40

Zae-blatt 07/08 13 - kzv-sh.de · … ging bei Praktiker jahrelang gut, jetzt meldete der Mutterkonzern mehrerer Baumarktketten Insolvenz an, zwei Wochen später folgte die Tochter,

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 20132

INHALT

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Bundestagswahl 2013:Das Gesundheitswesen in Deutschland . . 4

Praxisbarometer:

Ein Jahr novellierte Gebührenordnung für Zahnärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

55. Sylter Woche:

Impressionen eines Teilnehmers . . . . . . . 10

Ostseesymposium 2013:

Kommunikation und Praxismanagement 16

Dr. Thomas Ruff 25 Jahre im Amt . . . . . . 17

Neue Gesichter in der Kammerversammlung . . . . . . . . . . 18

Examensball des Sommersemesters 2013 . . . . . . . . . . . . . 20

Hilfsaktion auf den Philippinen . . . . . . . . 22

KZV-Vertreterversammlung:

Bürgerversicherung geschlossen abgelehnt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

116. Deutscher Ärztetag:

Bürgerversicherung verhindert Wettbewerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

KBV droht mit gematik-Austritt . . . . . . . 30

Wahlprogramm der Union:

Klares Bekenntnis zur PKV . . . . . . . . . . . 32

Krankenkassen in der Kritik des Bundesdatenschutzbeauftragten . . . . . . 34

Rundschreiben der KZV SH . . . . . . . . . . 35

Mitteilungsblatt der ZÄK SH . . . . . . . . . 36

Meldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Herausgeber: Kassenzahnärztliche Vereinigung undZahnärztekammer Schleswig-Holstein Redaktion: Zahnärztekammer: Dr. Joachim Hüttmann (verantw.), Dr. Thomas RuffKassenzahnärztliche Vereinigung: Dr. Peter Kriett (verantw.),www.kzv-sh.deverantwortlich für diese Ausgabe:Dr.Joachim HüttmannVerlag: Zahnärztekammer Schleswig-Holstein Westring 496 · 24106 Kiel Tel. 0431/260926-30, Fax 0431/260926-15E-Mail: [email protected], Herstellung:form + text | herbert kämper · KielTitel: ComLog Werbung + PR, KielDruck: Schmidt & Klaunig · KielNamentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber oder der Redaktion wieder. Das Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein erscheint 12-mal jährlich; darunter eine Doppelausgabe; Auflage 3.650; Preis des Einzelhefts:4 EUR; der Bezugspreis ist in den Körperschafts-beiträgen enthalten. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.

AKTUELL

PKV-Rechenschaftsbericht:

Steigerungen bei Zahnmedizin

Die PKV-Unternehmen haben im Jahr 2012 für die ambulante Arztbehandlung jeVersichertem 1,8 Prozent mehr ausgeben als im Jahr 2011. Damit lag der Anstieg etwas über dem durchschnittlichen Anstieg für ambulante Leistungen,der 1,6 Prozent beträgt. Während die Ausgaben für die stationären Leistungenje Versichertem leicht um 0,5 Prozent zurückgingen, mussten für die zahn-medizinische Versorgung 6,6 Prozent mehr aufgewendet werden. Insgesamt gaben die PKV-Unternehmen 2012 in der Krankenversicherung inklusive derRegulierungskosten 22,5 Milliarden Euro für Leistungen an Versicherte aus, ein Plus von 2,1 Prozent. Die Beitragseinnahmen in der Krankenversicherunglegten um 3,4 Prozent auf 33,7 Milliarden Euro zu. Die Abschlusskosten derBranche fielen um 6,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Die Verwaltungskostenerhöhten sich um 5,9 Prozent auf 900 Millionen Euro. Die Alterungsrück-stellungen in der Kranken- und Pflegeversicherung summierten sich am Jahresende auf 180 Milliarden Euro, ein Anstieg um 6,2 Prozent.

ÄZ

Kassenärztliche Vereinigung:

Mehr Delegation unumgänglich

Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein ist der Auffassung, dass sichdie Grundversorgung nur durch die verstärkte Einbindung von Assistenzkräftensichern lasse. KV-Vize Dr. Ralph Ennenbach erklärte beim Sommerempfang des BKK Landesverbandes Nordwest in Hamburg, um die ärztliche Grund-versorgung aufrecht zu erhalten, seien mehr als „kosmetische Veränderungen"erforderlich. Ennenbach zeigte sich dabei nicht nur für Delegationsmodelle offen, sondernsprach sich für „zertifizierte Grundversorgungspflegekräfte" aus, die im ambulanten Sektor ausgebildet werden und die auch freiberuflich arbeitenkönnten. Dies würde nach seiner Ansicht zur Attraktivität des gesamten Berufszweiges beitragen. Zu möglichen Bedenken von Allgemeinärzten sagteEnnenbach: „Wer so viel zu arbeiten hat, dass er dies nicht bewältigen kann,muss rational betrachtet keine Angst um seine Existenz haben. Und den medizi-nischen Kern der ärztlichen Kompetenz kann dieser Dualismus eher betonen alsnivellieren." Allerdings setze eine solche Veränderung auch eine Befreiung des ärztlichenGrundversorgungsbereichs von der Budgetierung voraus, denn: „Wie soll mandie Bereitschaft zur Teilung des eigenen Tätigkeitsfeldes erwarten dürfen, wenndas so gewünschte grundversorgte Tun bürokratisch-fiskalisch begrenzt wird." Hintergrund ist der Generationswechsel bei Ärzten. In den kommenden siebenJahren gehen bundesweit 70.000 Ärzte in den Ruhestand, nur 7000 pro Jahrrücken nach. Damit fehlen in den kommenden sieben Jahren insgesamt rund 20.000 Ärzte. Ennenbach forderte deshalb Rahmenbedingungen, die idealerweise garantierten, dass nur dann der Arzt zum Einsatz komme, wenn eswirklich erforderlich sei.

di

… ging bei Praktiker jahrelang gut, jetztmeldete der Mutterkonzern mehrererBaumarktketten Insolvenz an, zweiWochen später folgte die Tochter, dasHamburger TraditionsunternehmenMax Bahr.

Kunden mit Gutscheinen wer-den an den Kassen darauf hingewie-sen, dass diese nicht mehr eingelöstwerden können, man möge sich anden Insolvenzverwalter wenden.

Ein anderes Hamburger Traditionsunter-

nehmen, das den älteren Semesternnoch aus der Werbung mit dem Kaf-fee-Experten in seriösem schwarzenAnzug mit Hut bekannt ist, mutierteinzwischen zum Gemischtwarenladenmit dem Fokus auf weibliche Kund-schaft.

Nach Wellnessreisen und Mo-bilfunk setzt man jetzt auf: „SchöneZähne – strahlendes Lächeln!“ undverkauft eine ZahnersatzCard der Fir-ma Novadent, eine Rabattkarte mitzweijähriger Gültigkeit. Die freieZahnarztwahl wird dabei mal ebenauf die angeblich über 1.000 Partner-praxen eingeschränkt, wenn auch mitdem Hinweis, dass auch der Haus-zahnarzt bei Novadent arbeiten lassenkann.

Damit ist man wohl nochnicht breit genug aufgestellt undschreibt landauf landab jetzt Zahn-arztpraxen an, sich in das gewerblichePortal einzuschreiben. Natürlich mitdem deutlichen Hinweis: „Viele Pa-tienten möchten jedoch auch gleichdie Behandlung bei einem Novadent-Praxispartner durchführen lassen...“

Da stockt mir als Freiberufler der Atem:Das zahntechnische Großlabor, hiereine Handelsgesellschaft mit auslän-dischem Labor in Manila, als Lotse imGesundheitswesen?

Natürlich kann mein Zahn-techniker via Abformung und Modellsehr gut meine handwerklichen Fä-higkeiten einschätzen, aber hier gehtes nicht um Qualität, hier geht es ein-zig und allein um den günstigsten(geilsten?) Preis, da scheint jedesMittel recht zu sein.

Was hat nun der Zahnarzt von der Ko-operation? Er wird in der Liste „Spa-ren beim Zahnersatz“ im Internet ge-führt. Wenn es dann räumlich passtund ein potentieller Patient in die Pra-xis kommt, ist die Freude zu Beginnsicher groß. Aber bald stellt sich her-aus, der Patiententyp Schnäppchen-jäger ist kein treuer Patient, er ist im-mer auf der Suche danach, etwasirgendwo billiger zu bekommen undbald wieder weg.

Für mich ist Vertrauen eineunabdingbare Voraussetzung für ei-ne Kooperation mit dem zahntech-nischen Meisterlabor, das den Zahn-ersatz für meine Patienten anfertigt.Schließlich liegt bei mir die Gesamt-verantwortung und damit auch dieHaftung.

Je komplexer die Systemesind, desto wichtiger ist die Vertrau-ensbasis. Das verstehen auch unserePatienten. Wenn man es an den Bei-spielen „Pferdefleisch in der Lasagne“und „Schadstoffe in Spielzeug aus Chi-na“ erläutert, ist die Lust am Schnäpp-chen „Zahnersatz aus Manila“ im eig-nen Mund schnell verflogen.

Schnäppchenjägerei und Kostendruckzerstören gesunde Unternehmen, dieGutscheine von Max Bahr sind für dieKunden wohl verloren, ob die Zu-sammenarbeit mit Novadent dennnachhaltig ist, fragt sich

Dr. Michael Brandt

Präsident

Zahnärztekammer Schleswig-Holstein

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 3

EDITORIAL

20 Prozent auf Alles …

Auch muss in Deutschland – anders alsimmer wieder gern behauptet – nie-mand lange auf einen Arztterminwarten. Natürlich kann es passieren,dass man einen Facharzttermin nichtsofort, sondern erst nach einigen Ta-gen bekommt. Dabei sollte man je-doch im Auge behalten, dass die War-tezeit in anderen europäischen Län-dern meist nicht in Tagen, sondern inWochen oder sogar Monaten gemes-sen wird, vor allem, wenn man einstaatliches Einheitssystem in An-spruch nehmen muss.

Besonderheiten

Charakteristisch für Deutschland istdas duale Versicherungssystem, dasaus der gesetzlichen Krankenversi-cherung (GKV) und aus der privatenKrankenversicherung (PKV) besteht.Etwa 90 Prozent der Bevölkerungsind in der GKV versichert, auf diePKV entfällt ein Anteil von rund zehnProzent.

Zu den etwa 70 MillionenGKV-Versicherten gehören fast neunMillionen freiwillig Versicherte und18 Millionen Rentner. Die Beiträgeder GKV-Versicherten orientieren sichausschließlich am Einkommen, dieBeitragshöhe hat keinen Einfluss aufLeistungsanspruch und -spektrum.

Die PKV zählt rund neunMillionen Versicherte, die eine Kran-kenvollversicherung in Anspruchnehmen. Fast die Hälfte (42 %) ist Be-amter oder Pensionär. Hinzu kommenSelbstständige (15,7 %), Arbeitneh-mer, die über der Versicherungs-pflichtgrenze der GKV liegen und des-halb zwischen beiden Systemen wäh-len dürfen (11,6 %), Rentner (7,5 %)und andere Nicht-Erwerbstätige wieKinder oder Studenten (23 %) (Quel-le: WIP-Diskussionspapier 3/2012).

Probleme

Eine qualitativ hochwertige, flächen-deckende Versorgung der Bevölke-

rung gibt es nicht umsonst. Auch wer-den die Deutschen immer älter, nichtzuletzt aufgrund des medizinischenFortschritts. Dadurch steigen auch dieKosten. Die GKV-Einnahmen haltenmit dieser Entwicklung nicht mit, sodass – trotz der aktuell guten Finanz-lage der gesetzlichen Krankenkassen –Finanzierungsprobleme vorprogram-miert sind. Das Problem ist nicht neuund deshalb reiht sich – um die Ge-sundheitskosten in den Griff zu be-kommen – in Deutschland bereits seitJahrzehnten Reform an Reform.

Die Bürgerversicherung

Im Jahr 2013 ziehen SPD, Bündnis90/Die Grünen und die Linke nun mitdem Großprojekt „Bürgerversiche-rung“ in den Bundestagswahlkampf.Die Parteien planen nicht weniger alseine Radikalkur für das deutsche Ge-sundheitswesen. Unter dem Deck-mantel der Gerechtigkeit soll eineEinheitsversicherung aufgebaut und

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 20134

Zur Bundestagswahl 2013

Das Gesundheitswesen in Deutschland

Freie Arztwahl, eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung auf hohem Niveau –

was in vielen anderen Ländern oft nur einer privilegierten Gruppe vorbehalten bleibt,

ist für die Deutschen selbstverständlich. Und das wissen sie zu schätzen: 82 Prozent der

Bundesbürger zeigen sich laut MLP-Gesundheitsreport aus dem Jahr 2013 mit dem deutschen

Gesundheitswesen zufrieden (www.mlp-ag.de, Rubrik Presse – Gesundheitsreport).

die private Krankenversicherung zer-stört werden.

Hintergrund

Die Verfechter der Bürgerversiche-rung wollen alle Bürger in einem ein-zigen Versicherungssystem – der Bür-gerversicherung – zwangsversichern.Alle Bürger müssen dann in die Bür-gerversicherung einzahlen, eineWahlfreiheit gibt es nicht mehr. DasLeistungsniveau soll dem derzeitigenNiveau in der GKV entsprechen. Fürdie Beitragsbemessung sollen – jenach Parteiprogramm – neben demArbeitseinkommen auch Miet-und/oder Zinseinnahmen herangezo-gen werden. Die Beitragsbemessungs-grenze wird angehoben oder ganz ab-geschafft. Bei den Grünen steht zu-dem die beitragsfreie Familienversi-cherung zur Disposition.

Ziele

Die Parteien versprechen den Wählernmit der Bürgerversicherung ein „ge-rechteres“ Gesundheitswesen. Sie pla-nen dazu die Abschaffung der PKV inihrer heutigen Form und eine massiveEinkommens-Umverteilung. FrühereBehauptungen, dadurch würde dieVersorgung besser oder billiger, sinddagegen nicht mehr zu vernehmen.

Letztendlich wollen sie einhoch entwickeltes Gesundheitssys-tem, das sich bewährt hat und in derBevölkerung große Zustimmung er-fährt, begraben.

Die Bürgerversicherung schafft keine Lö-

sungen, aber viele neue Probleme!

Die Befürworter der Bürgerversicherung

haben Argumente gesammelt, mit de-nen sie überzeugen möchten. Dochdiese halten nicht, was sie verspre-chen!

� Mehr Gerechtigkeit?

Die Bürgerversicherung ist solidari-scher und gerechter als das duale Ver-sicherungssystem, behaupten SPD,Grüne und Linke, weil alle einzahlenund die Besserverdiener sich nichtmehr der „Solidargemeinschaft“ ent-ziehen und in die PKV flüchten kön-nen.

Tatsächlich ist es eine weitverbreitete Mär, dass in erster LinieBesserverdiener zu den Mitgliedernder PKV zählen. Es sind vor allem Be-amte, Selbstständige und Pensionäre,die dort versichert sind (siehe Grafik).Diesen Personengruppen gesteht derGesetzgeber bislang zu, sich zwischenprivater und gesetzlicher Krankenver-sicherung zu entscheiden. Deshalb

sind sie jedoch noch lange keineGroßverdiener!

� Finanzierungsprobleme gelöst?

Die Bürgerversicherung soll die Fi-nanzierungsbasis der Krankenversi-cherung erweitern, indem weitereEinkommen wie Zinserträge aus Ka-pitalvermögen oder Einnahmen ausVermietung und Verpachtung für dieBeitragserhebung herangezogen wer-den.

Dabei stammen in Deutsch-land nach Angaben des StatistischenBundesamtes nur rund ein Prozentder Einkünfte aus Vermietung undVerpachtung und 2,7 Prozent aus Ka-pitalvermögen. Die Finanzierungs-grundlage der Bürgerversicherungdürfte sich damit kaum verbreitern.Stattdessen würden Mieter belastet,da man davon ausgehen muss, dassdie Vermieter ihre Kosten weiterrei-chen.

� Demografiefeste

Krankenversicherung?

Durch die Einbeziehung aller Bürgerund weiterer Einkommensarten ver-spricht die Bürgerversicherung einenachhaltige Finanzierung der Ge-sundheitskosten.

� � �

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013

Doch das stimmt so nicht.Beim Umlageverfahren werden alleBeitragsgelder sofort für die laufen-den Kosten verwendet. Ein Ansparenfür schlechte Zeiten ist im Umlage-verfahren der GKV – und auch in dergeplanten Bürgerversicherung – nichtvorgesehen. Dabei verändert sich dieBevölkerungspyramide: Immer weni-ger junge Menschen müssen für diehohen Kosten einer alternden Bevöl-kerung aufkommen. Schon heute pro-gnostizieren Ökonomen einen enor-men Beitragsanstieg in den nächsten40 Jahren und dabei sind die Kostendes medizinischen Fortschritts nochgar nicht eingerechnet. Die Bürger-versicherung leistet somit keinen Bei-trag zur Bewältigung der demografi-schen Herausforderung.

� Ende der „Zwei-Klassen-Medizin“?

Die Befürworter der Bürgerversiche-rung wollen die angeblich vorhande-ne „Zwei-Klassen-Medizin“ abschaf-fen.

In Deutschland gibt es aberkeine „Zwei-Klassen-Medizin“. Es gibtzwei Versicherungssysteme, aber nurein Versorgungssystem.

Anders sieht dies in Ländernaus, in denen eine staatlich regulierteEinheitsversorgung existiert. Hier fin-det man – wie zum Beispiel in Groß-britannien – auch zwei Versorgungs-systeme, ein staatlich finanziertes undein privates. Menschen, die sich einehöherwertige Versorgung leisten kön-nen, lassen sich privat behandeln, fürdie anderen bleibt das staatliche Sys-tem – mit monatelangen Wartezeitenund Mangelverwaltung. Von derarti-gen Verhältnissen ist das deutsche Ge-sundheitswesen heute weit entfernt.Erst eine Bürgerversicherung würdeden Weg in die Zwei-Klassen-Medizinbereiten.

� Verbessert sich die zahn-/

medizinische Versorgung?

Mit der Bürgerversicherung sollen al-le Bürger den gleichen Zugang zu ei-ner hochwertigen Versorgung haben.

Tatsächlich ist eine absoluteinheitliche Versorgung in keinemSystem möglich. Dazu müsste alles füralle bezahlt werden – ohne Ein-schränkungen. Eine derartige Versor-gung wäre jedoch nicht finanzierbar,deshalb wird es immer Unterschiedegeben. Auch sind Bereitschaft und Fä-higkeiten, sich an den Gesundheits-kosten zu beteiligen, bei den Bürgernsehr unterschiedlich ausgeprägt.

Durch den Wegfall der PKVentfiele zudem die Konkurrenz zwi-schen den beiden Versicherungssyste-men. Dabei ist es nicht zuletzt derWettbewerb, der Innovationen för-dert und Anreize setzt, das Leistungs-angebot stetig zu verbessern und zuerweitern. Die Leidtragenden wärendie „Bürgerversicherten“.

Fazit

Die Bürgerversicherung bietet keine Lö-

sungen für die Probleme im deut-schen Gesundheitswesen. Die Tatsa-che, dass die Kosten angesichts desmedizinisch-technischen Fortschrittsund der demografischen Entwicklung

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 20136

Die Bundestagswahl rückt näher und es

zeichnet sich ab, dass im September auch

eine Richtungsentscheidung für die zu-

künftige Gesundheitspolitik fällt.

Linke, Bündnis-Grüne und SPD sind sichüber die Einführung einer „Bürgerversi-cherung“ einig. Es ist die Rede von einem„einheitlichen Versicherungsmarkt“ undeiner „einheitlichen Gebührenordnung“für alle Versicherten und Patienten. Mehroder weniger verbrämt wird die Austrock-nung oder faktische Abschaffung der pri-vaten Vollversicherung gefordert (Linke)oder billigend in Kauf genommen (Grüne).

Die Einführung einer Bürgerversicherunghätte auch gravierende Auswirkungen auf die zahnmedizinische VersorgungDeutschlands. Ein einheitlicher Kranken-versicherungsmarkt würde die medizini-sche Versorgung in einem bürokratischgeplanten Gesundheits- und Verwal-

„Reformierte Dualität – Keine Experimente!“

Information zur Bürgerversicherung

massiv steigen werden, wird igno-riert. Sie setzt nicht auf Nachhaltig-keit, zerstört den Wettbewerb zwi-schen den Systemen und verhindertInnovationen.

Die Bürgerversicherung sug-geriert dem Bürger ein gerechteresVersicherungssystem. Das Gegenteilist der Fall: Sie schafft neue Unge-rechtigkeiten. Der Selbstständigemuss bei gleichem Einkommen einenBeitrag in doppelter Höhe bezahlen,da er den Arbeitgeberbeitrag selbstaufbringen muss; die jahrzehntelangeingezahlte Alterungsrückstellung derPrivatversicherten wird einkassiert.

Bei einem Wegfall der Beitragsbemes-

sungsgrenze würden die Lohnneben-kosten steigen und der Faktor Arbeitzusätzlich belastet. Arbeitsmarkt undWirtschaftsstandort würden darunterleiden. Außerdem belastet die Bür-gerversicherung Mieter und Sparer al-ler Einkommensklassen.

Die Bürgerversicherung stehtfür den Einstieg in die staatlich kon-trollierte Einheitsversicherung undebnet den Weg in eine Zwei-Klassen-Medizin. Krankenkassen würden zufinanzamtsähnlichen Einrichtungenmutieren, die Kosten für die Verwal-tung wären immens.

Unser Gesundheitssystem und die in

Deutschland verfügbare hochwertige

medizinische Versorgung stehen auf

dem Spiel. Mediziner und Zahnmedi-ziner, Juristen und Verfassungsrecht-ler, Krankenversicherungsunterneh-men, aber auch Gewerkschaften war-nen bereits eindringlich vor den Fol-gen einer Bürgerversicherung.

■ ANTJE SCHMILGUS

Der Freie Zahnarzt

Juli 2013

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 7

tungsprozess als Staatsmedizin verein-heitlichen. Den heute niedergelassenenKolleginnen und Kollegen würde die frei-berufliche und selbstständige Berufsaus-übung erschwert werden. Deshalb hat die Bundeszahnärztekammerden Flyer „Reformierte Dualität – KeineExperimente!“ zur sachlichen Ausein-andersetzung mit der Bürgerversicherungerstellt. Ein Exemplar des Flyers ist dieserAusgabe des Zahnärzteblattes beigelegt,er steht ferner auf der Homepage derKammer zum Download bereit:www.zaek-sh.de, Rubrik Praxisservice –

Gesundheitspolitik.

Um ein Stimmungsbild innerhalb derZahnärzteschaft zum Thema Bürgerversi-cherung zu erhalten, hat die Bundeszahn-ärztekammer eine Online-Umfrage unterwww.bzaek.de durchgeführt. Die Ergeb-nisse der Umfrage lagen zum Redaktions-schluss noch nicht vor.

BZÄK/ZÄK SH

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 20138

„Punktwert? Wie lange soll der nochunverändert bleiben?“, bringt derKommentar eines Kollegen dasHauptproblem auf den Punkt. SechsProzent Honorarvolumenanhebung“hat der Gesetzgeber den Zahnärztennach 25 Jahren als angemessen zuge-standen. Über 50 Prozent der an derUmfrage teilnehmenden Zahnärztegaben an, dass eine Steigerung desHonorarvolumens in ihrer Praxis aufGrund des Behandlungsspektrumsnicht erkennbar sei. Das deckt sichmit der Aussage, dass 66 Prozent an-

geben, dass die GOZ in ihrer Praxisnicht zu Mehreinnahmen geführt hat.Und das, obwohl 85 Prozent der be-fragten Zahnärzte angeben, die ge-samte Bandbreite der Möglichkeiten,die die GOZ zum Erzielen eines be-triebswirtschaftlichen Honorars bie-tet, zu nutzen. 40 Prozent der Praxenwenden dabei abweichende Verein-barungen nach § 2 Abs. 1 und 2 GOZan, 63 Prozent nutzen die Möglich-keiten der Analogberechnung nach § 6 GOZ. Fast 86 Prozent der teilneh-menden Zahnärzte kennen ihren pra-

xisspezifischen Kostenstundensatzund für 96 Prozent ist die Festlegungder Steigerungsfaktoren für die zahn-ärztlichen Leistungen Chefsache“.Fast 89 Prozent erstellen regelmäßigfür planbare Behandlungen vor Be-handlungsbeginn einen Kostenvoran-schlag. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Zahn-ärzte beklagen eine Zunahme der Bü-rokratie durch die Novellierung derGOZ. Das ist sicher auch der unter-schiedlichen Erwartungshaltung andie GOZ auf Seiten der Kostenerstat-

Praxisbarometer

Ein Jahr novellierte Gebührenordnung für Zahnärzte (G O

Einhellige Meinung der befragten Kolleginnen und Kollegen: Der große Wurf

ist mit der GOZ 2012 nicht gelungen. In ihren Kommentaren sind sich die

Zahnarztpraxen weitgehend einig. Die fehlende Punktwertanhebung seit

1988 ist das eigentliche Problem der Gebührenordnung. Im aktuellen

Praxisbarometer der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein gehen die

Zahnärzte mit der GOZ hart ins Gericht.

Auswertung Praxisbarometer (Anteile in %)

Die GOZ 2012 bringt mir gegenüber der GOZ 1988 Vorteile 12,1 40,4 30,5 14,9 2,1

Eine Steigerung des Honorarvolumens ist in meiner Praxis

aufgrund meines Behandlungsspektrums nicht erkennbar. 35,5 22,7 27 9,2 5,6

Die GOZ hat in meiner Praxis zu einer Umsatzsteigerung/

Honorarmehreinnahmen geführt. 7,1 24,1 34,8 31,2 2,8

Ich nutze die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten der GOZ,

um ein betriebswirtschaftlich kalkuliertes Honorar zu erzielen. 44,7 39,7 12,1 2,8 0,7

Ich wende die abweichende Vereinbarung nach

§ 2 Abs. 1 und 2 GOZ an. 19,9 22 24,8 30,5 2,8

Die Novellierung der GOZ hat zu einer Zunahme der

Bürokratie in meiner Praxis geführt. 36,9 29,1 20,6 10,6 2,8

Ich nutze den GOZ- Kommentar der Bundeszahnärztekammer. 41,9 33,3 17,0 7,1 0,7

Ich nutze die Analogliste der Bundeszahnärztekammer. 27,7 35,4 22,7 12,1 2,1

Für planbare Behandlungen erstelle ich regelmäßig vor

Behandlungsbeginn einen Kostenvoranschlag. 66,7 22 9,9 1,4 0

Stim

mt

vollk

omm

en

Stim

mt

ein

wen

ig

Stim

mt

eher

nic

ht

Stim

mt

über

haup

t ni

cht

wei

ß ic

h ni

cht/

kein

e A

ntw

ort

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 9

ter geschuldet. So beklagt die Mehr-heit der Befragten, dass die Erstat-tungsstellen zunehmend die zahnme-dizinische Notwendigkeit der Leis-tungen, Steigerungsfaktoren und ihreBegründungen bezweifeln. Die Er-wartung seitens der Kostenerstatter,dass es sich bei der Novellierung derGOZ um eine wissenschaftliche Neu-beschreibung der Zahnmedizin han-deln würde, führt auch dazu, dass nur22 Prozent der Zahnärzte angeben,keine Probleme mit analogen Berech-nungen zu haben. Das aktuelle Praxisbarometer machtdeutlich, dass die Mehrheit der Zahn-ärzte, sich mit der neuen GOZ arran-giert, obwohl diese keine Glücksge-fühle auslöst. Trotzdem zeigt sich dasVerantwortungsbewusstsein der Zahn-ärzteschaft bei der Transparenz derKostenaufklärung vor der Behand-lung. Die Gestaltungsmöglichkeiten

der GOZ werden wahrgenommen,zunehmend werden abweichendeVereinbarungen nach § 2 Abs. 1 und2 geschlossen.

Belastend kommt die zuneh-mend negativ wahrgenommene Stei-gerung der Bürokratie im privatzahn-ärztlichen Bereich zum Ausdruck.

In den Kommentaren der Teilnehmerspiegelt sich der ganze Frust über dieschlechter werdenden Rahmenbedin-gungen zahnärztlicher Berufsaus-übung und die Nichtachtung unsererArbeit durch den Verordnungsgeberwider. Hauptkritikpunkt ist der nichtangepasste Punktwert. Der Punktwerthat nach Aussage des Verordnungsge-bers die Funktion, die wirtschaftlicheEntwicklung aufzufangen, 25 JahreUntätigkeit sind schlicht ein Skandal.

Da ist der Verweis auf die Ge-staltungsmöglichkeiten der GOZ oft-

mals eher theoretisch – sind sie dochwiederum mit erheblichem Aufwandverbunden. So schreibt ein Kollege:„Eine konsequente Umrechnung der

Steigerungsfaktoren ist für wirtschaftli-

ches Arbeiten unumgänglich. Ich scheue

aber davor, z. B. für die Entfernung von

Zahnstein für den notwendigen Faktor

von weit über 3,5 eine freie Vereinba-

rung aufzusetzen. Der Verwaltungsauf-

wand und die Diskussion mit dem Pa-

tienten kostet mehr Zeit und Geld als

die Honorarmehreinnahme deckt. Gera-

de für die ‘banalen’ Leistungen ist drin-

gend eine Anpassung des Punktwerts

auf das Niveau 2013 nötig. Die Politiker

des Landtages haben es geschafft, sich

für die Diäten einen Inflationsaus-

gleichsautomatismus zu verordnen – da-

für muss auch die Zahnärzteschaft

kämpfen“, fordert er zu Recht.

■ DR. ROLAND KADEN

OZ): Was hat sie gebracht?

Ich kenne meinen praxisindividuellen Kostenstundensatz. 61 24,1 8,5 4,3 2,1

Die Steigerungsfaktoren sind in meiner Praxis Chefsache. 80,8 14,9 4,3 0 0

Durch die GOZ 2012 ist es in meiner Praxis zur Zunahme

von Beanstandungen durch die Erstattungsstellen

(Private Krankenversicherung/Beihilfe) gekommen. 22 20,6 30,5 21,3 5,6

Die Erstattungsstellen bezweifeln vermehrt

… die zahnmedizinische Notwendigkeit von Leistungen. 43,2 38,3 18,5

… die Höhe der Steigerungsfaktoren. 40,4 38,3 21,3

… die Begründungen für Steigerungsfaktoren. 49 30,5 20,5

… analoge Berechnungen. 38,3 22 39,7

… die Wahl der Analogposition. 29,1 24,1 46,8

Beanstandung der Laborrechnung,

wenn nach BEB berechnet wurde. 34,8 35,4 29,8

Stim

mt

vollk

omm

en

Stim

mt

ein

wen

ig

Stim

mt

eher

nic

ht

Stim

mt

über

haup

t ni

cht

wei

ß ic

h ni

cht/

kein

e A

ntw

ort

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201310

Sind Parodontitis und Periimplantitis dasGleiche? Oder wenigstens gleich zubehandeln? Unter „Konzept“ verste-hen wir einen groben, noch nicht bisins Detail ausgearbeiteten Plan zurLösung eines Problems. Sicher hättenSie jetzt gern, dass ich Ihnen in weni-gen Sätzen die Lösung des Problems(der Probleme?) präsentierte. Dasklappt so (natürlich) nicht. Also etwasGeduld, denn „naive, kurze, schnelleLösungen werden uns nicht weiter-helfen“, so Prof. Dr. Christof Dörferaus Kiel bei seinem Ausblick in dieZukunft zum Kongressabschluss.„Versuch und Irrtum“ sollten wir je-doch nur begrenzt einsetzen –

schließlich arbeiten wir mit Men-schen. Dennoch: Heuristik ist dieKunst, mit unvollständigen Informa-tionen und wenig Zeit zu guten Lö-sungen zu kommen. Treffender kannman nicht ausdrücken, was wir mit„Parodontitis und Periimplantitis“ –bzw. dem Versuch sie zu therapieren– „am Hals“ haben.

Rhetorik

Im Pressegespräch zum Kongressauf-takt war zu hören, dass die Veranstal-ter Wert auf eine gute „Rhetorik“ derVortragenden legen. Ich kann ihnengratulieren, es ist gelungen. Es warein Genuss zuzuhören. Ein (optischer)

Genuss war zum Auftakt der animier-te 3-D Film „Kommunikation der Zel-len – die entzündliche Reaktion“, mitdem normalerweise unsichtbare Vor-gänge auf zellulärer Ebene plastischsichtbar wurden. Die gezeigte Versionwar für Fachleute gedacht und dem-zufolge mit Fachtermini gespickt, zurPatientenaufklärung also eher nichtgeeignet.

Basics

Beim anzustrebenden systematischenVorgehen in der Behandlung von Pa-rodontitis und Periimplantitis ist eineStrategie wichtig, die einem roten Fa-den folgt. Und der beginnt mit denGrundsätzen. Deswegen war es gut,noch einmal die „BiologischenGrundlagen für Angriff und Abwehr“erläutert zu bekommen. Prof. Dr. Peter

Eickholz, Direktor der Poliklinik für

Impressionen eines Teilnehmers der 55. Sylter Woche

Parodontitis und Periimplantitis: Nur Konzepte?

„Behandlungskonzepte bei Parodontitis und Periimplantitis“ hatten

die Veranstalter rund um den neu gewählten Präsidenten der

schleswig-holsteinischen Zahnärztekammer, Dr. Michael Brandt,

ihren 55. Fortbildungskongress überschrieben.

Prof. Dr. Peter Eickholz

Foto

s: H

ans-

H. S

ellm

ann

Foto

: Syl

t Pi

ctur

e/V

olke

r Fr

enze

l

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 11

Parodontologie der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt (zu-gleich Präsident der DGP) erläutertedie Mechanismen, mit denen derKörper in einem geradezu „archai-schen Abwehrmechanismus“ gegendie Mikroorganismen vorgeht. Somacht beispielsweise die extrem hohesulcus fluid rate (Austausch≈ 40-malpro Stunde), die Bemühungen einerreinen Taschentherapie z. B. durch Ir-rigationen und „normale“ LDDs (lo-cal delivery devices) zunichte.

Eigenständig

Ist die Periimplantitis eine eigenstän-dige Erkrankung? – darüber referierteProf. Dr. Christof Dörfer aus Kiel. Streitgibt es schon um den Begriff. Puristenwollen nicht von einer „Periimplanti-tis“ reden, sondern von einer Entzün-dung des periimplantären Gewebes,ein Implantat selbst könne sichschließlich nicht entzünden. DazuDörfer: Der Begriff sei brauchbar, mitder Vorsilbe „Peri“ sei dem Einwandbereits Rechnung getragen. Die Kolo-nisierung am Implantat ähnelt sehrstark der am natürlichen Zahn – dem

Biofilm ist es egal, worauf er wächst,er „schleimt alles zu“. Dazu braucht errund drei Wochen. Während dieserZeit kommt es aber bereits zu einerMukositis. Nach drei Monaten zeigesich dann, dass die Attacke auf dasImplantat dreimal so stark sei wie aufden Zahn. Parodontitis und Periim-plantitis sind in Entstehung und Ver-lauf eng miteinander verknüpft. Beigenauerer Betrachtungsweise und so-wohl auf mikrobiologischer als auchmolekularer Ebene stehen beide Er-krankungen aber als unterschiedlicheEntitäten. „Im Verständnis der Unter-schiede bestehen die Hoffnung unddie Chance eine spezifische und er-folgreiche Periimplantitis-Therapieund Präventionsstrategie zu entwik-keln“ , so Dörfer

Der Tod

Gibt es, auf den einzelnen Zahn bezo-gen, die Prognose „hoffnungslos?“Und wie ist sie definiert? Dr. Christian

Graetz, Oberarzt in der Klinik fürZahnerhaltung und Parodontologieder Uni Kiel, fragte: „Was ist ein hoff-

nungsloser Zahn?“ Seine Antwort:Urteilen Sie nicht zu schnell und nichtnur bezogen auf den Einzelzahn. DieEntscheidung zur Extraktion solltenicht am Anfang stehen, ein Behand-lungsversuch sei stets die erste Option– (ggf. unter Berücksichtigung dervertragszahnärztlichen „Gesetze“).

Insbesondere die geschlosse-ne Zahnreihe, vor allem bei einer Im-plantat-Kontraindikation (ja, auch diesoll es geben), sei ein Grund, denZahn zu erhalten. Allerdings sei auchzu prüfen, ob die Praxis in der Lageist, einen derartigen Erhalt langfristigzu sichern und ob der Patient dasüberhaupt will. Auch den „Mut zurLücke“ müssen wir akzeptieren.

Oberflächlich

Der Biofilm und später die Plaque in-duzieren den „archaischen Abwehr-mechanismus des Körpers“. Der ent-fremdet ihn recht schnell dem Paro-dontium. Zahn- und Wurzeloberflä-che (die Bezeichnung „Wurzelbe-

Prof. Dr. Christof Dörfer Dr. Christian Graetz Prof. Dr. Thomas Kocher

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201312

handlung“ wäre eigentlich hierfürkorrekt – ebenso müsste eine endo-dontische Behandlung eigentlichWurzelkanalbehandlung heißen) sindzu reinigen. Die Frage ist: wie undwomit? Prof. Dr. Thomas Kocher ausGreifswald konstatierte: „Der Laser istnicht besser, nur teurer“. Der Indu-strie wird das kaum gefallen. „DiePDT (Photodynamische Desinfektion)bringt kaum etwas, gerade mal einenViertel- Millimeter mehr Attache-mentgewinn als SRP alleine“. Auchdas wird die Industrie nicht so gernehören. „Müssen wir bei sechs Milli-meter Taschen unbedingt aufklappen?Nur fünf Prozent jener Taschen benö-tigen nach dem Scaling noch eineLappen-OP“. Der Patient atmet auf.Und die Antibiose? Bei juvenil ag-gressiver PA hält Kocher sie für indi-ziert. Aber: die Antibiose (alleine)heilt keine Parodontalerkrankung.Das muss der Organismus selbstschaffen. Die Rahmenbedingungenwerden hauptsächlich vom Wirt undweniger von der Umwelt bestimmt.Leider hat sich auch die so hoffnungs-voll propagierte FMD (Full mouth

disinfection) als nicht effektiv erwie-sen. In Studien brachte auch sie kei-nen signifikanten Effekt gegenüberdem konventionellen zeitversetzenScaling. Müssen wir deswegen unse-ren Patienten die FMD „Quälerei“(weil oft mit Fieber etc. einherge-hend) unbedingt antun? Noch eineHoffnung gestorben.

Vorsorge

Vorsorgen für den Erfolg „Erhalt desImplantats“ war das Thema des Team-vortrages von Privatdozent Dr. Gregor

Petersilka: „Periimplantitisprophylaxe– Professionelle Prävention“. Die Sys-tematik der Präsentation war eingän-gig. Man merkt, dass er eine (auchKassen-) Praxis betreibt und mit denLeuten verständlich reden kann. Zumersten Mal begegnete mir in einemFachvortrag der Begriff „Patienten-rechtegesetz“. Vorsicht also mit Aus-sagen zur „Lebensdauer“ eines Im-plantats. Nach 10 Jahren sind immer-hin noch 90 % in Funktion – wie im-mer das auch definiert sein mag – vonÄsthetik ist dabei nicht die Rede. Beieinem PA-Patienten sind es allerdingsnur 80 %. Selbstverständlich solltesein, dass vor Implantationen dieRestzähne gesund zu machen sind.Petersilka präferiert das Pulverstrahl-gerät (PSG) mit Glycinpulver im sub-gingivalen Einsatz. Vorsicht: bei fal-scher Handhabung kann es ein „über-mäßiges oder an ungewohnter Stelleaufgetretenes Vorkommen von Luft“geben. Er warnte zwar vor der Gefahreines Emphysems bei falscher An-wendung, sieht das aber als nicht sohäufig an. Andere Referenten warenanderer Meinung. Wer einmal einEmphysem erlebt hat, weiß wieschnell man dem Patienten gegenüberin Erklärungsnot kommt. „Scho-nungslose Aufklärung“ also auch überdiese mögliche Nebenwirkung.

Messer

Im Bereich der Parodontologie haltensich der Einsatz des (mit Kanonen aufSpatzen?) Schießens (Antibiose) undder Einsatz des „Stahls“ (Skalpell) inetwa die Waage. Mit der Frage „Pilleoder Stahl?“ beschäftigte sich Petersil-ka in einem Seminar. Das (zweimalangebotene) Seminar war jeweils aus-gebucht, so groß das Interesse. Oderdie Verunsicherung? Bekanntlich istder Biofilm so kompakt, dass er me-chanisch (immer) durcheinander ge-wirbelt werden muss, sonst zeigt diePille keine Wirkung. Die Munddu-sche erlebt ihr Revival! Sie ist jedochkein Ersatz für die Zahn- undZwischenraumbürste. Bislang gibt esin der Literatur keine Hinweise aufResistenzbildungen bei lokaler Anti-biose. Ciprofloxacin ist eine teure Al-ternative zu Amoxicillin bei einer Pe-nicillin-Problematik im Winkelhoff-cocktail. Aber es besteht die Gefahrvon Neuropathien. Diese sind unan-genehm und für den Patienten er-schreckend. Nicht außer Acht lassendürfen wir die Gefahr einer Colitis ul-

PD Dr. Gregor Petersilka Annette Schmidt

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 13

cerosa beim so beliebten Clindamy-cin. Eradikieren können wir die „Bö-sen“ in der Tasche sowieso nie ganz(fraglich, ob das bezüglich des Gleich-gewichts überhaupt sinnvoll wäre),sie kommen immer wieder. Bei tiefenTaschen ist jedoch eine Antibiose (zu-sammen mit der üblichen Therapie)ein dauerhafter Gewinn für das Atta-chement.

Feuerwerk

Normalerweise kommt das Feuer-werk erst zum Schluss. Annette

Schmidt (DH aus Tutzing) präsentierteihres bereits zu Beginn des zweitenSeminartages. Ihren Teamvortrag „Pe-riimplantitisprophylaxe – Anleitungzur häuslichen Prävention“ muss mangehört haben. Stichwort: „Goldanlageoder Genussanlage?“ Tatsache ist, dassein Patient in seine Zähne (oder,wenn er das nicht getan hat – in seineImplantate) investieren muss: Zeitund Geld nämlich. Das gehört zurAufklärung vor einer Implantation.Das Wort sauber muss ihm in seinerspezifischen Bedeutung klar gemachtwerden. Wenn Sie davon sprechen,dass ein Implantat „gewartet“ werdenmuss, fällt das (zumindest bei Män-nern) auf fruchtbaren Boden. Unterwww.gesundes-implantat.de findetman sowohl eine Gratisbroschüre(Implantate brauchen Pflege) als aucheinen „Implantatpass für Sicherheitund Pflege“. Und noch etwas gab unsAnnette Schmidt mit auf den Weg:Der Patient muss selbst herausfinden,welche Zahnbürste zu ihm passt! Siesollte ihm nicht aufoktroyiert werden.

Frühzeitig

Frühzeitige („Wer zu spät kommt, denbestraft die Periimplantitis“) Erken-nung sichert rechtzeitige Therapie, soein weiteres Referat des FrankfurterProfessors Eickholz. Auch Biss-

flügelaufnahmen eigneten sich, umeinen atypischen Verlauf des limbusalveolaris (vor allem im jugendlichenGebiss) zu diagnostizieren. Kann un-ser Patient mit dem Begriff PSI, wirsprechen das Kürzel inzwischen ge-wohnt lässig aus, etwas anfangen?Muss er es überhaupt? In der Schweizheißt das parodontale Grunduntersu-chung. Code 3 und 4 sind nicht unbe-dingt mit einer Parodontitis gleichzu-setzen. Ein simples „Reinemachen“der Zähne ist noch keine Parodontitis-Therapie. Das Missverständnis beimIGEL- Monitor rührt wohl vom fälsch-lichen Interpretieren der für unserePA-Patienten wirklich unverzichtba-ren Maßnahme her. Ultraschalltech-nologien haben sich bei der PZR be-währt. Sie sind schmerzärmer für denPatienten und führen dadurch zu ei-ner erhöhten Akzeptanz und stärke-ren Patientenbindung.

Unausweichlich

„Vom Test zum Antibiotikum – einAutomatismus?“ fragte Prof. Dörfer.Was ist zu tun, wenn der Test nichtdas ergibt, was aufgrund der Klinik zuerwarten war? Die Empfehlung zurAntibiose aus diesen Tests erfolgt lautDörfer nicht aufgrund klinischer Er-fahrungen, sondern durch „Tests inder Schale“. Die Ergebnisse sollten al-so nie automatisch eine Antibiosenach sich ziehen. Zu beachten sindauch die Risiken und Nebenwirkun-gen. So kann die Kombination vonClindamycin und Antiarrhythmikatödlich enden!

Wasser

Ultraschallgeräte brauchen Wasser(zum Kühlen und zum Abtransportdes Debris) – aber nicht nur das.Ebenso wichtig ist die richtige Hand-habung. Dr. Gernot Wimmer aus Grazzeigte mit eindrucksvollen Filmani-

mationen die Wirkweise der Arbeits-ansätze dieser Instrumente und auchwas passiert, wenn die jüngste Azubisie (falsch) einsetzt. Ultraschall am Im-plantat (es sei denn Sie führen eine of-fene resektive Periimplantitis- Be-handlung durch) sollten Sie sein las-sen.

Mein Tipp: Lassen Sie sichdoch mal selbst von Ihrer Fachassi-stentin mit dem ZEG behandeln.Dann wissen Sie, was Ihre Patientenaushalten müssen. Gut waren seineexakten Arbeitsanweisungen (nahezudrucklose, gleitende und überlappen-de Bewegungen, Ansatzwinkel etc.).Nicht so gut die Erkenntnis, dass dieSchwingungen der Spitzen nicht im-mer so verlaufen, wie von den Firmenangegeben.

Whisky

Kann man Whisky zum Zähneputzenverwenden? Whisky hat einem on ditzufolge (auch) eine desinfizierendeWirkung. Vielleicht keine billige, abereine Lösung, wenn mal keine Paste

Dr. Gernot Wimmer

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201314

zur Hand ist. Hochprozentiges greiftallerdings die Schleimhäute an. Daherwurde Alkohol aus vielen Mundspül-lösungen eliminiert. Sie sollen genau-so wirksam sein (warum gibt es dannüberhaupt noch alkoholhaltige?). Isteine „Chemoprävention am Zahn undImplantat“ überhaupt sinnvoll? Prof.

Dr. Nicole Arweiler, Direktorin der Ab-teilung Parodontologie der Philipps-Universität Marburg ging dieser Fra-ge nach. Zunächst zur Klarstellung: Esging um Chemoprävention, nichtChemotherapie. CHX (immer nochder Goldstandard), sollte man nichtdem Sonnenlicht aussetzen. Dadurchentsteht Chloranilin. Und das ist un-gesund. CHX zur Irrigation sollte manauch nicht „auf Vorrat“ in Spritzenaufziehen, es inaktiviert auf dieseWeise recht schnell. Warum die An-wendung von CHX zu einer erhöhtenZahnsteinbildung führt, ist noch nichtgeklärt. Mundspüllösungen (seien esCHX, Listerine oder Ölspülungen &Co.) werden hauptsächlich als „che-mische Zahnbürste“ eingesetzt. Spül-lösungen mit Aloe vera erteilte Ar-weiler eine klare Absage. 0,06%iges

CHX sei ein wirksames Langzeitadju-vans – von Whisky war für diesenZweck keine Rede.

Bedecken

Im Idealfall wird ein Implantat durchdie (vorzugsweise keratinisierte) Gin-giva geschützt – auf jeden Fall vor denBlicken des Gegenübers. Was aber,wenn sich das Weichgewebe zurück-zieht und den Blick auf die (selbst ge-setzten) Implantate freigibt? Das sinddie Momente, so Prof. Dr. Frank

Schwarz (Heinrich Heine UniversitätDüsseldorf), in denen man nach demnächsten Notausgang schielt. In sei-nem Referat „Rezessionsdeckung amImplantat“ zeigte er, welche Möglich-keiten und OP-Techniken Erfolg ver-sprechen. Entscheidend ist dabei im-mer die Dicke der Gingiva (präopera-tiv oder neu hergestellt post implan-tationem). Als Spätversorgung emp-fiehlt sich die Tunneltechnik mit der(deswegen für den Patienten schmerz-haften) Entnahme eines Bindege-webstransplantats aus dem Gaumenals Lösungsoption. Die dafür anzu-wendenden Inzisionstechniken wur-

den in einem gut gemachten Film prä-sentiert. Ach ja, noch eins: Der Ver-such, eine Rezession am Implantatmittels eines apikalen Verschiebelap-pens zu decken, wird unweigerlichfehlschlagen.

Blut

Eine Blutung am Implantat bedeuteteine Entzündung, im günstigsten Fallhandelt es sich (noch) um eine Muko-sitis. Diese beginnt unmittelbar mitdem Sistieren der Mundhygiene. Eineunbehandelte Mukositis geht nachvier Monaten unweigerlich in einePeriimplantitis über, darauf verwiesProf. Schwarz in seinem Vortrag „Pe-riimplantitisprophylaxe: Vermei-dungsstrategien von der Planung biszur Nachsorge“ hin. Daher sollen Im-plantate drei Mal im Jahr überprüftwerden – aber bitte Vorsicht beimSondieren! Das ein Implantat umge-bende Gewebe ist nicht so regenera-tionsfähig wie das Saumepithel derZahnfleischtasche. Deswegen sollteder Sulcus um das Implantat herumnur vorsichtig „ausgestrichen“ wer-den, um eventuell eine Blutung zuprovozieren und damit eine Entzün-dung sichtbar zu machen. Dann folgtzur weiteren Diagnostik das Röntgenund der Vergleich mit der Referenz-aufnahme vom Zeitpunkt der Implan-tation (die als Baseline hoffentlichvorhanden ist).

Ein für alle Mal?

Ist der Wurmfortsatz des Blinddarmseinmal weg, kann er danach nie wie-der Probleme bereiten. Anders in derPA- und PI-Therapie. Wissen das auchdie Patienten? PD. Dr. Petersilka gabin seinem Seminar: „Chirurgische Pa-rodontaltherapie: nötig, nützlich odersinnlos?“ Entscheidungshilfen. Zwei-felsohne „können gezielte operativeTherapien residueller tiefer Taschen

Prof. Dr. Frank SchwarzProf. Dr. Nicole Arweiler

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 15

das Risiko eines Fortschreitens der Er-krankung bei richtiger Wahl der Me-thode relevant reduzieren“, so Peter-silka. Die Entscheidung sollte vier bissechs Wochen nach Durchführungder nicht chirurgischen Therapie fal-len, in deren Rahmen zunächst alleZähne bzw. Parodontien (!) behandeltwerden sollten. Erst nach dieser Re-evaluierung fällt die Entscheidung,welche Parodontien noch operiertwerden müssen.

Genetik

Bewirken bestimmte Gene eine be-sondere Anfälligkeit für eine PA-Er-krankung? Prof. Dr. Sören Jepsen (Ab-teilung für Zahnerhaltung und Paro-dontologie an der Universität Bonn)referierte über: „Oder sind es dochdie Gene? Parodontitisrisiko neu er-forscht!“. Die schlechte Nachricht: Ja,es gibt Patienten, die durch ihre Gene(IL-1 –Genpolymorphismus) mit er-höhter Wahrscheinlichkeit im Laufeihres Lebens eine schwere Parodon-talerkrankung bekommen. Das als„Da kann man doch nichts machen,

wozu also die Anstrengung?“ zu se-hen, ist allerdings grundverkehrt.Wenn mit einem solchen Test (denmuss man nur einmal machen) dieentsprechende Disposition feststeht,muss dem Patienten vermittelt wer-den, dass man erhöhten Aufwandtreiben muss, (häufigere PZR, Dia-gnostik etc.) um seine Zähne zu erhal-ten. Laut Jepsen sind derzeit nur we-nige Risikogene identifiziert und fürdie Hälfte der Gene ist ihre Funktionunbekannt. Außerdem sind diese Ri-sikogene (noch) nicht zu Diagnostikund Therapieentscheid geeignet.

Leichen im Keller

Sympathisch ist es, wenn Referentennicht nur Highlights, sondern auchMisserfolge präsentieren. Prof.Schwarz zeigte im Vortrag: „Behand-lungskonzepte der Periimplantitisbe-handlung“, dass „einen Zuckerhutbauen“ nicht funktioniert. Die Hoff-nung, mit Augmentationen der Peri-implantitis zu trotzen, scheitert gna-denlos an der Defektmorphologie.„Zuckerhut bauen“ ist das Auftürmenvon autogenem – oder allogenem Er-satzmaterial – versuchen Sie es nicht,es klappt nicht. Es bedeutet Zeit,Geldverschwendung und Renommee-Verlust. Klar ist auch: Gelockerte Im-plantate werden niemals wieder fest.Versäumen Sie also nicht, die Patien-ten auch auf diese mögliche (selteneaber schlimme) Komplikation hinzu-weisen.

Tod oder Leben?

Zum Abschluss einige Kernaussagendes Schlussvortrages von Prof. Dörfermit dem Thema: „Biofilmmanage-ment Therapieansätze der Zukunft“.Biofilme gehören zu den ältesten Le-bensformen auf der Erde. Es gab sieMillionen von Jahren vor den Men-schen und es wird sie noch Millionen

von Jahren geben, wenn die Parodon-titis beim Menschen mitsamt demMenschen längst ausgestorben ist.Um die Erkrankungsvorgänge zu ver-stehen, muss die Kommunikationzwischen Wirt und Mikroorganismenentschlüsselt werden. Dann bestehtdie Chance, spezifische Therapiean-sätze für besonders aggressive Ver-laufsformen zu entwickeln. „Kurzfris-tig ist immer noch die stringent ge-plante, klar strukturierte, wohl orga-nisierte und gut durchgeführte kon-ventionelle mechanische Therapie amzukunftsträchtigsten.“ Sie funktioniertaber nur mit effektiver Mitarbeit desPatienten. „Langfristig sollte auf dieEntschlüsselung der Signalmolekülegesetzt werden, die die mikrobielleHomöostase sicherstellen.“ Es bleibtalso auf absehbare Zeit dabei: Reden,reden, reden (um zu motivieren).

Schöne Zähne

Die Kolleginnen und Kollegen, die indiesem Jahr „auf Sylt“ waren, habenviel Wissens- und Anwendenswertesmit nach Hause nehmen können. Undwenn die Zähne nicht nur überlebensollen? Dann kommen Sie im nächs-ten Jahr wieder, wenn das Kongress-thema vom 2. bis 6. Juni heißt: „Schö-ne Zähne“. Ich bin schon gespannt –aber rechtzeitig anmelden!

■ DR. MED. DENT. HANS H. SELLMANN

Prof. Dr. Sören Jepsen

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201316

Professionelles Praxismanagement kannnur funktionieren, wenn sich alle Be-teiligten verstehen und wissen: Hörenund Verstehen ist nicht unbedingtdasselbe! Kommunikation, insbeson-dere der sensible Bereich der Arzt- Pa-tienten-Kommunikation, ist in diesemJahr das Thema des traditionellenOstseesymposiums des Landesver-bandes Schleswig-Holstein des FreienVerbandes Deutscher Zahnärzte.

Einen umfassenden Überblickdazu gibt der renommierte Kommu-nikationstrainer Dipl. Psychologe In-go Gerlach (Gießen). Er war mehr als20 Jahre an medizinischen Universi-tätskliniken als Psychologe und Kom-munikationsvermittler zwischen Arztund Patient tätig. Sein Einführungs-vortrag befasst sich mit dem ThemaArzt-Patienten Kommunikation.

Ein eingespieltes Team bildet den Kernfür eine positive Außenwirkung derPraxis. Daher werden sich weitereVorträge mit Themen um Teambil-dung und Mitarbeiterführung befas-sen. Im enger werdenden Marktzahnärztlicher Leistungen gewinnenbetriebswirtschaftliche Überlegungenfür das „Unternehmen Zahnarztpra-xis“ zunehmend an Bedeutung. Dipl.-Kfr. Monika Brendel, Referentin derZA-Zahnärztliche Abrechnungsgenos-senschaft eG, gibt Hinweise zur be-triebswirtschaftlichen Steuerung undOptimierung der Praxis. Selbst-Coa-ching des Arztes und professionellesMaterial- und Zeitmanagement durchdie Mitarbeiter sind heute ebensowichtig für eine erfolgreiche Praxis-führung wie fachliche Kompetenz.

Die Vortragsthemen für die Mitarbei-terinnen drehen sich um professio-nelles Telefonverhalten (Ingo Gerlach)und das Zeit- und Materialmanage-ment (Dipl.-Kfr. Monika Brendel,Christine Baumeister-Henning – Hal-tern am See). Christine Baumeister-Henning ist lizensierte QEP(r)-Traine-rin bei der Kassenärztlichen Bundes-vereinigung. Sie betreute davor dasReferat GOZ, Gutachterwesen und Pa-tientenberatung sowie das zahnärztli-che Praxismanagement-System derZahnärztekammer Westfalen-Lippe.

Die wiederkehrenden Proble-me bei der rechtsicheren Abrechnungprivater Leistungen für GKV-Ver-sicherte beleuchtet Dr. MichaelDiercks (Kiel), stellvertretender Vor-sitzender der KZV SH.

Wie immer bestimmt einstandespolitisches Thema die Podi-umsdiskussion am Mittag. Sie stehtunter dem Motto „Endstation Bürger-versicherung?“ und beleuchtet die ge-sundheitspolitischen Vorstellungender Parteien zur Bundestagswahl am22. September.

Der professionelle Auftritt einer Zahn-arztpraxis besteht aus mehr als High-Tech-Geräten und perfektem Webde-sign. Unerlässlich ist effektive undprofessionelle Kommunikation, denn:Für den ersten Eindruck gibt es keinezweite Chance!

Die ganztägige Fortbildungs-veranstaltung mit begleitender Den-talausstellung des Freien Verbandesder Zahnärzte Schleswig-Holsteinfindet am 31. August 2013 im HotelAtlantic in Kiel statt.

Das ausführliche Programm mit Anmel-dungsformular finden Sie als Beilagezu diesem Zahnärzteblatt und auf derInternetseite des FVDZ S-H:www.fvdz-sh.de

■ JENS-ULRICH KRÜGER

FVDZ-SH

Ostseesymposium 2013 des FVDZ SH

Kommunikation und Praxismanagement

Erreichen wir mit unseren Worten den Gesprächspartner? Wie lässt sich die

Kommunikation mit den Mitarbeitern und den Patienten verbessern?

Welche Rolle spielt die Körpersprache und welche Informationen werden

auf den verschiedenen Gesprächsebenen vermittelt?

Ostseesymposium des FVDZ

Schleswig-Holstein

31.08.2013, 09.00 – ca. 17.00 Uhr

Atlantic Hotel,

24103 Kiel, Raiffeisenstr. 2

Anmeldung auch über E-Mail:

[email protected]

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 17

Kaum zu glauben, aber seit 25 Jahren ist Dr. ThomasRuff im Dienst der Zahnärzteschaft. 1988 als zahn-ärztlicher Geschäftsführer bei Kammer und KZVeingestellt, entschied sich Ruff bei der Organisa-tionsreform 1992 für die Zahnärztekammer, seit2002 ist er Hauptgeschäftsführer (HGF). Dabei hielter sechs Präsidenten den Rücken frei für die politi-sche Arbeit.

Zu diesem besonderen Anlass gab es einTreffen auch mit den „Altpräsidenten“ von linksnach rechts: Dr. Tycho Jürgensen, EhrenpräsidentDr. Horst Bremer, Dr. Thomas Ruff, Hans-Peter Kü-chenmeister, Dr. Michael Brandt (urlaubsbedingtleider nicht dabei Dr. Rüdiger Schultz und Dr. K.Ulrich Rubehn). – (Bild rechts)

Kammerpräsident Dr. Michael Brandt (links) stellte im Kreisder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zahnärztekam-mer die vielfältigen Qualitäten des HGF Dr. Thomas Ruffheraus. Diese reichen weit über das hinaus, was von einemZahnarzt erwartet werden kann: Personalchef, Bausachver-ständiger, ehrenamtlicher Richter, Haushälter und Garantfür den Erhalt der Freiberuflichkeit im Kreise der Ge-schäftsführerkonferenz der BZÄK sind nur einige der Auf-gaben, denen sich Ruff jeden Tag aufs Neue stellt.

Dr. Thomas Ruff 25 Jahre im Amt

Anlässlich der Abschlussfeier für die frischgebackenen ZFAs in Lübeck am 19. Juni 2013 überreichte Dr. Martina Walther der scheidenden Ausschuss-vorsitzenden Stefanie Mauritz eine Ehrung und Danksagung der Zahnärzte-kammer mit einem Blumenstrauß vom Verein Lübecker Zahnärzte als Dankfür ihre 15-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Lübecker Prüfungsausschuss.Seit 1993 in Lübeck niedergelassen, übernahm sie das Ehrenamt 1999 undführte die Prüfungen mit großem Engagement, viel Humor und Herz durch.In vorbildlicher Zusammenarbeit mit den Lehrern bereitete sie jedes Jahr dieAbschlussfeiern in der Dorothea-Schlözer-Schule vor und führte sie in soherzlicher Atmosphäre durch, dass diese immer ein besonderes Erlebnis fürdie AbsolventInnen und deren Eltern wurde. Von 2008 bis 2012 war sieebenfalls Mitglied des Berufsbildungsausschusses.Die Lübecker Kolleginnen und Kollegen wünschen Stefanie Mauritz alles Gu-te für die Zukunft und freuen sich sehr, dass Dr. Hinrich Raecke diese ver-antwortungsvolle Aufgabe im Lübecker Prüfungsausschuss als ihr Nachfol-ger übernommen hat. Verein Lübecker Zahnärzte

Foto

s: D

r. K

ai V

oss

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201318

„Die Saat war also gelegt. Nun ist sieaufgegangen. Ich habe mich entschie-den, aktiv für die Belange unseres Be-rufsstandes mitzuarbeiten, nachdemeine Kollegin jetzt nicht mehr ange-treten ist.“

Die Arbeitsbedingungen fürZahnärztinnen, die Vereinbarkeit vonBeruf und Familie für das gesamtePraxisteam, die Wertschätzung derArbeit der Mitarbeiterinnen liegen ihram Herzen. „Mein Mann und ich ha-ben zwar keine Kinder, und ich habeimmer Vollzeit gearbeitet. Doch mitneun Mitarbeiterinnen im Team habeich etliche Praxisbabys erlebt. Ich ken-ne den Spagat zwischen Familie und

Beruf. Ich glaube, dass wir Frauen daanders ticken als die männlichen Kol-legen. Deshalb ist mir wichtig, dasswir in der Kammer stärker repräsen-tiert sind. Unser Kreis entsendet jetztzwei Männer und zwei Frauen in dieVersammlung in Kiel. Das ist der rich-tige Weg.“

Seit elf Jahren arbeitet IsabelStrachanowski mit dem Kollegen Mi-chael Stöhr in einer Gemeinschafts-praxis. Bevor sie ihren Praxisteil vonStöhrs Vater übernahm, war sie schonAssistenzzahnärztin in derselben Pra-xis. Hierher hatte sie nach ihrem Exa-men 1999 und dem ersten Praxisjahrin Hamburg gewechselt. „Das war einGlücksgriff“, weiß sie heute. „Wir ha-ben ein tolles Team. Ich selbst verste-he mich als Familienzahnärztin. Ichhabe zwar das Curriculum Kinder-zahnheilkunde besucht. Doch ichmöchte alle Generationen behandelnund Generalistin bleiben. Schon heu-te habe ich erwachsene Patienten, dieich auch als Kinder kannte. Da gibt esdie eine oder andere lustige Ge-schichte, die mich mit diesen Patien-ten verbindet. Das macht Freude.“

Obwohl sie die Selbstständig-keit schätzt, möchte sie die Gleich-rangigkeit zwischen eigener Praxisund Angestelltendasein fördern. „DieRollenbilder haben sich verändert. Ichdenke, es ist gut, die Wahlmöglichkeitzu haben. Mir ist wichtig, dass der Be-

ruf an sich attraktiv ist, auch mit Fa-milienpflichten.“

Die Berufsfreude möchte sieauch Praxismitarbeiterinnen vermit-teln. „Das ist offenkundig nicht im-mer und überall gegeben. Es ist er-schreckend, wie wenige Bewerbun-gen es auf Ausbildungsplätze gibt.Später Verantwortung zu überneh-men, eigenständig zu arbeiten bedeu-tet, dass sich Fachangestellte sehrwohl selbst verwirklichen und hoheQualifikationen erwerben können.Das ist wichtig, wenn man ein stabi-les Team möchte, denn Zahnärztesollten auch delegieren können.“ AusErfahrung weiß sie, dass auch die Pa-tienten das schätzen. „Das Vertrauenin eine Praxis ist höher, wenn dasganze Team Kompetenz ausstrahlt.“

Deshalb hat sich Isabel Strach-anowski in den Ausschuss für Zahn-medizinische Fachangestellte wählenlassen. „Und wir müssen andere We-ge beschreiten, um für diesen Berufzu werben. Die neue Plakatkampagnegefällt mir. Wir sollten auch in dieSchulen gehen, um jungen Menschenein Bild zu vermitteln, dass sie bei unsein interessantes Berufsfeld vorfin-den, dass man sich in viele Richtun-gen qualifizieren und auch entspre-chend verdienen kann.“

■ CORNELIA MÜLLER

Im Kurzporträt

Neue Gesichter in der Kammerversammlung

Foto

s: J

örg

Woh

lfro

mm

In ihrem Kreisverein in Stormarn ist Isabel Strachanowski schon länger aktiv.

Die 39-jährige Zahnärztin aus Ahrensburg, die in Hamburg aufgewachsen ist,

nimmt regelmäßig an den acht bis neun Fortbildungen teil. „Schon vor vier

Jahren wurde ich von dem Kollegen Holger Neumeyer angesprochen, ob

ich nicht für die Zahnärztekammer kandidieren wolle“, sagt sie.

Isabel Strachanowski

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 19

Die 39-Jährige ist neue Delegierte derZahnärztekammer. Sie hat sich in denZFA- und in den Fortbildungsaus-schuss wählen lassen. Auf diese Ar-beit freut sie sich sehr. In ihrem Kreis-verein ist sie seit zwei Jahren als Bei-sitzerin im Vorstand für den Berufs-stand engagiert. Sie kümmert sich da-rum, Referenten für monatliche Fort-bildungen und Vorträge zu gewinnen.

In Hamburg aufgewachsen,entschied sie sich nach dem Abiturzunächst für die Ausbildung zur Kran-kenschwester. „Doch als Tochter einerFamilie, deren Männer seit vier Ge-nerationen Zahnärzte sind, konnte ichwohl nicht anders: Es zog mich nachder Ausbildung und der Arbeit in derKliniknotaufnahme dazu, wie meinBruder Zahnmedizin zu studieren.“Das Studium absolvierte sie an derChristian-Albrechts-Universität Kiel.2006 eröffnete sie mit ihrem Ehe-mann Jörg die Doppelpraxis in Tor-nesch. Die Familie wohnt auch in derStadt vor den Toren Hamburgs.

„Wenn wir nicht beide in die-sem Beruf wären, hätte es für michkeine Alternative zur angestelltenZahnärztin geben“, betont ClaudiaStange. „Wir haben zwei kleine Kin-der. Also wechseln wir uns oft in derPraxis ab. Und dazu ist sehr gut aus-gebildetes Praxispersonal, das teils ei-genverantwortlich arbeiten kann, un-

verzichtbar. Wir haben ein tollesTeam. Mit Familie ist Freiberuflichkeitnur möglich, wenn man gut zu-sammenarbeiten kann.“ Sie sagtselbst, dass in ihrem Fall auch Glückeine Rolle spielte. „Meine Eltern undSchwiegereltern wohnen in Ham-burg. Sie freuen sich, wenn sie unse-re Kinder mal betreuen können.“

Wie ihre Kollegin IsabelStrachanowski möchte sie deshalb dieArbeitsbedingungen für Zahnärztin-nen verbessern. Das Thema freiberuf-liche Gemeinschaftspraxis, in dermehrere Frauen zusammenarbeitenund füreinander einspringen können,möchte sie voranbringen. „Dabeimüssen solche Vertretungen vertrag-lich geregelt werden“, sagt sie. Auchdie Gewinnung von Nachwuchs fürsTeam will sie stärker thematisieren inder Kammer. „Ich denke, dass derZFA-Beruf mancher jungen Frau unat-traktiv erscheint, weil sie zu wenigeinteressante Aufgaben hat. Es ist anuns Zahnärzten, die Bedingungen zuverbessern. Wer immer nur den Sau-ger halten muss, muss sich ja lang-weilen.“

Sie persönlich hatte bislangkaum Schwierigkeiten, geeignete Aus-zubildende zu finden. „Einmal muss-ten wir zu Beginn ein wenig mehrUnterstützung geben. Aber es hat sichgelohnt, wir haben eine sehr gute

Mitarbeiterin hinzu gewonnen. DasBild der Zahnärzte als Halbgötter inWeiß muss fallen“, ist sie überzeugt.Handlungsbedarf sieht Claudia Stangeauch beim zahnärztlichen Notdienst.„Es ist nicht optimal, wenn man amWochenende nachts in der Praxis al-lein Patienten empfängt, die mannicht kennt und die vielleicht auchnoch alkoholisiert sind. Als Frau füh-le ich mich dabei unwohl. Wir solltenüberlegen, ob wir auch in Schleswig-Holstein mit Kliniken zusammenar-beiten können oder andere Modellefinden.“

■ CORNELIA MÜLLER

Dr. Claudia Stange

„Fortbildung ist ein Bindeglied, das Zahnärzte und Praxisteam zusammen-

bringt“, sagt Dr. Claudia Stange aus Tornesch im Kreis Pinneberg.

„Es ist unerlässlich, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen zu haben, die der

Beruf erfüllt. Allerdings werden die vielfältigen Fortbildungsangebote aus

meiner Sicht noch nicht überall ausreichend genutzt.

Man muss Mitarbeiterinnen auch dazu motivieren.“

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201320

Die Examensabsolventen Jule Bielfeldtund Gunnar Meyer führten durch dasAbendprogramm. Nach dem Empfangim Foyer des Atlantic Hotels im Zen-trum Kiels begrüßte uns Dr. MichaelBrandt, Präsident der Zahnärztekam-mer Schleswig-Holstein, mit einer an-sprechenden Rede. Darin befasste ersich mit dem „Examen als geschütztenBegriff“, einer gelungenen Interpreta-tion, die sich aus unserem Examens-plakat ableiten ließ. Neben einigenDenkanstößen zur aktuellen Gesund-heitspolitik gab es herzliche Glück-wünsche und einen schönen Ausblickauf das uns bevorstehende Berufs-leben. Eine berührende Rede seitens der Ab-solventen hielt unsere frisch gebacke-ne Kollegin Anneke Rath. Sie stellte

die Höhen und Tiefen unserer ge-meinsamen Jahre gelungen gegen-über und handelte die Highlights deszurückgelegten Wegs ab:

„So erinnerten wir uns an unse-

ren Eintritt in die Zahnklinik bepackt mit

einem Koffer voller „rätselhafter Instru-

mente“. Die Modellrechnung, dass unser

Semester zusammen rund 5000 KaVo-

Modellzähne „gepräppt“ hat, verschlug

dem ein oder anderen den Atem. Die an-

gesprochene noch allzu präsente Erfah-

rung der ersten (am Kojenpartner) ge-

setzten Spritze, vor dessen Gebrauch nun

keiner mehr erschaudert, machte uns be-

wusst, wie wir an unseren Aufgaben ge-

wachsen sind. An manch kräftezehrende

Nachtschicht während der Prothetikkur-

se, die wir mit bepflasterten Fingern

(vom KFO-Klammern biegen) bestritten,

wurde ebenfalls erinnert. Auch die er-

folgreich abgewandte Schließung des

Studentenlabors, die unser Examen zeit-

weise gefährdet hatte, fand ihre Erwäh-

nung. „Blickt man zurück, so waren die

elf Semester des Studiums, ein einziges

Auf und Ab und es war mir unmöglich

auch nur ansatzweise alle wichtigen Au-

genblicke und Ereignisse in eine Rede zu

quetschen. Zusammenfassend kann man

sagen: wir verzweifelten oft, gerieten re-

gelmäßig an unsere Grenzen, und bra-

chen mehr als einmal in Tränen aus, dann

wieder strahlten wir vor Stolz über die

gelungene Füllung und freuten uns mit

unseren Patienten über die endlich ein-

gegliederte Arbeit. Was aber die letzten

sechs Jahre wirklich ausgemacht hat, wa-

ren die Kommilitonen, mit denen man

tagtäglich zu tun hatte, mit denen man

gemeinsam gelitten, aber auch gefeiert

hat. Wir sind zwar nur ein kleiner Haufen

Idioten, aber gerade dies hat uns, trotz

gelegentlicher Anfälle nach dem Prinzip

„Jeder ist sich selbst der Nächste“, zu-

sammengeschweißt. Ob wir nun im La-

bor feststellten, dass wir alle am Abend

vorher beim Aufwachsen den selben

Blödsinn im Fernsehen geschaut hatten

Examensball des Sommersemesters 2013

Start ins Berufsleben

Am Samstag, den 7. Juli, war es endlich so weit. Nach rund sechs

Jahren Studium setzten wir diesem so wegweisenden Lebensabschnitt

mit unserem Examensball einen gebührenden Abschluss.

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 21

oder ob wir bei einer unserer diversen

Weihnachts- und Semesterabschluss-

feiern zusammen saßen, eigentlich hat-

ten wir immer eine Menge Spaß und es

wird sehr ungewohnt sein, euch nicht

mehr ständig um mich zu haben …“

Abschließend folgten Danksagungenan alle, die uns auf dem Weg begleitethatten. So wurde stellvertretend füralle Professoren, Dozenten, Assistenz-ärzte und Klinikmitarbeiter den an-wesenden Oberärzten (Dr. SigridStolzmann, Dr. Dr. Volker Gaßling,Dr. Bernhard Koos) für ihr Engage-ment gedankt. Ein großer Dank galtunseren Eltern, Geschwistern undFreunden, die uns in all den Jahrendurchweg bei all unseren Vorhabenbedingungslos unterstützt haben.

Der Abend setzte sich feierlich fort: dieersehnte Zeugnisübergabe durch Dr.Dr. Volker Gaßling, leitender Ober-arzt und stellvertretender Klinikdi-rektor der ZMK Kiel. Auch er richteteseine Worte an die versammelte Ge-sellschaft, gab einige Denkanstößeund wünschte uns das Beste für unse-ren weiteren Werdegang.

Im Anschluss an den offiziel-len Programmteil machten sich die 89nun hungrigen Ballgäste genüsslichüber das sommerliche Buffet her. AlsDessert servierten uns die Absolven-ten Lisa Sonner, Anneke Rath und JanReceveur einen liebevoll und mit vie-len Details gespickten Film – zehn Se-mester in nur zwölf Minuten auf denPunkt gebracht.

Sechzehn frische junge Kolle-ginnen und Kollegen freuen sich nunauf ihre Zukunft und der ein oder an-dere auch auf die ersehnte Reise.

■ GUNNAR MEYER

Kommandoübergabe

Mit Flottillenarzt Dr. Tim Fiedler (links) übernimmt erstmals ein Zahnarzt das Kom-mando des traditionsreichen Lazarettregiments 11 in Seeth bei Friedrichstadt. SeinAmtsvorgänger Oberfeldarzt Dr. Arne Müller (rechts) wird Leiter des Sanitätszen-trums Eckernförde. Kollege Fiedler wird das Regiment, das auch die Verantwortungfür das Einsatzkontingent in Afghanistan trägt, bis Mitte 2015 leiten. Oberstarzt Dr.Bernd Mattiesen vom Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung (Mitte)berichtete anlässlich der feierlichen Kommandoübergabe am 20. Juni auf dem male-rischen Marktplatz Friedrichstadts vor zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft undBundeswehr, dass das Regiment anschließend wegen der Neustrukturierung derBundeswehr aufgelöst werde. Dr. Kai Voss

Foto: Sanitätsdienst Bundeswehr/Lenz

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201322

Im Oktober 2012 fragte uns Dr. Chri-stian Löhlein, Einsatzleiter der Orga-nisation Interplast e.V., ob wir Zeitund Lust hätten, eine Hilfsaktion imJanuar 2013 auf den Philippinen zuunterstützen. Auftrag sei die operati-ve Versorgung von Patienten mit Lip-pen-, Kiefer- und Gaumenspalten.

Für Christian Löhlein war esbereits der 19. Einsatz auf den Philip-pinen, für mich der erste. Überra-schend war, dass neue Richtlinien dieEinreise ausländischer Ärzte zum Ar-beiten auf humanitärer Basis deutlicherschwerten. Die Approbationsur-kunde und die Facharzturkunde muss-ten von einem vereidigten Übersetzerins Englische übersetzt, anschließendvom Notar beglaubigt und vom Lan-desgericht überbeglaubigt, um an-schließend vom Philippinischen Kon-sulat erneut beglaubigt zu werden.

Für Ärzte und Pflegepersonal,die nur helfen wollen, ein deutlichübertriebener Aufwand, was von un-serem Einsatzleiter kritisch ange-merkt wurde. Doch endlich ging eslos. Der Abflug ab Hamburg war fürden 18. Januar vorgesehen, das restli-che Team flog ab Düsseldorf über Du-bai nach Manila. Frühmorgens hörteich im Radio vom geplanten Streik derFlugabfertigung und brach früher alsgeplant zum Flughafen auf, wo ichvor dem Sicherheitscheck sechs Stun-den warten musste. Den Anschluss-flug in Dubai schaffte ich gerade nochund dort lernte ich auch das kom-plette Team kennen. Nach einem acht-einhalb-stündigen Flug nach Manilaerreichten wir nach weiteren sechsStunden Busfahrt die Provinz Panga-

sinan, in der sich das Pangasinan Pro-vincial Hospital und das Hotel befin-den.

Am nächsten Tag begannen dieVorstellung der Patienten und das Er-stellen des Operationsplanes. Über100 Patienten warteten geduldig, wur-den von Chirurgen und Anästhesistenuntersucht, fotodokumentiert und zurOperation vorbereitet. Auffällig warendie große Freundlichkeit und Dank-barkeit, die die Patienten unseremTeam entgegenbrachten, kein Jam-mern über die Wartezeit! Beeindru-ckend war auch – aus medizinischerSicht – die Vielfalt der Befunde. DieAnzahl und Variabilität der LKG-Spal-ten, die uns von Säuglingen bis zu Er-wachsenen geboten wurde, waren fürdeutsche Verhältnisse imposant. Dawir zusätzlich auch einen Unfall- undViszeralchirurgen (Dr. Thomas Müller)sowie einen plastischen Chirurgen ausEngland im Team hatten (Dr. CharlesViva), waren nicht nur LKG-Spalten,sondern auch andere Diagnosen von Interesse, so dass Verbrennun-gen, Strumen, AP-Rückverlagerungen,Weichteiltumoren und offene Unter-schenkelbrüche ebenfalls zum Versor-gungsspektrum gehörten.

Der Tagesablauf über die zwei Wochenwar immer gleich: Frühstück ab 6Uhr, Abfahrt um 7 Uhr, Ankunft um 8Uhr und sogleich Arbeitsbeginn mitOperationen an zwei OP-Tischen undparallel im Vorraum Verbandswechselund postoperative Visiten. Arbeitsen-de war meist zwischen 19 und 21Uhr, dann folgte nach der Rückfahrtzum Hotel jeweils das Abendessen ingeselliger Runde.

Der Einblick in ein anderesGesundheitswesen offenbarte die Ein-zigartigkeit und die Vorzüge des deut-schen Gesundheitssystems. Es warenauffällig viele Apotheken gegenüberdem Krankenhaus angesiedelt und dieErklärung wurde bald geliefert: Pa-tienten bekommen im Krankenhauskeine Medikamente oder Infusionen,sondern die Angehörigen erhalten einRezept für die notwendigen Medika-mente, gehen zur Apotheke auf demKrankenhausgelände oder außerhalb,erwerben diese und bringen sie zu-rück auf Station.

Patienten, die kein Geld oderVerwandte haben, die sich entspre-chend um diese Belange kümmernkönnen, erhalten keine Therapie – mitallen erdenklichen Konsequenzen! EinLichtblick dagegen war die Dialyseab-teilung des Krankenhauses, die aufsehr hohem Niveau ausgestattet undvon 2 bis 23 Uhr geöffnet war, einekleine Oase für örtliche Verhältnisse.

Am Wochenende war die medizinischeTätigkeit auf die morgendliche Visitebegrenzt, so dass am Samstag nochein Ausflug zu den „Hundred Islands“mit einem Boot möglich war. Dielandschaftliche Vielfalt in Kombina-tion mit dem sehr angenehmen Klimawar für das Team Mitte Januar einewillkommende Abwechslung. AmSonntag war ein Besuch eines „Hah-nenkampfes“ vorgesehen. Da diese ei-ne feste kulturelle Größe in der phi-lippinischen Gesellschaft sind undmit viel Einsatz und Eifer vor allemvon den männlichen Philippinos be-trieben wird, erschien ein Besuchsinnvoll. Für unsere mitteleuropäi-

Hilfsaktion auf den Philippinen

Operieren, wo andere Urlaub machen

Der Kollege PD Dr. Dr. Felix Blake befand sich im Januar diesen Jahres

zu einem zweiwöchigen humanitären Hilfseinsatz auf den Philippinen.

Lesen Sie hier seinen Bericht.

ZAHNÄRZTEKAMMER

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 23

schen Gemüter war dieser „Sport“aber so grausam, dass wir bereits nachfünf der 33 angesetzten Kämpfe dieArena verließen.

Die zweite Arbeitswoche lief für alledeutlich routinierter. Frau Müller undFrau Löhlein, mitgereiste Ehefrauenzweier Ärzte, sind philippinischerHerkunft, halfen dabei, die sprach-lichen und organisatorischen Barrie-ren für uns zu überwinden. Zudemgewöhnten wir uns allmählich an dieZeitumstellung, das Klima und dieAbläufe im Krankenhaus. Mehr undmehr wussten wir auch die Arbeits-bedingungen in Deutschland zu schät-zen. Einer der zwei OP-Tische warzum Beispiel eine nicht verstellbareLiege und ich saß auf mehreren über-einandergestapelten Plastikhockern,um die richtige Sitzhöhe zu erreichen.

Zum Abschluss des Einsatzeswar eine Zeremonie vom Gouverneurder Provinz und ärztlichen Direktordes Krankenhauses anberaumt. DieDankbarkeit der Regierung, aber ins-besondere unserer Patienten war einLohn, der für uns unschätzbar war,insbesondere ohne den Hintergrundvon DRGs und Casemix-Index, Kran-kenkassen, Regelvolumina und Bud-gets – einfach nur Medizin!

Bei einem Stop-over auf unse-rem Weg zum Flughafen in Manilabot sich ein augenfälliger Kontrast imgrößten Einkaufszentrum Asiens(Mall of Asia). Alle uns bekanntenMarken waren hier vertreten, auchauf einem ähnlichen Preisniveau wiein Mitteleuropa. Sofort stellte sich unsdie Frage, wie der durchschnittlichePhilippino mit seinem Monatsein-kommen von ca. 300 bis 400 Eurosich hier etwas leisten kann?

Nun wurde die Heimreise an-getreten. Nach insgesamt 15 Stunden

Flug waren wir dann am 3. Februarzurück in Hamburg.

Nicht nur persönliche Hilfe kann einenBeitrag leisten. Wenn Sie sich von die-ser Form der direkten Hilfe angespro-chen fühlen und auch helfen wollen,so können Sie die Organisation Pro-Interplast e.V. unterstützen, die sichüber jede Spende freut, die solcheEinsätze ermöglicht (Spendenkonto:Volksbank Seligenstadt e.G., Kto: 280208, BlZ: 506 921 00).

Sämtliche Gelder werden denProjekten zugeführt, da der bürokra-tische Aufwand ehrenamtlich er-bracht wird und der Verwaltungsauf-wand bei ca. zwei Prozent liegt. Unser

Dank gilt den Sponsoren, die uns mitInstrumenten oder Geldbeträgenunterstützt haben, vor allem der Fir-ma Karl Storz und KLS Martin GmbHsowie dem Rotary Club Bad Oldesloefür die großzügigen Spenden.

■ PD DR. DR. FELIX BLAKE

DR. DR. HEINER WERLE

Das Einsatzteam mit

PD Dr. Dr. Felix Blake (links)

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201324

In seinem Grußwort für den Freien Ver-band rechnete Dr. Holger Neumeyermit der Bürgerversicherung ab. Erwar damit auf dieser Vertreterver-sammlung der erste, aber keineswegsder letzte Redner, der einer staat-lichen Einheitskasse nichts abgewin-nen kann. Akribisch analysierte Dr.Neumeyer, was sich hinter dem „po-litisch korrekten und so überaus sym-pathischen Begriff Bürgerversiche-rung“ verbirgt:

Eines der proklamierten Zieleder Bürgerversicherung sei die Ver-besserung der Einnahmenseite dergesetzlichen Krankenversicherung.Damit unterstelle man, dass „die Ein-nahmenseite des bisherigen Systemsnicht funktioniert“ – angesichts der

Milliardenüberschüsse in der GKV,die aus einer florierenden Wirtschaftresultieren, ein Widerspruch in sich.„Wirtschaft gesund – GKV gesund“,brachte Dr. Neumeyer es auf denPunkt. Will man also die Einnahmender GKV verbessern, folgerte er, müs-sten alle Anstrengungen unternom-men werden, um die Wirtschaft zustärken – „damit neue sozialversiche-rungspflichtige Arbeitsplätze entste-hen und vorhandene abgesichert wer-den“. Mit der Bürgerversicherungallerdings, so rechnete Dr. Neumeyervor, würde die Wirtschaft eher bela-stet, denn sowohl das Modell der SPDals auch das der Grünen bringe eineErhöhung der Lohnnebenkosten mitsich (Anhebung der Beitragsbemes-

sungsgrenze auf das Niveau der Ren-tenversicherung bei den Grünen, Ab-schaffung der Beitragsbemessungs-grenze für Arbeitgeber bei der SPD).

Ein weiteres Ziel der Bürger-versicherung, fuhr Dr. Neumeyer fort,sei es, die „Gerechtigkeit“ im Systemder Krankenversicherung durch Ab-schaffung der privaten Krankenvoll-versicherung zu erhöhen. Das werdenach Berechnungen unabhängigerWirtschaftswissenschaftler zum Weg-fall von 75.000 bis 100.000 – sozial-versicherungspflichtigen – Arbeits-plätzen im Bereich der privaten Kran-kenversicherer führen.

Bei Diskussionen in der Öf-fentlichkeit werde auf die positiveWirkung des Begriffs „Bürgerversi-

KZV-Vertreterversammlung:

Bürgerversicherung geschlossen abgelehnt

Die Bundestagswahl am 22. September wirft bereits seit Monaten ihre Schatten

voraus. Für das Gesundheitswesen bedeutet diese Wahl eine Weichenstellung:

Während die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP am dualen Versicherungs-

system festhalten wollen, sehen die Pläne von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und

der Linken verschiedene Modelle einer Bürgerversicherung vor – die von den

meisten Heilberuflern abgelehnt wird. Da lag es nahe, dass sich auch die Frühjahrs-

Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein

am 29. Mai in Kiel intensiv mit diesem Thema auseinandersetzte.

KZV-Vorstandsvorsitzendern Dr.

Peter Kriett: „Eine einheitliche

Einwohner-Versicherung würde

das politische Umfeld stark ver-

ändern.“ (links)

Die Bürgerversicherung würde

wegen der Erhöhung der Lohn-

nebenkosten die Wirtschaft

belasten: Dr. Holger Neumeyer.

(rechts)

Fotos: Thomas Eisenkrätzer

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 25

cherung“ vertraut: „Der Normalkont-akt der Bürgers zu politischen The-men spielt sich nur noch auf der Ge-fühlsebene ab“, bedauerte Dr. Neu-meyer. Man plane offenbar, der Be-völkerung die Bürgerversicherung„heimlich, still und leise unterzuju-beln“.

„Wie sich das politische Umfeld verän-dert, wenn andere politische Mehr-heiten als heute eine einheitliche Ein-

wohner-Versicherung durchsetzen, istvielen nicht bewusst“, meinte auchder KZV-Vorstandsvorsitzende Dr. Pe-ter Kriett. Dabei verwies er auf die In-formationen, die die schleswig-hol-steinischen Zahnärzte zur Bürgerver-sicherung an die Hand bekommen ha-ben (z. B. die Broschüre „Die Bürger-versicherung auf dem Prüfstand“ derAG KZVen in Bayern, Baden-Würt-temberg, Hessen, Niedersachsen undSchleswig-Holstein).

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzen-

de Dr. Michael Diercks bemängelte indiesem Zusammenhang, dass es beider Bürgerversicherung nur um die„Verbeitragung“, nicht jedoch um dieVersorgungsqualität gehe. Dabei ste-he die Qualitätsdiskussion überallsonst auf der Agenda – und der Sy-stemwettbewerb zwischen GKV undPKV habe der Qualität der Versorgunginsgesamt gut getan. Auch um diesenWettbewerb fortzusetzen, sei die Bei-

Letztes Jahr war ZA Gero Wessel

(Schwarzenbek) aus gesundheitlichen

Gründen aus der Vertreterversammlung

ausgeschieden. Nun wurde er auch of-

fiziell verabschiedet – mit Standing

ovations der Delegierten.

Seit 1985 war Wessel Mitglied der Ver-treterversammlung der KZV Schleswig-Holstein. Zusätzlich war er seit 1989 indiversen Ausschüssen tätig. Die Liste isteindrucksvoll: Disziplinarausschuss, Prü-fungs- und Beschwerdeausschüsse, Zu-lassungs- und Berufungsausschuss so-wie der Haushaltsausschuss zählten zuseinen Betätigungsfeldern. Außerdemwar er Mitglied der Widerspruchsstelleund stellvertretendes Mitglied des Lan-desschiedsamtes. „Die Kollegenschaft“, fasste Dr. Hütt-mann zusammen, „ist Gero Wessel zuDank verpflichtet.“ Dr. Kriett hob insbe-sondere hervor, dass Wessel in der Ver-treterversammlung immer wieder Di-skussionen angestoßen hat: „Es ist vonWert für uns alle, wenn wir uns interak-tiv mit bestimmten Themen ausein-andersetzen“, betonte er.„500.000 Kilometer“ habe er im Dien-ste der KZV zurückgelegt, dabei „sieben

Autos verschlissen“,blickte Wessel selbstzurück. Aus seinerSicht hat sich der Ein-satz gelohnt: „Siemüssen immer darandenken, für wen Siehier sitzen: für die Kol-legen im Lande“, gaber den Delegierten mitauf den Weg.

Auch der Präsidentder ZahnärztekammerSchleswig-Holsteinlobte Wessels Enga-gement: 25 Jahre ha-be er die Vereinigungder Zahnärzte desKreises Lauenburg e.V. geführt und u. a.in den neunziger Jahren – gemeinsammit dem Kollegen Jens Mulzer – „großeTeile des Grundsatzprogramms desFreien Verbandes im Wahlprogrammder Grünen in Schleswig-Holstein unter-gebracht“, listete Dr. Brandt auf. ImFreien Verband war Wessel Mitglied desLandesvorstandes, Landesgeschäftsfüh-rer, Kassenwart und Bezirksgruppenvor-stand.

Als Anerkennung für Wessels „jahr-zehntelangen Einsatz für die Freiberuf-lichkeit und die Zahnärzteschaft" hatteder Vorstand der ZahnärztekammerSchleswig-Holstein bei der Bundeszahn-ärztekammer eine besondere Ehrungbeantragt: Auf der Frühjahrs-Vertreter-versammlung der KZV S-H konnte Dr.Brandt ihm die Ehrennadel in Silber derDeutschen Zahnärzteschaft überrei-chen.

Gero Wessel erhält Ehrennadel in Silber der Deutschen Zahnärzteschaft

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201326

behaltung der Dualität von gesetz-licher und privater Krankenversiche-rung sinnvoll.

„Wenn es nicht allen gleichgut gehen kann, soll es allen gleichschlecht gehen“, fasste ZA Harald

Schrader das „Credo“ der Bürgerver-sicherung zusammen und warb damitgleichzeitig um Unterstützung für ei-nen Antrag, mit dem die VV der KZVSchleswig-Holstein schließlich ge-schlossen ihre Ablehnung der Bürger-versicherung dokumentierte und sichfür den Erhalt des dualen Systemsaussprach.

Der Vorsitzende der Vertreterver-sammlung Dr. Joachim Hüttmanngriff in seinem Bericht weitere aktuel-le Themen auf. „Es vergeht kaum eineWoche, in der nicht auf irgend einemKanal im Fernsehen über angeblichkorrupte und unfähige Ärzte undüber eine angebliche Zwei-Klassen-Medizin debattiert wird“, stellte erfest. Nun sei ein eigener „Anti-Kor-ruptionsparagraph“ im SGB V ge-plant. In das von „besonderem Ver-trauen geprägte“ Arzt-Patienten-Ver-hältnis wirkten „massiv Dritte hineinmit wirtschaftlichen und zum Teil

auch politischen – ja neuerdings sogarklassenkämpferischen – Interessen“,kritisierte Dr. Hüttmann. Im Hinblickauf das bereits in Kraft getretene Pa-tientenrechtegesetz monierte er, dassdie Praxen mit neuen und zusätz-lichen Dokumentationspflichten bela-stet würden.

Im Bericht des KZV-Vorstandes gab Dr.Kriett einen Überblick über all jeneThemen, die für die KZV zur Zeit von„grundsätzlicher Bedeutung“ sind: ne-ben der Bürgerversicherung die Ver-gütungsverhandlungen für das Jahr2013, das Konzept der KZBV zur Be-handlung von Pflegebedürftigen undMenschen mit Behinderungen (AuB-Konzept) und das Patientenrechtege-setz.

Die im SGB V festgeschriebe-nen Kostendämpfungsmaßnahmen zuLasten der Zahnärzte, so führte derVorstandsvorsitzende aus, „waren un-nötig“, die Begründungen fehlerhaft.

KZV-Vertreterversammlung

Keine Bürgerversicherung

Die Vertreterversammlung der KZV S-H for-dert den Erhalt des dualen Krankenversiche-rungssystems in Deutschland mit der Mög-lichkeit zum Abschluss einer „privaten“ Ver-sicherung gegen die Risiken von Krankheit,Invalidität und Pflege.Sie lehnt die Einführung einer so genanntenBürgerversicherung ab.Antragsteller: Dr. Joachim Hüttmann,

ZA Harald Schrader, ZÄ Ruth Schröder,

Dr. Wolfgang Lehwald, ZA Peter Oleownik

Umsetzung AuB-Konzept

Die Vertreterversammlung der KZV S-Hunterstützt die Bemühungen zur Verbesse-rung der zahnmedizinischen Versorgung von

Menschen mit Behinderungen und Perso-nen, die der Pflege in häuslicher Gemein-schaft oder in stationären Pflegeeinrichtun-gen bedürfen.Die Vertreterversammlung hält es für unab-dingbar, dass für die zahnärztliche Behand-lung dieses Personenkreises die gleichenVoraussetzungen und Standards wie sie inden Praxen gefordert sind, eingehalten wer-den. In Deutschland besteht ein ausgebautesNetz an Krankentransportmöglichkeiten undein dichtes Netz an behindertengerecht ein-gerichteten Zahnarztpraxen.Antragsteller: Dr. Joachim Hüttmann,

ZA Harald Schrader, ZÄ Ruth Schröder,

Dr. Wolfgang Lehwald, ZA Peter Oleownik

Mehrleistungen ermöglichen

Die Vertreterversammlung der KZV Schles-wig-Holstein bekräftigt ihre Forderung anden Gesetzgeber, analog der in § 28.2 SGBV festgelegten Mehrkostenregelung in derFüllungstherapie die Mehrkostenberech-nung für alle Bereiche der Zahnheilkunde,wie zum Beispiel in der Endodontie, Paro-dontologie und Kieferorthopädie, zuzulas-sen. Antragsteller: Dr. Joachim Hüttmann,

ZA Harald Schrader, ZÄ Ruth Schröder,

Dr. Wolfgang Lehwald, ZA Peter Oleownik

BESCHLÜSSE DER VERTRETERVERSAMMLUNG

Harald Schrader setzt sich für den Erhalt

des dualen Systems ein.

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 27

Trotzdem gelten sie. „Die verfas-sungsrechtliche Überprüfung einesGesetzes betrifft nur die Rechtswid-rigkeit, nicht die Zweck- oder Sinn-widrigkeit.“ Das Problem: Besagte Ko-stendämpfungsmaßnahmen wirkensich auch auf die Festlegung der Ge-samtvergütungen für das Jahr 2013aus. Denn für die Vereinbarung derVergütungen für vertragszahnärztli-che Leistungen mussten bis Ende letz-ten Jahres die durchschnittlichenPunktwerte des Jahres 2012 (ohneZahnersatz) gebildet werden.

Bei Vergütungsverhandlungensei es Aufgabe der KZV, fuhr Dr. Kriettfort, „alle gesetzlichen Vorgaben ineinem fairen Kompromiss unterzu-bringen, der die Umsetzbarkeit durchunsere Mitglieder, die als kleine undmittlere Selbständige das Risiko tra-gen, gewährleistet.“ Dabei gelte esauch, sich gegen „vermeintlichschlaue Kassenfunktionäre“ durchzu-setzen, die „im SGB V herumsprin-gen, um Normen zu unseren Lastenzu konstruieren, die so vom Gesetz-geber nicht gemeint waren.“ Konkret:„Wer Einzelleistungsvergütung will,muss auch Einzelleistungen bezahlen– trägt also das finanzielle Risiko. WerKopfpauschalen als Gesamtvergü-tungsform will, trägt kein finanziellesRisiko.“ Das „Idealbild“ der Kranken-kassen – „Versorgungssteuerung zumNull-Tarif“ –, d. h. ohne Berücksichti-gung einer angemessenen Vergütung,könne von der Zahnärzteschaft nichtmit getragen werden, unterstrich Dr.Kriett.

Das Patientenrechtegesetz, erläuterteder Vorstandsvorsitzende weiter, seizu „90 Prozent“ die Zusammenfas-sung der bisherigen Rechtsprechung.Aber: „Die Zusammenfassung machtdie Rechtsprechung übersichtlich undanwendbar. Rechtsanwälte werden

tatsächliche oder vermeintlichePflichtverletzungen leichter ahndenkönnen als vorher.“ „Schlimm“, sowarnte Dr. Kriett – wie vor ihm auchbereits Dr. Hüttmann –, werde es beider Feststellung eines Verstoßes ge-gen Aufklärungspflichten: „Fehlt esdann an der notwendigen Einwilli-gung, ist der strafrechtliche Vorwurfder Körperverletzung unvermeidbar.“

Mit Bezug auf die Bemühun-gen zur Verbesserung der medizini-schen Versorgung von Pflegebedürfti-gen und Menschen mit Behinderun-gen wies Dr. Kriett auf Unterschiedezwischen dem vertragsärztlichen unddem vertragszahnärztlichen Bereichhin: Für den vertragszahnärztlichenBereich gebe es „große Hindernisse“bei der räumlichen, technischen undpersonellen Ausstattung der Pflege-einrichtungen. Hier bedürfe es erheb-licher finanzieller Investitionen, umeine zahnärztliche Behandlung vorOrt in einer Pflegeeinrichtung durch-führen zu können.

In diese Richtung zielte auchein Beschluss, den die VV-Delegiertenebenfalls einstimmig fassten. Insbe-sondere in Verbindung mit dem Pa-tientenrechtegesetz bedeute die An-schaffung mobiler Behandlungsein-heiten und Röntgengeräte nicht nureinen unverhältnismäßigen Aufwand,sondern beinhalte auch große Haf-tungsrisiken, warnte Dr. Hüttmann.„Bettkantenmedizin“, stellten die Ver-treter in diesem Zusammenhang fest,sei zahnärztlich nicht vertretbar.

Der Ende April neu gewählte Präsidentder Zahnärztekammer Schleswig-Hol-stein, Dr. Michael Brandt, der gleich-zeitig auch als Delegierter in der KZV-Vertreterversammlung sitzt, betontein seinem Grußwort: Die Zusammen-arbeit zwischen Zahnärztekammerund KZV „war gut, ist gut und soll gut

bleiben“. Das ist im Übrigen ganz imSinne des KZV-Vorstandsvorsitzen-den, der die „Pflege des direktenDrahtes“ begrüßte. Und auch Dr.Hüttmann stellte fest, es herrsche ein„Grundkonsens an standespolitischenÜberzeugungen“.

Ausdrücklich lobte Dr. Brandtdie Politik des KZV-Vorstandsvorsit-zenden, bei Datenlieferungen an dieKrankenkassen und die Kassenzahn-ärztliche Bundesvereinigung „Vor-sicht“ walten zu lassen. – Die KZVSchleswig-Holstein ist der Auffassung,dass nur jene Daten geliefert werdendürfen, die zur Erfüllung der jeweili-gen gesetzlichen Aufgaben notwendigsind.

Bereits nach zwei Stunden konzentrier-ten Arbeitens war die Frühjahrs-Ver-treterversammlung beendet. Aus-drücklich bedankte sich der Vor-standsvorsitzende Dr. Kriett für die –einstimmige – Annahme der Anträge:Dies bedeute eine Unterstützung derLinie des KZV-Vorstandes, vor allemauch im Hinblick auf die Ablehnungder Bürgerversicherung. Bei der „Bür-gerversicherung“ würden die Rechteder Bürger durch ein offensives Sy-stem beiseitegeschoben, rundete Dr.Kriett die Diskussion um das vorherr-schende Thema auf dieser Versamm-lung ab. Für die Vermögensverteilungsei nicht das Sozialversicherungssy-stem, sondern das Steuersystem zu-ständig, unterstrich er. Die Bürger-versicherung drohe allerdings, sich zueinem Steuersystem zu entwickeln.Die Frage, was der einzelne bean-spruchen kann, müsse gesamtgesell-schaftlich gelöst werden.

Die nächste Vertreterver-sammlung der KZV Schleswig-Hol-stein findet am 2. November in Kiel(Hotel Conti Hansa) statt.

■ KIRSTEN BEHRENDT

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201328

Mit großer Mehrheit plädierte derDeutsche Ärztetag dafür, das Kran-kenversicherungssystem unter Beibe-haltung der Dualität von gesetzlicherund privater Krankenversicherungweiterzuentwickeln. „Eine auf Ver-einheitlichung angelegte Zwangsver-sicherung gefährdet die Therapiefrei-heit des Arztes und die Wahlfreiheitder Bürger", heißt es in der Begrün-dung. Eine Bürgerversicherung ver-hindere den Wettbewerb um die be-ste Versorgung und stehe der gebote-nen Transparenz im Kosten- und Lei-stungsgeschehen entgegen.

„Es herrscht derzeit überhaupt keineNot, das System von den Füßen aufden Kopf zu stellen", hatte Bundes-ärztekammer-Präsident Prof. Dr.Frank Ulrich Montgomery bei der Er-öffnung des Ärztetages betont: „Dergegenwärtige Zustand der Kranken-versicherung, gesetzlich und privat,ist eigentlich gut: Die Geldspeichersind voll." Und der Leistungskatalogder gesetzlichen Krankenversicherungsei nur deshalb so umfassend, weil erim Wettbewerb mit der PKV bestehenmüsse: „Einheitssysteme wie eineBürgerversicherung würden den Lei-stungskatalog einschränken."

Dabei weiß er sich einig mitdem Bundesgesundheitsminister, derzur Eröffnung des Deutschen Ärzteta-ges gekommen war: Ohne den Druckder privaten Krankenversicherungfehle für die GKV der Anreiz, sich „zubewegen", meinte Daniel Bahr. „DieMenschen sind unterschiedlich undhaben unterschiedliche Interessen.

Deshalb kann es keine Einheitsversi-cherung für alle geben". Die Bürger-versicherung mache den Bürger zum„Bittsteller einer Einheitskasse", be-fürchtete er. Bahrs Lösungsvorschlag:das System der Zusatzbeiträge in dergesetzlichen Krankenversicherungweiter auszubauen.

Einen eigenen Reformvorschlag - „An-

forderungen zur Weiterentwicklung des

dualen Krankenversicherungssystems in

Deutschland" - beschloss die Ärzte-schaft in Hannover.

Der 115. Deutsche Ärztetaghatte den Vorstand der Bundesärzte-kammer letztes Jahr in Nürnberg auf-gefordert, gemeinsam mit Gesund-heitsökonomen eine „Konzeptskizze"für die Weiterentwicklung des Kran-kenversicherungssystems in einer äl-ter werdenden Gesellschaft, gleich-zeitig jedoch auch mit zunehmendenmedizinischen Möglichkeiten, zu ent-wickeln - und dieses Konzept auch inden politischen Meinungsbildungs-prozess einzuspeisen. Auch hier stehtdas Bekenntnis zum dualen Versiche-rungssystem im Vordergrund.

Weitere Kernpunkte:

� Wiederherstellung der Finanzau-tonomie der Krankenkassen: Derderzeitige Versichertenanteil sollzu einem festen, einkommensun-abhängigen und von den Kassenautonom festzulegenden Ge-sundheitsbeitrag weiterentwik-kelt werden. Die Pauschale wür-de also zwischen den einzelnenKrankenkassen variieren, wäre

aber innerhalb einer Kasse für al-le gleich. Nach Berechnungen desgesundheitsökonomischen Bei-rats der Bundesärztekammer, be-stehend aus Dr. Thomas Drabins-ki vom Kieler Institut für Mikro-datenanalyse und Prof. Dr. Gün-ter Neubauer vom Institut fürGesundheitsökonomik in Mün-chen, würde diese Pauschale zwi-schen 135 und 170 Euro monat-lich betragen.

� Um eine zu hohe Belastung vonbeitragspflichtigen Versichertenmit niedrigem Einkommen zuverhindern, soll dieser Gesund-heitsbeitrag die Grenze von ma-ximal neun Prozent des gesamtenHaushaltseinkommens nichtüberschreiten. Liegt der Gesund-heitsbeitrag oberhalb dieser Bela-stungsgrenze, wird die Differenzüber einen Sozialausgleich finan-ziert.

� Der Sozialausgleich erfolgt ausMitteln des Gesundheitsfonds.

� Der Arbeitgeberanteil wird zurErmöglichung einer langfristigenKalkulation der Lohnkosten auf7,3 Prozent festgeschrieben.

� Der Gesundheitsfonds wird um-strukturiert und zukünftig ge-speist aus Arbeitgeberbeiträgen,„analogen Mitteln" aus der Ren-tenversicherung sowie aus Steu-ermitteln für den Sozialausgleich.Aus den Mitteln des Gesund-

116. Deutscher Ärztetag:

Bürgerversicherung verhindert Wettbewerb

Rund vier Monate vor der Bundestagswahl brachte der 116. Deutsche Ärztetag

Ende Mai in Hannover zumindest kurzfristig Bewegung in die bis dahin in der

Öffentlichkeit eher verhaltene Diskussion um die von den Oppositionsparteien

geplante Bürgerversicherung.

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 29

heitsfonds soll nach Vorstellungder BÄK neben dem Sozialaus-gleich auch die Kinder- und Fa-milienmitversicherung finanziertwerden.

� Für jedes in Deutschland gebore-ne Kind soll ein „Gesundheits-sparkonto" eingerichtet werden,das aus Steuermitteln gespeistund jedem jungen Erwachsenenzur Verfügung gestellt wird,wenn er eine sozialversiche-rungspflichtige Beschäftigungaufnimmt. Dieses Gesundheits-sparkonto soll als kapitalgedek-ktes Ansparprogramm die finan-ziellen Folgen der zukünftigendemographischen Entwicklungabfedern.

„Ärzte kämpfen an der Seite der Koali-

tion", meldete die Deutsche Presse-

agentur vom 116. Deutschen Ärztetag.Nun mag es tatsächlich den Anscheinhaben, als hätten sich Montgomeryund Bahr in Hannover gegenseitigSchützenhilfe geleistet. „Die Skizzeorientiert sich an dem, was wir fürrichtig halten, und nicht an etwaigenparteipolitischen Präferenzen", er-klärte Montgomery jedoch.

Dass die SPD, allen voran derim Schattenkabinett von Peer Stein-brück als Gesundheitsminister vorge-sehene Prof. Dr. Karl Lauterbach, demModell der Ärzteschaft wenig abge-winnen kann, liegt wohl in der Naturder Sache. „Es ist entlarvend, dassSchwarz-Gelb sich so eindeutig hinterdie Forderungen der Bundesärzte-kammer nach einer Kopfpauschale inder GKV stellt", stichelte Lauterbachin einer Pressemitteilung. „Dass Kanz-lerin Merkel und Gesundheitsmini-ster Bahr das schon tot geglaubte Mo-dell der Kopfpauschale wiederbele-

ben, klärt zumindest in der Gesund-heitspolitik die Fronten im Wahl-kampf." Besonders „dreist" gehe auchMontgomery vor, denn die Einfüh-rung der „Kopfpauschale" sei für ihnnur ein Vorwand für das Festhaltenan der PKV in ihrer jetzigen Form.

In einem Punkt muss man Lauterbachwohl recht geben: „Geklärt" sind dieFronten tatsächlich. Allerdings: Wieauch immer die Bundestagswahl imSeptember ausgeht - bei jedem Kon-zept zur zukünftigen Ausrichtung des

Gesundheitswesens sollte bedachtwerden, dass der Staat kein verläss-licher Partner für den Sozialausgleichist, der nach dem BÄK-Konzept u. a.aus Steuermitteln finanziert werdensoll. Und dass - ebenfalls aus Steuer-mitteln gespeiste - „Gesundheitsspar-konten" im Fall einer Verschlechte-rung der Finanzlage der GKV keineBegehrlichkeiten von Seiten der Poli-tik wecken, darf wohl getrost bezwei-felt werden.

Be

Seit einigen Monaten fordert die Kas-

senzahnärztliche Bundesvereinigung die

Vertragszahnärzte auf, die gesetzlichen

Krankenkassen online zu bewerten. Ab-

gefragt werden die Serviceorientierung,

das Leistungsspektrum und die Bürokra-

tielast, die die Praxen bewältigen müs-

sen.

Ende Juni stellte die KZBV nun ersteZwischenergebnisse vor. Demnachschneidet die Techniker Krankenkas-se mit einer 2,1 auf der Schulnoten-Skala bisher am besten ab. Positiv be-wertet wurden vor allem die Bewilli-gungspraxis bei Antragsleistungenund die gute Erreichbarkeit der Kasse.Schlusslicht in der Zwischenauswer-tung, in der nur Krankenkassen mitmindestens 20 Bewertungen berück-sichtigt wurden, ist die AOK Bayern.Sie erreichte nur eine Gesamtnotevon 4,1. Nach Ansicht der Vertrags-zahnärzte sind hier die über den ge-setzlich vorgeschriebenen Kataloghinausgehenden zahnmedizinischen

Leistungen mangelhaft. Außerdemwerden die bereitgestellten Finanz-mittel als unzureichend bewertet.

„Schon die ersten Zwischenergebnisse

zeigen, dass die Erfahrungen der Zah-närzteschaft mit den Krankenkassenganz unterschiedlich sind. Mit derUmfrageplattform haben wir eine se-riöse Basis, die das Leistungs- undService-Portfolio der Krankenkassentransparent macht. Und zwar nichtnur für uns Zahnärzte, sondern vor al-lem für die Patienten, die ihrem Zahn-arzt auch in Fragen rund um die Kran-kenversicherung vertrauen“, erläutertDr. Jürgen Fedderwitz, Vorsitzenderdes KZBV-Vorstandes, den Nutzen derOnline-Befragung.

Bislang sind die Antworten von 420Zahnärzten eingegangen. Eine Teil-nahme ist für Vertragszahnärzteweiterhin möglich unterwww.kzbv.de.

PM/Red.

Zahnärzte bewerten Kassen:

Schlechte Noten für AOK Bayern

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201330

Millionen von gesetzlich Krankenversi-

cherten haben die elektronische Ge-sundheitskarte bereits in ihren Porte-monnaies. Die ehrgeizigen Ziele desgigantischen IT-Projekts – beispiels-weise sollen auf der Karte zukünftigArztbriefe, verordnete Medikamenteund Röntgenaufnahmen gespeichertwerden können – sind derzeit aller-dings noch Zukunftsmusik. Zurzeit istdie eGK lediglich mit den Stamm-daten der Versicherten ausgestattet.Neu an der Karte ist bislang nur, dasssie ein Foto ihres Inhabers trägt – unddas hätte laut SGB V auch schon mitder „alten“ Krankenversichertenkarterealisiert werden können.

„Die ursprüngliche Intentiondes Gesetzgebers ist der elektroni-schen Gesundheitskarte (eGK) schon

lange nicht mehr anzusehen. Sie soll-te die Kommunikation verbessern –zwischen Ärzten und Psychothera-peuten, zwischen Praxen und Kran-kenhäusern sowie mit den Versicher-ten. Aber das spielt kaum noch eineRolle. Verflogen ist auch unsere Hoff-nung auf einen Bürokratieabbau inden vertragsärztlichen Praxen. Ent-standen ist vielmehr eine rein kassen-zentrierte Telematikinfrastruktur fürVerwaltungsaufgaben wie das Ver-sichertenstammdatenmanagement“,rügte Dr. Andreas Köhler, Vorsitzen-der der KBV.

Die Kritik der Ärzte entzündet sich vorallem am verpflichtenden Stamm-datenmanagement in den Praxen.„Die Aktualisierung der Versicherten-stammdaten ist und bleibt eine Ver-waltungsaufgabe der gesetzlichenKrankenkassen“, sagte Köhler. EineLösung wären seiner Ansicht nach so-genannte eKioske, bei denen Versi-cherte in den Filialen der Kranken-kassen ihre Karten an einem Terminalselbst aktualisieren und ihre Datenverwalten können.

Für die KBV, unterstrich Köh-ler, sei die eGK nur vertretbar, wenndie Versorgung der Patienten dadurchnachhaltig verbessert werde. „Wenndas Ganze nur dazu dient, Kassen-bürokratie in die Praxen zu verlagern,ist das keine Verbesserung“, erklärteer. „Wenn die gematik nicht zu mehrin der Lage ist, dann müssen wir alsÄrzteschaft parallel einen eigenen

Weg gehen.“ Dabei verwies Köhlerauf die bereits bestehende Infrastruk-tur des „KBV-Safe-Nets“: „Es ist nichtso, dass wir in die Steinzeit zurückfal-len wollen.“

In ihrem Beschluss lehnte die KBV-Ver-treterversammlung die Mitarbeit inder gematik und in den Testregionender eGK ab, wenn diese weiterhin nuran den Interessen der gesetzlichenKrankenkassen ausgerichtet sei. Not-falls, so lautet der Auftrag, soll derKBV-Vorstand auch die Auflösung dergematik einfordern. „Wir werdendem Anschluss der Praxen an die Te-lematik-Infrastruktur nur unter zweiBedingungen zustimmen: Erstens:Keine Übernahme von Kassenbüro-kratie in die Praxen. Zweitens: Esmüssen auch alternative Lösungenmöglich sein“ – für Köhler geht es da-bei auch um die Frage, ob die Ärzte-schaft noch über sich selbst bestim-men kann oder ob sie mittlerweilevon anderen bestimmt wird.

Der eGK-Beschluss sorgte offenbar so-wohl bei der Bundesärztekammer alsauch im Bundesgesundheitsministe-rium für Nervosität – zumal auch dieVertreterversammlung der Kassen-ärztlichen Vereinigung Nordrhein dieKBV bereits Mitte Mai aufgeforderthatte, aus der gematik auszutreten. Sowarb die Parlamentarische Staatsekre-tärin im BMG, Ulrike Flach, für dieArbeit in der Gesellschaft: „Insgesamtist deutlich erkennbar, dass die ge-

KBV droht mit gematik-Austritt

Auf Konfrontationskurs zur Politik ging die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen

Bundesvereinigung (KBV) direkt vor dem 116. Deutschen Ärztetag. „Keine ausschließliche

Online-Vernetzung aus Kassenhand, kein verpflichtendes Versichertendatenmanagement

in den Arztpraxen“ lautete die Botschaft eines mit großer Mehrheit gefassten Beschlusses.

Für die weitere Mitarbeit der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in der

Betreibergesellschaft gematik formulierte die VV der KBV klare Kriterien.

Plastikkarte mit Foto draufDie „verfehlte Gesundheitspolitik der rot-

grünen Bundesregierung“ habe aus der

elektronischen Gesundheitskarte ein

„Machtinstrument“ im Streit zwischen den

Kassen und der Ärzteschaft gemacht, sagte

der Präsident der Ärztekammer, Prof. Dr.

Frank Ulrich Montgomery, bei MDR Info.

„Deswegen haben wir heute eine Gesund-

heitskarte, die zwar so aussieht, also ob sie

ganz viel könnte, die aber in Wirklichkeit nur

eine Plastikkarte mit einem Foto drauf ist“,

kritisierte er. 700 Millionen Euro habe die

Karte bereits gekostet und man müsse sich

fragen, ob dieser Aufwand es wirklich wert

gewesen sei. änd/Red.

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 31

setzlich geregelte Teilnahme der Kas-senärztlichen und Kassenzahnärzt-lichen Bundesvereinigung, derBundesärzte- und Bundeszahnärzte-kammer sowie der Deutschen Kran-kenhausgesellschaft in der gematikdazu geführt hat, dass wesentlicheForderungen der Ärzteschaft beimAufbau der Telematikinfrastruktur berücksichtigt wurden“, unterstrichsie in einem Schreiben an die Bundes-ärztekammer und alle KVen, das derRedaktion des Nachrichtendienstesänd vorliegt.

Noch deutlicher wurde Norbert Butz,Leiter des Telematik-Dezernats derBundesärztekammer. Die bisherigenBeschlüsse in Sachen gematik-Austrittberuhen seiner Ansicht nach eindeu-tig auf vorangegangenen „Falschdar-stellungen“. Ein Austritt der Bundes-ärztekammer und der KBV wäre„hochproblematisch“, zitiert änd auseinem Schreiben von Butz an dieBundesärztekammer: Das Projektwürde dann einfach ohne die Ärzte-schaft fortgeführt. „Einen Austritt derBÄK (und KBV) mit der Erwartung zuverknüpfen, dass der Gesetzgebersein Ziel, eine Telematikinfrastrukturaufzubauen, fallen lässt, ist rein illu-sorisch“, warnt Butz. Das sei zum ei-nen aus politischen Gründen nicht zuerwarten, zum anderen hätten die be-reits aus Versichertenbeiträgen getra-genen Investitionen einen „Point-of-no-return“ auch aus Sicht der Versi-cherten erreicht. „Die Telematikinfra-struktur wird kassengesteuert. EinAustritt der BÄK aus dem Projektspielt den Krankenkassen in die Hän-de, da ärztliche Interessen nicht mehrmit den Projektzielen in Einklang ge-bracht werden müssten“, gibt Butz zubedenken.

Es sei auch nicht richtig, dasses in der gematik nicht gelinge, ärzt-

liche Interessen durchzusetzen,schreibt er weiter: Die Bildung vonArzt- und Patientenprofilen sei tech-nisch ausgeschlossen, die Freiwillig-keit der Online-Anbindung des Praxi-scomputers an die Telematik-Infra-struktur erreicht, die eGK könne auchan einem separaten Terminal aktuali-siert werden und keine der geplantenAnwendungen der Telematikinfra-struktur setze auf zentrale Speiche-rung von Patientendaten.

Der Deutsche Ärztetag beschloss, sichin diesem Jahr nicht mit dem The-menkreis elektronische Gesundheits-karte, Telematik und Telemedizin zubefassen. Die Fortführung der Koope-ration in der gematk ist nach „erheb-

licher medialer Berichterstattung“ ak-tuell wieder verstärkt in der Diskus-sion, heißt es immerhin jedoch in ei-nem Entschließungsantrag.

Der Vorstand der Bundesärz-tekammer soll nun beim 117. Ärzte-tag nächstes Jahr in Düsseldorf aus-führlich über die Zusammenarbeit inder gematik berichten. Bis dahin wer-den vermutlich erste Testergebnissefür den Stammdatenabgleich vorlie-gen – auch Schleswig-Holstein gehörtübrigens zu den Testregionen.

Be

Die elektronische Gesundheitskarte

droht zu einem Millionen Euro teuren

Debakel ohne Nutzen für die Patienten

zu werden – und die „Leistungserbrin-

ger“ sind schuld.

Das behauptet gemäß eines dpa-Be-richts zumindest der Verwaltungsratdes GKV-Spitzenverbandes: 728 Milli-onen Euro an Beitragsgeldern hättendie gesetzlichen Krankenkassen be-reits in das IT-Projekt investiert, anrund 70 Millionen gesetzlich Versi-cherte sei die eGK bislang verteilt.

„Um von dem Mehrwert derKarte profitieren zu können und nichtausschließlich die höheren Stück-kosten der eGK zu tragen, sind On-line-Anwendungen zwingend not-wendig“, erklärte der Kassen-Ver-band. Wegen „Dauerblockaden“ der

Ärzte drohten solche Anwendungenjedoch zu unterbleiben.

Der GKV-Spitzenverband for-derte den Gesetzgeber daher nun auf,den Ärzteorganisationen strikte Vor-gaben zu machen: „Hierzu gehöreninsbesondere verbindlich einzuhal-tende Termine einschließlich finan-zieller Sanktionen, sofern diese Ver-pflichtungen nicht erfüllt werden.“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung

warf den Kassen ihrerseits vor, sinn-volle Vorschläge wie etwa die Ein-richtung von eKiosken zu blockieren.Die eGK müsse auch einen Mehrwertfür die Ärzte haben und dürfe nichtnur an den Interessen der Kassen aus-gerichtet sein, sagte KBV-Sprecher Ro-land Stahl der dpa.

Be

eGK:

Krankenkassen fordern Bußgelder

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201332

Zwei „Beteiligungsphasen“ hatte es imVorfeld gegeben, in denen die CDU da-zu aufgerufen hatte, an der Erarbeitungdes „Regierungsprogramms“ mitzuwir-ken. Vom 1. März bis zum 30. Aprilwaren alle Bürger eingeladen, der CDUmitzuteilen, „was ihnen am Herzenliegt“. „Mehrere Tausend Ideen und Zu-schriften“ hat die CDU dazu nach eige-nem Bekunden erhalten. Vom 6. biszum 31. Mai hatten dann alle CDU-Mitglieder exklusiv in einem Mitglie-dernetz die Möglichkeit, konkrete The-men und Forderungen abzustimmenund diese zu kommentieren.

Herausgekommen ist schließlich dasmehr als 100-seitige „Regierungspro-gramm für Deutschland 2013 – 2017“von CDU und CSU unter dem Titel„Gemeinsam erfolgreich für Deutsch-land“, das am 17. Juni an die Vor-standsmitglieder beider Parteien ver-schickt und am 23. Juni in einer ge-meinsamen Sitzung der Vorstände vonCDU und CSU verabschiedet wurde.

Einen Parteitag wie bei den po-litischen „Mitbewerbern“, auf dem dieInhalte beraten und beschlossen wür-den, gibt es bei der Union nicht. Damitsoll der Tatsache Rechnung getragenwerden, dass es sich um ein Programmzweier Parteien handelt, deren Partei-tage auf Basis unterschiedlicher Dele-giertenschlüssel zusammengesetzt sind.Mit einem anderen Erklärungsmodellwartete die Zeit auf: „Typische Konflikt-Vermeidungsstrategie“ von Bundes-kanzlerin Angela Merkel, meinte dieWochenzeitung und sprach von„Hinterzimmer-Wahlprogramm“. Auf knapp fünf Seiten befasst sich dieUnion unter der Überschrift „GesundesLand – gute Versorgung für alle“ mitdem Bereich Gesundheit und Pflege.

Dabei sprechen sich CDU und CSU klarfür den Erhalt des dualen Versiche-rungssystems aus: „Wir bekennen unszum Wettbewerb der Krankenkassen.Eine staatliche Einheitsversicherung füralle lehnen wir ab. Die private Kran-kenversicherung mit ihren individuel-len Kapitalrücklagen, um steigende Ko-sten im Alter abzudämpfen, leistet ei-nen wichtigen Beitrag zur Nachhaltig-keit und Umsetzung von Neuerungenim Gesundheitswesen.“

Den Kern „unseres freiheit-lichen Gesundheitswesen“ bilde die„freie Arzt- und Krankenhauswahl, dieTherapiefreiheit und die Unabhängig-keit der freien Gesundheitsberufe“, er-klärt die Union. Niedergelassene frei-beruflich tätige Haus-, Fach- und Zahn-ärzte stünden (neben anderen Heilbe-ruflern) für eine „qualitativ hochwerti-ge, patientennahe Versorgung“, heißtes weiter. Beim Thema „Selbstverwal-tung im Gesundheitswesen“ setzenCDU und CSU darauf, dass die Beteilig-ten „verantwortungsvoll und partner-schaftlich handeln und dabei unnötigeBürokratie vermeiden.“ Insgesamt ste-he die Union für ein „solidarisches Ge-sundheitswesen, in dem Hilfe fürKranke und Ältere sowie Eigenverant-wortung zwei Seiten ein und derselbenMedaille sind“.

Die wachsende Zahl ältererMenschen und der rasche medizinischeFortschritt erfordern „fortlaufend An-passungen unseres Gesundheitswe-sens“, erkennt die Union. Dabei wollenCDU und CSU sicherstellen, dass auchin Zukunft „jeder in Deutschland Zu-gang zu einer guten medizinischen Ver-sorgung hat, unabhängig von seinemEinkommen, Alter oder gesundheit-lichen Zustand“. Die Versorgung durchÄrzte und Krankenhäuser müsse gut

erreichbar sein – vor allem in länd-lichen Regionen. Um die Versorgung in„dünn besiedelten Gebieten“ zu ge-währleisten, setzt die Union auch aufneue Lösungen wie den Ausbau der Te-lemedizin.

Gleichzeitig wird im Regierungspro-gramm auf die „Leistungen“ der nunablaufenden Legislaturperiode verwie-sen: „Durch erfolgreiche Reformen ha-ben CDU und CSU die Beiträge zur ge-setzlichen Krankenversicherung stabilgehalten. Krankenkassen und Gesund-heitsfonds haben erhebliche Rücklagengebildet. Mit der erweiterten Möglich-keit der Kassen, die Beiträge über Prä-mienrückerstattungen sowie Zusatz-beiträge zu gestalten, haben wir denWettbewerb gestärkt.“

Mit dem Patientenrechtegesetzsei ein „großer Schritt zu mehr Rechtenfür Patienten“ gelungen, fährt dieUnion fort. Diese Rechte will sie weiterstärken und dazu „Melde- und Mana-gementsysteme einführen, die dabeihelfen sollen, Fehler zu vermeiden undQualität zu sichern“.

CDU und CSU verzichten dieses Mal –anders als vor der Bundestagswahl2009 – in ihrem „Regierungspro-gramm“ auf eine Koalitionsaussage zu-gunsten der FDP – eben jener Partei,die im Gegensatz zu SPD, Grünen undder Linken ebenfalls für den Erhalt desdualen Krankenversicherungssystemseintritt. Sollten sich nach der Bundes-tagwahl also andere Konstellationen als„schwarz-gelb“ ergeben, dürfte esschwierig werden, die unterschied-lichen gesundheitspolitischen Vorstel-lungen unter einen Hut zu bringen.Andererseits: Dass die Union da „flexi-bel“ ist, hat sie ja bereits unter Beweisgestellt.

Be

Wahlprogramm der Union:

Klares Bekenntnis zur PKV

Die Union hat sich Zeit gelassen mit der Vorlage eines Wahlprogramms – in ihrem Fall, nomen est omen?, „Regierungsprogramm“ genannt.

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 33

„Ziel erreicht“, meldet die Bundesregie-

rung: Die Bürokratiekosten der Wirt-

schaft seien seit 2006 um gut 12 Milliar-

den Euro und damit um 25 Prozent ge-

sunken. Ausgehend von 49,3 Milliarden

Euro Bürokratiekosten im Jahr 2006 ent-

spreche das bis Ende 2012 einer Verrin-

gerung der Kosten um 12,3 Milliarden

Euro pro Jahr.

Demzufolge hat die Bundesregierung ih-re im Jahr 2007 selbst gestellte Aufga-be, bis Ende 2011 die Bürokratiekostender Wirtschaft um eben jene 25 Pro-zent zu senken, nun erfüllt. Zum Be-weis ihrer erfolgreichen Bemühungenlegt die Bundesregierung seit 2007 ei-nen Jahresbericht zum Bürokratieab-bau vor. Der aktuelle Bericht trägt denTitel „Bessere Rechtsetzung 2012: Bela-stungen vermeiden. BürokratischenAufwand verringern. WirtschaftlicheDynamik sichern“.

Vorangestellt ist ein kurzerRückblick auf die jüngere „Geschich-te“ des Bürokratieabbaus: Mit dem2006 verabschiedeten Programm „Bü-rokratieabbau und bessere Rechtset-zung“ verpflichtete sich die Bundes-regierung, Bürokratiekosten fürUnternehmen „messbar abzubauenund auf das absolut Notwendige zubeschränken“. Außerdem ziele dasProgramm darauf ab, „Folgen gesetz-licher Neuregelungen transparenterzu machen, alternative Lösungen zufördern und damit die Akzeptanz fürstaatliche Maßnahmen zu erhöhen“,heißt es weiter. Im Januar 2010 ent-schied die Bundesregierung darüberhinaus, zur Verbesserung der Trans-parenz die gesamten Folgekosten –den sogenannten Erfüllungsaufwand– von Gesetzen in die Gesetzesfolgen-abschätzung einzubeziehen. In denvergangenen Jahren habe „ein Be-

wusstseinswandel stattgefunden: Ge-setze und Verordnungen werden nunmit Blick auf die entstehenden Bela-stungen erstellt“, fasst die Bundesre-gierung zusammen.

In den Zuständigkeitsbereich desBundesgesundheitsministeriums fielen2012 insgesamt 19 „Regelungsvorha-ben“ mit Auswirkungen auf den Erfül-lungsaufwand, vermerkt die Bundesre-gierung. So führe die durch das Patien-tenrechtegesetz geschaffene „Transpa-renz zu Gunsten der Bürgerinnen undBürger“ zu „deutlichen, Ex-ante aller-dings schwer quantifizierbaren Einspa-rungen“. Den Gesetzlichen Kranken-kassen würde durch das Gesetz zwarein jährlicher Gesamtaufwand vonrund 5,5 Millionen Euro entstehen. Be-züglich dieser Aufwendungen sei je-doch „anzunehmen“, dass diesen „inerheblichem Umfang Einsparungen fürFolgekosten unerwünschter Ereignisseund Rückerstattungen von Vergütun-gen bei der Feststellung von Behand-lungsfehlern“ gegenüberstünden. Die-se Beträge seien jedoch nicht quantifi-zierbar. Inwieweit das Patientenrechte-gesetz die Heilberufler durch erweiter-te Dokumentationspflichten belastet,wird im Bericht nicht erwähnt.

Zum Erreichen des 25-Prozent-Ziels ha-be auch die Abschaffung der Kassenge-bühr beigetragen, konstatiert dieBundesregierung: Um ca. 336 Millio-nen Euro reduziere sich dadurch nachEinschätzung des Statistischen Bundes-amtes der Erfüllungsaufwand für die ander ambulanten Versorgung teilneh-menden Ärzte, Zahnärzte und Psycho-therapeuten: Der Gesetzgeber habedurch die Abschaffung der Gebühr –die nicht die „beabsichtigte Steuer-funktion“ hatte – einen „erheblichenBeitrag“ zur Entbürokratisierung inArzt- und Zahnarztpraxen sowie in

Notfallambulanzen der Krankenhäusergeleistet.

Das lobt auch der Normenkon-trollrat (NKR), der kraft Gesetzes zumBericht der Bundesregierung Stellungnehmen muss. Das Resümee des NKR:Der Jahresbericht zeige, dass sich dieTransparenz zu den Folgekosten ge-setzlicher Regelungen im vergangenenJahr weiter verbessert hat: „Die politi-schen Entscheidungsträger wissen heu-te anders als vor 2011, welche Kosten-und Bürokratielasten sie mit ihren Ent-scheidungen für Bürger, Unternehmenund Verwaltung auslösen.“ Allein mitdem „Wissen“, auch das macht derNKR deutlich, ist es jedoch nicht getan:„Diese Folgekosten finden allerdings inden vorbereitenden politischen Di-skussionen noch nicht genügend Auf-merksamkeit.“ - Angehörige der Heil-berufe würden das für ihren Bereich si-cherlich bestätigen.

Immerhin ist im März derStartschuss für das Projekt „Mehr Zeitfür Behandlung – Vereinfachung vonVerfahren und Prozessen in Arzt- undZahnarztpraxen“ gefallen. Projektbetei-ligte sind die Träger der Selbstverwal-tung des Gesundheitswesens, dasBundesgesundheitsministerium, dieGeschäftsstelle Bürokratieabbau imBundeskanzleramt, das StatistischeBundesamt und der Normenkontroll-rat. „Unnötigen bürokratischen Auf-wand für Ärzte und Zahnärzte identifi-zieren und abbauen – das ist das Zieldes Arztpraxenprojektes“, erläuterteder Vorsitzende des Normenkontroll-rates, Dr. Johannes Ludewig. Dabei sol-len konkrete Handlungsempfehlungenerarbeitet werden, um bürokratischeBelastungen für Ärzte und Zahnärzte zureduzieren. Inwieweit diese „konkretenEmpfehlungen“ sich dann auch in kon-kreten Gesetzen wiederfinden werden,bleibt abzuwarten.

Be

Bundesregierung verzeichnet Abbau der Bürokratiekosten

„Ziel erreicht“

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201334

Bestehende Datenschutzstandards wür-den insbesondere durch den „ver-stärkten wirtschaftlichen Druck“ ge-fährdet, unter dem die Krankenkassenstünden, konstatiert Schaar in demEnde April vorgestellten Bericht. Sosei es etwa im Zuge der immer engerwerdenden Zusammenarbeit zwi-schen gesetzlichen Krankenkassenund privaten Krankenversicherern zuVerstößen gegen datenschutzrechtli-che Bestimmungen bei der Vermitt-lung privater Zusatzversicherungengekommen.

„Eine gesetzliche Krankenver-sicherung“ – der Name, über denSchaar sich vornehm ausschweigt, istaus Presseberichten durchaus bekannt(vgl. auch Zahnärzteblatt 11/2012, S.22 „KKH-Allianz: Skandal um Schwer-kranke“) – soll schwer kranke Versi-cherte zur Kündigung des Versiche-rungsverhältnissen gedrängt haben,heißt es weiter im Tätigkeitsbericht:In diesem Fall sei die datenschutz-rechtliche Prüfung allerdings nochnicht abgeschlossen.

Eine ganze Reihe von Versi-cherten habe sich beschwert, weil ei-ne gesetzliche Krankenkasse anläss-lich von Schul- oder sonstigen öffent-lichen Veranstaltungen zu Werbe-zwecken personenbezogene Datenvon Kindern erhoben habe. Und nachFusionen von Krankenkassen habe erfeststellen müssen, dass sich die „Har-monisierung beim Schutz der Sozial-daten häufig am schwächeren Daten-schutzstandard eines der Fusionspart-ner“ orientiere, monierte der Bundes-

datenschutzbeauftragte: „Oft glaubtendabei die eher an der Wirtschaftlich-keit des neu entstandenen ‚Unterneh-mens‘ orientierten Vorstände, auf ge-setzliche Vorgaben des Sozialdaten-schutzes verzichten zu können.“

Arbeitsunfähige Versicherte würden zu-dem von gesetzlichen Krankenkassenunzulässig ausgefragt, kritisierteSchaar. Bisweilen würde versteckt mitLeistungsverweigerung oder -entzuggedroht. Demnach rufen Krankenkas-sen Versicherte teilweise wöchentlichan, machen Hausbesuche oder neh-men Kontakt zu Arbeitgebern auf.Auch mit so genannten „Selbstaus-kunftsbogen“ erhöben Krankenkassenbeim Versicherten zusätzliche Daten.„Die detaillierte Erhebung von Ge-sundheitsdaten rechtfertigten sie mitder Prüfung von Krankengeldansprü-chen oder mit der Absicht, zur Gene-sung beizutragen“, so Schaar. AlsGrundlage für diese Datenerhebun-gen nannten die Kassen wiederholtdie gesetzlichen Ansprüche von Ver-sicherten auf ein „Versorgungsma-nagement“. Diese Argumentation sei,wie Schaar betonte, jedoch nicht trag-fähig, da die entsprechenden gesetz-lichen Regelungen keine Befugnissezur Erhebung und Speicherung vonSozialdaten enthielten.

Besonders bedenklich sind Schaars An-merkungen zu den „Selbstauskunfts-bögen“. Das Erheben von Sozialdatendurch Krankenkassen mittels dieserBögen sei weder bei den Versicherten

noch bei deren Ärzten zulässig, unter-strich der Bundesdatenschutzbeauf-tragte. Dass einige Krankenkassendennoch an dieser Verfahrensweisefesthalten, begründeten sie „unver-hohlen“ damit, dass in Schaars Tätig-keitsbericht datenschutzrechtlicheVerstöße ohne Nennung des Namensder betreffenden Krankenkasse dar-gestellt würden, „die Versichertenund die Öffentlichkeit würden alsonicht erfahren, wie eine bestimmteKasse mit den Sozialdaten ihrer Versi-cherten umginge“. Da ist es verständ-lich, wenn Schaar in seinem aktuellenBericht zumindest in diesem Zu-sammenhang von seiner bisherigenPraxis abweicht.

Doch damit ist die Liste der daten-schutzrechtlichen Verstöße bei denKrankenkassen noch nicht abge-schlossen: Mitarbeiter der DeutschenBKK führen mit Versicherten bei Ar-beitsunfähigkeit regelmäßig telefoni-sche „Beratungsgespräche“, wenn zuerwarten ist, dass Krankengeld auszu-zahlen sein wird, kritisiert Schaar wei-ter. Dabei würden „Handakten“ mithandschriftlichen Vermerken geführt,aber auch Gesprächsnotizen in einemEDV-Programm aufgezeichnet. Einemaschinelle Löschung der gespeicher-ten Daten sei nicht vorgesehen.

Ebenfalls die Deutsche BKKbiete ihren Versicherten bei bestimm-ten Erkrankungen zudem den Besucheiner „neutralen“ Stelle an. Stimmtder Versicherte dieser Verfahrens-weise zu, übermittelt die Kasse dessen

24. Tätigkeitsbericht:

Krankenkassen in der Kritik des Bundesdatenschutzbeau

Ärzte, Zahnärzte und andere Angehörige der Heilberufe nehmen es mit

dem Datenschutz gegenüber ihren Patienten offensichtlich sehr genau.

Jedenfalls stehen sie im aktuellen „Tätigkeitsbericht 2011 – 2012“ des

Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar nicht in der Kritik –

ganz im Gegensatz zu den Krankenkassen.

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 35

Bitte beachten Sie zur Einreichungvon Anträgen an den Zulassungs-ausschuss folgende Termine:

September-Sitzung 2013Anträge für die September-Sitzung 2013

müssen bis zum 28. 8. 2013 vollständig vorliegen.

Dezember-Sitzung 2013Anträge für die Dezember-Sitzung 2013

müssen bis zum 27. 11. 2013 vollständig vorliegen.

Verzicht zum 31. 12. 2013einreichen bis zum 30. 9. 2013.Verzicht zum 31. 3. 2014einreichen bis zum 31. 12. 2013.

Veränderungen in der wöchent-lichen Arbeitszeit von angestelltenZahnärzten oder deren Beschäfti-gungsende müssen dem Zulas-sungsausschuss umgehend mit-geteilt werden.

Einreichung von Anträgen an den Zulassungsausschuss

RUNDSCHREIBEN DER KASSENZAHNÄRZTLICHEN VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vertreterversammlung der KZV Schleswig-Holstein

Der Vorsitzende der Vertreterversammlung teilt gem. § 2 der Geschäftsordnung der KZV Schleswig-Holstein mit,

dass die Einberufung einer Vertreterversammlung beabsichtigt ist, und zwar am

Samstag, den 2. 11. 13, 9.00 Uhr

im Steigenberger Conti Hansa Kiel, Schloßgarten 7, 24103 Kiel

Der Vorsitzende der Vertreterversammlung hat gemäß § 2 Abs. 2 der Geschäftsordnung der KZV Schleswig-Holstein

nachstehende vorläufige Tagesordnung in Abstimmung mit dem Vorstand der KZV Schleswig-Holstein beschlossen:

Vorläufige Tagesordnung

1. Eröffnung und Feststellung der Beschlussfähigkeit

durch den Vorsitzenden der VV

2. Bericht des VV-Vorsitzenden

3. Beantwortung schriftlich gestellter Fragen

(ohne Aussprache)

4. Bericht des Vorstandes

5. Bericht des Kassenprüfungsausschusses

und Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2012

6. Bericht der Ausschüsse (soweit tätig gewesen)

7. Beschlussfassung über Anträge

(soweit nicht unter TOP 4 behandelt)

8. Genehmigung des Etats 2014 und Festsetzung von

Verwaltungskostenbeiträgen

9. Wahlen

10. Verschiedenes

Daten an einen externen Gutachter,damit dieser Kontakt zu den Versi-cherten aufnehmen kann. Den Vor-schlag der Datenschützer, den Versi-cherten die Daten der „neutralen Stel-le“ zur Verfügung zu stellen, damit sieden Kontakt von sich aus herstellenkönnen, habe die Kasse mit dem Ar-gument abgewiesen, es handele sichoft um Versicherte, die aufgrund ihrer„sprachlichen Fähigkeiten zu einer ei-genständigen Kontaktaufnahme“nicht in der Lage seien. Einmal davonabgesehen, dass Schaar zu Recht an-

merkt, eine derartige Aussage zeugevon „mangelndem Respekt“: Die Ver-mittlung von Versicherten im Kran-kengeldbezug an „neutrale Stellen“gehöre nicht zu den gesetzlichen Auf-gaben einer Krankenkasse, stellte erklar.

Kritiker der elektronischen Gesund-heitskarte werden vom Tätigkeitsbe-richt des Bundesdatenschutzbeauf-tragten mehr erwartet haben: „NachJahren der Stagnation hat die Einfüh-rung der elektronischen Gesundheits-

karte endlich Fahrt aufgenommen“,vermerkt Schaar erfreut.

Aktuelle datenschutzrechtli-che Probleme sieht er in diesem Zu-sammenhang offenbar nicht. Er wer-de jedoch, so kündigt er an, auch inZukunft ein „kritischer, aber auchkonstruktiver Akteur bei der Einfüh-rung der eGK bleiben.“

Be

KASSENZAHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

uftragten

MITTEILUNGSBLATT DER ZAHNÄRZTEKAMMER SCHLESWIG-HOLSTEIN

Fortbildung im Heinrich-Hammer-Institut

Schwerpunkt:

§§, Prophylaxe, Kons.-, Endo.- und PAR-Leistungen, Schienen-

therapie/Schienungen. Anhand von Abrechnungsbeispielen, die

das Praxisteam (1 ZA/1 ZFA) selbstständig erarbeiten, wird die

amtliche Gebührenordnung für Zahnärzte 2012 (GOZ) transpa-

rent gemacht. Zusätzliche Argumentationshilfen, insbesondere

zum Paragraphenteil, runden das Gesamtbild ab.

Die gesamte Thematik wird in Dialogform zwischen Referenten

und Teilnehmern abgehandelt.

Achtung: Maximal 12 Teams (immer 1 ZA + 1 ZFA).

Dr. Roland Kaden, HeideAngela Storr, Kiel

Mittwoch, 11. 9. 201314.00 – 19.00 Uhr

Heinrich-Hammer-Institut180 EUR pro Team

(1 ZA + 1 ZFA)Punktebewertung: 5

Kurs-Nr.:13-02-050 GOZ-Intensivseminar für das Praxisteam

Information – Anmeldung:Zahnärztekammer Schleswig-Holstein · Heinrich-Hammer-Institut · Westring 496 · 24106 KielTel. 0431/260926-80 · Fax 0431/260926-15 · E-Mail: [email protected] · www.zaek-sh.de – Rubrik Fortbildung

Das Konzept der Kariestherapie hat sich in den letzten Jahren

deutlich gewandelt. Diagnodent wurde beispielsweise

inzwischen um die bildgebende Variante DiagnoCAM ergänzt.

Die Beleuchtung mit nahinfrarotem Licht dringt tief in den Zahn

und erlaubt so Dentinläsionen zu visualisieren. Dort, wo optische

Verfahren die Reinigung der Fissur voraussetzen, setzt die Impe-

danzspektroskopie mit Cariescan an. Elektrischem Strom sind

Auflagerungen egal, die Licht behindern würden.

Die optimierte Diagnostik hilft zu entscheiden, ob eine Läsion die

Schmelz- Dentin-Grenze überschritten hat oder nicht. Aktuellen

Überlegungen zufolge könnte man sehr zurückhaltend entschei-

den: gebohrt wird erst, wenn entweder eine Kavitation vorliegt

oder die Läsion auf dem Röntgenbild das erste Dentindrittel

sichtbar überschreitet.

Mit einem niedrig viskösen, lichthärtenden Kunststoff (Icon),

einem so genannten Infiltranten, ist es seit kurzem möglich, die-

se kariösen Läsionen in einem frühen Stadium mikro-invasiv zu

behandeln. Die Infiltration von kariösen Läsionen schlägt somit

eine Brücke zwischen den non-invasiven und minimal-invasiven

Therapieoptionen. Darüber hinaus können mit Hilfe der Karies-

infiltration ästhetisch relevante kariöse Läsionen maskiert wer-

den.

Auf der Ebene der Dentinläsion kommen uns heute selbst-limi-

tierende Verfahren (Smartbur, Polybur) oder Feedbacksysteme,

wie z.B. die fluoreszenzbasierte Kariesexkavation (ProFACE), mit

denen man die Anwesenheit von Bakterien nachweisen kann,

zugute. Gerade im Milchgebiß oder pulpanah können diese Ver-

fahren darüber entscheiden, ob die Pulpaeröffnung vermieden

werden kann.

Der Kurs ordnet all diese neuen Ansätze in ein übersichtliches

Konzept ein. Die entscheidenden Themen werden praktisch an-

gewandt und mit Ihnen trainiert. Freuen Sie sich darauf, dass die

Forschung und das evidenzbasierte Wissen der Kariologie der

letzten Jahrzehnte die Kariesbehandlung auch in Ihrer Praxis re-

vitalisieren wird.

Prof. Dr. Karl-Heinz Kunzelmann, München

Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Aachen

Freitag, 20. 9. 201314.00 – 19.00 Uhr

Samstag, 21. 9. 20139.00 – 14.00 Uhr

Heinrich-Hammer-Institut365 EUR für ZÄ

Punktebewertung: 11

Kurs-Nr.: 13-02-005 Moderne Kariesdiagnostik und -therapie

Die digitale Fotografie in der zahnärztlichen Praxis ist allein aus

forensischen Gründen unverzichtbar geworden. Die Patienten-

dokumentation kann bei Beratung und Aufklärungsgesprächen

zur besseren Kommunikation zwischen Zahnarzt und Patient

beitragen. Eine schnelle Verfügbarkeit digitaler Bilder aus dem

Praxiscomputer kann die Beratungs- und Aufklärungszeit deut-

lich verkürzen.

Ziel des Kurses ist es, Entscheidungshilfen bei der Beschaffung

oder Ergänzung von Kamerasystemen zu geben. Im praktischen

Teil des Kurses sollen dem Zahnarzt oder der Mitarbeiterin

Grundlagen vermittelt werden, die eine professionelle standardi-

sierte Dokumentation in der eigenen Praxis ermöglichen.

Inhalt und Ablauf:

■ Einführung in das Thema

■ Theoretischer Teil

■ Geeignete Kamerasysteme für die digitale Fotografie

in der zahnärztlichen Praxis

■ Hilfsmittel

■ Patientenfotografie intra- und extraoral

■ Bildnachbearbeitung

■ Bildarchivierung

■ Praktische Übungen

■ Anwendungsbeispiele und Vorstellung

verschiedener Systeme mit erforderlichem Zubehör

■ Erstellung von extraoralen Fotografien

■ Erstellung von intraoralen Fotografien mit und ohne Spiegel

Eigene, bereits in Benutzung befindliche Digitalsysteme

können gerne mitgebracht werden.

Klaus-Dieter Fröhlich, Sarstedt

Mittwoch, 25. 9. 201313.00 – 18.00 Uhr

Heinrich-Hammer-Institut175 EUR pro Teilnehmer

für ZÄ oder ZFAPunktebewertung: 5

Kurs-Nr.: 13-02-069 Digitale Fotografie für Zahnärzte und Kieferorthopäden

37Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013

MITTEILUNGSBLATT DER ZAHNÄRZTEKAMMER SCHLESWIG-HOLSTEIN

Verein der Zahnärzte des Kreises Rendsburg-Eckernförde e.V.Am: 27. August 2013, 19.30 UhrOrt: Hotel Conventgarten in Rendsburg, Hindenburgstraße 38Vortrag: Das neue Patientenrechtegesetz – Rechtslage und Anforderungen an das zahnärztliche PraxismanagementReferent: Dr. Peter Kriett (Vorstandsvorsitzender der KZV SH)

Zahnärzteverein NeumünsterAm: 5. September 2013, 20.00 hOrt: Neumünster, AlfredsVortrag: Komplikationen in der Implantologie und bei zahnärztlich chirurgischen EingriffenReferent: Prof. Dr. Dr. Olaf Henkel

Am: 7. November 2013, 20.00 hOrt: Neumünster, AlfredsVortrag: Die Rechtsmedizin – Anwalt der TotenReferent: Prof. Dr. Dr. Hans-Jürgen Kaatsch, Kiel

Fortbildung in Kreisvereinen

Die 63. wissenschaftliche Tagung der Schleswig-HolsteinischenGesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (SHGZMK)findet am 26. Oktober 2013 im Auditorium maximum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel statt.Thema: Alles digital? Neue Medien in der ZahnmedizinInformationen unter: www.shgzmk.de, Rubrik Jahrestagungen

Am: 26. Oktober 2013Themen: Sofort-Implantation – Sofort-Versorgung – Sofort-Belastung von Implantaten/Pharmakotherapie in der Zahnheilkunde – Zahnerhaltung versus ImplantateOrt: Hamburg, Hotel Lindtner, Heimfelder Str. 123Information und Anmeldung: IFOI GbR – Dr. Dr. W. StermannTel. 040/772170 – Fax 040/772172

63. Wissenschaftliche Tagung der SHGZMK

Anzeigen

Suche Einzelpraxis ab 3 BHZ (oderausbaufähig) in Hamburg undUmland (ca.35 km). Gerne würdeich Ihre Praxis und Ihren Patien-tenstamm vertrauensvoll weiter-führen, auch Übergangssozietätmöglich. Ich verfüge über 10 Jah-re BE und umfangreiche Erfahrun-gen in allen Bereichen der Zahn-heilkunde (außer KFO) und Praxis-management.Ihren Anruf und Angaben von Praxisinterna werde ich selbstver-ständlich diskret behandeln. Mobil: 0176-41524249

PersonalienWir gratulieren:90. Geburtstag

20. August Dr. Bent Michaelsen, Flensburg15. September Johanna Rotterdam, Mölln

85. Geburtstag1. September Dr. Senta Kruse, Marne2. September Jürgen Callsen, Elmshorn

75. Geburtstag15. September Hans-Peter Rohwedder, Eckernförde

70. Geburtstag21. August Dr. Peter Liepelt, Hitzhusen

2. September Wolfgang Anders, Neustadt10. September Karl-Heinz Peters, Böklund12. September Karin Busche, Busdorf15. September Dr. Armin Jäkel, Eckernförde

Dr. Regine Schultz, Altenholz

65. Geburtstag16. August Gerd Sperling, Curau20. August Brigitte Olschner, Bad Oldesloe

17. September Dr. Ulf-Christian Mahlo, Neumünster

In memoriamWir betrauern das Ableben unserer Kollegen

Armin Zollitsch, Kremperheidegeboren am 9. Juni 1932 verstorben am 7. Juni 2013

Ronald Moller, Trappenkampgeboren am 30. März 1958 verstorben am 8. Juni 2013

Hans-Erwin Kuhle, Flintbekgeboren am 5. März 1948 verstorben am 23. Juni 2013

Artur Fischer, Lübeckgeboren am 23. Mai 1917 verstorben am 20. Juli 2013

Jobbörse

Freundliche, engagierte Zahnme-dizinische Fachangestellte mitKenntnissen in Verwaltung undProphylaxe gesucht, 20 – 32 Ar-beitsstunden/Woche.Bewerbungen bitte an Praxis Dr. Gudula Tidow, Itzehoe Tel. 04821/42737

Neues Mitglied der Kammerversammlung

Frank GroßmannBei der Wahl 2013 wurde Herr Dr. Joachim Hüttmann für den WahlkreisSegeberg als Mitglied der Kammerversammlung gewählt. Herr KollegeHüttmann hat sein Mandat als Mitglied der Kammerversammlung nieder-gelegt.Der Vorstand hatte gemäß § 14 der Landesverordnung über die Wahl zurKammerversammlung der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein und dievon der Kammerversammlung durchzuführenden Wahlen (Wahlverord-nung Zahnärztekammer) ein Ersatzmitglied zu bestimmen:An die Stelle des ausgeschiedenen Kammermitgliedes tritt unabhängig vomGeschlecht die Bewerberin oder der Bewerber des gleichen Wahlvorschla-ges mit der nächsthöchsten Stimmzahl als Ersatzmitglied. Das ist Herr Frank Großmann, Bad Segeberg. ZÄK SH

15. Jahrestagung Studiengruppe Hamburg

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 201338

MELDUNGEN

Ende Juli erhielten viele Praxen in

Schleswig-Holstein per Infopost ein

Schreiben der Firma Novadent mit einem

Angebot: „Novadent – Schöne Zähne für

alle." in Kooperation mit Tchibo.

Ziel der Marketingaktion ist es offenbar,nach großem medialem Aufschlag inder Öffentlichkeit direkt kooperations-willige Praxen zu finden.

Man fährt „zweigleisig": Ein-erseits sollen Patienten ihren jeweili-gen Zahnarzt ansprechen, um billige-ren Zahnersatz zu erhalten. Anderer-seits sollen sich Praxen bereit erklä-ren, Zahnersatz über Novadent zu be-ziehen und als Gegenleistung als Part-nerpraxis im „Online-Zahnarztfinder"eingetragen zu werden. Weitere Ver-günstigungen oder geldwerte Leis-tungen für Zahnärzte werden nichtangeboten – nach den Verschärfun-gen im SGB V und im Patientenrech-tegesetz wären sie auch unter Um-ständen strafbar.

Ein Preiswettbewerb bei zahntechni-schen Leistungen ist grundsätzlichnicht zu beanstanden. Die Zahnärzte-kammer weist aber darauf hin, dassPreisnachlässe an den Patientenund/oder Kostenträger weiterzugebensind und die Annahme von Vergütun-gen für die Zuweisung von Patientenunzulässig ist. Kunde des Zahntechni-kers ist der Zahnarzt – nicht der Pa-tient. Insofern ist die Ansprache desPatienten durch Anbieter oder Ver-markter zahntechnischer Leistungenkritisch zu beurteilen – soll hier dochindirekter Nachfragedruck aufgebautwerden. Die Gesamtverantwortung (also auchdie Haftung) für Zahnersatzversor-gungen liegt ausschließlich beimZahnarzt. Im Streitfall wird die Ein-lassung „der Patient wollte es ja so"nicht greifen – im Gegenteil wirkt ei-ne solche Aussage haftungsverschär-fend. Ein Vertragsverhältnis bestehtzwischen Zahnarzt und Patienten so-

wie zwischen Zahnarzt und demzahntechnischen Labor. Falls Sie trotz aller Risiken auf Drängendes Patienten ein bestimmtes Laborbeauftragen, sollten Sie sich vom Pa-tienten jedenfalls schriftlich zusichernlassen, dass dieser für zahnärztlicheund zahntechnische Kosten, die aufmangelhafte zahntechnische Ausfüh-rung zurückzuführen sind, selbst auf-kommt. Ein entsprechendes Formblatthat die KZV mit dem aktuellen HVM-Rundschreiben versandt.

Ungeachtet dessen gibt dieKammer zu bedenken, dass das Ein-gehen einer solchen Kooperation inder nunmehr beworbenen Weise fürSie persönlich möglicherweise auchmit wettbewerbsrechtlichen Konse-quenzen verbunden sein könnte, Siehierfür also abgemahnt werden könn-ten. Eine Entscheidung in einem Ver-fahren mit einer vergleichbaren Fall-konstellation steht derzeit noch aus.

ZAEK SH

Novadent:

Zu Risiken und Nebenwirkungen …

In den 60-er Jahren war das Markenzei-

chen der lächelnde Mann mit Panama-

Hut, der schwarze Bohnen anpries. Heu-

te ist Tchibo ein Gemischtwarenladen,

der von Mobilfunkverträgen über Brat-

pfannen, Ökostrom und Damenunter-

wäsche nahezu alles anbietet, mit dem

sich ein Schnäppchen machen lässt. In-

zwischen übersteigt der Umsatz in die-

sem Bereich das klassische Kaffeege-

schäft.

Das neueste Angebot: Zahnersatz ausOstasien. Seit einiger Zeit bietet Tchi-bo in Kooperation mit der Firma No-vadent, die seit 1987 Zahnersatz inManila fertigen lässt, eine sogenann-

te „ZahnersatzCard" an - für 24 Euro.Deren Inhaber erhält zwei Jahre langeinen Preisnachlass auf die Novadent-Laborpreise von bis zu 50 Prozent.Mit der neuen Kooperation wolleman die „Reichweite erhöhen" und„die Zielgruppe in einem anderenUmfeld ansprechen", so Novadent.

Tchibo selbst bietet also keinen Zahn-ersatz an, sondern beteiligt sich an ei-ner Marketing-Aktion für Auslands-Zahnersatz. Damit ist nun allerdingsvorerst schon wieder Schluss. EinMitbewerber - die Audentic AG inMühlheim - mahnte Tchibo wegenverschiedener Verstöße gegen das

Wettbewerbsrecht ab. Das Unterneh-men Tchibo werbe mit irreführendenAussagen, „die sich zum Nachteil derVerbraucher/Patienten und der Zahn-ärzteschaft auswirken können".

Das zuständige Landgericht Düsseldorf

gab dem Mitbewerber Recht und ent-schied, dass Tchibo die Zahnersatz-Card in der bisherigen Form wegenVerstößen gegen das Wettbewerbs-recht nicht mehr bewerben darf.

Tchibo kündigte daraufhin an,das Werbematerial zu überarbeiten.Der Verkauf der Zahnersatz-Card sol-le jedoch fortgesetzt werden.

JH

Landgericht stoppt Tchibo-Werbung

für billigen Zahnersatz

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein | Juli/Aug. 2013 39

MELDUNGEN

Der Ansatz des im Februar in Kraft ge-tretenen Patientenrechtegesetzes seibegrüßenswert. All die Rechte für denPatienten seien aber schon in anderenGesetzen verankert - „der Patientwusste nur zu wenig davon. Die be-stehenden Gesetze hätten nur ange-wandt werden müssen", erklärte Can-didus. Wichtige Elemente für die Pa-tienten wie die Informations- und Do-kumentationspflicht, das Recht aufAkteneinsicht und die neuen Fristenbei Leistungsanfragen seien an vielenStellen nicht zu Ende gedacht.

Die Rahmenbedingungenseien trotz des neuen Gesetzes diegleichen geblieben: Wenn die Zeit fürdie Aufklärung fehle bzw. nicht aus-reichend vergütet werde, dann habeder Arzt die Wahl zwischen nicht um-fassender Auskunft oder zu wenigZeit für die Behandlung.

Die nun gesetzlich beschriebenePflicht, Patientenakten vollständigund sorgfältig zu führen, erwarte erauch ohne Gesetz von einem verant-wortungsvollen Arzt, so Candidus.Dokumentation um der Dokumenta-tion willen löse keine Probleme. DerDGVP-Präsident forderte hingegen ei-ne durchgehende Dokumentation zurBehandlung/Betreuung des Patientendurch die Vernetzung der unter-schiedlichen Informationssysteme -sonst sei das Gesetz ein Papiertiger.

Auch die neue Fristsetzung bei der Leis-tungsgenehmigung - eine Leistung giltals genehmigt, wenn die Kasse über

den Antrag nicht innerhalb von dreibzw. fünf (bei MDK Gutachten) Wo-chen entscheidet - sieht Candidusnicht unkritisch. Es könne nämlichauch sein, dass die Kassen eine Leis-tung, auf die ein Anspruch besteht,zunächst einmal wegen des Zeit-drucks ablehnen. Dadurch sei eineEntscheidung gefallen und die Fristgewahrt.

Beim Thema Behandlungsfeh-ler sei nach wie vor verworren, wasein grober Fehler ist. In allen anderenFällen müsse nach wie vor der Patientbeweisen, dass ein Fehler gemachtwurde.

Die neu formulierte Verpflich-tung der Krankenkassen, ihre Kundenaußergerichtlich zu unterstützen, hältdie DGVP für richtig.

Die erfolgreiche Unterstüt-zung beim Beweis eines Behand-lungsfehlers dürfe aber nicht als Wett-bewerbsmerkmal zwischen den ge-setzlichen Kassen genutzt werden. Esdürfe nicht Ziel der Kassen sein, Feh-ler zu suchen, um Behandlungskostenrückerstattet zu bekommen.

DGVP

DGVP:

Patientenrechtegesetz – mehr Schein als Sein

Seit 1. Juni 2013 hat PD Dr. Rainer Jor-

dan die wissenschaftliche Leitung des

Instituts der Deutschen Zahnärzte

(IDZ) in Köln übernommen. Jordan ist

Zahnarzt und kommt vom Lehrstuhl

für Zahnerhaltung und Präventive

Zahnmedizin der Universität Wit-

ten/Herdecke, an der er auch in seiner

neuen Position weiterhin Lehrveran-

staltungen halten wird.

Für seine bisherigen Tätigkeiten wurde

er mit verschiedenen Preisen ausge-

zeichnet. Jordan übernimmt die Lei-

tung des IDZ von Dr. Wolfgang Mi-

cheelis, der seinen Ruhestand antritt.

Micheelis hat sich im Rahmen des Auf-

baus und insbesondere bei der wissen-

schaftlichen Ausrichtung des Instituts

hohe Verdienste sowie nationale und

internationale Anerkennung erworben.

Besonders hervorzuheben sind die un-

ter seiner wissenschaftlichen Leitung

entstandenen sozialepidemiologischen

Forschungsergebnisse im Rahmen der

Deutschen Mundgesundheitsstudien

wie auch etliche gesundheitswissen-

schaftliche Publikationen. Micheelis

wird dem IDZ im Zuge der fünften

Deutschen Mundgesundheitsstudie

weiterhin als sozialwissenschaftlicher

Berater zur Verfügung stehen.

KZBV/BZÄK

IDZ unter neuer Leitung

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und

Patienten (DGVP), Wolfram-Arnim Candidus hat die Euphorie zum

Patientenrechtegesetz gedämpft: „Wir bleiben bei unserem Fazit:

Das neue Gesetz wird wahrscheinlich substanziell für Patienten

nichts ändern", so Candidus.

Ökonomisches Quartett:Betriebswirtschaftliche Beratung bei der KZV

Fragen zur Praxisorganisation oder -modernisierung,

Finanzierungskosten für Neuanschaffungen,

Umsatzzahlen der Praxis,

Kreditlinien etc.?

Die KZV Schleswig-Holstein bietet seit vielen Jahren

ein genau auf die Bedürfnisse von Zahnärzten

zugeschnittenes Beratungsangebot an:

Das Ökonomische Quartett.

Die Mitglieder des Ökonomischen Quartetts:

Florian Noll,

Steuerfachmann und Rechtsanwalt;

Peter Geiß,

Filialdirektor der Deutschen Apotheker- und Ärztebank in Kiel;

Dr. Michael Diercks,

Zahnarzt und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZV Schleswig-Holstein;

Diplom-Volkswirt Helmut Steinmetz,

Mitglied des KZV-Vorstandes.

Anmeldungen bitte bei der KZV Schleswig-Holstein, Tel. 0431/38 97-129, Frau Behrendt.

Die Beratung beim Ökonomischen Quartett ist für Mitglieder der KZV Schleswig-Holstein kostenlos. Zu einem Gespräch sollten möglichst die wirtschaftlichen Auswertungen (z.B. DATEV) der letzten drei Jahre vorliegen. Außerdem können natürlich alle Unterlagen vorgelegt werden, die für die Beratung der individuellen Probleme notwendig erscheinen.