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326 K. B r a un s d o r f, [Zeitschr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel. { ber einen neuen Gelatine-Nachweis in Milchprodukten. Won Dr. K. Braunsdorf. Mitteilung aus der Chemischen Untersuchungsanstalt der StadtMagdeburg. [Eingegangen am 23. September 1933.] Die Verfahren des Gelatinenachweises in Sahne yon A. Seidenberg 1) und 0. B a u m an n 3) ziehen die Tatsache heran, daf Gelatine mit Pikrinsi~ure einen Nieder- schlag gibt. Der Zusatz yon Pikrinsi~urel(isung erfolgt dabei zu dem Quecksilber- bezw. Bleiserum des Untersuchungsmaterials. Der Nachweis der Gelatine mittels Pikrinsi~ure gelingt auch bis zu einem gewissen Grade, wenn man das Spontanserum benutzt. Ieh habe folgendermal~en gearbeitet: 25 g des Untersuchungsmaterials (Yoghurt und saure Sahne kSnnen ohne weiteres verwendet werden~ Kaffee- und Schlagsahne erst nach erfolgter freiwilliger Si~uerung meist durch Stehenlassen tiber Nacht) werden mit 25 ccm Wasser bis zum Kochen erhitzt, nach Zusatz yon 3 Tropfen (h~chstens 0~1 ccm) 20%-iger Essigsi~ure um- geschattelt und filtriert. 10 ccm des auf Zimmertemperatur abgektihlten Filtrats werden nfit 5 ccm einer etwa :l%-igen Pikrinsi~urel0sung aufgekocht und dureh ein Barytfilter in ein Reagensglas filtriert. Bei An w e s e nh eit yon Gelatine entsteht beim Erkalten ein Niederschlag bezw. eine starke Trtibung, dureh welche DrucksChrift nicht zu lesen ist. Bei A b we s e n h e it yon Gelatine dagegen sollte das Filtrat eigentlich klar bleiben bezw. nur eine ganz geringe Trtibung zeigen. Bei versehiedenen gelatinefreien S ch 1a g s a h n e proben konnte letzteres Verhalten durchaus besti~tigt werden. Bei einigen u dagegen, bei denen ihrer Herkunft nach Bin Gelatinezusatz unbedingt ausschied, sowie einer Probe ,homogenisierter, sterilisierter" Kaffeesahne traten erhebliche Trtibungen auf. Sie waren so stark, daft Druck- schrift nicht mehr zu lesen war~ und entspraehen fast einer Trtibung~ die durch 0,1%-igen Gelatinezusatz zu Untersuchungsmaterialien, die sich bei dieser Prtifung einwandfrei verhielten, hervorgerufen wurde. Dabei sei der Begriff der Lesbarkeit der Druckschrift n~her festgelegt: Das Ende des Reagensglases mit etwa 14 mm lichter Weite wird auf die Druckschrift gelegt und das Glas so schwach geneigt gehalten, dal~ z. B. bei etwa 4~5 cm FltissigkeitshShe im senk- recht gehaltenen Glase in schr~ger Lage etwa 3 cm des Glases roll angeffillt sind und der zur Schriftunterlage parallele Flfissigkeitsspiegel die Li~nge yon ungefs 3~5 cm besi~zt. Unter diesen Verhi~ltnissen war bei meinen Versuchen bei Untersuchungsmaterialien mit 0,1% Gelatine Druckschrift nur ~bls zu ~ etwa des ungefi~hr 3,5 cm langen Fltissigkeitsspiegels lesbar. Bei kaum: bcler nur w e n ig getrtibte~ P]~oben dagegen war dann die Druckschrift entweder durch die ganze Fltissigkeitsschicht oder zumindest durch die ganze Li~nge des Fltissigkeitsspiegels lesbar. 1) Journ. Ind. and Eng. Chem. 1913, 5, 927; siehe: Jahresbericht der Nahrungs- und Genul~mittel 1913~ 28, 22. ~) Diese Zeitschrift 1928, 55, 577.

Über einen neuen Gelatine-Nachweis in Milchprodukten

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326 K. B r a un s d o r f, [Zeitschr. f. Untersuchung �9 [ der Lebensmittel.

{ ber einen neuen Gelatine-Nachweis in Milchprodukten. Won

Dr. K . B r a u n s d o r f .

M i t t e i l u n g a u s d e r C h e m i s c h e n U n t e r s u c h u n g s a n s t a l t d e r S t a d t M a g d e b u r g .

[Eingegangen am 23. September 1933.]

Die Verfahren des Gelatinenachweises in Sahne yon A. S e i d e n b e r g 1) und 0. B a u m an n 3) ziehen die Tatsache heran, da f Gelatine mit Pikrinsi~ure einen Nieder- schlag gibt. Der Zusatz yon Pikrinsi~urel(isung erfolgt dabei zu dem Quecksilber- bezw. Bleiserum des Untersuchungsmaterials. Der Nachweis der Gelatine mittels Pikrinsi~ure gelingt auch bis zu einem gewissen Grade, wenn man das Spontanserum benutzt.

Ieh habe folgendermal~en gearbei tet : 25 g des Untersuchungsmaterials (Yoghurt und saure Sahne kSnnen ohne weiteres

verwendet werden~ Kaffee- und Schlagsahne erst nach erfolgter freiwilliger Si~uerung meist durch Stehenlassen tiber Nacht) werden mit 25 ccm W a s s e r bis zum Kochen erhitzt, nach Zusatz yon 3 Tropfen (h~chstens 0~1 ccm) 20%- ige r Essigsi~ure um- geschattelt und filtriert. 10 ccm des auf Zimmertemperatur abgektihlten Fi l t ra ts werden nfit 5 ccm einer etwa : l%- igen Pikrinsi~urel0sung aufgekocht und dureh ein Barytfil ter in ein Reagensglas filtriert.

Bei A n w e s e nh e i t yon Gelatine entsteht beim Erkal ten ein Niederschlag bezw. eine starke Trtibung, dureh welche DrucksChrift nicht zu lesen ist.

Bei A b we s e n h e i t yon Gelatine dagegen sollte das Fi l t ra t eigentlich klar bleiben bezw. nur eine ganz geringe Trtibung zeigen. Bei versehiedenen gelatinefreien S ch 1 a g s a h n e proben konnte letzteres Verhalten durchaus besti~tigt werden.

Bei einigen u dagegen, b e i denen ihrer Herkunft nach Bin Gelatinezusatz unbedingt ausschied, sowie einer Probe ,homogenisierter, steri l isierter" K a f f e e s a h n e traten erhebliche Trtibungen auf. Sie waren so stark, daft Druck- schrift nicht mehr zu lesen war~ und entspraehen fast einer Trtibung~ die durch 0,1%-igen Gelatinezusatz zu Untersuchungsmaterialien, die sich bei dieser Prtifung einwandfrei verhielten, hervorgerufen wurde.

Dabei sei der B e g r i f f der L e s b a r k e i t d e r D r u c k s c h r i f t n~her festgelegt: Das Ende des Reagensglases mit etwa 14 mm lichter Weite wird auf die Druckschrift gelegt und das Glas so schwach geneigt gehalten, dal~ z. B. bei etwa 4~5 cm FltissigkeitshShe im senk- recht gehaltenen Glase in schr~ger Lage etwa 3 cm des Glases roll angeffillt sind und der zur Schriftunterlage parallele Flfissigkeitsspiegel die Li~nge yon ungefs 3~5 cm besi~zt.

Unter diesen Verhi~ltnissen war bei meinen Versuchen bei Untersuchungsmaterialien mit 0,1% Gelatine Druckschrift nur ~bls zu ~ etwa �89 des ungefi~hr 3,5 cm langen Fltissigkeitsspiegels lesbar. Bei kaum: bcler nur w e n ig getrtibte~ P]~oben dagegen war dann die Druckschrift entweder durch die ganze Fltissigkeitsschicht oder zumindest durch die ganze Li~nge des Fltissigkeitsspiegels lesbar.

1) Journ. Ind. and Eng. Chem. 1913, 5, 927; siehe: Jahresbericht der Nahrungs- und Genul~mittel 1913~ 28, 22.

~) Diese Zeitschrift 1928, 55, 577.

sT. Dana. ] M~irz 1934.J Gelatinenachweis in Milchprodukten. 327

Ich versuchte daher den Gelatinenaehweis mit~els Pikrlns~ure dutch e~nen anderen, einfachen zu ersetzen und dabei die k o l l o i d c h e m i s c h e n E i g e n s c h a f t e n d e r G e l a t i n e dem Verfahren zugrunde zu legen. Schon J. K ( i n i g und W. B u r b e r g 1) haben zum Nachweis der Gelatine ihre Eigenschaft als , S c h u t z k o l l o i ~ d " bei der Ermittelung der ,,Goldzahl" benutzt, hueh mein neues Yerfahren benutzt die , , k o l l o i d c h e m i s c h e S c h u t z w i r k u n g " der Gelatine. Es beruht auf der Bildung einer k o l l o i d a l e n L S s u n g von C a d m i u m s u l f i d bei G e g e n w a r t yon G e l a t i n e : Die dabei zur Anwendung kommende Methode ist die, welche man in der Kolloidchemie als sog. , ,Verdiehtungs-oder Kondensationsmethode" bezeichnet. Nach W. M e c k l e n - b u r g S) kommt es bei ihrer Durchft~hrung immer auf zwei Punkte an:

,Erstens mul~ durch irgendeine chemische Reaktion der Stoff, der in kolloidalerLSsung dargestellt werden soil, in der LSsung selbst erzeugt werden, und dann mul~ zweitens daffir gesorgt werden, daft die entstehenden einzelnen Atome oder Molekeln zu zwar grSl~eren, abet doch nicht filtrierbaren oder sieh absetzenden Komplexen zusammentreten; die fortsehreitende Kondensation muir an passender Stelle unterbroehen werden. Wie dies Ziel im Einzelfalle zu erreichen ist, hgngt yon tier Natur des Stoffes und yon der Art der zu seiner Entstehung ffihrenden Reaktion ab. Am leichtesten erreicht man es, wenn man der L0sung gewisse, als , , S c h u t z k o l l o i d e " bezeichnete Stoffe zusetzt, die - - meist, wie z. B. das wichtigste Schutz- kolloid, die G e l a t i n e , mehr oder minder kompliziert zusammengesetzte Kohlenstoffverbin- dungen - - vermutlich die sich bildenden Teilchen mit einer Art Haut fiberziehen und so ihr Weiterwachsen verhindern."

I n unserem Fal le wirkt die vielleicht den Milchprodukten zugesetzte und in diesen naehzuweisende Gelatine als Sehutzkolloid. Zur Herstellung eines kolloidalen Snlfids erwies sich a]s besonders geeignet die Verwendung yon Cadmiumchtorid. Cadmium gehSrt ebenso wie Zink zu den Kationen, die Ieicht kolloidale Sulfide bilden. Auf Grund verschiedener Versuche war dem Cadmium wegen seines charakteristischen gelben Sulfids der Vorzug zu geben.

Wi~hrend bei A b w e s e n h e i t yon Gelatine beim Einleiten yon Schwefelwasser- stoff in die aus den Milchprodukten hergestellten, schwach essigs~ure- und cadmium- chloridhaltigen Seren C a d m i u m s u l f i d in Form des bekannten g e l b e n N i e d e r - s c h l a g e s ausgeschieden wurde, blieb es selbst bei • geringer Mengen Gelatine unter bestimmten Versuchsbedingungen k o l l o i d a l gel0st~ d . h . es wurden bei Gegenwart yon Gelatine gelbe bis gelbgranliche und dabei nndurchsichtige bis durchscheinende Lbsungen erhalten. Die Versuche waren folgendermafien aufgebaut: Bei einem bestimmten Gelatinegehalt wurden immer 2 Versuche ausgefiihr~. Bei dem einen wurde nur soviel Cadmiumchlorid angewandt, dal~ die Gelatinemenge gentigte, um eine Ausflockung, also die Bildung des Cadmiumsulfid-Niederschlages zu verhindern. Bei dem anderen Versuch dagegen wurde die Cadmiumchlorid-Menge gr0~er gewahlt, sodat3 neben der , ,koltoidalen" L0sung yon Cadmiumsulfid bereits die Bildung yon ,ausgeflocktem" Cadmiumsulfid auftrat. Dadurch ist es mSglich~ aus dem Verhalten des Cadmiumsulfids Rtickschliisse auf die HShe des Gelatinezusatzes zu ziehen.

Da z .B . tier Zusatz an Gelatine zu Rahm nach A. W. S t o c k e s 3) immer unter 0,5% liegt, habe ich bei meinen Versuchen Gelatinezusi~tze yon 0,5% und darunter beracksichtigt u n d dabei beobachtet, dal] es noeh gelingt, einen Gelatinezusatz y o n

0,025% nachzuweisen.

1) Diese Zeitschrift 1914, 27, 784. ~) W. M e c k l e n b u r g, Kurzes Lehrbueh der Chemie, Friedr. Vieweg & Sohn in Braun-

schweig, 1919, S. 123. a) Chem.-Ztg. 1897, 21, 979.

82~ K. B r a u n s d o r f, [Zeitschr. f. Untersuchung I. der Lebensmittel.

In der weiter unten folgenden Vergleichstabelle sind die bei der aus 10 u suchen mit Gelatinezus~tzen yon 0 , 5 - - 0 , 0 2 5 % bestehenden Yersuchsreihe beobachteten Erscheinungen zusammengestellt. Die Versuchsreihe wurde durchgeftihrt mit 5 ver- schiedenen Proben Yoghurt und je 2 Proben saurer Sahne, Schlagsahne und Kaffeesahne. Es wurden nach diesem u die 3 bekannten Verdickungsmittel: Gelatine, Agar- Agar und Tragant geprfift und gefunden, dal3 Agar-Agar und Tragant keinen Gelatine- zusatz vorti~uschen kOnnen. Bei Versuchen mit Tragantzusi~tzen wurden manchmal, wenn auch nur vereinzelt, schwach gelbgriinlich kolloidale, durchscheinende Lbsungen neben ausgeflocktem Cadmiumsulfid erhalten, die aber, wie welter unten ausgeffihrt wird: keinen Gelatinezusatz vorti~uschen k0nnen.

A u s f f i h r u n g des V e r f a h r e n s . 25 g des Untersuehungsmuteriuls (Yoghurt und sauro Suhne kSnnen ohne weiteres ver-

wendet werden, Kuffee- und Schlagsahne erst nach erfolgter freiwilliger S~uerung) werden nach Zusatz yon 25 ecru Wasser yon Zimmertemperatur in einem Erlenmeyer-Kolben unter 0ftcrem Umschwenken bis zum beginnenden Sieden erhitzt, um die etwa vorhandene Gelatine zu 15sen. Naeh sofortigera Zusatz yon 0,1 ccm 20%-iger Essigs~ure und Umschiitteln wird durch ein trockenes Fultenfilter filtriert, derart, dag das Filtrat n5tigenfalls mehrmals auf das mit einem Uhrglas bedeckte Filter zurfickgeg0ssen wird. Es wird so grS$tenteils ein fast klares bezw. ein nur ganz schwuch getrtibtes , opalescierendes Fil trat 1 + 1 erhalten. Solche Trfibungen stSren uber bei der weiteren Untersuchung nicht. Nuch einiger Zeit, bis- weilen erst fiber Nacht, hat sich eine genfigende Menge Fil trat (yon Zimmertemperatur) an- gesammeltl). Es werden die folgenden 4 Versuche, und zwar zwecks besserer Beobachtung in Reugensgl~sern angestellt. Das Fil trat 1 + 1 wird mit einem kleinen Mel~zylinder mSglichst genau, die w/s l%-ige Cadmiumchloridl5sung, die bei 200 eingestellt wird, mit der Pipette genau abgemessen.

Versuch I II III IV Fil trat 1 -4- 1 . . . . . . . . . . . 10 5 5 5 cem Cadmiumchloridl~sung (l%-ig) . . . . . 0,4 0,5 1,0 2,0 ,

In jede der 4 Mischungen, deren Temperatur mSgliehst 20 o betragen soll, wird 3 Minuten lung Schwefelwasserstoff eingeleitet.

Bei A b w e s e n h e i t y o n G e l a t i n e fi~llt bei allen 4 u Cadmiumsulfid aus, welches sich rasch absetzt. Die tiberstehende Fltissigkeit ist in allen Fal len farblos, k lar oder hSchstens schwach weii~lich getriibt. Beim Abfiltrieren des Cadmium- sulfids ist das F i l t ra t vollkommen farblos, eutweder klar oder opaleszierend getrtibt, abet nicht im geringsten gelb bezw. gelbgrtinlich kolloidal gefarbt.

Bei A n w e s e n h e i t y o n G e l a t i n e dagegen bildet sich bei allen 4 u k o l l o i d a l e s Cadmiumsutfid. Durch Feststellung, ob sich n u r kolloidale Cadmium- sulfidlSsungen bilden oder d a n e b e n bereits Niederschli~ge yon Cadmiumsulfid auf- treten, und durch Vergleich der Erscheinungen sofort, nach etwa 1 Stunde und vielleicht

1) Es wurden z. ]3. folgende Mengen Fit trat 1 + 1 erhulten: bei einer Probe Yoghurt mit einem Gelutinezusatz yon 0,25% nach 3 Stunden . 26 ccm bei einer Probe Kaffeesahne mit einem Gelatinezusatz yon 0,25% nach 3 Stunden . 19 ,, desgl, fiber Nacht (20 Stunden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 ,, bei einer Schlagsahne mit einem Gelutinezusatz yon 0,5% nach 3 Stunden . . . . 25 ,,

Sehr lungsum filtrieren Tragant enthultende Untersuchungsmaterialien; es wurden nach 20 Stunden z. B. folgende Mengen Fil trat 1 + 1 erhalten:

bei einer Kaffeesahne mit 0,5% Tragantzusatz: 15 ccm; bei einer Yoghurtprobe mit 0,5% Tragantzusutz: 12 ,,

67. Band. ] M~trz 193a.l Gelatinenachweis in Milchprodukten. 329

auch noch nach etwa 20 Stunden mit den Angaben der u kann man die Hbhe des Gelatinezusatzes abschi~tzen. Die u I - - I V beriicksichtigen Gelatine- zusi~tze yon 0,1 bis mindestens 0 ,5%; unter 0 , I% liegende dfirf~en in der Praxis keine Rolle spielen.

Bilden sich kolloidale L6sungen und will man durch Fi l t r ieren den kolloidalen Zustand besti~tigen, so filtriert man zweckmi~l~ig erst nach Stehenlassen fiber Nacht, damit das mOglicherweise ausfallende Cadmiumsulfid besser fil trierbar wird.

P r i n z i p d e r V e r g l e i c h s t a b e l l e . A. Nachweis yon 0,1---0,5% Gelatine.

Erseheinung Ungefghrer Gelatinegehalt Versuch Reaktionsflfissigkeit des Untersuehungsmaterials

I kolloidal ohne CdS-Bodensatz

II

III

IV

b :

a :

b: I a : 1

a :

,, mit ,, ,, 0,10%,

,, ohne ,, ,, ] 0,25 % ,, mit , , / , ohne , , [ ]

mindestens 0,50% . m i t , , ] /

B. Nachweis yon 0,05 und 0,025% Gelatine.

I {_i ' b: a: kolloidal mit CdS-Bodensatz ,, ohne . . . . ]} i 0,05%

V a: ,, mit ,, ,, |

VI b : ,, ohne , ,, 0,025 %

Wird bei Versuch I I I das Cadmiumsulfid restlos kolloidal in L0sung gehalten, so sind mindestens 0,5% Gelatine im Untersuchungsmaterial vorhanden. Es mug erst durch weitere u festgestellt werden, wieviel Cadmiumchloridl6sung bei 0,6 und 0,7%-igen Gelatinezusi~tzen angewendet werden muB, um das Cadmiumsulfid restlos kolloidal gelSst zu halten. In allen diesen Fi~.llen wird bereits bei u IV neben der kolloidalen L6sung ein Niederschlag yon Cadmiumsulfid entstehen. Die Feststellung dieser u wird far die Untersuchung yon einigen Speiseeissorten wichtig sein~ welche hbchstens 0,6% Gela t ine enthalten dfirfen.

B e m e r k u n g z u r V e r g l e i c h s t a b e l l e a u f S . 330. BeidenVersuchenl , 3 , 5 , 8 u n d 1 0 der Yersuehsreihe (also mit der b-Erscheinung) war auch nach etwa 20 Stunden kein Bodensatz yon Cadmiumsulfid enthalten, sondern in einigen F~lien nur Spuren eines weil~en Sediments. Bei den Versuchen 2, 4, 6, 7 und 9 (a-Erscheinung) batten sich alle Cadmiumsulfid-Flocken restlos abgesetzt. Im fibrigen waren die Ftfissigkeiten wie unter fl) gef~rbt.

B e i s p i e l : Zeigt z.-B. Versuch I die Erscheinung b : gelbgrfinlich kolloidal ohne CdS- Bodensatz, enth~lt also das Untersuchungsmaterial mindestens 0,1% Gelatine und haben die Versuche II die Erscheinung b: gelbgriinlich kolloidaI ohne Bodensatz yon Cadmiumsulfid und III die Erscheinung a: deutlich gelb kolloida] mit einem Bodensa~z yon Cadmiumsulfid, dann enthi~lt das Untersuchungsmaterial etwa 0,25% Gelatine.

Liegt nach den Versuchen I - - IV der Gelatinezusatz unter 0,1% (Versuch I zeigt dann die Erscheinung a: schwach gelbgrfinlich mit geringem Bodensatz yon Cadmiumsulfid), dann sind die Versuche Y (10 ccm Filtrat 1 + 1 und 0,2 ccm 1%-ige CadmiumchloridlOsung) und VI (10 ccm Filtrat 1 + 1 und 0,1 ccm 1%-ige Cadmiumchloridliisung ) auszufiihren.

880 K. B r a u n s d o r f, [Zeitschr. f. Untersuchung [ der Lebonsmittel.

V e r g l e i e h s t a b e l l e . A. Nachweis yon 0,1--0,5% Gelatine.

V e t - such

II

III

IV

E r - schei- nung

_ _ b:

a :

h*.

a :

b :

a :

Verhalten der L6sung naeh dem Einleiten yon H~S (Zustand des CdS)

r162 Aussehen der Fliissigkeit sofort nach dem Einleiten

yon H~S

gelbgrfinlich kolloidal gelbgrfinlich kolloidal-~ deutlich

floekiges CdS gelbgriinlieh kolloidal

flockiges.CdS dutch die deutlich gelb kolloidale Fliissigkeit

schwer erkennbar deujich_gelb kolloidal

floekiges CdS (lurch die stark gelb kolloidale Fliissigkeit nut in diinner Schicht erkennbar

fl) Naeh etwa 1 Stunde

Boden-t satz I Fliissigkeit

! 0 | gelbgrfinlich [ |

kolloidal, I CdS |durchscheinend[ |

J h 0 ~ .1/ ~deutlicb gelb kol-Ut~

I n

CdS loidal, schwach [[ durehscheinend ] |

stark gelb O t i S kolloidal,

undurchsiehtig

B. Nachweis yon 0,05 und 0,025% Gelatine.

Gelatine ~m

Unter- mehungs. material etw,a %

0,10

0,25

m i n -

destens 0,50

Anmerkung

Nr. I Angewandte der Ver- I ccm suchs- l - - �9 �9 1 ~ - i g e relhe mat . . . .

~'-~-~nnt Filtrat wuwl~- ~elatine-/1 -b 1 - ~us~tzen ] sung

1 10 0,~4

2 / 5 0,5

0,5

4 I 5 1,0 I

!- I 1,0 5 2,0

I

V

VI

b:

schwach gelbgrfinlich kolloidal, Flockenbildung erkennbar

schwach ge!bgrfinlich kolloidal

ganz schwach gelbgrtinlich a: kolloidal, Flockenbildung

erkennbar

ganz schwach gelbgrtinlich kolloida!

CdS (gering)

CdS (Spuren)

schwach gelbgrtintich /

kolloidal, 0,05 durchseheinend

ganz schwach ]l I gelbgrtinlich II

I kolloidal, i | durchscheinend ]~ 0,025

7 10 0,4

8 10 0,2

9 10

1

0,2

0,1

DaB tats/~chlich in dem einen Fall immer nur eine kolloidale LSsung yon Cadmium- sulfid vorliegt, im anderen neben der kolloidalen LSsung bereits Cadmiumsulfid ausf~llt, er- gibt sieh ferner sehr deutlieh beim Filtrieren.

Je eine Versuchsreihe wurde nach 1 Stunde und nach dem Stehen fiber Nacht (etwa 20 Stunden) filtriert, die dabei erhaltenen Ergebnisse stimmten vollkommen tiberein. Bei den Versuehen 1, 3, 5, 8 und 10, bei denen die Fltissigkeit kolloidales Aussehen butte, ohne einen Bodensatz v6n Cadmiumsulfid zu enthalten, verfi~rbten sieh die Filter (zweimal mit Wasser nachgewaschen) ganz schwach gelblich his schmutzig brSunlieh, ohne auch nur eine Spur der charakteristisch gelben Cadmiumsulfidflocken zu zeigen.

Bei den Versuchen 2, 4, 6, 7 und 9 dagegen, bei denen auger der kolloidalen Fliissig- keit noch ein Bodensatz yon Cadmiumsutfid vorhanden war, enthielten die Filter deutlich sichtbare Mengen des eharakteristisch gelben Cadmiumsulfids.

P r a f u n g yon A g a r - A g a r , T r a g a n t und i h r e n M i s e h u n g e n m i t G e l a t i n e n a c h d e m n e u e n V e r f a h r e n .

1. A g a r - A g a r wtirde in 0,5 bezw. 0,25%-igen Zus~tzen leicht erkennbar sein, da die Filtrate 1 q -1 schon naeh kurzer Zeit Gallerte abscheiden.

67. B a n d . ] M~rz 1934.J Gelatinenachweis in Milchprodukten. 331

Beim Einleiten yon Schwefelwasserstoff in eine mit Cadmiumchlorid versetzte 0,25%-ige Agar-Agarl(isung bildete sich kein kolloidales Cadmiumsulfid. Die Fi l t ra te waren fast farblos, h0chstens ganz sehwach gelblich gefi~rbt.

u mit Y o g h u r t und B u t t e r m i l c h , die 0,25% und 0~1% Agar-Agar enthielten (d. h. auf 25 g Mater ial etwa 12,5 bezw. 5 g einer gallertart igen 0,5%-igen Agar-Agarmasse und dementsprechend weniger Wasser~ um das Fi l t ra t 1 J r 1 her- zustellen), ergaben keine koltoidale Cadmiumsulfidlbsung.

2. T r a g a n t enthaltende L5sungen filtrieren, wie bereits erwi~hnt, sehr langsam. Wi~hrend gelat inehal t ige Lbsungen iiber Nacht restlos durehfiltriert waren, war das bei den traganthalt igen nicht der Fall . Oft erhalt man nur die halbe Menge Fil t rat .

Beim Einleiten yon Schwefelwasserstoff in die mit Cadmiumchlorid versetzte schleimige Fliissigkeit des T r a g a n t s in W a s s e r bilden sich je nach der zugesetzten Menge Cadmiumchlorid kolloidale gelbgrtinliche his stark gelbe LSsungen. u warden 2 verschieden hergestellte 0,5%-ige Tragantl~sungen. Die eine wurde n u r mit Wasser yon gewShnlicher Temperatur hergestellt, die andere nach dem Anrahren 1 Stunde im koehenden Wasserbade erhitzt.

Beim Einleiten yon Schwefelwasserstoff in die Filtrate 1 + 1 yon s a u r e r M i l c h , K a f f e e s a h n e and Y o g h u r t , die mit 0,5% bezw. 0,25~163 Tragant in Form obiger L~sangen (und entsprechend weniger Wasser zur Herstellung der Filtrate 1 + 1) versetzt waren, fiel bei den Versuchen I - - I u (s. Ausfiihrung des Verfahrens) Cadmiumsulfid aus. Nach etwa 20-stfindigem Stehen wurde filtriert. Die Filtrate waren beim Betrachten gegen alas Licht im allgemeinen fa r b 1 o s and k l a r , beim Betrachten gegen einen weil~en Hintergrund teil- weise ganz schwach gelblich. Nur vereinzelt und besonders bei einer S c hl a g s a h n e p r o b e wurden gelbgrfinliche Filtrate erhalten. Bei tier Schlagsahneprobe mit einem Zusatz yon 0,5% der kalt bereiteten TragantlSsung zeigten die Filtrate folgendes Aussehen: Versuch II fast farblos und klar~ III schwach gelbgriinlich und IV gelbgrtinlich kolloidal, durchsichtig. In allen F~llen butte sich aber auch ,,ausgeflocktes" Cadmiumsulfid gebildet. Wir haben gesehen, dal~ dagegen bei Gegcnwart yon z. B. 0,5% G e l a t i n e bei den Versuchen II und III kein Cadmiumsulfid-Niederschlag entsteht. Bei Yersuch III ist in diesem Falle die Flfissig- keit deutlich gelb und schwach durehscheinend und bei IV stark gelb und undurchsichtig.

Es liegen also bei Tragant- und Gelatinezusatz grundverschiedene Erseheinungen vor, soda]] in dem geschilderten Fal l durch Tragant k e i n Gelatinezusatz vorgethuscht

werden kann. 3. Bei M i s c h u n g e n y o n T r a g a n t a n d G e l a t i n e , die z .B. 5 ccm Fi l t ra t

1 ~ 1 einer Yoghurtprobe mi t 0,5% Gelatinezusatz and 5 ccm Fi l t ra t 1 ~ 1 einer Yoghurtprobe mit 0~5% Tragantzusatz enthielten, gabon die Versuche I - - I V ~ i t 0,2, 0~5~ 1,0 und 2,0 ecm 1%-iger CadmiumchloridlOsung das nach der u

zu erwartende Verhalten:

Die Versuche I - - I I l waren deutlich kolloidal, nattirlich mit zunehmender gelber Inten- sit,t, aber ohne jeden Bodensatz yon Cadmiumsulfid (also wie die Versuche 1, 3 und 5 der Versuchsreihe). Versuch IV zeigte einen Bodensatz yon Cadmiumsulfid, w~thrend die tiber- stehende Flfissigkeit stark gelb kolloidal war. Darnach mul~te das gelatinehaltige Unter- suehungsmaterial 0,5% Gelatin~ enthalten. Die Mischung cnthielt auch 5 ccm eines Filtrates 1 + 1 einer 0,5% Gelatine enthaltenden Yoghurtprobe.

Bei Versuch I waren hier nut 0,2 and nicht 0,4 ccm Cadmiumchloridl5sung zugesetzt worden, well anstatt 10 nur 5 ccm des auf Gelatine ~u pr~ifenden Filtrates 1 -b 1 in tier Mischung enthalten waren.

332 K. B r a u n s d o r f, [Zeitsehr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel.

4. B e i M i s c h u n g e n yon A g a r - A g a r , T r a g a n t und G e l a t i n e , die je 5ccm Filtrat 1 + 1 yon 3 u mit Zusatzen yon 0,1% Agar-Agar, 0,1% Tragant und 0,1% Gelatine enthielten, ergab sich folgendes:

Versuch I: gelbgrtinlich kolloidal ohne Bodensatz yon Cadmiumsulfid; Versuch II zeigte bereits deutlich fiockiges Cadmiumsulfid; die Versuche III und IV Zeigten natfirlich neben kolloidaler Flfissigkeit Bodens~tze yon Cadmiumsulfid. Darnach mul~te das auf Gelatine zu prtifende Ausgangsmaterial 0,1% Gelatine enthalten. Es waren der Mischung auch 5 ccm eines Filtrats 1 -t- 1 einer 0,1% Gelatine enthaltenden Yoghurtprobe zugesetzt worden. Bei Versuch I waren aus den bereits angeffihrten Griinden ebenfalls nur 0,2 ccm Cadmiumehlorid- 10sung zugesetzt worden.

0bwohl in der Praxis die gleichzeitige Anwendung yon Tragant nnd Gelatine oder Agar-Agar nnd Gelatine und dergl, meines Erachtens nicht anzunehmen ist, ergeben aber diese Yersuche, dal~ durch Tragant und Agar-Agar bei diesem u kein Gelatinezusatz vorgeti~uscht werden kann.

Die Anwendung des Yerfabrens auf Speiseeis behalte ieh mirvor.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

1. Es wird Bin neues u zum N a c h w e i s yon G e l a t i n e in Milch- produkten beschrieben, welches auf der Wirkung der Gelatine als ,,Schutzkolloid" und dementsprechend der Bildung einer kolloidalen L0sung yon Cadmiumsulfid bei Anwesenheit yon Gelatine beruht.

a) Bei A b w e s e n h e i t yon G e l a t i n e f~llt beim Einleiten yon Schwefelwasser- stoff in die mit Cadmiumchlorid versetzten Seren der Milchprodukte das Cadmium restlos als Cadminmsulfid aus.

b) Bei A n w e s e n h e i t von G e l a t i n e dagegen bildet sich eine kolloidale LSsung yon Cadmiumsulfid.

c) Durch Anstellung mehrerer u mit verschiedenen Cadmiumehlorid- mengen in bezug auf eine bestimmte Serummenge und Feststellung, ob sich nur kolloidale CadmiumsulfidlSsungen bilden oder daneben bereits Niederschl~ge yon Cadmiumsulfid auftreten, kann man ungef~hr die Hbhe des Gelatinezusatzes feststellen. Es gelingt der Nachweis yon Gelatinezus~tzen bis zu 0,025% herab.

2. Agar-Agar und Tragant kSnnen bei diesem Verfahren keinen Gelatinezusatz vort~uschen.

3. u und eine Probe homogenisierte, sterilisierte Kaffeesahne~ deren Seren mit Pikrinsi~ure Trtibungen ergaben~ die einen Gelatinezusatz yon etwa 0,1% vort~uschten~ erwiesen sich nach dem neuen u als vollkommen gelatinefrei.

Mindergewieht bei Pfefferpackungen. Von

Dr. K. Braunsdorf.

M i t t e i l u n g aus der Chemischen U n t e r s u c h u n g s a n s t a l t der S t a d t M a g d e b u r g . [Eingegangen am 23. September 1933.]

Nach den w167 1 and 2 der Verordnung tiber die i~ul~ere Kennzeichnung yon Lebens- mitteln yore 29. September 1927 1) unterliegeu uDter anderem G e w tirz e und ihre Ersatz-

1) Reichsgesetzblatt I 1927~ S. 318.