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2/2014 Selbst ist das Kind! Wie Unterricht die Kompetenzen fördert DAS MAGAZIN FÜR SCHULE IN SACHSEN KLASSE

Zeitschrift KLASSE 2/2014

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Selbst ist das Kind! Wie Unterricht die Kompetenzen fördert

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2/2014

Selbst ist das Kind! Wie Unterricht die Kompetenzen fördert

DAS M AGA ZI N FÜR SCH U LE I N SACHSEN

KLASSE

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IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden | Redaktion: Anja Niemke (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected]; Anikó Popella, Peter Stawowy, stawowty media | Mitarbeit in dieser Ausgabe: Anja Niemke, Beate Diederichs, Annechristin Bonss, Caroline Vogt | Fotos: Daniel Scholz, Mike Hillebrand, Katja Frohberg, contrastwerkstatt / Fotolia.com (S. 2), anweber / Fotolia.com (S. 4), Jürgen Volk (S. 14), kytalpa / Fotolia.com S. 15) | Gestaltung: stawowy media | Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: Druckerei Vetters | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.

Generationswechsel im Klassenzimmer

Die Übergabe läuft: In Sachsens Klassenzimmern findet ein Generationswechsel statt.

Zum Start des neuen Schuljahres 2014/15 haben auch hunderte neue Lehrer ihren Dienst an Sachsens Schulen be-gonnen. In Vorbereitung des neuen Schuljahres wurden 775 Lehrerstellen neu besetzt. Die meisten Einstellungen gab es im Grundschulbereich (245), gefolgt von den Oberschulen (222), Förderschulen (130), Gymnasien (122) und Berufsbildenden Schulen (56). Zusätzlich wurden mit Schulbeginn 52 Spezialis-ten wie z. B. Zupfinstrumentenbauer in den Berufsschulen oder Sorbischlehrer beschäftigt.

Mit den bereits im Februar unbefristet eingestellten 150 Lehrern beläuft sich die Zahl der in diesem Jahr neu eingestellten Lehrkräfte auf insgesamt 977. Demgegen-über sind bis zum Ende des abgelaufenen Schuljahres 543 Lehrer in Rente gegan-gen. »Wir haben jeden Lehrer ersetzt, der in den wohlverdienten Ruhestand getre-ten ist. Zusätzlich beschäftigen wir wei-tere Lehrer, um dem Zuwachs von rund 4.000 Schülern Rechnung zu tragen«, begründet Kultusministerin Brunhild Kurth das große Einstellungsprogramm. Zur Verbesserung der Unterrichtssituati-

on werden darüber hinaus 100 Lehrer über das Programm Un-terrichtsversorgung beschäftigt. »Mit diesem Programm können wir flexibel auf drohenden Unterrichtsausfall reagieren. Sollte sich im Verlauf des Schuljahres zeigen, dass altersbedingt mehr Lehrer krank werden, dann werden wir weitere Lehrkräfte über dieses Programm beschäftigen. Dafür wird ausreichend Geld zur Verfügung stehen«, so die Kultusministerin.

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E D I T O R I A L / I N H A LT

Sie können KLASSE kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected]. Ansprechpartner für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der KLASSE ist das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected] (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).

Liebe Leserinnen und Leser,

Alexander von Humboldt beherrschte nahezu komplett das Wissen verschiedenster Wissensbereiche. Solche Universal- gelehrten gibt es heute nicht mehr. Leben wir doch in einer glo-balisierten und vernetzten Wissensgesellschaft mit einer gigan-tischen Flut an Informationen. Wir leben in einer Welt, in der sich das Wissen alle zehn Jahre verdoppelt. Was aber bedeutet das für die Bildung? Was heißt das für die Schule, den Unterricht und das Lernen?

Gute Bildung ist heute weit mehr als bloßes Faktenwissen, gu-ter Unterricht mehr als reine Wissensvermittlung. Lernen ist zur lebensbegleitenden Aufgabe geworden. Für Bildung und damit für Schule heißt es mehr denn je, Schüler mit den Kompetenzen auszustatten, die sie benötigen, um in der Wissensgesellschaft erfolgreich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Deswegen kommt der Entwicklung von Kompetenzen eine bedeutende Rolle zu. Kompetenzen werden in diesem Falle verstanden als die Fähigkeit, Probleme zu lösen, sowie die Be-reitschaft, dies auch zu tun. Es geht nicht mehr ausschließlich darum, dass Kinder und Jugendliche einen großen auswendig gelernten Wissensstand haben, sondern dass sie die Fähigkeiten und Kompetenzen besitzen, Informationen verarbeiten und an-wenden zu können. So wird für die Schüler Bildung im besten Falle die ihnen innewohnende Bestätigung, dass sie tun können, was sie möchten, weil sie dazu in der Lage sind.

Mit dem Aufbau und der Stärkung von Kompetenzen beschäf-tigt sich unsere Titelgeschichte in dieser KLASSE-Ausgabe. Unter der Überschrift »Selbst ist das Kind!« zeigen wir, wie Unterricht dazu beitragen kann, verschiedene Kompetenzen zu fördern, und Schüler befähigt werden, die Herausforderung einer neuen Aufgabe anzunehmen.

Der kompetenzorientierte Unterricht wird dem Bildungs- anspruch der Wissensgesellschaft im besonderen Maße gerecht. Denn er gibt den Schülern das Selbstvertrauen, das sie benötigen, um die Dinge anzupacken. Dabei kommt dem Aufbau und der Struktur des Unterrichts eine zentrale Rolle zu. Deshalb haben wir in unserem Beitrag zwei Lehrer gebeten, uns zu beantwor-ten, was das für ihren Unterricht bedeutet, wie sie den Unterricht planen und woran sie sich orientieren. Es kommt eben auf den Lehrer und seinen Unterricht an. Somit rückt der Wert von Un-terricht in Bezug auf das Lernen ins Blickfeld – ein Thema, dem viel mehr Aufmerksamkeit in den Bildungsdiskussionen gewid-met werden sollte. Weniger um Strukturdebatten sollte es gehen, sondern vielmehr um den Kern schulischer Bildung: das Lernen und den Unterricht.

Ihre

Brunhild Kurth, Sächsische Staatsministerin für Kultus

Inhalt Meldungen aus dem Ministerium – Seite 4

Aus Lehrersicht Oberschule Kitzscher gewinnt Sächsischen Schulpreis – Seite 5

Titelgeschichte Kompetenzorientierter Unterricht in Sachsen – Seite 6

Ein Tag in Bildern Susanna Stähnke, Praxisberaterin – Seite 10 Aus Schülersicht

Pascal Semper, Gewinner des Diercke-Geographiewett-bewerbs – Seite 11

Service: Crystal Meth Was Lehrer über die Droge wissen müssen – Seite 12

Recht und Ordnung Rechtskundeunterricht in der Schule – Seite 14

Der KLASSE-Fragebogen Anja Besand – Seite 15

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M E L D U N G E N

Unter dem Motto »Lust auf Führung« findet am 8. November 2014 in Leipzig eine Informationsveranstaltung für Lehrkräfte aller Schularten statt. In Vorträgen und Gesprächs-runden können sich interessierte Pädagogen einen Überblick über das Gesamtkonzept der Qualifizierung von Führungskräf-ten im Schulbereich verschaffen. Dazu werden die typischen Aufgabenfelder von schulischen Führungskräften präsentiert. Erstmals wird der Orientierungstag als Kooperationsveranstal-

tung des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt, des Thüringer Instituts für Lehrerfortbil-dung, Lehrplanentwicklung und Medien sowie des Sächsischen Bildungsinstitutes durchgeführt.

Weitere Informationen sowie das Anmeldeformular finden Sie unter: www.sbi.smk.sachsen.de/veranstaltungen

Orientierungstag 2014: »Lust auf Führung«

Kultusministerin Brunhild Kurth und Umweltmi- nister Frank Kupfer haben eine Vereinbarung zur Verbesserung der Waldpädagogik unterzeichnet. Wichtiger Bestandteil ist das Einbringen pädagogischen Fachwissens bei der Weiterent- wicklung der Fortbildung zum »Staatlich zertifizierten Waldpä-dagogen«. Den gesetzlichen Auftrag der Waldpädagogik nimmt der Staatsbetrieb Sachsenforst wahr. In seinen drei Waldschul-heimen, weiteren Walderlebniszentren sowie in den Forstrevieren bietet er verschiedene waldpädagogische Programme insbesonde-re für Schulen und Kindertagesstätten an.

Mehr Informationen zum Angebot des Staatsbetriebs Sachsenforst: www.smul.sachsen.de/sbs/3316.htm

Neue Kooperation für verbesserte Waldpädagogik

Der Bundesrat fördert auch im Jahr 2015 Informati-onsfahrten von Schüler- und Auszubildendengruppen nach Ber-lin mit Zuschüssen zu den Fahrtkosten. In der Zeit vom 16. bis 29. September können sich interessierte Schulen über das An-meldeformular auf der Internetseite des Bundesrates anmelden. Nach einer festgelegten Länderquote besteht im Freistaat Sach-

sen für 38 Schulen die Möglichkeit, Fahrtkostenzuschüsse zu erhalten, um im Rahmen der politischen Bildung den Bundesrat zu besuchen und Politik hautnah erleben zu können.

Mehr Informationen: www.bundesrat.de/DE/service/besuch/schueler/fkz/fkz-node.html

Politik live erleben

Mit dem Schuljahr 2014/15 beginnt der zweite Zyklus der externen Evaluation. Alle öffentlichen Schulen im Freistaat Sachsen werden zum zweiten Mal durch externe Evaluatoren be-wertet. Die Grundlage für das standardisierte Verfahren ist die für alle Schulen verbindliche Kriterienbeschreibung »Schulische Qualität im Freistaat Sachsen«. Wie im ersten Zyklus ist dabei das Ziel, die Schulen bei der Wei-terentwicklung der Qualität ihrer Arbeit zu unterstützen. Auf der Grundlage erhobener Daten werden den Schulen Stärken und Schwächen sowie Veränderungspotenziale aufgezeigt.

Mehr Informationen zur externen Evaluation an sächsischen Schulen: www.schule.sachsen.de/3371.htm

Blick von außen: externe Evaluation

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Wir haben uns für den Schulpreis beworben, weil wir wussten: Wenn wir ge-ehrt werden, wird uns das ungeheuer für die Zukunft motivieren. Als feststand, dass wir zu den Hauptpreisträgern gehören, ha-ben wir spontan gefeiert.

Darum haben wir mitgemacht

Der Sächsische Schulpreis zeichnet Schu-len aus, die kreative und nachhaltige Pro-jekte anbieten. Kreativität haben wir uns als einen von drei Leitbegriffen gewählt. Kreative Lösungen müssen wir auch fin-den, da in unserer Kleinstadt die Einwoh-nerzahl nach der Wende stark geschrumpft ist: Als ich 1990 Schulleiter wurde, hatten wir noch rund 800 Schüler. Jetzt haben wir knapp 200 Schüler. Um unseren Standort langfristig erhalten zu können, müssen wir deshalb kreativ sein, unter anderem durch vielfältige Kooperationen. Sozial sind wir auch: Unsere Schule soll ein sicherer Ort sein, wo man sich mit Respekt begegnet. Wir sind offen für alle, aber nicht für alles. Gewalt hat bei uns keinen Platz.

Das haben wir gemacht

Diese Eigenschaften spiegeln sich in drei Projekten wider. Erstens: das Schülerfern-sehen. Wir produzieren wöchentlich ein Programm von Jugendlichen für Jugend-liche für einen Regionalsender. Dabei ler-nen die Schüler, was man fürs Fernsehen braucht – insbesondere Teamgeist und Selbstpräsentation. Beim zweiten Projekt, das auf der langjährigen Partnerschaft mit der Johannes-Kepler-Realschule Hannover aufbaut, treffen sich die Abschlussklassen der beiden Schulen zur Projektwoche »Re-spekt XXL« im Jugendgästehaus Duder-stadt im Eichsfeld. Dort finden Workshops zu aktuellen Themen statt. Momentan liegt der Schwerpunkt darauf, was zwei Schulen mit so unterschiedlichen Voraus-setzungen wie unsere voneinander lernen können: Hier trifft die sächsische Klein-stadtschule mit einem Anteil von einem Prozent an Schülern mit Migrationshinter-grund auf die niedersächsische Großstadt-schule, deren Schüler zu 80 Prozent einen solchen Hintergrund haben. Unser drittes

Projekt gibt es seit 2012, eine Kooperati-on mit dem Leipziger »Theater der Jungen Welt«. Die Theaterleute kommen zu uns aufs Land, führen mehrere Stücke auf und bieten Workshops für die Schüler an. Da-nach studieren die fünfte und die sechste Klasse je ein Theaterstück ein.

Das haben wir erreicht

Bei den Projekten mitzuarbeiten, bedeutet für Schüler und Lehrer eine Herausforde-rung. Gerade im ländlichen Raum ist es für die Kinder und Jugendlichen wichtig, Erfahrungen zu sammeln, die über ihr normales Umfeld hinausgehen. Sie lernen dabei Disziplin, Ausdauer und wie erfül-lend es ist, offen für Neues zu sein und Er-folgserlebnisse zu haben. Dadurch wächst im schulischen Miteinander die Achtung füreinander. Was wir mit den 4.000 Euro Preisgeld machen, ist noch nicht entschie-den. Sicher ist aber, dass wir einen Teil des Geldes dafür nutzen werden, unsere Pro-jekte erfolgreich fortzusetzen.

AU S L E H R E R S I C H T

Die Idee: Der Sächsische Schulpreis würdigt Schulen, die besonders hoch-wertige und kreative Projekte anbieten. Dabei müssen die Projekte über einen längeren Zeitraum laufen, starke und schwache Schüler mit ihren individuellen Neigungen einbeziehen und der Schule damit ihr ganz eigenes Gesicht geben.

Die Jury: Eine Jury aus Vertretern des Kultusministeriums, der Sächsischen Bildungsagentur, des Sächsischen Bildungsinstituts und aus Landeselternrat und Landesschülerrat wählt die Preisträger aus.

Die Gewinner 2014: Neben der Oberschule Kitzscher sind die Preisträger die Evangelische Grundschule Radebeul mit dem Projekt »Radebeu-ler Kinderspielstadt – Demokratie muss klein beginnen« und die Kurfürst-Moritz-Schule aus Moritzburg mit dem Projekt »Rock Challenge«. Die drei gleichbe-rechtigten Hauptpreise sind jeweils mit 4.000 Euro dotiert. Es bewarben sich insgesamt 73 Schulen aus ganz Sachsen.

Informationen: www.schulpreis.sachsen.de

»Wir haben spontan gefeiert«Die Oberschule Kitzscher ist ein Gewinner des Sächsischen Schulpreises 2014. Schulleiter Rai-

ner Reichenbach berichtet, wie der Schulpreis seine Schule motiviert und warum sie sich be-

worben hat.

PROTOKOLL: BEATE DIEDERICHS, KLASSE-REDAKTION

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R E P O R TA G E

KENNST DU MICH?

Selbstständig lernen

Motiviert lernen

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R E P O R TA G E

Planung ist das A und O: Beim

kompetenzorientierten Unter-

richten stehen die Fähigkeiten

der Schüler deutlich mehr im

Mittelpunkt. Das steht auch im

Einklang mit den geforderten

Zielen im Lehrplan. Wie das

funktioniert, erklärt ein Leitfa-

den.

VON ANNECHRISTIN BONSS, KLASSE- REDAKTION

Mit welchem Beispiel sie das Thema heimische Kleintiere mit ihren Zweitklässlern im Unterricht bespricht, hat Stefanie Kirchner im Großen Garten erfahren. Die Lehre-rin an einer Dresdner Grundschule war mit den Kindern zur Exkursion unterwegs. »Da haben wir ein Eich-hörnchen entdeckt«, erinnert sie sich. Die Kinder waren sofort begeistert und haben das Tier genau beobachtet. »Also habe ich das Thema an diesem Tier mit ihnen besprochen«, sagt die 27-Jährige. Die Schüler haben ein Pla-kat gebastelt, auf das sie geschrieben haben, was sie schon über Eichhörn-chen wissen und was sie noch wissen wollen.

Die Episode aus dem Berufsalltag der jungen Lehrerin ist beispielhaft für den kompetenzorientierten Unter-richt. Der Lehrer plant den Unterricht vom Ende her. Er stellt sich zu Beginn die Frage, welche Ziele die Schüler in jedem Themengebiet erreichen sollen. Dabei geht es nicht mehr ausschließ-lich darum, dass sie am Ende lesen, rechnen und eine andere Sprache

sprechen können. Sie sollen das Wis-sen anwenden und schon beim Lernen andere Kompetenzen ausbilden. »Es geht gleichermaßen um Wissen, zu entwickelnde Fähigkeiten und Fertig-keiten und zu fördernde Einstellungen und Motivationen«, sagt Elisabeth Wolff, Leiterin im Referat Leistungs-ermittlung und Unterrichtsentwick-lung im Sächsischen Bildungsinstitut.

Kompetenzen mit neuen Medien

Das ist auch Martin Anker wichtig. Der 30-Jährige unterrichtet Mathe-matik und Physik an einem Dresdner Gymnasium. »Kompetenzorientier-ten Unterricht finde ich gut«, sagt er. Oft lässt er seine Schüler selbst ent-scheiden, wo sie die Lösungen für Aufgaben finden und welche Quellen sie zur Recherche nutzen. »Das Inter-net ist heute sehr wichtig«, sagt er. »Die Schüler müssen damit umgehen können und lernen, welche Seiten und Inhalte vertrauenswürdig sind und kompetent informieren.« Wichtig sind ihm aber auch soziale Kompe-tenzen. »Bei der Gruppenarbeit ler-nen die Kinder den Umgang mitein-ander, sich durchzusetzen, aber auch, schwächeren Schülern zu helfen.«

Junge Lehrer wie Martin Anker und Stefanie Kirchner lernen die Grund-sätze, Methoden und Vorgehenswei-se des kompetenzorientierten Un-terrichts im Studium. Damit sie die auch in der Praxis anwenden können, aber auch für ältere Lehrer, die noch mit einer anderen Philosophie aus-gebildet wurden, hat das Sächsische Bildungsinstitut einen Leitfaden ent-wickelt. Sachsen ist damit Vorreiter im bundesdeutschen Vergleich. Be-

Probleme lösen

Prüfungssituationen besser bewältigen

Den eigenen Lernweg erkennen

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Was ist kompetenz- orientierter Unterricht?

Der Lehrende plant den Unterricht vom Ende her. Die Ziele müssen klar sein: Welche Kenntnisse sollen erworben werden? Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sollen entwickelt wer-den und welche Einstellungen und Motivationen sollen

befördert werden? Eine wichtige Rolle spielen außer-dem die Vorkenntnisse der Schüler. All das wird

bei der Planung des kompetenzorientierten Unterrichts berücksichtigt.

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R E P O R TA G E

Martin Anker, 30, unterrichtet Mathematik und Physik an einem Dresdner Gymnasium, im Sommer 2014 hat er sein Referendariat beendet.

»DEN LEHRPLAN MIT LEBEN FÜLLEN.«Welche Erfahrungen haben Sie mit kompetenzorientiertem Un-terricht? Ich habe 2003 mit dem Studium begonnen. Das war einer der ers-ten Jahrgänge, der im Studium das Vorgehen des kompetenzorientierten Un-terrichts gelernt hat. In meiner Schulzeit gab es keinen kompetenzorientierten Unterricht. Damals ging es nur darum, was der Schüler am Ende des Unter-richts weiß. Heute ist nicht nur das Ziel wichtig, sondern auch der Weg da-hin. Das finde ich gut. Wie planen Sie Ihren Unterricht? Der Lehrplan ist für mich natürlich entscheidend. Den sehe ich mir als Erstes vor jedem neuen Thema an und überlege dann, wie ich ihn mit Leben füllen kann. Mit kleinen Tests oder Arbeitsblättern prüfe ich vor jedem neuen Themengebiet, was die Schüler schon wissen. Erst dann wähle ich meine Methoden und Me-dien aus. Woran orientieren Sie sich bei der Unterrichtsplanung? Um ehrlich zu sein, orientiere ich mich an meiner Erfahrung und dem Gelern-ten aus dem Studium. Der Leitfaden für kompetenzorientiertes Unterrichten ist vor allem für die älteren Kollegen hilfreich. Aber im Grunde wenden alle Lehrer diese Methoden an, intuitiv sozusagen. Mit welchen Methoden haben Sie besonders gute Erfahrungen zur Ermittlung der Lern-ausgangslage gemacht? Ich lasse die Schüler erst einmal individuell an dem Thema arbeiten. Zum Beispiel sollen sie eine Präsentation erarbeiten. Einige Fragen dafür gebe ich vor. Wo sie die Antworten finden, ob im Inter-net, in Büchern oder im Gespräch miteinander, können die Schüler selbst aus-suchen. Die Ausgangslage ist entscheidend, nicht die Methode. Oft lasse ich sie auch in Gruppen arbeiten. Dabei lernen die Schüler das Thema und meine Anforderungen, aber auch den Umgang miteinander und mit neuen Medien kennen. So sehe ich, was sie schon wissen und welche Aspekte des Themas für sie von besonderem Interesse sind. Welche Aufgaben nutzen Sie im Unterricht, wenn die Schüler lernen, üben oder getestet werden sollen? Auf das Auswendiglernen können wir Lehrer nicht verzichten. Das ist und bleibt wichtig. Zum Üben lasse ich die Schüler oft in Gruppen ar-beiten. Zum Testen wähle ich Multiple-Choice-Aufgaben. Die finde ich im Internet. Nutzen Sie die Lernaufgabendatenbank? Bisher habe ich die nicht gebraucht. Im Internet gibt es viele individuelle Beispielaufgaben, Arbeitsblätter und Übungsanleitungen, die ich in meinem Unterricht nutze. Gut für den Physikunterricht finde ich zum Beispiel www.lefiphysik.de.

wusst haben die Experten darin so kurz wie möglich die wesentlichen Eckpunkte zusammengefasst. »Wir wollen die Leh-rer nicht mit langen Abhandlungen auf-halten«, sagt Elisabeth Wolff. Kurz und prägnant erklärend, auf das Wesentliche konzentriert und mit einem Glossar zum Nachschlagen einzelner markierter Begrif-fe ist der Leitfaden aufgebaut. »Viele der hier beschriebenen Aspekte haben mit der Einführung der Lehrpläne bereits Eingang in den Unterricht gefunden«, sagt sie.

Der Leitfaden bietet Beispiele für verschie-dene Klassenstufen, Schularten und ver-schiedene Fächer. Die stehen stellvertretend für eine kompetenzorientierte Unterrichts-führung in allen Fächern. »Nicht jeder Un-terrichtsinhalt kann mit jeder Kompetenz verbunden werden. Das sollen die Beispiele vermitteln«, sagt Martina Adler vom Säch-sischen Bildungsinstitut. Die Referentin für Englisch und für kompetenzorientier-tes Lernen hat die Beispiele mitentwickelt. Darin ist aufgeschlüsselt, wie Lehrer neue Themengebiete strukturieren können, wie viel Zeit sie für bestimmte Abschnitte ein-planen sollten, über welches Wissen die Schüler verfügen müssen und wie der Leh-rer das überprüfen kann.

Zeit sparen mit den Lernzielebenen

»Der Lehrplan ist das Handwerkszeug des Lehrers. Daran muss er sich halten«, sagt Martina Adler. »Der Lehrer muss die Schüler bei der Kompetenzentwicklung unterstützen.« Im Lehrplan werden sieben Lernzielebenen unterschieden: Einblick gewinnen, Kennen, Übertragen, Beherr-schen, Anwenden, Beurteilen/Sich-Positio-nieren und Gestalten/Problemlösen. Nicht für alle wird gleich viel Zeit im Unterricht benötigt. Der kompetenzorientierte Unter-richt gibt die Möglichkeit, individueller auf die einzelnen Ebenen einzugehen. In der vom SBI aufgebauten Lernaufgabendaten-bank und auf dem Bildungsserver finden die Lehrer zudem Beispiele für den Unter-richtsaufbau.

Noch sind nicht alle Lehrer, Referendare und Lehramtsstudenten überzeugt. Sie sor-gen sich, dass noch mehr Zeit für die Vor-bereitung des Unterrichts notwendig ist, aber auch, dass bei aller Individualität der geforderte Unterrichtsstoff auf der Stre-cke bleibt. »Beides ist möglich. Inhalt und Kompetenzorientierung«, sagt Martina Adler. »Das schließt sich nicht aus.« Sie rät Lehrern, den Fokus auf das im Lehrplan

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R E P O R TA G E

»DIE JAHRESPLANUNG IST ENTSCHEIDEND«Welche Erfahrungen haben Sie mit kompetenzorientiertem Unterricht? Bei einem Praktikum im Sächsischen Bildungsinstitut habe ich am Leitfaden mitgearbeitet und dabei das Praxisbeispiel für den Sach-unterricht entwickelt. Kompetenzorientierter Unterricht ist Bestandteil mei-ner täglichen Arbeit. Auch wenn es eine Gratwanderung ist, zwischen der Kompetenz und den Fakten. Beides muss vermittelt werden. Wie planen Sie Ihren Unterricht? Ich gehe dabei praktisch von außen nach innen. Die Jahresplanung für das Schuljahr ist entscheidend. Daraus entnehme ich die Lehrplanthemen und setze meine Ziele für die einzelnen Unterrichtseinhei-ten. Natürlich passe ich diese an die Kinder, ihre Vorkenntnisse und Inter-essen an. Wie bestimmen Sie die Lernausgangslage der Kinder? Mit einem Gesprächskreis. Dort können alle Kinder auf einer Ebene über ein Thema sprechen. Mit kleinen Zetteln erfrage ich das Vorwissen, dann sprechen wir darüber. Im Sachunterricht ist das optimal. Welche Auf-gaben nutzen Sie im Unterricht, wenn die Schüler lernen, üben oder getestet werden sollen? Beim Lernen gehe ich lehrerzentriert vor. Zehn Minuten der Stunde nutze ich, um den Kindern das Thema zu erklären. Die restliche Zeit sollen die Kinder aktiv sein. Gern lasse ich die Schüler zum Üben in Gruppen arbeiten. Zum Beispiel in der vierten Klasse: Meine Schüler dürfen selbst die Klassenfahrt planen. Wie viel Lebensmittel brauchen wir, wann fährt der Zug, wie viel Minuten bleiben zum Umsteigen und wie viel Geld brauchen wir pro Schüler. Das berechnen sie selbst. Und jeder küm-mert sich um das Gebiet, das ihm am besten liegt. Beim Testen ist die Indivi- dualität nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Schließlich geht es um Noten. Und ich muss die Kinder nach gleichen Maßstäben bewerten. Wie hilfreich ist Ihnen dabei die Lernaufgabendatenbank? Einige der Aufgaben habe ich selbst mit entwickelt und teilweise auch in den Klas-sen ausprobiert. Die Beispiele sind handlungsorientiert und alltagsnah. Ich empfehle allen Lehrern, diese zu nutzen. Die Datenbank ist in den Klassen 1 und 2 allerdings weniger geeignet. Vielleicht tut sich hier noch etwas.

Stefanie Kirchner, 27, unterrichtet Deutsch, Mathematik, Sachunterricht und Englisch an einer Dresdner Grundschu-le, im Sommer 2014 hat sie ihr Referendariat beendet.

verankerte Ziel zu legen und dieses mit übergeordneten Zielen, zum Beispiel dem Erlernen und Fördern sozialer Kompeten-zen, zu kombinieren. »Dabei ist Transpa-renz wichtig. Der Schüler muss wissen, wo es hingeht, welche Ziele erreicht werden sollen«, sagt Elisabeth Wolff.

Individuell unterrichten, gleich prüfen

Skepsis gibt es aber auch aus einem ande-ren Grund. Die Lehrer müssen die Schü-ler bewerten, und zwar alle gleich. Auch wenn sie vorher im Unterricht individuell auf deren Fähigkeiten, Vorkenntnisse und Interessen eingegangen sind. »Wenn ich Noten danach vergebe, welche Vorkennt-nisse die Kinder haben, akzeptieren das die Eltern nicht«, sagt Grundschullehrerin Stefanie Kirchner. Sie ist überzeugt davon, dass individuelles Unterrichten am Ende für Schüler und Lehrer vorteilhaft ist. »Die Tests sind trotzdem für alle Schüler gleich. Etwas anderes könnte ich vor den Eltern nicht rechtfertigen«, sagt sie. »Ent-scheidend beim Testen sind der Lernplan und die Lernziele«, sagt Martina Adler. »Die Lernzielebenen sind klare Vorschrif-ten, was prüfungsrelevant ist und was alle Schüler wissen müssen.«

Stefanie Kirchner hofft dennoch, dass das Konzept des kompetenzorientierten Unter-richts hinsichtlich der Prüfungen angepasst wird. »Das Konzept ist der richtige Weg«, sagt sie. »Es geht weg vom Schubladenden-ken, vernetzt einzelne Wissensbereiche bei den Schülern und knüpft an die Lebens-welt der Kinder an.« Das Ergebnis beob-achtet sie jeden Tag im Unterricht. »Wenn ich orientiert an den Interessen der Kinder unterrichte, lernen sie schneller, besser und entwickeln dabei wichtige Fähigkeiten.« Ein gutes Beispiel dafür hat sie aus ihrer eigenen Schulzeit. Sie lacht. »Wir mussten die Körperteile von Kuh und Schwein aus-wendig lernen«, sagt sie. Keine Frage. Das ist kein unnützes Wissen. Aber stures Aus-wendiglernen reicht der jungen Lehrerin nicht. »Besser ist es doch, die Körperteile von Tieren zu lernen, die Kinder interessie-ren.« Zum Beispiel am Eichhörnchen.

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Weiterführende Links: Die Broschüre »Kompetenzorientierter Unterricht – Ein Leitfaden für die Primarstufe und Sekundarstufe I« ist abrufbar unter: www.publikationen.sachsen.deDie Lernaufgabendatenbank: www.bildung.sachsen.de/lernaufgaben

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E I N TA G I N B I L D E R N

Verborgene Talente weckenSeit Anfang 2014 gibt es an 50 Oberschulen im Freistaat Sachsen Praxisberater. Sie sind eine professionelle

Verstärkung für die passgenaue Berufs- und Studienorientierung. Susanna Stähnke arbeitet seit März 2014

als Praxisberaterin in der 121. Oberschule in Dresden. KLASSE hat die studierte Sozialarbeiterin einen Tag lang

begleitet.

1 Für Eltern immer erreichbar Der Vormittag beginnt mit Telefondienst. Den ganzen Tag über spricht Susanna Stähnke immer wieder mit Eltern, die sich nach ihren Kindern erkundigen oder Termine vereinbaren. Dann macht sie sich auf den Weg in die Kita Zwergenland, um ihren Schützling Dominik zu besu-chen.

2 Besuch im Praktikum Dominik Quandt ist für 14 Tage die helfende Hand im Zwergenland. Der 15-Jährige möchte später Erzieher werden. Susanna Stähnke spricht vor Ort mit ihm und seinen Betreuern über sein Praktikum. Ist er zufrie-den mit der Tätigkeit und dem Betrieb? Fühlt er sich gut betreut?

3 Gespräche in der Schule Zurück in der Schule trifft Susanna Stähnke Schulleiter Harald Claus – Gelegenheit für ein kurzes Gespräch. Damit das Projekt »Praxisberater« funktioniert, arbeitet sie eng mit der Schul-

leitung und den Lehrern zusammen. Dann führt ihr Weg sie wieder zurück ins Büro im zweiten Stock. Sie hat fünf Termine mit Schülern der sieb-

ten Klasse. Im April haben sie an einer Po-tenzialanalyse teilgenommen – nun steht die Auswertung an.

4 Viele Werkzeuge Bei der Potenzialanalyse bogen die Schüler zum Beispiel mithilfe von Zangen einen Fotohalter aus Draht. Weite-re Aufgaben: eine Zettelbox bauen und ein Werbeplakat entwerfen. Anhand der Ergebnisse der Analyse schließt Susanna Stähnke auf die feinmotorischen Fähigkeiten, die Methodenkompetenz, Genauigkeit und Kritikfähigkeit der Schüler. Dank dieser Analyse kann später ein Entwicklungsplan erarbeitet oder ein geeigneter Praktikumsplatz gefunden werden.

5 Berufsbilder entwickeln Jennifer Schubert war im Ap-ril dabei: im Auswertungsgespräch schätzt sie sich zunächst selbst ein. Besonders die kreative Arbeit am Plakat hat ihr Freude bereitet. Nach ihrer persönlichen Einschätzung folgt

der Vergleich mit der Einschätzung von Susanna Stähnke. Beide decken sich. Beim nächsten Schritt gleichen beide die Kompeten-zen mit Jennifers persönlichen Interessen ab. Sie filtern Stärken und Ziele und legen fest, wer Jennifer bei der Umsetzung helfen

kann. Langsam, aber sicher soll sich so ihr späteres Berufsfeld ergeben. Jennifer ist so auch gut auf die Gespräche mit dem Berufsberater der Agentur für Arbeit vorbereitet. Im September folgen dann die Entwicklungsgespräche mit Schülern, Eltern und Klassenlehrern.

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Die Praxisberater kommen an Oberschulen zum Einsatz. Sie sollen Schülern der siebten und achten Klasse gezielt helfen, ihre Potenziale zu ermitteln, damit ihnen ihre Berufs- oder Studienwahl später leichter fällt. Jeder Schüler bekommt von den Experten entsprechend seiner Potenzialanalyse einen Entwicklungsplan, der mit dem Klassenlehrer, den Eltern und dem Schüler abgestimmt ist.Das Projekt »Praxisberater an Schulen« ist eine gemeinsame Maßnahme des Sächsischen Kultus-ministeriums und der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit.

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Die Aula des Gymnasiums in Burgstädt ist gerappelt voll an diesem Freitagmorgen, als ein Klavierstück ertönt und die Schulleiterin Ilka Frigge zum Mikro greift.

Sie hat die Veranstaltung organisiert, weil ein Schüler ihres Gymnasiums bundesweit erfolgreich war. Der 16-jährige Pascal Semper darf sich seit Mai Bundessieger des Geographie-Wettbe-werbs nennen und erhält nun, neben der Anerkennung, kleine Geschenke und eine Urkunde. Unter den Gratulanten sind auch die Menschen, die ihn in der Zeit der Vorbereitung und während des Finales in Braunschweig begleitet haben – Kerstin Bräuer, Dr. Wolfgang Gerber und Simone Reutemann vom Landesverband Sachsen im Verband Deutscher Schulgeographen e. V.

Pascal genießt das Tamtam, besonders, weil seine Mitschüler da-durch erfahren, wie die zwei Tage in Braunschweig tatsächlich abgelaufen sind. Frau Reutemann zeigt Fotos vom Wettbewerb und wirft Beispielfragen in die Aula, bei denen alle nur die Schul-tern zucken können. Alle, bis auf einen eben.

In der siebten Klasse hat er zum ersten Mal am Wettbewerb teil-genommen und schon damals bemerkte seine Betreuerin Kerstin Bräuer sein Talent. »Pascal hat ein sehr gutes Gedächtnis und eine natürliche Freude an der Geographie«, erklärt sie. Im Januar 2014 ist Pascal schließlich Schulsieger und später Landessieger geworden. Mit dem Sieg beim Bundesfinale Diercke Wissen hat

er sich gegen insgesamt 310.000 Teilnehmer durchgesetzt. Verän-dert hat ihn der Sieg aber nicht. »Nur mein Selbstbewusstsein ist etwas gewachsen.«, sagt er.

Pascal ist stolz auf seine Leistung, sieht das Ganze aber trotzdem entspannt. »Ich habe schon als Kind liebend gern im Atlas geblät-tert und mir vorgestellt, wie es an anderen Ecken der Welt sein könnte. Fremde Orte faszinieren mich einfach. Deshalb habe ich auch zu Hause nicht übermäßig gepaukt, nur im Trainingslager in Leipzig.«

Später möchte er Geophysik studieren und unbedingt ganz viel reisen. Bevor er sich jedoch an der Universität einschreibt, stehen weitere Wettbewerbe an. Mit dem jetzigen Sieg hat Pascal sich automatisch für den bundesweiten und englischsprachigen Wett-bewerb der Sekundarstufe II im November 2015 qualifiziert. Wenn er es dort unter die ersten vier schafft, darf er an der Geo-graphieweltolympiade 2016 in Peking teilnehmen, wo insgesamt 40 Schulen mit jeweils vier Schülern anreisen. Die Vorbereitung und Betreuung übernimmt ab sofort Dr. Wolfgang Gerber. »Es kommt einiges auf uns zu, denn die Teilnehmer müssen mehrere Klausuren schreiben und sogar kartieren. Trotzdem glaube ich, dass Pascal das Zeug dazu hat.«

Das Geographietalent Pascal Semper ist der Gewinner des bundesweiten Geographiewett-

bewerbs. KLASSE war dabei, als er in seiner Schule geehrt wurde.

VON CAROLINE VOGT, KLASSE-REDAKTION

AU S S C H Ü L E R S I C H T

Pascal Semper (mi.), Bundessieger des Geographie-wettbewerbs Diercke Wissen 2014 mit seinen Unterstüt-zern Dr. Wolfgang Gerber und Kerstin Bräuer

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B E R I C H T

»Eins ist sicher, schöner macht Crystal nicht. Ein verschmierter Lippenstift ist dann euer geringstes Problem. Wenn es schlecht läuft, gilt das übrigens auch für eure Rente.« Mit einer erschre-ckenden Aufnahme einer jungen Crystalkonsumentin beendet Dr. Sven Kaanen seinen Vortrag über die Gesellschaftsdroge. Es folgt betretenes Schweigen, dann Applaus. Schließlich schnellen die ersten Finger in die Höhe und Kaanen, Chefarzt der Rehabi-litationsklinik für Suchterkrankungen in Wiesen im Landkreis Zwickau, beantwortet die Fragen der Zuhörer.

Informieren statt probieren

»Crystal, ohne mich« ist eine Informationsveranstaltung für Schüler, Lehrer und Interessierte, die mehr über die Droge erfah-ren möchten. 120 Besucher sind der Einladung in die Lehrerkan-tine des BSZ Gastgewerbe Dresden gefolgt. Die Gymnasiasten der elften Klasse des BSZ haben die Veranstaltung eigenständig auf die Beine gestellt – eine Premiere. Die Schülerinnen Lydia Naumann und Nina Martin haben das Projekt koordiniert und bekamen dabei Unterstützung von ihrer Fachleiterin Anja Un-ger. Sie half der Gruppe beim Schreiben des Konzeptes – eine Mischung aus medizinischem Vortrag, Erfahrungsbericht und offener Fragerunde.

Zu den eingeladenen Gästen gehören neben dem Mediziner Kaa-nen auch Streetworkerin Kathleen Süß und der ehemalige Crys-tal-Konsument Martin Becker*. »Uns persönlich ist es wichtig, einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten«, sagt Schülerin Lydia. Die 16-Jährige ist Sven Kaanens Tochter und hat durch die Arbeit ihres Vaters erkannt, wie wichtig Prävention ist. Sven Kaanen ergänzt: »Wir haben zwar ein gutes Suchthilfesystem. Entschei-dend ist aber eine sinnvolle Prävention. Die Jugendlichen eignen sich ihr Wissen über Drogen von Kumpels an. Ihnen vertrauen sie. Um sich frei dafür oder dagegen zu entscheiden, müssen sie die Fakten kennen.«

Die Situation in Sachsen

Wie groß das Problem ist, zeigt der erste Dresdner Suchtbericht: Im vergangenen Jahr kamen auf 100.000 Einwohner 24 Fälle, wo Personen ins Krankenhaus eingewiesen wurden, weil sie so-genannte Stimulanzien konsumiert haben. Zu den Stimulanzien gehören auch Crystal und Kokain. Damit liegt Sachsen deutlich über dem Bundesdurchschnitt, der bei 7 Fällen je 100.000 Ein-wohner liegt, und an zweiter Stelle nach Thüringen. Ein Grund dafür ist sicher auch die Nähe zur tschechischen Grenze, wo die Droge billig hergestellt und verkauft wird.

Die Droge Crystal breitet sich aus, auch an Sachsens Schulen. Aber wie

richtig aufklären? Schüler des BSZ für Gastgewerbe Dresden haben eine

Informationsveranstaltung auf die Beine gestellt, die Vorbildcharakter für

andere Schulen hat.

VON CAROLINE VOGT, KLASSE-REDAKTION

»ES WÄRE SCHÖN, WENN UNSERE VERANSTALTUNG VORBILD FÜR ANDERE SCHULEN WIRD.« LYDIA NAUMANN, SCHÜLERIN, BSZ FÜR GASTGEWERBE DRESDEN

CRYSTAL,OHNE MICH

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S E R V I C E

Die Wirkung der Droge

Dr. Kaanen erklärt, dass Crystal sehr schnell süchtig macht. Die Konsumenten fühlen sich zunächst glücklich, sind überschwäng-lich und haben das Gefühl, alles schaffen zu können. Gleichzeitig fallen alle Hemmungen, die sexuelle Erregung steigt und Aggres-sionen nehmen zu. Das bestätigt auch Martin Becker, der heute von Sven Kaanen in der Klinik betreut wird. Über zwei Jahre waren die Kristalle seine Lebensbegleiter. »Ich habe nichts über die Droge gewusst, bis ich sie probiert habe. Ältere Kumpels ha-ben damals mit dem Zeug angefangen und von der leistungsstei-gernden Wirkung geschwärmt. Ich war eigentlich ein ganz offe-ner und ruhiger Typ, sogar Klassensprecher. Als ich regelmäßig Crystal konsumierte, wurde ich aggressiv und war teilweise drei Tage wach. Einmal habe ich zu Hause randaliert. Einfach so«, erinnert sich der 29-Jährige.

Die größte Gefahr von Crystal aber ist, dass durch den Konsum wichtige Körperfunktionen unterdrückt werden. Die Konsumen-ten verspüren keinen Hunger, Durst oder Schmerz. Sie werden nicht mehr müde. Sobald die Wirkung nachlässt, tritt wieder der Normalzustand ein. Wer Crystal nimmt, kann diesen aber nicht mehr aushalten. Deshalb entwickelt sich auch die Abhän-gigkeit extrem schnell. 40 bis 60 Prozent der Konsumenten sind bereits nach dem ersten Versuch psychisch abhängig. Die Folgen von Crystalkonsum sind verheerend, denn zu viel Dopamin ver-hindert dauerhaft die Informationsverarbeitung im Gehirn. Oft bleiben geistige Einschränkungen und eine dauerhafte Persön-lichkeitsveränderung.

Der ehemalige Konsument Martin Becker erhielt 2011 die Diag-nose Drogenpsychose. Er leidet unter Konzentrationsschwierig-keiten, Depressionen, Kopfschmerzen, Angst- und Herz-Rhyth-musstörungen. All das liest er von einem Zettel ab, als er vor den Teilnehmern der Infoveranstaltung steht. Er ist sichtlich nervös, es ist ihm unangenehm, vor so vielen Menschen zu reden. Martin erzählt, wie es war, als er plötzlich Schatten gesehen und Stim-men gehört hat. Er ärgert sich über seine Leichtsinnigkeit, kann seinen Beruf als Elektroniker nicht mehr ausüben. »Ich habe in drei Jahren ganze 15.000 Euro verballert. Wenn ich mir heute vorstelle, was ich mit dem Geld machen könnte.« Seine Lehrer haben damals von seiner Sucht gewusst, wollten helfen – aber die Clique war stärker. Dennoch hätte er sich mehr Einmischung gewünscht. »Ein Schulwechsel wäre vielleicht sinnvoll gewesen«, glaubt er. Das bestätigt auch Streetworkerin Kathleen Süß: »Der Kontakt zwischen Lehrern und Schulsozialarbeitern, aber auch den Streetworkern im Ort ist das A und O. Er muss verstärkt werden.«

Prävention tut Not

Der Mediziner Kaanen erklärt, dass nicht nur die Droge selbst, sondern auch die gezielte Suchthilfe kostet – immerhin so viel

wie ein Einfamilienhaus pro Entgiftung. In der Regel sind zwei nötig. Damit es so weit gar nicht erst kommt, müsse die Gesell-schaft früher zur Verantwortung gezogen werden. »Dass aus-gerechnet eine derart leistungssteigernde Droge wie Crystal auf dem Vormarsch ist, sagt viel über unsere Gesellschaft aus. Meine Patienten sind schon lange nicht mehr nur Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten sind. Es sind junge Eltern, Schüler aller Schularten, Banker, Lehrer und Professoren«, erzählt Kaanen. »Wir müssen unsere Selbstwahrnehmung und Wertevermittlung verändern.«

Am besten funktioniert das durch eine Staffelung von universel-ler, selektiver und indizierter Prävention. Erstere wirkt beson-ders nachhaltig. Hier geht es um die Stärkung allgemeiner Le-benskompetenzen, Wertevermittlung und Freizeitangebote. Die Schule kann dazu im Unterricht und mit AG-Angeboten enorme Vorarbeit leisten. Die selektive Prävention meint gezielte Infor-mation und Aufklärung in Projektwochen oder -tagen durch Suchtbeauftragte, Sozialarbeiter und Mediziner. Die indizierte Prävention ist für Personen mit starker Suchtgefährdung gedacht oder für diejenigen, die teilweise bereits legale oder illegale Sub-stanzen konsumieren.

Ebenso wichtig wie Aufklärung der Schüler ist auch die Schulung der Lehrer, denn sie sind wichtige Bezugspersonen und können erste feine Persönlichkeitsveränderungen wahrnehmen. Ein ers-ter Schritt ist die Aufklärung durch Veranstaltungen wie die in der BSZ Gastgewerbe Dresden. »Es wäre schön, wenn unsere Veranstaltung Vorbild für andere Schulen wird«, sagt Projekt-koordinatorin Lydia.

* Name geändert

CRYSTAL,Gemeinsam gegen Crystal: Lydia Naumann, Anja Unger und Nina Martin haben die Informationsveranstaltung organisiert.

Tipps für Pädagogen

Hellhörig werden sollten Lehrer bei:

auffälliger Leistungssteigerung, charakterlicher Wandlung: ruhig und zurückhaltend wird plötzlich aufmüpfig, Nervosität, Aggressivität

Beispiele für körperliche Veränderungen: Zittern, Aufkratzen der Haut, schwarze Zähne

Die Sächsische Staatsregierung hat ein Internetportal mit Infor-mationen zur Wirkung der Droge sowie mit Angeboten zur Be-ratung und Hilfe im Notfall freigeschaltet: www.crystal.sachsen.de

Weitere Informationen: www.suchtpraevention-sachsen.de

Kontakte und Adressen aller sächsischen Suchtberatungs- und Behandlungsstellen: www.slsev.de/SBB.pdf

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2 / 201414 KLASSE

R E C H T U N D O R D N U N G

Recht, freundlich Sachsens Schulen können Richter und Staatsanwälte

einladen, damit sie mit den Schülern über Recht und

Gesetz diskutieren. Einer, der regelmäßig Schulen im

Rahmen des Rechtskundeunterrichts besucht, ist Rich-

ter Jürgen Volk aus Bautzen.

VON ANJA NIEMKE, KLASSE-REDAKTION

So kommen Richter an die Schulen

Sachsenweit gibt es über 60 Richter und Staatsanwälte für den Rechts-kundeunterricht mit den Themenschwerpunkten Rechtsextremismus, Straf-recht, Zivilcourage und wehrhafte Demokratie. An sämtlichen Gerichten und Staatsanwaltschaften sind Ansprechpartner benannt. Dadurch kön-nen alle Schulen den Unterricht in ihre Stundenpläne integrieren. Für den Unterricht kommen die Richter und Staatsanwälte in die Schulen. Es ist auch möglich, dass die Schulklassen Gerichte, insbesondere Gerichts-verhandlungen besuchen.

Eine Liste der Ansprechpartner für den Rechtskundeunter-richt ist veröffentlicht unter: www.bildung.sachsen.de/rechtskunde

Umfangreiche Informationen zum Ablauf eines Strafver-fahrens und zum Aufbau eines Amtsgerichtes enthält die Broschüre »Ein Schulbesuch bei Gericht«, die beim Zentra-len Broschürenversand bestellt werden kann: www.publikationen.sachsen.de

Im Unterricht: Richter Jürgen Volk

Den »Schönfelder« und das »Badische Landrecht von 1773« hat Richter Jürgen Volk für seinen Unterricht immer dabei. An-sonsten benötige er kaum Vorbereitungen, erzählt der Direktor des Amtsgerichtes Bautzen, denn die Fragen der Schüler und etwas Im-provisation füllten die Schulstunde zur Genüge. »Wenn am Anfang der ‚Schönfelder‘ auf den Lehrertisch fällt – die Gesetzes-sammlung wiegt geschätzte zwei Kilo – ist die Aufmerksamkeit schnell auf mei-ner Seite«, erzählt er mit einem Lachen im Gesicht.

Man kann sich Jürgen Volk gut als Lehrer vorstellen. Seit er als Rich-ter in Bautzen arbeitet, ist er in den Schulen der Region unterwegs und erteilt Unterricht in Rechtskunde. Besonders gut kennen ihn die jeweiligen Neuntklässler am Goethe-Gymnasium in Bischofswer-da. Die Bischofswerdaer holen sich den Richter jedes Jahr für den Rechtskundeunterricht an die Schule, Volk unterrichtet pro Klasse einmal 90 Minuten.

Aber nicht nur am Gymnasium geht er in den Unterricht. Der Fa-milienrichter hat auch schon an der Mittelschule im Fach Ethik zum Themenfeld Familie, Partnerschaft und Ehe unterrichtet. Jürgen Volk ist einer von 13 Richtern am Amtsgericht Bautzen. Auch seine Kollegen haben schon in Schulen unterrichtet. Erst kürzlich lei-teten zwei Richter eine Projektgruppe an der Bautzener Montessori-Schule.

Historische Bezüge

Aus der Geschichte heraus bringt Jürgen Volk die Schüler dazu, über Recht und Gesetz nachzudenken. Vom Feudalrecht über die Französische Revolution hin zur Gewaltenteilung bis zum heuti-gen Rechtsstaat spannt er den Bogen für seinen Unterricht. Dabei geht es stets anschaulich zu. Zum Beispiel sollen sich die Schüler beim Thema Gewaltenteilung ihrer nächstgelegenen Exekutive

(das kann die Schulleitung sein), Legislative (Stadtrat) und Judi-kative (Amtsgericht) bewusst werden.

Als »Mann aus der Praxis« diskutiert Volk auch prominente Prozes-se wie den um Uli Hoeneß und fordert die Schüler zu Fragen auf. »Für die Schüler sind Recht und Gerechtigkeit große Themen, über die sie nachdenken«, weiß Volk aus seinen Unterrichtsstunden. Eine Frage, die immer wieder gestellt wird, ist die nach der Todesstrafe: »Da verweise ich auf Artikel 1 des Grundgesetzes, die Würde jedes Menschen ist unantastbar.« Der Richter argumentiert mit den Ge-gebenheiten in den Staaten der USA. »Zahlreiche Häftlinge kamen in den vergangenen Jahren aufgrund neuer DNA-Beweise aus der Todeszelle frei, da ihre Unschuld bewiesen werden konnte. Des Wei-teren geht aus den aktuellen Kriminalstatistiken der USA hervor, dass die Todesstrafe keine abschreckende Wirkung besitzt.«

Oft werde er gefragt, ob der Beruf Spaß mache, was er verdiene und wie man Richter werden könne. Die Schüler bekommen immer ehrliche Antworten. So kann es auch vorkommen, dass ein Gesetz sogar Schelte vom Richter bekommt. »Die Richtershows im Fernse-hen spielen natürlich auch eine Rolle. Ich sage den Schülern, dass ich diese Shows nicht gut finde, weil die gezeigten Verhandlungen nicht mit der Realität übereinstimmen.«

Für Jürgen Volk stand früh fest, dass er Jurist werden wollte. Schon in seiner Schulzeit habe er sich deshalb für Latein als zweite Fremd-sprache entschieden. Die Begeisterung für seinen Beruf ist ihm anzu-merken und es würde nicht verwundern, wenn der eine oder andere Schüler sich davon anstecken ließe. Am Gericht in Bautzen hat ihn auch schon einmal ein Student angesprochen, der dort als Prakti-kant arbeitete. Er war in Bischofswerda zur Schule gegangen und kannte Volk noch vom Rechtskundeunterricht.

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2 / 2014 15KLASSE

»Ein guter Schüler verliert nie seine Neugier«Was macht einen guten Lehrer aus? Und einen guten Schüler? Mit dem

KLASSE-Fragebogen bitten wir Bildungsträger und Prominente aus Sach-

sen, uns einen Einblick in ihre persönlichen Lernerfahrungen zu geben.

D E R K L A S S E - F R A G E B O G E N

ANTWORTEN: ANJA BESAND, PROFESSORIN, DRESDEN

Als ich klein war, wollte ich Kunstlerin oder Friseurin werden.

Meine Eltern wollten, dass ich Sekretarin oder Steuerberaterin werde.

Als Schüler war ich gut in Biologie, Chemie, allgemein die Naturwissenschaften fielen mir leicht, in Kunst war ich auch gut, aber schlecht in Fremdsprachen und in Rechtschreibung.

Heute bin ich gut darin, Projekte zu initiieren, neue Dinge an-zufangen und Menschen zusammenzubringen.

Das hat mich in der Schule am meisten genervt: dass die Leh-rer nicht wirklich an uns geglaubt haben.

Ein guter Lehrer ist für mich: ein Mensch, der sich fur seine Schu-ler interessiert und das Beste aus ihnen rauszuholen versucht.

Ein guter Schüler ist für mich: einer, der nie seine Neu-gier verliert und viele Fragen stellt.

In meinem Leben will ich noch: Schifferklavier spielen lernen.

Am besten kann ich mich konzentrieren: fruh am Morgen, wenn noch alles ruhig ist oder sonntags, wenn es regnet.

Mein Lieblingsbildungsort ist: ein Museum, in dem man al-les ausprobieren und anfassen darf.

Wenn ich meinen Beruf noch einmal wechseln würde, dann wür-de ich Museumsdirektorin werden.

Als Ausgleich zu meiner Arbeit schlafe ich, oder ich zeich-ne kleine bunte Bilder, uber die alle anderen lachen.

Ich liebe an meinem Job, dass ich selbst entscheiden kann, was mich in-teressiert, und dem folgen darf und dass immer junge Menschen um mich sind, die mir erklaren, was es gerade so an neuen Dingen gibt.

Ohne meine Brille verlasse ich nie das Haus.

Meine Kolleginnen/Freundinnen sagen von mir, dass ich schwer schokoladen- suchtig bin.

Anja Besand ist seit 2009 Professorin für Didaktik der politischen Bildung an der Technischen Universität Dres-den. Studiert hat sie Lehramt für Haupt- und Realschulen in den Fächern Sozialkunde und Kunstpädagogik und Magister Kunstpädagogik, Politikwis-senschaft und Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der Universität Gießen. Ihre pädagogischen Erfahrun-gen konnte sie in fast allen Schulformen mit den unter-schiedlichsten Zielgruppen sammeln.

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im Deutschen Hygiene-Museum Dresdenim Deutschen Hygiene-Museum Dreum Dreum Dr sden

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