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184 Uober edmc Schwiimmu. Ueher essbarc Schwtmmc. Das Pharmaceut. Journal von London vom Januar 1869 theilt einen Vortrag des Dr. Bull Ton Hereford iiber essbare Schwiinime mit. Ueber diesen Gegenstand ist zwar schon sehr vie1 geredet und geschrieben worden, indessen ist er wichtig genug, um immer wieder die Aufmerksamkeit zu erregen, besonders bei origineller Behandlung. Der Vortragende erwiihnte zuerst die F i s t u 1 in a h e p a - t i c a , welche in England wegen ihrer Gestalt und Farbe das vege tabilische Beefs teak (vegetable Beefsteak) genannt wird. Es soll, richtig zubereitet, sogar im Geschmack mit dem Beefsteak Aehnlichlreit haben und ist eine sehr gute Beigabe zu demselben. Der l’ilz wird in Scheiben geschnitten, eine halbe Stunde geschniort, dann in Fleischbriihe gebraten. Die Fistulina ist ein weit verbreiteter Pilz aus der For- mcngruppe der Hymenomyceten, der Unterabtbeilung der Roh- renpilze oder Polyporeen, den Gattungen Nerulius , Porothe- lium und Hydnum zunachst verwandt. Der Pilz findet sich ini Herbst an den Stiimmen verschiedener Baume , namentlich der Eichen, Buchen, Kastanien und Nussblume. Von der an Arten reichen Pormengattung Hydnum untersoheidet &h Fistulina durch die frcien, zuletzt offnen Rohren. Der zweite vom Vortragenden als essbar empfohlene Yilz ist der R i e s e n b o v i s t (Giant Puff-ball): L y c o p e r - d o n gig ante u m. Herr Dr. E u 11 hatte ein Exemplar von 3 Fuss 6 Zoll im Urnfang vorgezeigt, mit einem Gewicht von 6 Pfund. Dieser Pilz wird in Scheiben geschnitten, mit Eidot- ter , Brotkrumen nnd lirilutern gebraten. Der Geschmack gleicht demjenigen eines franzosisrhen Eierkuchens. Man soll den Pilz nur in jnngen Excmplaren verspeisen. Der Kiesen- bovist gehort zu der Forniengrnppe cler G asteromyceten (nicht Gastromyceten , wie Manche schreiben) und ist an grasigen Stellen in einem grossen Theil Europas haufig. Fast alle Arten der Gattung Lyco-perdon sind essbar. Sogar das sehr hiiufige L y cop e r do n c a e 1 at um kann verspeist werden, jedoch ist dcssen Geruch eu stark, urn allgeinein beliebt zu sein. Die Arten von S c 1 e YO d e rm a , eiuer ande- ren Gattnng der Balgpilze, scheinen weniger empfehlenswerth zii sein, da der Vortrngendc einen Fall von Unwohlsein nach deren Genuss niittheilt. Im Allgemeinen wird angefiihrt, dass man vom Juni bis ziim November die meihtcn essbaren Pilze findet. Unter den Hutschwiimmen riihmt dw Verf. besonders den Regenbchirm: Agaricus procerus und den Reiz- ker: Agaricus dcliciosns. ncide sind von nngenehme-

Ueber essbare Schwämme

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Page 1: Ueber essbare Schwämme

184 Uober e d m c Schwiimmu.

Ueher essbarc Schwtmmc. Das Pharmaceut. Journal von London vom Januar 1869

theilt einen Vortrag des Dr. B u l l Ton Hereford iiber essbare Schwiinime mit. Ueber diesen Gegenstand ist zwar schon sehr vie1 geredet und geschrieben worden, indessen ist er wichtig genug, um immer wieder die Aufmerksamkeit zu erregen, besonders bei origineller Behandlung.

Der Vortragende erwiihnte zuerst die F i s t u 1 in a h e p a - t i c a , welche in England wegen ihrer Gestalt und Farbe das v e g e t a b i l i s c h e B e e f s t e a k (vegetable Beefsteak) genannt wird. Es soll, richtig zubereitet, sogar im Geschmack mit dem Beefsteak Aehnlichlreit haben und ist eine sehr gute Beigabe zu demselben. Der l’ilz wird in Scheiben geschnitten, eine halbe Stunde geschniort, dann in Fleischbriihe gebraten.

Die Fistulina ist ein weit verbreiteter Pilz aus der For- mcngruppe der Hymenomyceten, der Unterabtbeilung der Roh- renpilze oder Polyporeen, den Gattungen Nerulius , Porothe- lium und Hydnum zunachst verwandt. Der Pilz findet sich ini Herbst an den Stiimmen verschiedener Baume , namentlich der Eichen, Buchen, Kastanien und Nussblume. Von der an Arten reichen Pormengattung Hydnum untersoheidet &h Fistulina durch die frcien, zuletzt offnen Rohren.

Der zweite vom Vortragenden als essbar empfohlene Yilz ist der R i e s e n b o v i s t (Giant Puff-ball): L y c o p e r - d o n g ig a n t e u m. Herr Dr. E u 11 hatte ein Exemplar von 3 Fuss 6 Zoll im Urnfang vorgezeigt, mit einem Gewicht von 6 Pfund. Dieser Pilz wird in Scheiben geschnitten, mit Eidot- ter , Brotkrumen nnd lirilutern gebraten. Der Geschmack gleicht demjenigen eines franzosisrhen Eierkuchens. Man soll den Pilz nur in jnngen Excmplaren verspeisen. Der Kiesen- bovist gehort zu der Forniengrnppe cler G asteromyceten (nicht Gastromyceten , wie Manche schreiben) und ist an grasigen Stellen in einem grossen Theil Europas haufig. F a s t a l l e A r t e n d e r G a t t u n g Lyco-pe rdon s i n d e s s b a r . Sogar das sehr hiiufige L y c o p e r do n c a e 1 a t u m kann verspeist werden, jedoch ist dcssen Geruch eu stark, urn allgeinein beliebt zu sein. Die Arten von S c 1 e Y O d e r m a , eiuer ande- ren Gattnng der Balgpilze, scheinen weniger empfehlenswerth zii sein, da der Vortrngendc einen Fall von Unwohlsein nach deren Genuss niittheilt.

Im Allgemeinen wird angefiihrt, dass man vom Juni bis ziim November die meihtcn essbaren Pilze findet.

Unter den Hutschwiimmen riihmt dw Verf. besonders den R e g e n b c h i r m : A g a r i c u s p r o c e r u s und den R e i z - k e r : A g a r i c u s d c l i c i o s n s . ncide sind von nngenehme-

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Ueber embare Schwamme. 185

rem G eschniack als der sehr wohlschmeclrende C h a m p i g - n o n. Der R e i z k e r hat einen ziegelrothen flachen , zuletzt trichterig vcrticften Hut uud einen orangefarbenen Milchsaft. Der ziemlich langc StieL ist blassrolh. Der Pilz gehort in die Unterabtheilung Galorrheus oder IWchschwamm. Der R e - g e n s c h i r m oder P a r a s o l ist leicht an der Form kennt- lich. Er besitzt einen sehr hohen, unton lrnollig angeschwol- lenen Stiel, welcher anfangs durch den Schleier Nit dem kegel- formigen Hut verbunden ist. Spatter reisst dieser ab und breitet sich als weisslicher, dachformiger, flacher, mit braunen Schuppen besetzter Schirlu aus. Dcr Schleier bleibt als loser, wcisslicher, ziemlich derbcr Ring am Stiel zuriick.

Man kanu den R c g cn s c h i r m auf die verschiedenste Weisc schmackhaft zubereiten. Junge ExeInplare sind bei diesem wie bei den meisten l’ilzen den erwachsenen vorzu- ziehen ; ebenso sind die kleinen Varietaten von Hochgebirgs- inatten besser a16 die grossen Waldformen.

Sehr ahnlich dem Regenschirm , aber von weniger gutem Geschmack ist A g a r i c u s n a n c i n 11 s , welcher sich durch einen schneeweissen S tie1 und angewachsenen Ring unter- scheidet. Beide gehoren in die Abtheilung L e p i o t a oder R i n gb l a t t e r p i 1 z.

Auch der dem Regenschirm nah verwandte A g a r i c u 8

r a c h o d e s ist eine gute Speise. Vortrefflich ist der Geschmack eines der gemeinsten aller

Hutpilze, des A g a ri c 11 s c o ni a t ii s , den man einen grossen Theil des Sommers und Herbstes hindurch auf Rasenplatzen, an Wegen u. s. w. antrifft. Er gehort in die Abtheilong der Mistpilze, deren Verlreter einen stark gediingten Boden lieben.

Der w i l d e C h a m p i g n o n , auch W i e s e n s c h w a m m , H a i d e s c h w a m m , G e c k e m e c k e u. s. m. genannt: A g a r i - c u s a rv en s i s wird selir baufig statt des echten Champig- nons oder Herrenschwammes genossen und steht ihm an Gute nicht vie1 nach. Jener (89. a r v e n s is) ist aber grosser und heller, fast weiss; dieser ( A g. ca m p e s t r i s) hat einen klei- nen braunen, oft fast schwarzen Hut. Den H er b t m o u c e r o n oder N e l k e n b l a t t e r p i l z : A g a r i c u s o r e a d e R halt Rev. B e r k e1.e y fur den wohlschmeckendsten aller Pilze. Er wachst in verschiedenen Variettiten fast iiberall auf Graspliitzen, Acker- randern u. s. w. Sein Geschmack ist sehr wiirzig. Endlich wurde der P f l a u m e n p i l z : A g a r i c u s p r u n u l u s und das

* auch bei uns so beliebtc G e l b s c h w a m m c h e n : C a n - t h a r e l l u s c i b a r i u s erwahnt. - Es folgte zum Schluss eine Uebersicht iiber die gcfahrlichsten giftigen Schwamme. (Pharm. Journ. and Trcmsactions. Lon& 1869. Nr. 7.). H.