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  • 8/4/2019 utemuratov_glenkor

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    Jean Franois Tanda

    Die vereinte Machtelite war anwe-send in Almaty. In der wirtschaftli-chen Hauptstadt von Kasachstanwurde das olympische Feuer erwartet, dasauf dem Weg zu den Olympischen Spielenerstmals durchs Land getragen wurde. Am2. April 2008 nahm dann Prsident Nursul-tan Nazarbayev die Fackel aus den Hndendes chinesischen Botschafters entgegen.Mit dem Feuer in der Hand joggte er kurzdurch das Medeo-Stadion. Weitere Fackel-trger waren der Chef der Agentur zur Re-

    gelung der natrlichen Monopole undder Vizeprsident der Partei Nur Otan,deren Chef Nazarbayev ist. Spter ber-nahm Prsidentenberater Bolat Utemura-tov das Feuer, er ist gleichzeitig Prsidentdes nationalen Tennisverbandes. Auch dieanderen Fackeltrger, ausser Nazarbayevselber, haben Fhrungspositionen imkasachischen Sport. In Kasachstan ver-mischen sich Sport und Politik nahtlos,kommentierte die amerikanische Bot-schaft in Kasachstan den olympischenFackellauf in einer Depesche.

    Diese Erkenntnis gilt auch fr Politik,Wirtschaft und Privatinteressen der Elitein der ehemaligen Sowjetrepublik zumBeispiel fr Prsidentenberater undTennisfunktionr Utemuratov. Von 1996

    bis 1999 war er Botschafter Kasachstans inder Schweiz, spter avancierte er zumPrsidentenberater fr Aussenpolitik undAussenhandel. Heute ist er Finanzberater von Prsident Nazarbayev. 2008 tauchteUtemuratov erstmals in der Milliardren-liste von Forbes auf. 2011 war er nichtmehr aufgefhrt, doch das drfte sich bisEnde Jahr wieder ndern dank seinerGeschftsbeziehungen zu Glencore.

    Glencore macht Kasachen reich

    Der Brsengang des Zuger Rohstoff-konzerns drfte bald auch Utemuratov

    Millionen in die Kasse splen. Bis EndeJahr will Glencore-Chef Ivan Glasenbergden Anteil am Bergbauunternehmen Kaz-Zinc in Kasachstan von derzeit 50,7 auf 93Prozent erhhen. Der Preis dafr soll lautGlencore-Halbjahresbericht 2011 insge-samt 3,2 Milliarden Dollar betragen. Rund70 Prozent seines Zinkumsatzes erzieltGlencore mit KazZinc. Laut eigenen Anga-ben kontrollieren die Zuger rund 60 Pro-zent des weltweiten Zinkmarkts.

    Die von Glencore bentigten Aktien frden Ausbau der Beteiligung am Bergbau-werk im Osten Kasachstans gehren derInvestmentfirma Verny Capital, deren wirtschaftlich Berechtigter der kasachi-sche Prsident Nazarbayev ist, sagt Rakhat Aliyev, ein ehemaliger Botschafter fr

    Kasachstan und Ex-Schwiegersohn desPrsidenten. Der kasachische Geschfts-mann Mukhtar Ablyazov, der frher zurMachtelite in seinem Heimatland gehr-te, sagt, die Investmentfirma Verny Capi-tal halte 48,73 Prozent der KazZinc-Akti-en und gehre sowohl Nazarbayev alsauch seinem Berater Utemuratov.

    Der schillernde PrsidentenfreundUtemuratov schaffte es schon 2007 zumMilliardr. Damals wurde die kasachischeATF Bank fr 2,2 Milliarden Dollar an dieitalienische Bankengruppe Unicredit ver-kauft. Er war Mehrheitsbesitzer der Bank,

    sein Sohn Alidar war Direktor. Laut Perso-nen aus dem Umfeld des kasachischenGeschftsmannes Mukhtar Ablyazov, derbei der kasachischen Machtelite in Ungna-de gefallen ist und heute in England im Exillebt, war auch Glencore ber ihre Tochter-gesellschaft KazZinc an der ATF Bank betei-ligt. Glencore liess eine entsprechende Fra-ge der Handelszeitung unbeantwortet.

    Erst krzlich ging Utemuratov durchdie Medien, als er in Moskau in der Nhedes Roten Platzes fr 600 Millionen Dollardas Hotel Ritz-Carlton gekauft hat.

    Glencore und die kasachische Elite das ist eine lange Geschichte. Schon 1997bei der Privatisierung des BergbauwerksKazZinc war Glencore dabei und kauftesich im vormals staatlichen Betrieb gleich

    mit einer Mehrheit der Aktien ein. Zeit-weise besass Glencore 69 Prozent Anteil

    an KazZinc, derzeit sind es knapp ber 50Prozent.

    Glencores Einstieg bei KazZinc warzugleich der Startschuss fr fragwrdigeGeschfte, wie neu aufgetauchte Doku-mente zeigen. Die Staatsanwaltschaft imhollndischen Zwolle hegt seit Jahren denVerdacht, dass Glencore Schmiergelder inMillionenhhe an Utemuratov bezahlthabe, den Berater des kasachischen Prsi-denten. Formell laufen die Ermittlungenzwar gegen einen hollndischen Treuhn-der, dem die Behrden Geldwscherei vorwerfen. In diesem Zusammenhanggeht es aber auch um das Geschftsgeba-ren von Glencore in Kasachstan.

    Im Zentrum der Strafermittlungensteht ein Geschft, bei dem Glencore ber

    eine von ihr ver walteten Firma im KantonNidwalden einer Gesellschaft im Steuer-

    paradies Curaao KazZinc-Aktien fr ber20 Millionen Dollar abgekauft haben soll,fr die die karibische Briefkastenfirmazuvor nur 7,7 Millionen Dollar bezahlt hat.Die hollndische Staatsanwaltschaft ver-mutet, dass aus der Preisdifferenz letztlichmindestens 5 Millionen Dollar an Utemu-ratov geflossen sind.

    Auch Zink- und Bleikufe von Glencorebei der eigenen Tochtergesellschaft Kaz-Zinc sind Gegenstand der hollndischenStrafermittlungen. Glencore soll zwischendem 28. November 2003 und dem 27. Mai2005 beim Bergbauunternehmen inKasachstan, an dem die Zuger Rohstoff-hndler ja die Aktienmehrheit hatten,Zink und Blei zu einem vllig berteuer-ten Preis gekauft haben. Statt den Rohstoff

    Gezinkte GeschfteGlencore der Konzern will mehr anteile n einem kschischen Bergbuunternehmenkufen. doch ie Firm ist im Visier hollnischer Korruptionsermittler.

    Glencore-Chef

    Glsenberg: dokumente

    n nieerlnische

    Behren geliefert.

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    direkt bei der eigenen Tochtergesellschaftzu besorgen, habe Glencore diesen fr

    ber 124 Millionen Dollar ber einekaribische Tarnfirma gekauft.

    Glencore bestreitet Vorwrfe

    Laut der hollndischen Staatsanwalt-schaft habe Glencore damit unverstnd-licherweise ber 74 Millionen Dollar mehrfr diese Rohstoffe bezahlt, als wenn siedirekt bei ihrer Tochtergesellschaft einge-kauft htte, steht in einem Gerichtsdoku-ment, das der Handelszeitung vorliegt.Die niederlndischen Behrden vermu-ten, dass ein Teil der Profite Utemuratovzugeflossen sind. Allein bei einer Kauf-transaktion sollen das 11 Millionen Dollargewesen sein.

    Im Rahmen ihrer Ermittlungen gelangtedie hollndische Staatsanwaltschaft andie Schweiz und bat um Rechtshilfe. Sie wollte Dokumente von Glencore. DochGlencore wehrte sich gegen dieses Rechts-hilfegesuch. Zwar war der Rohstoffkon-

    zern bereit, einzelne Dokumente heraus-zugeben. Glencore wollte aber die E-Mailsnicht herausrcken, die er mit der karibi-schen Firma ausgetauscht hatte, ber dieder berteuerte Verkauf von Zink und Bleiabgewickelt worden sein soll. Auch wollte

    Glencore interne booking vouchers undstatements of contracts nicht an diehollndische Staatsanwaltschaft liefernund zog mit einer Beschwerde nach Bel-linzona an das Bundesstrafgericht. Dieseswies die Beschwerde am 3. Juli 2008 aller-dings ab und auferlegte Glencore die Ge-richtskosten von 5000 Franken.

    Am 24. Juli 2008 hat die Bundes-anwaltschaft das Resultat des Rechtshilfe- vollzugs via Bundesamt fr Justiz derStaatsanwaltschaft Zwolle bermittelt,sagt Jeannette Balmer, Sprecherin derBundesanwaltschaft. Damit ist der Fall frdie Schweiz erledigt. Auch am Bundes-strafgericht gibt es laut Sprecherin MasciaGregori keine weiteren Verfahren imZusammenhang mit Glencore und derhollndischen Strafuntersuchung.

    Am Konzernsitz in Baar weist manalle Vorwrfe zurck. Anfang 2007 istGlencore aufgrund eines Rechtshilfebe-gehrens der niederlndischen Behrdenim Zusammenhang mit einer dortigenStrafuntersuchung von den Schweizer Be-hrden gebeten worden, als Zeuge Doku-mente einzureichen, sagt ein Sprecher.Glencore sei dieser Aufforderung nachge-kommen. Zu keinem Zeitpunkt wurdeGlencore Fehlverhalten vorgeworfen.

    Glencore weist jeden Vorwurf von Geld-wscherei oder Bestechung kasachischerAmtstrger von sich.

    Kasachstan gilt als korrupt

    Klar ist jedoch, dass Geschfte im wil-den Osten ein enormes Restrisiko mitsich bringen. Laut Korruptionsindex derAntikorruptionsorganisation Transparen-cy International liegt Kasachstan auf Platz105 der weltweit 178 erfassten Staaten. Wiederholt gelangen Vorwrfe an dieffentlichkeit, wonach kasachische Amts-trger oder ihnen nahestehende PersonenSchmiergelder empfangen htten. DieSpuren fhren oft in die Schweiz.

    bloomberg

    handelszeitung | nr. 39 | 29. September 2011 | 11

    Glencore zog mit einer

    Beschwerde nach

    Bellinzona ans

    Bundesstrafgericht.

    Kasachstan: Eines der rohstoffreichsten Lnder der Welt

    zu d Produkt dr glcor-Tochtr Kzc hr zk, Bl, Kupfr, Slbr ud gold

    RUSSLAND

    KASACHSTAN

    KiRgiSTANCHiNA

    TURKMENiSTAN

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    glencore-Mnen

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