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DOSSIER DIGITALE WELTEN Erst denken, dann posten: Mehr zu Medienkompetenz, IT-Sicherheit, Cloud Computing, MOOCs und falschen Identitäten im Cyberkrimi «Jugendliche sind gar nicht so medienfokussiert.» Daniel Süss, Departement Angewandte Psychologie Nr. 22 | September ��1 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ERGOTHERAPIE ZHAW-Alumna Franziska Heigl hilft Schmerzpatienten ELEKTROMOBILITÄT Wenn Autos zu motorisierten Smartphones werden PERSPEKTIVENWECHSEL Studentin Anna Peters bei einer Hausgeburt im Yellowstone-Park

ZHAW-Impact 13/22

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Mit dem Datenschutzskandal bekam das Dossier einen neuen Fokus und neue Brisanz: Wie kann man Daten im Internet schützen? Mehr zu Medienkompetenz, IT-Sicherheit, Cloud Computing, MOOCs und falschen Freundschaften in einem Cyberkrimi. Die neue Ausgabe des Magazins gibt es auch als App fürs iPad.

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  • DOSSIER DIGITALE WELTENErst denken, dann posten: Mehr zu Medienkompetenz, IT-Sicherheit,Cloud Computing, MOOCs und falschen Identitten im Cyberkrimi

    Jugendliche sindgar nicht somedienfokussiert.Daniel Sss, DepartementAngewandte Psychologie

    impactNr. 22 | September 1 Zrcher Hochschule fr Angewandte Wissenschaften

    ERGOTHERAPIEZHAW-AlumnaFranziska Heigl hilftSchmerzpatienten

    ELEKTROMOBILITTWenn Autos zumotorisiertenSmartphones werden

    PERSPEKTIVENWECHSELStudentin Anna Petersbei einer Hausgeburtim Yellowstone-Park

    zhaw_2213_0001.indd 1 17.09.13 12:06

  • Michael Btscher, Bauingenieur, Axpo Mitarbeiter

    Axpo, Hochschulmarketing, Parkstrasse 23, CH-5401 BadenTelefon +41 56 200 43 01, www.axpo.com/jobs

    Stimmt. Wir von der Axpo bieten Ihnen zahlreiche Mglichkeiten fr Ihre Karriere ineinem interessanten Unternehmen. Auf Sie warten ein spannendes Umfeld mit vielfltigenAufgaben und die Mitarbeit an Grossprojekten. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.

    zhaw_2213_0002_0003.indd 2 16.09.13 11:11

  • Digital ist berallDas Dossier zum Thema DigitaleWelten hatten wir lange vor EdwardSnowden geplant. Dochmit demDaten-schutzskandal bekam es einen neuenFokus und eine neue Brisanz. Lassensich Privatsphre und intellektuellesEigentum von Firmen heute nochschtzen? Dass Facebook, Google undCo. unsere Daten sammeln und wirSpuren in der digitalenWelt hinterlas-sen, ist nicht neu. Das Ausmass hat dochberrascht. In diesemMagazin lesenSie, wie digitale Selbstverteidigungaussehen kann (S. 30). Wie Eltern undLehrer den sicheren Umgangmit neuenMedien von Kindern und Jugendlichenrdern knnen, zeigt das medienpsy-chologische Forschungsteam in Exper-tenberichten und Ratgebern. (S. 20). Wirhaben das ZHAW-ICCLab besucht, das zuCloud Computing und Future Internet der europischen Antwort auf US-Dominanz imWeb forscht (S. 32). Ausden USA kommt auch ein neuer Trend inder Lehre: MOOCs elektrisieren Medienund Bildungsexperten (S. 38).Das Magazin zu Digitale Welten gibtes auch als App. Schreiben Sie uns, obSie das Impact auch knftig digitallesen wollen.

    PATRICIA FALLER, Chefredaktorin

    4 PANORAMA

    6 ALUMNIFranziska Heigl, Leitende Ergotherapeutinam Inselspital Bern

    NACHGEFRAGTStellwerkstrungen: Sind sie vermeidbar?

    1 FORSCHUNGkobilanzen (S. ):Von derWiege bis zur BahreElektromobilitt (S.):Smart Mobility Zukunftsszenarien

    14 MENSCHENDr. Media:Medienpsychologe Daniel Sss

    DOSSIER 22/13DIGITALE WELTEN Hassliebe

    Medienpsychologin Sarah Genner undihr Verhltnis zu neuenMedien.

    Jugendschutz undMedienkompetenzEin Expertenbericht fr den Bund und einRatgeber fr Eltern und Erwachsene.

    Cyberkrimi: KlassentreffenEin Auftragskrimi von Alumnus undZrcher Krimipreistrger Stephan Prtner.

    28 SPOTLIGHTWie nutzen Sie Social Media?

    Antwort auf US-Dominanz imWebTipps zur digitalen Selbstverteidigung undCloud Computing made bei ZHAW

    38 INTERVIEWStudieren beim Nobelpreistrger?Wie sich MOOC-Pionier Hannes Klpperknftige Hochschulen vorstellt.

    Das umgedrehte KlassenzimmerModerne Lehrkonzepte an der ZHAW

    44 WEITERBILDUNG

    47 NEWS AUS DEN DEPARTEMENTEN

    STIFTUNG ZHAW

    6 NEWS FR ALUMNI ZHAW

    62 PERSPEKTIVENWECHSEL

    Impact | September 2013 EDITORIAL | INHALT

    6 Franziska HeiglDie Leitende Ergotherapeutin amInselspital in Bern hilft Schmerz-patienten, ihren Alltag ertrglicherzu gestalten.

    32 Thomas BohnertDer Informatik-Dozent und seinICCLab-Team forschen am Future In-ternet und untersttzen KMU sowieden Bund beim Cloud Computing.

    10 Matthias StuckiDer wissenschaftliche Mitarbeitendeam IUNR untersucht die Lebens-zyklen von Produkten: Wo ist derEinfluss auf die Umwelt am grssten?

    ImpressumHerausgeber:ZHAW Zrcher Hochschule frAngewandte Wissenschaften,Winterthur, und ALUMNI ZHAW

    Redaktionsleitung:Patricia Faller (Chefredaktorin)Silvia Behofsits (Projektleitung)Claudia Ghwiler

    Redaktionsteam:Roberto Bretscher (ALUMNI ZHAW);Hubert Mder (Architektur, Gestal-tung und Bauingenieurwesen);Jos Santos (Gesundheit); ChristaStocker (Angewandte Linguistik);Birgit Camenisch (Life Sciences undFacility Management); Tanja vonRotz (Angewandte Psychologie);Nicole Steiger (Soziale Arbeit);Matthias Kleefoot (School of Engi-neering); Bettina Deggeller (Schoolof Management and Law); Manue-la Beyeler (Finanzen & Services)

    Redaktionelle Mitarbeit:Corinne Amacher, Uta Bestler,Andreas Engel, Reto Huegli,Sarah Jggi, Matthias Kleefoot,Ramona Knrr, Manuel Martin,Guido Santner, Sibylle Veigl,Sarah Vettori, Armin Zger

    Fotos:Conradin Frei, Zrich,alle ausser S. , oben, , ,, -

    Grafik/Layout:Till Martin, Zrich

    Kontakt:ZHAW-Impact, Redaktion,Postfach, Winterthur;[email protected]

    Inserate:Zrichsee Werbe AG,Postfach, Stfa,[email protected],Tel.

    Vorstufe/Druck:Swissprinters AG, Zofingen

    Impact digital:App frs iPad:Feinheit, Zrich

    Die aktuelle Ausgabe als pdfund weitere Infos unterwww.zhaw.ch/zhaw-impactwww.facebook.com/zhaw.chtwitter.com/zhaw

    Auflage: 29500ZHAW-Impact erscheintviermal jhrlich.Nchste Ausgabe:. Dezember

    Weitere Exemplare bei:[email protected],Telefon

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    Impact | September 2013Impact | September 2013PANORAMA PANORAMA

    Wer kennt sie nicht, die Wer-bung eines Kruterbonbonher-stellersmit der nachdrcklichenFrage: Wer hat's erfunden? WirSchweizer natrlich! Sie sugge-riert: Der Werkplatz Schweiz istinnovativ, kreativ und kann inglobalisierten Mrkten mithal-ten. Swiss made steht traditi-onell fr hohe Qualitt, Zuver-lssigkeit und Wertbestndig-keit. In unserem Hochlohn- undHochkostenland bleibt die In-

    dustrie international aber nurkompetitiv, wenn sie besser istals die Konkurrenz.

    International ProfileDarumbraucht siehervorragendausgebildeteundmotivierteMit-arbeitende. Die School of Engi-neering (SoE) trgt zuknftig zudieser hohen Kompetenz nichtnur durch eine gute Fachausbil-dung bei, sondern auch indemsie die zuknftigen Ingenieure

    Normalerweise beschftigt sichKonstantin Siegmann am IMPEInstitute of Materials and Pro-cess Engineering der ZHAW mitBeschichtungen aktuell da-mit, wie Windenergieanlagenim Winter erfolgreich gegenEis geschtzt werden knnen.Doch unlngst wartete eine un-gewhnliche Aufgabe auf denwissenschaftlichen Mitarbeiterund Sohn einer gyptologin.Renate Siegmann bat ihn, dieberreste der altgyptischenMumie Schepenese zu analysie-ren. Die Priestertochter, welcheum 650 bis 610 v. Chr. in Theben(heute Luxor) lebte, gilt als Be-suchermagnet der Stiftsbiblio-thek St. Gallen. Ende 2012 sorgtesie fr Aufregung: Die Interkan-tonale Anthropologische Ge-sellschaft, welche Schepeneseim Jahr 1993 von Pilzbefall be-freit hatte, sandte vier mit Lei-nen umwickelte Pckchen andie Stiftsbibliothek zurck. Diegyptologin Renate Siegmann,bereits vertrautmit demarcho-logischen Juwel in St. Gallen, wit-terte Verdacht und kontaktierteihren Sohn. Wir vermuteten,

    Fr gymnasiale Maturandenbietet die ZHAW seit August einePasserelle mit Vorkurs (drei Mo-nate) und Praktikum bei Indus-triepartnern (neun Monate) an.Das Angebot Matura2Engine-er@ZHAW richtet sich vor alleman Schulabgnger, die sich frden Bachelorstudiengang Infor-matik interessieren. Der Vorkursist so terminiert, dass die Zeitbis zum Studienbeginn optimalgenutzt wird. Nach der Passerel-le knnen Absolventen direktdas Informatikstudium an derSchool of Engineering beginnen.

    Kontakt: Prof. GeroldBaudinot, Leiter [email protected]

    Fnf Jahre nach dem Studienab-schluss sind 96 Prozent der Ab-solventinnen und Absolventender Zrcher FachhochschulenZFH, zu denen auch die ZHAWgehrt, erwerbsttig. Das gehtaus der jngst verffentlichtenStudie Laufbahnen, beruflicheSituierung, Einschtzungen,des Bundesamts fr Statistikund der ZFH hervor. Der Fachbe-reich Architektur und Bau weistden hchsten Beschftigungs-grad auf. Mnner sind imDurch-schnitt mit 93 Prozent beschf-tigt, Frauenmit 76 Prozent.ImgesamtenBereichder ZFHhatdas Bruttoeinkommen seit derersten Befragung ein Jahr nachStudienabschluss um 20 Pro-zent zugenommen. Befragt zurgegenwrtigen Erwerbsttigkeit,sind die Absolventen am zufrie-densten mit dem Arbeitsklima(78,6 Prozent) und amwenigstenmit den Aufstiegsmglichkeiten(38,5 Prozent).

    Link zur Studie:http://bit.ly/1bam968

    Nach 22-monatiger Bauzeitkonnte das Institut Facility Ma-nagement (IFM) des Departe-ments Life Sciences und FacilityManagement inWdenswil neueRume beziehen. In dem Miner-gie-Gebude an attraktiver Lage

    auf eine Ttigkeit in einem in-ternationalen Umfeld vorberei-tet. Deshalb wird dieses Herbst-semester in einigen Ingenieur-Bachelorstudiengngen ein In-ternational Profile (IP) einge-fhrt. Dazu gehrt englischspra-chiger Unterricht in den Kernf-chern. Die Studierenden eignensich so whrend des Studiumsdie englische Fachterminologiean und erstellen Technical Re-ports und Prsentationen in

    Englisch. Eine optimale Vorbe-reitung, exportieren doch imHightech-MEM-Bereich (Ma-schinen-, Elektro- und Metallin-dustrie) selbst KMU 75 Prozentihrer Produkte ins Ausland. Einegute Vertrautheit mit der heu-tigen lingua franca bringt da-rumVorteile bei der zuknftigenBerufsausbung. Der Besuch derenglischen Module ist fr alleStudierenden freiwillig, ausserdie angehenden Ingenieurinnen

    dass es die Organe sind, die sichin den Pckchen befinden.Mut-ter und Sohn wurden nicht ent-tuscht. Zusammen mit zweiForscherkollegen fhrte der wis-senschaftliche Mitarbeitende inseiner Freizeit mit einem Elek-tronenmikroskop eine Elemen-taranalyse an der Probe einesPckchens durch. Dabei konn-ten alle der zehn am hufigstenim Menschen vorkommendenElemente wie Kohlenstoff nach-gewiesen werden. Damit best-tigte sich die Vermutung. Dochetwas stellte die Forscher vorneue Rtsel: eine ungewhnlichhohe Menge an Molybdn. Dasseltene Schwermetall ist in einersolchen Konzentration fr Men-schen giftig. Wurde es Schepene-se als vermeintliches Heilmittelverabreicht und ihr dadurch derTodesstoss versetzt?Recherchen brachten die Erkl-rung. Konstantin Siegmann:Molybdn kommt in grossenMengen in Bitumen vor. Bei an-derenMumienistBitumeneben-falls zur Mumifizierung verwen-det worden. Das Erdlprodukt,das eine teerhnliche Substanz

    in Seenhe wird auf einer Flchevon rund 6000 Quadratmeterngearbeitet,geforschtundgelehrt.Nebender zweigeschossigenEin-gangshallemit Foyer gibt es einegrosse Aula, elf Klassenzimmerauf drei Geschossen sowie di-

    verse Aufenthaltsbereiche. Ineiner offenen Broumgebungwerden zuknftig rund 40 An-gestellte des Departements LifeSciences und Facility Manage-ment arbeiten. Die moderneRaumgestaltung sowie das Spe-zialmobiliar nutzt das IFM auchfr Forschungszwecke.

    Diese Erweiterung des CampusReidbach ist auch optisch an-sprechend: Die Fassade des Ge-budes ist geprgt von Fenster-ffnungen, die durch ihre Pro-portionen an den Charakterder alten Seifenfabrik erinnern,denn das Gebude steht aufdem Areal der traditionsreichenStrulifabrik.

    Am 16. September 2013 habenrund 3400 junge Frauen undMnner ein Studium an derZHAW begonnen. Damit hat sichdie Zahl der Neuanmeldungengegenber dem Vorjahr leichterhht (2012: 3300). Der Anteilder Frauen bei den neu immatri-kulierten Studierenden betrgt44 Prozent. Insgesamt studierenan den Standorten der ZHAW inWinterthur, Zrich undWdens-wil rund 11100 Personen in 26Bachelor- und 13 konsekutivenMasterstudiengngen (Vorjahr10660). Im Laufe des Jahres 2013schliessen 2300 Studierende ihrBachelor- oder Masterstudiumab.

    Auslandserfahrung: SoE-Student Martin Vontobel (vorne l.) mitAustauschstudierenden an der Universitt Valencia.

    Sie lfteten ein Geheimnis um die Priestertochter Schepenese:Renate und Konstantin Siegmann. Foto: Urs Bucher, Tagblatt

    Wer hat's erfunden? Die Schweizer! Schepenese: Besiegelte Gift ihr Schicksal?Studie: FH-Absolventensind erwerbsttigund zufrieden

    Matura2Engineer Energiesparend, modern, offen Studierendenzahlen:Leichter Anstieg

    oder Ingenieure haben sich frdas neue International Profileangemeldet.

    ZertifikatUm bei Abschluss das Zertifi-kat International Profile zuerhalten, mssen die Studieren-den whrend ihres Bachelor-studiums mindestens 20 dertotal 180 Credits in englischenFachmodulen erwerben. Zudemwird eine Auslanderfahrungwhrend des Studiums verlangt:Entweder ein Semester an ei-ner Partnerhochschule, ein Aus-landpraktikum, oder die Bache-lorarbeit wird im Ausland ver-fasst. Zwingend ist auch der Be-such eines Intercultural Com-munication and Management-Moduls, und schliesslich ms-sen die IP-Studierenden vor Stu-dienabschluss ein internatio-nal anerkanntes Englischzertifi-kat auf hohemNiveau erwerben.Erfllen sie alle diese Anforde-rungen, erhalten sie zum Ba-chelordiplom das Zertifikat In-ternational Profile. Die Einfh-rung von englischem Fachun-terricht hat aber auch den sehrerwnschten Nebeneffekt, aus-lndischen Ingenieurstudieren-den ohne Deutschkenntnisseein Austauschsemester an derSoE zu ermglichen.

    Natrlich hofft die SoE, bei derUmsetzung des InternationalProfile mit der Untersttzungder Industrie rechnen zu drfendurch die Schaffung von Prak-tikumspltzen im Ausland. DenIndustriepartnern bietet sichso die Gelegenheit, berdurch-schnittlich qualifizierte ange-hende Ingenieurewhrend zwei-erMonate bei der Arbeit kennen-zulernen. Man sollte meinen,eine Win-win-Situation fr alleBeteiligten!Armin Zger, Leiter Internationales SoE

    Kontakt:[email protected]

    darstellt, kommt im Toten Meerund in Mesopotamien natrlichvor. Also doch kein Giftmord?Die Beutel mit den Organen wer-den nun im khlsten Raum derStiftsbibliothek aufbewahrt undnicht weiter untersucht. Nach-dem sie 2500 Jahre berdauerthaben, wre es unverantwort-lich, sie jetzt innerhalb krzester

    Zeit zu zerstren, erklrt Kon-stantin Siegmann. Was schluss-endlich ihr Schicksal war, lsstsich nicht sagen. Da sie zur da-maligen Zeit mit ber 30 Jah-ren bereits ein hohes Alter hatte,kann man ihr wnschen, dasssie friedlich schlafend ins Toten-reich ihres Gottes Osiris ber-treten durfte. Sarah Vettori

    Die ZHAW bezog inWdenswil ein neues Gebude.

    zhaw_2213_0004_0005.indd Alle Seiten 17.09.13 13:50

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    Impact | September 2013Impact | September 2013PANORAMA PANORAMA

    Wer kennt sie nicht, die Wer-bung eines Kruterbonbonher-stellersmit der nachdrcklichenFrage: Wer hat's erfunden? WirSchweizer natrlich! Sie sugge-riert: Der Werkplatz Schweiz istinnovativ, kreativ und kann inglobalisierten Mrkten mithal-ten. Swiss made steht traditi-onell fr hohe Qualitt, Zuver-lssigkeit und Wertbestndig-keit. In unserem Hochlohn- undHochkostenland bleibt die In-

    dustrie international aber nurkompetitiv, wenn sie besser istals die Konkurrenz.

    International ProfileDarumbraucht siehervorragendausgebildeteundmotivierteMit-arbeitende. Die School of Engi-neering (SoE) trgt zuknftig zudieser hohen Kompetenz nichtnur durch eine gute Fachausbil-dung bei, sondern auch indemsie die zuknftigen Ingenieure

    Normalerweise beschftigt sichKonstantin Siegmann am IMPEInstitute of Materials and Pro-cess Engineering der ZHAW mitBeschichtungen aktuell da-mit, wie Windenergieanlagenim Winter erfolgreich gegenEis geschtzt werden knnen.Doch unlngst wartete eine un-gewhnliche Aufgabe auf denwissenschaftlichen Mitarbeiterund Sohn einer gyptologin.Renate Siegmann bat ihn, dieberreste der altgyptischenMumie Schepenese zu analysie-ren. Die Priestertochter, welcheum 650 bis 610 v. Chr. in Theben(heute Luxor) lebte, gilt als Be-suchermagnet der Stiftsbiblio-thek St. Gallen. Ende 2012 sorgtesie fr Aufregung: Die Interkan-tonale Anthropologische Ge-sellschaft, welche Schepeneseim Jahr 1993 von Pilzbefall be-freit hatte, sandte vier mit Lei-nen umwickelte Pckchen andie Stiftsbibliothek zurck. Diegyptologin Renate Siegmann,bereits vertrautmit demarcho-logischen Juwel in St. Gallen, wit-terte Verdacht und kontaktierteihren Sohn. Wir vermuteten,

    Fr gymnasiale Maturandenbietet die ZHAW seit August einePasserelle mit Vorkurs (drei Mo-nate) und Praktikum bei Indus-triepartnern (neun Monate) an.Das Angebot Matura2Engine-er@ZHAW richtet sich vor alleman Schulabgnger, die sich frden Bachelorstudiengang Infor-matik interessieren. Der Vorkursist so terminiert, dass die Zeitbis zum Studienbeginn optimalgenutzt wird. Nach der Passerel-le knnen Absolventen direktdas Informatikstudium an derSchool of Engineering beginnen.

    Kontakt: Prof. GeroldBaudinot, Leiter [email protected]

    Fnf Jahre nach dem Studienab-schluss sind 96 Prozent der Ab-solventinnen und Absolventender Zrcher FachhochschulenZFH, zu denen auch die ZHAWgehrt, erwerbsttig. Das gehtaus der jngst verffentlichtenStudie Laufbahnen, beruflicheSituierung, Einschtzungen,des Bundesamts fr Statistikund der ZFH hervor. Der Fachbe-reich Architektur und Bau weistden hchsten Beschftigungs-grad auf. Mnner sind imDurch-schnitt mit 93 Prozent beschf-tigt, Frauenmit 76 Prozent.ImgesamtenBereichder ZFHhatdas Bruttoeinkommen seit derersten Befragung ein Jahr nachStudienabschluss um 20 Pro-zent zugenommen. Befragt zurgegenwrtigen Erwerbsttigkeit,sind die Absolventen am zufrie-densten mit dem Arbeitsklima(78,6 Prozent) und amwenigstenmit den Aufstiegsmglichkeiten(38,5 Prozent).

    Link zur Studie:http://bit.ly/1bam968

    Nach 22-monatiger Bauzeitkonnte das Institut Facility Ma-nagement (IFM) des Departe-ments Life Sciences und FacilityManagement inWdenswil neueRume beziehen. In dem Miner-gie-Gebude an attraktiver Lage

    auf eine Ttigkeit in einem in-ternationalen Umfeld vorberei-tet. Deshalb wird dieses Herbst-semester in einigen Ingenieur-Bachelorstudiengngen ein In-ternational Profile (IP) einge-fhrt. Dazu gehrt englischspra-chiger Unterricht in den Kernf-chern. Die Studierenden eignensich so whrend des Studiumsdie englische Fachterminologiean und erstellen Technical Re-ports und Prsentationen in

    Englisch. Eine optimale Vorbe-reitung, exportieren doch imHightech-MEM-Bereich (Ma-schinen-, Elektro- und Metallin-dustrie) selbst KMU 75 Prozentihrer Produkte ins Ausland. Einegute Vertrautheit mit der heu-tigen lingua franca bringt da-rumVorteile bei der zuknftigenBerufsausbung. Der Besuch derenglischen Module ist fr alleStudierenden freiwillig, ausserdie angehenden Ingenieurinnen

    dass es die Organe sind, die sichin den Pckchen befinden.Mut-ter und Sohn wurden nicht ent-tuscht. Zusammen mit zweiForscherkollegen fhrte der wis-senschaftliche Mitarbeitende inseiner Freizeit mit einem Elek-tronenmikroskop eine Elemen-taranalyse an der Probe einesPckchens durch. Dabei konn-ten alle der zehn am hufigstenim Menschen vorkommendenElemente wie Kohlenstoff nach-gewiesen werden. Damit best-tigte sich die Vermutung. Dochetwas stellte die Forscher vorneue Rtsel: eine ungewhnlichhohe Menge an Molybdn. Dasseltene Schwermetall ist in einersolchen Konzentration fr Men-schen giftig. Wurde es Schepene-se als vermeintliches Heilmittelverabreicht und ihr dadurch derTodesstoss versetzt?Recherchen brachten die Erkl-rung. Konstantin Siegmann:Molybdn kommt in grossenMengen in Bitumen vor. Bei an-derenMumienistBitumeneben-falls zur Mumifizierung verwen-det worden. Das Erdlprodukt,das eine teerhnliche Substanz

    in Seenhe wird auf einer Flchevon rund 6000 Quadratmeterngearbeitet,geforschtundgelehrt.Nebender zweigeschossigenEin-gangshallemit Foyer gibt es einegrosse Aula, elf Klassenzimmerauf drei Geschossen sowie di-

    verse Aufenthaltsbereiche. Ineiner offenen Broumgebungwerden zuknftig rund 40 An-gestellte des Departements LifeSciences und Facility Manage-ment arbeiten. Die moderneRaumgestaltung sowie das Spe-zialmobiliar nutzt das IFM auchfr Forschungszwecke.

    Diese Erweiterung des CampusReidbach ist auch optisch an-sprechend: Die Fassade des Ge-budes ist geprgt von Fenster-ffnungen, die durch ihre Pro-portionen an den Charakterder alten Seifenfabrik erinnern,denn das Gebude steht aufdem Areal der traditionsreichenStrulifabrik.

    Am 16. September 2013 habenrund 3400 junge Frauen undMnner ein Studium an derZHAW begonnen. Damit hat sichdie Zahl der Neuanmeldungengegenber dem Vorjahr leichterhht (2012: 3300). Der Anteilder Frauen bei den neu immatri-kulierten Studierenden betrgt44 Prozent. Insgesamt studierenan den Standorten der ZHAW inWinterthur, Zrich undWdens-wil rund 11100 Personen in 26Bachelor- und 13 konsekutivenMasterstudiengngen (Vorjahr10660). Im Laufe des Jahres 2013schliessen 2300 Studierende ihrBachelor- oder Masterstudiumab.

    Auslandserfahrung: SoE-Student Martin Vontobel (vorne l.) mitAustauschstudierenden an der Universitt Valencia.

    Sie lfteten ein Geheimnis um die Priestertochter Schepenese:Renate und Konstantin Siegmann. Foto: Urs Bucher, Tagblatt

    Wer hat's erfunden? Die Schweizer! Schepenese: Besiegelte Gift ihr Schicksal?Studie: FH-Absolventensind erwerbsttigund zufrieden

    Matura2Engineer Energiesparend, modern, offen Studierendenzahlen:Leichter Anstieg

    oder Ingenieure haben sich frdas neue International Profileangemeldet.

    ZertifikatUm bei Abschluss das Zertifi-kat International Profile zuerhalten, mssen die Studieren-den whrend ihres Bachelor-studiums mindestens 20 dertotal 180 Credits in englischenFachmodulen erwerben. Zudemwird eine Auslanderfahrungwhrend des Studiums verlangt:Entweder ein Semester an ei-ner Partnerhochschule, ein Aus-landpraktikum, oder die Bache-lorarbeit wird im Ausland ver-fasst. Zwingend ist auch der Be-such eines Intercultural Com-munication and Management-Moduls, und schliesslich ms-sen die IP-Studierenden vor Stu-dienabschluss ein internatio-nal anerkanntes Englischzertifi-kat auf hohemNiveau erwerben.Erfllen sie alle diese Anforde-rungen, erhalten sie zum Ba-chelordiplom das Zertifikat In-ternational Profile. Die Einfh-rung von englischem Fachun-terricht hat aber auch den sehrerwnschten Nebeneffekt, aus-lndischen Ingenieurstudieren-den ohne Deutschkenntnisseein Austauschsemester an derSoE zu ermglichen.

    Natrlich hofft die SoE, bei derUmsetzung des InternationalProfile mit der Untersttzungder Industrie rechnen zu drfendurch die Schaffung von Prak-tikumspltzen im Ausland. DenIndustriepartnern bietet sichso die Gelegenheit, berdurch-schnittlich qualifizierte ange-hende Ingenieurewhrend zwei-erMonate bei der Arbeit kennen-zulernen. Man sollte meinen,eine Win-win-Situation fr alleBeteiligten!Armin Zger, Leiter Internationales SoE

    Kontakt:[email protected]

    darstellt, kommt im Toten Meerund in Mesopotamien natrlichvor. Also doch kein Giftmord?Die Beutel mit den Organen wer-den nun im khlsten Raum derStiftsbibliothek aufbewahrt undnicht weiter untersucht. Nach-dem sie 2500 Jahre berdauerthaben, wre es unverantwort-lich, sie jetzt innerhalb krzester

    Zeit zu zerstren, erklrt Kon-stantin Siegmann. Was schluss-endlich ihr Schicksal war, lsstsich nicht sagen. Da sie zur da-maligen Zeit mit ber 30 Jah-ren bereits ein hohes Alter hatte,kann man ihr wnschen, dasssie friedlich schlafend ins Toten-reich ihres Gottes Osiris ber-treten durfte. Sarah Vettori

    Die ZHAW bezog inWdenswil ein neues Gebude.

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    Impact | September 2013Impact | September 2013ALUMNI ALUMNI

    SARAH JGGI

    Dass ihre Arbeit nicht jeder-manns Sache ist, merktFranziska Heigl, sobald sieeine Stelle ausschreibt. An-ders als in den anderen Ergothera-pie-Bereichen am Berner Inselspitallanden die Bewerbungen nicht zuDutzenden auf ihrem Pult im Bro,das auch Behandlungs-, Sitzungs-und Besprechungszimmer ist. Sie istfroh, wenn sie die Stellen berhauptgut besetzen kann. Bisher hat es zumGlck immer geklappt. Jedes Malfand Heigl eine neue Teamkollegin,die sich fr dieselbe Patientengrup-pe interessiert wie sie: fr Schmerz-patienten. Menschen, die an Sym-ptomen leiden, fr welche die Medi-zin keine direkte Ursache findet. Essind hufig Menschen mit langen,komplizierten Krankengeschichten,Menschen die mit wenig Hoffnungauf Besserung zu ihr kommen.Es ist nicht die Hoffnung auf Hei-

    lung, die die 39-Jhrige antreibt,sondern ihre berzeugung, dassSchmerzpatienten lernen knnen,mit ihren Beeintrchtigungen zu le-ben, ohne sich von diesen dominie-ren zu lassen. Sie zeigt ihnen, wietechnische Hilfsmittel, bungen,Trainings und mentale Strategiendas Alltagsleben leichter machen.Ihre ersten Patienten an diesemNachmittag absolvieren ein zwlf-wchiges Lern- und Trainingspro-gramm: Berner ambulante, inter-professionelle Schmerzrehabilitati-on, heisst es. Seit gut einem halben

    Jahr gehrt es zum Angebot der Uni-versittsklinik fr Rheumatologie,Klinische Immunologie und Aller-gologie am Inselspital. Dabei werdenSchmerzpatienten ambulant vonFachleuten aus Medizin, Pflege, Phy-siotherapie, Ergotherapie, Psycholo-gie und Sozialarbeit betreut.An diesem Nachmittag steht fr

    eine Gruppe Ergotherapie auf demProgramm. Franziska Heigl begrsstund bittet alle, sich an einen Tischzu setzen. Hier beginnt bereits ihreArbeit: Welcher Stuhl ist Ihnen be-quem? Richten Sie sich so ein, dassSie bequem sitzen und mglichstwenig Schmerzen haben. Ob Sitz-ball, Holzstuhl mit Lehne oder Ho-cker: Heigl will dafr sensibilisieren,die momentane Befindlichkeit wahr-zunehmen und die entsprechendeStuhlwahl zu treffen. Ein kommtnicht drauf an akzeptiert sie nicht.Sie will, dass sich die Patienten undPatientinnen selber entscheiden.

    Arbeit an denLebensumstnden der PatientenKlar sind ihre Anweisungen, ge-winnend ihre Art. Es wird gelachtam Tisch. In der Runde erzhlendie Frauen und Mnner von ihrenErfahrungen der letzten Wochen, er-zhlen, was ihnen gut gelungen istim Alltag und was nicht. Da wird vonSitzkissen erzhlt, die getestet wur-den, umdasAutofahrenertrglich zumachen. Da erzhlt einer vomGross-kind, das ihn die Schmerzen verges-sen lsst, und jemand, dass ihm dasMalen hilft. Dieses Coaching, so

    Heigl, macht bei dieser Patienten-gruppe zwei Drittel der Arbeit aus.Wir erarbeiten Lsungsstrategien,versuchen herauszufinden, wie dieLebensqualitt verbessert werdenkann, und prfen im Gesprch, wasdavon gelingt.Das letzte Drittel der Arbeit gehrt

    der Technik und dem ben von All-tagsttigkeiten. Heute geht es da-rum, Einkufe in ein Auto zu laden.Zigmal bittet Heigl die Leute, schwerbeladene Ruckscke, Wasserflaschenund Koffer in den kleinen PW zu la-den, der hinter der Trainingshallesteht, in der man sich getroffen hat.Da geht es um den ergonomischenUmgang mit Gewichten, um dasVerteilen von Lasten, um gerade ge-haltene Rcken und das Eintrainie-ren von neuen Bewegungsablufen.Auch hier wird gelacht, man gehtvertraut miteinander um, ist moti-viert. berhaupt ist die Motivationhier kein Problem. Wer in das Pro-gramm aufgenommen wird, tut esfreiwillig. Wer kommt, hat gute Aus-sichten, dass er profitiert. Darauf je-denfalls deuten die Auswertungender bisherigen Absolventen: DreiViertel der Personen sagten, dass siein den 12 Wochen gut oder sehr gutprofitieren konnten, und nur einViertel gab an, nicht viel profitiert zuhaben. Aussteiger gab es noch keine.

    Zurck im Bro, das Heigl mit ih-rem Team teilt: Neben den Schreib-tischen gibt es eine Kche, Pfannenstehen auf dem Abtropfbrett. Dagibt es auch eine Nhmaschine, eine

    ERGOTHERAPIE

    Lernen, wie der Schmerz inden Hintergrund treten kann.Franziska Heigl ist Leitende Ergotherapeutin am Inselspital Bern. DenPatienten will sie das Alltagsleben leichter machen ganz konkret und alsTherapieexpertin, die den wissenschaftlichen Transfer in die Praxis frdert.

    Giesskanne, eine Bohrmaschine undeine Werkbank. Alles da, um an kon-kreten und alltglichen Dingen zuarbeiten. Denn bei der Ergotherapiegeht es immer darum, die Patientenin ihrer Lebensrealitt abzuholen.

    Mit einer Kurbel stellt FranziskaHeigl die Tischplatte etwas hher,sitzt da, den Rcken aufrecht. Ge-genber ein junger Mann, der insProgramm aufgenommen werdenmchte und heute von vielen Fach-leuten untersucht und befragt wird.Nun auch noch von Heigl. Am in-terdisziplinren Rapport wird sp-ter entschieden, ob er ins Programmaufgenommen wird. Der Mann istseit gut einem Jahr krankgeschrie-ben, leidet an pltzlichen Krmpfen,Lhmungserscheinungen, Gelenk-schmerzen. Im Laufe des Anamne-segesprchs lsst sie sich detailge-nau erklren, wie sich sein Alltag ge-staltet, wo er auf Hilfe angewiesen istund was ihm zu schaffen macht. Er-gotherapie wird sie ihm so erklren:Wir wollen herausfinden, wo Sie inIhrem Alltag durch die Schmerzenam meisten beeintrchtigt sind undwas sich ndern soll, damit sich IhreLebensqualitt verbessert und wieSie Ihre Ziele zum Beispiel die bal-digeWiedereingliederung im Beruf erreichen knnen.

    Theorie und Strategie als Aus-gleich zur belastenden PraxisManchmal gehen ihr die Schicksaleder Patienten nah. Zu nah, wie siesagt. Schicksale, bei denen sich Le-bens- und Krankengeschichten vonMenschen miteinander verwebenund zuweilen aussichtslos erschei-nen. Sie ist darum froh, dass sie zuHause, in ihrer Familie mit den bei-den Kindern, noch eine andere Weltkennt. Und dass sie einen Teil ih-rer Arbeitszeit der Theorie widmenkann. Als Leitende Ergotherapeu-tin kann sie sich mit viel Lust undFreude in strategische und spital-politische Diskussionen einbringenund als Therapieexpertin dafr sor-gen, dass neue wissenschaftliche Er-

    Mit Bundesgeldern gnstiger zumMasterFr Claudia Galli Hudec, Ergotherapie-Studiengangleiterin an derZHAW ist es ein Meilenstein, dass der Bund im Juli den internationalenStudiengang Master of Science in Ergotherapie bewilligt hat. DerStudiengang wird so fr Studierende, die in der Schweiz wohnen, finan-ziell mit Bundesgeldern untersttzt und damit erschwinglich. Studiertwird auch in Zukunft in Schweden, Dnemark, den Niederlanden, inGrossbritannien und an der ZHAW inWinterthur. Der Studiengang Eu-ropeanMaster of Science in Ergotherapiewurde 1999 als lnderber-greifender Lehrgang gebildet, die ZHAW ist seit 2010 mit dabei.

    Franziska Heigl will Menschen helfen, die an chronischen Schmerzenleiden, fr welche die Medizin keine direkte Ursache findet.

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    SARAH JGGI

    Dass ihre Arbeit nicht jeder-manns Sache ist, merktFranziska Heigl, sobald sieeine Stelle ausschreibt. An-ders als in den anderen Ergothera-pie-Bereichen am Berner Inselspitallanden die Bewerbungen nicht zuDutzenden auf ihrem Pult im Bro,das auch Behandlungs-, Sitzungs-und Besprechungszimmer ist. Sie istfroh, wenn sie die Stellen berhauptgut besetzen kann. Bisher hat es zumGlck immer geklappt. Jedes Malfand Heigl eine neue Teamkollegin,die sich fr dieselbe Patientengrup-pe interessiert wie sie: fr Schmerz-patienten. Menschen, die an Sym-ptomen leiden, fr welche die Medi-zin keine direkte Ursache findet. Essind hufig Menschen mit langen,komplizierten Krankengeschichten,Menschen die mit wenig Hoffnungauf Besserung zu ihr kommen.Es ist nicht die Hoffnung auf Hei-

    lung, die die 39-Jhrige antreibt,sondern ihre berzeugung, dassSchmerzpatienten lernen knnen,mit ihren Beeintrchtigungen zu le-ben, ohne sich von diesen dominie-ren zu lassen. Sie zeigt ihnen, wietechnische Hilfsmittel, bungen,Trainings und mentale Strategiendas Alltagsleben leichter machen.Ihre ersten Patienten an diesemNachmittag absolvieren ein zwlf-wchiges Lern- und Trainingspro-gramm: Berner ambulante, inter-professionelle Schmerzrehabilitati-on, heisst es. Seit gut einem halben

    Jahr gehrt es zum Angebot der Uni-versittsklinik fr Rheumatologie,Klinische Immunologie und Aller-gologie am Inselspital. Dabei werdenSchmerzpatienten ambulant vonFachleuten aus Medizin, Pflege, Phy-siotherapie, Ergotherapie, Psycholo-gie und Sozialarbeit betreut.An diesem Nachmittag steht fr

    eine Gruppe Ergotherapie auf demProgramm. Franziska Heigl begrsstund bittet alle, sich an einen Tischzu setzen. Hier beginnt bereits ihreArbeit: Welcher Stuhl ist Ihnen be-quem? Richten Sie sich so ein, dassSie bequem sitzen und mglichstwenig Schmerzen haben. Ob Sitz-ball, Holzstuhl mit Lehne oder Ho-cker: Heigl will dafr sensibilisieren,die momentane Befindlichkeit wahr-zunehmen und die entsprechendeStuhlwahl zu treffen. Ein kommtnicht drauf an akzeptiert sie nicht.Sie will, dass sich die Patienten undPatientinnen selber entscheiden.

    Arbeit an denLebensumstnden der PatientenKlar sind ihre Anweisungen, ge-winnend ihre Art. Es wird gelachtam Tisch. In der Runde erzhlendie Frauen und Mnner von ihrenErfahrungen der letzten Wochen, er-zhlen, was ihnen gut gelungen istim Alltag und was nicht. Da wird vonSitzkissen erzhlt, die getestet wur-den, umdasAutofahrenertrglich zumachen. Da erzhlt einer vomGross-kind, das ihn die Schmerzen verges-sen lsst, und jemand, dass ihm dasMalen hilft. Dieses Coaching, so

    Heigl, macht bei dieser Patienten-gruppe zwei Drittel der Arbeit aus.Wir erarbeiten Lsungsstrategien,versuchen herauszufinden, wie dieLebensqualitt verbessert werdenkann, und prfen im Gesprch, wasdavon gelingt.Das letzte Drittel der Arbeit gehrt

    der Technik und dem ben von All-tagsttigkeiten. Heute geht es da-rum, Einkufe in ein Auto zu laden.Zigmal bittet Heigl die Leute, schwerbeladene Ruckscke, Wasserflaschenund Koffer in den kleinen PW zu la-den, der hinter der Trainingshallesteht, in der man sich getroffen hat.Da geht es um den ergonomischenUmgang mit Gewichten, um dasVerteilen von Lasten, um gerade ge-haltene Rcken und das Eintrainie-ren von neuen Bewegungsablufen.Auch hier wird gelacht, man gehtvertraut miteinander um, ist moti-viert. berhaupt ist die Motivationhier kein Problem. Wer in das Pro-gramm aufgenommen wird, tut esfreiwillig. Wer kommt, hat gute Aus-sichten, dass er profitiert. Darauf je-denfalls deuten die Auswertungender bisherigen Absolventen: DreiViertel der Personen sagten, dass siein den 12 Wochen gut oder sehr gutprofitieren konnten, und nur einViertel gab an, nicht viel profitiert zuhaben. Aussteiger gab es noch keine.

    Zurck im Bro, das Heigl mit ih-rem Team teilt: Neben den Schreib-tischen gibt es eine Kche, Pfannenstehen auf dem Abtropfbrett. Dagibt es auch eine Nhmaschine, eine

    ERGOTHERAPIE

    Lernen, wie der Schmerz inden Hintergrund treten kann.Franziska Heigl ist Leitende Ergotherapeutin am Inselspital Bern. DenPatienten will sie das Alltagsleben leichter machen ganz konkret und alsTherapieexpertin, die den wissenschaftlichen Transfer in die Praxis frdert.

    Giesskanne, eine Bohrmaschine undeine Werkbank. Alles da, um an kon-kreten und alltglichen Dingen zuarbeiten. Denn bei der Ergotherapiegeht es immer darum, die Patientenin ihrer Lebensrealitt abzuholen.

    Mit einer Kurbel stellt FranziskaHeigl die Tischplatte etwas hher,sitzt da, den Rcken aufrecht. Ge-genber ein junger Mann, der insProgramm aufgenommen werdenmchte und heute von vielen Fach-leuten untersucht und befragt wird.Nun auch noch von Heigl. Am in-terdisziplinren Rapport wird sp-ter entschieden, ob er ins Programmaufgenommen wird. Der Mann istseit gut einem Jahr krankgeschrie-ben, leidet an pltzlichen Krmpfen,Lhmungserscheinungen, Gelenk-schmerzen. Im Laufe des Anamne-segesprchs lsst sie sich detailge-nau erklren, wie sich sein Alltag ge-staltet, wo er auf Hilfe angewiesen istund was ihm zu schaffen macht. Er-gotherapie wird sie ihm so erklren:Wir wollen herausfinden, wo Sie inIhrem Alltag durch die Schmerzenam meisten beeintrchtigt sind undwas sich ndern soll, damit sich IhreLebensqualitt verbessert und wieSie Ihre Ziele zum Beispiel die bal-digeWiedereingliederung im Beruf erreichen knnen.

    Theorie und Strategie als Aus-gleich zur belastenden PraxisManchmal gehen ihr die Schicksaleder Patienten nah. Zu nah, wie siesagt. Schicksale, bei denen sich Le-bens- und Krankengeschichten vonMenschen miteinander verwebenund zuweilen aussichtslos erschei-nen. Sie ist darum froh, dass sie zuHause, in ihrer Familie mit den bei-den Kindern, noch eine andere Weltkennt. Und dass sie einen Teil ih-rer Arbeitszeit der Theorie widmenkann. Als Leitende Ergotherapeu-tin kann sie sich mit viel Lust undFreude in strategische und spital-politische Diskussionen einbringenund als Therapieexpertin dafr sor-gen, dass neue wissenschaftliche Er-

    Mit Bundesgeldern gnstiger zumMasterFr Claudia Galli Hudec, Ergotherapie-Studiengangleiterin an derZHAW ist es ein Meilenstein, dass der Bund im Juli den internationalenStudiengang Master of Science in Ergotherapie bewilligt hat. DerStudiengang wird so fr Studierende, die in der Schweiz wohnen, finan-ziell mit Bundesgeldern untersttzt und damit erschwinglich. Studiertwird auch in Zukunft in Schweden, Dnemark, den Niederlanden, inGrossbritannien und an der ZHAW inWinterthur. Der Studiengang Eu-ropeanMaster of Science in Ergotherapiewurde 1999 als lnderber-greifender Lehrgang gebildet, die ZHAW ist seit 2010 mit dabei.

    Franziska Heigl will Menschen helfen, die an chronischen Schmerzenleiden, fr welche die Medizin keine direkte Ursache findet.

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    Impact | September 2013ALUMNI

    kenntnisse in die praktische Arbeiteinfliessen. Diese Lust, mehr berdie Hintergrnde des Faches zu wis-sen, war der Auslser dafr, dass siesich vor zehn Jahren entschied, ei-nen Master in Ergotherapie zu absol-vieren. Ein internationaler Studien-gang, der inzwischen auch von derZHAW in Winterthur mitgetragenwird und der sie whrend dreier Jah-re zum Studieren nach Stockholm,Naestved (Dnemark), AmsterdamundEastbourne (Sdengland) fhrte.Ein grosser Gewinn, wie sie sagt.Ich habe Einblick in die verschie-denen Gesundheitssysteme Europaserhalten, was meine Arbeit bis heu-te befruchtet. Faszinierend sei, wieweit entwickelt undwissenschaftlichabgesttzt die Ergotherapie in denangelschsischen und nordischenLndern schon damals gewesen sei.In der Schweiz geschieht dies erstnach und nach, seit die Ausbildungan den Fachhochschulen stattfin-det, sagt sie. Dass man vieles, wasman in der Ergotherapie tut, wis-senschaftlich belegen kann, war dasgrosse Aha-Erlebnis ihres Masterstu-diums.

    Als Alumna hat Heigl zuerst alswissenschaftliche Mitarbeiterin ander ZHAW gearbeitet und fr ergo-therapeutische Projekte Gesuche frGeldmittel geschrieben. Die Freu-de an der Arbeit mit den Patientenund die Lust, die Ergotherapie im an-gewandten Bereich weiterzuentwi-ckeln, haben sie vor vier Jahren zu-rck in die Praxis ans Berner Insel-spital gefhrt. Da sitzt sie nun amTisch, an dem sie eben noch den jun-genMannbefragt hat. Sitzt da,mit ei-ner Tasse Kaffee, lsst den Tag Revuepassieren und erzhlt, wie sie den Pa-tienten manchmal auch von sich sel-ber erzhlt. Nicht viel, aber immermal wieder. In ihrem Beruf geht esnicht nur darum, Wissen und The-rapiekonzepte korrekt anzuwenden,sondern auch umMitgefhl und An-teilnahme. Und da ist es gut, wennman manchmal bereit ist, etwas vonsich selber preiszugeben.

    Referate und Workshops mit Expertinnen und Expertenaus Deutschland und der Schweiz: Franziska Greber Interventionsstelle gegen Husliche Gewalt Zrich Prof. Dr. Christoph Horn Universitt Bonn Dr. iur. Markus Oertle Staatsanwaltschaft Zrich Suzanne Otz Kindes- und Erwachsenenschutzbehrde Zrich Prof. Dr. Klaus Wolf Universitt Siegen

    Informationen zur Anmeldung unter:verein-inselhof.ch/veranstaltungen/fachtagung-2013

    Auskunft: Telefon 044 498 50 17

    Tagungskosten:CHF 310. (ab 3 Personen 10% Vergnstigung)inkl.Pausenverpegung, Mittagessen und Apro.

    Die Teilnehmerzahl ist beschrnkt! Die Bercksichtigung derAnmeldungen erfolgt in der Reihenfolge des Zahlungseingangs.

    Ahnung.Verdacht.Gewissheit.Wirksame Familienhilfe imSpannungsfeld vonKinderschutzmassnahmen

    FachtagungDo.31.Oktober 2013, 917 Uhrim Zentrum InselhofBirmensdorferstrasse 505, 8055 Zrich

    ANZEIGE

    Kaum eineWoche vergeht,ohne dass die SBB eine Stell-werkstrungmelden. Wasversteht man darunter?Stellwerkstrungen habenverschiedene Ursachen. Eskann sich um eine Computer-strung im Stellwerk handeln,um eineWeiche, die sich nichtverstellen lsst, oder um einenicht funktionierende In-formationsbertragung voneinem Rechner zu den Licht-signalen. Kurz: Jede Strung,die Stellwerk, Weichen, Licht-signale oder Zugsicherungs-einrichtungen betrifft, ist eineStellwerkstrung.

    Warum hufen sich diese?Beruflich und privat sind wirimmer mobiler. Im Bahnnetzfhrt die Zunahme des Trans-ports zu einer starken Auslas-tung aller technischen Kom-ponenten, zum Beispiel zurhohen Frequentierung derGleise. Dies erhht die Wahr-scheinlichkeit fr Strungen.

    Wie knnten die technischenKomponenten zuverlssigerwerden?

    Ein wichtiger Ansatzpunktsind die Anlagen, mit denendie Lichtsignale, Weichen undsicherheitstechnischen Ein-richtungen kommunizieren.Heute ist jede technischeKomponente ber eine eige-ne Leitung mit dem zentra-len Stellwerk verbunden. Die-ses System der sternfrmigenPunkt-zu-Punkt-Verbindungbraucht viele tausend Kilome-ter Kabel, ist komplex und st-rungsanfllig. Fr einen rei-bungslosen Ablauf im Bahn-verkehr mssen die Kommu-nikationswege einfacher unddamit zuverlssiger werden.

    Anwelchen Lsungen arbei-tet die ZHAW?In enger Zusammenarbeit mitSiemens Schweiz entwickeltedas InES mit Sinet (SiemensInterlocking Network) eine in-novative Netzwerktechnolo-gie, bei der sich mehrere tech-nische Komponenten entlangder Bahngleise eine einzigeLeitung teilen und in einerKette miteinander verbun-den sind. Diese Kette wird zueinem Ring geschlossen und

    erhlt die Informationen vonbeiden Seiten. Fllt ein Ketten-glied aus, bekommt die Kom-ponente die Information berden zweiten Weg. Somit kn-nen viele anfllige Verbin-dungsleitungen und Rechnereingespart werden, und dieZuverlssigkeit nimmt zu.

    Ist die neue Technologieschon einsatzfhig?Seit rund einem Jahr laufenFeldtests. Funktioniert Sinetzuverlssig, wird das System2014 auf der renovierten Tss-tal-Strecke in Betrieb genom-men. Auch auf dem Netz derDeutschen Bahn finden Testsstatt. Knftig soll Sinet bei Re-novationsarbeiten und beimNeubau von Bahnstrecken zurAnwendung kommen.

    Wie geht es weiter?In einer weiteren Koopera-tion mit Siemens geht es umein ebenso wichtiges Themaim Bahnbetrieb: um Steue-rung und Sicherung der Ener-gieversorgung von bahntech-nischen Sicherungsanlagen.Interview: Uta Bestler

    Nachgefragt bei Hans-Joachim GelkeSind Stellwerkstrungen vermeidbar?

    Prof. Hans-Joachim Gelke istIngenieur fr Nachrichtentechnikund Dozent fr Mikroelektronik.Am Insititute of EmbeddedSystems (InES) der ZHAW School ofEngineering leitet er den Schwer-punkt System on Chip und arbei-tet u.a. an der Entwicklung undNutzbarmachung innovativerTechnologien im Bereich industrielleKommunikation. Zudem verfgt erber langjhrige Erfahrungen alsEntwicklungsingenieur in verschie-denen Unternehmen in den USAund der Schweiz.Das InES beschftigt sich vorrangigmit Ethernet oder drahtlosen Netz-werksystemen. Dabei ist das Institutbestrebt, seinen Industriepartnerneinen schnellen Zugang zu innova-tiven Technologien sowie neustenEntwicklungstrends zu bieten.

    www.ines.zhaw.ch

    Wir versuchenherauszufinden, wie dieLebensqualitt verbessert

    werden kann.

    Alltagsbezogenes ben (hier das rckenschonende Einladen vonEinkufen) und der Austausch in der Gruppe sind wichtige Bestandteileder Ergotherapie.

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    Impact | September 2013ALUMNI

    kenntnisse in die praktische Arbeiteinfliessen. Diese Lust, mehr berdie Hintergrnde des Faches zu wis-sen, war der Auslser dafr, dass siesich vor zehn Jahren entschied, ei-nen Master in Ergotherapie zu absol-vieren. Ein internationaler Studien-gang, der inzwischen auch von derZHAW in Winterthur mitgetragenwird und der sie whrend dreier Jah-re zum Studieren nach Stockholm,Naestved (Dnemark), AmsterdamundEastbourne (Sdengland) fhrte.Ein grosser Gewinn, wie sie sagt.Ich habe Einblick in die verschie-denen Gesundheitssysteme Europaserhalten, was meine Arbeit bis heu-te befruchtet. Faszinierend sei, wieweit entwickelt undwissenschaftlichabgesttzt die Ergotherapie in denangelschsischen und nordischenLndern schon damals gewesen sei.In der Schweiz geschieht dies erstnach und nach, seit die Ausbildungan den Fachhochschulen stattfin-det, sagt sie. Dass man vieles, wasman in der Ergotherapie tut, wis-senschaftlich belegen kann, war dasgrosse Aha-Erlebnis ihres Masterstu-diums.

    Als Alumna hat Heigl zuerst alswissenschaftliche Mitarbeiterin ander ZHAW gearbeitet und fr ergo-therapeutische Projekte Gesuche frGeldmittel geschrieben. Die Freu-de an der Arbeit mit den Patientenund die Lust, die Ergotherapie im an-gewandten Bereich weiterzuentwi-ckeln, haben sie vor vier Jahren zu-rck in die Praxis ans Berner Insel-spital gefhrt. Da sitzt sie nun amTisch, an dem sie eben noch den jun-genMannbefragt hat. Sitzt da,mit ei-ner Tasse Kaffee, lsst den Tag Revuepassieren und erzhlt, wie sie den Pa-tienten manchmal auch von sich sel-ber erzhlt. Nicht viel, aber immermal wieder. In ihrem Beruf geht esnicht nur darum, Wissen und The-rapiekonzepte korrekt anzuwenden,sondern auch umMitgefhl und An-teilnahme. Und da ist es gut, wennman manchmal bereit ist, etwas vonsich selber preiszugeben.

    Referate und Workshops mit Expertinnen und Expertenaus Deutschland und der Schweiz: Franziska Greber Interventionsstelle gegen Husliche Gewalt Zrich Prof. Dr. Christoph Horn Universitt Bonn Dr. iur. Markus Oertle Staatsanwaltschaft Zrich Suzanne Otz Kindes- und Erwachsenenschutzbehrde Zrich Prof. Dr. Klaus Wolf Universitt Siegen

    Informationen zur Anmeldung unter:verein-inselhof.ch/veranstaltungen/fachtagung-2013

    Auskunft: Telefon 044 498 50 17

    Tagungskosten:CHF 310. (ab 3 Personen 10% Vergnstigung)inkl.Pausenverpegung, Mittagessen und Apro.

    Die Teilnehmerzahl ist beschrnkt! Die Bercksichtigung derAnmeldungen erfolgt in der Reihenfolge des Zahlungseingangs.

    Ahnung.Verdacht.Gewissheit.Wirksame Familienhilfe imSpannungsfeld vonKinderschutzmassnahmen

    FachtagungDo.31.Oktober 2013, 917 Uhrim Zentrum InselhofBirmensdorferstrasse 505, 8055 Zrich

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    Kaum eineWoche vergeht,ohne dass die SBB eine Stell-werkstrungmelden. Wasversteht man darunter?Stellwerkstrungen habenverschiedene Ursachen. Eskann sich um eine Computer-strung im Stellwerk handeln,um eineWeiche, die sich nichtverstellen lsst, oder um einenicht funktionierende In-formationsbertragung voneinem Rechner zu den Licht-signalen. Kurz: Jede Strung,die Stellwerk, Weichen, Licht-signale oder Zugsicherungs-einrichtungen betrifft, ist eineStellwerkstrung.

    Warum hufen sich diese?Beruflich und privat sind wirimmer mobiler. Im Bahnnetzfhrt die Zunahme des Trans-ports zu einer starken Auslas-tung aller technischen Kom-ponenten, zum Beispiel zurhohen Frequentierung derGleise. Dies erhht die Wahr-scheinlichkeit fr Strungen.

    Wie knnten die technischenKomponenten zuverlssigerwerden?

    Ein wichtiger Ansatzpunktsind die Anlagen, mit denendie Lichtsignale, Weichen undsicherheitstechnischen Ein-richtungen kommunizieren.Heute ist jede technischeKomponente ber eine eige-ne Leitung mit dem zentra-len Stellwerk verbunden. Die-ses System der sternfrmigenPunkt-zu-Punkt-Verbindungbraucht viele tausend Kilome-ter Kabel, ist komplex und st-rungsanfllig. Fr einen rei-bungslosen Ablauf im Bahn-verkehr mssen die Kommu-nikationswege einfacher unddamit zuverlssiger werden.

    Anwelchen Lsungen arbei-tet die ZHAW?In enger Zusammenarbeit mitSiemens Schweiz entwickeltedas InES mit Sinet (SiemensInterlocking Network) eine in-novative Netzwerktechnolo-gie, bei der sich mehrere tech-nische Komponenten entlangder Bahngleise eine einzigeLeitung teilen und in einerKette miteinander verbun-den sind. Diese Kette wird zueinem Ring geschlossen und

    erhlt die Informationen vonbeiden Seiten. Fllt ein Ketten-glied aus, bekommt die Kom-ponente die Information berden zweiten Weg. Somit kn-nen viele anfllige Verbin-dungsleitungen und Rechnereingespart werden, und dieZuverlssigkeit nimmt zu.

    Ist die neue Technologieschon einsatzfhig?Seit rund einem Jahr laufenFeldtests. Funktioniert Sinetzuverlssig, wird das System2014 auf der renovierten Tss-tal-Strecke in Betrieb genom-men. Auch auf dem Netz derDeutschen Bahn finden Testsstatt. Knftig soll Sinet bei Re-novationsarbeiten und beimNeubau von Bahnstrecken zurAnwendung kommen.

    Wie geht es weiter?In einer weiteren Koopera-tion mit Siemens geht es umein ebenso wichtiges Themaim Bahnbetrieb: um Steue-rung und Sicherung der Ener-gieversorgung von bahntech-nischen Sicherungsanlagen.Interview: Uta Bestler

    Nachgefragt bei Hans-Joachim GelkeSind Stellwerkstrungen vermeidbar?

    Prof. Hans-Joachim Gelke istIngenieur fr Nachrichtentechnikund Dozent fr Mikroelektronik.Am Insititute of EmbeddedSystems (InES) der ZHAW School ofEngineering leitet er den Schwer-punkt System on Chip und arbei-tet u.a. an der Entwicklung undNutzbarmachung innovativerTechnologien im Bereich industrielleKommunikation. Zudem verfgt erber langjhrige Erfahrungen alsEntwicklungsingenieur in verschie-denen Unternehmen in den USAund der Schweiz.Das InES beschftigt sich vorrangigmit Ethernet oder drahtlosen Netz-werksystemen. Dabei ist das Institutbestrebt, seinen Industriepartnerneinen schnellen Zugang zu innova-tiven Technologien sowie neustenEntwicklungstrends zu bieten.

    www.ines.zhaw.ch

    Wir versuchenherauszufinden, wie dieLebensqualitt verbessert

    werden kann.

    Alltagsbezogenes ben (hier das rckenschonende Einladen vonEinkufen) und der Austausch in der Gruppe sind wichtige Bestandteileder Ergotherapie.

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    Impact | September 2013Impact | September 2013FORSCHUNG FORSCHUNG

    KOBILANZEN

    Von der Wiege bis zur BahreWelchenWeg hat das Rapsl zurckgelegt, das wir in der Kche brauchen,und wie hat es die Umwelt dabei beeinflusst? Diese Fragen beantworteteine kobilanz. Die Realitt lsst sich mit ihr unterschiedlich darstellen.

    SIBYLLE VEIGL

    Am Ende landet das Rapslidealerweise in der Salatsauce. Gelangen lreste inden Abguss, dann schlgtauch die Reinigung des Abwassersin der Klranlage zu Buche in einerkobilanz. Von der Gewinnung derRohstoffe ber die Herstellung biszur Konsumation und Entsorgungdurchlaufen Produkte wie das Rapsl sogenannte Lebenszyklen, undberall hinterlassen sie Spuren. Diese werden in einer kobilanz aufgelistet. kobilanzen sind eine standardisierte Methode, um die Umweltauswirkungen eines Produktesoder einer Dienstleistung zu beurteilen, sagt Matthias Stucki, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutfr Umwelt und natrliche Ressourcen (IUNR) am Departement Life Sci

    ences und Facility Management inWdenswil. Der 29jhrige Umweltwissenschaftler ist seit November2012 fr den Bereich kobilanzenzustndig. Zuvor hat er mehrere Jahre bei einem privaten Umweltberatungsunternehmen gearbeitet. DasIUNR kann dank seiner Erfahrungkobilanzen verstrkt auch in derForschung einsetzen. Betrachtet werde der ganze Lebenszyklus eines Produktes, von der Wiege bis zur Bahre:Mglichst umfassend und vernetztsollte die Betrachtung sein, sagtStucki.

    Nachhaltigkeit zahlt sichimmer mehr auskobilanzen werden in der Privatwirtschaft, der Forschung sowie inffentlichen Verwaltungen eingesetzt. Sie tragen dazu bei, das ganzheitliche Denken zu vertiefen, heisst

    es auf derWebseite des Bundesamtesfr Umwelt. Fr Unternehmen istdas Verstndnis von Produktlebenszyklenwichtig, umgezielt diejenigenStellen im Lebenszyklus zu eruieren,wo die Auswirkungen fr die Umwelt am grssten sind oder der kologische Nutzen in einem guten Verhltnis zum wirtschaftlichen Aufwand steht. Letztlich wirkt sich diesauf ihrenwirtschaftlichen Erfolg aus.Beim Beispiel des Rapsls fngt

    der Lebenszyklus mit dem Anbauder Pflanze an: Wie viel Pestizideund Dngemittel werden eingesetzt,wie viel Wasser verbraucht und verschmutzt? Weiter geht der Weg berdie Ernte und den Transport in dielmhle: Wie viele CO2Emissionenwerden dabei freigesetzt? Schliesslich die Verarbeitung selbst zu lund zum Nebenprodukt, dem Tierfuttermittel Rapskuchen. Beide Pro

    dukte werden weiter transportiertbis zu den Endkonsumenten: das lin Privathaushalte oder die Gastronomie, der Rapskuchen auf die Bauernhfe fr das Nutzvieh.

    Weltweit genormtes VerfahrenGrundstzlich ist das Verfahren frdie Erstellung vonkobilanzen in einer ISONormweltweit festgelegt. Fralle Phasen des Lebenszyklus werdenDaten zur Umweltbelastung zusammengetragen. Dabei helfen HintergrundDatenbanken, welche ber einen immensen Fundus an Informationen verfgen. Als eine der international wichtigsten Datenbanken giltdabei diejenige des schweizerischenecoinvent Centre. Dort finden sichZahlen zu Energie, Materialien, Abfallentsorgung, Transporten bis hinzur Gebudeinfrastruktur.

    Doch nun folgt der entscheidendeTeil: die Interpretation der Zahlen.Diese zeigen die Umweltauswirkungen bezglich Emissionen inGewsser, Boden und Luft an beziehungsweise bezglich Ressourcenverbrauch (Wasser, Energie, Land).Ein Produkt belastet vielleicht dasWasser weniger, hinterlsst aberviele CO2Emissionen auf seinemWeg. Bei einem anderen ist es umgekehrt. Was wiegt nun schwerer: derWasserverbrauch oder der CO2Ausstoss? Das ist keine wissenschaftliche, sondern eine gesellschaftliche,wertende Frage, sagt Stucki.

    Wie verteilt man die BelastungenBei vielen Produktionsprozessenentstehen zudemmehrere Produkte.Beim Raps entsteht neben dem ldas Futtermittel Rapskuchen. NachwelchenKriterien sollen also dieUmweltbelastungen auf die Produkteaufgeteilt werden? Je nachdem, obdas Gewicht, der Energiegehalt, derKohlenstoffgehalt oder der Wert desProduktes als Ansatz genommenwird, ergeben sich andere Resultate.Diese Entscheidung erfordere grosseErfahrung, damit realittsnahe Bewertungen entstehen, sagt Stucki.Beim Rapsl wrde er die Umwelt

    belastungen gemss dem konomischen Wert der Produkte verteilen, weil diewirtschaftlichenAnreizedieMotivation sind, Raps anzubauenund dielmhle zu betreiben.

    Mehr zu kobilanzen unter:www.bafu.admin.ch/pro-dukte/02071/index.html?lang=de

    Wer heute Raum und Zeitrevolutionieren mchte,startet seine Karriere

    bei Sensirion.

    Und wird Teil der Sensirion-Story: Sie freuen sich auf Herausforde-rungen, bei denen Sie Ihr ganzes Wissen und Ihre ganze Persnlichkeiteinbringen knnen. Dann heissen wir Sie herzlich willkommen bei Sensirion.

    tigen CMOSens Technologie vereinen wir das Sensorelement mit der digitalenAuswerteelektronik auf einem winzigen Siliziumchip. Damit verschieben wir dieGrenzen des Messbaren ins schier Unermessliche.

    Sensirion ist das weltweit fhrende und mehrfach preisgekrnte Hightech-Unternehmen auf dem Gebiet der Feuchtesensoren und Durchflusssensoren mit Niederlassungen in bersee und im Fernen Osten. Dank unserer einzigar-

    Schreiben Sie Ihre eigenen Kapitel der Sensirion-Erfolgsgeschichte und ber-nehmen Sie Verantwortung in internationalen Projekten. Stimmen Sie sich aufwww.sensirion.com/jobs auf eine vielversprechende Zukunft ein.

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    Was wiegt schwerer:derWasserverbrauch

    oder der CO2-Ausstoss?

    Welche Spuren hinterlsst das Rapsl? kobilanz-Experte Matthias Stucki.

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    Impact | September 2013Impact | September 2013FORSCHUNG FORSCHUNG

    KOBILANZEN

    Von der Wiege bis zur BahreWelchenWeg hat das Rapsl zurckgelegt, das wir in der Kche brauchen,und wie hat es die Umwelt dabei beeinflusst? Diese Fragen beantworteteine kobilanz. Die Realitt lsst sich mit ihr unterschiedlich darstellen.

    SIBYLLE VEIGL

    Am Ende landet das Rapslidealerweise in der Salatsauce. Gelangen lreste inden Abguss, dann schlgtauch die Reinigung des Abwassersin der Klranlage zu Buche in einerkobilanz. Von der Gewinnung derRohstoffe ber die Herstellung biszur Konsumation und Entsorgungdurchlaufen Produkte wie das Rapsl sogenannte Lebenszyklen, undberall hinterlassen sie Spuren. Diese werden in einer kobilanz aufgelistet. kobilanzen sind eine standardisierte Methode, um die Umweltauswirkungen eines Produktesoder einer Dienstleistung zu beurteilen, sagt Matthias Stucki, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutfr Umwelt und natrliche Ressourcen (IUNR) am Departement Life Sci

    ences und Facility Management inWdenswil. Der 29jhrige Umweltwissenschaftler ist seit November2012 fr den Bereich kobilanzenzustndig. Zuvor hat er mehrere Jahre bei einem privaten Umweltberatungsunternehmen gearbeitet. DasIUNR kann dank seiner Erfahrungkobilanzen verstrkt auch in derForschung einsetzen. Betrachtet werde der ganze Lebenszyklus eines Produktes, von der Wiege bis zur Bahre:Mglichst umfassend und vernetztsollte die Betrachtung sein, sagtStucki.

    Nachhaltigkeit zahlt sichimmer mehr auskobilanzen werden in der Privatwirtschaft, der Forschung sowie inffentlichen Verwaltungen eingesetzt. Sie tragen dazu bei, das ganzheitliche Denken zu vertiefen, heisst

    es auf derWebseite des Bundesamtesfr Umwelt. Fr Unternehmen istdas Verstndnis von Produktlebenszyklenwichtig, umgezielt diejenigenStellen im Lebenszyklus zu eruieren,wo die Auswirkungen fr die Umwelt am grssten sind oder der kologische Nutzen in einem guten Verhltnis zum wirtschaftlichen Aufwand steht. Letztlich wirkt sich diesauf ihrenwirtschaftlichen Erfolg aus.Beim Beispiel des Rapsls fngt

    der Lebenszyklus mit dem Anbauder Pflanze an: Wie viel Pestizideund Dngemittel werden eingesetzt,wie viel Wasser verbraucht und verschmutzt? Weiter geht der Weg berdie Ernte und den Transport in dielmhle: Wie viele CO2Emissionenwerden dabei freigesetzt? Schliesslich die Verarbeitung selbst zu lund zum Nebenprodukt, dem Tierfuttermittel Rapskuchen. Beide Pro

    dukte werden weiter transportiertbis zu den Endkonsumenten: das lin Privathaushalte oder die Gastronomie, der Rapskuchen auf die Bauernhfe fr das Nutzvieh.

    Weltweit genormtes VerfahrenGrundstzlich ist das Verfahren frdie Erstellung vonkobilanzen in einer ISONormweltweit festgelegt. Fralle Phasen des Lebenszyklus werdenDaten zur Umweltbelastung zusammengetragen. Dabei helfen HintergrundDatenbanken, welche ber einen immensen Fundus an Informationen verfgen. Als eine der international wichtigsten Datenbanken giltdabei diejenige des schweizerischenecoinvent Centre. Dort finden sichZahlen zu Energie, Materialien, Abfallentsorgung, Transporten bis hinzur Gebudeinfrastruktur.

    Doch nun folgt der entscheidendeTeil: die Interpretation der Zahlen.Diese zeigen die Umweltauswirkungen bezglich Emissionen inGewsser, Boden und Luft an beziehungsweise bezglich Ressourcenverbrauch (Wasser, Energie, Land).Ein Produkt belastet vielleicht dasWasser weniger, hinterlsst aberviele CO2Emissionen auf seinemWeg. Bei einem anderen ist es umgekehrt. Was wiegt nun schwerer: derWasserverbrauch oder der CO2Ausstoss? Das ist keine wissenschaftliche, sondern eine gesellschaftliche,wertende Frage, sagt Stucki.

    Wie verteilt man die BelastungenBei vielen Produktionsprozessenentstehen zudemmehrere Produkte.Beim Raps entsteht neben dem ldas Futtermittel Rapskuchen. NachwelchenKriterien sollen also dieUmweltbelastungen auf die Produkteaufgeteilt werden? Je nachdem, obdas Gewicht, der Energiegehalt, derKohlenstoffgehalt oder der Wert desProduktes als Ansatz genommenwird, ergeben sich andere Resultate.Diese Entscheidung erfordere grosseErfahrung, damit realittsnahe Bewertungen entstehen, sagt Stucki.Beim Rapsl wrde er die Umwelt

    belastungen gemss dem konomischen Wert der Produkte verteilen, weil diewirtschaftlichenAnreizedieMotivation sind, Raps anzubauenund dielmhle zu betreiben.

    Mehr zu kobilanzen unter:www.bafu.admin.ch/pro-dukte/02071/index.html?lang=de

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    Welche Spuren hinterlsst das Rapsl? kobilanz-Experte Matthias Stucki.

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    Impact | September 2013FORSCHUNG

    ELEKTROMOBILITT

    Smart MobilityEine ZHAW-Studie zeigt gesellschafts- undmarktrelevanteZukunftsperspektiven zur Elektromobilitt in der Schweiz auf.

    MANUEL MARTIN

    Morgens reichen we-nige Klicks, und dasSmartphone zeigt denschnellsten, gnstigs-ten und kologischstenWeg zum Ar-beitsplatz inder Innenstadt.DieAppsder neuenMobilittsplattformen be-rcksichtigen alle ffentlichen Ver-kehrssysteme, die meisten Car-Sha-ring-Systeme und alle registriertenprivaten Fahrzeuge. Die Elektromo-bilitt hat sich in der Schweiz im Jahr2030 fest mit den stdtischen Mo-bilittssystemen vernetzt. Am Au-tosalon in Genf wurde beispielswei-se ein von Google Schweiz mitent-wickelter E-Scooter vorgestellt, mitdem man direkt in den SBB-Waggonfahren kann. Bereits gibt es auf ers-ten Intercity-Strecken sogenannteIn-Train Docking Stations, wo trag-bare Klein-Elektromobile Strom tan-ken knnen. Wer selbst ein Elektro-fahrzeug besitzt, ldt dieses vorwie-gend zu Hause oder am Arbeitsplatzan Schnellladesystemen. Die intelli-genten E-Fahrzeuge informieren denFahrer nicht nur ber den schnells-ten Weg, Stau, Ladekapazitten undKosten, sondern finden vernetzt invirtuellen Parkhusern auch freieParkpltze.

    Nischen- bis BerufsmobilittSo vernetzt knnte die Elektromo-bilitt 2030 in der Schweiz gemsseiner ZHAW-Studie sein wenn dieVorzeichen gut stehen (Szenariovernetzte Mobilitt). Andernfallswrde sie sich auf einen touristischgenutzten Nischenmarkt (SzenarioNischenmobilitt) beschrnken.Denkbar ist auch, dass das stdtische

    Strassenbild bis dahin von leich-ten Elektro-Fahrzeugen geprgt seinwird, die vornehmlich in der Freizeitgenutzt werden (Szenario Leicht-mobilitt). Oder die Berufspendlerbetrachten bis 2030 die Elektromo-bilitt als die konomisch logischeWahl (Szenario Berufsmobilitt).Diese vier Szenarien haben ZHAW-Forschende in ihrer Zukunftsstudiezur Elektromobilitt 2030 zusam-men mit Experten aus Wirtschaftund Wissenschaft erarbeitet. Wirwollten nicht nur technologische As-pekte bercksichtigen, sondern auchdie relevanten gesellschaftlichen,politischen, kologischen sowie ko-nomischen Einflussfaktoren mitein-beziehen, so ZHAW-StudienleiterAdrian Mller von der School of Ma-nagement and Law. Bei mit grossenUnsicherheiten behafteten Themenwie der Elektromobilitt eignen sichSzenarien besser als Prognosen.

    Batterie: (k)ein StolpersteinEntgegen der verbreiteten Meinungist die reine Leistungsfhigkeit derBatterien in keinem Szenario einStolperstein fr die Elektromobili-tt in der Schweiz. Viel entschei-dender wird das vernderte Mobili-ttsbewusstsein und -verhalten derurbanen Bevlkerung sein, ist derZukunftsforscher berzeugt. Ist dieBevlkerung bereit, ihr Mobilitts-verhalten zu ndern, und wird dieElektromobilitt in das Gesamt-Mo-bilittssystem integriert, muss diemangelnde Leistungsfhigkeit derBatterien fr Elektromobilitt keinHindernis sein: Leichtfahrzeuge frbeschrnkteWegstrecken und Klein-transporte, aber auch Elektromobi-litt, kombiniert mit anderen Mo-

    bilittsangeboten privater oder f-fentlicher Dienstleister wie obenbeschrieben , ermglichen eineneffektiven Einsatz von Elektrofahr-zeugen.Bremsend wirkt sich hingegen das

    relative Preis-Leistungs-Verhltnisder Elektromobilitt aus. Es ist je-doch der einzige Hemmer mit tech-nologischem Bezug, auffallend vielesind konomischer oder marktstra-tegischer Natur.

    Handel mit SBB-Tickets?Heute kommen auf 1000 Personenin der Schweiz 529 Autos. Zum Ver-gleich: 2011 waren auf SchweizerStrassen gerade mal 1044 elektrischbetriebene Personenwagen anzu-treffen. Dennoch gehen wir in al-len vier Szenarien davon aus, dass eszu einem Anstieg der Elektromobili-tt kommenwird, ist der ZHAW-For-scher berzeugt. Am wahrschein-lichsten ist, dass sich die Elektromo-bilitt als ein Mobilittssystem vonvielen etablieren wird. Denn dieMobilitt entwickelt sich zu einer be-grenzten Ressource. Wieso solltenknftig nicht auch Bahntickets wegen Platzmangel zu Stosszeiten kontingentiert werden mit einemdynamischen Preismodell wie beimFlugverkehr?, fragt Mller provo-kativ. Dies sei nicht nur auf Energie-knappheit zurckzufhren. AuchRaumknappheit schrnke die Mobi-litt in den verdichteten und starkwachsenden Stdten der Schweiz ein.Der steigende Mobilittsbedarf ff-net Tr und Tor fr Mobilittsdienst-leistungen und der Elektromobili-tt neue Markteintrittschancen. Bis2030 wird der Fokus weg von Fragenzur technologischen Infrastruktur

    hin zu deren Finanzierung mit neu-en Betriebs- und Abrechnungssys-temen fhren. Wer ein neues Ge-schftskosystem aufbauen mchte,muss zu interdisziplinren Koope-rationen ber Branchen und Zweigehinweg bereit sein, sagt Mller.Vielleicht stellt dies einen grsserenParadigmenwechsel dar als der Um-stieg auf die Elektromobilitt selbst.Zwischen Fahrzeugherstellern, Ener-gieversorgern, neuen Mobilitts-dienstleistern und ffentlichen Insti-tutionen bildet die ICT das Schmier-mittel. Auch Swisscom, welche dieZHAW-Studie untersttzt hat, ist alsICT-Unternehmen interessiert, ihreKunden mit Managed Mobilityumfassend in die mobile Welt zu be-gleiten. ICT sorgt nicht nur fr dieVernetzung, sondern kann bei knf-tigen Elektrofahrzeugen sogar einKaufargument sein, wenn diese so-zusagen zu motorisierten Smart-phonesmutieren, so Mller.

    I l lustration: Til l Martin

    TREIBER DER ELEKTROMOBILITT IM SZENARIENVERGLEICHSzenario 1Leichtmobilitt*

    Szenario 2VernetzteMobilitt

    Szenario 3Nischenmobilitt**

    Szenario 4Berufsmobilitt

    GESELLSCHAFTLICHE TREIBER

    Verndertes Mobilittsverhalten ++ ++ 0 +Nachhaltigkeitsdenken + 0 + 0Lifestyle/Communities + + ++ 0Staubbelastung (Zeit, Kosten etc.) ++ + 0 0

    POLITISCHE/KOLOGISCHE TREIBER

    CO2Reduktion + + 0 ++ffentlichpolitischer Druck 0 + 0 ++Regulative Frderung EM 0 0 0 ++

    TECHNOLOGISCHE TREIBER

    Technologische Innovation ++ ++ + +Leistungsfhigkeit Batterien 0 + 0 0Technologische Vernetzung + ++ 0 +

    KONOMISCHE TREIBER

    Marktkonvergenz/Wettbewerbsdruck 0 + 0 0Total Cost of Ownership d. Elektromob. 0 + + ++Integrationsgrad der Elektromobilitt + ++ 0 +Steigende Ressourcenpreise + + 0 0*Leichtmobilitt in der Freizeit **Nischenmobilitt fr Tourismus (Quelle: Zukunftsstudie Elektromobil itt Schweiz 2030 , ZHAW)

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    Impact | September 2013FORSCHUNG

    ELEKTROMOBILITT

    Smart MobilityEine ZHAW-Studie zeigt gesellschafts- undmarktrelevanteZukunftsperspektiven zur Elektromobilitt in der Schweiz auf.

    MANUEL MARTIN

    Morgens reichen we-nige Klicks, und dasSmartphone zeigt denschnellsten, gnstigs-ten und kologischstenWeg zum Ar-beitsplatz inder Innenstadt.DieAppsder neuenMobilittsplattformen be-rcksichtigen alle ffentlichen Ver-kehrssysteme, die meisten Car-Sha-ring-Systeme und alle registriertenprivaten Fahrzeuge. Die Elektromo-bilitt hat sich in der Schweiz im Jahr2030 fest mit den stdtischen Mo-bilittssystemen vernetzt. Am Au-tosalon in Genf wurde beispielswei-se ein von Google Schweiz mitent-wickelter E-Scooter vorgestellt, mitdem man direkt in den SBB-Waggonfahren kann. Bereits gibt es auf ers-ten Intercity-Strecken sogenannteIn-Train Docking Stations, wo trag-bare Klein-Elektromobile Strom tan-ken knnen. Wer selbst ein Elektro-fahrzeug besitzt, ldt dieses vorwie-gend zu Hause oder am Arbeitsplatzan Schnellladesystemen. Die intelli-genten E-Fahrzeuge informieren denFahrer nicht nur ber den schnells-ten Weg, Stau, Ladekapazitten undKosten, sondern finden vernetzt invirtuellen Parkhusern auch freieParkpltze.

    Nischen- bis BerufsmobilittSo vernetzt knnte die Elektromo-bilitt 2030 in der Schweiz gemsseiner ZHAW-Studie sein wenn dieVorzeichen gut stehen (Szenariovernetzte Mobilitt). Andernfallswrde sie sich auf einen touristischgenutzten Nischenmarkt (SzenarioNischenmobilitt) beschrnken.Denkbar ist auch, dass das stdtische

    Strassenbild bis dahin von leich-ten Elektro-Fahrzeugen geprgt seinwird, die vornehmlich in der Freizeitgenutzt werden (Szenario Leicht-mobilitt). Oder die Berufspendlerbetrachten bis 2030 die Elektromo-bilitt als die konomisch logischeWahl (Szenario Berufsmobilitt).Diese vier Szenarien haben ZHAW-Forschende in ihrer Zukunftsstudiezur Elektromobilitt 2030 zusam-men mit Experten aus Wirtschaftund Wissenschaft erarbeitet. Wirwollten nicht nur technologische As-pekte bercksichtigen, sondern auchdie relevanten gesellschaftlichen,politischen, kologischen sowie ko-nomischen Einflussfaktoren mitein-beziehen, so ZHAW-StudienleiterAdrian Mller von der School of Ma-nagement and Law. Bei mit grossenUnsicherheiten behafteten Themenwie der Elektromobilitt eignen sichSzenarien besser als Prognosen.

    Batterie: (k)ein StolpersteinEntgegen der verbreiteten Meinungist die reine Leistungsfhigkeit derBatterien in keinem Szenario einStolperstein fr die Elektromobili-tt in der Schweiz. Viel entschei-dender wird das vernderte Mobili-ttsbewusstsein und -verhalten derurbanen Bevlkerung sein, ist derZukunftsforscher berzeugt. Ist dieBevlkerung bereit, ihr Mobilitts-verhalten zu ndern, und wird dieElektromobilitt in das Gesamt-Mo-bilittssystem integriert, muss diemangelnde Leistungsfhigkeit derBatterien fr Elektromobilitt keinHindernis sein: Leichtfahrzeuge frbeschrnkteWegstrecken und Klein-transporte, aber auch Elektromobi-litt, kombiniert mit anderen Mo-

    bilittsangeboten privater oder f-fentlicher Dienstleister wie obenbeschrieben , ermglichen eineneffektiven Einsatz von Elektrofahr-zeugen.Bremsend wirkt sich hingegen das

    relative Preis-Leistungs-Verhltnisder Elektromobilitt aus. Es ist je-doch der einzige Hemmer mit tech-nologischem Bezug, auffallend vielesind konomischer oder marktstra-tegischer Natur.

    Handel mit SBB-Tickets?Heute kommen auf 1000 Personenin der Schweiz 529 Autos. Zum Ver-gleich: 2011 waren auf SchweizerStrassen gerade mal 1044 elektrischbetriebene Personenwagen anzu-treffen. Dennoch gehen wir in al-len vier Szenarien davon aus, dass eszu einem Anstieg der Elektromobili-tt kommenwird, ist der ZHAW-For-scher berzeugt. Am wahrschein-lichsten ist, dass sich die Elektromo-bilitt als ein Mobilittssystem vonvielen etablieren wird. Denn dieMobilitt entwickelt sich zu einer be-grenzten Ressource. Wieso solltenknftig nicht auch Bahntickets wegen Platzmangel zu Stosszeiten kontingentiert werden mit einemdynamischen Preismodell wie beimFlugverkehr?, fragt Mller provo-kativ. Dies sei nicht nur auf Energie-knappheit zurckzufhren. AuchRaumknappheit schrnke die Mobi-litt in den verdichteten und starkwachsenden Stdten der Schweiz ein.Der steigende Mobilittsbedarf ff-net Tr und Tor fr Mobilittsdienst-leistungen und der Elektromobili-tt neue Markteintrittschancen. Bis2030 wird der Fokus weg von Fragenzur technologischen Infrastruktur

    hin zu deren Finanzierung mit neu-en Betriebs- und Abrechnungssys-temen fhren. Wer ein neues Ge-schftskosystem aufbauen mchte,muss zu interdisziplinren Koope-rationen ber Branchen und Zweigehinweg bereit sein, sagt Mller.Vielleicht stellt dies einen grsserenParadigmenwechsel dar als der Um-stieg auf die Elektromobilitt selbst.Zwischen Fahrzeugherstellern, Ener-gieversorgern, neuen Mobilitts-dienstleistern und ffentlichen Insti-tutionen bildet die ICT das Schmier-mittel. Auch Swisscom, welche dieZHAW-Studie untersttzt hat, ist alsICT-Unternehmen interessiert, ihreKunden mit Managed Mobilityumfassend in die mobile Welt zu be-gleiten. ICT sorgt nicht nur fr dieVernetzung, sondern kann bei knf-tigen Elektrofahrzeugen sogar einKaufargument sein, wenn diese so-zusagen zu motorisierten Smart-phonesmutieren, so Mller.

    I l lustration: Til l Martin

    TREIBER DER ELEKTROMOBILITT IM SZENARIENVERGLEICHSzenario 1Leichtmobilitt*

    Szenario 2VernetzteMobilitt

    Szenario 3Nischenmobilitt**

    Szenario 4Berufsmobilitt

    GESELLSCHAFTLICHE TREIBER

    Verndertes Mobilittsverhalten ++ ++ 0 +Nachhaltigkeitsdenken + 0 + 0Lifestyle/Communities + + ++ 0Staubbelastung (Zeit, Kosten etc.) ++ + 0 0

    POLITISCHE/KOLOGISCHE TREIBER

    CO2Reduktion + + 0 ++ffentlichpolitischer Druck 0 + 0 ++Regulative Frderung EM 0 0 0 ++

    TECHNOLOGISCHE TREIBER

    Technologische Innovation ++ ++ + +Leistungsfhigkeit Batterien 0 + 0 0Technologische Vernetzung + ++ 0 +

    KONOMISCHE TREIBER

    Marktkonvergenz/Wettbewerbsdruck 0 + 0 0Total Cost of Ownership d. Elektromob. 0 + + ++Integrationsgrad der Elektromobilitt + ++ 0 +Steigende Ressourcenpreise + + 0 0*Leichtmobilitt in der Freizeit **Nischenmobilitt fr Tourismus (Quelle: Zukunftsstudie Elektromobil itt Schweiz 2030 , ZHAW)

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    Impact | September 2013 MENSCHEN

    ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE

    Dr. MediaAls Professor fr Medienpsychologie bearbeitet Daniel Sss mit seinemTeam eine boomende Disziplin. Diskussionen ber Risiken moderner Medienfhrt er mit Gelassenheit schliesslich ist er mit Krimis aufgewachsen.

    CORINNE AMACHER

    Herr Sss, wie verbreitetist Spielsucht bei Jugend-lichen? Herr Sss, kannman den Umgang mit so-zialen Netzwerken lernen? HerrSss, sind Sie fr ein Verbot von Kil-lerspielen? Herr Sss in der NZZ,Herr Sss im Migros-Magazin,Herr Sss in der Lokalzeitung: DerProfessor fr Medienpsychologie ge-hrt zu den gefragtesten Stimmendes Landes, wenn es darum geht, dieNation ber Chancen und Risikendes modernen Medienkonsums auf-zuklren. Das aufregende Thema be-handelt er gnzlich unaufgeregt.

    Daniel Sss reiht sich nicht in dieKaskade der Warner ein, die ange-sichts surfender und simsender Kidsdie Verbldung der Menschheit he-raufbeschwren. Wie etwa sein deut-scher Berufskollege Manfred Spitzer,der in seinem Bestseller DigitaleDemenz behauptet, unsere Kinderwrden sich um den Verstand kli-cken. Seine Haltung gegenber denneuenMedien bezeichnet er als kri-tisch-optimistisch, was bedeutet:genauer hinzuschauen, unter wel-chen Bedingungen Medien eine Be-reicherung fr Einzelne und soziale

    Gemeinschaften sind und unter wel-chen Bedingungen nicht. Am wich-tigsten sei es, den Medienkonsumvon Kindern und Jugendlichen auf-merksam zu begleiten, sie zu unter-sttzen und mit ihnen im Dialog zubleiben. Nur dann wrden sie die El-tern auch bei negativen Erfahrungenwie Cybermobbing ins Vertrauenziehen. So handhabt er das auch mitseinen beiden Tchtern im Teenager-alter.

    Digitale SpielwieseMedien sind fr den Wissenschaftlernicht nur eine potenzielle Gefahr, siemachen vor allem auch Spass. Gernespricht er von der digitalen Spiel-wiese. Ich nutze seit meiner Kind-heit begeistert die verschiedenstenMedien vonBchernber Comics biszu Film, Fernsehen und heute das In-ternet, sagt Daniel Sss. Als Jugend-licher drehte er selber Super-8-Filmeund zeigte die Werke an Open-Air-Anlssen im heimischen Garten. Le-gendr ist seine Vorliebe fr Krimis,speziell den TV-Tatort, von dem erkaum eine Folge verpasst. Zum 50.Geburtstag schenkten ihmdie Team-kollegen ein Krimi-Abonnement ei-ner Buchhandlung:Monat frMonatlag ein neuer Thriller in der Post. Amschnellsten gefriert sein Blut bei Psy-

    chokrimis im Stil von HenningMan-kell oder PatriciaHighsmith: Ich binweniger an Action interessiert als anden psychologischen Mustern undMotiven der Figuren, die sich in einVerhngnis verstricken. Die Disser-tation, die er an der Universitt Z-rich ablieferte, handelte vom ThemaDer Fernsehkrimi, sein Autor unddie jugendlichen Zuschauer undwar eine Analyse ber die Nutzungeines Tatorts durch Jugendliche.

    Nach dem Studium der Fcher Psy-chologie, Pdagogik und Publizistik-wissenschaft und Praxis beim Fern-sehen sowie an diversen Hochschu-len war er der richtige Mann, um imDepartement Angewandte Psycholo-gie der ZHAW den Schwerpunkt Me-dienpsychologie auf- und auszubau-en. 2001 war das, und nach und nachkamen neue Aufgaben hinzu. Seit2012 leitet Sss die Abteilung Stu-dium und Forschung des Departe-ments mit rund 50 internen Mit-arbeitenden, 100 Lehrbeauftragtenund 350 Studierenden auf Bachelor-und Masterstufe. Die Nachfragebersteigt die Zahl der Studienplt-ze bei Weitem: Zwei Drittel der Be-werber mssen abgewiesen werden.Daniel Sss hlt neben seiner Fh-rungsfunktion noch immer Vorle-

    Daniel Sss imMedia Lab: Erreiht sich nichtein in dieKaskade derWarner voreiner DigitalenDemenz, son-dern ist kritisch-optimistisch.

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    Impact | September 2013 MENSCHEN

    ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE

    Dr. MediaAls Professor fr Medienpsychologie bearbeitet Daniel Sss mit seinemTeam eine boomende Disziplin. Diskussionen ber Risiken moderner Medienfhrt er mit Gelassenheit schliesslich ist er mit Krimis aufgewachsen.

    CORINNE AMACHER

    Herr Sss, wie verbreitetist Spielsucht bei Jugend-lichen? Herr Sss, kannman den Umgang mit so-zialen Netzwerken lernen? HerrSss, sind Sie fr ein Verbot von Kil-lerspielen? Herr Sss in der NZZ,Herr Sss im Migros-Magazin,Herr Sss in der Lokalzeitung: DerProfessor fr Medienpsychologie ge-hrt zu den gefragtesten Stimmendes Landes, wenn es darum geht, dieNation ber Chancen und Risikendes modernen Medienkonsums auf-zuklren. Das aufregende Thema be-handelt er gnzlich unaufgeregt.

    Daniel Sss reiht sich nicht in dieKaskade der Warner ein, die ange-sichts surfender und simsender Kidsdie Verbldung der Menschheit he-raufbeschwren. Wie etwa sein deut-scher Berufskollege Manfred Spitzer,der in seinem Bestseller DigitaleDemenz behauptet, unsere Kinderwrden sich um den Verstand kli-cken. Seine Haltung gegenber denneuenMedien bezeichnet er als kri-tisch-optimistisch, was bedeutet:genauer hinzuschauen, unter wel-chen Bedingungen Medien eine Be-reicherung fr Einzelne und soziale

    Gemeinschaften sind und unter wel-chen Bedingungen nicht. Am wich-tigsten sei es, den Medienkonsumvon Kindern und Jugendlichen auf-merksam zu begleiten, sie zu unter-sttzen und mit ihnen im Dialog zubleiben. Nur dann wrden sie die El-tern auch bei negativen Erfahrungenwie Cybermobbing ins Vertrauenziehen. So handhabt er das auch mitseinen beiden Tchtern im Teenager-alter.

    Digitale SpielwieseMedien sind fr den Wissenschaftlernicht nur eine potenzielle Gefahr, siemachen vor allem auch Spass. Gernespricht er von der digitalen Spiel-wiese. Ich nutze seit meiner Kind-heit begeistert die verschiedenstenMedien vonBchernber Comics biszu Film, Fernsehen und heute das In-ternet, sagt Daniel Sss. Als Jugend-licher drehte er selber Super-8-Filmeund zeigte die Werke an Open-Air-Anlssen im heimischen Garten. Le-gendr ist seine Vorliebe fr Krimis,speziell den TV-Tatort, von dem erkaum eine Folge verpasst. Zum 50.Geburtstag schenkten ihmdie Team-kollegen ein Krimi-Abonnement ei-ner Buchhandlung:Monat frMonatlag ein neuer Thriller in der Post. Amschnellsten gefriert sein Blut bei Psy-

    chokrimis im Stil von Henning Man-kell oder PatriciaHighsmith: Ich binweniger an Action interessiert als anden psychologischen Mustern undMotiven der Figuren, die sich in einVerhngnis verstricken. Die Disser-tation, die er an der Universitt Z-rich ablieferte, handelte vom ThemaDer Fernsehkrimi, sein Autor unddie jugendlichen Zuschauer undwar eine Analyse ber die Nutzungeines Tatorts durch Jugendliche.

    Nach dem Studium der Fcher Psy-chologie, Pdagogik und Publizistik-wissenschaft und Praxis beim Fern-sehen sowie an diversen Hochschu-len war er der richtige Mann, um imDepartement Angewandte Psycholo-gie der ZHAW den Schwerpunkt Me-dienpsychologie auf- und auszubau-en. 2001 war das, und nach und nachkamen neue Aufgaben hinzu. Seit2012 leitet Sss die Abteilung Stu-dium und Forschung des Departe-ments mit rund 50 internen Mit-arbeitenden, 100 Lehrbeauftragtenund 350 Studierenden auf Bachelor-und Masterstufe. Die Nachfragebersteigt die Zahl der Studienplt-ze bei Weitem: Zwei Drittel der Be-werber mssen abgewiesen werden.Daniel Sss hlt neben seiner Fh-rungsfunktion noch immer Vorle-

    Daniel Sss imMedia Lab: Erreiht sich nichtein in dieKaskade derWarner voreiner DigitalenDemenz, son-dern ist kritisch-optimistisch.

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    Impact | September 2013 MENSCHEN

    Haben Sie heute das Licht eingeschaltet? wohlig warm gehabt? mit Gas gekocht? im Internet gesurft? die WC-Splung bettigt? etwas in den Kehricht geworfen? das Teewasser aufgesetzt?

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    NeuerWind fr Ihre Karriere. sungen in Medienpsychologie undarbeitet nebenamtlich als Professorfr Mediensozialisation und Medi-enkompetenz an der Universitt Z-rich.

    Vernetzung spielt in seinem Wer-degang eine zentrale Rolle nichtnur die Vernetzung zwischen Psy-chologie, Pdagogik und Publizistik,sondern auch die Vernetzung zwi-schen Lehre und Forschung. Seit erim Departement beiden Bereichenvorsteht, werden sie noch strkerin Kompetenzgruppen miteinan-der verbunden. Zudem werden dieStudierenden vermehrt in die For-schung einbezogen. Auch die Vernet-zung von Theorie und Praxis treibtDaniel Sss voran. Mir liegt die an-gewandteWissenschaft sehr amHer-zen, betont er, meine Forschungs-projekte waren immer anwendungs-orientiert.DenSpagat zwischen For-schung und Anwendung bezeichneter freilich auch als eine der grsstenHerausforderungen.

    Die Forschungsprojekte, die un-ter seiner gide durchgefhrt wer-den, werden auch darum so stark be-achtet, weil sie so praktisch sind. DerRatgeber des Teams Medienkompe-tenz Tipps zum sicheren Umgangmit digitalen Medien hat sogar Ein-gang in das Bundesprogramm freinen wirksamen Jugendmedien-schutz gefunden. Er existiert in dreiLandessprachen und wurde in einerKurzversion in 16 Sprachenbersetzt(vgl. S.22).

    Bekannte JAMES-StudieDas prominenteste Projekt im Porte-feuille des Medienforschers ist dievonder Swisscomfinanzierte JAMES-Studie: ber tausend Jugendliche imAlter zwischen 12 und 19 Jahren wer-den seit 2010 alle zwei Jahre in al-len drei grossen Sprachregionen derSchweiz zu ihrem Medien- und Frei-zeitverhalten befragt. Die Daten wer-den jeweils nicht nur von den Medi-en dankbar aufgenommen, sondernauch vonBehrden, Bildungseinrich-

    tungen und Eltern. Die ersten Er-hebungen zeigten, dass die Jugend-lichen gar nicht so medienfokussiertsind, wie man landlufig meint, soder Medienforscher, hufig ziehendie JungenpersnlicheBegegnungendem virtuellen Kontakt vor. Richtiginteressant wird es ab der nchstenErhebung, die 2014 stattfindet. Dannlassen sich erstmals Trendanalysenerstellen.

    Zu den zentralen aktuellen Pro-jekten gehrt auch eine Studie zuden Medienentwicklungen, die imAuftrag des Bundesamts fr Sozial-versicherungen durchgefhrt wird.Es geht um die Frage, was der Ju-gendmedienschutz fr die Zukunftvorkehren soll. Ein Schlagwort dazuheisst Augmented Reality: MobileGerte wie Tablets oder Google-Bril-len erweitern die Wahrnehmung derWirklichkeit und kombinieren oderberlagern die reale und die digitaleWelt. Sie bringen zum Beispiel Com-puter-Spiele auf die Strasse eineneue Herausforderung fr die Medi-enwchter.

    Gesunde DistanzDaniel Sss scheut sich nicht vor sol-chen neuen Entwicklungen sie sindim Gegenteil das, was ihn an seinemBeruf motiviert. Mich interessierenMenschen, die unterwegs sind, sichin einer Entwicklung befinden, sagter, darum habe er ursprnglich aucheine Primarlehrerausbildung absol-viert. Offenheit gegenber Vernde-rungen heisst aber nicht, sich vonjeder medialen Neuheit vereinnah-men zu lassen. Der Professor pldiertfr eine gesunde Distanz zu all densmarten Gerten. Damit die stndigeErreichbarkeit nicht zum Stressfak-torwird, rt er, ab und zu bewusst off-line zu sein. Und damit sich niemandbrskiert fhlt, wenn die Antwortauf sich warten lsst, sei es am bes-ten, sich vor der Pause abzumelden.

    Ich bin weniger an Actioninteressiert als an

    den psychologischen MusternundMotiven der Figuren,die sich in ein Verhngnis

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    Impact | September 2013 MENSCHEN

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    MAS Patent- und Markenwesen MAS/DAS Schweisstechnologie CAS Instandhaltungsmanagement CAS Datenanalyse

    NeuerWind fr Ihre Karriere. sungen in Medienpsychologie undarbeitet nebenamtlich als Professorfr Mediensozialisation und Medi-enkompetenz an der Universitt Z-rich.

    Vernetzung spielt in seinem Wer-degang eine zentrale Rolle nichtnur die Vernetzung zwischen Psy-chologie, Pdagogik und Publizistik,sondern auch die Vernetzung zwi-schen Lehre und Forschung. Seit erim Departement beiden Bereichenvorsteht, werden sie noch strkerin Kompetenzgruppen miteinan-der verbunden. Zudem werden dieStudierenden vermehrt in die For-schung einbezogen. Auch die Vernet-zung von Theorie und Praxis treibtDaniel Sss voran. Mir liegt die an-gewandteWissenschaft sehr amHer-zen, betont er, meine Forschungs-projekte waren immer anwendungs-orientiert.DenSpagat zwischen For-schung und Anwendung bezeichneter freilich auch als eine der grsstenHerausforderungen.

    Die Forschungsprojekte, die un-ter seiner gide durchgefhrt wer-den, werden auch darum so stark be-achtet, weil sie so praktisch sind. DerRatgeber des Teams Medienkompe-tenz Tipps zum sicheren Umgangmit digitalen Medien hat sogar Ein-gang in das Bundesprogramm freinen wirksamen Jugendmedien-schutz gefunden. Er existiert in dreiLandessprachen und wurde in einerKurzversion in 16 Sprachenbersetzt(vgl. S.22).

    Bekannte JAMES-StudieDas prominenteste Projekt im Porte-feuille des Medienforschers ist dievonder Swisscomfinanzierte JAMES-Studie: ber tausend Jugendliche imAlter zwischen 12 und 19 Jahren wer-den seit 2010 alle zwei Jahre in al-len drei grossen Sprachregionen derSchweiz zu ihrem Medien- und Frei-zeitverhalten befragt. Die Daten wer-den jeweils nicht nur von den Medi-en dankbar aufgenommen, sondernauch vonBehrden, Bildungseinrich-

    tungen und Eltern. Die ersten Er-hebungen zeigten, dass die Jugend-lichen gar nicht so medienfokussiertsind, wie man landlufig meint, soder Medienforscher, hufig ziehendie JungenpersnlicheBegegnungendem virtuellen Kontakt vor. Richtiginteressant wird es ab der nchstenErhebung, die 2014 stattfindet. Dannlassen sich erstmals Trendanalysenerstellen.

    Zu den zentralen aktuellen Pro-jekten gehrt auch eine Studie zuden Medienentwicklungen, die imAuftrag des Bundesamts fr Sozial-versicherungen durchgefhrt wird.Es geht um die Frage, was der Ju-gendmedienschutz fr die Zukunftvorkehren soll. Ein Schlagwort dazuheisst Augmented Reality: MobileGerte wie Tablets oder Google-Bril-len erweitern die Wahrnehmung derWirklichkeit und kombinieren oderberlagern die reale und die digitaleWelt. Sie bringen zum Beispiel Com-puter-Spiele auf die Strasse eineneue Herausforderung fr die Medi-enwchter.

    Gesunde DistanzDaniel Sss scheut sich nicht vor sol-chen neuen Entwicklungen sie sindim Gegenteil das, was ihn an seinemBeruf motiviert. Mich interessierenMenschen, die unterwegs sind, sichin einer Entwicklung befinden, sagter, darum habe er ursprnglich aucheine Primarlehrerausbildung absol-viert. Offenheit gegenber Vernde-rungen heisst aber nicht, sich vonjeder medialen Neuheit vereinnah-men zu lassen. Der Professor pldiertfr eine gesunde Distanz zu all densmarten Gerten. Damit die stndigeErreichbarkeit nicht zum Stressfak-torwird,