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Universität Hamburg
Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und
Bewegungswissenschaft Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik
____________________________________________________
Kompetenzstufenmodelle in der beruflichen Bildung – eine systematische
Bestandsaufnahme einschlägiger Modellierungsansätze im nationalen und
internationalen Raum
Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt Oberstufe - Berufliche Schulen -
Fach: Erziehungswissenschaft Erstgutachter: Prof. Dr. Tade Tramm Zweitgutachter: Prof. Dr. Willi Brand Vorgelegt von: Herbert Ricken Süderstraße 31 OT Burg 23769 Fehmarn
Matr. Nr. 540 55 92 Abgabetermin: 23.12.2005
II
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis.............................................................................. IV
Abbildungsverzeichnis................................................................................V
1 Begriffliche Abgrenzung und Problemstellung.................................. 1
2 Der Kompetenzbegriff .......................................................................... 5
2.1 Der allgemeine Kompetenzbegriff.................................................... 6
2.2 Der Kompetenzbegriff in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik ..... 9
2.3 Der Begriff der beruflichen Handlungskompetenz ......................... 10
2.3.1 Der Ansatz der KMK............................................................... 11
2.3.2 Der Ansatz von BADER.......................................................... 14
2.3.3 Der Ansatz von REETZ .......................................................... 15
2.3.4 Der Ansatz von BUNK ............................................................ 17
2.3.5 Der Ansatz von EULER und HAHN........................................ 18
2.4 Zwischenfazit ................................................................................. 21
3 Stufenmodelle beruflicher Kompetenz ............................................. 24
3.1 Taxonomische Verfahren............................................................... 25
3.2 Niveaubestimmung nach Ebenen der Handlungsregulation .......... 31
3.3 Niveaubestimmung nach dem Grad der Expertise ........................ 37
3.4 Zwischenfazit ................................................................................. 39
4 Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum ... 42
4.1 Das EQF-Kompetenzstufenmodell ................................................ 42
4.1.1 Aufbau und Begriffsauffassungen........................................... 42
4.1.2 Analyse des Komponentenmodells ........................................ 45
4.1.3 Analyse des Stufenmodells .................................................... 46
4.2 Das irische NFQ-Kompetenzstufenmodell ..................................... 49
4.2.1 Aufbau und Begriffsauffassungen........................................... 49
4.2.2 Analyse des Komponentenmodells ........................................ 50
4.2.3 Analyse des Stufenmodells .................................................... 52
4.3 Das KWB-Kompetenzstufenmodell................................................ 55
4.3.1 Aufbau und Begriffsauffassungen........................................... 55
4.3.2 Analyse des Komponentenmodells ........................................ 57
4.3.3 Analyse des Stufenmodells .................................................... 59
4.4 Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse ...................... 59
III
5 Schlussbetrachtung ........................................................................... 62
Quellenverzeichnis .....................................................................................VI
Anhang.......................................................................................................XIII
Eidesstattliche Erklärung........................................................................XXII
Abkürzungsverzeichnis IV
Abkürzungsverzeichnis
AG QUEM Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-Entwicklungs-
Management
BbSch Die berufsbildende Schule
BWP Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis
bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik online
EQF European Qualification Framework
EZBb Europäische Zeitschrift Berufsbildung
IBW Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik der
Universität Hamburg
KMK Sekretariat der Ständigen Konferenz der
Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik
Deutschland
KWB Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung
NFQ National Framework of Qualifications of Ireland
NQAI National Qualifications Authority of Ireland
NQF National Qualification Framework
OECD Organisation for Economic Cooperation and
Development
ULME Untersuchung der Leistungen, Motivation und
Einstellungen
ZBW Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik
ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks
Abbildungsverzeichnis V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kompetenzmerkmale
Abbildung 2: Komplexionshierarchie nach REETZ
Abbildung 3: Kompetenzbereiche und Handlungsdimensionen nach EULER
und HAHN
Abbildung 4: Merkmale Handlungskompetenz
Abbildung 5: Taxonomie nach ANDERSON und KRATHWOHL
Abbildung 6: Aufbau EQF
Abbildung 7: Aufbau NFQ
Abbildung 8: NQF-Niveaustufen
Begriffliche Abgrenzung und Problemstellung 1
1 Begriffliche Abgrenzung und Problemstellung
Die Modellierung von Kompetenzen in Stufenmodellen steht aktuell im
Blickpunkt erziehungswissenschaftlicher Forschung. Diese aktuelle Relevanz
zeichnet sich im Wesentlichen in den Kontroversen um die Ergebnisse der
PISA-Studie 2000 und die damit in Gang gesetzten Formulierungen von
Bildungsstandards in der BRD ab.
Im Zuge dieser Entwicklungen kommt auch ein „Berufsbildungs-PISA“
zunehmend in das Blickfeld aktueller Forschung.1
In diesen Bereich ist auch ein aktuelles Projekt des Instituts für Berufs- und
Wirtschaftspädagogik der Universität Hamburg (IBW) zur Erarbeitung und
Optimierung berufsbezogener Standards und Items im Rahmen der
"Untersuchung der Leistungen, Motivation und Einstellungen" (ULME) von
Schülern2 an Hamburger Berufsschulen und teilqualifizierenden
Berufsfachschulen angesiedelt.3 Im Rahmen dieses Projektes wird der
Versuch unternommen, ein Kompetenzstufenmodell im Rahmen von
Leistungstests zu entwickeln.
Dabei ist die die Erfassung von Schülerleistungen in kompetenzorientierten
Leistungstests nur ein Anwendungsgebiet von Kompetenzstufenmodellen.
Aktuell rückt mit der Entwicklung des europäischen
Qualifikationsrahmenwerkes (EQF) ein mögliches Kompetenzstufenmodell in
den Fokus beruflicher Bildung, welches weit reichende Folgen für alle
Beteiligten und Betroffenen haben wird.4
In diesem Kontext aktueller Entwicklungen und des Projektes ULME ist die
vorliegende Arbeit angesiedelt.
Soll ein Kompetenzstufenmodell für den berufsbildenden Bereich entwickelt
werden, so ist es zweckmäßig, bestehende Modellierungsansätze zu sichten
und zu analysieren. Diesem Anliegen folgend wurden verschiedene nationale
wie internationale Ansätze untersucht. Dabei dienten als erste Suchkriterien
1 Vgl. z.B. STRAKA, Gerald A. (2003) 2 Aus sprachlichen Gründen und um den Lesefluss dieser Arbeit zu erhöhen, wird die maskuline Personenbezeichnung verwendet, die weibliche Form ist jedoch immer impliziert. Werden konkret Personen benannt, wird das Geschlecht berücksichtigt, ebenso bei in verwendeten Zitaten vorgenommenen Unterscheidungen. 3 Vgl. BRAND, Willi; HOFMEISTER, Wiebke; TRAMM, Tade (2005) 4 Vgl. z.B. SCHOPF, Michael (2005)
Begriffliche Abgrenzung und Problemstellung 2
dieser Arbeit die von KLIEME et al. in der Expertise zur Entwicklung
nationaler Bildungsstandards formulierten Merkmale von
Kompetenzstufenmodellen. 5
Kompetenzmodelle setzten sich demnach im Wesentlichen aus zwei
Bestandteilen zusammen:
1. Kategorien bzw. Komponenten , welche die verschiedenen Facetten
der zu erfassenden Kompetenz abbilden (Komponentenmodell)
2. Niveaustufen, die die verschiedenen graduellen Ausprägungen der
Komponenten abbilden (Stufenmodell)
Der erste Punkt bezieht sich somit auf die Ausformulierung der zu
erfassenden Kompetenz. Der zweite Punkt bezieht sich auf die modellierte
Stufung der verschiedenen Kompetenzkomponenten.
Die grundlegende Problematik bei der Formulierung eines
Kompetenzstufenmodells kann damit wie folgt formuliert werden:
1. Wie wird die zu erfassende Kompetenz klassifiziert bzw. typologisiert?
2. Wie wird die formulierte Klassifizierung gestuft?
Die erste Frage zielt auf die horizontale Differenzierung der zu erfassenden
Kompetenz, die zweite auf die vertikale Stufung der Kompetenz.
Als weiteres Suchkriterium sollen nur Modellierungsansätze in dieser Arbeit
untersucht werden, welche das gesamte Spektrum beruflicher Bildung
erfassen, also Kompetenzen aus den Bereichen der Aus- wie auch
Weiterbildung modellieren. Dieser Ansatz ist in dem Sinne als sinnvoll zu
erachten, als dass Kompetenzen wie in Kapitel 2 erläutert wird,
outputorientiert sind und damit letztlich egal ist, wo diese erworben wurden.
Als Ergebnis dieser Recherche ist festzuhalten, dass national wie
international nur wenige Ansätze diesen Merkmalen und das auch nur in
Ansätzen entsprechen. Zu nennen sind hier der aktuelle Entwurf des EQF,
der irische Qualifikationsrahmen (NFQ) und der Vorschlag des Kuratoriums
5 Vgl. KLIEME, Eckhard et al. (2003), S. 74
Begriffliche Abgrenzung und Problemstellung 3
der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung (KWB) für einen nationalen
Qualifikationsrahmen.
Diese aufgeführten Ansätze werden im Rahmen der vorliegenden Arbeit
anhand einer zu erarbeitenden Systematik analysiert.
Dazu wird im folgenden zweiten Kapitel der Kompetenzbegriff für den
Bereich der beruflichen Bildung erläutert. Dabei muss zuerst geklärt werden,
welche Bedeutung mit dem Begriff der Kompetenz verbunden ist. Existiert
eine einheitliche und wissenschaftlich fundierte Definition des
Kompetenzbegriffes, oder ist der Begriff in seiner Konnotation divergent? Im
Falle der Divergenz muss herausgestellt werden, welche wesentlichen
Merkmale mit dem Begriff angesprochen werden. Weitergehend ist die Frage
zu klären, welche Bedeutung dem Kompetenzbegriff im Bereich der
beruflichen Bildung zuerkannt wird und in welchem Sinne eine
berufspädagogische Konnotation von Kompetenz existiert. Aus diesen
Erläuterungen heraus werden im ersten Zwischenfazit die wesentlichen
Merkmale von Kompetenz im Bereich beruflicher Bildung herausgearbeitet,
um die im Rahmen dieser Arbeit zu analysierenden Komponentenmodelle
beurteilen zu können.
Im dritten Kapitel werden dann wesentlichen Merkmale von Stufenmodellen
herausgearbeitet. Dabei werden verschiedene theoretische Ansätze zur
Kompetenzstufung analysiert. Zu fragen ist in diesem Zusammenhang, in
welcher Weise die verschiedenen Ansätze eine mögliche Kompetenzstufung
modellieren und wie die verschiedenen Modellierungen zusammen hängen.
In welchem Maße bilden die verschiedenen Ansätze die in Kapitel 2 zu
erarbeitenden Kompetenzmerkmale ab?
In einem zweiten Zwischenfazit werden dann die verschiedenen
Stufungsansätze zueinander in Bezug gesetzt. Dabei werden die
wesentlichen Kriterien zur Analyse der verschiedenen Stufenmodellierungen
in Kapitel 4 herausgearbeitet.
Im vierten Kapitel werden die oben genannten Modellierungsansätze jeweils
als Komponenten- und Stufenmodell analysiert, wobei die Analyse der
Begriffliche Abgrenzung und Problemstellung 4
Stufenmodelle anhand exemplarisch ausgewählter Deskriptoren erfolgt. Als
Analysegrundlage dienen die in Kapitel 2 und 3 erarbeiteten Ansätze. Dabei
muss geklärt werden, in welchem Maße die verschiedenen
Modellierungsansätze die in Kapitel 2 und 3 herausgearbeiteten Merkmale im
jeweiligen Komponenten- und Stufenmodell abbilden. Dabei orientiert sich
die Analyse an folgenden Leitfragen: Welcher Kompetenzbegriff wird dem
jeweiligen Modell zugrunde gelegt und harmoniert dieser mit den in Kapitel 2
herausgearbeiteten Kompetenzmerkmalen? Wie werden Komponenten- und
Stufenmodelle formuliert? Erfasst das jeweilige Komponentenmodell die
wesentlichen Merkmale beruflicher Kompetenz, oder bildet es nur eine
Teildimension ab? Entspricht die Modellstufung den in Kapitel 3
dargestellten Stufungsmethoden, oder wurde ein anderer Weg zur
Kompetenzstufung gewählt? Ist eine theoretische Fundierung erkennbar? Ist
die Kompetenzstufung stringent oder unsystematisch? Beziehen sich die
Stufen auch auf die Komponenten?
Das fünfte Kapitel enthält eine Zusammenfassung der wesentlichen
Erkenntnisse und eine abschließende Würdigung der Modellierungsansätze.
Der Kompetenzbegriff 5
2 Der Kompetenzbegriff
Verschafft man sich einen Überblick über die zahlreichen wissenschaftlichen
Beiträge zum Begriff der Kompetenz, so kommt man schnell zu der Einsicht,
dass eine große Divergenz zwischen den verschiedenen
Kompetenzdefinitionen sowohl inter- wie intradisziplinär besteht.
Der Begriff der Kompetenz wird heute in fast allen Bereichen des beruflichen
und privaten Alltags verwendet. Schlagwörter wie Medienkompetenz,
Handlungskompetenz oder Sozialkompetenz treten sowohl im
wissenschaftlichen als auch in nicht-wissenschaftlichen Publikationen
vermehrt auf.6
Jedoch scheint es nicht so zu sein, dass die jeweiligen Autoren alle ein
identisches Verständnis des Kompetenzbegriffs teilen. So bemerken
ERPENBECK und VON ROSENSTIEL, dass, obwohl der Kompetenzbegriff
vielerorts verwendet wird, die Begriffsauffassung selbst nicht klar sei.7
WEINERT spricht von einem inflationären Gebrauch des
Kompetenzbegriffes, da diesem eine eindeutige Definition fehle, dem Begriff
selbst jedoch eine Vielzahl von Bedeutungen zugemessen werde.8
Noch provokanter formuliert es WEISS, der den Kompetenzbegriff als
„begriffliche Stopfgans“ bezeichnet in Anlehnung an GEISSLER und
ORTHEY, die dem Begriff der Schlüsselqualifikation dieses Attribut
angeheftet haben.9 Beide Begriffe eröffnen ein breites Spektrum an
Interpretations- und Bedeutungsmöglichkeiten und entziehen sich damit
einer genauen Verortung.
Im Folgenden werden daher die in den verschiedenen wissenschaftlichen
Bereichen anzutreffenden Begriffskonnotationen dargestellt und der Versuch
unternommen, die wesentlichen Merkmale des Begriffes zu fassen.
6 Vgl. z.B. GAPSKI, Harald (2001), der von Computer- und Medienkompetenz spricht, BAYER, Hermann (1995), der von Coachingkompetenz spricht, oder NORTH, Klaus (1999), der Selbstorganisationskompetenz erläutert. 7 Vgl. ERPENBECK, John; VON ROSENSTIEL, Lutz (2003), IX 8 Vgl. WEINERT, Franz E. (2001), S. 45 9 Vgl. WEISS, Reinhold (1999), S. 436; GEISSLER, Karlheinz; ORTHEY, Frank (1993), S. 40
Der Kompetenzbegriff 6
2.1 Der allgemeine Kompetenzbegriff
Aus etymologischer Perspektive werden mit dem Kompetenzbegriff zwei
Bedeutungen verbunden10:
1. eine juristische Bedeutung, welche eine rechtliche Erlaubnis oder
Befugnis ausdrückt.
2. eine funktionelle Bedeutung, welche Personenfähigkeit ausdrückt im
Sinne von Können oder Befähigung.
Ein vielgenannter Ansatz zur Erschließung einer möglichen
Begriffsbedeutung von Kompetenz ist das Kompetenz-Performanz-Modell
des Sprachwissenschaftlers CHOMSKY. Dieser fasst im Bereich der
Linguistik Kompetenz als die Fähigkeit auf, mit einer endlichen Anzahl von
Regeln eine unendliche Anzahl von Sätzen selbstorganisiert produzieren und
Sätze verstehen zu können, die nie zuvor gehört wurden.11
Kompetenz ist in diesem Sinne ein theoretisches Konstrukt, welches die
Brücke von einer begrenzten Vorausstattung zu einem über die
Möglichkeiten der Vorausstattung hinausgehenden Ergebnis in Form von
Performanz schlägt. Kompetenz kann als Potential oder Disposition in der
Person aufgefasst werden, welches eine Fähigkeit zum Handeln impliziert.12
Kompetenz ist folglich von Performanz abzugrenzen.
Mit diesem Ansatz verbunden ist eine grundsätzliche Kompetenz-
Performanz-Problematik, da Kompetenz als Potential aufgefasst nicht direkt
beobachtet, sondern nur indirekt über ihren Ausdruck in einer bestimmten
Performanz auf diese geschlossen werden kann. Kompetenzen sind
demnach nicht vollständig erfassbar, da es unmöglich ist, umfassende
objektive Erkenntnisse über eine subjektive Ausprägung zu erlangen.13
ERPENBECK und VON ROSENSTIEL fassen Kompetenzen als
Dispositionen selbstorganisierten Handelns auf. In diesem Sinne grenzen
sich Kompetenzen auch ab von Qualifikationen, welche
10 Vgl. MAX, Charles (1999), S. 37 ff 11 Vgl. CHOMSKY, Noam (1980), erwähnt z.B. in WEINERT, Franz. E. (1999), S. 7 oder ERPENBECK, John; VON ROSENSTIEL, Lutz (2003), X 12 Vgl. GILLEN, Julia; KAUFHOLD, Marisa (2003), S. 367 13 Vgl. Ebenda (2003), S. 367
Der Kompetenzbegriff 7
Leistungsdispositionen in Form von Wissen und Fertigkeiten abbilden.14
Dieser Ansatz lehnt sich folglich stark an der Kompetenzauffassung von
CHOMSKY im Sinne einer Dispositionsauffassung von Kompetenz an.
Auch WEINBERG folgt der Unterscheidung von Kompetenz und
Qualifikation. Kompetenzen bezeichnen demnach „…alle Fähigkeiten,
Wissensbestände und Denkmethoden, die ein Mensch in seinem Leben
erwirbt und betätigt.“15 Qualifikationen beinhalten im Gegensatz zu
Kompetenzen nur die durch Prüfungen zertifizierten Leistungen. In diesem
Sinne verweist der Kompetenzbegriff auf das tatsächliche Wissen und
Können einer Person.16 Dieser Ansatz formuliert Kompetenz nicht im Sinne
einer Disposition oder eines Potentials. Kompetenz umfasst hier das
gesamte Leistungsspektrum einer Person, welches auch zur Anwendung
kommt.
Als Schnittmenge aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen definiert
WEINERT in seinem für die OECD verfassten Gutachten „Concepts of
Competence” Kompetenz als „…a roughly specialized system of individual
and/ or collective abilities, proficiencies, or skills that are necessary to reach
a specific goal.“17 Und an anderer Stelle fasst er zusammen: dass „it
[competence, der Verf.] is always concerned with the necessary learning
dispositions that are acquired by individuals and/ or the members of social
groups and that must be used to solve demanding problems. The concept of
competence refers to an individually or interindividually available collection of
prerequisites for successful action in meaningful task domains.”18 Anhand
dieser Erläuterungen lassen sich weitere wesentliche Merkmale von
Kompetenz ausmachen. Kompetenz ist Voraussetzung für zielgerichtetes
Handeln in einem bestimmten Bereich, der als Domäne bezeichnet wird. Das
System von Fähigkeiten, Expertise und Fertigkeiten zur Zielerreichung bleibt
an sich unklar. Obwohl in diesen Erläuterungen Kompetenz auch auf
Gruppen bezogen wird, ist der Subjektbezug als wesentliches Merkmal
14 Vgl. ERPENBECK, John; VON ROSENSTIEL, Lutz (2003), XI 15 WEINBERG, Johannes (1996), S. 3 16 Vgl. Ebenda (1996), S. 3 17 WEINERT, Franz E. (1999), S. 4 18 Vgl. Ebenda (1999), S. 5
Der Kompetenzbegriff 8
herauszustellen, da es im Wesentlichen immer um Potentiale der einzelnen
Person geht.19
Eine weitere Erläuterung von WEINERT, die auch KLIEME et al. in der
Expertise zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards aufnehmen, weist
auf die Mehrdimensionalität von Kompetenz hin.20 Kompetenz beinhaltet
kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten in Verbindung mit motivationalen,
volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten zur erfolgreichen
Problemlösung.21 Der hervorgehobene Bezug auf kognitive Komponenten
von Kompetenz ist in weiterem Zusammenhang wesentlich, da die PISA-
Studie wie auch die Formulierung nationaler Bildungsstandards diese
Fokussierung weiterführen.22
Begründet wird dieser Ansatz durch die Domänenbezogenheit von
Kompetenz, ausgedrückt in fachlichen Leistungen. Diese sind es, die eine
erfolgreiche Problemlösung bzw. Aufgabenerfüllung wesentlich bedingen.
Zudem ergibt sich als pragmatischer Grund im Bezug auf
Kompetenzmessungen, dass fachspezifische Tests wesentlich weiter
entwickelt sind als Tests zur Erfassung fachübergreifender Kompetenzen.23
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Auffassung, dass Kompetenz in
verschiedenen Niveauausprägungen existiert. So differenzieren KLIEME et
al. Kompetenzstufen nach der qualitativen Ausprägung der kognitiven
Prozesse und Handlungen auf einer Niveaustufe.24 Die hier erläuterten
Merkmale von Kompetenz lassen sich in folgender Abbildung 1
zusammenfassen:
19 Vgl. WEINERT, Franz E. (1999), S. 5 20 Die Erläuterungen von WEINERT haben wissenschaftlich einen hohen Stellenwert, was nicht zuletzt durch deren häufigen Bezug belegt wird, so z.B. in ERPENBECK, VON ROSENSTIEL (2003), XXXI oder BAUMERT, Jürgen et al. (2001), S. 73 21 Vgl. WEINERT, Franz E. (2001), S 27; KLIEME, Eckhard et al. (2003), S. 72 22 Der Bezug in den Bildungsstandards wird in der Expertise von KLIEME et al. deutlich, vgl. KLIEME et. al (2003), S. 75 23 Vgl. WEINERT, Franz E. (2001), S 27 24 Vgl. KLIEME, Eckhard et al. (2003), S. 22
Der Kompetenzbegriff 9
motivational
Kompetenz
domänenbezogen subjektbezogen
perfomanzbezogen
Wissensbezogen,Fähigkeiten undFertigkeiten
zielbezogen
Potentialcharakter
mehrdimensional
kognitiv
volitional
sozial
Abbildung 1: Kompetenzmerkmale
2.2 Der Kompetenzbegriff in der Berufs- und
Wirtschaftspädagogik
Der Kompetenzbegriff tritt in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik erstmals
Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Wesentlich durch
die Einflüsse der pädagogischen Anthropologie von ROTH25 geprägt,
formulierte der DEUTSCHE BILDUNGSRAT 1974 Kompetenz als „Lernerfolg
im Hinblick auf den Lernenden selbst und seine Befähigung zu
selbstverantwortlichem Handeln im privaten, beruflichen und
gesellschaftlichen Bereich.“26
Diese Formulierung findet sich in den Handreichungen für die Erarbeitung
von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den
berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule wieder.27 In der näheren
Begriffsbestimmung wird Kompetenz als „…Lernerfolg in Bezug auf den
25 Vgl. ROTH, Heinrich (1966) und ROTH, Heinrich (1971) 26 DEUTSCHER BILDUNGSRAT (1974), S. 65 27 Vgl. KMK (2000), S. 9
Der Kompetenzbegriff 10
einzelnen Lernenden und seine Befähigung zu eigenverantwortlichem
Handeln in privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Situationen…“28
definiert. In dieser Formulierung finden sich einige der Merkmale zum
allgemeinen Kompetenzbegriff wieder. So formuliert die KMK Kompetenz
auch subjektbezogen. Ebenso schlägt sich Kompetenz in einer Befähigung
nieder, also einer erfolgreichen Bewältigung von Aufgaben bzw. Problemen.
In Abgrenzung zu oben erläutertem Domänenbezug wird ein breites
Spektrum von privatem, beruflichem und gesellschaftlichem Bereich
formuliert. Das Attribut der Kompetenz bezieht sich hier also nicht mehr auf
eine einzelne Domäne, sondern auf alle Domänen der Lebenswelt. Die
wesentlichen Kompetenzmerkmale sind enthalten, die Bandbreite und damit
auch ein mögliches Anforderungsniveau sind wesentlich erweitert.
Kompetenz als individuellen Lernerfolg aufzufassen, eröffnet folglich auch
einen Weg zum Erwerb eben dieser, nämlich über Lernprozesse. Damit wird
Kompetenzerwerb durch Lernen ermöglicht und zum Ziel einer
Berufsausbildung.
Der Erwerb von Kompetenz ist somit als festes Bildungsziel in der Berufs-
und Wirtschaftspädagogik verankert. Dabei wird allgemeine Kompetenz
durch eine Handlungskomponente erweitert in Handlungskompetenz. Der
Kompetenzbegriff wird damit einer Präzisierung unterworfen, die im
folgenden Abschnitt weiter erläutert wird.
2.3 Der Begriff der beruflichen Handlungskompetenz
Berufliche Handlungskompetenz stellt das Zielkonzept beruflicher Bildung
dar. So erhebt die KMK in ihren Handreichungen für die Erarbeitung von
Rahmenlehrplänen für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule
Handlungskompetenz zum Hauptziel beruflicher Bildung.29
Ebenso hat das Konzept seinen Niederschlag in der aktuellen Novellierung
des Berufsbildungsgesetzes gefunden, in dem Handlungskompetenz in Form
von „berufliche Handlungsfähigkeit“ als zentraler Zielbegriff formuliert wird.30
Ebenso wie der allgemeine Kompetenzbegriff keine einheitliche Bedeutung
hat, existieren mehrere Ansätze zur Formulierung beruflicher
28 KMK (2000), S. 9 29 Vgl. KMK (2000), S. 9 30 Vgl. BBiG (2005), § 1 und §38
Der Kompetenzbegriff 11
Handlungskompetenz. Die wesentlichen Ansätze werden im Folgenden
dargelegt.
2.3.1 Der Ansatz der KMK
In den Handreichungen der KMK wird Handlungskompetenz definiert als
„…die Bereitschaft und Fähigkeit des einzelnen, sich in beruflichen,
gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie
individuell und sozial verantwortlich zu verhalten.“31
Folglich stellt berufliche Handlungskompetenz einen Ausschnitt allgemeiner
Handlungskompetenz dar, da diese speziell auf die Bereitschaft und
Fähigkeit im beruflichen Kontext abzielt.32
Handlungskompetenz ist nach diesem Ansatz subjektzentriert und erfasst
somit auch die individuelle Disposition zu neuen Handlungsformen,
entsprechend den Erläuterungen zur allgemeinen Kompetenz.33
Ebenso wird mit der Formulierung der Kompetenz als „Bereitschaft und
Fähigkeit“ das Potential eine Handlung zu vollziehen im Sinne eines
„Könnens“ mit der Bereitschaft zur Ausführung im Sinne eines „Wollens“
verknüpft.34
Der wesentliche Unterschied zu den Erläuterungen zur allgemeinen
Kompetenz besteht im Bezug auf das Verhalten des Einzelnen. Verhalten im
Sinne von Handeln, also der wirklichen Umsetzung des vorhandenen
Potentials, wird hier als Schwerpunkt gesehen.
Das Konstrukt der Handlungskompetenz wird von der KMK durch die Trias
von Fach-, Personal- und Sozialkompetenz konkretisiert und folgt dem
Merkmal der Mehrdimensionalität von Kompetenz.
Dabei bezeichnet Fachkompetenz „…die Bereitschaft und Fähigkeit, auf der
Grundlage fachlichen Wissens und Könnens Aufgaben und Probleme
zielorientiert, sachgerecht, methodengeleitet und selbständig zu lösen und
das Ergebnis zu beurteilen.“35
Demnach zeichnet sich Fachkompetenz durch folgende Merkmale aus:
- Fachliches Wissen und Können
31 KMK (2000) , S. 9 32 Vgl. BADER, Reinhard (2000), S. 40 33 Vgl. dazu auch die Erläuterungen von BADER, Reinhard (1989), S. 74 34 Vgl. GILLEN, Julia; KAUFHOLD, Marisa (2003), S. 367 35 KMK (2000), S. 9
Der Kompetenzbegriff 12
- Zielorientierung auf die sachgerechte, methodengeleitete und
selbständige Lösung von Aufgaben und Problemen
- Lösung der Probleme und Aufgaben
- Beurteilung der erreichten Ergebnisse
- Bereitschaft und Fähigkeit
Mit diesem Ansatz erfolgt eine nähere Ausformulierung von
Handlungskompetenz. In dieser Auffassung finden sich wesentliche
Merkmale aus dem allgemeinen Kompetenzbegriff wieder, wie z. B. die
Ausformulierung in einer Bereitschaft und Fähigkeit oder die Problem- und
Aufgabenlösung auf der Grundlage fachlichen Wissens und Könnens. Die
kognitive Komponente von Kompetenz wir durch Wissen und Können erfasst.
Über die Erläuterungen zur allgemeinen Kompetenz hinaus geht der Aspekt
der Lösungsbewertung, womit Handlungskompetenz ein reflexives Element
erhält.
Weiter wird Personalkompetenz definiert als „…Bereitschaft und Fähigkeit,
als individuelle Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und
Einschränkungen in Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu
durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie
Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln.“36 Ergänzt wird diese Definition
um personale Eigenschaften wie Selbständigkeit, Kritikfähigkeit,
Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein,
die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbst bestimmte
Bindung an Werte.37 Durch die Aufzählung einzelner Eigenschaften ist es
für die Personalkompetenz um einiges schwieriger, einzelne Komponenten
auszumachen. Im Kern scheinen folgende Komponenten enthalten zu sein:
- die eigene Lebenssituation durchdenken und beurteilen können
- sich selbst weiter zu entwickeln
Im Wesentlichen weisen die genannten Attribute auf eine
Selbstreflexionsfähigkeit hin, die die Person in ihren Beurteilungen dann
auch zum Handeln bewegt.
36 Ebenda (2000), S. 9 37 Vgl. Ebenda (2000), S. 9
Der Kompetenzbegriff 13
Sozialkompetenz wird wie folgt definiert als „…die Bereitschaft und Fähigkeit,
soziale Beziehungen zu leben und zu gestalten, Zuwendungen und
Spannungen zu erfassen, zu verstehen sowie sich mit anderen rational und
verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen und zu verständigen. Hierzu
gehört insbesondere auch die Entwicklung sozialer Verantwortung und
Solidarität.“38 Hier geht es im Wesentlichen darum, dass das eigene Handeln
immer Auswirkungen auf andere Individuen hat. Kompetent handeln heißt
also auch immer, Beziehungen zu Menschen zu stiften und zu
berücksichtigen.
Es lässt sich zusammenfassen, dass die Erläuterungen zu Fach-, Personal-
und Sozialkompetenz die jeweilige Kompetenz als eine bestimmte Form von
Bereitschaft (Wollen) und Fähigkeit (Können) formulieren. Dabei ist
Fachkompetenz auf die selbständige Lösung von beruflichen Aufgaben und
Problemen inklusive Beurteilung und Weiterentwicklung des Handels
bezogen, Personalkompetenz auf die Reflexion des eigenen Handels und
Sozialkompetenz auf das soziale Eingebundensein des eigenen Handels
gerichtet. Die damit gemachten Erläuterungen ergänzen und erweitern somit
den allgemeinen Kompetenzbegriff.
Dass diese Ansätze pädagogisch orientiert sind, zeigt die Anlehnung der
Erläuterungen an die Pädagogische Anthropologie von ROTH.39
ROTH sieht die Erziehung zu „moralisch mündiger Handlungsfähigkeit als
Selbstbestimmung“ als oberstes Bildungsziel an.40 Die Erreichung dieses
Zieles ist von verschiedenen Lernprozessen abhängig, welche Sach-, Selbst-
und Sozialkompetenz herausbilden sollen. Sachkompetenz wird hier als
sacheinsichtiges Verhalten und Handeln aufgefasst, Sozialkompetenz als
sozialeinsichtiges Verhalten und Handeln und Selbstkompetenz als
werteinsichtiges Verhalten und Handeln.41 In diesem Sinne geht die
ROTHsche Auffassung von Sachkompetenz über die Formulierung der KMK
zur Fachkompetenz, die stark funktionalistisch formuliert ist, hinaus. Stark
entsprechen sich jedoch die Auffassungen zur Sozialkompetenz und
Personal- bzw. Selbstkompetenz.
38 KMK (2000), S. 9 39 Vgl. ROTH, Heinrich (1966) und ROTH, Heinrich (1971) 40 Vgl. ROTH, Heinrich (1971), S. 388 41 Vgl. Ebenda (1971), S. 448
Der Kompetenzbegriff 14
In den Handreichungen der KMK werden zusätzlich Methoden- und
Lernkompetenz aufgeführt, die Fach-, Personal- und Sozialkompetenz zur
Voraussetzung haben, dann jedoch nicht näher erläutert werden.42
2.3.2 Der Ansatz von BADER
BADER bezieht sich in seinen Erläuterungen auf den Ansatz der KMK43,
erweitert diesen aber um einige Aspekte. So wird Fachkompetenz ergänzt
um „extrafunktionale Qualifikationen“ in Form von logischem, analytischem,
abstrahierendem und integrierendem Denken und die Erfassung von
System- und Prozesszusammenhängen. 44 Die in den KMK-Handreichungen
nicht näher erläuterte Methodenkompetenz definiert BADER als „…Fähigkeit
und Bereitschaft zu zielgerichtetem, planmäßigem Vorgehen bei der
Bearbeitung beruflicher Aufgaben und Probleme.“45 Methodenkompetenz
baut stark auf Selbständigkeit auf, da berufliche Aufgaben und Probleme
durch selbständige Auswahl von Verfahren und Strategien bewältigt bzw.
gelöst werden sollen.46
Zusätzlich zu Fach-, Personal-, Sozial- und Methodenkompetenz werden
kommunikative Kompetenz und Lernkompetenz als Bestandteile von
beruflicher Handlungskompetenz erörtert. Auch diese beiden weiteren
Komponenten bilden sich in einer Bereitschaft und Fähigkeit ab. Dabei
erfasst kommunikative Kompetenz die Bereitschaft und Fähigkeit
„…natürliche (von Menschen gesprochene) und formale (Formel, Grafik, …)
Sprachen zu verstehen, zu sprechen und weiterzuentwickeln sowie
Sprechsituationen differenziert wahrzunehmen und mitzugestalten.“47
Ebenso wird Lernkompetenz definiert als Bereitschaft und Fähigkeit
„…Informationen über Sachverhalte und Zusammenhänge selbständig und
gemeinsam mit anderen zu verstehen, auszuwerten und in gedankliche
Strukturen einzuordnen.“48 Ergänzt wird diese Definition um die Bereitschaft
42 Vgl. KMK (2000), S. 9 43 BADER war Mitglied der Arbeitsgruppe, welche Formulierungsvorschläge für die Handreichungen der KMK erarbeitet hat. In diesem Sinne entsprechen die von ihm gemachten Definitionen denen der KMK. 44 Vgl. BADER, Reinhard (1991), S. 443 45 Ebenda (1990), S. 12 46 Vgl. Ebenda (1990) S. 12 47 Vgl. Ebenda (2000), S. 40 48 BADER, Reinhard (2000), S. 41
Der Kompetenzbegriff 15
und Fähigkeit, Lerntechniken und Lernstrategien zu entwickeln und für die
eigene Weiterbildung zu nutzen.49
Mit den Erläuterungen von BADER offenbart sich die Problematik der
Ausdifferenzierung der verschiedenen Kompetenzdimensionen, welche
ähnlich wie bei der Problematik der Schlüsselqualifikationen zu immer
weiteren Kompetenzdimensionen führt, welche in diesem Zuge immer
expliziter bestimmte Facetten beruflicher Anforderungen beschreiben.
Letztlich führt dieser Weg jedoch nur zu großen und unüberschaubaren
Anforderungskatalogen. Wesentlich für den Kompetenzbegriff ist jedoch die
Fokussierung auf wenige entscheidende Kompetenzkomponenten, welche
unabhängig von den jeweiligen Anforderungsmerkmalen die
Handlungspotentiale einer Person erfassen.
2.3.3 Der Ansatz von REETZ
Auf den Ansätzen von ROTH aufbauend hat der Wirtschaftspädagoge
REETZ berufliche Handlungskompetenz konkretisiert. Kompetenzen sind
demnach als „Persönlichkeitspotentiale“ aufzufassen. Mit dem Begriff der
beruflichen Handlungskompetenz wird ein berufsbezogenes
Fähigkeitenpotential beschrieben, welches dem Menschen ein Handeln in
konkreten beruflichen Situationen ermöglicht.50
Auch REETZ stellt die Verbindungen zur linguistischen Kompetenztheorie
von CHOMSKY her, stellt jedoch in Unterscheidung fest, dass in
CHOMSKYs Ansatz sprachliche Kompetenzen angeboren sind, der
pädagogische Ansatz jedoch von einem Erwerb von Kompetenzen ausgeht.
Somit findet sich in diesem Ansatz auch ein wesentliches Merkmal des
allgemeinen Kompetenzbegriffes wieder, nämlich der Potentialcharakter.
Nach diesem Ansatz erfolgt eine Aufschlüsselung beruflicher
Handlungskompetenz in Sach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz.
Dabei definiert REETZ wie folgt:
„Sachkompetenz betrifft die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit des
Individuums, d.h. die Fähigkeit zu sacheinsichtigem und problemlösendem
Denken und Handeln.“51 Damit wird explizit der Bezug zu kognitiven
49 Vgl. Bader, Reinhard (2000), S. 41 50 Vgl. REETZ, Lothar (1999), S. 38 51 Ebenda (1999), S. 41
Der Kompetenzbegriff 16
Komponenten aufgezeigt. Kognitive Leistungsfähigkeit bedingt folglich
Sachkompetenz. Im Gegensatz zur KMK wird Methodenkompetenz präzisiert
als eine Erweiterung der Sachkompetenz. Demnach wird
Methodenkompetenz herausgebildet durch ein breites und flexibles Inventar
an Handlungsalgorithmen und Heurismen.52
REETZ erläutert Sozialkompetenz wie folgt: „Sozialkompetenz betrifft ebenso
kooperatives und solidarisches, wie sozialkritisches und kommunikatives
Handeln können.“53 Diese Kompetenzdimension bezieht sich auf
verschiedene Qualitäten des Umgangs mit Mitmenschen. Kooperativer
Umgang mit den verschiedenen Menschen aus der individuellen Lebenswelt
ist ebenso wie Solidarität ein Merkmal von Sozialkompetenz. Das Merkmal
der Sozialkritik ist dabei eine weitere wichtige Komponente im Sinne der
ROTHschen moralisch mündigen Handlungsfähigkeit.
In der Auffassung zur Selbstkompetenz treten die Bezüge zu den Ansätzen
von ROTH ebenso deutlich hervor. Selbstkompetenz wird bestimmt als
„…Fähigkeit zu moralisch selbstbestimmtem humanen Handeln. Dazu gehört
neben der Behauptung eines positiven Selbstkonzeptes (Selbstbildes) vor
allem die Entwicklung zu moralischer Urteilsfähigkeit.“54
Auf diesen Erläuterungen aufbauend entwickelt REETZ eine
Komplexionshierarchie, die als erster Ausgangspunkt einer
Operationalisierung beruflicher Handlungskompetenz betrachtet werden
kann. Die Graduierung beruflicher Handlungskompetenz erfolgt über die
Ausprägung der für die verschiedenen Kompetenzen typischen Indikatoren.
So kann Verhandlungsfähigkeit als Indikator für Sozialkompetenz dienen und
somit eine zumindest indirekte Messung ermöglichen. Dieser Ansatz ist in
Abbildung 2 aufgeführt.
52 Vgl. REETZ, Lothar (1999), S. 41 53 Ebenda (1999), S. 42 54 Ebenda (1999), S. 41
Der Kompetenzbegriff 17
Handlungs-
Kompetenz
Selbst-Kompetenz
Sozial-KompetenzSach-/
Methoden-Kompetenz
Persönlich-charakterliche
Grundfähigkeiten
KommunikativeFähigkeitenAllgemeine
kognitiveLeistungsfähigkeit
- Initiative- Verantwortung - Fähigkeit zur Erfassung
komplexer Situationen (Denken in Zusammen-hängen)
- Problemlösungsfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit(sozial-kommunikativ)
- Verhandlungsfähigkeit(marktkommunikativ)
Abbildung 2: Komplexionshierarchie nach REETZ55
2.3.4 Der Ansatz von BUNK
Den Erläuterungen von REETZ steht der Ansatz von BUNK zur Bestimmung
beruflicher Handlungskompetenz gegenüber.
BUNK verdeutlicht seinen Ansatz anhand einer historischen Darstellung der
an einen Arbeitsplatz gestellten Anforderungen. So wurde bis in die 1960er
Jahre hinein in den anerkannten industriellen Ausbildungsberufen auf das
„Berufskönnen“ abgezielt, welches Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten
beinhaltete, die bei der Ausführung fest umschriebener einzelberuflicher und
unselbständiger Tätigkeiten notwendig waren. Zum Ende der 1960er Jahre
hin taucht der Leitbegriff der Qualifikationen auf, der über das Berufskönnen
hinaus die Attribute Flexibilität und Selbständigkeit auf breiter Berufsbasis
beinhaltet. Berufliche Kompetenz ist eine abermalige Erweiterung des
Qualifikationsbegriffes, jetzt jedoch in qualitativer Weise, da dispositive,
organisatorische und selbstorganisatorische Elemente enthalten sind.56
55 Modifiziert entnommen aus REETZ, Lothar (1999), S. 6 56 Vgl. BUNK, Gerhard P. (1994), S. 9-10
Der Kompetenzbegriff 18
In diesem Sinne leitet BUNK seine Definition beruflicher Kompetenz ab:
„…Berufliche Kompetenz besitzt derjenige, der über die erforderlichen
Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten eines Berufs verfügt,
Arbeitsaufgaben selbständig und flexibel lösen kann sowie fähig und bereit
ist, dispositiv in seinem Berufsumfeld und innerhalb der Arbeitsorganisation
mitzuwirken.“57
Diesem funktionalistischen Ansatz folgend bildet sich berufliche
Handlungskompetenz aus Fach-, Methoden-, Sozial- und
Mitwirkungskompetenz.
In diesem Sinne verweist Fachkompetenz auf eine fundierte berufliche
Zuständigkeit für einen Arbeitsbereich, die auf Kenntnissen und Fertigkeiten
basiert. Methodenkompetenz begründet sich durch die Fähigkeit, in
beruflichen Situationen verfahrensmäßig angemessen reagieren zu können,
selbstständig Probleme lösen zu können und Erfahrungen auf neue
Probleme übertragen zu können. Sozialkompetenz bezieht sich auf
Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit und auf das Verhalten in
Gruppen und mit Mitmenschen. Mitwirkungskompetenz zeichnet sich aus in
der Fähigkeit des konstruktiven Mitgestaltens der Arbeitsumgebung, einer
dispositiven Organisationsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und der Fähigkeit
der Verantwortungsübernahme.58
Der Ansatz von BUNK formuliert berufliche Handlungskompetenz aus einer
anforderungsorientierten Perspektive. Kompetenz ist demnach all das, was
ein Beschäftigter an Fähigkeiten besitzen muss, um den aktuellen
Anforderungen eines Arbeitsplatzes gerecht zu werden. Der Ansatz ist
folglich betriebswirtschaftlich ausgerichtet im Gegensatz zu REETZ, dessen
Erläuterungen stark pädagogisch orientiert sind.
2.3.5 Der Ansatz von EULER und HAHN
Ein weiterer Ansatz zur Bestimmung beruflicher Handlungskompetenz wird
von EULER und HAHN formuliert. Dieser zeigt ebenso wie die
Komplexionshierarchie von REETZ eine Möglichkeit zur Operationalisierung
auf.
57 BUNK, Gerhard P. (1994), S. 10 58 Vgl. Ebenda (1994), S. 11
Der Kompetenzbegriff 19
Der Ansatz ergibt sich aus der Perspektive der spezifischen Bezugspunkte
menschlichen Handelns. Als solche werden Sachen, andere Menschen und
die eigene Person kategorisiert. Der Umgang mit den Herausforderungen
dieser drei Bezugspunkte erfordert bestimmte Kompetenzen, die folglich als
Sach-, Sozial- und Selbstkompetenz bezeichnet werden. Sachkompetenz
bezieht sich auf den Umgang mit materiellen oder symbolischen Objekten
der Natur und Kultur. Sozialkompetenz zielt auf den Umgang mit anderen
Menschen in unterschiedlichen Situationen und Selbstkompetenz bezieht
sich auf den Umgang mit der eigenen Person.59
Weitergehend als die bisher erläuterten Ansätze erläutern EULER und HAHN
explizit die graduelle Ausprägung der Kompetenzbereiche. Damit wird
Kompetenz explizit in verschiedenen Niveauausprägungen gedacht.
Begründet wird dieser Ansatz durch ein Konstrukt unterschiedlicher
Handlungsdimensionen, womit der Handlungskomponente besondere
Bedeutung zugemessen wird. Die Dimensionen seien im Folgenden
erläutert.60
1. Dimension des Erkennens
Hier stehen kognitive Handlungsschwerpunkte im Vordergrund in Form von
Wissen über Sachen, die Beziehungen zu anderen Menschen oder die
eigene Person. Diese Wissensdimension wird gestuft nach der
BLOOMschen Taxonomie in Reproduzieren, Verstehen, Anwenden,
Analysieren, Entwerfen und Evaluieren.61
2. Dimension des Wertens
In dieser Dimension nimmt das Subjekt eine bestimmte Einstellung bzw.
affektive Haltung gegenüber Sachen, in der Beziehung zu anderen
Menschen oder zu sich selbst in Bezug auf bestimmte Kriterien ein. Diese
Kriterien können z. B. moralischer oder ästhetischer Art sein oder sich auf die
Nützlichkeit beziehen. Auch in dieser Dimension können verschiedene
Ausprägungen existieren wie z. B. sich für etwas nur zu interessieren oder es
zu akzeptieren.
59 EULER, Dieter; HAHN, Angela (2004), S. 129-130 60 Vgl. EULER, Dieter; HAHN, Andrea (2004), S. 130-131 61 Nähere Erläuterungen zur Taxonomie von BLOOM et al. siehe Kapitel 3.1
Der Kompetenzbegriff 20
3. Dimension des Könnens
Diese Dimension wird charakterisiert von gestaltendem Handeln. Sachen, die
Beziehungen zu anderen Menschen oder die eigene Person werden
bearbeitet, verändert oder neu konstruiert.
Aus diesen Erläuterungen ergibt sich eine Matrix, die in Abbildung 3
dargestellt ist.
Handlungs-
dimensionen
Handlungs-
kompetenzbereiche
Erkennen
(Wissen)
Werten
(Einstellungen)
Können
(Fertigkeiten)
Sachkompetenzen
Sozialkompetenzen
Selbstkompetenzen
Reproduzieren Verstehen Anwenden Analysieren Entwerfen Evaluieren
z.B. sich interessieren, zuwenden, sich begeistern z.B. tolerieren, respektieren, akzeptieren, billigen, vertrauen, sich verständigen, durchsetzen, anpassen z.B. zulassen, beachten, sich einlassen
z.B. (an)fertigen, produzieren, erzeugen, verrichten, (be)arbeiten, machen, (um)formen, konstruieren z.B. klären, interpretieren, artikulieren, Feedback geben, (aus)prägen), steuern, kultivieren
Abbildung 3: Kompetenzbereiche und Handlungsdimensionen nach EULER und
HAHN62
Die verschiedenen Dimensionen von Erkennen über Werten zum Können
beziehen sich auf alle drei Kompetenzbereiche. Wissen über Sachen kann
also z. B. nur reproduziert werden auf der niedrigsten Kompetenzstufe oder
aber evaluiert werden auf der höchsten Kompetenzstufe. In diesem Sinne
wird ein relatives Kompetenzverständnis erläutert, bei dem Kompetenz nicht
als solches definiert wird, sondern sich nur auf bestimmte Bereiche bezieht
(hier die Beziehung zu Sachen, anderen Menschen und der eigenen Person)
und innerhalb dieser Dimensionen verschiedene Ausprägungen aufzeigt.
62 Modifiziert entnommen aus EULER, Dieter; HAHN, Angela (2004), S. 131
Der Kompetenzbegriff 21
2.4 Zwischenfazit
Vergleicht man die verschiedenen erläuterten Ansätze von REETZ, BADER,
BUNK und EULER und HAHN, so lassen sich sowohl Gemeinsamkeiten wie
Unterschiede feststellen. Am stärksten pädagogisch orientiert sind die
Erläuterungen von REETZ, der den Kompetenzbegriff nicht nur als ein
notwendiges Charakteristikum zur Erfüllung aller an einen Beschäftigten
gestellten Anforderungen sieht. Natürlich soll berufliche
Handlungskompetenz eine erfolgreiche Bewältigung aller Aufgaben und
Probleme eines Arbeitsplatzes ermöglichen. Doch ein pädagogisch
orientierter Ansatz muss dieses Spektrum auf die gesamte Lebenswelt
ausdehnen, was REETZ in seinen Erläuterungen zur Sozial- und
Selbstkompetenz auch tut. In die gleiche Richtung zielen die Erläuterungen
der KMK und von BADER, wenn auch diese Ansätze berufliche
Handlungskompetenz in der Teildimension der Fachkompetenz relativ stark
an den beruflichen Anforderungen orientieren. Davon abzugrenzen ist der
Ansatz von BUNK, dessen funktionalistische Kompetenzauffassung auf den
beruflichen Bereich fixiert ist. Der Ansatz von EULER und HAHN kann
zwischen den pädagogischen und betriebswirtschaftlichen Pol verortet
werden, wobei eine pädagogische Tendenz nicht zuletzt durch die
Bezeichnungen der verschiedenen Kompetenzdimensionen deutlich wird.
Die Zusammenhänge sind nochmals in Abbildung 4 überblicksartig
dargestellt.
Der Kompetenzbegriff 22
Handlungs-
kompetenz
subjektbezogen
Bereitschaft,Fähigkeiten undFertigkeiten
domänenbezogen
Handlungsfähigkeit
mehrdimensional
fachliche/sachlicheDimension
wissensbezogen
sozialeDimension
personaleDimension
Abbildung 4: Merkmale Handlungskompetenz
Berufliche Handlungskompetenz, aufgefasst als eine Erweiterung und nähere
Erläuterung von allgemeiner Kompetenz im berufsbildenden Kontext,
zeichnet sich zusammenfassend durch folgende Merkmale aus:
• Subjektbezug
• Domänenbezug
• Mehrdimensionalität, die sich in einen fachlichen Teil (Fach- bzw.
Sachkompetenz inklusive Methodenkompetenz und auch
Lernkompetenz), einen sozialen Teil (Sozialkompetenz inklusive
kommunikativer Kompetenz) und eine auf die Person selbst
bezogenen Teil (Selbst- bzw. Personalkompetenz ) gliedert. Diese
Komponenten werden im Sinne von REETZ aufgefasst.
• Formulierung der Kompetenzkomponenten als Bereitschaft,
Fähigkeiten und Fertigkeiten
Der Kompetenzbegriff 23
• Wissensbasiert, da Fach- bzw. Sachkompetenz wesentlich aus der
kognitive Leistungsfähigkeit einer Person resultiert
• Erfolgreiches Handeln im Beruf und darüber hinaus in den weiteren
Bereichen des individuellen Lebens
Der letzte Punkt drückt somit die pädagogische Orientierung von
Handlungskompetenz im Sinne der KMK, von BADER und REETZ aus, die
wie erläutert den wesentlichen Unterschied in den verschiedenen Ansätzen
zur beruflichen Handlungskompetenz ausmacht.
Mit diesem Merkmalkatalog ist ein erstes Element zur Analyse und
Beurteilung von Kompetenzstufenmodellen in der beruflichen Bildung
konstruiert. Kompetenz sollte in dieser Weise innerhalb der
Komponentenmodelle modelliert werden, um diese auch nur annähernd zu
erfassen. Insbesondere muss die horizontale Differenzierung des
Komponentenmodells die Kompetenztrias von Sach- Selbst- und
Sozialkompetenz abbilden. Die in Kapitel 4 analysierten
Modellierungsansätze werden auf diese Merkmale hin untersucht und
beurteilt.
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 24
3 Stufenmodelle beruflicher Kompetenz
Im Folgenden werden Konzepte erläutert, die zu einer Stufenbildung
herangezogen werden können. Dabei werden die Stufen hierarchisch so
konstruiert, dass die Kompetenzausprägung einer höheren Stufe die
Ausprägungen der darunter liegenden Stufen einschließt.63
In diesem Kontext ist der Begriff der „Stufe“ nicht eindeutig. Stufenmodelle
werden in der Psychologie, insbesondere der Entwicklungspsychologie, in
der Regel als Entwicklungsmodelle formuliert, so z. B. im PIAGETschen
Modell der kognitiven Entwicklung64 oder dem KOHLBERGschen Modell der
Moralentwicklung65. Kompetenzstufenmodelle sollen hingegen die
verschiedenen Niveauausprägungen von Kompetenz abbilden. In diesem
Sinne müsste zutreffender von Kompetenzniveaumodellen gesprochen
werden, was auch der Übersetzung für den englischen Begriff level besser
entsprechen würde.66
Die Bildung von Niveaustufen kann auf mehrfache Weise erfolgen, was
wesentlich von dem Anlass zur Formulierung eines Kompetenzstufenmodells
abhängt. So wurde in der TIMSS-II-Studie, die sich die Abbildung
mathematischer Kompetenzen durch Leistungstests zum Ziel gesetzt hatte,
zum Zwecke der Aufgabenerstellung ein Leistungsspektrum und ein
Komponentenmodell formuliert. Die endgültige Stufung erfolgte jedoch erst
anhand der empirischen Ergebnisse.67
Ähnlich wurde auch bei der PISA-2000-Studie und der TIMSS-III-Studie
verfahren. Diese Möglichkeit der Stufenbildung anhand teststatistischer
Verfahren wird in dieser Arbeit nicht erläutert, da keines der in Kapitel 4
analysierten Modelle eine Niveaustufung nach diesen Methodenarten
aufweist. Grund hierfür ist die Formulierung der Kompetenzstufenmodelle
ohne zugrunde liegende Leistungstest, wie sie bei TIMSS oder PISA
verwendet wurden.68
63 Vgl. KLIEME, Eckhard et al. (2003), S. 76 64 Vgl. z. B. in MONTADA, Leo (1987a), S. 413-462 65 Vgl. z.B. in Ebenda (1987b), S. 738-766 66 Vgl. HARTIG, Johannes (2004), S. 2 67 Vgl. BAUMERT, Jürgen et al. (1997) 68 Vgl. KLIEME, Eckhard et al. (2003) und BAUMERT, Jürgen et al. (1997). Als Einführung in die dort verwendeten teststatistischen Verfahren vgl. z.B. ROST, Jürgen (2004)
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 25
Erwähnt sei nur, dass die aus diesem Ansatz heraus formulierten
Kompetenzstufenmodelle aufgrund der statistischen Verfahren empirisch
robust sind, die Stufung selbst jedoch nicht theoretisch fundiert ist. Zudem
besteht die Gefahr der Subjektivität oder Beliebigkeit bei der Formulierung
der Merkmale einer Stufe.69
Wird ein Kompetenzstufenmodell a priori mit einer theoretisch fundierten
Stufung formuliert, besteht die Gefahr, dass die Niveaustufen in
Leistungstest empirisch nicht bestätigt werden und damit eine
Neuformulierung nötig wird, was im Falle der Studie zu Deutsch Englisch
Schülerleistungen International (DESI) geschehen ist.70
Aus diesem Grund werden im folgenden Kapitel verschiedene
Modellierungsansätze zur Niveaustufung erläutert.
In Kapitel 3.1 werden taxonomische Verfahren erläutert, da diese wesentlich
auf eine Niveaustufung im kognitiven Bereich abzielen und damit eine Basis
für die Beurteilung dieser Komponente in den zu behandelnden
Kompetenzstufenmodellen darstellen. In diesem Sinne stellen die unten
erläuterten taxonomischen Verfahren eine Modellierung des von WEINERT
empfohlenen Bezuges auf die kognitive Basis von Kompetenz dar.
Weiter werden in Kapitel 3.2 und 3.3 Ansätze aus der Expertiseforschung
und aus der Handlungsregulationstheorie erläutert, um neben dem kognitiven
Aspekt von Kompetenz die handelnde Komponente von
Handlungskompetenz zu erfassen. Das im Bereich der Expertiseforschung
erläuterte Modell von DREYFUS und DREYFUS wird ebenfalls als
Grundlage zur Niveaustufung im EQF genannt.71
3.1 Taxonomische Verfahren
Taxonomien sind Klassifikationssysteme, um Lernergebnisse zu ordnen.
Dabei sind sie hierarchisch aufgebaut in dem Sinne, dass eine ranghöhere
Klasse den Inhalt aller rangniedrigeren Klassen mit einschließt.72
69 Vgl. HELMKE, Andreas; HOSENFELD, Ingmar (2004), S. 64 70 Vgl. BECK, Bärbel; KLIEME, Eckhard (2003) 71 Vgl. COLES, Mike; OATES, Tim (2004), S. 40 72 Vgl. HOGE, Eva; WINTELER, Adolf (1975), S. 5
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 26
Die in der Pädagogik am häufigsten anzutreffende Taxonomie stammt von
BLOOM et al.
Diese Taxonomie wurde in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten
Jahrhunderts zur Erfassung von Lernleistungen von Schülern entwickelt.
Dabei differenziert das Modell Kompetenz in einen kognitiven, einen
affektiven und einen psychomotorischen Bereich. Der kognitive Bereich
beinhaltet mentale Fähigkeiten und Wissen und stuft diese wie folgt73:
1. Wissen: im Sinne von Erinnern und Wiedergeben
2. Verstehen: Verstehen von Bedeutungen und Interpretieren
3. Anwendung: Ein Konzept in einer neuen Situation anwenden
4. Analyse: Einen Sachverhalt in seine Einzelaspekte zerlegen
5. Synthese: Eine Struktur bzw. ein Muster bilden
6. Evaluation: Bewertung
Der affektive Bereich bezieht sich auf den emotionalen Aspekt des
Menschen und wird folgendermaßen gestuft74:
1. Phänomene wahrnehmen
2. Auf Phänomene reagieren und partizipieren
3. Phänomene bewerten und akzeptieren
4. Organisation von Werten
5. Internalisierung der Werte in ein Wertesystem, welches das Verhalten
steuert
Im Bereich der Psychomotorik haben BLOOM et al. keine explizite
Niveaustufung formuliert. Der Bereich bezieht sich auf
Koordinationsfähigkeiten und die Nutzung von motorischen Feldern. Eine
Stufung ergibt sich aus der Geschwindigkeit, der Genauigkeit, der Prozedur
oder der Technik in einer Ausführung.
73 Vgl. BLOOM, Benjamin S. et al. (1976), S. 217-223 74 Vgl. KRATHWOHL, David R. et al. (1978), S. 164-173
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 27
Eine Niveaustufung für den psychomotorischen Bereich wurde von
SIMPSON entwickelt und stuft nach der Komplexität von
Bewegungsabfolgen bei der Ausführung motorischer Handlungen75:
1. Wahrnehmung von Objekten, Qualitäten oder Beziehungen durch die
Sinnesorgane
2. Versetzung in Bereitschaft oder Anpassung für eine Handlung oder
Erfahrung
3. Ausführung unter Anleitung im Sinne von Imitieren oder Versuchen
4. Mechanische Ausführung habituierter Handlungen
5. Automatische Bewegungsabfolge von hoher Komplexität
Die Taxonomie für den kognitiven Bereich wurde in den vergangenen
Jahrzehnten häufig für die Beschreibung von Lernzielen bzw. –ergebnissen
benutzt. Dabei ist die Eindimensionalität jedoch zunehmend kritisiert worden,
da kognitives Wissen selbst in unterschiedlichen Formen zu betrachten ist.76
Diesen wesentlichen Kritikpunkt aufgreifend haben ANDERSON und
KRATHWOHL die BLOOMsche Taxonomie überarbeitet und eine
zweidimensionale Matrix formuliert, die folgende Struktur hat:
The Cognitive Process Dimension The Knowledge Dimension 1. Remember 2. Understand 3. Apply 4. Analyze 5. Evaluate 6. Create
A. Factual Knowledge
B. Conceptual Knowledge
C. Procedural Knowledge
D. Meta-cognitive Knowledge Abbildung 5: Taxonomie nach ANDERSON und KRATHWOHL
77
75 Vgl. SIMPSON, Elizabeth J. (1966), S. 135-139 76 Vgl. KREITZER, MADAUS (1994) 77 Entnommen aus ANDERSON, Lorin; KRATHWOHL, David (2001), S. 28
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 28
Wissen wird ausdifferenziert in die Kategorien Faktenwissen, Konzeptwissen,
Prozedurwissen und meta-kognitives Wissen.
Faktenwissen beinhaltet nach diesem Ansatz die grundlegenden
Wissenselemente, welche Experten in ihrem Fachgebiet zur Kommunikation
benutzen. Diese können isoliert voneinander betrachtet werden im Sinne von
einzelnen Informationseinheiten.78
Konzeptwissen grenzt sich von Faktenwissen ab, da es auf
Kategorisierungen, Klassifizierungen und Beziehungen zwischen
Wissenselementen abzielt. Diese Wissensart beinhaltet ebenso das Wissen
um Modelle wie auch Theorien. Die Inhalte beziehen sich also nicht auf
Elemente, sondern auf Strukturen.79
Prozedurwissen erfasst das umsetzende Wissen in der Form des „Wissen,
wie“. Es beinhaltet das Wissen um Fertigkeiten, Techniken, Algorithmen und
Methoden, um etwas zu tun. Dabei beinhaltet die Wissensform auch das
Wissen um die Nutzungsbedingungen der verschiedenen Prozeduren, also
das Wissen darüber, mit welchem Kontext, welche Prozeduren zur
Anwendung kommen.80
Meta-kognitives Wissen erfasst sowohl generelles Wissen über
Denkprozesse wie auch das Bewusstsein und Wissen über die eigene
Kognition. Es beinhaltet ebenso Wissen über Lern-, Denk- und
Problemlösestrategien als auch Wissen über die Einsatzbedingungen dieser
Strategien. Zudem beinhaltet diese Kategorie das Bewusstsein um das
eigene Wissen, dessen Qualität und dessen Grenzen.81
Im Vergleich zur ursprünglichen Taxonomie für den kognitiven Bereich von
BLOOM et al. lässt sich nun für die kognitive Prozessdimension eine
Umformulierung und Erweiterung erkennen.
Die ursprüngliche Niveaustufe “Wissen“ wurde in “Erinnern“ bzw.
„Remember“ umformuliert und meint das Abrufen von Wissen aus dem
Gedächtnis. Dieses Wissen ist einer der oben erläuterten Wissenskategorien
zuordenbar, muss also nicht zwangsläufig faktisch sein, sondern kann
sowohl konzeptionell, prozedural oder meta-kognitiv sein. In diesem Sinne
78 Vgl. Ebenda (2001), S. 45 79 Vgl. Ebenda (2001), S. 48 80 Vgl. Ebenda (2001), S. 52 81 Vgl. Ebenda (2001), S. 59
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 29
entsteht eine zweidimensionale Matrix, die sowohl nach der Wissensart wie
nach der Art des kognitiven Prozesses klassifiziert.82
Die Prozessdimension “Understand“ beinhaltet verschiedene Aspekte des
Verstehens. So fällt in diese Kategorie Interpretieren im Sinne von Umformen
von Wissen von einer Repräsentationsform in eine andere und die Fähigkeit,
Beispiele für Konzepte und Prinzipien ableiten zu können. Ebenso beinhaltet
Verstehen die Fähigkeit, Wissensinhalte klassifizieren zu können, Wissen
zusammenfassen zu können und das Erkennen von Konzepten, Prinzipien
oder Beziehungen von Inhalten. Die Fähigkeit des Vergleichens und des
Erklärens anhand von Ursache-Wirkung-Modellen fällt ebenso in diese
Kategorie. 83
Die Prozessdimension “Apply“ zielt auf die Anwendung von Fertigkeiten,
Methoden und Techniken zur Aufgaben- oder Problemlösung. Die Dimension
beinhaltet damit neben der Ausführung auch die Auswahl und Ausführung
von Prozeduren in neuen Situationen.84
“Analyze“ bezieht sich auf das Aufschlüsseln von Wissen und die
Bestimmung der Beziehungen zwischen den aufgeschlüsselten
Wissenselementen. Dabei werden wichtige Elemente von unwichtigen
getrennt und die Bedeutung oder Funktion von Elementen bestimmt.85
“Evaluate“ zielt auf die Fähigkeit, auf der Basis von Kriterien Entscheidungen
treffen zu können. Dabei müssen Entscheidungen auch auf deren innere
Konsistenz überprüft werden können.86
“Create“ meint die Kombination von Elementen zu einem Ganzen. Dazu
gehört die Darstellung des zugrunde liegenden Problems mit möglichen
Lösungen, die Ausarbeitung einer Lösung und dessen Umsetzung.87
Die horizontale wie die vertikale Differenzierung der Matrix werden von
ANDERSON und KRATHWOHL als Dimensionen bezeichnet. Zutreffender
ist jedoch die dieser Arbeit zugrunde liegende Bezeichnung als Niveaustufen
für die horizontale Differenzierung. Die kognitiven Leistungen auf der
Horizontalen sind dabei von links nach rechts nach ansteigender Komplexität
82 Vgl. Ebenda (2001), S. 66-70 83 Vgl. Ebenda (2001), S. 70-76 84 Vgl. Ebenda (2001), S. 77 85 Vgl. Ebenda (2001), S. 79-83 86 Vgl. Ebenda (2001), S. 83-84 87 Vgl. Ebenda (2001), S: 84-87
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 30
angeordnet. Die Wissensdimension auf der Vertikalen entsprechen zwar
einem Kontinuum vom konkreten, faktischen Wissen zu abstrakten meta-
kognitiven Wissen, was jedoch nicht im Sinne von Niveaustufen aufzufassen
ist.
Wesentlicher Vorteil dieser Taxonomie ist die weitere Ausformulierung von
kognitiver Leistung und die eingeführte Differenzierung von Wissen. Dabei
sollten die Wissensdimension wie die Dimension der kognitiven Prozesse als
gemeinsame Bestandteile kognitiver Leistung betrachtet werden. Der Ansatz
von ANDERSON und KRATHWOHL repräsentiert eine konsistente und
praktikable Taxonomie als Ansatz zur Entwicklung eines
Kompetenzstufenmodells, was im Falle des ULME-Projektes geschehen
ist.88
Ebenso formuliert ACHTENHAGEN verschiedene Wissensdimensionen im
Rahmen einer Erarbeitung eines Berufsbildungs-PISA. In diesem Ansatz wird
Wissen operationalisiert in deklaratives, prozedurales und strategisches
Wissen, um den Forschungserfordernissen gerecht zu werden.89
Zudem wurden die Ansätze von BLOOM et al. und auch die Erweiterungen
von ANDERSON und KRATHWOHL nicht explizit für den Bereich der
beruflichen Bildung formuliert, sondern sollen allgemein zur Klassifizierung
von Lernzielen im Unterricht dienen.
Grundsätzlich muss angemerkt werden, dass die erläuterten taxonomischen
Ansätze theoretische Versuche zur Modellierung menschlichen Denkens,
Fühlens und Handelns darstellen und damit die wirkliche Komplexität dieser
Bereiche nur ansatzweise erfassen. So bemerkt z. B. der
Wirtschaftspädagoge TRAMM, dass „…diese Taxonomien der Komplexität
und Ganzheitlichkeit menschlichen Lernens nicht gerecht werden.“90
Nichts desto Trotz stellt die Modellierung von ANDERSON und
KRATHWOHL einen sinnvollen Ansatz zur, wenn auch nur
näherungsweisen, Abbildung des kognitiven Bereiches von Kompetenz dar.
88 Vgl. HOFMEISTER, Wiebke (2005) 89 ACHTENHAGEN, Frank (2005), S. 15-16 90 TRAMM, Tade (1992), S. 134
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 31
3.2 Niveaubestimmung nach Ebenen der
Handlungsregulation
Mit den Ausführungen zu Lernzieltaxonomien wird im Wesentlichen die
kognitive Basis von Kompetenz erläutert. Damit wird zwar eine wesentliche
Grundvoraussetzung kompetenten Handelns modelliert, was jedoch fehlt, ist
eine konkrete Berücksichtigung des Handlungsaspektes.
Ansätze, die diesem Aspekt Rechnung tragen, stammen im Wesentlichen
aus dem Bereich der Arbeitspsychologie. In diesem Forschungsgebiet
wurden in den letzten Jahrzehnten verschiedene Handlungstheorien
aufgestellt. Dabei geht es in erster Linie darum, eine Psychologie des
Handelns zu begründen, die bis zum Ende der sechziger Jahre des letzten
Jahrhunderts nicht bestand.91
Handlungstheorien analysieren menschliches Verhalten. Das Hauptziel
dieser Ansätze besteht in der Überbrückung der Kluft zwischen Kognition
und Aktion, also Denken und Handeln. Dabei existieren verschiedene
Ansätze, die je nach Betonung verschiedener Aspekte menschlichen
Handelns differieren. Hervorzuheben sind in diesem Theoriebereich die
Ansätze zu Handlungsregulationstheorien, die wesentlich durch die Arbeiten
von VOLPERT, HACKER und OESTERREICH geprägt wurden, was im
Folgenden zu erläutern sein wird.
Die Handlungsregulationstheorie als eine Möglichkeit zur Formulierung einer
psychologischen Handlungstheorie, betont den Regulationsgedanken
menschlichen Handelns. Mit dem Begriff der Regulation ist die Gestaltung
von Handlungsprozessen gemeint im Sinne einer Lenkung und Formung
menschlichen Handelns.92
Dabei ist der Begriff des Handels aufzufassen als zielgerichtetes Verhalten,
wobei sowohl das Ziel wie auch die Anstrengungen, dieses zu erreichen,
bewusst sind. In diesem Sinne schließt Handeln kognitive Aspekte nicht aus,
sondern vollzieht sich in einer Kombination von Denken und Tun.93
Zu den Grundannahmen der aktuellen Handlungsregulationstheorien gehört
der Ansatz, dass der Mensch als rational handelndes Wesen autonom von
91 Vgl. HACKER, Winfried (1968), S. 19 92 Vgl. VOLPERT, Walter (1987), S. 5 93 Vgl. Ebenda (1987), S. 6. In ähnlicher Weise fasst auch HANS AEBLI Handeln auf, wenn er Denken als Ordnen des Tuns beschreibt. Vgl. AEBLI, Hans (1980).
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 32
seiner Umwelt handelt, und damit nicht im Gegensatz zu älteren
behavioristischen Ansätzen von seiner Umwelt determiniert wird. Diese
Unterscheidung ist gerade für den Kompetenzbegriff wesentlich, da sich mit
der Auffassung des Menschen als autonomen, nicht von der Umwelt
determinierten Wesen, aus der Handlungsregulationstheorie wichtige
Persönlichkeitsaspekte ergeben. Dabei wird innerhalb der Theorie ein
Idealbild einer Handlung beschrieben, welches wesentlich auf die
Selbständigkeit eines Handelnden abzielt. So beschreibt HACKER den
Idealtyp als „vollständiges Handeln“. Wesentliche Merkmale sind die
selbständige Setzung komplexer Ziele, die eigenständige
Handlungsvorbereitung, selbstständige Ziel-Mittel-Entscheidungen und eine
situationsadäquate Antizipationsweite.94
Von diesen vollständigen Handlungsformen wird angenommen, dass sie
nicht nur hocheffizient sind, sondern auch persönlichkeitsfördernd wirken im
Sinne einer ständigen Weiterentwicklung von Persönlichkeitsmerkmalen. In
diesem Sinne kann jede Arbeitsaufgabe daran gemessen werden, ob sie
einer vollständigen Handlung entspricht. Jede Aufgabe stellt
Regulationserfordernisse und eröffnet oder verschließt damit auch
Regulationschancen. Folglich liegt der Blickwinkel dieser Ansätze nicht direkt
auf der Kompetenz des Handelnden, sondern auf den Bedingungen der
Situation bzw. des Umfeldes, in dem dieser handelt. In diesem Sinne steht
die Untersuchung von Regulationserfordernissen und –chancen für die
Handlungsregulationstheorie im Zentrum der Arbeitsanalyse.95
Die Hypothese der persönlichkeitsfördernden Wirkung einer erhöhten
Selbstständigkeit im Handlungsumfeld konnte jedoch in verschiedenen
empirischen Untersuchungen nachgewiesen werden.96
Mit der Untersuchung von Regulationserfordernissen und –chancen ergibt
sich die Notwendigkeit einer Modellformulierung mit unterschiedlichen
Regulationsebenen zur vergleichenden Analyse von Arbeitssituationen.
Dabei existieren im Wesentlichen zwei Ansätze, nämlich das Modell der drei
Regulationsebenen von HACKER und das Modell der fünf
Regulationsebenen von OESTERREICH. Beide Modelle differenzieren die
94 Vgl. HACKER, Winfried (1980), S. 398 95 Vgl. VOLPERT, Walter (1987), S. 18-19 96 Einen Überblick gibt hier z.B. LEMPERT, Wolfgang (1977)
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 33
verschiedenen Stufen anhand verschiedener Merkmale und wurden auch in
praktischen Verfahren umgesetzt.97
Dabei stellt jedoch der Ansatz von OESTERREICH die differenziertere
Modellierung dar, was nicht zuletzt an dem Mehr an Regulationsebenen
erkennbar ist. Daher wird im Folgenden dieser Ansatz näher erläutert.
In dem Modell von OESTERREICH werden fünf Ebenen der
Handlungsregulation beschrieben. Dabei erfolgt die Ebenenbeschreibung in
den Kategorien Ziel und Aktionsprogramm, womit sowohl eine Verbindung
zum kognitiven wie auch zum handelnden Aspekt der
Handlungsregulationstheorie hergestellt wird. Dabei ist mit dem Begriff des
Aktionsprogramms der vorwegnehmende Entwurf der nachfolgend
ausgeführten Aktion gemeint.98
Die fünf Regulationsebenen seien im Folgenden erläutert.99
Ebene 1: Sensumotorische Regulation
Ziel ist die bestimmte Veränderung materieller Gegebenheiten, welche durch
eine schon häufig ausgeführte Abfolge von Einzelbewegungen erreicht
werden kann.
Das Aktionsprogramm besteht aus einer Einzelbewegung oder eine Folge
mehrerer Einzelbewegungen, welche unter dem Oberbegriff des
Bewegungsprogramms gefasst werden. Dabei wird das Aktionsprogramm
zwar bewusst ausgelöst, läuft aber dann unbewusst ab und erst das
Ergebnis rückt wieder ins Bewusstsein.
Als Erweiterung dieser Niveaustufe können innerhalb der Bewegungen
Variationen in den Umweltbedingungen berücksichtigt werden, welche auch
unterschiedliche Fortsetzungen der Bewegungen erfordern können, ohne
dass es jedoch einer vollständigen Zuwendung des Bewusstseins bedarf.
Die auf dieser Ebene angesprochenen Bewegungen wurden durch
wiederholtes Üben verfestigt, wobei diese jedoch bis zu einem gewissen
Maße variiert werden können und auch in der Abfolge von
97 Der Ansatz von HACKER ist Grundlage des Tätigkeits-Bewertungssystems (TBS), vgl. dazu HACKER, Winfried et al. (1983). Der Ansatz von OESTERREICH ist Grundlage des Verfahrens zur Ermittlung von Regulationserfordernissen in der Arbeitstätigkeit (VERA), vgl. VOLPERT, Walter et al. (1983). 98 Vgl. VOLPERT, Walter et. al. (1983), S. 26 99 Vgl. Ebenda (1983), S. 28-32
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 34
Einzelbewegungen Variationen möglich sind. Wesentlich ist auf dieser Ebene
die nicht bewusste Ausführung der Handlung.
Ebene 2: Handlungsplanung
Das Ziel entspricht dem der Ebene 1, jedoch kann dieses nicht mehr allein
durch verfestigte Bewegungsprogramme erreicht werden. Vielmehr erfordert
die Zielerreichung die Verknüpfung von Bewegungsprogrammen, und zwar in
einer neuartigen Weise.
In diesem Sinne besteht das Aktionsprogramm aus einer Abfolge
verschiedener Bewegungsprogramme, welche als Handlungsprogramme
definiert werden.
Dabei existieren verschiedene Verknüpfungsmöglichkeiten der
Bewegungsprogramme, welche vorab antizipiert werden, um dann die
günstigste Möglichkeit auszuwählen.
Auf dieser Ebene wird vollständig bis in das anfänglich formulierte Ziel
geplant. Eine Planung ist erforderlich, da der Weg zum Ziel nicht von
vornherein klar ist. In diesem Sinne wird Planung aufgefasst als
antizipatorisches Durchspielen von Alternativen.
Ebene 3: Teilzielplanung
In Abgrenzung zu den niedrigeren Ebenen ist hier das Ziel noch nicht
eindeutig formuliert, die Veränderung der materiellen Gegebenheiten ist noch
nicht in allen Einzelheiten bestimmt.
Eine Zielerreichung mit einem vorab formulierten Handlungsprogramm ist
nicht realistisch. Stattdessen muss eine Abfolge ebenfalls nicht in allen
Einzelheiten bestimmten Teilziele, welche zur Zielerreichung führen, geplant
werden.
In diesem Sinne kann auch vorab kein vollständiges Handlungsprogramm
bestimmt werden. Stattdessen wird das erste Teilziel exakt bestimmt und ein
Handlungsprogramm der Ebene 2, welches dieses erste Teilziel erfüllt,
geplant. Nach der Teilzielerfüllung oder auch schon während der Ausführung
wird wieder auf Ebene 3 die Planung der weiteren Teilziele überprüft und
gegebenenfalls korrigiert. In dieser Weise wird bis zur Erfüllung des
eigentlichen Zieles verfahren.
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 35
Diese Ebene ist wesentlich gekennzeichnet durch das anfänglich noch nicht
in allen Einzelheiten bestimmte Ziel und der daraus resultierenden
Notwendig zur Planung von Teilzielen und der Ausführung von mehreren
Handlungsprogrammen.
Ebene 4: Koordination mehrerer Handlungsbereiche
Als Erweiterung zu den Zielerläuterungen der Ebene 3 erfordert die
Zielerreichung auf dieser Ebene zusätzlich die Aufrechterhaltung oder
Initiierung eines mehrere Bereiche umfassenden Prozesses. Dabei gehören
Handlungen dann zu unterschiedlichen Handlungsbereichen, wenn sie aus
voneinander nicht direkt abhängigen Teilzielplanungen abgeleitet sind. Die
nicht direkte Abhängigkeit der Teilzielplanungen ist in diesem Sinne
wesentlich, da diese zur Entstehung mehrerer Handlungsbereiche führt und
damit die Planung erschweren. Es bestehen also neben einer sukzessiven
Abfolge von direkt abhängigen Teilzielen solche Teilziele, die eben nicht
direkt abhängig sind, jedoch ebenso zur Zielerreichung notwendig sind. Die
Teilzielerreichung erfolgt also nicht mehr nur sukzessiv, sondern auch
simultan.
In diesem Sinne ist auch das Aktionsprogramm zur Zielerreichung vorab
nicht vollständig festgelegt. Wie auf Ebene 3 kann nur ein
Handlungsprogramm zur Erreichung des jeweiligen Teilzieles bestimmt
werden. Aus der simultanen Zielerreichung ergibt sich zusätzlich die
Notwendigkeit, dass die jeweiligen Teilzielrealisierungen sich nicht
gefährden, sondern ergänzen müssen.
Damit müssen bei den Überprüfungen und Korrekturen der Teilzielplanungen
eines Handlungsbereiches, welche auch auf der Ebene 2 erforderlich sind,
auch die Teilzielplanungen der anderen Handlungsbereiche beachtet,
überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden.
Ebene 5: Schaffung neuer Handlungsbereiche
Auf dieser Ebene ist wie auf den Ebenen 3 und 4 das Ziel nicht festgelegt.
Die Zielerreichung ist jedoch nur durch die Schaffung neuer Möglichkeiten zu
erfüllen.
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 36
Damit müssen auf dieser Ebene neue Aktionsprogramme entwickelt werden.
Aus dem antizipatorischen Erproben völlig neuer Teilzielplanungen werden
Bedingungen für die Entwicklung der neuen Aktionsprogramme abgeleitet.
Diese neuen Teilzielplanungen verändern auch andere Teilzielplanungen in
bereits bestehenden Handlungsbereichen und ergänzen oder integrieren
diese in neuartiger Weise.
In dem Modell von OESTERREICH erfolgt eine Systematisierung von
beruflichen Handlungssituationen nach dem Kriterium der Komplexität der
Handlungssituation und dem Kriterium des Handlungsspielraumes des
Individuums. Die Komplexität der Handlungssituation drückt sich dabei in den
Zielmerkmalen aus. So ist das Ziel auf Ebene 1 klar erkennbar und durch
relativ einfache Handlungen zu erreichen. Auf Ebene 5 dagegen ist das Ziel
nicht mehr festgelegt und nur durch die Schaffung neuer Handlungsbereiche
zu erreichen. Entsprechend variiert der Handlungsspielraum des Individuums
von einer unbewusst ausführbaren Handlung zu der das volle Bewusstsein
erfordernden Schaffung neuer Aktionsprogramme. Der Ansatz beschreibt
also Handlungsanforderungen an das Individuum, welche in diesem Sinne
als Kompetenzanforderungen, genauer als
Handlungskompetenzanforderungen gedeutet werden können. Folglich kann
das Modell auch vom Individuum ausgehend betrachtet werden. Die
Erfüllung der jeweiligen Kompetenzanforderungen der verschiedenen
Regulationsebenen entspricht damit dem jeweiligen Grad an
Handlungskompetenz. Ebene 1 entspricht in diesem Sinne dem
Kompetenzniveau, auf dem das Individuum die Fähigkeit hat, in Situationen
mit klar definiertem Ziel die erforderlichen und auf dieser Ebene eindeutigen
Handlungen umzusetzen. Ebene 5 entspricht der Fähigkeit, Situationen ohne
feste Zielvorgabe und mit der Erfordernis zur Schaffung neuer
Handlungsformen zu bewältigen, also trotz unklarem Ziel, planen und
entwickeln zu können.
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 37
3.3 Niveaubestimmung nach dem Grad der Expertise
Ähnlich wie die Ansätze zur Handlungsregulationstheorie versucht auch die
Expertiseforschung menschliches Handeln zu erklären. Bei der
Expertiseforschung handelt es sich um ein Gebiet der Kognitionspsychologie,
welches die Bedeutung von bereichsspezifischen Wissen und praxisnaher
Erfahrung für den Erwerb von Expertise hervorhebt.
Im Rahmen dieses Forschungsgebietes wurden verschiedene Stufenmodelle
entwickelt, welche Niveaustufen vom Anfänger bis zum Experten zu erklären
versuchen. Herauszuheben ist hierbei der Ansatz von DREYFUS und
DREYFUS, welcher seit seiner Entwicklung mehrfach Anwendung gefunden
hat. Das von DREYFUS und DREYFUS entwickelte Fünf-Stufenmodell wird
im Folgenden erläutert.
Der Novize (Anfänger)
Auf dieser Stufe handelt die Person aufgrund von kontextfreien Regeln. Mit
dieser Kontextfreiheit ist gemeint, dass die Bedingungen zur
Regelanwendung so eindeutig und klar formuliert sind, dass die aktuelle
Gesamtsituation nicht berücksichtigt wird. In diesem Sinne erfolgt eine
erlernte Reaktion auf einen erlernten Auslöser. Die Person handelt
bewusst.100
Der fortgeschrittene Anfänger
Diese Stufe erweitert das Handlungsspektrum der vorherigen Stufe um
gemachte Erfahrungen. Die Person handelt nicht mehr nur auf der Basis
kontextfreier Regeln, sondern richtet ihr Tun auch nach den in verschiedenen
Situationen gemachten Erfahrungen. Ähnlich wie auf der Stufe des Novizen
ist das Handeln reaktiv und erfolgt bewusst.101
Der Kompetente
Hier handelt die Person nicht mehr kontextfrei wie in niedrigeren Stufen.
Stattdessen trifft sie selbst Entscheidungen zur Zielerreichung auf der Basis
100 Vgl. DREYFUS, Hubert L.; DREYFUS, Stuart E. (1986), S. 21-22 101 Vgl. Ebenda (1986), S. 22-23
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 38
der jeweiligen Situation. Die Faktenkonstellation der jeweiligen Situation führt
zu bestimmten Entscheidungen und Handlungen.102
Der Gewandte
Während alle niedrigeren Stufen durch ein bewusstes Entscheiden oder
Handeln charakterisiert sind, handelt eine Person auf dieser Niveaustufe
unbewusst. Regeln und Erfahrungen sind internalisiert, die Person handelt
aus Intuition im Sinne eines „Wissen, wie“, während niedrigere Stufen einem
„Wissen, dass“ entsprechen. Die Entscheidungsprozesse selbst erfolgen
jedoch noch bewusst, jedoch auf der Basis von internalisiertem Wissen.103
Der Experte
Auf dieser Stufe ist alles Wissen internalisiert und es findet keine bewusste
Entscheidung mehr statt. Die Person handelt in dem Sinne, dass sie in der
jeweiligen Situation weiß, was zu tun ist. Wissen, Fertigkeiten und
Fähigkeiten sind zu einem Teil der Person geworden. Eine Reflexion der
Intuition findet nur statt, wenn die Folgen besonders schwerwiegend sein
können.104
Dieser Ansatz beschreibt den Ausprägungsgrad vom Wissen zum Können.
Ein in ähnliche Richtung gehender Ansatz stammt von RYLE, der
deklaratives und prozedurales Wissen differenziert.105 Deklaratives Wissen
liegt dem Individuum bewusst vor und kann in symbolischer Form
ausgedrückt werden, in Form eines „Wissen, dass“. Prozedurales Wissen
dagegen liegt nicht mehr bewusstseinsmäßig vor, sondern drückt sich nur in
der Ausführung einer Handlung aus in Form eines „Wissen, wie“.
Mit dem Ansatz von DREYFUS und DREYFUS wird eine Niveaustufung
modelliert, welche von den Autoren aus empirischen Untersuchungen
abgeleitet wurde. Zudem wurde der Ansatz auch schon in anderen Studien
102 Vgl. Ebenda (1986), S. S. 23-27 103 Vgl. DREYFUS, Hubert L.; DREYFUS, Stuart E. (1986), S. 27-30 104 Vgl. Ebenda (1986), S. 30-35 105 Vgl. RYLE, Gilbert (1969), S. 26
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 39
belegt.106 Kritisch ist anzumerken, dass der Ansatz Wissen und Können
vermischt. Damit wird innerhalb eines Komponentenmodells zwischen
verschiedenen Klassen gesprungen, ähnlich wie in dem Ansatz von BLOOM
et al.
3.4 Zwischenfazit
Im Vergleich der in diesem Kapitel dargestellten Modelle zeigt sich, dass je
nach Modellierung verschiedene Aspekte von Handlungskompetenz
abgebildet werden. Erfolgt eine Fokussierung auf den kognitiven Aspekt von
Handlungskompetenz, so kann der Ansatz von ANDERSON und
KRATHWOHL als gute Nährung betrachtet werden. Der Ansatz
unterscheidet verschiedene Dimensionen des Wissens und trägt damit den
Befunden der Kognitionspsychologie Rechnung. Ebenso erfolgt die
Modellierung der Niveaustufen in Abbildung verschiedener kognitiver
Anspruchsniveaus. In diesem Sinne sollte ein Kompetenzstufenmodell
Wissen in verschiedene Dimensionen differenzieren und in den Niveaustufen
die verschiedenen kognitiven Leistungen abbilden. Wie erläutert erfolgt hier
die Niveaustufung nach dem Kriterium der Komplexität der kognitiven
Prozesse. So stellt z. B. Verstehen eine höhere kognitive Leistung dar als
Erinnern.
Der Ansatz beinhaltet in der Wissensdimension des prozeduralen Wissens
auch die handelnde Komponente von Handlungskompetenz, jedoch nicht in
dem Maße wie die Ansätze von OESTERREICH und DREYFUS und
DREYFUS. Prozedurales Wissen in der Auffassung von ANDERSON und
KRATHWOHL bleibt kognitives Wissen im Sinne eines Handlungswissens,
ohne jedoch kognitive Aspekte wie Entscheiden oder Planen zu beinhalten.
Das Modell von OESTERREICH wie auch der Ansatz von DREYFUS und
DREYFUS modellieren beide verschiedene Niveauausprägungen subjektiven
Handelns, ohne dabei Wissen explizit zu erläutern. Dabei ist der Ansatz von
OESTERREICH eher aus der Perspektive der Kompetenzanforderungen
formuliert, was jedoch wie erläutert eine Deutung als erfülltes subjektives
Kompetenzniveau nicht verhindert. Die Niveaustufung erfolgt dann in diesem
Sinne entscheidungs- und planungsorientiert. Während z. B. auf der
106 So z.B. in BENNER, Patricia (1997)
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 40
untersten Regulationsebene das Ziel feststeht und auch die Handlungen zur
Zielerreichung klar sind, ist auf Regulationsebene 3 das Ziel nicht eindeutig
und zur Zielerreichung müssen mehrere Teilziele geplant werden und damit
mehrere Entscheidungen auf dem Weg zur Zielerreichung getroffen werden.
Der mit dem Ansteigen der Regulationsebenen sich vergrößernde
Handlungsspielraum des Individuums stellt somit steigende Planungs- und
Entscheidungsanforderungen an den Handelnden. Was in diesem Sinne
nicht abgebildet wird, ist die Komplexität der auszuführenden Handlungen
selbst.
Der Ansatz von DREYFUS und DREYFUS modelliert ebenso wie der Ansatz
von OESTERREICH menschliches Handeln. Jedoch erfolgt hier eine
Fokussierung auf den Prozess der Internalisierung von Wissen. Während
also der Novize noch bewusst und algorithmisch ohne Bezug auf den
Kontext eine Handlung ausführt, handelt der Experte aufgrund von
internalisiertem Wissen unbewusst in komplexen Situationen. Mit dieser
Unbewusstheit ist jedoch keinesfalls gemeint, dass der Experte nicht mehr
denkt, doch die Regeln und das Wissen aus dem er heraus handelt sind in
dem Maße internalisiert, dass sie als solche nicht mehr verbalisiert werden
können. Ähnlich wie in dem Ansatz von OESTERREICH zeichnen sich die
ersten Niveaustufen bis zum Grad des Kompetenten durch jeweils immer
komplexer werdende Handlungssituationen aus. Während also der Novize
noch kontextfrei eine genau bestimmte Handlung ausführt, muss der
Kompetente kontextgebunden Entscheidungen treffen.
Für die weitere Analyse muss anhand der aufgeführten Ansätze
herausgestellt werden, dass es verschiedene Aspekte gibt, anhand derer
eine Niveaustufung von Kompetenzen erfolgen kann. Dabei stellen die
Ansätze von DREYFUS und DREYFUS und OESTERREICH zwar die
umfassenderen Ansätze dar, jedoch fehlt diesen der explizite Wissensbezug
und damit eine nötige Ausdifferenzierung der Niveaustufen in verschiedene
Komponenten. Der Ansatz von ANDERSON und KRATHWOHL schließt
diese Lücke zwar, jedoch fehlt hier wie erläutert der handelnde Aspekt, der
auch durch die Wissensdimension des prozeduralen Wissens nicht
hinreichend abgebildet wird.
Stufenmodelle beruflicher Kompetenz 41
Festzuhalten bleibt jedoch, dass die Bildung von Niveaustufen anhand eines
Kriteriums erfolgt, welches auf den verschiedenen Niveaustufen auch eine
eindeutige Differenzierung ermöglicht. Dabei muss sowohl der kognitive
Aspekt wie auch der handelnde Aspekt entsprechend der dargestellten
Modelle abgebildet werden. Weiter muss sich das Stufungskriterium auch in
allen Kompetenzkomponenten wieder finden im Sinne einer Konsistenz des
Modells. Ist dies nicht der Fall, so würde das Modell der Beliebigkeit der
Zuordnung von verschiedenen Kompetenzkomponenten zu verschiedenen
Niveaustufen preisgegeben werden und kein Kompetenzstufenmodell im
dieser Arbeit zugrunde liegenden Sinne mehr vorliegen.
Damit zeigt sich auch der große Vorteil von Kompetenzstufenmodellen,
welche auf der Basis von Leistungstests und teststatistischer Verfahren
formuliert werden. Hier werden die verschiedenen Komponenten von
Kompetenz aufgrund der empirischen Daten gestuft und damit eine über alle
Komponenten konsistente Niveaustufung erreicht. Wie erwähnt fehlt damit
jedoch die theoretische kognitive Erklärung, warum die verschiedenen
Komponenten sich auf den jeweiligen Niveaustufen sich zu eben der
empirisch gefundenen Konstellation ergeben.
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 42
4 Modellierungsansätze im nationalen und
internationalen Raum
Nachdem nun Strukturmerkmale von Kompetenzstufenmodellen
herausgearbeitet wurden, sollen jetzt verschiedene Modellierungsansätze
daraufhin überprüft werden, ob sie diese Strukturen aufweisen.
4.1 Das EQF-Kompetenzstufenmodell
4.1.1 Aufbau und Begriffsauffassungen107
Das EQF wird aus 6 Deskriptoren und 8 Niveaustufen gebildet. Der Aufbau
des Kompetenzstufenmodells wird in Abbildung 6 dargestellt, das komplette
Modell ist als Anhang beigefügt.
Persönliche und fachliche Kompetenz Stufe
Kennt-nisse
Fertig-keiten
(i) Selbstän- digkeit und Verantwortung
(ii) Lern- kompetenz
(iii) Kommunika-tionskompetenz und soziale Kompetenz
(iv) Fach- liche und berufliche Kompetenz
1 2 . . 8
Abbildung 6: Aufbau EQF
Die Formulierung der Deskriptoren und die Differenzierung der Niveaustufen
gehen im Wesentlichen auf zwei Studien zurück.108
Der EQF stellt ein Meta-Rahmenwerk dar, mit dem erreichte Kompetenzen
aus den verschiedenen Ländern und Wirtschaftsbereichen vergleichbar
gemacht werden sollen. In diesem Sinne baut der EQF nicht auf Lernzeiten
(engl. workload) oder Abschlüssen auf, die national und sektoral stark
differieren können, sondern erfasst Kompetenzen. Diese Vorgehensweise
kann mehrfach begründet werden. Innerhalb der EU existieren eine Vielzahl
von verschiedenen Berufen und Qualifikationen109, die sich zwar jeweils auf
bestimmte Tätigkeiten beziehen, jedoch national stark differieren. So ist ein
107 Vgl. zu den folgenden Ausführungen EU-Kommission (2005) 108 Vgl. WINTERTON, Jonathan et al. (2005) und COLES, Mike; OATES, Tim (2004) 109 Mit Qualifikationen sind formal festgestellte Fähigkeiten gemeint, siehe auch Kapitel 2
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 43
in Deutschland erreichter Berufsabschluss des Bankkaufmannes mit einem
formal ähnlichen Berufsabschluss in England nicht vergleichbar. Eine
Vergleichbarkeit ist also nur möglich, wenn die erworbenen Kompetenzen
selbst verglichen werden, und das auch nur, wenn die zugrunde liegende
Kompetenzauffassung identisch ist. In gleicher Weise stellen sich die
Anforderungen des europäischen Arbeitsmarktes dar. Relevanz hat nicht die
formale Berufsqualifikation, sondern dessen Inhalt in Form von Wissen,
Fertigkeiten und Fähigkeiten, also Kompetenzen. Zentral für die
Formulierung eines EQF ist folglich die Begriffsauffassung von Kompetenz,
die wie folgt definiert wird:
„Kompetenz umfasst: i) kognitive Kompetenz, die den Gebrauch von
Theorien/Konzepten einschließt, aber auch implizites Wissen (tacit
knowledge), das durch Erfahrung gewonnen wird; ii) funktionale Kompetenz
(Fertigkeiten, Know-how), die zur Ausübung einer konkreten Tätigkeit
erforderlich ist; iii) personale Kompetenz, die das Verhalten/den Umgang
in/mit einer gegebenen Situation betrifft; iv) ethische Kompetenz, die
bestimmte persönliche/soziale Werte umfasst.“110
Diese Definition wird ergänzt durch Erläuterungen, wonach Kompetenz als
Ausdruck der Fähigkeit eines Einzelnen aufzufassen ist, verschiedene
Elemente des persönlichen Wissens und der persönlichen Fertigkeiten
selbstgesteuert, implizit oder explizit in einem bestimmten Kontext zu
bündeln. Dabei ist der Grad der Selbststeuerung das entscheidende
Ausprägungsmerkmal für die Niveaustufung. Der Erwerb eines bestimmten
Kompetenzniveaus kann als Fähigkeit einer Person gesehen werden, ihre
Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen entsprechend den je nach
Kontext, Situation oder Problemstellung unterschiedlichen Anforderungen
einzusetzen und zu kombinieren.111
Den obigen Erläuterungen zur Kompetenzauffassung innerhalb des EQF
folgend, wird das Komponentenmodell mit den Kategorien Wissen,
Fertigkeiten und persönliche und fachliche Kompetenz formuliert. Dabei soll
110 EU-Kommission (2005), S. 13 111 Vgl. Ebenda (2005), S. 13
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 44
die Kenntniskomponente kognitive Kompetenz abbilden, die
Fertigkeitskomponente funktionale Kompetenz und die persönliche und
fachliche Kompetenzkomponente personale und ethische Kompetenz
abbilden.112
Innerhalb des Modells werden Kenntnisse und Fertigkeiten auch als solche
aufgefasst, die persönliche und fachliche Kompetenz wird jedoch weiter
aufgeschlüsselt. Persönliche und fachliche Kompetenz schlüsseln sich nach
diesem Ansatz weiter auf in die Bereiche (i) Selbständigkeit und
Verantwortung, (ii) Lernkompetenz, (iii) Kommunikationskompetenz und
soziale Kompetenz und (iv) fachliche und berufliche Kompetenz. Diese
Komponenten werden nicht näher erläutert, so dass über deren Bedeutung
nur aus den Niveaustufenformulierungen geschlossen werden kann.
Selbstständigkeit und Verantwortung bezieht sich dabei auf die graduellen
Ausprägungen von personeller Selbstständigkeit und Verantwortung im
Arbeitskontext. Lernkompetenz zielt ebenfalls auf den Grad der
Selbstständigkeit des eigenen Lernens, ob also z. B. Lernberatung
nachgefragt wird, das Lernen eigenverantwortlich erfolgt oder ein
Verständnis von Lernprozessen besteht. Deutet man die im EQF formulierten
Erläuterungen im Sinne von Fähigkeiten, so meint Lernkompetenz auf der
ersten Niveaustufe den Ausdruck der Fähigkeit, Lernberatung anzunehmen.
Weiter bezieht sich Kommunikationskompetenz auf das Kommunizieren in
nach dem Komplexitätsgrad gestuften Kommunikationssituationen, ob also
auf eine einfache schriftliche oder mündliche Kommunikation reagiert wird,
oder ob in ungewohnten Situationen mündliche oder schriftliche
Kommunikation produziert und darauf reagiert wird. Interessant sind die
Erläuterungen zur fachlichen und beruflichen Kompetenz. Diese (Unter-
)komponente zielt ausschließlich auf Problemlösefähigkeiten, wobei die
Lösungs- und Entscheidungsfindung mit fortschreitender Niveaustufung unter
Einbezug von sozialen und ethischen Gesichtspunkten erfolgt.113
112 Vgl. EU-Kommission (2005), S. 13-14 113 Vgl. im Anhang das EQF
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 45
4.1.2 Analyse des Komponentenmodells
Liest man die Kompetenzdefinition, welche dem EQF zugrunde liegt, so ist
festzustellen, dass kein wirklicher Erklärungsansatz vorliegt. Stattdessen wird
Kompetenz in Komponenten aufgeteilt, welche dann jedoch eine nähere
Erklärung in der Definition vermissen lassen. Erst in den näheren
Erläuterungen wird klar, dass Kompetenz in den verschiedenen
Niveauausprägungen als Fähigkeit aufzufassen ist, die subjektiven
Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen im weiteren Sinne
kontextbezogen einsetzen und kombinieren zu können.114
Diese Erläuterungen stehen im Gegensatz zur Auffassung der Kompetenz
als Ausdruck einer Fähigkeit an anderer Stelle.115 Im Sinne der oben
erläuterten Kompetenz-Performanz-Problematik wird folglich nicht ganz klar,
ob Kompetenzen als Fähigkeiten aufzufassen sind, was den Erläuterungen
aus Kapitel 2 entsprechen würde, oder als Performanz, was dann aber keine
Kompetenz mehr wäre. Zwar kann Kompetenz wie erläutert nur indirekt über
Performanz erfasst werden, die eigentliche Zielgröße bleibt jedoch die
Kompetenz, auf die innerhalb des Modellierungsansatzes geschlossen
werden muss. Die Auffassung von Kompetenz als Fähigkeit ist somit nicht
eindeutig.
Das Merkmal des Subjektbezugs ist eindeutig erfüllt, da die Erläuterungen
alle als Fähigkeit bzw. Ausdruck der Fähigkeit des Einzelnen aufgefasst
werden.
Ebenso ist der Domänenbezug erfüllt, da sich die Kompetenzerläuterungen
auf einen gegebenen Kontext beziehen.
Der Ansatz differenziert zwischen Kenntnissen und Fertigkeiten als Ausdruck
von kognitiver und funktionaler Kompetenz und fachlicher und beruflicher
Kompetenz als (Unter-)komponente der persönlichen und fachlichen
Kompetenz. Damit wird den Erläuterungen aus Kapitel 2 deutlich
widersprochen. Fachliche Kompetenz, also Fachkompetenz bezieht sich in
diesem Ansatz nur auf Problemlösefähigkeiten. Kenntnisse und Fertigkeiten
werden in separaten Komponenten erfasst. Fachkompetenz zielt jedoch auf
die Fähigkeit zu sacheinsichtigem und problemlösendem Denken und
114 Vgl. EU-Kommission (2005), S. 13 115 Vgl. Ebenda (2005), S. 13
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 46
Handeln, beinhaltet also wie Kapitel 2 erläutert Wissen, Fertigkeiten und
auch Methodenkompetenz. Die Komponentenformulierung ist folglich nicht
stringent. Deutlicher wäre eine Komponente fachlicher Kompetenz, die sich
dann in Kenntnisse, Fertigkeiten und Problemlösefähigkeiten aufgliedert,
womit wesentliche Elemente von Fachkompetenz inklusive
Methodenkompetenz abgebildet werden könnten. In gleicher Weise ist die
Trennung der Komponenten Selbständigkeit und Verantwortung und
fachlicher und beruflicher Kompetenz zu sehen.
Im Vergleich zu den Erläuterungen aus Kapitel 2 zur Sozial- und
Selbstkompetenz finden sich im EQF nur wenige Entsprechungen.
Kommunikationskompetenz und soziale Kompetenz werden in einer
Komponente formuliert. Dabei zielen die Erläuterungen nur auf
Kommunikationsfähigkeiten in verschiedenen, nach Situationskomplexität
differenzierten Niveaustufen. Sozialkompetenz beinhaltet jedoch nicht nur
Kommunikationsfähigkeiten, sondern auch kooperative, solidarische und
sozialkritische Komponenten. Diese Merkmale werden in dieser Komponente
des EQF durchaus abgebildet. Was vollständig fehlt ist ein Bezug zur
Selbstkompetenz. Weder enthält das Modell moralische Aspekte, noch bildet
es reflexive Elemente ab. Selbständigkeit und Verantwortung werden nur in
Bezug auf einen beruflichen Kontext formuliert, die pädagogische
Komponente fehlt somit vollständig.
4.1.3 Analyse des Stufenmodells
Zur Analyse des Stufenmodells werden im Folgenden exemplarisch die
Deskriptoren Kenntnisse und Fertigkeiten untersucht, da anhand dieser eine
inkonsistente Niveaustufung offensichtlich wird.
Das EQF-Kompetenzstufenmodell stuft den Deskriptor Kenntnisse nach der
kognitiven Leistung und der Art des Wissens. Die erste Kompetenzstufe
zeichnet sich durch grundlegende allgemeine Kenntnisse aus, wobei die
kognitive Leistung „auffrischen“ nicht eindeutig ist. Auf der nächsten Stufe
erfolgt ein Übergang zum Verstehen, wobei dieses Verstehen auf die
Grundlagen eines Bereiches, Fakten und Grundideen begrenzt wird. Die
dritte Stufe erfordert die Anwendung fachspezifischer Kenntnisse. Als
zusätzliches Kriterium werden theoretische Elemente eingeführt, die auf
dieser Stufe im Umfang stark eingeschränkt sind. Bis zu diesem Punkt erfolgt
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 47
die Stufung analog zu den kognitiven Stufen von ANDERSON und
KRATHWOHL, also Erinnern (auffrischen), Verstehen und Anwenden. Die
Niveaustufung der Wissensart erstreckt sich von allgemeinen Kenntnissen
über Grundlagen eines Bereiches zu fachspezifischen Kenntnissen. Im
Übergang zur vierten Stufe bleibt die kognitive Leistung auf den Bereich der
Anwendung beschränkt, jedoch wird das Wissensspektrum erweitert auf ein
breites Spektrum fachspezifischer praktischer und theoretischer Kenntnisse.
Der Schritt von der dritten zur vierten Stufe ergibt sich also aus der
Verbreiterung des theoretischen und praktischen Wissensspektrums. Auf der
fünften Stufe bleiben diese Spektren gleich, jedoch erhöht sich die kognitive
Leistung um Elemente der Reflektion, das auf dieser Stufe vorhandene
Wissen ist auf dieser Stufe in seinen Grenzen bewusst. In diesem Sinne
erfolgen zwei kognitive Leistungen, nämlich das Nutzen also Anwenden des
Wissens und das kritische Bewusstsein für dieses Wissen, was im Sinne von
ANDERON und KRATHWOHL der kognitiven Leistung des Evaluierens
entspricht. Die Unterscheidung des Wissensspektrums, welches genutzt
werden soll auf den Niveaustufen 4 und 5 ist nicht eindeutig. So erfordert
Niveaustufe 4 die Nutzung eines breiten Spektrums fachspezifischer
praktischer und theoretischer Kenntnisse, Niveaustufe 5 erfordert die
Nutzung breiter theoretischer und praktischer Kenntnisse, die häufig
fachspezifisch sind. Im Sinne der hierarchischen Formulierung der
Niveaustufen sind Mehrfachnennungen auf verschiedenen Niveaustufen
überflüssig.
Die Niveaustufen 6 bis 8 erfordern immer die Nutzung einer über die
Niveaustufen weiter zunehmenden Spezialisierung des Wissens. Ebenso
nimmt auch die erforderliche kognitive Leistung weiter zu, indem sich das
erforderte kritische Bewusstsein auf ein immer größer werdendes
Wissensspektrum bezieht. Niveaustufe 8 erfordert letztlich die Nutzung des
Wissens zur Analyse und kreative Schaffung neuen Wissens.
Somit erfolgt die Niveaustufung mit verschiedenen Kriterien, die je nach
Niveaustufe den Unterschied zu den darunter liegenden Stufen ausmachen.
Eine Stringenz ist zwar erkennbar, wobei unklar bleibt, warum die jeweiligen
Stufungskriterien jeweils auf verschiedenen Niveaustufen wirksam sind. Eine
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 48
Differenzierung des Deskriptors in Wissensart und kognitive Leistung wäre
also sinnvoll und würde wesentlich zur Stringenz des Modells beitragen.
Ähnlich wie der Deskriptor Kenntnisse wird auch der Deskriptor Fertigkeiten
anhand von mehreren Kriterien gestuft. Die erste Stufe beinhaltet
grundlegende Fertigkeiten zur Erledigung einfacher Aufgaben. Der Übergang
zur zweiten Stufe erweitert beide Komponenten. Das Individuum handelt
nach festen Regelabläufen bei normalen Aufgaben. Die dritte Stufe erweitert
sowohl das Spektrum der Fertigkeit selbst wie auch den zugrunde liegenden
Kontext. So sind die Fertigkeiten jetzt fachspezifisch und das Individuum
greift nicht auf Handlungsanweisungen zurück, sondern muss selbst
erwägen, welche Fertigkeiten zum Einsatz kommen. Auf der vierten Stufe
erweitert sich dieses Spektrum wesentlich, da das Individuum auf der Basis
von Wissen eigene Ansätze entwickeln muss, die dann auch bewertet
werden müssen.
Auf der fünften Stufe wird explizit eine Problemlösefähigkeit verlangt, die sich
auf genau definierte, konkrete und abstrakte Probleme begrenzt, wobei
theoretisches und praktisches Wissen zur Anwendung kommen. Bis zu
dieser Niveaustufung ist also durchaus eine gewisse Stringenz eingehalten.
Dabei beginnt die Stufung bei einfachen Fertigkeiten in einfachen Kontexten
und endet in der Entwicklung neuer Fertigkeiten in komplexeren Kontexten.
In diesem Sinne sind Bezüge zu dem Modell von OESTERREICH erkennbar.
Als weiteres Kriterium erfolgt die Niveaustufung über verschiedene kognitive
Leistungen. Auf den ersten drei Niveaustufen erfolgt eine Nutzung von
Fertigkeiten im Sinne einer Anwendung, Niveaustufe 4 erfordert die Fähigkeit
zum Entwickeln und Bewerten, Niveaustufe 5 erfordert ebenso ein
Entwickeln, wobei hier plötzlich die Problemqualität erläutert ist, im
Gegensatz zu dem genannten Entwickeln auf Niveaustufe 4. In diesem Sinne
erfolgt eine unsystematische Niveaustufung, die auch in den zugrunde
liegenden offiziellen Dokumenten und auch aus den entsprechenden
Forschungsdokumenten nicht ersichtlich wird. Ebenso ist der Ansatz von
DREYFUS und DREYFUS nicht zu erkennen, welcher in den
Entwicklungspapieren erwähnt und empfohlen wird.
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 49
4.2 Das irische NFQ-Kompetenzstufenmodell
4.2.1 Aufbau und Begriffsauffassungen
Das NFQ wird aus 8 Deskriptoren und 10 Niveaustufen gebildet. Der Aufbau
des Kompetenzstufenmodells wird in Abbildung 7 dargestellt, das komplette
Modell ist als Anhang beigefügt.
LEVEL Knowledge Know-how & Skill Competence
Breadth Kind Range Selectivity Context Role Learning to learn Insight
1 … 10
Abbildung 7: Aufbau NFQ
Ähnlich wie das EQF-Kompetenzstufenmodell ist dieser Ansatz mit den
Komponenten Wissen (hier Knowledge), Fertigkeiten (hier Know-how & Skill)
und Kompetenzen im weiteren Sinne (hier Competence) aufgebaut.
Wissen wird hier explizit deklarativ aufgefasst. Ein Unterschied besteht in der
Ausdifferenzierung des Deskriptors Knowledge in Breadth und Kind, also
nach der Breite des Wissensspektrums und der Art des Wissens. Dabei gilt,
dass je unterschiedlicher, komplexer und abwechslungsreicher
Wissensinhalte sind, desto breiter ist das Wissensspektrum. Die Art des
Wissens zielt auf verschiedene Wissensformen innerhalb des deklarativen
Wissens, vom Wissen über konkrete Phänomene bis zu theoretischen
Modellen.116
Der englische Begriff Skill erfasst eine zielgerichtete Handlung im Sinne einer
Performanz zur Aufgabenerfüllung. Know-how zielt in diesem Kontext auf
prozedurales Wissen. Während aber Know-how noch von deklarativem
Wissen begleitet werden kann, ist in der Auffassung von Skills dieses
deklarative Wissen kein Bestandteil. Der zusammengefasste Deskriptor
Know-how & Skill wird weiter ausdifferenziert in Range und Selectivity, also
nach der Breite des Spektrums von Know-how und Skill und der Art, wie
Know-how und Skill angewendet werden.117
116 Vgl. NQAI (2003), S. 21 und S. 23 117 Vgl. Ebenda (2003), S. 21 und S. 23
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 50
In Bezug auf die Begriffsauffassung von Kompetenz konnte keine eindeutige
Begriffsdefinition gefunden werden. Während Kompetenz in den
anfänglichen Entwicklungsdokumenten zum NFQ noch eindeutig definiert
wird als „…the practical application of knowledge or skills.“118, wird der
Kompetenzbegriff in den endgültigen offiziellen Dokumenten wage
umschrieben statt eindeutig definiert. Die Begriffsauffassung zielt zum einen
auf die erfolgreiche Umsetzung von Wissen und Fertigkeiten und wird nicht
nur auf den beruflichen Bereich beschränkt, sondern auf den gesamten
Lebensbereich bezogen. Kompetenz zielt nach den weiteren Erläuterungen
auch auf Einstellungen, Emotionen, Werte und Selbstauffassungen einer
Person, ebenso aber auch auf deklaratives und prozedurales Wissen. Der
Kompetenzbegriff beinhaltet ebenso die Bewusstheit über die Grenzen der
eigenen Fähigkeiten. Kompetenz kann immer nur in Bezug auf einen Kontext
beschrieben werden, wird also kontextbezogen aufgefasst.119
Die Aufgliederung des Deskriptors Competence in Context, Role, Learning to
learn und Insight lässt sich wie folgt erläutern: Context bezieht sich auf die
Handlungssituation, in der sich das Subjekt befindet. Diese kann transparent
und strukturiert sein, ebenso jedoch völlig unklar oder unbestimmt sein. Mit
dem Deskriptor Role wird die Rolle des Subjekts in der Arbeitssituation
abgebildet. So kann das Subjekt verantwortungslos und weisungsgebunden
tätig sein, aber auch mit großer Verantwortung autonom handeln. Mit dem
Deskriptor Learning to learn wird die Lernfähigkeit des Subjekts erfasst.
Lernen kann so völlig von außen dirigiert werden, das Individuum kann
jedoch auch selbstorganisiert lernen können. Mit der Kategorie Insight wird
abgebildet, bis zu welchem Grade sich das Individuum seiner selbst und
seines Handelns bewusst ist.120
4.2.2 Analyse des Komponentenmodells
Anders als im EQF-Kompetenzstufenmodell differenziert das NFQ-
Kompetenzstufenmodell Kenntnisse und Fertigkeiten von Kompetenzen.
Kompetenz in der dem Ansatz zugrunde liegenden Auffassung wird
kategorisiert in die Bereiche Context, Role, Learning to learn und Insight und
118 NQAI (2001), S. 30 119 Ebenda (2003), S. 22 120 Vgl. Ebenda (2003), S. 23-24
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 51
beschreibt damit nicht mehr Kompetenz im Sinne der Erläuterungen aus
Kapitel 2. Stattdessen beschreiben die Erläuterungen zu den einzelnen
Niveaustufen in Bezug auf die jeweiligen Unterkategorien von Kompetenz
den beruflichen Kontext, in dem gehandelt wird. Folglich ist Kompetenz als
Fähigkeit aufzufassen, in einem bestimmten Kontext (abgebildet durch den
Deskriptor Context), in einer bestimmten Rolle (abgebildet durch den
Deskriptor Role), mit einer bestimmten Lernfähigkeit (abgebildet im
Deskriptor Learning to learn) und mit einer bestimmten Reflexionsfähigkeit
(abgebildet durch den Deskriptor Insight) handeln zu können. In diesem
Sinne wird ein wesentliches Merkmal beruflicher Handlungskompetenz in
dem Modell angebildet, nämlich die Fähigkeit zu erfolgreichem Handeln in
beruflichen Situationen. Eine differenzierte Abbildung von Sach- , Methoden-,
Sozial- und Selbstkompetenz erfolgt damit aber nicht, da dieser Ansatz nur
berufliche Handlungskompetenz und das auch nur in Ansätzen als Ganzes
abbildet und folglich zwar mehrdimensional formuliert ist, jedoch nicht in den
wesentlichen Kategorien. Zudem sind die Kategorien nicht trennscharf
gebildet. So erfasst der Deskriptor Context im Wesentlichen berufliche
Handlungskompetenz, doch eigentliche Grundlage sind in diesem
Zusammenhang Wissen und Können, die damit implizit mit abgebildet
werden, dann jedoch explizit in eigenen Deskriptoren auftauchen.
Der Subjekt- und Domänenbezug wird in diesem Ansatz erfüllt. Die
Deskriptoren Knowledge, Know-how & Skill und Competence sind in Bezug
auf das Subjekt formuliert und beziehen sich auf eine berufliche Domäne.
Lässt man die explizite Differenzierung des Deskriptors Competence von den
Deskriptoren Knowledge und Know-how & Skill außer Acht, da diese
Unterscheidung nicht zuletzt aus der Begriffsauffassung von Kompetenz
resultiert, so stellen die Deskriptoren Knowledge und Know-how & Skill eine
mögliche Abbildung von Sach- und Methodenkompetenz dar.
Sozialkompetenz wird in diesem Ansatz nur unzureichend abgebildet. Allein
der Deskriptor Role beschreibt auf den verschiedenen Niveaustufen das
„Funktionieren“ und „Agieren“ in Gruppen. Merkmale wie Solidarität,
Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und Sozialkritik werden nicht
abgebildet. Die Beschreibung erfolgt rein funktionalistisch und ohne nähere
Erläuterung.
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 52
In gleicher Weise bildet der Deskriptor Insight die Merkmale von
Selbstkompetenz nur unzureichend ab. Zwar werden reflexive Elemente wie
das Bewusstsein des eigenen Selbstverständnisses und Verhaltens oder
eine internalisierte Weltsicht abgebildet, was jedoch als wesentliche
Komponente fehlt ist der Moralbezug.
4.2.3 Analyse des Stufenmodells
Zur Analyse des Stufenmodells werden im Folgenden exemplarisch die
Deskriptoren Knowledge, Know-how & Skill und Competence – Context
untersucht, da anhand dieser eine inkonsistente Niveaustufung offensichtlich
wird.
Das NFQ-Kompetenzstufenmodell stuft jeden Deskriptor nach anderen
Kriterien. Dabei soll der Deskriptor Knowledge – Breadth nach dem Kriterium
der Diversität, Komplexität und Varietät von Fakten und Konzepten gestuft
sein.121
Innerhalb des Modells selbst jedoch erfolgt die Niveaustufung anhand
anderer Kriterien. So vollzieht sich die Niveaustufung auf den ersten fünf
Niveaustufen anhand der Breite des Wissensspektrums im quantitativen
Sinne. Auf der ersten Niveaustufe besteht nur elementares Wissen, auf der
fünften Niveaustufe besteht dem Kriterium folgend ein großes
Wissensspektrum. Auf den folgenden Niveaustufen erfolgt dann eine immer
weiter zunehmende Spezialisierung des Wissens, wobei aus dem
hierarchischen Aufbau des Modells gefolgert werden muss, dass z. B. auf
Niveaustufe 6 neben dem breiten fachspezifische Wissen auch ein großes
Spektrum eher allgemeineren Wissens besteht. Anhand der
Modellerläuterungen muss also gefolgert werden, dass eine Spezialisierung
von Wissen dieses damit auch komplexer macht.
Dass innerhalb dieses Deskriptors inkonsistent gestuft wird, lässt am
deutlichsten im Übergang von Niveaustufe 7 zu Niveaustufe 8 erkennen.
Während auf den Niveaustufen 1 bis 7 noch eine Verbreiterung und
Spezialisierung des Wissens stattfindet, ohne eine für diesen Deskriptor
gegebene Erläuterung, in welcher kognitiven Form dieses Wissen vorliegen
121 Vgl. NQAI (2003), S. 23
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 53
soll im Sinne der Dimension kognitiver Prozesse von ANDERSON und
KRATHWOHL, erfordert Niveaustufe 8 plötzlich eine Verstehensleistung.
Damit werden die selbst gestellten Merkmale der Niveaustufung nicht erfüllt
und zudem eine inkonsistente Niveaustufung vorgenommen.
Als Abbildung kognitiver Prozesse im Sinne von ANDERSON und
KRATHWOHL kann am ehesten der Deskriptor Knowledge - Kind betrachtet
werden. So ist auf Niveaustufe 1 ein Erinnern von Wissen erforderlich, auf
Niveaustufe 8 ein Verstehen, auf Niveaustufe 9 ein kritisches Bewusstsein
und auf Niveaustufe 10 Kreation und Interpretation von Wissen. Doch auch
hier wird innerhalb eines Deskriptors mit mehreren Kriterien gestuft. So
beziehen sich die verschiedenen kognitiven Leistungen jeweils auf
verschiedene Arten des Wissens. Während auf Niveaustufe 1 keine Angabe
zur Art des Wissens gemacht wird, welches erinnert werden soll, ist auf
Niveaustufe 8 ein Verstehen von Wissen in einem Fachgebiet erforderlich.
Somit erfolgt auch hier die Niveaustufung nicht stringent. Und auch die
Niveaustufung nach der Komplexität der kognitiven Prozesse erfolgt nicht
stringent. Eine konsequente Einhaltung der Kriterien zur Niveaustufung
erfolgt ebenso wenig wie eine Abbildung kognitiver Prozesse.
Ähnlich wie der Deskriptor Knowledge – Breadth stuft der Deskriptor Know-
how & Skill – Range bis zur Niveaustufe 6 nach quantitativer Breite des
Fertigkeitenspektrums, ohne Berücksichtigung von prozeduralem Wissen,
welches eigentlich auch durch diesen Deskriptor abgebildet werden soll. Je
mehr Fertigkeiten eine Person beherrscht, desto höher ist die Niveaustufe.
Auch hier wird der Niveaustufung nicht stringent gefolgt. So zielen die ersten
beiden Niveaustufen nur auf praktische Fertigkeiten, die Niveaustufen 3 und
4 enthalten dann zusätzlich kognitive Fertigkeiten, ohne dass diese näher
erläutert werden.
Auf Niveaustufe 5 findet dann plötzlich eine Spezialisierung der Fertigkeiten
statt, wobei auch hier das Beherrschungsspektrum das der vorherigen
Niveaustufe übersteigt. Im Übergang von Niveaustufe 6 zu Niveaustufe 7
erfolgt eine Zäsur der bisherigen Niveaustufung. Während auf den
Niveaustufen 1 bis 6 sich noch eine mehr oder minder stringente
Niveaustufung anhand der Breite und Spezialisierung des
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 54
Fertigkeitenspektrums erfolgt, erfordert Niveaustufe 7 technische, kreative
oder konzeptuale Fertigkeiten in einem Forschungsfeld. Die weiteren
Niveaustufen 8 bis 10 beschreiben Anforderungen im Bereich der Forschung,
ohne dass eine Stringenz zu erkennen ist.
Wie in der Analyse des Komponentenmodells erwähnt, differenziert das
irische NFQ-Kompetenzstufenmodell Kompetenz von Wissen, Fertigkeiten
und Know-how. In diesem Zusammenhang kann gefragt werden, ob nicht die
innerhalb des Modells als Kompetenz ausgewiesenen Kompetenzstufen den
in Kapitel 3 ausgearbeiteten Kriterien entsprechen.
In der Tat wird durch den Deskriptor Competence – Context eine
Niveaustufung modelliert, die Ähnlichkeiten zu den Ansätzen von DREYFUS
und DREYFUS und dem Modell von OESTERREICH erkennen lässt. So ist
der Handlungskontext in dem das Individuum handelt auf der ersten Stufe
noch streng definiert und hoch strukturiert. Mit der Zunahme der
Niveaustufen wird der Handlungskontext schrittweise immer unstrukturierter
und unbekannter, was im Sinne von OESTERREICH als ein immer vager
bestimmtes Ziel gedeutet werden kann. Ein Bezug auf Planungs- und
Entscheidungsfähigkeiten oder auf den im Modell von OESTERREICH
genannten Handlungsspielraum ist jedoch nicht zu erkennen. Ähnlich
unstringent wie die oben erläuterten Niveaustufungen wird auch hier
vorgegangen. Während auf den Niveaustufen 1 bis 4 der Handlungskontext
kontinuierlich komplexer wird, erfordert die Niveaustufe 5 zusätzlich die
Übernahme von Verantwortung für die Handlungsergebnisse und die
Identifizierung und Anwendung von Fertigkeiten und Wissen auf
verschiedene Kontexte. Damit werden jedoch Erläuterungen gemacht, die
eher dem Deskriptor Knowledge oder Know-how & Skill zuzuordnen sind.
Folglich erfolgt nicht nur eine unsystematische Stufenbildung, sondern
innerhalb der Niveaustufen werden die verschiedenen Komponenten nicht
stringent eingehalten.
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 55
4.3 Das KWB-Kompetenzstufenmodell
Das KWB hat als Beteiligter nationaler Sozialpartner im Brügge-
Kopenhagenprozess einen eigenen Vorschlag zur Bildung eines nationalen
Qualifikationsrahmens (NQF) für die BRD erarbeitet. Der Ansatz geht zurück
auf eine Arbeit des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), die
als Grundlage für die weiteren Erläuterungen dient.122
4.3.1 Aufbau und Begriffsauffassungen
Mit Hilfe des vom KWB erarbeiteten Qualifikationsrahmens sollen
Kompetenzprofile einer Person nach ihrem Anforderungsgrad bzw.
Leistungspotential bewertet werden.
Der Ansatz definiert individuelle Handlungskompetenzen als „…prinzipielle
Verhaltensmöglichkeiten einer Person…“123 Betont wird dabei der Bezug von
Handlungskompetenz auf bestimmte Handlungssituationen, die durch diese
bewältigt werden können. Der Domänenbezug von Handlungskompetenz
wird betont, wobei sich eine Domäne weiter in Kompetenzfelder aufgliedern
lässt. Weiter wird Handlungskompetenz in Beziehung gesetzt zur
Problemlösefähigkeit eines Menschen. Handlungskompetenz wird in diesem
Sinne als Grundvoraussetzung für die Lösung von Problemen gesehen.
Experten, die über ein hohes Maß an Handlungskompetenz verfügen,
kommen demnach zu besseren Problemlösungen als Nicht-Experten, die
über keine oder nur geringe Handlungskompetenz verfügen.
Berufliche Handlungskompetenz wird in die Trias von Fach-, Methoden- und
Selbstkompetenz ausdifferenziert. Der Domänenbezug drückt sich dabei
wesentlich in der Fachkompetenz aus. Der oben genannte Anforderungsgrad
bzw. das genannte Leistungspotential einer Person wird anhand von vier
Kriterien zur Beschreibung komplexer Handlungssituationen bewertet. Die
Kriterien sind wie folgt gestaltet:
Komplexität
Mit dieser Dimension wird die Anzahl der möglichen veränderlichen
Variablen einer Handlungssituation erfasst.
122 Vgl. ESSER, Hubert et al. (2005) 123 Ebenda (2005), S. 6
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 56
Intransparenz
Mit dieser Dimension wir die Anzahl der Variablen einer Handlungssituation
bezeichnet, die für den Handelnden nicht von vornherein ersichtlich sind.
Vernetztheit
Mit dieser Dimension wird die Verknüpfung der Variablen einer
Handlungssituation untereinander abgebildet.
Dynamik
Mit dieser Dimension wird die Geschwindigkeit abgebildet, mit der sich eine
Handlungssituation verändert.
Anhand dieser vier Deskriptoren modelliert der Ansatz sechs Niveaustufen.
Dabei gilt: „Je komplexer und intransparenter, je vernetzter und dynamischer
Entscheidungssituationen sind, die durch das Handeln einer Person bewältigt
werden können, desto höher ist das Leistungspotenzial bzw. die
Handlungskompetenz dieser Person zu bewerten und den entsprechend
höheren Stufen des NQF zuzuordnen.“124
Die Niveaustufung erfolgt also innerhalb eines vierdimensionalen
Anforderungsraumes, der grafisch in Abbildung 8 dargestellt wird.
124 Vgl. ESSER, Hubert et al. (2005), S. 3
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 57
Abbildung 8: NQF-Niveaustufen
125
Die Stufung des Ansatzes erfolgt also nicht aus der Kompetenzperspektive
des Subjektes, sondern aus den Kompetenzanforderungen einer
Handlungssituation. Gestuft wird folglich nach unterschiedlichen
Anspruchniveaus von Handlungskompetenz. Obwohl der Ansatz explizit über
die Komponenten Dynamik, Intransparenz, Vernetztheit und Komplexität
stuft, werden in den näheren Erläuterungen die verschiedenen
Niveauausprägungen der Kompetenztrias und des Grades der
Selbständigkeit erläutert. Eine tabellarische Ableitung der Erläuterungen
findet sich im Anhang.
Der Ansatz des KWB erfasst sowohl Berufsausbildungen wie
Weiterbildungen und Hochschulbildung.
4.3.2 Analyse des Komponentenmodells
Anders als das EQF-Kompetenzstufenmodell oder das NFQ-
Kompetenzstufenmodell wird dieses Modell nicht in Form von Fähigkeiten
und Fertigkeiten formuliert, welche zur Bewältigung von komplexen
Handlungssituationen erforderlich sind. Stattdessen erfolgt eine Formulierung
ausgehend von der zu bewältigenden Situation. Damit wird jedoch nicht
berufliche Handlungskompetenz mit ihren kognitiven, sozialen oder reflexiven
Merkmalen abgebildet, sondern die jeweilige Handlungssituation. In diesem
Sinne gibt das Kompetenzstufenmodell mit den Deskriptoren Komplexität, 125 Entnommen aus ESSER, Hubert et al. (2005), S. 4
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 58
Vernetztheit, Intransparenz und Vernetztheit keinen Aufschluss in Hinblick
auf die wesentlichen Merkmale und Niveastufungen von beruflicher
Handlungskompetenz. Die Problematik einer Formulierung von Kompetenz
und einer darauf aufbauenden Dimensionierung dieser ergibt sich also gar
nicht. Jedoch kann damit nicht mehr von einem Kompetenzstufenmodell im
Sinne des dieser Arbeit zu Gunde liegenden Verständnisses gesprochen
werden.
Die Strukturierung von Handlungssituationen mit den genannten
Deskriptoren geht auf DÖRNER zurück, der diese Strukturierung im
Zusammenhang mit Problemlösefähigkeiten formuliert hat.126
Damit wird auch der starke Bezug auf Problemlösefähigkeit, der diesem
Ansatz zugrunde liegt, klar. Jedoch erfolgt keine weitere Orientierung an
Ansätzen aus der Problemlöseforschung.
Erst in den näheren Erläuterungen zum Modell erfolgt der Perspektivwechsel
auf die zur Bewältigung derartiger Situationen erforderlichen Kompetenzen.
Dabei wird berufliche Handlungskompetenz wie bereits erwähnt in die
Kompetenztrias Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz differenziert. Die
Erläuterungen zu diesen Kompetenzdimensionen in ihren verschiedenen
Niveauausprägungen können dabei als das eigentliche
Kompetenzstufenmodell dieses Ansatzes aufgefasst werden und sind im
Anhang zusammengestellt.
Kompetenz, hier aufgefasst als prinzipielle Verhaltensmöglichkeit, entspricht
den Erläuterungen aus Kapitel 2 im Sinne der Auffassung von Kompetenz als
Fähigkeit.
Ebenso wird in den näheren Erläuterungen Kompetenz domänenbezogen
aufgefasst.
Was dem Ansatz aber gänzlich fehlt sind weitere Ausformulierungen der
Kompetenzdimensionen. Was wird im Rahmen des Ansatzes unter Fach-
Methoden- und Sozialkompetenz verstanden, und wie grenzen sich die
verschiedenen Komponenten voneinander ab? Zwar werden mit den
zugrunde liegenden Deskriptoren Handlungssituationen relativ klar
strukturiert, in Hinblick auf die zur erfolgreichen Bewältigung dieser
126 Vgl. DÖRNER, Dietrich (1987), S. 18
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 59
Situationen erforderlichen beruflichen Handlungskompetenz fehlen dem
Ansatz jedoch die notwendigen Erläuterungen.
So kann nur gefolgert werden, dass in der verwendeten Kompetenztrias
Elemente der Selbstkompetenz nicht auftauchen würden. Lediglich die direkt
der Bewältigung einer Handlungssituation zugrunde liegenden fachlichen,
methodischen und sozialen Elemente von Kompetenz werden abgebildet.
Eine pädagogische Orientierung erfolgt damit nicht.
4.3.3 Analyse des Stufenmodells
Den Unklarheiten in Bezug auf die zur erfolgreichen Bewältigung von
Handlungssituationen notwendige berufliche Handlungskompetenz setzt sich
bei der Niveaustufung fort. Die Niveaustufung selbst ist dabei durchaus klar,
nicht zuletzt, da z. B. eine Niveaustufung von Komplexität eine Erhöhung der
Anzahl der möglichen veränderlichen Variablen einer Handlungssituation
widerspiegelt. Damit wird jedoch nur das Anforderungsprofil der zugrunde
liegenden Handlungssituation gestuft. Dabei bleibt unklar, in welchem
Verhältnis die verschiedenen Niveaustufen zu den einzelnen
Kompetenzausprägungen stehen. Wie kommt es z. B. zu der Zuordnung von
Fachkompetenz, die auf Niveaustufe 2 in ihren Grundlagen in einer Domäne
bereitgestellt werden kann zu der dieser Niveaustufe entsprechenden
mittleren Komplexität?
Mit dem Bezug auf die Komplexität der Arbeitssituation besteht eine
Verbindung zu dem erläuterten Modell von OESTERREICH, welches wie
erwähnt zur Strukturierung von Handlungssituationen dient. Jedoch kann nur
mit Bezug auf dieses Modell gefolgert werden, welche Niveauausprägung
von Kompetenz mit Bezug auf den jeweiligen Kontext vorliegt. Der Ansatz
des KWB selbst gibt darauf keine Antwort.
4.4 Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse
Wie aus den Erläuterungen zu Kapitel 2 deutlich wird, handelt es sich bei der
Kompetenzthematik um ein äußerst divergentes Forschungsfeld, welches
unter anderem durch unterschiedliche Begriffsauffassungen und
unterschiedliche Formulierung von Kompetenzkomponenten gekennzeichnet
ist.
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 60
Dennoch können wesentliche Merkmale des Begriffes herausgearbeitet
werden, und auch eine Verortung der verschiedenen Dimensionierungen von
Handlungskompetenz ist möglich.
In Bezug auf die in diesem Kapitel untersuchten Kompetenzstufenmodelle
lässt sich feststellen, dass keines der dargestellten Modelle berufliche
Handlungskompetenz gemäß den Erläuterungen aus Kapitel 2 in den
jeweiligen Komponentenmodellen in einem befriedigenden Maße abzubilden
vermag.
So konnte für das EQF-Kompetenzstufenmodell gezeigt werden, dass das
Komponentenmodell unsystematisch aufgebaut ist. Ebenso erfasst das
Modell die verschiedenen Dimensionen von Handlungskompetenz in einem
nur unzureichenden Maße. So bildet das Modell z.B. Selbstkompetenz in
keiner Weise ab.
Positiv ist für diesen Ansatz herauszustellen, dass die Niveaustufung der
Kenntnisse anhand der Komplexität kognitiver Prozesse erfolgt. Doch auch
hier erfolgt die Niveaustufung schließlich in einer unsystematischen Weise,
wie dies auch für den Deskriptor Fertigkeiten gezeigt werden konnte.
Ähnliches lässt sich für das NFQ-Kompetenzstufenmodell feststellen. Auch
hier wird der Kompetenzbegriff nur vage umschrieben und verschließt sich
somit einer genauen Erfassung. Ebenso werden die verschiedenen
Dimensionen von Handlungskompetenz in einem unbefriedigenden Maße
abgebildet. So begrenzt sich Selbstkompetenz in diesem
Modellierungsansatz auf das Bewusstsein einer Eigenverantwortlichkeit für
das eigene Verhalten und das eigene Selbstverständnis.
Wie dargestellt erfolgt auch hier keine differenzierte Komponentenbildung,
wenn auf der einen Seite der kognitive Aspekt von Handlungskompetenz in
den Deskriptoren Knowledge und Know-how & Skill abgebildet wird, dann
jedoch Kompetenz in davon differenzierten Komponenten formuliert wird.
Positiv ist an diesem Ansatz anzumerken, dass die Deskriptoren Knowledge
und Know-how & Skill, welche den kognitiven Bereich von
Handlungskompetenz abbilden, in jeweils zwei Unterkategorien differenziert
werden im Gegensatz zum EQF-Kompetenzstufenmodell.
Mit solch einer Differenzierung verringert sich die Anzahl der
Stufungskriterien innerhalb eines Deskriptors, was letztlich die Niveaustufung
Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum 61
wesentlich stringenter macht. In diesem Sinne könnten sowohl die
Wissensart wie auch die kognitive Leistung im Sinne von ANDERSON und
KRATHWOHL in ein Kompetenzstufenmodell einfließen.
In dem Ansatz des KWB wird ein Kompetenzbegriff formuliert, der im
Einklang mit den Erläuterungen aus Kapitel 2 steht. Das
Kompetenzstufenmodell selbst wird dann aber aus der Perspektive der
Kompetenzanforderung gestellt, ohne jedoch diese Anforderungen näher zu
erläutern.
Positiv ist die Dimensionierung von Handlungskompetenz in die
Komponenten Fach-, Methoden- und Selbstkompetenz. Doch fehlen sowohl
jegliche Erklärungen dieser Begriffe wie auch die Komponente der
Selbstkompetenz. Der Perspektivwechsel, welcher mit diesem Modell auf die
Anforderungen von Handlungssituationen im beruflichen Kontext erfolgt, lässt
auf eine fehlende pädagogische Orientierung des Ansatzes schließen.
In diesem Sinne formulieren alle erläuterten Modelle Handlungskompetenz in
einem funktionalistischen Sinne.
Schlussbetrachtung 62
5 Schlussbetrachtung
Diese Arbeit hat sich die Untersuchung von Kompetenzstufenmodellen für
den berufsbildenden Bereich zur Aufgabe gemacht. Motiviert wurde diese
Aufgabe durch die aktuelle Relevanz eines Berufsbildungs-PISAs auf
nationaler Ebene wie auch die Implementierung des EQF.
Dabei rückten sowohl die Konnotation von allgemeiner und beruflicher
Kompetenz wie auch die Möglichkeiten einer Niveaustufung von Kompetenz
in den Mittelpunkt der Fragestellung.
Der Kompetenzbegriff hat sich als ein in seiner Konnotation sehr
unterschiedlich gebrauchter Begriff herausgestellt, der je nach
Problemstellung und Forschungsschwerpunkt verschiedene Akzentuierungen
enthält. Diese Problematik trat auch bei einer Fokussierung auf Kompetenz
im berufsbildenden Bereich auf.
Deshalb wurde im Rahmen dieser Arbeit der Versuch unternommen,
wesentliche Merkmale der verschiedenen Konnotationen herauszuarbeiten.
Diese Merkmale dienten dann als Analysekriterium der verschiedenen
Kompetenzstufenmodelle in Kapitel 4.
Mit Bezug zu den herausgearbeiteten Kompetenzmerkmalen wurden
verschiedene Niveaustufungsmodelle erläutert. Dabei konnte herausgestellt
werden, dass auch hier in Abhängigkeit von der jeweiligen Fragestellung
verschiedene Ansätze existieren. In diesem Sinne setzte sich die
Problematik der Begriffskonnotation fort.
In der weitergehenden Analyse konnte festgestellt werden, dass die dem
jeweiligen Modell zugrunde liegende Kompetenzkonnotation nur partiell die
herausgearbeiteten Merkmale von Handlungskompetenz enthalten.
Es zeigt sich, dass die Komponenten- und Stufenmodelle sowohl des EQF-
Kompetenzstufenmodells wie auch des NFQ-Kompetenzstufenmodells in
einer unsystematischen Weise formuliert sind.
Und auch für den Ansatz des KWB muss resümiert werden, dass der Ansatz
beruflicher Handlungskompetenz in einem unzureichenden Maße erfasst.
Letztlich bilden alle analysierten Modelle berufliche Kompetenz nur in einer
Teildimension ab, und selbst das erfolgt in einer unsystematischen Weise.
Weiter entsprachen die verschiedenen analysierten Niveaustufungen nur in
geringer Weise den in Kapitel 3 erläuterten Stufungsmethoden, wobei die in
Schlussbetrachtung 63
den verschiedenen Kompetenzstufenmodellen formulierte Niveaustufung im
Falle des EQF-Kompetenzstufenmodells wie auch des NFQ-
Kompetenzstufenmodelles keine theoretische Fundierung erkennen ließ bzw.
dieser nicht gefolgt wurde. Damit kann nur gefolgert werden, dass die
verschiedenen Modelle eher pragmatisch als wissenschaftlich fundiert
formuliert wurden.
Somit muss abschließend festgestellt werden, dass alle untersuchten
Kompetenzstufenmodelle in einer unzureichenden Weise formuliert sind.
Doch kann angemerkt werden, dass die Formulierung eines
Kompetenzstufenmodells für den berufsbildenden Bereich ein aktuelles, aber
historisch betrachtet auch noch sehr junges Forschungsfeld ist, was sich
unter anderem in der geringen Anzahl existierender Modellierungsansätze
widerspiegelt, welche, wie gezeigt werden konnte, noch unzureichend
formuliert sind.
Es bleibt zu wünschen, dass mit den in Deutschland entwickelten Ansätzen
zur Modellformulierung im Rahmen des Projektes ULME und der Umsetzung
eines Berufsbildungs-PISAs Kompetenzstufenmodelle formuliert werden,
welche berufliche Handlungskompetenz in einer befriedigenden Weise
abzubilden vermögen. Diese neuen Ansätze lassen auf eine
wissenschaftliche Begründung der Modellierungen hoffen, wobei sich hier die
Problematik der eventuellen Nichtübereinstimmung von theoretischem
Modell und empirischen Ergebnissen ergibt. Beide Ansätze zur
Modellformulierung müssen verknüpft werden, da das formulierte
Kompetenzstufenmodell ansonsten der Beliebigkeit preisgegeben werden
würde.
Quellenverzeichnis VI
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Anhang XIII
Anhang
Ansatz KWB
Deskriptor/ Level
1 2 3 4 5 6
Fach-kompetenz
nicht vorhanden können in ihren Grundlagen in einer Domäne bereitgestellt werden.
in bestimmten Teilbereichen einer Domäne auf hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf sehr hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf höchstem Niveau
Methoden-kompetenz
domänenspezifisch noch nicht kontextualisiert, jedoch in der Breite beim Individuum angelegt, so dass sie den Einstieg in eine formelle Lernkarriere in unterschiedlichen Domänen ermöglichen können.
domänen-spezifisch kontextuali-siert und damit bewertbar.
in bestimmten Teilbereichen einer Domäne auf hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf sehr hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf höchstem Niveau
Sozial-kompetenz
domänenspezifisch noch nicht kontextualisiert, jedoch in der Breite beim Individuum angelegt, so dass sie den Einstieg in eine formelle Lernkarriere in unterschiedlichen Domänen ermöglichen können.
domänen-spezifisch kontextuali-siert und damit bewertbar
in bestimmten Teilbereichen einer Domäne auf hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf sehr hohem Niveau
in allen Teilbereichen einer Domäne auf höchstem Niveau
Handlungs-qualität
Teilhandlungen unter Aufsicht , bewusstes Rezipieren vorgegebener Handlungsabläufe
Komplexere Handlungen unter Aufsicht sowie weniger komplexe Handlungen selbsttändig
selbsttätige Ausführungvon Handlungen in komplexen Situationen
selbsttätige Ausführung von Handlungen in komplexen Situationen auf hohem Niveau
selbsttätige Ausführungvon Handlungen in komplexen Situationen auf sehr hohem Niveau
selbsttätige Ausführungvon Handlungen in komplexen Situationen auf höchstem Niveau
Komplexität sehr gering ausgeprägt
mittlere Komplexität
in Teilen hoch hoch sehr hoch höchste
Vernetzt-heit
sehr gering ausgeprägt
mittlere Vernetztheit
in Teilen hoch hoch sehr hoch höchste
Intrans-parenz
sehr geringe Intransparenz
geringe Intransparez
in Teilen hoch hoch sehr hoch höchste
Dynamik Stabilität die Situationsbedingungen
geringe Dynamik
in Teilen hoch hoch sehr hoch höchste
Handlungs-situation
unter Anleitung
selbsttätig bewältigbare Handlungs-situationen
selbsttätig bewältigbare Handlungs-situationen
selbsttätig bewältigbare Handlungs-situa-tionen
selbsttätig bewältigbare Handlungs-situationen
Expertise-grad
nicht vorhanden nicht vorhanden
anfänglich vorhanden
hoch sehr hoch höchste
Anhang XIV
Ansatz NQF Irland
Level
breadth
kind
range
selectivity
context
role
learning
to learn
insight
1elementary
knowledge
Demonstrable
by recognition
or recall.
Demonstrate basic
practical skills, and
carry out directed
activity using basic
tools.
Perform
processes that
are repetitive and
predictable.
Act in closely
defined and
highly structured
contexts.
Act in a
limited range
of roles.
Learn to sequence
learning tasks; learn
to access and use a
range of learning
resources.
Begin to
demonstrate
awareness of
independent role
for self.
2Knowledge
that is
narrow in
range.
Concrete in
reference and
basic in
comprehension.
Demonstrate limited
range of
basic practical
skills, including
the use of relevant
tools.
Perform
a
sequence of
routine
tasks given clear
direction.
Act in a limited
range of
predictable and
structured
contexts.
Act in a range of
roles under
direction.
Learn to learn in a
disciplined
manner in a well-
structured
and supervised
environment.
Demonstrate
awareness of
independent role for
self.
3Knowledge
moderately
broad
in range.
Mainly concrete
in reference
and with some
comprehension
of relationship
between
knowledge
elements.
Demonstrate a
limited range
of practical and
cognitive skills
and tools.
Select from a
limited range of
varied procedures
and apply
known solutions
to a limited
range of
predictable
problems.
Act within a
limited range of
contexts.
Act under
direction with
limited autonomy;
function
within familiar,
homogenous
groups.
Learn to learn within
a managed
environment.
Assume limited
responsibility
for consistency of
selfunderstanding
and behaviour.
4Broad range
of knowledge.
Mainly concrete
in reference
and with some
elements of
abstraction or
theory.
Demonstrate a
moderate range of
practical and
cognitive skills and
tools.
Select from a
range of
procedures and
apply known
solutions to a
variety of
predictable
problems.
Act in familiar
and unfamiliar
contexts.
Act with
considerable
amount of
responsibility and
autonomy.
Learn to take
responsibility for
own learning within
a supervised
environment.
Assume partial
responsibility for
consistency of
selfunderstanding
and behaviour.
knowledge
know-how
competence
Anhang XV
Level
breadth
kind
range
selectivity
context
role
learning
to learn
insight
5Broad range
of knowledge.
Some
theoretical
concepts and
abstract
thinking,with
significant depth
in some
areas.
Demonstrate a
broad range of
specialised skills
and tools.
Evaluate and use
inform
ation
to plan and
develop
investigative
strategies and to
determ
ine
solutions to varied
unfamiliar
problems.
Act in a range of
varied and
specific contexts,
taking
responsibility for
the nature
and quality of
outputs;
identify and apply
skill and
knowledge to a
wide variety
of contexts.
Exercise some
initiative and
independence in
carrying out
defined activities;
join and function
within m
ultiple,
complex and
heterogeneous
groups.
Learn to take
responsibility for
own learning within
a managed
environment.
Assume full
responsibility for
consistency of
selfunderstanding
and behaviour.
6Specialised
knowledge
of a broad
area.
Some
theoretical
concepts and
abstract
thinking, with
significant
underpinning
theory.
Demonstrate
comprehensive
range of specialised
skills and
tools.
Form
ulate
responses to
welldefined
abstract
problems.
Act in a range of
varied and
specific contexts
involving
creative and non-
routine
activities;
transfer and
apply
theoretical
concepts and/or
technical or
creative skills to
a range of
contexts.
Exercise
substantial
personal
autonomy and
often take
responsibility for
the work of
others and/or for
allocation of
resources;form
,and function
within,m
ultiple
complex and
heterogeneous
groups.
Learn to evaluate
own learning and
identify needs
within a structured
learning
environment; assist
others in identifying
learning needs.
Express an
internalised,
personal w
orld
view, reflecting
engagement with
others.
knowledge
know-how
competence
Anhang XVI
Level
breadth
kind
range
selectivity
context
role
learning
to learn
insight
7Specialised
knowledge
across
a variety of
areas.
Recognition of
limitations of
current
knowledge and
familiarity with
sources of new
knowledge;
integration of
concepts across
a variety of
areas.
Demonstrate
specialised
technical, creative
or conceptual skills
and tools
across an area of
study.
Excercise
appropriate
judgement in
planning,
design, technical
and/or
supervisory
functions related
to products,
services,
operations or
processes.
Utilise diagnostic
and creative
skills in a range
of functions in
a wide variety of
contexts.
Accept
accountability for
determ
ining and
achieving
personal and/or
group outcomes;
take significant or
supervisory
responsibility for
the work of others
in defined
areas of work.
Take initiative to
identify and
address learning
needs and interact
effectively in a
learning group.
Express an
internalised,
personal w
orld
view,
manifesting
solidarity with
others.
8An under-
standing of
the theory,
concepts
and m
ethods
pertaining to
a field (or
fields)
of learning.
Detailed
knowledge and
understanding in
one or more
specialised
areas, some of it
at the current
boundaries of
the field(s).
Demonstrate
mastery of a
complex and
specialised area of
skills and tools; use
and m
odify
advanced skills and
tools to conduct
closely guided
research,
professional or
advanced technical
activity.
Excercise
appropriate
judgement in a
number of
complex planning,
design,
technical and/or
management
functions related
to products,
services,
operations or
processes,
including
resourcing.
Use advanced
skills to conduct
research,or
advanced
technical or
professional
activity,
accepting
accountability for
all related
decision m
aking;
transfer and
apply diagnostic
and creative
skills in a range
of contexts.
Act effectively
under guidance
in a peer
relationship with
qualified
practitioners; lead
multiple, complex
and
heterogeneous
groups.
Learn to act in
variable and
unfamiliar learning
contexts;
learn to m
anage
learning
tasks independently,
professionally and
ethically.
Express a
comprehensive,
internalised,
personal w
orld
view, manifesting
solidarity
with others.
knowledge
know-how
competence
Anhang XVII
Level
breadth
kind
range
selectivity
context
role
learning
to learn
insight
9A systematic
under-
standing of
knowledge,
at, or
inform
ed by,
the forefront
of a field of
learning.
A critical
awareness of
current
problems and/or
new insights,
generally
inform
ed by the
forefront of a
field of learning.
Demonstrate a
range of
standard and
specialised
research or
equivalent tools
and techniques of
enquiry.
Select from
complex and
advanced skills
across a field
of learning;
develop new skills
to a high level,
including novel
and emerging
techniques.
Act in a wide and
often
unpredictable
variety of
professional
levels and
illdefined
contexts.
Take significant
responsibility
for the work of
individuals and
groups; lead and
initiate
activity.
Learn to self-
evaluate and take
responsibility for
continuing
academic/
professional
development.
Scrutinise and
reflect on social
norm
s and
relationaships and
act to change them.
10A systematic
acquisition
and
understandin
g of a
substantial
body of
knowledge
which is at
the forefront
of a
field of
learning.
The creation
and
interpretation
of new
knowledge,
through
original
research, or
other
advanced
scholarship, of a
quality to satisfy
review by
peers.
Demonstrate a
significant range
of the principal
skills, techniques,
tools, practices
and/or materials
which are
associated with a
field of learning;
develop new
skills, techniques,
tools,
practices and/or
materials.
Respond to
abstract problems
that expand and
redefine
existing
procedural
knowledge.
Excercise
personal
responsibility and
largely
autonomous
initiative in
complex and
unpredictable
situations, in
professional or
equivalent
contexts.
Communicate
results of
research and
innovation to
peers; engage in
critical
dialogue; lead
and originate
complex social
processes.
Learn to critique the
broader
implications of
applying
knowledge to
particular
contexts.
Scrutinise and
reflect on social
norm
s and
relationships and
lead action to
change them.
knowledge
know-how
competence
Anhang XVIII
Ansatz EQF
Anhang XIX
Anhang XX
Anhang XXI
Eidesstattliche Erklärung XXII
Eidesstattliche Erklärung
Ich versichere, dass ich die Arbeit ohne fremde Hilfe verfasst und mich dabei anderer als
der angegebenen Hilfsmittel nicht bedient habe.
Ich bin mit einer späteren Ausleihe der Arbeit einverstanden.
_________________________
Datum Unterschrift