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BUSINESS FACTS, 3/2005 3 «Wir machen IT-Projekte zu Geschäftsprojekten» Mit einem Gruppenumsatz von über 20 Milliarden Franken und einem Personal- bestand von knapp 80 000 Mitarbeitern belegt die Migros-Gruppe aktuell Rang 7 der 500 grössten Unternehmen in der Schweiz. Zwischen 1999 und 2005 hat die Abteilung IT-Services ein gigantisches Erneuerungsprojekt realisiert, in dessen Verlauf auch Netzwerk-Aufträge ausgeschrieben wurden. Rudolf Schwarz, CIO MGB und Leiter Migros IT-Services, spricht im BF-Interview über die Highlights der System-Migration und seine Erwartungen an cablecom. Herr Schwarz, 2004 war für die Migros ein Traumjahr: Mehr Umsatz, mehr Gewinn, mehr Marktanteile – die M-Gemeinschaft hat ihre Leaderposition im Schweizer Detailhandel klar gefestigt. Für das lau- fende Jahr wurden wiederum höhere Umsatz- und Ertragszahlen budgetiert. Muss man sich als MGB-CIO noch Sor- gen um sein Budget machen? Auch der CIO des Migros-Genossenschafts- Bundes hat Budget-Sorgen. Im Vergleich zur Industrie hat das IT-Zeitalter im Detailhandel erst richtig begonnen. Neue Technologien stiften viel Nutzen, führen aber auch zu Kos- tenbelastungen, die gerade in Erneuerungs- phasen mehrfach zu Buche schlagen; dann müssen sowohl laufende Kosten als auch Entwicklungskosten und neue Kosten für anlaufende Projekte zugleich budgetiert wer- den. Da müssen wir viel Überzeugungsarbeit leisten ... ... die meistens von Erfolg gekrönt ist? Ja, meistens lassen sich unsere Anwender von den künftigen Vorteilen der Investitionen überzeugen. Die Migros IT-Services (MITS) hat in den letzten drei Jahren grosse Teile der Logis- tik und IT-Systeme reorganisiert, sprich zentralisiert und standardisiert. Mit der Einführung der zentralen Warenwirtschaft betreibt MITS heute eine der grössten SAP-Retail-Plattformen Europas. Damit bildet die IT den gesamten Warenfluss von der Produktion bis zum Verkaufs- punkt ab. Wie ist es zu diesem Gross- projekt gekommen? Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs- drucks entwickelte die Migros bereits 1998 unter der Führung des damaligen Generaldi- rektors für Industrie/Logistik und Informatik, Anton Scherrer, eine zentrale Logistikstrate- gie, die sukzessive auf eine zentrale Waren- wirtschaft ausgedehnt wurde. Daraus haben wir mit einem breiten Team und unter Mitwir- kung von McKinsey eine IT-Vereinheitli- chungsstrategie definiert, die in den Jahren 1999 bis 2005 konsequent umgesetzt wurde. Ziel der Strategie war es, Kostenvorteile aus der Bündelung und Zentralisierung von Auf- gaben zu erzielen, die bisher in zehn Migros- Betriebszentralen und zehn M-Industrie- Unternehmen separat und individuell ausge- führt wurden. Können Sie uns eine Vorstellung von den Dimensionen dieses Projekts geben? Wir haben die IT-Systeme im Kerngeschäft der Migros völlig erneuert, also die IT-Landschaft in der Migros neu gebaut. An den verschiede- nen zentral installierten SAP- und Teradata- Systemen sind 14 M-Industrie-Unternehmen, die beiden zentralen SAP-Retail-Systeme für Food/Near-Food- und Non-Food-Sortimente, Datawarehouse-, Finanz-, Rechnungswesen- Rudolf Schwarz ist CIO und verantwortlicher Leiter der Migros IT-Services beim Migros- Genossenschafts-Bund in Zürich. Zu seinen Hauptaufgaben gehören die rollende Ausge- staltung und die Umsetzung der IT-Strategie und der darauf aufgebauten IT-Architektur, die eine Vereinheitlichung der IT-Systeme im Konzern anstrebt. Ebenfalls zu seinen Aufgaben gehört die Verfolgung neuer IT-Technologien zur Unterstützung neuer Geschäftsmodelle. Rudolf Schwarz ist eidg. dipl. Buchhalter/Controller und war vor seiner jetzigen Tätigkeit in verschiedenen Migros-Unternehmen verantwortlich für Finanzen und Informatik auf Geschäfts- leitungsebene. Einen Ausgleich zu seiner Arbeit findet er unter anderem in der Natur beim Reiten. Zur Person

«Wir machen IT-Projekte zu Geschäftsprojekten»

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BUSINESS FACTS, 3/2005 3

«Wir machen IT-Projekte zu Geschäftsprojekten»

Mit einem Gruppenumsatz von über 20 Milliarden Franken und einem Personal-

bestand von knapp 80 000 Mitarbeitern belegt die Migros-Gruppe aktuell Rang 7

der 500 grössten Unternehmen in der Schweiz. Zwischen 1999 und 2005 hat

die Abteilung IT-Services ein gigantisches Erneuerungsprojekt realisiert, in dessen

Verlauf auch Netzwerk-Aufträge ausgeschrieben wurden. Rudolf Schwarz, CIO

MGB und Leiter Migros IT-Services, spricht im BF-Interview über die Highlights der

System-Migration und seine Erwartungen an cablecom.

Herr Schwarz, 2004 war für die Migros ein Traumjahr: Mehr Umsatz, mehr Gewinn, mehr Marktanteile – die M-Gemeinschaft hat ihre Leaderposition im Schweizer Detailhandel klar gefestigt. Für das lau-fende Jahr wurden wiederum höhere Umsatz- und Ertragszahlen budgetiert. Muss man sich als MGB-CIO noch Sor-gen um sein Budget machen?Auch der CIO des Migros-Genossenschafts-Bundes hat Budget-Sorgen. Im Vergleich zur Industrie hat das IT-Zeitalter im Detailhandel erst richtig begonnen. Neue Technologien stiften viel Nutzen, führen aber auch zu Kos-tenbelastungen, die gerade in Erneuerungs-phasen mehrfach zu Buche schlagen; dann müssen sowohl laufende Kosten als auch Entwicklungskosten und neue Kosten für anlaufende Projekte zugleich budgetiert wer-den. Da müssen wir viel Überzeugungsarbeit leisten ...

... die meistens von Erfolg gekrönt ist?Ja, meistens lassen sich unsere Anwender von den künftigen Vorteilen der Investitionen überzeugen.

Die Migros IT-Services (MITS) hat in den letzten drei Jahren grosse Teile der Logis-tik und IT-Systeme reorganisiert, sprich zentralisiert und standardisiert. Mit der Einführung der zentralen Warenwirtschaft betreibt MITS heute eine der grössten SAP-Retail-Plattformen Europas. Damit

bildet die IT den gesamten Warenfluss von der Produktion bis zum Verkaufs-punkt ab. Wie ist es zu diesem Gross-projekt gekommen?Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs-drucks entwickelte die Migros bereits 1998 unter der Führung des damaligen Generaldi-rektors für Industrie/Logistik und Informatik, Anton Scherrer, eine zentrale Logistikstrate-gie, die sukzessive auf eine zentrale Waren-wirtschaft ausgedehnt wurde. Daraus haben wir mit einem breiten Team und unter Mitwir-kung von McKinsey eine IT-Vereinheitli-chungsstrategie definiert, die in den Jahren 1999 bis 2005 konsequent umgesetzt wurde. Ziel der Strategie war es, Kostenvorteile aus

der Bündelung und Zentralisierung von Auf-gaben zu erzielen, die bisher in zehn Migros-Betriebszentralen und zehn M-Industrie-Unternehmen separat und individuell ausge-führt wurden.

Können Sie uns eine Vorstellung von den Dimensionen dieses Projekts geben?Wir haben die IT-Systeme im Kerngeschäft der Migros völlig erneuert, also die IT-Landschaft in der Migros neu gebaut. An den verschiede-nen zentral installierten SAP- und Teradata-Systemen sind 14 M-Industrie-Unternehmen, die beiden zentralen SAP-Retail-Systeme für Food/Near-Food- und Non-Food-Sortimente, Datawarehouse-, Finanz-, Rechnungswesen-

Rudolf Schwarz ist CIO und verantwortlicher

Leiter der Migros IT-Services beim Migros-

Genossenschafts-Bund in Zürich. Zu seinen

Hauptaufgaben gehören die rollende Ausge-

staltung und die Umsetzung der IT-Strategie

und der darauf aufgebauten IT-Architektur, die

eine Vereinheitlichung der IT-Systeme im Konzern anstrebt. Ebenfalls zu seinen Aufgaben gehört

die Verfolgung neuer IT-Technologien zur Unterstützung neuer Geschäftsmodelle.

Rudolf Schwarz ist eidg. dipl. Buchhalter/Controller und war vor seiner jetzigen Tätigkeit in

verschiedenen Migros-Unternehmen verantwortlich für Finanzen und Informatik auf Geschäfts-

leitungsebene. Einen Ausgleich zu seiner Arbeit findet er unter anderem in der Natur beim

Reiten.

Zur Person

und Personalsysteme, Datendrehscheiben usw. angeschlossen. Mit den Systemen sind 600 Migros-Filialen und weitere rund 600 Ver-kaufsstellen verbunden. 550 000 Sortiments-artikel werden damit bewirtschaftet. Gegen 5000 Mitarbeitende greifen auf die zentralen Daten und Applikationen zu. Elektronisch ein-gebunden sind bereits rund 300 Lieferanten, bis 2006 werden es 3000 sein.

Mit wie viel Manpower haben Sie dieses Projekt bewältigt?In den SAP-Retail-Projekten waren zeitweise bis zu 180 Mitarbeitende beschäftigt.

Was hat die zentrale Warenwirtschaft im Arbeitsalltag der M-Gemeinschaft ent-scheidend verändert – einerseits im Be- reich der Prozesse, anderseits in Bezug auf die Administration und das Category Management?Mit der Einführung der neuen Systeme wurde der gesamte Warenfluss neu konzipiert und die Organisation auf die neuen zentralen Prozesse ausgerichtet. Eine der wichtigsten Änderungen betrifft die Belieferung der Filia-len. Früher mussten die Filialmitarbeitenden Bestellungen manuell erfassen. Diese Auf-gabe übernimmt heute die IT. Das System kennt die Warenbestände und löst automa-tisch eine Nachlieferung aus, sobald der

Bestand eines Artikels unter das Minimum sinkt. Die Belieferung der Filialen ist heute voll automatisiert, was sich spürbar auf den Umsatz auswirkt.Diese Umstellung auf ein zentrales Waren-wirtschaftssystem war eine enorme Heraus-forderung für alle, die davon betroffen waren: das Personal in den Filialen und Industriebe-trieben, die Mitarbeitenden in den Betriebs-zentralen und Verteilzentren – und natürlich auch die Kollegen im MGB.

Laut einer Studie von Ernst & Young werden in der Schweiz 31 Prozent der IT-Grossprojekte abgebrochen und nur knapp die Hälfte aller Projekte mit Kosten von über drei Millionen Franken problem-los abgeschlossen. Ihre Projekte haben reüssiert. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?Auf diesen Erfolg sind wir besonders stolz. Es ist uns gelungen, zwischen 1999 und 2005 alle weit im Voraus geplanten Termine zu halten und die Migration bereits in diesem

Jahr und somit zwei Jahre früher als geplant abzuschliessen.

Sagen Sie bloss, Sie haben auch noch das Budget unterschritten?So ist es. Um genau zu sein: Die Unterschrei-tung betrug über zehn Prozent!

Wie schaffen Sie das?Es gibt einige Spielregeln, die den Erfolg eines IT-Projekts begünstigen. Dazu gehören die strikte Einhaltung der Termine, die Favo-risierung von Standardlösungen, die Klärung der Verantwortlichkeiten auf allen Ebenen, Konsequenz bei der Umsetzung der konzi-pierten Funktionen, die Mobilisierung der Anwenderinnen und Anwender durch gross-zügige Schulung und – last but not least – lösungsorientiertes Denken.

Angesichts der neuen Billigkonkurrenz aus dem Ausland muss der Schweizer Detailhandel kreativer, innovativer und vor allem kosteneffizienter werden, um die gesunden Margen in die Zukunft zu retten. Welche Beiträge und Ideen zur Stärkung und zum Wachstum der Unter-nehmensgruppe erwartet die General-direktion von der Informatik?Die nötigen Synergien und Effizienzstei-gerungen sind nur durch die Vereinheitli-

Zum Erfolg der IT-Vereinheitlichungsstra-tegie des MGB hat indirekt auch cable-com mit ihrer WAN-Plattform beigetragen. Peter Rieder, Leiter Infrastruktur-Dienste Migros IT-Services, über seine Beschaf-fungsstrategie und seine persönlichen Erfahrungen mit cablecom.

Herr Rieder, Sie haben im letzten Jahr das gesamte Migros-WAN modernisiert. Wie ist es zur Ausschreibung gekommen?Die alte Technologie Frame Relay hat das Ende ihres Lebenszyklus erreicht, die Kosten standen in keinem Verhältnis mehr zu den Bandbreiten. Zweitens standen neue Dienste wie VoIP oder E-Learning zur Debatte, die neue Netzwerk-technologien wie MPLS voraussetzen. Und drittens wollten wir dem Konzern Netzres-sourcen zur Verfügung stellen, die skalierbar sind und flexibel auf unsere geschäftlichen Bedürfnisse reagieren können.

Migros hat sich im Bereich IT für eine Dual-Vendor-Strategie entschieden. Warum?Die Migros steht täglich im Wettbewerb mit anderen Detailhändlern. Die Konsumenten entscheiden jeden Tag aufs Neue, wo sie

einkaufen gehen. Wir hingegen müssen uns mit unseren IT-Lieferanten vertraglich langfris-tig binden. Damit wir unsere Dienstleistungen zu Marktpreisen anbieten können, müssen wir auch unsere Partner diesem Wettbewerb aussetzen. Mit unserer Dual-Vendor-Strate-gie glauben wir, das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu erreichen. Im Übrigen haben wir heute dank der Standardisierung auf IP und unserer Inhouse-Kompetenz im Netz-werkbereich ein unabhängiges Verhältnis zu Lieferanten und können bei Bedarf in kurzer Zeit die Plattform wechseln.

Der Datenverkehr der Migrosbanken, Migrol-Tankstellen, Verteilzentren, Indus-triebetriebe und Finanzinstitute läuft heute über das cablecom Netz. Warum haben Sie sich für cablecom entschieden?

Peter Rieder: «Ich erlebe cablecom als flexibel und kulant»

BUSINESS FACTS, 3/20054

«Die Belieferung der

Filialen ist heute voll automa-

tisiert, was sich spürbar auf

den Umsatz auswirkt.»

chung der IT-Systeme im Konzern mög-lich geworden. Damit wurden wesentliche Kosten- und Nutzenverbesserungen bereits vorweggenommen. IT-Aufgaben zu verein-heitlichen und zu zentralisieren, heisst für die Migros, ein Kompentenzzentrum dort zu bilden, wo die höchste Prozesskompetenz besteht. Heute betreibt die Migros-Gruppe neben der MITS auch IT-Kompetenzzentren an den Standorten Schönbühl/Suhr (SAP Retail Frische), Dierikon (POS-Systeme), Gossau (SAP Campus für Klubschulen) und Zürich (SAP Finanz- und Personalsysteme für Migros-Genossenschaften).Natürlich erwartet die Generaldirektion nicht nur technische Fortschritte von uns, sondern auch handfeste wirtschaftliche Vorteile in Form von positiven Kapitalwerten und schnellen Paybacks. Für IT-Projekte gelten Zielwerte in der Nähe von vier bis fünf Payback-Jahren. Bei den Nutzenbetrach-tungen rechnen wir IT- und Prozessverbes-serungen immer mit ein.

Die M-Gemeinschaft ist mit ihrer genos-senschaftlichen Struktur und Philosophie eine Besonderheit in der Liga der schwei-zerischen Grossunternehmen. Ist die Mis-sion des MGB-CIO vergleichbar mit der Mission beispielsweise eines ABB- oder Novartis-CIO?

Die Margen im Einzelhandel sinken seit eini-gen Jahren. Durch den Eintritt neuer Han-delsketten in den Schweizer Markt wird der Wettbewerb verschärft. In diesem Umfeld sind die Einzelhandels-CIOs – unabhängig von der Rechtsform des Unternehmens – als Generalunternehmer gefordert. Das be- deutet, dass sich ihre Zuständigkeit in IT-, Change- und Unternehmensprozessen über alle Projektphasen erstreckt.

Wie benchmarkt die Migros ihre IT-Per-formance?Wir führen auf allen IT-Ebenen (Netzwerk, Clients, Server und Applikationen) Bench-marks durch. Damit verfügen wir über gute Grundlagen für Verhandlungen und sind auch in der Lage, Vergleiche nicht nur über Preise, sondern auch über Qualitäten anzu-stellen. In diese Benchmarks werden auch internationale Unternehmen einbezogen. Darüber hinaus suchen wir konsequent nach Optimierungspotenzialen. So wurden noch

vor dem Abschluss der Hauptprojekte gegen Ende 2004 bisher getrennt laufende Projekt-organisationen in eine Betriebsorganisation integriert und so die Kostenstruktur präven-tiv verbessert.

Zur Rolle des CIO gibt es ja verschiedene Vorstellungen – das Spektrum reicht von «Verwalter» bis «Gestalter». Als diplomier-ter Buchhalter/Controller haben Sie ver-mutlich eine eher nüchterne Beziehung zur Technik. Welche Rolle spielen Sie bei der Gestaltung von Geschäftsmodellen und -prozessen?In einem erfolgreichen Unternehmen muss beides stimmen, aber der Akzent liegt in meinem Fall sicher auf dem Gestalten. Das Zusammenwirken mit den Auftraggebern spielt für uns eine wichtige Rolle bei der Realisierung von IT-Vorhaben. Wir verfolgen konsequent und frühzeitig neue Technolo-gien und schätzen jeweils das Umsetzungs-potenzial in gemeinsamen Gesprächen oder Workshops ab. Wir testen aktuelle Trends wie RFID (Funketiketten) und andere Funk-technologien im Labor und loten damit die Potenziale für die Zukunft aus. Gestaltend wirken wir aber auch bei neuen Dataware-house-Systemen und betriebswirtschaft-lichen Entwicklungen wie Balanced Score-card mit.

Peter Rieder: «Ich erlebe cablecom als flexibel und kulant»Wir haben die Leistungen von cablecom im Pilotversuch mit dem Verteilzentrum in Neuendorf verifiziert. Die ausgezeichneten Erfahrungen haben uns dazu bewogen, auch die fünf M-Service-Aussenstellen Genf, Schönbühl, Dierikon, Gossau und Zürich mit cablecom zu vernetzen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis und die aus-gezeichnete Zusammenarbeit haben uns überzeugt, dass wir auf einen verlässlichen Technologiepartner zählen können. cablecom hat sich als zweiter Carrier bewährt und den gesamten Rollout in der vorgegebenen Zeit umgesetzt.

cablecom ist in der Öffentlichkeit eher als TV/Radio-Carrier bekannt. Wie erle-ben Sie cablecom als Corporate Network Carrier?

Als Netzwerkprovider für die Migros erlebe ich cablecom als flexibel und kulant. Bei der Erstellung von internen Offerten ist gröss-tenteils auch immer ein WAN-Teil enthalten. Dabei zeigt es sich, dass cablecom kurze Entscheidungswege hat. Die Mitarbeiter den-ken mit und suchen nach kundennahen Lösungen. Ein ganz wichtiger Punkt für alle unsere Projekte ist die Termintreue. Die Ter-mine wurden von cablecom stets eingehalten, auch unter widrigen Umständen.

Da Sie nun zwei Netzwerkpartner haben, können Sie ja interessante Vergleiche anstellen. Sehen Sie den einen oder andern Unterschied?Die Migros setzt sich mit Leidenschaft für die Lebensqualität ihrer Kundinnen und Kunden ein. Diese Philosophie spüre ich auch bei

den Mitarbeitern von cablecom. Die Tech-nik ist heute ja weitgehend identisch. Es sind die Mitarbeiter, welche die Differenz schaffen. Fehler können überall passieren, entscheidend ist der Umgang mit ihnen. Die Dienstbereitschaft der cablecom Mitarbeiter ist enorm hoch. Fehler werden effizient besei-tigt. Relevante Informationen werden intern unverzüglich weitergeleitet, und dieser intakte Informationsfluss wiederum trägt dazu bei, dass dieselben Fehler nicht zweimal passie-ren. Nach über einem Jahr Zusammenarbeit mit cablecom kann ich bestätigen, dass dieses Unternehmen für die Migros ein ganz starker Partner ist.

Herr Rieder, besten Dank für das Gespräch.Interview: Guido Biland

BUSINESS FACTS, 3/2005 5

«Im aktuellen Markt-

umfeld sind die Einzelhandels-

CIOs als Generalunternehmer

gefordert.»

6 BUSINESS FACTS, 3/2005

Eine der schwierigeren Aufgaben eines CIO besteht darin, für die hohen IT- Kosten einen plausiblen ökonomischen Nutzen nachzuweisen. Wie überzeugt Rudolf Schwarz die Generaldirektion von seinen Investitionsplänen? Verfängt das in der IT-Branche gerne zitierte Kosten-argument?Mir fällt auf, dass die Frage der Kosten in Beratungsgesprächen häufig zu stark betont wird. Es kann bei IT-Projekten nicht nur um Kostensenkung gehen. Um sicherzustellen, dass IT-Investitionen nicht einzig nach Kos-tenbetrachtungen, sondern vor allem nach den Nutzenpotenzialen definiert und bewer-tet werden, arbeiten wir eng mit den Auftrag-gebern und Nutzern der Systeme zusammen. Damit werden IT-Projekte zu Geschäftspro-jekten, und diese werden zwangsläufig mit einer «weitwinkligeren» Brille betrachtet.

Der Migros-Konzern ist mit LeShop, Ex Libris, Migrosbank und Hotelplan auch im Online-Geschäft tätig. Im Geschäfts-bericht 2004 steht etwas verschämt, dass die Chancen gut stehen, «dass daraus ein interessanter, gesunder Geschäftsbereich wird». Wann soll es denn so weit sein?Diese Frage müssten die verantwortlichen Unternehmensleiter beantworten. Sicher darf

ich hier ganz «unverschämt» andeuten, dass sich alle Kanäle extrem gut entwickeln und stolze Zuwachsraten schreiben.

Welchen Einfluss wird die IT Ihrer Ansicht nach auf a) die künftige Kundenbezie-hung und b) das künftige Einkaufserleb-nis haben? Stichworte: gläserner Kunde, 1:1-Marketing.IT muss so funktionieren, dass der Kunde durch die Technik in den Genuss eines posi-tiv erlebten Mehrwertes kommt. Die Technik muss also benutzerfreundlich und aus Sicht des Kunden zweckdienlich sein. Ebenso muss der Kunde absolutes Vertrauen in die Systeme haben. So ist es für uns selbstver-ständlich, dass sich Lösungen wie unser Cumulus-Programm strikte an den Daten-schutzgesetzen orientieren und dass diese auch jährlich durch eine unabhängige Instanz geprüft werden. Bei dieser Gelegenheit ver-weise ich gerne auf einen ganz besonderen Wandschmuck in meinem Büro: das Daten-schutzgütesiegel SQS GoodPriv@cy.

Kann die IT zur Differenzierung einer Mar-ke beitragen, indem sie innovative Markt-leistungen ermöglicht?Die IT kann Marktprozesse immer nur unter-stützen, sie kann also nie eigenes Mittel zur Marktleistung sein. Die IT kann aber sicher die richtigen Supportprozesse anbieten, die eben auch neue Marktleistungen ermög-lichen. Dazu zähle ich beispielsweise Loyalty-Programme. Am besten aber passt zu Ihrer Frage ein Satz von Anton Scherrer, den er an der Medienkonferenz im März 2004 geäus-sert hat: «Es ist denkbar, dass der Match zwischen grossen Detailhändlern im Infor-matikbereich entschieden wird.»

Das klingt nach spannenden Zeiten für Sie und Ihr Team. Mit welchen drei IT- Themen befassen Sie sich derzeit am intensivsten, und wie werden sich, den-ken Sie, Ihre Prioritäten als CIO mittelfris-tig verschieben?Zu den wichtigen und jährlich wiederkehren-den Aufgaben gehört die rollende Überarbei-tung der IT-Strategien. Aktuell geniesst auch die IT-Konsolidierung einen hohen Stellen-wert. Letztes Jahr haben wir diesbezüglich die Ziele bis 2007 festgelegt. Diese verfolgen wir mit einem konsequenten IT-Controlling. Schliesslich bildet die Verfolgung der RFID- und Wireless-Technologien einen weiteren wichtigen Schwerpunkt. Ich gehe davon aus, dass diese Prioritäten auch mittelfristig Bestand haben werden.

Welche Erwartungen knüpfen Sie ange-sichts dieser Prioritäten an die Zusam-menarbeit mit Ihren Netzwerkpartnern?Höchste Systemverfügbarkeit steht hier über allem. Wünschenswert wäre auch eine progressive Leistungssteigerung bei eben-so progressiv sinkenden Preisen. Ferner erwarte ich einen anhaltend guten Willen zur Zusammenarbeit. Nicht zuletzt sind Innovationen wie die enge Verknüpfung von Sprache, Text und Bild geradezu Vor-aussetzung für eine langfristige Geschäfts-verbindung. Da cablecom dies aktiv lebt und im Alltag täglich beweist, sehe ich hier gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Partnerschaft.

Herr Schwarz, besten Dank für das Gespräch.

Interview: Guido Biland, Alphatext.com, Zürich

Migros IT-Services

«Es kann bei

IT-Projekten nicht nur um

Kostensenkung gehen.»

Von cablecom bezogene Leistungen

Services topnet Private IP (IP-VPN und EoMPLS) und topnet Global IP

Bandbreiten 256 Kbit/s bis 30 Mbit/s

SLAs überall «Gold»

Standorte 198, davon 86 redundant (Stand Juli 2005)

Infos Nenad Baranasic, Account Manager, Tel. 044 277 92 06,

[email protected]

Die Abteilung Migros IT-Services (MITS) ist für sämtliche IT-Belange im MGB und in weiten

Teilen der Gruppe zuständig und beschäftigt rund 250 Mitarbeitende. Die MITS hat sich folgende

Dienstleistungsgrundsätze auf ihre Fahne geschrieben:

• «Wir kennen unsere Kunden, deren IT-Bedürfnisse und bieten ihnen ganzheitliche Lösungen

aus einer Hand.»

• «Wir sind schnell und flexibel unter Berücksichtigung der Integration.»

• «Wir garantieren marktkonforme Preise bei einem ausgeglichenen Ergebnis.»

• «Wir sind innovativ und fördern neue Technologien, die einen Mehrwert für unsere Kunden

generieren.»

Die Systeme für das Migros-Kerngeschäft sind redundant ausgelegt, damit die vereinbarte

Verfügbarkeit von 99,95% garantiert und erreicht werden kann. Im Rechenzentrum stehen rund

150 Unix- und 250 Windows-Server.