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Teecajnik

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Kurszeitung des Konversationskurses am Österreich Institut Ljubljana. © by Andreas Schiestl & others.

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort..................................................................3Über die Autoren..................................................4Themenkatalog WS 2011/12...............................6Themenkatalog SS 2012.....................................8Peter Handke......................................................10Kleine Geschichte Österreichs...........................12Reisen ­ einst und jetzt.......................................14Exkursion Tirol....................................................16Schweiz ­ Land der Widersprüche?....................18Filmrezension: Free Rainer.................................20Österreich geht mit gutem Beispiel voran...........21Lemberg? L'viv!...................................................22Idiome einmal anders.........................................24

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© 2012 Сергей Шиманский

Liebe Leserin, lieber Leser,seit zweieinhalb Jahren leiteich bereits voller Freude denKonversationskurs amÖsterreich InstitutLjubljana. Seit demSommersemester 2012 istauch ein Alltagsdeutsch­Kurs dazugekommen.Vor einem Jahrerstellten wirgemeinsam eineKurszeitung namens"TeeČajnik". Die Ideewar es, dass dieKursteilnehmerInnendie Früchte ihrerArbeit beimDeutschlernen inHänden halten und mitanderen Menschenteilen können.Auch in diesem Jahrhaben wir wiederfleißig gearbeitet, umdie zweite Ausgabe des"TeeČajnik" mit

interessanten Artikeln füllenzu können.Auf freiwilliger Basiskonnten alle, die wollten, ander Zeitschrift mitarbeiten.Manche der Themen habenwir in unseren Kursendurchgearbeitet, anderewurden frei nach Interessegewählt.Was Sie nun vor sich liegenhaben, ist die Arbeit von achtAutorInnen, die Sie auf dennächsten Seiten kennenlernenwerden.Mir bleibt nichts anderesübrig, als mich bei allenMitwirkenden herzlich zubedanken. Das Ergebnis, dievorliegende Zeitschrift,spricht, glaube ich, für sich.Viel Spaß beim Lesenwünscht IhnenAndreas Schiestl

"Andreas ist unser Lehrer. Er ist ein Polyglott, Musiker,Spaßreisender und vieles mehr. Er interessiert sich fürslawische Sprachen und erforscht Subkulturen. Er sprichtum die zehn Sprachen, kann Gitarre spielen und reist oftnach Osteuropa. Er macht den Kurs am Österreich Institutzu unserem 'third place'." ­ Miša Lamut

Chefredakteur: Andreas Schiestl .Autoren: Ana Marija Toman, Miša Lamut, Nataša Gorkič,Špela Baričič, Primož Lesjak, Sonja Virag, Elisabeth DennerGestaltung: Andreas Schiestl, Irena KržanKorrekturen: Tamara Kerschbaumer, Peter Prodinger 3

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Über die Autoren...

Ana Marija ist selbständige Übersetzerin. Sie übersetzt Belletristik,Kinderbücher wie auch Zeitungsartikel aus dem Englischen, Französischenund Deutschen. Sie mag viel Sport treiben (Joggen und Fitness) und liestsehr gern. Sie ist eine Weltenbummlerin – sie reiste schon nach China,Indien und Kasachstan.

Nataša ist Kardiologin, die gerade ihre Doktorarbeit schreibt. Sie tanztgern Salsa und geht regelmäßig ins Fitnessstudio. Wegen ihrer Arbeit kannsie das Angenehme (Reisen) mit dem Nützlichen (an Kongressenteilnehmen) verbinden.

Miša Lamut, Andreas Schiestl

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Miša ist Studentin an der Philosophischen Fakultät in Ljubljana, wo sie diedeutsche und tschechische Sprache studiert. Ihre Hobbys sind Lesen,Bergsteigen und Reisen. Sie ist noch nicht sicher, was sie in der Zukunftberuflich machen wird, aber es wird etwas mit Fremdsprachen zu tunhaben.

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Primož ist ein passionierter Geschichtestudent an derGeisteswissenschaftlichen Fakultät in Ljubljana. Er besuchte imSommersemester 2012 den AD9­Kurs. Primož kam meistens ein bisschenfrüher zum Kurs, um mit seinem Lehrer, Andreas, noch über historischeThemen zu diskutieren. Sein Lieblingsgebiet ist die Geschichte vonÖsterreich­Ungarn.

Špela ist Juristin und kommt aus Grosuplje. Sie ist zertifizierte Aerobic­Leiterin und fährt Ski im Winter und Inlineskates im Sommer. Sie besuchtden Kurs, weil sie mit der deutschen Sprache in Kontakt bleiben will.

Sonja besuchte den AD9­Kurs. Sie ist Psychiaterin, weshalb sie sehrbeschäftigt ist und leider nicht immer zum Kurs kommen konnte. AmEnde dieses Jahres wird sie für längere Zeit nach Zürich gehen.

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Lisa kam im Sommersemester nach Ljubljana, wo sie auf der Germanistikein Praktikum gemacht hatte. Sie hat unseren Lehrer Andreas ein paar malals Co­Teacher unterstützt. Lisa ist studierte Linguistin ausOberösterreich. Ljubljana gefällt ihr so gut, dass sie entschieden hat, nochein Semester hier zu bleiben.

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THEMENKATALOG WS 2011/12THEMENBLOCK: KOMPLEXE SYSTEME

Strange New WorldDie Frage, die hier im Mittelpunkt steht, ist, inwiefern sich das Leben des Menschen in den letzten 20Jahren verändert hat. Augenmerk wird dabei auf politische, soziale und persönliche Umwälzungen gelegt.Den zweiten Teil der Lektion bildet eine Diskussion über neue Medien (v.a. Mobiltelefonie, Internet,soziale Netzwerke, Google), wie sie in unseren Alltag eingreifen und unser Verständnis von Privatsphäreumdefinieren.Altruismus – Egoismus – FreiwilligkeitGibt es Altruismus, oder ist dieser Begriff nur ein Hirngespinst? Handeln wir nur vorgeblich selbstlos, umpersönlichen Nutzen daraus zu ziehen? Verschiedene Wissenschaftsdisziplinen sehen verschiedeneFaktoren als primäre Ziele des Menschen. Den meisten gemeinsam ist, dass sie das Konzept desAltruismus als irrational und illusorisch abtun. Dennoch ist es ein Konzept, mit dem geistig gearbeitetwird. Durch eine Analyse von Biographien von historischen Persönlichkeiten, die als altruistisch gelten(Mutter Theresa, Florence Nightingale, Will Keith Kellogg), soll ein Verständnis des Altruismus­Egoismus­Paradigmas extrahiert werden.

FILM: Free Rainer (DE, 2007)

THEMENBLOCK: GESCHICHTE ZWISCHEN VISION UND LÜGE

Reisen – einst und jetztDie Industrielle Revolution erlaubte es der Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung auch zu reisen. Wassteckt hinter dem Wunsch, die Welt zu sehen? Wie reisten die Menschen in der Vergangenheit? Wie heute?Der Traum davon, wie ein Vogel zu fliegen, ist längst Realität geworden. Auch war die Menschheit im Allund auf dem Mond, wovon Jules Verne und H.G. Wells nur träumen konnten. Reisen hat sich verändert.Durch Texte über die Industrielle Revolution, über die ersten Flugversuche durch Otto von Lilienthal unddie Gebrüder Wright und das Desaster von Lakehurst, das das Ende der Luftschifffahrt bedeutete, begebenwir uns zuerst auf eine Reise in die Vergangenheit, bis wir schließlich Spekulationen über die Zukunft desReisen anstellen werden.Retrofiktion und SteampunkIst die Zeit der großen Abenteuer, Erfindungen und Entdeckungen, als Forscher sich von Pfeilen gejagtdurch den Dschungel kämpften, um die letzte unbekannte Zivilisation zu entdecken, oder als die Lüftedurch Zeppeline neu erforscht wurden, vorbei? Vielleicht ja. Aber eine neue Subkultur hat es sich zurAufgabe gemacht, diese Zeit (zumindest in Gedanken) zurückzuholen, oder, besser gesagt, so zu leben, alshätte das Viktorianische Zeitalter nie geendet. Das heißt: Vergangenheit trifft die Zukunft. Aus einemliterarischen Genre hat sich eine neue Ästhetik entwickelt. Willkommen im Zeitalter des Steampunk!

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Kontrafaktische GeschichteWas wäre, wenn Franz Ferdinand, der Thronfolger von Österreich­Ungarn, 1914 nicht dem Attentat vonSarajevo zum Opfer gefallen wäre? Oder was wäre, wenn die Konföderierten den amerikanischenSezessionskrieg gewonnen hätten? Solche „was wäre, wenn“­ Spekulationen, die einen Fixpunkt in derGeschichte gedanklich verändern, werden von dem Gros der Historiker als unwissenschaftlich abgelehnt.Dennoch liefert eine kontrafaktische Geschichte viel Stoff für interessante Diskussionen.GeschichtsfälschungGeschichte ist ein machtvolles Instrument. Wer sie manipuliert, beherrscht sie. Es gibt verschiedeneMotive für Menschen, Geschichte zu fälschen. Die einen fälschen aus ideologischen Gründen, die anderenaus Geldgier, manche bloß aus Spaß. Aus so einem Spaß wurde ernst, als 1983 ein Mann HitlersTagebücher glaubwürdig gefälscht hatte und diese dann vom Magazin Der Stern veröffentlicht wurden.Die großen Lügen der GeschichteDie Konstantinische Schenkung ist eine Urkunde, durch die der Papst Territorialansprüche inZentralitalien rechtfertigte. Es handelte sich aber um eine Fälschung. Diese und andere große Lügen derMenschheit (die Dolchstoßlegende, die Persische Mumie, die Grünberger Handschrift, …) werden unterdie Lupe genommen und diskutiert. Danach wird eine interessante Theorie näher beleuchtet: diePhantomzeit­Theorie, die besagt, dass die Jahre zwischen 614 und 911 nach Christus nie existiert haben.FILME: ZDF­Doku – Lügen der Menschheit

Die letzten Stunden der HindenburgTHEMENBLOCK: DEKONSTRUKTION DES ALLTAGS

Was haben wir gelacht? ­ Humor im AlltagHumor, Witz, Spaß ­ Worte, die uns täglich begleiten. Aber wer hat sich schon einmal Gedanken darübergemacht, woher Humor kommt, warum wir etwas witzig finden und warum andere einfach nicht "darüber"lachen können?Der 'dritte Platz' des öffentlichen LebensDer Soziologe Ray Oldenburg entwarf im Jahre 1989 eine Theorie, um das Konzept "Alltag" besserverstehen zu können. Für ihn spielt sich unser tägliches Leben an drei Plätzen ab: Zuhause (erster Platz),Arbeit (zweiter Platz) und an öffentlichen Plätzen (dritter Platz), wie Bars, Pubs und Kaffeehäusern. Einwichtiger Schritt zur Entwicklung der Moderne war die Etablierung von dritten Plätzen. Kaffeehäuser undPubs sind Plätze zum ungenierten Meinungsaustausch ­ essentiell für die Entwicklung einer reflektivenZivilgesellschaft.PopulärkulturDie Jugend ist der Träger von Populärkultur. Jugend ist hier nicht als biologisches/natürliches Phänomenzu sehen, sondern also soziokulturelle Erscheinung. Welche Faktoren ("Facetten") sind ausschlaggebendfür die Entstehung von "Jugend" im soziokulturellen Sinne? Welche Bedeutung hat der scheinbarunmögliche Spagat zwischen Individualismus und Kollektivisierung der Jugend?

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THEMENKATALOG SS 2012THEMENBLOCK: WIEN

Wien ­ Träger der Gemütlichkeit und bester Freund vom TodWien ist in aller Munde. Die prunkvolle Kaiserstadt hat eine Faszination für sich. Wien ist anders, hatzwei Gesichter: Einerseits sehen sich die Wiener als Träger der so genannten 'Gmiatlichkeit',andererseits wird dem Freund Tod im Wienerlied gehuldigt. Man sagt, dass diese Nähe zum Tod dieWiener Mentalität ausmacht.

Jugendstil in WienWenn man sich Wien vorstellt ist der Jugendstil - auch Art Nouveau genannt - nicht wegzudenken.Bedeutende Vertreter dieser Epoche sind der Architekt Otto Wagner, der das Bild Wiens wie keinanderer geprägt hat, und natürlich Gustav Klimt, der exzentrisch-kitschige Künstler, der in diesem Jahrseinen 15. Geburtstag gefeiert hätte.

THEMENBLOCK: ALTERNATIVKULTUREN

Was ist eigentlich Hipster?Überall gibt es sie, keiner möchte einer sein. Sie kleiden sich gut und hören alternative Rockmusik.Sie sind Hipster. Sind sie restituierte Bohemians oder moderne Dandys? Oder eine ganz neueBewegung? Willkommen in den Nullzigern!

Was nach dem Punk kam...Seit den 50er-Jahren wird die Zeit meist in Dekaden, nicht mehr in Epochen, gemessen. Musik undAlternativkulturen waren ein wichtiger Faktor dieser Einheiten. Durch die Swinging 60s, vorbei an denwilden 70ern kommen wir zu den, hm..., 'kitschigen' 80ern? Oder waren sie doch nicht so kitschig?Was ist New Wave, Post-Punk, Gothic Rock und Synthie-Pop? Hier wird einmal die andere, dunkle,Seite der 80er beleuchtet.

THEMENBLOCK: GESCHLECHTERKAMPF

Gender Studies

Durch die Fokusierung auf die Rollen der Geschlechter gab es in der Wissenschaft seit den 60erneinen 'Turn'. Dabei hat das Ganze mit einem weniger erfreulichen Experiment des SexualforschersJohn Money begonnen. Die Geschichte von David/Brenda Reimer erregt bis heute die Gemüter.

Feminismus heute

Die ukrainische Frauenrechtsbewegung FEMEN ist schon lange nicht nur in der Ukraine bekannt.Durch ihr provokantes Auftreten, 'oben ohnen' gehen Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte undgegen Unrecht zu demonstrieren.

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THEMENBLOCK: MAN LERNT NIE AUS

Lebenslanges LernenIst die Weisheit „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ heute noch zeitgemäß? Imgesellschaftlichen Wandel der Globalisierung und Entwicklung neuer Informations- undKommunikationstechnologien veraltet erwobenes Wissen und Qualifikation schneller. DieseVeränderungsprozesse beziehen sich nicht nur auf das Berufsleben, sondern auf alle Lebensbereiche.So ist es für den Einzelnen um leistungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben wichtig, sich denveränderten Lebensbedingungen anzupassen. Und dies bedeutet lebenslanges Lernen. LebenslangesLernen zu fördern bedeutet auch mehr in Menschen und ihr Wissen zu investieren.

Kulturschock!Wer viel reist, kennt dieses Gefühl wahrscheinlich sehr gut ­ Kulturschock! Der anfänglichen Euphoriefolgt er meist, wenn man merkt, dass nicht alles so toll ist, wie man gedacht hat. Nach dem Schock folgtdie Akkulturation ­ jene Phase, in der wir endgültig entscheiden, ob wir der neuen Kultur positiv, neutraloder negativ gegenüberstehen. Was ist eigentlich 'Kultur'? Und kann ein Kulturschock auch positiv sein?

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Peter HANDKEExzentrischerSprachspieler

Handkes Mutter warKärntner Slowenin. IhrName war Maria Sivec.Während des Krieges hat sieden Soldaten ErichSchöneman kennengelerntund ist von ihm schwangergeworden. Vor der Geburthat sie den Berliner AdolfBruno Handke geheiratet.

Handke hat erst kurz vor derMatura erfahren, wer seinbiologischer Vater ist. DieFamilie ist bald darauf nachBerlin gezogen. Dort bekamPeter Handke eine kleineSchwester – Monika.Das Leben in der DDR warschwierig und deswegenhaben sie sich entschlossen,zurück nach Österreich zugehen. Wegen seinesDialekts hatte der junge

Handke Probleme, Freundezu finden. Auch in seinemZuhause fand er keine Ruhe,weil sein Stiefvater Problememit Alkohol hatte und sichdie Eltern oft stritten.Peter Handke hatte trotzdemein idyllisches Dorfleben, wiewir in seinen Büchern lesenkönnen.

Portrait

Ana Marija TomanAm Anfang des Wikipedia-Artikels über Peter Handke können wir lesen, dass er am6. Dezember 1942 in Griffen, Kärnten, geboren ist und ein österreichischerSchriftsteller und Übersetzer ist. Aber hinter dem Namen Peter Handke verbirgtsich viel mehr. Schauen wir, wer er wirklich ist.

Handke als Kind

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Peter Handke war ein guterSchüler, seine Schularbeitenwurden meistens mit Gut oderSehr gut benotet. ImGymnasium hat sein Deutsch­und Englischlehrer Dr.Reinhard Musar HandkesTalent für Literatur entdeckt.Sie sind oft spazieren gegangenund haben über Literaturgesprochen. Der Lehrer hatihm empfohlen, Jus zustudieren. Jus­Studentenmussten wenige Monateintensiv studieren, so sollte derjunge Handke genug Zeit fürsSchreiben haben. Handke hat1961 mit dem Studium derRechtswissenschaft in Grazangefangen. Zwischendurchhat er geschrieben und ist oftins Kino gegangen. Aus Liebezum Film würde er später auchDrehbücher schreiben undRegie führen. Auch Rockmusikwar seine Leidenschaft. 1963hat er Alfred Holzinger, denLiteraturabteilungs­Leiter vonRadio Graz kennengelernt.Peter Handke hat nicht nurseine Texte präsentiert sondernauch ein Feuilleton überverschiedeneMassenphänomenegeschrieben.

Das Jahr 1966 war das Jahrvon Handkes Durchbruch. SeinErstlingsroman "DieHornissen" wurde vomSuhrkamp­Verlag

veröffentlicht. Im selben Jahrhat er auch seine Frau, dieSchauspielerin LibgartSchwarz, kennengelernt. Inden nächsten Jahren sind sieviel umgezogen. Sie haben inDüsseldorf, Paris undKronberg gewohnt. 1968wurde ihre Tochter Aminageboren.

1979 ist Peter Handke nachÖsterreich zurückgekehrt. Indieser Zeit ist er Übersetzergeworden. Er hat aus demEnglischen, Französischen,Slowenischen undAltgriechischen übersetzt. Erhat sich bewusst fürunbekannte Autorenentschieden.Sprache ist ein zentralesThema bei Handke. Sie ist dasWerkzeug, um die Realität zubeschreiben. Das zeigt sich ambesten in "Die Innenwelt derAußenwelt der Innenwelt"(1969). Die Sprache hat ihmgeholfen, eine Selbstfindungdarzustellen ("Mein Jahr in derNiemandsbucht" (1994)). 2002ist sein Text "Der Bilderverlustoder Durch die Sierra deGredos", in dem er die aktuellemediale Bildüberflutungkritisiert, erschienen.Seit 1966 hat Peter Handkeviele Auszeichnungen für seineWerke bekommen.

Was manche Politiker nichtim Kopf haben, haben sieim Kehlkopf.

Theaterstücke habeneinen zeitlichbegrenzten Nutzen, wieRegenschirme oderZahnbürsten. Wenn sieausgedient haben,gehören sie in dieMülltonne.

Eine engagierteLiteratur gibt es nicht.Der Begriff ist einWiderspruch in sich. Esgibt engagierteMenschen, aber keineengagiertenSchriftsteller.

Schändlich derMathematiker, der keinPhilosoph wird.

Die Sache mit Mannund Frau kann dochimmer nur in Tragikenden.

Schul­ undStudienjahre

Durchbruch

Handke alsÜbersetzer

Zitate vonPeter Handke

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Das Gebiet des heutigen Österreichwar schon vor vielen Jahrhundertenbesiedelt, aber was als Anfang derGeschichte Österreichs gilt ist einDokument aus dem Jahre 996, in demder Name „ostarrichi“ erstmalserwähnt wurde. Dieses Gebiet hatteauch andere Namen, zum Beispiel„Ostland“, „Osterland“ oder einfachlateinisch „Austria“. Aber das warnoch keine politische Einheit, sondernein von Bayern abhängigesHerzogtum. Erst später wurdeÖsterreich von Kaiser Friederich I.,Barbarossa, zu einem selbstständigenHerzogtum erhoben.In der Entwicklung Österreichs warendie Habsburger, eine Dynastie, dieÖsterreich zum Erzherzogtum

erhoben hat und ihr Herrschaftsgebietausdehnte, das wichtigste Element. Indieser Zeit sind auch die Steiermark,Kärnten, Krain, Tirol und andereLänder ein Teil von diesem Gebietgeworden.Vom 15. Jahrhundert an wurdenhabsburgische Länder ständig vonden Türken angegriffen. Die Türkenhatten ganz Ungarn erobert unddamals war es eine große Bedrohung,dass sie auch die österreichischenLänder besetzen würden. Aber nachder zweiten Belagerung von Wien imJahr 1683 war mit demösterreichischen Sieg die größteBedrohung weg.Im 18. Jahrhundert hat mit dersogenannten Pragmatischen Sanktionerstmals in der Geschichte der

Kleine Geschichte Österreichsvon der Entstehung bis zurGründung der ersten Republik

Auszug aus"Die Kapuzinergruft"von Joseph Roth

»In dieser Monarchie« ­erwiderte Graf Chojnicki, er warder älteste unter uns ­ »istnichts merkwürdig. Ohneunsere Regierungstrottel« (erliebte starke Ausdrücke) »wäreganz gewiss auch demäußerlichen Anschein nach garnichts merkwürdig. Ich willdamit sagen, dass dassogenannte Merkwürdige fürÖsterreich­Ungarn dasSelbstverständliche ist. Ich willzugleich damit auch sagen,dass nur diesem verrücktenEuropa der Nationalstaaten undder Nationalismen dasSelbstverständliche sonderbarerscheint. Freilich sind es dieSlowenen, die polnischen und

Primož Lesjak

ReiseGeschichte

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Kleine Geschichte Österreichsvon der Entstehung bis zurGründung der ersten Republik

Habsburgerdynastie eine Frau, MariaTheresia, den Thron derösterreichischen Erbländer besetzt.Einige Länder in der Nachbarschaftwaren damit nicht zufrieden und einKrieg um die österreichischenErbländer brach aus. Am Ende war esMaria Theresia gelungen, die meistendieser Länder zu erhalten.Einige Länder in der Nachbarschaftwaren damit nicht zufrieden und einKrieg um die österreichischenErbländer brach aus. Am Ende war esMaria Theresia gelungen, die meistendieser Länder zu erhalten.Kaiser Franz II. hatte im Jahr 1804das Kaisertum Österreich gegründetund den Titel als Kaiser vonÖsterreich angenommen. Zwei Jahrespäter war er gezwungen die Kronedes Heiligen Römischen ReichesDeutscher Nation, zu dem auch dieösterreichischen Länder gehörten,niederzulegen, womit dieses zubestehen aufhörte.Von 1804 an begann das politischeSystem von Minister und KanzlerMetternich. Typisch für diese Zeitwaren die Zensur und Repression, umdie sogenannte Alte Ordnung zuerhalten. Österreich formierte sich zudieser Zeit mit Preußen und Russlandzu einem Bündnis, die HeiligeAllianz.Im Jahr 1848, dem Frühling derNationen, kam es zu einer Revolution,in der viele Völker der MonarchieFreiheit und Demokratie forderten. Dawar auch die Gefahr, dass dieMonarchie zerfallen könnte. Nur derkaiserlich­königlichen Armee unddem neuen Kaiser Franz Joseph ist esgelungen, den Staat einheitlich zu

erhalten. Der Kaiser hat den Aufstandin Ungarn niedergeschlagen, und imJahr 1851 die von ihm selbstoktroyierte Verfassung aufgehoben.Die Monarchie war somit gerettet.In dieser Zeit hat sich auch dersogenannte Deutsche Bund aufgelöst,und damit war Österreich nicht mehrein Element im weiteren deutschenEinigungsprozess.Im Jahr 1867 hat die Monarchie sichin zwei Teile, Österreich und Ungarn,als eine Realunion, zerteilt.Mit diesem Ausgleich mit Ungarnwaren die anderen, kleineren Völkerin der Monarchie nicht zufrieden. Dieganze Monarchie war einVielvölkerstaat, in der nebenDeutschen auch Slowenen,Tschechen, Slowaken, Kroaten,Serben, Ukrainer, Polen, Rumänenund Italiener lebten. NationaleWünsche von diesen Nationen führtenzu Nationalitätenkonflikten, die auchim Parlament, dem Reichsrat, sehrstark wurden.Die Monarchie in dieser Zeit hatteauch großen Einfluss aufSüdosteuropa. Im Jahr 1878 hat dieMonarchie Bosnien und Herzegowinaannektiert und trat in Konflikt mit denInteressen von Serbien und Russland.Nach dem Attentat von Sarajevo hatdie Monarchie Serbien den Kriegerklärt und binnen drei Wochenbegann der Erste Weltkrieg.Im Herbst 1918 war die Monarchie,die ein Teil der Zentralmächte war,besiegt und das bedeutete auch ihrEnde. In dem Gebiet der Monarchiesind viele neue Staaten entstanden:der SHS­Staat, die Tschechoslowakei,Ungarn und Deutsch­Österreich.Im November 1918 wurde schließlichdie Erste Republik Österreichgegründet.

ruthenischen Galizianer, dieKaftanjuden aus Boryslaw, diePferdehändler aus der Bacska,die Moslems aus Sarajevo, dieMaronibrater aus Mostar, dieGott erhalte singen.

Aber die deutschen Studentenaus Brünn und Eger, dieZahnärzte, Apotheker,Friseurgehilfen,Kunstphotographen aus Linz,Graz, Knittelfeld, die Kröpfe ausden Alpentälern, sie alle singendie Wacht am Rhein. Österreichwird an dieser Nibelungentreuezugrunde gehn, meine Herren!Das Wesen Österreichs ist nichtZentrum, sondern Peripherie.

Österreich ist nicht in den Alpenzu finden, Gämsen gibt es dortund Edelweiß und Enzian, aberkaum eine Ahnung von einemDoppeladler. Dieösterreichische Substanz wirdgenährt und immer wiederaufgefüllt von denKronländern.«

(Joseph Roth, Kapuzinergruft,Kiepenheuer & Witsch, Köln,1999, 13. Auflage, S. 17­18) 13

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RReisen ist ein wichtiger Teil unseres Lebens.Vielleicht ein Grund, warum Reisen so populärsind, stammt aus dem Fakt, dass die Leute nichtstill sitzen können und sich einfach bewegenmüssen. Deswegen hat der Mensch mit derErforschung der Welt angefangen. Reisen hat auchviel damit zu tun, die Neugierde zu befriedigen.

Reisen ist ein wichtiger Teil unseres Lebens.Vielleicht ein Grund, warum Reisen so populärsind, stammt aus dem Fakt, dass die Leute nichtstill sitzen können und sich einfach bewegenmüssen. Deswegen hat der Mensch mit derErforschung der Welt angefangen. Reisen hat auchviel damit zu tun, die Neugierde zu befriedigen.

Reiseneinstund jetzt

Reise

einstund jetzt

Špela Baričič

Reise

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July 2008

vonPeter Reik

Immer eineHandvollErde fremder Länder

Immer eineNase vollLuft fremder Städte

Immer einenMund vollSprache fremderMenschen

Immer einAuge vollLicht fremderSonnen

Immer eineHoffnng vollTraum eigenenLebens

Vom Reisenund Bleiben

Zuerst sind Volksstämme vielherumgezogen um Essen zubekommen oder vorKriegsgegnern zu fliehen. Damithaben sie auch neue Orte undStaaten gefunden. Die antiken unddie griechischen Zivilisationenbauten Straßen, damit sich dieVolksstämme leichter bewegenkonnten. So reisten die Menschenin Karawanen. Die Leute, diegeschäftlich reisten um mit etwaszu handeln, lernten neue Kulturenund Menschen kennen.Vermögende Griechen und Römerwaren die ersten, die aus Spaß zuihren Sommerhäusern undSeevillen in Pompeii und Baiaegereist sind.

In der Vergangenheit sind dieMenschen nicht so viel gereist,weil es weniger Verkehrsmittelgab. Die meisten Leute sind inandere Länder gereist, um dort zustudieren oder zu arbeiten. Siesind mit Kutschen und später mitdem Zug gefahren. Es gab keinemodernen Verkehrsmittel wieAutos oder Flugzeuge, für längereReisen fuhr man mit dem Schiff.Von Europa in die USA konnteman nur mit dem Schiff fahren. Esgab große Schiffe, die Menschenund Seefracht verschiffenkonnten. Leute sind nicht zumSpaß gereist, sondern sie habenstudiert oder sind in den Krieggezogen.Die Glanzzeit des Reisens ausFreizeitgründen ist mit derIndustriellen Revolution

gekommen. Die neueMittelschicht hatte viel mitMaschinen gearbeitet und hat vielGeld damit verdient. Wegen desFortschritts in der Industrie hattendie Menschen mehr Zeit und Geldum reisen zu können. ThomasCook war ein Mann, der 1841 alserster ein Urlaubspaket vorbereitethat. Er hat mit Reisen nachGroßbritannien angefangen unddanach hat sich sein Geschäftverbreitet. Reisen mit Flugzeugenbegann nach dem ZweitenWeltkrieg. Es hat zur Entwicklungder Massenreise beitragen. Überdie Jahren haben sich dieModalitäten, Versicherungen,Technologie und Sicherheit desReisens verändert.Heute gibt es verschiedene Artendes Reisens, z.B. Öko­Tourismus,ethischen Tourismus,Freiwilligeneinsätze, mystischenTourismus, dunklen Tourismus,Pop­Kultur­Tourismus,Schönheitschirurige­Tourismusund individuelle Reisen. Es istsehr interessant zu vergleichen,warum Menschen früher gereistsind und warum sie das heute tun.

Zusammenfassend kann ich nursagen, dass wir eine Tendenz zuBewegung haben. Deswegenhaben wir Wünsche, die mitReisen verbunden sind undhoffentlich werden wir in Zukunftnoch immer reisen wollen undkönnen um neue Kulturen,Menschen und Orte zu finden.

ruthenischen Galizianer, dieKaftanjuden aus Boryslaw, diePferdehändler aus der Bacska,die Moslems aus Sarajevo, dieMaronibrater aus Mostar, dieGott erhalte singen.

Aber die deutschen Studentenaus Brünn und Eger, dieZahnärzte, Apotheker,Friseurgehilfen,Kunstphotographen aus Linz,Graz, Knittelfeld, die Kröpfe ausden Alpentälern, sie alle singendie Wacht am Rhein. Österreichwird an dieser Nibelungentreuezugrunde gehn, meine Herren!Das Wesen Österreichs ist nichtZentrum, sondern Peripherie.

Österreich ist nicht in den Alpenzu finden, Gämsen gibt es dortund Edelweiß und Enzian, aberkaum eine Ahnung von einemDoppeladler. Dieösterreichische Substanz wirdgenährt und immer wiederaufgefüllt von denKronländern.«

(Joseph Roth, Kapuzinergruft,Kiepenheuer & Witsch, Köln,1999, 13. Auflage, S. 17­18)

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Am 18. Mai sind wir endlichnach Innsbruck gefahren.Wir haben vorher denTermin ein paar Malverschoben. Einmal wegenschlechtem Wetter, dannweil wir nicht alle Zeit dafürhatten. Mit vollem Tankhaben wir die erstenSerpentinen vom Loiblpassgenommen. OhneNavigationsgerät haben wires erfolgreich bis nach Lienzgeschafft. Hier hat die ersteKaffeepause stattgefunden.

Wir waren zufrieden, dasswir die ersten Kilometerschon zurückgelegt hatten.Bis Brixen haben wirmehrere Wörter gelernt (z.B.„die Lärche“), auch dieMusikauswahl im CD­Playerwar groß. Inzwischen hatsich schon die Sprache aufden Straßentafeln geändert,zu den deutschen Namen istitalienisch hinzugekommen.In Brixen habe ich auch einKloster entdeckt mit altenGrabsteinen.

Der Weg hat uns danachnach Bozen geführt. Hierwollten wir den berühmtenBergsteiger ReinholdMessner besuchen, habendas aber aus irgendwelchenGründen nicht geschafft. Wirwollten auch Ötzi einenBesuch abstatten, auch ohneErfolg. Mit der Hilfe derfünften Symphonie vonGustav Mahler haben wirüber den Brenner Iglserreicht. Unser „Papa“Andreas hat im Gruberhofdie Zimmer reserviert, alleshat geklappt.

ExkursionTirolNataša Gorkič

Von 18. bis 20. Mai 2012 fuhr einTeil der Konversationsgruppe nachTirol. Eigentliches Ziel der Reisewar die Stadt Innsbruck. Wir habenaber viel mehr gesehen. Dies ist dieGeschichte, wie wir beinahe Ötzigetroffen hätten.

LIENZ ­ BRIXEN ­ BOZEN ­ INNSBRUCK

Bozen

ReiseReise

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Ganz am frühen Morgen sind wir nachInnsbruck gefahren. Hier hat sich unsereGruppe in zwei Teile geteilt. Mit Misabin ich zu den Svarovski Kristallweltengegangen. Die anderen sind insStadtzentrum gegangen, um sich dieSehenswürdigkeiten anzuschauen. Leiderwar das Goldene Dachl wegenRenovierungsarbeiten nicht sichtbar.

Gemeinsam haben wir als nächstes dieKaiserresidenz in der Hofburg besuchtund die Ausstellung des Alpenvereins.Eine Bierpause im Theresienbräu war sehrangenehm.Am nächsten Tag haben wir Innsbruckverlassen und uns nach Kufsteinbegeben. Dort konnten wir auf derFestung die alten Gefängniszellenbesuchen. Weil wir Deutschland nichtauslassen wollten, sind wir überBerchtesgaden wieder zurück nachLjubljana gefahren.

Die Festung Kufstein

Brücke über den Inn

Liste von Wörtern, die wir neu gelernt haben: die Lärche, die Huldigung, der Kieberer (Slangwortfür Polizist), die Alm, der Stadel, der (Adler)Horst, „gmiatlich“ (gemütlich), die Leibeigenschaft,das Rondell (Kreisverkehr), die Quark­Sahne­Schnitte (Topfenstrudel in Berchtesgaden)

Ich wollte diesen Text eigentlich im TirolerDialekt schreiben, aber aus technischenGründen war das leider nicht möglich.

Bozen Lienz

Brücke über den Inn

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Das ist doch das Land der Schönheit, der unversehrten Natur, wunderbarer Landschaften,der imposanten Berge, des Käses, des Fondus, der Schokolade und der Uhren....Es gibtauch reizende Skitouren, sterile Sauberkeit und alle sprechen über Geld, Versicherungenund Banken. Es ist auch das Land, das in der Vergangenheit immer für seine politischeNeutralität bekannt war. Die Schweizer sind pünktlich wie die Uhr, sie sind höflich undruhig.....ist das wirklich wahr?

Safiental–Winter, Pulverschnee in den Bergen, einromantisches Tal, wo Leute Rätoromanisch sprechen,kein Tourismus... weit weg von der Welt. Das ist wahr.Es ist auch wahr, dass, wenn der Frühling einzieht,die Schneefelder in Safiental immer kleiner werdenund der Löwenzahn die ersten Wiesen gelb färbt. Dasist kein Widerspruch.

...AAN DE SLAGSCHOOL GENK

Bevor ich zum ersten Mal indie Schweiz gekommen war,dachte ich: Das ist das„Gelobte Land“.Ich habe einen guten Freundaus Zürich, weswegen ichdieses Land und seineBevölkerung schon ziemlichgut kennen gelernt habe.Es gibt jedoch einigeWidersprüche, wie sich dasLand selbst darstellt und wiees wirklich ist....Schweizer haben viel Geld,aber das Geld liegt auf denBanken. Sie achten auf ihrGeld immer und überall. Siehaben nie genug davon,weswegen sie immer noch oftLotto spielen.

In einigen Dörfern haben sienoch einmal pro Woche das

Gruppenlottospiel. Vor zweiJahren war ich eine Woche aufUrlaub in einem kleinen Dorfin Degen. Ich spielte Lotto mitden Dorfbewohnern. Zu Beginnwaren alle Leute wie mein Bilddes typischen Schweizers:höflich und ruhig. Aber amEnde wurden sie sehr laut undauch aggressiv - ich warwirklich überrascht! Das sinddie Schweizer, dachte ich mir!Und ich dachte weiter. Warumbrauchen sie so viel Geld,wenn sie doch so genügsamleben. Und es ist miraufgefallen, dass die Schweizerauch keine Phantasie haben,was sie mit diesem Geld tunkönnten. Ich bin nur eine Frauder Mittelklasse vom Balkan.Ich werde nie viel Geld haben,weil ich nicht genug Wissen

Die Schweiz -Land der Widersprüche?

Die Schweiz -Land der Widersprüche?

Einige Wörter, die fürdas Schweizer Deutschtypisch sind:das Velo ­ das Fahrradder Vortritt ­ der Vorrangdas Trottoir ­ der Gehsteigder Chauffeur ­ der Fahrerder Coiffeur ­ der Friseurdas Morgenessen ­ dasFrühstückdas Glacé ­ das Speiseeisdas Tram ­ die Straßenbahngrillieren ­ grillenahnden ­ bestrafenstossen ­ drücken, schieben

Kulturschock

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Sonja Virag

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...AAN DE SLAGSCHOOL GENK

darüber habe, wie dasBankwesen funktioniert. Abermeine Philosophie ist: »Geld istzum Ausgeben da.« Es gibtkeinen vernünftigen Grund, dasGeld auf der Bank zu haben.Deswegen kann ich meinenFreund nicht verstehen.

Es gibt auch andereWidersprüche im Leben derSchweizer, die mir aufgefallensind. Ich bin davon überzeugt,dass sie zu viel Zeit haben.Obwohl sie meinen, dass siezu viel arbeiten, sind sieimmer ein, zwei Stunden vordem Abflug des Flugzeugs,oder der Abfahrt des Zugesam Flughafen oder amBahnhof. Das kann ich nichtverstehen! Sie könnten eineStunde mehr arbeiten. Ich binimmer pünktlich auf die

Minute. Nur eine Minute vorAbfahrt des Zuges...

Mein Freund hat mir vielmalsgesagt, dass er nie verstehenkönnte, warum die Leute vomBalkan ein so großesNationalbewusstsein haben.»Ihr seid so leidenschaftlichund laut, wenn eureFußballmannschaft ein Spielgewonnen hat«, hat er mirgesagt. Dann habe ich michdaran erinnert, als dieSchweiz gegen Spanien beider Fußballmeisterschaftgewonnen hat. Ich war in derSchweiz. Alle Leute warenauf der Straße und habenschweizerische Liedergesungen. Sie waren laut undhaben viel Lärm gemacht.Und ich kenne keinen Staat,wo so viele Flaggen - nichtnur an Feiertagen – gehisstwerden. Ist das nicht dasgrößte Zeichen fürNationalbewusstsein? AberSchweizer suchen immer nacheiner Ausrede.

Und meistens ist dieseAusrede: Ihr Leute vomBalkan. Ja, vielleicht können

wir hier auch etwas über dienationalistische Politiksprechen, aber die gibt esjetzt mehr oder weniger fastin allen europäischenStaaten.... Aber wo ist jetztdie politische Neutralität derSchweizer, die aus derVergangenheit bekannt ist?

Ja, es gibt auch noch vieleandere Beispiele für dieschweizerischenWidersprüche. Und ich binsicher, dass Sie jetzt verstehenkönnen, warum ich und meinFreund aus der Schweiz soviel streiten und nicht gutmiteinander auskommenkönnen.

Die Schweiz in "Asterix bei den Schweizern"

So wird Lotto in der Schweiz gespielt

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Am Anfang sehen wir Rainer bei einerSpielshow, in der er für die gute Launedes Publikums sorgt. Die Themen sindmanchmal provozierend um eine guteEinschaltquote zu erreichen. DamitRainer nicht verzweifelt in seinemArbeitsleben, greift er zu Kokain.Eines Tages hat Rainer einenAutounfall. Eine junge Dame fuhroffensichtlich absichtlich gegen seinenWagen. Er überlebte.Im Krankenhaus hat er einen Traum, indem das TV­Publikum seiner Showsentscheidet, ihm keine ärztliche Hilfezu leisten, weil er eine verdummendeShow macht.Danach wird er wach, sieht sich umund findet die junge Dame, die verletztim Zimmer liegt. Bald ist sie weg, lässtaber einen Artikel zurück, in dem steht,dass ihr Großvater, der in seiner Show

teilgenommen hat, unschuldig war, wasdie Dopingaffäre angeht. Rainer stelltfest, dass er mit schlecht gemachtenRecherchen zu dem Selbstmord diesesMannes beigetragen hat.Als er nach Hause kommt, trifft er dieEntscheidung, gute Shows zu machen.Aber die Einschaltquoten sehen leiderganz schlecht aus. Die Show wird vomProgramm genommen und Rainerkommt auf die Idee, Einschaltquotenzu manipulieren. Auch Pegah, dieDame, die den Autounfall verursachthat, macht dabei mit. Allmählichbekommen sie andere Mitglieder, dieam Anfang bei ihrer Arbeit auch einigeFehler machen und dabei das Projektfast ruinieren.Zum Glück ist das nicht passiert, dieEinschaltquoten gehen langsam in dieHöhe. Dann wird die Gruppe entdeckt,auf die Einschaltquoten hat das aberkeinen Einfluss mehr.Begeistert von ihrem Erfolg beginntdie Gruppe mit ihrem neuen Projekt ­die Manipulation der Daten, die sichauf das Kaufverhalten der Kunden vonGeschäften beziehen. Damit endet derFilm.Dabei ist es interessant, dass einSlowene schon vor zwanzig Jahren einGerät, das die Einschaltquote misst,erfunden hat. Im Zusammenhang miteinem Schweizer beherrscht er jetzt80% der Weltproduktion dieserMessgeräte, die in jedem Fernsehereingebaut sind.Es bleibt nur offen, aus welchemFernseher das Signal richtig ist. Aberdas ist schon ein Teil der Statistik, dienie lügt.

Free Rainer ­Dein Fernseher lügt

Filmrezension

Über den FilmProduktionsland:Deutschland, ÖsterreichOriginalsprache: deutschErscheinungsjahr: 2007Länge: 135 Minutenmit: Moritz Bleibtreu, ElsaSophie Gambard, MilanPeschel, Gregor Bloéb

Nataša Gorkič

Verschiedenes

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Ihr Bewusstsein für sprachlicheKorrektheit hat soeben protestiert? Gut.Sie müssen wissen, als studierteLinguistin machen mich sprachlicheFehler besonders hellhörig – ich bingeradezu schmerzanfällig dafür. Nicht,dass wir Linguisten keinen Humorverstehen. Sprache ist biegsam und dasSpiel mit ihr ist eine Kunstform. Kunstwiederum darf bekanntlich alles. Ichliebe das Spiel mit der Sprache undfreue mich besonders über die Perlen,mit denen meine Kursteilnehmer imFremdsprachenunterricht aufwarten.("Wie heißt das, was ein Haus hat, soähnlich wie Tür, aber anders... DieAugen von einem Haus. Ach ja,Fenster!"). Wunderschön, oder?Dass sprachliche Kreativität imhektischen Alltag meist zu kurz kommt,finde ich schade. Aber darum soll eshier gar nicht gehen.Im Mai durfte ich dieKonversationsgruppe des ÖI Ljubljanaauf eine Exkursion nach Innsbruckbegleiten. Natürlich hoffte ich, dass dieKursteilnehmer Gefallen an meinemHeimatland finden werden. Das Wetter

spielte auch schön mit und zeigte sichvon seiner besten Seite. Von derSprache her... naja. Nicht, dass dieKursteilnehmer mit dem Tirolerischennicht zurechtgekommen wären. Ich

spreche eher davon, dass ich mich füreine Menge schriftlicherUnsinnigkeiten ein wenigfremdschämen musste.Ein schönes Beispiel für einensogenannten "Deppenapostroph", aufden uns eine Kursteilnehmerinaufmerksam machte, fanden wir schonunweit der Grenze. "Ist das nicht einFehler?", fragte sie und deutete auf dasSchild "Hansi's Würstelstand" (Namevon der Redaktion geändert). Jawohl,denn das Genitiv­s hat im Deutschenkeinen Apostroph. Den benötigt mannur in der englischen Sprache. Weil wirdiese ständig vor Augen haben, wirdder Genitivapostroph fälschlicherweiseauch im Deutschen oft verwendet. Ichfreute mich, dass sämtliche Slowenenunserer Reisegruppe darüber Bescheidwussten. Wir zählten daraufhin für eineWeile die Deppenapostrophe, die unsüberall begegneten. Aber als wir nachkurzer Zeit schon über zehn gesehenhatten, wurde die Sache langsampeinlich und wir hörten mit dem Zählenauf. Zumindest laut, denn mir stachimmer noch jeder falsche Apostroph insAuge und ließ mich mehr und mehr ander Deutschkompetenz meinerLandsleute zweifeln.

Besondersgrausam: derApostroph alsfalschePluralendung, wiebei "Frische HotDog's". Das wärenicht einmal imEnglischen richtigund mir fällt auchkein Beispiel ein,wie man so etwasals freie

künstlerische Sprachverwendungrechtfertigen könnte.Aber deshalb muss man noch langenicht den bösen Zungen Recht geben,die behaupten, dass die Österreicher des

Deutschen nicht mächtig wären. Ich binmir sicher, dass es auch in Deutschlandirgendwo "Uwe's Würstchenbude" unddergleichen gibt. Vielleicht sprechenwir anstatt schlechtem Deutsch einfachzu gutes Englisch?

Doch genug von Apostrophen, es gabgenügend andere Sprachpannen zubewundern. So wie die Werbetafel einesHotels am Straßenrand, die in großenLettern mit "Jäger­ und Gästeschießen!"lockte. Oder zu locken versuchte. Unsentlockte sie nur herzhaftes Gelächter.Eine Spezialität aus Tirol scheint diesesGetränk zu sein: ein Radler mit demSaft der rätselhaften Lemettenfrucht.Die größte linguistische Attraktion waraber dieses Innsbrucker Modegeschäft,das – wahrscheinlich weltweiteinzigartig ­ "Hod Couture" anstatt"Haute Couture" verkauft. Das isthöchst kreative Sprachverwendung!Dort gibt es übrigens Damenmode vonGröße 38 – 54, laut demAushängeschild für "men & women".Tja, wir Österreicher sind ebenaufgeschlossen.Was lernen wir daraus? Bei niedrigersprachlicher Schmerzgrenze ist daseinzige Hilfsmittel der Humor. LiebeSlowenen und andere Deutschlernende:Bitte nehmen Sie's uns nicht übel, wennwir nicht immer mit gutem Beispielvorangehen!

Österreich geht mit gutem Beispiel voranElisabeth Denner

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AAlle Jahre wieder verschlägt es mich in diewestukrainische Stadt L'viv. Sie ist dasintellektuelle Zentrum der Ukraine, die"inoffizielle Hauptstadt". Hier wird fastaussschließlich Ukrainisch gesprochen.

Andreas Schiestl

Lemberg? L'viv!

Von Kraków fuhren wir mit einem Autobus derEurolines nach L'viv. Als ständigerUkrainereisender war mir die Stadt natürlichnicht unbekannt. Hier war ich öfter und längerals in anderen ukrainischen Städten.Normalerweise reiste ich per Eisenbahn. DenBusbahnhof sah ich jedoch zum ersten Mal, alswir um 6 Uhr früh dort ankamen. In dicke

Nebelschwaden gehüllt sah das monumentaleSowjetgebäude gruselig aus und vermitteltemeinen drei Begleitern einen ersten Eindruck derUkraine. Da die Taxis am Bahnhof gewöhnlichmehr verlangen, gingen wir ein paar Minutenund stiegen an der Hauptstraße in ein Taxi. Wirhandelten einen guten Preis aus und stiegen ein.Der alte Lada wurde durch einen manuellenKurzschluss unter der Motorhaube gestartet, esging los. Durch einen Tipp hatten wir von einerJugendherberge im Zentrum von L'viv erfahren.Es war sehr schön dort. Wir nahmen dasVierbettzimmer für vier Nächte.

Die Tage in L'viv sind sonnig und warm. DerCharme der Stadt ist überall zu spüren. Vieles

erinnert noch an die Zeit, als L'viv Teil derDonaumonarchie war, wo sie unter dem Namen

Lemberg oder Leopolis bekannt war.Überall Jugendstilbauten wie in Wien,Graz oder Ljubljana, hin und wiederfahren Fiaker vorbei. In den engenBacksteingassen sind erstaunlich vielejunge Menschen unterwegs, vor allemFrauen. L'viv wird auch die Stadt derFrauen genannt, da es dort mehr Frauenals Männer geben soll. Warum, weißniemand. Eine L'viver Freundin hatteeine Erklärung parat: "Mutter Natur kannsehr komisch sein".Erstaunlich kreativ zeigen sich dieWestukrainer in der Gestaltung vonThemenbars. Da wäre etwa das Café

Masoch, in dem die Kellner ihre Gäste in eiserneKetten legen und auspeitschen. Leopold Rittervon Sacher­Masoch, Autor des Bestsellers "DieVenus im Pelz" war aus Lemberg.

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Blog

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Eine Bar der besonderen Art ist die "Kryjivka".Hier wird mit der Partisanengeschichte der Stadtgespielt. Hauptplatz Nummer 14. KeineBeschilderung. Klopft man an die Tür wird manvon einem Partisanen in Uniform mit einemautomatischen Gewehr bedroht."Haslo!/Passwort!" schreit er. Ich antworte:"Slava Ukrajini!/Ehre der Ukraine!". "Herojamslava!/Ehre den Helden!". Der Partisane öffnet,nach mehrmaligem Fragen, ob wir dennwirklich keine Russen seien, eine Bücherwand,der Weg zur Bar in den Keller ist frei. DieKellner und Kellnerinnen sind allesamt inUniformen der Ukrainischen Partisanenarmeegekleidet. Dort gibt es gutes Bier, Stare Misto(Alte Stadt), und ausgezeichnetes Essen. Ausden Boxen dröhnt Partisanenmusik, man hatwirklich das Gefühl, dazuzugehören. DiversenGeschichten zufolge sollen einige Gäste, dierussisch gesprochen haben, von anderen Gästenhinausgetragen worden sein.

Dass eine solche Bar die Gemüter erregt, istklar. Die Bar hat auch eigene Merchandise wieT­Shirts, Feldgeschirr, Gewehre, Uniformen undCDs mit Partisanenmusik, die man gleich beimKellner/bei der Kellnerin kaufen kann.An den Nachmittagen gehen wir auf denSchlossberg (Vysokyj zamok), denVergnügungspark (Park kul'tury), der schonlange keinem westlichen TÜV­Standardentspricht und fahren mit der Maršrutka, demHaupttransportmittel (Mischung aus Taxi undBus) zum Freilichtmuseum "Ševčenkivs'kyjhaj".

L'viv befindet sich stark im Umbau. Überall gibtes Baustellen, die jedoch nicht wie bei unsabgesperrt sind. Die Leute gehen durch, die

Geschäfte links und rechts haben geöffnet. Esgibt viele Märkte, in jedem Stadtteil einengroßen. Hier verkaufen Bauern vom Land ihrObst, Gemüse und Fleisch.Manche Reiseführe sagen, dass die Ukrainenichts für Feinschmecker sei. Blödsinn! Es gibtviele gute Gerichte, die meisten sind halt sehrfettig. Vegetarier würden es hier auf die Dauerschwer haben. Im Jazzklub Dzyga bekamen wireine besondere Delikatesse als Nachspeise,Schweineschmalz in Schokolade. Zutaten:100% Cholesterin.Wie jedesmal in L'viv schlägt dieGemütlichkeitsgefahr zu. Dreimal schon hätteich fast den Zug versäumt, so auch dieses Mal.Wir laufen mit unserem schweren GepäckRichtung Bahnsteig, zwei Minuten bis zurAbfahrt. Gerade in diesem Moment geraten wirin eine Polizeikontrolle. Zum Glück haben diePolizisten keinen Grund gefunden unsfestzuhalten. Kaum im Zug fuhr dieser bereitslos. Vermutlich ist die Gemütlichkeitsgefahr derunterbewusste Wunsch, in L'viv zu bleiben.Wieso denn auch nicht?

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Andreas kann nicht grüßen Andreas macht sichsein eigenes Bild

Andreas kann Ellidas Wasser nicht reichen Andreas schlägt Nico beimSpielen

Phrasen und Idiome sind sehr wichtige Bestandteile jeder Sprache. Meistens haben sie eineübertragene Bedeutung. Was aber, wenn man diese Idiome einmal aus einem anderenBlickwinkel betrachtet?

Idiome einmal anders...Andreas Schiestl

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Idiom im Sinne von idiomatische (Rede­) Wendung ist eine feste Wortgruppe (Phraseologismus), derenGesamtbedeutung sich nicht oder nur teilweise aus der Bedeutung seiner Bestandteile ergibt.

Als idiomatisch gelten im Deutschen beispielsweise die Redewendungen „an die eigene Nase fassen“ (für„die Schuld bei sich selbst suchen“), „ins Gras beißen“, „den Löffel abgeben“, „den Schirm zumachen“, „dieHufe hochmachen“ (für „sterben“). Die Wendung „ins Gras beißen“ etwa zeigt, dass die Verbindung derbeiden Wörter „Gras“ und „beißen“ nur in der deutschen Sprache einen Sinn ergibt, mit dem diese für sichallein genommen nichts zu tun haben. (de.wikipedia.org/wiki/Idiom)