10/2011 60. Jahrgang
Kirchenboteder Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen www.kirchenbote-sg.ch
Bäume
Bäumiges LebenDie Schule derBäumeDerKantonsförster
«Wer Gott vertraut, ist wie ein Baum,gepflanzt am frischenWasser,und seine Blätter verwelken nicht.»Psalm 1
Liebe Leserin,lieber Leser
Wie in der Mitte des Dorfes eine Kircheoder inmitten der Stadt eine Grossbanksteht – quasi als Bezugspunkt, so stan-den inmitten des Paradieses zwei Bäu-me, je verschiedene Lebensentwürfemarkierend: der Baum des Lebens undder Baum der Erkenntnis von Gut undBöse – wobei die Früchte des einen zumLeben, die des andern zum Tode führensollten, so die Warnung Gottes.Doch die Schlange wusste es besser:«Mitnichten werdet ihr sterben. Son-dern Gott weiss, dass euch die Augenaufgehen werden und dass ihr wie Gottsein und Gut und Böse erkennen werdet,sobald ihr davon esst.» Der Fortgangder Geschichte ist bekannt. Adam undEva kosteten die verbotene Frucht undwurden aus demParadies vertrieben.
Damals reagierte Gott etwas ungehalten:«Sieh, derMensch ist gewordenwie un-sereiner, dass er Gut und Böse erkennt.Dass er nun aber nicht seine Hand aus-strecke und auch noch vomBaumdesLebens nehme und esse und ewig lebe!»Zur Sicherheit liess Gott den EingangzumParadies von einemKerubimmitflammendemSchwert bewachen –wohlzu Recht, denn zuerst sollte derMenschlernen,mit demWissen umGut undBöseumzugehen, es nicht zur Arroganz undgegen die Schöpfung zu nutzen.
Im Laufe derWeltgeschichtemuss Gottaber seine Pläne geändert haben. Jesuszeigt uns ein anderes Gottesbild. Heim-kehr zu Gott ist möglich. Der verloreneSohn, der sein Erbe verprasst hat undbei den Schweinen landet, erinnert sichan seinen Vater und kehrt um. Mit einemFest wird er freudig aufgenommen.«Heut schliesst er wieder auf die Türzum schönen Paradeis …» heisst es imAdventslied, und in Apokalypse 2, 7verheisst der Auferstandene: «Wer denSieg erringt, demwerde ich zu essengeben vomBaum des Lebens, der imParadies Gottes steht.»So werden uns die beiden Bäume inneuerWeise zumBezugspunkt, indemsich «Leben» und «Wissen» nicht mehrausschliessen, sondern heilsam durch-dringen – Gott sei Dank. AS
Im Anfang
Bäumiges LebenBesinnung zu Psalm 1
«Der ist wie ein Baum, anWasserbächen
gepflanzt: Er bringt seine Frucht zu seiner
Zeit, und seine Blätter welken nicht. Alles,
was er tut, gerät ihm wohl.» Psalm 1, 3
Das Schweizerdeutsche kennt bemerkens-
werte Sprachblüten. Eine ist das Wort
bäumig.Wenn etwas bäumig ist, dann ist
es wunderbar. Und dass das Leben auf
Bäumen etwas Wunderbares ist, weiss je-
des Kind.
Wie ein BaumIn Psalm 1 dient der Baum als Symbol für
eine reichlich gesegnete Person. Das ist
nicht überraschend.Die Dauerhaftigkeit,
Majestät und Fruchtbarkeit von Bäumen
laden dazu ein. Folglich finden wir auch
in der Bibel manch detailgetreuen Ver-
gleich zwischen Baum und Mensch. So
imHohelied,demalttestamentlichenLie-
besgedicht, wo eine junge Frau ihren Ge-
liebten mit den Worten beschreibt: «Wie
der Apfelbaum unter den Bäumen des
Waldes, so ist mein Geliebter unter den
anderen Burschen.» Hld 2, 3
Demgegenüber gestaltet Psalm 1 seine
Baumpoesie nüchtern. Der Vergleich
Mensch-Baum ist hier sehr offen gestaltet.
Was der Psalmdichter dagegennicht offen,
sondern mit aller Unmissverständlichkeit
formuliert, ist die Unterscheidung zwi-
schen Gedeihen und Verderben, die den
Rahmen des Vergleiches von Mensch und
Baum bildet. «Wohl dem, der nicht dem
Rat der Frevler folgt, und nicht auf den
Weg der Sünder tritt, noch sitzt im Kreis
der Spötter, sondern seine Lust hat am
Gesetz des Herrn und sinnt über seinem
Gesetz Tag undNacht.» (Psalm 1, 1–2)
Die beiden WegeKurz unddeutlichwird hier festgestellt: Es
gibt Dinge, die sind lebensfeindlich, und
Dinge, die sind lebensfreundlich. «Die
beiden Wege» lautet daher treffend die
Überschrift über dem 1. Psalm.
Die Beschäftigung mit demWort Got-
tes betrachtet der Psalmdichter als Segen.
«Nimmund lies – es tutDir gut», so könn-
te man prägnant seinen Rat an die Leser
zusammenfassen. AlsEinleitungswort am
Anfang des Psalmenbuches fasst er zu-
sammen, was für die 149 folgenden Psal-
men gelten soll: dass Gottes Wort und
Weisungen unser Gedeihen fördern und
Menschen auf diesemWeg die Robustheit
und dieWürde eines Baumes erlangen.
Doch auch eine andere Realität führt
uns Psalm 1 schonungslos vor Augen: die
Tatsächlichkeit des Verderbens und der
Verfehlung. Die Warnung vor dem Kreis
der Spötter berührt mich vor demHinter-
grund meiner Tätigkeit an der Universität
besonders. Schnöden und Spotten sind
wohl die ältesten akademischen Fächer,
eine Art Kräftemessen des aufgeweckten
Geistes und auch eine intellektuelle Frust-
bewältigung.DemPsalmdichter ist die zer-
setzendeWirkungdes Spottes bekannt,der
keine tragfähige Lebensgrundlage bildet.
Enorme RegenerationskraftDeutlich nimmt der Psalm die Unter-
scheidung des gelingenden und des miss-
lingendenWeges vor. Zu deutlich,wiemir
scheint.UmimBildder zweiWege zublei-
ben: In menschlichen Lebensläufen ver-
laufen diese Wege nicht scharf getrennt,
Gelingendes undMisslingendes wechseln
sich ab und überkreuzen sich. Das ver-
sinnbildlicht gerade der Baumals Lebens-
symbol. Bäumen undMenschen gemein-
sam ist ihre enorme Regenerations- und
Wandlungsfähigkeit. Abgeschlagene Äste
und umgehauene Bäume schlagen Wur-
zeln und spriessen von Neuem, wie auch
Menschen aus tiefenKrisen herausfinden,
neue Lebenskraft finden und aufblühen.
Bäume verkörpern die permanente Neu-
werdung des Lebens unddieNeuwerdung
imLeben.Unddamit symbolisieren sie ei-
ne der wichtigsten christlichen Heilsvor-
stellungen: dass uns Gott immer wieder
den Neuanfang ermöglicht. Bäume und
Menschen haben ihre Wandelbarkeiten
und damit ihre Geschichten. Der eine
Baum amWasserlauf steht daher für viele
Bäume. Er kann eine knorrige Eiche oder
eine elegante Zypresse sein. Er kann mal
im kargenHerbst-,mal im üppigen Früh-
lingsgewand dastehen. Und nun ergibt
sich auch ein Sinn dafür, warum Psalm 1
seine Vorstellung eines Baumes so unspe-
zifisch, so offen gestaltet hat: Es gibt viele
Möglichkeiten des Baumseins. Und somit
viele Möglichkeiten des segensreichen,
bäumigen Lebens.MARKUS ANKER
Editorial
Titelbild: alter BergahornDas Titelbild wie auch die Fotos auf Seiten 3und 4 stammen von der Alp Obergössigen beiEnnetbüel. Fotos: Peter Müller, St.Gallen.
«Bäume verkörpern diepermanente Neuwer-dung des Lebens und dieNeuwerdung im Leben.»
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Thema
Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 3
Bäume könnenmit spannenden Geschichten verbunden sein
– auch in der Ostschweiz. Da gibt es z.B. die Edelkastanie in
Buriet,die 1847 gepflanztwurde,anlässlich derGründungder
modernen Schweiz. Oder den japanischen Korkbaum an der
St.GallerMuseumsstrasse, einÜberbleibsel des ersten botani-
schen Gartens der Stadt. Oder die alten Bergahorne auf der
Alp Obergössigen im Toggenburg – sie stabilisieren ein Berg-
sturz-Gelände. Wenn man solchen Geschichten nachgeht,
merkt man bald: Bäume haben noch eine tiefere Dimension.
Warum z.B. ist die mächtige Atlas-Zeder auf SchlossWarten-
see so beliebt?Warumbleiben viele Gäste kurz vor ihr stehen?
Ein Antwort könnte sein: Sie spüren, dass der Baum auf den
Punkt bringt, worum es bei den meisten Seminaren und An-
lässen auf Wartensee letztlich geht. Wachsen – blühen –
Früchte tragen.
Den Dingen ihre Zeit lassenDen wohl grössten Eindruck machen alte Bäume. Ein Lebe-
wesen, das 200 Jahre oder noch älter ist und immer am selben
Ort steht – das fasziniert unsMenschen. Bäume, die älter sind
als die moderne Schweiz, die barocke St.Galler Stiftsbiblio-
thek oder die EntdeckungAmerikas.Oft beschränkt sich diese
Faszination allerdings auf die blosse Anzahl Jahre.Dabei gäbe
Die Schule der BäumeBetrachtungen eines Baumgeschichten-SammlersWeltenbaum, Lebensbaum,Paradiesbaum–überBäumegibt es eineFülle vonBildernundGeschichten,MythenundTheorien.Was erzählenkonkreteBäume inunsererRegion?
es noch viel mehr zu staunen. Schon einmässig alter Baum ist
wie eine Insel in der Hektik der Menschenwelt. Stunden? Mi-
nuten? Ein Mausklick? Das ist hier alles belanglos. Der Baum
hat seine eigene Zeit, seine eigenen Rhythmen: Morgen, Mit-
tag undAbend.Frühling, Sommer,Herbst undWinter.Bei ur-
alten Bäumen,mit einemAlter von 600, 1000 oder nochmehr
Jahren, liegt der Fall wieder anders. Sie wirken vielfach wie
bizarre Holzskulpturen, haben etwas Poetisches und Ehr-
furchtgebietendes – und oft auch etwas Unheimliches.
Allgemein könnte man sagen: Vor allem bei den Laubbäu-
men und erst recht im Wald begegnet man den elementaren
Abläufen des Lebens:Wachsen,Blühen,Zerfallen.Abläufe,die
auch für uns Menschen in vielen Bereichen immer noch gel-
ten. Die grosse Krise unserer Gegenwart besteht nicht zuletzt
darin, dass immer weniger Menschen eine Beziehung zu
diesenAbläufen haben. Sie nehmen denDingen ihre Zeit, ver-
fallen der Illusion der totalen Machbarkeit und sofortigen
Realisierbarkeit. Die Dinge können nicht mehr wachsen und
reifen. Das führt dazu, dass immer mehr entgleist: Projekte,
Beziehungen, Menschen … Wie oft wird heute versucht,
sozusagen einen Baum aus demBoden zu stampfen.Oder gar
einen ganzenWald.
Arvenholz und LärchenlichtSpirituelle Erlebnisse und Einsichten sind da nicht weit.
Bäume – und erst rechtWälder – können sie in reichemMas-
se vermitteln. Etwas vom Eindrücklichsten und Anrührends-
ten ist die Sache mit den Knospen. Nebel? Kälte? Winter? Im
Herbst, wenn die Blätter abfallen, sterben die Laubbäume
nicht ab. Sie halten die neuenKnospen schon bereit.Mit einer
Lampe könnte man sie zum Ausschlagen bringen. Das ist
nicht nur botanisch faszinierend.Es kannunsMenschen auch
in schwierigen Lebenssituationen helfen: zu vertrauen, dass
«Schon einmässig alter Baum ist wie eineInsel in der Hektik derMenschenwelt.»
Herbstzauber im Toggenburg. Die alten Bergahorne auf der Alp Obergössigen oberhalb Ennetbüel.
Foto:P
eter
Müller
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etwas Neues kommt – und durchzuhalten, bis es da ist.
Physisch spürbar wird das spirituelle Moment, wenn man
einen Bergwald mit Arven besichtigt, z.B. den Tamangur im
Val S-charl, südlich von Scuol imUnterengadin. Je mehr man
sich zur Baumgrenze hinaufarbeitet, um so abenteuerlicher
sehen die Arven aus.Der Kampf mit der rauen Umwelt – Käl-
te, Sturm,Winter, Steinschlag – hat seine Spuren hinterlassen.
DieWiderstandskraft der Bäume ist fast unheimlich.Manche
halten sich schon ein paar Hundert Jahre hier oben. Das
Besichtigen dieser Bäume tut gut. Ein Ort, der Kraft gibt. Ein
Kraftort. Ein Erlebnis eigener Art ist auch das goldige Herbst-
licht der Lärchen imOberengadin.Als obmandas Labor eines
Alchemisten betritt, der die «Quintessenz des Lebens» destil-
lieren will und dem Ziel schon sehr nahe gekommen ist.Man
spürt es geradezu im Raum, das Leben.
Spiritualität und ÖkologieErahnbar ist die ungeheure Lebenskraft der Natur selbst im
Flachland, mitten im tiefsten Winter. Man steht vor einem
eingeschneiten Kirschbaum und sagt sich: «In einigenMona-
ten hängen hier wieder Kirschen – eigentlich unfassbar.» Das
«grosseNaturtheater der Jahreszeiten»,das in unseren Breiten
Jahr für Jahr über die Bühne geht, ist ein gewaltiges Ereignis.
Es trifft viele Menschen tief, bis ins Innerste. Man wundert
sich nicht, dass sich die Kirche früh bemühte, dieses «Natur-
theater» unter ihre Kontrolle zu bringen und in ihr eigenes
Konzept einzubauen. Bekannte Stichworte sind hier Ostern
undWeihnachten. Im einen Fall geht es um dasWiedererwa-
chen der Natur im Frühling, im andern um die dunkelsten
Wochen des Jahres.
In der Moderne ist zu dieser spirituellen Dimension der
Natur die ökologische gekommen. Wir wissen, dass unsere
Zivilisation der Umwelt nicht guttut. Auch hier spielen die
Bäume eine wichtige Rolle: als Opfer, als Indikator, als
Mahner. Sie relativieren sogar dieGrandiosität und Einmalig-
keit unserer Hightech-Zivilisation. Forstleute weisen z.B.
darauf hin,dass ohneunsMenschenheuteweiteTeile Europas
von Buchenwäldern bedeckt wären – reinen oder gemischten.
Wir leben letztlich in einer grossenWaldlichtung.
Erlebnisse und BegegnungenWie weit man all diese Dinge in Worte fassen soll, ist eine
schwierige Frage.Vielleicht verbaut man sich den Zugang da-
zu, wennman zu schnell mit fertigen Begriffen und Theorien
bei der Hand ist. Vielleicht ist es besser, wenn man sich das
alles in konkreten Erlebnissen und Begegnungen «erarbeitet»
– ohne immer gleich ans keltische Baumhoroskop zu denken
oder ein Fachbuch über die «Mythologie der Bäume» zu kon-
sultieren. Wenn man das über Jahre macht, werden die Bäu-
me,wird dieNaturmit der Zeit zu einerArt «Resonanzraum»,
ja fast zu einer Art Gesprächspartner.
Ergänzungen dazu bieten Kunstwerke, Bücher oder Filme.
Man kann hier spannende Entdeckungen machen, z.B. in
John Fords Sozialdrama «Die Früchte des Zorns» (1940), der
Verfilmung von John Steinbecks berühmtemRoman. In einer
Szene erklärt dort der Prediger Casey der Hauptfigur, wie er
seinen Glauben verloren und den Job an den Nagel gehängt
hat. Während seiner Erzählung steht er die ganze Zeit vor
einem Baum, in dessen Blättern ein sanfter Wind weht.
Irgendwann merkt man als Zuschauer: Nein, dieser Prediger
ist nicht von Gott verlassen – im Gegenteil. Der sanfte Wind
deutet das ganz beiläufig an.Da «weht der Geist».
Das wirklich Essenzielle an dieser ganzen Sache ist über-
haupt sehr einfach – und gleichzeitig sehr schwer. Ein Blatt
löst sich vom Ast und segelt langsam zu Boden. Schau ihm
genau zu, ruhig und aufmerksam.Es ist das «Nû»dermittelal-
terlichenMystiker.Das Hier und Jetzt. Der Augenblick.
PETER MÜLLER, ST.GALLEN
Peter Müller, Historiker und Journalist, arbeitet im Historischen und Völ-kerkundemuseum St.Gallen, beschäftigt sich seit 1996mit Bäumen, pub-lizierte 2002 zusammenmit Hanspeter Schumacher und Chris Mansfielddas Buch «Rogghalmlinde, Harfentanne – Baumgeschichten aus der Ost-schweiz» (vergriffen).
«Ein Blatt löst sich vom Ast und segeltlangsam zu Boden. Schau ihm genau zu,ruhig und aufmerksam.»
Foto:P
eter
Müller
Die alten Bergahorne gehören zu den eindrücklichsten Baumgruppen des Kantons St.Gallen.
Beim Baum angekommen, klopfen wir
auf den Stamm, streicheln wir über die
raue Rinde. Dann wieder mein Blick
nach vorne. «Schau, Magdalena, dort
steht noch ein ganz grosserBaum!»,und
beim nächsten «Schau, vorne ist einer
mit grünen Blättern» und «OhWunder,
der dort hat auch grüne Blätter». Lang-
sam kommen wir vorwärts von Baum
zu Baum. Und ich habe alle Zeit der
Welt,mich zu fragen,welchenWegmar-
ken ich eigentlich folge.Wasbringtmich
dazu, den nächsten Schritt zu tun? Von
welchen Banalitäten lasse ich mich ver-
leiten? Führen die vielen kleinen Schrit-
te zum Ziel oder stolpere ich orientie-
rungslos mal hierhin,mal dorthin?Was
ist überhauptmein Ziel?
Ich denke zurück, an meine eigene
Gotte unddenkleinenKirschbaum,den
sie mir zur Taufe geschenkt hat. Meine
Eltern haben ihn in die Mitte des Gar-
tens gepflanzt. Er hat seine Äste gegen
den Himmel ausgestreckt und ist jedes
Jahr etwas grösser geworden. Aber
Kirschen trug er keine. Und dann, in
dem Jahr, als er zum ersten Mal richtig
blühte, sind wir weggezogen. Unsere
ehemaligen Nachbarn haben mir er-
zählt, dass er im Sommer tatsächlich
Früchte trug – aber ich, ich habe nie von
den Kirschen meines kleinen Kirsch-
baums gegessen.
Welche Früchte konnte ich sonst
nicht geniessen, auf die ichmich gefreut
hatte? Was sehe ich wachsen, was muss
ich zurücklassen? Wonach strecke ich
mich aus? Kann ichmich entfalten oder
habe ich nur ein düsteres Plätzchen in-
mitten viel stärkerer Bäume? Warum
stünde ich eigentlich,wenn ich dann ein
Baumwäre, gerne in einer Allee?
Wurzeln schlagenEiner derBäume,diemich in letzterZeit
am meisten beeindruckt haben, wuchs
aber weder entlang einer Prachtstrasse,
noch säumte er einen lauschigen Spa-
zierweg. Vielmehr handelte es sich um
eine unscheinbare Arve. Diese Nadel-
bäume sehen ähnlich aus wie Föhren,
wachsen in den Bergen und können
Hunderte von Jahren alt werden. Ich
kam also beim Wandern an einem ver-
waschenen Felsblock vorbei, ungefähr
einen Meter hoch. Darauf wuchs diese
Arve in die Höhe, obwohl es dort kaum
Erde gab. Um Halt und Nahrung zu
finden, hatte sie armdicke Wurzeln am
Felsen hinuntergeschlungen. Ich war
verblüfft, dass der Baum überhaupt so
lange überlebt hatte, bis seine Wurzeln
lang und stark genug geworden waren,
umdas Erdreich rundumdenFelsblock
zu erreichen. Aber ein Baum wächst
wohl einfach, während einMensch eine
scheinbar unmögliche Situation be-
wusst wahrnimmt. Entweder keimt in
ihm Hoffnung auf oder er verzweifelt.
Was gibt mir die Kraft, zu hoffen? Wo-
ran klammere ich mich? Was brauche
ich, umWurzeln zu schlagen undwach-
sen zu können?
Ich denke an eine der wenigen Bibel-
passagen, die mir überhaupt zu Bäu-
men in den Sinn kommen. An das win-
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Thema zige Senfkorn, das sich zum stattlichen
Baum entwickelt, der den Vögeln des
Himmels Unterkunft bietet. Aus Klei-
nem kann ganz Grosses werden, uner-
wartet, unverhofft. Eine Freundschaft
kann mit einem Lächeln, einem guten
Wort beginnen.EinBaby, in einemärm-
lichen Stall geboren, wird zum Erlöser.
Aber wie schnell wächst auch Unheil,
Leid.Während die eine Aussaat gedeiht
undFrüchte trägt, geht die andere kaum
auf oder muss ersticken. Angesichts des
Weltgeschehens fühle ichmich oft hoff-
nungslos, machtlos und vergesse gerne,
dass auch hier im Kleinen eine grosse
Veränderung beginnen kann. Warum
versuche ich nicht mehr, in meinem
Umfeld das Gute zu nähren und darauf
zu vertrauen, dass Gott die Saat aufge-
hen lässt?
Der Herr ist mein HirteUnd während ich mich noch hintersin-
ne, kommen mir Teile des bekannten
Psalm 23 in den Sinn. «Der Herr ist
mein Hirte, er führet mich auf rechten
Pfaden.Muss ich auch wandern in fins-
terer Schlucht, ich fürchte kein Unheil,
denn du bist bei mir, dein Stock und
dein Stab geben mir Zuversicht.» Das
Gottesvertrauen ist auch ein wichtiger
Punkt beim Unterwegssein und ebenso
das Loslassen, das Sich-Leitenlassen.
Und manchmal gibt der Stab nicht nur
Zuversicht, sondern er prügelt uns mal
mehr oder weniger sanft vorwärts,
wenn wir unterwegs zaudern oder ein-
zuschlafen drohen.
Sind Bäume eigentlich darum zu
beneiden, dass sie sich nicht bewegen
müssen und sich keine Gedanken über
den zurückliegenden und zukünftigen
Weg zu machen brauchen? Ich finde
nicht, denn sie können entsprechend
auch nichts beeinflussen oder nicht auf
eineWendung zumBesseren hoffen.
Doch noch bin ich unterwegs mit
meinem Gottenkind. Von Baum zu
Baum. «Schau, Magdalena, der hat eine
ganz grobe Rinde.» Und wir betasten
zusammen die Rinde und gehen weiter.
Von Baum zu Baum, von Fixpunkt zu
Fixpunkt und mit vielen kleinen Schrit-
ten kommenwir schliesslichwohlbehal-
ten zuHause an. LOTTI GERBER, ST.GALLENVon Baum zu Baum unterwegs …
MitkleinenSchrittenzumZiel
Wenn Bäume zumDenken anregen«Chumm,Magdalena, da vorne isch no änBaum.» Ich binmitmeinemgut zweijährigenGottenkind auf demHeimwegeines Spaziergangs. Das heisst, ichmöchte heim, sie tippeltmal hierhin,mal dahin. Deswegen versuche ich, siemit demjeweils nächstenBaumwieder ein Stück in die gewünschteRichtung zu locken. Ein paarGedanken vonunterwegs.
«Was ist überhaupt mein Ziel?»
Foto:as
«Aus Kleinem kannganz Grosses wer-den, unerwartet,unverhofft.»
Foto:Stefan
Rohner
Bäume spielen im Leben des Menschen
eine spezielle Rolle. Oft überleben sie
ihn an Jahren. Sie spenden Schatten in
der Hitze, bringen Früchte zumVerzehr
und sind Heimat für Tiere aus der Vo-
gel- und Insektenwelt.Auch beschützen
sie Landschaften vor Wind- und Was-
serschäden, produzieren Sauerstoff und
liefern Holz für die Wärme und den
Hausbau. Bei gekonnter Pflege sind die
Bäume ein Rohstoff, der immer wieder
nachwachsen kann.
Vegetation im alten IsraelIn der Bibel werden Bäume oft im Detail
beschrieben, so in Gleichnissen, Erzäh-
lungen, oder in den Text einer Biografie
verwoben–manchmal amRand,manch-
mal im Zentrum, da ausführlich geschil-
dert, dort wieder nur skizzenhaft er-
wähnt. Eine zentraleRolle spielenBäume
in den Schöpfungsberichten, dem Sint-
flutbericht und beim Bau des Tempels.
ImBuch Exodus,wo derAuszug der Isra-
eliten aus Ägypten beschrieben wird, be-
gegnen wir dem Astholz, das ins bittere
Gewässer gelegtwirdund es reinigt.Oder
es ist voneinemEichenhein inMamredie
BäumederBibelEine kleine Hilfe zur SpurensucheÜber 130 Pflanzen- undBaumnamen finden sichin denUrtexten der Bibel, etwa 100 davon sindbis heute identifiziert.
Rede.Total findenwir etwa130Pflanzen-
namen in der Bibel, wovon etwa 100
schon nach demLinné-System verifiziert
sind, dem lateinischen Namenssystem
vonArt,Gattung und Familie.Da dieUr-
texte der Bibel hebräisch, teils aramäisch
und altgriechisch geschrieben sind, ist es
nicht ganz einfach, die damalige Pflan-
zenwelt exakt zu bestimmen. Es wird
noch einige Zeit brauchen, um die Pflan-
zen der damaligen Zeit zu rekonstru-
ieren. Denn manchmal haben sich die
Bäume durch das Klima in ihrem Habi-
tus und Wuchs auch verändert oder sie
sind nur noch in alten, fast nicht auffind-
baren Samenanlagen zu finden.Doch er-
wiesen ist, dass es im ganzen Gebiet Isra-
els zur Zeit der Landnahme eine reiche
Pflanzen- und Baumvegetation gab.
Es wurden ja auch aus «vorsintflutli-
cher» Zeit versteinerte Bäume im Gebiet
des Maghreb in Nordafrika nachgewie-
sen. Und auch die fossilen Brennstoffe
wie Steinkohle und Erdöl zeugen von ei-
ner grandiosen Pflanzen- und Baumwelt
in der fernen Vergangenheit. Selbst im
heute kalten und grauenGrönland gab es
in frühen Zeiten eine schöneVegetation.
Vom Einfluss der MenschenDie Pflanzenwelt ist stets von vielen Ein-
wirkungen abhängig, so von Wind, Re-
gen, Temperatur, Holz- und Rindenge-
sundheit, Nährstoffaufnahme und Son-
neneinstrahlung. Vor allem die Blüten-
und Knospenbildung ist sehr sensibel
und von teils noch unbekannten Fakto-
ren bestimmt.
Aber nicht nur die Natur selbst be-
einflusst das Leben der Pflanzenwelt.
Auch die menschlichen Interessen spie-
len eine zentrale Rolle. Und da wird die
Bibel immer recht offen erzählen, wenn
man genau hinhört und wir der Schrift
Zeit und Respekt entgegenbringen.
Bäume sind lebensnotwendig für
uns Menschen. Verstehen wir sie zu
wenig, so verlieren wir sie und können
uns nicht an ihnen und ihren Blüten,
Blättern und Früchten erfreuen.
Im alten England gab es die Tradition
des biblischen Themengartens, der reich
gefüllt war mit den sogenannt verifi-
zierten Pflanzen der Bibel. Auch im
sankt-gallischen Gossau gibt es seit
September 2005 einen solchen «Bibel-
garten», ebenso in der Nähe von Basel
auf Schloss Beuggen in Rheinfelden (D).
ImnahenDeutschlandgibt es gegen zehn
solcher Bibelgärten, die öffentlich sind.
Persönlich kann ich den Besuch eines
Bibelgartens nur empfehlen, denn er
leitet hinein in die biblische Welt der
Heiligen Schrift. ALFRED F. TOBLER, ROR-SCHACHERBERG
Thema
6 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011
Foto:as
Besuch im Bibelgarten bei der katholi-
schen Kirche in Gossau SG.
Die meistgenannten BäumeZu den bekanntesten Bäumen gehören:Ulme, Morgenländische Platane, Weide,Silberpappel/Weisspappel, Weinrebe,Ölbaum/Olive, Dattelpalme, Granatap-fel, Johannisbrotbaum,Walnussbaum,Terebinthenbaum/Pistazie, Mandel-baum,Wilder Feigenbaum/Sykomore,Apfelbaum,Maulbeerbaum, Amber-baum, Balsambaum, Zimtbaum, Adler-holzbaum, Libanonzeder, Zypresse,HoherWacholder, Feigenbaum, Tanne,Eiche, Pinie, Aleppokiefer, BlattloseTamariske, Akazie, PhönizischerWach-older, Styroxbaum, Lorbeer, Apfel vonSodom, Zedratzitrone, Ebenholzbaum,Roter Sandelbaum/Roter Almag.
Die Rotbuchen beim Bibelgarten in Gossau wurden vor über 100 Jahren gepflanzt:
als Schattenspender während der Einsegnung der Särge im ehemaligen Friedhof.
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Fokus
TopdiplomatundMystiker
Vor 50 Jahren starb Dag HammarskjöldVerantwortung für andere und die ungerechten Zuständein derWelt zumGuten zuwenden – nichts Geringeres hattesich der erste UNO-Generalsekretär DagHammarskjöldzur persönlichenAufgabe gemacht. Durch seinen auf-opferungsvollen Einsatz gab er derWeltorganisation seineganz eigenePrägung. Dieser bedingungslose Einsatz kos-tete ihn letztlich vor 50 Jahren das Leben. Hammarskjöldstarb am18. September 1961 auf demWeg zu einer Frie-densmission imKongo bei einemFlugzeugabsturz.
Dag Hammarskjöld gilt als kühler, ver-
handlungsstarker Politiker und Frie-
densstifter imAuftrag derVereintenNa-
tionen. Bis man nach dem Tod des
UNO-Generalsekretärs eine Art geistli-
ches Tagebuch findet. Darin offenbart
er eine ganz andere Dimension seiner
Persönlichkeit: eine tiefreligiöse Hal-
tung, die mehr einem christlichenMys-
tiker als einem Topdiplomaten ent-
spricht. «Das einzig richtige Profil, das
man von mir zeichnen könnte, ergeben
diese Notizen», schreibt er darin.
Als jüngster von vier Söhnen des
schwedischen Premierministers Hjal-
mar Hammarskjöld wird er am 29. Juli
1905 in eine religiöse Familie hineinge-
boren, die bereits viele herausragende
Staatsbeamte, Bischöfe und Künstler
hervorgebracht hat. Auch Dag Ham-
marskjöld setzt die Familientradition
fort, schliesst sein Studium der Rechts-
undWirtschaftswissenschaftenmit her-
vorragendem Examen ab und wird
zunächst Staatssekretär im Finanz-
ministerium. Nach 1945 übernimmt er
zunehmend diplomatische Aufgaben
und wird 1951 stellvertretender schwe-
discher Aussenminister. Schon jetzt ist
er einVerfechter der schwedischenNeu-
tralitätspolitik.
Neutral und vorausschauendZwei Jahre später wird der nur Insidern
bekannte Schwede zumUNO-General-
sekretär gewählt. Bald verleiht er der
schwerfälligen Weltorganisation durch
seine neutrale LiniemehrAutorität.Der
neue UNO-Generalsekretär engagiert
sich für die Menschen in der Dritten
Welt und für den Erhalt des Friedens –
die Friedenstruppenmit denBlauhelm-
Soldaten gehen auch auf ihn zurück.
Statt zu warten, bis ein Konflikt eska-
liert, setzt er auf vorausschauende
Diplomatie und unblutige Lösungen.
Verschiedene Krisenherde derWelt for-
dern den Einsatz des pflichttreuen und
aufopferungsvollen Beamten: der Suez-
Krieg 1956 sowie die Konflikte im Liba-
non 1958 und in Laos 1959.
In seinen knapp acht Amtsjahren
macht er sich durch seine undogmati-
sche Politik nicht nur Freunde. In der
Kongo-Krise schickt Hammarskjöld
UNO-Truppen ins Land und versucht
auch persönlich zwischen den kämp-
fenden Parteien zu vermitteln. Im Sep-
tember 1961 reist der Diplomat zu er-
neuten Friedensgesprächen nachNord-
rhodesien. Bei einem Nachtflug stürzt
sein Flugzeug ab, Hammarskjöld
kommt um. Die Umstände werden nie
genau geklärt, ein Mordkomplott west-
licher Geheimdienste wird angenom-
men. Wenige Monate später erhält er
posthum den Friedensnobelpreis.
«Gebrauchtund verbraucht werden»Beim Sortieren des Nachlasses findet
ein Freund das Manuskript mit den
tagebuchartigenAufzeichnungenHam-
marskjölds, das 1963 unter dem Titel
«Zeichen am Weg» veröffentlicht wird.
Nun wird deutlich, wie sehr sich der
Politiker mit Gott verbunden wusste.
«In seiner Hand hat jede Stunde einen
Sinn», meditiert Hammarskjöld seine
persönliche Gotteserfahrung.
Dag Hammarskjöld, UNO-Generalsekretär von 1953 bis 1961
In mystischer Selbstversenkung
glaubt er zu erkennen, was Gott mit ihm
vorhat: «Mein Geschick ist es, gebraucht
und verbraucht zu werden nach deinem
Willen.» Als Sinn seines Lebens erkennt
er denDienst an derGemeinschaft.Auch
dieUNO ist für ihn in erster LinieDiene-
rin der Menschheit und dürfe sich nicht
vonEinzelinteressen beeinflussen lassen.
Diesen Gedanken hatte er in den
Schriften der mittelalterlichenMystiker
gefunden – bei Meister Eckhart, Johan-
nes vom Kreuz, Thomas von Kempen
und Blaise Pascal. Weitere Inspiration
gaben ihm der Religionsphilosoph
Martin Buber und Albert Schweitzer,
mit denen er befreundet war.
Gleichwohl wird deutlich, dass sich
Hammarskjöld seit seiner Kindheit ein-
sam fühlte, was ihn offensichtlich sensi-
bel für Gott machte und zu einer tiefen
Spiritualität führte. «Dienen» und «Op-
fer» sind zwei Begriffe, die in Hammar-
skjölds Aufzeichnungen immer wieder
auftauchen.Gerade zwischen den Fron-
ten politischer Ideologien wusste sich
der Diplomat in der bewussten Chris-
tus-Nachfolge. Zu Recht gilt der Welt-
politiker als eineder bedeutendstenPer-
sönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
KIPA/ANGELIKA PRAUSS
Foto:pd
«Statt zu warten, bis einKonflikt eskaliert, setzt er aufvorausschauende Diplomatieund unblutige Lösungen.»
«Gerade zwischenden Fronten…wusste er sich in derbewussten Christus-Nachfolge.»
Panorama: Gemeinden
Altstätten: Pfr. GregorWeber gewähltAm letzten August-Sonntag istPfarrer GregorWeber nach Alt-stätten gewählt worden. Er wirdseine 75-Prozent-Stelle am1. Februar 2012 antreten. Er er-gänzt das bestehende Team, wel-ches heute aus Gemeindepfarrer,
Diakon und Jugendarbeiterin besteht. PfarrerGregorWeber hat an der Universität Basel und ander STH in Basel studiert. Nach seinem Vikariat inLausenwurde er am 21. August ordiniert. MS
Neuer Pfarrer für Bad RagazDemRhein verbunden bleibt EricHub-Hauser. Am 1. August hat erdas Pfarramt in Bad Ragaz ange-treten. Zuvor studierte er in Baselund absolvierte dort auch sein Vi-kariat. Vor seinem Theologiestudi-um unterrichtete Hub als Germa-
nist an einemGymnasium. Er ist verheiratet undVater von zwei Kindern. ACK
Walenstadt mit PfarrerinAnne Dietrich heisst die neuePfarrerin in der KirchgemeindeWalenstadt, Flums, Quarten. Diet-rich ist in der Pfalz in Deutschlandaufgewachsen, hat in Bethel,Heidelberg undMadurai (Indien)studiert und war als Seelsorgerin
in der Psychiatrie tätig. Im St.Galler Oberland wirdsie vorwiegend für die Arbeit mit Kindern, Familienund Jugendlichen zuständig sein. ACK
Pfarrehepaar für St.PeterzellObwohl Ursula undHannes Langeneggeraus demSolothurni-schen nach St.Peterzellkommen, ist ihnen der
Kanton St.Gallen nicht fremd. Früher wirkten sie inder Gemeinde St.Gallen-Tablat, Kindheitserinne-rungen verbinden siemit dem Toggenburg. SeitJahren teilen sich Langeneggers Pfarrstelle, Haus-und Familienarbeit. Inzwischen sind alle fünf Kinderausgeflogen und die beiden können sich ihre Arbeitganz nach Interessen und Stärken teilen. ACK
Karin Bredull Gerschwiler in AzmoosIm April hat die neue Pfarrerin vonAzmoos, Karin Bredull Gerschwiler,ihre Arbeit aufgenommen. Bereitsvon 1981–1987war sie an der ökum.Kirche Halden für die St.Galler Kir-che tätig. Nach Einsätzen imOeME-Pfarramt Zürich, inWagenhausen,
bei denDiakonissen inBraunwald, der zentralschwei-zer Katechetenausbildung und imPfarramt in Chamkehrte sie nun in den Kanton St.Gallen zurück. AS
heute für Flüchtlinge einsetze. Für die
Ostschweizer Muslime sprach Hisham
Maizar.Die St.Galler Erklärung, an der er
mitgearbeitet hat, sieht er noch heute als
WegweisungundGrundlage fürToleranz
undVerständigung in unserem Land.
Gemeinsam beten und essenUnterbrochen durch einen Gong waren
dann 25 Gebete vernehmbar: rezitiert
von den Baha’i und den Juden, in kunst-
vollem Sprechgesang durch Muslime,
mantrisch gesprochen von Buddhisten,
von Perkussion und Harmonien beglei-
tet bei den Hindus und Siks, mit Gesten
und Körperhaltungen verstärkt bei
christlichen Kindern, die mit ihren Kate-
chetinnen aus Gemeinden im Kanton
angereist waren. Überhaupt haben Kin-
der aller Religionen gezeigt, dass Gebets-
traditionenauch indernächstenGenera-
tion weiterlebenwerden.
Hatten vor zwei Jahren die Muslime
zumFastenbrechen in den Pfalzkeller ge-
laden, so kochten in diesem Jahr dieHin-
dus und Siks für 700 Personen. In der Tat
kamen gegen tausend Leute. Sie erhielten
eine kleine Einführung in den Glauben
der Siks und der Hindus und fanden
Gelegenheit, sich mit Menschen anderer
Religionen bei einem gut gewürzten
Menü zu unterhalten. A. SCHWENDENER
8 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011
Ich höre Dein GebetZumAbschluss der 4. kantonalen IDA(Interreligiöse Dialog- undGebets-woche) haben amVorabend zumBettag auf demSt.Galler KlosterplatzMenschen ausmehrerenReligions-gemeinschaften zusammengebetetund imPfalzkeller indisch gegessen.RegierungspräsidentinKarinKeller- Sut-
ter gab ihrer FreudeAusdruck,dassGäste
aus dem ganzen Kanton zur zentralen
Gebetsfeier angereist waren. Speziell
dankte sie allen, die auch im Alltag dazu
beitragen, Barrieren zwischen den Reli-
gionen abzutragen. StadtratNinoCozzio
erinnerte daran, dass in St.Gallen Men-
schen aus 120 Nationen und 60 Religi-
onsgemeinschaften leben. Sodann liess
Pfarrer Andreas Nufer, Mitinitiant der
Interreligiösen Feier, die St.Galler Er-
klärung von 2005 von Regierungs- und
Religionsvertretern vorlesen. Dabei zeig-
te sich Bischof Markus Büchel berührt
vonder grossenSorgfalt,mitder auchan-
dere Religionen ihrer Kultur Ausdruck
verleihen. Wie Kirchen sich für Men-
schenrechte einsetzen, erläuterte Kir-
chenrat Heinz Fäh, seinerseits Pfarrer in
Rapperswil-Jona. Er berichtete von einer
Partnergemeinde in Südafrika, welche
keine Apartheid toleriert habe und sich
Musik und Gesang gaben den Gebeten der Religionen Tiefe undWohlklang –
Abschluss der 4. Interreligiösen Dialog- und Aktionswoche auf demKlosterplatz.
Bilder:as
Vertreter der Sik-Religion lauschen demGebet ihrer Kinder und Frauen auf der Bühne.
Kirchenbote Kanton St.Gallen 6-7/2002 9
dem Quellgebiet des Hinterrheins. Seit
vierzig Jahren versucht er auf den seit
Jahrhunderten abgeholzten Hängen Ar-
ven zu pflanzen und den ursprünglichen
Wald zurückzubringen. Eine Sisyphus-
arbeit, die er trotz aller Rückschläge mit
ansteckender Begeisterung verrichtet. Er
lebt von der Erfahrung, mit der Natur
zusammen einen Prozess in Gang zu
bringen, bei dem sich die Schöpfungs-
wirklichkeit unmittelbar erleben lässt.
Der Leiter des Botanischen Gartens,
Hanspeter Schumacher, führte in die
Vegetation desWaldes ein; ein erstaunli-
ches Biotop, zu dem nicht nur Bäume
gehören, sondern auch eine ganz beson-
derePflanzenwelt,Farne,die alsGemüse,
Pflanzen,die alsHeil- oder Süssungsmit-
tel dienen können. Die anschliessende
Führung zu merkwürdigen Bäumen des
Gartens, zu einheimischen und Exoten,
schloss den informativen Teil ab.
Informative HilfsmittelZum Thema «Schöpfungszeit» gibt es
wertvolle Materialien für Gottesdienst,
Katechese, Erwachsenenbildung. Erar-
beitet wurden sie vom «Verein oeku Kir-
che und Umwelt», der 1986 gegründet
wurde und von 600 Kirchgemeinden,
kirchlichen Organisationen und Einzel-
personen getragenwird.
Jedes JahrwirdeinanderesThemaaus
der Umwelt in denVordergrund gestellt.
Dieses Mal deckt es sich mit dem UNO-
Jahr des Waldes. Offizielles Ende der
Schöpfungszeit ist der 4. Oktober, das
Fest des Heiligen Franz von Assisi. Die
«Schöpfungszeit» endet so mit dessen
«Sonnengesang», dem grossen Lob auf
Schwester Sonne, Bruder Mond und die
Geschwisterschar der Sterne. JO
Hinweis: www.oeku.ch
ZwischenWipfelnundWurzelnDerHerbst soll denChristendieAugenöffnen fürdieWunderderSchöpfungundgleichzeitig fürdieVerantwor-tung, die sie ihrgegenüberhaben.Dieses Jahr steht derWald imVorder-grund.EinAnlass imBotanischenGar-ten inSt.GallenbildetedenAuftaktzurökumenischgetragenen«Schöp-fungszeit».Die ökumenisch getragene Aktion geht
auf eine Anregung der orthodoxen Kir-
chen zurück. Diese beginnen am 1. Sep-
tember ihr Kirchenjahr und widmen
dessenersteWochenbesondersderFreu-
de an der und derVerantwortung für die
Schöpfung. In diesem Zusammenhang
steht auch das ökologische Engagement
von Bartholomaios I., dem Patriarchen
von Konstantinopel, der 2002 den Bin-
ding-Preis, einen der renommiertesten
Umweltpreise, erhalten hatte.
In St.Gallen ist es die Arbeitsgruppe
Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der
Schöpfung, die zur Feier der Schöp-
fungszeit eingeladen hat; eine Gruppe,
die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft
ChristlicherKirchenarbeitet.Beteiligt ist
eineVielzahl vonKirchen,wasbesonders
auch in den unterschiedlich formulier-
ten Fürbitten erfahrbar war.
Der ArvenpflanzerBei der Feier ging es darum, sich infor-
mativ, erlebnismässig undmeditativ mit
demThemaBaum zu befassen. In einem
erstenZeugnis berichteteder gut achtzig-
jährige St.Galler Arzt Theo Gerber von
seiner Baumpflanzaktion imRheinwald,
Zu besonderem Dienst berufenEstherMarchlewitz undKarinBaumgartner-BosedürfennundenTitel «Verbi DiviniMinistra» tra-gen. Die beidenTheologinnenwurden anlässlicheinesFestgottesdienstes in der reformiertenKir-che inRorschach vonPfarrerHeinz Fäh, Kirchen-rat der Evangelisch-reformiertenKirchedesKan-tonsSt.Gallen, ordiniert.Als Predigttext haben sich die beiden jungenTheologinnen die «Aussendung der 72» ausge-sucht. Darin schickt Jesus 72 «Arbeiter» ohneGeldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe los –mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden.Im Gegensatz zu den 72 habe sie während ihrerzweijährigen Praktikumszeit als Vikarin stets ei-nen Rucksack bei sich gehabt, sagt Karin Baum-gartner-Bose. Darin enthalten waren Pflästerlioder Spiele, das Gesangbuch oder die Bibel, dieUnterlagen für die Sitzung oder die Vorbereitun-gen für den Altersnachmittag. Als Pfarrerinschlüpfeman von einer Rolle in die nächste: vonder Seelsorgerin zur Liturgin, von der Spielleiterinzur Lied-Anstimmerin. Zwar trageman nichtschwer, wennman nichts dabeihabe – auch imübertragenen Sinn. Doch auf gewisse Unterstüt-zung könne und wolle sie nicht ganz verzichten –besonders auf menschliche. Darum habe der Herrwohl die 72 je zu zweit losgeschickt.Jesus habe zur Nachfolge gerufen, sagt Kirchen-rat Heinz Fäh. Mit der Ordination erhielten die bei-den Theologinnen nach abgeschlossenem Studi-um und anschliessendem Vikariat nun einen be-sonderen Auftrag in dieser Nachfolge. «Verbi Divi-ni Ministra», zu Deutsch «Dienerinnen amWortGottes», dürften sie sich fortan nennen. Mit derOrdination stellten sie sich in den Dienst der Kir-che, in diesem seien sie aber nicht auf sich alleinegestellt. «Die Kirche – undmit ihr die Menschendarin – stützt und begleitet euch.»Esther Marchlewitz leistet ihren ersten Dienst inRorschach. Zusammenmit ihremMann PatrickMarchlewitz und Pius Helfenstein wirkt sie dortals Pfarrerin. Karin Baumgartner-Bose bleibtvorerst im Kanton Zürich. Sie übernimmt einePfarrstellvertretung in Fehraltorf. KID/ACK
10 000 Franken gegen den HungerMit 10 000 Franken unterstützt die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.GallenMen-schen amHorn von Afrika, die von der Dürre-katastrophe betroffen sind. Dies hat der Kirchen-rat kürzlich an seiner Sitzung beschlossen. DasGeld überweist die St.Galler Kirche an das HEKS,das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz.Das HEKS setzt das Geld für Nahrungsmittelhilfein Äthiopien ein. Bis mindestens Ende Jahr verteiltOromo, eine lokale Partnerorganisation des HEKS,Nahrungsmittelpakete an die Not leidende Bevöl-kerung. Tritt die Regenzeit ein, sollen dann ineiner zweiten Phase Saatgut und landwirtschaft-liches Gerät abgegeben werden. KID/ACK
Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 9
Panorama: Kanton Kantonalkirche
Theo Gerber erklärt die Verbreitung der Arvensamen durchVögel: schweizerischer
ökumenischer Auftakt zur «Schöpfungszeit» im Botanischen Garten in St.Gallen.
Foto:as
Panorama:Welt aus christlicher Sicht zumZeitgeschehen
vortragen. Tania Oldenhage ist refor-
mierte Pfarrerin in Zürich Fluntern,
Christina Eppler in Opfikon. Andreas
Köhler ist reformierter Pfarrer in Zürich
Saatlen. Regula Grünenfelder ist Bil-
dungsbeauftragte beim Schweizerischen
Katholischen Frauenbund,Florian Flohr
ist Kommunikationsbeauftragter der
Katholischen Kirche Luzern und And-
reas Rellstab ist katholischer Pfarrer in
Zizers. Rellstab demissionierte aufgrund
von Differenzen mit Bischof Vitus
Huonder als regionaler Generalvikar für
Graubünden. Das neue Team zeichne
sich durch Persönlichkeiten aus, die sich
bisher auf ihrem Lebensweg nicht ge-
scheut haben, zu ihren Überzeugungen
zu stehen, und Schwierigkeiten nicht aus
demWeggingen, schreibt das Fernsehen.
Mit dem «Schichtwechsel» Ende Sep-
tember verabschiedet sich das bisherige
Team von «Wort zum Sonntag»: Rebek-
ka Grogg,Madeleine Kronig sowie And-
reas Peter, Lars Simpson und Christoph
Schmitt.
Das neue Teamwurde von der SF-Re-
daktorin IreneGysel inZusammenarbeit
mit den Medienverantwortlichen der
Kirchen, Willi Bühler und Martin Peier,
dem Redaktionsleiter Sternstunden,
Norbert Bischofberger, und der Ausbil-
dungsabteilung von Schweizer Radio
und Fernsehen bestimmt.
Die Sendung, die jeden Samstag-
abend um 19.55 Uhr auf SF 1 ausge-
strahlt wird, ist eines der letzten Formate
am Fernsehen, in denen ausdrücklich
und vordringlich eine prägnante Mei-
nung und Haltung der Sprecherinnen
und Sprecher gefordert wird. KIPA
13,6 Prozent der gedruckten Bibelnerscheinen auf ChinesischDie Bibelgesellschaften haben 2010 weltweit rund365Millionen Bibeln, Neue Testamente und ande-re biblische Schriften verbreitet. Unter diesenSchriften waren rund 29Millionen Bibeln und9,9 Millionen Neue Testamente. Dies teilt derWeltverband der Bibelgesellschaftenmit.Das «Buch der Bücher» ist in gedruckter Formaber international weniger gefragt. Denn immermehr biblische Texte werden elektronisch verbrei-tet oder in Form von Hörbüchern, Software oderFilmen abgegeben. Die Sprachenstatistik führePortugiesischmit 22,1 Prozent an. 13,6 Prozentder gedruckten Ausgaben erschienen in Chine-sisch und rund zwei Prozent in deutscher Sprache.DerWeltverband der Bibelgesellschaften ist eininternationaler Zusammenschluss von nationalenBibelgesellschaften, zu der auch die Schweizeri-sche Bibelgesellschaft mit Sitz in Biel gehört. Mit-glieder der Schweizerischen Bibelgesellschaftsind unter anderen die einzelnen evangelisch-re-formierten Kantonalkirchen. REF.CH/KIPA
«G2W»wechselt ihren NamenDie in Zürich erscheinende Fachzeitschrift «G2W»(Glaube 2. Welt) heisst ab September neu «Religionund Gesellschaft in Ost undWest» (RGOW). Diesteilte das herausgebende Institut «G2W» auf sei-ner Homepagemit. DieMonatszeitschrift beschäf-tigt sich seit 1972mit der Entwicklung der Kirchenund Religionsgemeinschaften in Osteuropa. KIPA
Moskau: Orthodoxie klagt überschleppende Rückgabe von KirchenDie russisch-orthodoxe Nichtregierungsorganisa-tion «Association of Orthodox Experts» hat dieschleppende Rückgabe von zweckentfremdetenGotteshäusern in der russischen Hauptstadt kriti-siert. Obwohl es eindeutige gesetzliche Grundla-gen gebe, seien längst nicht alle von den Kommu-nisten beschlagnahmten Gotteshäuser wieder andie rechtmässigen Eigentümer übergeben wor-den, heisst es vonseiten der NGO. KIPA
Türkei: Wiedereröffnung desorthodoxen Seminars auf Chalki?In Istanbul verdichten sich die Erwartungen, dassdie Wiedereröffnung des orthodoxen Priester-seminars auf der Prinzeninsel Chalki unmittelbarbevorsteht. Patriarch Bartholomaios I. hatte nacheinem Festgottesdienst über eine kürzliche Be-gegnungmit Ministerpräsident Recep T. Erdoganberichtet. Dabei habe der Regierungschef dieRückgabe des ab 1936 beschlagnahmten Immobi-lienvermögens der christlichen «frommen Stif-tungen» angekündigt und geantwortet: «Das istnur der Anfang.»Wenn die Türkei ein Rechtsstaatsei, müsse alles im Rahmen des Rechts und«nicht der Illegalität» vor sich gehen, unterstrichder Ökumenische Patriarch. KIPA
50 Jahre Brot für alleDerGründungdesevangelischenHilfswerkesBrot für alle vor50Jahrenwurdeam11.Septembermit einer Ju-biläumsveranstaltung inBerngedacht.Das Jubiläumsfest begannmit einemGottesdienst imBernerMünster.In einem zweiten Teil der Feier in der
Eglise Française führten zwei Chöre un-
ter anderem die Misa Criolla auf, eine
spanische Messe des argentinischen
KomponistenAriel Ramirez.
Seit 50 Jahren setzt sich Brot für alle
für eine gerechtere Welt ein. 1961 be-
schloss die Abgeordnetenversammlung
des Schweizerischen Evangelischen Kir-
chenbunds den Start einer mehrjähri-
gen Aktion Brot für Brüder. Heute
heisst der entwicklungspolitische
Dienst der Evangelischen Kirchen der
Schweiz Brot für alle. Gemeinsam mit
dem katholischen Fastenopfer und dem
christkatholischen Werk Partner sein
gestaltet Brot für alle die jährliche öku-
menische Fastenkampagne der Kir-
chen, diewährendder Fastenzeit durch-
geführt wird. KIPA/REF.CH/GS
Wort zumSonntag:neuesSprecherteamAbOktober 2011 geht beim«Wort zumSonntag»desSchweizer Fernsehensein neuesSprecherteamauf Sendung.Anderthalb Jahre lang werden drei ka-
tholische und drei protestantische Theo-
loginnen und Theologen ihre Gedanken
10 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011
Foto:pd
Panorama: Schweiz
Das neue Team ab Oktober (vordere Reihe): Andreas Rellstab und Tania Oldenhage,
(hintere Reihe): Regula Grünenfelder, Christina Eppler, Florian Flohr, Andreas Köhler.
Liebe Kirchenbote-Redaktion
Schön, dass Sie eine Rubrik für Glau-
bensfragen zur Verfügung stellen. Das
wusste ich bis heute nicht. Die letzte
Nummer des Kirchenboten habe ich
nämlich immer noch vor mir liegen –
zumThema «Beten».
Ich habe tatsächlich eine Glaubens-
frage, die sich geradezu zu einemeigent-
lichenProblementwickelt hat.Es istmir
allerdings bewusst, dass mir kein
Mensch diese Glaubensfragen beant-
worten, geschweige denn abnehmen
kann, denn Glaubensfragen sind keine
Wissensfragen.Aber vielleicht kannmir
jemand aus der Theologie darauf ant-
worten, wie er oder sie selber umgeht,
womit ich mich seit einiger Zeit be-
schäftige und wasmich umtreibt.
Ich habe im Zusammenhang mit der
Hunger-Katastrophe in Somalia ein
Bild im Fernsehen gesehen, das mich
seither nicht mehr loslässt. Es war ein
Bild eines halb verhungerten Säuglings,
das genaue Alter war schwer zu schät-
zen, im Gesicht lag ein irgendwie alter
Ausdruck unsagbaren Leidens, fürmich
in diesem Moment stellvertretend für
das zeitlose Leiden der ganzen Mensch-
heit. Man (ich) kann über solche Bilder
nur weinen. Seither fällt es mir schwer,
zu danken für das Geschenk des Lebens.
Die Dankbarkeit ist in meinem zufrie-
denen Leben ein vorherrschendes Ge-
fühl und auch Bedürfnis, es im Gebet
täglich auszudrücken. Meine zur Zeit
jedoch unlösbare und wohl einge-
schränkte menschliche Logik:Wenn ich
Gott danke für etwas, so doch deshalb,
weil ich das, wofür ich ihm danke, von
ihm zu bekommen glaube. Aber, nach
dieser Logik bliebe jenem Kind und
allen Hungernden und Sterbenden in
Afrika das versagt, was mir unverdient
zuteilwird.
Mein Sohn, der kein Theologe ist,
regte an, dass ich mal im Internet unter
den Stichworten Theodizee bzw. de-
istisch vs. theistisch nachschauen soll.
Die Frage der Gottesanklage und der
vonMenschen versuchten Definitionen
Gottes sind so alt wie die Menschheit
selbst, ich weiss. Aber was würde das
schwarze sterbende Kind zu Gott sagen,
während ich und wir Privilegierten ihm
danken für all das Gute?
Ich kann nicht mehr danken, ohne
mich überheblich und ungerecht zu
fühlen.Wie gehen wohl andere mit die-
semDilemma um? –Vielleicht gestalten
Sie einmal als Fortsetzung zum Thema
Kirchgemeinde und Fleischkonsum«Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung»– schöneWorte.Mit diesenWorten imHinterkopf flaniere ich durchdie jüngste Ausgabe des Kirchenboten: «Hände zuGott», «Sammeln, bitten, empfangen, danken», «Be-tenmitMut undDemut», «Gibmir Kraft» – da istausgiebig die Rede vonBeten, und zwischen all denHinweisen zu Lobpreisgottesdienst, «Abendlob»,«Gottesdienst» hier, «Velogottesdienst» da, «Glaub-würdig Religion unterrichten», undwieder Beten…schliesslich der Hinweis auf einen «ökumenischenFamiliensonntag» – «Sich vonGott die Augen öffnenlassen».Mit anschliessendemBratwurstverkauf.«Nacht der 1000 Kerzen»:… «Spiritueller Kurzbei-trag» – «Würste vomGrill».Durch all das Beten hindurch flaniert, lande ichalso bei der «Wurst». «Mit offenen Händen sindwir bereit zu empfangen.»In der Tat überkommtmich Zynismus, wenn ich im-mer wieder lesenmuss, dass sogar bei kirchlichenAnlässen Fleisch angebotenwird. UndwelchSchlachtorgien finden jeweils gerade vor religiösenFeiertagen statt, je höher der Feiertag, umso hoch-touriger läuft diese Tötungsmaschinerie. Meinte, imChristentumhätteman Tieropfer längstens abge-schafft – Mensch isst das Fleisch lieber selber.Was würde Jesus zu unseren Schlachthöfen sa-gen, zur ganzen raffiniert ausgetüftelten Tötungs-maschinerie, überhaupt zu diesem vorsätzlichenMassenmorden (inkl. Fischen, Jagen) in einer Zeitdes Überflusses an Fleischalternativen? Undlediglich, umMensch einige Minuten Gaumenge-nuss zu ermöglichen. WelchWahnsinn, dassdieser tägliche Schlacht-Wahnsinn vom fleisch-essenden Normalbürger gar nicht mehr alsWahnsinn wahrgenommenwird.«Sich von Gott die Augen öffnen lassen»: für alldas Tierleid, das hinter dem Verzehr vonWurst,Weihnachtsgans/-ente, Osterlamm, Freitagsfischsteckt. Wieso enden Ethik, christliche Grundsätzeoft am Tellerrand? Die Ausbeutung unserer Mitge-schöpfe steht im krassen Gegensatz zur BotschaftJesu. Wann endlich überwindet Mensch seinenegoistischen Anthropozentrismus? SolangeMensch Tiere isst, bleibt Nächstenliebe letztlichein Lippenbekenntnis. Sicher schmerzt esmichals Vegetarierin auch, dass ich Leben zerstörenmuss, um zu überleben. Auch liegt esmir fern,Tierleben als werteres Leben einzustufen alsPflanzenleben. Der Mensch kann aber jeneEssensformwählen, die weniger Leben tötet.Fleischesser zerstören bedeutendmehr Pflanzen-leben als Vegetarier: Um 90 g Fleisch zu erzeugen,werden 2 kg Getreide oder Sojabohnen benötigt.In den USA fressen ca. 8 Milliarden Schlachttiere80 Prozent der Getreideernte. Bei den Sojabohnendienen weltweit 90 Prozent als Futtermittel.«Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung»,schöneWorte. ANDREA M. GRAF, ST.GALLEN
Weitere Infos: www.aktion-kirche-und-tiere.ch
Glaubensfrage Forum der Leserschaft
Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 11
Beten eine Kirchenbote-Nummer zu
solchen Themen? Oder eine Nummer
für uns Suchende, Zweifelnde, die wir
auch Christen und Christinnen sind –
irgendwie, und immer noch der Kirche
angehören. Wir sind viele, und wir
fühlen uns manchmal ausgeschlossen
angesichts der tiefen Frömmigkeit und
fraglosen Überzeugung vieler Kirchen-
treuen und Repräsentanten der Kirche.
Freundliche Grüsse, S. E.
Liebe Frau E.
In der Bibel gibt es die Frage der Jünger
zum Blindgeborenen. Ob er oder seine
Eltern gesündigt haben,dass er blindge-
boren sei. Jesus blickt nach vorne, nicht
nach hinten. Er sagt, dass er blind gebo-
ren sei, damit dieHerrlichkeit Gottes an
ihm offenbar werde, und er heilt den
Blinden. So müssten uns die leidge-
plagten Augen dieser hungernden Kin-
der, die das ganze Elend unsererWelt in
Erinnerung rufen, zumAnstoss werden,
die Welt besser und gerechter zu ma-
chen –mitGottesHilfe undKraft.Na ja,
fromme Worte, schönes Wunschden-
ken, ich weiss. – Nur, die Fähigkeit, für
das eigene Leben Dank zu empfinden,
sollten wir uns darum nicht nehmen
lassen. Doch die Selbstgerechtigkeit ist
da immernaheundwirmüssenaucher-
schrecken über die Unverdientheit un-
seres Wohlergehens und sehen, zu was
uns diese Fülle verpflichtet undberuft ...
Schon wieder kommt der Pfarrer ins
Predigen. Ich gebs auf und widmemich
wieder der Arbeit, die ruft. So gehts
wohl vielen, wenn solche Fragen auf-
kommen – wir bedecken sie mit Arbeit
und Erholung ...Mit Grüssen, as
Lieber Herr Schwendener
Ich werde über Ihren Gedankenansatz
weiter nachdenken, jetzt, und wenn ich
wieder ratlos bin. Auf jeden Fall fühle
ichmich verstanden,und Ihr Satz «…zu
was uns diese Fülle verpflichtet und be-
ruft…»kanndemeigenenOhnmachts-
gefühl konkret entgegenwirken. Hoffen
wir also weiterhin, dass Jesus hüben wie
drüben Blinde heilt und uns Menschen
davor schützt, sehenden Auges blind zu
sein –nicht nur angesichts derHerrlich-
keitGottes, sondern auch angesichts des
menschlichen Leidens in derWelt.
Freundliche Grüsse S. E.
«Seither fällt esmirschwer, zu danken für dasGeschenk des Lebens.»
SpiritualitätSitzen in der StilleJedenDi, 12 – 13.15UhrEinführung ins Ritual: 12 UhrVeranstalter: Forum SOSOSOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
1. und 3. Montag imMonat, 20 UhrSchweigemeditation im SitzenundGehenOrt: Evangelische Kirche Balgach
Jeden Freitag, 7 – 7.30 UhrOrt: Evang. Kirche Heiligkreuz, St.Gallen
Jeden Freitag, 12.15 – 13.15UhrOrt: Ökumenische Kirche Halden
Kirche tanzt – spiritueller5-Rhythmen-Tanz6./13.Okt., 19.30 – 21.30UhrOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
StimmVolk12. Oktober, 19.30 UhrSingend Brücken bauen. Liederaus der Schweiz und anderenKulturen singen.Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
OffenesKreistanzen18. Oktober, 20 – 22UhrMit Cornel Rimle. Eintritt Fr. 20.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
Heilmeditation19. Oktober, 14.30 UhrMitHedda Schurig,Homöopathinund spirituelle HeilerinInfos: Tel. 071 333 30 28, KollekteOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
DerRömerbrief ganz26. Oktober, 19.30 UhrThomas Joller liest aus der Bibel ingerechter Sprache.KollekteOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
Reihe: Konzentration verbessern27. Oktober, 19.30 UhrVortrag undMeditationmitKeslang Lachpa,BuddhistischesVairochana-Zentrum,Sitterdorf.Eintritt: Fr. 15.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
Mantras,Meditation,Konzentration29. Oktober, 19 UhrMantras,Meditation,Trommel-reise.Mit SabineOttenbacher,DominikNils,Heinz Lieb.www.flyingyogateacher.com, Eintritt Fr. 28.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2
Über sich hinauswachsen30. Oktober, 10 bis 17 UhrTagesseminar zumUmgangmitVeränderungen;mit ElisabethWeishaupt und Elisabeth TröndleOrt: Raum Dreipunkt, Bühler AR, Haupt-strasse 239Veranstalter: www.sosos.org
12 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011
Palette 19.10.:Von Barock zu Klezmer in30Minuten; Yuko Ishikawa undIlaria Sieber-Pedrotti,Violinen26.10.:Grenzuberschreitungen,Vergiss deine Grenze, wandreaus…;mit ChristianHettkamp2.11.:Markus Bischof Trio; Mar-kus Bischof,Dietmar Kirchner,AndreasWettstein, Piano, BassundDrums
Latino-Konzert15. Oktober, 21 UhrMit Liveband.Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2Siehe Tagespresse. Eintritt Fr. 20.–
RetraitenKlängeder Leichtigkeit undFreude2. bis 8. OktoberHeilfastenwochemit E.Tröndle,Esther Salzgeber, Theo JanhsenOrt: Haus zum Weg in HembergVeranstalter: www.sosos.org
Lismi- undHöggli-Woche16. bis 22. OktoberStricken undHäkeln in gemütli-cher, froher Gemeinschaft.Anmeldung: Tel. 071 994 18 87
Kontemplation28.10., 18 Uhr, bis 3.11., 13 Uhr«Beginne bei dir, aber höre nichtdort auf.» Tiefe Selbstbegegnungin Zen undMystik: Schweigeme-ditation,Vortrag,Gottesdienste,persönliche Begleitung.Fernblick, Teufen, Tel. 071 335 09 19M.+ C. Wenk, Kontemplationslehre-rin/Theologe,www.meditation.margritwenk.ch.
FührungenReligions- undkulturgeschichtlicheFührungenWalter Frei, Theologe, Tel. 071 278 12 64www.stgaller-geschichten.org
4.Okt., 18–19.30Uhr:AlteSt.GallerPilgerwegeundPilgerzieleTreff bei der Busstation Schützengarten.Stadtwanderung bis zur Kathedrale.
7. Okt., 18–19.30Uhr: Frauen undKinder im alten St.GallenTreff beim Rathaus am Bahnhofplatz.
8.Okt.,13.45–15.45Uhr:Rund-gang inKonstanzMit Geschichten von KonstanzerOriginalen: Franz AntonMesmer,Magier vomBodensee –Minne-sänger Oswald vonWolkenstein –Provokationen des Künstlers PeterLenk u.a.Start beim Ausgang SchweizerbahnhofKonstanz. Möglicher Treff in St.Gallen12.10 Uhr in der Bahnhof-Schalterhalle(Abfahrt 12.31).
AusklangaufSchlossWartensee:«DieHandelnden zumTräumen,die Träumenden zumHandelnbringen»31. Oktober, 17 bis 21Uhr
Mystik undWeltverantwortungbei Dorothee Sölle;mit Dr. IngridRiedel undChristineWieland.Rückblick auf 54 Jahre Bildungs-arbeit und Seminartätigkeit mitArne Engeli, Elisabeth Tröndle u.a.Ort: Schloss Wartensee; RorschacherbergVeranstalter: www.sosos.org,Tel. 071 790 03 71
Unterwegs zur schwarzenMadonna5. November, Treffpunkt:Bahnhof Rapperswil um 9 UhrPilgertag von Rapperswil nachEinsiedelnmit Elisabeth Tröndleund Esther SalzgeberVeranstalter: www.sosos.org,Tel. 071 790 03 71
BildungVorlesung Jesus vonNazarethMi., bis 2.11., 20.15 bis 21.30 Uhr,HSG St.Gallen, mit Pfr. MarkusAnkerIn den letzten Jahren hat sich dastraditionelle Jesus-Bild stark ver-ändert.Vermehrt berücksichtigtwurde der jüdische Kontext seinesWirkens. Zudemhatman durchzahlreicheAusgrabungsfunde eindetailliertes Bild des Lebens im an-tiken Palästina gewonnen.Nachwie vor intensiv diskutiert wird dieFrage,wie Jesus und das Urchris-tentummiteinander verbundensind:Wie wurde aus demZimmer-mann der Gottessohn undWun-dertäter? Ob Religionsstifter oderProjektionsfigur – Jesus vonNaza-reth ist eine dermassgeblichen Ins-pirationsquellen für Glaube,Kul-tur undGeisteswissenschaften.5. Oktober:Menschensohn,Got-tessohn,Messias: das Selbstver-ständnis Jesu12. Oktober: Jesus und derAufrufzur Nachfolge:Wanderradikalis-mus und Tischgemeinschaft19. Oktober: Jesus als Therapeut:Krankenheilungen und Exorzis-men26. Oktober: Jesus und die Gleich-nisse: Poesie oder Propaganda?2.November:Das leere Grab: TodJesu undAuferstehungsglaube
Einführungstagund IntensivkursKontemplationvia integralis22. Okt. und 10 MittwochabendeEinüben eines persönlichen spiri-tuellenWeges,mitWerner FreiOrt: Haus zur Perle/Kirche Riethüsliwww.ref-sg.ch/v/kontemplationintensiv
ZwischenHimmel und Erde22. Oktober, ganzer TagBulgarische Tänzemit GerganaPanova undMeditation inBewegungmit Krisztina SachsOrt: Fernblick, Teufen, Veranstalter: AkEBInfo: www.ref-sg.ch/v/tanzen
2. Flawiler Gospeltag23. Oktober, 9.30 – 16.30 UhrMit Urs Leuenberger, Chorleiter,Sänger, Coach,Moderator,Auf-tritt mit Begleitband im «Gos-pelchurch»-Gottesdienst, 19 Uhr,Kirche Feld Flawil (Kleidung fürden Gottesdienst: Schwarz/Rot)Kosten: Fr. 45.– (Kinder bis 16: Fr. 15.–).Willkommen sind alle Singfreudigen von10–99 Jahren.Anmeldung bis 18. Oktober an: Urs Leu-enberger, Brunnhalden 7, 9104 WaldstattE-Mail an: [email protected]: Kirche Feld Flawil (Turmeingang)
Enneagramm–Einführungskurs27.10.2011 bis 8.3.2012EinWeg,mich und dich auf tole-rante und bewussteArt kennenzu-lernen; mit demEnneagramm-Team St.Gallen-Appenzell.Ort: Gehörlosenzentrum Habsburg,Burggraben 26, 9000 St.Gallen.Veranstalter: AkEBInfos: www.ref-sg.ch/v/enneagramm
Evangelischer TheologiekursEinstieg ins 3. Kursjahr 2011/12möglich. Beginnmit demWo-chenende vom 22./23.Oktober2011.Veranstalter: AkEB.Info: www.theologiekurs.ch
«Forever young» oder«When I get older»5. NovemberEmpfehlungen für die Alters-arbeit in den Kirchgemeinden –ImpulstagungOrt: Kirchgemeindehaus Lachen,Burgstrasse 104, 9000 St.Gallen.Veranstalter: AkEB und tecumInfo: www.ref-sg.ch/v/alter
KunstmittwochmittagKulturSt. Laurenzenkirche St.Gallenjeweils Mi., 12.15–12.455.10.:Arpecello, Schuberts Ar-peggione-Sonate, Sabine Bärtschi,Cello; PhilippMestrinel, Klavier12.10.:Unser tägliches Brot, vondem,was satt macht; mitMat-thias Fluckiger
12.Okt.,18–20Uhr:ParacelsusimSchicksalsjahr1531 inSt.GallenDerMediziner und Laientheolo-ge, Alchemist und Reformer,Hei-ler und Prognostiker, ein halbesJahr Privatarzt imHaus des Bür-germeisters Studer.Treff: Vadian-Denkmal am Marktplatz.Altstadtwanderung zum Klosterplatz.
25. Okt., 18–19.30Uhr: St.GallerBeziehungen zuMünchenTreff beim Vadian-Denkmal am Markt-platz. Altstadt-Rundgang.
29.Okt.,15–16.30Uhr:Radika-litätderReformationinSt.GallenTreff beim Vadian-Denkmal am Markt-platz. Altstadt-Rundgang.
JungeErwachseneFaszination Jakobsweg15. Oktober (ganztags)Junge Erwachsenewanderngemeinsam ein Stuck auf demJakobsweg imKanton St.Gallen.Mitwandernwerden junge Leute,die von ihrer Pilgererfahrung aufdem Jakobsweg erzählen.Kontakt: Volontariat des NetzwerksTel. 071 227 05 63, [email protected]
Stadtgebet für junge Leute13./27. Oktober, 19.30 UhrEine halbe Stunde der Besinnungund SpiritualitätOrt: Chorraum der Kathedrale St.GallenVeranstalter: ein ökumenisches Teamaus jungen Leuten
GottesdiensteEglise françaiseEglise de Saint-Mangen.Culte 10 heures. Renseignementsauprès de Simone Brandt, pasteur:Tel. 071 277 08 56
Encuentro en español, Gottes-dienst in spanischer SpracheDomingo, 23.10.2011, a partir delas 5 pm, EZJ (EvangelischesKirchenzentrum Jona), Zwingli-strasse 30, 8645 Jona.
BRASCRI-Sonntag, BadRagaz30. Oktober, 9.40 UhrDasHilfswerk BRASCRI gestaltetden evang.Gottesdienst um9.40 Uhr und lädt bis 17 Uhr imevang. Kirchgemeindehaus BadRagaz zumBRASCRI-Sonntagein.Nebst brasilianischen Speisen(Feijoada) und Getränken wer-den Kaffee und Kuchen, brasili-anischeMusik (Bossa nova),Bazar mit brasilianischemKunst-handwerk, Kinderhort und Gele-
genheit zumAustausch und fürInformationen angeboten.Der ge-samte Erlös kommt den Projektenin Brasilien zugute.
Kapelle Schwägalpjeweils 9.45 Uhr2. Okt.:Regula Gamp9. Okt.:Hans Jörg Fehle16. Okt.:Carl Haegler23. Okt.:Margrith Eggenberger
BeratungWort zumTag: Tel. 071 222 33 33Täglich eine Kurzbotschaft
DieDargeboteneHandTelefonseelsorge, Telefon 143, www.143.ch
Telefon 147 –Help-o-fonNottelefon für Kinder und Jugendliche
SOS per SMS: 767Internetseelsorge:www.seelsorge.ch
Evangelisch-reformierte Paar-und Familienberatung St.GallenOberer Graben 31, St.GallenPfarrer Walter Feurer, PsychotherapeutSPV/ASP, Tel. 071 220 88 00Heidi Paulsen, Dipl. Psych./Psycho-therapeutin SBAP, Tel. 071 220 88 02
Evangelische FrauenhilfeBeratungsstelle für FrauenTellstr. 4, 9000 St.GallenTel. 071 220 81 80, Fax 071 220 81 84
Bürgschaften undDarlehenFür Familien und Alleinerziehende,Landwirte und Selbstständige. Gesuchesind zu richten an: Evang. Bürgschafts-und Darlehensgenossenschaftdes Kantons St.Gallen, Postfach 24,9004 St.Gallen, Tel. 071 226 91 91,E-Mail: [email protected]: www.ebdg-sg.ch
BlauesKreuz SG-AppenzellFachstelle für AlkoholproblemeOberer Graben 12, 9000 St.GallenBrigitte Knaus, Vitus Hug,Gabriele Heiz, Tel. 071 278 16 [email protected]äche nach Vereinbarung
UnterwegszumDuDie Stellenleiterin, Frau Ursula Mettler,Bahnhofstr. 3, 9326 Horn, ist erreichbar:Di, Fr, 13.30–19.30 Uhr. Tel.: 071 640 00 80;E-Mail: [email protected] Eheanbahnungsstelle ist getragenvon Ostschweizer Kantonalkirchen.
Persönlichkeitsschutz inderKircheFühlen Sie sich im Rahmen des kirchli-chen Lebens diskriminiert oder in IhrerIntegrität verletzt, seelisch oder körper-lich ausgenutzt, sexuell bedrängt, ge-mobbt, oder belastet Sie ein Abhängig-keitsverhältnis?Dann können Sie sich von einer neutralenFachperson (unter Schweigepflicht)kostenlos beraten lassen. Adressen derKontaktpersonen finden Sie unter:www.ref-sg.ch/persoenlichkeitsschutzZentrale Nummer: Tel. 071 222 04 55
Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 13
Adressänderungenan die Kirchgemeinde
ImpressumHerausgegeben imAuftrag der Synodeder Evangelisch-reformierten Kirchedes Kantons St.Gallen
Redaktions-kommissionHans-Paul Candrian,PräsidentAlfred Ritz, KassierPfrn. Andrea AnkerPfr. Daniel KlingenbergPfr. Martin BöhringerJürg SteinmannKatharina EnzAnna ZoggKatharina Marquart
RedaktionPfarrer AndreasSchwendener (as)Rehweidstrasse 29010 St.GallenTel. 071 244 34 [email protected]
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Nächste NummerThema: Leben nachdem TodErscheint am 4. Nov.Redaktionsschluss:17. Okt. 2011
DruckRheintaler Druckereiund Verlag AG9442 BerneckAltpapieranteil: mind.50%, Auflage: 71 000
GestaltungskonzeptTGG Hafen Senn Stieger
Abonnementspreis11 Ausgaben: Fr. 12.–(wird von den Kirch-gemeinden bezahlt)
VeranstalterVeranstaltungsübersicht auf: www.ref-sg.ch
AkEB Arbeitsstelle kirchliche Erwachsenenbildung, ObererGraben 31, 9000 St.Gallen, T 071 227 05 30, F 071 227 05 39,www.lebengestalten.ch, E-Mail: [email protected]
SOSOS: Solidarität und Spiritualität Ostschweiz(ehemals Verein Wartensee) Programmleitung: ElisabethTröndle, Rösslistrasse 5, 9056 Gais, Tel. 071 790 03 71,www.sosos.org, [email protected]
Netzwerk Junge ErwachseneVolontariat: Mirjam Noser, Tel. 071 227 05 63,[email protected]; www.junge-erwachsene.ch
OffeneKirche St.Gallen Tel. 071 278 49 69, www.okl.ch
SonneblickWalzenhausen 9428 Walzenhausen,Tel. 071 886 72 72, [email protected]
Arbeitsstellen Jugendfragen undDiakonieMarlise Schiltknecht, Oberer Graben 31, 9000 St.Gallen,Tel. 071 227 05 60, E-Mail: [email protected]
SchlossWartensee 9404 Rorschacherberg,Tel. 071 858 73 73, www.wartensee.ch; [email protected]
HeimetliBlaukreuz-Ferienheim, 9650 Nesslau,Leitung: René und Vreni Jäggi, Tel. 071 994 18 87E-Mail: [email protected]
Tipps desMonatsKunst in der Kirche St. MangenErnst Thoma: «Selbst mit Maske»
Vernissage: 30. September, 18 UhrEinführung: Hans Thomann imGesprächmitErnst Thoma, danach Lesung: Peter Schweiger«Der Klang dahinter», anschliessendApéroKunstgottesdienst: 5. November, 17.30 Uhrmit Pfr.Hansruedi Felix, Rudolf Lutz,OrgelAusstellungsdauer: bis 24. November 2011
Un-glaublich!? – ökum. Glaubens-kurs für gehörlose Menschen22. Oktober, 19. November, 10 bis 13 UhrIch glaube, du glaubst, er glaubt, wir glauben ...JederMensch glaubt. JederMensch glaubt anders.Was aber ist christlicher Glaube? Und wie lebenwir unseren Glauben? – Das Kirchenjahrmit sei-nen Festen und Bräuchen zeigt mit allen Sinnenauf, was christlicher Glaube beinhaltet.Als refor-mierte und katholische ChristInnenmachen wiruns darum gemeinsam auf denWeg durchs Jahr.22. Oktober, 10–13Uhr:Typisch reformiert – ty-pisch katholisch, Beginn: Laurenzenkirchturm19. November, 10–13Uhr: Thema: Tod – Endeoder Anfang?Organisation: reformierte und katholische Gehörlosen-seelsorge der Ostschweiz (Andrea Leupp-Meierhofer undDorothee Buschor Brunner) www.gehoerlosengemeinde.ch
BuchWeg einesWeltpriesters
Der katholischen Kirche gehenlangsam die Priester aus, zumin-dest inMitteleuropa. Ein alarmie-rendes Zeichen?Oder ist es geradeumgekehrt? Zeigt dieAbkehr vomtraditionellen Priesterberuf, dasssich ein neues Bild der Kirche ent-wickelt? Eines, in dem sich die Lai-en auf das allgemeine Priestertumdes getauften Christen besinnen?Auf demHintergrund solcherFragen findet ein kürzlich er-schienenes Buch ein besonderesInteresse. Es handelt sich um die«AutobiografischenNotizen», dieder St.Galler DiözesanpriesterHermannHungerbühler ge-schrieben hat. Er gibt in seinenLebenserinnerungen Einblick ineine Existenzform, die man oftnur von aussen kennt. Ein Leben,das in früheren Priesterromanenmythisch verbrämt oder böswil-lig karikiert wurde.Hunger-bühlers Buch zeigt dagegen inehrlicher, erzählerischer Formauf, wie sich ein jungerMann fürdas Priestertum entscheidet, wieer in die Aufgabe hineinwächstund eine Lebensform sucht, diefür ihn stimmt.
LebensstationenWas zuerst auffällt: wie bewegtein solches Leben ist, an wie vie-len Orten es sich abspielt; fastdenkt man an die Biografie einesWandermönchs. 1932 inArnegggeboren, ist Hungerbühler 1965geweiht worden, hat Seelsorge-stellen inWil,Herisau,Heiden,Niederbüren versehen, dazwi-schen auch fünf Jahre als Pfarrerder deutschsprachigen Gemeindein Lissabon gewirkt; er lebt heutein Bolligen,wo er als Priester inder Seelsorgeeinheit mitwirkt.Kennzeichnend ist für ihn auch,dass er nicht auf direktemWegdie Theologie gewählt hat.Zunächst absolvierte er eine kauf-männische Lehre, arbeitete in ei-nem Industriebetrieb, um einesTages dann doch plötzlich zumerken, dass es ihn zum Priester-tum hinzieht. Ein Entscheid, derihn selber überrascht hat und zu-dem einem überraschendenMo-
14 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011
Link 16.10. Prophetin imeigenen Land– Helen Schüngel-StraumannSie war die erste Schweizer Katholi-kin, die in Theologie promovierte,aber Karriere konnte sie zunächstnur in Deutschlandmachen: HelenSchüngel-Straumann. In ihrerneuenAutobiografie erzählt diefeministische Theologin, wie auseinem «Mädchen aus sehr ein-fachenVerhältnissen» schliesslicheine anerkannte Professorin inbiblischer Theologie wurde.DochdieserWeg war steinig!23.10. Sufi-MusikSufis sind dieMystiker im Islam.IhreMusik und ihr Tanz führenzu einem spirituellen Rausch.Berühmt sind die tanzendenDer-wische, die sich zuMusik imKrei-se drehen, bis zur Ekstase.DieMusik berühre das innersteWesendesMenschen, die Seele, so dieSufisten.DieMusik sei vom Satangeschickt – dieseMeinung hin-gegen vertreten Strenggläubigeund Fundamentalisten.Die Sufi-Musik wurde auch vomWestenbeeinflusst undmischt sich heuteschonmalmit Popmusik.30.10. «Weltreligion Afrika» –Gesprächmit Al ImfeldAfrikanische Spiritualität gilt inEuropa bloss als Folklore, diefasziniert oder befremdet.DerAfrika-Experte und TheologeAl Imfeld kritisiert, dass sie nichtals gleichwertigeWeltreligion wieIslam und Christentumwahrge-nommenwird. «Afrikas Religionist pluralistisch und tolerant –Afrikas Gottheiten sind vieldeutigund kontrastreich wie eine Sym-phonie», sagt Al Imfeld.
RadioFM1«Gott und d’Welt»Sonntagmorgen, 9–10 UhrWiederholung: Sonntag, 22–23 UhrAuf FM-Melodie: Sonntag, 12–13 Uhr
Radio Zürisee«Über Gott und d’Wält»jeden Sonntag, 8.25 Uhr
TVSF1Wort zumSonntag: Sa, 19.55 Uhr
Sternstunden: 10 Uhr: Religion11 Uhr: Philosophie, 12 Uhr: Kunst
SF2«Fenster zumSonntag»Samstag, 17.15 und Sonntag, 11.30 Uhrauf sf info: Sa, 18.30 und So, 17.45 Uhr
Tele Ostschweiz (TVO)«Gedanken zur Zeit»Sa, 18.55 Uhr, bis So, 7.55 Uhr,stündlich wiederholt
RadioDRS1Zwischenhalt Sa, 18.30–19UhrGlocken um 18.50 Uhr aus:1.10. ev.-ref. Pontresina GR8.10. röm.-kath. Immensee SZ15.10. ev.-ref. Pratteln BL22.10. röm.-kath. Jona SG29.10. ev.-ref. Dornach SO«Glocken der Heimat»wird Sa, 17.30 Uhrauch auf DRSMusikwelle ausgestrahlt.
EinWort aus der Bibeljeden Sonntag, 6.42 Uhr und 8.50 Uhr(DRS2 7.05 Uhr, Musikwelle 8.30 Uhr)
Texte zumSonntagjeden Sonntag, 9.30 Uhr
DRS2Religionsthemen imKontextvorwiegend amDonnerstag,9 und 18.30 Uhr (Zweitausstrahlung)
Blickpunkt Religionjeden Sonntag, 8.10–8.30 Uhr
Predigten, GottesdiensteSo, 9.30 Uhr: röm.-kath. PredigtSo, 9.45 Uhr: evang.-ref. Predigt
2.10.Pfr.Hanspeter Betschart,Ol-ten; RalphKunz,Theologe,Zürich9.10. LiHangartner, Luzern; LuziaSutter Rehmann,Binningen16.10.Direktübertragung desröm.-kath.Gottesdienstes ausAlt-dorf: «Gebt demKaiser,was demKaiser gehört, undGott,wasGottgehört!» So antwortete Jesus lautEvangelium einemPharisäer.Spricht Jesus damit vomVerhältnisvonKirche und Staat?23.10. ThomasMarkusMeier,Obergösgen; Pfr.MartinDürr,Basel30.10.Matthias Loretan,Diakon,Kreuzlingen;Manuela Liechti-Gen-ge, Theologin,Münchenbuchsee
Perspektivenjeweils So, 8.30 Uhr und Do, 15.00 Uhr
2.10. Islamwissenschaft(Siehe Tipp desMonats)9.10. Gott auf der CouchVor über 30 Jahren hat der Psy-choanalytiker TilmannMoserin seinemBestseller «Gottesver-giftung»mit dem düsteren undstrafenden Richtergott seinerKindheit abgerechnet.Heute ister überzeugt, dass die Religionnicht nur Gift, sondern auch einHeilmittel sein kann. In seinertherapeutischenArbeit begegneter oftMenschenmit religiösenFragestellungen. Behutsam ver-sucht er, ihnen denWeg zu einemerträglichen, freundlichenGottes-bild zu zeigen.Die Fähigkeit zurAndacht kann nach ihm zur seeli-schenGesundheit beitragen.
TippdesMonatsPerspektiven, DRS22. Oktober, 8.30 bis 9 UhrDas Fach Islamwissenschaft:Religion imNamen, Politik imProgramm.Vor 2001 interessierten sich nurwenige Studierende für Koran undMohammed. Islamwissenschaftwar einOrchideenfach für Philolo-gen, die sichmeistmitmittelalter-lichen Texten beschäftigten.Der11. September änderte alles: Öf-fentlichkeit undMedien suchtenhänderingend nach sogenanntenIslamexperten. Sie sollen nun raschundmassentauglich aktuelle poli-tische und gesellschaftlicheVor-gänge erklären.Dochwelche Rollespielt dabei überhaupt noch dieReligion? Es scheint schier unmög-lich, dass ein Studienfach all dieseInteressen abdecken kann.Der IslamwissenschaftlerMaurusReinkowski von der UniversitätBasel gibt Auskunft.
Zweitsendung: 6. Okt.,15 bis 15.30 Uhr
tiv entspricht: «Als jungerMannkamenmir immermehr Zweifelan dem,was der Prediger sagte; dasreizte mich, genauer hinzuschau-en, selber Theologie zu studieren.»
Umsetzung desKonzilsSein Studium führte ihn über dasErzbischöfliche Seminar vonMai-land nach Innsbruck,wo er denoffenen Konzilsgeist eines Profes-sor Karl Rahner atmete. SeineWeihe fiel auch ins Abschlussjahrdes ZweitenVatikanischen Kon-zils. Doch was die von den Bischö-fen damals beschlossene Öffnungder Kirche bedeutet, wurde ihmerst in der praktischen Seelsorge-erfahrung so richtig bewusst.Nunwar derWeg frei zum ökumeni-schenMiteinander, zur Begeg-nungmit anderen Religionen,mitdemGespräch auf Augenhöhe.Und die Konsequenz daraus? FürHungerbühler besteht sie darin,dass das Entscheidende in derReligion die eigene, innere Erfah-rung ist. Riten, Formen,Kirchenkönnen zwar sinnvoll, nützlichsein, doch im Zentrum stehtder eigene, persönlicheWeg, un-wichtig, welcher Religionmanangehört.Damit ist der Diözesan-priester im besten Sinne desWor-tes zumWeltpriester geworden.JOSEF OSTERWALDER
Hermann Hungerbühler, «Erinnern»,554 Seiten, tanneggverlag
Wald als SchöpfungwahrnehmenWald hält jung. Dieser Eindruck drängtsich geradezu auf bei Jürg Trümpler,demOberförster desKantons. In dergrünenOase rund umdie Terrasse sei-nesHeims in Sevelen sitzt ein vitalerMann in den besten Jahren und erzähltbegeistert vonBäumenundWäldern,vonÖkologie undÖkonomie, von Fami-lie undBeruf, vonAfrika und St.Gallen.Dabei tritt Trümpler nächstes Jahrmit63 in denRuhestand – nach einer Lauf-bahn,dieerselbstalssehrbefriedigenderlebt hat.«Es fasziniert mich, in Gottes Schöpfung
zu wirken», bekennt er. Und das ist viel-
leicht das Geheimnis: den Wald nicht
bloss als Sammlung von Bäumen wahr-
nehmen, als Rohstoff oder Produkt, son-
dern als lebendiges Geschenk, als kom-
plexe Schöpfung. Auch wenn er als
oberster Förster viele Führungs- und
Administrativaufgaben hat, so liebt er
darum noch heute «Begehungen», also
den Augenschein vor Ort. Wenn es sein
darf, nimmt er sich nach Feierabend
schon mal einen Cervelat mit und ein
Bier unddanngeht er hinausundnimmt
auf dem Hochsitz Platz. «Nur beobach-
ten», schwärmt er, das sei ein wahrer Ge-
nuss. Und vielleicht kommt ihm dabei
jener Bibelvers in den Sinn, der ihm viel
bedeutet: «Wer Gott vertraut, ist wie ein
Baum,gepflanzt am frischenWasser und
seine Blätter verwelken nicht.»
Der Weg zum FörsterDabei war der Weg zum Förster nicht
von Anfang an vorgezeichnet. An der
ETH hat Trümpler Forstwirtschaft stu-
diert, später in Australien noch ein
Nachdiplom abgelegt. Sein erster Job
führte ihn 1977 nachGams.Als Forstin-
genieur war er hier zuständig für Wild-
bach- und Hangverbauungen. Doch als
dann 1982die Stelle als Kreisoberförster
im Werdenberg frei wurde, bewarb er
sich und hat das Amt 23 Jahremit Freu-
de ausgefüllt. Für die EVP war er
während 14 Jahren als Kantonsrat tätig.
Weitere Schwerpunkte waren der Ein-
satz für die ARGE Alp, jene internati-
onale Arbeitsgemeinschaft, welche die
Zusammenarbeit im Alpenraum stär-
ken will. Bayern, Graubünden, Salz-
burg, St.Gallen, Südtirol, Tessin, Tirol,
Trentino undVorarlberg sind dabei.
Ausserdem hat er forstwirtschaftli-
chenUnterricht in der Landwirtschafts-
schule Rheinhof erteilt. Neben dem Be-
ruf engagierte er sich mit Aufbaupro-
jekten inAfrika. So hat ermit FrauMar-
grit – verheiratet seit 1974, sie haben
vier erwachseneKinder –nachdemStu-
dium mitgeholfen, ein Kirchengebäude
inder Elfenbeinküste aufzubauen.Ähn-
liche Projekte, auch in der Aids- und
Hygieneaufklärung, hat er seitdem
fünfmal in Malawi wiederholt und er
plant, im Ruhestand womöglich erneut
nachAfrika zu gehen.
«Bebauen und Bewahren»Bei so viel Weltläufigkeit schätzt er Bo-
denhaftung – die Familie, die Jagd,
Ski- und Velofahren, aber auch die
Naturnähe jener Menschen, mit denen
er imBeruf so oft zu tunhat. «Das ist ein
angenehmer Schlag, sehr ortsverbun-
den», hebt er hervor. Und fügt an: «Ich
bin dem Wald emotional verbunden.»
Die Leidenschaft für das grosse Zusam-
menspiel von Pflanzen, Tieren und
Menschen ist ihm geblieben. Naturnah
soll der Wald darum sein, aber auch
Freizeitort, Lawinenschutz und Roh-
stoff. Ein Stück Schöpfung eben. Mit
dem haushalterisch umzugehen ist.
«Bebauen und Bewahren» heisst das in
der biblischen Schöpfungsgeschichte.
Er nimmt diesen Auftrag durchaus per-
sönlich. REINHOLD MEIER, WANGS
«Wir setzen auf Erkenntnis»Herr Trümpler, wofür brauchen wir den St.GallerWald?Im Kanton sind 29 Prozent der Fläche bewaldet.Die Hälfte davon ist Schutzwald, der vor Lawinen,Hochwasser und Steinschlag bewahrt. Natürlichdient der Wald auch der Erholung. Und er schafftArbeitsplätze, weil er Holz produziert, den einzi-gen nennenswerten nachwachsenden Rohstoffder Schweiz.
Wo stösst die Waldnutzung an Grenzen?Wir nutzen heute rund 300000 Kubikmeter Holzim St.Galler Wald. Wir könnten aber 400000 nut-zen, weil mehr nachwächst. Da spielt jedoch dertiefe Holzpreis hinein. ZumNutzen gehören auchdie Schutzfunktion, die Biodiversität und die Erho-lung. DerWald ist ein vielseitiger Lebensraummitunterschiedlichsten Nutzungsansprüchen.
Wo liegt ihr persönlicher Lieblingswald?Ichmöchte drei nennen, diemir extrem gefallen.Zunächst inmeinem Jagdrevier, das Heuland inSevelen, wo ich gerne hingehe und das Gefühl vonRuhe empfinde. Dann gibt es imMurgtal einArvenwaldreservat, das ich in seiner Schönheitabsolut faszinierend finde, das aber viele St.Gallerzumeinem Erstaunen nicht kennen. Und dann gibtes ein sehr schönesWaldgebiet auf der AmdenerHöhe, wo es Hochmoore und sogar Auerwild gibt.Aber auch an anderen Orten des St.Galler Waldesgibt es wunderschöne Gebiete.
Welches ist das wichtigste Problem im St.GallerWald?Es gibt leider diverse Probleme.Wirmüssen unsaktuell zunehmendmit der Klimaveränderungbefassen. Ein Thema sind aber auch die enger wer-denden Lebensräume, verursacht durch die Zer-siedelung der Landschaft. Oder die zunehmendeBeanspruchung desWaldes – vomSchneeschuh-läufer über den Biker bis zumOL-Läufer und ande-ren Freizeitvergnügen. Sie haben alle das Recht, denWald zu nutzen, aber nicht zu übernutzen. Wir sindimmer Gäste imWald und sollten uns dementspre-chend gegenüber Pflanzen und Tieren verhalten.
Was kann der Einzelne konkret tun, um demWaldSorge zu tragen?Wasman persönlich kennt, ist man auch bereit zuschützen. Wir sind daher froh, wenn etwa Lehrerund Schüler sichmit demWald befassen undlernen, Rücksicht zu nehmen. Man sollte insbe-sondere imWinter nicht von denWegen abgehenund ins Dickicht gehen. Natürlich soll man auchnichts kaputt machen. Wichtig ist auch, dassmansich imWald diskret bemerkbarmacht, damit dasWild einen orten kann. Kurz: Es ist gut, denWaldzu kennen, damit man sich bewusst wird, wasmandarf und was nicht. Wir setzen auf Erkenntnis undweniger auf Vorschriften. INTERVIEW: REM
Interview
Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 15
«Nur beobachten» – das liebt Kantons-
förster Jürg Trümpler bei seinen
Begehungen, aber auch am Feierabend.
Foto:remMonatsporträt
«Ich bin demWaldemotional verbunden.»
Fundstücke Kurz befragt
«Und Gott sprach: Die Erde lasse jun-ges Grün sprossen: Kraut, das Samenträgt, und Fruchtbäume, die Früchtetragen auf der Erde nach ihrer Art, indenen ihr Same ist. Und so geschahes.» 1. BuchMose (Genesis) 1, 11
«An ihren Früchten werdet ihr sieerkennen. Lassen sich etwa Traubenernten von Dornen oder Feigen vonDisteln? So trägt jeder gute Baumgute Früchte, jeder faule Baum aberträgt schlechte Früchte.»
Matthäus 7, 16–17
«Einen alten Baum verpflanzt mannicht.» Lateinische Lebensweisheiten
«Thue deine Augen auf und gehe zueinemBaum, und siehe denselbenan, und besinne dich.» Jakob Böhme
«Ein junger Baum biegt sich,ein alter bricht.» Jiddisches Sprichwort
«Erntest du Früchte vomBaum,so gedenke auch dessen,der ihn gepflanzt hat.» Aus Russland
10/2011 | 60. JahrgangKirchenboteGemeindenachrichten imMittelbund
Theo Gerber, St.GallenChirurg und «Arvenvater»Der auferweckte Jesus Christus ist auch
unter uns aktiv. Und wir haben ihn nöti-
ger als die Menschen vor 2000 Jahren,
denn damals blieb die Natur unangetas-
tet. Mittels gewaltiger Technologie und
unvorstellbarer Überheblichkeit sind
Eingriffe in die Schöpfung möglich ge-
worden, die schliesslich unsere Lebens-
räume zerstören können. Hoffnung auf
noch rechtzeitiges Gegensteuer liefert
unter anderemdie Beschäftigungmit der
Ökologie des Waldes, die lehrt, dass die
Natur stärker ist als wir. Jeder Fehler wird
da geahndet.Wennwir uns aber beschei-
den unterordnen und uns in Liebe üben,
fallen uns beglückend viele Früchte zu.
Hanspeter Schuhmacher,Leiter Botanischer GartenVon der Pflanzenwelt interessierten
mich als Kind nur die Bäume; erst als
Kletterparadies, später auch als Lebewe-
sen. Nach und nach kamen alle anderen
Pflanzen dazu. Die Bäume waren somit
meineEinstiegsdroge indieBotanik,ein
beglückender Teil in meinem Leben.
Nach wie vor bewundere ich die Bäume
als stolze Lebewesen, die ganze Land-
schaften prägen, Zeit ihres Lebens
wachsen und uralt werden können;
trotz ihrer Bodenständigkeit aber sehr
verletzlich sind. Obwohl ich nicht im-
mer darum herumkomme, widerstrebt
es mir, Bäume zu fällen. Bäume zu
pflanzen und sie wachsen zu sehen,
stimmt zuversichtlich.
Was sagen Ihnendie Bäume?
Marianne Wirz, BrunnadernKirchgemeindepräsidentinBäume lehrenmich das Staunen: wie je-
der einzigartig wächst, duftet, Früchte
schenkt und im Lauf der Jahreszeiten
sich verändert. Vor allem aber beein-
drucktmich,wieBäumesichnicht leicht
verdrängen lassen. Sie wachsen vorerst
unterBedingungen,welchenicht immer
optimal sind. Mit erstaunlichen Tricks
wachsen sie nach oben, lassen ihreWur-
zeln geschickt in die verschiedensten
Richtungen wachsen, um sich zu veran-
kern. Ja, dasmachtmir Eindruck und ist
mir ein Vorbild, wenn meine Lebensbe-
dingungen mir gerade nicht so passen.
Da spüre ich eine Verbundenheit mit
dem Baum;meineWurzeln machen das
schon, ich habVertrauen.