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D er Volksmund sagt es uns ständig vor: Jedes Ding hat zwei Seiten, die Medaille sowieso. Und wer es gern drastisch mag, der kennt und schätzt auch diesen Spruch: Außen hui und innen pfui! Die in Stuttgart lebende Künstlerin Birgit Herzberg-Jochum hat das Zwei-Seiten- Prinzip mit kreativen Mitteln aufgegriffen und zeigt in der Esslinger Kunstakademie Arbeiten, die nicht plakativ bis hermetisch an der Wand hängen, sondern die an ihren Aufhängungen frei im Raum „schweben“. So will die 42-Jährige den Eindruck vermeiden, die Rück- seiten ihrer Werke würden ein Geheimnis verbergen, transparente Stoffe in den Rahmen erlauben zudem den Durch- blick von vorne nach hinten und umge- kehrt. Der überraschende Titel für das Ganze: „Indien by Taxi“. Birgit Herzberg-Jochum, die Dozentin an der Kunstakademie, räumt ein, „Pro- bleme mit dem nur Schönen“ zu haben. Der ungehinderte Blick auf die Rückseite eines Kunstwerks und die Entdeckung von Indizien seiner spezifischen Machart wür- den die Arbeitsweise für den Betrachter nachträglich „erlebbar“ machen. Eine Indienreise vor knapp einem Jahr hat Herzberg-Jochum nach ihren eigenen Worten gleich in mehrerer Hinsicht einen „Kulturschock“ eingebracht. Der Schock habe seinen Lauf genommen, nachdem der mitgereiste Ehemann der Künstlerin bei einer Hoch- zeitsfeier ausdrücklich ge- fragt worden sei, ob seine Frau bei einer Zeremonie mit- machen dürfe. Der Empö- rung über diese Form der Ent- mündigung folgte aus der Sicht der Künstlerin freilich die andere Seite des Erlebten. „Die Fröh- lichkeit und Gelassenheit der Menschen war einfach toll“, sagt sie. Der andere Schockmoment, nämlich das mörderische Verkehrschaos in den Städten, ist von der Besucherin aus dem fernen Europa recht praktisch entschärft worden: Aus der sicheren Warte eines Taxi- beifahrersitzes gelang es ihr, dem Durchein- ander per Fotoapparat den einen oder ande- ren Durchblick auf so etwas wie ein menschliches Alltagsleben abzutrotzen. In den Motiven kehren sie dann wieder, die Hochzeitsgäste und die Brautgeschenke, die Teepflückerinnen und die Fischputze- rin, das Hausboot und das Häuserensem- ble. Die Einzelbilder werden durch Schnür- und Sticktechniken zusätzlich ak- zentuiert, die Ausbeute der Taxitouren sind collagenhaft eingearbeitet. Bei der Vernissage mit Galeriegespräch ermunterte der Moderator Dieter Gungl zwar ausdrücklich zum Widerspruch, doch die überwiegende Zahl der Wortmeldun- gen bescheinigte Herzberg-Jochum einen interessanten künstlerischen Weg – wenn- gleich sich die Frage stelle, wie die großen Hängebilder in einer normal dimensionier- ten Wohnung unterzubringen sind. Dauer Die Ausstellung in der Kunstakademie Esslingen, Fritz-Müller-Straße 1, ist bis zum 31. März zu sehen. Öffnungszeiten sind mon- tags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 12 Uhr, telefonische Vereinbarungen sind unter der Nummer 01 72/7 64 63 27 möglich. HILFE IM NOTFALL Birgit Herzberg-Jochum, Stuttgarter Künstlerin D er 12. Februar soll für Köngens evangelische Kirchengemeinde ein Festtag werden. Dann will man nach fast einjähriger Bauzeit den Ab- schluss der Renovierungsarbeiten in der Peter-und-Paulskirche feiern. Doch auch vor diesem Datum schätzt Bernd Schön- haar, im dreiköpfigen Seelsorgerteam für Baubelange zuständig, eine ganz beson- dere Spezies von Kirchenbesuchern. Das sind die Spender, die ihr Scherflein – ob groß oder nicht so groß – zur baulichen Ertüchtigung und zur Wahrung der histori- schen und künstlerischen Glanzpunkte in dem nunmehr 500 Jahre alten Gotteshau- ses beisteuern. Immerhin liegt die Latte der Gesamtkosten für die Kirchenrenovie- rung laut dem Pfarrer Schönhaar momen- tan bei 813 000 Euro, zirka 450 000 Euro würden bis dato den Spendentopf füllen. Dies sagte der Geistliche dieser Tage bei einem Pressetermin, der anlässlich einer Spendenübergabe durch Mitglieder des ört- lichen Geschichts- und Kulturvereins ar- rangiert worden war. Bernd Schönhaar gab sich dabei grundsätzlich optimistisch und meinte wörtlich: „Wir sind im grünen Be- reich und wir werden es schaffen!“ An dem Gemeinschaftsprojekt beteili- gen sich die Kirchengemeinde und die Lan- deskirche, die Kommune und das Denkmal- amt, Stiftungen und viele Einzelpersonen. Der Dank für den „großen Spendenzu- spruch“ schloss jetzt auch ausdrücklich den Geschichts- und Kulturverein mit ein. Hatte der Verein bereits mit 11 000 Euro die Restaurierung der im Renaissancestil bemalten Holzdecke im Schiff unterstützt, so überbrachte eine siebenköpfige Abord- nung mit dem Vorsitzenden Karl Rein an der Spitze die schriftliche Zusage, bis zu 3000 Euro für die Sanierung und die Kon- servierung des Epitaphs im Eingangsbe- reich der Kirche beizusteuern. Der Grab- stein aus dem Jahr 1465 erinnert an den Ortsherrn und Reichsritter Albrecht Thumb von Neuburg. Das Vereinsmitglied Baldwin Keck, der ebenso wie Detlef Rothfuß auch Führun- gen durch die Peter-und-Paulskirche lei- tet, vermutet aufgrund der Mauernstärke, dass für das Schiff ursprünglich eine ge- wölbte Decke vorgesehen war. Dazu sei es aber möglicherweise deshalb nicht mehr gekommen, weil mit Stephan Waid mitten in der Bauzeit ein maßgeblicher Baumeis- ter abgewandert sei. Waid, nach Angaben Kecks ein Schwiegersohn des renommier- ten Esslinger Baumeisters Beblinger, hatte 1504 ein Ruf an das Münster zu Konstanz ereilt – und dafür ließ er die Köngener „Dorfkirche“ wohl hinter sich. Als „eigentlichen Schatz“ des renovier- ten Kircheninneren bezeichnet Schönhaar das Netzgewölbe im Chor und die fantasie- voll bemalte Holzdecke im Schiff. Diese op- tischen Pfründe habe man mehr in den Vor- dergrund rücken wollen und dies als Maß- gabe für die Farbgestaltung genommen. Während der Umbauphase haben Kön- gens evangelische Christen übrigens „Asyl“ bei der katholischen Kirchenge- meinde gefunden. Und dabei ist man nach den Worten vom Pfarrer Bernd Schönhaar „so sehr zusammengewachsen“, dass nicht wenige der Hospitanten die Frage gestellt hätten, warum man eigentlich nicht gleich dort bleiben wolle. I m Umweltschutz hat Filderstadt eine Vorreiterrolle eingenommen. Als erste Kommune im Landkreis und als eine der ersten in Baden-Württemberg stellte die Stadt 1985 einen Umweltschutzreferen- ten ein. Eine umfassende Biotopverbund- planung und die Einrichtung eines Umwelt- beirats waren ebenso Premieren im Kreis. Der Umweltbeirat (UWB) kann mittler- weile auf eine 20-jährige Arbeit zurückbli- cken. Seit 1991 haben seine Mitglieder 230 Tagesordnungspunkte in 48 Sitzungen dis- kutiert, noch in diesem Jahr wird die fünf- zigste Sitzung stattfinden. Zwei- bis drei- mal jährlich tagt der Beirat. Das oberste Ziel des UWB ist damals wie heute der Erhalt von freien Flächen. „Der Flächenverbrauch, vor allem an Obstwie- sen, war in den vergangenen Jahren enorm hoch, dem müssen wir Einhalt gebieten“, so Eberhard Mayer, der Sprecher des UWB. In diesem Punkt wird die Mitwirkung des UWB an Bedeutung gewinnen, glaubt er. Margit Riedinger, die Leiterin des städti- schen Umweltschutzreferats, stimmt dem zu: „Langsam macht sich bemerkbar, dass Flächen fehlen. Die Menschen haben ein Bedürfnis nach Freiraum.“ Aus der Praxis heraus, sagt Mayer, habe sich das Gremium bewährt. „Es ist ein ge- schätztes und ein anerkanntes Gremium“, ergänzt Riedinger. Mit seiner Expertise un- terstützt der UWB die Stadtverwaltung und Stadträte in ihren Entscheidungen. „Der Gemeinderat muss alles abwägen. Da fließt mit ein, was wir an Anregungen und Bedenken haben“, erläutert Mayer. Die Beschlüsse des UWB haben aber nur empfehlenden Charakter. Als Schwer- punkte dominieren im UWB lokale und überörtliche Planungsthemen. Mayer schätzt die Möglichkeit der frühzeitigen Be- teiligung im Planungsstadium. Nicht im- mer handelt es sich aber um politisch bri- sante Themen wie Neubaugebiete, die heiß diskutierte Ost-Tangente durch das Reute- wiesental oder einer Stellungnahme zur neuen Landesmesse. Häufig sind es Angelegenheiten des Ar- tenschutzes, die berücksichtigt werden müssen. 1990 hatte der Gemeinderat auf Antrag der Biotopkartiergruppe die Grün- dung des UWB beschlossen. Die Forderung des damaligen Oberbürgermeisters Peter Bümlein, dass Landwirte und Naturschüt- zer in dem Gremium zukünftig gemeinsam am Tisch sitzen sollten, bezeichnet Mayer heute als sehr klugen Schachzug. E s kommen große Jubiläen auf die Esslinger „Stunde der Kirchenmu- sik“ zu. „Im nächsten Jahr wird es das 1000. Konzert im Rahmen der Konzert- reihe geben. Ein Jahr später können wir dann das 50-jährige Bestehen feiern“, sagt Uwe Schüssel, in Personalunion der Esslin- ger Kirchenmusikdirektor und der Bezirks- kantor der evangelischen Kirche. Aber auch in diesem Jahr stehen viele hochwertige und einige außergewöhnliche Konzerte auf dem Programm. Im Rahmen des Tonart-Festivals für zeitaktuelle Musik wird Jürgen Essl zu hören sein. Er ist an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Professor für Orgel und wird an der Walckerorgel in der Stadt- kirche St. Dionys am 28. Januar um 19.30 Uhr zu „Der letzte Mann“ improvisie- ren. Friedrich Wilhelm Murnau drehte den Stummfilmklassiker im Jahr 1934. Am Sonntag, 5. Februar, gibt es ein Bene- fizkonzert in der Frauenkirche zu Gunsten der Vesperkirche. Auf dem Programm ste- hen barocke Werke für Orgel und vier Trompeten, unter anderem von Georg Phi- lipp Telemann und Georg Friedrich Hän- del. Weitere Höhepunkte des Konzertfrüh- lings sind das Konzert des Esslinger Vocal- ensembles am 10. März, Rossinis „Petite Messe solennelle“ am 5. Mai mit der Esslin- ger Kantorei unter der Leitung von Uwe Schüssler und der Chormusik- und Gospel- abend „The Groovy Version of OX“ am 16. Juni mit der Jugendkantorei samt Band in der Stadtkirche. Ein außergewöhnliches Konzert erwartet die Besucher am Sams- tag, 21. April, in der Frauenkirche: Im Rah- men des Podium-Festival erklingt nicht nur Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“ in einer Fassung für Kammerorches- ter. Dazu gibt es auch Lichtinstallationen. Nicht aus dem Programm der „Stunde der Kirchenmusik“ wegzudenken ist der Esslinger Orgelsommer. Eröffnet wird er am 14. Juli vom Stuttgarter Organisten Lud- ger Lohmann. Neben Franz Liszts Fantasie über den Coral „Ad nos, ad salutarum un- dam“ sind Werke von Axel Ruoff und Jo- hann Sebastian Bach zu hören. Das gesamte Programm im Internet unter www.es-kirche-esslingen.de „Ich gebe zu, Probleme mit dem nur Schönen zu haben.“ Esslingen Das Programm der „Stunde der Kirchenmusik“ birgt auch in diesem Jahr eine ganze Reihe von Besonderheiten. Von Kai Holoch Köngen Noch wird fleißig gearbeitet, aber schon bald zeigt sich die Peter-und-Paulskirche in neuem Glanz. Von Gunther Nething Filderstadt Seit 20 Jahren hilft das Gremium bei Fragen rund um den Naturschutz. Von Jens Noll Esslingen Eine Bilderschau in der Kunstakademie räumt mit den üblichen Sehgewohnheiten auf. Von Gunther Nething Die Schwäbische Landpartie nimmt zum Auftakt ihres Jahresprogramms am Sams- tag, 21. Januar, alte Handwerkstraditionen im Neidlinger Tal unter die Lupe. Bei der Führung von 14 Uhr an wird die Arbeit in einer Schreinerei gezeigt, in der aus heimi- schem Kirschholz ganz besondere Stücke entstehen. Weiter geht es dann zu einem Korbmacher, dessen handgefertigte Stücke stets Unikate sind. Besucht wird zudem die einzige in Deutschland noch produzie- rende Kugelmühle, in der mittels Wasser- kraft Murmeln aus heimischem Marmor geschliffen werden. Anmeldungen sind un- ter der Nummer 0 70 23/48 51 möglich. jüv Weitere Informationen im Internet unter www.schwaebische-landpartie.de Geschichte Die Peter- und Paulskirche, Köngens weithin sichtbares Wahrzeichen über dem Neckartal, ist zwischen 1501 und 1512 unter dem Patro- nat des Klosters Denkendorf er- baut worden. Das spätgotische Gotteshaus beherbergt eine Fülle baustilistischer Details aus der Gotik und der Renais- sance. Der Turm ist gut 200 Jahre jünger – und sein Ge- samtbild kann die Einflüsse des Barock nicht verleugnen. Festtage Hat die evangelische Kirchengemeinde bereits 2001 die Grundsteinlegung des Got- teshauses vor 500 Jahren fei- ern können, so fällt der Ab- schluss der Renovierung in die- sem Jahr mit der Fertigstellung der Peter- und Paulskirche vor 500 Jahren zusammen. Dieser Anlass wird von der Gemeinde doppelt gewürdigt: am Sonn- tag, 12. Februar, mit einem öku- menischen Gottesdienst um 10 Uhr und passend zu Peter und Paul auch am 28. Juni. net Orgelsommer, Lichtinstallation und Benefizkonzert Hinten kann auch vorne sein – und umgekehrt Was Wann Wo Umweltbeirat will Freiflächen erhalten Netzgewölbe und Holzdecke setzen Akzente Gottesdienstbesucher müssen sich in Köngen noch gedulden. Spendenüberbringer, wie hier eine Abordnung des Geschichts- und Kulturvereins, sind indes stets willkommen. Foto: Rudel Die Künstlerin und ihre Werke: Versöhnliches trotz des Kulturschocks Foto: Horst Rudel EVANGELISCHE GEMEINDE FEIERT GLEICH MEHRFACH POLIZEI 110 FEUERWEHR 112 RETTUNGSDIENST 112 NOTRUF-FAX 112 KRANKENTRANSPORT 07 11/19 222 Neidlingen Altes Handwerk neu entdeckt Gründung war ein „kluger Schachzug“ APOTHEKEN Apotheken–Notdienstfinder: Tel.08 00 00 22 8 33, Handy 22 8 33 (69 ct/Min.) oder www.aponet.de. Esslingen, Ostfildern: am Fischbrunnen, ES-Stadt- mitte, Fischbrunnenstr. 1, 07 11 / 35 60 68. Kirchheim/Teck, Lenninger Tal, Nürtingen und Umge- bung,Plochingen, Wendlingen: Kirch, Hochdorf, Kauz- bühlstr. 1,0 71 53 / 95 82 76 u. Baum, Nürtingen-Zizis- hausen, Oberensinger Str. 14, 0 70 22 / 6 77 22. Leinfelden-Echterdingen,Filderstadt: Hubertus, LE- Musberg, Filderstr. 55, 7 54 18 88. Bad Cannstatt, Neckarvororte: Turm,Mühlhausen, Meierberg 15, 53 30 14. Degerloch,Kemnat und Filderbezirke: Laralex, Fasa- nenhof, Eichäcker 6, 28 04 00 60. Dienstbereit von 8.30 bis8.30 Uhr. VERANSTALTUNGEN KINDERSPASS Esslingen: Württembergische Landesbühne, Kinder- theater am Schauspielhaus: Valentino Frosch, Schauspiel nach Burny Bos und Hans Beer (ab 4 J.), 9 Uhr. VERSCHIEDENES Esslingen: Dieselstraße, Dieselstraße 26: Es geht auch anders: Über Banken - und Staatsbankrotte - Warum aus der Finanzkrise eine öffentliche Schul- denkrisewurde, Referent: Alexis Passadakis, 19.30 Uhr. Stadtbücherei, Heugasse 9: Die biologischen Grund- lagen unseres Geistes, Philosophisches Cafe mit Pe- ter Vollbrecht, 19.30 Uhr. Villa Merkel, Pulverwiesen 25: Ästhetikund Raum, Referentin: Michaela Ott, 18.30 Uhr. (Weitere Hinweise in unseren anderen Veranstal- tungsteilen) Bedürfnis nach Freiraum 21 Dienstag, 17. Januar 2012 | Nr. 13 STUTTGARTER ZEITUNG KREIS ESSLINGEN

Stuttgarter Zeitung 17.1.2012

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Presseasrtikel über meine aktuelle Ausstellung in der Kunstakademie Esslingen Daily Press about my exibition in Esslingen at the Kunstakademie Esslingen

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Page 1: Stuttgarter Zeitung 17.1.2012

Der Volksmund sagt es uns ständigvor: Jedes Ding hat zwei Seiten, dieMedaille sowieso. Und wer es gern

drastisch mag, der kennt und schätzt auchdiesen Spruch: Außen hui und innen pfui!Die in Stuttgart lebende Künstlerin BirgitHerzberg-Jochum hat das Zwei-Seiten-Prinzip mit kreativen Mitteln aufgegriffenund zeigt in der EsslingerKunstakademie Arbeiten, dienicht plakativ bis hermetischan der Wand hängen, sonderndie an ihren Aufhängungenfrei im Raum „schweben“.

So will die 42-Jährige denEindruck vermeiden, die Rück-seiten ihrer Werke würden einGeheimnis verbergen, transparente Stoffein den Rahmen erlauben zudem den Durch-blick von vorne nach hinten und umge-kehrt. Der überraschende Titel für dasGanze: „Indien by Taxi“.

Birgit Herzberg-Jochum, die Dozentinan der Kunstakademie, räumt ein, „Pro-bleme mit dem nur Schönen“ zu haben.Der ungehinderte Blick auf die Rückseiteeines Kunstwerks und die Entdeckung von

Indizien seiner spezifischen Machart wür-den die Arbeitsweise für den Betrachternachträglich „erlebbar“ machen.

Eine Indienreise vor knapp einem Jahrhat Herzberg-Jochum nach ihren eigenenWorten gleich in mehrerer Hinsicht einen„Kulturschock“ eingebracht. Der Schockhabe seinen Lauf genommen, nachdem der

mitgereiste Ehemann derKünstlerin bei einer Hoch-zeitsfeier ausdrücklich ge-fragt worden sei, ob seineFrau bei einer Zeremonie mit-machen dürfe. Der Empö-rung über diese Form der Ent-mündigung folgte aus derSicht der Künstlerin freilich

die andere Seite des Erlebten. „Die Fröh-lichkeit und Gelassenheit der Menschenwar einfach toll“, sagt sie.

Der andere Schockmoment, nämlichdas mörderische Verkehrschaos in denStädten, ist von der Besucherin aus demfernen Europa recht praktisch entschärftworden: Aus der sicheren Warte eines Taxi-beifahrersitzes gelang es ihr, dem Durchein-ander per Fotoapparat den einen oder ande-

ren Durchblick auf so etwas wie einmenschliches Alltagsleben abzutrotzen. Inden Motiven kehren sie dann wieder, dieHochzeitsgäste und die Brautgeschenke,die Teepflückerinnen und die Fischputze-rin, das Hausboot und das Häuserensem-ble. Die Einzelbilder werden durchSchnür- und Sticktechniken zusätzlich ak-zentuiert, die Ausbeute der Taxitourensind collagenhaft eingearbeitet.

Bei der Vernissage mit Galeriegesprächermunterte der Moderator Dieter Gunglzwar ausdrücklich zum Widerspruch, doch

die überwiegende Zahl der Wortmeldun-gen bescheinigte Herzberg-Jochum eineninteressanten künstlerischen Weg – wenn-gleich sich die Frage stelle, wie die großenHängebilder in einer normal dimensionier-ten Wohnung unterzubringen sind.

Dauer Die Ausstellung in der KunstakademieEsslingen, Fritz-Müller-Straße 1, ist bis zum31. März zu sehen. Öffnungszeiten sindmon-tags, mittwochs und donnerstags von 10 bis12 Uhr, telefonische Vereinbarungen sind unterder Nummer 01 72/7 64 63 27möglich.

HILFE IM NOTFALL

Birgit Herzberg-Jochum,Stuttgarter Künstlerin

Der 12. Februar soll für Köngensevangelische Kirchengemeinde einFesttag werden. Dann will man

nach fast einjähriger Bauzeit den Ab-schluss der Renovierungsarbeiten in derPeter-und-Paulskirche feiern. Doch auchvor diesem Datum schätzt Bernd Schön-haar, im dreiköpfigen Seelsorgerteam fürBaubelange zuständig, eine ganz beson-dere Spezies von Kirchenbesuchern. Dassind die Spender, die ihr Scherflein – obgroß oder nicht so groß – zur baulichenErtüchtigung und zur Wahrung der histori-schen und künstlerischen Glanzpunkte indem nunmehr 500 Jahre alten Gotteshau-ses beisteuern. Immerhin liegt die Latteder Gesamtkosten für die Kirchenrenovie-rung laut dem Pfarrer Schönhaar momen-tan bei 813 000 Euro, zirka 450 000 Eurowürden bis dato den Spendentopf füllen.

Dies sagte der Geistliche dieser Tage beieinem Pressetermin, der anlässlich einerSpendenübergabe durch Mitglieder des ört-lichen Geschichts- und Kulturvereins ar-rangiert worden war. Bernd Schönhaar gabsich dabei grundsätzlich optimistisch undmeinte wörtlich: „Wir sind im grünen Be-reich und wir werden es schaffen!“

An dem Gemeinschaftsprojekt beteili-gen sich die Kirchengemeinde und die Lan-deskirche, die Kommune und das Denkmal-amt, Stiftungen und viele Einzelpersonen.Der Dank für den „großen Spendenzu-spruch“ schloss jetzt auch ausdrücklichden Geschichts- und Kulturverein mit ein.Hatte der Verein bereits mit 11 000 Eurodie Restaurierung der im Renaissancestilbemalten Holzdecke im Schiff unterstützt,so überbrachte eine siebenköpfige Abord-

nung mit dem Vorsitzenden Karl Rein ander Spitze die schriftliche Zusage, bis zu3000 Euro für die Sanierung und die Kon-servierung des Epitaphs im Eingangsbe-reich der Kirche beizusteuern. Der Grab-stein aus dem Jahr 1465 erinnert an denOrtsherrn und Reichsritter AlbrechtThumb von Neuburg.

Das Vereinsmitglied Baldwin Keck, derebenso wie Detlef Rothfuß auch Führun-gen durch die Peter-und-Paulskirche lei-tet, vermutet aufgrund der Mauernstärke,dass für das Schiff ursprünglich eine ge-wölbte Decke vorgesehen war. Dazu sei esaber möglicherweise deshalb nicht mehrgekommen, weil mit Stephan Waid mittenin der Bauzeit ein maßgeblicher Baumeis-ter abgewandert sei. Waid, nach AngabenKecks ein Schwiegersohn des renommier-ten Esslinger Baumeisters Beblinger, hatte1504 ein Ruf an das Münster zu Konstanzereilt – und dafür ließ er die Köngener„Dorfkirche“ wohl hinter sich.

Als „eigentlichen Schatz“ des renovier-ten Kircheninneren bezeichnet Schönhaardas Netzgewölbe im Chor und die fantasie-voll bemalte Holzdecke im Schiff. Diese op-tischen Pfründe habe man mehr in den Vor-dergrund rücken wollen und dies als Maß-gabe für die Farbgestaltung genommen.

Während der Umbauphase haben Kön-gens evangelische Christen übrigens„Asyl“ bei der katholischen Kirchenge-meinde gefunden. Und dabei ist man nachden Worten vom Pfarrer Bernd Schönhaar„so sehr zusammengewachsen“, dass nichtwenige der Hospitanten die Frage gestellthätten, warum man eigentlich nicht gleichdort bleiben wolle.

Im Umweltschutz hat Filderstadt eineVorreiterrolle eingenommen. Als ersteKommune im Landkreis und als eine

der ersten in Baden-Württemberg stelltedie Stadt 1985 einen Umweltschutzreferen-ten ein. Eine umfassende Biotopverbund-planung und die Einrichtung eines Umwelt-beirats waren ebenso Premieren im Kreis.Der Umweltbeirat (UWB) kann mittler-weile auf eine 20-jährige Arbeit zurückbli-cken. Seit 1991 haben seine Mitglieder 230Tagesordnungspunkte in 48 Sitzungen dis-kutiert, noch in diesem Jahr wird die fünf-zigste Sitzung stattfinden. Zwei- bis drei-mal jährlich tagt der Beirat.

Das oberste Ziel des UWB ist damals wieheute der Erhalt von freien Flächen. „DerFlächenverbrauch, vor allem an Obstwie-sen, war in den vergangenen Jahren enormhoch, dem müssen wir Einhalt gebieten“,so Eberhard Mayer, der Sprecher des UWB.In diesem Punkt wird die Mitwirkung desUWB an Bedeutung gewinnen, glaubt er.Margit Riedinger, die Leiterin des städti-schen Umweltschutzreferats, stimmt demzu: „Langsam macht sich bemerkbar, dassFlächen fehlen. Die Menschen haben einBedürfnis nach Freiraum.“

Aus der Praxis heraus, sagt Mayer, habesich das Gremium bewährt. „Es ist ein ge-schätztes und ein anerkanntes Gremium“,ergänzt Riedinger. Mit seiner Expertise un-terstützt der UWB die Stadtverwaltungund Stadträte in ihren Entscheidungen.„Der Gemeinderat muss alles abwägen. Dafließt mit ein, was wir an Anregungen undBedenken haben“, erläutert Mayer.

Die Beschlüsse des UWB haben aber nurempfehlenden Charakter. Als Schwer-punkte dominieren im UWB lokale undüberörtliche Planungsthemen. Mayerschätzt die Möglichkeit der frühzeitigen Be-teiligung im Planungsstadium. Nicht im-mer handelt es sich aber um politisch bri-sante Themen wie Neubaugebiete, die heißdiskutierte Ost-Tangente durch das Reute-wiesental oder einer Stellungnahme zurneuen Landesmesse.

Häufig sind es Angelegenheiten des Ar-tenschutzes, die berücksichtigt werdenmüssen. 1990 hatte der Gemeinderat aufAntrag der Biotopkartiergruppe die Grün-dung des UWB beschlossen. Die Forderungdes damaligen Oberbürgermeisters PeterBümlein, dass Landwirte und Naturschüt-zer in dem Gremium zukünftig gemeinsamam Tisch sitzen sollten, bezeichnet Mayerheute als sehr klugen Schachzug.

Es kommen große Jubiläen auf dieEsslinger „Stunde der Kirchenmu-sik“ zu. „Im nächsten Jahr wird es

das 1000. Konzert im Rahmen der Konzert-reihe geben. Ein Jahr später können wirdann das 50-jährige Bestehen feiern“, sagtUwe Schüssel, in Personalunion der Esslin-ger Kirchenmusikdirektor und der Bezirks-kantor der evangelischen Kirche.

Aber auch in diesem Jahr stehen vielehochwertige und einige außergewöhnlicheKonzerte auf dem Programm. Im Rahmendes Tonart-Festivals für zeitaktuelle Musikwird Jürgen Essl zu hören sein. Er ist ander Stuttgarter Hochschule für Musik undDarstellende Kunst Professor für Orgel

und wird an der Walckerorgel in der Stadt-kirche St. Dionys am 28. Januar um19.30 Uhr zu „Der letzte Mann“ improvisie-ren. Friedrich Wilhelm Murnau drehte denStummfilmklassiker im Jahr 1934.

Am Sonntag, 5. Februar, gibt es ein Bene-fizkonzert in der Frauenkirche zu Gunstender Vesperkirche. Auf dem Programm ste-hen barocke Werke für Orgel und vierTrompeten, unter anderem von Georg Phi-lipp Telemann und Georg Friedrich Hän-del. Weitere Höhepunkte des Konzertfrüh-lings sind das Konzert des Esslinger Vocal-ensembles am 10. März, Rossinis „PetiteMesse solennelle“ am 5. Mai mit der Esslin-ger Kantorei unter der Leitung von Uwe

Schüssler und der Chormusik- und Gospel-abend „The Groovy Version of OX“ am16. Juni mit der Jugendkantorei samt Bandin der Stadtkirche. Ein außergewöhnlichesKonzert erwartet die Besucher am Sams-tag, 21. April, in der Frauenkirche: Im Rah-men des Podium-Festival erklingt nichtnur Gustav Mahlers „Das Lied von derErde“ in einer Fassung für Kammerorches-ter. Dazu gibt es auch Lichtinstallationen.

Nicht aus dem Programm der „Stundeder Kirchenmusik“ wegzudenken ist derEsslinger Orgelsommer. Eröffnet wird eram 14. Juli vom Stuttgarter Organisten Lud-ger Lohmann. Neben Franz Liszts Fantasieüber den Coral „Ad nos, ad salutarum un-dam“ sind Werke von Axel Ruoff und Jo-hann Sebastian Bach zu hören.

Das gesamte Programm im Internet unterwww.es-kirche-esslingen.de

„Ich gebe zu,Probleme mitdem nur Schönenzu haben.“

Esslingen Das Programm der „Stunde der Kirchenmusik“ birgt auch indiesem Jahr eine ganze Reihe von Besonderheiten. Von Kai Holoch

Köngen Noch wird fleißig gearbeitet, aber schon bald zeigt sichdie Peter-und-Paulskirche in neuem Glanz. Von Gunther Nething

Filderstadt Seit 20 Jahren hilft dasGremium bei Fragen rund um denNaturschutz.Von Jens Noll

Esslingen Eine Bilderschau in der Kunstakademie räumt mitden üblichen Sehgewohnheiten auf. Von Gunther Nething

Die Schwäbische Landpartie nimmt zumAuftakt ihres Jahresprogramms am Sams-tag, 21. Januar, alte Handwerkstraditionenim Neidlinger Tal unter die Lupe. Bei derFührung von 14 Uhr an wird die Arbeit ineiner Schreinerei gezeigt, in der aus heimi-schem Kirschholz ganz besondere Stückeentstehen. Weiter geht es dann zu einemKorbmacher, dessen handgefertigte Stückestets Unikate sind. Besucht wird zudem dieeinzige in Deutschland noch produzie-rende Kugelmühle, in der mittels Wasser-kraft Murmeln aus heimischem Marmorgeschliffen werden. Anmeldungen sind un-ter der Nummer 0 70 23/48 51 möglich. jüv

Weitere Informationen im Internet unterwww.schwaebische-landpartie.de

Geschichte Die Peter- undPaulskirche, Köngens weithinsichtbaresWahrzeichen überdemNeckartal, ist zwischen1501 und 1512 unter dem Patro-nat des Klosters Denkendorf er-baut worden. Das spätgotischeGotteshaus beherbergt eineFülle baustilistischer Detailsaus der Gotik und der Renais-

sance. Der Turm ist gut200 Jahre jünger – und seinGe-samtbild kann die Einflüssedes Barock nicht verleugnen.

Festtage Hat die evangelischeKirchengemeinde bereits 2001die Grundsteinlegung des Got-teshauses vor 500 Jahren fei-ern können, so fällt der Ab-

schluss der Renovierung in die-sem Jahr mit der Fertigstellungder Peter- und Paulskirche vor500 Jahren zusammen. DieserAnlass wird von der Gemeindedoppelt gewürdigt: am Sonn-tag, 12. Februar, mit einem öku-menischen Gottesdienst um10 Uhr und passend zu Peterund Paul auch am 28. Juni. net

Orgelsommer, Lichtinstallation und Benefizkonzert

Hinten kann auch vorne sein – und umgekehrt

Was Wann Wo

Umweltbeiratwill Freiflächenerhalten

Netzgewölbe und Holzdecke setzen Akzente

Gottesdienstbesucher müssen sich in Köngen noch gedulden. Spendenüberbringer, wie hiereine Abordnung des Geschichts- und Kulturvereins, sind indes stets willkommen. Foto: Rudel

Die Künstlerin und ihreWerke: Versöhnliches trotz des Kulturschocks Foto: Horst Rudel

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VERANSTALTUNGEN

KINDERSPASSEsslingen:WürttembergischeLandesbühne,Kinder-theater am Schauspielhaus: Valentino Frosch,Schauspiel nachBurnyBosundHansBeer (ab4 J.),9Uhr.

VERSCHIEDENESEsslingen:Dieselstraße,Dieselstraße26: Esgehtauchanders:Über Banken -undStaatsbankrotte -Warumausder Finanzkrise eineöffentliche Schul-denkrisewurde, Referent:Alexis Passadakis, 19.30Uhr.Stadtbücherei,Heugasse9:Die biologischenGrund-lagenunseresGeistes, PhilosophischesCafemit Pe-terVollbrecht, 19.30Uhr.VillaMerkel, Pulverwiesen25:ÄsthetikundRaum,Referentin:MichaelaOtt, 18.30Uhr.(WeitereHinweise in unserenanderenVeranstal-tungsteilen)

BedürfnisnachFreiraum

21Dienstag, 17. Januar 2012 | Nr. 13STUTTGARTER ZEITUNG KREIS ESSLINGEN