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WING ISSN 0256-7830; 47. Jahrgang, Verlagspostamt A-8010 Graz; P.b.b. 02Z033720M 4/14 Vorgehens- konzept zur Senkung von Beständen 22 Techno-Ökonomie und Gründer – Das Geschäftskonzept als Erfolgsfaktor 17 Techno- Ökonomie an der Montan- universität 19 Techno-Ökonomie an der Montanuniversität business

WINGbusiness Heft 04 2014

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Page 1: WINGbusiness Heft 04 2014

WINGISSN 0256-7830; 47. Jahrgang, Verlagspostamt A-8010 Graz; P.b.b. 02Z033720M

4/14

Vorgehens- konzept zur Senkung von Beständen

22

Techno-Ökonomie und Gründer – Das Geschäftskonzept als Erfolgsfaktor

17

Techno-Ökonomie an der Montan-universität

19

Techno-Ökonomie an der Montanuniversität

business

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www.post.at/co2neutral

Unsere hauseigene Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 882 Kilowatt auf dem Dach unseres Briefzentrums Wien-Inzersdorf ist eine der größten Anlagen dieser Art in Österreich. Zusammen mit einer zweiten Anlage am neuen Logistikzentrum Allhaming in Oberösterreich wird so in Zukunft die gesamte E-Flotte der Post, die bis 2016 auf rund 1300 Fahrzeuge anwachsen wird, mit Strom aus sauberer Energie versorgt. Wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post.

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EDITorIal

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Wirtschaftsingenieurin bzw. Wirtschaftsingenieur be-fassen Sie sich gewiss ständig mit Neuem, mit Veränderung und Innovation. „Adapt or Die“, „Anpassen oder Sterben“ sind die Alternativen, die einem im Wirtschaftsleben blei-ben. Das ist hart. Stellen Sie sich aber einmal jemanden in meinem Beruf vor, in welchem erwartet wird, diese In-novation zu erfinden und zu erforschen. Das ist noch viel härter – ganz besonders, wenn man in einer Informatikdis-ziplin arbeitet. Nun will ich nicht sagen, dass unsereinem das Forschen und Entdecken keinen Spaß macht. Die große Herausforderung sind ja nicht die neuen Ideen, sondern das Einordnen jener in bestehende Gedankengebäude oder das In-Beziehung-Setzen und Beweisen der neuen Theorien. Das bei weitem Schwierigste ist jedoch das Vereinfachen, das Aufs-Wesentliche-Reduzieren.Dabei muss man sich zwangsläufig mit dem Alten, dem Alt-bewährten beschäftigen, mit dem Alten, welches eigentlich der Feind des Neuen ist. Nachdem sich die jugendliche Ra-dikalität langsam legt, entdecke ich zunehmend den Wert, Neues auf Bewährtem aufzubauen. Vor mehr als 140 Jahren entstand die Idee, das (Bau-) Inge-nieurwesen mit wirtschaftlichen Methoden zu verknüpfen. Damit war es erstmals möglich, die technische und gleich-zeitig finanzielle Machbarkeit von Projekten zu berechnen. Das Wirtschaftsingenieurwesen war geboren und begann damals seinen Siegeszug vom Eisenbahnbau in den Verei-nigten Staaten bis in fast alle Ingenieurdisziplinen – inzwi-schen sogar bis in die Informatik.An vielen Universitäten der Welt werden sogenannte „tech-no-ökonomische“ Studienrichtungen angeboten, deren Ab-solventen begehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der größten und erfolgreichsten Unternehmen sind. Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen.Das Wirtschaftsingenieurwesen ist heute in Österreich be-reits in HTLs und Fachhochschulen zu finden. Darauf auf-bauend bieten alle Technischen Universitäten Österreichs (Graz, Wien und Leoben) eine universitäre Wirtschaftsinge-nieurausbildung an. So alt und bewährt dieses Konzept ist, so aktuell und zu-kunftsweisend ist es gleichzeitig. Nach einer aktuellen Befra-

gung von Personalchefs großer österreichischer Unterneh-men genießen diese Studienrichtungen höchste Reputation.Gibt es noch neue Ideen – oder lassen wir alles beim Alten? Vor 140 Jahren standen Technik und Profit im Vordergrund. Zu einfach machte man es sich mit jenen Leuten, über deren Land man die Eisenbahn baute. Dass Menschen heute mehr Rechte haben als die Indianer von damals, ist beruhigend. Heute jährt sich übrigens die Besetzung der Hainburger Au zum 30. Mal.Die moderne Techno-Ökonomie sieht den Menschen nicht mehr als reinen Produktionsfaktor, sondern hat das alte Wirtschaftsingenieurwesen um eine soziale Komponente erweitert. Ganz verwegene Kollegen sprechen sogar von „so-zio-technischen“ Systemen – man beachte die Reihenfolge der Begriffe. Damit haben jedenfalls neue Ideen in ein so erfolgreiches, bewährtes Konzept Einzug gehalten.In diesem Heft möchten wir Ihnen die moderne Techno-Ökonomie näher bringen und gleichzeitig mit der Montan-universität Leoben, Partnerin im Techno-Ökonomie-Forum Österreich, eine äußerst innovative und erfolgreiche Univer-sität vorstellen.Nach einer kurzen Einführung in die Prinzipien der Techno-Ökonomie, stellt der Vorstand des Departments für Wirt-schafts- und Betriebswissenschaften, O.Univ.-Prof. Dr. mont. Hubert Biedermann seinen Lehrstuhl vor. Aus Sicht der Universitätsleitung unterstreicht im Anschluss Rektor Univ.-Prof. Dr. Wilfried Eichlseder die Bedeutung der Techno-Ökonomie für Techniker. Danach stellt Herr Ass. Prof. Dr. Werner Schröder die einschlägige Aus- und Weiterbildung an der Montanuniversität Leoben vor. Im Anschluss daran stellt Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Zsifkovits, Vorstand des Lehrstuhls für Industrielogistik, die Schwerpunkte seines Lehrstuhls vor. Herr Dipl.-Ing. Alfred Kinz zeigt in seinem Betrag, wie weit die Techno-Ökonomie in den Studienrich-tungen der Montanuniversität verankert ist. Vizerektorin Dipl.-Ing. Dr. mont. Martha Mühlburger unterstreicht in ihrem Beitrag die Wichtigkeit einer techno-ökonomischen Betrachtungsweise für eine erfolgreiche Unternehmungs-gründung. Den thematischen Abschluss bildet ein Interview mit Dipl.-Ing. Mag. Helmut Langanger von der Firma En-Quest über die Techno-Ökonomie an der Montanuniversität Leoben.An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Hubert Biedermann und seinem Team, für die Unterstützung bei der Zusammenstellung dieses Heftes bedanken.Ich wünsche Ihnen im Namen des Redaktionsteams ein ge-segnetes Weihnachtsfest.

Ihr Sieg fried Vössner

Univ.-Prof.

Dipl.-Ing. Dr.techn.

Siegfried Vössner

Techno-Ökonomie an der Montanuniversität

Eiskrippe, Grazer Landhaushof; Foto © fineartpictures

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Top-Thema: Techno-Ökonomie an der Montanuniversität

Hubert BiedermannTechno-Ökonomie 6

Hubert BiedermannDepartment Wirtschafts- und Betriebswissenschaften 7

Grußworte von Rektor Wilfried EichlsederTechno-Ökonomie für Techniker 8

Werner SchröderTechno-ökonomische aus- und Weiterbildung an der Montanuniversität leoben 9

Helmut ZsifkovitsSchwerpunkte der Forschung in der Industrielogistik 12Grundverständnis der Industrielogistik

Alfred KinzVerankerung der Techno-Ökonomie in den Studienrichtungen der Montanuniversität 14

Martha MühlburgerTechno-Ökonomie und Gründer – Das Geschäftskonzept als Erfolgsfaktor 17

InterviewTechno-Ökonomie an der Montanuniversität 19Ein Gespräch mit Herrn Dipl.-Ing. Mag. Helmut langanger und Professor Hubert Biedermann

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InhaltsverzeichnisEDITorIal Techno-Ökonomie an der Montanuniversität 3

ToP-THEMa Kristin Samac Ein Vorgehenskonzept zur Senkung der Bestände innerhalb von Herstellprozessen 22 Carina Seidnitzer-Gallien, Michael Schuster Steigerung der Energieeffizienz durch ein ganzheitliches Energiemanagementsystem 26 Vassiliki Theodoridou, Stephan Bauer Underground Sun Storage und das risk-assessment der Wasserstoffuntergrundspeicherung 30

Call For PaPErS Themenschwerpunkt „Flexibles arbeiten“ in WINGbusiness Heft 02/2015 11

FaCHarTIKEl Tanja Egger, Bernd Kleindienst Standardisierung der auftragsabwicklung von internationalen Projekten 35

UNINaCHrICHTEN Clemens Gutschi TU Graz initiiert die internationale Forschungsinitiative „High Performance Sailing“ und startet damit durch! 39

Hubert Biedermann Imagestudie WBW 18+ 40

Carina Seidnitzer-Gallien absolventenbefragung 41

Mario Kleindienst Erste lehrveranstaltung in der neu errichteten IBl lernfabrik 45

Angelika Strmschek, Detlef Heck 1. Grazer BIM-Tagung, 05.&06. September 2014 TU Graz 45

WINGnet Jörg Schweiger 10-jähriges absolvententreffen des Studienganges Industriewirtschaft 44

Peter Affenzeller Vorstellung WING an der FH Kufstein, 06.10.2014 44

WINGregional Alexander Marchner, Bernd Neuner 32. Treffen der Wirtschaftsingenieure von Kärnten und osttirol, 13.11. 2014, Klagenfurt 43

IMPrESSUM Impressum 46

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ToP-THEMa

Die Herstellung marktfähiger Pro-dukte und industrieller Dienst-

leistungen sowie Produkt- und Prozes-sinnovationen tragen wesentlich zur Bruttowertschöpfung einer Volkswirt-schaft bei.

Naturwissenschaftler und Ingeni-eure benötigen zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben betriebswirtschaftliche Kenntnisse und führungsrelevante Fer-tigkeiten und Fähigkeiten um innova-tive Produkte wirtschaftlich nachhaltig entwickeln, produzieren, vermarkten und recyceln zu können.

Das Ziel in Lehre und Weiterbil-dung besteht daher darin Studierenden im Laufe ihres Studiums persönlich-so-ziale sowie Fach- und Methodenkom-petenz im Bereich Techno-Ökonomie und Führung zu vermitteln.

Die Techno-Ökonomie kombiniert technologische und ökonomische Betrachtungsweisen, Methoden, In-strumente und Modelle zur Beant-wortung von wissenschaftlichen und empirisch relevanten Fragestellungen im Kontext der Güterherstellung und Dienstleistungserbringung. Der Fokus liegt hierbei im Kombinationsprozess betriebswirtschaftlicher Elementar-faktoren über die gesamte Wertschöp-fungskette einschließlich notwendiger

Hubert Biedermann

Techno-Ökonomie

Supportprozesse zur Erzeugung realer oder virtueller Objekte. Hierzu ist ein trans- und interdisziplinärer Zugang in den Schnittstellenbereichen Technik, Ökonomie und Soziologie notwendig (Abbildung 1).

Die Betriebswirtschaftslehre hat eine Erklärungs- und eine realitätsnahe Gestaltungsaufgabe zu erfüllen. Grün-de für das Auftreten von Phänomenen sind zu identifizieren und systematisch zu überprüfen und Führungskräften in Unternehmen bei der Lösung ihrer ökonomischen Probleme Hilfestellung zu geben. Die Produktionsaufgabe stellt Industriebetriebe vor komplexe und besondere Auf-gabenstellungen die in der Techno-Ökonomie speziell adressiert werden.

In der Lehre vermitteln wir über techno-öko-nomische Grund-sätze, Methoden, Modelle und In-strumente hinaus F ü h r u n g s t e c h -niken damit die

Absolventen die Qualifikationen auf-weisen um ein Unternehmen langfri-stig zur Wertsteigerung zu führen.

In Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Forschungsaufgaben haben sich an den drei technischen Universitäten (TU Wien, TU Graz, MU Leoben) einschlägige Lehrstühle 2006 zum Techno-Ökonomie-Forum zusammen-geschlossen und etablieren damit eine eigenständige Community. Hierzu werden im Halbjahresrhythmus rund 70 ForscherInnen und ProfessorInnen zum wissenschaftlichen Diskurs zu-sammengeführt. Bislang wurden 16 Forschungskolloquien abgehalten.

Foto: TU Austria

Abbildung 1: Orientierung des techno-ökonomischen Forschungs- und Lehransatzes

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ToP-THEMa

Hubert Biedermann

Department Wirtschafts- und Betriebswissen-schaften

Das Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften als Teil

der Gesamtorganisation der Montan-universität wurde mit der Implemen-tierung des UG 2002 Anfang 2003 errichtet und umfasst die Lehrstühle Wirtschafts- und Betriebswissen-schaften (o.Univ.Prof. H. Biedermann) und Industrielogistik (Univ.Prof. H. Zsifkovits). Derzeit befinden sich 19,5 Mitarbeiter im Anstellungsverhältnis zur Universität, wovon 16 wissenschaft-liche Mitarbeiter sind. Darüber hinaus sind zwei Studienassistenten und ein IT-Lehrling (Teilzeit) beschäftigt. Wei-tere Details zu Ressourcenausstattung und der externen Unterstützung zur Leistungserbringung sind der Wissens-bilanz der Montanuniversität zu ent-nehmen.

Das Department versteht sich mit seinen Schwerpunkten als Kompe-tenzzentrum in den Wirtschafts- und Betriebswissenschaften fokussiert im Bereich der Produktionswirtschaft. In Verfolgung der strategischen Ziele der Montanuniversität exzellente For-schung zu betreiben und ein aner-kannter Partner der Wirtschaft zu sein, wie auch ausgezeichnete Absolventen für dieselbe zur Verfügung zu stellen,

sehen wir uns als einen die Ingenieur- und Naturwissenschaften ergänzenden Querschnittsbereich. Demzufolge ori-entieren sich unsere Forschungsfelder wie auch das Lehrangebot an den Kernkompetenzen der Montanuniver-sität entlang der Wertschöpfungskette einschließlich der zugehörigen Wirt-schaft.

Neben der allgemeinen wirtschafts-wissenschaftlichen Basis leistet das Department besondere Beiträge zu den Forschungsfeldern Prozesstechnik, Nachhaltigkeit, Energietechnik und Ressourcenmanagement, Sicherheits-technik, Risikomanagement, Logistik-systemplanung, Materialflussteuerung und Produktionsoptimierung. Dem Ziel der Steigerung der Material- und Ressourceneffizienz wird besondere Bedeutung beigemessen. Möglichst umfassend wird der Life-Cycle-Orien-tierung und der Definition von Bench-marks für Energie- und Materialef-fizienz sowie Recycling Rechnung getragen. Der traditionellen Stärke der Montanuniversität wird durch die Fokussierung auf die Prozessindustrie entsprochen. Lehrstuhlübergreifend liegt der Fokus auf dem Management agiler Produktionssysteme.

Der Bereich der Lehre beinhaltet das gesamte Spektrum der Industriebe-triebslehre mit einigen darüber hinaus gehenden Feldern der Wirtschafts- und Betriebswissenschaften. Die Grund-lagen der Wirtschafts- und Betriebs-wissenschaften mit vorwiegend ent-scheidungsrelevanten Inhalten werden für alle Studienrichtungen angeboten; Vertiefungen mit umfassenden be-triebswirtschaftlichen und Manage-mentinhalten für die Masterstudien der Industrielogistik, des Industriellen Umweltschutzes, der Metallurgie und des Petroleum Engineering. Das Ba-chelor- und Masterstudium Industrie-logistik wird in den wirtschafts- und betriebswissenschaftlichen Fächern zu Gänze abgedeckt.

Ein in seiner Fächerkombination ori-ginärer MBA-Lehrgang wird im Bereich des Generic Managements durchge-führt. Als berufsbegleitend konzipierte postgraduale Weiterbildung umfasst derselbe eine praxisnahe Ausbildung zur Implementierung eines Manage-ments, das sämtliche Anforderungen an Unternehmen in den Bereichen Qualität, betrieblicher Umweltschutz sowie Risiko und Sicherheit vereinigt. Als Ergänzung des Wissenstransfers in

Foto links: Andritz AG, Foto rechts: AMAG AG

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ToP-THEMa

die Industrie werden spezielle Weiter-bildungsseminare angeboten.

Die Forschung wird vorwiegend in industrie- und wirtschaftsrelevanten Schwerpunktbereichen durchgeführt und zwar:

Anlagenmanagement �Industrielle Logistik und SCM �Materialflüsse im Anlagen- und �Tunnelbau sowie der Rohstoffge-winnungGeneric Management �Sustainable Business und Energy �ManagementQualitätsmanagement �Risiko- und Krisenmanagement �Technologie- und Innovationsma- �nagementWissensmanagement �

Zum Wissenstransfer in die Scienti-fic Community und die interessierte Wirtschaft veranstalten wir jährlich Kongresse in den Bereichen Anlagen-management, Logistik- und Prozess-management sowie in zweijährigem Abstand Sustainability Management for Industries. Die Veröffentlichung der Fachbeiträge geschieht in Form von Herausgeberbänden die dem Depart-ment laufend die Präsenz in der Scien-tific Community gewährleisten.

Die Erreichung der Forschungsziele und Sicherstellung der inhaltlichen Re-levanz der Forschungstätigkeiten für die Stakeholder der Universität (vor-nehmlich Industrie und Scientific Com-munity) erfordert enge Kooperation mit ausgewählten Industrieunterneh-men und internationale Kontakt- und Partnerschaftspflege mit forschungsre-levanten Institutionen. Letztere finden sich in ausgewählten Partnerschaften mit Universitätsinstituten und Organi-sationseinheiten der Fraunhofer-Gesell-schaft in Deutschland.

Das Department setzte Initiativen zum Aufbau des Techno-Ökonomie-Forums (TÖF) und pflegt dieses For-schungsnetzwerk durch die Teilnahme und Organisation von Forschungskol-loquien die halbjährlich stattfinden. Das TÖF umfasst 10 Lehrstühle bzw. Institute mit ca. 45 DissertantenInnen der Technischen Universitäten Wien, Graz und Leoben. Arbeitsfelder sind die wissenschaftliche Forschung und die forschungsgeleitete Lehre.

Im Department tragen wir durch die in den jährlichen Mitarbeiterge-sprächen formulierten und fixierten Maßnahmen der kontinuierlichen persönlichen Weiterbildung besonders Rechnung. Diese umfassen neben dem Besuch von Kongressen und Weiterbil-

dungsveranstaltungen mit finanzieller Unterstützung durch das Department jährlich stattfindende Science und Dis-sertationsworkshops, Zeitschriftenbe-sprechungen und individuelle Fachge-spräche.

Die Profilbildung und Etablierung innerhalb der relevanten Scientific Community wie auch in der industriel-len Praxis konnte in den letzten Deka-den erfolgreich durchgeführt werden. Die Kompetenzbereiche sind einerseits sehr umfassend, andererseits in den Schwerpunktbereichen deutlich im Wachstum begriffen.

So werden auf der Basis solider Grundlagenkenntnisse in den Be-reichen Betriebswirtschaft, Logistik, Produktions- und Anlagenwirtschaft, Qualitäts-, Risiko- und Wissensma-nagement jene Themen in der For-schung vertieft und ausgebaut, die heu-te Stärken der Montanuniversität im Allgemeinen und des Departments im Speziellen darstellen.Diese sind:

Produktions- und Anlagenwirt- �schaftGenerische Managementsysteme �Logistiksystemplanung aus tech- �nischer und betriebswirtschaftlicher Sicht

Grußworte von rektor Wilfried Eichlseder

Techno-Ökonomie für Techniker

Die Studien an der Montanuniver-sität reihen sich entlang der Wert-

schöpfungskette der Rohstoffe, von der Gewinnung über die Werkstoffentwick-lung bis zum Produkt und schließlich durch Recycling wieder zu Rohstoffen. Von ihrer Ausprägung her gesehen steht in diesen Studien die technische Ausbildung im Vordergrund. Der Be-rufsalltag, ob in Wissenschaft oder Wirtschaft, wird jedoch auch zu einem nicht unerheblichen Teil von betriebs-wirtschaftlichen Fragestellungen be-gleitet. Um die Absolventen der Mon-tanuniversität auf diese Anforderungen vorzubereiten, werden in allen Studi-enrichtungen neben den Grundlagen

aus den Naturwissenschaften und der Mathematik auch jene aus dem Bereich der Betriebswissenschaft vermittelt.

Die wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Betriebswissenschaft hat an der Montanuniversität Tradition: Vor über 50 Jahren wurde der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Betriebswissen-schaften eingerichtet, seit fast 20 Jah-ren wird dieser von Herrn Prof. Hubert Biedermann geleitet. Unter anderen Forschungsschwerpunkten nehmen am Lehrstuhl die Techno-Ökonomie und die Nachhaltigkeit - Themenbereiche, die aktuelle Aufgabenstellungen in der Gesellschaft widerspiegeln - einen

wichtigen Rang ein. In Verbindung mit den technischen Fachgebieten an der Montanuniversität ergeben sich einzigartige techno-ökonomische Fra-gestellungen, die in Forschung und Lehre Eingang finden. Erkenntnisse aus diesen Forschungsarbeiten leisten einen wichtigen Beitrag zu einer wirt-schaftlich ausgewogenen und umwelt-gerechten Unternehmensentwicklung, die wiederum Grundlage für eine stabi-le Erhaltung und Entwicklung unserer Volkswirtschaft darstellt.

Glück auf!

Wilfried Eichlseder

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ToP-THEMa

Foto: Fotolia

Werner Schröder

Techno-ökonomische aus- und Weiterbildung an der Montanuniversität leoben Universitäre Weiterbildung hat für die Wirtschaft, die Wissenschaft und unsere Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Dies wird von verschiedenen Seiten untermauert: „Europa 2020“ legt in seiner Strategie Wachstum durch Wissen fest. Die Industrie definiert Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation als wichtigste Ressource für Wettbewerbsfä-higkeit und Wachstum. Der besondere Stellenwert der techno-ökonomischen Aus- und Weiterbildung wird in diesem Artikel kurz umrissen.

Einleitung

Die Österreichische Universitätenkon-ferenz hat ein Papier erarbeitet, in dem sie Grundsätze und Empfehlungen zum Weiterbildungsangebot an Uni-versitäten darlegt. Die darin definierten Qualitätsstandards dienen zur Orientie-rung in den vielfältigen Weiterbildung-sangeboten. Forschungsbezug, Refle-xion, wissenschaftlicher Diskurs und ein hoher Anteil an eigenständiger Lei-stung sind charakteristisch für lebens-begleitendes Lernen und Wissen auf hohem Niveau. Die Montanuniversität Leoben hat ihre Aus- und Weiterbil-dungsangebote nach diesen Kriterien ausgerichtet und erfüllt somit Anforde-rungen auf dem höchsten Niveau – für unsere Wirtschaft, die Wissenschaft und unsere Gesellschaft.

In Leoben beschäftigt man sich mit Forschungsarbeiten zu Themen der Zukunft. Diese ziehen sich durch alle

Bereiche entlang der Wertschöpfungs-kette, ob es um Rohstoffe, Energie, Werkstoffe, Produkte und Prozesse oder um Recycling geht. In der Weiter-bildung wird dieses Know-how aus den aktuellen Forschungsergebnissen wei-tergegeben. Technologische Entwick-lungen verbunden mit marktfähigen Produkten und Leistungen sind die zentralen Faktoren für die Innovations-kraft einer Volkswirtschaft. Naturwis-senschaftler und Techniker benötigen jedoch sowohl in der Wahrnehmung ihrer Funktionen in Unternehmen als auch in der grundlagen- und anwen-dungsorientierten Forschung auch öko-nomische Kenntnisse, um marktfähige Produkte wirtschaftlich nachhaltig entwickeln, produzieren und vermark-ten zu können.

Diesen Herausforderungen muss auch die Aus- und Weiterbildung an der Schnittstelle der Techno-Ökonomie entsprechen. In techno-ökonomischen

Aus- und Weiterbildungsprogram-men steht daher der Kompetenzauf-bau in Grundsätzen, Methoden und Instrumente der Kombination be-triebswirtschaftlicher und technischer Elementarfaktoren über die gesamte Wertschöpfungskette inkl. Support-prozesse im Vordergrund.

Techno-ökonomische Weiterbildung für die Industrie

Viele der unter Abbildung 1 angebo-tenen Programme fokussieren auf langfristige Effizienzsteigerung in In-dustriebetrieben. Der Ansatz ist dabei ganzheitlich und orientiert sich Ent-lang der gesamten Wertschöpfungsket-te inkl. Supportprozesse. Inputseitig liegt der Fokus auf Ressourceneffizienz; im Wertschöpfungsprozess auf einer umfassenden Minimierung aller Ver-lustquellen und Outputseitig auf inno-vativen, hochqualitativen Produkten,

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immer unter Berücksichtigung sämtli-cher Anspruchsgruppen und deren Interessen. Diese Orientierung findet Ausdruck im „Generic Management“. Dieses beinhaltet die langfristige Wert-steigerung, ein die Nachhaltigkeit be-rücksichtigendes Wertebild unter Be-dachtnahme auf die Anforderungen der Stakeholder sowie die Flexibilität bzw. Agilität als „generische“ Zieldi-mension.

Neben zahlreichen Branchen über-greifenden Weiterbildungsveranstal-tungen gibt es auch spezifisch auf ganz bestimmte Branchen maßgeschneiderte Programme. Um bspw. branchenspezi-fisch die hohe Qualität von Gießerei-produkten und die Wirtschaftlichkeit der Prozesse sicher zu stellen, sind in der Gießereitechnik hoch qualifizierte Mitarbeiter notwendig, um moderne Verfahren und Methoden anzuwenden. Zielsetzung dieses Seminars ist eine Höherqualifikation von Gießereimit-arbeitern durch praxisnahe Vermitt-lung von speziell auf die Gießereiindu-strie abgestimmten technischen und betriebswirtschaftlichen Inhalten.

Dass man in Leoben technoökono-mische Zusatzqualifikationen bereits während des Studiums erwerben kann, zeigen folgende zwei Beispiele.

Techno-ökonomische Zusatzqualifi-kationen bereits während des Studi-ums

Seit dem Jahr 2008 bietet der Lehr-stuhl Wirtschafts- und Betriebswis-senschaften in Kooperation mit dem TÜV Austria die Möglichkeit, bereits im Rahmen des Studiums eine spezia-lisierte Zusatzausbildung zu erlangen, die Ausbildung zum „Quality Manager Junior“. Es gilt dazu bestimmte, für das Qualitätsmanagement relevante, Lehr-veranstaltungen positiv abzuschließen,

eine Abschlussarbeit (Bachelor- oder Masterarbeit) mit Bezug zum Qualitäts-management zu verfassen sowie sich ei-ner Abschlussprüfung zu unterziehen. Bei positiver Erfüllung der genannten Punkte erhalten die Absolventen im Rahmen ihrer akademischen Feier das Personenzertifikat „Basisqualifikation im Qualitätsmanagement“ verliehen. Ein sehr wertvoller techno-ökono-mischer Kompetenznachweis für den Sprung ins bevorstehende Berufsleben.

Durch den Beschluss des Bundes-Energieeffizienzgesetz (EEffG) und des KWK-Punkte-Gesetzes (KPG) treten Energieeffizienzmaßnahmen sowie die Durchführung von Energieaudits verstärkt in den industriebetrieblichen Fokus. Diesen Herausforderungen be-gegnet die Montanuniversität nicht nur durch neue Studienprogramme (Indus-trielle Energietechnik) sondern auch mit der Möglichkeit, für diese Heraus-forderungen eine Zusatzausbildung zu absolvieren. In Anlehnung an die Vor-gehensweise im Qualitätsmanagement gibt es seit 2014 für Studierende auch die Möglichkeit sich zum „Energy-Ma-

nager-Junior“ zertifizieren zu lassen. In interuniversitärer Zusammenarbeit zwischen den Lehrstühlen Thermo-prozesstechnik und Wirtschafts- und Betriebswissenschaften sowie mit dem TÜV Austria als Zertifizierungspartner können Absolventen auch im Bereich Energiemanagement ein techno-öko-nomisches Kompetenzzertifikat erwer-ben. Durch die standhafte Einhaltung der strengen Vorgaben einer Perso-nenzertifizierung der internationalen Norm ISO/IEC 17024 besitzen diese Zertifikate auch weitreichende Aner-kennung.

Zusammenfassung

Der Arbeitsmarkt wird künftig neue Kompetenzen erfordern, gleichzeitig wird die Erwerbsbevölkerung älter. Systematische Weiterbildung, fallweise sogar Neuqualifizierung erwachsener Erwerbstätiger wird zu einer zentralen Herausforderung der Zukunft. Zu die-sem Schluss kommt auch die jüngste Qualifikationsprognose 2012-2020 des Cedefop - Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung.

Die sichersten Arbeitsplätze der Zukunft liegen der Prognose zufolge bei so genannten „Nicht Routine Tä-tigkeiten“, also jenen Arbeitsfeldern, die nicht durch technische oder orga-nisatorische Umstrukturierung ersetzt werden können (Cedefop 2012). Diese Tätigkeiten gebe es auf allen Quali-fikationsniveaus, gehäuft jedoch bei Hochqualifizierten und verstärkt sind diese Tätigkeiten im Bereich der Tech-no-Ökonomie zu finden. Hier liegen die Herausforderungen, vor allem für diese „Nicht-Routine-Tätigkeiten“ ent-sprechende Methoden- und Problem-lösungskompetenzen ständig am Puls der Wissenschaft weiterzuentwickeln und diese den Bedarfsträgern zu ver-mitteln.

Abbildung 1: Techno-ökonomische Lehrgänge und Weiterbildungsveranstaltungen an der Montanuniversi-tät Leoben (Quelle: In Anlehnung an http://weiterbildung.unileoben.ac.at/)

Abbildung 2: TÜV Personenzerti-fikat: „Quality Manager Junior“

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ToP-THEMa

Dipl.-Ing. (FH)

Dr. mont.

Werner Schröder

assistenzprofessor am lehrstuhl f. Wirt-schafts- und Betriebs-wissenschaften, Mon-tanuniversität leoben

Literatur und Quellenangaben

Cedefop - Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (2012): Qualifikationen: eine Herausfor-derung für Europa. Kurzbericht, ISSN 1831-242X.

Autor:

Dr. Werner Schröder: Assistenzprofessor am Lehrstuhl Wirtschafts- und Betriebs-wissenschaften, Montanuniversität Leo-ben.Werner Schröder studierte Wirtschaftsin-genieurwesen-Maschinenbau an der FH Wien sowie der TU-Wien mit der Vertie-

fung Management-wissenschaften. Er promovierte 2009 im Bereich Instandhal-tungsmanagement und ist seit 2011 As-sistenzprofessor mit den Arbeitsfeldern Anlagenmanage-ment sowie Indus-trielles Risikoma-nagement. Werner Schröder ist außer-dem seit 2006 Ge-schäftsführer der Österreichischen tech-nisch-wissenschaftlichen Vereinigung für Instandhaltung und Anlagenwirtschaft

(ÖVIA) sowie in vielen Weiterbildungs-programmen an der Montanuniversität als Vortragender tätig.

Call for Papers

Themenschwerpunkt: Flexibles arbeiten

in WINGbusiness 02/2015

Beschreibung

Für die Juni-Ausgabe laden wir Sie herzlich ein, Beiträge zum Themen-schwerpunkt „Flexibles Arbeiten“ einzureichen. Von Interesse sind Ar-tikel zu Projekten und Forschungstä-tigkeiten, die sich mit der zeitlichen und/oder örtlichen Flexibilisierung der Arbeit beschäftigen. Fokus des Themenschwerpunktes sind die Ver-änderungen der Arbeitsorganisation

und ihre Auswirkungen auf den Men-schen, es können allerdings auch rein technische Aspekte behandelt werden (z.B. cyber-physische Systeme).Es werden zwei unterschiedliche Bei-tragsarten angenommen:

Praxisberichte �Wissenschaftliche Beiträge (WING- �Paper mit Reviewverfahren, die Ergebnisse des Reviewverfahrens erhalten Sie 4-8 Wochen nach der Einreichfrist).

Hinweise für AutorInnen:

Vorlagen zur Erstellung eines WING-Papers und konkrete Layout-Richt-linien sind als Download unter http://www.wing-online.at/de/wing-business/medienfolder-anzeigen-preise/ oder unter der e-mail [email protected] verfügbar.Bitte senden Sie Ihre Beiträge als PDF an [email protected].

Annahmeschluss: 31.03.2015

Schwerpunkt-Themen WINGbusiness 2015

Heft 01/2015: „IT Security 4.0“

Heft 02/2015: „Flexibles arbeiten“

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12 WINGbusiness 4/2014

ToP-THEMa

Foto: Fotolia

Helmut Zsifkovits

Schwerpunkte der Forschung in der Industrielogistik

Grundverständnis der Industrielogistik

Die industrielle Logistik hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer

stark funktionellen Ausrichtung über eine zentrale Koordinationsinstanz hin zu einem flussorientierten Gestaltungs-ansatz entwickelt. Durch die Zunahme globaler Wertschöpfungsketten, das Aufbrechen der Unternehmensgren-zen, neue Formen der Arbeitsteiligkeit und die erweiterten technologischen Möglichkeiten zur Steuerung von In-formations- und Güterströmen hat sich der Fokus der Logistik von einer Opti-mierung auf der Ebene von Betrieben zur Betrachtung integrierter Supply Chains und Logistik-Kooperationen verlagert. Die zunehmende Anzahl der Knoten sowie ihrer Verbindungen und Schnittstellen im Netzwerk erfordern effektive Informationsflüsse und Me-thoden zur Beherrschung der zuneh-mend komplexen Dynamik.

Die primären wissenschaftlichen Fragestellungen der Logistik sind auf die Konfiguration, Organisation, Steu-erung oder Regelung von Sachgüter-Flüssen und Netzwerken sowie ihrer Elemente gerichtet.

Der Fokus der Industrielogistik in unserer Positionierung liegt auf der Ebene der Mikrologistik und jener der

mesologistischen Systeme. Die mikro-logistische Analyse zielt auf die Gestal-tung von Arbeitsplätzen und innerbe-triebliche Materialflusssystemen nach logistischen Gesichtspunkten. Auf der Ebene der Mesologistik werden koope-rative Konzepte in Supply Chains, die unternehmensübergreifende Ausrich-tung von Informationsflüssen sowie horizontale und vertikale Kooperati-onen betrachtet. Eine Branchenfokus-sierung erfolgt in den Bereichen Pro-zessindustrie, Rohstoffgewinnung und -verarbeitung sowie Bauindustrie.

Industrielogistik nach diesem Ver-ständnis lässt sich mit dem Begriff „Lo-gistics Systems Engineering“ beschrei-ben und umfasst die Kompetenz zur Planung, Implementierung und zum Betrieb wirtschaftlicher und ressour-ceneffizienter logistischer Systeme und Netzwerke. Dafür erforderlich ist eine Integration technischer, wirtschaft-licher und informatorischer Betrach-tungsweisen.

Forschungsprofil

Industrielogistik an der Montanuni-versität Leoben entwickelt logistische Konzepte und Modelle für die stra-

tegische und operative Steuerung in produzierenden Unternehmen. Im Fol-genden werden die Schwerpunkte der Forschungsaktivitäten dargestellt.

Logistiksystemplanung unterstützt effiziente und effektive Prozesse. Der Lehrstuhl Industrielogistik beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Neu-konzeption, aber auch der Umplanung und Optimierung vorhandener Fabrik-layouts, Produktionslayouts oder La-gerlayouts.

Hierzu werden Materialflüsse ana-lysiert und gestaltet, um Scheduling, Bedarfsplanung und Ressourcenma-nagement zu verbessern. Wertstroma-nalyse und Wertstromdesign werden als Verfahren zur Abbildung des Ma-terial- und Informationsflusses entlang der Wertschöpfungskette vom Liefe-ranten bis zum Endkunden eingesetzt, weiters Verfahren und Kennzahlen zur Lageranalyse sowie Optimierung und Unterstützung bei Lagerumstrukturie-rungen.

Logistikprozessplanung von Flüssen der Ver- und Entsorgung verwendet Modelle und Instrumente, deren Ein-satz durch die Komplexität der Produk-tionssysteme, vielfältige externe und interne Restriktionen und den hohen

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13WINGbusiness 4/2014

ToP-THEMa

Univ.-Prof. Mag. Dr.

Helmut Zsifkovits

Vorstand des lehr-stuhls für Industrie- logistik an der Montanuniversität leoben

Aufwand der Modellierung und An-wendung erschwert wird.

Simulation trägt zu einer Verbesse-rung der Entscheidungsgrundlagen bei. Betriebskennlinien stellen einen The-orieansatz zur Abbildung der Wech-selbeziehungen zwischen Größen wie Auslastung, Leistung, Durchlaufzeit und Beständen dar. Im Rahmen vari-antenreicher Fertigungen werden An-sätze des Variantenmanagements, wie Mass Customization, Modularisierung und Standardisierung, weiters prozess-basierte Ansätze wie Postponement und flexible Fertigungstechniken, ein-gesetzt und weiterentwickelt.

Technologiebewertung untersucht Systeme, Verfahren und eingesetzte Materialien im Hinblick auf ihre Eig-nung in technischer, wirtschaftlicher, ökologischer und prozessualer Hinsicht in konkreten Anwendungsszenarien. Ressourceneffizienz ist eine Anforde-rung für alle neuen und bestehenden Systeme. Dies betrifft etwa Technolo-gien für die Identifikation, Kommis-sionierung, Fördersysteme oder Ver-packungslösungen und erfolgt auf der Ebene von Arbeitsplätzen wie auch Sy-stemverbund.

Informationslogistik ist die in-tegrierte Planung, Gestaltung, Ab-wicklung und Kontrolle des Infor-mationsflusses zur Steuerung des Materialflusses. Der Lehrstuhl Indus-trielogistik beschäftigt sich in diesem Bereich mit Standards und Verfahren zur Identifikation und Steuerung von Aufträgen und Flussobjekten nach logistischen Prinzipien. So wurden

Systeme der mobilen Datenerfassung für Baustellen entwickelt, die zu einer Verbesserung der logischen Leistung beitragen.

Logistikkooperationen bringen po-tentiell positive Effekte für die Opti-mierung der Lieferkette und zur Ver-besserung der Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten U n t e r n e h m e n . Formen der Koo-peration sowie die Konzeption und Umsetzung von Entscheidungsun-terstützungssyste-men für Transport-K o o p e r a t i o n e n sind konkrete For-schungsbereiche.

Die Konsolidie-rung von Trans-portströmen zwischen Unternehmen innerhalb einer Region, auch bran-chenübergreifend, erzielt neben Ko-stenvorteilen auch positive ökologische Effekte. Portale und Plattformen sowie Prozess-Referenzmodelle bilden die technologische und methodische Basis für die Zusammenarbeit zwischen pro-duzierenden Betrieben, Logistikdienst-leistern und Handel.

Industrielogistik versteht sich als anwendungsorientierte Disziplin, die Entwicklungen erfolgen weitestgehend in enger Verbindung mit der Industrie. Die inhaltliche Ausrichtung mit den be-schriebenen Schwerpunkten sowie der eingeschlagene Weg der Kooperation

mit Industrie- und Forschungspartnern werden konsequent weiterverfolgt. Ak-tuelle Projektschwerpunkte sind die Entwicklung von Referenzmodellen für Baulogistik und überbetriebliche Informationsflüsse, weiters die Erfas-sung und Modellierung von Stoffströ-men im Rohstoffbereich.

Autor:

Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsifkovits1978-1983 Studium der Betriebswirt-schaftslehre an der Karl-Franzens-Uni-versität Graz;1983-1996 Universitätsassistent am In-stitut für Betriebswirtschaftslehre der Öffentlichen Verwaltung der Karl-Fran-zens-Universität Graz;1988-1994 Bereichsleiter für Industrie, Logistik und IT der Österreichischen

Akademie für Führungskräfte (öaf); 1989-1996 Geschäftsführer der Bundes-vereinigung Logistik Österreich (BVL); 1995-1998 Geschäftsführender Gesell-schafter der Systemlogistik GmbH & Co. KG;1997-2000 Projektleiter in der UBG Ges.m.b.H. (Unternehmensbereich Ge-ländewagen der DaimlerChrysler AG);2000-2004 Projektleiter im evolaris re-search lab, Graz.Seit 2008 ist er Universitätsprofessor und Vorstand des Lehrstuhls für Indus-trielogistik an der Montanuniversität Leoben und leitet das Regionalbüro Steiermark sowie das Competence Cen-ter Ausbildungsstandards der Bundes-vereinigung Logistik Österreich (BVL).

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ToP-THEMa

alfred Kinz

Verankerung der Techno-Ökonomie in den Studien-richtungen der Montanuniversität

Ausgehend von den Bergmän-nischen Studienrichtungen der k.

k. Bergakademie im 19. Jahrhundert umfasst das heutige Studienangebot der Montanuniversität die gesamte Wertschöpfungskette eines Produkts. Von der Rohstoffgewinnung und -ver-arbeitung über die Metallurgie, die Hochleistungswerkstoffe, dem Pro-zess- und Produktengineering bis zur Umwelttechnik und dem Recycling.

Die Bedeutung des betriebswirt-schaftlichen Grundwissens für die Absolventen der Montanuniversität wurde schon früh erkannt. Durch die Gründung des Instituts für Wirt-schafts- und Betriebswissenschaften im Jahr 1963 wurde die Grundlage zur Vermittlung dieser Kenntnisse geschaf-fen. Das daraus entstandene Depart-ment für Wirtschafts- und Betriebs-wissenschaften, bestehend aus dem gleichnamigen Lehrstuhl und dem Lehrstuhl für Industrielogistik, bietet aktuell über 100 Lehrveranstaltungen, vorwiegend aus den Bereichen Be-triebswirtschaft und Management, an. Die betriebswirtschaftlichen Grundla-genfächer sind, in unterschiedlichem

Umfang, in allen Bachelorstudien in den Curricula als Pflichtfächer veran-kert, sodass sämtliche Absolventen der Montanuniversität das darin vermit-telte betriebswirtschaftliche Grund-wissen beherrschen. Hinzu kommen in allen Curricula ökonomische und techno-ökonomische studienrichtungs-spezifische Pflicht- und Wahlfächer.

Vier Studienrichtungen lassen sich im gesamten als techno-ökonomisches Studium charakterisieren. Es sind dies die Studienrichtungen Metallurgie (abhängig von der Vertiefung im Ma-sterstudium), Industrielogistik, Indus-trielle Energietechnik und Petroleum Engineering mit dem Masterstudium Industrial Management and Business Administration. Die letzten drei Studi-enrichtungen werden vom WING-Ver-band, aufgrund der Zusammensetzung der Curricula, als Wirtschaftsingeni-eursstudium betrachtet. Der WING-Verband sieht hierfür ein Minimum von 50 % und ein Maximum von 80 % an technischen Fächern mit dem rest-lichen Anteil an wirtschaftlichen und integrativen Fächern vor. (Bauer et al. 2014, S. 15 ff)

Metallurgie

Die Metallurgie ist die Wissenschaft von der Entwicklung, Herstellung und Verarbeitung metallischer Werkstoffe unter prozesstechnischen, wirtschaft-lichen und ökologischen Gesichts-punkten. Eingeschlossen sind die Wei-terverarbeitung zu Bauteilen und das Schließen der Kreisläufe durch Recy-cling.

Mit der Vertiefungsrichtung Indus-triewirtschaft im Masterstudium wird den Studierenden, zusätzlich zum me-tallurgischen Fachwissen, Methoden-kompetenz zur Lösung von industrie-wirtschaftlichen Problemstellungen und von Managementaufgaben sowie Sozialkompetenz im Führungsbereich vermittelt. Durch die Wahl dieser Ver-tiefungsrichtung erwerben die Studie-renden einen techno-ökonomischen Diplomabschluss mit einem Verhältnis von ca. 75 % Technik- zu 25 % Wirt-schaftsfächern.

Petroleum Engineering

Ob als Ingenieure auf Bohrinseln oder als Forscher in der Entwicklung und

Foto: Montanuniversität Leoben

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ToP-THEMa

Anwendung im computerorientierten Simulationsbereich – die breite Fäche-rung der Ausbildung erlaubt ein viel-fältiges Einsatzgebiet für Petroleum Engineers.

Im Bachelorstudium Petroleum Engineering werden ingenieurwissen-schaftliches Basiswissen und technische Fachkenntnisse, in einem Umfang der international bei Bachelor-Absolventen dieses Fachs vorausgesetzt wird, ver-mittelt. Die Ausbildung beruht auf den fünf Säulen Reservoir Engineering, Drilling Engineering und Production Engineering sowie auf den Geowissen-schaften und der Betriebswirtschaft.

Das Masterstudium Industrial Ma-nagement and Business Administrati-on (IMBA) wurde geschaffen um den Petroleum Engineering Studierenden eine breite betriebswirtschaftliche Aus-bildung, zusätzlich zum technischen Bachelorabschluss, zu ermöglichen. Es bereitet speziell auf Aufgaben des Ma-nagements in internationalen Unter-nehmen, insbesondere der Öl- und Gas-industrie, vor. Das Basiswissen hierzu wird in Pflichtfächern, wie z.B. MBA Basics, Petroleum Economics, Entre-preneurship in Oil and Gas Industry, vermittelt. Eine Vertiefung erfolgt in den Management-Wahlfachkatalogen Sustainability, Facility, Knowledge und Energy, von denen zwei zu wählen sind. Das IMBA Studium befähigt so-mit zur ganzheitlichen, erforschenden Betrachtung von wirtschaftlichen Pro-blemstellungen und zur kreativen Pro-blemlösung.

Die Montanuniversität hat sich längst als international anerkanntes Ausbildungszentrum für Petroleum Engineers profiliert. Die Lehrveranstal-tungen der Studienrichtung Petroleum Engineering werden hauptsächlich in englischer Sprache abgehalten. Die Internationalität des Studiums wird durch Studierendenaustausch nach Kräften gefördert.

Industrielogistik

Die Logistik hat durch die sich ständig ändernden Marktbedingungen eine be-sondere Bedeutung für den Unterneh-menserfolg. Sie stellt die Verbindung zwischen den Beschaffungsmärkten, den Produktionsstätten und den nach-gelagerten Verbrauchsorten her.

Das Bachelorstudium Industrielo-gistik ist darauf ausgerichtet, die Stu-dierenden in Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz auf ihre spätere be-rufliche Tätigkeit vorzubereiten. Nach der Grundausbildung in den ingeni-eurtechnischen Fachgebieten folgt eine Vertiefung in den folgenden Be-reichen:

Logistik und Logistiktechnik �Betriebswirtschaft und Prozessma- �nagementInformationstechnologie �

Im Masterstudium können auf Basis eines gemeinsamen Pflichtfächerkata-loges unterschiedliche Schwerpunkte vertieft werden:

Logistik-Management �Computational Optimization �Automation �Logistics Systems Engineering �

Die Fachkompetenz der Absolventen umfasst neben betriebswirtschaft-lichen und technischen Kenntnissen auch Fähig-keiten auf dem Gebiet der Kommunikations- und Informationstechnolo-gien sowie im Bereich Prozessmanagement. Die starke Verzahnung von Wirtschaft und Technik mit einer fundierten na-turwissenschaftlichen Grundlagenausbildung befähigt die Absolventen die Herausforderungen der Märkte zu meistern.

Industrielle Energie-technik

Das interdisziplinäre Studium In-dustrielle Energietechnik umfasst Fachbereiche wie innovative Ener-gietechnologien, Brennstofftechnik, thermische Prozesstechnik, Elektro-technik, Nachhaltigkeit, ökonomische und ökologische Bewertung sowie En-ergiemanagement, Energiemärkte und Energierecht. Die Schwerpunktsetzung erfolgt dabei auf die Prozesstechnik, die Grundstoff- und Produktionsgüter-industrie.

Im Bachelorstudium erwerben die Studierenden, neben den technischen und naturwissenschaftlichen Grund-lagen, Kenntnisse in Themengebieten wie der Prozesstechnik, Energietech-

nik, der Abgasreinigung, Umweltana-lytik und der Betriebswirtschaft.

Das Masterstudium bietet, aufbau-end auf das Bachelorstudium, eine wissenschaftliche und praktische Ver-tiefung in die Energietechnik, beson-ders hinsichtlich der Anwendung und Nutzung der erlernten Kenntnisse. Es verleiht umfassende Problemlö-sungskompetenz in den Bereichen der nachhaltigen Energietechnik und vermittelt die Fähigkeiten, innovative, funktions- und kostenoptimierte und zugleich umweltverträgliche Lösungen für ingenieurtechnische Aufgaben zu realisieren.

Studierenden-Statistik

Im Studienjahr 2013/14 waren auf der Montanuniversität 3268 ordentliche Studierende inskribiert. Für das Studi-enjahr 2014/15 sind es bereits vor Ende der Inskriptionsnachfrist 3428 (Stand 3.11.2014). Die Zahl der Neuzulas-

sungen auf der Montanuniversität hat sich in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt, wie Abbildung 1 zeigt. Di-ese Entwicklung ist vor allem auf das stetig steigende Angebot an Studien- und Vertiefungsrichtungen und auf ge-zielte Förderungen aus der Privatwirt-schaft, die auf die hochspezialisierten Absolventen angewiesen ist, zurückzu-führen.

Die Verankerung der Techno-Öko-nomie in den Studienrichtungen der Montanuniversität kann auch quanti-tativ, anhand der Daten der Studieren-denstatistik, dargestellt werden.

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der Studierendenanzahl in den tech-no-ökonomischen Studienrichtungen über die letzten drei abgeschlossenen

Abbildung 1 Neuzulassungen

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ToP-THEMa

Dipl.-Ing.

alfred Kinz

wiss. Mitarbeiter am lehrstuhl f. Wirt-schafts- u. Betriebswis-senschaften, Montanu-niversität leoben

Studienjahre. Für Studierende der Stu-dienrichtung Metallurgie ist eine tech-no-ökonomische Spezialisierung erst im Master, durch entsprechende Wahl-pflichtfachabsolvierung, möglich. In

den letzten Jahren haben ca. 50 % der Absolventen diese Vertiefung gewählt. Da dies erst nach Studienabschluss fest-stellbar ist, wurde vereinfachend ange-nommen, dass es sich bei den aktuellen Studierenden dieser Studienrichtung – Bachelor und Master – ähnlich ver-hält. In der Studienrichtung Petroleum Engineering findet die techno-ökono-mische Spezialisierung ebenfalls erst im Master statt. Allerdings durch Wahl des eigenständigen Masterstudiums In-dustrial Management and Business Ad-ministration (IMBA), welches speziell für Petroleum Engineering Studenten

angeboten wird. Ca. 40 % der Petrole-um Engineering Studenten wählten im Betrachtungszeitraum dieses Ma-sterstudium, weshalb für diese Aus-wertung 40 % der Bachelorstudenten

berücksichtigt wurden.

Im Studi-enjahr 2013/14 studierten so-mit ca. 900 Stu-dentinnen und Studenten in einer techno-ökonomischen Studienr ich-tung an der Montanuniver-sität. Dies ent-spricht einem Anteil von fast 30 % aller or-dentlichen Stu-dierenden.

Die Absol-ventenzahlen

der techno-ökonomischen Studien-richtungen werden in Abbildung 3 dargestellt. In die-ser Auswertung wurden die beiden Bachelorstudien-richtungen Metal-lurgie und Petro-leum Engineering nicht berücksichti-gt. Da im Bachelor-studium noch kein bzw. relativ wenig spezielles techno-ö k o n o m i s c h e s

Fachwissen, über die Grundlagenfä-cher der Betriebswirtschaft hinaus, vermittelt wird. Das Bachelorstudium Industrielle Energietechnik wurde erst im Studienjahr 2012/13 eingeführt, was sich erst in den nächsten Jahren auf di-ese Statistik auswirken wird. Bei jähr-lich durchschnittlich 320 Absolventen im Betrachtungszeitraum liegt der An-teil der techno-ökonomischen Studien-richtungen bei 15 %.

Literatur:

Bauer, U.; Sadei, C.; Soos, J.; Zunk, B.M. (2014): Ausbildungslandschaft, Kompetenzprofil und Karriereweg von WirtschaftsingenieurInnenStudienführer 2014/15 Montanuniversi-tät LeobenMontanuniversität Leoben: Studieren-denstatistik: https://online.unileoben.ac.at/mu_online

Autor:

Dipl.-Ing. Alfred Kinz ist seit Oktober 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Schwerpunktsbereich Anlagen- und Produktionsmanagement am Lehr-stuhl für Wirtschafts- und Betriebs-wissenschaften der Montanuniversität. Nach Abschluss der HTL Bregenz im Bereich Maschinenbau und Automa-tisierungstechnik studierte er Wirt-schaftsingenieurwesen-Maschinenbau mit Schwerpunkt Energie- und Um-welttechnik an der TU Graz. Durch seine langjährige Praktikantentätigkeit bei der Hans Künz GmbH und weitere Praktika, u.a. bei der voestalpine Eu-rostahl GmbH in Istanbul, konnte er während des Studiums schon wichtige Erfahrungen in der Privatwirtschaft sammeln. In seiner Dissertation be-schäftigt er sich mit Outsourcingpro-zessen in der industriellen Instandhal-tung.

Abbildung 2 Studierende in techno-ökonomischen Studienrichtungen

Abbildung 3 Absolventen von techno-ökonomischen Studienrichtungen

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ToP-THEMa

Martha Mühlburger

Techno-Ökonomie und Gründer – Das Geschäfts-konzept als Erfolgsfaktor

Die Zukunftsfähigkeit einer Volks-wirtschaft wird maßgeblich be-

stimmt von ihrem endogenen Poten-zial und von ihrer Innovationskraft. Unternehmensgründungen sind hierzu ein Indikator und leisten einen wesent-lichen Beitrag. Gründungsprojekte auf Basis von technologieorientierten und neuartigen Produktideen sind dabei von besonderem Interesse. Man erwar-tet sich besondere Arbeitsplatzeffekte betreffend Anzahl und Qualifikation, eine Diversifikation des Marktes, eine geringere Verdrängungswahrschein-lichkeit und Exportquoten.

Die Montanuniversität betreibt seit dem Jahr 1999 einen Inkubator und fo-kussiert sich dabei auf Gründungsper-sönlichkeiten mit akademischem Hin-tergrund. Jährlich werden etwa fünf Unternehmensgründungen von der Frühphase bis zur Wachstumsphase be-gleitet. Seit Beginn wurde viel Kompe-tenz und Erfahrung aufgebaut, um die-se spezielle Zielgruppe bestmöglich zu unterstützen. Eine Erfolgsquote bzw. Überlebensquote von über 90 % konnte erreicht werden.

Getragen werden die Projekte von Personen, die eine technische Ausbil-

dung haben oder jedenfalls eine hohe Technikaffinität mit sich bringen. Der Einzelgründer oder das Gründungs-team bestimmt maßgeblich den Er-folg oder Misserfolg. Neben Erfah-rung legt eine breite Qualifikation den Grundstein. Ein bestimmtes Maß an betriebswirtschaftlichem Basiswissen und rechtlichem Grundverständnis ist unerlässlich, um den komplexen Zu-sammenhang von Produkt und Markt, Produktion und Vertrieb, Kosten und Ertrag, Unternehmen und Recht zu verstehen, zu designen und zu steuern. Der Erfolg entsteht aus der Verbindung von drei Elementen: einer realisierbaren Geschäftsidee, einem fähigen Manage-ment und finanziellen Ressourcen.

Eine Unternehmensgründung ba-siert auf einem soliden und validen Geschäftskonzept, verschriftlicht im Businessplan. Im Planungsprozess selbst liegt das vielfach unterschätzte Potenzial. Der Businessplan zwingt dazu, eine Idee systematisch zu durch-denken und verleiht ihr damit Umset-zungs- und Durchsetzungskraft. Eine Geschäftsidee wird unter kommerzi-ellen Gesichtspunkten betrachtet, es er-

folgt die Kapitalisierung der Idee. Der Businessplan deckt Wissenslücken auf. Er zeigt, welche Kompetenzen, welche Neigungen sind bei den betreibenden Personen vorhanden und welche wer-den noch benötigt. Die Planung ver-langt Entscheidungen und fördert strukturiertes und fokussiertes Vor-gehen. Alternativen werden im Laufe der Erstellung systematisch ermittelt und bewertet, Fallstricke werden iden-tifiziert. Die entscheidenden Erfolgs-faktoren wie Fokussierung der Unter-nehmensstrategie, Anforderungen an das Management, Ressourcenbedarf, Produkt- und Kundennutzen sowie Marketing- und Vertriebskonzept sind zu erarbeiten. Durch die umfassende Analyse ist das Geschäftskonzept ein wichtiges Hilfsmittel zur Bewältigung von Problemen und trägt wesentlich zur Steigerung der Effizienz und Effek-tivität bei. Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Planung und Erfolg.

Teamgründungen haben einen großen Vorteil. Es sind mehr Ressour-cen verfügbar, idealerweise ist fach-übergreifendes Wissen vorhanden und in schwierigen Zeiten ist gegenseitige

Foto: Fotolia

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ToP-THEMa

Unterstützung gegeben. Grundvoraus-setzungen für erfolgreiche Teams sind die Zuteilung von Verantwortlich-keiten und Pflichten, der Abgleich von Interessen und Ressourceneinsatz sowie eine gemeinsam getragene Un-ternehmensstrategie. Sind diese nicht homogen und abgesprochen, so bergen Teams per se eine Gefahr für Unstim-migkeiten und sind letztendlich häu-figer Grund für das Scheitern.

Jede Phase der Unternehmensgrün-dung hat ihre Herausforderungen. In der PreSeed Phase wird das Geschäfts-modell gefestigt, es werden Prototypen hergestellt und es wird der Markt ana-lysiert. Das Unternehmen wird recht-lich auf zukunftsfähige Beine gestellt, die Vereinbarungen mit Partnern ge-schlossen, die Schutzrechte eingereicht und erste Vereinbarungen mit der Bank werden geschlossen.

In der Seed Phase werden erste Pro-dukte auf den Markt gebracht, erste Kunden gewonnen und die Produkte auf ihre Markttauglichkeit hin ausge-testet und optimiert. Die ersten Mitar-beiter werden eingestellt. Strategien zu Marketing, Vertrieb, Partnerschaften und Produktion werden verfeinert und implementiert. Gründungsunter-nehmen dieser Art stehen in der Regel vor dem Problem ausreichender Finan-zierung und Liquidität. Banken gehen ohne Sicherheiten nicht mit. Förde-rungen schließen einen Teil der Lücke. Entscheidend ist jedoch, die Innen-finanzierung über Umsätze auf dem Markt zu realisieren, um von Anfang an den Marktbedarf und Marktteilneh-mer mit einzubeziehen. In der frühen Wachstumsphase muss das Upscaling des Produktes erfolgen. Dabei kommt es häufig zu Rückschlägen, weil Proto-typen mit anderer Technologie herge-stellt wurden und Prototypen nicht den mit dem Markteintritt neu auftauchen-den Kundenanforderungen entspre-chen. Unternehmen geraten dabei oft in kritische Phasen, die die Überlebens-fähigkeit auf eine harte Probe stellt. Ein gutes Geschäftskonzept, das Unvorher-gesehenes berücksichtigt hat, hat das Unternehmen darauf vorbereitet. Es ist zu entscheiden, wer die strategischen Kunden sind und welche Kundenbe-dürfnisse erfüllt werden können und mit welchen Aufgabenstellungen sich das junge Unternehmen entweder gar

nicht befasst oder bis zu welchem Detaillierungsgrad. Die Ressourcenfra-ge wird zur zentra-len Frage, ebenso die technische und betriebswirtschaft-liche Cleverness der handelnden Personen. In dieser Zeit werden wich-tige Weichen für die Zukunft und das Wachstum des Unternehmens ge-stellt. Es beginnen betriebswirtschaft-liche Zusammenhänge eine elementare Rolle zu spielen. Es sind Preise zu be-stimmen, die auf den elementaren Zah-len des Unternehmens und des Marktes fußen. Bilanzen sind vorzulegen, Geld-geber sind einzubinden, Gehälter sind zu zahlen.

Spätestens jetzt wird die Kraft des guten Businessplanes erkennbar. Im In-nenverhältnis ist er ein wichtiges Instru-ment für Zwecke der Planung und des Controllings, der Zielbestimmungen und der Unternehmensstrategie. Im Außenverhältnis wird bei Banken, Risi-kokapitalgebern, Business Angels, stra-tegischen Partnern und Fördergebern nachhaltiges Vertrauen geschaffen. Wer zu diesen Zeiten nicht über die wichtigen Unterlagen und Kenntnisse verfügt, hat einen erheblichen Nach-teil. Deshalb ist es so entscheidend, dass Gründer von der frühesten Stunde des unternehmerischen Lebens die Zu-sammenhänge kennen und bewerten können. Sie sind mit dem Blick auf das Ganze vorbereitet. Damit kann das Ri-siko eingeschränkt und beherrschbar werden.

Gründer verfügen idealerweise aufgrund ihrer Ausbildung über die wesentlichen Basiskenntnisse. Aus-bildungssysteme müssen diesem Um-stand Rechnung tragen, zumal nicht nur Gründer vor derartigen Herausfor-derungen stehen. Personen in verant-wortungsvollen und entscheidenden Positionen arbeiten bei größeren Ver-änderungen in etablierten Unterneh-men mit vergleichbaren Logiken.

Aufgrund der hohen Bedeutung von Gründungen muss eine moderne Wirtschaftspolitik über die nötigen

Instrumente, Methoden und Unter-stützungsmaßnahmen verfügen. Eine abgestimmte, fördernde Wirtschafts-, Technologie- und Forschungspolitik, Inkubatoren, Gründerzentren, Tech-nologie- und Wirtschaftsparks, Univer-sitäten mit umfassender Ausbildung, partnerschaftliche Unternehmen, rechtliche Rahmenbedingungen, ent-wickelte Kapitalmärkte, Akzeptanz von Scheitern, eine dienstleistende Verwaltung und ein Netzwerk von un-terstützenden Einrichtungen sind der Nährboden für prosperierende Start-Ups.

Autorin:

Dipl.-Ing. Dr. mont. Martha Mühlbur-ger studierte Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben. Seit 1995 leitet sie das Außeninstitut der Montanuniversität, wo sie unter anderem für die nationale und inter-nationale Förderungsberatung und -abwicklung sowie den Aufbau von Netzwerken (z.B. dem Werkstoffcluster Obersteiermark) verantwortlich ist.Seit 1999 ist sie als Geschäftsführerin des Zentrums für angewandte Techno-logie Leoben verantwortlich für die Sti-mulierung und Vorbereitung technolo-gieorientierter Gründungsvorhaben von Akademikern und das Coaching und Controlling von Uni Spin Offs. Von 2002 – 2004 war sie Aufsichtsrätin der HMT Umformtechnik GmbH.Seit 2003 ist sie Vizerektorin der Mon-tanuniversität Leoben. Zusätzlich ist sie aktuell Aufsichtsratsvorsitzende der Materials Center Leoben Forschung GmbH, Geschäftsführerin der Ma-terials Cluster Styria GmbH und Ge-schäftsführerin der Montanuniversität Forschungs- und Infrastruktur GmbH.

Dipl.-Ing. Dr. mont.

Martha Mühlburger

Vizerektorin der Montanuniversität leoben

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ToP-THEMa

Interview

Techno-Ökonomie an der Montanuniversität

Ein Gespräch mit Herrn Dipl.-Ing. Mag. Helmut langanger und Professor Hubert Biedermann

Dipl.-Ing. Mag. Helmut Langanger und Professor Hubert Biedermann (Foto: V. Theodoridou)

Dipl.-Ing. Mag. Helmut Langanger studierte Erdölwesen an der Montan-universität Leoben und trat nach Ab-schluss des Studiums 1974 in die OMV ein. Neben dieser Tätigkeit schloss er 1980 das Studium der Volkswirtschafts-lehre an der Universität Wien ab. 2002 wurde Helmut Langanger Vorstands-mitglied für den Bereich Exploration und Produktion und hatte diese Po-sition bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2010 inne. Er war als Beirat der Montanuniversität Leoben in den Jah-ren 1997 bis 2003 tätig und ist dort seit 2005 Ehrensenator. Aktuell ist er Seni-or Independent Director bei EnQuest plc, Aufsichtsratsvorsitzender bei der Serinus Energy, stellvertretender Auf-sichtsratsvorsitzender bei MND, Auf-sichtsratsmitglied bei der MND Group NV und der Schöller Bleckmann Oil-field Equipment AG.

O.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Hubert Biedermann studierte an der Montanuniversität Leoben Metallur-gie, Schwerpunkt Betriebs- und En-ergiewirtschaft. Anschließend war er

bis 1990 Assistent am Institut für Wirt-schafts- und Betriebswissenschaften, bevor er drei Jahre als Leiter des kauf-männischen Bereiches eines Unterneh-mens der Nichteisenmetallbranche tätig war. Von 1993 bis 1995 war er Gast-professor an der Universität Innsbruck und Lehrbeauftragter an der TU Wien. Seit 1995 ist H. Biedermann Professor für Wirtschafts- und Betriebswissen-schaften und Leiter des Departments Wirtschafts- und Betriebswissen-schaften der Montanuniversität Leo-ben. Von 1996 bis 2000 und 2003 bis 2011 hatte er die Funktion des Vizerek-tors für Finanzen und Controlling an der Montanuniversität inne.

Herr Langanger, Sie sind selbst ein Absol-vent der Montanuniversität und haben nach Ihrem technischen Abschluss Ihr betriebswirtschaftliches Wissen vertieft. Wann ist Ihnen erstmals die Bedeutung von betriebswirtschaftlichen Kenntnissen bzw. einer betriebswirtschaftlichen Zu-satzausbildung bewusst geworden? Gab es einen bestimmten Anlass?

Bereits während des Studiums an der Montanuniversität habe ich mich für BWL interessiert. Sehr begeistert hat mich die Lehrveranstaltung spezielle BWL in der Erdölindustrie, im zwei-ten Studienabschnitt, von Prof. Hin-terhuber, der mich damals sozusagen mit BWL infiziert hat. Daraus entstand dann auch der Gedanke, die solide technische Ausbildung, die ich hier auf der Montanuniversität genießen durfte, mit betriebswirtschaftlichem Zusatz-wissen zu kombinieren. Was mich zu meinem zweiten Studium, eine Kom-bination aus Betriebs- und Volkswirt-schaft, geführt hat. Von dieser breiten Ausbildung habe ich bei meinem Start in die Industrie sehr profitiert.

Prof. Biedermann, auch Ihr Weg führte von der Technik zur Betriebswirtschaft und somit zur Techno-Ökonomie. Was hat Sie dazu bewogen Ihre Forschungsaktivitäten auf den Schnittpunkt zwischen Technik und Ökonomie zu konzentrieren?

Während meines Metallurgiestudiums an der Montanuniversität habe ich,

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im Zuge meiner Ferialpraktika, schon früh erkannt, dass zusätzlich zu den klassischen Themen Prozessoptimie-rung und der Lösung metallurgischer Probleme, vor allem auch das Thema Management und ökonomische Füh-rung von Betriebs- und Organisations-einheiten eine wesentliche Rolle spielt. Daher habe ich mir eine Masterarbeit im Ausland gesucht, in der ich mich, an der Schnittstelle Technik und Betriebs-wirtschaft, mit dem Thema Ausfallko-sten am Beispiel einer hochkomplexen Anlage beschäftigte. Als logische Kon-sequenz daraus habe ich mich auch weiterhin mit der Betriebswirtschaft und dem Management auseinander gesetzt und mit Projekten in der deut-schen Stahlindustrie das Zahlenma-terial und die Erkenntnisse für meine Dissertation gesammelt. Nach meiner Habilitation in diesem Bereich bin ich dann für fünf Jahre in die Industrie gegangen, wo ich die kaufmännische Leitung eines frisch privatisierten Un-ternehmens übernommen habe.

Herr Langanger, Ihre Karriere führte Sie bis in die Führungsspitzen von internati-onal tätigen Unternehmen. Rückblickend, was waren die Erfolgsfaktoren dieser be-eindruckenden internationalen Karriere?

Erfolgsfaktor Nummer eins war eine solide Ausbildung die ich in Leoben und Wien genossen habe. Denn ohne vernünftiges Fundament kann man keine weiteren Stockwerke bauen. In den ersten sieben bis zehn Jahren in der Industrie ist es besonders wichtig durch zahlreiche Projekte und Auslandsauf-enthalte möglichst viel zu lernen, um somit das Rüstzeug für schwierigere Aufgaben zu erhalten.

Mein Glück war, dass ca. fünf Jahre nachdem ich bei der OMV angefangen habe mit der Expansion ins Ausland begonnen wurde. Als Mann der ersten Stunde hatte ich die Möglichkeit das Geschäft in verschiedenen Ländern mit aufzubauen, u.a. in Libyen, was für die OMV sehr erfolgreich verlief.

Prof. Biedermann, in Ihrer Zeit als Leiter des Departments für Wirtschafts- und Be-triebswissenschaften entstanden die drei techno-ökonomischen Studienrichtungen Industrielogistik, Petroleum Engineering-Industrial Management and Business Administration sowie Industrielle Ener-

gietechnik. Was waren Ihre Beweggründe sich für die Entwicklung dieser neuen Stu-dienrichtungen einzusetzen?

Hinsichtlich des Industrielogistikstu-diums war meine Erkenntnis, dass es ein Nebenhergehen der Prozessinge-nieure und Betriebswirte in Industrie-betrieben gibt. Im Zuge meiner Lehr-tätigkeit an der Universität Innsbruck, im Bereich Produktionsplanung und -steuerung, musste ich feststellen, dass der klassische Betriebswirt mit dieser Problematik nichts anzufangen weiß und genauso wenig der Techniker in der Lage ist betriebswirtschaftlich zu argumentieren und Verbesserungen im Materialfluss vorzunehmen. Da-raus entstand die Idee ein Schnittstel-lenstudium zu entwickeln, das sowohl den technischen als auch den ökono-mischen Part der Materialflusssteue-rung beleuchtet. Außerdem wurde im-mer deutlicher, dass Unternehmen in Richtung Supply Chain gehen müssen und die vertikale und horizontale Ar-beitsteiligkeit immer mehr zunimmt. Es ist uns gelungen in diesem Bereich ein Alleinstellungsmerkmal für die Montanuniversität zu schaffen.

Im Bereich Petroleum-Ökonomie ha-ben die Professoren Economides und Heinemann schon sehr früh erkannt, dass die Anfänge von Professor Hinter-huber in diesem Bereich an Bedeutung gewinnen und dass die Vermittlung von petroleum-ökonomischen Kennt-nissen eine absolute Notwendigkeit ist. Diese Idee habe ich sehr gerne aufge-griffen und mit starker Unterstützung der OMV in dem Masterstudium In-dustrial Management and Business Ad-ministration umgesetzt.

In den letzten Jahren hat sich das The-ma Energie und Energieeffizienz, ne-ben dem Thema Nachhaltigkeit, ganz klar als die Thematik der Zukunft he-rausgestellt. Hier habe ich die Initiati-ven von Professor Raupenstrauch zur Einführung des Studiums Industrielle Energietechnik, im Bereich des Ener-giemanagements und der Energieeffizi-enz, entsprechend unterstützt.

Herr Langanger, durch Ihr Engagement für die Lehre und Forschung zeigen Sie Ihre Verbundenheit zur Montanuniversi-tät über die gesamte Dauer Ihrer Karriere. Sei es durch Ihre Lehrtätigkeit, durch Ihre

Funktion als Beirat der Montanuniversi-tät, für die Sie zum Ehrensenator ernannt wurden oder durch Förderung der For-schung durch zahlreiche Projekte und Koo-perationen. Warum war und ist Ihnen das Thema Bildung und die Unterstützung Ihrer Alma Mater so wichtig?

Die Montanuniversität war und ist eine spezielle Universität, besonders zu mei-ner Studienzeit, als sie noch wesentlich kleiner war als heute. Was mir immer besonders gefallen hat war der Zusam-menhalt, sowohl unter den Studieren-den als auch mit den Lehrenden und die Verbundenheit die wir hier hatten. Gerade die Bearbeitung der Natur, wie es im Bergbau und im Erdölbereich der Fall ist, benötigt Verbundenheit und Zusammenarbeit unter den einzelnen Mitwirkenden.

Dies hat über die Dauer meiner Karri-ere angehalten und ich war immer im Kontakt mit meinen Kommilitonen, den Professoren und den Assistenten dieser Alma Mater. Durch diese Inter-aktion habe ich auch gerne versucht ein bisschen von dem zurückzugeben was ich hier gewonnen habe. Petroleum Engineering ist meine Leidenschaft und ich habe mich dafür eingesetzt, dass auch in Zukunft Studenten von dieser Leidenschaft befallen werden.

Herr Langanger, heutige Unternehmen agieren in einem sehr dynamischen und äußerst turbulenten Umfeld. Was für ei-nen Beitrag erwartet sich die Industrie von den Universitäten zur nachhaltigen Siche-rung des Wirtschaftsstandorts Österreich?

Im internationalen Kontext können wir nur dann reüssieren, wenn wir im Benchmark-Vergleich mit den Wettbe-werbern im oberen Drittel liegen. Un-ter Wettbewerbern verstehe ich auch die Absolventen ausländischer Univer-sitäten und Bildungseinrichtungen. In diesem Zusammenhang betrachte ich das österreichische Bildungssystem mit Sorge und sehe viel Verbesserungsbe-darf.

Umso mehr freut es mich, wenn es Institutionen wie der Montanuniver-sität gelingt besser zu sein als andere. Wenn es uns auch in Zukunft gelingt auf dieser Alma Mater bestausgebildete Ingenieure hervorzubringen, dann ha-ben wir im Sektor der Rohstoffwissen-

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schaften, der Energie- und der Recyc-lingwirtschaft einen guten Beitrag für Österreich und Europa geleistet.

Prof. Biedermann, wie stehen Sie zu die-sen Erwartungen der Industrie und was für Voraussetzungen müssen hierfür ge-schaffen werden?

Das Hauptproblem der österreichischen Universitäten ist nicht legistischer Natur, da mit dem UG 2002 gesetz-liche Rahmenbedingungen geschaf-fen wurden, die den Leitungsorganen der Universitäten wettbewerbsfähiges gestalten und managen ermöglichen.Das Hauptproblem ist die zu geringe Ressourcenausstattung und der zuneh-mende Bürokratismus, einhergehend mit gesellschaftlichen Tendenzen zur Risikovermeidung im Management. Als kleine Universität können wir die-sen Tendenzen noch leichter begegnen als eine klassische Universität, wie z.B. die Uni-Wien. Aber auch wir kommen durch den zunehmenden Studenten-strom an die Grenzen unserer Ressour-cenproduktivität. Um unsere Betreu-ungsquote, die die Universität zu dem gemacht hat was sie heute ist, aufrecht-erhalten zu können brauchen auch wir eine bessere Ressourcenausstattung.

Prof. Biedermann, was wären aus Ihrer Sicht die nächsten Entwicklungsschritte der Montanuniversität hinsichtlich techno-ökonomischer Ausbildung von Studenten?

Wir müssen uns sehr intensiv mit ei-ner life-cycle-orientierten Betrachtung des Themas Ressourceneffizienz aus-einandersetzen. Zudem sehen wir im internationalen Kontext sehr deutlich, dass wir uns mit der Thematik Risiko – Krise – Katastrophe auseinanderset-zen und in diesem Bereich zusätzliche Schwerpunkte entwickeln und aufbau-en müssen.

In welchen Funktionen und Tätigkeitsbe-reichen haben Absolventen mit technischer

& ökonomischer Ausbildung einen beson-deren Wert bzw. Vorteil?

Langanger: Für Absolventen von tech-nischen Universitäten, zu denen ich auch die Montanuniversität zähle, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten und zwar die Techniker oder die Mana-ger Karriereleiter zu ergreifen. Beides ist gleich wichtig und gleich gut, denn ohne gute Techniker, die die Basis schaf-fen, brauchen wir auch keine guten Manager, die darauf aufbauen. Wenn jemand eine Technik und eine Manage-ment Ausbildung hat, würde ich dazu plädieren eine Management Karriere zu ergreifen, da hierfür die besten Vo-raussetzungen gegeben sind und auch der Überblick über die Gesamtaspekte in einem Unternehmen vorhanden ist. Technik und Ökonomie sind hierfür die ideale Kombination.

Biedermann: Zu einer soliden tech-nischen und ingenieurwissenschaft-lichen Ausbildung gehört, zum Über-leben im Unternehmensalltag, auch für reine Techniker, eine betriebswirt-schaftliche Grundlagenausbildung dazu; Schlagwort: Kosten- und Investi-tionsrechnung. Darüber hinaus kann ich Herrn Langanger voll und ganz zustimmen. Wer schon früh erkennt, dass er Fertigkeiten und Fähigkeiten im Bereich Leadership und Manage-ment in sich trägt, dem bieten wir an der Montanuniversität einen Fächerka-non an, um sich betriebswirtschaftlich und managementmäßig bestmöglich auf eine Managementkarriere vorzube-reiten.

Was würden Sie aufgrund Ihrer Erfah-rungen heutigen Studentinnen und Stu-denten von Technischen Universitäten für deren Studium und Karrierestart raten?

Langanger: Banal gesagt würde ich jun-gen Studierenden raten ihr Studium ernst zu nehmen und zu versuchen es in einer adäquaten Zeit zu absolvieren.

Sehr wichtig ist die Beteiligung an mög-lichst vielen Projekten, sowohl inner-halb als auch außerhalb des Studiums. Wie beispielsweise der Einsatz für die Gemeinschaft durch Engagement beim Roten Kreuz. Wichtig ist es auch sich mit seinem Studium möglichst umfas-send, also mit allen Gegenständen, zu befassen, um einen Rundumblick zu erhalten. Im Zuge des Studiums sollte man zumindest ein Jahr im Ausland auf einer renommierten Universität verbringen, denn der Austausch mit anderen Studierenden und Kulturen ist immer horizonterweiternd. Ganz besonders wichtig ist es die englische Sprache sehr gut zu beherrschen. Von sehr großem Nutzen sind auch Kennt-nisse von weiteren gängigen Fremd-sprachen, zumindest auf ausbaufä-higem Niveau.

Biedermann: Da gibt es wenig zu er-gänzen. Eine absolute Grundvoraus-setzung ist eine hohe Lernbereitschaft. Der Erwerb von interkulturellen Kom-petenzen durch die vielfältigen Mög-lichkeiten, die es im europäischen Raum durch internationale Studien-programme gibt, ist wichtig.

Dies geht bis zur Absolvierung eines Bachelorstudiums im Bereich der Na-tur- und Ingenieurwissenschaften an einer Universität und eines Masterstu-diums an einer anderen Universität, um die unterschiedlichen Lehr- und Lernkulturen kennenzulernen. Das impliziert beim Wirtschaftsingenieur natürlich, dass er ausgezeichnete na-tur- und ingenieurwissenschaftliche Grundkompetenzen besitzt. Also ein solides Grundlagenstudium an einer der drei österreichischen Technischen Universitäten.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview führten Frau Dipl.-Ing. Vassiliki Theodoridou und Herr Dipl.-Ing. Alfred Kinz

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ToP-THEMa

Kristin Samac

Ein Vorgehenskonzept zur Senkung der Bestände innerhalb von Herstellprozessen Die Dynamik des Marktes und eine strategische Ausrichtung als Nischenproduzent in der Prozessindustrie fordern eine Produktion in kleinen Losen und eine hohe Produktdifferenzierung gepaart mit hoher Lieferfähigkeit und –flexi-bilität. Das führt zu hohen Beständen. In diesem Beitrag wird ein Vorgehensmodell zur Lösung der Problemstellung von zu hohen Beständen im Prozess vorgestellt. Die Phasen des Vorgehensmodells finden sich im DMAIC Prozess des Prozessmanagements wieder. Nach der Zieldefinition und Systemabgrenzung werden Daten aufbereitet, Analy-seinstrumente ausgewählt und an die Gegebenheiten im Unternehmen angepasst. Um das konkrete Problem zu ana-lysieren eignen sich das Modell der Produktionskennlinien und die Gesamtanlageneffektivität als Indikator. Durch Anwendung dieser Instrumente und Data Mining, durchgeführt nach dem CRISP-DM, werden Muster erkannt und Potenziale zur Optimierung identifiziert. Im Sinne von Double Loop Learning startet der Prozess nach der Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen mit neuen Leitwerten erneut oder setzt in einer vorigen Phase ein.

Foto: AMAG AG

Für einen Nischenproduzent in der Prozessindustrie stellen die Vari-

antenvielfalt, kurze Lieferzeiten und hohe Termintreue kritische Erfolgs-faktoren dar um in der Dynamik des Marktes bestehen zu können. „[…] neben der Kompetenz im Bereich For-schung, Entwicklung und Technologie ist ein hohes Maß an Flexibilität mit möglichst kurzen Reaktionszeiten auf individuelle Kundenwünsche“ (AMAG 2013, S. 16) gefordert. Das verlangt eine Produktion in kleinen Losen und eine hohe Produktdifferenzierung gepaart mit hoher Lieferfähigkeit und -flexibili-tät, was prinzipiell zu hohen Beständen führt. Hohe Bestände bedeuten gebun-denes Kapital und verursachen lange Durchlaufzeiten. Werden die Bestände reduziert, besteht einerseits die Gefahr

an Flexibilität einzubüßen und ande-rerseits die Anlagen nicht voll auslasten zu können. In einer anlagenintensiven Industrie wie der Prozessindustrie ist eine hohe Anlagenauslastung gefor-dert. Eine Schlüsselrolle zur Lösung dieses Planungsdilemmas kommt den Mitarbeitern der Produktionsplanung und Disposition zu, die durch ein ad-äquates Analyse- und Informationssy-stem unterstützt werden sollen.

Vorgehenskonzept

Zur Entwicklung dieses Analyse- und Informationssystems wurde ein Vorge-henskonzept erstellt, welches Modelle und Methoden inkludiert, die bei der Festlegung der optimalen Bestände un-terstützen und zu einer Verbesserung

führen sollen. Dieses besteht aus neun Phasen. Abbildung 1 zeigt diese sowie den Ablauf und die Schleifen zwischen denselben.

Die neun Phasen des Vorgehens-konzepts können in den DMAIC Pro-zess eingegliedert werden. DMAIC beschreibt die Phasen im Prozessma-nagement – Define, Measure, Analyse, Improve und Control. Zuerst soll das Problem definiert, im Folgenden die Ist-Situation gemessen und analysiert wer-den, sodass daraus Handlungen für die Verbesserung abgeleitet und umgesetzt werden können. In der Control-Phase werden die Verbesserungen verankert und standardisiert. Werden die zwei Prozesse übereinander gelegt, kön-nen die Phasen „Zieldefinition“ und „Systemabgrenzung“ aus Abbildung

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1 dem Abschnitt „Define“ zugeordnet werden. „Dateninterpretation und –aufbereitung“ sowie die „Instrumen-tenauswahl und -modifizierung“ gehö-ren thematisch zu „Measure“ und die Phasen „Anwendung der Instrumente“ und „Mustererkennung“ zu „Analyse“. „Improve“ inkludiert die Phasen „Maß-nahmen ableiten und umsetzen“ und die Phase „Double Loop Learning“ passt thematisch zu „Control“ (Siehe Abbildung 2). Die Phase des Data Mi-ning (CRISP-DM) (darauf wird später genauer eingegangen) erstreckt sich über „Measure“ und „Analyse“ und wird nochmals durch einen Kreislauf beschrieben.

Ausgehend von der Problematik ho-her Bestände im Prozess, ist das Ziel die Bestände zu minimieren ohne die Anlagenauslastung zu verringern und die Termintreue zu verschlechtern. Die Definition der Ziele erfolgt am Beginn. Es wird kommuniziert was mit dem Projekt erreicht werden soll. Ebenso werden die Systemgrenzen abgesteckt, sodass der zu analysierende und zu verbessernde Bereich festgelegt ist. Im dritten Schritt erfolgt die Auswahl ge-eigneter Instrumente für die Analyse.

Im Allgemeinen bilden Modelle den Originalprozess nicht absolut realitäts-getreu ab, sondern sollen essentielle Ei-genschaften, die auf einen bestimmten Anwendungszweck zugeschnitten sind, in ausreichender Genauigkeit wiedergeben. Modelle sind in Betracht auf das Ziel und den Zweck auszu-wählen (Wiendahl & Nyhuis 2004, S. 2). Bei der Wahl von Kennzahlen gilt „so wenig wie möglich und so viel wie nötig“. Es ist nicht fördernd, eine Viel-

zahl von Kennzahlen zur Analyse heranzu-ziehen wenn diese nicht aussagekräftig sind.

Produktionskennlinien und OEE

Bei der gegebenen Pro-blematik, niedrige Be-stände im Prozess anzu-streben und die Anlagen voll auszulasten (Dilem-ma der Ablaufplanung) eignet sich das Wirkmo-dell der Produktions-kennlinien. Die logi-stische Kennlinie steht in Verbindung mit dem Trichtermodell und

dem Durchlaufdiagramm, welche sich dem Durchsatz und Bestand an Anla-gen widmen (Nyhuis & Wiendahl 2012, S. 61). Die Produktionskennlinie bildet „[..] die Wirkzusammenhänge der logi-stischen Zielgrößen Bestand, Leistung und Durchlaufzeit ab […]“ (Münzberg et al. 2009, S. 44). Die Berechnung des Betriebspunktes und die Darstellung auf der Kennlinie ma-chen Verbesserungs-potenziale sichtbar. Ve r b e s s e r u n g e n durch die Reduktion des Bestandes oder durch Erhöhung der Verfügbarkeit und damit der Leistung werden durch diese Berechnung identifi-ziert und dargestellt (Samac 2014, S. 33 f.). Abbildung 3 zeigt Produktionskennli-nien mit dem Verlauf der Leistung, Durch-laufzeit, Reichweite und Übergangszeit im Bezug auf den Bestand, sowie die Richtung der Verschiebung der Kenn-linien bei Verbesserungen. Mit diesem Modell können die Mitarbeiter der Produktionsplanung und Disposition sehen, wie hoch der aktuelle Bestand ist und wie niedrig er sein könnte ohne die Anlagenauslastung zu reduzieren. Um das aggregatspezifische Modell in der Prozessindustrie anwenden zu kön-

nen, muss es auf die gegebenen Bedin-gungen angepasst werden.

Nyhuis‘ Produktionskennlinie ist ein deduktiv-experimentelles und sta-tisches Erklärungsmodell (Beckmann et al. 2014, S. 23). Der deduktive, allge-meingültig interpretierbare Anteil ist die zugrundeliegende Modellstruktur. Die Parameter zur Anpassung an re-ale Gegebenheiten sind experimentell (Nyhuis & Wiendahl 2012, S. 61). Dabei handelt es sich um den Streckfaktor Alpha und den CNorm-Funktionswert. Beide Parameter beeinflussen die Krümmung der Kennlinie (siehe Abbil-dung 3) und die Platzierung des idealen Bestandsbereichs. In den CNorm-Funkti-onswert fließen die bestandsbedingten Leistungsverluste ein (Nyhuis & Wien-dahl 2012, S. 78). Der Streckfaktor be-einflusst die Höhe des Pufferbestandes und kann über die Belastungsstreuung berechnet werden (Busse et al. 2012, S. 724 ff.). Durch eine realitätsgetreue An-passung der beiden Parameter werden

die Ergebnisse der Produktionskennli-nie genauer.

Um die Gründe für die, im Vergleich zur maximal möglichen Leistung, ge-ringere Leistung herauszufinden, eignet sich die Kennzahl „Gesamtanlagenef-fektivität“, englisch Overall Equipment Effectiveness (OEE). Die Gesamtanla-geneffektivität setzt sich aus dem Lei-stungsfaktor, dem Qualitätsfaktor und dem Gesamtnutzungsgrad zusammen.

Abb. 1: Vorgehenskonzept (eigene Darstellung)

Abb. 2: Vorgehenskonzept mit CRISP-DM dargestellt im DMAIC Prozess (eigene Darstellung in Anleh-nung an Chapman et al. 2000, S. 10)

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In diese Faktoren fließen sechs Verlust-quellen ein: Anlagenausfall, Rüsten/Einrichten, Leerlauf und Kurzstillstän-de, verringerte Taktgeschwindigkeit, Anlaufschwierigkeiten und Qualitäts-mängel (Al-Radhi 2002, S. 8 ff.). Durch diese Kennzahl werden anlagenwirk-same Verluste erkennbar. Werden diese Verluste reduziert kann die Leistung erhöht, damit können mehr Aufträge abgearbeitet und die Produktivität ge-steigert werden.

Allgemein ist bei der Auswahl der Instrumente darauf zu achten, dass die Anwendungsbedingungen der Instru-mente vor Ort gegeben sind. Eventuell können Adaptionen und Anpassung erforderlich sein. Ist eine Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten nicht möglich, muss eine erneute Auswahl getroffen werden.

Die Qualität der Ergebnisse der Analyseinstrumente ist von der Quali-tät der Daten abhängig. Nur wenn die Daten richtig und plausibel sind, kön-nen es die Resultate ebenfalls sein. Ist die Datenbasis nicht korrekt, stimmen die Kennzahlen nicht, ergeben falsche Werte und führen zu falschen Schlüs-sen. Deswegen sind Daten zu verstehen, zu hinterfragen und auf Plausibilität zu prüfen. Gegebenenfalls müssen die Da-ten genauer erhoben oder auf anderen Wegen beschafft werden. Unter ande-rem gehen darauf CHAPMAN ET AL. (2000) in dem von Ihnen beschriebenen

CRISPS-DM (CRoss-Industry Standard Process for Data Mining) ein.

CRISP-DM (CRoss-Industry Standard Process for Data Mining)

Die Daten werden nicht nur als Input für die Analyseinstrumente benötigt. Durch Data Mining können zusätz-liche Erkenntnisse erlangt werden. Un-ter „Data Mining ist die Zusammenfas-sung von Methoden und Algorithmen […]“ (Pietsch & Memmler 2003, S. 58) für „[…] die automatische und nichttri-viale Suche nach Wissen in Messdaten“ (Lusti 1999, S. 250) zu verstehen. CHAP-MAN ET AL. (2000) haben den Data Mining Prozess in einem Zyklus darge-stellt. Dieser Zyklus besteht, wie in Ab-bildung 2 dargestellt, aus sechs Phasen. Im ersten Schritt gilt es die Projektziele und Anforderungen des Projektes zu verstehen, diese in ein Data Mining Problem zu konvertieren und einen vorläufigen Plan zum Erreichen der Ziele zu erstellen. Danach startet die „understanding phase“ mit der ersten Sammlung der Daten und Aktivitäten zum Vertraut machen mit den Daten. Qualitätsprobleme werden identifiziert und erste Erkenntnisse aus den Daten gewonnen bzw. Teilergebnisse, aus de-nen Hypothesen, bezüglich versteckter Informationen, geformt werden kön-nen. Die nächste Phase (Data prepa-ration) beinhaltet alle Aktivitäten um das finale Datenset aus den Rohdaten zu erstellen. Diese Tätigkeiten müssen

wahrscheinlich öfters in verschiedenen Reihenfolgen durchgeführt werden, beispielsweise dokumentieren, tabel-lieren, Attribute selektieren, transfor-matieren und säubern der Daten. Im vierten Schritt erfolgt die Auswahl und Anwendung von Modellierungstech-niken. Die Parameter werden kalibriert um optimale Werte zu erhalten. Auf der nächsten Ebene des Projektes wird das entwickelte Modell (oder Modelle) be-wertet. Alle Schritte der Entwicklung werden überprüft, um sicher zu gehen, dass mit diesem Modell die Projekt-ziele erreicht werden können. Eines der Hauptziele ist herauszufinden, ob ein wichtiges Thema bzw. Problem über-sehen wurde. Am Ende dieser Phase sollte eine Entscheidung über die Ver-wendung der Data Mining Ergebnisse feststehen. Im letzten Abschnitt gilt es das gewonnene Wissen bereitzustellen. Im einfachsten Fall kann dies durch ei-nen Report geschehen, oder komplex durch die Implementierung eines sich wiederholenden Data Mining Prozesses im gesamten Unternehmen (Chapman et al. 2000, S. 10f.).

Aus der Anwendung der Produk-tionskennlinien wissen die Dispo-nenten welcher Bestand in den Stau- und Pufferläger angestrebt werden soll. Der OEE-Wert zeigt die Angriffspunkte um die verlustfreie Produktion (pro Arbeitszeit) zu erhöhen. Aus diesen Erkenntnissen und denen des Data Mi-ning werden Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt. Damit ist der Prozess nicht abgeschlossen. Zur stetigen Ver-besserung muss der Output zum Input gemacht, bzw. die Anforderungen und Ziele geändert und laufend dem sich dynamisch ändernden Auftragsspek-trum angepasst werden.

Double Loop Learning

Double Loop Learning oder organi-sationales Lernen beschreibt Lernpro-zesse in zwei Schleifen. Im Gegensatz zum Einschleifen-Lernen, bei dem die Wertvorstellungen einer Handlungs-theorie nicht geändert werden, führt das Doppelschleifen-Lernen zu einem Wertewechsel der handlungsleitenden Theorien und der Strategien und An-nahmen. Die beiden Rückmeldeschlei-fen verbinden die Auswirkungen des Handelns mit den Strategien und Wert-vorstellungen (Argyris & Schön 2006,

Abb. 3: Produktionskennlinie (in Anlehnung an Nyhuis & Wiendahl 2012, S. 84)

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Dipl.-Ing.

Kristin Samac

wiss. Mitarbeiterin am lehrstuhl f. Wirt-schafts- u. Betriebswis-senschaften, Montanu-niversität leoben

S. 35 f.). Ausgehend von dem Problem hoher Bestände und der Bedingung der möglichst hohen Anlageneffizienz wurden Analysen durchgeführt und Handlungen umgesetzt. Der Prozess des Einschleifen-Lernens wäre nach dem Eintreten der Verbesserung durch die Umsetzung der Handlungen abge-schlossen. Das Ziel ist erreicht. Wenn das Problem erneut auftritt, werden die gleichen Handlungen vorgenom-men. Beim Doppelschleifen-Lernen werden nach der Umsetzung und Ver-besserung die Ausgangssituation und die Ziele neu betrachtet, da diese sich geändert haben. Der Prozess beginnt von vorne oder in vorgelagerten Pha-sen erneut.

In Abbildung 4 sind die Schleifen abgebildet. Aus den Konsequenzen der früheren Handlungen wird Wis-sen generiert und weiter verarbeitet, beispielsweise in der Auswahl und An-wendung der Analyseinstrumente oder der Inputdaten für das Data Mining.

Fazit

Durch den Einsatz von Produktions-kennlinien, der Gesamtanlageneffekti-vität, Data Mining und Double Loop Learning kann eine Verbesserung der Produktionsplanung und Dispositi-on erreicht werden. Unter Berück-sichtigung der gegebenen Rahmen-bedingungen und Anpassung der Instrumente auf diese erhalten die Mitarbeiter der Produktionsplanung und Disposition eine Unterstützung für Ihre Arbeit und das Fällen von Ent-scheidungen in zunehmend komplexer werdenden Betriebssituationen.

Literaturver-zeichnis

Al-Radhi, M. (2002): Total Pro-ductive Manage-ment. Erfolgreich produzieren mit TPM. (2. Aufla-ge.). München, Wien: Carl Han-ser Verlag.AMAG (2013): Flexibilitätsori-entierte Produk-

tionsplanung und -steuerung. AluRe-port 03.2013, S. 16-17. URL: https://www.amag.at/fileadmin/user_upload/amag/Downloads/AluReport/DE/AR-2013-3-DE-AR_201303_Flexi_Prodplanung.pdf [09.11.2014]Argyris, C.; Schön, D. (2006): Die Ler-nende Organisation. Grundlagen, Me-thoden, Praxis.(3. Auflage) Stuttgart: Klett-Cotta.Beckmann, H.; Döbbeler, F.; Künzler, O. (2014): Produktionskennlinien im Prozesskettenparadigma. Industrie-Ma-nagement, 30 (1), S. 22–26.Busse, T.; Nywlt, J.; Nyhuis, P. (2012): Belastungsstreuung in der Produktion. ZWF, 107 (10), S. 722–726.Chapman, P.; Clinton, J.; Kerber, R.; Khabaza, T.; Reinartz, T.; Chearer, C.; Wirth, R. (2000): CRISP-DM 1.0. Step-by-step data mining guide. URL: http://www.the-modeling-agency.com/crisp-dm.pdf [3.11.2014]Lusti, M. (1999): Data Warehousing und Data Mining. Eine Einführung in ent-scheidungsunterstützende Systeme. Ber-lin, Heidelberg: Springer.Münzberg, B.; Busse, T. D.; Van Bebber, A. (2009): Kennlinien im Pro-duktcontrolling. Implementierung der Produktions-kennlinien in das laufende Produk-t ionscontrolling eines Elektronik-werks. Industrie Management, 25 (5), S. 43–46.

Nyhuis, P.; Wiendahl, H.-P. (2012): Logi-stische Kennlinien: Grundlagen, Werk-zeuge und Anwendungen. (3. Auflage.). Berlin, Heidelberg: Springer.Pietsch, T.; Memmler, T. (2003): Balan-ced Scorecard ersellen. Kennzahlener-mittlung mit Data Mining. Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH.Samac, K. (2014): Anwendungen und Entwicklungspotentiale von Produk-tionskennlinien sowie Grenzen bei deren Einsatz. In: Logistische Model-lierung. 2. Wissenschaftlicher Industrie-logistik-Dialog in Leoben (WilD). Hrsg.: Zsifkovits, H.; Altendorfer-Kaiser, S.; München, Mering: Rainer Hampp Ver-lag.Wiendahl, H.-P.; Nyhuis, P. (2004): Logi-stische Kennlinien. In: Logistik-Manage-ment. Strategien-Konzepte-Praxisbei-spiele (Bd. Band 2). Hrsg.: Baumgartner, H., Wiendahl, H.-P., Zentes, J.; Berlin, Heidelberg: Springer.

Autorin:

Dipl.-Ing. Kristin Samac ist seit Dezem-ber 2012 Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften an der Montanuniversität Leoben. Ihr Tä-tigkeitsfeld liegt im Bereich Produktions-management. Bevor sie den Weg einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin einge-schlagen hat, schloss sie die HTBLA für Bautechnik mit Schwerpunkt Hochbau in Krems ab und absolvierte das Studium der Industrielogistik mit Vertiefung Lo-gistik Management an der Montanuni.Während des Studiums machte Frau Samac verschiedene Praktika in unter-schiedlichen Unternehmen und ver-brachte ein Semester in Schweden, an der University of Linköping.

Abb. 4: Double Loop Learning (eigene Darstellung)

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Carina Seidnitzer-Gallien, Michael Schuster

Steigerung der Energieeffizienz durch ein ganzheitliches EnergiemanagementsystemDie Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH dem Sitz in Duisburg ist ein Unternehmen mit rund 3.000 Mitarbeitern und produziert dort heute bis zu 5,6 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr. Das entspricht in etwa zwölf Prozent des insgesamt in Deutschland erzeugten Rohstahls. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Einsatz von Instrumenten zur Auswahl von geeigneten Effizienz-maßnahmen und dessen praktischen Anwendungen am Beispiel der Hüttenwerke Krupp Mannesmann. Ziel ist es, die effektivsten Einsparungsaktivitäten zu identifizieren um so eine Kosten- und Energiebedarfsoptimierung im Unterneh-men zu ermöglichen.

Foto: Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH mit Sitz in Duisburg 2014 Quelle: HKM (2014)

Einleitung

Die zunehmende Forderung an In-dustriebetriebe die Energieeffizienz in Prozessen, Verfahren und der Betriebs-infrastruktur zu verbessern, stellt eine große Herausforderung für energiein-tensive Wirtschaftsbranchen dar. In der deutschen und österreichischen Stahlindustrie wurden in der Vergan-genheit bereits signifikante Energieef-fizienzverbesserungen erzielt, sodass es schwierig ist stetig Einsparungen im hohen Maße zu realisieren, da physikalische und technische Grenzen bereits erreicht sind. Nichtsdestotrotz erfordert der hohe Energieeinsatz eine kontinuierliche Verbesserung des Energieeinsatzes und eine ausgefeilte Methodik zur Erschließung wirtschaft-licher Einsparpotentiale.

Die Energieeffizienz stellt das Ver-hältnis zwischen dem Ertrag und der

Leistung, einer Dienstleistung oder eines Produktes dar. Diese bedeutet, dass der Energieeinsatz zur Erbringung einer Leistung in einem definierten Sy-stem wie einem Unternehmen, Gebäu-de oder einer Anlage zu reduzieren ist (Pehnt, M., 2010).

Die Steuerung und Kontrolle der Energieeffizienz sollte auf der Basis eines Energiemanagementsystems im Unternehmen erfolgen. Ein Energiema-nagementsystem hat die Aufgabe den Energiebedarf und die Energiekosten zu analysieren, planen, steuern und kontrollieren (Sivill, L. et.al., 2012).

Grundidee und Aufbau des Energie-managements

Die DIN EN ISO 50001 ist eine Norm, die den Aufbau eines Energiemanage-mentsystems im Unternehmen unter-

stützt. Sie lehnt sich wie die bereits existierenden Managementnormen an den PDCA-Zyklus an und versucht mit diesem Konzept die kontinuier-liche Verbesserung eines Systems zu gewährleisten. Das Ziel der Norman-wendung liegt in der Reduzierung der Treibhausgasemissionen und anderer Umweltauswirkungen sowie in der Verringerung des Energieverbrauchs und damit der Energiekosten. Des Weiteren findet sich ein übergeord-netes Ziel in der effizienten Nutzung der Energiequellen und der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Die zentra-le Rolle im Managementsystems wird dem Top-Management zugeschrieben. Die Hauptaufgabe liegt dabei in der Definition des Anwendungsbereiches und der Grenzen des Energiemanage-mentsystems sowie in der Dokumenta-tion (ÖNORM EN ISO 50001, 2011). In Abbildung 1 ist der Aufbau des Energie-

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managementsystems nach dem PDCA-Zyklus dargestellt.

Eine Erweiterung des Energiema-nagementmodells nach ISO 50001, stellt das ganzheitliche Energiemanagement-system nach POSCH dar. Das Modell des „Energiepentagons“ gliedert sich in der ersten Dimension in drei Manage-mentebenen, in der Zweiten in fünf Managementfunktionen und in der Dritten werden Entwicklung und Ko-ordination als dynamische Elemente integriert. Auf der ersten Manage-mentebene, der normativen, stellt sich das Nutzenpotenzial dar. In diesem Zu-sammenhang erfolgt die Abbildung der Bedeutung der Ressource Energie für das Unternehmen und deren kulturelle Verankerung. In der erfassten Energie-politik werden die Zielausprägungen des Unternehmens dargestellt und mit den Zielen der Energiewirtschaft ver-eint. Die strategische Ebene stellt die Erfolgspotenziale des Unternehmens dar und versucht dabei die Ressour-cenbereitschaft und den Beitrag des Unternehmens zur Energiewirtschaft abzubilden. Die operative Ebene zeigt die Steuerung des innerbetrieblichen Energiewertschöpfungsprozesses und versucht dabei die Effizienz im Unter-nehmen durch die Erfolgsrealisierung zu steigern. In der zweiten Dimension werden die fünf Managementfunkti-onen Planung, Organisation, Personal-führung, Information und Kontrolle betrachtet. Diese fünf Funktionen mün-den dann in der normativen Ebene, welche die energiepolitische Zielausprä-gung des Unternehmens vorgibt. Die Koordination wird als eigener Aspekt

im Energiepentagonmodell betrach-tet, welche zusätzliche übergreifende Funktionen und Instrumente abbildet. Die dritte Dimension, die Entwick-lung, versucht die Anpassungen des Unternehmens an die Änderungen des energiewirtschaftlichen Umfeldes und der unternehmensinternen Aspekte zu vereinen. Die Ganzheitlichkeit des Modells kann durch die Generierung einer intrafunktionalen, einer inter-funktionalen und durch eine überge-ordnete Übereinstimmung (Fit) des Systems erfolgen. Der intrafunktionale Fit stellt ausgehend von den Zielausprä-gungen der Energiepolitik abgeleitet die strategischen Ziele und die daraus festgelegten Maßnahmen auf der ope-rativen Ebene dar. Der interfunktio-nale Fit verknüpft das Zusammenspiel der Managementfunktionen auf der jeweiligen Managementebene. Der Fit des übergeordneten Systems bildet die Ganzheitlichkeit ab, indem neben den instrumentellen, technischen und

strukturellen Modellbestandteilen auch die kulturellen Aspekte des Unter-nehmens berücksichtigt werden. Die- se Harmonisierung auf allen Ebenen bildet die Ganzheitlichkeit des Systems im Unternehmen ab (Posch, W., 2011). Die Abbildung 2 zeigt das Energiepen-tagonmodell und die übergreifenden Funktionen.

Feststellung und Auswahl von Ener-gieeinsparungsaktivitäten

Für die Strukturierung und Herlei-tung der unternehmensspezifischen Effizienzaktivitäten im Rahmen eines implementierten Energiemanagements können verschiedene Instrumente zum Einsatz kommen. Eine Möglichkeit auf der Basis einer strukturierten IST-Unternehmensanalyse bietet der Auf-bau eines Maßnahmenkataloges und die Beurteilung der Erfolgsaussichten desselben.

Das Energiemanagement-Assesse- �ment gewährleistet eine ganzheit-liche Ist-Analyse des Unternehmens. Als Ergebnis liegt ein energiespe-zifisches Firmenprofil vor, welches die Ist-Situation abbildet. Weiters resultiert eine Gegenüberstellung und Auswertung des Ist- und Soll-Profils mithilfe eines Spinnennetz-diagrammes, welches in die acht Elemente des Energiepentagons gegliedert ist. Unterstützt wird das Assessment durch die Hemmnisa-nalyse, in der die Umsetzungserfor-dernisse identifiziert werden (Posch, W., 2011). Eine andere Möglichkeit stellt die �Erfassung von Energieströmen und die Abbildung in der Form eines Energieflussbildes im Unternehmen dar. Diese operative Analyse zeigt

Abb. 1: Energiemanagementzyklus nach ISO 50001, Quelle: ÖNORM EN ISO 50001, (2011)

Abb. 2: Energiepentagon, Quelle: Posch, W., (2011)

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die Senken im Energieverbrauch und identifiziert die wesentlichen Energieträger sowie Optimierungs-potenziale auf Unternehmens-, Ver-fahrens- und Anlagenebene. Neben der mengenmäßigen Darstellung besteht auch die Möglichkeit die Kostensicht zu integrieren (Kals, J., 2010).

Zusammenfassend sollten ein Maß-nahmenkatalog, eine Prioritätsrei-hung derselben und der Aufbau eines Maßnahmenportfolios erfolgen. Die einzelnen Handlungsmöglichkeiten sind nach der Auswirkung auf die En-ergieeffizienz und dem technischen und wirtschaftlichen Umsetzungsgrad zu gliedern. Jene Maßnahmen die ein hohes Einsparungspotenzial bieten und eine einfache technische Umset-zung darstellen sowie ökonomisch er-folgreich für das Unternehmen sind, sollten prioritär durchgeführt werden. Maßnahmen mit wesentlichen Effizi-enzverbesserungen aber geringer Wirt-schaftlichkeit und Schwierigkeiten in der technischen Umsetzung stellen hohe Herausforderungen für das Un-ternehmen dar und bedürfen einer strategischen Entscheidung.

Die Aktivitäten mit einem geringen Einfluss auf den Energieeinsatz aber einer hohen Wirtschaftlichkeit und einfachen technischen Durchführung können bei Bedarf und kulturell-stra-tegischer Sicht umgesetzt werden. Die-se führen allerdings zu keinen hohen Einsparungen im Unternehmen. Jene

Maßnahmen die weder eine hohe Wirtschaftlichkeit noch eine hohe Verbesserung der Effizienz ermög-lichen, sind aus-zuscheiden. Das Maßnahmenport-folio ist in der nach f olgenden Abbildung mit den vier mög-lichen Entschei-dungsquadranten dargestellt.

Anschließend werden ausge-wählte Effizienz-maßnahmen zur Energ ie e in spa -

rung und Kostensenkung von HKM dargestellt.

Einsparungsaktivitäten und Effizi-enzverbesserungen

Ein nicht unbeträchtliches Kostenele-ment im Produktionsprozess der Hüt-tenindustrie ist der Energieeinsatz. Immerhin erfordern die physikalisch-chemischen Prozesse der Stahlherstel-lung aus Erz einen naturgemäßen en-ergetischen Zwangsverbrauch. Bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann GmbH werden leitungsgebundene und nicht leitungsgebundene Ener-gieträger im Umfang von ca. 1.500 €/min eingesetzt. Daraus wird deutlich, welche wirtschaftliche Bedeutung die Verbesserung der Energieeffizienz hat. Bereits seit Jahren wird in ausgewähl-te Effizienzmaßnahmen zur Energie-einsparung investiert. So haben viele Maßnahmen, wie beispielsweise das

Umrüsten der Koksgasvorlagefackeln von Stützfeuern auf elektrische Zünder oder Reduzierung von Hochofengas-mengen als Spülgas an Großfackeln aber auch die Reduzierung des Erd-gasverbrauchs zu Frostschutzzwecken dazu beigetragen, das seit 2009 Poten-tiale von mehr als 5 Mio. €/a gehoben wurden. Zur Verminderung des Ener-gieverbrauchs wurden unter anderem bei der Warmwassererzeugung 32.000 GJ/a, durch die Installation von einem mit Abdampf aus dem Stahlfrischpro-zess betriebenen Plattenwärmetauscher eingespart. So trägt Energieintegration zur Effizienzverbesserung bei.

Neben den bisher genannten Ener-gien benötigt HKM für den Produkti-onsprozess Strom und technische Gase wie Argon, Stickstoff und Sauerstoff, außerdem sonstige Medien wie Be-triebswasser, Druckluft und Trinkwas-ser (siehe Abb.4).

Des Weiteren werden Aktivitäten zur Ressourcenschonung wie Trink-wasser bei HKM umgesetzt.

Im Letzen Jahr wurde ein Trinkwas-ser-Einsparungsprojekt durchgeführt, bei dem 100.000 m³ Trinkwasser pro Jahr eingespart werden, zusätzlich konnte durch die Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs auch elektrische Pumpenergie eingespart werden. Hier-zu wurden trinkwassergekühlte Über-wachungskameras im Stahlwerk an eine separate Zuleitung angeschlossen und der Netzdruck herabgesetzt. Eine bedarfsorientierte Wassermengenre-gelung an allen 15 Kameras mit me-chanischen Temperaturreglern wurde ebenfalls installiert.

Durch die immer weiter steigenden Energiepreise ist die Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit für eine Stand-ortsicherung durch Senkung der Ener-

Abb. 3: Maßnahmenportfolio, Quelle: Girbig, P. et.al. (2013)

Abb. 4: Energie und Medien bei HKM, Quelle: HKM (2014)

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Dipl.-Ing. (FH)

Carina Seidnitzer-

Gallien

wiss. Mitarbeiterin am lehrstuhl f. Wirt-schafts- u. Betriebs-wissenschaften, Mon-tanuniversität leoben

Dipl.-Ing.

Michael Schuster

Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH

giekosten zwingend erforderlich. Hier-für ist das Bewusstsein der handelnden Mitarbeiter im betrieblichen Alltag von entscheidender Bedeutung. So müssen Undichtigkeiten an Leitungen und Ar-maturen beseitigt werden, der Frost-schutz nur im Bedarfsfall in Betrieb ge-nommen und bei Betriebsstillständen Verbraucher abgestellt oder auf einen minimalen Verbrauch reduziert wer-den. Regulär werden Leitungen mit warmen Medien wie Dampf, Warm-wasser etc. isoliert.

Zusammenfassung

Damit strukturiert und systematisch kosten- und energieeinsparende Maß-nahmen sowie Aktivitäten im Unter-nehmen getroffen werden, ist es not-wendig ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 oder ein erwei-tertes, ganzheitliches Energiemanage-ment zu implementieren.

Die systematische Maßnahmenaus-wahl mithilfe einer Aktivitätenliste und eines Maßnahmenportfolios un-terstützen dabei die Entscheidungen im Unternehmen. HKM zeigt, wie Maßnahmen auf allen Ebenen des Unternehmens erfolgreich zur Ener-gieeffizienzsteigerung beitragen. Pro-zesstechnische Aktivitäten bis hin zu kultur- und mitarbeiterorientierten Maßnahmen lieferten erfolgreiche Ver-besserungen in der Energieeffizienz und –kosteneinsparung. Eine struktu-rierte Vorgehensweise im Rahmen des Energiemanagements ist unabdingbar für Unternehmen zur Sicherung der Wettbewerbsvorteile in einem sich rasch-ändernden Marktumfeld.

Literatur

ÖNORM EN ISO 50001: Energiema-nagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung (ISO 50001:2011), Österreichisches Nor-

mu n g s i n s t i t u t , WienPosch, W. (2011): Ganzheitliches En-ergiemanagement für Industriebe-triebe Wiesbaden: GablerGirbig, G.; et.al. (2013): Energiema-nagement gemäß DIN EN ISO 50001, S y s t e m a t i s c h e Wege zu mehr En-ergieeffizienz, Hrsg.: DIN Deutsches Institut für Normung e.V., 1. Auflage, Beuth Verlag GmbH, BerlinKals, J. (2010): Betriebliches Energiema-nagement, 1. Auflage, Verlag W. Kohl-hammer, StuttgartSivill, L.; Manninen, J. et.al. (2012): Suc-cess factors of energy management in energy-intensive industries: Develop-ment priority of energy performance measurement, in: International Jour-nal of Energy Research, Wiley Online Library

Autoren:

Dipl.-Ing. (FH) Carina Seidnitzer-Galli-en ist seit Oktober 2011 als wissenschaft-liche Mitarbeiterin im Schwerpunkt-bereich Energie- und Nachhaltig-keitsmanagement am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Bet r iebswissen-schaften der Mon-tanuniversität Leo-ben beschäftigt. Nach Abschluss der Handelsakademie mit Schwerpunkt Controlling studierte sie Infrastruktur-wirtschaft mit der Vertiefung Energie- und Umwelttechnik in Kapfenberg und an der Lulea University of Technology

in Schweden. Während des Studiums konnte sie bereits Erfahrungen als Pro-jektassistentin an der TU Graz und der Andritz AG sammeln sowie durch Prak-tika und ihre Abschlussarbeit bei der AEE – Institut für nachhaltige Techno-logien.

Dipl.-Ing. Michael Schuster ist seit 2012 als Leitung Projekte Energiemanage-ment in der Abteilung Energiewirtschaft bei den Hüttenwerken Krupp Mannes-mann GmbH beschäftigt. Er studierte Umwelttechnik und Ressourcenma-nagement mit Vertiefungsrichtung En-ergietechnik und Verfahrenstechnik an der Ruhr Universität in Bochum. Während des Studiums hat er bereits

erste nützliche Erfahrung als wissen-schaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Fluidverfahrenstechnik der RUB gesammelt.

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ToP-THEMa

Vassiliki Theodoridou, Stephan Bauer

Underground Sun Storage und das risk-assessment der Wasserstoffuntergrundspeicherung Die systematische Erfassung und Bewertung von Sicherheitsrisiken mit dem Ziel diese zu kontrollieren ist mittlerweile gängige Praxis in der Erdöl- und Erdgasindustrie. Der Einsatz von neuen Technologien, welche mit hohen Herausfor-derungen und Komplexität behaftet sind, erfordert Methoden die diesen Anforderungen gerecht werden können. Das Forschungsprojekt Underground Sun Storage, welches die Speicherfähigkeit von Wasserstoff als Beimengung zu Erd-gas/synthetischem Methan in Porenlagerstätten untersucht, bedingt solche Lösungen. Eine kurze Darstellung des dafür angepassten Bow-Tie Risk Assessments soll einen Überblick über die vorgesehenen methodischen Schritte bieten.

I EINLEITUNG

Das Thema der „Energiewende“ und die damit verbundenen Wege zur Re-alisierung einer nachhaltigen Energie-versorgung werden in den letzten Jah-ren sehr intensiv diskutiert. Kürzlich haben die Teilnehmer des EU-Gipfels sich auf ein umfassendes Klima- und Energiepaket mit Zielen bis 2030 geei-nigt. Im Vergleich zu 1990 soll der Aus-stoß des Treibhausgases Kohlendioxid verbindlich um mindestens 40 Prozent sinken. Zusätzlich sollen die Energieef-fizienz und der Anteil der erneuerbaren Energien – aus Wind oder Sonne – auf jeweils mindestens 27 Prozent steigen (APA, 2014).

Für das Erreichen dieser Ziele ist so-wohl die Entwicklung von geeigneten technischen Lösungen, wie auch die angemessene Ausgestaltung der wirt-schaftlichen Rahmenbedingungen ent-scheidend (Acatech, 2012).

Die Forschung nach technischen Lösungen wird derzeit intensiviert und auch durch unterschiedliche Förderi-nitiativen auf Landes- und EU-Ebene unterstützt. Einige der Forschungspro-jekte setzen sich mit Fragestellungen auseinander, welche sich aus dem weiteren Aus-bau von volatil erzeugter Ener-gie ableiten. Ein erheblicher Aus-bau der erneu-erbaren Energie wäre derzeit nicht möglich, da bestehende Energiesysteme an ihre Gren-zen stoßen. Die Ursache dafür liegt in den stark wetterbedingten Schwankungen

bei der Stromgewinnung aus Sonne und Wind.

Als Achillesferse des Systems erweist sich die Speicherung – siehe Tabelle 1 – und die schnelle Wiederbereitstellung von großen Energiemengen. Eine Viel-zahl an Forschungsprojekten fokussiert

Tabelle 1: Überblick über ausgewählte Parameter un-terschiedlicher Energiespeichertechnologien (Lehner, M.et.al. 2014, Dias-Gonzalez, F., et.al 2012, Beaudin, M., et.al 2010)

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ToP-THEMa

diese Problematik. Dabei werden ver-schiedene Lösungsansätze untersucht, wie die Druckluftspeicherkraftwerk-technologie, die Redox-Flow-Batterie, thermochemische Speicher, Latentwär-mespeicher und die stoffliche Speiche-rung in Wasserstoff und Methan.

II POWER TO GAS

Bei der chemischen Speicherung von Energie in Form von Methan und Was-serstoff handelt es sich um den weit verbreiteten und viel versprechenden Ansatz der „Power to Gas“ Technolo-gie. Das System umfasst im weitesten Sinn alle Technologien und Prozesse in denen aus elektrischer Energie ein gasförmiger Energieträger erzeugt wird (Gahleitner, G. Tichler, 2012). Wie man der Abbildung 1 entnehmen kann, handelt es sich um ein flexibles System. Im ersten Schritt des Systems wird aus regenerativ erzeugtem Strom mittels Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Dabei steckt im Wasserstoff 70 % der Stromenergie, und der Rest steht als Abwärme zur Verfü-gung (Schmid, J. 2011). Der Wasserstoff kann anschließend zwischengespei-chert werden und zu einem späteren Zeitpunkt zur Stromerzeugung ge-nutzt werden. Dies geschieht in Brenn-stoffzellen, wo die darin enthaltene En-ergie zu etwa 60 % in Strom und 40 % Prozent in Wärme umgewandelt wird (Schmid, J. 2011). Desweiteren lässt sich reiner Wasserstoff als Treibstoff in spe-

ziell ausgestattete Fahrzeugmotoren und über die direkte Einspeisung in der vorhandenen Gasinfrastruktur bis zu einem geringen Anteil nutzen. Ver-folgt man den Weg zum synthetischen Methan, dann reagiert Wasserstoff mit Kohlendioxid im Methanreaktor nach biotechnologischen bzw. chemisch-katalytischen Verfahren. Das Produkt kann dann nach einer Aufbereitung und Veredelung in das Erdgasnetz ge-speist werden.

Wie ersichtlich, umfasst das System „Power to Gas“ eine Vielzahl von Pro-zessmöglichkeiten und bindet verschie-dene Technologien von unterschied-lichem Reifegrad ein. Da aktuell in dem Bereich geforscht wird, befindet sind das System in einer ständigen Anpassung. Die österreichische For-schungs- und Entwicklungslandschaft beschäftigt sich seit mehr als fünf Jah-ren mit dem Thema, in einer durchaus beachtlichen Anzahl von Projekten. Hierbei geht es um die technische Optimierung der einzelnen Systeme-lemente und um die Überprüfung der damit verbundenen wirtschaftlichen, volkswirtschaftlichen, rechtlichen und sicherheitstechnischen Aspekte. In einem weiteren Schritt sollen Pilotpro-jekte die Machbarkeit der einzelnen Vorhaben demonstrieren.

Das langfristig verfolgte Ziel wäre „Power to Gas“ zu etablieren, da diese Technologie die Speicherung von groß-en Mengen an fluktuierend erzeugtem Strom in Form von Wasserstoff und/

oder Methan über lange Zeit erlaubt. Letzteres wiederum würde die Integra-tion von großen Anteilen an erneuer-baren Energien ermöglichen und somit die Entkarbonisierung der Energiever-sorgung beschleunigen. Da die Tech-nologie die Nutzung der vorhandenen Erdgasinfrastruktur – Verteilernetz und Speicher – vorsieht, könnte dies ohne hohe zusätzliche Investitionen imple-mentiert werden. Dieser Umstieg vom Stromnetz in das Erdgasnetz würde die räumliche und zeitliche Entkoppelung der Energieeinspeisung und Entnahme erlauben.

III UNDERGROUND SUN STO-RAGE

Aus heutiger Sicht scheint die direkte Wasserstoffbeimengung zum Erdgas, aufgrund des höheren erzielten Wir-kungsgrades und der noch schlechten Verfügbarkeit von geeigneten Kohlen-dioxidquellen, der wirtschaftlich ein-fachere und sinnvollere Weg zu sein.

Die Wasserstofftoleranz der Erd-gasinfrastruktur wird aktuell in zahl-reichen Studien untersucht. Allerdings sind die Auswirkungen von Wasserstoff auf die eigentlichen Speicher in der Erdgasinfrastruktur – die Untertage-Gasspeicher – noch nicht bekannt. Die Speicherfähigkeit von Wasserstoff durch Beimengung zu Erdgas/synthe-tischem Methan in Porenlagerstätten wird im Projekt „Underground Sun Sto-rage“ – welches vom österreichischen Klima- und Energiefond gefördert wird – aktuell erforscht. Im Zuge des Projekts wird die Speicherfähigkeit für Wasserstoffgehalte bis 10 % überprüft.

Neben der Rohöl-Aufsuchungs AG (RAG), die mit der Führung des Kon-sortiums betraut ist, sind die Mon-tanuniversität Leoben, die Universität für Bodenkultur Wien, die Johannes Kepler Universität Linz, der Stromkon-zern Verbund und das Prozesstechni-kunternehmen Axiom am Projekt be-teiligt. Im Zuge des Projekts werden unterschiedliche Laborversuche, Simu-lationen und ein In-situ Versuch im industriellen Maßstab an einer existie-renden Lagerstätte, durchgeführt. Die-se Untersuchungen werden durch eine Risikobewertung begleitet. Zusätzlich werden mögliche Geschäftsmodelle identifiziert und die dazugehörigen rechtlichen Rahmenbedingungen überprüft. Für diese Geschäftsmodelle

Abb 1: Überblick zu unterschiedlichen Prozess-Möglichkeiten unter der Einbeziehung verschiedener technologischer Komponenten inner-halb des Power-To-Gas-Systems (Tichler, R. 2013,S.5)

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ToP-THEMa

werden auch die volkswirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen ana-lysiert. Durch einen Abgleich der Er-gebnisse aus Labor, Simulationen und In-situ Versuch mit den im Rahmen dieses Projektes entwickelten Simula-tionstools werden letzere kalibriert, damit die Untersuchung ähnlicher Fra-gestellungen für andere Speicherstruk-turen möglich wird.

Gelingt durch das Projekt ein posi-tiver Nachweis, könnten die Gasspei-cher mit ihren enormen Speichervolu-mina (allein 7 Mrd. m³ entsprechend 77.000 GWh in Österreich) im Ener-giesystem der Zukunft neu positioniert werden und als Ausgleichsspeicher für erneuerbare Energien dienen. (Under-ground Sun Storage, 2014)

IV DAS RISK-ASSESSMENT

Über mehr als drei Jahrzehnte wird in Österreich Erdgas in ausgeförderten Lagerstätten gespeichert. Diese Spei-cher tragen wesentlich zur Gasver-sorgungssicherheit Österreichs und ganz Mitteleuropas bei. Ein sicherer Betrieb dieser kann durch regelmäßig durchgeführte Überprüfungs-, Kon-troll-, Instandhaltungs- und Wartungs-maßnahmen gewährleistet werden. Die Integrität dieser Speicher ist von primärer Bedeutung sowohl für den Betreiber des Speichers, wie auch für die Behörden und für Anrainer und Umwelt. Systemausfälle und die daraus resultierenden unerwünschten Folgen sind auszuschließen. Im Fall der Was-

serstoffbeimengung zum Erdgas in Po-renlagerstätten wäre zu prüfen, ob und welche zusätzlichen Risiken durch das geänderte Medium entstehen können. Diese sind dann zu analysieren und zu bewerten, um daraus Strategien zur Vermeidung und Überwachung ablei-ten zu können. Die hierfür angewende-te methodische Vorgehensweise wird hier kurz vorgestellt. Als Startpunkt galt die detaillierte Erfassung aller Sy-stemelemente der Untergrundspeiche-rung. Aufgenommen wurden neben den technischen Daten auch Druck, Temperatur und Werkstoffe. Eine aus-giebige Literaturrecherche diente zur ersten Identifizierung von Risiken. Die Ergebnisse sind in Form einer Gefah-renmatrix dokumentiert, wobei die eine Achse die Systemelemente und die andere die in der Literatur erwähnten Risiken erhielt. Da es auch vereinzelte Hinweise für mögliche Risiken in be-stimmten Systemelementen gab, war es notwendig Parallelitäten unter den Elementen zu überprüfen, um dadurch Elemente zu identifizieren die auch gefährdet sein könnten. Die Gefahren-matrix wurde dementsprechend aktua-lisiert und diente dann als Basis für die Gestaltung der ersten Befragungsrunde einer Delphi Studie. In dieser Runde wurden bereits identifizierte Risiken, sowie die Möglichkeit der Existenz von weiteren Gefahren hinterfragt, um die Matrix vervollständigen zu können.

Nach dem Schritt der Risikoidenti-fikation wäre festzulegen wie diese zu analysieren sind. Häufig werden hierfür

die Fehlerbauma-nalyse (Fault Tree Analysis FTA) und die Ereignisbaum-analyse (Event Tree Analysis ETA) eingesetzt. Bei der FTA handelt es sich um eine Top-Down Methode die sich zur detail-lierten Fehlerana-lyse eignet.

Dabei wird von einem einzigen uner wünschten Ereignis dem soge-nannte Top-Ereig-nis ausgegangen welches an der Spitze des Fehler-baums steht. Man

arbeitet sich dann in Form einer Baum-struktur von der Spitze bis nach unten zu dem Ursprung des Top-Ereignisses. Die ETA stellt im Gegensatz dazu die Folgen eines Top-Ereignisses dar. Letz-teres wird im ETA als Startereignis betrachtet und dann werden dessen mögliche Auswirkungen auf das Ge-samtsystem untersucht. Die „Bow-Tie“ Analyse die hier eingesetzt wird ist ein Ansatz, der eine Fehlerbaumanalyse (auf der linken Seite) und eine Ereig-nisbaumanalyse (auf der rechten Seite) miteinander kombiniert. Dies ermögli-cht sowohl die Ursachen wie auch die Folgen eines Top-Ereignisses zu analy-sieren und graphisch darzustellen. Die Grundstruktur der Fehlerbaum- und der Ereignisbaumanalyse ist im Falle der Wasserstoffbeimengung zum Erd-gas auf Basis bekannter Erkenntnisse aufgebaut und unter Mithilfe von Ex-perten vervollständigt.

Dieser traditionelle „Bow-Tie“ An-satz ist aber nicht in der Lage Model-lunsicherheiten, die durch die Annah-me von Unabhängigkeit zwischen den verschiedenen Ereignissen beruht, zu charakterisieren. Da eine Unabhängig-keit zwischen den Ereignissen in dem zu untersuchenden System nicht vor-liegt wird Fuzzy-Logik eingesetzt. Es werden Fuzzy-Wahrscheinlichkeiten für die Hauptereignisse in Fehlerbaum- und Fuzzy-Wahrscheinlichkeiten des Ausgangsereignisses abgeleitet, um so fundierte Aussagen über künftige Fol-gen zu ermöglichen.

Die zweite Runde der Delphi Studie dient, wie es der Abbildung 2 entnom-men werden kann, der Vervollstän-digung der Bow-Tie-Analyse unter Unsicherheit. Hierbei werden die Wahr-scheinlichkeiten bei Datenunsicherheit und die Interpedenzen betreffend der Modellunsicherheit bestimmt. Die In-terviews dienen aber auch zur Bestim-mung der Konsequenzen aufgrund von Datenunsicherheiten.

Für die Unsicherheiten bei den wechselseitigen Abhängigkeiten zwi-schen Risikoereignissen wird aus den sprachlich formulierten Sätzen und Re-geln mittels Fuzzy-Logik eine mathe-matische Beschreibung gewonnen. Die Modellierung von nichtlinearen Ab-hängigkeiten erfolgte über das Frank Copulae Modell für den Fall von be-kannten Korrelationen und unter Nut-

Abb. 2: Vorgeschlagener generischer Ablauf für die Risikoanalyse unter Unsicherheit für die Under-ground Wasserstoff Speicherung (In Anlehnung an Shahriar,A.; et.al. 2011.)

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33WINGbusiness 4/2014

ToP-THEMa

Dipl.-Ing.

Vassiliki

Theodoridou

wiss. Mitarbeiterin am lehrstuhl f. Wirt-schafts- u. Betriebswis-senschaften, Montanu-niversität leoben

Dipl.-Ing.

Stephan Bauer

Projektleitung rohöl-aufsuchungs aG (raG)

zung der Fréchet-Hoeffding-Grenze im Fall von unbekannten Korrelationen.

Um die Empfindlichkeit des Systems bei einer Variation dieser wechselseitig abhängigen Risikoereignisse zu über-prüfen wird zusätzlich eine Sensitivi-tätsanalyse durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse der Bow-Tie-Analyse unter Unsicherheit und der Sensitivitätsa-nalyse werden im letzten Schritt die Strategien zur Vermeidung und Über-wachung der möglichen Gefahren de-finiert.

V FAZIT

Das langfristig gesetzte Ziel der Ent-karbonisierung der Energieversorgung kann nur durch die massive Einbin-dung von regenerativ erzeugter Ener-gie erzielt werden. Einzelne Schritte in diese Richtung erfolgen durch Projekte wie das „Underground Sun Storage“. An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass es für solche Forschungsvorhaben sehr wesentlich ist sie ganzheitlich auf-zubauen. Eine Überprüfung der tech-nischen Machbarkeit und der ökono-mischen Vorteilhaftigkeit von solchen Projekten ist bei weitem nicht ausrei-chend. Die Überprüfung der mit der Technologie verbundenen Risiken für Mensch und Umwelt ist von Anfang an zwingend notwendig. Die hier vorge-stellte generische Vorgehensweise zur Identifizierung, Analyse und Bewer-tung von Risiken kann bei ähnlichen Vorhaben auch zur Anwendung kom-men. Der Einsatz dieser setzt die enge Zusammenarbeit und das Wissen von mehreren Experten aus unterschied-lichen Disziplinen voraus. Die Autoren möchten diese Gelegenheit nutzen, sich bei den Experten, welche das Vor-haben stark unterstützt haben herzlich zu bedanken.

LITERATUR

Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V. (Hrsg.): Die Energiewende finanzierbar gestalten: Effiziente Ordnungspolitik für das Ener-giesystem der Zukunft (acatech POSI-TION), Heidelberg u.a.: Springerverlag 2012, S.9APA:http://journale.apa.at/cms/jour-nale/aktuelles_detail.html;jsessionid=D92292FB9CEAFE75E7A549DCDD03A1E1.cms1?doc=CMS1414139601527 (24.10.2014)

Beaudin, M.; Zareipour, H.; Schellen-berglabe, A.; Rosehart,W.: Energy sto-rage for mitigating the variability of renewable electricity sources: An upda-ted review, Energy for Sustainable Deve-lopment, Volume 14, Issue 4, December 2010, Pages 302-314Chen, H.; Ngoc Cong, T.; Yang, W.; Tan, C.; Li, Y.; Ding, Y.: Progress in electrical energy storage system: A critical review, Progress in Natural Science, Volume 19, Issue 3, 10 March 2009, Pages 291-312Díaz-González, F.; Sumper, A.; Gomis-Bellmunt, O.; Villafáfila-Robles, R.: A review of energy storage technologies for wind power applications, Renew-able and Sustainable Energy Reviews, Volume 16, Issue 4, May 2012, Pages. 2154-2171Gahleitner, G. Tichler, R.: Power-to-Gas – Speicher-Technologie für das Energie-system der Zukunft. Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz, Energie Info 08/2012.Lehner, M., Tichler, R., Steinmüller, H., Koppe, M.: Power-to-Gas: Technology and Business Mo-dels, 2014, Springer Verlag, S.4Shahriar, A.; Sadiq, R. Tesfamariam,S.: Risk analysis for oil & gas pipelines: A sustainability as-sessment approach using fuzzy based bow-tie analysis, Journal of Loss Preven-tion in the Process Industries 25 (2012) Pages505-523 Schmid, J. Speicherungsmöglichkeiten von Überschuss-Energie mit Wasserstoff oder Methan – ein Vergleich, Workshop von Bundesnetza-gentur und Fraun-hofer-Institut IWES in Berlin 22.22.2011, S.1Tichler. R.: Volks-w i r t s c h a f t l i c h e Relevanz von Po-wer-to-Gas für das zukünftige Ener-giesystem. 8. Inter-nationale Energie-wirtschaftstagung an der TU Wien, IEWT 2013, S. 2Underground Sun Storage: http://www.underground-sun-storage.at, 17.11.2014

Autoren:

Dipl.-Ing. Vassiliki Theodoridou stu-dierte an der Montanuniversität Leoben Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes. Sie ist seit Dezember 2008 am WBW tätig und verantwort-lich für das IMBA Masterstudium. Der Fokus Ihrer Lehr- und Forschungstätig-keit liegt im Bereich der Erdölökono-mie und des Risikomanagements.

Dipl.-Ing. Stephan Bauer hat das Studi-um für Kulturtechnik und Wasserwirt-schaft an der Universität für Bodenkul-tur Wien abgeschlossen. Er trat 2008 in das Unternehmen Rohöl-Aufsuchungs AG (RAG) ein und ist seitdem betraut mit der Leitung von Speicherausbau-projekten. In den letzen drei Jahren liegt der Schwerpunkt seines Aufgaben-gebiets in den Bereichen „Gas Innova-tionsoffensive“ und „Power to Gas“. Nach der erfolgreichen Entwicklung

des Forschungsprojektes Underground Sun Storage hat er dessen Projektlei-tung übernommen. Stephan Bauer ist aktuell vertreten in diversen nationalen und internationalen Gremien: ÖVGW, Österreichische Power to Gas Plattform,

europäische Gasqualitätsnormierung, WEG Arbeitskreis „Gasbegleitstoffe in Untergrund-speichern“, GERG HIPS.

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FaCHarTIKEl

Tanja Egger, Bernd Kleindienst

Standardisierung der auftragsabwicklung von internationalen Projekten In den letzten Jahren hat die Abwicklung von Aufträgen in Form von Projekten für die Realisierung verschiedenster Vorhaben an Bedeutung gewonnen. Die Auseinandersetzung mit den Prozessen in der Projektabwicklung wird daher umso wichtiger für Unternehmen – mögliche Weiterentwicklungs- und Verbesserungspotentiale müssen erfasst und genutzt werden. In der Praxis weist die Projektabwicklung oftmals Ineffizienzen auf. Um dem entgegenzuwirken emp-fiehlt sich eine Standardisierung der Projektabwicklungsprozesse. In diesem Artikel wird ein möglicher Ansatz bzw. eine Methode zur Vereinheitlichung der Prozesse vorgestellt und auf typische Probleme in der Projektabwicklung eingegangen. Im Weiteren wird anhand einer Fallstudie aus dem Bereich des Sondermaschinenbaus der Ablauf bei der Standardisierung beschrieben.

Einleitung

Unternehmen müssen sich heutzutage dynamisch ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und steigender Komplexität stellen. Die Globalisie-rung hat zu erhöhter Konkurrenz und verflochtenen Wertschöpfungsnetz-werken geführt. Die Fähigkeit sich an die geänderten Rahmenbedingungen flexibel anpassen zu können ist zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden. Dafür sind effektive und effiziente Prozesse notwendig (Schmel-zer & Sesselmann, 2006, S. 1f.). Die Ab-wicklung des unternehmerischen Han-delns in Form von Projekten gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. So werden beispielswei-se Aufträge oftmals im Rahmen von Projekten abgewickelt. Diese Projekte stellen für Unternehmen eine Heraus-

forderung dar, da es sich üblicherweise um neuartige und einmalige Themen handelt (Hofmann, 2013, S. 1f.). Die Projektrahmenbedingungen sind häu-fig volatil und Unternehmen müssen in der Lage sein, schnell auf Verände-rungen reagieren zu können. Des Wei-teren sind meist externe Stakeholder, wie Kunden, Lieferanten und Partner involviert. Organisationsübergreifende Tätigkeiten müssen dementsprechend koordiniert werden. Findet die Ausfüh-rung an unterschiedlichen Standorten statt, so sind zusätzlich Aspekte wie beispielsweise Kulturunterschiede zu beachten (Arbi & Ahlemann, 2013, S. 2f.). Dementsprechend ist ein geregel-ter Ablauf der Auftragsabwicklungs-prozesse wichtig. In der Praxis weisen diese oftmals Ineffizienzen, wie bei-spielsweise Informationsverlust, Mehr-facharbeiten, mangelnde Abstimmung

sowie Wissensweitergabe, auf (Wagner, 2010, S. 1f.). Um wettbewerbsfähig zu bleiben ist es notwendig, dass Unter-nehmen dieses Thema in Angriff neh-men. Eine mögliche Abhilfe kann die Standardisierung und Optimierung des Ablaufs von Projekten schaffen. In den nächsten Abschnitten wird das Vorgehen bei der Standardisierung be-schrieben, typische Probleme der Pro-jektabwicklung vorgestellt und kurz auf eine Fallstudie im Bereich des Son-dermaschinenbaus eingegangen.

Grundsätzliches Vorgehen bei der Standardisierung

Die Standardisierung der Auftragsab-wicklung in Zusammenhang mit einer Optimierung der Prozesse und Abläufe erfordert ein systematisches Vorgehen (Kompa et al., 2013, S. 62f.). Instru-

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mente, wie der PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act), der DMAIC-Prozess (Define, Measure, Analyse, Improve, Control) oder die 4-Schritte-Methode, können bei der Verbesserung und Ver-einheitlichung von Prozessen angewen-det werden. Das grundsätzliche Vorge-hen ist bei allen diesen Instrumenten sehr ähnlich. Prozesse oder Abläufe müssen identifiziert und analysiert so-wie auf Schwachstellen hin untersucht werden. Darauf aufbauend sind im Weiteren Soll-Prozesse zu definieren und die Umsetzung von Maßnahmen zu planen. Ein wichtiger zusätzlicher Punkt ist die kontinuierliche Verbes-serung, um eine langfristige Optimie-rung zu gewährleisten (Benes & Groh, 2011, S. 172ff. und Wagner & Käfer, 2013, S. 55ff.).

4-Schritte-Methode

Diese Methode findet bei der erstma-ligen Beschreibung von Prozessen im Zuge der Einführung eines prozess-orientierten Qualitätsmanagementsys-tems Anwendung sowie bei der Opti-mierung bestehender Prozesse. Die vier Schritte lassen sich folgendermaßen zu-sammenfassen (Wagner & Käfer, 2013, S. 55):

Identifikation und Abgrenzung des �UntersuchungsbereichsAnalyse der Ist-Prozesse �Konzeption der Soll-Prozesse �Realisierung von Verbesserungspoten- �tialen

Die Ziele und der Umfang der Analyse müssen in Abhängigkeit von der Stra-tegie des Unternehmens und den an das Ergebnis gestellten Anforderungen festgelegt werden. Im Weiteren sind die im zu analysierenden Untersuchungs-bereich liegenden Prozesse zu benen-nen und voneinander abzugrenzen. Hilfreich kann hier die Erstellung ei-ner Prozesslandkarte oder eines Wert-schöpfungsdiagramms sein (Kern, 2012, S. 5f.).

Um die identifizierten Prozesse analysieren zu können, sind diese im Vorfeld in ihrer aktuellen Ausprägung, d.h. im Ist-Zustand zu beschreiben und zu visualisieren. Dazu müssen Daten und Informationen erhoben, ausge-wertet sowie richtig interpretiert wer-den. Es empfiehlt sich bereits existente Informationen zu nutzen und dort wo diese nicht ausreichen, eigenständige

Erhebungen durchzuführen. Zur Vi-sualisierung der Prozesse eignen sich Flussdiagramme oder ereignisgesteu-erte Prozessketten. Ausgehend von den dargestellten Prozessabläufen sind im Weiteren Verbesserungspotentiale zu ermitteln. Zur Analyse der Prozesse können eine Schnittstellenanalyse, eine Fehlermöglichkeits- und Einflussanaly-se, eine Analyse der Einflussfaktoren – Mensch, Maschine, Material, Methode, Messung, Mitwelt und Management – und sonstige Analysemethoden, wie Reklamationsauswertungen oder In-terview- und Workshop-Ergebnisse, herangezogen werden. Die gefundenen Verbesserungspotentiale sind in einem nächsten Schritt hinsichtlich der Be-deutung für den Prozess und das Unter-nehmen sowie hinsichtlich des Reali-sierungsaufwands zu bewerten. Darauf aufbauend wird der neue Soll-Prozess entwickelt. Dafür ist die Bestimmung und Definition von Prozesszielen sowie die Sicherstellung von deren Messbar-keit notwendig (Wagner & Käfer, 2013, S. 61ff.).

Abschließend ist die Umsetzung des Soll-Prozesses zu planen und durch-zuführen. Um einen reibungslosen Ablauf während der Implementierung zu gewährleisten sind Begleitmaßnah-men, wie Change Management oder Projektmanagement, zu definieren. (Kern, 2012, S. 6)

Abbildung 1 zeigt die vier Schritte der Methode und fasst die Aufgaben in den einzelnen Schritten zusammen. Ebenso gibt sie Auskunft über die an-wendbaren Methoden.

Übliche Probleme der Projektabwick-lung

Eine fehlende Standardisierung führt oftmals zu ineffizienten Prozessen und daraus hervorgehender verminderter Leistungsfähigkeit. Ebenso können da-mit ein erhöhter Arbeitsaufwand durch mehrfach durchgeführte Tätigkeiten und die Schaffung von zusätzlichen, oftmals unnötigen, Schnittstellen ein-hergehen. Das Fehlen von Vorlagen für bestimmte Dokumente beeinflusst den

Abbildung 1: 4-Schritte-Methode (Eigene Darstellung in Anlehnung an: Wagner & Käfer, 2013, S. 55ff.)

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FaCHarTIKEl

Informationsfluss und somit die Effizi-enz des gesamten Ablaufs (Birn et al., 2006, S. 47ff.).

Daraus folgen unter anderem eine inkonsistente Datenhaltung, nicht transparente Informationen oder In-formationsdefizite, die einen erhöhten Zeitaufwand bewirken. Zusätzlich zum entstehenden Informationsverlust innerhalb von Projekten bleibt Erfah-rungswissen projektübergreifend oft-mals ungenutzt. Die unzureichende Wiederverwendung von gewonnenen Kenntnissen wirkt sich negativ auf die Weiterentwicklung und ständige Ver-besserung von Prozessen und Abläufen aus. Wiederholt vorkommende gleiche oder ähnliche Fehler bzw. Änderungen und in weiterer Folge Qualitätsmängel der Produkte sind daraus resultierende Probleme (Hübner, 2013, S. 123ff. und Wagner, 2010, S. 1f.).

Eine fehlende Standardisierung kann zu einer unzureichenden Abstim-mung bzw. Zusammenarbeit der Un-ternehmen mit ihren Lieferanten sowie ihren Kunden führen. Dies resultiert häufig in kostspieligen Fehlern und notwendigen Änderungen während des Projektablaufs. Eine einheitliche Informationsbasis sollte aus diesem Grund bereits bei der Angebotserstel-lung bzw. der Kalkulation bestehen. Oftmals führen unvollständige, nicht eindeutige oder zu umfangreich defi-nierte Aufgabenstellungen des Kunden zu Schwierigkeiten und mangelhaften Angebotsunterlagen, die spätere Ände-rungen zur Folge haben (Wagner, 2010, S. 1f.).

Abbildung 2 fasst die genannten typischen Probleme in der Projektab-wicklung zusammen und gibt einen Überblick über in der Literatur er-wähnte Verbesserungspotentiale.

Diese und ähnliche Probleme wur-den im Rahmen einer Fallstudie bei Andritz Separation identifiziert. Das Ganze wurde durch veränderte Rah-menbedingungen für das Projektma-nagement aufgrund einer Fertigungs-verlagerung ins Ausland verstärkt. Somit bestätigen die betriebliche Praxis und die Literatur die Existenz ungenutzter Potentiale in der Auf-tragsabwicklung sowie dem Projektma-nagement im Allgemeinen und geben Anstoß zur Verbesserung. Im Zentrum

der Betrachtung stehen die geminderte Leistungsfähigkeit der Unternehmen durch ineffiziente Projektabwicklungs-prozesse, ungenutzte Informationsflüs-se und unzweckmäßige softwaretech-nische Hilfsmittel.

Fallstudie Andritz Separation

Im Bereich des Sondermaschinenbaus und vor allem bei einer standortüber-greifenden internationalen Auftrags-abwicklung ist Projektmanagement es-sentiell. Im Zuge der Fallstudie wurden mehrere Niederlassungen hinsichtlich der Effizienz und Effektivität der Projekt- abwicklungsprozesse untersucht. Um die Komplexität zu reduzieren, wurde ein Standort als Referenz für die Ana-lysen in den anderen Niederlassungen bestimmt. Als grundsätzliches Vorge-hen wurde die 4-Schritte-Methode in Kombination mit einem kontinuier-lichen Verbesserungsprozess gewählt. Arbeitsanweisungen und bestehende Prozessbeschreibungen bildeten zusam-men mit Ergebnissen aus Interviews und Workshops die Grundlage für die Aufnahme des Ist-Zustandes und die Analyse der Prozesse. Zur Visualisie-rung der Prozesse wurde eine bereits auf Excel basierende Methode herange-zogen und um Flussdiagramme erwei-tert. Die Prozesse wurden hinsichtlich Aktivitäten, Input, Output und Ver-antwortlichkeiten beschrieben – wo-bei die Verantwortlichkeiten durch die Vergabe der Rollen: Execute, Decide, Corporate und Inform veranschauli-

Abbildung 2: Typische Probleme der Projektabwicklung (Modifiziert übernommen aus: Wagner, 2010, S. 3)

Abbildung 3: Vorgehensweise bei der Prozessstandardisierung (Eigene Darstellung)

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FaCHarTIKEl

cht wurden. Eine Schnittstellenanalyse und der Vergleich der einzelnen Nie-derlassungen sowie Diskussionsrunden zeigten Verbesserungspotentiale auf. Eines der häufigsten Probleme stellte die hohe Anzahl der Schnittstellen so-wie die damit verbundenen, zu unge-nau definierten Aufgaben und Verant-wortlichkeiten dar.

Im Weiteren kam es daher zu Infor-mationsdefiziten und einer geringen Transparenz in den Abläufen hinsicht-lich Qualität, Kosten und Terminen. Um diesen Problemen entgegenzu-wirken wurde bei der Konzeption der Soll-Prozesse auf eine genaue Beschrei-bung der Aktivitäten und eine exakte Zuordnung der Verantwortlichkeiten Wert gelegt. Die Dokumentenstruk-tur wurde angepasst und Dokumen-tenvorlagen wurden erstellt, um die Handhabung zu erleichtern. Über den kontinuierlichen Verbesserungsprozess soll die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen überwacht und in Zu-kunft die Prozesse langfristig weiter-entwickelt werden.

Abbildung 3 fasst den Ablauf der Prozessstandardisierung im Zuge der Fallstudie überblicksmäßig zusam-men.

Management Summary

Die ständig steigende Bedeutung von Projekten und infolgedessen des Pro-jektmanagements für Unternehmen bedingt eine verstärkte Auseinander-setzung mit den Prozessen der Pro-jektabwicklung sowie deren Weiter-entwicklung und Verbesserung. Ein Instrument um den Problemen in der Projektabwicklung entgegenzuwirken ist die Standardisierung der Prozesse in Kombination mit kontinuierlicher Verbesserung.

Literatur

Arbi, F. El; Ahlemann, F. (2013): Einlei-tung. In: Ahlemann, F.; Eckl, C. (Hrsg.): Strategisches Projektmanagement. 1. Aufl., Heidelberg: Springer-VerlagBenes, G. M. E.; Groh, P. E. (2011): Grundlagen des Qualitätsmanage-ments. 1. Aufl., München: Carl Hanser Verlag.

Dipl.-Ing.

Tanja Egger

Dipl.-Ing.

Bernd Kleindienst

wiss. Mitarbeiter am lehrstuhl f. Wirt-schafts- u. Betriebs-wissenschaften, Mon-tanuniversität leoben

Birn, L.; Schwei-cher, B.; Walber, B. (2006): Erhöhung der Liefertreue durch den neuen Q ua s i - S t a nd a rd myOpenFactory. In: PPS Manage-ment, Vol. 11, Nr.3, S. 47-50. Hofmann, M. (2013): Performanceorien-tiertes Projektma-nagement – Konzeption zum Umgang mit einmaligen, komplexen Aufgaben. Dissertation. Otto-Friedrich-Universi-tät Bamberg.Hübner, R. (2013): Projekterfahrungen sichern und nutzen – Lessons Learned. In: Wagner, R.; Grau, N. (Hrsg.): Basis-wissen Projektmanagement – Projekte steuern und erfolgreich beenden. 1. Aufl., Düsseldorf: Symposion Publi-shing GmbH, S. 123-153.Kern, E.-M. (2012): Prozessmanage-ment individuell umgesetzt – Erfolgs-beispiele aus 15 privatwirtschaftlichen und öffentlichen Organisationen. Ber-lin u. a.: Springer.Kompa, S.; Bran-denburg, U.; Schle-mann, D.; Reschke, J.; Krebs, U. (2013): Prozessopt imie -rung in der Auf-t ragsabwicklung – Stellhebel und effiziente Metho-den zur Steigerung der Wettbewerbs-fähigkeit. In: Un-ternehmen der Zukunft, Vol. 14, Nr. 1, S. 62-63.Schmelzer, H. J.; Sesselmann, W. (2006): Geschäftsprozessmanagement in der Praxis – Kunden zufrieden stel-len – Produktivität steigern – Wert erhöhen. 5. Aufl., München: Hanser Verlag.Wagner, K. W.; Käfer, R. (2013): PQM-Prozessorientiertes Qualitätsmanage-ment – Leitfaden zur Umsetzung der ISO 9001. 6. Aufl., München: Carl Hanser Verlag.Wagner, U. (2010): Standardisierung der Projektabwicklung im kunden-spezifischen Maschinen- und Anlagen-

bau. Dissertation. Technische Universi-tät Chemnitz.

Autoren:

Dipl.-Ing. Tanja Egger hat mit Oktober 2014 ihr Masterstudium für Industrie-logistik an der Montanuniversität Leo-ben mit Auszeichnung abgeschlossen. Im Laufe ihrer Ausbildung konnte Frau Egger bereits praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen durch diverse Praktika (u. a. CYTEC, Robert Bosch AG) und ihre Masterarbeit (An-dritz Separation GmbH) sammeln.

Dipl.-Ing. Bernd Kleindienst ist seit Ok-tober 2012 als wissenschaftlicher Mit-arbeiter in den Schwerpunktbereichen Produktions- und Qualitätsmanage-ment am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften der Mon-tanuniversität Leoben beschäftigt.Er studierte Wirtschaftsingenieurwe-sen-Maschinenbau mit Schwerpunkt Production Science and Management an der Technischen Universität Graz. Zurzeit betreut er Projekte im Bereich Performance Management Systeme und ist der Qualitätsbeauftragte des Lehrstuhls.

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UNINaCHrICHTEN

Clemens Gutschi

TU Graz initiiert die internationale Forschungsinitiative „High Performance Sailing“ und hat erste Erfolge!

High Performance Sailing (HPS TU Graz), ist eine internationale

Initiative der TU Graz gemeinsam mit anderen Universitäten, Forschungsein-richtungen und Industriepartnern zur Weiterentwicklung und der Evaluation von bestehenden und neuen Techno-logien und Prozessen im Bereich des Spitzensportsegments Regattasegeln. Dabei werden an der TU Graz vorhan-dene Kompetenzen aus den Bereichen Avionik, Sensorik, Werkstoffkunde, Strömungsmechanik, Optimierung, Modellierung und künstliche Intelli-genz gezielt kombiniert um spezifische Aspekte des Segelsports weiterzuentwi-ckeln und Raum für Innovationen zu schaffen.

Diese wissenschaftlichen Projekte sollen zu innovativen, international-anerkannten Produkten führen, die es Regatta-Crews erleichtern, die opti-male Bootsperformance zu finden und Ihre eigene Performance erheblich zu steigern.

HPS und Studierende der TU Graz

HPS bietet Studierenden die Mög-lichkeiten, ihre Segelbegeisterung mit wissenschaftlichen Aktivitäten zu ver-binden, sich im internationalen Se-gelnetzwerk von HPS mit Lehrenden und Studierenden auszutauschen und Ihre Ideen und Entwicklungen auf Segelyachten zu testen. Mittels For-

schungsarbeiten, internationalen Ko-operationen und einem zukünftigen HPS-Study and Sail Team werden wis-senschaftliche Aktivitäten und Sport in den Unialltag der Studierenden der TU Graz integriert. Natürlich sollen auch Erfolge gefeiert werden, wie die aktu-ellen Aktivitäten von HPS TU Graz zeigen:

Das Team der HPS TU Graz Initiative nahm im Oktober 2014 an der Österrei-chischen Hochsee-Staatsmeisterschaft teil und erreichte den Vize-Meistertitel in der Klasse ORC ohne Spinnaker (sie-he http://www.hochseemeisterschaft.at/). Dabei kamen erste Forschungser-gebnisse sehr erfolgreich zum Einsatz.

Aktuelle Forschungsaktivitäten

Ein Team aus Lehrenden, Mitarbeitern und Studierenden der TU Graz und externen Partnern startete im Frühjahr 2014 ein Wetterrouting und Perfor-mancemessung Projekt. Dabei wur-den auf der IMOCA Open 60 „Austria One“ Messfahrten durchgeführt um die optimale Leistungsfähigkeit des Segelbootes und der Crew zu ermitteln und somit Bootsperformance Daten (Polardiagramme) zu generieren. Diese Daten sind die Basis der Performance-optimierung und der wichtigste Input eines Wetterrouting-Algorithmus.

Der Wetterrouting-Algorithmus wird aktuell an der TU Graz entwickelt

und berechnet die schnellste Route von Start bis zum Ziel. Als abschließende Segelaktivität nahm ein Teil dieser Gruppe an der 70. Viska Regatta in Kroatien Teil und erreichte den 1. Platz in der Gruppe Maxi bzw. den 6. Platz gesamt (insgesamt 144 Teilnehmer; sie-he http://www.jklabud.hr/viska-regata). Sie konnte so nach dem 3. Platz beim Adriatic Race im Mai (siehe http://www.yc-host.com/en/) einen weiteren Erfolg verbuchen.

Unterstützt wurden sie durch HPS TU Graz, Garmin Austria GmbH und Kurt Zatloukal (Bootseigner).

Kontakt HPS TU Graz:Univ.-Prof. Siegfried VössnerInstitut für Maschinenbau- und Be-triebsinformatikKopernikusgasse 24/[email protected]+43 (316) 873-8001

Kontakt Studententeam:Clemens [email protected]

v.l.: Wotawa, Springsits, Sommitsch, Friedrich, Vössner, Gutschiv.l.: Humpel, Loibner, Riekh, Pucher, Gutschi, Zatloukal

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UNINaCHrICHTEN

Hubert Biedermann

Imagestudie WBW 18+

Zur Einschätzung und Bewertung der Reputation des Lehrstuhls

Wirtschafts- und Betriebswissen-schaften sowie als Basis zur Orientie-rung in unserer strategischen Ausrich-tung „2018+“ führten wir im ersten Halbjahr 2014 eine Perception-Analyse durch.

Eine Perception-Analyse ist eine umfassende schriftliche Befragung relevanter Stakeholder zur externen Wahrnehmung der Organisation und ermöglicht die Strategie derselben an-hand kritischer Urteile zu überprüfen. Das Management erfährt, wo Wahr-nehmungslücken und Optimierungs-potenziale bestehen. Darüber hinaus lässt sich daran eine zielorientierte, effiziente Stakeholderkommunikation ableiten.

Hierzu wurde ein Fragebogen ent-wickelt, der neben der Bekanntheit bisheriger Kooperationen und den ge-machten Erfahrungen mit dem WBW folgende Themen adressierte:

Beitrag/Nutzen für die Stakeholder �des WBWKompetenzen mit dem derzeitigen �Angebot und zukünftige Hand-lungsfelderWerte, die in der Zusammenarbeit �von zentraler Bedeutung sindImage des WBW und Einschätzung �zum Team und den Mitarbeitern

Von den ausgesandten Fragebögen wur-den 36 vollständig beantwortet, wobei bei 78 % die Angebote und Leistungen des WBW bekannt waren.

Nach dem Schulnotensystem wurde die Erfahrung mit der Kooperation mit der Note 1,4 bewertet.

Als wesentliche Beiträge und Nut-zen für die Wirtschaft wurden u.a. ge-nannt:

Wissenstransfer für unternehmens- �kritische Projekte und Innovationen in den fachlichen Schwerpunkten des WBW

Assessments von Schwachstellen �und ProblemlösungenZugang zu up-to-date Forschungser- �gebnissenGanzheitliche Betrachtung von Pro- �blemstellungenAlleinstellungsmerkmale Instand- �haltung und Generic ManagementMBA Studium mit fokussierten In- �halten

Die Bewertung der Qualität erbrachte ein sehr erfreuliches Ergebnis mit der Beurteilung 1,5 für den Gesamtbereich Techno-Ökonomie. Details sind Abbil-dung 1 zu entnehmen.

Als entscheidend für erfolgreiches und identes Handeln des WBW sahen

die Industrievertreter insbesondere die Schwerpunktbereiche Energiemanage-ment, Anlagen- und Produktionsma-nagement sowie Risiko- und Krisenma-nagement an.

Das Ergebnis der Bedeutung der Werte und des Images von AUSSEN betrachtet geben die Abbildungen 3 und 4 wider:

Von entscheidender Bedeutung sind aus Sicht der Wirtschaft angewandte Forschungsprojekte mit derselben so-wie der wirtschaftlich-wissenschaft-liche Dialog ergänzt durch spezielle Dienstleistungen (z.B. TPM). Beson-ders betont wird seitens der Industrie die interdisziplinäre Kompetenz.

Abbildung 1: Bewertung der Qualität

Abbildung 2: Bedeutung der Themen (inkl. Anzahl der Nennungen zur Übernahme einer Vorreiterrolle)

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UNINaCHrICHTEN

Als Konsequenz für die Zusam-menarbeit mit der Wirtschaft ist die Fokussierung auf die drei wesentlichen Schwerpunktfelder ebenso zu nennen wie die Konzentration und Verstär-kung internationaler Wahrnehmung (breitere Vernetzung).

In der externen Kommunikation gilt es die Angebote noch besser auf die Zielgruppen zu fokussieren, das Ange-bot zur Kooperation zu verstärken und moderne Instrumente und Methoden der Wissensvermittlung einzusetzen.

Abbildung 3: Bedeutung der Werte

Abbildung 4: Image von außen betrachtet

Carina Seidnitzer-Gallien

absolventenbefragung

Neben der Befragung der Industrie-unternehmen zur Reputation des

Lehrstuhls werden die Absolventen der Montanuniversität Leoben über ihre Erfahrungen mit dem Lehrangebot des WBW alle zwei Jahre befragt. Ziel dieser groß angelegten Umfrage ist es, die Zu-friedenheit der gebotenen Leistungen zu ermitteln, einen Überblick über das Lehrangebot zu erhalten sowie gleich-zeitig auch Ideen und Verbesserungs-vorschläge für eine erfolgreiche, part-nerschaftliche Zukunft zu gewinnen. Das Ergebnis unterstützt das WBW bei Innovationen im Lehrangebot um die Studierenden der Montanuniversität Leoben bestmöglich auf ihre Zukunft in der Wirtschaft vorzubereiten.

Insgesamt wurden 724 Absolventen aller Studienrichtungen, die zwischen 2008 und 2013 ihren Abschluss an der Montanuniversität gemacht haben, befragt. Davon haben 95 Personen auf die Umfrage zugegriffen und 40 Ab-solventen den Fragebogen vollständig

ausgefüllt. Vergleiche mit den Umfra-geergebnissen aus dem Jahr 2010 und 2012 zeigen, dass das WBW eine gute Positionierung der jeweiligen betriebs-wirtschaftlichen Fächer erreicht hat. Die Zufriedenheit bzgl. des Angebots an betriebswirtschaftlichen Grundla-genfächern ist gleichbleibend während die Zufriedenheit der vertiefenden Fä-

cher im Vergleich zur letzten Umfrage gestiegen ist. Sämtliche betriebswirt-schaftliche Grundlagenthemen werden in der Tendenz als „zu wenig angebo-ten“ empfunden – jedoch ist die Bewer-tung der Intensität der betriebswirt-schaftlichen Themen im Durchschnitt, was einem ausgeglichenen Angebot entspricht (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Intensität betriebswirtschaftlicher Grundlagenfächer

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UNINaCHrICHTEN

Im nächsten Fragenblock bestand die Möglichkeit aus ausgewählten Fachbereichen des WBW, jene zu nen-nen, die aus der Sicht der Absolventen ausgebaut werden sollten. Die Ergeb-nisse der Auswertung zeigen, dass die Themengebiete „Projektmanagement“, „Technologie- und Innovationsma-nagement“ sowie „Risiko- und Sicher-heitsmanagement“ aus der Sicht der Absolventen das größte Potenzial dar-stellen und das Angebot zu erweitern wäre (vgl. Abbildung 2).

Ein Fragenblock widmete sich der Beurteilung des Lehrstuhlimages aus Absolventensicht. 15 verschiedene Eigenschaften wurden in den vier Frageblöcken „Umfeld des WBW“, „Zuverlässigkeit und Koordination“, „Leistungskompetenz“ und „Einfüh-lungsvermögen“ bewertet. Bei diesem Fragenblock wurde ersichtlich, dass eine kompetente Betreuung von Ab-schlussarbeiten, die gute Ausstattung der Institutsbibliothek, die Erreichbar-keit des Lehrpersonals und die moder-ne Infrastruktur positiv hervorgehoben wurden. Verbesserungsbedarf gibt es bei der inhaltlichen Gestaltung von Lehrveranstaltungen und der (Lern-)Atmosphäre sowie im Ablauf und der Organisation von Lehrveranstal-tungen. Hier wird bereits an Verbesse-rungsmöglichkeiten gearbeitet. Eben-

Abbildung 2: Ausbau Fachbereiche des WBW

falls soll auf die Fairness bei Prüfungen besser geachtet werden.

Der MBA-Lehrgang „Generic Ma-

nagement“ wird am WBW seit 1999 angeboten. Die Absolventen der Mon-tanuniversität sind eine besonders wertvolle Zielgruppe für dieses MBA-Programm und daher ist es von beson-derer Wichtigkeit, das Interesse und die Bereitschaft dieser Akademiker zu forcieren. Die Mehrheit der befragten Absolventen schätzt den Bedarf einer

managementorientierten Weiterbildung als „hoch“ ein. Das persönliche Interes-se der Jungakademiker liegt im Bereich „hoch“ bis „ sehr hoch“.

Die Gesamtzufriedenheit der Ab-solventen mit dem WBW beträgt 2,26. Dies stellt eine Verbesserung um ge-rundet 0,15 im Vergleich zur Umfrage 2012 dar. Jene Absolventen, die Wirt-schafts- und Betriebswissenschaften als Wahlfach gewählt haben, gaben eine durchschnittliche Gesamtzufrie-denheit von 2,0 an. In der Abbildung 3 ist gut erkennbar, dass der Großteil der Absolventen (48 %) mit dem WBW „zufrieden“ ist.

Durch die Befragung der Absolventen wird ersichtlich, dass rückblickend ver-tiefende betriebswirtschaftliche The-mengebiete wie Projektmanagement das Interesse geweckt hätten. Zusätz-

lich besteht im Image noch vereinzelt ein Verbesserungspotenzial. Das In-teresse der Jungakademiker an einer postgradualen Weiterbildung ist als hoch einzustufen. Erfreulich ist, dass jene Absolventen die mit dem WBW in einem engeren Kontakt standen, im Durchschnitt deutlich zufriedener waren.

Abbildung 3: Gesamtzufriedenheit der Absolventen

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WING-rEGIoNal

Fotos: Bernd Neuner

alexander Marchner, Bernd Neuner

WING STUDIE 2014 und NEUES aN DEr TU GraZ mit ProF. UlrICH BaUEr 32. Treffen der Wirtschaftsingenieure von Kärnten und Osttirol 13. November 2014, Hotel Sandwirth, Klagenfurt am Wörthersee

Nach unserer Social Media Veran-staltung im Jänner stand das heu-

rige Jahr mit dem WING-Jubiläums-kongress im Mai und dem aktuellen Event des Regionalkreises Kärnten ganz im Zeichen des 50-jährigen Bestehens unseres Verbandes. Dementsprechend sollte sich unser Treffen einerseits mit den Karrierewegen und Kompetenzpro-filen von Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren und an-dererseits mit den Entwicklungen und Neuigkeiten der TU Graz beschäftigen. Besonders freut es uns, dass uns hierzu Prof. Ulrich Bauer die Ehre erwies und für die Gestaltung des Abends extra nach Klagenfurt anreiste. Ebenso aus Graz mitgereist sind Univ.-Doz. Bernd Zunk und Dipl.-Ing. Christoph Sadei, die beiden Autoren der WING-Studie 2014.

Als ersten Programmpunkt präsen-tierte Prof. Bauer den zahlreichen Teil-nehmern die wichtigsten Ergebnisse aus der WING-Studie 2014, wobei dem stetig und rasant wachsenden Studien-angebot an mittlerweile 5 Universitäten und 11 Fachhochschulen alleine in Ös-terreich besonderes Interesse galt. Die ungebrochene Beliebtheit und auch die Nachfrage am Arbeitsmarkt nach Wirt-schaftsingenieur-Absolvent/innen las-

sen erwarten, dass sich der Ausbau des Studienangebotes voraussichtlich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Mit den Besuchern diskutiert wurden dabei die Differenzierung zwischen Universitäten und Fachhochschulen ebenso wie die Struktur von Bachelor- und Masterstudiengängen sowie deren Vergleichbarkeit mit dem ehemaligen Diplomstudium, was sicherlich auch an der bunten Mischung von Alt- und Jungabsolventen im Publikum lag. Be-eindruckt war man auch von der voran-schreitenden Internationalisierung und den diesbezüglichen Aktivitäten des WING im Rahmen der Europäischen Netzwerke der Studierenden (ESTIEM) und der Lehrenden (EPIEM).

Der zweite Teil des Abends widme-te sich den aktuellen Entwicklungen der TU Graz, zu denen Prof. Bauer in seiner Funktion als Vizerektor für Personal und Beteiligungen auf die Bestrebungen und Herausforderungen zur Schaffung und Sicherung qualifi-zierter Arbeitsplätze sowie zur Steige-rung der F&E-Leistungen im Rahmen von Unternehmensbeteiligungen der TU Graz, die primär aus Spin-Offs und Start-ups bestehen, näher einging. Für die Teilnehmer besonders spannend waren dabei der Wettlauf um EU-För-

derprojekte, der hiermit verbundene Aufwand für Förderanträge und deren Erfolgsaussichten sowie das Fund-Rai-sing generell. Von den Veränderungen des (F&E-)Umfeldes der TU Graz und dem internationalen Wettbewerb be-eindruckt, bot das Thema noch ausrei-chend Gesprächsstoff…

…um unser Treffen bei Brötchen, Getränken und angeregten Diskussi-onen im Hotel Sandwirth ausklingen zu lassen.

Für das Gelingen der Veranstaltung danken wir im Namen des Regional-kreises an erster Stelle Herrn Prof. Bau-er für seinen interessanten Vortrag und den persönlichen Austausch sehr herz-lich. Aber auch allen Teilnehmern sei Danke für Ihr Kommen, Mitdiskutieren und Zeit zum Beisammensein gesagt.

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44 WINGbusiness 4/2014

WINGNET

Jörg Schweiger

10-jähriges absolvententreffen des Studiengangs Industriewirtschaft

2.10.2000, Werk-VI-Straße 46 Kapfen-berg, 8:12 Uhr. Der Hörsaal 202 der FH JOANNEUM füllt sich langsam mit den neuen Studierenden des Jahrgangs 2000 des Studiengangs Industriewirt-schaft / Industrial Management. Aus nahezu allen Bundesländern und, wie sich bald herausstellen sollte, mit unterschiedlichstem schulischen, be-ruflichen und natürlich persönlichen Hintergründen finden sich bis zum offiziellen Semester-Kick-Off um 8:30 Uhr alle 44 Studierenden ein. Mit gro-ßer Erwartungshaltung und mit noch vielen offenen Fragen wie es nun so werden wird in den nächsten vier Jah-ren des Studiums ging es schließlich pünktlich los.

Das Kennenlernen sowie die Team-findung waren vielleicht gerade we-gen der Heterogenität der Gruppe ein Leichtes und ein Garant dafür, dass die kommenden vier Jahre des Studiums für alle sehr erfolgreich verlaufen wer-den. Spricht man heute mit seinen Stu-dienkollegen von damals, so wird eben vor allem dieser Teamspirit genannt, der beim Studieren Spaß gemacht hat und auch für den Studienerfolg des einzelnen besonders förderlich war. Demzufolge ist es auch nicht verwun-derlich, dass im Jahr 2004 mit nur einer Ausnahme alle Studierenden des Jahr-

gangs die Diplomprüfung erfolgreich absolviert haben, und den Weg in eine wie sich später zeigen sollte sehr erfolg-reiche berufliche Praxis angetreten ha-ben.

17.11.2014, Werk-VI-Straße 46 Kap-fenberg, 16:30 Uhr. Der Hörsaal der FH JONNAUM füllt sich langsam mit den Absolventen des Studiengangs In-dustriewirtschaft / Industrial Manage-ment. Diesmal geht es nicht um den Studienstart, sondern um das 10-jäh-rige Absolvententreffen des Jahrgangs 2000. Knapp 30 ehemalige Studienkol-leginnen und Kollegen nahmen daran teil (wären nicht einige krank bzw. beruflich/privat im fernen Ausland zu Hause, wären es mehr gewesen). Start-punkt war eine vom Industrial Manage-ment Club (IMC), dem Absolventenver-ein des Instituts, organisierte Führung durch die Fachhochschule, die sich ja seit dem Studienende 2004 massiv vergrößert und verändert hat. Trotz der vielen Neuheiten gab es dabei mit Si-cherheit für jeden von uns das eine oder andere Déjà-vu. Im Anschluss an die kurze Füh-rung, berichtete Prof. Martin Tschandl, Leiter des Instituts Industriewirtschaft, über Neuigkeiten und gab auch ei-

nen Abriss über die Entwicklungen der letzten 10 Jahre. Uwe Brunner, selbst Lektor an der Fachhochschule und Vi-zepräsident des IMC, informierte im Anschluss über aktuelle Themen rund um den Absolventenverein, bevor es danach zum eigentlichen Absolventen-treffen ins Restaurant Böhlerstern ging. Neben vielen interessanten und beein-druckenden Geschichten über den be-ruflichen und privaten Werdegang der einzelnen KollegInnen, wurden natür-lich auch viele „Geschichten aus der guten alten Studienzeit“ aufgewärmt. Gesprächsstoff gab es genug, weshalb sich ein Großteil der Gäste erst in den frühen Morgenstunden in sein Hotel-zimmer zurückzog. Großer Dank von uns allen gilt dem Organisator Harald Gorucan. Auf ein baldiges Wiederse-hen!

Peter affenzeller, Studiengangsleiter WING, FH Kufstein Tirol

Vorstellung WING an der FH Kufstein Tirol, am 06.10.2014

Im Rahmen der Welcome-Veranstal-tung für die Studienanfänger des

Studiengangs Wirtschaftsingenieurwe-sen an der FH Kufstein Tirol konnten wir Herrn Dipl.-Ing. Dr. Johann Hint-ner, Vice President Mechanical Engi-neering beim Unternehmen Swarovski in seiner Funktion als Regionalkreislei-ter Tirol des Österreichischen Verbands der Wirtschaftsingenieure gewinnen. Dr. Hintner selbst Wirtschaftsinge-nieur, stellte neben dem Verband der Wirtschaftsingenieure auch die viel-versprechenden Karrieremöglichkeiten von Wirtschaftsingenieuren vor. Für die Vorstellung der möglichen Karri-

erepfade nutzte er sowohl seinen per-sönlichen Lebenslauf, Dr. Hintner war vor seiner Tätigkeit für Swarovski für mehrere Unternehmen im Aus- und In-land tätig, als auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die vom Institut für Betriebswirtschaftslehre- und Betriebs-soziologie mit dem Titel Wirtschaftsin-genieurwesen in Österreich anlässlich des 50 jährigen Bestehens des Vereins erstellt wurde. Als Conclusio kann man festhalten, dass Wirtschaftsinge-nieurwesen ein attraktives Studium ist, das für unterschiedliche Tätigkeits-felder qualifiziert und für spätere Füh-rungspositionen vorbereitet. Mit den

vielversprechenden Karriereaussichten gab es anschließend einen gemütlichen Ausklang bei Brezeln und Getränken.

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45WINGbusiness 4/2014

UNINaCHrICHTEN

Mario Kleindienst

Erste lehrveranstaltung in der neu errichteten IBl lernfabrik

Ende Juni 2014 fand in der neu er-richteten Lernfabrik des Insti-

tutes für Industriebetriebslehre und Innovationsforschung (IBL) die erste Lehrveranstaltung mit 12 motivierten Studierenden statt. Die Vortragenden, Dipl.-Ing. Markus Hammer und Dipl.-Ing. Mario Kleindienst, blicken auf eine erfolgreiche Auftaktveranstaltung zurück.

Die Idee einer Lernfabrik ist schnell erklärt. Den nachhaltigsten Lernerfolg erreichen Studierende, wenn sie theore-tische Lehrinhalte selbst praktisch um-setzen und genau hier setzt das Konzept der Lernfabrik an. In Form von kurzen Frontalvorträgen werden den Studie-renden zunächst die Problemstellung und Methoden zur Problemlösung theoretisch erklärt. Danach folgt die praktische Umsetzung in der Lernfab-rik. Das Optimierungspotential wird durch die Anwendung unterschied-licher Methoden, wie zB. effiziente Materialflussgestaltung, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, effizientes En-ergiemanagement, Lean Prinzipien etc. systematisch erarbeitet und umgesetzt.

Somit wird die Serienproduktion opti-miert und der Lerneffekt unter ande-rem mittels KPIs festgehalten.

Die Ziele der IBL Lernfabrik gehen aber auch weit über die Lehre hinaus. Neben Studierenden sollen auch Unter-nehmen die Lernfabrik für Schulungen nutzen können um Ihren Mitarbeitern grundlegende Prinzipien in der Pro-duktion schnell und einfach näher zu bringen. Außerdem soll die Lernfab-rik als Plattform zum Austausch von Erfahrungen zwischen Unternehmen und Universitäten dienen.

In der Lernfabrik adres-sierte Themen reichen dabei von Aspekten des Industrial Engineering wie Arbeits-platzgestaltung und Ergono-mie, Arbeitszeitermittlung oder Lean Production über Inhalte der betrieblichen Logistik wie „Just in Time“-Materialbereitstellung oder Layoutplanung bis hin zu Agenden des industriellen Energiemanagements.

Auch in der Forschung spielt die neu errichtete Lernfabrik am Institut von Prof. Christian Ramsauer mittlerwei-le eine große Rolle. Dabei werden vor allem Projekte im Bereich Industrie 4.0 erarbeitet und in der Lernfabrik umge-setzt. Derzeitige Themen sind u.a. Big Data oder die Mensch-Maschine Inter-aktion in der Produktion. Auch hier dient die IBL Lernfabrik als optimale Umgebung zur praktischen Umset-zung von Konzepten.

Für weitere Fragen zur IBL Lern-fabrik kontaktieren Sie [email protected].

angelika Strmschek, Detlef Heck

1. Grazer BIM-Tagung, 05. und 06.09.2014 – Technische Universität Graz

Building Information Modeling (BIM) wird immer öfter als mög-

liche Antwort auf die aktuellen He-rausforderungen in der Baubranche ge-nannt. Dieser Begriff wird heute für die Summe der Entwicklungen verwendet, die eine ganzheitliche und integrale Sichtweise im Baugeschehen ermögli-chen und unterstützen. Sehr oft wird von BIM gesprochen, unabhängig da-von, ob ein Prozess, eine Methode oder eine Technologie darunter verstanden wird.

Vor diesem Hintergrund fand auf Initiative des Institutes für Baubetrieb und Bauwirtschaft, gemeinsam mit dem Institut für Straßen- und Verkehrs-wesen, am 5. und 6. September 2014 die 1. Grazer BIM-Tagung statt. Die an der Bauingenieurfakultät der TU Graz angesiedelten Institute durften als Ver-anstalter ein breites Fachpublikum mit

über 190 Teilnehmern in den Räum-lichkeiten der Universität begrüßen. Dem integralen Ansatz entsprechend, haben hochkarätige Referenten aus Wissenschaft und Praxis, BIM aus der Sicht unterschiedlicher Fachdisziplinen beleuchtet.

Durch die thematische Vielfalt der Vorträge des ersten Tages, konnten die Teilnehmer einen Einblick in die zahl-reichen Anwendungen von BIM in den einzelnen Lebenszyklusphasen der ge-bauten Umwelt erlangen. Dabei wurde der Bogen von der handschriftlichen Skizze zu Beginn der Konzeption, bis zum Facility Information Management (FIM) als Resultat eines durchgän-gigen Informations- und Dokumen-tationsmanagements gespannt. Wie weit fortgeschritten die Entwicklungen bereits sind, haben die Präsentationen von Beispielprojekten aus der Praxis

eindrucksvoll bewiesen. Gleichzeitig wurden Handlungsfelder identifiziert, denen in Zukunft vermehrtes Augen-merk geschenkt werden muss.

Während am ersten Tag die Prozess-gestaltung und -integration im Vorder-grund stand, lag der Schwerpunkt des zweiten Tages auf den dazu erforder-lichen Werkzeugen. In einer Working Group wurden Softwaretools und de-ren Anwendungen vorgestellt und dis-kutiert. Diese Programme bieten die Möglichkeit, neben der Digitalisierung der Objekte, auch die neu erarbeiteten Prozessabläufe und Abwicklungs-formen im Baugeschehen digital abzu-bilden und dadurch zu unterstützen.

Nähere Informationen zur Veran-staltung und dem dazugehörigen Ta-gungsband erhalten Sie am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft unter [email protected].

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46 WINGbusiness 4/2014

WINGNET

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Anzeigenleitung/AnzeigenkontaktMag. Beatrice FreundTel. +43 (0)316 873-7795,E-Mail: [email protected]

DruckUniversitätsdruckerei Klampfer GmbH,8181 St. Ruprecht/Raab, Barbara-Klampfer-Straße 347Auflage: 2.500 Stk.Titelbild: Montanuni Leoben

WING-SekretariatKopernikusgasse 24, 8010 Graz,Tel. (0316) 873-7795, E-Mail: [email protected]: www.wing-online.at

Erscheinungsweise4 mal jährlich, jeweils März, Juni, Oktober sowie De-zember. Nachdruck oder Textauszug nach Rück sprache mit dem Editor des „WINGbusiness“. Erscheint in wis-senschaftlicher Zusammen arbeit mit den einschlägigen Instituten an den Universitäten und Fachhochschulen Österreichs. Der Wirtschaftsingenieur (Dipl.-Wirtschafts-ingenieur): Wirtschaftsingenieure sind wirtschaftswis-senschaftlich ausgebildete Ingenieure mit akademischem Studienabschluss, die in ihrer beruflichen Tätigkeit ihre technische und ökonomische Kompetenz ganzheitlich verknüpfen. WING - Österreichischer Verband der Wirt-schaftsingenieure ist die Netzwerkplattform der Wirt-schaftsingenieure. ISSN 0256-7830

Mit einem look IN der Konkurrenz voraus!Das WINGnet Graz bietet Ihnen in enger Kooperation mit der Technischen Universität Graz exklusiv die Möglichkeit einer Firmenpräsentation mit Recruitingzweck in den Räumen der Universität mit einem ausgewählten Fachpublikum. 1987 zum ersten Mal veranstaltet, stellt ein LookIn eine der besten Mög-lichkeiten dar - unserem Anliegen als Verein entsprechend - den Kontakt zwischen Unternehmen in der Wirtschaft und Studierenden, Professoren/innen und Universitätsassistenten/innen zu forcieren. Auf diesem Weg können Sie Ihr Unter-nehmen bei zukünftigen Mitarbeitern und Entscheidungsträ-gern positionieren und Sie erhöhen Ihren Bekanntheitsgrad bei angehenden Absolventen/innen, Professor/innen und Universitätsassistent/innen. Ein Look IN ist eine der besten Möglichkeiten aktives Recruiting bei zukünftigen, hoch qua-lifizierten Arbeitnehmer/innen zu betreiben. Darüber hinaus können Sie die angehenden Absolventen/innen auf aktuelle Probleme, Strategien und Erwartungen des Managements sensibilisieren, damit diese den Anforderungen von morgen besser entsprechen können. Dermaßen qualifizierte Arbeit-nehmer/innen bieten einen wettbewerbsentscheidenden Fak-tor, den Sie sich durch schnelles Entscheiden für unser Ange-bot sichern können.Einer unserer Projektleiter/innen wird die Organisation und

Koordination der Veranstaltung übernehmen, sollten Sie un-ser Angebot annehmen. Dazu gehört die Bereitstellung der Räumlichkeiten an der TU Graz, alle audio-visuellen Hilfs-mittel und Betreuung dieser durch einen Techniker/in wäh-rend der Präsentation und ein Buffet im Anschluss an die Veranstaltung. Wir übernehmen die Ankündigung der Ver-anstaltung mit Plakaten und Flyern, E-Mailankündigung, Eintragung auf Homepages und noch einige Möglichkeiten mehr. Wir dokumentieren für Sie die Veranstaltung mit Fo-tos, geben Ihnen ein Fragebogen-Feedback und sorgen für Berichterstattung in der Fachzeitschrift WING Business des WING Verbandes. Außerdem werden Sie auf der Partnerseite des TU Graz Career Info-Service mit Ihrem Logo und Firmen-profil für ein Jahr aufgenommen.In Ihrer Präsentation sollten Sie einen gesamtwirtschaftlichen Branchenüberblick schaffen, eine allgemeine Vorstellung Ih-rer Unternehmung, deren Produkte und Dienstleistungen, so-wie die Berufsmöglichkeiten, die Sie den Studierenden anbie-ten können. Mit diesem Erfolgsrezept erreichen Sie ein großes Publikumsinteresse, welches Ihnen eine nachhaltige Reputa-tion bei den Bediensteten und Studierenden sichert und Ih-nen einen Zugang zu einem großen Angebot an zukünftigen, hochqualifizierten Arbeitskräften bietet.Wir stehen Ihnen jederzeit unter [email protected] zur Verfügung.

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AMAG Trainee-Programm

Mit dem AMAG Trainee-Programm bieten sich beste Startbedingungen für die beruf-liche Zukunft. Übernehmen Sie als Trainee von Anfang an spannende Aufgaben, ab-wechslungsreiche Positionen und eigene Projektverantwortung in Vorbereitung auf Ihre zukünftige Zielposition.

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voestalpine Stahl Donawitz GmbH

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Von Donawitz in die Welt:Stahl ist unsere Materie

Ob in Seilbahnen, High-Tech-Bahnschienen oder in Fahrzeugen weltweit: Die vielfältigen Leistungen der voestalpine Stahl

Donawitz kann man auf jedem Kontinent erfahren – und das seit 1834. Entscheidend dabei ist die hohe Qualität unserer Stahl-

lösungen. Diese werden immer weiter entwickelt und mit umweltschonenden Technologien in einem der modernsten Hüttenwerke

der Welt produziert. So generieren wir den Vorsprung, auf den sich unsere Kunden und Mitarbeiter auch morgen verlassen können.