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© Fraunhofer STRATEGISCHE KUNDENINTEGRATION IN DEDIZIERTEN MASCHINENBAU-MÄRKTEN Zusammenfassung wesentlicher Studienergebnisse November 2013 Bild: Engel Austria GmbH Bild: Zeiss AG »Service sichert Zukunft« (Zitat Service-Leiter) Bild: Fotolia

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STRATEGISCHE KUNDENINTEGRATION IN DEDIZIERTEN MASCHINENBAU-MÄRKTEN

Zusammenfassung wesentlicher Studienergebnisse

November 2013

Bild: Engel Austria GmbH Bild: Zeiss AG

»Service sichert Zukunft« (Zitat Service-Leiter)

Bild: Fotolia

© Fraunhofer

INHALT

Zielsetzung und Ergebniszusammenfassung

Studienfokus, Vorgehen und Analyseraster

Kundenintegration in dedizierten Maschinenbaumärkten

Formen der Kundenintegration und Praxisbeispiele

Kundenintegration und Unternehmenserfolg

© Fraunhofer Folie 3

Zielsetzung der Studie

Erkennen von Formen der Kundenintegration

Erkennen von Integrationsmustern in dedizierte Maschinenbaumärkten

Darstellung von Best Practices

© Fraunhofer Folie 4

Thesen der Studie

Kundenintegration bedeutet, dass Kunden selbst und aktiv Aufgaben im Service-Wertschöpfungsprozess übernehmen, weil Hersteller wie auch Kunden sich davon einen Mehrwert versprechen.

Kundenintegration im B2C-Bereich wird oftmals genutzt, um die Produktivität der Dienstleistung zu steigern (z.B. Internet-Banking). Im B2B-Bereich wie im Maschinen- und Anlagenbau dient die Kundenintegration primär der Bindung von Kunden.

Welche Form der Kundenintegration erfolgversprechend ist, hängt auch vom Seriengrad und der Komplexität von Maschinen- und Anlagen ab.

Innovative Formen der Kundenintegration spiegeln sich in Service-Produkten und Service-Prozessen wider.

Erfolgreiche Unternehmen wählen die für sie passende Form der Kundenintegration und binden Kunden gezielt in Service-Prozesse ein.

Bild: Fotolia

© Fraunhofer Folie 5

Beispiele für Kundenintegration aus anderen Branchen

Kunden bewerten Produkte

Kunden entwickeln Apps

Kunden übernehmen Montage & Logistik

© Fraunhofer Folie 6

Management Summary I

Die Varianz der Kundenstruktur nimmt in allen Maschinenbaumärkten zu. Kunden werden in ihrer Struktur, ihrem Anspruch und Verhalten heterogener. Manche Kunden wollen Aufgaben im Service selber übernehmen, andere wollen das Geschäft weitgehend aus der Hand geben. Damit wird eine feingliedrige Analyse und Segmentierung von Kunden und ihren Bedürfnissen wichtiger.

Die Mitwirkung von Kunden in Wartungs- und Reparaturprozessen bezieht sich primär auf die organisatorische Einbeziehung von Kunden (Terminfindung, Zugänge schaffen etc.). Hier beeinflusst der Kunde maßgeblich die Produktivität der Service-Erbringung.

Der Reparaturprozess wird von allen Herstellern als Kerngeschäft wahrgenommen. Es sind keine Bestrebungen zu erkennen, dieses Geschäft an Kunden oder Dritte abzugeben. Jedoch müssen Kunden mit sehr hohen Stillstands- und Downtime-Kosten in der Lage sein, bestimmte Reparaturen selber durchzuführen. Diese Kunden werden von den Herstellern entsprechend qualifiziert.

© Fraunhofer Folie 7

Management Summary II

Wenig ausgeprägt sind Ansätze, die darauf abzielen, dass Kunden Wartungsarbeiten selbst übernehmen. Jedoch betrachten nicht alle Hersteller den Wartungsprozess als Kerngeschäft. So sind vereinzelt Bestrebungen zu beobachten, Wartungen gezielt an Kunden zu vergeben – auch um den Markt vor »grauen« Wettbewerbern abzuschirmen.

Eine Ausnahme stellt der Bereich mobiler Maschinen dar. In diesem Marktsegment ist der Trend zur Übernahme von Wartungsleistungen durch Kunden höher ausgeprägt. Zum einen stehen die Maschinen vielfach in schwer zugänglichem Gebiet, was einen raschen Service-Einsatz der Hersteller unmöglich macht. Zum anderen verlangen manche Service-Tätigkeiten aus Sicherheitsgründen eine zweite Person vor Ort.

Vor allem die Anbieter seriennaher Maschinen setzen verstärkt auf Portallösungen, um Kunden in den Service-Prozess zu integrieren. Hersteller von Komponenten jedoch haben Schwierigkeiten bei der Akzeptanz von Portallösungen. Dagegen versuchen die Anbieter serienferner Maschinen Kunden vor allem über professionelle Beratungsansätze stärker einzubeziehen.

© Fraunhofer Folie 8

Management Summary III

Entlang der Phasen Pre-Sales, Sales und After-Sales lassen sich in den jeweiligen Maschinenbaumärkten unterschiedliche Schwerpunkte bei Einbindungsformen von Kunden in Service-Prozesse beobachten.

Der Erfolg der Kundeneinbindung sowie die Erreichung der Service-Ziele durch Kundeneinbindung hängt vor allem von einer hohen Einbindungsintensität, einem frühen Einbindungszeitpunkt, einer hohen Customization, einem hohen Aktivitätsgrad des Kunden und einem engen Beziehungsgefüge zwischen Kunde und Unternehmen ab.

Ein wesentliches Ziel der Kundeneinbindung besteht darin, dass die Hersteller stärker ihre Geschäftsprozesse mit denen der Kunden verknüpfen. Hier muss jedoch jeder Hersteller selber den Rahmen dafür definieren und die für ihn passenden Einbindungsformen realisieren.

© Fraunhofer

INHALT

Zielsetzung und Ergebniszusammenfassung

Studienfokus, Vorgehen und Analyseraster

Kundenintegration in dedizierten Maschinenbaumärkten

Formen der Kundenintegration und Praxisbeispiele

Kundenintegration und Unternehmenserfolg

© Fraunhofer Folie 10

Studienfokus: Integration von Kunden

Die Leistung, die der Anbieter unabhängig

erbringt

Die Leistung, die der Kunde unabhängig

erbringt

Die Leistung, die Anbieter und Kunde

interaktiv erbringen

Service- Performance

Fokus

Der Fokus liegt auf Leistungen, in denen Kunden substanzielle Wertschöpfungsbeiträge übernehmen

© Fraunhofer Folie 11

Dedizierte Maschinenbaumärkte Betrachtet wurden drei Hersteller-Cluster zzgl. Komponenten-Hersteller

Masc

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Seriengrad

Baumaschinen

Flurförderzeuge

Etc.

Werkzeugmaschinen

Automatisierung

Etc.

Anlagenbau

Sondermaschinen

Etc.

K

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H

erste

ller

A D

B C

hoch

hoch

Nicht betrachtet

© Fraunhofer Folie 12

Begriffsverständnis »Kundenintegration«

Kundeneinbindung ist die Einbindung eines oder mehrerer Kunden von Unternehmen in deren Prozesse, indem der Kunde aktiv Informationen und/oder seine Arbeitskraft in Aufgaben einbringt, die ehemals unternehmensintern ausgeführt wurden.

Bild: Fotolia

© Fraunhofer Folie 13

Überblick Studienaufbau und -ablauf

1

• Identifikation von innovativen Unternehmen in den Maschinenbau-Märkten & Desktop Research

2

•Durchführung von 15 leitfadengestützten Experteninterviews mit Service-Verantwortlichen

3

•Qualitative Analyse der Ergebnisse •Quantitative Analyse der Ergebnisse mit

Hilfe der Methode QCA*

*Die QCA (Qualitative Comparative Analysis) ist ein vergleichsweise neues statistisches Verfahren, bei dem qualitative Werte quantifiziert und damit statistisch interpretierbar werden

© Fraunhofer Folie 14

Analyse-Raster Strukturierung der Interview Aussagen

Merkmale Kunden

Merkmale Kundeneinbindung

Merkmale Service-Produkte

A D B C

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In der Praxis finden sich zahlreiche Überschneidungen zwischen den Marktsegmenten. Die nachfolgend ausgeführten Ergebnisse zu dedizierten Maschinenbaumärkten sind demzufolge idealtypisch zu verstehen.

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INHALT

Zielsetzung und Ergebniszusammenfassung

Studienfokus, Vorgehen und Analyseraster

Kundenintegration in dedizierten Maschinenbaumärkten

Formen der Kundenintegration und Praxisbeispiele

Kundenintegration und Unternehmenserfolg

© Fraunhofer Folie 16

Hersteller seriennaher mobiler Maschinen

Merkmale der Kundenintegration

Bild: Komatsu Forrest

© Fraunhofer Folie 17

Hersteller seriennaher mobiler Maschinen Merkmale Kunden

Die Kundenstruktur in diesem Marktsegment ist sehr heterogen – Kunden sind Werkstattmeister, Bediener, Einkäufer oder aber Fahrer. Aufgrund der hohen Varianz der Kundenstruktur wird die Segmentierung von Kunden wichtiger.

Es gibt eine große Spannbreite der Technikkompetenz von Kunden, was auch daran liegt, dass es Kunden gibt, die sehr viele Maschinen im Einsatz haben und entsprechende Kompetenz aufbauen. Vor allem Kunden mit hoher Technikkompetenz neigen dazu, Instandhaltungsarbeiten selbst zu erbringen.

Wesentlich stärker als in anderen Maschinenbaumärkten sind mobile Maschinen auch emotionale Produkte – die Entscheidung der Fahrer und Bediener hat deshalb einen starken Einfluss auf die Kaufentscheidung von Produkt und Service.

© Fraunhofer Folie 18

Hersteller seriennaher mobiler Maschinen Merkmale Kundeneinbindung

Bei mobilen Produkten, die schlecht erreichbar sind, müssen Kunden teilweise für Service-Arbeiten geschult werden. Hierfür sind systematische Ansätze und Schulungsprodukte in den Unternehmen vorhanden.

Bei der Wartung / Instandhaltung ist die Mitwirkung des Kunden teilw. notwendig, weil der Monteur die Arbeiten allein nicht durchführen kann.

Die Mit- und Einwirkung des Kunden im Wartungs- und Reparaturprozess ist vor allem bei mobilen Maschinen eine organisatorische Herausforderung (Abstimmung von Termin und Einsatzort).

Beim Mietgeschäft sinkt die Einbindungs- bzw. Mitwirkungsbereitschaft des Kunden, weil dieser seine Kompetenzen im Betrieb der Flotte sieht – das Mietgeschäft nimmt aber tendenziell zu.

In Entwicklungsprozesse werden Kunden selten systematisch einbezogen. Die hohe Standardisierung der Produkte bietet aber Möglichkeiten, Produkt- und Service-Konfiguratoren in der Vertriebssituation einzusetzen.

© Fraunhofer Folie 19

Hersteller seriennaher mobiler Maschinen Merkmale Service-Produkte

Telemetrie und Condition Monitoring spielen für die Service-Erbringung eine große Rolle. Viele Hersteller haben hier ausgereifte Lösungen im Einsatz. Allerdings müssen die Hersteller mobiler Maschinen auch Komponenten-übergreifend warten und reparieren, weil die Kunden Lösungen und Angebote aus einer Hand wünschen. Dies geschieht meist durch Pauschalwartungsverträge, die an Wartungsfristen orientiert sind. Hier liegen zugleich die Grenzen der vorbeugenden Wartung, weil man sonst zu oft zum Kunden hinausfahren müsste.

Es gibt in Einzelfällen vertragliche Absprachen mit Kunden, die bestimmte Teile von Service-Arbeiten selber übernehmen wollen.

Die Transparenzanforderungen an die Leistungserbringung nehmen auch im Marktsegment mobiler Maschinen zu. Die Service-Aufwände müssen gegenüber dem Kunden genauer und detaillierter nachgewiesen werden. Zum Teil ist bereits eine Abkehr von bisherigen »Flatrate-Tarifen« zu beobachten.

© Fraunhofer Folie 20

Hersteller seriennaher stationärer Maschinen

Merkmale der Kundenintegration

Bild: Trumpf Maschinenbau GmbH

© Fraunhofer Folie 21

Hersteller seriennaher stationärer Maschinen Merkmale Kunden

Die Komplexität des Applikationsfeldes der Hersteller variiert, insgesamt erscheint die Kundenstruktur aber homogener als bei mobilen Maschinen.

Vor allem hohe Stillstand-Kosten fördern die Bereitschaft der Kunden für neue Integrationskonzepte (insbesondere für Remote-Support-Services).

Auch bei seriennahen stationären Maschinen fällt die Gruppe der Service-Besteller und der Service-Nutzer zunehmend auseinander.

Je größer die Kunden, desto stärker werden betriebswirtschaftliche Entscheidungen für die Auswahl des Produktes und der Service-Leistungen zu Grunde gelegt. Damit kommen andere Akteure an den Verhandlungstisch (z.B. Controller).

Kunden stellen auch in diesem Segment zunehmend Anforderungen an die Kostentransparenz von Service-Leistungen. Echte Service-Life-Cycle Berechnungen werden aber allenfalls im Automotive-Bereich vorgenommen.

© Fraunhofer Folie 22

Hersteller seriennaher stationärer Maschinen Merkmale Kundeneinbindung

Die frühzeitige Integration von Kunden in die Produkt/Service-Entwicklung ist häufig aus Kostengründen limitiert (Reisekosten etc.).

Viele Hersteller haben Demonstrations- und Anwendungszentren (Technikum) eingerichtet, in denen Kunden Maschinen testen und ausprobieren können. Zum Teil werden hier auch kundenspezifische Fertigungsverfahren weiterentwickelt.

Die punktuelle und situative Einbindung des Kunden in den Reparatur- und Wartungsprozess ist wichtig, vor allem im Hinblick auf Terminabsprachen (Zugänge frei legen etc.).

Die Bereitschaft bzw. der Kundenwille, Wartungsarbeiten und Instandhaltungen selber auszuführen, variiert mit dem geographischen Zielgebiet (hohe Kundenmitwirkung vor allem in Russland/Osteuropa, teilw. in Asien).

Je stärker die Seriengradorientierung, desto höher die Bereitschaft in Kundenportale etc. zu investieren, mit denen Kunden Service-Historien und Reparaturprozesse nachvollziehen können.

© Fraunhofer Folie 23

Hersteller seriennaher stationärer Maschinen Merkmale Service-Produkte

Es existieren teilweise Shared-Service Verträge, bei denen die Wartung komplett durch Kunden übernommen wird.

Es gibt einen starken Trend zur Standardisierung und Modularisierung von Service-Produkten.

Die Standardisierung von Service-Produkten führt zu einem Spannungsfeld der individuellen Service-Erbringung. Hier ist vereinzelt eine Abkehr vom »Lösungsgeschäft« erkennbar (man will nicht mehr alles für den Kunden machen, sondern die eigenen Service-Standards durchsetzen).

Die Realisierung von Service-Verträgen zur Erhöhung der Produktivität und der Verfügbarkeit gelingt vor allem in Westeuropa, insbesondere Deutschland, und den USA. In Asien und Osteuropa hingegen werden diese Verträge deutlich seltener abgeschlossen.

© Fraunhofer Folie 24

Hersteller serienferner stationärer Maschinen

Merkmale der Kundenintegration

Bild: manroland web systems GmbH

© Fraunhofer Folie 25

Hersteller serienferner stationärer Maschinen Merkmale Kunden

Es gibt eine starke Polarisierung der Kundenstruktur in Bezug auf das applikationstechnisches Know-how. Manche Kunden haben im Applikationsfeld ein höheres Prozesswissen als die Hersteller selbst.

Die Steigerung des Verständnisses über Wertschöpfungsprozesse im Applikationsfeld des Kunden ist im Umfeld komplexer Sondermaschinen die zentrale Herausforderung.

Kunden mit hohen Ausfallkosten bei Anlagen müssen Teile des Service selber beherrschen (ähnlich wie bei mobilen Maschinen).

Eine erfolgreiche Kundenbindung wird vor allem in diesem Segment über eine persönliche Ansprache durch Service-Techniker und Monteure bzw. durch »Service-Berater« realisiert.

© Fraunhofer Folie 26

Hersteller serienferner stationärer Maschinen Merkmale Kundeneinbindung

Sowohl die Abnahme der Anlage als auch die Inbetriebnahme sind sehr wichtige Prozesse für die Einbindung von Kunden (Dokumentation, Einweisung, Zertifizierung etc.).

Es findet häufiger als in anderen Segmenten eine Einbeziehung von Kunden in den frühen Entwicklungsphasen statt (Arbeit mit Pilot- und Konzeptkunden).

Komplexe Produkte und Anlagen lassen sich am besten im Live-Einsatz beim Kunden verkaufen (Produktdemonstrationen von Kunden für dritte Kunden).

Die Kunden unterstützen den Reparaturprozess teilw. mit eigenem Personal.

Zum Teil werden Wartungen gezielt an Kunden vergeben, um den Markt von »grauen« Wettbewerbern auszugrenzen.

© Fraunhofer Folie 27

Hersteller serienferner stationärer Maschinen Merkmale Service-Produkte

Service-Konfiguratoren sind teilweise vorhanden; die Konfiguration endet jedoch bei der Spezialisierung des Applikationsfeldes der Kunden (Grenzen der Standardisierbarkeit)

In einem proprietären Ersatzteilgeschäft sehen nur wenige Hersteller Chancen, da Kunden zunehmend Transparenz in den Kostenstrukturen verlangen.

Eine Trend zu einer weiteren Standardisierung von Service-Produkten und Leistungen ist in diesem Marktsegment kaum zu beobachten

© Fraunhofer Folie 28

Hersteller Komponenten

Merkmale der Kundenintegration

Bild: BoschRexroth AG

© Fraunhofer Folie 29

Hersteller Komponenten Merkmale Kunden

Auch hier gibt es eine Polarisierung in der Kundenstruktur – manche Kunden wollen Service selber machen, andere am liebsten alles vergeben.

Die Kunden sind keine Endkunden, sondern meist Hersteller und damit zugleich Wettbewerber im Service.

Aber eine gute internationale Service Delivery Struktur eines Komponenten-Lieferanten kann für den Maschinenhersteller (OEM) ein gutes Verkaufsargument im Ausland sein (z.B. bei Antriebsmotoren).

Wenn die OEM mehr Service für Komponenten anbieten, sinken die Service-Margen der Komponenten-Hersteller (sie werden zu Teilelieferanten).

© Fraunhofer Folie 30

Hersteller Komponenten Merkmale Kundeneinbindung

Viele Services sind einfach, so dass Kunden den Service selber erbringen können oder aber Kunden beauftragen den OEM, die Komponenten mit zu servisieren.

Die Kundeneinbindung ist auch deshalb schwierig, weil die Besteller der Leistung vielfach nicht die Nutzer des Service ist.

Elektronische Kundenportale von Komponenten-Herstellern werden von Kunden eher zögerlich angenommen, zumindest wenn es um die Verfolgung der Service-Historie und die Auftragsüberwachung etc. geht. Größere Potenziale haben dagegen internetbasierte Kundenportale, die eine stärkere Vertriebsausrichtung haben (Komponenten konfigurieren und bestellen).

Komponenten-Hersteller haben Schwierigkeiten mit Pilotkunden neue Service-Konzepte zu testen.

Komponenten-Hersteller geraten bei der End-Nutzer-Einbindung schnell in eine Konkurrenz-Situation zu ihren eigentlichen Kunden (den OEM)

© Fraunhofer Folie 31

Hersteller Komponenten Merkmale Service-Produkte

Auch im Komponentenmarkt besteht ein Trend von der Flatrate hin zu abrechenbaren Service-Leistungen

Condition Monitoring Systeme sind wichtig und teilw. sehr ausgereift, aber die Nutzungsdaten werden kaum für Benchmarkingportale und höherwertige Beratungsprodukte herangezogen.

Komponenten Hersteller zielen auf eine weitere Standardisierung und Modularisierung in den Service-Produkten ab.

Die Service-Beratung (z.B. Berechnung von Auslegungen etc.) wird häufig kostenlos erbracht.

Je komplexer die Komponenten, desto mehr Service-Produkte werden angeboten und desto professionalisierter ist das Service-Geschäft.

© Fraunhofer

INHALT

Zielsetzung und Ergebniszusammenfassung

Studienfokus, Vorgehen und Analyseraster

Kundenintegration in dedizierten Maschinenbaumärkten

Formen der Kundenintegration und Praxisbeispiele

Kundenintegration und Unternehmenserfolg

© Fraunhofer Folie 33

Mobile Maschinen (Serie)

Produkt-/Service- Konfiguratoren

Service-Apps Service-Portale Remote Service

Stationäre Maschinen (Serie)

Technikum Kunden für Kunden

Marktspezifische Business Units

Service-Portale Remote Service

Stationäre Maschinen (Sonder)

Konzept-Kunden Kunden für Kunden Service-Berater

Marktspezifische Business Units Kundendemonstrationen

Benchmarking Portale Remote Service

Komponenten Service-Portale (Vertriebsfokus)

Service-Verträge

Remote Service

Phasenbezogene Integration Erfolgversprechende Formen der Kundenintegration

Pre-Sales Sales After-Sales

© Fraunhofer Folie 34

Formen der Kundenintegration & Best Practices 1/3

Form der Kunden-

integration

Beschreibung Best Practice Beispiel*

Produkt-/Service-Konfiguratoren

Einsatz von Service-Konfiguratoren zur Einbindung von Kunden in die Eins-zu-Eins-Vertriebssituation. Meist werden Produkt-Konfiguratoren um Service-Module erweitert. Der Einsatz bietet sich vor allem bei standardisierten Produkten an.

CAMOS Produkt Konfigurator http://www.camos.de/ Insinno Mobile Vertriebsunterstützung http://home.insinno.de/

Technikum Hersteller implementieren ein Demonstrations- und Anwendungszentrum, in dem neue Produkte vorgeführt, Kundenschulungen durchgeführt und kundenspezifische Applikationsprozesse getestet bzw. weiterentwickelt werden.

Diverse Beispiele bei unterschiedlichen Herstellern, insbesondere bei komplexen Maschinen und Anlagen

Konzeptkunden Hersteller entwickeln oder testen mit ausgewählten Pilot- oder Konzeptkunden neue Dienstleistungsangebote. Dabei handelt es sich um langjährige Kunden, denen vielfach Sonderkonditionen eingeräumt werden.

Diverse Beispiele bei unterschiedlichen Herstellern, eher bei Herstellern mit geringem Seriengrad

*Die hier genannten Best Practice Beispiele wurden teilw. im Rahmen der Desktop-Recherche identifiziert.

© Fraunhofer Folie 35

Formen der Kundenintegration & Best Practices 2/3

Form der Kunden-

integration

Beschreibung Best Practice Beispiel

Service-Berater Hersteller schaffen eine neue Funktion, die keinen Vertriebsauftrag, sondern eine reine Beratungsfunktion hat. Service-Berater sind hochqualifizierte Applikationsspezialisten, die Kunden in besuchen und im Gespräch Verbesserungspotenziale ausloten.

HOMAG AG, ENGEL Austria GmbH, Heidelberger Druckmaschinen, aber auch andere Hersteller komplexer Produkte, die über ein weit entwickeltes Service-Geschäft verfügen

Marktspezifische Business Units

Hersteller nutzen für (internationale) Teilmärkte eigenständige Business Units, in denen spezielle Service-Angebote erprobt und realisiert werden (z.B. Kunden warten in den USA Anlagen selbst).

Diverse Beispiele, insbesondere große Hersteller mit international eigenständigen Service-Gesellschaften

Kunden für Kunden

Kunden präsentieren laufende Anlagen für potenzielle Neukunden bei sich im Haus.

Diverse Beispiele bei unterschiedlichen Herstellern

Service-Verträge Kunden übernehmen im Rahmen festgelegter Service-Verträge bestimmte Aufgaben bzw. verpflichten sich, innerhalb festgelegter Intervalle bestimmte Service-Leistungen an den Anlagen durchführen zu lassen.

Heidelberg Partnerbrief http://www.de.heidelberg.com/www/html/de/content/articles/systemservice/partnerbrief BoschRexroth CUP (Continious Uptime Programm)

© Fraunhofer Folie 36

Formen der Kundenintegration & Best Practices 3/3

Form der Kunden-

integration

Beschreibung Best Practice Beispiel

Service-Apps Applikation für mobile Devices, mit denen Kunden Service-Funktionen nutzen können (z.B. Reparaturmeldungen abgeben).

Kärcher Service App http://www.kaercher.de/de/Service/Kaercher_Service_App.htm

Service-Portale In ihren Funktionalitäten skalierbare Informationsportale. Kunden können die Service-Historie der Installed Base einsehen, Service-Produkte auswählen und kundenspezifische Mehrwertinformationen beziehen.

SEW Drivegate https://www.drivegate.biz/de/ DEMAG Kundenportal http://www.demagcranes.de/cms/site/deutschland/page63089.html

Benchmarking-Portale

Kunden können abstrahierte Maschinen-Nutzungs-Prozessdaten gegenüber anderen Kunden benchmarken.

Heidelberg Prinect Performance Benchmarking http://www.heidelberg.com/www/html/de/content/products/prinect/press/performance_benchmarking

Remote Service Kunden liefern Maschinendaten ihrer Installed Base, die Hersteller aufbereiten und zur Erhöhung der Produktivität und Maschinenauslastung dem Kunden bereitstellen

MTU Mining Remote Service Portal http://swap.tcis.de/mtu/demo-tool/#

© Fraunhofer Folie 37

Einschätzung der Relevanz der Kundeneinbindung in unterschiedliche Service-Prozesse bzw. Phasen

Entwicklungsprozess

Vertriebs-prozess

Wartung Reparatur

Mobile Maschinen (Serie)

- +/- ++ +

Stationäre Maschinen (Serie)

+ +/- +/- +/-

Stationäre Maschinen (Sonder)

++ + +/- +/-

Komponenten - + - -

Legende der verteilten Gewichtung: ++ sehr wichtig; + wichtig; +/- teilweise wichtig; -weniger wichtig

© Fraunhofer

INHALT

Zielsetzung und Ergebniszusammenfassung

Studienfokus, Vorgehen und Analyseraster

Kundenintegration in dedizierten Maschinenbaumärkten

Formen der Kundenintegration und Praxisbeispiele

Kundenintegration und Unternehmenserfolg

© Fraunhofer Folie 39

Kundenintegration und Unternehmenserfolg Wovon hängt der Erfolg der Kundeneinbindung ab?

Der Erfolg der Kundeneinbindung wird über die Experteneinschätzungen verschiedener Erfolgsparameter der Kundeneinbindung gemessen. Die fsQCA* berechnet über alle Interviews, wie der Erfolg bestimmt werden kann

Die analysierten Merkmale zusammen können den Erfolg der Kundeneinbindung zu 85% erklären (solution coverage: 0,847)

Besonderen Erklärungsgehalt hat die Kombination aus einer hohen Einbindungsintensität, einem frühen Einbindungszeitpunkt, einer hohen Customization, einem hohen Aktivitätsgrad des Kunden und einem engen Beziehungsgefüge zwischen Kunde und Unternehmen

Diese Kombination erklärt alleine den Erfolg zu 63% (raw coverage: 0,630)

* Fuzzy set Qualitative Comparative Analysis

Analysierte Merkmale der Kundeneinbindung

Einbindungsintensität

Einbindungszeitpunkt

Zeitliche Intensität

Ausmaß an Customization

Aktivitätsgrad des Kunden

Kundenattraktivität

Beziehungsgefüge

© Fraunhofer Folie 40

Kundenintegration und Unternehmenserfolg In welchem Zusammenhang steht die Kundeneinbindung mit der Erreichung der Service-Ziele?

Die Zielerreichung durch die Kundeneinbindung wird über die Experteneinschätzungen der Erreichung interner und externer Ziele gemessen. Die fsQCA berechnet über alle Interviews, inwieweit die Zielerreichung durch die Kundeneinbindung bestimmt ist

Alle Merkmale zusammen können die Zielerreichung der Kundeneinbindung zu 71% erklären (solution coverage: 0,714)

Besonderen Erklärungsgehalt hat wieder die Kombination aus einer hohen Einbindungsintensität, einem frühen Einbindungszeitpunkt, einer hohen Customization, einem hohen Aktivitätsgrad des Kunden und einem engen Beziehungsgefüge zwischen Kunde und Unternehmen

Diese Kombination erklärt alleine die Zielerreichung zu 52% (raw coverage: 0,518)

Analysierte Merkmale der Kundeneinbindung

Einbindungsintensität

Einbindungszeitpunkt

Zeitliche Intensität

Ausmaß an Customization

Aktivitätsgrad des Kunden

Kundenattraktivität

Beziehungsgefüge

© Fraunhofer Folie 41

Kundenintegration und Unternehmenserfolg Best Practice zur Kundenintegration

Merkmale der Kundeneinbindung Bestmögliche Ausprägung

Einbindungsintensität Möglichst hoch

Einbindungszeitpunkt Möglichst früh

Zeitliche Intensität Wenig Relevanz

Ausmaß an Customization Möglichst hoch

Aktivitätsgrad des Kunden Möglichst hoch

Kundenattraktivität Wenig Relevanz

Beziehungsgefüge Möglichst eng

© Fraunhofer Folie 42

Ansprechpartner

Professur für Marketing und Innovation – Universität Trier

Sina Forster Wissenschaftliche Mitarbeiterin +49 651 201-2644 [email protected]

Fraunhofer IAO

Bernd Bienzeisler Leiter Competence Center Dienstleistungsarbeit +49 711970-2088 [email protected]