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Dr. Wolfgang Schindler • PS Phraseologie: Kollokationen und FVG • LMU München • Winter 2018 • Seite 1 ACHTUNG: Dieses Paper ist in Überarbeitung! 1 Bestimmungen von KOLLOKATION Kollokation - Lesart 1 : „jedes beliebige, faktische Miteinandervorkommen zweier oder mehrerer Wörter in syntagmatischen Verbindungen“ (Lehr, Andrea. 1993. Kollokationsanalysen (...). In: Zs. f. Germ. Ling. 21:1, 2-19) (1) rief erneut den Kellner rief erneut, rief den Kellner, erneut den, den Kellner Kollokation - Lesart 2 : eine Zweierverbindung aus einem frei verfügbaren BASIS-Lexem und einem Kollokator-Lexem, das zum Ausdruck einer bestimmten Bedeutung von der Wahl der Basis abhängt (z. B. Hausmann, F. J. (1985). Kollokation im deutschen Wörterbuch. In: Bergenholtz, H./Mugdan, J. (Hgg.), Lexikographie und Grammatik. Tübingen, 118-129) (2) ‚beginnen, WUT zu haben‘ = in Wut geraten (Kollok ); vgl. *in Ärger geraten. Kollokation - Lesart 3 : eine komplexe lexematische Versprachlichung einer konzeptuellen Struktur (Kohn, Kurt. 1992. Bemerkungen zur Kollokationsproblematik. In: S. Anschütz (Hg.), Texte, Sätze, Wörter, Moneme. FS Klaus Heger z. 65. Geb. Heidelberg) (3) ‚eine ÜBEREINKUNFT schaffen‘ = eine Übereinkunft treffen, erzielen Kollokation – Lesart 4 : eine häufige (statistisch signifikant e) Wortverbindung. Rein frequenzbestimmt, somit könnten schöne Frau, schönes Wetter oder schlechtes Wetter, schlechtes Gewissen Kollokationen sein. Was aber unterscheidet sie von freien Wortverbindungen? Kollokation - Definitionsvorschlag : bevorzugte, habitualisierte, grammatisch-semantisch nicht oder kaum fixierte Wortverbindung, durch die eine Bedeutung bevorzugt oder gar unter Ausschluss denotativ adäquater Wörter zum Ausdruck gebracht wird. (4) KAFFEE: trinken (nehmen, genießen ...); DU CAFÉ: prendre (boire, savourer ...) 2 Skizze des Phänomenbereichs Als Beispiele für Kollokationen werden z. B. genannt (< M > = markierter Sprachgebrauch): (5) Zähne putzen / M säubern/ M waschen; Telefonnummer wählen / M zusammensetzen 1

wolfgang-schindler.userweb.mwn.de · Web view), der andere wird in Abhängigkeit von der Basis als Kollokator ge wählt. Eine Kollokation versprachlicht ein meist zweigliedriges Konzept

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Dr. Wolfgang Schindler • PS Phraseologie: Kollokationen und FVG • LMU München • Winter 2018 • Seite 9

ACHTUNG: Dieses Paper ist in Überarbeitung!

1 Bestimmungen von Kollokation

Kollokation - Lesart 1: „jedes beliebige, faktische Miteinandervorkommen zweier oder mehrerer Wörter in syntagmatischen Verbindungen“ (Lehr, Andrea. 1993. Kollokationsanalysen (...). In: Zs. f. Germ. Ling. 21:1, 2-19)

(1) rief erneut den Kellner rief erneut, rief den Kellner, erneut den, den Kellner

Kollokation - Lesart 2: eine Zweierverbindung aus einem frei verfügbaren BASIS-Lexem und einem Kollokator-Lexem, das zum Ausdruck einer bestimmten Bedeutung von der Wahl der Basis abhängt (z. B. Hausmann, F. J. (1985). Kollokation im deutschen Wörterbuch. In: Bergenholtz, H./Mugdan, J. (Hgg.), Lexikographie und Grammatik. Tübingen, 118-129)

(2) ‚beginnen, WUT zu haben‘ = in Wut geraten (Kollok); vgl. *in Ärger geraten.

Kollokation - Lesart 3: eine komplexe lexematische Versprachlichung einer konzeptuellen Struktur (Kohn, Kurt. 1992. Bemerkungen zur Kollokationsproblematik. In: S. Anschütz (Hg.), Texte, Sätze, Wörter, Moneme. FS Klaus Heger z. 65. Geb. Heidelberg)

(3) ‚eine ÜBEREINKUNFT schaffen‘ = eine Übereinkunft treffen, erzielen

Kollokation – Lesart 4: eine häufige (statistisch signifikante) Wortverbindung. Rein frequenzbestimmt, somit könnten schöne Frau, schönes Wetter oder schlechtes Wetter, schlechtes Gewissen Kollokationen sein. Was aber unterscheidet sie von freien Wortverbindungen?

Kollokation - Definitionsvorschlag: bevorzugte, habitualisierte, grammatisch-semantisch nicht oder kaum fixierte Wortverbindung, durch die eine Bedeutung bevorzugt oder gar unter Ausschluss denotativ adäquater Wörter zum Ausdruck gebracht wird.

(4) KAFFEE: trinken (nehmen, genießen ...); DU CAFÉ: prendre (boire, savourer ...)

2 Skizze des Phänomenbereichs

Als Beispiele für Kollokationen werden z. B. genannt ( = markierter Sprachgebrauch):

(5) Zähne putzen/ Msäubern/ Mwaschen; Telefonnummer wählen/ Mzusammensetzen

cepillarse ‘bürsten’ los dientes, lavarsi i denti; comporre ‚komponieren‘ numero telefonico

bittere/herbe/ Mstarke Enttäuschung (dt. herbe E. > frz. amère ‚bittere‘ déception),

bittere/herbe (DWDS: heftige) Niederlage; bittere (DWDS kaum Treffer: Mschwere) Armut

Frage stellen (it. fare una domanda), Hilfe leisten, Vereinbarung treffen (NVG)

den Tisch decken it. apparecchiare (‘vorbereiten’, vgl. coprire ‘(be)decken’) la tavola

eine Entscheidung treffen/ fällen/ Mmachen (to make a decision).

In Bewegung geraten, setzen, bringen, sein, bleiben; Anerkennung finden (FVG)

in Wut/ Zorn/ MÄrger/ Verzweiflung/ MEnttäuschung/ Verzückung/ MBegeisterung geraten

Eine Kollokation ist eine restringierte Wortkombination: Ein Kombinationspartner ist als Basis frei (z. B. Zähne, Hilfe, Bewegung), der andere wird in Abhängigkeit von der Basis als Kollokator gewählt. Eine Kollokation versprachlicht ein meist zweigliedriges Konzept (z. B. HANDLUNG + AFFIZIERTES OBJEKT, kategorial V + AKKO) so, dass der Kollokator eine bestimmte Bedeutung bezüglich der Basis ausdrückt, die abhängig von der Basis ist und nicht von der freien Wahl der Sprecherin aus alternativen Möglichkeiten. Es geht um Kombinationspräferenzen! Wenn wir das Konzept ‚x bewirkt, dass die Zähne sauber werden‘ versprachlichen, dann wählen wir zu Zähne bevorzugt den Kollokator putzen von säubern, saubermachen, bürsten, waschen etc.

Diese Präferenzen lassen sich mit den DWDS-Funktionen „Typische Verbindungen“ und „DWDS-Wortprofil“ untersuchen. So finden sich zu Zahn in absteigender Häufigkeit im Wortprofil bei „ist AKKO/DATO von“: zusammenbeißen, fletschen, putzen, blecken; an Pos. 14 immerhin reinigen. Unter „typische Verbindungen“ sind unter anderen besonders deutlich markiert: Klau(e), zusammenbeißen, fletschen, putzen, knirschen.

Kollokationen sind „idioms of encoding“, d. h. wenn man den Wortschatz und die Grammatik einer Fremdsprache gut beherrscht, aber deren Phraseologie noch nicht, dann wird man die Kombinationspräferenzen öfters verfehlen. Man wird zwar verstanden (keine „idioms of decoding“, z. B. MIch wasche mir die Zähne, MHilfe spenden, Meine Entscheidung machen), aber es ist kein „native-like speaking“ („so sagt man das im Deutschen nicht“). Beispiele: einen Vortrag halten/?geben, to give a lecture, eine Entscheidung treffen/fällen/?machen, to make a decision.

Schwer zu klären ist das öfters genannte Kriterium, dass eine Kollokation in der Regel nicht-idiomatisch oder allenfalls schwach idiomatisch ist. Bei Zähne putzen ist das nachvollziehbar! Dass Kohldampf schieben ‚großen Hunger empfinden‘ ein Idiom ist, ist klar. Dass Frust schieben ‚Frust empfinden‘ (vielleicht keine gemeinsprachliche, sondern eine gruppensprachliche Kollokation) zumindest hinsichtlich Frust wörtlich ist, ist auch klar. Das man Frust schieben und seltener empfinden sagt, ist allerdings nicht vorherzusagen. Schieben wird hier nicht in seiner angestammten Bedeutung (‚etw. auf eine bestimmte Weise bewegen‘) verwendet, sondern ist hier der von Frust abhängige Ausdruck für das Konzept EMPFINDEN. – Ich kann auch Überstunden schieben oder Wache schieben, hier wird MACHEN basisabhängig versprachlicht.

Wie ist nun der Teilbereich Kollokation sprachlich einzuordnen? Kollokationen werden oft zwischen freien (regelhaften) und idiomatischen Wortverbindungen platziert bzw. in einem Prototypenmodell am Rande der Kategorie Phraseologismus angeordnet.

Freie Wortverbindungen Kollokationen Idiomatische Wortverbindungen

phraseologische wortverbindungen/phraseologismen

eine Frage vergessen eine Frage stellen Keine Frage![footnoteRef:1] [1: Wie in Keine Frage (‚ganz gewiss‘)! Da wollen wir alle dabei sein!]

die Zähne untersuchen die Zähne putzen einen Zahn zulegen

in Bewegung geraten (FVG)

bitteres Getränk bittere Armut, bitterer Ernst (etwas bitter nötig haben?)

Bildnachweis: Heine, Antje (2006): Funktionsverbgefüge in System, Text und korpusbasierter (Lerner-)Lexikographie (Finnische Beiträge zur Germanistik 18). Frankfurt am Main u. a., S. 52

Heine (2006) führt eine Zweiteilung ein, die berücksichtigt, ob das beteiligte Verb alleiniger Valenzorganisierer ist oder ob das Gefüge N + V die Valenz organisiert. Dadurch werden N+V-Kollokationen und FVG stärker voneinander getrennt. Es bleibt eine theoretische bzw. eine Forschungsfrage, ob beide Teilklassen enger zusammengehören oder nicht.

3 Eine kleine Fallstudie

‚beginnen, einen Gefühlszustand zu haben‘ ‚Gefühlszustand haben‘

unmarkiert hoher Grad bewirken

ÄRGER ?[footnoteRef:2] ? ?[footnoteRef:3] empfind [2: Ärger bekommen hat eine andere Lesart, er wird einem von außen zugetragen und entsteht nicht, wie hier gemeint sein soll, im Inneren als Gefühlszustand.] [3: Als freie Wortverbindung wäre bzgl. dieser Spalte vermutlich Ärger etc. verursachen anzusetzen.]

ANGSTbekommen[footnoteRef:4] ? versetzen in empfind, fühl, hab [4: In Angst geraten: DWDS 11 Treffer, 1650-1977; Angst bekommen: 468 T., 1835-2018.]

BEGEISTERUNGgeraten inausbrechen in versetzen in empfind, ?fühl, heg

ENTSETZEN ? ? ? empfind

ENTZÜCKENgeraten in ? versetzen in empfind[footnoteRef:5] [5: Die rote Markierung verwende ich hier, wenn ich die entsprechende Wortverbindung 2016 nachträglich habe nachweisen können. Die Tabelle beruht auf einem ca. 10-15 Jahre alten Stand.]

GROLL ? ? ? empfind, fühl, hab, heg

LEIDENSCHAFT ? ? ? empfind, hab, heg

VERZWEIFLUNGgeraten inausbrechen in ? empfind, fühl

WUTgeraten inausbrechen in versetzen in empfind, fühl, hab

Fallbetrachtungen

(6) (s)eine Meinung äußern/ aussprechen/ darlegen/ formulieren/ kundtun/ sagen

M. sagen (1420)/ äußern (532)/ kundtun (157)/ aussprechen (118)/ darlegen (25)/ formulieren (19)

(7) sich eine Meinung machen/ erstellen/ formen/ bilden/ verschaffen/ zusammentragen

sich eine Meinung bilden (36)/ machen (1, Blog)/ erstellen/ formen/ verschaffen/ zusammentragen

(8) einen Hinweis sagen/ aussprechen/ vortragen/ darlegen/ geben/ liefern/ kundtun

einen Hinweis geben (117)/ liefern (10)/ sagen/ aussprechen/ vortragen/ darlegen/ kundtun

(9) (s)eine/n Beschluss/ Entscheidung/ Gesetze/ Maßnahme/ Wahl + beschließe/ ergreifen/ erlassen/ erstellen/fabrizieren/ fällen/ fassen/ treffen/ verabschieden/

Beschluss fassen

Entscheidung treffen/ fällen

Gesetze verabschieden/erlassen/beschließen

Maßnahme ergreifen/ treffen/ beschließen/ durchführen

Wahl treffen

4 Funktionsverbgefüge (FVG)

FVGs enthalten ein semantisch abstraktes Funktions- oder Streckverb (wie geraten) und deverbale (bedrängen/bewegen > in Bedrängnis/Bewegung geraten) oder deadjektivische Substantive (verlegen > in Verlegenheit geraten). Bei noch weiterer Fassung werden Substantive eingeschlossen, die nicht abgeleitet sind wie bei in Armut/Ekstase/Not geraten.

Teils wirkt dies, als wolle man eine verbale Streckform ohne semantischen Mehrwert erreichen wie bei danken und Dank sagen oder folgen und Folge leisten und teils werden semantische Mehrwerte bzw. Aspekte wie ‚inchoativ/ingressiv‘ oder ‚kausativ‘ (vgl. in Bewegung/in Wut geraten, in Bewegung/in Wut bringen) oder ‚passivisch‘ (Anwendung finden) ausgedrückt. Oft werden Streckformen und funktionale Gefüge unter FVG subsumiert. Manchmal (v. a. früher) werden innerhalb einer Gesamtklasse Nominalisierungsverbgefüge (NVG) die FVG als die Funktionen tragenden Gefüge als Subklasse gefasst, vgl. die Streckform einen Vortrag halten ‚vortragen‘ und das kausative zum Vortrag bringen. Ich bezeichne hinfort all diese Gefüge als FVG!

FVG lassen sich als Untergruppe der (Nomen-Verb-)Kollokationen aufzufassen, sofern nachzuweisen ist, dass nicht alle Funktionsverben mit semantisch vergleichbaren Substantiven kombinieren und dass also Kombinationspräferenzen bestehen! Andere, wie z. B. Antje Heine, trennen NV-Kollokationen und FVG nach dem Kriterium der Bildung komplexer Prädikate (FVG: +, NV-Koll.: –).

Es ist aber auch darauf hinzuweisen, dass es einige (wenige) Linguist*innen gibt, die die die Ansicht vertreten, dass FVGs nichts Besonderes und die beteiligten Verben nicht als spezielle Klasse (FV) anzusehen seien (z. B. Heike Winhart[footnoteRef:6] oder Jeroen van Pottelberge). [6: Vgl. Heike Winhart („Funktionsverbgefüge im Deutschen“, 2005: 193): „In der vorliegenden Arbeit wurde dafür argumentiert, Verbindungen aus Verb und Nominalisierung, die in der Literatur als Funktionsverbgefüge bezeichnet werden, als reguläre Konstruktionen zu analysieren, die […] zum anderen zu Inkorporationsverhalten im weiten Sinne neigen (Bezug nehmen […]).“]

Einige Eigenschaften von FVG: Eingeschränkte Syntax (teilweise), z. B. Einschränkung der Artikelwahl, keine Attribute möglich etc.: in (*eine/*eine schnelle) Bewegung setzen, zum (*zu dem) Kochen bringen. Dabei finden sich beim Typ PP + FV deutlich mehr Einschränkungen als beim Typ NP + FV. Attribuierung, Relativsatzanbindung, Pronominalisierung können eingeschränkt sein: Die Menge setzte sich in Bewegung(*, die unerwartet schnell war)/*in Bewegung. Sie war unerwartet schnell. Erfragung nicht möglich/eingeschränkt z. B. bei: Wozu brachte er das Wassser? ?Zum Kochen. – Vgl. auch: Die Angelegenheit kam schnell ins Rollen/*kam in (ein) schnelles Rollen (adverbialer vs. *attributiver Modifikator), hier zeigt sich, dass FV und die PP wie ein komplexes Prädikat fungieren und nicht wie Prädikat + PP-Satzglied.

5 Empirisches

Basen, die mit zollen Kollokationen bilden (aus meiner Habilitationsschrift 1996: 141)

% ZahlNomen Beleg WBAlternativen

23,7 23 Respekt + bekunden, erweisen

19,6 19 Lob + aussprechen, erteilen, spenden

18,6 18 Anerkennung + aussprechen, spenden

16,5 16 Tribut + (?entrichten)

13,4 13 Beifall + klatschen, spenden

1 1 Achtung + entgegenbringen, erweisen

Beachtung + schenken

Bewunderung + ---

Dank + abstatten, sagen

nur Kor- → Aktualität - ---

pusbelege,→ Aufmerksamkeit - bekunden, richten auf, zeigen für

nicht im→ Hochachtung - begegnen mit

Wörterbuch → Wertschätzung - ---

---------------------------------------------------------------------------------------

nur Wörter-Applaus + spenden

buchbelegeTeilnahme[footnoteRef:7] + aussprechen, zeigen an [7: Es gibt sehr wenige DWDS-Treffer zwischen 1848 und 1910.]

Gelb: auch in der DWDS-Recherche unter den häufigeren Verbindungen

Rot: im DWDS-Referenzkorpus (aggregiert, 1473-heute) (fast) nicht vorhanden

Unterstrichen: (sehr) wenige Treffer im DWDS-Referenzkorpus (aggregiert)

Grün: ausschließlich in DWDS gefunden (Verehrung, Kompliment, Dankbarkeit zollen)

Recherche DWDS 9.11.18

AKKO (DATOs ausgesondert) LogDice Frequenz

1. Tribut

12.0

1069

2. Respekt

11.2

1520

3. Beifall

9.3

330

4. Anerkennung

9.3

416

5. Lob

8.9

148

6. Bewunderung

8.1

72

7. Achtung

7.9

62

8. Hochachtung

7.8

46

9. Dank

7.6

55

12. Applaus

6.4

25

17. Verehrung

6.2

15

18. Kompliment

6.1

17

20. Sonderlob

5.8

10

25. Dankbarkeit

5.2

8

26. Aufmerksamkeit

5.2

36

Ältere Belege zollen + N (Akk.): Freude zollen (1743), Schmeicheleyen, welche dir den Tag über gezollet waren (1750), zollen Dir Huldigung und Pflicht (1778).

Basen, die mit abstatten Kollokationen bilden (aus meiner Habilitationsschrift 1996: 143)

% Zahl Nomen Beleg Alternativen

77,6 66 Besuch + machen

16,5 14 Dank + aussprechen, sagen, zollen

3,5 3 Bericht + erstatten, geben

→ 1,2 1 Bringschuld - ---nur im Korpus, ohne Wörterbuchbeleg

1 Visite + machennur Wörterbuchbeleg, nicht im Korpus

Recherche DWDS 9.11.18

AKKO (DATOs ausgesondert) LogDice Frequenz

1. Besuch[footnoteRef:8] [8: Zusätzlich gibt es viele Treffer zu Komposita mit Staatsbesuch, Blitzbesuch, Auslandsbesuch, Hausbesuch. Solidaritätsbesuch usw. (N-)Besuch abstatten ist in besonders häufig und „verfestigt“.]

12.2

3787

4. Dank

9.8

251

10. Visite

7.5

37

11. Stippvisite

7.2

28

24. Dankesschuld

6.1

13

63. Bericht

3.0

14

Ältere Belege abstatten + N (Akk.): Dienste wieder abstatten (1715), von einer Person Zustand Zeugniß abzustatten (1717), der Trost, den man der traurigen hinterlassenen Familie abstatten solle (1728), Das Gegen-Compliment wird gleichfalls von der gantzen Gesandschafft abgestattet (1729), einander besondere Glückwünsche abzustatten (1736).

6 Igor Mel’cuk & Kolleg*innen: Lexikalische Funktionen (LF)

Eine lexikalische Funktion ordnet einem Lexem x ein Lexem y oder mehrere Lexeme y1, y2, … yn zu, wobei x und y in einer paradigmatischen (Syn (alt) = bejahrt, betagt, …) oder syntagmatische Beziehung (vgl. (10)) zueinander stehen.

(10) f (L) = {Li}

Funktion keyword, ArgumentWert(e)

Magn (dumm) =~ wie Bohnenstroh, wie die Nacht, wie Brot[footnoteRef:9] [9: Die Tilde <~> steht für das keyword, könnte aber bei gebundenen Einheiten auch durch einen Strich <-> ersetzt werden.]

Die Schreibweise ist nach Mel´cuk und Kolleg*innen:Funktion (Argument) = Wert

Beispiel:Magn (dumm) = sau-, stroh-, _ wie Brot

Alternativvorschlag:Hoher Grad (dumm) = sau-, stroh-

Oper1  führt zu einem Kollokator-Verb, bei dem das AGENS als SUBJEKT und das Lexem (Hilfe < helfen) als dir.Obj./AKKO fungiert. Semantisch drückt Oper1 aus: Was macht Agens mit dem Lexem als Objekt, wenn Agens die Handlung ausführt (z. B. Sie/Er leistet/?gibt Hilfe)?

(11) f (L) = {Li}

Funktion keyword, ArgumentWert(e)

Oper1 (help)= give, offer, provide __

Hilfe ?geben/?anbieten/?offerieren/?bereitstellen

Oper1 (Hilfe) =__ leisten

Punkt 6 wird erweitert!

7 Kollokationswörterbücher

– Häcki-Buhofer, Annelies/Dräger, Marcel/Meier, Stefanie/Roth, Tobias [= Häcki-Buhofer et al.] (2014): Feste Wortverbindungen des Deutschen. Kollokationenwörterbuch für den Alltag. Unter Mitarbeit von René Frauchinger et al. Tübingen: Francke.

(Internetpräsenz des Wörterbuchteams: http://colloc.germa.unibas.ch/web/projekt/)

- Quasthoff, Uwe (2010): Wörterbuch der Kollokationen im Deutschen. Berlin; New York

- Wenn man das Duden-Stilwörterbuch (Duden-Reihe Bd. 2, 10. Aufl. 2017) kritisch liest, kann man aus diesem etliche Kollokationen entnehmen.

- Auch das etwas angejahrte „Wörter und Wendungen“ von Erhard Agricola kann man ähnlich wie den Stil-Duden zu Rate ziehen.

TIPP: Ein formal sauber ausgearbeitetes Konzept von Kollokation liegt in der meaning-text theory (MTT) bzw. den lexikologischen Arbeiten von Igor Mel’cuk und Kolleg*innen vor. Es gibt einige Wörterbuchansätze mit dem Titel Dictionnaire explicatif et combinatoire ... (DEC)!

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