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12.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 1 VO Einführung in die Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie 6.Einheit Methoden der Datenerhebung und Arten von Daten: Einführung und Überblick

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12.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 1

VO Einführung in die Methoden der Kultur- und

Sozialanthropologie

6.EinheitMethoden der Datenerhebung und

Arten von Daten: Einführung und Überblick

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Qualitative Qualitätskriterien

• Transparenz und Nachvollziehbarkeit • Dies meint den Forschungsprozess explizit zu machen, die einzelnen Schritte und zentralen

Entscheidungen zu verdeutlichen. • Prozesshaftigkeit und Offenheit • Ein zentrales Kriterium qualitativer Forschungsprozesse ist der nicht im Vorfeld festgelegte

Forschungsablauf, sondern die offene Prozesshaftigkeit der Forschung in Auseinandersetzung mit dem untersuchten Feld. Offenheit bezieht sich allerdings nicht nur auf den Forschungsprozess, sondern auch auf die Ergebnisoffenheit Theorie und Hypothesen entwickelnder Forschung.

• Flexibilität • Aus diesen beiden Kriterien ergibt sich die Notwendigkeit der Flexibilität im Rahmen qualitativer

Sozialforschung im Sinne einer permanenten Anpassung an neue bzw. veränderte Bedingungen und Erkenntnisse.

• Kommunikation als Basis • Im Rahmen qualitativer, insbesondere ethnographischer Forschung werden das Ausmaß und die

Intensität der kommunikativen Beziehung zum untersuchten Feld zu einem zentralen Qualitätskriterium. Diese kommunikative Beziehung kann im Sinne einer kommunikativen Validierung auch zu einer Überprüfung der Ergebnisse durch die Untersuchten vor Ort führen.

• Authentizität • wurde mit den Äußerungen der Untersuchten und deren Wertstrukturen sorgfältig umgegangen,

wurden die multiplen Konstruktionen der Untersuchten angemessen erhoben, und diese kommunikativ validiert.

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Qualitative Qualitätskriterien• Triangulation • Der Einsatz verschiedener Methoden, Theorien und Daten wurde lange Zeit als ein Kriterium

zur Erhöhung der Gültigkeit (Validität) betrachtet. Dabei ging man davon aus, dass Daten die mittels verschiedner Methoden (z.B. quantitativer Fragebogen, teilnehmende Beobachtung) erhoben wurden und auf die gleichen Phänomene und Besonderheiten verweisen, besonders gültig seien. Eine andere Auffassung, die insbesondere auch für die ethnographische Feldforschung relevant ist, geht im Gegensatz dazu davon aus, dass Triangulation zu einer breiteren Dokumentation und zu einem umfassenderen Verständnis des Untersuchungsgegenstandes führt.

• Plausibilität • Plausibilität wird in der qualitativen Sozialforschung im Sinne einer intersubjektiven

Nachvollziehbarkeit des Forschungsprozesses und der daraus folgenden Bewertung der Ergebnisse verstanden. Dies steht im Gegensatz zu einer Überprüfbarkeit und Replizierbarkeit quantitativer Untersuchungen und trägt dem Umstand Rechnung, dass eine identische Wiederholung einer Untersuchung wegen der begrenzten Standardisierbarkeit qualitativer Forschungsvorhaben nicht möglich ist.

• Gegenstandsangemessenheit • Das Kriterium der Gegenstandsangemessenheit bezieht sich nicht nur auf die Datenerhebung

und die Methodenauswahl, sondern auf den gesamten Forschungsprozess und besagt, dass Forschungsprozesse insbesondere dann qualitätsvoll sind, wenn sie sich auf eine angemessene und verständnisorientierte Art und Weise dem Feld annähern.

• Limitation • Unter Limitation versteht man die Notwendigkeit die Grenzen der Aussagen anzugeben, die in

Forschungsberichte Eingang finden. Es geht also darum, den Geltungsbereich und das Ausmaß der Verallgemeinerbarkeit von Aussagen, Hypothesen und Theorien explizit zu machen.

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Kernbereich eines Forschungsprojektes besteht in der In-Beziehungsetzung von

Theorien Begriffe

Methoden Daten

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„Methode“ „Methodik“ „Methodologie“

• Methoden der Datenerhebung• Analysemethoden

• Methodik: Gesamtheit der Techniken der wissenschaftlichen Vorgehensweisen

• Methodologie: ist die Lehre von den wissenschaftlichen Methoden.

– Kriterien, welche Methode für eine bestimmte Anwendung geeignet ist– warum eine bestimmte Methode angewandt werden muss– wieso eine bestimmte Methode angewendet wird und keine andere.

• Methodologie wird auch unpräzise für „Methodik“ gebraucht (Die vorliegende Studie bedient sich folgender Methodologie…)

– Diese Unterscheidung existiert im Englischen nicht

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Kernbereich eines Forschungsprojektes besteht in der In-Beziehungsetzung von

Theorien Begriffe

strukturiert

Methoden

offen

quantitativ

Daten

qualitativ

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Methoden der Datenerhebung

• Welche gibt es? Was kann tun um zu Daten zu kommen?

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Methoden der Datenerhebung• Spezifische Anwendungen und Weiterentwicklungen von

Alltagsstrategien

• Befragen• Beobachten• Teilnehmen teilnehmende Beobachtung• Fotografieren• Filmen• Zeichnen• (Be-)Schreiben• Experimentieren• Testen• Sammeln von Objekten/Artefakten• Lesen

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Methoden im Rahmen der Feldforschung

• Feldforschung

BefragenBeobachtenTeilnehmen teilnehmende BeobachtungFotografierenFilmenZeichnen(Be-)SchreibenExperimentierenTestenSammeln von Objekten/ArtefaktenLesen

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Methoden der in-Beziehung-Setzung zum Feld

• Dauer

• Intensität

• im natürlichen Feld/schaffen eines künstlichen Kontextes

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Methoden der in-Beziehung-Setzung zum Feld

• Welche gibt es? Was kann tun um zu Daten zu kommen?

• Spezifische Anwendungen und Weiterentwicklungen von Alltagsstrategien

Dauer/Intensität Natürlich/KünstlichBefragenBeobachtenTeilnehmenFotografierenFilmenZeichnen(Be-)SchreibenExperimentierenTesten

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Non-Reaktive VerfahrenMethoden der Nicht-In-Beziehungsetzung

• Verfahren bei denen Forscher und Betroffene nicht Kontakt treten

• Der Forscher beeinflusst nicht das Verhalten anderer

• Physische Spuren

• Schilder, Wegweiser

• Archive, Verzeichnisse

• Statistiken

• Einzeldokumente

• reine Beobachtung

• Lesen

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Daten

• Was sind Daten?

• Im Allgemeinen

• "aus Messungen, Beobachtungen und Ähnlichem gewonnene Angaben und Informationen."

• Daten sind kein "Ding an sich", sondern entstehen erst als dokumentierte (z.B. verschriftlichte) Beobachtungs-

leistung.

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Primär-/Sekundärdaten

• bereits vorliegende oder von anderen erhoben Daten die einer (Sekundär-) Analyse unterzogen werden.

• Dazu gehören z.B.:• Dokumente,• Akten,• Artefakte,• Tagebücher,• historische Quellen• Teilbereiche unterschiedlicher Medien, wie Zeitungen, Fernsehen,

Filme, aber auch das Internet,• aber auch vorliegende Daten aus anderen wissenschaftlichen

Untersuchungen, die einer Re-Analyse unterzogen werden können.

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Die Befragung

• Was ist eine Befragung?

• Grundlage einer Befragung ist mittels sprachlicher Interventionen (mündlich bzw. schriftlich) Reaktionen bei den Interviewten auszulösen, mit dem Ziel, bestimmte inhaltlich thematische Angaben und Informationen zu gewinnen.

• Welche Formen gibt es?

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Wie können Arten von Befragungen unterschieden werden?

• Zentrale Dimensionen, die diesen verschiedenen Befragungsarten zu Grunde liegen sind:

• Art und Ausmaß der Standardisierung• Stil der Kommunikation • Einzel- vs. Gruppeninterview/-diskussion• Form und Medium der Kommunikation• Zielsetzung des Interviews

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Standardisierung

• nichtstrukturierte

• teilstrukturierte

• vollstrukturierte Interviews

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Art der Fragen bei standardisierten Erhebungen

• offen

• geschlossen

• halboffen – ("Sonstiges, bitte angeben _____")

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Ziel der Frage

• Einstellungs- und Meinungsfragen– erwünscht/unerwünscht – lehne ab/stimme zu – gut/schlecht – sollte/sollte nicht– richtig/falsch – wahr/falsch

• Verhaltensfragen– nie/selten/gelegentlich/oft/immer – nicht/wenig/mittelmäßig/ziemlich/sehr

• Wissensfragen • Fragen nach Eigenschaften

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Die „10 Gebote“ der Frageformulierung bei der Fragebogenkonstruktion

1. Du sollst einfache, unzweideutige Begriffe verwenden, die von allen Befragten in gleicher Weise verstanden werden!

2. Du sollst lange und komplexe Fragen vermeiden!3. Du sollst hypothetische Fragen vermeiden!4. Du sollst doppelte Stimuli und Verneinungen vermeiden!5. Du sollst Unterstellungen und suggestive Fragen vermeiden!6. Du sollst Fragen vermeiden, die auf Informationen abzielen, über die

viele Befragte mutmaßlich nicht verfügen!7. Du sollst Fragen mit eindeutigem zeitlichen Bezug verwenden!8. Du sollst Antwortkategorien verwenden, die erschöpfend und

disjunkt (überschneidungsfrei) sind!9. Du sollst sicherstellen, daß der Kontext einer Frage sich nicht auf

deren Beantwortung auswirkt!10. Du sollst unklare Begriffe definieren!

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Zweck der Fragen• Trichterfragen

– Von allgemeinem Inhalt zu besonderen Fragestellungen– Bsp: Was halten Sie prinzipiell von Weihnachtsdekoration?

• Tunnelfragen – Von ganz konkretem Inhalt zu allgemeineren Aspekten

• Filterfragen• Fragebatterien

– Sollen gemeinsame Zieldimension messen, wenn einzelne Frage nicht ausreichend ist. Bsp.: Überzeugungskraft

– „Klarheit“, „Glaubwürdigkeit“ oder „vertrauenswürdig“, Stringenz der Argumentation, Ansprechend …

• Paarvergleichsfragen– Paarvergleich vs. Skalierung– Ein Vergleichstest, bei dem den Probanden die zu bewertenden Aspekte paarweise

vorgelegt werden, verbunden mit der Aufforderung, sich jeweils entlag bestimmter Dimensionen (z.B. Schönheit) für eine der beiden Alternativen zu entscheiden.

• Kontrollfragen– zur Überprüfung und Absicherung bereits vorher im. Fragebogen gewonnener

Informationen.