WAS STÖRT DIE ANEIGNUNG VON WELT?

Referenten: Sebastian Kraus, Corinna JureczDozentin: Frau Dr. Jutta LütjenP4(4) – Aneignungsprozesse im bio-psycho-sozialen Zusammenhang –Subjektorientierte Bildungsprozesse, kulturelle Verständigung, Interkulturalität, Diversität

INHALTSVERZEICHNIS

• SONNENGLEICHNIS NACH SOKRATES

• BILDUNGSWEGMODELL

• VERDREHUNG DES GESUNDEN BILDUNGSWEGES

• FREMDBESTIMMUNG – WISSENSEINTRICHTERUNG

• ERWEITERTE BILDUNGSWEGMODELL

• TRAUMALINIEN

SONNENGLEICHNIS NACH SOKRATES

VERHÄLTNISSE UND VORAUSSETZUNGEN

• VIER ABSCHNITTE – NACH SOKRATES GETEILTE LINIE, DIE IM VERHÄLTNIS

ZUEINANDER STEHEN

• 4 IM GLEICHEN VERHÄLTNIS ZU 3, 2 ZU 1 UND BEIDE PAARE WIEDER

ZUEINANDER

• BEREICH DES SICHTBAREN KLEINER, DENKBAREN WIRD HÖHERE BEDEUTUNG

BEIGEMESSEN

• „WELT DES SEINS“ (3) ALS VORAUSSETZUNG FÜR „ANSCHAUUNGSWELT“ (4)

• „ANSCHAUUNGSWELT“ (4) IST DIE V. FÜR DIE „ERFAHRUNGSWELT“ (2)

• „ERFAHRUNGSWELT“ (2) V. FÜR „ERKENNTNISWELT“ (1) (NICHT UNBEDINGT ALS

ERSTES)

• „ERKENNTNISWELT“ (1) IST DAS, WONACH SICH „ERFAHRUNGSWELT“ (2)

AUSSTRECKT

• VON DER „ERKENNTNISWELT“ STEIGT ER AUS DEM LETZTEN

ENTWICKLUNGSZYKLUS HERAB ZUM ENDE

ENTWICKLUNGSGRADMESSER

• ENTWICKLUNG VERLÄUFT ENTLANG DER ANGABEN SOKRATES -

VORAUSSETZUNG FÜR BILDUNGSWEGMODELLE

• GRADMESSER VERHÄLTNIS DER VERSCHIEDENEN BEREICHE ZUEINANDER

• VERÄNDERT SICH EINE UNTERTEILUNG, VERÄNDERT SICH ALLES IM VERHÄLTNIS

• SICHTBARE VERHÄLT SICH ZU DENKBAREN WIE DIE MEINUNG/ERFAHRUNG ZUR

VERNUNFT/ERKENNTNIS UND WIE DAS VERHÄLTNIS DER

BILDER/ABBILDER/ANSCHAUUNG ZU DEN GEGENSTÄNDEN ALS DEM SEIN

• VORAUSSETZUNGSLOSER ANFANG = DER SONNE ALS DEM GUTEN

ENTSPRECHEND, DER MENSCH SICH NACH DEM WAHREN AUSSTRECKEND

• VORAUSSETZUNGSLOSER ANFANG OBEN EINGEZEICHNET UND UNTEN DIE

VORAUSSETZUNG (DIE ALS ANFANG VERMUTETE WERDEN KÖNNTE)

• „SKIZZE DES SOKRATES“ UNGENÜGEND MODIFIZIERT, DIENT ALS VORLAGE FÜR

DAS BILDUNGSWEGMODELL (SOKRATISCHER GRUNDGEDANKE GEHT NICHT

VERLOREN)

„IN DEM MAßE, WIE DER MENSCH SICH DIE WIRKLICHKEIT DURCH ERKENNTNIS

ANEIGNET, KANN SICH SEINE PERSÖNLICHKEIT ENTWICKELN“ (LÜTJEN, 2013 S. 6).

VIER SEELENZUSTÄNDE NACH SOKRATES

• VERNUNFTSTÄTIGKEIT: WELT DER ERKENNTNIS, DIE NACH DEM VORAUSSETZUNGSLOSEN STREBT

VORAUSSETZUNG NICHT ALS OBERSTES, SONDERN NUR ALS AUFGANGSSTÜTZPUNKT, UM ZUM VORAUSSETZUNGSLOSEN VORZUDRINGEN

• MATHEMATISCHE VERSTANDESTÄTIGKEIT: WELT DER ERFAHRUNG, DIE AUF AXIOMEN ‒ AUSGEHEND VON DEN ABBILDERN ‒ BERUHT (AXIOM=GRIECHISCH: ALS WAHR ANGENOMMENER GRUNDSATZ)

MATHEMATIK UND ERFAHRUNGEN BERUHEN BEIDE AUF AXIOMEN SOKRATES VERSUCHT MENSCHEN ZU VERWIRREN, UM SIE AUF EINE HÖHERE STUFE ZU BRINGEN, ZUR ERKENNTNIS DES ALLG. DER WAHRHEIT

• GLAUBEN: EINTRITT IN DIE WELT DES SEINS, IN DIE WIRKLICHKEIT „WAS ICH

DAMIT MEINTE, WAR EINE EINFACHE FESTSTELLUNG: DASS ‚GLAUBE‘ NICHT EIN

GEFÜHL IN DER SEELE DES MENSCHEN IST, SONDERN SEIN EINTRITT IN DIE

WIRKLICHKEIT, IN DIE GANZE WIRKLICHKEIT, OHNE ABSTRICH UND

VERKÜRZUNG“ (BUBER, GOTTESFINSTERNIS, 1994 (1953)) AUF DIE

WIRKLICHKEIT GLAUBEND VERLASSEN, ANSONSTEN KEINE ERFAHRUNG MIT IHR

• BILDLICHE ERKENNTNIS: DIE WIRKLICHKEIT WIRD ÜBER DIE SINNE ERKANNT UND

IM BEREICH DER ANSCHAUUNG ABGEBILDET

BILDUNGSWEGMODELL

• DURCH DIE FLÄCHENANSICHT WIRD DER SUBJEKTIVE UND OBJEKTIVE BEREICH

SICHTBAR

• LÄNGENVERHÄLTNIS SOKRATES ENTSPRICHT FLÄCHENVERHÄLTNIS DES

MODIFIZIERTEN MODELLS (GRÖßENVERHÄLTNIS VOM SICHTBAREN ZUM

DENKBAREN BEREICH, GLEICH DEM GRÖßENVERHÄLTNIS DES

ANSCHAUUNGSBEREICHES ZUM SEIN, GLEICH DEM GRÖßENVERHÄLTNIS VOM

ERFAHRUNGSBEREICH ZUM ERKENNTNISBEREICH

• WEITERE VERHÄLTNISSE LASSEN SICH DURCH FLÄCHENDARSTELLUNG

ERKENNEN:

ENTSPRECHEND IST DAS GRÖßENVERHÄLTNIS VOM SUBJEKTIVEN BEREICH ZUM

OBJEKTIVEN BEREICH,

GLEICH DEM GRÖßENVERHÄLTNIS VOM ANSCHAUUNGSBEREICH ZUM

ERFAHRUNGSBEREICH,

GLEICH DEM GRÖßENVERHÄLTNIS VOM SEIN ZUR ERKENNTNISWELT.

= AUCH WENN ES SICH VERSCHIEBT, VERHÄLTNIS BLEIBT

BILDUNG FÜR ALLE – ANKNÜPFUNG AN DIE LEBENSWELT

• BILDUNGSWEG IST EIN KREISLAUF

• „DER LEHRER MUSS, SO SIEHT ES AUCH PAULI IN VON AQUIN, IMMER WIEDER DIE VORSTELLUNGSKRAFT DER

SCHÜLER BEANSPRUCHEN UND DIE MÖGLICHKEIT ZUR ANSCHAUUNG GEBEN. NUR AUF DIESEM WEGE KANN

ES GELINGEN, ABSTRAKTIONSLEISTUNGEN UND PRINZIPIENBILDUNG ZU VERANLASSEN (VGL. PAULI IM

VORWORT IN AQUIN, 2006 (1225-1275), S. XVIII).

• SCHÜLER MUSS PRINZIPIEN SELBER ERKENNEN UND DIE FOLGEN DARAUS

ABLEITEN, UM DARAUS SEIN WISSEN ZU BEGRÜNDEN DIALOGISCHE RÄUME

MÜSSEN ERÖFFNET WERDEN

• LOGIK ALS PRINZIP DER VERSTÄNDLICHKEIT UND SPRACHE/BEGRIFFE ALS MITTEL

• BEGRIFFE WERDEN IM ERKENNTNISBEREICH IMMER WIEDER NEU ABSTRAHIERT

VERKNÜPFUNG NEUER MIT VORHANDENEN BEGRIFFEN SINNGEBUNG UND

MOTIVATION

„ WENN ERKENNTNIS GELINGEN SOLL, MÜSSEN WIR UNS MIT DER GRUNDLAGE UND

VORAUSSETZUNG DES LEBENS, DIE IN DER ANSCHAUUNG, DER WAHRNEHMUNG

UND DEN SINNEN VORLIEGT, BESCHÄFTIGEN. OHNE DIESE GRUNDLAGE KANN ES

FÜR UNS MENSCHEN WEDER ERFAHRUNG NOCH ERKENNTNIS GEBEN“ (LÜTJEN

2013, S. 9).

DIE VIER BEREICH DES BILDUNGSWEGMODELLS

• BEREICH DES DENKBAREN GRÖßER, GEHT ÜBER SICHTBARES HINAUS, EBENSO IST

IM SICHTBAREN EIN TEIL DES DENKBAREN ALS IDEE EINGEBETTET, JEDOCH NICHT

ALLE IDEEN REALISIEREN SICH

• MENSCH EIGNET SICH DENKBARE AN (PIAGET), SIEHT UND FÜHLT ZU ANFANG

• KEIN ANFANG/KEIN ENDE AUFGRUND FLÄCHE NICHT LINIE –

VORAUSSETZUNGSLOSE ALS ANFANG UND VORAUSSETZUNG ALS ENDE

• „WELT DES SEINS“ UND „ERFAHRUNGSWELT“ (LEBENSWELT DES MENSCHEN)

GLEICH GROß UND WACHSEN IM VERHÄLTNIS ZU DER WELT DES SEINS DIE SICH

IN DER ERKENNTNIS SPIEGELT

• IN DER ‚ERFAHRUNGSWELT‘ TRIFFT SICH DURCH ANSCHAUUNG UND

DENKEN/ERKENNTNIS DIE ‚WELT DES SEINS‘ WIEDER

•

• ANSCHAUUNGSWELT: „NACHGEBILDETE UND WIDERGESPIEGELTE DES SEINS,

WELCHES DURCH DIE SINNE WAHRGENOMMEN WIRD“ ALS VORAUSSETZUNG FÜR

DEN BEREICH DER ERFAHRUNG, DER SICH DER SINNLICHEN GEGENSTÄNDE

DURCH DIE ABBILDER BEDIENT

AN DIE STELLE DES SEINS TRITT DIE WELT DER ABBILDUNGEN, MENSCH

KANN DAS AUFGRUND EXTRINSISCHE POSITIONIERUNG NICHT

UNMITTELBAR ERLEBEN, DER ERSCHEINUNGEN ALS VERMITTELTE

WIRKLICHKEIT, DENNOCH ALS REAL ERLEBT

• ERFAHRUNGSWELT: GEHT IN ZWEI RICHTUNGEN ZUM EINEN IN DEN BEREICH ANSCHAUUNGSWELT UND BEDIENT SICH DER ABBILDER UND FORMT DARAUS MEINUNGEN ALS ERSTEN SCHRITT IM GEBIET DES GEDACHTEN („SUBJEKTIVES DENKEN“), ZUM ANDEREN IN DEN BEREICH DER ERKENNTNIS UND BILDET VORSTELLUNGEN

• ERKENNTNISWELT: VERSUCHT VON VORSTELLUNG ZUR ERKENNTNIS BIS ZUM VORAUSSETZUNGSLOSEN ANFANG ZU GELANGEN, IN RICHTUNG IDEEN, DIE VOM VORAUSSETZUNGSLOSEN ZEUGEN, WIE SONNENSTRAHLEN VORAUSSETZUNG NICHT ALS OBERSTES ANSEHEN, KANN ZUM VORAUSSETZUNGSLOSEN DURCHDRINGEN UND ERKENNTNISSE GEWINNEN (OBJEKTIVES DENKEN) – STÜTZT SICH AUF REINE BEGRIFFE

• VORAUSSETZUNGSLOSER ANFANG, DIE IDEEN: VORAUSSETZUNGSLOSER, BZW.

NICHTBEDINGTER BEREICH: UMFASST ALLE NICHTVERWIRKLICHTEN IDEEN ALS DAS

ABSOLUT MÖGLICHE, DURCH DIE GRENZENLOSIGKEIT UND UNBEGRENZTHEIT AUS

DIESEM ABSOLUTEN GEHEN DIE IDEEN HERVOR. SEELE VERSUCHT „DURCH

VERNUNFTTÄTIGKEIT HIN ZU GELANGEN, UM DANN WIEDER MIT HILFE VON

BEGRIFFEN IN DIE LEBENSWELT ZURÜCKZUGEHEN. DIE IDEE IST DAS, WAS DAS SEIN

ERSCHAFFT.“ (AUTOR)

• WELT DES SEINS: BEREICH DER GEGENSTÄNDE, UMGEBENDE TIERWELT,

GEWÄCHSREICH, JEDE ART VON ERZEUGNIS UND JEDES BILD WAS DER MENSCH SICH

MACHT AUSGANGSPUNKT FÜR DIE ABBILDER

• BEGRIFFE ALS VEHIKEL TRANSPORTIEREN DURCH DEN DIALOG

BEDEUTUNGSKONSTITUTION UND SYMBOLISIERUNG VON WELT UND

ERMÖGLICHEN SINNBILDUNGSPROZESSE UND ANEIGNUNG VON WELT

• BEGRIFFE AN DER SPITZE: VEHIKEL DER SEELE UND KÖNNEN ALLE VIER BEREICHE

DES MENSCHLICHEN DASEINS ÜBER DEN DIALOG VERBINDEN ZWISCHEN ALLEN

BEREICHEN DURCHLÄSSIGKEIT UND PROZESSHAFTIGKEIT (ERWEITERTES

BILDUNGSWEGMODELL SICHTBAR)

• BEWEGTE SEELE WIE FREI FLIEßENDE ENERGIE, DIE ES DEM MENSCHEN GELINGEN

LÄSST, THEMEN IMMER WIEDER IN VERSCHIEDENEN VARIATIONEN WIE BEI DER MUSIK

ERKLINGEN ZU LASSEN

• EINE MEHRDIMENSIONALE BILDUNGSIDEAL „ALS MUSIKSTÜCK“ IST NIE GLEICHFÖRMIG

REPRODUZIERBAR, SONDERN NACH GESETZ UND ZUFALL (ALEATORIK)

• NICHT AUSSCHLIEßLICH WISSENSDRANG, SONDERN PROZESS SUBJEKTIVE ZEIT

LASSEN, PAUSEN EINLEGEN WENN NÖTIG, INSPIRIEREN LASSEN,..

• ANSATZ ALS GRUNDSATZWECHSEL AUS HISTORISCHEN KONVENTIONEN, DIE IM

SUBJEKTIVEN WURZELN

BEGRIFFSERKLÄRUNG

• AKTION:

VERKNÜPFT DIE WELT DES SEINS MIT DER ABGEBILDETEN WELT DURCH

PERSÖNLICHES HANDELN

• REFLEXION:

VERKNÜPFT PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN MIT ERKENNTNISSEN UND WIRD

DADURCH MIT DER AKTION ZUM DIALOG

• INTERIORISATION:

VERINNERLICHUNG VON ERFAHRUNGEN ALS LERNPROZESS

• LEERE BEGRIFFE:

FREMDE BEGRIFFE, SIE ERMÖGLICHEN KEINE ANEIGNUNG VON WELT DA SIE NICHT

DURCH EIGENE SINNE ERFASST WURDEN SIND

• EXTRINSISCHE MOTIVATION:

MOTIVATION KOMMT VON AUßEN, DAS LERNEN WIRD SO SINNFREI UND FÜHRT SO

ZUM IDENTITÄTS- UND SINNVERLUST

• AKTIONISMUS:

HANDELN AUS EIGENEM ANTRIEB WIRD DURCH FREMDEN EINFLUSS SINNBEFREIT

UND VERHINDERT ANEIGNUNG

• VERBALISMUS:

ES FINDET KEIN DIALOG MIT DER UMWELT STATT, VORGEGEBENE ERKENNTNISSE

WERDEN NACHGEAHMT UND VERHINDERN ANEIGNUNG

VERDREHUNG DES GESUNDEN BILDUNGSWEGES

FREMDBESTIMMUNG –WISSENSEINTRICHTERUNG

ERWEITERTE BILDUNGSWEGMODELL

TRAUMALINIEN

QUELLEN

• LÜTJEN, JUTTA (2013): DAS BILDUNGSWEGMODELL ZUR REHABILITATION DER SOKRATISCHEN

MÄEUTIK – PÄDAGOGISCHE UND THERAPEUTISCHE TRANSFORMATIONSARBEIT. EINE

HERMENEUTISCHE STUDIE. HAMBURG: KOVAC (SCHRIFTENREIHE PHILOSOPHISCHE PRAXIS, 2).

• S. 457- 479

• S. 530-555

• S. 511-529

• S. 475-555