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25. APRIL 2018MITTWOCH HERBERN

NACHGEFRAGT

„Nicht mehr über jede einzelne Zutat nachdenken“Nadine Eckmann erklärt, warum „Kochen nach Gefühl“ Magersüchtigen helfen kann

Kochen und Magersucht?Während der allgegenwärti-ge Diät-Hype ums „Abneh-men“ immer neue Variantenproduziert, ist ihre Buchideevöllig anders. Wie ist sie ent-standen?

Nadine Eckmann: „Es warschon immer ein großerWunsch von mir, ein Buchüber Magersucht zu schrei-ben. Gleichzeitig wusste ichaber auch, dass es bereits vie-le Autobiographien zu die-sem Thema gibt. Gerne woll-te ich mein Buch anders ge-stalten. Mir ist außerdem auf-gefallen, dass es unglaublichviele Bücher zum Thema Diätgibt, aber nur selten solche,die Menschen mit dem ge-gensätzlichen Problem an-sprechen. Meine wiederge-wonnene Freude am Kochenwar dann letztendlich derAuslöser für die Idee, einKochbuch für Magersüchtigezu schreiben.“

Sie haben zwei Jahre an ih-rem Buchprojekt gearbeitet.Was bedeutet es für Sie?

Eckmann: „Das Buch bedeutetfür mich unglaublich viel. Ichhabe diese zwei Jahre ge-

nutzt, um auch noch einmalselbst die Krankheit verste-hen zu lernen und zu reflek-tieren. Während des Schreib-prozesses sind viele Emotio-nen von mir in die Texte ein-geflossen; ich habe gelernt,als Autorin und ehemals Be-troffene noch einmal mit ei-nem anderen Blickwinkel aufdie Krankheit zu schauen,und mir ist deutlich gewor-den, wie wertvoll das Lebenselbst ist. Deswegen symboli-siert das Buchprojekt fürmich ganz persönlich dieFreude am Leben selbst.“

Sie sagen, Magersucht be-ginnt im Kopf. Gibt es Situa-tionen, in denen sich das„Gedankenkarussell“ dochwieder zu drehen beginntund wie gehen Sie heute da-mit um?

Eckmann: „Zum Glück sinddiese Situationen heute sehrselten geworden. Wenn sieauftreten, dann ist es meis-tens in Zeiten von Stress undHektik. Über die Jahre habeich gelernt, frühzeitig gegennegative Gedanken anzusteu-ern und diese nicht wiederTeil des Alltags werden zu las-sen.“

Ihre Rezepte sind fast aus-schließlich für eine Personausgerichtet. Warum?

Eckmann: „Paradoxerweise ko-chen Magersüchtige häufigunglaublich gerne – und zwarfür andere und nicht für sichselbst. Das Essen wird mitviel Aufwand zubereitet, aberdann oft weitergegeben. Fürmein Buch war es mir wich-tig, dass Betroffene zunächsteinmal wieder für sich selbstkochen und das Essen wiedergenießen lernen. Deswegensind fast alle Rezepte für eine

Person ausgerichtet, könnendann aber bei Bedarf ange-passt werden.“

Exakte Maßangaben suchtman in den Rezepturen ver-geblich. „Eine Handvoll“,„ein Schuss“, „eine Prise“,„ein wenig“. Was bringt dasKochen nach Gefühl?

Eckmann: „Kochen nach Ge-fühl hilft, die natürliche undpositive Einstellung zum Ko-chen wiederzufinden. Ichglaube, dass die wenigstensich exakt an Mengenanga-ben in Rezepten halten. Ko-chen nach Gefühl geschiehtmeist unbewusst und genaudas ist bei der Genesung vonMagersucht so wichtig: nichtmehr über jede einzelne Zu-tat nachzudenken.“

Und wenn beim Nachkochenein Gericht mal nicht ge-lingt?

Eckmann: „Dann ist das defini-tiv nicht schlimm! Auch mirpersönlich gelingen mancheGerichte nicht. Wichtig ist,nicht aufzugeben, es immerwieder zu probieren und dieFreude am Kochen nicht zuverlieren.“

Nadine Eckmann will nach über-wundener Magersucht anderenBetroffenen mit positiven Im-pulsen Mut machen.

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„Die Küche ist heute nicht mehr mein Feind“Nadine Eckmann aus Herbern hat ihre Magersucht überwunden und diese Erfahrung in einem Kochbuch verarbeitet

Von Gaby Heinkel-Brüggemann

HERBERN � „Ich koche für meinLeben gerne“ ist ein Satz, denNadine Eckmann aus Herbernwortwörtlich meint. Mit 19 Jah-ren, in ihrem Abiturjahr, er-krankte sie an Magersucht. Heu-te, mit 25, hat sie ihr persönli-ches Rezept dagegen gefunden.Der langwierige Weg in die Hei-lung gelang auch dank einer un-gewöhnlichen Buchidee: „Good-bye Magersucht – Mein Koch-buch für ein neues Leben“, er-scheint heute im TRIAS VerlagStuttgart und ist in seiner Artein Novum auf dem deutschenBuchmarkt.

„Ein Kochbuch, geschriebenvon einer Magersüchtigen? Jadas geht“, sagt die Autorinund schildert, wie sie nachder Magersucht Freude amEssen und Kochen gewonnenhabe. Sie legt 120 meist vege-tarische Rezepte vor, die ausvielen guten Zutaten beste-hen und – wichtig – ganzohne Kalorienzählen aus-kommen.

Die Kapitel hat Nadine Eck-mann mit Titeln überschrie-ben wie „Halte das Gedan-kenkarussell an“, „Sprühevor Lebensenergie“ oder„Werde ein (Über-)Lebens-gourmet“.

Ihren Rezeptideen reichenvom Brotaufstrich zum Früh-stück über den Salat für zwi-schendurch bis zu Suppe,Hauptgericht und Dessert.Dazu fügt sie viele persönli-che Tipps und Ratschläge ausihrer eigenen Geschichte hin-zu, teilt Erfahrungen, die ihrgeholfen haben, Körper und

Seele ins Gleichgewicht zubringen.

Sie wolle „auch keine trauri-ge Geschichte erzählen“, be-richtet Eckmann im Ge-spräch mit dem Westfäli-schen Anzeiger, „sondernvielmehr Mut machen und ineiner positiven Art und Weise

über die Krankheit spre-chen.“ So nimmt dieser Bei-trag nach zwei Jahren intensi-ver Arbeit unter vielenKrankheitsberichten zur Ma-gersucht und ernährungswis-senschaftlich geprägten Rat-gebern fraglos eine Sonder-stellung ein. Zumal die Her-bernerin dank ihrer offenenund ehrlichen (Selbst)-Ein-schätzungen eine sehr per-sönliche Sicht auf ihren Wegaus der Krankheit eröffnet.

Zwei Jahre Arbeitan dem Manuskript

Für die Rezepte in „GoodbyeMagersucht“ hat Eckmannlange recherchiert, Fortbil-dungen und Kochkurse be-sucht, in der Küche hantiertund experimentiert. Ob nunvegan, vegetarisch oder umFisch und Fleisch ergänzt, beiihren Gerichten legt sie Wertauf frische Zutaten vom Wo-chenmarkt und die „Stars je-der Küche“: Gewürze. „Ichhabe gelernt, dass es ebensoviele unterschiedliche Essvor-lieben wie Menschen gibt“,sagt Eckmann. Sie rät dazu,das eigene Bauchgefühl zuzu-lassen.

Und genauso gebe es vieleunterschiedliche Gründe, anMagersucht zu erkranken,und zahlreiche Arten, wiediese sich äußert. Deswegengebe es für sie auch nicht „dieeine richtige oder gesunde Er-nährungsform“, macht sieklar. Erhobener Zeigefingerund Absolutheitsanspruch?Fehlanzeige!

Vier Monate in derUniklinik Münster

„Spaß haben am Essen undKochen? Vor fünf Jahren wäredas für mich undenkbar ge-wesen“, schildert Nadine Eck-mann den Wandel seit Be-ginn ihrer Krankheit. Gehol-fen habe ihr damals „die eige-ne Einsicht, dass irgendetwaspassieren muss“. Es folgtevier Monate stationäre Be-handlung in der UniklinikMünster. Viel Unterstützungkam und kommt aus ihremUmfeld: von Familie, Ehe-mann Eric, Freunden, Mit-schülern und -patienten.

„Die Küche ist heute nichtmehr mein Feind“, sagt diejunge Frau, sie sei nun ein le-bendiger Ort. Diese Erfah-rung verdanke sie nicht zu-letzt einem Auslandsjahr inIrland. In Dublin absolvierteEckmann einen Freiwilligen-dienst, besuchte ältere Men-schen und leistete ihnen Ge-

sellschaft. Die Zeit habe siesehr genossen und dabei vielgelernt, betont sie.

Für das Ausprobieren derRezepte brauche es keine be-

sonderen Erfahrungen oderHilfsmittel, versichert Nadi-ne Eckmann:. „Leg’ einfachlos und schwinge den Koch-löffel.“

Nadine Eckmann hat nach überwundener Magersucht die Lust am Kochen und Genießen wieder entdeckt.

„Goodbye Magersucht“ macht auch Lust aufs Backen und KuchenEssen. � Foto: Eric Eckmann, TRIAS Verlag

Rückkehr in die Heimatsie mit ihrem Ehemann Eric Eck-mann nach Herbern ziehen.Das Buch:„Goodbye Magersucht.Mein Kochbuch für ein neues Le-ben“ (143 Seiten) erscheint heute,am 25. April, im TRIAS Verlag,Stuttgart. Nadine Eckmann ist da-mit auch in den Online-Medien zufinden:www.goodbye-magersucht.dewww.facebook.com/GoodbyeMa-gersuchtwww.instagram.com/good-bye_Magersucht

Nadine Eckmann wurde 1993 inHerbern geboren. 2012 machte sieihr Abitur an der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule Nordkir-chen. Im Anschluss studierte sie bis2015 Komparative Theologie undMedienwissenschaften an der Uni-versität Paderborn. Auf den Bache-lor folgten 2015 der Freiwilligen-dienst mit „Friends of Elderly“ inDublin (Irland) und 2016 das Mas-terstudium der Religionswissen-schaften am University CollegeCork. Zurzeit schreibt Nadine dortan ihrer Doktorarbeit. Im Mai wird

So macht Eckmann mit kleinen Portionen Menschen mit EssstörungAppetit – auch aufs Leben. � Foto © Anke Schütz, TRIAS Verlag

CDU störtWindplanin Senden

Für DavensbergNachteile befürchtet

ASCHEBERG � Die CDU-Frakti-on nimmt die Windkraft-Kon-zentrationsfläche „OTT 2“ inder Gemeinde Senden ins Vi-sier. FraktionsvorsitzenderLudger Wobbe fordert für dieRatssitzung am 8. Mai, (18Uhr, Bürgerforum) einen Ta-gesordnungspunkt zum The-ma. Der Rat soll einen Antragan die Gemeinde Senden ver-abschieden, die Windkraftzo-ne aus dem Flächennutzungs-plan „ersatzlos zu streichen“.

Der potenzielle Standort fürWindräder habe nur einenAbstand von 700 bis 800 Me-tern bis zum Ortsrand vonDavensberg, begründet derFraktionsvorsitzende denVorstoß. Eine südwestlicheEntwicklung für ein Wohn-baugebiet „Wiedau“ in derZukunft werde so verhindertund die von Gemeinde Asche-berg gerade beschlosseneRealisierung des Wohnbauge-bietes „Im Hemmen“ deut-lich erschwert.

Ferner sieht die CDU die Le-bensqualität der Davensber-ger Bürger erheblich einge-schränkt, sollten in der Nach-barschaft Windräder von derin Rede stehenden Höhe über240 Meter entstehen. Das ver-schandle auch das Orts- undLandschaftsbild in Davens-berg. Dabei verweist Wobbeauf eine Strukturuntersu-chung zum Ortsteil Davens-berg und bietet an, deren Er-gebnisse an Interessierte wei-terzureichen: E-Mail an: [email protected]; Tele-fon: 01 63/8 08 91 00. � gh

SPD willPflegelageerörtern

Wie ist der Bedarfin Ascheberg?

ASCHEBERG � Die SPD-Frakti-on will öffentlich erörtern,wie es um die Infrastrukturder Pflegeeinrichtungen imKreis Coesfeld und vor allemin der Gemeinde Aschebergbestellt ist. Dazu regt derFraktionsvorsitzende Christi-an Ley an, zur Sitzung des So-zialausschusses einen Vertre-ter des Kreises einzuladen,der mit dem Pflegebedarfs-plan befasst ist.

Das Thema sei zuletzt imJahr 2013 beraten worden,der demografische Wandelschreite aber fort, der Anteilpflegebedürftiger Menschennehme auch in Ascheberg zu.Nur habe sich die Situationnicht nennenswert verbes-sert, begründet Ley seinenVorstoß.

Kreis soll seinenPlan vorstellen

Auch seien durch das Pflege-stärkungsgesetz II die Bemes-sungsgrundlagen der Pflege-versicherung verändert wor-den. In der Bewertung des in-dividuellen Pflegebedarfswerde eine höhere Gewich-tung auf demenzielle Verän-derungen gelegt. In der Folgekönnten mehr MenschenLeistungen aus der Pflegever-sicherung in Anspruch neh-men. Auch das gibt der The-matik für die Genossen wach-sende Relevanz. Ob darausHandlungsanforderungen fürAscheberg entstehen, werdedie Auseinandersetzung mitdem Pflegebedarfsplan desKreises Coesfeld an den Tagbringen. � gh

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