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Strukturelles_Kleben_100625
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- 1 -
Strukturelles Kleben
Dr.-Ing. Wolfgang Fleischmann Henkel AG & Co. KGaA
28. April 2010
1 Einfhrung Der Begriff Strukturklebstoff wird im allgemeinen Sprachgebrauch fr hoch belastete
Klebstoffe verwendet, die dauerhafte Klebeverbindungen gewhrleisten mssen und im
Versagensfall erhebliche Schden an Personen, Sachwerten oder Umwelt verursachen knnen.
Die Anforderungen an eine Strukturklebung werden in der Regel durch technische
Spezifikationen vorgeschrieben. Diese enthalten neben einer detaillierten Charakterisierung
des Klebstoffes auch Angaben zur geforderten Festigkeit unter Betriebsbedingungen, wie
beispielsweise Belastungsart und Belastungsgeschwindigkeit, Betriebstemperaturen und
Umgebungsmedien, Lebensdauer der Verbindung, sowie Angaben zu den gewnschten
Verarbeitungs- und Prozessbedingungen. Zur Sicherstellung der geforderten Funktionalitt
erfolgt eine Auslegung der Verbindung nach ingenieurtechnischen Prinzipien, die Berechnung
und experimentelle Validierung beinhalten. Qualittssicherungsmanahmen begleiten den
Herstellungsprozess um eine einwandfreie Fertigung der Verbindung sicherzustellen.
2 Strukturklebstoffe Eine bersicht Chemisch reagierende Polymersysteme bilden die Basis fr Strukturklebstoffe. Die
Aushrtereaktion kann durch Zufuhr von Wrme, Vermischen von Harz und Hrter,
Luftfeuchtigkeit oder UV-Strahlung erfolgen. Bei anaeroben Klebstoffen wird die
Abbindereaktion durch Metallionen und Sauerstoffausschluss erzeugt.
- 2 -
Die wichtigsten Strukturklebstoffe sind:
Epoxidharze Anaerobe Klebstoffe Phenolharze Cyanacrylate Methlymethacrylate Polyurethane Silikone
In diesem Beitrag sollen nur die Epoxidharze und anaeroben Klebstoffe nher betrachtet
werden.
2.1 Epoxidharzklebstoffe Epoxidharzklebstoffe besitzen sehr hohe Festigkeiten. Sie gehren zu den am meisten
verbreiteten Klebstoffen fr strukturelle Klebungen. Ob im Fahrzeug- oder Flugzeugbau
sowie im Bausektor, Epoxidharzklebstoffe trifft man berall. Ihr groer Vorteil liegt darin,
dass sie sich fr Metallklebung eignen und darber hinaus auch auf vielen Kunststoffen eine
gute Haftung aufweisen. Sie besitzen eine sehr gute Bestndigkeit gegen physikalische und
chemische Einflsse, zeigen allerdings im Allgemeinen vergleichsweise geringe Flexibilitt.
Fr schlagbelastete Verbindungen wurden deshalb zh-elastische Varianten entwickelt. Dabei
werden gummielastische Polymere in den Klebstoff eingebracht, die bei der Aushrtung
Kgelchen im m-Bereich bilden. Das Versagen einer Klebeverbindung erfolgt durch das
stetige Wachsen von Rissen in der Klebstoffmatrix und die Gummipartikel wirken als
Rissstopper. Als Duromere zeigen Epoxide nur eine geringe Neigung zum Kriechen und
zeichnen sich durch eine hohe Langzeitbestndigkeit aus. Je nach Typ halten sie einer
Temperaturbelastung zwischen 100 C und max. 200 C auf Dauer stand.. Ein weiterer
Vorteil von Epoxiden ist der geringe Hrtungsschrumpf. Damit erzielt man geringe
Eigenspannungen im Klebstoff, wie auch die Unterdrckung von Durchschlagseffekten, die
insbesondere bei der Verklebung von dnnwandigen Blechen auf Sttzkonstruktionen
bedeutsam ist. Epoxidharzklebstoffe sind als warmhrtende 1- komponentige, kalthrtende 2-
komponentige oder reaktive Hotmelt Systeme verfgbar.
Bei 1-K Epoxidharzklebstoffen handelt es sich um Systeme, bei denen schon bei der
Herstellung Harz- und Hrterkomponente im korrekten Verhltnis miteinander vermischt
werden und die erst nach Temperaturerhhung reagieren. Diese Systeme werden als
einkomponentige, reaktionsfhige Prepolymersysteme geliefert. Die Aushrtung bei
Raumtemperatur wird entweder durch ein erst bei hherer Temperatur wirksames
Katalysatorsystem oder durch Auswahl einer erst bei hherer Temperatur reaktionsfhigen
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zweiten Amin-Komponente verhindert. Die Temperaturschwelle fr die Initiierung der
Reaktion kann anwendungsspezifisch formuliert werden und beginnt bei etwa 80 C.
Sonderprodukte fr die Elektronikindustrie reagieren schon bei niedrigeren Temperaturen,
erfordern jedoch bis zur unmittelbaren Verarbeitung die Einhaltung einer durchgngigen
Tiefkhlkette mit Lagertemperaturen von -40 C. Im Karosseriebau hingegen liegt die
Reaktionstemperatur der Klebstoffe im Bereich von 140 180 C, da hier die
Klebstoffaushrtung mit der KTL Lacktrocknung kombiniert wird.
Die kalthrtenden 2-K-Epoxidharzsysteme bestehen aus einer Harz Komponente und einer
Hrter Komponente. Als Epoxidharz werden Polymerbausteine verwendet, die an den
Moleklenden sogenannte Epoxidgruppen tragen. Meist werden dazu die Reaktionsprodukte
aus Bisphenol-A und Epichlorhydrin eingesetzt, die nach dem Vermischen mit dem Hrter,
der Amino- oder Mercaptogruppen enthlt, einen stabilen Duroplasten bilden. Diese Systeme
hrten je nach Formulierung der Klebstoffkomponenten ber einige Minuten bis hin zu
einigen Tagen bei Raumtemperatur aus. Beim Festlegen der Ansatzmenge muss, wie
bei allen 2-k-Sytemen beachtet werden, dass die chemische Aushrtungsreaktion sofort
nach dem Zusammengeben und dem Vermischen der Komponenten beginnt. Mengen
die nicht innerhalb der Topfzeit verarbeitet werden knnen, mssen entsorgt werden.
Eine Anhebung der Temperaturen bewirkt auch bei 2-komponentigen Systemen zum einen
eine Erhhung der Reaktionsgeschwindigkeit, zum anderen kann eine weitere Vernetzung der
Epoxidgruppen erfolgen, was zu einer Steigerung von Festigkeit und Bestndigkeit der
Klebung fhrt.
Epoxidharz-Schmelzklebstoffe sind reaktive Schmelzklebstoffe und werden direkt vor der
Verarbeitung in der jeweilig bentigten Menge aufgeschmolzen und bei Temperaturen
zwischen 60 und 80 C aufgetragen. Bereits whrend der Abkhlung der Klebstoffe
verfestigten sich diese und machen eine Handhabung mglich. Nach dem Abbinden bilden
sich Duromere, und damit ein nicht wieder schmelzbares Polymernetzwerk. Sie besitzen im
Vergleich zu den thermoplastischen Schmelzklebstoffen eine wesentlich hhere innere
Festigkeit. Einsatz finden diese Systeme vorwiegend im Automobilbau.
2.2 Anaerobe Klebstoffe Anaerobe Klebstoffe basieren auf modifizierten Acrylsure-Estern, z. B. TEGMA
(Tetraethylenglykoldimethacrylat). Es handelt sich um 1- komponentige Klebstoffe, die nicht
gemischt werden mssen, ebenso sind keine Topfzeit zu beachten. Sie hrten unter Aus-
schluss von Sauerstoff und Anwesenheit von Metallionen aus. Die Vernetzung luft nach dem
Mechanismus einer radikalischen Polymerisation ab. Solange Sauerstoff vorhanden ist, wird
diese Reaktion inhibiert, indem die Radikale durch Sauerstoff abgefangen werden und so nur
reaktionstrge Peroxid-Radikale gebildet werden. In diesem Zustand liegt der Klebstoff im
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Anlieferungszustand vor. Um nicht vorzeitig auszuhrten, muss der Klebstoff bis zum
Gebrauch in seiner Verpackung Kontakt mit Sauerstoff haben. Hierzu bedient man sich
luftdurchlssiger Kunststoffflaschen, die nur halb gefllt werden.
Wird der Klebstoff in eine enge Klebfuge zwischen zwei Substraten eingebracht, so wird er
durch die Geometrie der Fgeteile von der Umgebungsluft abgeschlossen. Damit liegen
sauerstofffreie Verhltnisse vor und die Reaktion kann beginnen. Fr einen raschen
Reaktionsverlauf ist es jedoch ferner notwendig, dass Metallionen, vorzugweise Kupfer oder
Eisen, vorhanden sind. Diese Metallionen knnen entweder direkt aus den zu verbindenden
metallischen Oberflchen der Substrate stammen oder bei kupfer- und eisenfreien Fgeteilen
von einem flssigen Aktivator, mit dem gelste Metallsalze vor dem Fgen auf die
Oberflchen aufgebracht werden. Die Vernetzung anaerober Klebstoffe luft in einem
komplexen Kreisprozess, bestehend aus Metallkomplexbildung, Metallionenreduktion und
Radikalbildung ab, der sich sehr rasch selbst regeneriert und damit eine effektive und
vollstndige Aushrtung der Klebefuge gewhrleistet.
Anaerob ausgehrtete Klebstoffe sind Duromere und knnen hohe Festigkeiten und groe
Temperaturbestndigkeit erzielen. Die mit besonders hochfesten, anaerob hrtenden
Klebstoffen verbundenen Fgepartner lassen sich erst bei Temperaturen von 300 bis 400C
wieder lsen. Allerdings sind diese Klebverbindungen sehr sprde, so dass sie nicht fr
flexible Fgeteile geeignet sind. Die Aushrtung erfolgt ausschlielich im gefgten Bereich,
wobei nur eine geringe Spaltbreitenberbrckung erzielt werden kann. Eine sinnvolle
Obergrenze fr die Spaltbreite liegt im Bereich 0,25 mm. Anaerobe Klebstoffe sind hufig
relativ dnnflssig. Durch Kapillarwirkung dringen sie deshalb bis in die kleinsten
Zwischenrume und Rautiefen ein und erzeugen damit einen hundertprozentigen Stoffschluss
mit einer entsprechend hohen Lasttragfhigkeit.
Anaerob hrtende Klebstoffe werden neben ihrer fgenden Funktion als Klebstoff
gleichzeitig oft als Dichtstoff verwendet, da sie sehr bestndig gegen le, Lsungsmittel und
Feuchtigkeit sind. Auf Grund all dieser Eigenschaften werden anaerobe Klebstoffe bei
Klebungen im Motorenbereich im Fahrzeugbau eingesetzt. Weitere typische
Anwendungsgebiete sind im allgemeinen Maschinenbau das Kleben von rotations-
symmetrischen Fgeteilen wie Wellen- und Zahnradklebungen an Elektromotoren,
Flanschklebungen, sowie ihr Einsatz zur Schraubensicherung.
- 5 -
3 Konstruktionsbetrachtungen bei strukturellen Klebeverbindungen
Festigkeit und Langzeitbestndigkeit von strukturellen Klebeverbindungen werden vorrangig
durch folgende Parameter beeinflusst:
Klebstoff Werkstoff Einsatzbedingungen Klebfugengeometrie Belastung
Die physikalischen und chemischen Eigenschaften eines Klebstoffs bestimmen
Adhsionsvermgen und die innere Festigkeit einer Klebverbindung. Die Werkstoffe, deren
Oberflche sowie die Einsatzbedingungen beeinflussen die Klebstoffauswahl unmittelbar.
Ebenso hngt die Langzeitbestndigkeit direkt stark von diesen Kriterien ab.
Die Klebfugengestaltung wird als wichtigster Parameter fr den optimalen Einsatz eines
ausgewhlten Klebstoffs angesehen. Die Gestaltung muss den Limitationen des Klebstoffs
(z.B. Durchhrtetiefe, Spaltfllung) angepasst und dahingehend optimiert werden, die
ungnstigsten Belastungen fr Klebeverbindungen (Spalt- und Schlbelastungen) zu
vermeiden.
3.1 Konstruieren von Klebeverbindungen Der Konstruktionsprozess fr eine Klebeverbindung hat 2 Hauptziele:
Eine kontrollierte Materialbeanspruchung Eine montagegerechte Konstruktion
Bei der Kontrolle der Materialbeanspruchung wird auf die spezifischen Eigenschaften der
Klebstoffe Rcksicht genommen um ein Optimum an Verbindungsqualitt zu erzeugen.
Wesentlicher Unterschied zu allen anderen Fgetechniken ist, da das Kleben ein flchiger
Verbindungsprozess ist und unter Scherung oder Druck die besten Leistungen entfaltet.
Neben festigkeitsbezogenen berlegungen sind auch Klebstoffspezifika hinsichtlich des
Montage- und Verarbeitungsprozesses zu beachten. Hierzu zhlen die Verarbeitung des
flssigen oder pastsen Klebstoffs. Eine saubere und definierte Auftragung trgt nicht nur zu
Qualitt der Verbindung bei, sondern ist auch ein wesentlicher Bestandteil der
Arbeitsplatzhygiene und untersttzt damit die generelle Akzeptanz des Verfahrens.
Fgeprozess und Klebstoffaushrtung sind ebenfalls wichtige Auswahlkriterien. Typische
Fragen hierbei sind: Ist die Fgeflche fr den Klebstoffauftrag leicht zugnglich? In welcher
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Lage befindet sich dabei das Werkstck? Besteht die Gefahr des Ablaufens des Klebstoffes
vor dem Fgen? Kann der Fgeprozess innerhalb der Offenzeit des Klebstoffs vollzogen
werden? Nach welcher Zeit mu eine Handfestigkeit zur schadlosen Weiterverarbeitung des
Werkstcks gegeben sein? Welche maximalen Temperaturen sind bei der Aushrtung zulssig?
Kann das Werkstck berhaupt erwrmt werden?
Die auf Klebeverbindungen einwirkenden Krfte fhren abhngig von der Wirkrichtung zu
unterschiedlichen Arten von Spannungen. Die Belastungen knnen auf die drei Grundlasten
Zug, Druck und Scherung zurckgefhrt werden. Schl- und Spaltbelastungen knnen als
Kombination dieser Grundlasten betrachtet werden. In Falle reiner Zug- und reiner
Druckbelastung ist die Spannungsverteilung in der Klebefuge sehr gleichmig. Somit wirkt
auf jeden Teil der Klebeflche dieselbe Belastung und zur Berechnung der Spannungen wird
die Kraft einfach durch die Flche geteilt. In der Realitt treten reine Zug- und
Druckbeanspruchungen nur sehr selten auf, meist trifft man Scher-, Schl- der
Spaltbelastungen an. Die hierbei auftretenden Spannungen sind ungleichmig im Klebespalt
verteilt und schwieriger zu berechnen als bei der einfachen Zug- und Druckbelastung. Bei
einer auf Scherung belasteten Klebeverbindung bauen sich an den Enden der Klebefuge
Spannungsspitzen auf, whrend im mittleren Bereich der Klebstoff weniger belastet wird.
Besonders hohe, linienfrmig konzentrierte Lastspitzen formieren sich bei Schlbelastungen
und sind insbesondere bei Dnnschichtklebungen mit hochfesten Klebstoffen und geringer
Verformungsfhigkeit zu vermeiden. Ist diese Belastung aus konstruktiven Grnden
unumgnglich, ist zu prfen, ob alternativ eine elastische Dickschicht-Klebung mglich ist,
die durch ihr Verformungsvermgen in der Lage ist Spannungsspitzen in betrchtlichem
Mae abzubauen.
3.2 Gestaltung ebener Klebeverbindungen Eine optimale Klebfugengestaltung zeichnet sich durch eine gleichfrmige
Spannungsverteilung aus. Aus diesem Grund mssen Konstrukteure gute Kenntnisse darber
besitzen, wie in Klebfugen die Spannungsverteilung bei Einwirken von Krften erfolgt. Bild 1
zeigt die Spannungsverteilung bei verschiedenen Lastarten. Beim Konstruieren von
Klebeverbindungen sind einige Leitlinien zu beachten.
Die Spalt- und Schlbeanspruchung ist auf ein Mindestma zu reduzieren
Die Spannungsverteilung in Bild 1 lt erkennen, da Schl- und Spaltbeanspruchungen nach
Mglichkeit auszuschlieen sind. Bild 2 zeigt einige Vorschlge, wie Schl- oder
Spaltbelastungen in gnstigere Belastungen umgewandelt werden knnen.
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Zug
Scherung
Druck
Schlung
Spalt
Belastungsarten und ihre Spannungsverteilungin der Klebefuge
Bild 1: Die hufigsten Belastungsarten und ihre Spannungsverteilung in der Klebfuge
Schlecht > < Lsungsoption
Schlbeanspruchung und konstruktiveGegenmanahmen
Bild 2: Schlbeanspruchungen und konstruktive Gegenmanahmen
Die Klebeflche ist bis zum Hchstma zu vergrern
Ein weitere einfache, aber sehr wichtige Mglichkeit, Klebfugen zu verbessern oder eine
Konstruktion so zu verndern, da sie sich fr das Kleben eignet, ist, die Klebeflche zu
vergrern. Hufig ist die Klebeflche so klein, da eine zu hohe Schl- oder Spaltbelastung
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aufgebracht wird. Die Steifigkeit der Bauteile und des Klebstoffs beeinflut die Bruchlast von
Klebeverbindungen. Im allgemeinen gilt: Je steifer ein Bauteil, desto geringer der Einflu der
Klebfugengeometrie auf die Festigkeit der Klebung.
schlecht: lange, schmale berlappung
gut: breite, kurze berlappung
Manahmen zur Vergrerung derKlebeflche (1)
Bild 3: Vergrerung der Klebeflche: Die Bruchlast erhht sich proportional mit der Vergrerung der Klebfugenbreite. Eine Erhhung der berlappungslnge fhrt zu einer unterproportionalen Erhhung der Bruchlast
Bild 3 zeigt, da mit Erhhung der berlappungslnge der Durchschnittswert der
Schubspannung verringert wird, und dies fhrt zu einer unterproportionalen Erhhung der
Bruchlast. Sind grere Klebeflchen erforderlich, um die Belastung zu tragen, ist es
sinnvoller, die Breite der Klebfuge zu vergrern als deren berlappungslnge.
Mit grerer Klebstoffschichtstrke knnen Klebeverbindungen gegenber
Scherbeanspruchungen besser elastisch nachgeben. Die zustzliche Dicke verteilt die
Scherbelastung ber einen greren Bereich. Dies fhrt zu einer geringeren spezifischen
Verformung des Klebstoffs und folglich zu einer Verringerung von Spannungsspitzen. Dies
ist mit der Verwendung eines Klebstoffs mit geringerem E-Modul vergleichbar; in beiden
Fllen entsteht eine strker elastisch nachgebende Klebeverbindung.
Optimierung berlappter Klebefugen
Exzentrische Krafteinleitungen sind zu vermeiden: Eine einfach berlappte Klebeverbindung
zeigt aus verschiedenen Grnden keine gleichmige Schubspannungsverteilung. Ein Grund
sind die exzentrisch angreifenden Krfte, die bei einer solchen Verbindung ein Biegemoment
verursachen. Dieses Biegemoment ruft zustzliche Zugspannungen hervor, insbesondere an
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den Endpunkten der Klebung. Wie Bild 5 zeigt, lassen sich die negativen Auswirkungen des
Biegemoments auf unterschiedliche Weise verringern.
Manahmen zur Vergrerung derKlebeflche (2)
Schlecht > < Lsungsoption
Bild 4: Gnstige und weniger gnstige Beanspruchungen von Klebeverbindungen
Einfache berlappung= gut
Doppelte Laschung= sehr gut
einfache Laschung= gut
30 Schftung= sehr gut
Doppelte berlappung= gut
Vermeidung exzentrisch wirkender Krfte
Bild 5: Deformation einer einfach berlappten Verbindung durch exzentrisch wirkende Krfte sowie verschiedene Mglichkeiten zur Beseitigung von Problemen aufgrund exzentrisch wirkender Krfte
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Die Schubspannungsverteilung wird durch die Verbreiterung der Klebefuge nicht verndert.
Dies bedeutet, da die Bruchlast von berlappten Klebeverbindungen proportional mit der
Klebfugenbreite zunimmt, d.h. eine doppelte Klebfugenbreite fhrt zur Verdoppelung der
Bruchlast. Eine Optimierung der Fugenberlappung bedeutet nicht einfach, die Klebefuge auf
ein Hchstma zu verlngern, da sich die Bruchlast nicht proportional mit der
Klebefugenlnge oder der Klebeflche erhht. Aus der Verteilungskurve der
Scherbeanspruchung ist ersichtlich, da die Enden einer Klebung einer hheren
Beanspruchung standhalten als die Mitte der Klebefuge. Wird die berlappungslnge deutlich
erhht, so hat dies nur geringe oder gar keine Auswirkungen in Bezug auf die Bruchlast. Dies
ist darauf zurckzufhren, da die Klebefuge an der Spannungsspitze am Endpunkt der
berlappung, dort wo die Adhsions- oder Kohsionsfestigkeit des Klebstoffs berschritten
wird, zu brechen beginnt.
3.3 Gestaltung zylindrischer Fgeverbindungen Bei diesen Verbindungen werden zylindrische Teile durch Ineinanderschieben gefgt. Ein
typisches Beispiel stellen Lager in Elektromotorgehusen dar.
Die American Standards Association (ASA) begann 1920 damit, Verfahren fr
Preverbindungen zu standardisieren. Der ASA-Standard B4.1 Preferred Limits and Fits For
Cylindrical Parts" (Empfohlene Grenzen und Passungen fr Wellen und Naben) wurde jedoch
erst 1955 verffentlicht. Das Verfahren beschrnkte sich auf massive Teile, die die
Spannungen aufnehmen knnen, welche von Prepassungen hervorgerufen werden. Die
ersten Anwendungen fr Fgeklebstoffe wurden 1963 in der Lagerindustrie bekannt. Die
Kufer neuer Lager konnten dank der Fgeklebstoffe eingelaufene Lagersitze retten - ein
Segen fr Benutzer von Elektromotoren, da sie ihre Gehuse nicht mehr verschrotten muten.
Es gibt vier Verbindungsarten, die Drehmomente, Radial- und Axialkrfte, von der Welle auf
die Nabe (oder umgekehrt) bertragen:
Formschlu (z.B. Pafedern) Reibschlu (z.B. Presitz) Schweien und Lten Kleben
Bei geklebten Welle-Nabe-Verbindungen werden zwei Arten unterschieden:
Geklebte Spielpassungen Die Teile werden mit Spiel gefertigt. Der ausgehrtete Klebstoff bertrgt die gesamte Last.
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Geklebte Schrumpf- oder Prepassungen Die Last wird gemeinsam vom ausgehrteten Klebstoff und der Reibung zwischen den Teilen aufgrund der
bermapassung bertragen.
In beiden Fllen wird der Klebstoff im flssigen Zustand aufgetragen und fllt die Klebefuge
vollstndig aus. Der Klebstoff hrtet zu einem festen Duroplast aus und stellt so eine
Verbindung zwischen den Oberflchen her.
Bei der klebegerechten Gestaltung von Welle-Nabeverbindungen ist es vorteilhaft einige
Grundprinzipien der Kraftbertragung und Materialbeanspruchung zu beachten. Wie fr alle
Klebeverbindungen gilt auch hier, da Druck- und Schubspannungsbelastungen generell von
Vorteil sind. Die an der Kraftbertragung beteiligten Werkstcke sollten die geringstmgliche
Deformation erfahren. Die Werkstcke sind so zu gestalten, da scharfe Lastbergnge
vermieden werden und die Steifigkeit der Teile aneinander angepasst ist.
Hinweise zur Konstruktion und Fgetechnik Die Klebetechnologie vereinfacht die Konstruktion, Fertigung und Montage von Teilen. Beim
Montieren von Lagern kann der Klebstoff beispielsweise bis zu einem gewissen Grad
Zentrierungsfehler ausgleichen. Dadurch kann der Einbau von Wellen und Lagern
spannungsfrei erfolgen, was die Lebensdauer erhht und die Verwendung der Teile nach
einem einfachen Reinigungsvorgang wieder ermglicht. Im Vergleich zu klassischen
Fgemethoden mit bermapassung erlaubt Klebstoff den Einsatz von dnnwandigeren
Bauteilen.
Konstruktive Verbesserungen bei Welle-Nabe Verbindungen
Umwandlung von Zug- in ScherspannungVermeide lange berlappung, vergrere Durchmesser
Bild 6: Konstruktive Verbesserungen bei Welle-Nabe Verbindungen
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Es ist uerst wichtig, die Lastbedingungen zu bercksichtigen, um die Konstruktion einer
Klebeverbindung zu optimieren. Die meisten Verbindungen bertragen eine Kombination von
Axial- und Radialkrften und Dreh- und Biegemomenten. Belastungen knnen statisch sein
oder dynamisch wirken.
In einer Welle-Nabe-Verbindung sollten im Betrieb nach Mglichkeit Schl- und
Spaltbelastungen auf ein Minimum reduziert werden, whrend dafr die Druck- und
Scherbelastungen, die auf den Klebstoff wirken, maximiert werden sollten. Bereits
geringfgige nderungen der Teilegeometrie knnen zu deutlichen Verbesserungen der
Festigkeit fhren.
In der Praxis sind die Spannungen in einer Welle-Nabe-Verbindung nicht gleichmig ber
die Fgelnge verteilt. Am Beginn des Fgebereiches treten Spannungsspitzen auf, was
bedeutet, dass eine Verlngerung der Klebefuge nicht zu einer proportional festeren
Verbindung fhrt. Der Konstrukteur hat aber die Mglichkeit, durch eine geeignete
Teilegeometrie solchen Spannungsspitzen entgegenzuwirken.
Abbau von Spannungsspitzen durchNabengestaltung
Anpassung der TeilesteifigkeitVermeide scharfe Lastbergnge
Bild 7: Abbau von Spannungsspitzen durch Nabengestaltung
Werden in Welle-Nabe-Verbindungen Werkstoffe mit unterschiedlichen Wrme-
ausdehnungskoeffizienten verwendet kann dies zu unerwnscht hohen Zugbelastungen fr die
Klebeschicht fhren.
Es knnen drei Verfahren angewendet werden, die gewhrleisten, dass die Klebeverbindung
der Wrmeausdehnung standhlt:
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Zustzliches Kleben bei bermapassungen
Klebstoffe knnen zur Untersttzung von bermapassungen verwendet werden. Sofern ein
geringfgiges berma im gesamten Betriebstemperaturbereich erhalten bleibt, ist eine
funktionsfhige Verbindung gegeben.
Spielpassung mit groem Klebespalt
Die relativ niedrigen E-Moduli, sowie der relativ hohe Ausdehnungskoeffizient der
Fgeprodukte ermglichen eine Reduzierung bzw. Eliminierung der Zugspannung in der
Klebefuge, indem Toleranzen so festgelegt werden, da bestimmte Strken des Klebstoffs
gewhrleistet sind.
Schrumpfgeklebte Spielpassung
Eine schrumpfgeklebte Spielpassung ist vorzunehmen (ca. 0,05 mm Spiel bei einem
Durchmesser von 50,0 mm), wenn das Auenteil einen greren
Wrmeausdehnungskoeffizienten besitzt als das Innenteil, wie z.B. eine Stahlwelle (oder
Lager) in eine Riemenscheibe (oder Gehuse) aus Aluminium. Der Klebstoff wird auf das
Innenteil aufgetragen und das Auenteil wird erwrmt. Dann werden beide Teile
zusammengefgt (blich ist eine Temperaturdifferenz von 100C).
Durch diese Fgemethode werden Druckspannungen in der Klebstoffschicht erzeugt. Fhrt
die unterschiedliche Temperaturausdehnung whrend des Betriebs zu einer Vergrerung des
Klebespalts, dann verringern sich die im Klebstoff wirkende Druckspannungen. Dies
ermglicht eine betrchtliche Wrmeausdehnung, bevor eine nicht mehr tolerierbare
Zugbelastung auf den Klebstoff einwirkt.
Werden Klebeverbindungen hohen dynamischen (zyklischen) Belastungen ausgesetzt, mu
die Dauerfestigkeit der Verbindung bercksichtigt werden. In umfangreichen Versuchsreihen
wurden Whlerkurven ermittelt, die die Torsionsfestigkeitswerte wiedergeben.
Die in Bild 7 gegebenen Hinweise zu Nabengestaltung bedrfen einer intensiveren
Erluterung um im Einzelfall erfolgreich angewandt werden zu knnen. Bild 8 vergleicht die
Scherspannungsverlufe einer geraden und einer angeschrgten Nabe. Die Anschrgung
bewirkt ganz eindeutig eine Reduzierung der Scherspannungsspitze am Nabenende. Bild 9
zeigt fr die gleichen Geometrien den Verlauf der Radialspannung. Durch das weichere
Nabenende wird die Radialspannung und damit auch das durch Kraftschluss bertragbare
Drehmoment reduziert. Bild 10 vergleicht die beiden Geometrien hinsichtlich ihrer Fhigkeit
zu Lastbertragung. Es zeigt sich da fr einen geklebten Schiebsitz die Variante mit der
- 14 -
angeschrgten Nabe 40% mehr Drehmoment bertragen kann, whrend bei einer
bermapassung (Schrumpf- oder Presssitz) der Vollnabe eindeutig der Vorzug zugeben ist.
BC
BBA
A
B
A
C
B
A
B
CB
C
BBBCDEFGFEABDA
BCDEEDCB
BCC
DC
BBBB
B
CC
DDE
CD
FGHEF
D
AEGHI
X
Y Z
A =0 B =5 C =10 D =15 E =20 F =25 G =30 H =35 I =40 J =45 K =50
B
DCDEC
DBB
BA
B
C
CB
A
CEFDECACDDDB
BBCCC
B
B
CCDEDFEGHFG A
BB
EF
X
Y Z
1 2
Shear stress r [N/mm]
0
10
20
30
40
50
60
0 5 10 15 20 25 30berlappungslnge [mm]S
cher
span
nung
[N/m
m]
21
Anschrgen bewirkt bessere Lastverteilung
Einflu der Nabengeometrie auf dieScherspannung
Bild 8: Scherspannungsverlauf bei 2 verschiedenen Nabengeometrien
Anschrgen bewirkt geringere Radialspannung
A =-150 B =-140 C =-130 D =-120 E =-110 F =-100 G = -90 H =-80 I =-70 J = -60 K =-50 L =-40 M = -30 N =-20 O = -10 P =0
P
GMO
HKLP
J
N
I
MN
O
P
LM
N
O
K
P
M PO
N
P
EGHIJK
OPPP
FIJJLMON
FGHK JLN
DEFIHK
IJ
ML
GFH
K
GHI
JK
IJ
L
KL
IJ
K
I
L
JK
LM
J
M
KL
J
M
JHKL
OLPMKJ PNOLMNO
I
X
Y Z
P
LM
N
O
PO
NOP
P
KMNP
JO
G
P
MN
O
P
DEFHIKL
OPPPEGHI
JLNO
PP
FGJKM
P
CHFIE
KJHIL
GFG
HIJKL
IJK
JK
LM
KL
LMM
N
LMNNNOONO OMNI
JPO
PKLNM
O
N
HM
X
Y Z
1 2
-15 0
-12 5
-10 0
-75
-50
-25
00 5 10 15 20 25 30
Overlap distance [mm]
Radia
l stre
ss r
[N/m
m]
1
2
Radial stress r [N/mm]
Einflu der Nabengeometrie auf dieRadialspannung
Bild 9: Radialspannungsverlauf bei 2 verschiedenen Nabengeometrien
- 15 -
Wirkung der Anschrgung hngt vom Verbindungstyp ab
12
1
1.39
0
0.5
1
1.5
12
1
0.47
0
0.5
1
1.5
after Muschard
d=40 mmClearance ~ 3%0 d
after Berg
d=80 mmInterference ~ 0,2%0 d
Schiebesitz berma-Passung
d
l = d
1 2
PhD Thesis 1983 LBF-Report 189, 1990
Relat
ive st
reng
th
Relat
ive st
reng
th
Auswahl der geeigneten Nabengeometrie
Bild 10: Auswahl der Nabengeometrie
- 16 -
- 17 -
4 Berechnung von Klebverbindungen Die grundstzlichen Ziele bei der Auslegung und Berechnung von Klebeverbindungen
sind die Schaffung einer technisch und wirtschaftlich optimierten Konstruktion, der
quantitativen Verifikation von Belastbarkeit und Dauerhaftigkeit, sowie die Minimierung
des Aufwandes fr physische Tests. Bild 11 gibt einen berblick der derzeitigen
Festigkeitsberechnungs-methoden fr Klebeverbindungen. Eine einfache
Vergleichsspannungsrechnung mit empirischen Korrekturfaktoren erlaubt eine schnelle,
wenn auch nicht sonderlich genaue Abschtzung der Belastungsfhigkeit einer
Klebeverbindung. Darber hinaus stehen analytische und numerische Methoden zur
Verfgung. Die dazu erforderlichen Werkstoffkennwerte sind jedoch nur teilweise
ffentlich zugnglich und werden oft anwendungsspezifisch ermittelt.
Grundprinzip:# wirkende Kraft/Klebeflche = Ist-Spannung# Ist-Spannung mu kleiner zulssige Spannung sein
Ermittlung der zulssigen Spannung:Empirische Methoden
# Bruchfestigkeit X empirische Korrekturfaktoren
Analytische Methoden# Bruchfestigkeit X Faktoren aus Werkstoffkennwerten
Numerische Methoden# Finite Elemente Berechnungen = Bruchfestigkeit X Faktoren aus Werkstoffkennwerten auf Differential-Ebene
Abschtzung der Festigkeit derVerbindung
Bild 11: berblick Methoden zur Festigkeitsberechnung
Da Klebstoffe etwa 1 2 Grenordnungen kleinere Materialfestigkeiten aufweisen als
Metalle muss zur Erzielung einer wirtschaftlichen Werkstoffnutzung eine Kompensation
- 18 -
ber die Klebeflche erfolgen. Als gnstige Klebegeometrie sind deshalb flache
berlappklebungen anzustreben, wobei die Orientierung der Last zur Teilegeometrie von
Einfluss ist. Eine Besonderheit bei Klebeverbindungen ist, dass es sich hierbei nicht um
homogene Werkstoffe handelt, sondern um Verbundsysteme, deren Eigenschaften sich
aus denen der Fgeteile, des Klebstoffs sowie den Grenzflcheneigenschaften
zusammensetzen.
Bild 12: Einflussparameter auf die Festigkeit einer Klebung
Die auf den Verbund wirkenden Krfte erzeugen Spannungen in der Klebung. Je nach
Wirkrichtung der Krfte relativ zur Fgeteilgeometrie werden diese als Zug-, Druck-,
Schub-, oder Scherspannungen bezeichnet. Biege- und Schlspannungen sind
berlagerungen von Zug- und Scherspannungen.
Fr die weitere Betrachtung ist es sinnvoll zwischen dnnen, steifen Klebschichten und
dicken, elastischen Klebschichten zu unterscheiden. Dnne Klebschichten weisen eine
inhomogene Spannungsverteilung auf, mit erheblichen Spannungsspitzen an den Enden
der Klebung. Dicke Klebschichten knnen durch elastische Verformung diese
Spannungsspitzen weitgehend abbauen.
Geometrische Gestaltung
Beanspruchung
Fgeteil-werkstoff
Klebstoff
Festigkeit
Klebung
Klebgerechte Konstruktion
Grenznahe Klebschicht Oberflche
- 19 -
Bild 13: Geometrische Klassen von Klebfugen
Ursache der Nichtlinearitt der Spannungsverteilung in dnnen Klebschichten ist die
elastische Deformation der Fgeteilpartner durch die einwirkenden Krfte. Eine grobe
Abschtzung ob eine Klebschicht als dnn/steif oder dick/elastisch zu betrachten ist,
kann mit Hilfe des Steifigkeitsfaktors nach Volkersen durchgefhrt werden. Dieser
berechnet sich mit = (G/E) * (l/(s*d). Dabei sind G = Schubmodul des Klebstoffes, E = Elastizittsmodul der Fgepartner, l = berlappungslnge, s = Dicke der Fgeteile, d =
Dicke der Klebschicht. Zur Erzielung eines mglichst homogenen Spannungsfeldes in
der Klebschicht soll der Steifigkeitsfaktor mglichst klein sein. Fr Werte < 0,01 kann von einer elastischen Klebschicht ausgegangen werden. Da die Formel die mechanischen
Werkstoffparameter des Verbundes wie auch dessen Geometrie beschreibt, lassen sich
damit auch die grundlegenden Einflussparameter auf die Homogenitt der
Spannungsverteilung erkennen. Fr eine gleichmige Belastung der Klebschicht ist ein
mglichst kleines Verhltnis von G/E anzustreben. Dies bedeutet eine Kombination eines
mglichst weichen, elastischen Klebstoffes mit mglichst steifen Fgepartnern. Groe
berlappungslngen erhhen und fhren damit zu Spannungsspitzen, whrend groe Fgeteilstrken und dicke Klebschichten verkleinern und zur Vergleichmssigung des Spannungsfeldes beitragen.
Flache Klebfugen
Runde Klebfugen
Dnne(steife)
Klebschicht
Dicke(weiche)
Klebschicht
Nichtlinear Spannungsspitzen
Elastische Verformung Abbau von Spannungs-spitzen
Dnne(steife)
Klebschicht
Nichtlinear Spannungsspitzen Zustzlich Tangential- spannungen
- 20 -
Die Anpassung der erzielbaren Festigkeiten an spezifische Randbedingungen erfolgt mit
Abminderungsfaktoren. Bei mehreren Faktoren kommt das Multiplikationsverfahren zum
Einsatz.
4.1 Flache Flanschflchen
Analytische Anstze
Der einfachste Rechenansatz berechnet die auftretende Zug-, bzw. Schubspannungen aus
dem Quotienten der einwirkenden Kraft und der Klebflche.
Bild 14: Einfachste, idealisierte Rechenanstze fr Belastung bei Zug und Schub
z < b Betriebszugspannung < Zugspannung bei Bruch Fist/A < Fmax/A mit Fmax = Fbruch
b bei Klebstoffen Rm bei Metallen unter Vernachlssigung der Querkontraktion
< b Betriebsschubspannung < Schubspannung bei Bruch Fist/A < Fmax/A mit Fmax = Fbruch
fgesamt = *fn = f1*f2*f3.....
max = fgesamt* b max = fgesamt* b
- 21 -
Diese Vorgehensweise geht aber von idealisierten Voraussetzungen wie z.B.
momentenfreie Belastung und unendlich starren Fgeteilen aus, die in der Praxis so nicht
anzutreffen sind. Bei dnnen, steifen Klebschichten ist fr eine realistische Betrachtung
immer von elastischen Fgeteilen, einer elastisch-plastischen Klebschichtverformung und
dem Auftreten von Biegemomenten auszugehen. Wird beispielsweise die oben gezeigte
einfache auf Zug belastete Verbindung durch exzentrische Krafteinleitung am Rande der
Klebschicht zustzlich mit einem Biegemoment beaufschlagt so verringert sich die
bertragbare Last auf 25% der ursprnglichen Bruchlast. hnliche Verhltnisse werden
auch bei schubbelasteten Klebeverbindungen gefunden.
Erste Berechnungsanstze fr schubbelastete Verbindungen gehen auf Volkersen zurck
mit den vereinfachenden Annahmen einer linear-elastischen Klebschicht (Realitt ist
elasto-plastisch), einem homogenen Werkstoff, gleicher Geometrie und reiner
Schubbeanspruchung ohne Biegemoment. Goland und Reissner ergnzten das Volkersen-
Modell um den Einfluss eines Biegemoments und Hart-Smith fgten Anisotropie und
Klebschichteinfluss auf die Biegung hinzu. Heutiger Stand der Technik sind die
Lsungen von Bigwood und Crocombe die das nicht-lineare Verhalten der Klebschicht
mit plastischer Deformation von Fgeteilen und Klebstoff bercksichtigen. Wesentliche
vereinfachende Annahmen des Bigwood-Crocombe Modells sind dass die
Schubspannung in der Klebschicht nicht das Biegeverhalten der Substrate beeinflusst,
sowie dass Querspannungen in der Klebschicht vernachlssigt werden. Die Gleichungen
des Bigwood-Crocombe Modells knnen fr verschiedene Geometrieflle noch
analytisch gelst und mit Tabellenkalkulationsprogrammen berechnet werden. Einige
Musterlsungen sind bei ESDU verfgbar, z.B. #92041 fr einfach berlappte
Verbindungen, #78042 und #80011 fr doppelt berlappte Verbindungen und #79016
und #80039 fr gestufte Geometrien. Henkel hat fr eine Auswahl gngiger Loctite
Hysol Strukturklebstoffe auf Basis des Bigwood-Crocombe Modells das Programm
JointCalc entwickelt, das auf einfache Weise eine erste Eignungsauswahl der Klebstoffe
und eine Festigkeitsabschtzung fr verschiedene Anwendungsgeometrien und
Einsatztemperaturen ermglicht.
- 22 -
Wolfgang Fleischmann / TAW 26Mrz 2010
JointCalc - Beispiel
Gemeinsamer Nachteil der analytischen Lsungen ist die Erfassung der
Werkstoffparameter fr Fgeteile, Klebstoffe und Geometrien in zum Teil gemeinsamen
Berechnungskoeffizienten. Dies hat einen erheblichen Prfaufwand zur Ermittlung der
bentigten Datenstze zur Folge. Im Programm JointCalc sind beispielsweise mehr als
8000 Datenstze hinterlegt.
- 23 -
Finite Elemente Methoden
Die Finite Elemente Analyse (FEA) ist eine allgemeine numerische Methode zur
Beanspruchungsanalyse von Strukturen und kann auch fr Klebeverbindungen eingesetzt
werden. Das zu untersuchende Bauelement oder das Lsungsgebiet wird in kleine
Teilregionen, die Finite Elemente, aufgeteilt. Die FEA beruht auf dem Theorem das
besagt, dass belastete Strukturen sich so verformen, dass die potenzielle Energie des
Systems minimiert wird. Die Deformation wird durch Knoten an den Elementen, den
nodes, erfasst, die auch die Ankopplung an Nachbarelemente bernehmen. Zur
Erfassung des korrekten Deformationsverhaltens wurde fr die verschiedenen
Anwendungsflle eine Vielzahl von Grundelementtypen entwickelt. Es gibt
eindimensionale (Stbe, Balken), zweidimensionale (Dreiecke, Parallelogramme) und
dreidimensionale (Tetraeder, Quader) Elemente. Die eigentliche Deformationsantwort
auf eine Krafteinwirkung eines Elements wird durch Materialmodelle beschrieben. Fr
Klebverbindungen an Blechteilen haben sich beispielsweise fr das Stahlblech das Shell-
Element Type_6 und das Materialmodell MAT_3 und fr den Klebstoff das Solid-
Element Type_20 und das Materialmodell MAT_138 als gut geeignet erwiesen.
Ergnzend wird in nchster Zeit das Materialmodell MAT_240, verfgbar sein, ein tri-
lineares Modell, das eine verbesserte Beschreibung der Dehnratenabhngigkeit der
Klebstoffmoduli und des Klebstoffversagens bis zur vollstndigen Trennung der
Fgepartner ermglicht.
Die wesentlichen Programme am Markt sind ABAQUS, ANSYS, LS-DYNA,
NASTRAN, PAMCRASH. Wichtiges Auswahlkriterium ist die Fhigkeit hochgradig
nichtlineare Gleichungssysteme lsen zu knnen. Dies ist bei FEA Add-Ons, die in
letzter Zeit als Ergnzung zu groen CAD Programmen angeboten werden hufig nicht
der Fall.
Als Eingabedaten bentigen die Materialmodelle mglichst eindeutige und universell
einsetzbare Kennwerte fr das Klebstoffverhalten. In Gegensatz zu den analytischen
Methoden werden bei der FEA die Werkstoffeigenschaften der Fgeteile und der
Klebstoffes getrennt bearbeitet. Der gngige Zugscherversuch mit dnnen Substraten
nach DIN EN 1465, DIN 53283, ASTM D-1002 ist damit nicht zur Kennwertermittlung
fr die Scherfestigkeit geeignet, da die eigentliche Scherspannung durch Biegemomente
- 24 -
und Bauteildehnungen berlagert wird. Ebenso ist die dicke Zugscherprobe nach DIN EN
14869-2 und DIN 54451 bei hochfesten Klebstoffen bereits kritisch zu bewerten, da auch
hier der Einfluss der Fgeteildehnung nicht vernachlssigt werden kann.
Derzeit am besten bewhrt haben sich folgende Methoden zur Eigenschaftsbestimmung
der Klebstoffe:
DMA-Sweep zur grundstzlichen Ermittlung des Temperaturverhaltens und der Dehnratenabhngigkeit durch Erstellung einer Masterkurve
Zugversuch nach ISO 527-2 mit optischem Extensometer zur Ermittlung der / Kurve, des Elastizittsmoduls E und der Querkontraktion
Scherversuch an einer Rohrprobe nach DIN EN 14869-1 zur Ermittlung - Kurve und des Schubmoduls G
Bruchmechanischer TDCB (Tapered Dual Cantilever Beam) Test zur Ermittlung der Energiefreisetzungsrate GIC unter Zugbelastung
Bruchmechanischer ENFS (Ended Notched Flexural Specimen) Test zur Ermittlung der Energiefreisetzungsrate GIIC unter in-plane Scherung unter 4-
Punkt Biegung
Bruchmechanischer MMFS (Mixed Mode Flexural Specimen) Test mit asymmetrischem Prfling zur Ermittelung der Energiefreisetzungsrate GI/IIC
unter 4-Punktbiegung
Diese Versuche sind unter Variation von Temperatur, Dehnrate und den zu erwartenden
Umweltbedingungen wie Feuchte oder Medien durchzufhren. Fr dynamisch langzeit
beanspruchte Konstruktionen sind zustzlich Dauerschwingversuche zur Absicherung der
Lebenserwartung mit Hilfe von Whlerkurven anzusetzen.
Die Nutzung der FEA Methode erlaubt die Modellierung geklebter Verbindungen in
einem Umfang, der mit den herkmmlichen analytischen Methoden nicht zugnglich ist.
Einige der Vorteile sind die Erfassung komplexer Geometrien bis hin zur Fahrzeug-
Gesamtkarosse, die Bercksichtigung komplexen Materialverhaltens, die Einbeziehung
gekoppelter Multi-Physik Probleme, die Erkennung von Problemzonen mit Stress-
Singularitten, die intuitiv nicht erkennbar sind, sowie die Simulation hoch-dynamischer
Vorgnge wie z.B. Crash-Situationen.
- 25 -
Eine verlssliche Durchfhrung einer FEA-Berechnung erfordert jedoch speziell
geschultes Personal und viel praktische Erfahrung in der Modellierung. Fr den
Einsteiger in die Welt der FEA-Berechnung sind entsprechende Trainingskurse
unabdingbar. Einige der vorgenannten Anbieter von FEA Programmen bieten
mittlerweile auch Vertiefungskurse zur Klebschichtmodellierung an. Einige
Forschungsinstitute und Ingenieurbros bieten FEA, sowie die zugehrige
Kennwertermittlung als Dienstleistung an. Ebenso wird von den groen Herstellern von
strukturellen Klebstoffen Untersttzung bei der Berechnung und
Materialcharakterisierung gegeben.
4.2 Welle-Nabe Verbindungen Einfache zylindrische Verbindungen knnen axiale Lasten oder Drehmomente durch
bermapassungen, geklebte Spielpassungen oder geklebte bermapassungen
bertragen. Mit einigen wenigen Parametern knnen die zulssigen Lasten fr diese
Verbindungen berechnet werden.
Die statische Scherkraft, die fr jedes Fgeprodukt angegeben wird, ist ein typischer
Wert, der aus Testergebnissen an Stahlprfkrpern der Standardgre (12.5mm
Durchmesser und 11mm Fgelnge) stammt. Mit diesem Wert kann man die Bruchlast
der Verbindung bestimmen. Diese Bruchlast ist proportional zur Klebeflche, wird aber
auerdem noch von anderen Faktoren beeinflusst, wie z.B. der Konstruktion der
Verbindung und den Nutzungsbedingungen.
Geklebte Spielpassung
Die axiale Bruchlast der Verbindung kann wie folgt beschrieben werden:
F = A x B2 x fc mit F = Auspresskraft; A = Fgeflche; B2 = Druckscherfestigkeit des Klebstoffs fc = Produkt der Korrekturfaktoren
fc ist das Produkt aus einer Reihe von Faktoren, die festigkeitsbeeinflussende Parameter
beschreiben. Die wichtigsten sind:
- Art der zu fgenden Werkstoffe
- Art der Verbindung
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- Gre des Spiels/bermaes
- Einsatztemperatur
- Geometrie
Weitere Details zur Abschtzung dieser Faktoren finden Sie in den Tabellen auf den
folgenden Seiten.
Die Fgeflche berechnet sich aus:
D = Durchmesser
L = berlappungslnge
Somit wird die axiale Auspresskraft:
Das Torsionsmoment errechnet sich mit r = D/2 aus:
Geklebte bermapassung Wird ein Fgeklebstoff in Verbindung mit einer bermapassung eingesetzt, dann kann
die Berechnungsformel so erweitert werden, da sie die Reibungskrfte, die durch den
radialen Fugendruck erzeugt werden, beinhaltet.
Die axiale Auspresskraft wird somit:
Und das Drehmoment
T = F x r
mit P = radialer Kontaktdruck zwischen den Teilen; = effektiver Reibungskoeffizient .
c2B fLDF =
[ ])P()f(LDF c2B +=
rFT =
LDA =
- 27 -
P kann mit der klassischen Formel zur Berechnung von Presitzen bestimmt werden.
ist nur schwerlich genau bestimmbar, jedoch ergibt die Annahme eines Wertes von 0.2 fr Stahl/Stahl Paarungen meist eine realistische Abschtzung der Festigkeit.
Werden Klebstoffe bei einer bermapassung angewandt, verndern sich die
Korrekturwerte nicht mit Ausnahme des Montagefaktors f7.
Ein Wert f7 = 1.2 ist typisch fr Schrumpfverbindungen und f7 = 0.5 fr Prepassungen.
Hinweis: Diese Formeln sind eine Abschtzung der Festigkeit der Verbindung. Ein
experimenteller Nachweis an der Originalverbindung erbrigt sich dadurch nicht.
Dynamische Belastung: Ermdungsfaktor
Die Bruchkrfte, die mit diesen Formeln errechnet werden, reprsentieren die maximal
mgliche, statische Belastung der Verbindung. Wie bei den meistern Materialien und
Baugruppen, kann eine dynamische Belastung bei viel niedrigeren Werten zum Versagen
der Verbindung fhren. Umfassende Tests haben gezeigt, da folgende
Abminderungsfaktoren als Minimum anzusetzen sind:
- 30% des statischen Wertes bei geklebter Spielpassung unter Torsionslast.
- 60% des statischen Wertes bei geklebter bermapassung unter Torsionslast
- 10-15% fr axial belastete Verbindungen.
Die unten stehende Grafik zeigt die typische Verbesserung, die mit geklebten Welle-
Nabe Verbindungen erreicht werden kann.
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Bild 15: Scherfestigkeitsvergleich fr statische Lasten
Korrektur Faktoren
Die angegebenen Scherfestigkeiten stammen von Testergebnissen mit Standard Wellen
und Naben Prfkrpern gem Mil Spec. R46082A. Wo die Fgeteilgestaltung von
diesen Bedingungen abweicht, sollten Korrekturen vorgenommen werden.
Faktor f1: Werkstoff
Werkstoff Korrekturfaktor
Flustahl 1
Stahllegierung 0.8 bis 1
Aluminium * 0.3 bis 0.8
Gueisen 0.,8 bis 1
Kupfer und
Kupferlegierungen
0.4 bis 0.7
Rostfreier Stahl 0.4 to 0.7
Zn or Cd Auflagen 0.3 bis 0.6 *handelsbliche Aluminiumlegierungen weisen ein sehr breites Spektrum in Bezug auf die chemischen und mechanischen
Eigenschaften auf.
Scherfestigkeit [N/mm]
50
40
30
20
10
0 50 403020100 -50 -40 -30
Spalt [m] berma [m]
( Schiebe sitz)
(geklebter Schrumpfsitz)
nichtgeklebter mit Reibungsk. =
(geklebterPresitz
nichtgeklPresit
= 0,07
- 29 -
Faktor f2: Durchmesserspiel
Die beste Leistung wird bei einem Spiel zwischen 0,02 und 0,07mm erreicht. Bei
grerem Spiel wird die Festigkeit reduziert. Vorzugsweise sollten die
Konstruktionswerte der Spalte nicht die Spaltempfehlungen in den Datenblttern der
Klebstoffe berschreiten. Sehr groe oder kleine Spiele bentigen eine wesentlich hhere
Sorgfalt bei der Montage.
- 30 -
Faktor f3: Geometrie
Groe Flchen und stark unterschiedliche Fgelngen/Durchmesser Verhltnisse
verstrken eine ungleiche Belastungsverteilung und mindern somit die effektive
Festigkeit des Klebstoffs. Mit oben stehendem Diagramm knnen Korrekturfaktoren fr
eine Spanne von Konfigurationen und Oberflchengren abgeschtzt werden.
Faktor f4: Betriebstemperatur
Die Scherfestigkeit des Klebstoffes ist bei hheren Temperaturen reduziert. Die Grafik
zeigt Korrekturfaktoren fr verschiedene Klebstofftypen. Der Betrieb der Verbindung bei
erhhter Temperatur ber lngere Zeit fhrt zu Alterung und Festigkeitsverlust.(siehe f5.)
Die einzelnen Klebstoffe sollten nicht bei hheren Temperaturen als in der Grafik
angezeigt, eingesetzt werden.
- 31 -
Faktor f5: Wrmealterung
Die prozentual erhaltene Festigkeit nach kontinuierlichem Betrieb bei hheren
Temperaturen ist fr verschiedene Loctite Produkte als Korrekturfaktor in der folgenden
Grafik dargestellt
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Faktor f6: Medien
Folgende Tabelle zeigt den Prozentsatz beibehaltener Festigkeit als Faktor nach 30 Tagen
Medieneinlagerung bei 87C und anschlieendem Test bei 22C
Produkt 601
603
638
662
641 648
661
Medium
Luftreferenz 1.0 1.0 1.0 1.0
Toluol 0.7 0.9 0.7 1.0
JP-4-Jet Fuel 1.0 1.0 1.0 1.0
Alkohol 0.95 0.95 0.65 1.0
Glycol & Wasser 0.5 0.6 0.6 0.8
Minerall 1.0 1.0 1.0 1.0
Wasser 0.7 0.6 0.7 0.8
Faktor f7: Montage
Montageart Spielpassung Prepassung Schrumpfpassung
Montagefaktor 1.0 0.5 1.2
Bei Spielpassung Klebstoff fllt Klebestelle voll
Bei Prepassung Etwas Klebstoff wird whrend der Montage abgestreift
Bei Schrumpfpassung Klebstoff fllt die Klebestelle und steht unter Druck- Belastung
Die manuelle Berechnung unter Bercksichtigung all dieser Faktoren ist ausserordentlich
zeitaufwendig, insbesondere wenn durch Parameter-Variation ein Optimum gesucht wird. Von
Henkel Loctite ist deshalb das Rechenprogramm RetCalc entwickelt worden. Es frgt
systematisch mit Hilfe strukturierter Eingabemasken die erforderlichen Betriebsparameter ab,
bestimmt dann selbststndig die richtigen Korrekturfaktoren und berechnet die zu erwartenden
Festigkeiten und Sicherheitsfaktoren.
Ein umfangreicher Literaturvergleich von gemessenen Werten und Berechnungsergebnissen zeigt
eine sehr gute bereinstimmung.
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Bild 16: Verifizierung der Berechnungsergebnisse fr geklebte Welle-Nabe Verbindungen
Bild 17: Berechnungsprogramm Retcalc fr Welle-Nabe Verbindungen
Henkel Loctite bietet einen Berechnungsservice mit diesem Programm seinen Kunden an.
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Beispiele von Belastungsberechnungen
(a) Zahnrad auf Kupplungstrger Bei der Montage eines Zahnrades auf einen Kupplungstrger, wurden bei der
ursprnglichen Methode drei Stifte auf die Trennlinie zwischen den beiden verbindenden
Oberflchen zentriert gesetzt.
Die Stifte hatten eine Reihe von Nachteilen:
- Schwierig anzufertigende Bohrungen zwischen den Kontaktflchen, oft Ausschu.
- Verformung der Teile wegen leichter Prepassung und der Stifte
- nach Montage Nachbohren notwendig
Der Durchmesser der verklebten Oberflchen zwischen dem Stahlzahnrad und dem
gusseisernen Kegel betrgt 32 mm und die Lnge der Verbindung 15 mm. Wegen des
relativ dnnen Schnitts der Teile konnte keine andere Mglichkeit als eine Verklebung
zum Ersatz fr die Stifte gesehen werden. Man dachte auch an Passfedern, aber die
Wandstrke des Kegels war zu dnn.
Es wurde ein Fgeprodukt mit einer Scherfestigkeit von B2 = 25N/mm ausgewhlt. Das bertragbare Drehmoment errechnet sich mit:
Korrekturfaktoren:
f1 = 0,8 (Stahl auf Gusseisen)
f2 = 1 (Spiel 0.025 bis 0.075)
)xf(x2
xLxDT c2B2
=
- 35 -
f3 0.71 (A = 1507mm. L/D = 0.47)
fc f1 x f2 x f3 = 0.57
Einsetzen dieser Werte in die Formel ergibt:
Um die Berechnung zu berprfen wurden Festigkeitstests durchgefhrt. Die Verbindung
versagte bei 430 Nm, was auf einen guter Sicherheitsfaktor der Berechnung hinweist. Da
die in der Praxis auftretende Belastung dynamisch ist, sollte das Drehmoment nicht das
0.30-fache des berechneten (oder gemessenen) Wertes bersteigen. In diesem Fall
entspricht dies einem Rechenwert von 103 Nm, bzw. 126 Nm auf Basis des
Messergebnisses. Diese Werte liegen deutlich ber dem bentigten Drehmoment von 18
Nm.
(b) Zahnkranz auf Differentialgetriebetrger Bei der ursprnglichen Montage eines Zahnkranzes auf ein Differentialgetriebegehuse
wurde eine Halterungsplatte mit Schrauben eingesetzt.
Die Konstrukteure wollten das Gewicht und Kosten reduzieren. Das Design wurde dahin
gehend gendert indem man den Zahnkranz an den Differentialtrger mit einem 0.25mm
berma aufpresste. Damit erzielte man jedoch nicht die bentigte dynamische
Drehmomentenfestigkeit von 3420Nm. Eine Erhhung der bermapassung htte die
Materialfestigkeit des Zahnkranzes berfordert.
Die Konstrukteure entschieden sich deswegen fr eine leichte Schrumpfpassung mit
0.004-0.12mm berma in Kombination mit einem Fgeklebstoff um die bentigte
Festigkeit zu erreichen.
Die Berechnung ergibt:
Nm343)57,0x25(1000x2
15x32x14,3T2
==
)fP(2
LDT c2B2
+=
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Korrekturfaktoren:
f1 = 0,8 (Stahl auf Gueisen)
f2 = 1.2 (Schrumpfpassung)
f3 = 0,6
f4 = 0,9 (Temperatur 120C)
fc = f1 x f2 x f3 x f4 = 0.52
B2 fr Fgeprodukt = 25 N/mm Klebstofffestigkeit = 25x0,52 = 13 N/mm
Mechanische Festigkeit = P x = 2.3 N/mm
Bei Einsetzen dieser Werte in die Formel ergibt sich als statisches Drehmoment:
Dynamische Abminderung = 0,35
Geschtzte dynamische Dauerfestigkeit = 11,3000x0,35 = 3955 Nm
Tatschlich bentigt = 3420 Nm
Nm11300)52,0253,2(10002
2414014,3T2
=+=
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5 Anwendungsbeispiele
5.1 Flache Flanschflchen
In nahezu allen Industriebereichen werden heute strukturelle Klebstoffe zur Herstellung
konstruktiver Verbindungen eingesetzt. Insbesondere im Leichtbau ist die Klebetechnik
nicht mehr weg zu denken. Historisch betrachtet war es der Flugzeugbau bei dem die
ersten Strukturklebstoffe eingesetzt wurden. Heute ist der Fahrzeugbau der
Innovationstreiber dieser Technologie. Hufig wird das Kleben auch mit anderen
Fgeverfahren wie dem Punktschweissen, dem Stanznieten oder dem Clinchen
kombiniert um die Vorteile der jeweiligen Methoden optimal zunutzen. Man spricht in
diesem Fall von Hybridfgeverfahren.
Aus der Flle der Anwendungen knnen hier nur einige Beispiele exemplarisch
dargestellt werden.
Automobilbau
Strukturklebungen an der Rohkarosse von Blechteilen wie z.B. Hutprofilen und
Verstrkungsblechen mit dem Ziel einer erhhten Struktursteifigkeit oder einer
verbesserten Crashfestigkeit. Untersuchungen zeigen, dass geklebte oder hybridgefgte
Verbindungen im Vergleich zu den nur punktgeschweissten Pendants eine hhere
Dauerfestigkeit und einen besseren Steifigkeitserhalt aufweisen und damit zum
dauerhaften Fahrkomfort beitragen. Auch konnte nachgewiesen werden, dass geklebte
Strukturen im Crashfall eine hhere Energieaufnahme und Verformungsfhigkeit
besitzen als herkmmlich gefgte Bauteile. Die Weiterentwicklung im Leichtbau fhrt
auch im Automobil zum vermehrten Einsatz von faserverstrkten Kunststoffbauteilen
deren Integration in die Fahrzeugstruktur ohne Klebstoffe nicht denkbar wre.
Luft- und Raumfahrt
Hier werden technologisch an die Klebstoffe, die Vorbehandlung der
Werkstoffoberflchen und die Prozessfhrung die hchsten Anforderungen gestellt. Das
- 38 -
Ergebnis sind hchstbelastbare und ausserordentlich dauerhafte Verbindungen, die auch
nach Jahrzehnten Betriebsdauer keinerlei Schden und Nachlassen der Festigkeit
aufweisen. Typische Anwendungen sind Verbindungen von Teilen aus hochfesten
Aluminium-Leichtmetalllegierungen oder Titan am Flugzeugrumpf wie auch an Flgeln
und Leitwerken. In letzter Zeit haben auch CFK-Klebungen in diesem Bereich stark an
Bedeutung gewonnen. Beispielsweise werden die Versteifungs-Stringer am
Seitenleitwerk des Airbus A380 mit Epoxidharz geklebt.
Windkraftanlagen
Hier werden die Flgelschalen der Rotorbltter an die tragende Unterstruktur geklebt.
Zum Einsatz kommen thixotropierte 2k-Epoxidharz oder auch PUR Klebstoffe mit
langer Offenzeit. Bei den Substraten handelt es sich um GKF- oder GFK/CFK-
Komposites. Die Betriebstemperaturen liegen im Bereich -40C bis +80C. Klebstoffe
fr dieses Einsatzgebiet bedrfen der Zulassung durch den Germanischen Lloyd.
Allgemeiner Maschinenbau
Das Einkleben der Endringe von Druckwalzen ermglichte im Vergleich zum bisherigen
Ltverfahren eine erhebliche Kosteneinsparung durch Wegfall von nachtrglicher
Richtarbeit sowie eine lngere Standzeit der Walzen durch die hohe dynamische
Belastbarkeit der Klebeverbindung.
Sportartikel
Bei Golfschlgern werden die metallischen Schlgerkpfe in Schfte aus Metall oder
faserverstrktem Kunststoff eingeklebt. Der verwendete Epoxidharz-Klebstoff mu eine
ausserordentlich hohe Schlagbestndigkeit besitzen um Aufschlagsgeschwindigkeiten
von bis zu 50 m/s standzuhalten.
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5.2 Welle-Nabe Verbindungen
Lager
Die typischen Vorteile von Klebstoffen zur Montage von Lagern sind folgende:
- Sicherungsringe und Schleifarbeiten entfallen.
- gestufte Wellen werden vermieden und identische Lager knnen auf Wellen mit
konstantem Durchmesser montiert werden.
- Eine verbesserte Lagerausrichtung kann erreicht werden
- Die montierten Teile sind abgedichtet und somit entfallen Probleme im Hinblick auf
Reibkorrosion oder elektrolytische Korrosion.
- Durch die verbesserte Lastverteilung werden Spannungsspitzen abgebaut
- Ausgleich unterschiedlicher thermischer Ausdehnung
Schleiringe, Liner, selbstschmierende Buchsen, Einstze, Rohre
Schleiringe, Belge in jeder Strke, Einstze und Stopfen knnen mit Fgeklebstoffen
dauerhaft befestigt werden.
l-imprgnierte gesinterte Buchsen
l-imprgnierte gesinterte Buchsen knnen mit Spielpassungen besser montiert werden
als mit Presspassungen. Die Haltefestigkeit ist 1,5 mal besser als die mit Presspassung.
Das Verengen der Buchsenbohrung wird vermieden und somit ist das Wellenspiel etwas
genauer. Das bedeutet, dass das nachtrgliche Aufreiben der Bohrungen nach der
Buchsenmontage entfllt. Aufreiben verstopft die Sinterporen und reduziert damit die
Wellenschmierung. Buchsen knnen mit einer Spielpassung ohne Hilfe einer Presse
genau positioniert werden.
Dnnwandige Komponenten
Herkmmlich werden Liner mit Pressen montiert, jedoch sind wegen der elastischen
Verformung der Teile oft Nacharbeiten erforderlich. Bei Einsatz von Rohrstutzen oder
anderen dnnwandigen Teilen ist ein Einpressen wegen der Empfindlichkeit der Teile
schwierig. In diesen Fllen werden Klebstoffe angewandt, wie z.B. bei Vergasern,
Kompressoren, Motoren, usw.
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Getriebe, Nockenwellen und Antriebsscheiben
Wo Getriebe, Nockenwellen oder Antriebsscheiben mit Wellen verbunden werden,
finden Passfeder- oder Keilwellenverbindungen ihre Anwendung. Typische Probleme bei
solchen Verbindungen sind Spiel/Ausschlagen bei Reversierbetrieb und Spannungs-
spitzen in den Keilnuten.
Nichtmetallische Teile
Komponenten wie Handrder, Kontrollknpfe, Buchsen, Zahnrder, Kommutatoren, usw.
sind oft aus wirtschaftlichen Grnden, des Aussehens, der Elastizitt oder der
Abriebsfestigkeit wegen, aus nicht-metallischen Werkstoffen gefertigt. Mit anaeroben
Klebstoffen knnen viele davon mit Metallteilen verklebt werden.
Da normalerweise anaerobe Klebstoffe nur bei Luftabschluss und dem katalytischen
Effekt von Metall aushrten knnen, sollte fr die Verklebung von nichtmetallischen
Teilen der Aushrteprozess durch den Gebrauch von einem Aktivator beschleunigt
werden.
Spielbeseitigung und Minderung von Keilnutbelastungen
Dort wo Passfedern oder Keilwellen fr Torsionsbelastung ohne Gleiten in Lngsrichtung
angewandt werden, kann eine Passverbindung mit Klebstoff die Lebensdauer sehr
erhhen.
Beispiel: Eine eng passende Scheibenfeder in einer 25mm Welle wurde mit einer
verklebten Scheibenfeder verglichen. Die Federn der Gre 6.25mm x 34.375mm
wurden entsprechend dem SAE J502 Standard montiert, der bis zu 0,02mm Spiel zult.
Fr diesen Test wurden die Teile jedoch mit einem geringem berma ausgewhlt.
Nach 12 Millionen Lastwechseln mit 200Nm (entsprechend 40% der maximalen
Torsionsfestigkeit der Welle) auf einer Dauerprfmaschine, hatte sich die nicht geklebte
Scheibenfeder ca. 0,05mm gelockert und wies erheblichen Passungsrost und
Wellenermdungsbrche in der Federnut auf. Die Feder mit dem Klebstoff zeigte weder
Spiel noch irgendwelche Brche.
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Fgeklebstoffe verhalten sich wie eine Kunststoffschicht, die die Spalten zwischen Nabe
und Welle oder Federn ausfllt. Diese verteilen die Belastung ber die gesamte
Fgeflche und somit werden Spannungsspitzen (z. B. an Ecken von Keilnuten)
vermieden.
Unterschiedliche Wrmeausdehnung
In vielen Fllen, werden ungleiche Materialien mit unterschiedlichen Werten fr die
Wrmeausdehnung eingesetzt. Das kann zu Zugbelastungen in der Klebung fhren, wenn
die Baugruppe ihre Betriebstemperatur erreicht. Fgeprodukte knnen groe
Druckbelastungen (> 300 N/mm) aushalten jedoch keine groen Zugbelastungen. Es gibt
drei Techniken, die angewandt werden knnen, um den Effekt von Wrmeausdehnungen
zu kompensieren.
1. Erwrmen der Nabe
Die Nabe sollte auf Betriebstemperatur aufgewrmt, der Klebstoff auf die khle
einzufhrende Komponente aufgetragen und dann die Teile zusammengefgt werden.
Damit wird sichergestellt, da im gesamten Betriebstemperaturbereich der Klebstoff
unter Druckspannung steht. Dies gewhrleistet eine dauerhafte Verbindung.
2. bermapassung mit Klebstoff
Eine bermapassung sollte mit Klebstoff untersttzt werden. Solange ein kleines
berma innerhalb des gesamten Betriebstemperaturbereiches gewhrleistet ist, wird
die Klebeverbindung erfolgreich sein.
3. Spezifizierung der Toleranzen
Der Wrmeausdehnungskoeffizient von Fgeklebstoffen liegt bei 10 x 10-5 1/K ( zum
Vergleich Aluminium = 2.2 x 10-5). Damit knnen die zulssigen Toleranzen
abgeleitet werden, um die auf den Klebstoff wirkenden Zugbelastungen zu minimieren.
Bemerkung zur Wrmebertragung
Wie schon an anderer Stelle erlutert, weisen ungeklebte Presspassungen nur ca. 20 bis
30% Metall-Metall Kontakt zwischen den Fgepartnern auf. Eingeschlossene Lufttaschen
sind eine gute Isolierung mit einem Wrmeleitkoeffizient von 0.027 W/m/C.
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Im Gegensatz hierzu, besitzt eine geklebte Passung 100% Flchenkontakt, der durch den
ausgehrteten Klebstoff gebildet wird. Die Leitfhigkeit des Polymers liegt bei 0.144
W/m/C und ist etwa fnfmal hher als die von Luft.
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6 Literatur
G. Habenicht: Kleben, Grundlagen Technologie Anwendungen, Springer Verlag
R.D. Adams (editor): Adhesive bonding, Science, technology and applications, Woodhead Publishing Limited
ESDU - Engineering Data Handling Unit, www.esdu.com W. Brockmann, P.L. Gei, J.Klingen, B.Schrder: Klebtechnik, Klebstoffe,
Anwendungen und verfahren, Wiley-VCH
G. Habenicht: Kleben erfolgreich und fehlwerfrei, Vieweg + Teubner E.W. Petrie: Handbook of Adhesives and Sealants, McGraw-Hill Fosta-Forschungsberichte P 229, P 259, P 332, P 340, P 477, P 508, P 513, P 676
bei www.stahl-online.de