im Jahr 2003 sollte der „verschämten Armut“ bei älteren Menschen ent-gegengewirkt werden.

Vor Einführung der Grundsicherung bestand das Problem, dass beim Bezug von Sozialhilfe auf das Vermögen der Kinder zurückgegriffen wurde. Es ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer der

So gut wie keine Hartz IV-Empfängerinnen und -Emp-fänger gibt es in den Bezirken Steudach (Bezirk 74), Industriehafen (Bezirk 75), Meilwald (Bezirk 21), Häusling (Bezirk 73) und der Reuth (Bezirk 71).

Kleinräumige Entwicklung

Die in den Abbildungen 67 und 68 dargestellten Anteile der SGB II-Empfängerinnen und -Empfänger nach Altersklassen zeigen in einigen Bezirken deutli-che Entwicklungstendenzen seit dem Jahr 2008.

Bei den unter 15-Jährigen ist der Anteil im Bezirk Tal (Bezirk 04) von 19 Prozent auf 30 Prozent im Jahr 2013 angestiegen, im Jahr 2014 jedoch wieder auf 21 Prozent gesunken. Auch im Bezirk Schön-feld (Bezirk 42) stieg dieser Anteil an, während er in Bachfeld (Bezirk 44) in den letzten Jahren rückläufig war. Ein gravierender Anstieg des Anteils der unter 15-Jährigen Leistungsempfängerinnen und -emp-fänger wird in Büchenbach Dorf (Bezirk 76) verzeich-net: Dieser stieg von 12 Prozent im Jahr 2008 auf 24 Prozent im Jahr 2014.

Bei den Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern im Alter von 15 bis unter 55 Jahren ist in Büchenbach Dorf ebenfalls ein Anstieg erkennbar, wenn auch auf niedrigerem Niveau. In der Buckenhofer Siedlung (Bezirk 24) nimmt dieser Anteil dagegen ab, ebenso in Bachfeld (Bezirk 44).

Abb. 65: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter an der Haupt-wohnungsbevölkerung ab 65 Jahren außer-halb von Heimen zum 31.12.2014 nach Statistischen Bezirken

4 und höher

unter 11 bis unter 22 bis unter 33 bis unter 4

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 66: Entwicklung des Anteils der Empfänge-rinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter an der Bevölkerung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen in den Jahren 2008 bis 2014 in Prozentpunkten nach Statisti-schen Bezirken

+0,2 bis unter +0,6

unter -1-1 bis unter -0,6-0,6 bis unter -0,2-0,2 bis unter +0,2

+0,6 bis unter +1+1 und höher

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 88: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

88 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen mit Einfüh-rung der Grundsicherung zurückgegangen ist, dass aber trotzdem weiterhin ein Dunkelfeld besteht1.

Von den außerhalb von Heimen lebenden Erlan-gerinnen und Erlangern im Alter von 18 bis unter 65 Jahren beziehen 0,4 Prozent Leistungen auf-grund dauerhafter Vollerwerbsminderung.

Grundsicherung im Alter beziehen 2,5 Prozent der Bevölkerung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen. Die Empfängerinnen- und Empfängerquote ist in den vergangenen sechs Jahren um 0,6 Prozentpunkte angestiegen. Auch wenn die Quote insgesamt relativ niedrig erscheint, entspricht dies insgesamt einem Anstieg von 38 Prozent innerhalb nur weniger Jahre.

Der Anteil der Männer unter der auf Grundsiche-rung im Alter angewiesenen Bevölkerung ist in den vergangenen sechs Jahren von 40 auf 43 Prozent angestiegen.

Ein Drittel der Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger haben eine nicht-deutsche erste

1 siehe z.B. IAB-Forschungsbericht 5/2013: „Simula-tionsrechnung zum Ausmaß der Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen der Grundsicherung“. Hier wird die Quote der Nicht-Inanspruchnahme auf 34 bis 43 Prozent geschätzt. In der Literatur finden sich Schätzungen von 30 bis 70 Prozent, was auf die große Unsicherheit in diesem Bereich hindeutet.

Staatsangehörigkeit und sind deshalb anteilsmäßig stark überrepräsentiert, weil in der Gesamtbevölke-rung ab 65 Jahren der Ausländeranteil bei lediglich rund sieben Prozent liegt.

Der Anstieg bei den Empfängerinnen und Empfän-gern von Grundsicherung im Alter wird sich vermut-lich weiter fortsetzten, wenn zunehmend Menschen das Rentenalter erreichen, deren Erwerbsbiografien von prekären Beschäftigungsverhältnissen gekenn-zeichnet sind. Für diese These spricht die Entwick-lung der altersspezifischen Empfängerinnen- und Empfängerquoten. Der Anteil der „Neu-Rentner“ im Alter von 65 bis unter 70 Jahren, die auf Grundsi-cherung im Alter angewiesen ist, lag im Jahr 2008 bei 1,9 Prozent und ist mittlerweile auf 3,5 Prozent angestiegen (Abb. 64).

Es kommt der demografische Umstand hinzu, dass in den kommenden Jahren zunehmend die gebur-tenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen

Abb. 67: Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger im Alter unter 15 Jahren bzw. im Alter von 15 bis unter 55 Jahren an der entsprechenden Altersgruppe der Hauptwohnungsbevölkerung seit 2008 nach Statistischen Bezirken

Statistischer Bezirk 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2008 2009 2010 2011 2012 2013 201401 Altstadt 4,9 4,0 3,9 3,4 2,6 4,2 6,3 2,6 3,4 3,2 2,9 2,8 2,5 2,502 Markgrafenstadt 5,0 4,5 5,0 4,4 5,3 5,0 7,5 2,0 1,7 1,6 1,3 1,4 1,4 1,603 Rathausplatz 2,4 0,0 3,1 3,8 3,6 2,9 2,0 1,7 1,7 1,6 0,8 1,4 0,4 0,904 Tal 19,1 20,7 21,7 25,2 26,0 30,0 20,9 5,9 7,4 7,9 6,8 7,2 7,7 7,210 Heiligenloh 1,5 1,0 1,6 1,3 2,1 1,8 1,3 0,9 0,8 0,8 0,5 0,9 0,8 0,911 Alterlangen 1,9 1,9 3,5 2,0 1,2 2,5 1,6 2,6 3,3 3,1 2,9 2,2 2,2 1,612 Steinforst 6,0 6,7 7,3 6,5 5,7 5,9 9,5 3,2 4,6 4,7 3,8 3,3 3,9 4,420 Burgberg 1,4 1,9 1,5 1,5 1,4 3,0 1,7 1,2 1,6 1,4 1,0 1,0 1,6 1,421 Meilwald 6,3 0,0 6,7 3,1 0,0 0,0 0,0 0,5 2,0 2,2 1,7 1,0 0,0 0,522 Sieglitzhof 3,9 3,9 3,8 4,5 4,9 3,8 3,6 1,6 1,9 1,9 2,0 2,1 2,0 2,123 Loewenich 1,6 1,0 0,0 0,0 2,4 3,0 2,6 1,7 2,1 1,6 1,7 1,9 2,8 2,524 Buckenhofer Siedlung 4,6 4,5 6,4 5,3 2,8 2,2 2,4 6,1 4,7 5,0 4,5 4,6 3,8 3,925 Stubenloh 1,3 0,9 0,3 0,3 0,3 0,3 0,9 1,8 1,4 1,2 0,8 0,8 0,8 0,930 Röthelheim 3,3 2,0 2,9 1,2 1,3 1,9 0,9 2,2 2,1 1,9 1,3 1,3 1,6 1,332 Sebaldus 4,2 4,9 5,3 3,6 2,4 3,7 3,2 1,7 2,2 2,1 1,6 1,4 1,4 1,633 Röthelheimpark 9,6 10,6 12,8 11,8 12,7 12,1 11,8 5,0 5,6 5,8 5,1 5,3 5,4 5,940 Anger 24,9 26,8 25,9 22,4 24,8 24,4 22,3 10,8 12,0 11,5 10,2 10,5 10,6 10,541 Rathenau 21,8 24,0 20,3 17,4 20,0 18,8 18,8 7,3 7,7 7,0 6,6 7,0 6,9 7,942 Schönfeld 12,6 12,4 14,3 14,7 14,4 16,1 16,4 5,2 5,7 6,3 5,4 5,6 6,3 6,343 Forschungszentrum 1,1 1,0 1,0 2,0 3,4 2,0 1,0 0,8 1,0 0,8 0,8 1,0 1,8 1,044 Bachfeld 14,0 13,8 14,7 13,9 12,2 11,1 12,1 6,6 7,7 7,9 6,9 5,0 4,8 5,345 Bierlach 18,4 19,3 18,3 16,3 18,8 19,5 18,9 10,3 12,0 10,4 9,7 10,5 11,5 11,050 Eltersdorf 3,7 2,7 2,3 1,7 1,9 2,5 1,7 1,5 1,9 1,7 1,7 1,7 2,0 2,051 St. Egidien 0,0 0,0 2,3 0,0 2,3 0,0 2,7 1,3 1,9 2,4 1,3 2,0 2,0 1,952 Tennenlohe 2,2 2,5 1,9 1,9 2,1 2,4 2,0 0,9 1,1 1,1 0,9 1,0 1,1 1,060 Neuses 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 10,3 8,8 1,2 1,2 1,1 1,1 1,1 3,1 3,161 Frauenaurach 5,5 6,2 5,8 5,5 2,1 4,0 4,2 2,8 3,5 3,1 2,6 1,4 2,2 2,062 Kriegenbrunn 0,0 0,5 2,4 0,0 0,6 0,7 0,7 0,9 2,1 2,1 1,5 1,2 1,3 1,863 Hüttendorf 2,2 1,0 1,1 2,0 2,1 3,4 2,1 0,8 0,9 1,6 1,6 1,6 1,3 1,870 Kosbach 0,0 0,7 0,0 0,0 0,9 0,9 3,0 0,2 0,6 0,2 0,2 0,4 0,6 0,971 In der Reuth 2,1 0,0 1,9 1,8 1,7 1,8 0,0 1,3 0,7 1,4 0,5 1,5 0,7 0,773 Häusling 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,8 0,874 Steudach 3,9 2,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 1,2 1,2 1,2 0,6 0,6 0,7 0,075 Industriehafen 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,076 Büchenbach Dorf 12,4 11,9 11,7 13,3 19,0 21,9 24,0 7,8 8,5 7,5 9,2 9,4 10,4 10,477 Büchenbach Nord 31,2 33,9 31,5 28,8 27,7 32,6 33,5 11,5 13,4 13,0 12,1 11,5 12,0 13,678 Büchenbach West 7,1 6,5 5,2 5,0 5,2 5,2 6,6 4,0 4,5 3,6 3,3 3,4 3,1 3,280 Dechsendorf West 0,4 0,9 0,4 0,8 2,2 2,8 3,4 1,3 1,3 0,4 0,5 1,0 1,1 0,781 Dechsendorf Ost 1,4 1,1 0,7 0,0 0,4 0,0 0,4 0,6 1,2 0,9 0,7 1,1 0,7 1,1

unter 15 Jahre 15 bis unter 55 Jahre

Page 89: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 89

werden und dass somit die Anzahl der Senioren bis Ende der 2030er Jahre ansteigen wird.

Dass Altersarmut unter der nicht-deutschen Bevöl-kerung stärker verbreitet ist, hängt wiederum mit deren Erwerbsbiografie zusammen: Es handelt sich hier zum Teil um ehemalige Gastarbeiter, die vor allem in Bereichen mit unterdurchschnittlicher Ent-lohnung tätig waren und somit ein niedriges Ren-tenniveau haben. Hinzu kommt, dass die renten-relevante Erwerbsbiografie Nicht-Deutscher in der Regel erst dann beginnt, sobald sie eine Tätigkeit in Deutschland aufnehmen; die Beitragszeiten sind entsprechend kürzer.

Interessant ist auch hier die Entwicklung: Während von den Erlangerinnen und Erlangern ab 65 Jahren außerhalb von Heimen im Jahr 2008 noch 14,1 Pro-zent der Nicht-Deutschen auf Grundsicherung ange-wiesen war, ist deren Anteil auf 11,1 Prozent gesun-ken. Dagegen ist der Anteil unter den Deutschen von 1,2 auf 1,8 Prozent angestiegen.

Abb. 68: Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger im Alter von 55 bis unter 65 Jahren an der Hauptwohnungsbevölkerung im entsprechenden Alter seit 2008 nach Statistischen Bezirken

Statistischer Bezirk 2008 2009 2010 2011 2012 2013 201401 Altstadt 8,5 9,1 8,6 7,3 6,7 7,9 6,702 Markgrafenstadt 4,7 7,4 4,6 3,4 3,8 4,6 4,803 Rathausplatz 1,0 5,4 3,1 2,3 3,4 4,2 3,204 Tal 9,2 5,7 5,1 6,1 8,8 7,3 5,910 Heiligenloh 0,6 0,6 0,9 1,1 0,8 1,1 1,111 Alterlangen 0,5 1,3 1,6 2,1 2,5 2,5 2,412 Steinforst 2,6 2,1 2,3 2,3 2,0 1,3 1,020 Burgberg 0,3 0,6 0,3 0,3 0,9 1,5 0,621 Meilwald 0,0 0,0 0,0 0,0 6,7 0,0 0,022 Sieglitzhof 1,3 1,6 1,8 1,4 1,3 2,0 1,723 Loewenich 1,8 1,3 0,6 0,6 0,6 0,6 1,124 Buckenhofer Siedlung 6,4 7,8 6,5 8,2 6,7 7,6 6,425 Stubenloh 2,5 4,1 3,0 2,5 2,5 2,8 3,230 Röthelheim 3,7 2,3 1,3 1,8 2,9 3,1 3,232 Sebaldus 1,6 1,3 1,7 1,5 2,5 2,3 2,733 Röthelheimpark 5,5 6,4 7,4 7,5 8,9 8,2 7,740 Anger 12,8 12,8 12,4 12,6 11,4 9,4 10,941 Rathenau 5,3 6,0 6,6 6,4 4,9 6,5 5,942 Schönfeld 5,3 6,5 5,6 5,2 5,2 4,4 4,243 Forschungszentrum 1,8 1,6 1,5 0,0 1,4 1,3 0,744 Bachfeld 5,8 5,5 5,4 6,7 6,2 7,2 7,345 Bierlach 7,1 6,7 7,2 5,6 6,0 5,4 6,150 Eltersdorf 1,5 1,4 1,2 1,6 1,3 1,5 0,951 St. Egidien 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 4,6 7,752 Tennenlohe 0,2 0,4 0,2 0,2 0,8 0,6 0,660 Neuses 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,061 Frauenaurach 1,3 1,6 2,1 2,3 2,0 2,3 2,262 Kriegenbrunn 2,6 1,7 1,1 0,5 0,0 0,9 1,863 Hüttendorf 0,0 0,0 1,1 1,0 2,1 2,0 0,070 Kosbach 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,071 In der Reuth 0,6 1,3 2,0 0,8 0,9 2,6 1,073 Häusling 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,074 Steudach 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,075 Industriehafen 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,076 Büchenbach Dorf 5,9 6,8 7,7 8,3 6,8 6,2 7,377 Büchenbach Nord 7,9 8,2 8,1 6,5 6,0 6,1 6,478 Büchenbach West 3,6 4,4 5,5 5,4 4,1 3,5 2,880 Dechsendorf West 1,4 2,0 1,3 0,0 0,0 1,1 0,081 Dechsendorf Ost 1,2 0,8 0,4 0,7 0,7 1,1 0,7

55 bis unter 65 Jahre

Die kleinräumige Verteilung ist auf den ersten Blick nahezu identisch mit der des Sozialberichtes 2009; lediglich das Gesamtniveau ist gestiegen (Abb. 65). Die größten Anteile mit fünf bis elf Prozent finden sich in den Bezirken Tal (Bezirk 04), Büchenbach Dorf (Bezirk 78), Anger (Bezirk 40), Altstadt (Bezirk 01) und Büchenbach Nord (Bezirk 77). Von allen Erlan-gerinnen und Erlangern außerhalb von Heimen, die Leistungen zur Grundsicherung im Alter empfangen, leben 45 Prozent alleine in diesen fünf Bezirken.

Bei näherer Betrachtung der Verteilungen der Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger der Jahre 2008 und 2014 zeigen sich jedoch auch kleinräumig unterschiedliche Entwicklungen.

Während im Sozialbericht 2009 noch festgestellt wurde, dass mehr als zwei Drittel der Empfängerin-nen und Empfänger von Grundsicherung im Alter in den Bezirken Büchenbach Nord und Anger leben, ist die Streuung mittlerweile größer geworden: Nur noch ein knappes Drittel der Grundsicherungsemp-

fängerinnen und -empfänger finden sich heute in diesen beiden Bezirken.

Der Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter ist lediglich im innerstädtischen Bereich leicht zurückgegangen (Abb. 66). Auch wenn die absoluten Fallzahlen hier zum Teil relativ gering sind, gibt es Zunahmen um mehr als die Hälfte in den Bezirken Bachfeld (Bezirk 44), Altstadt (Bezirk 01), Bierlach (Bezirk 45), Büchenbach Dorf (Bezirk 76), Büchenbach West (Bezirk 78) und Schönfeld (Bezirk 42).

Im Röthelheimpark (Bezirk 33) sind zwar die Absolutzahlen der Senio-rinnen und Senioren und der Emp-fängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter an sich relativ gering, letztere hat sich aber im betrachteten Zeitraum mehr als verdreifacht.

Page 90: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 91: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

8. Gesellschaftliche Partizipation

BürgerbeteiligungInteresse an politischem GeschehenVeranstaltungen zur politischen BildungBürgerschaftliches EngagementWahlbeteiligung

Page 92: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

92 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Beteiligungsmöglichkeiten sie gerne nutzen möch-ten. Hierbei wurden an Antwortmöglichkeiten vor-gegeben: Besuch von Informationsveranstaltungen, Teilnahme an Arbeitsgruppen, Teilnahme an schriftli-chen Befragungen und Online-Beteiligungsverfahren.

Die Online-Beteiligungsverfahren schnitten hier mit 43 Prozent am besten ab, geringsten Zuspruch fanden mit acht Prozent die Teilnahme an Arbeits-gruppen. Auffällig ist, dass bei allen angegebenen Beteiligungsverfahren das Durchschnittseinkommen der Zustimmenden über dem gesamtstädtischen Durchschnitt liegt. Dagegen liegt das Durchschnitts-einkommen der Befragten, die angeben, keine der genannten Möglichkeiten nutzen zu wollen, fast 17 Prozent unter dem gesamtstädtischen Durch-schnitt. Entweder ist das Interesse an Beteiligungs-verfahren bei Menschen mit unterdurchschnittlichen Einkommen grundsätzlich geringer, eine andere Erklärung wäre aber, dass die Beteiligungsverfah-ren, die zur Auswahl standen, verstärkt Personen mit überdurchschnittlichen Einkommen ansprechen. In diesem Fall würden solche Formen der Bürgerbe-teiligung tendenziell die Interessen der einkommens-stärkeren Bevölkerungsschichten begünstigen.

Bei der Bürgerbefragung 2014 wurde speziell auf die Online-Bürgerbeteiligung Bezug genommen. Die Befragten wurden auf städtische Überlegungen hin-gewiesen, neben den bisherigen traditionellen Betei-ligungsformen wie z.B. Bürgerversammlungen, in Zukunft verstärkt Angebote für Online-Beteiligungen zu machen. Die Hälfte der Erlangerinnen und Erlan-ger kann sich diesbezüglich eine aktive Beteiligung vorstellen.

Gesellschaftliche Partizipation ist Teilhabe am kultu-rellen, sozialen und politischen Leben. Das Ausmaß „soziokultureller Teilhabe“ oder auch „Inklusion“ ist jedoch in wechselseitiger Abhängigkeit zum sozio-ökonomischen Umfeld eines Menschen zu sehen: Einkommensschwache Bevölkerungsschichten sind häufiger vom gesellschaftlichen, kulturellen und po-litischen Leben ausgegrenzt als einkommensstarke.

Dieser Mangel an Partizipation bei einem Teil der Bevölkerung führt dazu, dass die Interessen dieses Bevölkerungsteils auch politisch nur unzureichend vertreten werden. Das Dilemma dabei ist, dass die-jenigen, die sich politisch nicht vertreten fühlen, auch von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch machen. Somit entsteht eine Spirale aus unzureichender Inte-ressensvertretung und mangelnder Partizipation.

Das beginnt oft bereits in jungen Jahren: Kinder, die sich für die Armut in ihrer Familie schämen, begin-nen sich abzukapseln, weil sie mit ihren Mitschülern materiell nicht „mithalten“ können.

Dieser Wirkungskomplex gesellschaftlicher Partizi-pation ist sehr vielschichtig und bräuchte zur wei-teren Aufhellung eigenständiger Analysen, die über das aktuell vorhandene Datenmaterial weit hinaus gehen. Aus den regelmäßigen Bürgerbefragungen in der Stadt Erlangen können diesbezüglich aber immerhin einige Teilaspekte entnommen werden.

Bürgerbeteiligung

Zunehmend von Bedeutung ist das Thema „Bür-gerbeteiligung“ bei städtischen Projekten. In der Bürgerbefragung 2012 wurden die 18- bis 80-jäh-rigen Erlangerinnen und Erlanger gefragt, welche

8. Gesellschaftliche Partizipation

Abb. 69: Politisches interesse nAch einkommensniveAu

2337

1521

4351

3242

2611

3931

6

115

3

3

0% 20% 40% 60% 80% 100%

einkommensschwache Haushalteeinkommenssstarke Haushalte

einkommensschwache Haushalteeinkommenssstarke Haushalte

sehr hoch eher hoch eher gering sehr gering kein Interesse

Interesse an Politik in Deutschland

Interesse an Erlanger Kommunalpolitik

Page 93: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 93

Interesse an politischem Geschehen

Befragungsergebnisse zeigen einen Zusammen-hang zwischen dem Interesse an politischem Geschehen und dem Einkommen. Die Bevölkerung in den einkommensstärkeren Haushalten äußert hier ein größeres politisches Interesse. Insgesamt ist das Interesse am bundespolitischen Geschehen größer als an Kommunalpolitik, die Differenzen zwischen einkommensschwachen und einkommensstarken Haushalten sind jedoch beim Interesse an der Bun-despolitik stärker ausgeprägt als bei der Kommunal-politik (Abb. 69).

Rund 35 Prozent der Befragten aus der Hälfte der einkommensschwächeren Haushalte geben an, ein geringes oder gar kein Interesse an den politischen Geschehnissen in der Bundesrepublik Deutschland zu haben, was auf nur knapp 13 Prozent der Befrag-ten aus einkommensstärkeren Haushalten zutrifft. In letzteren äußern 37 Prozent sogar sehr großes Inte-resse am bundespolitischen Geschehen.

Da ein starker Zusammenhang zwischen Einkom-men und Schulbildung besteht, zeigt sich ein unter-schiedliches Ausmaß an politischem Interesse auch in Abhängigkeit vom Schulabschluss: Während knapp 22 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger mit Hauptschulabschluss ein sehr hohes Interesse an Bundespolitik äußern, trifft dies auf 30 Prozent der Befragten mit mittlerer Reife und auf 34 Prozent der Befragten mit Abitur oder Fachabitur zu.

In Bezug auf die Kommunalpolitik sind die Interes-senslagen etwas anders: 20 Prozent der Haupt-schulabsolventen und 25 Prozent der Erwachsenen mit mittlerer Reife sind hier sehr interessiert, jedoch lediglich 14 Prozent der Bevölkerung mit (Fach-)Abi-tur. Das geringe Interesse an Kommunalpolitik bei der Bevölkerung mit hohen Schulabschlüssen ist vermutlich auf die geringe Verwurzelung in der Stadt zurückzuführen: Häufig handelt es sich um Studie-rende, für die Erlangen lediglich eine „Durchgangs-station“ auf ihrem Bildungsweg ist.

Welche Informationsquellen nutzen die Erlange-rinnen und Erlanger, um sich über die politischen Geschehnisse in Erlangen zu informieren? Hier wird am häufigsten die Tageszeitung genannt, gefolgt von Gesprächen mit Familienmitgliedern, Bekannten oder Kollegen (Abb 70). Dabei gibt es keine nach-weisbaren Unterschiede zwischen Befragten aus einkommensschwachen und Befragten aus einkom-mensstarken Haushalten.

Signifikante Unterschiede gibt es jedoch bei den Informationsquellen Lokalradio, Lokalfernsehen, dem „Sonntagsblitz“ und bei Lokalnachrichten im Internet. Vor allem Lokalradio und Lokalfernsehen dienen in den einkommensschwächeren Haushalten häufiger als Informationsquelle.

Veranstaltungen zur politischen Bildung

Vereine, Parteien und Verbände bieten Veranstal-tungen zu politischen und gesellschaftlichen The-men aller Art an. Rund ein Viertel der einkommens-schwächeren Bevölkerung findet dieses Angebot als unzureichend. Beim einkommensstärkeren Bevöl-kerungsteil sind lediglich 19 Prozent dieser Ansicht. Offenbar spricht das gegebene Angebot die Interes-sen der einkommensstärkeren Bevölkerung eher an.

Betrachtet man die einkommensstärkere Hälfte und die einkommensschwächere Hälfte der Bevölkerung zusätzlich nach ihrem Schulabschluss, zeigt sich bei den Einkommensschwächeren mit Abitur oder Fachhochschulreife die größte Unzufriedenheit mit dem Angebot an Veranstaltungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen: 28 Prozent sind hier unzufrieden. Beim einkommensstärkeren Bevölke-rungsteil gibt es die größte Unzufriedenheit bei den Menschen mit Volks- bzw. Hauptschulabschluss: Während von diesen 25 Prozent unzufrieden sind, trifft dies auf je 18 Prozent der Einkommensstärke-ren mit mittlerer Reife oder höherem Schulabschluss zu.

Welche inhaltlichen Themen wünschen sich die Erlangerinnen und Erlanger, deren Bedarf an politi-scher Bildung durch die gegebenen Veranstaltungen nicht hinreichend gedeckt werden kann?

Die Befragten in der Hälfte der einkommensschwä-cheren Haushalte nennen hier am häufigsten die Themenbereiche „Gesundheitssystem“ und „Sozi-ales, Arbeitslosigkeit, Rente“: Rund die Hälfte der Befragten aus den einkommensschwächeren Haus-halten wünscht sich mehr Veranstaltungen in die-sen Bereichen. Die Anteile bei diesen Themen sind bei den Erlangerinnen und Erlangern aus den ein-kommensstärkeren Haushalten signifikant niedriger (Abb. 71). Bei letzteren werden die Themen „Umwelt, Verkehr, Energie“, „Verbraucherschutz“ und „Bil-dung, Schulen“ am häufigsten genannt. Bei diesen Themen gibt es aber kaum Unterschiede zu Befrag-ten aus einkommensschwächeren Haushalten.

Page 94: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

94 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Abb. 71: Gewünschte Themen zur politischen Bildung nach Einkommensniveau

Abb. 70: Informationsquellen über politisches Geschehen nach Einkommensniveau

24

16

20

9

21

12

19

13

52

9

15

9

35

10

44

36

32

28

35

35

36

39

35

26

45

31

53

35

27

36

36

45

32

38

35

38

12

47

32

46

11

47

6

11

12

18

12

15

11

10

18

8

15

9

0% 20% 40% 60% 80% 100%

einkommensschwache Haushalte

einkommenssstarke Haushalte

einkommensschwache Haushalte

einkommenssstarke Haushalte

einkommensschwache Haushalte

einkommenssstarke Haushalte

einkommensschwache Haushalte

einkommenssstarke Haushalte

alle Befragten

alle Befragten

alle Befragten

alle Befragten

alle Befragten

alle Befragten

sehr wichtig eher wichtig eher unwichtig völlig unwichtig

Lokalradio

Lokalfernsehen

Sonntagsblitz

Lokalnachrichten im Internet

Erlanger Nachrichten

andere Zeitungen mit Lokalteil

Homepage der Stadt Erlangen

Amtsblatt

Gespräche mit Familie, Bekannten, Kollegen

Bürgerversammlungen, Stadtratssitzungen, sonstige Veranstaltungen

5027

3817

5234

3420

4451

4348

4743

1719

2526

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Thema:Soziales, Arbeitslosigkeit, Rente

Thema:Arbeit, Lohn, Gewerkschaften

Thema:Gesundheitssystem

Thema:Ausländer, Integration

Thema:Umwelt, Verkehr, Energie

Thema:Verbraucherschutz

Thema:Bildung, Schulen

Thema:Öffentliche Haushalte

Thema:Wirtschaft und Mittelstand

einkommensschwache Haushalte

einkommensstarke Haushalte

Page 95: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 95

Bürgerschaftliches Engagement

Neben politischem Interesse und politischer Bildung ist bürgerschaftliches Engagement das aktive Ele-ment gesellschaftlicher Partizipation. Rund 29 Pro-zent der Erlangerinnen und Erlanger im Alter von 18 bis 80 Jahren sind ehrenamtlich tätig, so das Ergeb-nis der Bürgerbefragung 2012.

Deutliche Unterschiede zeigen sich, wenn man das Durchschnittseinkommen der ehrenamtlich Tätigen nach den Tätigkeitsbereichen vergleicht, auf welche das Engagement gerichtet ist (Abb. 72). Hier zeigt sich, dass es sich bei den Erlangerinnen und Erlan-gern mit politischen Ehrenämtern um die Bevölke-rung mit deutlich überdurchschnittlichen Einkommen handelt.

Wahlbeteiligung

Politisches Engagement spiegelt sich auch in der Wahlbeteiligung. Da in der Bundesrepublik Deutsch-land ein Wahlrecht und keine Wahlpflicht besteht, kann davon ausgegangen werden, dass das Aus-maß der Wahlbeteiligung Rückschlüsse zulässt auf das politische Engagement einer Bevölkerung.

Nichtwähler finden ihre Interessen von keiner politi-schen Gruppierung repräsentiert oder sie sind desil-lusioniert und können sich nicht vorstellen, dass ihre Stimme Einfluss auf politische Entscheidungen hat.

In Abbildung 73 sind für sämtliche Wahlbezirke der Stadt Erlangen das Durchschnittseinkommen sowie die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2014 dargestellt. Hier zeigt sich ein starker Zusam-menhang: Je höher das Durchschnittseinkommen im Wahlbezirk, desto höher die Wahlbeteiligung. Fasst man die zehn Wahlbezirke mit den niedrigs-ten Durchschnittseinkommen zusammen, erhält

man eine Urnenwahlbeteiligung von lediglich 24,6 Prozent, was deutlich unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 38,3 Prozent Urnenwahlbeteiligung liegt. In den zehn einkommensstärksten Wahlbezir-ken lag die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2014 dagegen bei 42,6 Prozent.

Abb. 72: Pro-Kopf-Einkommen ehrenamtlich engagierter nach Tätigkeitsbereich (Abweichung zum Durchschnittseinkommen)

+27

+7

+4

+2

-2

-5

-7

-7

-8

-9

-12

-18

-20% -15% -10% -5% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%

Politik

Sport

Schule

ausländische Mitbürger

Rettungsdienste

Soziales

Freizeit

Kultur

Menschen mit Behinderungen

Kirche

UmweltSenioren

Kinder und Jugend

Abb. 73: Wahlbeteiligung in den Wahlbezirken zur Kommunalwahl 2014 nach Durchschnitts-einkommen im Wahlbezirk

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

500€ 1.000€ 1.500€ 2.000€ 2.500€

Page 96: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 97: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

9. Ausgewählte Personengruppen

Menschen mit MigrationshintergrundBevölkerung und HaushalteWohnenSchulbildungEinkommenSozialleistungen

Vollständige FamilienPhasen der FamilienentwicklungEinkommenBedarfsgemeinschaftenErwerbstätigkeitKinderbetreuung

AlleinerziehendeStrukturBildungBerufstätigkeit und EinkommenBedarfsgemeinschaften

Ältere MenschenGrundsicherung

Page 98: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

98 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Im Folgenden wird der Fokus auf soziale Lagen aus der Perspektive einzelner Bevölkerungsgruppen gerichtet.

9.1 Menschen mit Migrationshintergrund

An anderer Stelle (siehe 2.2) wurde der Perso-nenkreis mit Migrationshintergrund bereits näher beschrieben. Hier soll nur noch einmal kurz skizziert werden, welche Bevölkerungsgruppen als Men-schen mit Migrationshintergrund bezeichnet werden:

Das Konzept des „Migrationshintergrundes“ wurde entwickelt, da nicht allein die Staatsangehörigkeit eines menschen sozial relevant ist, sondern die Mig-rationsgeschichte in ihrer Gesamtheit. Menschen mit Migrationshintergrund sind ein heterogener Per-sonenkreis, zu dem Nicht-Deutsche und Deutsche, jeweils mit und ohne eigener Migrationserfahrung zählen. Das sind neben den „klassischen“ Auslän-dern: Eingebürgerte, Aussiedler, Optionsdeutsche und Familienangehörige von Migranten. Der Migra-tionshintergrund eines Menschen kann unterschied-liche soziale Relevanz haben.

Die Datenlage erlaubt eine solche Differenzierung in den meisten Fällen leider nicht, so dass im ungüns-tigsten Fall wieder auf die herkömmliche Unterschei-dung von Deutschen und Nicht-Deutschen zurück-gegriffen werden muss.

Bevölkerung und Haushalte

In Abbildung 74 sind die Anteile der Personen mit und ohne Migrationshintergrund an der gesamten Hauptwohnungsbevölkerung nach Alter dargestellt. Die Optionsdeutschen und die Familienangehörigen von Migranten sind hier wie die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund grau dargestellt, da deren Migrationshintergrund in der Regel eine geringe soziale Relevanz hat.

Die verbleibenden Personen mit Migrationshinter-grund - Ausländer, Eingebürgerte und Aussiedler, haben ihren größten Bevölkerungsanteil bei den 37- und 38-Jährigen mit 42 Prozent. Bei den 17- bis 69-Jährigen sind unter den Personen mit Migrati-onshintergrund die Nicht-Deutschen am stärksten vertreten, bei den Älteren ändert sich das Verhältnis zugunsten von Aussiedlern.

9. Ausgewählte Personengruppen

Abb. 74: Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund nach Alter zum 31.12.2014

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95

ohne Migrationshintergrund

Familien-angehörige

Optionsdeutsche

AussiedlerEingebürgerte

Nicht-Deutsche

Page 99: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 99

Bei Personen mit Migrationshintergrund dominiert die Lebensform der Paargemeinschaft mit mindes-tens einem Kind: 40 Prozent der Personen mit Mig-rationshintergrund leben in diesem Haushaltstyp. Dies trifft auf nur 26 Prozent der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund zu.

Die Verteilung auf die Haushaltstypen unterschei-det sich zwischen den Personen mit und den Per-sonen ohne Migrationshintergrund teilweise stark (Abb. 75). Hier hat sich seit dem letzten Sozialbe-richt vor sechs Jahren bei den Erlangerinnen und Erlangern mit Migrationshintergrund ein Wandel voll-zogen: Der Anteil der Personen mit Migrationshinter-grund in Einpersonenhaushalten lag damals bei nur 15 Prozent, dafür der Anteil in Paarhaushalten ohne Kinder bei 37 Prozent. Zwischenzeitlich gab es eine Verschiebung von Paarhaushalten zu Einpersonen-haushalten. Dies lässt sich mit dem hohen Durch-schnittsalter von Aussiedlern erklären (vgl. Abb 74): Hier sterben zunehmend (Ehe-)Partner und es ver-bleiben Einpersonenhaushalte. Zudem ist die Zahl der Studierenden in Erlangen stark angestiegen.

Unter diesen befinden sich viele ausländische Stu-dentinnen und Studenten, die in Einpersonenhaus-halten leben.

Wohnen

Betrachtet man die räumliche Verteilung von Per-sonen mit Migrationshintergrund, zeigen sich die bereits im Kapitel „Wohnen“ angesprochenen Segre-gationstendenzen (Abb. 76). Für die Bezirke, in denen der durchschnittliche Grad an Bildung gering und die Durchschnittseinkommen niedrig sind, sind in der Regel auch hohe Anteile an Menschen mit Migrationshintergrund charakteristisch.

Der größten Anteile finden sich am Anger (Bezirk 40) und im Tal (Bezirk 04), wo je die Hälfte der Bevölke-rung über einen Migrationshintergrund verfügt. Hohe Anteile finden sich ebenso in Büchenbach Nord (Bezirk 77) mit 45 Prozent, in Schönfeld (Bezirk 42) mit 44 Prozent und Rathenau (Bezirk 41) mit 42 Prozent. Sehr geringe Anteile an Personen mit

Abb. 75: Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund nach Haushaltstypen zum 31.12.2014

27

35

26

5 6

20

29

40

65

0

10

20

30

40

50

ohne Migrationshintergrundmit Migrationshintergrund

Einpersonen-haushatle

(Ehe-)Paare ohne Kind

(Ehe-)Paaremit Kind

Alleinerziehen-denhaushalte

sonstige Mehrper-sonenhaushalte

Page 100: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

100 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Migrationshintergrund gibt es vor allem in den peri-pheren Bezirken im Stadtwesten.

Im Kapitel „Wohnen“ wurde die Wohnungssituation bezirksweise anhand der Merkmale Pro-Kopf-Wohn-fläche, Wohndichte und Anteil an Sozialmietwoh-nungen typisiert. Ein Vergleich zeigt (vgl. Abb. 51), dass in den Bezirken mit hohen Anteilen an Bevöl-kerung mit Migrationshintergrund die Wohnungssi-tuation weitgehend als „unterdurchschnittlich“ bzw. „schlecht“ eingestuft wurde.

Während es sich in den Statistischen Bezirken, deren Wohnungssituation als gut eingestuft wurde, bei rund 23 Prozent der Bevölkerung um Menschen

mit Migrationshintergrund handelt, liegt dieser Anteil in den Bezirken mit tendenziell schlechter Woh-nungssituation bei 48 Prozent (Abb. 77).

Schulbildung

Aufgrund unzureichender Datenlage beziehen sich die folgenden Zusammenhänge nicht mehr auf die Bevölkerung mit Migrationshintergrund, sondern auf die Untergruppe der Ausländer.

Kinder und Jugendliche mit ausländischer erster Staatsangehörigkeit unterscheiden sich hinsichtlich der besuchten Schulform von deutschen Kindern und Jugendlichen erheblich. Betrachtet man die 11- bis 16-jährigen deutschen Schüler nach den besuch-ten Schulformen, so zeigt sich über alle Altersjahre eine relative Konstanz beim Anteil der Mittelschule (Abb. 78). Dagegen steigen die Anteile des Besuchs von Realschule und Wirtschaftsschule mit zuneh-mendem Alter. Zudem gibt es eine Bewegung von Waldorfschule und Montessorischule in die Regel-schulen. Insgesamt können die Daten so interpre-tiert werden, dass es mit zunehmenden Alter eine Verlagerung von Schülern in Richtung Real- und Wirtschaftsschule gibt vom Gymnasium und von den Privatschulen.

Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei den nicht-deutschen Kindern und Jugendlichen, bei denen die Anteile an der international ausgerichteten Franco-nian International School deutlich größer sind. Mit zunehmendem Alter sinken aber die Anteile: Wäh-rend 43 Prozent der 11-Jährigen ausländischen Schülerinnen und Schüler an Erlanger Schulen die Franconian International School besuchen, trifft dies auf nur noch sieben Prozent der 16-Jährigen zu. Auf der anderen Seite steigen bei nicht-deutschen Schü-lerinnen und Schülern die Anteile an Mittelschulen, Realschulen und Wirtschaftsschule. An Montessori-schule und Waldorfschule finden sich kaum auslän-dische Schüler. Die Schüleranteile am Gymnasium bzw. an der Fachoberschule sind bei den deutschen Schülern rund doppelt so hoch wie bei den nicht-deutschen Schülern im Alter von 11 bis 16 Jahren.

Abb. 76: Anteil der Bevölkerung mit Migrationshin-tergrund nach Statistischen Bezirken zum 31.12.2014

42 und höher

unter 1818 bis unter 2626 bis unter 3434 bis unter 42

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 77: Verteilung der Bevölkerung nach Migrationshintergrund und Wohnungssituation zum 31.12.2014

10

16

17

23

6

7

9

11

4

4

5

7

3

4

4

5

77

68

63

52

0% 20% 40% 60% 80% 100%

… gut

… durchschnittlich

… unterdurchschnittlich

… schlecht

Nicht-Deutsche EingebürgerteAussiedler OptionsdeutscheFamilienangehörige ohne Migrationshintergrund

Wohnungssituation im Bezirk ist eher ...

Page 101: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 101

Die Franconian International School existiert aller-dings erst seit dem Jahr 2008 in Erlangen und wurde in den vergangenen Jahren bereits erweitert. Ob die altersspezifischen starken Differenzen beim Besuch der Franconian International School auch darauf zurückzuführen sind, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden, sondern wird die zukünftige Entwick-lung zeigen.

Einkommen

Die Einkommenssituation von Deutschen und Nicht-Deutschen weist deutliche Unterschiede auf. Das Pro-Kopf-Einkommen der deutschen Erlangerinnen und Erlanger ist im Schnitt elf Prozent höher als das der Nicht-Deutschen.

Die Differenzen bei den Nettoäquivalenzeinkommen zeigen sich über alle Schulabschlüsse (Abb. 79), besonders deutlich bei der Bevölkerung mit mittle-ren Schulabschlüssen: Während das Einkommen der deutschen Erlangerinnen und Erlanger mit mitl-lerem Schulabschluss rund drei Prozent unter dem gesamtstädtischen Durchschnittseinkommen liegt, liegt das Einkommen der Bevölkerung mit mittlerem Schulabschluss und ausländischer erster Staats-angehörigkeit um mehr als ein Drittel unter dem Durchschnitt.

Das geringere Nettoäquivalenzeinkommen bei Nicht-Deutschen ist zumindest teilweise darauf zurückzu-führen, dass Menschen mit deutscher Staatsange-hörigkeit häufiger in Doppelverdienerhaushalten leben. Tatsächlich geben acht Prozent der 18- bis

Abb. 78: 11- bis 16-Jährige nach Schulbesuch und Staatsangehörigkeit

6

4

3

3

3

2

13

8

5

6

3

5

8

9

10

9

12

11

15

19

24

28

37

40

18

21

23

25

27

29

6

6

17

19

21

24

54

57

56

56

52

52

20

31

22

27

19

23

12

7

6

5

5

5

2

3

2

2

2

43

33

29

20

19

7

0% 20% 40% 60% 80% 100%

11 Jahre

12 Jahre

13 Jahre

14 Jahre

15 Jahre

16 Jahre

11 Jahre

12 Jahre

13 Jahre

14 Jahre

15 Jahre

16 Jahre

Förderschule Mittelschule Realschule/WirtschaftsschuleGymnasium/FOS Waldorfschule/Montessorischule Franconian International School

nich

t-deu

tsch

eS

chül

er

deu

tsch

e S

chül

er

Abb. 79: Pro-Kopf-Einkommen nach Staatsangehörigkeit und Schulbildung (Abweichung zum Durchschnittseinkommen)

-26

-39

-3

-35

+11

+8

-45% -40% -35% -30% -25% -20% -15% -10% -5% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Deutsche mit Hauptschulabschluss

Nicht-Deutsche mit Hauptschulabschluss

Deutsche mit mittlerem Schulabschluss

Nicht-Deutsche mit mittlerem Schulabschluss

Deutsche mit (Fach-)Abitur

Nicht-Deutschet mit (Fach-)Abitur

Page 102: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

102 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

80-Jährigen deutschen Erlangerinnen und Erlanger an, Hausmann bzw. Hausfrau zu sein. Dieser Anteil ist unter den Nicht-Deut-schen rund doppelt so hoch.

Die unterschiedlichen Einkommen zwi-schen Deutschen und Ausländern legen jedoch auch die Vermutung nahe, dass es hinsichtlich der Beschäftigtenstruktur zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen Unterschiede gibt.

Tatsächlich ist die berufliche Stellung von Ausländerinnen und Ausländern bei glei-cher schulischer Vorbildung deutlich niedri-ger. Dies trifft über alle Schulabschlüsse zu (Abb. 80). So finden sich z.B. bei den Nicht-Deutschen mit Hauptschulabschluss 33 Prozent un- bzw. angelernte Arbeiter und Arbeiterinnen, bei den Deutschen mit glei-chem Abschluss nur 13 Prozent. Auch bei den Nicht-Deutschen mit mittleren Schul-abschlüssen ist diese Berufsgruppe noch stark überrepräsentiert. Bei den Deutschen mit mittlerem Schulabschluss dominieren die mittleren Angestellten und Beamten mit einem Anteil von 48 Prozent; ihr Anteil ist hier zweieinhalb Mal so hoch wie bei den Nicht-Deutschen.

Sozialleistungen

Nicht-Deutsche sind häufiger auf Sozialleis-tungen angewiesen als Deutsche. 5,3 Pro-zent aller Erlangerinnen und Erlanger unter 65 Jahre sind auf den Bezug von Arbeitslo-sengeld II bzw. Sozialgeld angewiesen - im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich hier der Terminus „Hartz IV-Empfänger“ durch-gesetzt. Unter den Nicht-Deutschen liegt dieser Anteil bei 7,7 Prozent, während er unter den Deutschen bei 4,8 Prozent liegt.

Diese Anteile unterscheiden sich zwischen den Altersstufen stark (Abb. 81). So liegt der

Abb. 80: Berufsgruppen nach Staatsangehörigkeit und Schulabschluss

7

5

7

19

10

8

7

5

10

25

15

25

5

48

19

53

44

25

24

20

24

6

22

25

29

13

14

4

8

13

33

1

19

3

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Deutsche mit Hauptschulabschluss

Nicht-Deutsche mit Hauptschulabschluss

Deutsche mit mittlerem Schulabschluss

Nicht-Deutsche mit mittlerem Schulabschluss

Deutsche mit (Fach-)Abitur

Nicht-Deutsche mit (Fach-)Abitur

Selbständige leitende Angestellte/Beamte mittlere Angestellte/Beamte

Facharbeiter/innen einfache Angestellte Un-/angelernte Arbeiter/innen

Abb. 81: Anteil ausländischer Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger an allen Ausländerinnen und Ausländern nach Alter zum 31.12.2014

0%

5%

10%

15%

20%

25%

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60Alter

Abb. 82: Anzahl ausländischer Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Alter zum 31.12.2014

0

5

10

15

20

25

30

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60Alter

Page 103: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 103

Anteil der nicht-deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger im Alter von 20 bis etwa 30 Jahren unter fünf Prozent, da es in dieser Altersklasse sehr viele nicht-deutsche Studierende in Erlangen gibt, die in der Regel nicht zu den Empfängern von Sozi-alleistungen nach SGB II gehören. Dagegen sind die Anteile bei den Kindern stark erhöht. So ist mehr als jedes fünfte ausländische Kind zwischen neun und 15 Jahren auf Hartz IV angewiesen.

In Absolutzahlen ausgedrückt finden sich jedoch viele nicht-deutsche Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger bei den 30- bis 45-Jährigen (Abb. 82).

Ein Vergleich der Altersstrukturen von nicht-deut-schen und deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern zeigt, dass bei den Deutschen Kinder im Alter bis etwa 15 Jahre deutlich überrepräsentiert sind (Abb. 83). Bei den 30- bis 50-Jährigen sind die Anteile unter den Nicht-Deutschen jedoch deutlich erhöht.

Bei der Bevölkerung ab 65 Jahren ist im Falle unzu-reichenden Einkommens die Grundsicherung im Alter relevant. Auch hier zeigen sich zwischen deut-schen und nicht-deutschen Hilfeempfängerinnen und -empfängern deutliche Unterschiede: Während 1,7 Prozent der außerhalb von Heimen lebenden Deutschen ab 65 Jahren Leistungen zur Grundsi-cherung im Alter beziehen, trifft dies auf elf Prozent der nicht-deutschen Seniorinnen und Senioren zu.

Knapp die Hälfte der nicht-deutschen Empfängerin-nen und -Empfänger von Grundsicherung im Alter

wohnen am Anger (Bezirk 40), in Bierlach (Bezirk 45) und in Büchenbach Nord (Bezirk 77).

Diese Unterschiede zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen sind auf unterschiedliche Erwerbsbiogra-fien zurückzuführen. Die erste Generation von Gast-arbeitern hat das Rentenalter erreicht. Unter diesen gibt es viele, die in Bereichen mit niedriger Entloh-nung tätig waren und somit auch nur in geringem Umfang Rentenbeiträge eingezahlt haben.

Ein weiteres Problem bei Migranten ist, dass diese erst ab dem Zeitpunkt ihres Zuzuges nach Deutsch-land Beiträge in das deutsche Rentenversicherungs-system einzahlen und somit unter Umständen mit unzureichenden Altersbezügen rechnen müssen.

Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer - also die Nichtinanspruchnahme von Leistungen trotz Anspruchsberechtigung, bei den Nicht-Deutschen relativ hoch ist - da § 55 des Auf-enthaltsgesetzes nach Ermessen eine Ausweisung von Ausländerinnen und Ausländern ermöglicht, welche die „öffentliche Sicherheit und Ordnung oder sonstige erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland“ beeinträchtigen. In § 55 sind als Aus-weisungsgrund eine Reihe an mehr oder weniger rechtswidriger oder krimineller Handlungsweisen verzeichnet. In dieser Reihe findet sich auch der Ausländer, der „für sich, seine Familienangehörigen oder für sonstige Haushaltsangehörige Sozialhilfe in Anspruch nimmt“.

Abb. 83: Altersstruktur von Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern nach Staatsangehörigkeit zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

01515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Nicht-Deutsche Hartz IV-Empfänger

Deutsche Hartz IV-Empfänger

Männer Frauen

Page 104: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

104 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

9.2 Vollständige FamilienVollständige Familien sind Ehepaare und nichtehe-liche Lebensgemeinschaften mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren. Rund 15 Prozent aller Erlan-ger Haushalte sind vollständige Familien.

Der überwiegende Teil der Eltern - gut 90 Prozent - ist verheiratet. Lediglich acht Prozent sind ledig und zwei Prozent geschieden.

Bei den ledigen Elternteilen handelt es sich vor allem um jüngere Eltern, bei denen die Eheschließung oft noch erfolgt: Bei rund 14 Prozent der verheirateten Elternteile liegt das Geburtsjahr des ältesten Kindes vor dem Hochzeitsjahr. Viele davon haben jedoch kurz nach der Geburt des ersten Kindes geheiratet.

Weitere 14 Prozent der Eltern sind eine Eheschlie-ßung in dem Jahr eingegangen, in dem ihr ältestes Kind geboren wurde. Die Ehe ist also nach wie vor die gängige Familienform.

Phasen der Familienentwicklung

Familien durchlaufen bestimmte Entwicklungspha-sen, in welchen die Eltern mit unterschiedlichen Her-ausforderungen konfrontiert werden. Betrachtet man die Erwachsenen in Paarhaushalten, die selbst nicht als Nachkommen von anderen Haushaltsmitgliedern einzustufen sind, nach Alter und Haushaltszusam-mensetzung, so erhält man ein Bild der Entwick-lungsphasen von Familien (Abb. 79):

• Gründungsphase: Hier handelt es sich um die Bevölkerung in Paarhaushalten ohne Kinder, in denen der jüngere Partner unter 30 Jahre alt ist, also um potenzielle Familien.

• Expansionsphase: Im Alter ab Ende 20 leben zunehmend mehr Erlangerinnen und Erlanger in

Paarhaushalte mit Kindern unter sechs Jahren. Die Erlangerinnen sind bei Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt rund 30,8 Jahre alt, bei Geburt des zweiten Kindes 32,9 Jahre.

• Konsolidierungsphase: Hier handelt es sich um Familien, deren jüngstes Familienmitglied min-destens sechs Jahre alt ist.

• Schrumpfungsphase: Familien in der Schrump-fungsphase sind Paare mit volljährigen Nachkom-men ohne eigene Partner im Haushalt. Statistisch betrachtet handelt es sich dabei nicht mehr um Familien im engeren Sinn, da die Nachkommen bereits erwachsen sind. Es handelt sich um die Paare, deren Nachkommen das Elternhaus noch nicht verlassen haben. Wie an anderer Stelle bereits erläutert, bilden mehr als die Hälfte der 20-Jährigen bereits einen eigenen Haushalt.

Familien in der Expansionsphase - also mit Kindern unter sechs Jahren - sind besonderen Belastungen ausgesetzt. Da die klassische, geschlechterspezifi-sche Rollenverteilung von Hausarbeit und Kinderer-ziehung einerseits und Erwerbsarbeit auf der ande-ren Seite heute nur noch selten zutrifft, fällt in der Regel ein Bestandteil des Haushaltseinkommens weg, wenn ein Elternteil zur Kindererziehung Eltern-zeit beansprucht.

Zwar soll das Elterngeld den Verdienstausfall bei Erziehungszeiten abfedern, allerdings beläuft sich die Anspruchsdauer auf maximal 14 Monate; der Betrag entspricht je nach Höhe des letzten Einkom-mens ca. zwei Drittel des Einkommens.

Zum Elterngeld hinzu kommt noch das Kindergeld von aktuell 184 Euro für das erste und das zweite Kind und etwas mehr für weitere Kinder.

Abb. 84: Bevölkerung in Paarhaushalten nach Familienentwicklungsphasen zum 31.12.2014

100

200

300

400

500

600

700

800

900

20 25 30 35 40 45 50 55 60

Konsolidierungsphase

Gründungsphase

Schrumpfungs-phase

Expansionsphase

Alter

Page 105: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 105

Am Beispiel eines Doppelverdienerhaushaltes soll die Entwicklung des Nettoäquivalenzeinkommens (rot) verdeutlicht werden:

Insbesondere wenn weitere Kinder hinzukommen und die Betreuung der Kinder im häuslichen Umfeld durch ein Elternteil stattfindet, kommt es temporär zu starken Einkommenseinbußen. Da in diesem Beispiel die Mutter zwischen der Geburt der Kin-der kein Erwerbseinkommen hatte, bekommt sie für das zweite Kind nur den Elterngeld-Mindestsatz von 300,- Euro.

Das neue „ElterngeldPlus“, welches erstmals für ab dem 1. Juli 2015 geborene Kinder in Anspruch genommen werden kann, zielt auf eine stärkere Ver-einbarkeit von Familie und Beruf. Das neue Eltern-geld ermöglicht Eltern, während der Zeit des Eltern-geldbezuges einer Teilzeittätigkeit nachzugehen. Die Anspruchsdauer auf Elterngeld verdoppelt sich dann, allerdings halbiert sich der Betrag des Eltern-geldes. Das Elterngeldbudget soll somit flexibler ausgeschöpft werden können.

Einkommen

In Erlangen entspricht das durchschnittliche Netto-äquivalenzeinkommen der vollständigen Familien etwa dem gesamtstädtischen Durchschnitt, variiert jedoch nach Zahl der Kinder. Während das Einkom-men in Familien mit nur einem Kind rund drei Pro-zent über dem Durchschnitt liegt, verfügen Familien mit drei und mehr Kindern über acht Prozent weniger Einkommen als die Durchschnittsfamilie.

Bei kleinräumiger Betrachtung zeigen sich große Disparitäten. So finden sich vor allem in Stubenloh (Bezirk 25), am Burgberg (Bezirk 20), in Loewenich (Bezirk 23), Sieglitzhof (Bezirk 22) und im Röthel-heimpark (Bezirk 33) vollständige Familien mit deut-lich überdurchschnittlichen Einkommen.

Dagegen liegen die Pro-Kopf-Einkommen bei Fami-lien am Anger (Bezirk 40) und in Teilen Büchenbachs stark unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt.

Bedarfsgemeinschaften

Ein entsprechendes Bild ergibt sich in Bezug auf die kleinräumige Verteilung von Hartz IV-Bedarfs-gemeinschaften unter den vollständigen Familien (Abb. 85). Während insgesamt gut vier Prozent der vollständigen Familien Hartz IV-Bedarfsgemein-schaften sind, ist bei kleinräumiger Betrachtungs-weise der Anger (Bezirk 40) „Spitzenreiter“ im nega-tiven Sinn: Bei knapp 16 Prozent der Paarhaushalte mit Kindern handelt es sich dort um Hartz IV-Bedarfs-gemeinschaften. Anteile von mehr als zehn Prozent

DoppelverdienerhaushaltEinkommen von 1.400 Euro und 1.700 Euro

3.100 Euro : 1,5 = 2.067 Euro

Geburt eines Kindes, die Mutter geht in ElternzeitDas Haushaltseinkommen besteht nun aus: 1.940 Euro Gehalt (Steuerklassenwechsel), 1.105 Euro Elterngeld, 184 Euro Kindergeld.

3.229 Euro : 1,8 = 1.794 Euro

Geburt eines zweiten Kindes nach Ablauf der Elternzeit1.940 Euro Gehalt, 300 Euro Elterngeld, 75 Euro Geschwisterbonus, 368 Euro Kindergeld

2.683 Euro : 2,1 = 1.278 Euro

Beide Kinder besuchen die Schule, die Mut-ter arbeitet wieder1.400 Euro und 1.700 Euro Gehalt, 368 Euro Kindergeld

3.468 Euro : 2,1 = 1.651 EuroAbb. 85: Anteil der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften

bei Paarhaushalten mit Kindern zum 31.12.2013 nach Statistischen Bezirken

4 und höher

unter 11 bis unter 22 bis unter 33 bis unter 4

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 106: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

106 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Bedarfsgemeinschaften steigen mit der Zahl der Kin-der (Abb. 86). Während der Anteil bei den Familien mit einem oder zwei Kindern noch leicht unterdurch-schnittlich ist, gehören acht Prozent der Familien mit drei Kindern und 17 Prozent der Familien mit vier Kindern zu den Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften.

Familien mit Kindern unter sechs Jahren gehören häufiger zu den Empfängern von Sozialleistungen als Familien mit älteren Kindern.

Erwerbstätigkeit

Betrachtet man die Erwerbsquoten von Männern und Frauen mit und ohne Kindern nach Alter (Abb. 87), zeigen sich bei der Bevölkerung ohne Kinder geringe geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Erwerbs-quote der Frauen liegt insgesamt leicht unter der der Männer, stärker im Alter ab etwa 40 Jahren.

Größere Unterschiede finden sich hingegen bei der Bevölkerung mit Kindern im Haushalt: Hier liegt bei den Männern die Erwerbsquote etwas höher als bei den Männern ohne Kinder im Haushalt. Bei den Frauen zeigen sich aber starke Unterschiede: Frauen mit Kindern sind deutlich seltener erwerbstä-tig als Frauen ohne Kinder. Dies trifft insbesondere auf Frauen unter 40 Jahren zu.

Während von den Frauen, deren jüngstes Kind drei bis unter 15 Jahre alt ist, rund 78 Prozent voller-werbstätig oder teilzeitbeschäftigt sind, trifft dies auf lediglich 53 Prozent der Frauen zu, deren jüngstes Kind das dritte Lebensjahr noch nicht vollendet hat.

Da die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit den zeit-lichen Rahmen des Familienlebens einschränkt, sind in Abhängigkeit vom Alter des jüngsten Kindes in der Familie auch Unterschiede in der Beschäftigungs-struktur festzustellen (Abb. 88): Während vor allem in den Familien mit kleineren Kindern die meisten Familienväter vollzeit erwerbstätig sind, trifft dies auf nur rund 20 Prozent der Mütter zu, deren jüngstes Kind das zwölfte Lebensjahr noch nicht erreicht hat.

finden sich zudem in Büchenbach Nord (Bezirk 77) mit 15 Prozent, in Rathenau (Bezirk 41) mit 13 Pro-zent, im Bezirk Tal (Bezirk 04) mit elf Prozent und in Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit gut zehn Prozent.

Insgesamt leben von den 363 Paaren mit Kindern, die auf Hartz IV angewiesen sind, rund 55 Prozent alleine in den Bezirken Anger, Büchenbach Nord, Röthelheimpark und Rathenau. Der Röthelheim-park taucht in dieser Liste auf, da hier innerhalb des Bezirks große Ungleichheiten bestehen: Die Bedarfsgemeinschaften konzentrieren sich fast aus-nahmslos auf den Altbestand im Süden des Röthel-heimparks. Allgemein besteht ein starker Zusam-menhang zwischen der Pro-Kopf-Wohnfläche und dem Anteil der Bedarfsgemeinschaften: Diese finden sich vor allem in Gebieten mit Blockbebauung und unterdurchschnittlichen Wohnflächen. Zur Orientie-rung kann dazu auf die Karte mit den durchschnitt-lichen Wohnflächen im Kapitel „Wohnen“ (Abb. 41) zurückgegriffen werden.

Vor allem größere Familien sind verstärkt auf Sozialleistungen angewiesen. Die Anteile der

Abb. 86: Anteil von Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften bei Paarhaushalten mit Kindern nach Anzahl der Kinder zum 31.12.2013

4

4

8

17

30

0% 10% 20% 30%

1 Kind

2 Kinder

3 Kinder

4 Kinder

5 Kinder u.m.

Abb. 87: Erwerbsquoten nach Alter, Kindern im Haushalt und Geschlecht

0%

20%

40%

60%

80%

100%

20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64

Männer ohne Kinder

Frauen ohne Kinder

Männer mit Kindern

Frauen mit Kindern

Alter

Page 107: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 107

In Familien mit Kindern unter drei Jahren ist fast die Hälfte der Mütter nicht erwerbstätig, knapp ein Drittel ist teilzeitbeschäftigt. In den Familien, deren jüngs-tes Familienmitglied zwölf bis unter 15 Jahren alt ist, ist lediglich ein Fünftel der Mütter nicht erwerbstätig.

Es sind überwiegend Frauen, die - zumindest tempo-rär - ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Arbeit in der Familie aufgeben. Dabei kommt es zu dem eingangs besprochenen Einkommensverlust: Das Eltern-geld ist deutlich geringer als das letzte Erwerbsein-kommen und wenn in der „häuslichen Erziehungs-phase“, in der die Mutter kein eigenes Einkommen

erwirtschaftet, ein weiteres Kind hinzukommt, redu-ziert sich das Elterngeld auf den Mindestsatz von 300 Euro.

Weiterer Familienzuwachs führt hier also zu Einkom-menseinbußen, wenn der Elternteil, der im häus-lichen Umfeld die Kinder betreut, nicht in der Zwi-schenzeit wieder ein eigenes Erwerbseinkommen hat.

Kinderbetreuung

In Zusammenarbeit mit dem Erlanger Jugendamt wurde im Jahr 2012 eine Befragung der Erlanger Eltern zur Kinderbetreuung durchgeführt. Hieraus

Abb. 88: Erwerbstätigkeit nach Geschlecht und Alter des jüngsten Kindes

547

20

223

1121

1532

630

261

559

1353

39

8923

9818

9218

7626

8528

0% 20% 40% 60% 80% 100%

nicht erwerbstätig teilzeit erwerbstätig vollzeit erwerbstätigMännerFrauen

Alter des jüngstenKindes

unter 3 Jahre

3 bis unter6 Jahre

6 bis unter 12 Jahre

12 bis unter15 Jahre

15 bis unter18 Jahre

Abb. 89: Betreuungsquoten nach Alter des Kindes

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 1 2 3 4 5Alter

Page 108: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

108 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

ergibt sich, dass der Anteil der Kinder, die außer-häuslich betreut werden - etwa in einer Kinderkrippe oder durch eine Tagesmutter -, bei Kindern im ersten Lebensjahr noch sehr gering ist: Mehr als 90 Prozent dieser Kinder werden in der Familie betreut.

In Bezug auf die außerfamiliäre Betreuung steigt die Betreuungsquote erst im zweiten Quartal des zwei-ten Lebensjahres auf einen Anteil von etwa 50 Pro-zent (Abb. 89). Knapp die Hälfte der Zweijährigen besuchen eine Kinderkrippe. Fast alle Kinder ab drei Jahren werden institutionell betreut, überwiegend im Kindergarten (Abb. 90). Dies entspricht weitge-hend den Wünschen der Eltern, die auch gefragt wurden, welche Art der Betreuung sie für ein Klein-kind in Abhängigkeit vom Alter als optimal erachten: 92 Prozent der Eltern meinen, dass Kinder im ersten Lebensjahr am besten in der Familie betreut werden. Für Kinder im zweiten Lebensjahr halten 61 Pro-zent der Eltern die familiäre Betreuung für richtig. Für Kinder im dritten Lebensjahr liegt nach Ansicht der Eltern die Kinderkrippe mit 46 Prozent an erster Stelle.

9.3 Alleinerziehende

Bei etwa jeder fünften Familie in Erlangen handelt es sich um einen Alleinerziehendenhaushalt. Die gut 2.000 Alleinerziehendenhaushalte entsprechen einem Anteil von 3,8 Prozent an allen Erlanger Haushalten.

Struktur

Betrachtet man die Entwicklung der Alleinerzie-hendenhaushalte der vergangenen zehn Jahre, ist eine abnehmende Tendenz zu erkennen: Während die Gesamtzahl der Erlanger Familien in diesem Zeitraum immer gut 10.000 betrug, ist die Zahl der Alleinerziehendenhaushalte von rund 2.600 auf etwa 2.000 zurückgegangen. Vor zehn Jahren lag der Anteil der Alleinerziehenden an den Familien noch bei 26 Prozent.

Bei 61 Prozent der Alleinerziehendenhaushalte handelt es sich um eine Mutter mit einem einzelnen Kind, weitere 30 Prozent sind Mütter mit mehreren Kindern. Die übrigen neun Prozent der Alleinerzie-hendenhaushalte sind alleinerziehende Väter.

Das Durchschnittsalter alleinerziehender Mütter liegt in Erlangen im Schnitt bei 40,4 Jahren. Alleinerzie-hende Männer sind im Schnitt fast sechs Jahre älter.

Alleinerziehende Mütter sind bei der Geburt ihres ers-ten Kindes durchschnittlich 30,2 Jahre alt und somit geringfügig jünger als Mütter von Erstgeborenen in

Abb. 90: Kinderbetreuung nach Art der Betreuungseinrichtung und Alter des Kindes

12

8

6

4

31

45

14

5

69

97

97

2

2

5

5

92

54

38

6

0% 20% 40% 60% 80% 100%

0 Jahre

1 Jahr

2 Jahre

3 Jahre

4 Jahre

5 Jahre

Tagesmutter Kinderkrippe Kindergarten/Spielstube sonstige Einrichtung keine Einrichtung

Abb. 91: Altersstruktur von Alleinerziehendenhaus-halten und Paarhaushalten mit Kindern im Vergleich zum 31.12.2014

90

80

70

60

50

40

30

20

10

02525 2020 1515 1010 55

Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

Alleinerziehendenhaushalt insgesamt

(Ehe-)paar mit Kind insgesamt

Männer Frauen

Page 109: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 109

Paarhaushalten, bei denen das Durchschnittsalter 30,8 Jahre beträgt.

In Abbildung 91 ist die Altersstruktur der Bevölkerung in Alleinerziehendenhaushalten im Vergleich zur Struktur in Paarhaushalten mit Kindern dargestellt.

Bei den Paarhaushalten mit Kindern zeichnet sich deutlich die Eltern- und die Kindergeneration ab. Neben der Dominanz von Müttern im Altersaufbau der Alleinerziehenden fällt auf, dass hier die Anteile jüngerer Mütter etwas höher sind, die zum Teil noch keinen eigenen Haushalt gegründet haben.

Bei den Kindern steigen die Anteile mit zunehmen-dem Alter, was an den Alleinerziehendenhaushal-ten liegt, die nach Trennung von einem Partner aus einem Paarhaushalt hervorgegangen sind.

Bildung

Im Hinblick auf schulische und berufliche Qualifikati-onen gibt es im Vergleich zum Bevölkerungsdurch-schnitt deutliche Unterschiede bei Alleinerziehenden.

Abb. 92 zeigt die Verteilung der beruflichen Abschlüsse der Bevölkerung im Alter von 18 bis 80 Jahren, die sich nicht mehr in Ausbildung befindet, nach Haushaltstyp. Hier zeigt sich, dass Alleinerzie-hende bei den niedrigen Berufsbildungsabschlüssen deutlich überrepräsentiert sind, während der Akade-mikeranteil unter den Alleinerziehenden 20 Prozent-punkte unter dem der Gesamtstadt liegt.

Auch hinsichtlich der Schulabschlüsse gibt es in den Alleinerziehendenhaushalten die größten Abwei-chungen vom Bevölkerungsdurchschnitt: Während von den Erlangerinnen und Erlangern im Alter von 18 bis 80 Jahren, die keine Schule mehr besuchen, insgesamt 61 Prozent über die Hochschul- oder Fachhochschulreife verfügen, trifft dies in Alleiner-ziehendenhaushalten auf lediglich 50 Prozent zu (Abb. 93). Dagegen ist der Anteil der Alleinerzie-henden mit Volks- oder Hauptschulabschluss über-durchschnittlich hoch.

Berufstätigkeit und Einkommen

Das Nettoäquivalenzeinkommen liegt in Alleiner-ziehendenhaushalten rund 23 Prozent unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Mehrere Faktoren führen zu einem niedrigen Einkommen: Bei Alleiner-ziehenden fehlt im Vergleich zu Paarhaushalten, in denen häufig beide Elternteile einer Berufstätigkeit nachgehen, ein Einkommensbestandteil. Zudem füh-ren niedrigere schulische und berufliche Abschlüsse zu geringeren Erwerbseinkommen. Hinzu kommt die Frage der Vereinbarkeit von Kindererziehung und Berufstätigkeit. Diese ist bereits in Paarhaushalten oft ein Problem.

Drei Viertel der alleinerziehenden Frauen geben an, dass sie berufs- oder ausbildungsbedingt zeitlich gebunden sind. Dies trifft auf 69 Prozent der Frauen in vollständigen Familien zu. Auch der Umfang der zeitlichen Gebundenheit aufgrund von Ausbildung

Abb. 92: Beruflicher Bildungsabschluss nach Haushaltstyp

6

8

4

4

6

35

33

27

47

32

15

17

11

23

15

44

42

59

26

46

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Einpersonenhaushalt

(Ehe-)Paar ohne Kind

(Ehe-)Paar mit Kind

Alleinerziehendenhaushalt

Gesamt

kein Berufsabschluss Ausbildung/Lehre Fachschule Hochschul-/Fachhochschulabschluss

Abb. 93: Schulabschlüsse nach Haushaltstyp

16

19

7

21

16

23

23

19

29

22

60

57

71

50

61

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Einpersonenhaushalt

(Ehe-)Paar ohne Kind

(Ehe-)Paar mit Kind

Alleinerziehendenhaushalt

Gesamt

kein Schulabschluss Volks-/Hauptschule Mittlere Reife (Fach-)Hochschulreife

Page 110: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

110 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

und Erlanger im Alter von 18- bis unter 65 Jahren zutrifft.

Teilt man die Erlangerinnen und Erlanger nach ihrem Einkommen in zwei gleich große Hälften und betrachtet diese Verteilung in den verschiedenen Haushaltstypen, zeigt sich bei den Paarhaushalten eine relativ gleichmäßige Auftei-lung in einkommensschwache und einkommensstarke Haushalte. Bei den Alleinerziehenden findet sich die größte Ungleichverteilung: 81 Prozent finden sich hier bei den einkommensschwachen Haushal-ten (Abb. 94).

Bedarfsgemeinschaften

Da ein großer Teil der Alleinerziehenden unter wirt-schaftlich angespannten Verhältnissen lebt, ist auch die Quote der Bezieher von Sozialleistungen unter den Alleinerziehenden überdurchschnittlich hoch.

Unter den rund 2.400 Hartz IV-Bedarfsgemein-schaften sind die Alleinerziehendenhaushalte stark überrepräsentiert: Während knapp vier Prozent aller Haushalte in Erlangen Alleinerziehendenhaushalte sind, beträgt der Anteil der Alleinerziehendenhaus-halte an den Bedarfsgemeinschaften 22 Prozent. Somit ist ein Viertel aller Erlanger Alleinerziehen-denhaushalte auf Sozialleistungen nach dem SGB II angewiesen.

oder Berufstätigkeit ist bei alleinerziehenden Frauen höher: Während Frauen in Paarhaushalten mit Kin-dern an durchschnittlich 2,9 Tagen in der Woche zeitlich gebunden sind, sind dies 3,3 Tage bei Allein-erziehenden. An einem durchschnittlichen Arbeitstag sind Frauen in Paarhaushalten 4,6 Stunden gebun-den, Alleinerziehende 5,5 Stunden

Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten liegt bei den Alleinerziehenden mit 51 Prozent deutlich über dem Durchschnitt von 28 Prozent bei der Gesamtbevöl-kerung von 18 bis unter 65 Jahren. Dagegen sind 67 Prozent der Alleinerziehenden Vollerwerbstätig im Vergleich zu 73 Prozent aller Erlangerinnen und Erlanger im erwerbsfähigen Alter. Geringfügig bzw. stundenweise beschäftigt sind 13 Prozent der Allein-erziehenden, was auf 17 Prozent aller Erlangerinnen

Abb. 94: Haushaltstypen nach Einkommensstruktur

63

43

46

81

37

57

54

19

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Einpersonenhaushalt

(Ehe-)Paar ohne Kind

(Ehe-)Paar mit Kind

Alleinerziehendenhaushalt

Einkommensschwache Haushalte Einkommensstarke Haushalte

Abb. 96: Anteil der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften bei Alleinerziehenden zum 31.12.2013 nach Statistischen Bezirken

39 und höher

unter 66 bis unter 1717 bis unter 2828 bis unter 39

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Abb. 95: Anteil der Alleinerziehendenhaushalte an Familien zum 31.12.2014 nach Statistischen Bezirken

22 und höher

unter 1313 bis unter 1616 bis unter 1919 bis unter 22

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 111: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 111

Dabei gibt es noch Unterschiede in Abhängigkeit von der Kinderzahl: Während knapp 21 Prozent der Alleinerziehenden mit einem Kind Hartz IV-Bedarfs-gemeinschaften bilden, trifft dies auf 32 Prozent der Alleinerziehenden mit zwei Kindern und sogar knapp die Hälfte der Alleinerziehenden mit drei oder mehr Kindern zu.

Alleinerziehendenhaushalte gibt es überall in Erlan-gen, jedoch sind in manchen Bezirken die Alleiner-ziehendenanteile gemessen an der Zahl der Fami-lien deutlich überdurchschnittlich (Abb. 95). Der höchste Alleinerziehendenanteil an den Familien fin-det sich mit 36 Prozent im Tal (Bezirk 04), allerdings leben in diesem Bezirk insgesamt weniger als 100 Familien. Stärker ins Gewicht fallen zahlenmäßig der Anger (Bezirk 40) mit einem Alleinerziehendenanteil von 31 Prozent, Büchenbach Nord (Bezirk 77) und Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit je 30 Prozent. Mehr als ein Viertel Alleinerziehende unter den Familien gibt es zudem in Bierlach (Bezirk 45), in Rathenau (Bezirk 41) und in der Altstadt (Bezirk 01).

In Abbildung 96 sind die Anteile der Hartz IV-Bedarfs-gemeinschaften an den Alleinerziehendenhaushal-ten in den Bezirken dargestellt. Die größten Anteile finden sich hier im Tal (Bezirk 04) mit 61 Prozent, in Büchenbach Nord (Bezirk 77) mit 58 Prozent, in Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit 43 Prozent und in Schönfeld (Bezirk 42) mit 40 Prozent.

Die Anteile der Alleinerziehendenhaushalte an den Familien und die Anteile der Hartz IV-Bedarfsge-meinschaften bei Alleinerziehenden zeigen eine ähnliche Verteilung. Das bedeutet, dass in den Gebieten, in denen sich unter den Familien ein gro-ßer Anteil Alleinerziehender befindet, in der Regel auch der Anteil der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften bei den Alleinerziehenden hoch ist.

Vergleicht man die kleinräumigen Anteile der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften bei Alleinerzie-henden nach der Wohnungssituation in den Bezir-ken (Abb. 97), wie sie im Kapitel „Wohnen“ anhand der Merkmale Pro-Kopf-Wohnfläche, Wohndichte und Anteil an Sozialmietwohnungen typisiert wurde,

ergibt sich ein klares Bild: Zwar ist der Anteil der Alleinerziehenden an den Familien sowohl in den Bezirken mit tendenziell guter Wohnungssituation, als auch in Bezirken mit tendenziell schlechter Woh-nungssituation annähernd gleich, wenn man nur die Alleinerziehendenhaushalte betrachtet, die keine Leistungen nach SGB II beziehen. Nimmt man aber die Alleinerziehendenhaushalte mit SGB II-Bezug hinzu (in Abb. 97 hellblau dargestellt), erhält man in den Bezirken mit guter Wohnungssituation einen Alleinerziehendenanteil an den Familien von 16 Pro-zent, während dieser Anteil in den Bezirken mit eher schlechter Wohnungssituation bei knapp einem Drittel liegt. Hier wird wieder ein Segregationseffekt deutlich.

9.4 Ältere Menschen

Die Erwerbsphase ist für die meisten Menschen mit Erreichen des 65. Lebensjahres beendet, für man-che etwas früher, für andere etwas später. Dass der Eintritt in die Ruhestandsphase in der Regel keines-wegs etwas mit Stillstand zu tun hat, belegt die Viel-zahl an Begriffen, die mittlerweile ältere Menschen definieren. Trotz der Ausdifferenzierung der Lebens-phase älterer Menschen ist die Gemeinsamkeit bei fast allen der Wegfall eines Einkommensbestand-teils bei Beendigung der Erwerbsphase. Im Folgen-den geht es also um die Bevölkerungsgruppe ab 65 Jahren. Die Altersgruppe der „älteren Menschen“ wird hierbei noch differenziert in die „Seniorinnen und Senioren“ im Alter ab 65 Jahren und die „Hoch-betagten“ ab 80 Jahren.

Die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen ist einem starken Wandel ausgesetzt: Hatten im Jahr 1950 nur etwa 4.100 Erlangerinnen und Erlanger das 65. Lebensjahr erreicht, was einem Bevölke-rungsanteil von acht Prozent entspricht, stieg dieser Anteil kontinuierlich an auf zwölf Prozent im Jahr 1970, und 14 Prozent im Jahr 1990. Aktuell haben gut 20.000 Erlangerinnen und Erlanger das 65. Lebensjahr vollendet, was einem Anteil von rund 19

Abb. 97: Verteilung der Bevölkerung nach Familienform, Bezug von Sozialleistungen nach SGB II und Wohnungssituation

15

15

14

17

1

4

7

15

84

81

79

68

0% 20% 40% 60% 80% 100%

… gut

… durchschnittlich

… unterdurchschnittlich

… schlecht

Alleinerziehendenhaushalte davon Bedarfsgemeinschaften vollständige Familien

Wohnungssituation im Bezirk ist eher ...

Page 112: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

112 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Prozent entspricht. Nach aktuellen Prognoserech-nungen wird erwartet, dass die Zahl der Seniorinnen und Senioren in Erlangen in den kommenden 15 Jahren auf rund 23.000 anwachsen wird.

Zudem steigt die Lebenserwartung und die Men-schen werden immer älter: Die Zahl der Hochbetag-ten Erlangerinnen und Erlanger hat sich von 1950 bis heute etwa verzehnfacht.

In Abbildung 98 ist die Entwicklung der älteren Men-schen nach Altersgruppen dargestellt. Vor allem bei den Hochbetagten ist ein starker Zuwachs zu erken-nen. Lediglich bei den 65- bis unter 70-Jährigen und zuletzt auch bei den 70- bis unter 75-Jährigen war die Zahl in den vergangenen Jahren rückläufig. Dies ist jedoch nur ein vorübergehender Effekt, da es sich hierbei um die niedrig besetzten Geburtsjahrgänge

während des Zweiten Weltkrieges handelt. Die Zahl der älteren Menschen wird noch stärker ansteigen, wenn die „Babyboom-Generation“ der 50er und 60er Jahre das Rentenalter erreicht.

Die Formen des Zusammenlebens im Alter unter-scheiden sich zwischen Männern und Frauen. Abbil-dung 99 zeigt Seniorinnen und Senioren nach ihrem Familienstand. Von den 65- bis unter 70-Jährigen Frauen sind 64 Prozent verheiratet, bei den Männern dieser Altersklasse sind dies 78 Prozent. Während dieser Anteil bei den Männern in den höheren Alters-klassen kaum sinkt, fällt der Anteil der verheirate-ten Frauen immer stärker mit zunehmendem Alter. Dies liegt daran, dass in Paarbeziehungen der Mann häufig älter ist als die Frau, die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern etwas geringer ist

Abb. 98: Bevölkerungsentwicklung älterer Menschen nach Altersklassen

0

1.000

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

7.000

65 bis unter 70Jahre

70 bis unter 75Jahre

75 bis unter 80Jahre

80 bis unter 85Jahre

85 Jahreund älter

1998 2002 2006 2010 2014

Abb. 99: Familienstand der Bevölkerung ab 65 Jahren nach Geschlecht zum 31.12.2014

5

5

5

4

8

7

5

4

3

2

64

57

49

33

13

78

79

78

76

60

16

25

38

57

74

4

8

11

18

36

16

13

9

6

6

11

8

7

4

2

0% 20% 40% 60% 80% 100%

65 bis unter 70 Jahre

70 bis unter 75 Jahre

75 bis unter 80 Jahre

80 bis unter 85 Jahre

85 Jahre und älter

65 bis unter 70 Jahre

70 bis unter 75 Jahre

75 bis unter 80 Jahre

80 bis unter 85 Jahre

85 Jahre und älter

ledig verheirat verwitwet geschieden

Frauen

Männer

Page 113: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 113

Befristete Beschäftigung mit Unterbrechungen und Beschäftigungsverhältnisse mit - von den Beschäf-tigten unfreiwillig in Kauf genommenen - Einschrän-kungen wie Teilzeitbeschäftigung oder geringfügige Beschäftigung führen dazu, dass oft bereits durch die Erwerbstätigkeit kein zureichendes Einkommen erzielt wird. Die Gesamtheit der Erwerbsbiografie schlägt sich schließlich wieder in der Höhe des Ren-tenbetrages nieder.

Das Pro-Kopf-Einkommen der Seniorinnen und Senioren im Alter von 65 bis 80 Jahren liegt insge-samt um sieben Prozent unter dem gesamtstädti-schen Durchschnitt. Differenziert man die Seniorin-nen und Senioren jedoch weiter nach Geschlecht, zeigen sich größere Unterschiede, insbesondere wenn zusätzlich in Betracht gezogen wird, ob die Seniorinnen und Senioren alleine oder zusammen mit einem Partner im Haushalt leben (Abb. 101). Hier zeigt sich, dass Senioren im Allgemeinen besser situiert sind als Seniorinnen. Dies trifft insbesondere auf alleinstehende Seniorinnen und Senioren zu. Frauen sind hier häufiger alleine auf eine Witwen-rente angewiesen.

Aufgrund der demografischen Entwicklungen, die für die nahe Zukunft zu erwarten sind, erscheint es sinn-voll, die Einkommenssituation von Seniorinnen und Senioren im Auge zu behalten.

Grundsicherung

Ist die Rente unzureichend, kann auf Grundsiche-rung im Alter zurückgegriffen werden. Diese Form der Sozialleistung wurde im Jahr 2003 eingeführt, um Sozialleistungen für ältere Menschen von der klassischen Sozialhilfe zu trennen. Sozialhilfe und Grundsicherung sind zwar unterschiedliche Leis-tungssysteme, unterscheiden sich aber inhaltlich kaum voneinander. Ein großer Unterschied zwi-schen Sozialhilfe und Grundsicherung ist, dass bei der Grundsicherung die Erben nicht für Kostenersatz aufkommen müssen. Damit sollte verschämte und versteckte Altersarmut zurückgedrängt werden.

Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Emp-fängerinnen und Empfänger von Grundsicherung und die Bevölkerung außerhalb von Einrichtungen.

und dass somit der Mann in der Regel vor der Ehe-frau stirbt. Entsprechend steigt mit zunehmenden Alter der Anteil der Witwen, während der Anteil der Witwer nur moderat anwächst. Somit gibt es deutlich mehr alleinlebende Frauen als Männer (Abb. 100).

Es ist davon auszugehen, dass die Situation von Seniorinnen und Senioren in Zukunft weiter in den Fokus rücken wird - dies nicht nur aufgrund der zunehmenden Zahl an älteren Menschen. Im Hin-blick auf deren soziale Situation können in Zukunft Verschlechterungen nicht ausgeschlossen werden.

Große Teile der Erwerbsbiografien der Menschen, die sich heute im Ruhestand befinden, fallen in die Zeit des „Wirtschaftswunders“, sind also geprägt von Zeiten der Vollbeschäftigung und ununter-brochenen Einzahlungen in die Rentenkasse. Es werden in Zukunft jedoch immer mehr Menschen das Rentenalter erreichen, deren Erwerbsphase überwiegend in die Zeit nach dem Ende des „Wirt-schaftswunders“ fällt. Die Gruppe der Seniorinnen und Senioren umfasst also zunehmend Menschen, deren Erwerbsbiografie von prekären oder „atypi-schen“ Beschäftigungsverhältnissen geprägt ist:

Abb. 100: Alleinlebende nach Alter und Geschlecht zum 31.12.2014

Abb. 101: Einkommen von Seniorinnen und Senioren nach Geschlecht und Haushaltstyp (Abweichung zum gesamtstädti-schen Durchschnitt)

+1

-2

-5

-7

-10

-11

-16

-18% -15% -12% -9% -6% -3% +/ 0 +3%

Senioren in Einpersonenhaushalten

Senioren

Seniorinnen und Senioren in Paarhaushalten

Seniorinnen und Senioren insgesamt

Seniorinnen

Seniorinnen und Senioren in Einpersonenhaushalten

Seniorinnen in Einpersonenhaushalten

0

50

100

150

200

250

65 70 75 80 85 90 95Alter

Frauen

Männer

Page 114: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

114 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

Aktuell beziehen rund 470 Erlangerinnen und Erlan-ger außerhalb von Heimen Leistungen zur Grundsi-cherung im Alter. Dies entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent an der Bevölkerung ab 65 Jahren. Die-ser Anteil ist zwar nicht besonders hoch, lag aber sechs Jahre vorher noch bei 1,9 Prozent. Betrachtet man die Entwicklung der Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von Grundsicherung im Alter in Erlangen, ergibt sich ein Zuwachs von 38 Prozent.

Insgesamt sind 57 Prozent der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter Frauen.

Große Unterschiede zeigen sich zwischen Deut-schen und Nicht-Deutschen. Da die für die Höhe der Rentenzahlung ausschlaggebende Erwerbsbiografie von Menschen mit Migrationshintergrund erst nach Aufnahme einer Erwerbstätigkeit in Deutschland beginnt, sind Nicht-Deutsche besonders häufig auf Grundsicherung im Alter angewiesen, hier insbeson-dere wieder die Frauen (Abb. 102).

Bei kleinräumiger Betrachtung zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie bei anderen Sozialindikatoren. Die größten Anteile an Empfängerinnen und Emp-fängern von Grundsicherung im Alter finden sich im Tal (Bezirk 04) mit elf Prozent, in Büchenbach West (Bezirk 78) mit gut zehn Prozent sowie am Anger (Bezirk 40) und in der Altstadt (Bezirk 01) mit je sie-ben Prozent (Abb. 103).

Rund 60 Prozent der Empfängerinnen und Emp-fänger von Grundsicherung im Alter verteilen sich allein auf die Bezirke Anger (Bezirk 40), Bierlach (Bezirk 45), Schönfeld (Bezirk 42) sowie auf Büchen-bach (Bezirke 76, 77 und 78).

Abb. 102: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter nach Staatsan-gehörigkeit und Geschlecht an der Bevölke-rung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen zum 12.2014

2

2

9

14

0% 5% 10% 15%

Männer

Frauen

Männer

Frauen

deutsche Staatsangehörigkeit

nicht-deutsche Staatsangehörigkeit

Abb. 103: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter an der Bevöl-kerung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen zum 31.12.2014 nach Statistischen Bezirken

4 und höher

unter 11 bis unter 22 bis unter 33 bis unter 4

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 115: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 115

Page 116: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 117: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

10. Zusammenfassung

11. Sozialindex - Kleinräumige Beobachtung sozialer Lagen

Page 118: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

118 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

10. ZusammenfassungAbschließend soll ein zusammenfassender Über-blick über die in diesem Bericht dargestellten Ergeb-nisse gegeben werden.

Wie sich gezeigt hat, gibt es in Erlangen Bevölke-rungsgruppen, deren Einkommen und soziale Lage deutlich nach oben bzw. nach unten vom Bevölke-rungsdurchschnitt abweichen. Manche Gruppen tre-ten dabei in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder als „unproblematisch“ in Erscheinung, da sie über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen und kaum auf Sozialleistungen angewie-sen sind. Dazu gehören z.B. die vollerwerbstätigen männlichen Singles.

Andere Bevölkerungsgruppen treten wiederum in vielen Bereichen als besonders problembehaftet auf mit teilweise stark unterdurchschnittlichen Einkom-men und hohen Quoten beim Empfang von Sozi-alleistungen. Hier sind vor allem alleinerziehende Frauen zu nennen.

Bei der Betrachtung von Gruppen ist immer wichtig zu beachten, dass auch eine gruppeninterne Ausdif-ferenzierung existiert.

Sicherlich gibt es auch in Erlangen vollerwerbstätige männliche Singles, deren verbleibendes Haushalts-einkommen nur unzureichend ist, weil „Vollerwerb“ unter prekären Arbeitsbedingungen nicht unbedingt den Lebensunterhalt gewährleistet. Andererseits fin-den sich alleinerziehende Akademikerinnen, die der Gruppe der Besserverdienenden angehören.

Beide sind jedoch innerhalb „ihrer“ Gruppe eher Randerscheinungen. Die gegebene Betrachtungs-weise liefert statistische Durchschnittswerte, bei denen einzelne Fälle, die für eine Gruppe eben nicht typisch sind, kaum zur Geltung kommen. Tatsächlich ist es so, dass die Durchschnittswerte bei Gruppen, die besonders stark mit sozialen Problemen belastet sind, durch solche untypischen Fälle eher „beschö-nigt“ werden.

Leider ist der Ausdifferenzierung eine Grenze gesetzt, die insbesondere in der Datenverfügbarkeit begründet ist. Auswertungen können nur so weit dif-ferenziert werden, wie das vorhandene Datenmate-rial noch zuverlässige Aussagen liefert.

Aus diesem Grund ist es wichtig, Aussagen im Kon-text von Zusatzinformationen zu interpretieren. Die alleinerziehende Mutter, deren Einkommen unter-halb der Armutsgrenze liegt, lebt eben in den aller-meisten Fällen nicht am Burgberg, sondern eher am Anger.

Die Abbildung 104 enthält eine ausgewählte Zusam-menstellung der Abweichungen der Nettoäquiva-lenzeinkommen einzelner Bevölkerungsgruppen vom gesamtstädtischen Durchschnitt. Zusätzlich finden sich hier die Vergleichswerte aus dem Jahr 2008.

Betrachtet man die Einkommensdifferenzen allein nach Geschlecht, so hat sich seit dem letz-ten Sozialbericht nichts verändert. Gravierende

Veränderungen zeigen sich aber bei den Singles: Während das Pro-Kopf-Einkommen männlicher Singles vor sechs Jahren noch 40 Prozent über dem damaligen Durchschnitt lag, ist die Differenz zum Durchschnitt mittlerweile auf acht Prozent geschrumpft. Bei weiblichen Singles entwickelte sich das Einkommen von drei Prozent über dem Durch-schnitt auf 18 Prozent unter dem Durchschnitt. Ein wesentlicher Grund dafür könnte sein, dass sich die Zahl der Studierenden an der Friedrich-Alexander-Universität seit 2008 von rund 20.000 auf heute etwa 30.000 erhöht hat. Zwar ist davon nur ein nicht näher bestimmbarer Teil in Erlangen mit Hauptwohnsitz gemeldet, die Zahl der 18- bis unter 25-Jährigen mit Hauptwohnsitz in Erlangen ist seit dem Jahr 2008 jedoch um rund 1.000 Personen angewachsen, was einem Zuwachs von zehn Prozent in dieser Alters-klasse entspricht. Unter den Einpersonenhaushalten befinden sich also heute deutlich mehr Studentinnen und Studenten als noch sechs Jahre zuvor; damit hat der Anteil der Einkommensschwachen unter den Singles zugenommen. Dies spiegelt sich auch bei der Gesamtbevölkerung im Alter von 18 bis unter 25 Jahren, wo die negative Differenz zum Durch-schnittseinkommen heute größer ist als im Jahr 2008. Auch unter der Bevölkerung mit Hochschul-reife ist durch den Zuwachs an Studierenden der Anteil Einkommensschwacher gestiegen, so dass bei der Bevölkerung mit Hoch- oder Fachhochschul-reife die Einkommensabweichung nach oben heute geringer ausfällt als ein paar Jahre zuvor.

Die Situation von Familien hat sich verbessert, zumin-dest in Bezug auf das Durchschnittseinkommen. Vor allem die negativen Abweichungen bei Familien mit mehr als einem Kind sind deutlich kleiner geworden. Das Einkommen der Alleinerziehenden liegt heute „nur“ noch 23 Prozent unter dem gesamtstädtischen Einkommensdurchschnitt im Gegensatz zu 40 Pro-zent im Jahr 2008.

Allerdings ist zu bedenken, dass die gestiegene Zahl an Studierenden in Erlangen auch dazu beiträgt, dass der Anteil einkommensschwacher Bevölke-rungsgruppen insgesamt anwächst. Wenn von den 10.000 zusätzlichen Studentinnen und Studenten nur ein Drittel in Erlangen mit Hauptwohnsitz gemel-det ist bedeutet das, dass Erlangen seit 2008 um geschätzt mindestens 2.000 einkommensschwache Einwohner zugelegt hat, wenn bei diesen auch zum großen Teil die Einkommensarmut vorübergehender Natur und oft bereits unmittelbar nach Abschluss des Studiums beendet ist. Diese tragen aber dazu bei, dass das Erlanger Durchschnittseinkommen insge-samt leicht nach unten gezogen wird. Dies könnte auch erklären, warum außer bei den Einpersonen-haushalten in allen weiteren Haushaltstypen die Abweichungen zum Durchschnitt positiver ausfallen als sechs Jahre zuvor.

Page 119: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 119

Abb. 104: Prozentuale Abweichung des Pro-Kopf-Einkommens 2014 und 2008 vom jeweiligen gesamtstädtischen Durch-schnitt nach ausgewählten Merkmalen

-60% -50% -40% -30% -20% -10% +/ 0 +10% +20% +30% +40% +50% +60%

Männer

Frauen

Deutsche

Nicht-Deutsche

Singles männlich

Singles weiblich

Paare ohne Kind

Paare mit einem Kind

Paare mit zwei Kindern

Paare mit drei und mehr Kindern

Alleinerziehende

Bevölkerung 18 bis unter 25 Jahre

Bevölkerung 25 bis unter 35 Jahre

Bevölkerung 35 bis unter 45 Jahre

Bevölkerung 45 bis unter 65 Jahre

Bevölkerung 65 bis unter 80 Jahre

geringfügig Beschäftigte

Teilzeitbeschäftigte

Vollerwerbstätige

Rentnerinnen unrd Rentner

Selbständige

Leitende Angestellte

Mittlere Angestellte

Facharbeiter/innen

Einfache Angestellte

Un- und Angelernte

Bevölkerung mit Volks-/Hauptschulabschluss

Bevölkerung mit mittlerer Reife

Bevölkerung mit (Fach-)Hochschulreife

2014

2008

Page 120: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

120 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

11. Sozialindex - Kleinräumige Beobachtung sozialer LagenUm kleinräumige Entwicklungen überblicken zu kön-nen, wird die „soziale Belastung“ auf einen einzigen abstrakten Indexwert reduziert. Da ein Einzelwert sehr kompakt ist, trägt er zur Übersichtlichkeit bei und ermöglicht es, langfristige Veränderungstenden-zen leicht zu erkennen. Sind solche Entwicklungen erkannt, muss jedoch die Komplexität der Betrach-tungsweise in Form detaillierter Analysen wieder erhöht werden.

Der „Sozialindex“ ist ein Wert, der die durchschnitt-liche sozioökonomische Situation einer bestimmten Bevölkerung abbildet. Im Sozialbericht 20091 wurde bereits ein „sozialer Belastungsindex“ vorgestellt, der Hinweise auf Konzentrationen sozialer Problem-lagen lieferte. Dabei handelte es sich allerdings um eine Momentaufnahme für das Jahr 2009. Da zur Bildung dieses Indexwertes auch auf Daten zurück-gegriffen wurde, die nicht regelmäßig verfügbar sind, kann dieser Belastungsindex im vorliegenden Sozi-albericht nicht identisch reproduziert werden.

Stattdessen wird nun ein Sozialindex dargestellt, der diesen Nachteil nicht hat, da in ihn nur Daten ein-fließen, die jährlich in kleinräumiger Form verfügbar sind2.

Folgende Werte sind bei der Bildung des neuen Sozialindex berücksichtigt:

• Anteil der Sozialgeldempfängerinnen und Sozial-geldempfängern bei Kindern unter 15 Jahren,

• Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften bei der Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 55 Jahren,

• Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften bei der Bevölkerung von 55 bis unter 65 Jahren,

• Anteil der Arbeitslosengeld-Empfängerinnen und -Empfänger nach SGB III an der Bevölkerung von 15 bis unter 65 Jahren,

• Anteil von Alleinerziehendenhaushalten an Familien,

• Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Diese Anteilswerte werden auf Basis der Statistischen Bezirke jeweils anhand der Minimal- und Maximal-werte normiert, so dass der Bezirk mit dem kleinsten Anteil den Wert „0“ erhält, der Bezirk mit dem größ-ten Anteil den Wert „100“. Als Minimal- und Maximal-werte werden jedoch nicht nur die Werte des aktu-ellen Jahres berücksichtigt, sondern zusätzlich die Werte der vergangenen drei Jahre. So wird gewähr-leistet, dass sich im Indexwert nicht nur die relativen Unterschiede zwischen den Bezirken abbilden, son-dern auch längerfristige Niveauunterschiede.

1 Statistik aktuell 11/2009, S. 56ff.2 Der Sozialindex orientiert sich am Augsburger Sozial-index, s.a. „Augsburger Sozialindex 2012“, Kurzmitteilungen aus Statistik und Stadtforschung der Stadt Augsburg, ePaper vom 13. November 2013

Aus den Einzelwerten wird ein Gesamtwert errech-net, der sich zwischen „0“ (keine sozialen Belastun-gen) und „100“ (sehr starke Belastung) bewegt.

Die Datenlage ermöglicht die Berechnung des klein-räumigen Sozialindex auch für die zurückliegenden Jahre bis zum Jahr 2008. Zudem können die dem Index zugrunde liegenden Einzelindikatoren linear in die Zukunft fortgeschrieben und aus diesen wiede-rum ein Sozialindex errechnet werden. Somit ist eine - wenn auch vorsichtige - Prognose möglich, die die kleinräumigen Tendenzen unter der Annahme auf-zeigt, dass die Entwicklung der Indikatoren in Zukunft ähnlich verläuft, wie in den fünf Jahren zuvor.

Für fünf Bezirke werden keine Werte ausgewiesen, da die Bevölkerungszahlen dort für zuverlässige Aussagen zu niedrig sind: St. Egidien (Bezirk 51), Neuses (Bezirk 60), Häusling (Bezirk 73), Steudach (Bezirk 74) und Industriehafen (Bezirk 75).

Abbildung 105 zeigt den Sozialindex 2014 nach Statistischen Bezirken. Die geringsten Problem-belastungen finden sich in der Reuth (Bezirk 71), in Kriegenbrunn (Bezirk 62), in Dechsendorf Ost (Bezirk 81), dem Meilwald (Bezirk 21), sowie in Hüt-tendorf (Bezirk 63), Kosbach (Bezirk 70) und am Burgberg (Bezirk 20); in all diesen Bezirken liegt der Indexwert unter 20.

Der Meilwald ist hier allerdings ein Sonderfall, denn dieser hat eine durch Alten-, Studenten- und Schwes-ternwohnheim geprägte Struktur, die nirgendwo sonst in Erlangen in dieser Form zu finden ist.

Am anderen Ende der Skala steht der Bezirk Büchenbach Nord (Bezirk 77), gefolgt von Anger

Abb. 105: Sozialindex nach Statistischen Bezirken zum 31.12.2014

hoch

niedrig

63

22

30

75

77

41

76

24

62

2578

21

40 33

82

80

74

04

43

20

42

45

44

32

11

60

70

50

0171

61

23

81

02

52

0312

51

10

73

Page 121: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015 121

(Bezirk 40), Büchenbach Dorf (Bezirk 76) und dem Tal (Bezirk 04).

Betrachtet man die Entwicklung des Sozialindex der vergangenen Jahre und die nach aktuellem Kennt-nisstand vorhersehbaren zukünftigen Veränderun-gen, erhält man ein „Sozialbarometer“ (Abb. 106), mit dessen Hilfe kleinräumige Entwicklungstenden-zen beurteilt werden können.

Auffällig ist hier der Anstieg des Sozialindex im Bezirk Tal (Bezirk 04), der jedoch im Jahr 2014 wieder rückläufig war. Dies liegt vor allem an den unter 15-jährigen Hartz IV-Empfängerinnen und

-Empfängern. Deren Anteil ist im Tal von 19 Prozent im Jahr 2008 auf 30 Prozent im Jahr 2013 kontinu-ierlich angestiegen und im Jahr 2014 auf 21 Prozent zurückgegangen.

In der Buckenhofer Siedlung (Bezirk 24) deutet der rückläufige Sozialindex auf einen kürzlich erfolgten Rückgang sozialer Belastungssituationen.

Am Anger (Bezirk 40) ist der Sozialindex zwar durch-gehend hoch, es zeichnen sich jedoch in den vergan-genen Jahren tendenziell Verbesserungen ab. Hier sind die Anteile der Empfängerinnen und Empfänger

Abb. 106: Kleinräumiges Sozialbarometer 2008 bis 2014, Prognose 2015 bis 2019

Statistischer Bezirk 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 201901 Altstadt 36,6 43,1 43,9 39,7 39,2 44,8 37,5 37,1 35,8 38,1 38,8 39,402 Markgrafenstadt 29,9 37,4 26,5 23,4 27,3 28,8 32,1 31,5 30,1 31,8 32,3 32,903 Rathausplatz 20,9 28,6 31,3 29,7 30,9 33,8 32,2 33,1 33,6 37,8 40,2 42,504 Tal 64,8 67,4 63,3 64,9 71,9 82,8 66,1 66,1 65,7 69,3 70,3 70,510 Heiligenloh 17,7 21,2 20,0 18,7 25,6 27,1 20,7 20,8 20,3 23,5 25,2 27,111 Alterlangen 18,8 24,5 24,3 19,8 22,1 24,7 21,9 21,7 20,7 23,1 24,4 26,112 Steinforst 31,9 38,2 33,0 30,3 33,0 33,1 33,0 32,0 30,4 32,4 32,8 33,220 Burgberg 13,1 17,0 16,9 17,5 21,0 26,1 19,8 20,5 20,8 24,7 27,2 29,821 Meilwald 18,7 21,6 15,8 13,4 14,9 10,1 17,8 17,0 15,7 17,6 18,6 20,022 Sieglitzhof 22,7 27,4 24,8 24,6 27,3 29,9 25,3 25,1 24,2 27,0 28,3 29,823 Loewenich 19,6 20,8 15,5 16,6 24,8 26,7 23,6 24,4 24,6 28,3 30,5 33,024 Buckenhofer Siedlung 39,0 41,4 40,2 38,3 37,5 40,8 33,7 32,8 30,9 32,6 32,8 33,325 Stubenloh 19,4 21,5 19,5 20,2 22,8 24,3 23,0 23,6 23,6 26,9 29,1 31,430 Röthelheim 32,0 30,0 31,2 28,0 30,0 34,2 31,7 32,3 32,3 35,8 37,7 39,932 Sebaldus 25,8 28,2 28,0 26,4 28,4 33,6 30,3 31,0 31,2 34,8 36,9 39,233 Röthelheimpark 35,2 42,5 40,9 39,5 44,1 45,7 43,7 44,5 44,4 46,8 48,5 50,140 Anger 80,7 87,7 81,4 75,5 82,2 80,1 73,6 71,3 68,2 68,4 66,7 64,641 Rathenau 58,5 66,0 62,1 58,0 62,4 63,2 61,6 61,1 60,0 62,3 62,5 62,542 Schönfeld 50,7 61,1 56,9 51,8 54,6 57,1 57,7 56,8 55,5 57,5 57,6 57,443 Forschungszentrum 29,0 28,9 26,0 30,3 31,8 30,5 26,2 25,6 24,7 27,3 28,5 29,844 Bachfeld 48,8 54,0 53,0 50,2 49,5 49,0 54,4 55,0 54,9 58,4 59,8 61,045 Bierlach 63,5 67,7 62,6 57,6 61,2 66,6 62,0 61,2 59,6 61,7 61,8 61,450 Eltersdorf 22,6 29,6 22,3 20,1 23,1 22,0 20,1 18,3 15,7 16,5 16,3 16,552 Tennenlohe 14,8 21,0 16,8 17,0 19,0 22,0 20,1 20,0 19,3 22,0 23,5 25,361 Frauenaurach 26,8 30,2 27,9 24,0 22,6 27,8 26,1 25,5 24,1 26,6 27,5 28,662 Kriegenbrunn 12,6 17,1 15,2 11,9 16,0 20,0 17,0 17,4 16,8 20,0 21,9 24,163 Hüttendorf 14,6 18,3 15,8 11,3 15,2 19,4 19,3 19,5 18,8 22,0 23,7 25,670 Kosbach 10,6 14,4 14,8 10,0 11,4 14,9 19,4 20,5 20,9 25,8 28,8 31,571 In der Reuth 13,4 22,1 16,9 15,8 18,4 22,7 12,3 10,5 8,1 8,3 8,2 8,876 Büchenbach Dorf 50,3 54,5 51,7 57,3 60,8 66,2 66,3 69,2 71,1 77,4 80,9 83,177 Büchenbach Nord 71,8 81,5 77,7 71,0 72,9 76,0 75,8 74,9 73,4 75,4 75,2 74,178 Büchenbach West 28,5 33,0 32,1 27,0 29,2 28,7 27,6 26,9 25,4 27,0 27,7 28,580 Dechsendorf West 17,2 24,5 18,5 16,6 16,1 24,6 20,6 19,8 18,3 20,9 21,8 22,881 Dechsendorf Ost 10,6 18,6 15,6 15,8 18,7 17,2 17,2 17,1 16,2 18,9 20,4 22,2

Prognose

Page 122: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

122 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015

von Hartz IV leicht rückläufig. Die weitere Entwick-lung wird zeigen, ob dieser Trend anhält.

Ein nahezu kontinuierlich ansteigender Sozialindex findet sich dagegen in Büchenbach Dorf (Bezirk 76). Hier sind vor allem die Anteile der Hartz IV-Empfän-gerinnen und -Empfänger angestiegen. Deren Anteil hat sich bei den unter 15-Jährigen von zwölf Prozent im Jahr 2008 bis heute verdoppelt. Auch bei den älteren Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern sind die Anteile angestiegen, wenn auch in deut-lich geringerem Ausmaß. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist im glei-chen Zeitraum von 39 auf 48 Prozent angestiegen. Wenn sich diese Entwicklungen der vergangenen Jahre in Zukunft fortsetzen, wird der Sozialindex in Büchenbach Dorf stark ansteigen.

Sowohl die Bezirke mit negativen als auch die mit positiven Entwicklungen sollten in Zukunft genauer betrachtet werden, um sich den Ursachen solcher Entwicklungstendenzen zu nähern. Daraus können Strategien entwickelt werden, um Konzentrationen sozialer Problemlagen zukünftig zu vermeiden.

Dies erfordert die systematische Beobachtung klein-räumiger Entwicklungen. Um dies zu gewährleis-ten, wird die Abteilung Statistik und Stadtforschung zusätzlich zur jährlichen Veröffentlichung der klein-räumigen Sozialstruktur und zum kleinräumigen Demografiemonitoring in Zukunft auch den kleinräu-mige Sozialindex jährlich fortschreiben. Damit steht ein weiteres Instrument zur Verfügung, das Anhalts-punkte für die Wirksamkeit lokaler Maßnahmen gibt.

Gerhard Plietsch

02/2015

Page 123: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach
Page 124: Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen · Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015 wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfran-ken angekündigt, dass die Quote der nach

01 Altstadt02 Markgrafenstadt03 Rathausplatz04 Tal10 Heiligenloh11 Alterlangen12 Steinforst20 Burgberg

21 Meilwald22 Sieglitzhof23 Loewenich24 Buckenhofer Siedlung25 Stubenloh30 Röthelheim32 Sebaldus33 Röthelheimpark

40 Anger41 Rathenau42 Schönfeld43 Forschungszentrum44 Bachfeld45 Bierlach50 Eltersdorf51 St. Egidien

52 Tennenlohe60 Neuses61 Frauenaurach62 Kriegenbrunn63 Hüttendorf70 Kosbach71 In der Reuth73 Häusling

74 Steudach75 Industriehafen76 Büchenbach Dorf77 Büchenbach Nord78 Büchenbach West80 Dechsendorf West81 Dechsendorf Ost82 Mönau

Statistische Bezirke der Stadt Erlangen