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Die Arthroskopie hat nach fast 40 Jah- ren für die Unfallchirurgie und Ortho- pädie eine erhebliche Bedeutung im klinischen Alltag. Nach den Anfängen am Kniegelenk wurde die Anwendung in den letzten 20 Jahren aufgrund der technischen und instrumentellen Fort- schritte auf alle großen und die meisten kleinen Gelenke ausgedehnt. Auch in der Indikationsstellung ist eine deutli- che Zunahme des Einsatzes dieses Ver- fahrens zu erkennen. Die Arthroskopie des Ellbogengelenks hatte daran aber keinen maßgeblichen Anteil, was sich auch in der nur geringen Anzahl von Literaturstellen zeigt. Die Gründe hier- für sind Einschränkungen bei der In- spektion und Manipulation durch die Geometrie des Ellbogengelenks, seine straffe Gelenkkonstruktion mit der nur begrenzten Distensionsmöglichkeit und eine erschwerte Instrumentenführung wegen der Lage der neurovaskulären Strukturen in unmittelbarer Nähe der Zugangswege [16, 18, 19]. Wegen die- ser Schwierigkeiten hatte Burman 1931 das Ellbogengelenk für die Arthrosko- pie als ungeeignet angesehen [5]. Die- se Einschätzung bestätigt indirekt auch eine Sammelstatistik der nordamerika- nischen Gesellschaft für Arthroskopie (AANA) im Jahr 1986, in der der An- teil der Arthroskopien des Ellbogenge- lenks nur etwa 0,4% betrug [28]. Trotz dieser relativ geringen Zahl gibt es doch einige Indikationen für dieses Verfah- ren, wie z. B. freie Gelenkkörper, Syn- ovitis, Osteophyten oder die Osteo- chondrosis dissecans [2–4, 12, 14, 16, 22, 26]. Dagegen gibt es nur vereinzel- te Publikationen über die Arthroskopie beim Trauma des Ellbogengelenks [11, 12, 14, 26]. Methode Ausrüstung Die Arthroskopie erfolgt mit einer Standard- 30°-Winkeloptik und einer Videokette. Dünnere Arthroskope (z. B. 2,7-mm-Skope) sind wegen des eingeschränkten Blickfelds nicht von Vor- teil. Zur Ausrüstung gehören ein Standardar- throskopiesieb, ein Wissinger-Stab, Motorin- strumente und evtl. Armhalter, Bildwandler und ggf. das Instrumentarium zur Osteosynthese. Narkose Die Ellbogengelenkarthroskopie kann in Plexus- anästhesie, besser aber noch in Vollnarkose durchgeführt werden. Eine Lokalanästhesie ist wegen der erforderlichen Relaxation und Blut- sperre, der Notwendigkeit mehrerer Zugänge und operativer Manipulationen abzulehnen. Lagerung Die Kapsel des Ellengelenks ist straff und der Gelenkbinnenraum eng, wodurch die Triangu- lation schon erheblich eingeschränkt ist. Zudem befinden sich beugeseitig reichlich Weichteile mit Nerven und Gefäßen, die durch die Lage- rung entspannt und durch die Gelenkfüllung mit Flüssigkeit abgehoben werden müssen. Daher ist eine freie Lagerung des Ellbogengelenks in Beu- gestellung erforderlich. Hierfür gibt es verschie- Trauma Berufskrankh (2000) 2 [Suppl 1] : S81–S85 © Springer-Verlag 2000 Wann ist die arthroskopische Diagnostik und Therapie am Ellbogengelenk beim Trauma angezeigt? C. Jürgens Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg Priv.-Doz. Dr. C. Jürgens, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenos- senschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg, Bergedorferstraße 10, D-21033 Hamburg e-mail: [email protected], Tel.: 040-73060, Fax: 040-73062704 S81 Zusammenfassung Im Gegensatz zur Arthroskopie des Knie- oder Schultergelenks ist die Arthroskopie des Ellbogenge- lenks mit erheblichen technischen Schwierigkeiten und entsprechend hohen Komplikationsrisiken ver- bunden. Beim Trauma ist die Ar- throskopie zudem aufgrund der ver- änderten anatomischen Verhältnisse noch weit komplizierter. Die Ope- rationszeit ist wegen der rasch auf- tretenden periartikulären Schwel- lung infolge der meist bestehenden Gelenkkapselläsionen deutlich li- mitiert. Die Indikation zur Arthro- skopie sollte daher nur im Einzel- fall unter sorgfältiger Abwägung der Risiken und der zu erwartenden Vorteile gestellt werden. Eine ge- nerelle Empfehlung für dieses Ver- fahren bei frischen Verletzungen kann nicht ausgesprochen werden. Sinnvoll ist der Einsatz dagegen bei einigen posttraumatischen Verän- derungen, z. B. freien Gelenkkör- pern nach osteochondralen Frak- turen oder Arthrolysen bei intra- artikulären Vernarbungen, während bei „unklaren Gelenkbeschwer- den“ oder posttraumatischer Ar- throse kaum Verbesserungen zu erwarten sind. Wegen des relativ hohen Risikos neurologischer Komplikationen ist eine intensive präoperative Aufklärung der Pati- enten erforderlich. Eine diagnosti- sche Arthroskopie beim Trauma ist bei der Aussagekraft der modernen nichtinvasiven Untersuchungs- verfahren kaum noch angezeigt. Schlüsselwörter Arthroskopie · Ellbogengelenk · Trauma · Minimalinvasive Osteo- synthese · Komplikationen ELLBOGENVERLETZUNG

Wann ist die arthroskopische Diagnostik und Therapie am Ellbogengelenk beim Trauma angezeigt?

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Page 1: Wann ist die arthroskopische Diagnostik und Therapie am Ellbogengelenk beim Trauma angezeigt?

Die Arthroskopie hat nach fast 40 Jah-ren für die Unfallchirurgie und Ortho-pädie eine erhebliche Bedeutung imklinischen Alltag. Nach den Anfängenam Kniegelenk wurde die Anwendungin den letzten 20 Jahren aufgrund dertechnischen und instrumentellen Fort-schritte auf alle großen und die meistenkleinen Gelenke ausgedehnt. Auch inder Indikationsstellung ist eine deutli-che Zunahme des Einsatzes dieses Ver-fahrens zu erkennen. Die Arthroskopiedes Ellbogengelenks hatte daran aberkeinen maßgeblichen Anteil, was sichauch in der nur geringen Anzahl vonLiteraturstellen zeigt. Die Gründe hier-für sind Einschränkungen bei der In-spektion und Manipulation durch dieGeometrie des Ellbogengelenks, seinestraffe Gelenkkonstruktion mit der nurbegrenzten Distensionsmöglichkeit undeine erschwerte Instrumentenführungwegen der Lage der neurovaskulärenStrukturen in unmittelbarer Nähe derZugangswege [16, 18, 19]. Wegen die-ser Schwierigkeiten hatte Burman 1931das Ellbogengelenk für die Arthrosko-pie als ungeeignet angesehen [5]. Die-se Einschätzung bestätigt indirekt aucheine Sammelstatistik der nordamerika-nischen Gesellschaft für Arthroskopie(AANA) im Jahr 1986, in der der An-teil der Arthroskopien des Ellbogenge-

lenks nur etwa 0,4% betrug [28]. Trotzdieser relativ geringen Zahl gibt es docheinige Indikationen für dieses Verfah-ren, wie z. B. freie Gelenkkörper, Syn-ovitis, Osteophyten oder die Osteo-chondrosis dissecans [2–4, 12, 14, 16,22, 26]. Dagegen gibt es nur vereinzel-te Publikationen über die Arthroskopiebeim Trauma des Ellbogengelenks [11,12, 14, 26].

Methode

Ausrüstung

Die Arthroskopie erfolgt mit einer Standard-30°-Winkeloptik und einer Videokette. DünnereArthroskope (z. B. 2,7-mm-Skope) sind wegendes eingeschränkten Blickfelds nicht von Vor-teil. Zur Ausrüstung gehören ein Standardar-throskopiesieb, ein Wissinger-Stab, Motorin-strumente und evtl. Armhalter, Bildwandler undggf. das Instrumentarium zur Osteosynthese.

Narkose

Die Ellbogengelenkarthroskopie kann in Plexus-anästhesie, besser aber noch in Vollnarkosedurchgeführt werden. Eine Lokalanästhesie istwegen der erforderlichen Relaxation und Blut-sperre, der Notwendigkeit mehrerer Zugängeund operativer Manipulationen abzulehnen.

Lagerung

Die Kapsel des Ellengelenks ist straff und derGelenkbinnenraum eng, wodurch die Triangu-lation schon erheblich eingeschränkt ist. Zudembefinden sich beugeseitig reichlich Weichteilemit Nerven und Gefäßen, die durch die Lage-rung entspannt und durch die Gelenkfüllung mitFlüssigkeit abgehoben werden müssen. Daher isteine freie Lagerung des Ellbogengelenks in Beu-gestellung erforderlich. Hierfür gibt es verschie-

Trauma Berufskrankh (2000) 2 [Suppl 1] : S81–S85 © Springer-Verlag 2000

Wann ist die arthroskopische Diagnostik und Therapie am Ellbogengelenk beim Trauma angezeigt?

C. JürgensAbteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg

Priv.-Doz. Dr. C. Jürgens, Abteilung für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenos-senschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg,Bergedorferstraße 10, D-21033 Hamburge-mail: [email protected], Tel.: 040-73060, Fax: 040-73062704

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Zusammenfassung

Im Gegensatz zur Arthroskopiedes Knie- oder Schultergelenks istdie Arthroskopie des Ellbogenge-lenks mit erheblichen technischenSchwierigkeiten und entsprechendhohen Komplikationsrisiken ver-bunden. Beim Trauma ist die Ar-throskopie zudem aufgrund der ver-änderten anatomischen Verhältnissenoch weit komplizierter. Die Ope-rationszeit ist wegen der rasch auf-tretenden periartikulären Schwel-lung infolge der meist bestehendenGelenkkapselläsionen deutlich li-mitiert. Die Indikation zur Arthro-skopie sollte daher nur im Einzel-fall unter sorgfältiger Abwägungder Risiken und der zu erwartendenVorteile gestellt werden. Eine ge-nerelle Empfehlung für dieses Ver-fahren bei frischen Verletzungenkann nicht ausgesprochen werden.Sinnvoll ist der Einsatz dagegen beieinigen posttraumatischen Verän-derungen, z. B. freien Gelenkkör-pern nach osteochondralen Frak-turen oder Arthrolysen bei intra-artikulären Vernarbungen, währendbei „unklaren Gelenkbeschwer-den“ oder posttraumatischer Ar-throse kaum Verbesserungen zuerwarten sind. Wegen des relativhohen Risikos neurologischerKomplikationen ist eine intensivepräoperative Aufklärung der Pati-enten erforderlich. Eine diagnosti-sche Arthroskopie beim Trauma istbei der Aussagekraft der modernennichtinvasiven Untersuchungs-verfahren kaum noch angezeigt.

Schlüsselwörter

Arthroskopie · Ellbogengelenk ·Trauma · Minimalinvasive Osteo-synthese · Komplikationen

ELLBOGENVERLETZUNG

Page 2: Wann ist die arthroskopische Diagnostik und Therapie am Ellbogengelenk beim Trauma angezeigt?

dene Möglichkeiten, die eine günstige Erweite-rung des Gelenkspalts und bessere intraarti-kuläre Manipulationsmöglichkeiten gewährlei-sten [1, 7]. Jedoch sind beim Trauma eine Auf-hängung in Extension, wie bei der Arthroskopiedes Handgelenks, und auch die Bauchlage pro-blematisch, da hierdurch operative Maßnahmenund die Verwendung eines Bildwandlers er-schwert werden. Beim Trauma empfehlen sichdaher die Rückenlage des Patienten und einefreie Lagerung des Arms auf einem Handtisch.

Zugänge

Das Ellengelenk ist nach anatomischen Ge-sichtspunkten in ein humeroradiales, humeroul-nares und proximales radioulnares Gelenk zuunterteilen. Die Gelenkgeometrie erfordert füreinen arthroskopischen Überblick über den ge-samten Gelenkbinnenraum und operative Mani-pulationen in den verschiedenen Gelenkabschnit-ten mehrere Zugänge. Zur Vermeidung von Ge-fäß- und Nervenverletzungen beschränken sichdie Zugangswege auf mediale, laterale und dor-sale Portale [1, 7, 23, 26]: lateral oder radial, an-tero- und posterolateral sowie anteromedial.

Der laterale oder radiale Zugang befindetsich dorsal des Radiusköpfchens, der anterola-terale Zugang 3 cm distal und 1 cm vor demEpicondylus humeri radialis. Der anteromedialeZugang liegt 2 cm distal und 2 cm vor dem Epi-condylus humeri ulnaris und wird sicherer in derInside-out-Technik mit Hilfe eines Wissinger-Stabs angelegt, über den eine Arbeitskanüle ein-gebracht werden kann. Bei voroperierten Patien-ten mit Ventralverlagerung des N. ulnaris ver-bietet sich dieses Portal allerdings. Über den an-terolateralen und anteromedialen Zugang läßtsich der gesamte ventrale Gelenkbereich einse-hen und auch operativ angehen. Ein posterome-dialer Zugang verbietet sich wegen des N. ulna-ris. Relativ sichere Zugänge zum dorsalen Ge-lenk sind der posterolaterale sowie der posteri-ore zentrale Zugang [13, 30]. Der posterolateraleZugang befindet sich 3 cm proximal der Spitzedes Olekranons und am radialen Rand der Tri-zepssehne, der zentrale Zugang erfolgt durch dieSehne. Mit den beschriebenen Zugängen lassensich alle Abschnitte des Ellbogengelenks einse-hen und über 90% aller operativen Maßnahmendurchführen [1].

Durchführung der Arthroskopie

Nach Desinfektion der Haut, sterilem Abdeckendes Operationsfelds und Anlegen der Blutsper-re wird das Gelenk über eine Punktion des late-ralen Portals aufgefüllt [24], wodurch die ven-tralen Weichteile abgehoben und der Zugangmit dem Arthroskop erleichtert werden [18, 20].Es erfolgt eine oberflächliche Stichinzision überdem anterolateralen Portal, und das subkutaneGewebe und die Muskulatur werden mit einerSchere bis auf die Gelenkkapsel gespreizt, umeine Verletzung von Gefäßen und Nerven zu ver-meiden. Anschließend wird die Arthroskophül-se mit dem stumpfen Trokar in das Gelenk ein-gebracht.

Ohne Extension und bei frischen Verletzungenwird zur Gelenkdistension und zur Vermeidungvon Blutungen eigentlich ein etwas höherer Druckbenötigt. Ein solcher führt aber sehr schnell zumAuftreten einer erheblichen periartikulärenSchwellung durch Flüssigkeitsaustritt mit derGefahr eines Kompartmentsyndroms. Daher istes erforderlich, mit Druck und Flow sehr behut-sam umzugehen. Auf die Rollenpumpe kannauch ganz verzichtet werden, die Gelenkfüllungerfolgt in diesem Fall durch Schwerkraft, wasaber mit dem Nachteil verbunden ist, daß beiManipulationen keine Flow-Kontrolle möglichist.

Mit Extraktionszangen lassen sich osteo-chondrale Fragmente und interponierte Weich-teile entfernen, mit den Motorinstrumenten kön-nen Koagel beseitigt und Knorpel-Knochen-Kanten geglättet werden. Bei geplanten arthro-skopisch assistierten Osteosynthesen empfiehltsich vor der Arthroskopie eine erste Repositionunter Bildwandlerkontrolle und Fixation mitRepositionszangen. Nur so ist ein massiver Aus-tritt von Spülflüssigkeit durch den Frakturspaltin die umgebenden Weichteile zu vermeiden. Ei-ne Korrektur zur Feinreposition kann danachunter arthroskopischer Sicht erfolgen. Die Osteo-synthese wird am besten über Stichinzisionennach röntgenkontrollierter Plazierung vonKirschner-Drähten mit kanülierten Schraubenvorgenommen.

Indikationen

Indikationen zur Ellbogengelenkarthroskopienach Trauma sind bei Funktionseinschränkungendurch länger zurückliegende Ereignisse eher zustellen als bei frischen Verletzungen. Die dia-gnostische Arthroskopie ist nur bei negativenBefunden in den nichtinvasiven konventionel-len Untersuchungsverfahren gerechtfertigt undstellt deshalb bei den Möglichkeiten der moder-nen bildgebenden Verfahren eine Ausnahme dar.

Die häufigsten Indikationen nach Traumasind die Entfernung freier Gelenkkörper oderKnorpel- und Knochenfragmente, Lösung vonVerklebungen und Verwachsungen mit Bewe-gungseinschränkungen, posttraumatische Ge-lenkblockaden und posttraumatische Arthrosen[1, 3, 4, 6, 9, 11, 14, 17].

Beim frischen Trauma werden osteochon-drale Verletzungen und auch ausgewählte Brüche

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ELLBOGENVERLETZUNG

Trauma Berufskrankh (2000) 2 [Suppl 1] : S81–S85 © Springer-Verlag 2000

When is arthroscopy indicated for diagnosis and treatment following injury to the elbow joint?

C. Jürgens

Abstract

Elbow arthroscopy, unlike arthro-scopy of the knee or shoulder, is tech-nically a very demanding procedurethat is associated with a high risk ofcomplications owing to the surroud-ing neurovascular structures. In thecase of trauma the arthroscopic ap-proach is even more difficult becauseof the altered anatomy. In addition,the time available for the perfor-mance of any surgical procedures isvery much limited by the immediateonset of periarticular swelling withfluid loss caused by the damage tothe joint capsule that is present in mostcases. Arthroscopy of the elbowshould not therefore be considered tobe indicated in acute trauma exceptin isolated cases and after very care-ful consideration of the risks and ben-efits for the patient. This procedurecannot be generally recommended asa standard method of examining or

treating freshly sustained injuries.Onthe other hand, elbow arthroscopycan be very helpful in the case ofposttraumatic functional deficienciesor such pathologic findings as loosebodies after osteochondral fractures,adhesions and intraarticular scars,while little or no improvement can beexpected for vague joint symptoms orposttraumatic arthrosis. As there is arelatively high risk of neurologicalcomplications the patient needs to begiven quite comprehensive informa-tion in an intensive preoperative ses-sion. Diagnostic arthroscopy is hard-ly ever indicated in a trauma case be-cause of the excellent results yieldedby modern noninvasive imagingmethods, such as ultrasound, X-ray,computed tomography and MRI.

Key words

Arthroscopy · Elbow joint · Injury ·Osteosynthesis Complications

Page 3: Wann ist die arthroskopische Diagnostik und Therapie am Ellbogengelenk beim Trauma angezeigt?

von Radiusköpfchen und Olekranon als Indika-tion angegeben [11, 12, 26]. Die Empfehlung ei-ner arthroskopischen Beurteilung der Fragment-dislokation und Ausdehnung des Knorpelscha-dens für das weitere (offene) Vorgehen [32] istaber zweifelhaft, da sich entsprechende Konse-quenzen sehr gut aus den Befunden bildgeben-der diagnostischer Verfahren ableiten lassen.Vorteilhaft kann die Arthroskopie nur dann sein,wenn sie auch therapeutisch eingesetzt werdenkann, wie beim Débridement, bei der Fragment-entfernung oder der Osteosynthese.

Ergebnisse

Im Berufsgenossenschaftlichen Unfall-krankenhaus Hamburg (1991–1997)und in der Klinik für Unfall- und Wie-derherstellungschirurgie Itzehoe (1997–1998) wurden in den genannten Zeit-räumen 15 Arthroskopien des Ellbogen-gelenks nach Trauma durchgeführt. Innur 5 Fällen handelte es sich um frische

Verletzungen mit knöcherner Beteili-gung: 3 Radiusköpfchenfrakturen, 1 me-diale transkondyläre Humerusfrakturund 1 Ellengelenkluxation mit inkom-plettem Abbruch des Processus coronoi-deus ohne Dislokation. Bei den 10 Ar-throskopien nach länger zurückliegen-den Verletzungen wurden osteochon-drale Fragmente entfernt, Narbensträn-ge durchtrennt oder hypertrophe Syno-vialiszotten abgetragen. Dabei tratenkeine intra- oder postoperativen Kom-plikationen auf. Die Patienten profi-tierten von dem arthroskopischen Ein-griff durch deutliche Besserung der posttraumatischen Beschwerden und/oder Funktionsbeeinträchtigungen.

Problematischer war die Arthrosko-pie bei den frischen Verletzungen: Beiden Radiusköpfchenfrakturen trat sehrschnell eine massive Weichteilschwel-

lung auf. Einmal mußte der Eingriffaus diesem Grund abgebrochen werden.Eine Radiusköpfchenfraktur konnteunter schlechter arthroskopischer Sichtund Bildwandlerkontrolle reponiert undüber eine Stichinzision mit einer kanü-lierten Schraube stabilisiert werden.Der Eingriff dauerte mit Vorbereitungenallerdings fast 2 h, und auch hierbei trateine erhebliche Weichteilschwellungauf. Zudem war postoperativ eine tem-poräre Irritation des N. radialis feststell-bar. Bei der 3. Radiusköpfchenfrakturhandelte es sich um einen kleinen Rand-abbruch. Hier wurden Koagel und freieosteochondrale Fragmente arthrosko-pisch aus dem Gelenk entfernt und dieFrakturkanten geglättet. Bei der Ellbo-gengelenkluxation ergab sich intraope-rativ außer der Entfernung von Koagelnkein operationsbedürftiger Befund.

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Abb.1a–f. Mediale transkondyläre Humerusfraktur bei einem14jährigen Jugendlichen, a präoperativer Befund, b intraoperativeRöntgenkontrolle mit Bildwandler, c aufwendige Operationstechnikfür die minimalinvasive Osteosynthese, d Débridement mit Motor-shaver, e Arthroskopiebefund nach Reposition: keine Stufe, keinFrakturspalt, f Röntgenkontrolle nach Verschraubung

a b c

d e f

Page 4: Wann ist die arthroskopische Diagnostik und Therapie am Ellbogengelenk beim Trauma angezeigt?

Lediglich die transkondyläre Oberarm-fraktur bei einem 14jährigen Jugendli-chen (Abb. 1a–f) ließ sich durch diesesVerfahren in akzeptabler Zeit (1,5 h in-klusive Vorbereitung) mit sehr gutemErgebnis osteosynthetisch versorgen.Durch die frühfunktionelle Nachbe-handlung traten bei diesem Patientenpostoperativ keine Bewegungsein-schränkungen auf. Schwerwiegendebleibende Komplikationen waren beiden beschriebenen Fällen nicht zu ver-zeichnen.

Diskussion

Als wesentliche Vorteile der Ellbogen-gelenkarthroskopie werden die gerin-gen postoperativen Narbenbildungenund Kapselverklebungen angegeben[12, 23, 26]. Dieser Vorteil ist aber zurelativieren, da die Inspektion des Ell-bogengelenks mehrere Zugänge erfor-derlich macht, und die Aufweitung desGelenkraums in der 90°-Beugung Ma-nipulationen und Positionswechsel er-heblich beeinträchtigt. Die bessereÜbersicht und Beurteilbarkeit des Ge-lenkbinnenraums im Vergleich zur Ar-throtomie sind daher im Gegensatz zurArthroskopie anderer Gelenke nur sehreingeschränkt vorhanden. Dieses giltum so mehr bei frischen Verletzungen,da hier der Austritt von Spülflüssigkeitdurch die verletzte Kapsel oder überden Frakturspalt der Distension des Ge-lenkbinnenraums entgegenwirkt, unddurch die Weichteilschwellung die Ope-rationszeit deutlich verkürzt wird.

Zu berücksichtigen ist darüber hin-aus auch das Risiko von Komplikatio-nen der Ellengelenkarthroskopie. Zwarwurde von Small in einer Sammelsta-tistik im Jahr 1988 die Komplikations-rate noch mit 0% angegeben [28], fürandere Autoren [10, 19, 20, 25, 27]stellte sich dieses Verfahren jedoch weitweniger risikolos dar. Insbesondere dieunmittelbare Nähe neurovaskulärerStrukturen in Bezug zu den Zugängen isttrotz detaillierter anatomischer Kennt-nisse nicht zu unterschätzen [8, 18, 19,31].

Eine Indikation zur diagnostischenArthroskopie beim frischen Trauma istwegen der beschriebenen technischenProbleme und auch wegen der Aussa-gekraft der nichtinvasiven bildgeben-den Diagnostik nur selten gegeben, da

durch klinische und radiologische Un-tersuchungsverfahren eine hohe Treff-sicherheit erreicht wird [15]. Die ope-rative Arthroskopie kann aber bei post-traumatischen Spätfolgen zur Entfer-nung freier Gelenkkörper oder osteo-chondraler Fragmente und zur Beseiti-gung synovialer Zotten oder Narben(Débridement, Arthrolyse) sinnvoll sein[12, 17, 21]. Der Vorteil gegenüber ei-ner Arthrotomie wird aber auch bei die-sen Indikationen noch nicht eindeutiggesehen [29].

Trotz einer recht großen Anzahl vonüber 90 Ellengelenkarthroskopien in 8 Jahren sind unsere Erfahrungen mitdieser Methode beim Trauma eher spär-lich. Für die beschriebenen posttrau-matischen Befunde scheint uns dieArthroskopie gut geeignet zu sein,während die Indikation beim frischenTrauma eine Ausnahme darstellt undin jedem Einzelfall unter sorgfältigerAbwägung von Risiken und Vorteilenzu stellen ist. Im Gegensatz zu anderenAutoren [12, 26] halten wir dieses Ver-fahren zur minimalinvasiven Osteo-synthese von Radiusköpfchenfrakturenfür ungeeignet. Die offene Verschrau-bung erfordert ohnehin nur eine gerin-ge Exposition über eine kleine Inzisionund ist schnell und sicher durchführ-bar. Dagegen sind bei der Arthroskopiemehrere Zugänge notwendig, die Über-sicht ist beschränkt, die Operationszeitlimitiert und das Komplikationsrisikoerheblich. Letzteres gilt auch für ande-re Verletzungen, die durch eine größe-re offene Exposition sicher zu versor-gen sind, während sich durch eine ar-throskopisch assistierte Operation in-folge zwangsläufig ungeeigneter Zu-gänge, der traumatisch bedingten Ver-änderung der anatomischen Verhältnis-se und des Zeitdrucks durch die rascheWeichteilschwellung eine Gefährdungfür die umliegenden neurovaskulärenStrukturen ergibt [20].

Schlußfolgerungen

Die Arthroskopie des Ellbogengelenksist von allen endoskopischen Gelenk-eingriffen wegen der Notwendigkeitmehrerer Zugänge in unmittelbarerNähe neurovaskulärer Strukturen mitdem größten Risiko iatrogener Schädi-gungen verbunden. Daher sind die In-dikationen für diesen Eingriff nach

Traumen fast ausschließlich auf post-traumatische Spätfolgen wie freie Ge-lenkkörper, Narben oder reaktive Syn-ovitis beschränkt. Nur bei wenigen frischen Verletzungen kann dieses Ver-fahren für den Patienten von Vorteil sein.Eine generelle Empfehlung für be-stimmte Verletzungsarten oder Frak-turformen kann keinesfalls gegebenwerden. Die Indikation ist in jedem ein-zelnen Fall unter sorgfältigster Abwä-gung von Risiko und Benefit zu stellen,und die Patienten sind über die Kom-plikationsmöglichkeiten eingehend auf-zuklären.

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