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25. APRIL 2018 MITTWOCH HERBERN NACHGEFRAGT „Nicht mehr über jede einzelne Zutat nachdenken“ Nadine Eckmann erklärt, warum „Kochen nach Gefühl“ Magersüchtigen helfen kann Kochen und Magersucht? Während der allgegenwärti- ge Diät-Hype ums „Abneh- men“ immer neue Varianten produziert, ist ihre Buchidee völlig anders. Wie ist sie ent- standen? Nadine Eckmann: „Es war schon immer ein großer Wunsch von mir, ein Buch über Magersucht zu schrei- ben. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass es bereits vie- le Autobiographien zu die- sem Thema gibt. Gerne woll- te ich mein Buch anders ge- stalten. Mir ist außerdem auf- gefallen, dass es unglaublich viele Bücher zum Thema Diät gibt, aber nur selten solche, die Menschen mit dem ge- gensätzlichen Problem an- sprechen. Meine wiederge- wonnene Freude am Kochen war dann letztendlich der Auslöser für die Idee, ein Kochbuch für Magersüchtige zu schreiben.“ Sie haben zwei Jahre an ih- rem Buchprojekt gearbeitet. Was bedeutet es für Sie? Eckmann: „Das Buch bedeutet für mich unglaublich viel. Ich habe diese zwei Jahre ge- nutzt, um auch noch einmal selbst die Krankheit verste- hen zu lernen und zu reflek- tieren. Während des Schreib- prozesses sind viele Emotio- nen von mir in die Texte ein- geflossen; ich habe gelernt, als Autorin und ehemals Be- troffene noch einmal mit ei- nem anderen Blickwinkel auf die Krankheit zu schauen, und mir ist deutlich gewor- den, wie wertvoll das Leben selbst ist. Deswegen symboli- siert das Buchprojekt für mich ganz persönlich die Freude am Leben selbst.“ Sie sagen, Magersucht be- ginnt im Kopf. Gibt es Situa- tionen, in denen sich das „Gedankenkarussell“ doch wieder zu drehen beginnt und wie gehen Sie heute da- mit um? Eckmann: „Zum Glück sind diese Situationen heute sehr selten geworden. Wenn sie auftreten, dann ist es meis- tens in Zeiten von Stress und Hektik. Über die Jahre habe ich gelernt, frühzeitig gegen negative Gedanken anzusteu- ern und diese nicht wieder Teil des Alltags werden zu las- sen.“ Ihre Rezepte sind fast aus- schließlich für eine Person ausgerichtet. Warum? Eckmann: „Paradoxerweise ko- chen Magersüchtige häufig unglaublich gerne – und zwar für andere und nicht für sich selbst. Das Essen wird mit viel Aufwand zubereitet, aber dann oft weitergegeben. Für mein Buch war es mir wich- tig, dass Betroffene zunächst einmal wieder für sich selbst kochen und das Essen wieder genießen lernen. Deswegen sind fast alle Rezepte für eine Person ausgerichtet, können dann aber bei Bedarf ange- passt werden.“ Exakte Maßangaben sucht man in den Rezepturen ver- geblich. „Eine Handvoll“, „ein Schuss“, „eine Prise“, „ein wenig“. Was bringt das Kochen nach Gefühl? Eckmann: „Kochen nach Ge- fühl hilft, die natürliche und positive Einstellung zum Ko- chen wiederzufinden. Ich glaube, dass die wenigsten sich exakt an Mengenanga- ben in Rezepten halten. Ko- chen nach Gefühl geschieht meist unbewusst und genau das ist bei der Genesung von Magersucht so wichtig: nicht mehr über jede einzelne Zu- tat nachzudenken.“ Und wenn beim Nachkochen ein Gericht mal nicht ge- lingt? Eckmann: „Dann ist das defini- tiv nicht schlimm! Auch mir persönlich gelingen manche Gerichte nicht. Wichtig ist, nicht aufzugeben, es immer wieder zu probieren und die Freude am Kochen nicht zu verlieren.“ Nadine Eckmann will nach über- wundener Magersucht anderen Betroffenen mit positiven Im- pulsen Mut machen. Kontakt zur Redaktion Telefon (02389) 989 58 10 Telefax (02389) 989 58 30 E-Mail: [email protected] „Die Küche ist heute nicht mehr mein Feind“ Nadine Eckmann aus Herbern hat ihre Magersucht überwunden und diese Erfahrung in einem Kochbuch verarbeitet Von Gaby Heinkel-Brüggemann HERBERN „Ich koche für mein Leben gerne“ ist ein Satz, den Nadine Eckmann aus Herbern wortwörtlich meint. Mit 19 Jah- ren, in ihrem Abiturjahr, er- krankte sie an Magersucht. Heu- te, mit 25, hat sie ihr persönli- ches Rezept dagegen gefunden. Der langwierige Weg in die Hei- lung gelang auch dank einer un- gewöhnlichen Buchidee: „Good- bye Magersucht – Mein Koch- buch für ein neues Leben“, er- scheint heute im TRIAS Verlag Stuttgart und ist in seiner Art ein Novum auf dem deutschen Buchmarkt. „Ein Kochbuch, geschrieben von einer Magersüchtigen? Ja das geht“, sagt die Autorin und schildert, wie sie nach der Magersucht Freude am Essen und Kochen gewonnen habe. Sie legt 120 meist vege- tarische Rezepte vor, die aus vielen guten Zutaten beste- hen und – wichtig – ganz ohne Kalorienzählen aus- kommen. Die Kapitel hat Nadine Eck- mann mit Titeln überschrie- ben wie „Halte das Gedan- kenkarussell an“, „Sprühe vor Lebensenergie“ oder „Werde ein (Über-)Lebens- gourmet“. Ihren Rezeptideen reichen vom Brotaufstrich zum Früh- stück über den Salat für zwi- schendurch bis zu Suppe, Hauptgericht und Dessert. Dazu fügt sie viele persönli- che Tipps und Ratschläge aus ihrer eigenen Geschichte hin- zu, teilt Erfahrungen, die ihr geholfen haben, Körper und Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Sie wolle „auch keine trauri- ge Geschichte erzählen“, be- richtet Eckmann im Ge- spräch mit dem Westfäli- schen Anzeiger, „sondern vielmehr Mut machen und in einer positiven Art und Weise über die Krankheit spre- chen.“ So nimmt dieser Bei- trag nach zwei Jahren intensi- ver Arbeit unter vielen Krankheitsberichten zur Ma- gersucht und ernährungswis- senschaftlich geprägten Rat- gebern fraglos eine Sonder- stellung ein. Zumal die Her- bernerin dank ihrer offenen und ehrlichen (Selbst)-Ein- schätzungen eine sehr per- sönliche Sicht auf ihren Weg aus der Krankheit eröffnet. Zwei Jahre Arbeit an dem Manuskript Für die Rezepte in „Goodbye Magersucht“ hat Eckmann lange recherchiert, Fortbil- dungen und Kochkurse be- sucht, in der Küche hantiert und experimentiert. Ob nun vegan, vegetarisch oder um Fisch und Fleisch ergänzt, bei ihren Gerichten legt sie Wert auf frische Zutaten vom Wo- chenmarkt und die „Stars je- der Küche“: Gewürze. „Ich habe gelernt, dass es ebenso viele unterschiedliche Essvor- lieben wie Menschen gibt“, sagt Eckmann. Sie rät dazu, das eigene Bauchgefühl zuzu- lassen. Und genauso gebe es viele unterschiedliche Gründe, an Magersucht zu erkranken, und zahlreiche Arten, wie diese sich äußert. Deswegen gebe es für sie auch nicht „die eine richtige oder gesunde Er- nährungsform“, macht sie klar. Erhobener Zeigefinger und Absolutheitsanspruch? Fehlanzeige! Vier Monate in der Uniklinik Münster „Spaß haben am Essen und Kochen? Vor fünf Jahren wäre das für mich undenkbar ge- wesen“, schildert Nadine Eck- mann den Wandel seit Be- ginn ihrer Krankheit. Gehol- fen habe ihr damals „die eige- ne Einsicht, dass irgendetwas passieren muss“. Es folgte vier Monate stationäre Be- handlung in der Uniklinik Münster. Viel Unterstützung kam und kommt aus ihrem Umfeld: von Familie, Ehe- mann Eric, Freunden, Mit- schülern und -patienten. „Die Küche ist heute nicht mehr mein Feind“, sagt die junge Frau, sie sei nun ein le- bendiger Ort. Diese Erfah- rung verdanke sie nicht zu- letzt einem Auslandsjahr in Irland. In Dublin absolvierte Eckmann einen Freiwilligen- dienst, besuchte ältere Men- schen und leistete ihnen Ge- sellschaft. Die Zeit habe sie sehr genossen und dabei viel gelernt, betont sie. Für das Ausprobieren der Rezepte brauche es keine be- sonderen Erfahrungen oder Hilfsmittel, versichert Nadi- ne Eckmann:. „Leg’ einfach los und schwinge den Koch- löffel.“ Nadine Eckmann hat nach überwundener Magersucht die Lust am Kochen und Genießen wieder entdeckt. „Goodbye Magersucht“ macht auch Lust aufs Backen und Kuchen Essen. Foto: Eric Eckmann, TRIAS Verlag Rückkehr in die Heimat sie mit ihrem Ehemann Eric Eck- mann nach Herbern ziehen. Das Buch: „Goodbye Magersucht. Mein Kochbuch für ein neues Le- ben“ (143 Seiten) erscheint heute, am 25. April, im TRIAS Verlag, Stuttgart. Nadine Eckmann ist da- mit auch in den Online-Medien zu finden: www.goodbye-magersucht.de www.facebook.com/GoodbyeMa- gersucht www.instagram.com/good- bye_Magersucht Nadine Eckmann wurde 1993 in Herbern geboren. 2012 machte sie ihr Abitur an der Johann-Conrad- Schlaun-Gesamtschule Nordkir- chen. Im Anschluss studierte sie bis 2015 Komparative Theologie und Medienwissenschaften an der Uni- versität Paderborn. Auf den Bache- lor folgten 2015 der Freiwilligen- dienst mit „Friends of Elderly“ in Dublin (Irland) und 2016 das Mas- terstudium der Religionswissen- schaften am University College Cork. Zurzeit schreibt Nadine dort an ihrer Doktorarbeit. Im Mai wird So macht Eckmann mit kleinen Portionen Menschen mit Essstörung Appetit – auch aufs Leben. Foto © Anke Schütz, TRIAS Verlag CDU stört Windplan in Senden Für Davensberg Nachteile befürchtet ASCHEBERG Die CDU-Frakti- on nimmt die Windkraft-Kon- zentrationsfläche „OTT 2“ in der Gemeinde Senden ins Vi- sier. Fraktionsvorsitzender Ludger Wobbe fordert für die Ratssitzung am 8. Mai, (18 Uhr, Bürgerforum) einen Ta- gesordnungspunkt zum The- ma. Der Rat soll einen Antrag an die Gemeinde Senden ver- abschieden, die Windkraftzo- ne aus dem Flächennutzungs- plan „ersatzlos zu streichen“. Der potenzielle Standort für Windräder habe nur einen Abstand von 700 bis 800 Me- tern bis zum Ortsrand von Davensberg, begründet der Fraktionsvorsitzende den Vorstoß. Eine südwestliche Entwicklung für ein Wohn- baugebiet „Wiedau“ in der Zukunft werde so verhindert und die von Gemeinde Asche- berg gerade beschlossene Realisierung des Wohnbauge- bietes „Im Hemmen“ deut- lich erschwert. Ferner sieht die CDU die Le- bensqualität der Davensber- ger Bürger erheblich einge- schränkt, sollten in der Nach- barschaft Windräder von der in Rede stehenden Höhe über 240 Meter entstehen. Das ver- schandle auch das Orts- und Landschaftsbild in Davens- berg. Dabei verweist Wobbe auf eine Strukturuntersu- chung zum Ortsteil Davens- berg und bietet an, deren Er- gebnisse an Interessierte wei- terzureichen: E-Mail an: Lud- [email protected]; Tele- fon: 01 63/8 08 91 00. gh SPD will Pflegelage erörtern Wie ist der Bedarf in Ascheberg? ASCHEBERG Die SPD-Frakti- on will öffentlich erörtern, wie es um die Infrastruktur der Pflegeeinrichtungen im Kreis Coesfeld und vor allem in der Gemeinde Ascheberg bestellt ist. Dazu regt der Fraktionsvorsitzende Christi- an Ley an, zur Sitzung des So- zialausschusses einen Vertre- ter des Kreises einzuladen, der mit dem Pflegebedarfs- plan befasst ist. Das Thema sei zuletzt im Jahr 2013 beraten worden, der demografische Wandel schreite aber fort, der Anteil pflegebedürftiger Menschen nehme auch in Ascheberg zu. Nur habe sich die Situation nicht nennenswert verbes- sert, begründet Ley seinen Vorstoß. Kreis soll seinen Plan vorstellen Auch seien durch das Pflege- stärkungsgesetz II die Bemes- sungsgrundlagen der Pflege- versicherung verändert wor- den. In der Bewertung des in- dividuellen Pflegebedarfs werde eine höhere Gewich- tung auf demenzielle Verän- derungen gelegt. In der Folge könnten mehr Menschen Leistungen aus der Pflegever- sicherung in Anspruch neh- men. Auch das gibt der The- matik für die Genossen wach- sende Relevanz. Ob daraus Handlungsanforderungen für Ascheberg entstehen, werde die Auseinandersetzung mit dem Pflegebedarfsplan des Kreises Coesfeld an den Tag bringen. gh

MITTWOCH HERBERN CDU st rt ãDie K che ist heute nicht mehr ... fileKo-chen nach Gef hl geschieht meist unbewusst und genau das ist bei der Genesung von Magersucht so wichtig: nicht

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Page 1: MITTWOCH HERBERN CDU st rt ãDie K che ist heute nicht mehr ... fileKo-chen nach Gef hl geschieht meist unbewusst und genau das ist bei der Genesung von Magersucht so wichtig: nicht

25. APRIL 2018MITTWOCH HERBERN

NACHGEFRAGT

„Nicht mehr über jede einzelne Zutat nachdenken“Nadine Eckmann erklärt, warum „Kochen nach Gefühl“ Magersüchtigen helfen kann

Kochen und Magersucht?Während der allgegenwärti-ge Diät-Hype ums „Abneh-men“ immer neue Variantenproduziert, ist ihre Buchideevöllig anders. Wie ist sie ent-standen?

Nadine Eckmann: „Es warschon immer ein großerWunsch von mir, ein Buchüber Magersucht zu schrei-ben. Gleichzeitig wusste ichaber auch, dass es bereits vie-le Autobiographien zu die-sem Thema gibt. Gerne woll-te ich mein Buch anders ge-stalten. Mir ist außerdem auf-gefallen, dass es unglaublichviele Bücher zum Thema Diätgibt, aber nur selten solche,die Menschen mit dem ge-gensätzlichen Problem an-sprechen. Meine wiederge-wonnene Freude am Kochenwar dann letztendlich derAuslöser für die Idee, einKochbuch für Magersüchtigezu schreiben.“

Sie haben zwei Jahre an ih-rem Buchprojekt gearbeitet.Was bedeutet es für Sie?

Eckmann: „Das Buch bedeutetfür mich unglaublich viel. Ichhabe diese zwei Jahre ge-

nutzt, um auch noch einmalselbst die Krankheit verste-hen zu lernen und zu reflek-tieren. Während des Schreib-prozesses sind viele Emotio-nen von mir in die Texte ein-geflossen; ich habe gelernt,als Autorin und ehemals Be-troffene noch einmal mit ei-nem anderen Blickwinkel aufdie Krankheit zu schauen,und mir ist deutlich gewor-den, wie wertvoll das Lebenselbst ist. Deswegen symboli-siert das Buchprojekt fürmich ganz persönlich dieFreude am Leben selbst.“

Sie sagen, Magersucht be-ginnt im Kopf. Gibt es Situa-tionen, in denen sich das„Gedankenkarussell“ dochwieder zu drehen beginntund wie gehen Sie heute da-mit um?

Eckmann: „Zum Glück sinddiese Situationen heute sehrselten geworden. Wenn sieauftreten, dann ist es meis-tens in Zeiten von Stress undHektik. Über die Jahre habeich gelernt, frühzeitig gegennegative Gedanken anzusteu-ern und diese nicht wiederTeil des Alltags werden zu las-sen.“

Ihre Rezepte sind fast aus-schließlich für eine Personausgerichtet. Warum?

Eckmann: „Paradoxerweise ko-chen Magersüchtige häufigunglaublich gerne – und zwarfür andere und nicht für sichselbst. Das Essen wird mitviel Aufwand zubereitet, aberdann oft weitergegeben. Fürmein Buch war es mir wich-tig, dass Betroffene zunächsteinmal wieder für sich selbstkochen und das Essen wiedergenießen lernen. Deswegensind fast alle Rezepte für eine

Person ausgerichtet, könnendann aber bei Bedarf ange-passt werden.“

Exakte Maßangaben suchtman in den Rezepturen ver-geblich. „Eine Handvoll“,„ein Schuss“, „eine Prise“,„ein wenig“. Was bringt dasKochen nach Gefühl?

Eckmann: „Kochen nach Ge-fühl hilft, die natürliche undpositive Einstellung zum Ko-chen wiederzufinden. Ichglaube, dass die wenigstensich exakt an Mengenanga-ben in Rezepten halten. Ko-chen nach Gefühl geschiehtmeist unbewusst und genaudas ist bei der Genesung vonMagersucht so wichtig: nichtmehr über jede einzelne Zu-tat nachzudenken.“

Und wenn beim Nachkochenein Gericht mal nicht ge-lingt?

Eckmann: „Dann ist das defini-tiv nicht schlimm! Auch mirpersönlich gelingen mancheGerichte nicht. Wichtig ist,nicht aufzugeben, es immerwieder zu probieren und dieFreude am Kochen nicht zuverlieren.“

Nadine Eckmann will nach über-wundener Magersucht anderenBetroffenen mit positiven Im-pulsen Mut machen.

Kontakt zur RedaktionTelefon (02389) 989 58 10Telefax (02389) 989 58 30

E-Mail: [email protected]

„Die Küche ist heute nicht mehr mein Feind“Nadine Eckmann aus Herbern hat ihre Magersucht überwunden und diese Erfahrung in einem Kochbuch verarbeitet

Von Gaby Heinkel-Brüggemann

HERBERN � „Ich koche für meinLeben gerne“ ist ein Satz, denNadine Eckmann aus Herbernwortwörtlich meint. Mit 19 Jah-ren, in ihrem Abiturjahr, er-krankte sie an Magersucht. Heu-te, mit 25, hat sie ihr persönli-ches Rezept dagegen gefunden.Der langwierige Weg in die Hei-lung gelang auch dank einer un-gewöhnlichen Buchidee: „Good-bye Magersucht – Mein Koch-buch für ein neues Leben“, er-scheint heute im TRIAS VerlagStuttgart und ist in seiner Artein Novum auf dem deutschenBuchmarkt.

„Ein Kochbuch, geschriebenvon einer Magersüchtigen? Jadas geht“, sagt die Autorinund schildert, wie sie nachder Magersucht Freude amEssen und Kochen gewonnenhabe. Sie legt 120 meist vege-tarische Rezepte vor, die ausvielen guten Zutaten beste-hen und – wichtig – ganzohne Kalorienzählen aus-kommen.

Die Kapitel hat Nadine Eck-mann mit Titeln überschrie-ben wie „Halte das Gedan-kenkarussell an“, „Sprühevor Lebensenergie“ oder„Werde ein (Über-)Lebens-gourmet“.

Ihren Rezeptideen reichenvom Brotaufstrich zum Früh-stück über den Salat für zwi-schendurch bis zu Suppe,Hauptgericht und Dessert.Dazu fügt sie viele persönli-che Tipps und Ratschläge ausihrer eigenen Geschichte hin-zu, teilt Erfahrungen, die ihrgeholfen haben, Körper und

Seele ins Gleichgewicht zubringen.

Sie wolle „auch keine trauri-ge Geschichte erzählen“, be-richtet Eckmann im Ge-spräch mit dem Westfäli-schen Anzeiger, „sondernvielmehr Mut machen und ineiner positiven Art und Weise

über die Krankheit spre-chen.“ So nimmt dieser Bei-trag nach zwei Jahren intensi-ver Arbeit unter vielenKrankheitsberichten zur Ma-gersucht und ernährungswis-senschaftlich geprägten Rat-gebern fraglos eine Sonder-stellung ein. Zumal die Her-bernerin dank ihrer offenenund ehrlichen (Selbst)-Ein-schätzungen eine sehr per-sönliche Sicht auf ihren Wegaus der Krankheit eröffnet.

Zwei Jahre Arbeitan dem Manuskript

Für die Rezepte in „GoodbyeMagersucht“ hat Eckmannlange recherchiert, Fortbil-dungen und Kochkurse be-sucht, in der Küche hantiertund experimentiert. Ob nunvegan, vegetarisch oder umFisch und Fleisch ergänzt, beiihren Gerichten legt sie Wertauf frische Zutaten vom Wo-chenmarkt und die „Stars je-der Küche“: Gewürze. „Ichhabe gelernt, dass es ebensoviele unterschiedliche Essvor-lieben wie Menschen gibt“,sagt Eckmann. Sie rät dazu,das eigene Bauchgefühl zuzu-lassen.

Und genauso gebe es vieleunterschiedliche Gründe, anMagersucht zu erkranken,und zahlreiche Arten, wiediese sich äußert. Deswegengebe es für sie auch nicht „dieeine richtige oder gesunde Er-nährungsform“, macht sieklar. Erhobener Zeigefingerund Absolutheitsanspruch?Fehlanzeige!

Vier Monate in derUniklinik Münster

„Spaß haben am Essen undKochen? Vor fünf Jahren wäredas für mich undenkbar ge-wesen“, schildert Nadine Eck-mann den Wandel seit Be-ginn ihrer Krankheit. Gehol-fen habe ihr damals „die eige-ne Einsicht, dass irgendetwaspassieren muss“. Es folgtevier Monate stationäre Be-handlung in der UniklinikMünster. Viel Unterstützungkam und kommt aus ihremUmfeld: von Familie, Ehe-mann Eric, Freunden, Mit-schülern und -patienten.

„Die Küche ist heute nichtmehr mein Feind“, sagt diejunge Frau, sie sei nun ein le-bendiger Ort. Diese Erfah-rung verdanke sie nicht zu-letzt einem Auslandsjahr inIrland. In Dublin absolvierteEckmann einen Freiwilligen-dienst, besuchte ältere Men-schen und leistete ihnen Ge-

sellschaft. Die Zeit habe siesehr genossen und dabei vielgelernt, betont sie.

Für das Ausprobieren derRezepte brauche es keine be-

sonderen Erfahrungen oderHilfsmittel, versichert Nadi-ne Eckmann:. „Leg’ einfachlos und schwinge den Koch-löffel.“

Nadine Eckmann hat nach überwundener Magersucht die Lust am Kochen und Genießen wieder entdeckt.

„Goodbye Magersucht“ macht auch Lust aufs Backen und KuchenEssen. � Foto: Eric Eckmann, TRIAS Verlag

Rückkehr in die Heimatsie mit ihrem Ehemann Eric Eck-mann nach Herbern ziehen.Das Buch:„Goodbye Magersucht.Mein Kochbuch für ein neues Le-ben“ (143 Seiten) erscheint heute,am 25. April, im TRIAS Verlag,Stuttgart. Nadine Eckmann ist da-mit auch in den Online-Medien zufinden:www.goodbye-magersucht.dewww.facebook.com/GoodbyeMa-gersuchtwww.instagram.com/good-bye_Magersucht

Nadine Eckmann wurde 1993 inHerbern geboren. 2012 machte sieihr Abitur an der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule Nordkir-chen. Im Anschluss studierte sie bis2015 Komparative Theologie undMedienwissenschaften an der Uni-versität Paderborn. Auf den Bache-lor folgten 2015 der Freiwilligen-dienst mit „Friends of Elderly“ inDublin (Irland) und 2016 das Mas-terstudium der Religionswissen-schaften am University CollegeCork. Zurzeit schreibt Nadine dortan ihrer Doktorarbeit. Im Mai wird

So macht Eckmann mit kleinen Portionen Menschen mit EssstörungAppetit – auch aufs Leben. � Foto © Anke Schütz, TRIAS Verlag

CDU störtWindplanin Senden

Für DavensbergNachteile befürchtet

ASCHEBERG � Die CDU-Frakti-on nimmt die Windkraft-Kon-zentrationsfläche „OTT 2“ inder Gemeinde Senden ins Vi-sier. FraktionsvorsitzenderLudger Wobbe fordert für dieRatssitzung am 8. Mai, (18Uhr, Bürgerforum) einen Ta-gesordnungspunkt zum The-ma. Der Rat soll einen Antragan die Gemeinde Senden ver-abschieden, die Windkraftzo-ne aus dem Flächennutzungs-plan „ersatzlos zu streichen“.

Der potenzielle Standort fürWindräder habe nur einenAbstand von 700 bis 800 Me-tern bis zum Ortsrand vonDavensberg, begründet derFraktionsvorsitzende denVorstoß. Eine südwestlicheEntwicklung für ein Wohn-baugebiet „Wiedau“ in derZukunft werde so verhindertund die von Gemeinde Asche-berg gerade beschlosseneRealisierung des Wohnbauge-bietes „Im Hemmen“ deut-lich erschwert.

Ferner sieht die CDU die Le-bensqualität der Davensber-ger Bürger erheblich einge-schränkt, sollten in der Nach-barschaft Windräder von derin Rede stehenden Höhe über240 Meter entstehen. Das ver-schandle auch das Orts- undLandschaftsbild in Davens-berg. Dabei verweist Wobbeauf eine Strukturuntersu-chung zum Ortsteil Davens-berg und bietet an, deren Er-gebnisse an Interessierte wei-terzureichen: E-Mail an: [email protected]; Tele-fon: 01 63/8 08 91 00. � gh

SPD willPflegelageerörtern

Wie ist der Bedarfin Ascheberg?

ASCHEBERG � Die SPD-Frakti-on will öffentlich erörtern,wie es um die Infrastrukturder Pflegeeinrichtungen imKreis Coesfeld und vor allemin der Gemeinde Aschebergbestellt ist. Dazu regt derFraktionsvorsitzende Christi-an Ley an, zur Sitzung des So-zialausschusses einen Vertre-ter des Kreises einzuladen,der mit dem Pflegebedarfs-plan befasst ist.

Das Thema sei zuletzt imJahr 2013 beraten worden,der demografische Wandelschreite aber fort, der Anteilpflegebedürftiger Menschennehme auch in Ascheberg zu.Nur habe sich die Situationnicht nennenswert verbes-sert, begründet Ley seinenVorstoß.

Kreis soll seinenPlan vorstellen

Auch seien durch das Pflege-stärkungsgesetz II die Bemes-sungsgrundlagen der Pflege-versicherung verändert wor-den. In der Bewertung des in-dividuellen Pflegebedarfswerde eine höhere Gewich-tung auf demenzielle Verän-derungen gelegt. In der Folgekönnten mehr MenschenLeistungen aus der Pflegever-sicherung in Anspruch neh-men. Auch das gibt der The-matik für die Genossen wach-sende Relevanz. Ob darausHandlungsanforderungen fürAscheberg entstehen, werdedie Auseinandersetzung mitdem Pflegebedarfsplan desKreises Coesfeld an den Tagbringen. � gh