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WOHNREPORTAGE AZOREN. Eine Ruine wird zur Retraite mit Meerblick. CHEMINÉES UND ÖFEN. Seelenwärmer für kalte Tage. SOFAS UND SESSEL. Ob Ikone oder Neuheit, Entspannung ist garantiert. Oktober 2017, CHF 9.50 wohnrevue.ch WOHNREVUE

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WOHNREPORTAGE AZOREN. Eine Ruine wird zur Retraite mit Meerblick. CHEMINÉES UND ÖFEN. Seelenwärmer für kalte Tage.

SOFAS UND SESSEL. Ob Ikone oder Neuheit, Entspannung ist garantiert.

Oktober 2017, CHF 9.50 wohnrevue.ch

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Die Teppichproduktion ist in vielen Ländern ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Handwerkskunst ist dabei aber unterschiedlich tief

in den jeweiligen Kulturen verwurzelt. Die Tradition des Knüpfens und Webens reicht in manchen Gebieten fast über Jahrtausende zurück,

in anderen ist sie überraschend jung.

TEPPICHE DER WELT

«Zu den traditionsreichsten Ländern, in denen Teppiche her-gestellt werden, gehört der Iran. Es gibt dort eine ausgespro-chen grosse Vielfalt an textilen Kunstwerken. Noch heute werden sie von Knüpferinnen der ansässigen Nomadenstäm-me, z. B. den Kaschgai, gefertigt», verrät uns Reto Aschwan-den in einem Gespräch. Der 42-Jährige ist Branchenkenner und Geschäftsleiter vom unabhängigen Label Step, das für fair produzierte Teppiche steht. Der Iran ist vor allem für seine sehr hochwertigen Gabbehs, handgeknüpfte Persertep-piche mit archaischen Motiven, bekannt. Hier liegt auch die Besonderheit des Landes: Man schöpft vor allem aus dem «eigenen Designfundus», der auf alten ikonografischen Mo-tiven der Nomadenstämme basiert. Die traditionelle Hand-werkskunst ist sehr stark in der Kultur der Menschen veran-kert und wird mit grossem Stolz weitergeführt. «Darum ist es dort – im Gegensatz zu anderen Ländern – auch wesent-lich schwieriger, Dessins von westlichen Auftragsländern umzusetzen», so der Experte. Auch in Marokko hat die Teppichproduktion, die dort auf die Kultur der Berber zurückzuführen ist, eine sehr lange Tradition. Dennoch wirken die Berberteppiche – zu den Best-sellern zählen heute die grob geknüpften und flauschigen Aus-führungen mit ethnografischen Mustern in Schwarz-Weiss – häufig erstaunlich modern. Deshalb sind sie heute auch bei Gestaltern wieder angesagt. «Beliebt waren sie aber auch schon zu Corbusiers Zeiten in den 1950er-Jahren. Damals haben sich übrigens viele Künstler von der marokkanischen Kultur inspirieren lassen», erklärt Aschwanden und fügt hinzu: «Hier zeigt sich einmal mehr, dass der Westen kein Mono pol auf moderne Gestaltung hat.»

Das grösste Teppiche herstellende Land ist Indien. Die Viel-falt und Innovationskraft bezüglich Gestaltung, Fertigungs-techniken und Materialien ist enorm. Fast alles wird dort zu Teppichen verknüpft und verwoben: Wolle, Baumwolle, Sei-de, synthetische Materialien, Bananenfasern, ja sogar recy-celte Bobonpapierchen, wie wir auf Seite 85 zeigen. «Der fantasievolle Umgang mit Neuerungen, auch was halbmaschi-nelle Fertigungstechniken angeht, ist typisch für das Land», erklärt Reto Aschwanden. Darum erreicht Indien mit seinen Produkten – von günstiger Massenware bis hin zu exklusi-ven Stücken – den gesamten Markt. Auch wenn die indische Teppichkultur, die einst von den Persern ins Land getragen wurde, längst nicht so alt ist wie die dortige Textilherstellung, so existierte sie aber schon vor Jahrhunderten, als dort noch die Grossmogule herrschten. Sehr jung hingegen ist die Teppichkultur in Nepal. Erst in den 1960er-Jahren wurden dort die ersten Exemplare gefer-tigt. Das handwerkliche Know-how kam nämlich erst mit den Tibetern ins Land, die damals zu Tausenden vor dem chinesischen Regime geflohen sind. So lässt sich auch die Offenheit gegenüber Auftragsarbeiten erklären: Man fühlt sich keiner uralten Tradition verpflichtet. Nepal hat sich ent-sprechend als erstes Land auf die Umsetzung individueller Kundenwünsche spezialisiert. Produktionsstätten von Tep-pichen waren übrigens eines der ersten Schweizer Entwick-lungsprojekte im Ausland. Damit wollte man damals den Flüchtlingen eine Erwerbsmöglichkeit bieten. Heute gehört die Teppichproduktion zu einem der grössten Wirtschafts-zweige des Landes – und handgefertigte Teppiche zum wich-tigsten Exportgut.

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IR A N ZOLLANVARI: Seit seiner Gründung lässt das Schweizer Famili-enunternehmen Zollanvari, das mittlerweile in sechster Generation geführt wird, seine Teppiche von südpersischen Nomaden fertigen. Auch das neue Modell «Kyoto Shibori» (Bild oben rechts, Grösse: 209 × 298 cm) – hier schwarz, grau und lachsfarben – wird aufwen-dig und nach alter Tradition der dort lebenden Knüpferinnen herge-stellt. Die Hochlandwolle aus dem Zagrosgebirge stammt dabei von Schafen der Nomadenstämme selbst. Zunächst wird die Wolle ge-waschen und deren Fasern in eine Richtung gebracht, im Fachjargon auch Karden genannt, um sie anschliessend spinnen zu können. Ge-färbt wird die Wolle ausschliesslich mit natürlichen Stoffen, die von Pfl anzen aus der unmittelbaren mgebung stammen. Das n fen selbst ist hier brigens reine rauensache und fi ndet horizontal am Boden statt. Der Knüpfstuhl, dessen Rahmen früher aus Holz be-stand, wird mittlerweile aus Metallrohren gefertigt. So bleibt der Teppich besser in Form, und es sind grössere Formate möglich. Je nach Knotenzahl und Grösse arbeiten mehrere Frauen für mehrere Monate an einem Teppich. Abschliessend veredelt werden die hand-gefertigten Stücke in Teheran, wo sie u. a. noch gewaschen und die Kanten vernäht werden.

SCH ÖNS TAU B: Auch das neue Teppich-modell «Tropicana 6» vom Schweizer Label Schönstaub, gegründet 2012 von Designe-rin Nadja Stäubli, wird im Iran gefertigt – allerdings maschinell. Das foto realistische Kaktusmotiv, das durch 1,5 Millionen Knoten pro Quadratmeter entsteht, hält hier aber hoff entlich nicht davon ab, den Teppich auch zu benutzen! Dieser besteht nämlich aus sehr weicher und pfl egeleichter Acrylfaser (Kunstseide). Standardgrössen: Ø 240 und 300 cm.

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NEPAL JAN KATH: Der Bochumer, der sich bereits als 24-Jähriger in Nepal mit einer Teppichmanufaktur selbstständig machte, ist bekannt für seine experimentellen Entwürfe. Und mittlerweile weltweit einer der grössten Arbeitgeber in Sachen Teppiche. Vor allem in Kathmandu, der nepalesischen Hauptstadt jenseits des Himalajas, lässt er seine Kreationen produzieren. Nepal hat auf-grund seiner noch sehr jungen Teppichtradition (siehe Seite 76) keinerlei Berührungsänste, was moderne Dessins angeht. Ent-sprechend viele seiner Ideen lässt Jan Kath hier umsetzen. Zu seinen neuesten Modellen zählt z. B. die Kollektion «Ballpoint» (Bild rechts). Der Name verrät bereits, wovon er dabei inspiriert wurde: von einem Kugelschreiber, dessen «Gekritzel» sich von einzelnen feinen Linien zu einer monochromen Fläche verdich-tet. Der Designer dazu: «Durch den langsamen, Monate dauern-den Herstellungsprozess ist es, als würden wir das Chaos zäh-men. Wir fangen es im Teppich ein, bündeln seine Energie und erzeugen ein dynamisches Kraftfeld für den Boden.» Um den feinen Metallglanz der Tinte wiederzugeben, wird hier übrigens nicht nur Hochlandwolle verarbeitet, sondern auch Seidengarn.

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1 TA I P I NG : Bei der neuen Kollektion «Scenematic», die 13 Designs in unterschiedlichen Fertigungstechniken umfasst, handelt es sich um Entwürfe vom Hong-konger Architekten André Fu. Einige Modelle – wie dieses hier – werden in Nepal handgeknüpft, andere wiederum in China handgetuftet. 2 TG I F W: Das junge Fair Fashion & Living Label TGIFW (Thank God It s Fair Wear) aus St. Gallen bietet neu auch Teppiche an, die in Nepal produziert werden. Hier zu sehen das grafi sche Motiv «Sternenhimmel». 3 MI S C H I O F F : Die Kollektion «Mamlin» mit leicht unterschiedlichen Florhöhen basiert auf farbigen Streifenbildern von Dani Misio, Künstler und Chefdesigner des Schweizer Unternehmens Mischioff . Material: 50% Himalaja-Hochlandwolle, 50% Seide. 4 GO L R A N: F ü r d ie Ko l l ek t ion «Lake» hat das Designbüro Raw Edges ein neues Motiv kreiert. Der Teppich, der in drei Farbkombinationen zu haben ist, besteht aus Wolle und Seide. 5 R E U B E R H E NNI NG : Das geometrisch gestaltete Dessin «Max» lehnt sich an den Konstruktivismus an. Als Pate für den Namen stand hierbei Max Bill (1908–1994). Der Teppich gehört zur neuen Kollektion «Abstract» des Berliner Teppichlabels Reuber Henning. Gefertigt in verschiedenen Knüpftechniken und in zwei Farbvarianten.

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EUROPA LA MANUFACTURE COGOLIN: Auch heute noch werden die Teppiche der be-kannten französischen Handweberei, die bereits seit 1924 existiert und einst von Textilingenieur Jean Lauer gegründet wurde, auf alten Handwebstühlen aus dem 19. Jahrhundert gefertigt. Doch trotz gelebter Traditionsverbundenheit setzt die Manufaktur in der Provence längst nicht nur historische Entwürfe um, die noch von Gestaltern wie Christian Bérard, Jules Leleu, Jean-Michel Frank, Sir David Hicks und Jean Cocteau stammen und deren Umsetzung immer noch unverändert durch alte Lochkarten gesteuert wird. La Manufacture Cogolin bringt auch zeitgemässe Kollektionen hervor, so zum Beispiel die neueste namens «Isotopie» (Bilder). Die-se besteht aus vier verschiedenen Dessins mit Hochreliefmustern: «Allitération» (a und Detailfoto), «Diaphore» (b), «Syllepse» (c) und «Isotopie» (d). Allesamt greifen sie dabei das Thema Repetition auf und bilden durch Aneinanderreihung geometrischer otive ein fl chiges uster. Schlinge und elours bestehen dabei aus verschiedenen Farben, die kontrastieren. Die historische Handweberei gehört seit rund sieben Jahren zum Hongkonger Unternehmen House of Tai Ping und wur-de mit Produktionsstätten in Portugal und Nepal verstärkt.

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1 KR AMIS : Hübsches Detail dieses handgetufteten Tep-pichs sind die gebündelten Fransen am Rand. Die Plat-zierungen ergeben sich dabei aus dem Linienmuster. Die Kollektion «Zytgeischt» umfasst 20 verschiedene Modelle. Hier zu sehen: «Zytgeischt 1508». Den Tep-pich mit einer Florhöhe von 8 mm gibt es in verschiede-nen Formen. Sogar im Umriss der Schweiz, wo er auch gefertigt wird!

2 D ES I G NE RS GU I LD: Das üppig-fl orale Design ent-stand im Londoner Headoffi ce, gefertigt wird der neue Teppich in den Niederlanden. Bei «Delft Flower» han-delt es sich also um ein durch und durch europäisches Produkt. Masse: Ø 250 cm. Passend zum Teppich gibt es auch Kissen und Plaids mit gleichem Motiv.

3 OB J EC T C A RPE T: Seine Kollektion «Freestile», die bis Anfang des Jahres nur als grossfl ächiger Bodenbe-lag zu haben war, hat der deutsche Hersteller weiterent-wickelt. Entstanden ist die neue Kollektion «Rugxstyle», die nun aus abgepassten Teppichen in drei verschie-denen Formen besteht. Material: recycelfähiges PET. Design: Kathrin und Mark Patel. Made in Germany

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SÜDAFR IK A ARTHA COLLECTIONS: Aus grosser Wertschätzung ge-genüber handgefertigten Produkten aus aller Welt gründe-ten Catherine Grigioni und ihre Tochter Claire Grigioni im Jahr 2014 das Label Artha Collections. Zum Sortiment des Mutter-Tochter-Gespanns, das in der Schweiz lebt, zählen Wohnaccessoires und Heimtextilien, die vom Duo selbst ent-worfen und dann von entsprechenden Kunsthandwerkern ge-fertigt werden, u. a. in verschiedenen Regionen Indiens. Der abgebildete Teppich «The Arrow Rug» wird in Südafrika her-gestellt – von Frauen aus den umliegenden Townships von Kapstadt, die sich mit der Produktion ein regelmässiges Ein-kommen sichern können. Als Selbstständige entscheiden sie dabei selbst, wann und wie viel sie arbeiten möchten, sodass sie auch anderen Tätigkeiten nachgehen und sich auch um ihre Familien kümmern können. Die Textilien bestehen aus hand-gesponnener Wolle, die in einer Kunsthandwerkergenossen-schaft gewoben wird. Die Dichte der Wolle – sie stammt vom Karakulschaf, einer Steppenschafrasse, die ursprünglich aus Zentralasien stammt – macht die Teppiche einerseits sehr ro-bust, auf der anderen Seite auch sehr weich. Das grafische Muster geht auf Bemalungen zurück, mit denen die Häuser des südafrikanischen Stammes Ndebele dekortiert werden.

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M A ROKKO AIT SELMA: In der kargen und rauen Landschaft des süd-marokkanischen Atlasgebirges entstehen die handgefertig-ten Teppiche des Berner Labels AIT Selma, das von Textil-designerin Salomé Bäumlin (*1980) und Teppichhändler Farid Ait Belkass (*1979) gegründet wurde. Der Marokka-ner stammt selbst aus dem Gebiet, in dem die Frauen des Berberstammes Ait Ouazguite die Teppiche in traditionel-ler Weise knüpfen und weben. Verwendet wird hierbei Wolle von Schafen aus der Region, die meist naturbelassen bleibt. Wenn Farbe zum Einsatz kommt, dann wird diese aus Natur-stoffen wie Beeren, Blumen oder aus Gemüseresten gewon-nen. Die nötigen Hilfsstoffe basieren dabei auf Mineralien aus lokalem Gestein. Rund 40 Berberfrauen sind für AIT Selma tätig und setzen die schlicht-modernen Entwürfe um, die im kreativem Dialog entwickelt werden und eine Brücke aus traditionellen Handwerkstechniken und schlichtem De-sign schlagen. Das gezeigte Modell «Shadui Fatima II» mit Fransen und in dezenter Farbgebung zählt zu den Neuheiten des Labels und misst 252 × 170 cm.

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INDIEN DANSKINA: Für das neue Teppichmodell «Lucky» liess sich die niederländische Designerin Karin An Rijlaarsdam in Brasilien inspirieren: «Eines Tages fand ich ein wunder-schönes ‹Afoxé›, ein Schlaginstrument, das von Hand aus ei-nem Flaschenkürbis hergestellt wird und von einem Netz aus verknoteten Seilen und Perlen umwickelt ist. Dieses afro-brasilianische Instrument wird oft für spirituelle und leben-dige Musik sowie Tanzaufführungen verwendet.» Der Ent-wurf besteht aus gezwirntem Garn und wird in Nordindien gefertigt. Trotz seiner speziellen Machart – die Knoten bil-den kleine Rosetten – ist der dicke und warme Teppich in jedem Ambiente denkbar. Zur Auswahl stehen hierbei fünf Farben. Die Höhe beträgt 27 mm, die maximale Grösse (ohne Fransen) liegt bei 300 × 300 cm. Entwickelt wurde der Tep-pich für den niederländischen Teppichhersteller Danskina, der seit 2011 zum dänischen Unternehmen Kvadrat gehört.

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1 C A RL H A NS E N: In Zusammenarbeit mit der dä-nischen Textil - und Keramikdesignerin Naja Utzon Popov – der Enkelin des bekannten Architekten und Pritzker-Preisträgers Jørn Utzon (1918–2008) – ent-stand die neue Teppichkollektion «Botanica». Das Motiv erinnert an Pfl anzen und gleichzeitig auch an einen Drachentanz.

2 K YMO: Inspiriert wurde das neue Modell «Cross-fader» durch den gleichnamigen Schieberegler an einem Mischpult, der zwei gleichzeitig abgespiel-te Lieder miteinander überblendet. Die Designerin Katharina Tannous liess beim Teppich entsprechend Linien in unterschiedlichen Blautönen ineinander über-gehen. Gefertigt aus Neuseelandwolle und Viskose.

3 NOMA D: Sie werden es kaum erraten können, aus welchem Material dieser Teppich gefertigt ist. Nebst grauer Neuseelandwolle nämlich aus: recyceltem Bonbonpapier! Der Entwurf stammt von Architektin Jutta Werner, der Gründerin des Hamburger Labels Nomad. Jeder Teppich ist eine Massanfertigung und entsteht in Handarbeit. Die Grösse ist frei wählbar.

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1 GA N: «Parquet» nennt sich diese neue Kollektion, die vom schwedischen Designerduo Front entworfen wurde. Die Teppiche gibt es in drei verschiedenen geo-metrischen Mustern: «Rhomb» (Bild), «Hexagon»und «Tetragon». Speziell sind hier nicht zuletzt die unregelmässigen Umrisse – schliesslich muss es ja nicht immer rechteckig oder rund sein …

2 K A RPE TA : Grafi sch und kontrastreich geht es auch bei der Kollektion «Zullayj» zu, eine der neu-esten Kreationen aus dem Hause Karpeta. Mas-se: 170 × 240–200 ×300 cm. Es sind auf Anfrage aber auch individuelle Grössen möglich. Material: 50% Wolle, 40% Jute, 10% Baumwolle.

3 B RE TZ: Wo es den schönsten Sonnenuntergang gibt? Im Wohnzimmer! Zumindest könnte man das meinen beim Anblick vom Modell «Sundowner». Der Teppich wird in einer kleinen Manufaktur in der Nähe von Delhi gefertigt und besteht aus Viskose, Schur- und Baumwolle. Als Pendant gibt es auch die Variante «Sunrise» in Gelb- und Blautönen.

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