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u nikum magazin der studentinnenschaft der universität bern U166 dez/13 Wegwerfdiplome 5-6 Sieben Tage Müll sammeln 12-13 Krise im Studi-Parlament? 16-17 Mike Müller im Interview 18-19 wasted einfall, ausfall, abfall

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unikummagazin der studentinnenschaft der universität bern

U166

dez/13

Wegwerfdiplome 5-6

Sieben Tage Müll sammeln 12-13

Krise im Studi-Parlament? 16-17

Mike Müller im Interview 18-19

wastedeinfall, ausfall, abfall

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unikum 166 3

inhalt

akzent unisphäre

rubriken

editorial

16-17 Das ungestörte ParlamentNiedrige Wahlbeteiligung, politische Grabenkämpfe und starke personelle Fluktuation – der StudentInnenrat (SR) der Uni Bern sieht sich mit den gleichen Problemen konfrontiert wie die meisten Studi-Parlamente an Schweizer Universitäten. Liegt das nun an Bologna, desinteressierten Studis oder gar am SR selbst?

12- 13 Der MülltestWas hast du heute schon weggeworfen? Das unikum wollte es genau wissen und hat eine Woche lang Ghüdertagebuch geführt.

5-6 «Brain waste» – Diplome zum wegwerfenWas sind heute Diplome und Abschlüsse noch wert? Eine Analyse.

7-8 Ran an die Quelle: nachfüllen statt wegwerfenEine Welt ohne unnötigen Abfall – das sind Zukunftsvisionen. Das Problem mit Recycling besteht schon jetzt.

10 Der Nachteil des Neuen 3 000 Fragen zum Kernsystem

Lehre. Das unikum hat ein paar Antworten.

11 Kafka? Goethe? Maurer!Eine Hommage an einen der grössten Visionäre unserer Zeit oder auch nicht...

unikummagazin der studentinnenschaft der universität bern

U166

dez/13

titelbild: maja riegler

Willst auch du für eine Ausgabe das Titelbild des unikums gestalten? Dann melde dich beim unikum-Layout ([email protected]).

4 Umfrage Eben noch da und plötzlich weg?9 Apropos... Grünabfuhr9 Die fünf ...Trouvaillen im Studi-Ghüder14 Pinnwand15 KulturpartnerInnen18- 19 Auf ein Wort Herr Müller

Liebe Leserinnen, liebe LeserMan steht am Morgen auf, setzt den Kolben mit dem frisch gemahlenen Kaffee für den ersten Koffeinschub ein und nach einem Knopfdruck kann man einen aromatischen Kaffee geniessen. Doch so einfach die Zubereitung sein mag, die Entsorgung hat es in sich. Kommt der Kaffeesatz nun in den grünen oder in den schwarzen Eimer und wenn grün, was macht man mit dem eigenhändig angebauten, noch nicht gereiften Kompost? Auch am Bahnhof hat man seit kurzem vier verschiedene Möglichkeiten, seinen Abfall zu entsorgen. Doch die Vorteile überwiegen und die begrenzten Ressour-cen können so optimal und nachhaltig genutzt werden. Es geht so weit, dass es sogar Uni-bekannte Randständige gibt, welche sich von den Resten der Tablare in der Mensa ernähren und sich so mit Hilfe unseres Überflusses durchs Leben kämpfen. Aber nicht in allen Bereichen lässt sich aus Abfall Gold machen. Eine in Kürze zusammengewürfelte Arbeit lässt sich beim besten Willen von niemandem wiederverwerten, geschwei-ge denn ein Seminar damit abschliessen. Doch auch von Seiten der Universität könnte man versuchen, weniger Abfall zu produzieren.

Ab Seite 7 zeigt uns Helga Weber auf, wie sich Studierende mit dem Thema Recycling an der Universität beschäfti-gen und was dabei entsteht. Auf Seite 10 zieht David Egger ein Resümee zum neu eingeführten KSL-System und anschlies-send verdeutlicht Jonathan Stauffer die Bedeutung gewisser Aussagen. Lea Stuber berichtet über ihren Selbstver-such möglichst wenig Abfall zu produ-zieren (S. 12f) und Nicolas Weber recher-chierte für einen längst überfälligen Artikel über den StudentInnenrat (S. 16f). Gebt der 166. unikum-Ausgabe eine Chance, bevor sie im Abfall landet!

Matthias Bossunikum-Koordinator

19 Serviceverzeichnis20 Carte Blanche21 Impressum21 Zitat vom StudentInnenrat21 Reinziehn22 Rätsel23 Entdecken Der Messie in und neben uns

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umfrage

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bilder: livia middendorp

4 Stefanie SchnellBWL, 26«Seit etwa zehn Jahren finde ich einen Goldring von meiner Grossmutter nicht mehr. Der war hübsch: So ganz fein mit einem Steinchen. Meine Grossmutter hatte den Ring einmal selbst getragen. Als ich etwa 15 war, hat sie ihn mir weitergegeben. Ich hatte ein unheimlich schlechtes Gewissen, als ich den Gold-ring verlor. Keine Ahnung, wie's passiert ist, er war plötzlich nicht mehr da. Das geht aber auch schnell: Einmal Hände-waschen und weg sind die Dinger. Gott sei Dank hat mich meine Grossmutter nie darauf angesprochen. Aber jetzt mal ehrlich: Ist doch auch blöd, einer 15-Jäh-rigen einen derart kostbaren Ring zu schenken, oder?»

5 Nathalie SchüürmannGermanistik, 22«Mein Velo habe ich kürzlich verloren. Genau gesagt wurde es am Bahnhof gestohlen. Schlimm war das aber überhaupt nicht. Im Gegenteil: Da ich das Velo noch keine zwei Jahre hatte, musste ich keinen Selbstbehalt zahlen. So konnte ich mir vor einer Woche ein schönes neues Velo kaufen, gleicher Preis und gleiche Qualität. Eigentlich hatte ich Glück, denn beim alten haben die Brem-sen nicht mehr recht funktioniert. Die Reparatur wäre vermutlich auch noch re-lativ teuer gekommen. Mein neues Velo hat jetzt übrigens eine unauffälligere Farbe: Ein schlichtes Grau.»

6 Corina Rainer Psychologie, 22«Mit dem Thema bist du völlig richtig bei mir: Ich verliere immer alles. Ein-mal habe ich in der Nähe von Zuhause meinen Schlüssel verloren. Ich habe dort, wo ich glaubte ihn verloren zu haben, etwa drei Mal erfolglos gesucht. Und auf einmal lag an exakt dieser Stelle ein Schlüssel, der genau gleich aussah wie der, den ich verloren hatte: gleicher Anhänger und so. Nur war es leider nicht meiner. Das meiste, das ich verliere, taucht dann aber irgendwann wieder auf. Ich muss dazu ausserdem noch sagen, dass ich Dinge, die mir wirklich wichtig sind, eigentlich nie verliere. Zu-dem sollte man ja eh nicht allzu sehr an materiellen Sachen hängen, das ist dann jeweils mein Trost.»

Eben noch da und plötzlich weg? Ob Alltägliches wie Schirme und Handys oder doch etwas persönlich Wertvolles – in den Fundbüros türmen sich die ver-schiedensten besitzerInnenlosen Gegenstände. Dafür findet man vielleicht auch mal was Hübsches auf der Strasse? Ein paar Geschichten von Verlorenem und Gefundenem.

livia middendorp

1 Lorenzo LagoBWL, 21«Am Flughafen in Gran Canaria haben zwei meiner Kollegen mal 800 Franken gefunden. Einfach so in bar, am Boden zwischen den Wartesesseln. Wenn es ein Portemonnaie mit Ausweis und so gewesen wäre, hätten sie es vermutlich abgegeben. Da man aber eh nicht wissen konnte, wem das Geld gehört, brachten sie es ins Hotel und wir teilten es unter uns auf, was dann so 200 Franken Feri-engeld für jeden machte. Das war eigent-lich mein spektakulärster Fund. Verloren habe ich dafür auch schon manches, vor allem so gefühlte 400 Schirme.»

2 David Bigler BWL, 21«Ich war auch dabei bei diesen 800 Fran-ken, die wir in Gran Canaria gefunden haben. Dafür wurden mir ein anderes Mal 200 Franken gestohlen. Das war an einem Openair. Ich hatte plötzlich mein Portemonnaie nicht mehr und wusste nicht, ob es gestohlen wurde oder ob ich es verloren hatte. Auf alle Fälle wurde es abgegeben, aber eben ohne Geld. Einmal wurde auch mein Velosattel gestohlen; und später dann noch das ganze Velo. Sonst habe ich natürlich auch ein paar Schirme verloren; der Klassiker. Die sind jeweils plötzlich weg und man hat keine Ahnung warum.»

3 Michael WüthrichGeschichte, 22«Ich verliere vieles, vor allem Handys. Insgesamt habe ich zwei Handys dreimal verloren. Dazu habe ich noch drei Han-dys kaputt gemacht. Einmal verlor ich mein Smartphone in Basel. Ich hatte es übrigens erst seit einer Woche; das vor-herige landete in der Waschmaschine. Jedenfalls fuhr ich drei Tage später extra nochmals nach Basel, um mein Smart-phone auf dem Fundbüro abzuholen. Nach zwei Tagen habe ich es schon wie-der verloren. Diesmal definitiv. Aber wie gesagt: Handys sind bei mir eh nicht so sicher. Das Sony Ericsson, das ich danach hatte, habe ich zerstört, weil ich bewei-sen wollte, dass es unzerstörbar ist.»

«vor allem so gefühlte 400 schirme»

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Was haben eine Ausländerin mit einem Hoch-schulabschluss und ein Schweizer mit einem High-School-Diplom gemeinsam? Beide Abschlüsse werden in der Schweiz nicht aner-kannt. Eine Analyse der Anerkennung von Diplomen und wie die Universität Bern damit umgeht.

jasmin stampfli

Als ich sieben Jahre alt war, erhielt ich mein erstes Di-plom – ich wurde ausgezeichnet, als ich die Schulo-lympiade gewann. Mit 20 Jahren machte ich einen Sprachkurs und erhielt für den «General-English»-Kurs ebenfalls ein Diplom. Letztes Jahr nahm ich am Grand Prix von Bern teil und obwohl ich nicht gerade mit einer Bestzeit glänzte, wurde mir, wie allen anderen Teilneh-menden auch, ein Diplom zu geschickt. Was bedeutet das Wort «Diplom» eigentlich? Gemäss einem im Inter-net rege benutzten Nachschlagewerk ist ein Diplom «ei-ne Urkunde über Auszeichnungen, ausserordentliche Leistungen und Prüfungen an akademischen und nicht-akademischen Bildungseinrichtungen». So weit, so gut. Doch was bedeutet dies genau? Mit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen stellten sich die Schweizer Hochschulen auf die zunehmende Internati-onalisierung des Bildungswesens ein. Das Hochschul-diplom wurde vom Bachelorabschluss als Basis-Studi-enabschluss ersetzt. Hat das Diplom an Wert verloren? Kann ein Ausländer mit einem Hochschuldiplom in der Schweiz ohne Weiteres studieren oder arbeiten? Fragen über Fragen, die sich mir stellten, als ich mich mit der Thematik der Diplome, Abschlüsse und Zulassungsbe-dingungen auseinandersetzte.

Hochqualifizierte MigrantInnen auf StellensucheAufgrund eines Artikels im NZZ Campus Magazin wur-de ich auf Nuria* aufmerksam. Nuria ist Tunesierin und lebt seit fünf Jahren der Liebe wegen in der Schweiz. Sie verfügt über einen Abschluss in Journalismus und Me-dienwissenschaften und hat in Tunesien über zehn Jah-re lang als Lehrerin gearbeitet. Als sie in der Schweiz ei-ne Ausbildung im pädagogischen Bereich aufnehmen wollte, wurden ihre unterrichteten Stunden nicht als Praxiserfahrung anerkannt. Wie kann es sein, dass Nu-ria, die neben ihrer Muttersprache zusätzlich zwei un-serer Landessprachen spricht, seit Jahren vergeblich auf der Suche nach einer Anstellung ist, die ihrer Qualifika-tion entspricht?

«brain waste» – diplome zum weg-werfen?

So wie ihr geht es vielen MigrantInnen, insbesonde-re jenen aus Drittstaaten, also Ländern ausserhalb der EU und der EFTA (europäische Freihandelsassoziation; dazu gehören Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz). Für die Schweiz jedoch ist die Migration von zentraler Bedeutung, wie Ganga Jey Aratnam – er ar-beitet und lehrt am Institut für Soziologie der Universi-tät Basel – in seiner Untersuchung über Hochqualifi-zierte mit Migrationshintergrund herausgefunden hat: Bei den Neuzugewanderten aus europäischen Hoch-einkommensländern sind es über 60 Prozent, die über einen tertiären Bildungsabschluss verfügen. Mehr als die Hälfte aller an schweizerischen Universitäten Ha-bilitierten haben keinen Schweizerpass. Auch auf Stufe Doktorat machen AusländerInnen fast 50 Prozent aus. Der Hochschul- und Forschungsbereich lebt also von und mit Menschen mit Migrationshintergrund. Wie in-tegrieren sich zugewanderte Hochqualifizierte in den Schweizer Arbeitsmarkt? Arbeitssuchende aus EU- und EFTA-Ländern sind auf dem Schweizer Arbeitsmarkt den Schweizern dank dem bilateralen Personenfreizügig-keitsabkommen von 2002 gleichgestellt. Personen aus Drittstaaten dagegen werden in diesem dualen Zulas-sungssystem gesetzlich benachteiligt. Es besteht also ein Spannungsfeld zwischen den Wünschen von Wirt-schaft und Hochqualifizierten und dem politischen Ruf nach Zuwanderungsbegrenzung. Die Untersuchung von Ganga Jey Aratnam zeigt, dass die «Hirnverschwen-dung» für beide Seiten ein Verlust ist: Die Schweiz kann nicht vom Know-how der MigrantInnen profitieren und für die Betroffenen selbst ist die Situation frustrierend und wirkt sich negativ auf ihr Einkommen aus. Nuria entschied sich, an der Universität Genf nochmals Kom-munikations- und Medienwissenschaften zu studieren, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Ohne Abschluss – Keine StelleDie Erfahrung, dass man ohne einen anerkannten Ab-schluss in der Schweiz nicht weit kommt, machen nicht nur AusländerInnen: Matthias** ging während dem Gymnasium für ein Austauschjahr in die USA. Aus einem Jahr wurden zwei und es folgte der Wunsch, in den USA einen Abschluss zu machen. Er erhält das High-School-Diplom mit Bestnoten und mit einer Auszeich-nung für den besten englischen Aufsatz und bewarb sich danach erfolgreich an der University of Seattle, um dort Wirtschaft zu studieren. Nach einem Jahr Studi-um verschlägt es Matthias zurück in die Schweiz, per-sönliche Gründe und eine berufliche Perspektivlosigkeit veranlassen ihn zu diesem Schritt. In der Schweiz stellt sich ihm die Frage: Was nun? Das High-School-Diplom ist zwar mit einem Mittelschulabschluss in der Schweiz vergleichbar, wird jedoch nicht gleich gewertet. Ein Stu-dium an einer Universität kommt somit nicht in Fra-ge, weil er die Zusatzbestimmungen nicht erfüllt, die für eine Anerkennung als Matura notwendig sind. Für Matthias beginnt eine Odyssee: Nach oft tagelangen Ab-klärungen erhält er von den angefragten Bildungsinsti-tutionen jeweils dieselbe Antwort: Der Abschluss ge-nüge nicht. «Ohne anerkannten Abschluss ist es in der Schweiz schwierig, nicht abgestempelt zu werden», sagt Matthias. Deshalb entschied er sich, die Fachmittelschu-

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Beratungsstelle der Berner Hochschulen

Beratung / Coaching Studiengestaltung (Studienplanung, Studienfachwechsel und Fächerkombination, Alternativen zum Studium, Koordination von Studium und Erwerbsarbeit, Studium und Familie, Studienfinan-zierung), Arbeits- und Lerntechniken und Bewältigung von Prüfungen, Laufbahnplanung und Berufseinstieg, Konflikte in persönlichen und studienbezogenen Beziehungen, Schwierigkeiten, Krisen und persönliche Entwicklung Mailberatung für Studierende zu Informationsfragen und bei persönlichen Anliegen unter www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch Unsere Angebote sind unentgeltlich und vertraulich. Telefonische oder persönliche Anmeldun-gen nimmt das Sekretariat entgegen.

Information Online-Angebot unter www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch: Studienführer der drei Berner Hochschulen, Beratungstexte mit didaktischen Materialien zu Schlüsselkompe-tenzen des Studierens, Wegweiser Studienfinanzierung, Linkportal mit rund 500 kommen-tierten Links zum Studium, Berufseinstieg und zu Berufsfeldern u.a. Bibliothek: Informationen über Fachrichtungen an Schweizer Hochschulen, zu Bewerbungen, Berufsfeldern und zur Laufbahnplanung; Medien zur Planung und Strukturierung des Studiums, zu Lern- und Arbeitstechniken, Stressbewältigung und Motivation; Fachliteratur zu psycholo-gischen Themen wie persönliche Entwicklung, Beziehungen, Depression, Ängste, zur Teament-wicklung, zu Konflikten und Methoden der Erwachsenenbildung.

Workshops Wir leiten Workshops zu Themen wie: Lern- und Arbeitstechnik, Referatskompetenz, wissen-schaftliches Schreiben, Prüfungssituation, Stressbewältigung, persönliche Entwicklung und Sozialkompetenz, Berufseinstieg, Laufbahnplanung, Mentoring (Programm auf unserer Website). Beratungsstelle der Berner Hochschulen Erlachstrasse 17, 3012 Bern Tel. 031 635 24 35 E-Mail: [email protected] Website: www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch Montag bis Freitag 8.00 - 12.00 und 13.30 - 17.00 Uhr (Freitag bis 16.30 Uhr) Die Bibliothek ist am Mittwoch Vormittag geschlossen. Die Beratungsstelle ist auch während der Semesterferien geöffnet.

12.06.2013 bst/RM

le nachzuholen. Die zwei Jahre am Gymnasium kann er sich wenigstens dort anrechnen lassen und so wird er nächsten Sommer, mit 25 Jahren, stolzer Besitzer eines anerkannten Schweizerdiploms sein.

Jeder Fall für sich Für die Bewertung von schweizerischen und auslän-dischen Vorbildungs- und Studienausweisen für das Studium an der Universität Bern existiert eine 43-seitige Broschüre über die Zulassungsbedingungen, welche je-weils für ein akademisches Jahr gelten. Darin befindet sich eine Länderliste, die Aufschluss darüber gibt, wel-che Reifezeugnisse und Vorbildungsausweise unter wel-chen Bedingungen zur Zulassung berechtigen. Laut Lore Gautschi von der Abteilung Zulassung, Immatrikulation und Beratung der Universität Bern komme es ab und zu vor, dass Bewerbungen von InhaberInnen ausländischer Reifezeugnisse oder ausländischer Hochschuldiplome abgewiesen werden müssen. «Eine Statistik wird darü-ber aber nicht geführt, weil wir diese Daten nicht pu-blizieren wollen», sagt Gautschi. Sie fügt an, dass man grundsätzlich aufgrund der Bezeichnung eines Diploms trotz Bologna nicht davon ausgehen kann, dass der In-halt dem gleichen Studiengang an der Universität Bern entspricht. Die Beurteilung der Gleichwertigkeit auslän-discher Diplome und die Anrechung bereits erbrachter Studienleistungen liegen indes in der Kompetenz der Fakultäten. Barbara Lewis, Dekanatsleiterin der Philoso-phisch-humanwissenschaftlichen Fakultät, versichert:

«Jeder Fall wird einzeln beurteilt.» Um für einen Master-studiengang eingestuft zu werden, wird beispielsweise geschaut, welche Anforderungen an den ausgestellten, ausländischen Bachelor gestellt wurden und ob diese mit den hiesigen übereinstimmen. Falls nicht, müssen gewisse Leistungen nachgeholt werden. Die Frage, wie viel Wert ein Diplom heute noch hat, lässt sich also weder generell beantworten noch beurteilen – es kommt, wie fast immer, auf den Einzelfall an. Ob-schon es für Nuria und Matthias schwierig ist, ohne an-erkannten Abschluss in der Schweiz Fuss zu fassen, sind Zulassungsbedingungen wichtig, um die Qualität einer Universität oder sonst einer Bildungsinstitution zu wah-ren – zu unterschiedlich sind nach wie vor die Anforde-rungen, welche an die Auszeichnung eines Diploms ge-knüpft sind. Ich jedenfalls werfe meine Diplome nicht in den Müll. Wer weiss, vielleicht kann ich mein Grand-Prix-Diplom beim nächsten Laufevent vorweisen – mei-ner Konkurrez wäre ich bestimmt schon einen Schritt voraus.

Weitere Infos und eine Zusammenfassung der Studie zu Hochqualifi-zierten mit Migrationshintergrund findet ihr in der Stellungnahme der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus unter: www.ekr.admin.ch.

* Name der Redaktion von NZZ Campus bekannt ** Name der Redaktion bekannt

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ran an die quelle: nachfüllen statt wegwerfen

Ist Verpackung gleich Abfall gleich Müll? Nicht zwingend! Doch die Frage lautet eigentlich, ob dieser Verpackungsmüll überhaupt entstehen muss. Müsste er nicht.

helga weber

Es gab das Seminar, die Idee und dann ging es los: In-formationen sammeln, Bedarf analysieren, Geschäfts-modell entwerfen und externe ExpertInnen befragen. Vor mir sitzen Elke, Claudia, Sandra, Nicola und Mirjam. Sie sind die GründerInnen von «PETaway» und haben das Projekt die letzten drei Monate im Rahmen des Se-minars «Innovative Ideen für eine nachhaltige Zukunft» entwickelt. Keine zwei Meter vor dem Seminarraum, in dem wir uns befinden, steht ein Abfalleimer mit der Aufschrift «kein Abfall – nur PET-Flaschen». Extra Sam-melstellen für PET-Flaschen gibt es seit längerem an der Universität, an Bahnhöfen und in weiteren öffentlichen Räumen. Denn die Voraussetzung für eine gute Ökobi-lanz der PET-Flaschen sei eine hohe Recyclingsrate, so das Bundesamt für Umwelt (BAFU). In der Schweiz wird viel PET recycelt, doch wo liegt das Problem?

Nachhaltiges Ressourcenmanagement Es liege in der PET-Flasche selbst, sagen die Gruppenmit-glieder von «PETaway». Laut dem BAFU wird die Umwelt-belastung bei Recycling von PET-Flaschen gegenüber der Neuproduktion zwar um die Hälfte reduziert. Trotzdem benötigt die Herstellung von einem Kilogramm PET den-noch fast zwei Kilogramm Rohöl. Der tägliche PET-Ver-schleiss an der Uni sei immens, so Nicola. PET-Flaschen seien überall erhältlich, man verbrauche jedes Mal eine neue Flasche und der Ressourcenverbrauch sei dement-sprechend sehr hoch, erzählt er weiter.

Das Projekt «PETaway» will früher ansetzen. Nicht erst, wenn der Müll entstanden ist, sondern an der Quelle. «Es geht uns um ganzheitliche Nachhaltigkeit», erklärt Elke. Das Ziel der Gruppe ist deshalb Einweg-PET-Fla-schen durch Mehrwegflaschen zu ersetzen: In zwei Jah-ren soll jeder Studierende an der Uni eine Mehrwegfla-sche haben. Die Gruppenmitglieder haben ehrgeizige Visionen, aber auch konkrete Pläne für die Umsetzung. Unterstützt werden sie dabei im Rahmen des Seminars von euforia. Eine Non-Profit-Organisation von und für junge Leute, die zeigt, dass Engagement nicht nur mög-lich, sondern notwendig ist. Dieses Semester bietet eu-foria erstmals an der Uni Bern in Zusammenarbeit mit dem Center for Development und Environment (CDE) ein umfangreiches Projekt- und Coachingseminar an, in dem die Studierenden in inter- und transdisziplinären Teams konkrete Projektideen entwickeln können (wir berichte-ten im unikum-Online).

Biosäfte aus der RegionUm ihre Ziele zu erreichen, wollen die Gruppenmit-glieder von «PETaway» an der Uni Bern einen neuen Ge-tränkeautomaten aufstellen, der die Mehrwegflaschen der Studierenden füllt. Die sogenannte Nature-Box soll mit Leitungswasser mit/ohne Kohlensäure und Biosäf-ten gefüllt sein. Durch die Regionalität der Produkte fal-len Transportwege und die Abfallproduktion von den Einwegflaschen weg. Der positive Beitrag zur nachhal-tigen Ressourcennutzung ist somit gewährleistet. Für Werbezwecke, aber vor allem um die Benutzer zu sensi-bilisieren und die Bildung im Nachhaltigkeitsbereich zu fördern, soll die Nature-Box ein Display erhalten.Professor Gunter Stephan gefällt die Philosophie des Pro-jektes «PETaway» auf den ersten Blick sehr gut: Es be-inhalte regionale Strukturen und Produktionssysteme. Der Ökonomieprofessor mit Schwerpunkt Umwelt-, Res-sourcen- und Klimaökonomie sagt, dass häufig grosse

Es kann auch ohne unnötige Verpackungen so einfach sein. bild: refiller

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Probleme bei den Lösungen in den Folgeeffekten liegen würden: Die Energie- und Materialbilanz des Nature-Box-Getränkeautomaten müsse beispielsweise berück-sichtigt werden. Die Nature-Box überzeugt auch in die-ser Hinsicht. Alles richtig gemacht.

«Oft ist Recycling keine echte Lösung»Einer Studie der OECD zufolge ist die Schweiz das OECD-Land mit der zweithöchsten Menge an Siedlungsabfäl-len pro Kopf. Rund ein Drittel hiervon ist Verpackungs-abfall. Laut dem BAFU werden von den 690 Kilogramm Abfall pro Jahr und Einwohner rund die Hälfte verwertet und die andere Hälfte verbrannt. Die Tendenz der Abfall-menge ist steigend. Professor Stephan erklärt: Während die Wirtschaft das Recyclingpotenzial erkannt habe, sei vor allem der Hausmüll gestiegen. Letzteres werde von den hohen Recyclingkapazitäten und gesteigerten Ver-brennungskapazitäten in der Schweiz aufgefangen. Al-lerdings biete gerade das keinen Anreiz die Abfallvermei-dung voranzutreiben. Betriebswirtschaftlich würden die Müllverbrennungsanlagen sonst zu schlecht dastehen, so Stephan. «Oft ist Recycling keine echte Lösung», erzählt der Ökonom, da der heutige Produktkreislauf zusätzliche Belastungen zum Beispiel für Wasser, Böden und Luft ha-be. Es werde eine Verlagerung des Problems produziert.

Bussgeld für LitteringDer derzeitige Lifestyle spielt bei der Müllproduktion ei-ne wichtige Rolle. Waren mit langen Transportwegen be-nötigen mehr Verpackung als solche aus der Region. Es entsteht ein Verpackungsproblem. Ein weiteres Beispiel für den veränderten Lifestyle ist der Konsum bei Take-aways, die es mittlerweile an fast jeder Ecke gibt. Im Ge-gensatz zu einem klassischen Restaurant habe ein Take-away einen deutlichen Kostenvorteil, erklärt Professor Stephan. Es habe keine Sitzplätze, müsse kein Geschirr spülen et cetera. Vor allem komme es aber nicht für die Recyclingkosten auf, die es verursache. Das sei im Grunde ein Marktversagen und ein Grund zur Intervention, denn die Kosten für die Abfallentsorgung bezahle der Steuer-zahler, betont der Ökonom.Vor kurzem hat das BAFU eine Studie veröffentlich, in der die jährlichen Kosten für Littering 200 Millionen Fran-ken betragen. Ein Grossteil hiervon sind laut dem BAFU Getränke- und Take-away-Verpackungen. Während man in St. Gallen bei liegengelassenen Picknickabfällen mitt-lerweile mit 200 Franken Bussgeld zur Verantwortung gezogen werden kann, sind die Kosten im Kanton Bern mit 40 Franken eher gering. Doch sollte das die Lösung sein? Nein, sagt Professor Stephan. Es müsse erstens von Seiten der Wirtschaft effizienter produziert und verteilt werden. Zweitens müsse die ErstverursacherInnenbran-che zur Kasse gebeten werden und drittens müsse sich die BenutzerInnen- hin zur NutzerInnenphilosophie än-dern. Würden sich beispielsweise in einem Haus mehrere Parteien eine Bohrmaschine teilen, würde der Durchlauf von Rohstoffen durch den Wirtschaftskreislauf reduziert werden. Rund 30 Prozent des Gekauften würde im Müll landen. Würde man nur noch das kaufen, was man brau-chen würde, wäre man schon einen Schritt weiter. «Der beste Abfall ist schliesslich der, der gar nicht entsteht», sagt Stephan.

Nachfüllen an der Universität Bern?«refiller» ist dieser NutzerInnenphilosophie auf der Spur. Im Gegensatz zu «PETaway» ist das Projekt der ehema-ligen Studis schon umgesetzt. Auch sie haben sich bei ei-ner Veranstaltung von euforia kennen gelernt. Mit der Zeit sind sie einen Schritt weitergegangen und haben ei-ne eigene Non-Profit-Organisation gegründet. Unter dem Motto «Reduce, Reuse, Refill» wollen auch sie Abfälle aus Wegwerfverpackungen vermeiden und mit einem Netz-werk von Take-aways die Möglichkeit zum Nachfüllen anbieten. Man nimmt seinen eigenen Becher mit, lässt ihn nachfüllen, macht sich auf den Weg und geniesst: Nachfüllen mit dem Mehrwegbecher anstelle von Um-weltbelastungen durch Einwegbecher. Die Refiller-Com-munity besteht derzeit aus 33 Take-aways. João Almeida, Gründer und Geschäftsleiter von «refiller», hofft auf ein Umdenken, von der jetzigen Tendenz immer mehr Abfall zu produzieren hin zu einem ökologischeren und weni-ger ressourcenintensiven Konsum. Seine Vision ist eine Welt ohne unnötigen Abfall. Der Weg dahin ist noch lang. Der nächste Schritt aber schon in Sicht.Wahrscheinlich wird es demnächst ein Kooperationspro-jekt zwischen «refiller» und «PETaway» geben, denn «re-filler» hat an der Uni Basel bereits ein ähnliches Projekt gestartet, wie «PETaway» es an der Universität Bern vor-hat. Vielleicht kann ich ja in Kürze meine rote Sigg-Fla-sche an der Nature-Box an der Uni Bern füllen und mei-nen Beitrag leisten.

Fünf weitere Tipps zur Abfallvermeidung von «refiller»

1. Leitungswasser nachfüllen: Die Qualität aus dem Wasserhahn erfüllt die höchsten Standards und mit wiederverwendbaren Flaschen wird unnötiger Abfall aus Plastikflaschen vermieden.

2. Eigene Lunchbox mitnehmen: Die eigene Lunchbox zum Take-Away mitbringen anstatt Einweg-Essensbehäl-ter zu benutzen.

3. Mehrweg bevorzugen: Ob bei Milch oder Bier, die Mehrwegflaschen werden nach dem Gebrauch gewa-schen und wieder verwendet. Das spart Abfall und ist viel ökologischer.

4. Eigene Tragetaschen mitnehmen: Das spart beim Einkaufen Einwegplastiksäckchen. Gemüse oder Früchte brauchen keine zusätzliche Verpackung.

5. Think Big! Kaufe Putz- und Waschmittel oder lang halt-bare Lebensmittel in grossen Verpackungen und spare unnötiges Verpackungsmaterial oder sonstige Einweg-materialien.

Weitere Informationen: [email protected], www.refiller.ch, www.euforia.ch, www.cde.unibe.ch/Pages/Bachelor-Minor-NE.aspx

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apropos ...die fünf

Grünabfuhr

Oh, wie ihr mich besingt – bevor ihr mich in Stücke hackt! Ihr stellt mich in eure warme Stube, schmückt mich, setzt mir Lichtlein auf. Ihr geht um mich herum, zupft dies und das zurecht. Alles soll am rechten Platze sein. Dabei wisst ihr schon ganz genau, dass ich bald der Dorn in eurem Auge bin. Aber alles zu seiner Zeit. Zuerst präsentiert ihr mich mit Stolz, fotografiert mich. Ich bin der Hüter eurer Geschenke, der potente Stängel der Natur in einer von Menschen gemachten Umgebung. Ich bin – für einige Tage – der Mittelpunkt eurer Wohnung, verleihe ihr Glanz und Glamour in der sonst so trüben Zeit. Dann, wenn ihr das neue Jahr einläutet, habe ich ausgedient. Eben war ich noch das Symbol eurer Festerei, schon bin ich bedeutungslos. Mehr als das: Ich bin ein Störfaktor. Jedesmal, wenn ihr mich pas-siert, werft ihr mir verächtliche Blicke zu. Irgendwann rafft ihr euch zusammen, reisst mir den Schmuck vom Leib und steckt ihn in Kisten. Am Abend werft ihr mich auf die Strasse, freut euch, dass ihr mich endlich los seid. Ihr lasst mich auf dem Asphalt liegen und frieren, lasst zu, dass ein Nachttier sein Geschäft auf mir verrichtet. Dann werde ich abgeholt. Es gibt kein Entrinnen. Eure gewetzten Messer warten schon auf mich. Eben habt ihr mich noch besungen, schon schlachtet ihr mich. Ihr habt doch nicht mehr alle Nadeln an der Tanne!

jonathan stauffer

Und weil dies das letzte unikum vor Weihnachten ist, hier ein Weihnachts-gedicht:

Es war ein Fuchs, der hatte dreiEh nein, es waren doch nur zweiZwei Ohren und auch einen MundAh nein, es war ein Hund

B.W.

Manchmal beschleicht den ge-neigten Betrachter universitären Abfalls das Gefühl, der gezielte Wurf in den Eimer sei als stilles Statement zu verstehen. Oder ist Müll langweilig? Entscheidet selbst.

david egger

1 KornkreisforschungIn Büchern über Kornkreise werden gelungene Bilder aus der Luft mit in-terdisziplinären Forschungsversuchen, gewagten Legenden und Mandala-Malvorlagen vermischt. So lange, bis der lesenden Person die ganzheitliche Kraft der Kornkreise aufgeht oder sie das Druckerzeugnis kurzerhand und mit süffisanter Verachtung entsorgt – zum Amüsement nachfolgender Händewa-schender. So geschehen vor wenigen Wochen auf dem kleineren der beiden Männerklos im Untergeschoss der Unito-bler. Der Papierkorb dieses wissenschaft-lichen Aborts ist stets einen Blick wert. Dazu später mehr.

2 Die heimatlose AludoseOb Wachmacher, Cola oder Bier: Sie alle werden nicht selten aus einem Alumi-niumbehälter getrunken. Ist die Dose leer, will sie möglichst schnell zu den 90 Prozent ihrer Artgenossen, die rezy-kliert werden. Während sie schon davon träumt, mit ihrer nächsten Reinkarna-tion eine etwas buntere Beschriftung zu erlangen, schauen die Studierenden ratlos umher. Überall steht, wo die Ent-sorgung der zahlenmässig überlegenen PET-Behälter verboten ist und wo nicht. Alueimer? Fehlanzeige! Da haben es auf ihren Hormonhaushalt bedachte Hipster mit konsumfeindlich klimpernden Glas-flaschen wesentlich einfacher.

3 Kompostierbare KaffeebecherWer den schwarzen Trunk nicht aus weissen Automatenplastikbechern trinken will, ist froh um die Einweg-Kaf-feebecher der Mensa. Die sind aus nach-wachsendem Material und erst noch

kompostierbar. Auf den Kaffeebecher-Komposthaufen warten die Studieren-den aber immer noch vergeblich. Auf der nährstoffreichen Erde könnten Kräuter angebaut und damit das Mensaessen aufgepeppt werden.

4 FleischesverhüllungenEinige Abfalleimer bieten tiefe Ein-blicke in die kulinarische Welt mancher Studis. Stehen sie am Ort akademischer Notdurft, werfen sie zuweilen Fragen auf. Hat jemand seinen Snack auf dem Klosett geknabbert? Oder will sich ein anonymer Karnivore in Ruhe seines Abfalls entledigen? In besagtem Toilet-tenraum wurden in den letzten Wochen Verpackungen von Fleischbällchen und Beef Jerky entdeckt. Ä Guete!

5 Papier, Papier, PapierAm meisten Papier wird vermutlich beim Händetrocknen an der Unitobler verbraucht. Papier sei dreimal ökolo-gischer als Stoff, heisst es. Na, und? Im Hauptgebäude wird Stoff verwendet. Im vonRoll bläst der Airblade-Hände-trockner den Marsch. Am ökologischsten handelt, wer die Hände an seiner Klei-dung trocknet. Damit sind wir wieder beim Stoff, obwohls um Papier geht. So ein Müll!

fünf trouvaillen im studi-ghüder

illustration: romy troxler

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akzent

der nachteil des neuenNach zehn Jahren landet die Studierendenver-waltung ePUB auf dem Müll. Momentan wird hart daran gearbeitet, dass das Nachfolge-system KSL nicht das gleiche Schicksal ereilt. Wo drückt der Schuh beim 1,7-Millionen-Projekt?

david egger

Es ist eine undankbare Sisyphusarbeit – auch wenn das die Verantwortlichen nicht so sehen. Bis zu 70 Supportanfragen täglich erhält die Abteilung Verwal-tungssystem Lehre (VSL). Für die AbsenderInnen dieser Anfragen präsentiert sich das neue Kernsystem Lehre (KSL) des Öfteren als bürokratische Kernschmelze. Be-sonders hart traf der ePUB-Nachfolger die Geographie-Studentin Mara G.* Um mit dem laufenden Semester das Master-Studium in Zürich antreten zu können, brauchte sie ihr Berner Bachelor-Diplom per 30. Septem-ber 2013. «Leider habe ich die Rechnung ohne KSL ge-macht», seufzt die 24-Jährige.Wegen eines Systemfehlers konnte das Institutssekreta-riat die Note der Bachelorarbeit nicht eintragen. Danach war sie falsch verbucht. Der in ePUB bereits abgeschlos-sene Minor verlor seinen Status im KSL. Später erschien der Major plötzlich doppelt. Jede Problemlösung brachte neuen Ärger. «Als besonders mühsam empfand ich, dass trotz neuen Systems eine Zusammenarbeit zwischen den Instituten immer noch unmöglich scheint», konsta-tiert Mara G., die ihren Spiessrutenlauf mit unzähligen Mails an KSL-Support, Instituts- und Dekanatssekretari-ate erfolgreich abgeschlossen hat.Urban Rüegg ist VSL-Leiter und signalisiert Verständ-nis für den Ärger einiger Studis. «Insgesamt verhalten sich die Studierenden sehr anständig und kooperativ. Dafür sind wir dankbar», so Rüegg. Seine Leute haben bis heute rund 3 000 Supportanfragen erhalten. Das Ein-führungsvideo, in dem eine Stimme aus dem Off Selbst-verständliches erklärt, hat auf YouTube weniger als 300 Views. «Die Einführung ist mangelnd», findet Lukas Z.*, Geographie-Student im siebten Semester.

700 000 Datensätze migriertIhn stört, dass die Abteilung für Zulassung, Immatriku-lation und Beratung (ZIB) selbst nichts tun kann, obwohl die Immatrikulationsdatenbank mit KSL verbunden ist. Momentan beeinträchtigt die Komplexität das Funktio-nieren des Systems. Aus Vorlesungsverzeichnis, Raum-verwaltung und Studierendenverwaltung wurde eins. Diese Verschmelzung zum Kernsystem erforderte die Migration von fast 700 000 Datensätzen. «Die Schnitt-stellenprobleme bei der Datenmigration gaben sehr viel zu tun. Das war für alle Beteiligten nicht immer ein-fach», meint Urban Rüegg dazu.Anfangs hätten er und sein Team die Betreuungsinten-sität unterschätzt. Nun würden alle auftauchenden Pro-bleme innert einem bis zwei Arbeitstagen bearbeitet.

Länger dauert es bei Datenkorrekturen. Dezentrale Stel-len der jeweiligen Studienfächer müssen diese überprü-fen.

Die Darstellung fällt durchWas meinen Veranstaltungsverantwortliche und Dozie-rende? Therese Sommer vom zivilistischen Seminar be-mängelt: «Das Erfassen von Spezialfällen ist zum Teil schwierig bis unmöglich und kann nur mittels zusätz-licher Bemerkungen gemacht werden.» Wenn gleiche Vorlesungen an verschiedenen Tagen in anderen Hör-räumen stattfinden, ist das für KSL ein Spezialfall. Zum Layout meint sie: «Der Text selber ist etwas klein gera-ten neben all dem leeren Platz.» Claus Beisbart, Profes-sor am Institut für Philosophie, stellt ebenfalls fest, dass KSL keine ästhetischen Reize bietet: «Ich denke, es wäre wichtig, dass das Online-Veranstaltungsverzeichnis der Uni Bern attraktiver aussieht. Es soll doch Spass machen, nach Veranstaltungen zu suchen!»Die Studis sehen das ähnlich. «Die Darstellung ist über-haupt nicht übersichtlich. Die Semester müssten besser gegliedert werden», sagt Lukas Z. KSL trifft auf hohe An-forderungen. Dies habe nicht zuletzt damit zu tun, dass das Studium an der Uni Bern mit einer in der Schweiz einmaligen Flexibilität und fächerübergreifenden An-geboten glänze, heisst es aus der Abteilung VSL. «Dass es neu ist», sei der grösste Nachteil von KSL, das nach der Einführungsphase mit einem Komfortgewinn brillieren soll.

*Namen der Redaktion bekannt

Ein Klick, 16 000 Adressen

deg. Während die KSL-Daten auf Servern der Informatik-dienste (ID) hinter zusätzlichen Firewalls «im sichersten Teil des Uninetzes» ihrem Dasein frönen, ist der Da-tenschutz beim neuen Groupmail-System ein grosses Manko. Wer beim Schreiben einer Mail auf «An» drückt, sieht eine Liste mit den Mail-Adressen 16 000 Studie-render. Die ID betonen die «substantiellen Vorteile» des Adressbuchs und verweisen auf die Zürcher ETH, wo «die Publikation des Adressbuchs ebenso gehandhabt wird».

Opt-Out-Formular ab Ende JahrDie StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB) akzeptierte die heutige Lösung – mit dem Wunsch, dass eine Opt-Out-Möglichkeit zur Verfügung gestellt wird. «Wer von der Opt-Out-Funktion Gebrauch machen will, kann sich direkt bei den ID melden», nimmt Christian Heim Stellung. Der Abteilungsleiter der ID enthüllt zudem, dass bis spätestens Ende 2013 eine Formular-basierte Web-Funktion in Betrieb sei, mit der man sich aus dem globalen Adressbuch löschen könne.

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Es gibt Visionäre, deren Genie zu Lebzeiten ver-kannt wird. Einer der wohl vielseitigsten, viel-schichtigsten und (gar mit Einwortsätzen) vielsagendsten Künstler unserer Zeit sei hier vorgestellt.

jonathan stauffer

Milo ist ein menschgewordener Affe bei E. T. A. Hoff-mann, der sich auf kulturelle Höhen schwingt. Ob beim Schreiben, Malen oder Musizieren: Er wird zum Kunst-virtuosen per se und braucht dazu nichts weiter als sei-nen, dem Affen eigenen, Nachahmungstrieb – zweifel-los eine Parodie des Kunstbetriebs und der kulturellen Welt. Der kulturelle Mensch als gelehriger Affe. Ins gleiche Horn bläst Rotpeter, Kafkas menschgewor-dener Affe, der gar die hohen Herren der Akademie, einwandfreie Repräsentanten der kulturellen Welt, auf ihr vergangenes Affentum aufmerksam macht – eine evolutionistische Anspielung. Ausgehend davon, dass die Herren der Akademie ein Affentum hinter sich ha-ben, aufgrund dessen sie erst zu dem wurden, was sie sind, kommt man zum gleichen Schluss: der kulturelle Mensch als gelehriger Affe.Nun gibt es da ja diesen rechtspopulistischen Schweizer Politiker und sein – es sei hier Äffli-Gate genannt. Hat er denn nicht ganz im Sinn Kafkas und Hoffmanns gehan-delt, als er den Journalisten, der ihm zu arg auf die Pel-le rückte, mit «Aff» betitelte? Obwohl bezweifelt werden darf, dass Ueli Maurer die beiden Affen-Texte einer her-meneutisch-komparatistischen Lektüre unterzogen hat, muss man ihm doch ein gewisses Feingefühl attestie-ren, was den Umgang mit Kulturschaffenden betrifft, ja geradezu ein ausgezeichnetes Gespür für die Betrach-tung der kulturellen Welt aus der Warte der Metaebene. Und es liesse sich doch mit Leichtigkeit antizipieren, wie Maurers «Aff» posthum in den Hörsälen der Universi-täten rauf und runter läuft und auf die Bezüge zu Hoff-mann und Kafka aufmerksam gemacht wird, und wie es der Herr doch verstanden habe, mit nur einem einzigen Wort eine tiefe und eindringliche, gnadenlose Kritik der Kultur zu liefern, was ja – weiter gedacht – auch eine Di-agnose zeitgenössischer Kultur beinhalte, die zudem äusserst scharf und präzise sei und in dieser Form nur von einem wahren Meister konstruiert werden könne.

«Kä Luscht!»Und wahre Meister liefern selten Produkte in Eintagsflie-gen-Manier ab. Wie vor ihm nur Da Vinci und vielleicht noch Goethe ist Maurer ein Genius universalis – ein Uni-versalgelehrter. Es bedürfte keiner grossen Suche, wollte man in einigen hundert Jahren weitere Geniestreiche des zu Lebzeiten so unterschätzten Herrn finden. Man denke nur an die 400 vom VBS verlorenen Panzer. Ist das nicht Sinnbild für die Absage an den Materialismus? Ei-ne gekonnt eingefädelte, subtile Botschaft, die zugleich

mit aller Eindringlichkeit auf das Paradox von Gesell-schaft und Krieg aufmerksam macht? Schon dass es aus-gerechnet 400 sind, lässt aufhorchen. Dividiert man 400 nämlich durch die für Maurer so wichtige Zahl 8 (das Jahr, als er in den Bundesrat gewählt wurde), erhält man 50. Eine Allegorie für die fünfzig Staaten der USA? Eine prophetische Verschlüsselung Maurers in Nostradums-Art, die auf den Niedergang der Vereinigten Staaten re-feriert? Oder auf einen nie endenden Budget-Streit?Oder man gedenke Maurers spitzmäulig vorgetragenem «Kä Luscht!», das wohl nur aus einer Sekundärquelle (Giacobbo) erschlossen werden kann. Ist das nicht das Leitmotiv einer ganzen Generation oder gar einer Epo-che, die sich primär auf Work-Life-Balance und Selbst-verwirklichung versteht? Ein Plädoyer für die Individu-alisierung und damit für eine Gesellschaft jenseits von Stand und Klasse? Gekonnt reduziert Maurer doch den Zeitgeist auf zwei Worte und präzisiert ihn mit ihnen zugleich. Und wie sieht es eigentlich mit diesem Artikel aus? Beinhaltet er eine mutige, differenzierte Auseinan-dersetzung mit Aussagen, deren intersubjektive Gel-tungsbereiche in der Zukunft liegen? Eine qualifizierte Interpretation eines grossartigen Künstlers? Oder doch nur mit elitärem Jargon aufgeblähten Müll?

kafka? goethe? maurer!

illustration: alice fankhauser

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der mülltest

Wir werfen weg - ununterbrochen und meist ohne darüber nachzudenken. Unsere Autorin hat eine Woche lang beinahe nichts anderes gemacht, als wegzuwerfen und darüber nach-zudenken. Ein Selbstversuch.

lea stuber

Ab heute ist mein Ghüder eine Verheissung. Noch leer, dafür sehr dekorativ steht er im Flur und er-mahnt Vorübergehende daran, ihn zu füllen. Mit leeren Milchflaschen, Zündhölzern, zerknitterten Kaugummipackungen – egal was. Sieben Tage lang wird er dort seinen Platz haben und am Ende hoffentlich überquellen vor aufschlussreichem Inhalt.Im Jahr 2011 hat im Schnitt jede und jeder von uns 689 Kilogramm Siedlungsabfall produziert, sagen die Ab-fallstatistikerInnen des Bundesamts für Umwelt (BA-FU). Das macht in der Woche 13,25 Kilogramm. 13,25 Kilo-gramm? Wie kommt diese Menge zustande?Ein Blick zurück zeigt: 1990 waren es pro Woche noch 11,6 Kilogramm pro Kopf; damit jährlich 86 weniger als heute. Doch wo es mehr Menschen gibt und immer mehr Güter konsumiert werden, fällt mehr Ghüder an. Hinzu kommt: Seit Jahren verläuft die Gesamtmenge der Siedlungsabfälle in der Schweiz proportional zum Bruttoinlandprodukt. Wächst die Wirtschaft, produzie-ren wir mehr Abfall.

Immerhin: Ein immer grösserer Teil des Abfalls wird re-cycelt. Laut dem BAFU kann die Zunahme der Abfall-menge dadurch sogar aufgefangen werden. Mehr noch: Dank hohen Entsorgungsstandards und technischen Verbesserungen wird heute für das Verbrennen von Ab-fall in Kehrichtverbrennungsanlagen weniger Energie verbraucht als früher und kaum noch Schadstoffe aus-gestossen. So viel zu den guten Nachrichten.

Der billige MüllDoch auch wenn Abfall effizienter verbrannt wird und ein Teil wiederverwertet werden kann: Wer alle paar Monate sein Telefon wechselt oder regelmässig ranzige Joghurts in den Müll wirft, verbraucht viele Ressourcen – zu viele. Wir Kinder der Wegwerfgesellschaft kennen es nicht anders. Es kostet uns schliesslich verschwin-dend wenig, Abfall zu entsorgen: 1 Franken und 50 Rap-pen für einen blauen 35-Liter-Ghüdersack der Stadt Bern. Das tut nicht einmal Studis richtig weh.Mein Ghüder ist noch leer an diesem Dienstagmorgen, dem Starttag meines Experiments. Der alte 35-Liter-Sack steht gefüllt unten auf der Strasse; heute ist Müllab-fuhr. Nebst gewöhnlichem Abfall sammle ich folgendes separat: Papier und Karton auf einem Stapel; Kompost in einem grünen Kessel; Glas, Aluminiumdosen, Pet-flaschen in einem Papiersack. Weitere Kategorien, die in dieser Woche aber nicht anfallen: Stahlblechverpa-ckungen, Textilien, Batterien und Elektronikschrott.

Fazit aus sieben Tagen Ghüder sammeln: Der Berg hätte grösser sein können. bild: lea stuber

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Der schwere GhüdersackUnd dann geht es los: Als erstes landet eine nicht recy-clebare Kaffeekapsel in meinem Ghüder. Im Lauf des Tages kommt eine weitere hinzu, im Lauf der Woche nochmals sieben. Zwei Kaffeepappbecher werfe ich an der Uni in den Müll und beginne so Abfallspuren zu hinterlassen. Zum Zmorge esse ich ein Müesli mit Milch – kein Abfall. Zum Zmittag ein Sandwich – im Abfalleimer landet die Frischhaltefolie, zu Hause habe ich das dazugehörige Brotpapier weggeworfen. Nach-mittags mal ein Mandarindli – die Haut kommt in den Kompost; später ein Joghurt – der Becher in den Ghü-der, der Karton auf den Altpapierhaufen. Vorbildliche Mülltrennung. Mein Drucker spuckt vier Seiten falsch aus – der Altpapierstapel beginnt zu wachsen. Fazit nach einem Tag Müllsammeln: Gopf! Da kommt ja nichts zusammen, fast ein wenig enttäuschend.Sechs Tage später hieve ich den – inzwischen vollen – Ghüdersack auf die Waage: 2,5 Kilogramm, beigetragen haben auch meine beiden Mitbewohnerinnen. Hin-zu kommen: 2,4 Kilogramm Altpapier, 1,1 Kilogramm Kompost, 1 Kilogramm Glas, Pet und Alu. Macht insge-samt 7 Kilogramm. Doch ein beachtliches Gewicht, an-gesichts meines Eindrucks, beinahe nichts weggewor-fen zu haben. Hinzu kommt der Abfall, den ich nicht in meine eigene Mülltonne geworfen habe. Selbst wenn

man also «bewusst» Abfall produziert, resultiert ziem-lich viel davon. Den grössten Teil machen die Nahrungs-mittelverpackungen aus: Salatverpackung, Joghurtbe-cher, Brotpapier.

Sieben versus 13,25 Kilogramm AbfallWeder einen zerbrochenen Spiegel, noch einen in die Jahre gekommenen Computer oder zerkratzte Skis ha-be ich in den Abfall geworfen. Dies ist wohl der Grund dafür, dass ich deutlich unter den 13,25 Durchschnitts-kilogramm bleibe mit meinen 7 Kilogramm Abfall (plus Ghüderspur unterwegs). Wie langweilig! Ich hät-te erwartet, nach diesen sieben Tagen bestürzt und be-schämt auf einen badewannenfüllenden Haufen Müll zu schauen.Zum Schluss bündle ich das Altpapier, bringe den Kom-post in den Garten und laufe mit dem Glas und den Pet-flaschen zur Sammelstelle. Auf Wiedersehen, Abfall! Und bis bald.

Internationales Büro

Fernweh? Da hilft ein Mobilitätsprogramm der Universität Bern

www.int.unibe.ch Outgoing

Sprechstunden: Dienstag und Donnerstag 10 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung Hochschulstrasse 4, 3. OG Ost, 3012 Bern

Wir suchen:

Verwaltungsmitglied der Studentischen Buchgenossenschaft Bern

In der Studentischen Buchgenossenschaft bekommst Du die Möglichkeit, in einem kleinen Geschäft hinter den Kulissen aktiv tätig zu sein, lernst die verschiedenen Bereiche (Personelles, organisatorische Fragen, Werbung, Buchhaltung etc.) kennen, Du wirkst bei wichtigen Entscheidungen mit und übernimmst Verantwortung.Neben einem allgemeinen Interesse für Fragen rund um den Buchhandel bringst Du die Bereitschaft mit, Dich in die verschie-denen Aufgabenbereiche der Verwaltungstätigkeit einzuarbeiten und dich für die Studentische Buchgenossenschaft Bern einzuset-zen. Diese anspruchsvolle Aufgabe erfordert eine längerfristige Mit-arbeit bei der Buchgenossenschaft; ideal ist ein Zeithorizont von mindestens zwei bis drei Jahren.Die Verwaltungsmitgliedschaft basiert auf einem Mandats- und nicht auf einem Angestelltenverhältnis, der Zeitaufwand richtet sich nach den anfallenden Aufgaben.Haben wir Dein Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Deine schriftliche oder elektronische Bewerbung an: Studentische Buchgenossenschaft, z.H. Paul-Otto Lutz, Hochschulstrasse 4, 3012 Bern bzw. [email protected].

Bei Fragen: [email protected] (Paul-Otto Lutz, Verwaltungsmitglied)

Bern 1. November 2013

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ART OF CHANGE

Freitag, 6. Dezember, 9 - 17 UhrKornhausforum BernForum zum Abschluss des Swiss Cultural Programme in South Eastern Europe (SCP).

ExpertInnen, KünstlerInnen und Kulturver-mittlerInnen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Serbien und der Schweiz sowie die Programmverant-wortlichen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der Pro Helvetia stellen ihre Absichten, Erfahrungen, Erfolge und Grenzen öffentlich zur Diskussi-on. Kurzfilme, Musik-, Tanz- und Kunstvide-oclips sowie eine Ausstellung ergänzen die Gesprächsrunden (englisch-deutsch).

Jassturnier

Voraussichtlich am Sonntag, 8. Dezember ab 11 Uhr wird in der Gertrud-Woker-Mensa am Bühlplatz gejasst: Wir suchen die JassmeisterInnen des Herbstsemesters 2013. Wir spielen Schieber.Melde dich unter [email protected] mit Teamnamen und den Namen der beiden Teilnehmenden an. Die Teilnah-megebühr beträgt sieben Franken, Brunch inklusive.

Moop Mama

Samstag, 7. Dezember, 21 Uhr,im Dackstock mit Verstärkung von Iwan Petrowitsch Hip-Hop mit Blasorchester und Brass.Keine fertigen Beats, keine Samples, keine elektri-schen Instrumente!Sieben Bläser - zwei Drummer - ein MC - überall einsatzbereit - brachial laut - heimlich leise!

Neue Ausstellung «Rituale. Ein Reiseführer zum Leben»

8. November 2013 - 20. Juli 2014Am Familientisch und am Arbeitsplatz, im Sportsta-dion und in der Kirche, beim Staatsempfang und im Jugendtreff, am Schwingfest und am Rockkonzert – Rituale begleiten uns in allen Lebenslagen. Dank ihnen wissen wir, wie wir uns wo richtig verhalten. Ist Zähne putzen ein Ritual oder eine Gewohnheit? Wann wird ein Ritual zum Zwang? Können wir Rituale beliebig neu kreieren? Seit dem 8. November lässt sich im Museum für Kommunikation das The-ma der Rituale erkunden.

Unibox – Das Studentenradio

Freitag, 6. Dezember, 17 UhrDie Unibox ist die Berner Radio-sendung von Studis für Studis. Einmal monatlich präsentieren sie euch auf RaBe knackige News zu spannenden und aktuellen Themen, passend zur Uni und zum Leben.

Es erwarten euch Infos zu den Schmutzlis aus aller Welt, Erin-nerungen an den Samichlaus, Neuigkeiten vom Märlitram und vieles mehr.Schaltet ein auf 95,6 MHz.

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kulturpartnerInnen

Jan Kerckhofs and Friends, Tom Vanstiphout, Liz Lawrence und Moddi – «PlayLIVE#Bern» holt in-ternationale MusikerInnen in die Berner Altstadt. Seit Neuestem gibt es für jeden Musikevent zwei freie Eintritte für SUB-Mitglieder.

helga weber

Das junge Berner Eventlabel «PlayLIVE#Bern» hat sich in weniger als einem Jahr einen Namen gemacht. Marcel Hunziker, der Gründer von «PlayLIVE#Bern», hat das umgesetzt, wovon er geträumt hat: Ein eigenes Eventlabel, das das städtische Angebot erweitert. Unter dem Motto «Bär trifft Welt» bringt «PlayLIVE#Bern» interna-tionale MusikerInnen in die Berner Alt-stadt: «Internationales kommt nach Bern und Lokales wird gezeigt», beschreibt Marcel die Idee.

Das Lokal «Driisg Euf», neu unter den KulturpartnerInnen der SUB, ermöglicht Jung und Alt gemüt-liches Beisammensein bis zu spä-ter Stunde, wie auch gemeinsames Feiern am Wochenende.

anice grossenbacher, max suter*

Seit Beginn dieses Jahres besitzt das mondbeglänzte Berner Nachtleben eine neue Trinkbar. Dank langen Öffnungs-zeiten und talentierten Barkeepern trocknet keine durstige Kehle in der Nähe vom Bahnhof Bern mehr aus. Die Wände, voll mit beleuchteten Fotogra-fien des alten Berns, sorgen für eine hei-melige Atmosphäre an der Genfergasse 10. Der gute Blues und Rock zaubert dann auch den Nicht-BernerInnen ein Lächeln auf die Lippen. Die tiefergelegte Bar ermöglicht auch RollstuhlfahrerInnen das gemütliche Beisammensein an der Theke. Wer sich zu später Stunde noch etwas sportlich betätigen möchte, kann

Livemusik in familiärer AtmosphäreDie Erfolge der ersten Konzerte in diesem Jahr sprechen für das Konzept. Entgegen dem kommerziellen Musikgeschäft wird den KünstlerInnenn in Bern eine famili-äre Atmosphäre geboten. Sie wohnen in der Altstadt und haben nur wenige Fuss-schritte bis zum Veranstaltungsort. Vor dem Konzert würden die KünstlerInnen, TechnikerInnen, der Photograph und weitere Teammitglieder zum Nachtes-sen gehen, erzählt Marcel. Es werde eine Plattform geboten, die Wertigkeit schät-ze, hohe Qualität und hohe Ansprüche habe. Anschliessend verbringen die Mu-sikerInnen einen Tag gratis im Recording Studio. Bei den KünstlerInnen scheint es gut anzukommen. «PlayLIVE#Bern» spricht sich herum.

«Low Budget mit Stil»Trotz oder gerade wegen des derzeitigen «Low Budgets» des jungen Labels entste-hen durch kreative Ideen und Promoti-onen aller Art Konzerte mit Stil. Um das umzusetzen wird Marcel von Freunden

sich am «Töggelichaschte» austoben. Im «Driisg Euf» bist du richtig, egal ob du 20 oder 50 bist; hier sind alle willkommen, die gut gelaunt einen zufriedenen Abend anstreben. Egal ob Plattentaufe, Livekon-zert oder DJs – hier finden alle etwas. Das Programm ist immer vielversprechend und sicher einen Besuch wert.

Ausgewähltes AngebotDie vielseitige Getränkekarte überzeugt mit einer grossen und gezielt gewähl-ten Auswahl. Egal, ob ein guter Whisky, ein kalt gezapftes Bier oder ein guter Cocktail – hier werden alle Wünsche erfüllt. Eine Spezialität heisst «Rainbow» und besteht aus zirka einem Dutzend Shotgläsern, welche in den Regenbogen-farben daherkommen. Jedes Glas hat eine andere Geschmacksnote. Für jeden Geschmack, jede Gelegenheit und mit Empfehlung der Barkeeper findet sich hier das Richtige zu jeder Zeit.

«internationales trifft lokales»

die bar mit viel herz für bern

unterstützt und arbeitet mit lokalen UnternehmerInnen zusammen, denen seine Idee gefällt und die sich in vielfäl-tiger Weise als SponsorInnen betätigen. Die Konzerte finden an wechselnden Orten statt, so zum Beispiel in der Marta Bar oder dem Einsteinkaffee. Durch die unterschiedlichen Promotionen und Sponsoren hat jedes Konzert etwas Besonderes.

Moddi im MartaDie Auswahl der KünstlerInnen trifft Marcel nach persönlichem Gefallen und Bauchgefühl. Besonders reizvoll sei es, KünstlerInnen in die Berner Altstadt zu bekommen, bei denen man denkt, man habe keine Chance, so Marcel. Einer von ihnen ist Moddi. Am 22. Januar 2014 tritt der norwegische Künstler in der Marta Bar mit dem Support Act Sion Russel Jones auf.

Weitere Informationen unter:www.facebook.com/playlivebern

disco|very|party im «Driisg Euf»Die Bar mit viel Herz für Bern ermögli-cht gemütliches Trinken am Abend und Parties am Wochenende. Seit diesem Semester findet die disco|very|party im «Driisg Euf» statt. Eine neue Partyreihe von der Eventorganisation «fraktal» für StudentInnen und auch Nicht-Studen-tInnen. Dreimal im Semester können alle LiebhaberInnen von elektronischen Beats das Tanzbein schwingen und den Unialltag für eine Nacht vergessen. Auch im nächsten Semester werden wieder Events von «fraktal» organisiert.

Weitere Informationen unter: www.facebook.com/fraktal.events.

* Teammitglieder von «Driisg Euf»

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das ungestörte parlament

Die tiefe Wahlbeteiligung der letz-ten SR-Wahlen wirft die Frage auf, wie es um die studentische Partizi-pation steht. Doch auch der StudentInnenrat selbst beschäftigt sich häufiger als ihm lieb ist mit sich selbst und läuft dabei Gefahr, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren: Die Interessen der Stu-dierenden. nicolas weber

Es ist ein seltsames Mandat, das die Mit-glieder des StudentInnenrates (SR) im März von den Mitgliedern der StudentIn-nenschaft (SUB) erhalten haben: Von 11 252 Stimmberechtigten gingen ledig-lich 1102 – also neun Prozent – an die di-gitale Urne und wählten ihre Vertretung im SR. War das nun eine Wahl oder ledig-lich eine repräsentative Umfrage? Ist das Schweigen von 91 Prozent demonstra-tives Desinteresse oder stillschweigender Vertrauensbeweis? Denn auch wenn sie sich ihrer Stimme enthalten haben, zahlen diese 91 Prozent weiterhin ihren Mitgliedsbeitrag an die SUB. Als Legisla-tive der SUB sieht sich der StudentInnen-rat nun mit der Aufgabe konfrontiert, die Interessen von Studierenden zu vertre-ten, von denen sich ein Grossteil weder aktiv einbringt, noch aktiv austritt. Eine ungewöhnliche Ausgangslage, um Poli-tik zu machen. Selbst wenn es sich dabei «nur» um Hochschulpolitik handelt.

Kurzlebige PartizipationMit gut fünf Jahren SUB-Engagement ist Clau Dermont, Mitglied des Sozialdemo-kratischen Forum (sf), inzwischen das dienstälteste Ratsmitglied im SR. Diese halbe Dekade ist in der Welt der Unipoli-tik bereits lange genug, um von «früher» erzählen zu können. Als er angefangen habe, sei es normal gewesen, dass man über mehrere Jahre im SR und SUB-Vor-stand tätig war – einzelne gar ein ganzes Jahrzehnt. Das sei heute anders, stellt er mit einer Spur Wehmut fest. Auch die Diskussionskultur im SR habe sich in den letzten Jahren verändert: «Damals war der Rat noch politischer. Man hat sich viel mehr damit beschäftigt, was in der Hochschulpolitik abläuft. Heute ist es so, dass sich der Rat sehr gerne mit sich selbst und den eigenen Reglementen herumschlägt.» Sucht man nach einer Ursache für diese Entwicklung, landet man – wie so oft – schnell bei Bologna: Im Jahr 2013 sind die Langzeit-Liz-Studis langsam aber sicher zu einem Relikt vergangener Zeiten geworden. «Es wäre wahrscheinlich zu einfach, die Schuld alleine bei Bologna zu suchen. Aber ich denke schon, dass durch die Bachelor- und Master-Zyklen das Denken der Leute kurzfristiger wird», vermutet Clau Der-mont. Für Maurice Lindgren ist die aktu-elle Legislatur erst die zweite im SR. Als Ratsmitglied der Grünliberalen (glp), der jüngsten und inzwischen zweitgrössten Fraktion, kennt er die Welt der Unipolitik nur in ihrer kurzlebigen Ausführung: «Es ist eine Realität, dass an der Uni alles schnelllebig ist. Studentische Partizipa-

tion kann sich nur auf wenige Semester beschränken. Da braucht es die richtigen Strukturen, um das abzufedern. Die Erfahrung einzelner darf nicht unver-zichtbar werden und das Wissen muss schnell an die Nachfolgenden vermittelt werden können. Im SR ist es Sache der Fraktionen, für Nachwuchs zu sorgen.» Wer in den SR will, kommt auch reinUnd Nachwuchs benötigt der SR per-manent: Innerhalb der zweijährigen Legislaturperiode rutschten in allen Fraktionen so viele Personen nach, dass am Ende der Legislatur kaum noch Wartende auf den Listen übrig sind. Wer in den SR will, komme über kurz oder lang auch rein. Es käme jedoch selten vor, dass sich Leute von sich aus bei ihm meldeten, meint Maurice Lindgren. Mei-stens laufe es darauf hinaus, dass man versuche, Leute aus dem eigenen Umfeld für vakante Sitze oder die Fraktionsliste zu gewinnen. «Bei manchen springt das Feuer für das Politische dann so richtig über, andere engagieren sich weniger stark oder verbleiben nur relativ kurz im SR», so Maurice. Im Vergleich zu anderen Schweizer Universitäten ist der SR ein sehr formales Studi-Parlament, das mit seinen Strukturen und Abläufen an Par-lamente auf kantonaler oder nationaler Ebene erinnert: Motionen, Postulate, Be-schlussfähigkeit, Redezeitbeschränkung – wer politische Ambitionen über die Hochschulpolitik hinaus hat, findet im SR ein ideales Übungsgelände vor. Auf andere wiederum dürften diese forma-len Strukturen eher eine abschreckende Wirkung haben. Maurice Lindgren und Clau Dermont gehören beide zu dieser Minderheit im Rat, deren politisches En-gagement sich nicht auf die Hochschul-politik beschränkt. Und ob man nun als Grünliberaler oder als Juso leidenschaft-lich gerne politisiert – beide sind sich einig, dass man in dieser Hinsicht im SR wertvolle Erfahrungen machen kann. Es erstaunt daher wenig, dass sich gerade diese zwei Ratsmitglieder nicht lange bitten lassen, wenn sich an SR-Sitzungen die Gelegenheit für einen verbalen Schlagabtausch bietet. Vor allem in emo-tional angereicherten Debatten ist es im SR oft so, dass man die RednerInnenliste bereitwillig dem Viertel der Ratsmit-glieder überlässt, die sich auf dieser von Natur aus wohl fühlen. «Ja, ich rede im Rat viel», gesteht Clau Dermont ein.

Sitzung des StudentInnenrates in der Unitobler. bild: nicolas weber

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unisphäre

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«Viele reden aber auch gar nicht mit und die Beteiligung der Ratsmitglieder in den Arbeitsgruppen der SUB lässt sehr zu wünschen übrig.»

Die zwei grossen Baustellen im SRIn zwei grundsätzlichen Punkten ist man sich allerdings fraktionsübergreifend einig: Die Wahlbeteiligung ist bedenk-lich tief und der SR muss effizienter werden; sich weniger mit sich selbst beschäftigen. Eine höhere Wahlbetei-ligung gäbe der SUB vor allem nach aussen mehr Legitimität und würde ihr bei der Vertretung studentischer Interes-sen – zum Beispiel im Grossen Rat – den Rücken stärken. 25 Prozent will man bei den Wahlen 2015 erreichen. Ein ehrgei-ziges Ziel, wenn man bedenkt, dass die Wahlbeteiligung 2009 bei 21 Prozent lag und seither stetig gesunken ist. «Es mag zwar immer noch nach wenig klingen, aber schon mit 20 Prozent Wahlbetei-ligung wären wir gleichauf mit der Wahlbeteiligung, die in dieser Alters-gruppe bei nationalen Wahlen erreicht wird», relativiert Clau Dermont diese Zahlen. Doch alleine mit dem Argument, dass eine hohe Wahlbeteiligung hübsch aussieht und die Lobbyarbeit der SUB vereinfacht, werden sich die wenigsten NichtwählerInnen zu einem Urnengang bewegen lassen. Die SUB hat prinzipiell ein Problem damit, ihre Mitglieder zu erreichen und zu mobilisieren, sobald es um Hochschulpolitik geht. In der Wahrnehmung der Studierenden ist sie inzwischen vor allem als Dienstleisterin verankert. Da liegt es nahe, dass man als Studi auch noch die Auseinanderset-zung mit dem Unipolitischen – bewusst oder unbewusst – an die SUB delegiert, anstatt die SUB als Plattform zu sehen, die die Stimmen vieler bündelt. Den SR überlassen die Studierenden in Bern zunehmend sich selbst. Vielleicht liegt es auch an diesem Mangel an Interesse und der Abwesenheit kritischer Blicke von aussen, dass der StudentInnenrat genug Zeit hat, um sich in endlosen, selbstrefe-rentiellen Debatten zu verlieren. «Wenn es ganz allgemein um die Interessen der Studierenden geht, herrscht im Rat eigentlich ein Konsens. Da gibt es im Grunde keine Differenzen zwischen links und rechts. Das reduziert sich auf ideo-logisch angehauchte Themen, die häufig mit dem Rat selbst zu tun haben. Es ist schade, wie viel Zeit da verbuttert wird», sagt Maurice Lindgren.

Mehr Zeit für die wesentlichen FragenDoch auch wenn Einigkeit darüber herrscht, dass der Rat sich wieder mehr auf sein «Kerngeschäft», die Interes-sen der Studierenden, besinnen sollte, scheiden sich die Geister spätestens bei der Frage, wie dies zu bewerkstelligen sei. Clau Dermont vom sf wünscht sich, dass der Vorstand – also die Exekutive der SUB – politisch wieder heterogener wird. Aktuell seien nur zwei Fraktionen im Vorstand vertreten: Das sf und die Grünen. Dem bürgerlichen Teil des Rates wirft er vor, dass dieser gerne Opposition spiele. Dabei vergesse er, sich auch an der Arbeit im Vorstand zu beteiligen und so Verantwortung für die SUB zu über-nehmen. Vor allem die Grünliberalen als zweitgrösste Fraktion will er in dieser Hinsicht in die Pflicht nehmen. Eine an-dere Art von Outsourcing schwebt Mau-rice Lindgren von der glp vor: Er würde gerne mehr Kompetenzen und Wahlen in die Kommissionen und Gremien des Rates auslagern, damit weniger im Plenum entschieden werden muss. «Das längerfristige Ziel ist, dass wir mehr über das Studileben diskutieren können. Da-für brauchen wir allerdings Zeit. Zeit, die

wir momentan nicht haben.» Ein grosser, da unsanfter, Ansporn für den SR, struk-turelle Veränderungen voranzutreiben und mehr Platz für das Wesentliche zu schaffen, könnte Druck von aussen sein; in diesem Fall von Studierenden, die ihrer Vertretung etwas genauer auf die Finger schauen. Eine Handvoll interes-sierter Studis, die den SR-Sitzungen bei-wohnen, die vielleicht sogar von ihrem Diskussionsrecht Gebrauch machen, das sie als SUB-Mitglieder im SR genies-sen – viel studentische Partizipation in dieser eifrigsten Form bräuchte es nicht, um den Rat unter Zugzwang zu setzten: «Dann wäre subito fertig. Wenn auch nur ein SUB-Mitglied in den Sitzungen aktiv mitdiskutieren wollte, ginge im Rat bald gar nichts mehr. Wir schaffen es ja sowieso schon an keiner Sitzung, alle Traktanden zu behandeln. Längerfristig hätte das allerdings einen positiven Effekt, denn wir müssten zwangsläufig die Abläufe vereinfachen. Aber im ersten Moment wäre es ein heilloses Chaos», prophezeit Maurice Lindgren. «Wir sind darauf absolut nicht eingestellt.»

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auf ein wort

In der Late-Night-Show «Giacob-bo/Müller» tritt er im Doppelpack auf, doch auch auf eigene Faust ist Mike Müller in der Schweizer Schauspielwelt gut vertreten. Seit zwanzig Jahren ist das Theater sei-ne Welt und auch Film und Fern-sehen hat der umtriebige Künstler im Sturm erobert. Für das unikum plaudert er per E-Mail aus dem Nähkästchen.

maria gerber

Herr Müller, können Sie uns sagen, von wem dieses Zitat stammt? «Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widerspre-chen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer.»Ich hätte keine Ahnung, wenn ich nicht erst alle Fragen gelesen hätte. So mache ich das als Minimalist seit der Schule. Es ist eine Art minimalistischer hermeneu-tischer Zirkel. So muss das Zitat wohl von Sokrates sein.

Sie haben Philosophie studiert, daher die Frage. Warum gerade dieses Fach?Es war das einzige Fach, das mich mit zwanzig interessierte. Heute könnte ich mir noch ein, zwei andere Fächer vor-stellen: Geschichte oder Jura. Philosophie ist schwierig am Anfang, aber das Fach entblättert sich im Laufe des Studiums zu einer reich gedeckten Tafel. Man hat zwar hinterher keinen Beruf, aber das gilt für alle Phil-I-Fächer, und für Jura und Naturwissenschaften genauso. Um noch mal auf Sokrates zu kommen: Mit einem Philosophie-Studium weiss man wenigstens, dass man nichts weiss.

Wie schlugen und schlagen Sie den Bogen von Ihrem Studium zum Theater? Hat das eine überhaupt mit dem anderen zu tun?Schwierige Frage. Mir ist sicher ent-gegengekommen, dass im Theater in den letzten dreissig Jahren eine Vermi-schung von freier Szene und Stadtthe-ater stattfand. Da waren plötzlich auch Quereinsteiger gefragt. Aber ich hatte nie die Vorstellung, dass ich jetzt Kants Kritik der reinen Vernunft als Einakter auf die Bühne bringen muss. Wenn man ein bisschen akademisches Arbeiten lernt, schadet das bei einer Recherche für einen Theaterabend überhaupt nicht.

War Schauspielerei schon immer ein Thema für Sie? Wollten Sie niemals einen anderen Weg einschlagen?Ich habe in der Schule angefangen The-ater zu spielen, gründete mit zwanzig zusammen mit meinen engsten Freun-den selber eine Truppe und wir produ-zierten jahrelang in der freien Szene. Ich wurde also nicht von einem auf den anderen Tag Schauspieler. Es war dann halt irgendeinmal ökonomisch möglich, nur noch zu spielen und zu schreiben. So gesehen lief bei mir alles recht zufällig und auch langsam.

Ihr aktuelles Projekt «Truppenbesuch» ist zugleich Reportage und Theater. Sie stellen wahre Gespräche und Aussagen auf der Bühne dar. Was steckt dahinter? Ist das vielleicht ein Versuch, das Theater realitätsnaher, ja vielleicht weniger philo-sophisch zu gestalten?Philosophisch und realitätsnah sind nicht bipolare Begriffe. Ich sage auch nicht: Diese Texte sind alle wahr. Sie sind bloss in den Interviews, die ich mit Be-teiligten oder Betroffenen führte, genau so gesagt worden, inklusive Versprecher. Wir verstehen diese Aussagen als eine Textoberfläche, und ich unterfüttere sie nicht mit einem psychologischen

«ich gebe zu, ich bin ein fauler hund»

Mike Müller: Der Schauspieler in Action bei seinem aktuellen Projekt «Truppenbesuch». bild: www.mike-mueller.ch

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serviceverzeichnis

Unterbau, das soll und kann sich der Zuschauer selber vorstellen. Ist ein Sprecher immer ein souveränes Subjekt? Diesen Ansatz können Sie realitätsnah oder philosophisch nennen.

Für Ihr anderes Theaterprojekt «Eltern-abend» sind Sie den Schweizer Kindern auf den Grund gegangen. Würden Sie nach dieser Erfahrung die obige Aussage von Sokrates unterschreiben?Na ja, es gab ja mal eine Studie, die auf-zeigte, dass jede Generation die nachfol-gende für unerzogener und schlechter gebildet hält als sich selber. Das ist offenbar seit zweitausend Jahren so. Ich wäre dann also Mitglied der zweituner-zogensten Generation überhaupt. Der Fokus von «Elternabend» liegt auf einer Schule im Zürcher Kreis 3 mit einem 95-prozentigen migrantischen Hinter-grund. Wir wollten mit jenen reden, die unter dem Begriff «Integration» objek-tiviert werden. Gefunden haben wir Ju-gendliche, Eltern, Lehrer, die sich in einer Welt der Interkultur zurechtfinden müs-sen. Das ist nicht immer einfach, aber es funktioniert. Und zu den Jugendlichen zitiere ich immer wieder gerne den fa-mosen Hauswart des Schulhaus Ämtler: «Sie erfüllet ihren Job als Jugendlichi.» Das finde ich zum Beispiel einen philoso-phischen und realitätsnahen Satz.

Sie sind ein sehr vielseitiger Künstler; Film, Theater, Serie, Satire... Trotz allem kennt die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer Sie wahrscheinlich durch «Giacobbo/Müller», welche sozusagen eine Institution im SRF geworden ist (Quotenzahlen hin oder her). Finden Sie das positiv oder eher schade?Über Quoten wird viel Stuss geschrieben und es wird kaum recherchiert. Late Night ist eigentlich ein Nischenprodukt und unsere Quote ist dafür eigentlich viel zu hoch. Wenn man Fernsehen macht, wird man bekannt. Wenn man Theater spielt, wird man nicht so be-kannt. Das ist eine simple Tatsache, und was soll mich daran stören? Entschei-dender ist eigentlich, kann man in den verschiedenen Genres das machen, was man will, und funktionieren die Insti-tutionen gut, sind sie innovativ, gehen sie gut mit Druck um, und nicht zuletzt auch: Haben sie eine ökonomische Basis, die freies Arbeiten erlaubt – oder erstickt man in Strukturen?

Wie viel Müller steckt in «Giacobbo/Mül-ler»?Wir machen diese Sendung mit einem sehr kleinen Team, der Sender macht uns keine Vorgaben und zensiert uns nicht, die SRG ist wahrscheinlich das gross-zügigste Medienhaus in der Schweiz. Viktor, unser Headwriter Domenico Blass und ich generieren einen Grossteil selber (die Sketche stammen immer aus un-serer Hand), und wir arbeiten mit tollen Pointenschreibern zusammen. Insofern steckt viel von mir in dieser Sendung. Wenn wir schlecht sind, liegt es an uns und nicht an irgendeinem Chef, der uns in die Suppe gespuckt hat.

Hat «Giacobbo/Müller» Sie zu einem poli-tischeren Menschen gemacht? Nein, man kann sich politisches Inte-resse nicht einfach hinsichtlich einer Sendung aneignen. In der Komik muss man das machen, was einen interes-siert, das ist sehr egoistisch, aber nur das funktioniert. Man kann nicht wie in anderen Genres wie etwa in der Popmu-sik allzusehr mit Images spielen, was ja durchaus eine künstlerische Leistung ist, aber der Komiker braucht einen Schuss Autismus.

Was macht den Künstler Mike Müller aus? Was machen Sie am Liebsten?Keine Ahnung, was mich als Künstler ausmacht. Ich definiere das eher von aussen: Kann ich mit spannenden Leu-ten zusammenarbeiten? Kann ich das machen, worin ich gut bin? Ich mache halt gerne verschiedene Sachen: Thea-ter, Film, Late Night. Da wird man auch immer wieder ganz anders gefordert. Ich liebe die Abwechslung.

Wenn man im beruflichen Leben so viele Rollen spielt, fällt es irgendwann schwer, privat einfach nur «sich selbst» zu sein?Überhaupt nicht. Ich bin nicht ein Method-Actor, das wäre mir auch zu anstrengend. Ich gebe zu: Ich bin ein fauler Hund. Nach einem Dreh in den Zürisee zu springen oder für Freunde zu kochen oder ein Buch lesen fällt mir nicht schwer nach einem Arbeitstag. Es fällt mir sogar verdammt leicht.

Wie würde ein guter Freund Sie beschrei-ben?Hat ein bisschen wenig Zeit für seine Freunde und will dann auch noch ab und zu allein sein. Dafür trinkfest.

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carte blanche

Bist du kreativ und möchtest uns gerne zeigen, was du so drauf hast? Hast du eine Geschichte auf Lager, die wirklich alle hören sollten? Oder möchtest du einfach mal sagen, was Sache ist? Melde dich bei der unikum-Redaktion ([email protected]) für eine Carte Blan-che und krieg den Platz, den du verdienst.

Kim Migliore und Dorothee Dähler, Studentinnen an der HSLU

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Das unikum ist das Organ der Studen-tInnenschaft der Universität Bern (SUB) und erscheint sechsmal jährlich mit einer Auflage von 10 000 Stück.Redaktion: David Egger (deg), Jasmin Stampfli ( jas), Jonathan Stauffer ( jos), Lea Stuber (ls), Livia Middendorp (lm), Maria Gerber (mg), Helga Weber (hw), Nicolas Weber (nw), Matthias Boss (mb)E-Mail: [email protected]: Paolo Riva, Kim Migliore, Dorothee Dähler, Maja RieglerLayout und Satz: Alice Fankhauser, Muriel Schwaerzler, Romy Troxler Lektorat: David EggerWerbung: Simon BühlerKontakt: [email protected]: unikum, Lerchenweg 32, 3000 Bern 9E-Mail: [email protected] www.unikum.unibe.chBelichtung und Druck: Haller & Jenzer, BurgdorfNächste Nummer: unikum 167Redaktionsschluss: 09.02.2014Inputs und Ideen für Artikel bis: 22.01.2014Inserate-Annahmeschluss: 22.01.2014Erscheinungsdatum: 26.02.2014Adressänderungen bitte wie folgt melden: Studierende: Universität Bern, Immatrikulationsdienste, Hochschulstr. 4, 3012 Bern. Angestellte: Universität Bern, Abteilung Personal, Hochschulstrasse 4, 3012 BernDoppelzustellungen können vermieden werden, wenn bei der Abteilung Personal und den Immatrikulationsdiensten die gleiche Adresse hinterlegt ist. Rücksendungen bitte an: unikum, Ler-chenweg 32, 3000 Bern 9Abonnemente: Das unikum kann für Fr. 30.–/Jahr abonniert werden. E-Mail an: [email protected]

Zitat vom StudentInnenrat24.10 2013

Dominik Fitze (SUB- Vorstand): «Chillt doch mal! Wir möchten gerne mit den Leuten reden. Wir sind ja eine profes-sionelle Vereinigung und nicht der Hand-ballclub Romanshorn.»

film

2 MessiesUlrich Grossenbacher, 2011

mb. Der Blick in eine fremde Wohnung reizt. Doch die meisten Türen bleiben für neugierige Augen verschlossen. Ulrich Grossenbacher unternimmt den Versuch, in die Welt von Menschen zu gelangen, welche nur wenige zu Gesicht bekommen. In seinem einfühlsamen Dokumentarfilm begleitet er vier Per-sonen drei Jahre lang auf ihrem Weg, welche am Messie-Syndrom leiden. Das Syndrom zeigt sich in einer Art Zwangsstörung, ratlos sowie rastlos Gegenstände zu sammeln. Teils führen die Betroffenen die Kamera selbst, was ein geeignetes Stilmittel darstellt, das Syndrom praktisch kommentarlos aus der eigenen Perspektive der Betrof-fenen zu zeigen. Dies, kombiniert mit ausdrucksstarken Bildern und umge-werteten Aussagen, ermöglicht Raum für eigene Überlegungen. Die Vielfalt des Syndroms zeigt sich durch die Verschiedenheit der ProtagonistInnen. Ein Künstler, ein Arbeiter, eine Samm-lerin und ein Tüftler, welche Sinn dem scheinbar Sinnlosen geben. Nicht das Syndrom, sondern der Mensch mit dem Leid selbst steht im Mittelpunkt. Ein gelungenes Werk, um jene Menschen besser zu verstehen.

cd

1 Jake BuggShangri La

Der 19-jährige Jungspund Jake Bugg hat sein zweites Album «Shangri La» am Start. Auch auf den zwölf neuen Songs huldigt er wieder seinen Idolen Don McLean und Bob Dylan. Aufgenommen und produziert von Produzent-Wunder-kind Rick Rubin in Kalifornien, ist der Sound des neuen Materials zwar immer noch sehr gradlinig, aber um einiges variantenreicher und zum Teil auch opu-lenter ausgefallen. Eines der Highlights des Albums bildet zweifelsohne die erste Singleauskopplung «What Doesn't Kill You», eine Hochgeschwindigkeits-Pophymne, bei der Jake Bugg zu wütend kreischenden E-Gitarren die Dynamik des Stehaufmännchens nach Rück-schlägen und Niederlagen zelebriert. «Philosophischer» seien seine Texte geworden, meint der junge Brite, was er mit «Messed Up Kids», einer schunkeln-den Moritat mit Mitpfeif-Melodie gleich nochmals unterstreicht. Insgesamt ist «Shangri La» ein sehr variables Album geworden, obwohl die Songs immer wieder an bereits existierende Künstler wie Beatles, Cash oder Dylan erinnern. Noel Gallagher von Oasis war jedenfalls letztes Jahr dermassen begeistert, dass er Bugg gleich mit auf seine Tour nahm. Gallagher bezeichnete Bugg unlängst als die Zukunft der Musik.

Gewinne eine von drei CDs! Schicke eine E-Mail mit Betreff «Jake Bugg» an: [email protected]. Einsendeschluss ist der 22. Janaur 2014.

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rätsel

finde die acht unterschiede

Schicke die Lösung stichwortartig oder als Scan bis am 12. Februar 2014 an [email protected]. Dir winkt einer von zwei Bugeno-Gutscheinen im Wert von je 40 Franken.

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Sieht es bei dir zu Hause so aus? bild: http://commons.wikimedia.org

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entdecken

mess less!Psychische Störungen scheinen in unserer Ge-sellschaft rapide zuzunehmen. Wer kann schon von sich behaupten, keine Pro-bleme zu haben? Aber bist du auch aus klinischer Sicht betroffen? Das unikum auf der Suche nach Antworten.

matthias boss und jonathan stauffer

Bist du ständig unter Zeitdruck? Sammeln sich bei dir ungezählte Ausschnitte aus Zeitungen, Heften und Do-kumenten? Kannst du dein unikum erst dann zum Alt-papier legen, wenn du es ganz durchgeblättert und ge-lesen hast? Es könnte ja noch ein ungelesener Artikel dabei sein, der später eine wichtige Informationsquelle sein könnte. Vergiss die Bilder von Messie-Wohnungen, die du vom Fernseher kennst. Das sind Extremfälle. Ge-mäss Atax, der selbsterklärten Messie-Soforthilfe, gibt es Messies in unserer Gesellschaft zuhauf. Zum Messie könnten alle werden, die in ihrer Seele ein Chaos an Ge-

fühlen mit sich trügen. Dieses Chaos spiegle sich dann im Aussen wider – im Büro, in der Wohnung, auf dem ge-mieteten Pult in der Germanistik-Bibliothek ... Ein Chaos an Gefühlen also, das sich im Aussen wider-spiegelt. Sind wir denn nicht alle ein bisschen Messie?

Was würde es bedeuten, die Diagnose «Messie» zu er-halten? Das Bild des Syndroms scheint durch die Medi-en verfälscht zu sein. Eines der bekanntesten Bespiele ist das Schicksal der Collyer-Brüder. Sie überstellten ihr geerbtes Haus mit allerlei Schrott und bahnten sich mit labyrinthartigen Gängen den Weg durch das scheinbare Chaos. Die soziale Isolation mündete darin, dass der ei-ne Bruder von seiner eigens erstellten Falle, welche wohl ungebetene Gäste fernhalten sollte, erschlagen wurde und der andere verhungerte. Dieser Extremfall ist eine Ausnahme, führte jedoch zur Entdeckung und Beachtung des Syndroms. Sogenannte Messies zeigen verschiedenste Verhaltensweisen von zwanghaftem Sammeln, Unordentlichkeit, schlechter Hygiene, Zeit-problemen bis zur Handlungslähmung. Die Grenzen zu Depression, Zwangsneurosen oder Aufmerksamkeitsde-fizitsyndrom sind schwammig. Auch kann es in ande-ren Lebensbereichen gar nicht auffallen, dass die Betrof-fenen ein Päckchen mit sich tragen. Wie Andy Warhol als prominentes Beispiel zeigt, ist auch Kreativität eng mit dem Syndrom verbunden. So kam es gar dazu, dass seine Keksdosensammlung für eine Viertelmillion Dol-lar versteigert wurde.

Schon wie die Atax «wi(e)derspiegelt» schreibt, lässt erahnen, dass sie das Phänomen wohl eher nicht wis-senschaftlich angeht. Ihr Umgang mit Messies ist eher pragmatischer Natur – sie beschäftigt sich mit dem Auf-räumen (was sicher nicht weniger anspruchsvoll ist). Anders handhabt es der Verband «lessmess», der Bera-tung und Information auf der Etikette stehen hat. Er bie-tet unter anderem einen Online-Test an, mit dem man seine Messie-Tendenz in der Beantwortung von 24 Fra-gen überprüfen kann. Mit acht Punkten habe der Schrei-berling dieses Satzes wohl ein Problem mit Ordnung, be-sagt die Testantwort, ein Messie sei er aber noch lange nicht. Ab zwölf Punkten laufe man Gefahr, ein Messie zu werden. Puh, Glück gehabt! Solche Tests haben aber immer so einen Annabelle-Bunte-Charakter. Seriöser ist wohl die telefonische Beratung. Wenn du also wirk-lich deine Teesorten alphabetisch in den Küchenschrank ordnest, während sich das Geschirr auf der Ablage sta-pelt, du die Kartons vom letzten Umzug noch zu Hau-se rumstehen hast, nur weil du es magst, wie sich deine Mutter bei ihren Besuchen darüber aufregt, oder du ein paar verschollene Picassos im Keller stehen hast, sei dir ein Besuch bei «lessmess» ans Herz gelegt.

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einigebüchersollmanschmecken,andereverschluckenundeinigewenigekauenundverdauen.Francis Bacon