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22 18 dabei ist Gasentwicklung zu beobachten. Bei der Destillation geht anfanglich Anilin aber, splter eio gelbea Destillat, aus welchem sich beim Stehen rothgelbe Nadeln in ziemlicher Menge ausscheiden. Dieses Destillat besitzt den charakteristischen Qeruch des Azobenzols, dessen aussere Eigenschaften such die genannte Krystallisation zeigt. P h e n o l wirkt in wlsseriger Losung fiir sich nicht auf N i t r o - sylailber ein, wohl aber, wenn man aus letzterem durch Schwefelsaure die Siiure frei macht. Die Losung wird intensiv gelbroth, welche Parbe durch Alkalien nicht veriindert wird. Beim Erhitzen, bei wel- chem kein Gas auftritt, entwickelt sich ein vom Phenol ganzlich ver- schiedener, an Azoverbindungen erinnernder Geruch. Ich hoffe auf diese Weise Azophenol zu erhalten. Von nicht geringem Interesse ist schliesslich die Einwirkung des Nitrosylsilbers auf Acetessigester. Versetzt man eine Losung von Acetessigester in Natronlauge niit der aus Nitrosylsilber durch Behandeln mit Chlornatrium zn erhal- tenden Losung von Nitrosylnatrium (das Silbersalz ist hier wegen der Bildung von Silberoxyd , welches die Reaction compliciren konnte, nicht anwendbar) und sauert mit Schwefeleaure an, so verschwindet der Geruch des Acetessigesters und es tritt ein von diesem ganzlich verschiedener auf. Das Reactionsprodukt erhalt man als ein auf Wasser schwimmendes, gelbes Oel. Ich erwarte durch diese Reaction en den Azoverbindungen der Fettsiiurereihe zu gelangen. Mit dem gentlueren Studium der bei genannten Reactionen ent- stehenden KBrper bin ich eben beschaftigt, und mochte ich mir dasselbe durch diese Notiz vorbehalten wissen. Ziirich, den 8. December 1878. Laboratorium des Prof. V. M eyer. 586. F. Krafft: Ueber Urnwandlung der Undecylensaure in Undecylsiure C, H,, 02. (Eingegangen am 13. December.) Gelegentlich einer ersten Mittheilung 1) iiber die so leicht zu- glingliche Undecylensaure C, H,, 0, hatte ich neben der Darstel- lung der kiirzlich beschriebenen a), wasserstofftirmeren Undecolsaure C, ,HI 0, auch diejenige einer geeatrigten SIure von gleichem Kohlenstoffgehalt in Aussicht genommen. In der That gelingt es unschwer, einen solchen Kijrper zu gewinnen, welcher die erste Liicke ausfiillt, auf die man dermalen in der Ameisensaurereihe stosst. 1) Diese Berichte X, 2034. 2) Ebentlaselbst XI, 1414.

Ueber Umwandlung der Undecylensäure in Undecylsäure C11H22O2

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Page 1: Ueber Umwandlung der Undecylensäure in Undecylsäure C11H22O2

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dabei ist Gasentwicklung zu beobachten. Bei der Destillation geht anfanglich Anilin aber, sp l te r eio gelbea Destillat, aus welchem sich beim Stehen rothgelbe Nadeln in ziemlicher Menge ausscheiden. Dieses Destillat besitzt den charakteristischen Qeruch des Azobenzols, dessen aussere Eigenschaften such die genannte Krystallisation zeigt.

P h e n o l wirkt in wlsseriger Losung fiir sich nicht auf N i t r o - sylailber ein, wohl aber, wenn man aus letzterem durch Schwefelsaure die Siiure frei macht. Die Losung wird intensiv gelbroth, welche Parbe durch Alkalien nicht veriindert wird. Beim Erhitzen, bei wel- chem kein G a s auftritt, entwickelt sich ein vom Phenol ganzlich ver- schiedener, a n Azoverbindungen erinnernder Geruch. Ich hoffe auf diese Weise Azophenol zu erhalten.

Von nicht geringem Interesse ist schliesslich die Einwirkung des N i t r o s y l s i l b e r s auf A c e t e s s i g e s t e r .

Versetzt man eine Losung von Acetessigester in Natronlauge niit der aus Nitrosylsilber durch Behandeln mit Chlornatrium zn erhal- tenden Losung von Nitrosylnatrium (das Silbersalz ist hier wegen der Bildung von Silberoxyd , welches die Reaction compliciren konnte, nicht anwendbar) und sauert mit Schwefeleaure a n , so verschwindet der Geruch des Acetessigesters und es tritt ein von diesem ganzlich verschiedener auf. Das Reactionsprodukt erhalt man als ein auf Wasser schwimmendes, gelbes Oel. Ich erwarte durch diese Reaction en den Azoverbindungen der Fettsiiurereihe zu gelangen.

Mit dem gentlueren Studium der bei genannten Reactionen ent- stehenden KBrper bin ich eben beschaftigt, und mochte ich mir dasselbe durch diese Notiz vorbehalten wissen.

Z i i r i c h , den 8. December 1878. Laboratorium des Prof. V. M e y e r .

586. F. Krafft: Ueber Urnwandlung der Undecylensaure in Undecylsiure C, H,, 02.

(Eingegangen am 13. December.)

Gelegentlich einer ersten Mittheilung 1) iiber die so leicht zu- glingliche Undecylensaure C, H,, 0, hatte ich neben der Darstel- lung der kiirzlich beschriebenen a ) , wasserstofftirmeren Undecolsaure C, ,HI 0, auch diejenige einer geeatrigten SIure von gleichem Kohlenstoffgehalt in Aussicht genommen. I n der That gelingt es unschwer, einen solchen Kijrper zu gewinnen, welcher die erste Liicke ausfiillt, auf die man dermalen in der Ameisensaurereihe stosst.

1) Diese Berichte X, 2034. 2 ) Ebentlaselbst XI, 1414.

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Die Undecylensaure gebt unter Waseeretoffaufnahme in ,,Undeayl- ssure' Gber, wenn man eie mit Jadwasserstoffeiiure (Siedep. 1270) und rothem Phosphor in bekannter Weise auf 200-2200 erhitzt. Darr Reactionsprodukb wird zur Entfernung anhaftenden Jods mit schwef liger s g u r e uad hierauf in alkaliecher Liisung mit Natrium- amalgam behandelt. Die ausgeechiedene Fettehure geht bei der Recti- fication irn luftverdiinnten b u m e unter einem Drncke von ca. 160mm griisstentheile (etwa 70 pCt.) bei 227 - 2300 iiber und erstarrt in der Vorlage an einer Kryetallmasse, die, in der Bake ausgepresst, bei 25 - 27O schmilzt. Es wurde dieselbe in alkoboliecher Ammoniak- h u n g mit einer eben solchen Rleizuckerliiaung, welche nur zur Fallung uon 70-8OpCt. der ganzen Menge geniigte, versetzt, und das Bleisalz durch Wasserzusatz ausgefilllt. Schliesslich wurde dies letztere durch schwach erwarmte, verdiinnte Salpetersiiure zersetzt, wobei das Blei in Lijsung geht, nnd die bald erstarrende Fettsaure als Krystallkuchen aufschwimmt. Rei nochmaliger Destillation siedete dieselbe unter obigem, niedrigen Druck jetzt viillig constant bei 228O. Erstarrt bildet sie nunmehr eine schuppige Kryetallmasse, die sich Lei weiterer Abkiiblung auf bliittert und hierbei undurchsichtig wird. Der Schmelzpunkt liegt bei 28.50, beim Abkiihlen Bndet sofort Er- starrung statt. Krystallisirt man die Saure aus Weingeist um, der auf etwa - 100 abgekiihlt ist, und saugt die Mutterlauge bei gleicher Temperatur a h , so erleidet dieser Schmelzpunkt keine Veranderung. Auch durch anderweitige Reinigungsversuche wurde derselbe nicht mehr alterirt. Die destillirte Saure gab bei der Analyse 70.93 pCt. Kohlenstoff und 11.85 pCt. Wasserstoff; die Formel C1 H2, 0, ver- langt 70.96 pCt. Kohlenstoff und 11.82 pet . Wasserstoff. Das un- lijsliche Silbersalz gab 45.04 pCt. Kohlenstoff; 7.26 pct . Wasserstoff und 36.71 pCt. Silber; fiir C, H, 0, Ag berectinen sich 45.05 pc t . Kohlenstoff; 7.16 pCt. Wasserstoff und 36.86 pCt. Silber. Ausserdem wurde noch der Metallgehalt des sehr schwer liisliehen Barytsalzes zu 26.87 pCt. und 26.99 pCt. bestimmt, wiihrend der Formel (c, IHp ,O,),Ra 27.02 pCt. Barium entspricht.

Die , U n d e c y l s a u r e ' bildet eine farblose, unmittelbar nacb dem Erstarren durchsichtige, sich aber bald auf blatternde, schuppige Masse, lost sich nicht in Wasser, dagegen sehr leicht in Alkohol und auch in Aether auf. Sie besitzt noch nicht die indifferenten Eigenschaften der Palmitin- oder Stearinsaure, atzt vielmehr ziemlich etark und be- sitzt einen eigenthiimlichen, in der Kalte schwachen, an Cspronsaure in nicht onangenehmer Weise erinnernden Geruch. Gegen Agentien zeigt sie eine gewisse Bestandigkeit. Wiihrend beispielsweise Brom mit der Cndecylensaure sich sofort unter Zischen und starker Er- warmung zu dem friiher beschriebenen Additioneprodukt vereinigt, wirkt dasselbe auf Undecylsaure in der Kalte nicht merklich und

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selbst beim Erwarmen nur sehr langsam unter Bromwasserstoffent- wickelung ein. - Ueber einige Derivate der neuen SBure wird spater berichtet werden.

Als ich an der Reinheit meiner Substanz und der sehr ange- naherten Richtigkeit des obigen Schmelzpunktes von 28.50, welcher unterhalb desjenigen der bei 30° schmelzenden Caprinsaure liegt, nicht mehr zweifeln konnte, war mein Erstes, mir in dem vortrcff- lichen Lehrbuche F i t t i g ' s einen nochmaligen Ueberblick iiber die Schmelzpnnkte der Ameisensaurereihe zu verschaffen. Hier wurde ich nach der obigen Erfahrung sofort auf das zugleich mit der paaren und unpaareu Anzahl der Kohlenstoffatome abwechselnde Steigen und Fallen der Schmelzpunkte nicht nur in der Ameisensaurereihe auf- merksam, wie dies vor einiger Zeit ebenfalls Hrn. B a e y e r zufolge einer mir dann nachher zu Gesicht gekommenen Notiz ') ergangen iqt. Piir die angedeuteten Regelmassigkeiten ist der vorliegende Fall wohl eine willkommene Bestatigung, doch miichte auch ich fir den Augenblick noch nicht versuchen , dieselben auf eine bestimmtere Gesetzmassigkeit zuziickzufiihren. Dagegen fordert der Umstand, dass nach meinen bisherigen Versuchen von den hoheren Pettsauren drei bisher schwer oder nicht zugangliche Glieder mit sehr geringer Miihe erhalten werden kijnnen - die Heptylslure aus dem nach der fruher angegebenen Methode 2 ) in jeder Quantitat zuganglichen Oenantbol, wahrend die Undecylensaure beim Schmelzen mit Kalihydrat Nonyl- saure und beim Erhitzen mit Jodwasserstoffsaure Undecylsaure liefert - dazu auf, eine Untersuchung der Ameisensaurereihe unter mehrfachen, rorwiegend physikalischen Gesicbtspunkten in Angriff zu nehmen.

B a s e l , Universitatslaboratorium, December 1878.

587. 0. J. Kel ly: Ueber die Einwirkung von Chlorkohlensaure- athylather anf einige sauerstoff haltige Haloidverbindungen

der Fettreihe. (Eingegangen am 9. December.)

Vor niehreren Jahren fiibrte W u r t z 3 , die Synthese mehrerer aromatischer Monohaloidsauren aus , indem er eine Mischung von einem Monochlor- oder Monobromkohlenwasserstoff und Chlorkohlen- siiureathyather der Einwirkung von Natriumamalgam unterwarf , wo- bei die Veranderung irn Austansch des Restes C O O C 2 H , gegen das Haloid bestand. Es war nun wahrscheinlich, d a m , wenn man statt dee monosubstituirten eineu di- oder trisubstituirten Kohlen-

1) Diese Berichte X , 1286. 2) Ebendaselbst X , 2034. 3 ) Compt. rend. LXVTII, 1298; LXX, 350.