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Lisdorfer heimatblatt 12

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(Ariikel und Fotos über lubildum siehe Seiie 22 24)

Londrülin ^

oniko Bochmonn feierte runden Geburtstog

Moniko Bochmonn ous Hülzweiler, seit l.Oklober 2004 Londrdiin des sroßen [ondkreisesSoorlouis und Chefin von vielen Bediensteten der Kreisverwoltuns, konnte om 24.Februorihren 60. Geburtstos feiern. Seii dem 22.November 2004 isi sie ouch Vorsiizende des über800 Mitslieder zöhlenden Vereins tur die Heimotkunde im Londkreis Soorlouis. Sie wor undist der Heimotkunde besonders zueelon. Dos zeist sich ouch durch ihre reselmößigen Be'suche beim Heimotkundeverein Lisdorf. Seil wir die Grünkohlessen durchfiihren, hotsiekotzvieler onderweitigen Verpf lichlungen noch keines versöuml.

Moniko Eochmonn wurde om 24.Februor I950 in Hülzweiler seboren. Die selernteSporkossenongestelhe und Versicherungsfochlrou engogiertesich schon früh in der CDU. Von1994 bis 2004 sehörre sie dem soorlöndischen Londtos on. lm.iuni2004 wurde sie in einerDirekn/rohl mii einer kloren Mehrheii von den wählern im Londkreis Soorlouis ols Noch'folserin von Dr. Peter Winler zur Londrätin sewöhli. lhre Amlsperiode endet om 30.Sep-

tember 2012. Sie isi donn ersi 62 lohre iuns und in einem Aher, in dem mon noch Konrod Adenouer ols po iti-scher Mensch eßi gerode ,,trocken hinter den Ohren" sei. Sie könnte 2012 für eine 2. Amisperiode kondidieren,doch dos lösst sie jetzt noch offen.Moniko Eochmonn wünscht sich für die nöchsten.Johre: ,,Eine glück iche Fomilie, Gesundheil und eln orbeitsreiches,erfüllies teben ols Londrätin und Vorsitzende der Heimoikunde-Vereinisuns".Der Verein für Heimotkunde Lisdorf e.V und die Redokiion des Lisdorfer Heimotblofies schließen sich diesen su'ten Wünschen on und hoffen oufweilere lreue Verbundenheit.

lmpressum:

Herousseber: Verein für Heimolkunde Lisdorf e. V (VHL)

Am Ginderbers 13, 66740 Soorlouls-LisdorfTel.: 06831 /41 694, Fox: 06831 / 1 2A7 53

Druckr

Heiner Groß (verontwortlich)Geors Groß (PC Beorbeltuns), Asnes Groß, Monfred Nebe unsDruckerei und Ver os Heinz Klsin GmbH, Alf der wies 7, 66740 Soor ouls-LisdoKreissporkosse Soonouis (BLZ 593 501 l0), Kto.Nr.: 74 30088 0Volksbo.k Soorlouis (BLZ 593 901 00), Kro.Nr.; )4012176293 Euro ie Hefi, Vereinsmllglieder erhohen es kosle.Los

gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verlossers, nlchr unbedlngt der Redokllon *iede..ooch ouszussweise, nur mit Genehmigung des Hero!sgebers

Verehrle Leserinnen und Leser,

zu Beginn des 2. Johresquorlols können wir lhnen wieder ein LisdorlerHeimolbloil vorslellen. In dieser Ausgobe ist eine VieTlolt von heimotkund-lichen Themen behondelt, von denen wir hoffen, doss sie lhr lnleresse finden.Do ist zunöchsl die Geschichie der Fomilie Ruff, die zwor nur von etwo 1870bis I940 in Lisdorf onsdssig wor, in dieser Zeii ober eine dominierende Rollegespielt hoi. Noch der Veröflentlichung eines Bildes der sog. Villo Ruff, demherrschofllichen Wohnsitz der Fomilie, in unserer letzten Ausgobe wor dieResononz dorouf derorl groß, doss wir uns in der Fo ge mit der Lebensge-schichte der Fomilie Ruf{ intensiv beschdftigt hoben und lhnen dos Ergebnisin einem größeren Artikel ouf den Seiten 4 bis l2 vorstellen können. DosSchicksol dieser Fomilie hot offenbor vie e Menschen in Lisdorf und Ensdorfbewegt, do uns sowohl in der Vergongenheit ols ouch bei den iefzt ongestell-

len Recherchen von Vielen ln{ormolionen gegeben wurden. Trofrdem isl es uns in der Kürze der Zeit nichtgelungen, die Lebensumstönde der einzelnen Angehörigen der Fomilie Ruff vollstöndig oufzuklören, sodoss wir weileren Klörungsbedorf hoben und für weiiere lnformolionen donkbor sind.Dos stolze Jubilöum unseres Orles im nöchslen Johr, Lisdorf existierl donn olfiziell I100 lohre, worbeslimmend für die Auswohl der weileren Beitröge in dieser Ausgobe. Auf den Seilen 25 bis 29 los-sen wir den 198'l in Soorlouis verstorbenen verdienstvollen Heimotforscher Dr. Andreos Moilönder miieinem von ihm 1977 verfossten Artikel über die Enlstehungsgeschichte von Lisdorf zu Wori kommen.lhm verdonken wir den bisher ersten Nochweis über Lisdorf im lohre 9l l.Auch in dieser Ausgobe bringen wir mit dem Abdruck eines bereits vor 72 lohren veröffentlichlen Artikelsüber die Geschichte der Pforrei Lisdorf-Ensdorf einen für beide Orte gleichermoßen inleressonien Beitrogzur gemeinsomen Geschichte von l"isdorf und EnsdorJ. Beide Orle gehöden rJber viele lohrhunderte trotzder lrennenden Soor sowohl pforrlich ols ouch gemeindemößig zusommen. Wöhrend die Trennung beider fforrei bereils 1868 vollzogen wurde, douerle es bis zur kommunolen Trennung bis 1936.Vor einigen Wochen konnie die Fomilie Julien-Zimmer ihr 60iöhriges Eigentümerjubilöum im Gost-hous Neue Welt feiern. Dieses hoben wir zum Anloss genommen, die Historie der,,Neuen Welt" et-wos nöher zu belerJchten, do sie or.rf der Gemorkung Lisdorf steht und demnoch zum Stodtteil Lisdorlgehört. Die Entslehung der Neuen Welt reicht bis zum Bou der Feslung Soorlouis zurück.Die posiiive Resononz ouf unsere bisher veröffent ichten Hochzeitsbilder ous unserer Ausslellung in derLisdorfer Heimotsiube veronlossl uns, ouch in dieser Ausgobe wieder etliche Hochzeitsbilder zu zei-gen. lm Übrigen b.ingen wir - wie bisher ouch inleressonle Kurzbeitröge zu ortsgeschichtlichen undoktuellen Themen und ho{fen ouch domit lhr lnteresse on der Heimolgeschichte zu weckenMeinen Mitorbeilern on dieser Ausgobe: Georg Groß für die oufwöndige Fertigung der druckfertigenVorloge, Agnes Groß für die Auswohl der Bilder und ihre Textbeitröge, Morionne Fousl für ihre Mundorl-beiiröge, Morio Scholly für die Personendoten, Günter Mong für die Bereiistellung von Unterlogen ousseinem Archiv, Monfred Nebelung und Gobi Feld für dos Lektorot und schließlich Berthold Nogel undHorold Weiler für die Bereitsiellung von Folos und Bildern donke ich gonz herzlich.lch wünsche ouch dieser Ausgobe eine große Leserschofl und lhnen, liebe Leserinnen und Leser, viellnleresse und Freude beim Lesen.

lhr Heiner GroßVorsilzender des Verein5 lür Heimotkunde Lisdorf e.V,

I100 Johre LisdorfEnde des nöchslen Johres wird Lisdorf I100 Johre olt. Dos ergibt sich ous einer Urkunde, die Kö-nig Korl lll. von Wesdronken und Lothringen om 20. Dezember 9Il ousgestellt hot. Dos Originolder Urkunde befindet sich in einem Archiv in Lille (Nordfronkreich), Kopien dieser Urkunde hobendos Kreis- !nd Slodiorchiv Soorlouis. Auch der Heimotkundeverein Lisdorf ist im Bes;iz einer Ur-kunden-Kopie. Vor 100 Johren, ols Lisdorl sein 1000-iöhriges Ortsiub;löum hötte feiern können,wussle mon im Soorgebiel nichls von der Exislenz dieser Urkunde in Lille. Der Soorlouiser Heimoi-forscher Dr. Andreos Moilönder (t) hotte sie spöter im Zuge seiner Forschungen über die mittelo -

terliche Siodt Wollerfongen ousfindig gemocht und uns eine Kopie zur Verfügr-:ng gestelli.Lisdor{ ist demnoch eine der ölleslen Siedlungen im mittleren Soortol. Dos lubilöum soll unter Be-

gefeieri werden

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teiligung oller Ortsvereine und der Bevölkerung gebührend und ongemessen

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Heiner Groß

llas lcbcr des Max [ufl, Büruermeislfi uon lisdorf-Insdortund seinü thefrau Anna luisc S0[nic ge[.lä[[le

erdetc t]agiscn!

Villo Ruff

Dos Titelbild unserer letzten Ausgobe, dos dieViilo Ruff in der Provinziolsfroße in Lisdorf um dievorleizle Johrhunderwende zeigt, hot eine über-roschend große Resononz unler den Lesern desLisdorfer Heimotblottes ousgelösf. Viele öliereLeser konnlen sich noch gul on dieses herrschofi-liche Gebäude erinnern und Efliche sogor on dieBewohner dieses Anwesens, die Fomilie Ruff. Zwi-schen 1940 und 1960 wor dori eine Firmo Rei-ners KG onsössig, die Cremes oller Art produ-zierte und zeiiweise bis zu 35 Mitorbeiier be-schöftigle. Der Produktionsbereich befond sich inden Wirtschoflgeböuden des Ruffschen Anwe-sens, wdhrend die Büros der Firmo in der Villoselbst logen. Noch dem 2. Weltkrieg wurde dosAnwesen im Volksmund ols,,Creme-Fobrik" be-zeichnet. Au{grund der großen Wohnroumnotnoch Ende des 2. Wehkrieges woren in der VilloRuff und Nebengeböuden bis zu 8 Lisdorfer Fo-m;iien untergebrocht.

Eine gonze Reihe der Anfrogen, insbesonderevon Ensdor-fer Lesern, bezieht sich ouf die Fomi-ie Ruff, besonders ouf Mox Ruff, den früherenBürgermeisler von Lisdorf und Ensdorf. Um dor-über in dieser Ausgobe berichlen zu können, ho-ben wir in den lelzlen Wochen intensiv recher-chiert. Wir hoben viele öltere Bürger, die zur Fo,milie Ruff und späler zur Creme-Fobrik nöherenKontokt hotfen, befrogt und diverse Archive undSlondesömter konsulliert. Die betreffenden Per-sonen sind mil ihrem Einversiöndnis om Schlussdieses BeiIogs rm Einzelnen oufgefül-r-.

Als Ergebnis unserer Recherche konnten wir dieFomiliengeschichie Ruff mii vie en interessonien

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Deloils weitgehend rekonstruieren. Allerdings isteiniges offen geblieben. so doss wir nicht denAnspruch erheben, die Lebensgeschichte der Lis-dorfer Ruffs lückenlos und umfossend dorzustel-len. Moncre der gescl'ilderten Dorlegungen, ins-besondere über Mox Ruff, bosieren nur ouf Ver-mulungen, die ollerdings durch Aussogen derbef roglen Personen geslülzf werden-

Mon könnle diese Fomiliengeschichte ouch ols Sto-

ry mit der Uberschrift,,Aufstieg und Foll einer groß-bürgerlichen Fomilie im Koiserreich" bezeichnen.

Friedrich Wilhelm Ruff, der Voter von Mox Ruff,wurde om 7.1 .l 835 in der württembergischenKleinstodt Hechingen geboren. Dori liegi dosSlommschloss der Hohenzollern, die über Johr-hunderfe die preußischen Könige und deutschenKoiser (bis 1918 Koiser Wilhelm ll.) stellten. DerVoier wor Obermeisler in Hechingen und ebte ingutbürgerlichen Verhdltnissen. Sohn FriedrichWilhelm mochte sowohl eine militörische olsouch eine koufmönnische Ausbildung. Als Soldotim O{fiziersrong kom er 1856 noch Soorlouis.Hier lernte er seine Frou Theresio Schmitz, geb.l4.l .1833 ir Soo.louis, <ennen, die er om3.3.,l859 heirotete. Aus der Ehe gingen vier Kin-der hervor, von denen nur Sohn Mox, geb. om15.,10.1875 in Soorlouis. dos Jugendolter über-iebte. Friedrich wilhelm Ru{{ blieb noch seinemMilitördiensf in Soorlouis und betöiigle sich olserfolgreicher Koufmonn. Seine engen Kontoktezum Militör verholfen ihm zu gulen Geschöf'ten.Er kouJte zu günsfigen Preisen umfongreicheLöndereien - zumeist nosses Wiesen ond vorden Mouern der Feslungsstodl Soorlouis, die ernoch einigen Jqhren, spöleslens ober nochSchlei{ung der Fesfungsmouern 1889 mii gro,ßem Gewinn wieder veröußerie. So hobe ernoch seiner Militörze;t dos Ge önde der heuti,gen Grof-Werder-Koserne on der WollerfongerStroße ols domols leuchtes Wiesenlond erwor-ben und es Johre spdfer ols Bou ond zum Bouder Koserne mil einem Riesengewinn verkouft.Allein dieses Geschafi soll ihm fosi eine M:llionReichsmork eingebrocht hoben.

lm Johre l87l koufie er den Lobocher Hci zvii-schen Soorwel ingen r..rnd Reisboch i" d.. io-

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LTSDORF

Soorlouis und wurde mit militöri-scher Strenge erzogen. Voier Fried-rich Wilhelm, nun bereits im Aliervon 52 Johren Witwer, ging unver-öndert seinen Geschöften noch undkümmerte sich ouch sehr um sei-nen verpochtelen Lobocher Hof,der ihm eine gule Rendite gebrochthoben soll. Am 13.2.1888, knoppein Johr noch dem Tod seiner FrouTheresio, heirotete er die lungeLisdorfer Wilwe Elisobeth Morgr-retgeb. Louis, die Ehelrou des om24-7 -1883 verstorbenen Goslwir-les Mollhios Morguel, dessen Gost-wirtschoft direkt gegenüber der Vil-lo Ruff gelegen wor.

Ruffs zweile Ehefrou Elisobeth worzum Zeitpunkt der Eheschließung34 Johre olt, olso l9 Johre iüngerols ihr Ehemonn Friedrich WilhelmRuff. Sie wor die Tochter desMühlenbesitzers Johonn Louis vonder Lisdorfer Mühle (Kopellen-mühle) und brochte drei Kinder imAlter von 13, I I und 7 Johren mitin die Ehe. Dem Ehepoor Ruff wur-de om l 3.,l889 eine Tochter ge-schenkt, die ollerdings om 28.9.desselben Johres verstorb.

Ausschnitl ous DGK 5, 5462 Lisdorl

mols noch selbslöndigen Gemeinde Loboch,den er fodon mit vielen Hilfskröften bewirtschof-tete. Doch noch wenigen lohren zog es ihn wie-der noch Soorlouis zurück, wo er ein Hous in Lis-dorf bewohnie. Gleichzeitig blieb er ols Groß-grundbesitzer Miiglied im Lobocher Gemeinde-rot von 1872 bis 1894.

Als Lisdorfer Bürger koufte Friedrich Wilhelm Ruffein größeres Areol on der Provinziolskoße, dossich bis zum Weg ,,ouf der Wies" erstreckle. Dorlboute er 1885/86 ein herrschoftliches Hous, dosspöler ,yillo Ruff" qenonnl wurde, und dohinterein soqenonntes Gesindehous und verschiede-ne Wirtschofi sgeböude einschließlich eines Pfer-de- und Reitstolles ouf der Wies (heute Drucke-rei Klein GmbH).

Am 18.6.1887 storb die Ehefrou von FriedrichWilhelm Ruff im Alter von 54 Johren. Dos einzi-ge noch lebende Kind, Sohn Mox, wor gerodel2 Johre olt. Er besuchte dos Gymosium in

Friedrich Wilhelm Ruff versiorb om21 .12.1894 im Aller von 59 Johren. Seine zweileEhefrou Elisobeth wor gerode 40 Johre olt, ihreKinder ous ersier Ehe 19, t 7 und l3 Johre olt.

Friedrich Wilhelm Ruff holle seinen Sohn ous er-ster Ehe, Mox Ruff, geb. om I5.10.1875, ols Al-leinerbe eingeselzt. Er wor om Todeslog seinesVoiers gerode l9 Johre olt. Mox Ruff hotte nochder Schulzeit in Soorlouis (Abschluss nicht be-konnl) vom 1.10.1893 bis zum 30.9.1894 olsFreiwilliger einen einiöhrigen Militördienst inLudwigsburg bei Stuitgort obsolvier-t und kehrteols Vize Feldwebel noch Lisdorf zurück. Knoppdrer Monole donoch slorb sein Voler on einerschweren LungenenlzÜndung.

Der 19iöhrige Mox Ruff kehrte ollerdings nichtollein ous Lr.rdwigsburg zurück, sondern in Be-gleilung seiner Broul Anno Luise Sophie Löppleous Connstoit (heute Bod Connstotf in Stuitgod),die er wöhrend seines Militördienstes kennenge-lernt hotte. Sie wor om 21.2.1875 in Connstofl

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geboren und enislommle einer gebildeten,großbürgerlichen Fomilie. Spöiere Bekonnle be-richieten, doss Anno Löpple sowohl die klossi-sche deulsche Lilerofur ols ouch die klossischeMusik liebte und beherrschte .

Dorothee Breinig, die mit ihrem Ehemonn Joo-chim bis vor einigen lohren die oheingesesseneLisdorfer Böckerei Breinig führte, erzöhlte uns.doss sie in ihrer Sommlung olier Kochbücherein von Anne Löpple unierzeichnetes, hondge-schriebenes Koch- und Rezeplbuch ous demJohre 1894 besitze wohl ein Geschenk qn diedomols befreundete Fomilie Breinig. Die Böcke-rei Breinig log domols gegenüber der Villo Ruffin der Provinziol§roße. Es isl onzunehmen, dossdie Ruffs dort ihre Bockworen kouften, und do-durch ein freundschoflliches Verhällnis enlslon-den isl. Erno Jungmonn-Breinig, die ous der Bök-kerei Breinig stommf und heute in Schworzen-holz ebt, erzöhlte uns, doss sie und ihre Schwe-siern oft im Hot:se Ruff verkehrien, wos onderenNochborskindern verwehri wor.

Am 21.10.1895 heiroleie Mox Ruff seine BroutAnno Lr-:ise Sophie Löppie. Die Trouung lond inder kotholischen Pforrkirche in Lisdorf stott, ob-wohl die Broul evongelisch wor. Beide woren 20Johre olt. ln den Johren 1896 bis 1908 wurdenihnen folgende Kinder geboren:

Lcobriele Morio Anno, 24.11 .1896 - 12.3.18972.Giselo Anno Morio, 17.6.1899 in Oppenou/Schworzwold verstorben, ob 1.3.1937 verh.3.Renote Morio Anno, 19.07.1900 9.10.19004. Chorlotte, 27.06.1903 nichi bekonnt5. Eberhord Ludwig, 17.05.1908 10.02.1909

Von fünf Kindern überleblen nur die Töchier Gise-lo und Chor olte dos Kindesolter. Eveniuelle Noch-kommen konnten von uns bisher nichl ermifieli wer-den. Auch dos Schicksol von Elisobeth Ruff, verw.Morguet, geb. Louis und ihrer drei Kinder Mor-goreihe, Motthios und Elisqbeth Angelo (Siiefge-schwisier von Mox Ruff) konnie von uns bisher eben-folls nichi geklaa werden. lm Johre 1920 wdre Eli-sobe$ Ruff 66 lohre oll gewesen, folls sie domolsnoch lebte, und ihre Kinder Morgorethe 45 Johre,Motfhios 43 .Johre und Elisobeth Angelo 39.lohre.

Ab l.l.1910 wor Mox Ruff Beomler bei der Bür-germeisterei Lisdorf-Ensdorf. Die Gemeinden Lis-dorf und Ensdorf hilderen seii dem Mitelolrer -mit wehigen Unterbrechungen noch der fronzö-sischen Revolofion 179A-1794 und dem Mocht-

wechsel zwischen Fronkreich und Preußen in denJohren l8l5/16 - eine Verwohungseinheit milSitz im domols größeren Lisdorf.

Ob Mqx Ruff eine Verwoltungsousbildung ge-mocht hoite, isi nicht bekonnt. Noch seinemDienstontritt bei der Bürgermeisterei Lisdorf-Ensdorf im Johr I 9l0 wor er zunöchsl ku.ze Zeitbeomieter Beigeordneter und donoch bis l9l9Beomier. Vom 22.3.'1915 bis zum 25.2.1917 lei-stete er ols 40 bis 42-Jöhriger Kriegsdienst iml. wel'lrieg. Unmirelbor donocl' nohm e. sei-nen Dienst bei der Bürgermeisterei wieder out biser om 2.6.1919 ols geschöftsführender Bürger-meister eingesetzt wurde on Stele von FriedrichWilhelm John. Dieser wor von den fronzösischenBesotzungsbehörden seines Amles ols Bürger-meisler (1897-1919) von Lisdorf-Ensdorf eniho-ben und des Soorgebiels verwiesen worden-

Friedrich Wilhelm John, om 22.1.1865 in Schiff-weiler/Soor geboren, wor sowohl in Lisdorf olsor,ch in Ersdo4 ein öußerst belieb'er Bürgermei-sler. Er wor wie seine ous Trier stommende Ehe-frou evongelisch und wie fost olle Amtslröger zurdomoligen Zeil deutschnotionol und koiserireugesinni wohL der Grund für seine Ver-treibung.

Folgende wichtige Proiekie follen in seine Amls-zeit in Lisdorf:'1897 Bou einer Kleinbohnbrücke über die Soornoch Ensdod, Verkehrsfreigobe der Kleinbohn-sirecke Wollerfongen SoorLouis Lisdorf Ensdorf1898 Einweihung des Bohnhofgeböudes in derProvinziolstroße1905 Bou einer Wosserleitung im gonzen Od,Bou der Bürgermeislerei in der ProvinziolslroßeI9I I Ve,kehrst.eigobe St.oßerbohr rien vonSoorlouis über Lisdorf noch Wodgossen undnoch Ensdorf und Bous.1912 Bou des Schu gebäudes ouf Hof Soorl9l7 Renovierung des Pforrhouses neben derKirche o s Schwesiernhous und Einzug der erstenvier Herz-Jesu-Schweslern

Kurz noch Beginn des 1. Weltkrieges, den ouchBürgermeisler lohn mit seiner Lisdorfer undEnsdorfer Bürgerschofi begeistert feierte, zumololle ouf einen schnellen deuischen Sieg hofftenwie im Krieg mit Fronkreich 1870/71-, tichleleJohn im Schulgeböude ein Militörlozoretl ein, lndem ob Miiie August 1914 erste Kriegsverleizieeingeliefert wurden. Frou Bürgermeisier Johnhotte die Leiiung, unterstülzt von Frou SchulrekiorBecker sowie mehreren Lehrerinnen und Fronz-

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iskonerschweslern ous der St. Eliso beth-Klin ikSoorlouis und dem Klosler in Ensdorf. Die Ehe-frou von Bürgermeister John storb kurz noch die-sem ehrenomllichen Einsolz om l5.ll.l9l5 imAlter von 49 lohren.

Weder seine Verdienste noch seine Beliebtheilbei der Bevölkerung nulzten John bei der Mocht-übernohme durch die fronzösischen Besotzer Bei

der Absetzung von Bürgermeisler John soll ouchder ihm unlerslellte Beomle Mox Rr.rI{ milgewirkthoben. Beweise h;erfür gibt es noch 90 Johrennicht mehr, ober gloubhofte Außerungen ehrbo-rer Personen, die sowohlJohn ols ouch Ruff nochgui gekonnl hoben.

Jedenfolls wurde Mox RuIf von den Fronzosen olsNochfolger von John eingesetzt, obwohl er eben-so wie sein Vorgönger ein Anhönger des deut-schen Koiserreiches und ein Befürworter des Krie-ges wor, on dem er durch Kriegsonleihen gul zuverdienen beobsichtigte. Die totole deutsche Nie-derloge und der Niedergong des deutschen Koi-serreiches kosteten ihn ober fosl sein gesomles Ver-mögen. Außerdem ist onzunehmen, doss er wöh-rend seines persönlichen Kriegseinsokes 1915 bisl9l7 zu der Erkennlnis gelongle, doss dieser verheerende Krieg nichl zu gewinnen sei. Vielleichtkom es I917l18 zu einem Zerwürfnis mil seinemVorgeselzlen F. W John, der bis zuleizt ouf denSieg hoffte und ouf dos Koiserreich bouie .

Den von seinem Voler ererblen Lobocher Hof, derihm den Titel ,,Gutsbesilzer" einbrochte, hoiteMox Ruff bereiis 1908 on eine Fomilie Fontoineverkouft, deren Nochfohren ihn noch heute be-wirtschoften. Der derzeitige lnhober des Holes istPrösident des Bouernverbondes Soor. Den Erlösous dem Verkouf des Hofes investierte Mox Ruffzum einen in eine umfongreiche fferdeholtung,die er noch dem Bou eines großen fferde- undReilstolles im hinleren Bereich seines Lisdorfer An-wesens betrieb; den onderen Teil legte er inGoldmork on, den er noch Ausbruch des I Welt-krieges on dos deulsche Koiserreich ols Kriegson-leihe gegen hohe Zinszusoge verpföndete.

Seine Pferde wurden zum größien Teil ols Gru-benpferde unter Toge eingesetzl, wos ongeblichsehr gewinnbringend wor. Die übrigen Pferdedienten der Fomilie ols Reit- und Kulschen-pferde. Noch heuie wird in Lisdorf von ölterenMiibürgern, die es wiederum von ihren E tern ge-höa hoben, erzöhlt, wie die Fomilie von Mox Ruffin vornehmen Kutschen, mit 4 bis 6 Pferden be-

sponnl, zum Einkoul oder zur Schule noch Soor-louis oder ouch nur zum Spoß durch den Ort kut-schiert wurde.

Gegen Ende des Krieges mussle er ouch der Ko-vollerie Plerde zur Verfügung stellen, und zworohne Entschödigung. Noch dem verlorenen l.Weltkrieg woren seine Kriegsonleihen on dosdeutsche Koiserreich unwiederbringlich verloren.So konnte Mox Ruff Iroh sein, doss er ob 1919 olsgeschö+ts{ührender Beigeordneler und ob 1920ols Bürgermeister der Gemeinde Lisdorf Ensdorfein geregelles monolliches Einkommen hotie.

Es liegt die Vermulung nohe, doss Mox Ruff1919/2O mil den Fronzosen sympothisierte,sonsl wöre er wohl nicht Bürgermeisler geworden.ledenfolls hot keine diesbezügliche Wohl durchdie Bevölkerung oder den Gemeinderoi sloltge-funden. Außerdem wor Mox Ruff noch l920wie-der gut im Geschöft mit seinen Pferden bei denSoor-Gruben, die unier fronzösischer Verwol"lung slonden, obwohl deren Einsolz unler Togedurch zunehmenden Moschineneinsotz von.Johrzu Johr zurückging.

Die Fomilie Rulf lebte ouch in den ZwonzigerJohren noch ,,ouf großem Fuß". Zur Unterhol-iung und Pflege des gesomten Anwesens gob esmehrere Angesleille. Zu dem Ruffschen Anwe-sen mil einer Flöche von mehr ols 6000 qm,dos zur Provinziolsiroße hin mit einem schmie-deeisernen, mossiven Zoun obgegrenzl wor,gel,ö.te hinter der Villo ein Gesindehous, einWirtschoftsgebdude, ein großer, gepflegierPork, eine Obstplonioge und im hinleren Be-reich die Geböude, Anlogen und Weiden fürdie Pferde. Trolz seiner Vorliebe für Kutschen-fohrten legte sich Mox Ruff bereils 1906 einAulo zu, und zwor imporlierfe er ous den IJSAeinen komfortoblen Ford mit offenem Verdeck.Spöter komen noch weitere Fohrzeuge hinzu. Erwor der ersie Auiobesitzer in Lisdorf.

Unlöngst erzdhlte uns der Lisdorfer Guido Klein,dessen Muller m;i der Fomilie Ruff gut bekonntwor, doss vor etwo 50 Johren Fröulein MorioLöpple, eine Schwögerin von Mox Ruff, die ouchin der Villo lebie, ihm ein werivolles Sioffuerdeckmit der Aulschriti FORD 1906 schenkte. Es istonzunehmen, doss es zu dem 1906 ous den USAimportierien Auto gehörte.

DieZeitvom 2.6.1919 biszum 17.12.1933, inder Mox Ruff zundchst ols geschüftsführender

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Beigeordneler und donn ob 01.10.1920 o1s

Bürgermeisler in den Gemeinden Lisdorf undEnsdorf dos Sogen hoite, wor ous heuliger Sichleine sehr schlechle Zeit. Noch dem verlorenenWellkrieg wor olles onders, vor ollem für Führ-ungspersonen wor es eine horte Zeit. Aber inLisdorf-EnsdorJ spiellen die Arbeiier- und Sol-dotenräte, die sich in den meisien Stödien undGemeinden des Deulschen Reiches noch derAbdonkung von Koiser Wilhe m ll. und der Aus-rufung der Republik gebildet und die Mochlvorübergehend on sich gerissen hoiten (ouch inSoorlouis), keine Rolle. Die fronzösischen Besot-zungsiruppen, die bereits om 23.11.1918 offi-zie I in Soorlouis Einzug hielten, woren beslrebl,Ruhe und Ordnung in ihren erober-len Gebieten(dos gesomie linksrheinische Gebiet) zu woh-ren. Aus diesem Grund wurden BürgermeisiernJr von ihrer oder m t ihrer Zustimmung einge-seizt, um eine Poliiik noch dem Willen Fronk-reichs zu gewöhrleisten.

Zur Zeil des urschönen Wecl^sels im Burgermei-steromt Lisdorf Ensdorf von lohn zu Ruff herr-schte in der gesom-en Reg:on eine G ippeepi-demie, von der koum eine Fomilie verschonlblieb und die ollein in Lisdorf 34 Todesopferforderie. Dos gesomte Gemeindeleben komüber löngere Zeit zu Erliegen. Hinzu kom diewirtschofiliche Nol oge vieler Fomilien infolgedes Krieges. Der Krieg hoile zwor in Lisdorf kei-nen größeren moleriellen Schoden hinierlos-sen, iedoch musslen etwo 100 Lisdorfer ihr Le-ben ouf den verschiedenen Schlochifeldern Eu-ropos ossen, viele dovon in Verdun. Auch MqxRuif soll noch dem Erleben von Verdun ols Sol-dol nur noch vom Wohnsinn des Krieges ge-sprochen hoben und dem preußischen Gene-roLf eldmorscholl Grof Helmuih von Moltke(1800 - l89l ) zugeslimml hoben, der domolssogie: ,,Wenn mon ihn (den Krieg), wie ich, ousder Nöhe gesehen hof, konn mon nü liele Ab-scheu vor ihm hoben- Er ist die schiimmste Gei-ßel der Menschheit, und sicher muss mon o//esf0n, um ihn zu vermeiden."

Diese Wornung von Helmuih von Moltke wurdein Deutschlond fost 45 Johre beochtef, bis l914dos Unheil des 1. Wehkrieges über 4 Johre ongseinen Lou{ nohm.

Am 28.6.1919 wurde in Versoilies der Friedens-vertrog der Siegermöchie mil dem om Bodenliegenden Deulschen Reich ousgehondeli, derdonn om 10.6.1920 in Krofi troi. Dieser Frie-

densvertrog forderie von Deulschlond immenseRepo roiionsleistungen. Dos Soorgebiel wurdeouf zunöchsl l5 lohre vom Deutschen Reich ob-getrennl und unier die Verwoltung des Völker-bundes (Vorgdnger der IJN) gesiel t, der nochdem 1 .Weltkrieg in Genf gebildet worden wor. ln-{olge des Versoi ler Verlroges wurde die seill9l8 o-)trerende fronzös,sche Militdnegierung1920 durch die slork fronkophil geprögie Regie-rungskomrrission des Völkerbundes obgelöst.Die {ronzösischen Besolzungstruppen blieben bisDezember 1930 im Soorgebiet slolionierl. Am1.6.1923 wurde der fronzösische FroncolsWöh-rung eingeführt und 1925 erfolgte die Einb;n-dung in dos fronzösische Zollsystem.

ln den ersien Johren ols Bürgermeisier hoiieMox Ruff mehrfoch gemeindliche Koiosiro-pheneinsötze wegen Soor-Hochwosser zu orgo-nisieren, von dem Lisdorf jeweils hort beiroffenwor. Besonders dos Hochwosser über Weihnoch-ten 1919 hotte verheerende Auswirkungen undrichiete große Schöden on. Dodurch wurde diewirtschoftliche Not der Bevölkerung noch er-heblich vergrößert. Besonders die Londwiri-schofi, die in Lisdorf der Houplerwerbszweigwor, holte unler dem Hochwosser sehr zu leiden.Hinzu ko.n rn den lol'.en 1922/23 ere ve--heerende, weltweite lnflotion. Es isi überliefert,doss die Fomiiie Ruff in diesen Johren fost ihrgesomies reslliches Geldvermögen verlor. FÜrMox Ruff, den ehemo igen G roßg ru nd besitzer,Gulsbesilzer und Aktionör wor es ielzt mii demvom Vofer ererblen Reichtum endgültig vorbei.Er wor ongewiesen ou{ ein reloliv bescheidenesEinkommen ols Bürgermeisler.

Die bere'ts nil seinem ATtsonlrilt ols Bürgerrrei-ster im Johr 1920 einsetzenden Besirebungender Stodl Soorlouis, Lisdorf in die Kreissiodt ein-zugemeinden, wurden von ihm und ouch vonden Lisdorfer Bürgern obgelehnt; denn er be-fürchtete den Ver usl seines Amies, oul dos er fi-nonziell ongewiesen wor, und die Bürger befürch-ielen höhere Steuern und Abgoben sowie belo-slende Verwoliu ngsvorsch rifien. Dos konkreleVorhoben der Stodt Soorlouis, Lisdorf 1926 ein-zugemeinden, führte in Lisdorf zu mehreren Pro-

lesiversommlungen mit ieweils 5 - 600 Teilneh-mern, in denen mon sich vehemenl gegen dieEingemeindungspläne wehrte. Der Gemeinderolvon Lisdorf wurde verpflichtet, keine diesbezüg-lichen Gespröche mit der Stodtveiwoltung zu füh-ren (vgl. Arnl Finkenberg: ,,Lisdorf von derStein-zeii bis zur Gegenworl" S.225fL).

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Bürgermeisier Mox Ruff hoite es in dieser Zeiischwer, kommunole Projekie ouf den Weg zu brin-gen. Es fehlte om nöligen Geld, und Zuschüssegob es erslmo nichi. Trotzdem isi es ihm gelun-gen, zwei Bouvorhoben umzuselzen, und zwor ließet 1928 im Ortsieil Obstgorten dos ersle Gemein-de Siedlungshous entlong der Provinziolsiroßebouen, in dem spöter 2l Fomilien mil insgesomi80 Personen uniergebrochl werden konnien. lmfolgenden Johr 1929 wurde dos Gefollenendenk-mol ouf dem Lisdorfer Friedhof errichtef. lm Herbstdesselben Johres broch donn die Weltwirtschofis"krise ous, die über mehrere Johre mii Höhepunkiim Johr 1933 der Wet und selbstverstöndlichouch Lisdor{ viele Arbeits ose bescherle.

Aufgrund der desoloten wirtschofi ichen Siiuotionund Mil ionen von Arbeilslosen hollen es rodiko-le Kröfte, wie die NSDAP unler ihrem demogo-gischen Führer Adolf Hitler, leicht, die Menschenfür sich zu gewinnen. Am 30.I .l 933 gelong Hit-ler die Mochtergreifung im Deutschen Reich.

Mox Ruff hobe diesen Tog, der ouch im Soorge-biel von o len politischen Gruppierungen verfoigtwurde, ols schworzer Tog Jür Deutschlond be-zeichnet. Die nolionolsozio islische Mochlergrei-fung hotte ouf dos Soorgebiet nur indirekien Ein-f uss, weil es immer noch vom Deufschen Reichobgetrennt wor und unler Völkerbund Verwo -lung siond. Doch dos poliiische Geschehen wur-de bereits seit 1931 ouch im Soorgebiet und inLisdorf weitgehend von Nolionolsoziolisten be-stimmt. Die holten in Alois Sponiol, om19.9 .19O4 ols Lehrersohn in Lisdorf geboren,ihren inte lektuellen Kopf und eifrigsten Akfivi-sten. Am 1.5.1931 trol er der NSDAP bei undwor von luli l93l bis Oktober 1932 Ortsgrup-penleiter in Lisdorf und Leiter des SA-SturmesSoorlouis; onschließend wor er bis Junil933Kreisleiter für Soorlouis und Merzig, ob14.6.1933 NSDAP-Londesleiter im Soorgebiet.lm September 1933 wurde er durch dieNSDAP-Führung in Berlin in den PreußischenSloolsrol berufen. Zudem wor Alois Sponiol Mii-glied im Bürgermeisterei und Gemeinderol Lis-dorf. Nochdem er im Herbst 1933 wegen Ar-beitsüberloslung ous dlesen Amiern ousgeschie-den wor, verlieh ihm die Gemeinde Lisdorf olsersiem und bisher einzigem LisdorJer dos Ehren-bürgerrecht. Die Urkunde wurde uns ols Kopievon der Nichle Alois Sponiols, Frou MorgoreteGebler-Kohlhose ous Hohensiein-Trebro inThüringen, zur Verfügung gestellt und trdgl dieL,nierschriflen der domoligen Beigeordneten

und der Gemeinderolsmitglieder sowie des Orts-gruppenleilers der NSDAP Lisdorf. Die wichtigsteUnierschrift, die des Bürgermeisiers Mox Ruff,fehlt ouf der Urkunde. Ein Beomter der Bürger-meisterei hol verlretungsweise unlerzeichnet.

Die oben erwöhnle Morgoreie Gebler (Mitgliedunseres Heimotkundevereins Lisdorf) ist dieTochter von Greto Sponiol ous Lisdorf, einerSchwesler von Alois Sponiol, die von 1933 bis1939 Führerin des ,,Bund deutscher Mddel"(BdM) im Gou Soor wor und während des 2.We tkrieges den Gulsbesitzer Oskor Kohlhose inTrebro/Thüringen heirotete.

Noch unseren lnformolionen weigerie sich Bür-germeisier Mox Ruff hortnöckig, den Beschlussder Lisdorfer NSDAP Vertreter bezüglich der Ver-leihung des Ehrenbürgerrechis on Alois Sponiolzu okzeplieren, ouch nur zur Kenninis zu nehmen,Desholb hot er konsequenlerweise die Urkundeouch nichl unlerzeichnel. Andere Zeiizeugen be-richteten uns, doss mon Mox Ruff dobei einfochübergongen hobe.

Ob sich ruox Ruff der vollen Trogweile seinesHondelns bewussf wor, dorüber konn heulenoch 77 Johren nur gerölsell werden. DieSoor Zeilung vom 2.12.1933 ber;chtete in ei-nem kurzen Beiirog über die vermutlich leizteGemeinderolssiizung des Johres 1933 in Lisdorfom 24.1 I .1933. Die Togesordnung dieser Sil-zung umfossle demnoch fünf Punkte, die olle be-hondelt wurden. A s TOP I wurde für den ousdem Bürgermeisterei- und Gemeinderot ousge-schiedenen Stootsroi Alois Sponiol Michel Beckervon der Holzmühle für be;de Grem;en verpflich-tet. Die Siizung leiiete Bürgermeisier Mox Ruff,der ouch für die Aufstellung der Togesordnungzuslöndig wor. Ob er die Aufnohme des Punkles

"Verleihung des Ehrenbürgerrechtes on AloisSponiol" verweigert holle oder diese Sochebewussl nichl in dieser Sitzung behondelt wurde,ist nicht bekonni. Ohne einen enlsprechendenGemeinderoisbeschluss hötte Alois Sponiol nichtdos Ehrenbürgerrechi verliehen werden dürfen.Es isf ober onzunehmen, doss der Gemeinderotvon Lisdorf zwischen Anfong bis Mitle Dezember'1933 diesen Beschluss ohne Bürgermeisler MoxRufl gefosst hot. ln der Verleihungsurkunde fehltoußer der Unlerschrift von Mox Ruff ouch dosBeschlussdoium. Noch heutigem Recht und Ge-setz wöre ein solcher Beschluss rechtswidrig undsomil unwirksom. ln der domols schon sehrdeutschlond- und nozifreundlichen Presse isi

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dorüber nichis zu finden, wos sehr verwunderlichisi. lmmerhin wor der neu ernonnle Ehrenbürgermdchiigster NSDAP-Monn im Soorgebiet undPreußischer Stootsrot. ln Lisdorf wor mon möch-tig stolz über dos, wos Alois Sponio innerholbweniger Johre erreicht hoiie. ln der Urkunde wirder u-o. ols der größle Sohn der Gemeinde Lis-dorf bezeichnet. Vielleicht össt sich dorous dosVorgehen der domoligen Lisdorfer Gemeinde'rolsvertreler und einiger Bürgermeisterei-Verlre-ter erk.ören, sich in dieser Soche über Bürgermei'sier Mox Ruff hinwegzusetzen. Es ist ollerdingsbekonnt, doss bereiis Ende 1933 und 1934, olsdos Soorgebiei noch unler der Verwollung desVölkerbundes siond, Beschlüsse nichi immer un-ler Beochlung der geltenden Rechtsvorschriflenzuslonde komen.

Dennoch herrschie im Soorgebiet bereiis eineErworiungsholtung f ür die ersehnte Angliederungons Deuische Reich. Wornungen vor den Nozisund ihrem Führer Adolf Hitler fonden wenig Be-

ochtung. Der größle Worner in Lisdorf wor PostorJose{ Spengler, der spöiere Dechont des Deko-noies Soodouis und Ehrenbürger der Stodt Soor-louis (vg. A. Finkenberg: Lisdorf, s. 220 ff.).

Noch dem kloren Ergebnis der Soor-Absiim-mung om l3.Jonuor I935 erfolgte bereils oml.Mörzl935 die Rückgliederung und domit ouchdie Mochtübernohme der Nozis.

Zwischen Mox Ruf{ und Alois Sponiol, dessen El-

iernhous on der Ecke Provinziolslroße/tlolz-mühler Stroße (heuie Zohnorzlproxis Boumonn)nichf weit von der Villo RufI entfernt log, herrschlebereils seil 1925 ein gesponnles Verhöltnis. lmSommer desselben lohres wurde ouch in LisdorJdie "Rheinische Johrtousend-Feier" unler Belei-ligung der Orisvereine gefeiert. Arnt Finkenberg,der Verfosser des Bond 4 der Geschichte derKreisslodi Soorlouis ,,Lisdori von der Steinzeit biszur Gegenwod ( 1996) berichtet dorüber oul S.

215 wie folgf:

,,Einen siorken Aufschwung erfuhr dos LisdorferVereinsleben 1925 mit der Ausgesloliung der,,Rheinischen lohrtousend-Feier". Sie sollie ondie Rückkehr des domoligen Herzogiums Lolh-ringen in dos Deulsche Reich im lohr 925 erinnern und wurde im gonzen Rheinlond und ouchim Soorgebief, in Bezug ouf die po itische Loge,zu einem ,,Bekennlnis für dos Deulschlum" um-funkiionieri. Die Lisdorfer begingen dieses Ereig-nis festlich mil einem imposonlen Fockelzug

durch den Ort zum Schulhof on der Soor. Dorthotle sich eine große Menschenonsommlung zu-sommengefunden, und die Feuerwehr enizündeteeinen Holzsloß. ln Reden und Liedern bekonnlesich die Versommlung onschließend mehrfochund eindeufig zum Deulschtum. Dobei tot sichder spötere NSDAP-Gouleiter Alois Sponiolerslmols hervor, der eine glühende Rede,,vorlousend Volksgenossen seines Dorfes gegen dieVergewohigung seiner Heimoi durch dos Dikiotvon Versoilles" hielt. Neben dem MGV 1859umrohmlen noch Turner mii dem Bou von Pyro-miden und Theoterfreunde mii der Aufführungdes 51ückes,,Die Erschießung der elf Schill'schenOff iziere" die Veronstoltung."

Obwohl Alois Sponiol domols ersi 2l lohre oltwor, gelong es ihm durch seine hervorrogendeRheiorik, die ouf dem Schulhof versommelien Lis-dorfer zu einem eindeutigen Bekennlnis zumDeulschtum und zu einer schorfen Verurleilungdes Versoiller Friedensverlroges zu bewegen.DieserVerlrog knebelteDeutschlond wirischoft-lich bis zum Außersien, so doss ein douerhoflerFriede schwerlich zu erworten wor.

Mox Ruff wor ebenfolls ols Redner bei dieser Ver-

sommlung ouf dem Schulhof onwesend, komober gegen den redegewondlen Alois Sponiolnicht o1. Er velor sogor on E.nfluss, do er iruwi-schen offen mil den Fronzosen sympothisierte,denen er sowoh sein Aml ols Bürgermeisler olsouch ein gules Zusolzeinkommen durch seineGrubenp{erde verdonkle.

ln der Folge verschärfte sich dieser Zwist. MoxRuff mussle Anfong der 3Oiger Johre einsehen,doss er den örtlichen Mochikompf mii den poli-iischen, immer störker notionolsoziolistisch orien-iierten Kröften nichi gewinnen konnie. lrr Ge-meinderoi, in dem nun ouch NSDAP-Veriretersoßen, trole,1 oie polil sche r Gegensötze 'mner

stärker hervor Mox Ruff wo lte zwor eine Rückkehrins deutsche Voleriond, ober nichl unler HillersFührung, wöhrend die große Mehrheit der Lisdor-fer,,heim ins Reich" wo lie. Er soh sich plötzlich in

einer ousweglosen Situolion, do er befürchtenmusste, noch einer Rückgliederung des Soorge-bieles ins Der:ische Reich von den Nozis obge-setzt, wenn nichl sogor verfolgt zu werden. Domilhötte er ouch sein gesomies Einkommen ver oren,ouf dos er und selne Fomilie seil dem Ver ust sei-1es Vermögens nocl'dem I. Wel_l. ieg orgewie-sen woren. Mox Rulf wurde von großer Existenz-

ongsl ergriffen, die ihm in der Folge sehr zuseiz-

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le. Zudem kom es zum Affronl mit den notionol-soziolisiischen Krölten im Gemeinderol wegender Verleihung de. Ehrenbü.gerschoF on seinengroßen Gegner Alois Sponiol. Dos ging über sei-ne Kröfte. Am 17 -12.1933 nohm er sich im Aliervon 58 Johren dos Leben.

Seine Ehefrou Anno Luise Sophie und die bei-den noch im Ellernhous lebenden unverheiro-lelen Töchler Giselo Anno Morio (34 Johre)und Chorlotte (30 Johre) versuchlen verstönd'licherweise, den Freitod ihres Fomilienober-houptes zu verheimlichen, doch in Lisdorf undouch in Ensdorf hotte sich die wohre Todesurso-che bold herumgesprochen.

ln einer Anzeige in der Soor-Zeifung gob dieFomilie den Tod von Bürgermeister Mox Ruffbekonnt. Von Seiien der Gemeinden Lisdorf undEnsdorf, deren omlierender Bürgermeisler er im-mer noch gewesen wor, gob es weder eine An-zeige noch irgendeinen Ausdruck des Bedou-erns oder der Trouer.

Poslor Josef Spengler zelebrierte in der Lisdor-fer Pforrkirche eine Tolenmesse, in deren An-schlr.rss Mox Ruff in der Ruffschen Erbbegröb-nisstötte ouf dem Alten Friedhof in Soorlouisbeigeselzt wurde. Dos fünfstellige Grob der Fo-milie Ruff, in dem bereits die Eliern bestottetworen, ist noch Gernol Korge,,Der Ahe Friedhof

in Soorlouis, lJnsere Heimoi" Nr. 2/1999 S. 68ff. im lohr 1962 obgeröumt worden. Der Grob-stein sei iedoch noch vorhonden.

Die Soor'Zeiiung berichlete in ihrer Ausgobevom 19.12.1933 wie folgt:

,,Lisdor{. (Bürgermeister Ruff f) Wie bereils durchTodesonzeige in unserer Zeilung mitgeieilt wur-de, isi Herr Bürgermeisier Ruff Lisdorf om Sonn-log plötzlich verstorben. Der Verslorbene, der frü-her Gulsbesilzer in Lisdorf wor, wurde noch Ent'hebung seines Vorgöngers vom Amte durch dieBesotzungsbehörde, ouf Vorschlog der Bürger-meistereiverlretung zum Bürgermeisler von Lis-

dorf ernonnt, welche Stellung er nunmehr seit I4Johren innehotte. Wöhrend er in moncher Bezie-

hung eine slork umkömpfie Persönlichkeit wor,erfreute er sich ondererseils in weiten Kreisengroßer Beliebtheit. Möge Gott ihm die ewigeRuhe schenken."

Es ist bedouerlich, doss Mox Ruff, troiz seinernochweisboren Verdienste für Sloot und Gesell-schoft und ols longjöhriger Beomler, Beigeord-neler und Bürgermeisler der Bürgermeislerei Lis-

dorf Ensdorf, so ous dem Leben scheiden muss-le und seinem Lebenswerk domols die verdien-te Würdigung verweigert wurde. Bis ouf denzwiespültigen Kurzberichi brochte die Soor-Zei-iung, domols führende Lokolzeitung im RoumSoorlouis, spöter weder ein Folo des Verstorbe-nen noch eine Würdigung seiner Leistungen,wos ouf die domolige po ilische Einstellungschließen lösst.

Für die Fomilie Ruff bedeutete der plötzliche Tod

von Mox Ruff nichl nur einen schmerzlichen Ver-lust, sondern ouch den Beginn eines unoufholtso-men soziolen Abstiegs.

Die politischen Großereign;sse der folgendenJohre: die Soor-Abslimmung om 13.1.1935,die Rückgliederung ins Deufsche Reich om1.3.1935 die Eingemeindung von Lisdorf indie Stodt Soorlouis om 1.4.I936 hotten fürAnno Ruff und ihre Töchier keine besonderenAuswirkungen. Giselo und Chorloite Ruff verlie-ßen wöhrend dieser Zeit dos Eliernhous in Lis-

dorf und gingen in den Schworzwold, die Hei-mol ihres Großvofers vöterlicherseits. Giseloheiroiele om 3.1 .I 937 im Aller von 38 Johrenund isi spdler in Oppenou.on der Rench imSchworzwold verstorben. Uber den Verbleibvon Chorloite ist uns nichts bekonnl. Es konn-

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Herrn

Bürgermeister illax Buflh.ur. n..hDn6a @ 2,1s Uhr ur.Ban.t bloh.ddß S.hlternldl.!, b Ahi. Y.tr 56 Jrlr.r rn,i i, !Ü. Eri4l& ürüur.n.

Di. tiau.rnd.! HintdblicbcD.E

!IsDoRt. dm 17, De.nb..1933,

Ds S!.l.ntßt 6ndd .h YMoö, d.n m. drX.! lomdira. 9ro L]lr ln d.t Plrnli.ö. trLßd.d rtli Anldrli!6ltd hi.r.d.rlolC! dl. Eie.r4dü'a und t .b.nührun* d IA.h. Dr(b d.rE bb.firbdl$ .G rul dr6 L*h. Pn.dtol h

vor B.tl.id.b6ü.i6 'lrd !.h..q ab!6d

te bisher ouch nichl geklörl werden, ob es ir-gendwelche Nochfohren gibt.

Morie-Sophie Ldpple, geb. om 26.7.1881 inLudwigsburg, eine Schwögerin von Mox Ruff,übersiedelte noch dessen Freitod noch Lisdorf,um ihrer Schwesler beizustehen. Diese konnieden Selbstmord ihres Ehemonnes nichl verkroftenund wurde psychisch sehr kronk. Noch mehrerensloiionören Behondlungen in Nervenkliniken, dieerfo glos blieben, verstorb Anno Luise SophieRuff wöhrend des 2. We ikrieges in einer Klinikim Roum Slroßburg.

Zu Beginn des 2. Welikrieges wor es den Erbennicht mehr möglich, dos weiildufige Ruffsche An-wesen ongemessen zu unlerholten, Der früherePferde und Reitstoll (heulige Druckerei Klein)wurde on die Möbelschreinerei Porl veröuße11,wöhrend die Villo mii dem Gesindehous, denWirischoftsgeböuden, dem Pork, Obst und Ge-müsegörlen und weiteren Reit- und Wiesenflöchen(co.95 % der Gesomtflöche) on eine Firmo Rei-ners KG verkoufi wurde. Diese Firmo produzier-le wöhrend des Krieges über-wiegend Houlcremefür die Wehrmochf. Noch dem Krieg wurde dieProduktion ouf Schuhcreme unter dem Morkenno-men ,,Kisino" und ouf Bohnerwochs umgestelli.Geschöffsführer und Miigesellschofter der Fo. Rei-ners wor ein ous dem Rheinlond slommenderApoiheker nomens Kor B oil. Zeii.weise beschöItig-le diese Firmo bis zu 35 Personen. Der Produkii-onsbereich beJond sich in einem größeren Hinler-gebäude, wöhrend die Büros in der Vilo Ruff lo-gen. Mil der Zeil nonnte mon dos Ruffsche Anwe-sen,,Creme-Fobrik". Ehemolige Beschöfligte derFo. Reiners schwärmen noch heufe von der groß-ortigen Ausslotfung der Villo Ruff.

Als Mifie bis Ende der SOiger Johre sich die Ge-schdfie der,,Creme-Fobrik" wegen wochsenderKonkurrenz zusehends versch echlerien, wurdedos vordere Gelönde on der Provinziolsiroße mitder Vi lo Ruff und den Betriebsgeböuden on denLisdorfer Gemüsegroßhöndler Adolf Schmitt verkouft. Dos hintere Gelönde, dos mittlerweile zumGemüseonbou genulzi wurde, ging on den Lond-wirt Alois Schworz. Dos Betriebsgeböude derMöbelschreinerei Port (ehemoliger Ruffsche Reit,sloll)wor inzwischen on die Druckerei Heinz Kleinveröußeri worden.

Gemüsegroßhöndler Adolf Sch mitt beseitigienoch und noch die Ruffschen Geböude (Ende1958/ Anfong 1959 ouch die Villo) und erstell,

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ie dorf mehrere komfortoble Wohngebdude undein größeres Wirischoftsgeböude mit zohlreichenGorogen für seinen Großhondelsbetrieb. Auchdort hot inzwischen ein Wechsel sioltgefunden.Noch dem Tod von Adolf Schmitt wurde derG roßho nd elsbetrieb eingestelll. Die Wohnge-böude gehören Sohn und Tochter, wöhrend dosvillenortige Houpigeböude verkouft wurde. Spö-ieslens Anfong der 6Oiger Johre wor von demehemoligen feudo en RuJfschen Anwesen mii derimposonlen Villo nichts mehr zu sehen. Heuleerinnern nur noch Ansichtskorten, Zeichnungenund sellene Fotos doron, wie es dorf vor 100loh-ren ousgesehen hol.

An dieser Fomilien- und Zeitgeschichte konnteoufgezeigt werden, wie vergönglich olles lrdischeisi, wie schnell sich großer Reichtum ouflösenkonn und wie undonkbor Menschen sein können.

Morie Sophie Löpple, die Schwesier von Anno Ruff,wohnle iolol verorml bis zulelzl in der Villo, donnkurze Zeit zur Miete in der Morxslroße und gegenEnde ihrer Lisdorfer Zeit in einem einzigen Zimmerin der Bürgermeislerei Lisdor{. Am 2.8.1966 lst sieim Ater von 85 Johren im Alienheim inScl^wolboch gestorben. B;s zule_zt wurde s e vonder Böcker-Fomilie Breinig unierslützl und vonFriedel Breinig regelmdßig im Alienheim besucht.

Wir bedonken uns herzlich bei folgenden Perso-nen, die uns für diesen Bericht lnformotionen ge-lieferi hoben, ouch bei denen, die bereiis verslor-ben sind und dem Verfosser longe vor dieserBerichtslegung Rede und Antworl sionden:

Bohr Nobel Clemenline; Breinig Friede t;Breinig Dorothee und Joochim; Comtesse Bop-tist t; Follert Wol{gong; Greßnich-FollerlMorgo; Jungmonn Breinig Erno; Korge Ger-nol; ein Guido; Klein-Jocob Mor'onne;Leinenboch Günter t; Mong Günier; Morguei-Comiesse Leno; Morguel Johonn f; NogelBerthold; Port Johonn t; Rupp Reinhold J;Schü12 Robert; Schütz Dieimor; Schmiti Rein-hold; Schworz Josef; Senzig-Emmes lrmgord;Zenner Rudoll.

Herzlich willkommen!

Der Verein für Heimotkunde Lisdor{ e.V be-grüßl ols neue Mitglieder:

MoriinoDröger-Groß Leboch-HoxbergRolond Dröger Leboch-Hoxberg

$chulrat i.B. ludwig lhil Balzer wuJde,,90"Am 5. März feierie Ludwig Korl Bolzer in körper-licher und geistiger Frische seinen 90. Geburts-log. Dozu hotle er neben seinem engeren Fomi-lienkreis ouch etliche Freunde und ireue Weg-geföhrten in dos Soorlouiser Altsiodtokol,,Mor6chol Ney" eingeloden. Zu diesen zöhlenouch der Vorsilzenoe des He r"olkunoevereinsLisdorl nebst Ehefrou, der ob 1968 Slodtrois-kollege von L. K. Bolzer wor Die Verbundenheilgeht ober weit über die gemeinsome kommu-nolpolrtische Wegslrecke hinous. Dos gemein-some große lnleresse on der Geschichle unse'rer Heimot verb;ndel zusötzlich. So wor es für L.

K- Bolzer selbstuerstöndlich. doss er noch Grün-dung des Lisdorfer Heimotkundevereins diesembeigetreten und seilher lreues Mitglied isi. ZuLisdorf hoi er seil vielen Johren eine besonde-re Beziehung. Dort hot er 1948 seine ersieLehrersielle on der Koih. Vo ksschule ongelretenund wor dort bis 1957.

Die Soorbrücker Zeitung würdigte Ludwig KorlBolzer on seinem 90. Geburtslog in einem grö-ßeren Artikel unter der Überschrifl ols,,Soor-louiser, wie mon ihn sich nur wünschen konn".Dos kom ouch bei seiner Gebudslogsfeier zumAusdruck. Er hot ols Pödogoge, Schulrot, CDUKommunolpolitiker, Ml:seumsleiler, Heimotfor-scher und Buchouior Großes geleislel.

Ludwig Korl Bolzer wurde om 5. Mörz 1920 inSoor ouis geboren. Noch seiner Schulzeit undderr Leh.erstudium wurde er im 2.weltkrieg zu.Wehrmochi einberufen. Den Krieg erlebte er on

verschiedenen Fronlen r.:nd kom donoch in englische Kriegsgefongenschoft, ous der er 1947 in Minden/Westfolen enllossen wurde. Noch der Rückkehr in seine soorlöndische Heimof, kom er 1948 ols Lehreron die Koth. Volksschule in Lisdorf, wo er bis I957 onterrichiete. Donoch wor er zunöchsi ols VolksschulDireklor und ob 1964 ols Schulrot für Soorlouis und Dillingen tötig. lm gleichen Johr mochte er erslmolsols Buchor.rlor mit,,Soorlouis Aktuelle und historische Berichte über die Stodt Soorlouis und ihre sechsStodtteile" ouf sich oufmerksom, in dem erstmolig die domolige Gesomtstodt behondelt und desholbols Grundlogenwerk für die Stodtgeschichte von Soorlouis ouch heuie noch von Bedeutung ist. 1982 ginger in den Ruhestond. Neben seiner beruflichen Töiigkeit wor L. K. Bolzer noch viele.Johre ehrenomtlichin verschiedenen Bereichen tdtig. Von 1957 bis 1972 wor er Mitglied des Stodtrotes von Soorlouis, zu-dem von l96l bis l97l Vorsiizender der CDU Stodtrotsfroktion und von 1968 bis 1972 ehrenomtli-cher Beigeordneler lm Johre 1980 übernohm er die Leitung des Stodtmuseums Soorlouis, die er überl4lohre bis 1994 ousübfe. Obwohl domols bereits 74iöhrig, seize er sich noch nicht zur Ruhe, sondernbereiiele mil wissenschoftliche Akribie sein krönendes Lebenswerk vor, dos reprösenlolive Stondordwerk,,Soo rlouis-Dos könig liche Sechseck", dos er 2001 o ls 8l iöhriger in der Buchhondlung Pieper o m GroßenMorkf in Soor ou;s einem großen lnleressenlenkreis vorstellte.

Ludwig Korl Bolzer hot sich mit diesem großortigen Werk in Soorlouis ein Denkmol gesetzf, dos be,slirrmi noch viele Geschichlsinteressierle in den nochfolgenden Generotionen bewundern werden. (hg)

VHL Vorsiizender Heiner Groß grotuliert Ludwig Korl Bo zerzu seinem 90. Geburlslog

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Agnes Groß

Am Ende des Ortsteils Holzmühle on einemFe dweg, der ouch o1s Abkürzung des Wegesnoch Neuforweiler genutzt wurde, slond dosHolzmühler Sprilzenhous. Die heutige Loge-bezeichnung ist Ecke Neue-Welt Slroße undStrqße ,,lm Bogen". Erboui wurde es um I900-Dos Grundstück wurde von meinen Vorfohren derFreiwilligen Feuerwehr Holzmühle zur Verfügunggestellt für den Bou eines Spritzenhouses. DieMönner der Fomilie meines Großvoters worennömlich olle begeislerle Feuerwehrleule. Bis zurAuflösung bzw. Verschmelzung der FreiwiLligenFeuerwehr Holzmühle mit der Freiwi ligen Feuer-wehr Lisdorf im )ohre 1948/49 wurde dos Sprit-zerhous o s solcl^es gerutTt. Sornlogs^1orgers inolLer Frühe fonden dort regelmäßig Ubr.:ngenstotl. An diese Übungen hobe ich vieLe Kindheits-erinnerungen, do dos Sprilzenhous sich on derEcke unseres Housgorlens befond. Für uns Kin'der wor es schon interessonf, wenn wir einen Blickdurch dos geöffnete Tor in dos Spritzenhoos miider,,Spriize" und den vielen Schläuchen wedendurften. Domoliger und leizter Wehrführer worA ois Klein von der Holzmühle. Fosi olle Ho z-mühler Mdnner gehörten der Feuerwehr on. Beiden Übungen ging es ouch monchmo sehr luslig

zu. Meine Großmutter mochle immer ihre Wilze,wenn einmol die so genonnle,,Spritze" nicht on-springen wo lte.

lm Johre 1955 wurde dos leersfehende Holz-mühler Spritzenhous von der Stodt Soorlouis olsEigeniümerin veröußerl on meine Mulier, Mo"rio Groß. Forlon wurde dos Spritzenhous olsGoroge genulzl.

llas Holzmühler $pfiuen[aus

ilDos Holzmüh erSpritzenhous (Foto Agnes Groß)

Wegen des Ausboues der Neue Welt Stroßemusste dos Sprilzenhous weichen und wurde imJohre 1979 obgerissen.

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- IEMitg ieder der Freiwilligen Feuerwehr Holzmüh e

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m Johre 1928 (Foloous BesitzvonAdol{ Klein)

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Mqriqnne Fqusl

VozehlchesOff de Derfo hott ett io emmo Leil genn, vonndenen vozehlt mo jo noch no lohren klönSpichtcho.lwwo zween honn de Leeischdrowwoenn de dreißijo Johren schon geschmunselt.Onnhoui, wenn öm so öbbes ennJöllt moß mo ochnoch grennzen.Döo ön vonn den zween woo do Friddem. Döohoti emmo beim Kneipchin enn do Wurschtkichgehollf.Weil do Friddem de Schwodemo so göo gösshott,do hoddo emmo Somschdes no Feioowendvomm Kneipchin enn Fotzen mett hömm greeit.An ööm Somschdoch hot do Friddem sichbeschwöol onn hot gesool: ,,Oh, Kneipchin,emmo Schwodemo, foo wott donn emmoSchwodemo?"Do hot do Kneipchin emm Friddem ett Mössoenn de Hond gedreggf, onn hot gesoot: ,, So iitzgeh renn onn schneid do grod ob woil dewellschd."All woren se vorwözich wott wöado sich lo ob-schneiden.Wie o rous komm ess ous emm Kühlhous, hottdo Kneipchin gefroot: ,,So Friddem wolt hoschdedo donn iitz geholl?"Do sood do Friddem: ,,Mö KneipchinSchwodemo , wott donn sonschl, guddenSchwodemo, de wööschd io wie göo eich denenössen."Onn döo onno vonn den zween doli woo doFronsipopo.Vill Leit kennen enn bestemml noch vomm No-men. Mo konn sich noch so bißin voostellen wieo durch ett Dorf getoppl ess memm Spoziostockomm Boggel onn dodroon ho11 son otLäddotosch gehonk. Voo siebzich oddofünfonsiebzich Joo woo etl io öbbes seldeneswönn öno Aulo gefoo ess. Ett woren emm Dorfioo nell mee wie drei oddo veeijo Audos. Foo deFühroschein se greeiien, ess dottt ohneGrombuiosch onn Wibbcho gong. Awworichdich fooren honn de Leit sich meßden sellwolehren. Do ess önes Dochs do Fronsipopo mettseim Broudo seim Aulo ous do Stodt ent Dorfgefoo komm. Obb o en Führoschein holt wößmo nett. Doli woo enn döo Zeil och neti sowichdich. Sein Kolleien senn geloof komm onnhonn de Frcnsi onn eli Aulo ongehimmeli. DoFronsi woo stolz wie enn Koiso. ,)Vösen do wott?" hoddo gesoot:" Mio mochen oweil ennSpretztuo, woll end Auio renn geht hol eichmeä." Off ännol wie enn Gewiddo keei do Fronsioff eit Gos onn furt woro. Die Annon honn sichongeloui onn honn gesool;" Wotl woo donn dolt

ioo, wo ess döo donn hin?" Nom gudden Sturmesso nomoll komm. De Kollejen honn zommgesoof:" So moll, dou houschl öfoch ob onnloschi us lo siehen, mö wo wooschl dou donnhin?" Do soot do Fronsi:,,Mö dio honn guft schwötzen, mo merkl, dossdio vomm Aulofohren kön Ahnung honn, eichhonn doch meßden off de großen Mook de Keohollen gehn."Loo dron gesitl mo, doss de Leil freeiio gonzonoschl Auto geloo senn wie de leif hout.De Drowwonden senn emm Fronsi emmonogeloof onn honn gerouf,, Fronsi gib Gosi !"

Us gutt KenndOh, wie senn se oll so froo,do longosenden Bou ess doo.De gonz Fomill die ess voreckf,doss doii loo so gufi gekleckt.Etl wird nuo noch noorr Kennd gefrool,onn neii gespoot memm gudden Rool.Wenn de Momo ett eoschlmol spozieren fool,wird och mell Vorwölz netl gespool.An ollen Aggen mossen de Röödo roun,weil iedo well enn de Wöönchin loun.So klöönen senn och puzzich onn niedlich,se schloofen scheen onn senn so friedlich.Se luischen de Doumen onn senn so fein,wenn se so rosich enn ihren Keßjo lein.Se wirn vonn iedem donn beslouni,memm vollen Bouch senn se och gutt gelounl.Dousend Frooen wirn donn geslollt,,,mdnschde nett döo Klöön grööt ko i?"Monchen froon:"Wem g eicht o donn?Eli kommt mo voo, o gleicht deim Monn.Wievell hoddo donn gewoo?Gött wie senn do meti dem loon so frooA schlooft geweß Noods noch nell durch?No enn poo Wochen ess o Noods och rooich.Lou moll wie o mett de Angelcho locht,onn wie o metl de Höndcho mochl.Derf moo froon wie o höscht?Onn wonn wird o donn gedööft?"Oh, lou of{ amol geht ett loß,jiz hoddo Hongo ddo klön Sproß.Aweilo höschdefl neischt wie hörnm,o hott wied scheint iiz doch de FlömmDe guft Loun vogeet onn doll gonz rosch,omm schnellschden Wech ha lfl nuo de Flosch.Jiz esso emmo noch gonz niedlich,schood, owwo nemmö grod so friedlich.Mo moss och onn de Boggs ronn gehn,do ess ett och nemmö grod so scheen.Wenn donn do KohLdomp noch gestillt,donn ess ett nommoll enn Kennd wie enn Bild.

Beiräge rur lisdoiler illundart

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Bildet aus det Hoclueits[ilder-Auss

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lohonn Siegfr;ed - 1901- t87l11947

lohonn Amonn - 1908- 1475t r9s8

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Kothorino Weiler' 1884

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Johonn Seidel- 1884

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Anno Kneip- 1883

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And,eos Ru ons ,, I901- 1886

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Morio Mogdleno Nl es' 1886

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Nikolous Rupp* 18991197s

Aufgrund der großen ResononzBilder ous der Hochzeitsbi der 'zeigen wir in dieser Ausgobe wr

den Ausstellung.Zur Vervol slöndigungunseres be

gonz herzlich, uns HochtzeitsbGruppenbilder) und ouch onder:len. Noch Fertigong von Kopiender zurück. Rückfrogen bille onI

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;llung in detlisdorlg Hcimatstu[G

Morgorethe Schmitt- 1887

119s7losef Breiningerr 1893

11944

a I929 Morio K ein Peier Welsch, 1899 . 1900

t lgso i 1967

@ I930 Elisobeth Klein,1902

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o 1933 Morio Breininger' 1909t 1997

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1921 Mortho Fuß.189lt 1967

:die im leizten Heimotblofi gezeigtenstellung in der Lisdorfer Heimotstubere Bilder ous dieser weilerhin loufen-

s umfongeichen Bildorchivs bitten wir *r*l'ous lhrer Fomilie (Poor- und /odereressonle Fofos zur üerfügung zu stel- Augusi Bolthosor

o rer Sie lh e Org,nole l.urzfnst g we- ' lo05

r Agnes Groß, Tei: 0683t/a06it. t 197s

-1931 Kothorino Welsch* 1907

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tFronz Seidel. 190411975

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Geschichte der Pfarei lisüorl- tnsdoil(Abdru.k eines Beri.htes in der Soor-Zeitung vom 24./30.! l. und 3.I2.I938,)

ArChiv Günler Mqng

l. Die Plorrei unler der Ablei Wodgossen dorf noch Ensdorf, Holzmühle, Morienhof undFomorhof.

Die Pforrei Lisdorf ist unstreitig eine der öhestenunserer Heimoi. Schon früh gingen die Poiro-nots , Zehni und eigenl ichen Pforrrechte zu Lis-dorf on die Abtei Wodgossen über, die bold dieweltliche und kirchliche Herrschoft zu Lisdorf be-soß. Bereits im Johre 1220 schenkte Lucordisvon Wied dem Klosler Wodgossen dos Poironoiund o e Kirche des Cr'spin und Crispirionr"s nLisdorf, ein Beweis, doss Lisdorf domols schonPlorrdorf wor. lm selben lohre schenkfe der Wild-grol Conrod ll. einen Teil seines Polronols in Lis-dorl ebenlol s dem Abt von Wodgossen. Des-gleichen Friedrich von Leiningen im lohre 1223.Lothor von Wied und Lucordis schenkten im glei-chen Johre dem Abt noch ein Driltel ihres Zehn-ten ;n Lisdorf.

Doroufhin übertrug der Erzbischof von Trier demKloster die Seelsorge in Lisdorf, die mon wohlsehr gewissenhofl ousgeübt hoben muss, denndie Gemeinde wurde ouch wöhrend der Refor-motion in ihrem Glouben nicht wonkend.

Der Wi dgrof Conrod hotie ols Schwiegersohndes Grofen Simon ll. von Soorbrücken den Anieilon Lisdorf, den er der Abfei schenkte. Lucordiswor die Goilin des Grofen Simon ll. Sie heirote-le zwischen 1218 und 1220 noch dem frühenTode ihres erslen Gemohls den Grofen Lolhorvon Wied. Friedrich von Leiningen wiederum worein Bruder von Lucordis. Wir sehen olso, dossolle Schenkungen ou{ den Grofen Simon ll. vonSoorbrücken ols ehemoligen olleinigen BesitzerLisdorls zurückgehen. Simon scheinl ein Gönnerdes Kloslers gewesen zu sein. Von den Erben Si-mons erhieli donn Wodgossen noch und nocho le Rechie, Besilzungen und Einkünfte in Lisdorf,so doss Lisdorf donn ouschließlich dem KloslerWodgossen gehörte.

Die Schenker sfelien durchweg die Bedingung,enlweder im Kloster begroben zu werden oderein Johrgedöchtnis zu erho len oder beides. DosKlosler Wodgossen wor ols Grobsiöile sehr ge-suchl. Es wurde 1135 gegründet, und 100 Joh-re spüler hotle es schon so viele Pforreien zu be-lreuen, doss mon dorous neben dem gro8en Ver-trouen zum Kloster ouch seine Leistungsfdhigke;terkennen konn- Der Konvenl wor domols schonin der Loge, eine ousgedehnle Seelsorge zu be-wdlligen. Zur Pforrei Lisdorf gehörte oußer Lis-

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Do die Pforrei zum Kloster gehörte, kom bei Be-dorf ein Mönch noch Lisdorf, um die Seelsorgeouszuüben; denn bei der Visiloiion des Lond-kopitels Per im Johre 1569 erschien der Abi vonWodgossen noch o s Pforrer von Lisdorf. Bolddonoch scheint der Abi einen Poler zum ous-schließlichen Pfqrrer von Lisdorf ernonnl zu ho-ben, der donn dorf wohnie. Denn bei der Visito-lion von '1743 heißt es: ,,Dos Pforrhous worwohnlich." Die Einkünfie des Pforrers bestondenzu dieser Zeit in der Hölfie des Zehnlen und inder Nt}znießung von 14 Morgen Ackerlond undWiesen zu sechseinholb Fuder Heu. lm LetztenGüterbestond der Abiei Wodgossen mit ihrenEinkünfien von 1790 heißt es ,,Der Zehnle vonden Lisdorfer Eergen erlrdgi durchschniltlich proJohr 200 Quon Roggen, und wos den Werl desMehrertroges ouf dem Bonne von Lisdorf ongeht,

' überlatßt die Abtei denseiben lähriich dem HerrnPoslor zu seinem Unfehoh." ln einem omllichenBerichi von l718 werden die Einkünfte des Pfor-rers wie folgt ongegeben: l. Dem ungeleiliengroßen Zehnien in bestimmten Gemorkungenvon Lisdod und Ensdorf, 2. dem ungeteilten klei-nen Zehnlen im gonzen Pforrberinge,3. dem Er-lrog des onsehnlichen ous Wiesen und Ackerlondbestehenden Witlumguies,4. ous dem Erlrogder großen Kirchenstiftungen.

Der Visitolor von 1657 (olso kurz noch dem 30-löhrigen Kriege, der von 1618-1648 douerte)fond in der Kirche vier Altöre, ober mii Ausnoh-me eines si bernen Kelches nur kupferne Geröieund den Tou{stein zerbrochen vor. Es wor diesohne Zweifel die Wirkung der vorhergegong-enen Kriege und der noch herrschenden Unru-hen, infolge derer sich viele Einwohner den Er-pressungen der Fronzosen durch die Fluchi ent-zogen hotlen und der Pforrer se bsi in sein Klo-sier zurückgekehrl wor. ln den lohren 1635 und,1636

hotte ouch die Pest hier zohlreiche Opferge{orderl, so doss die Pforrgemeinde größten-ieils ousgestorben wor- Die Erbouung der Stodtund Fesiung Soorlouis brochle nichl nur vieleIremde Arbeiier ins Dorf, sondern ouch die Ge-meinde 1697 unfer fronzösische Hoheii.

lm Anlong des 18. lohrhunderis wor die Kircheboufö lig geworden. Der Turm mussle schonl7l7 erneueri werden, der Neubou des Chors

und des Schiffs erfolgte ober erst im .lohr 1764.Bei dem Orl befond sich eine zu Ehren des No-mens Moriö errichtete Kopelle, die viel besuchtwurde. Die ehemolige Schule log 1743 in Trüm-mern, es wurde ober im Winter Unterricht erteilf.Der Schullehrer empfing von ieder Ehe ein MoßKorn und von jedem Schüler monotlich vier Aß(oltrömische Gewichtseinheit). Der Küsler bezogvor 1806 von jeder Ehe im Pforrsprengel drei hol-be Melzen Korn. Dos beruhle ouf oltem Herkom-men. Die Pforrei Lisdorf Ensdorf gehörte bis zurfronzösischen Revolution zur Abtei Wodgossen.

ll. Die Frqnzösis.he Reyolution undihre Nochwlrkungen

lm lohre 1792 drongen die {ronzösischen Revo-lulionstruppen in unsere Heimot ein. Die Mön-che von Wodgossen wurden verlrieben, dos Klo-sler mil ollen Besilzungen zum Stoolseigentumerklört und öffentlich versteigert. Die Seelsorgein Lisdorf log einige Johre donieder, bis unlerNopoleon l. ollmöhlich wieder Ruhe und Ord-nung eintroten. Noch den RevoLutionswirren om-tierte der P{orrer erneut von 1801 b;s 1804.Schode, doss dieser P{orrer seine Erlebnisse milins Grob nohm. Sie zu kennen, wdre heute vonunschöizborem heimotkundlichem Wert. (Anmer-kung der Redoktion: Es hondelte sich um P .lo-honn Lutz ous Trier. Sein letzler Sterbeokt in Lis-dorf trögl dos Dotum vom 4.10.1791; donochemigrierie er l80l kehrte er noch Lisdorf zurückund blieb bis 1.7.1804. Vgl. Rudolf Zenner: DieEinwohner von Lisdorf,lBd 1 S. 76)

Gemeinden. Die Pforrer woren, verglichen milder Zeit vor der Revolution, sehr schlecht bezohh,so doss die preußische Regierung 1817 Erhe-bungen dorüber onslellen ließ, wie die finonziel-le Loge vor und noch der Revoluiion wor. DieAngoben ous diesem Johre sind sehr oufschluss-reich, so doss wir noch mehrmols dorouf zurück-kommen werden. l8l 6 hotte der Plorrer von Lis-dorf ein Stootsgeholi von 500 Fronken jöhrlich.Die fforreizohlte dozu 300 Fronken (Lisdorf 200und Ensdorf 100 Fronken). Die sogenonnienStolgebühren (Nebenbezüge des Geistlichen fürgottesdiensiliche Hondlungen) wurden mit 190Fronken ongegeben.

Die gewöhnliche Unterholtung der Kirche undKirchengeröte geschoh vor der Revolulion ousMitteln der Kirchen{obrik (Einkommen, Vermö-gen der Kirche). Dos Pforrhous wurde von derAbtei unlerholten, die ouch oußergewöhnlicheReporoluren on der Kirche vornohm. DieserKirchenfobrikfonds, der noch dem oben erwdhn-ten Bericht von l87l ,,schon bedeutend wor, hot-

le Mitlel irfi Ueberfluß, für die 8edürfnisse desGottesdienstes zu beslreifen. Er ging ober durchdie Gesehe, welche zur Zeit der Revolufion erlos-sen wurden, gönzlich verloren- Vom Auslou{ender Revolution bis 1800 wurden die Bedürtnis-se des Goltesdiensles durch Kirchenkollekte undondere freiwillige Goben bestritten. Durch Ge-selz vom 30. Sept. 1809 kom die Verpochtungd e r Kir che nbänke hi nzu - "

ln demselben Bericht heißt es on einer onderenStelle: ,.Die hiesige (Lisdorfer) Kiche wurde imJahre 1764 erbouf und zwor ouf Kosten der Ab-lei Wodgossen. Dos ehemoiige Plorrhovs, zu des-sen Erbouung ebenfoils die Abtei gehollen wor,würde im Anlonge der fronzösischen Revo/uliono/s Stoolsgut etklött ünd verkouft, wodurch dieGemeinde genöligt wurde, im Johre 1813 einneues Pforrhous zu bouen. Die Gemeinde lisdorfbezohlfe ihren Anfei/ der Kosten von den Gel-dern, welche spdlerhin von Fronkreich wegenveröußetlet Gemeindegü,er zurückbezohlt wer-den mußlen (Zusofz des Verfossers, Lisdorf lor-derte om 20. April 1816 {ür seine veräußerlenGemeindegüter 70.695,65 Fronken). Ensdorfbrochfe seinen Anteil oul miltels Umlogen nochdem Moßstob der Grund- und Klossensteuer".

Alles in ollem wor die Loge der Pforrei und desPforrers örmlich und unwürdig. Dem wollle die

Mullerkirche, Lisdorf I 764

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Regierung obhellen, so weil sie konnle. Denn wirmüssen bedenken, doss Preußens Niedergongund Erhebung gerode vorbei woren.

Durch Verfügung vom 26. August l8l 7 wurdendie Bürgermeister verpflichtet, die Schöflenröteder einzelnen Gemeinden zu versommeln ondVertröge über zu bewilligende Geholtszuiogenbei Pforrern zu schließen. Um die Belonge derPforrer einheitlich und erfolgreich vertrelen zukönnen, ernonnle dos Generolvikoriol zu Trierdie beiden fforrer Hennrich von Rehlingen undGobi von Lisdorf zu Kommissorien für diesenbesonderen Zweck.

Für die Pforrei Lisdorf kom bei der Schaffen-berotung om 12. November 1817 folgender Be-schluss zustonde, der von beiden Por,eien onge-nommen und unlerschrieben wurde:l. Die Pforrei Lisdorf bewilligt dem Pforrer einiöhrliches Zulogegeholt von 95 Tolern und 6 Gro-schen nebst Nufznießung von ungeföhr 4 MorgenAckerlond, do derselbe sie onietzo besitn-2. Dovon entrichtet die Gemeinde Lisdorf 52 To-ler und l2 Groschen und die Nutznießung desbesogten Londes.3. Die Gemeinde Ensdorf entrichtet 42 Toler und24 Groschen.

Noch der Besitzergreifung unserer Heimol durchPreußen enlwickelte sich die fforrei so, doss sie1848 256 Seelen zöhlte. Die Schöffen erreichtennoch vielem Hin und Her (weil sie onfongs nichtsvergüten wollten) eine sonntögliche Frühmesse.1859 kom ein Koplon. lm selben Johr storb derlongiöhrige P{orrer Schusfer. '1860 kom PostorPrinz ols fforrer noch Lisdorf, unter dem Ensdorfobgelrennl und selbstöndige fforrei wurde.

!ll. Ensdorl wird selbständige PlorreiDos Verhöltnis zwischen Lisdorf und Ensdorf und dieEnhaickh,rg de" beiden Orte ist sehr bezeichnend{ür unsere Heimot. Uber secl^s Johrhundene gehcir-ten beide Dörfer zusommen. lmmer wor Lisdorf dergrößere Ort und betreute Ensdorf in der welilichenund kirchlichen Verwoltung. ln der zweiten Hölftedes vorigen Johrhunderts beginnt ouf einmol mitder ouf blühenden lndustrie die TochtergemeindeEnsdorf der Mutter über den Kopf zu wochsen undreißt sich zuerst kirchlich und donn ollerdings erst1936 - ouch weltlich los und mocht sich se bstön-dig. lm Johre 1802 hoite Lisdorf 944 Einwohnerund Ensdorf 375. Bis 1890 rückt Ensdori ollmöhlichnoch und überflügelt Lisdorf von do ob schnell.

Der Wunsch der Ensdorfer, eine eigene fforrkir-che zu hoben, reicht zurück bis um die Mitte des18. Johrhunderts. Domols bestellten sie sich wöh-

Godehord Prinz, Pforrer von Lisdorf Ensdorf, Gründerder Pfonei Ensdorf,Erbouer der Pforrkirche Ensdorf

rend des Winlers schon einen eigenen Schulleh-rer. Dos wor ober keine Douererscheinung. Tou-fe, Hochzeit, Begröbnis und der Sonnlogsgo}tes-diensi wurde den Ensdorfern oft gor schwer ge-mocht. Die Soor, die seit jeher die Bonngrenzezwischen beiden Dörfern bildet, wor bei Hoch-wosser und Eisgong unüberschreiibor- Die Lei-chen mussten oft togelong oufgebohrt bleiben,bis die Soor überquerl werden konnte. Der Ver-kehr wurde nömlich nur durch eine Föhre, die vorder fronzösischen Revolution der Abtei Wodgos-sen gehörie, oufrechl erhollen. Die feste Eisen-brücke ließ der Kreis erst 1894 erbouen. Ofi,wenn Hochwosser oder Eisgong o lzu longe dou-erten, ging der Leichenzug von Ensdorf überFrouloulern und Soorlouis noch Lisdorf. Die Kin-der ließ mon donn monchmol in Froulouternloufen. Dos ist der Grund, wesholb moncheEnsdorfer Volksgenossen die Geburtsurkundenihrer Ahnen ston in Lisdorf in Froulouiern finden.

Aus oll diesen Gründen wurden schon 1765 Ver-hondlungen zum Kirchenbou in Ensdorf oufge-nommen. Der Abf von Wodgossen erklörte sich1771 bercil, den Ensdorfern einen Vikor zu ge-ben, sobold sie den Bou ousgeführt hötten. Diebischöfliche Behörde zu Trier erteilte om 7. Mörzdesselben.lohre die erbelene Erloubnis zu diesemVorhoben, dos ober ersl ein Johrhundert spöter zurAusführung kom. Bold kom die fronzösische Revo-lulionj donn komen die nopoleonischen Kriege,die Preußen, zu dem l8l5 unsere Heimot kom,oussouglen. All dos wor nichl dozu ongeton, Mit-tel für einen Kirchenbou oufzubr;ngen.

Als von 1860 ob der Kirchenneubou unumgöng-lich wurde, wor mitllerweile die Zohl der Schüler

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so gesliegen, doss die Regierung oL-rf den Boueiner neuen Schule drüngte. ln einem Schreibenvom 24.1.i863 mochle Posior Prinz von Lisdorfdem Bürgermeisier Sorg den Vorschlog, denSchulhousneubou zu verschieben und die dofürverfügboren Gelder für den Kirchenbou zu ver-wenden, weil der Kirchenbou ungleich notwendi-ger sei. Eine gonze Moppe voll Schriflstücke floghin und her von der weltlichen zur geistlichen Be-hö.de und inrerholb dieser Behö.den von eirerlnslonz zur onderen. Jedenfolls wurde die Schu-le 1863 gebout. Sie kosiele 3.600 Toler. lm sel-ben Johre wurde ouch der Kirchenbor.: grund-sötzlich genehmigt.

Dos wor nun leichter gesogl ols gelon. Wenn zweiGemeinden lohrhunderte long eine Pforrei bil-den, l'oben sie ouch gemeinsores Vermögen.Als der Ensdorfer Gemeinderot in seiner Sitzungvom 21. Seplember 1849 sich vom LisdorferFriedhof lossogte und einen eigenen onlegenließ, geschoh schon dos nicht ohne Hindernisse.Und nun? Ensdorf vedongle von Lisdorf für den{erneren Verzicht ouf Kirche. Pforrhous und Kir-chenvermögen eine Abfindung von 4.000 To-lern. Herunter konn mon immer gehen, werdensie gedocht hoben! Lisdorf wollte onfongs 1.000Toler geben, reduzierle ober im Verloufe der Ver-hondlungen ouf 750 Toler. ln einem Vertrog zwi'schen beiden Gemeinden vom '15. Juni 1864gob Ensdorf sich schließlich mit 750 Tolern zufrie-den. Die Lisdorfer Einwohner sommelten freiwil-lig noch 500 Toler für die Ensdorfer Kirche. Dozuworen im Voronschlog 5.000 Toler freiwi ligeSpenden der Ensdorfer festgesetzt; die Umlogender nöchslen sechs Johre sollten 3.900 Toler er-geben, der Borbestond der Gemeindekosse be-trug 500 Toler, Gemeindelond wollte mon für2.500 Toler veröu8ern (ln Wirklichkeit wurdenbeim Verkouf om 18. Moi 1864 sogor 4.910 To-ler gelöst). Dos mochle zusommen 13.150 Toler,so doss nur 2.250 Toler fehlten. Der Bischof ge-nehmigie eine Kirchenkollekte im Bistum, monhoffte ou{ eine Houskollekte in der gonzen Rhein-provinz. Die Ensdorfer wolhen die Fuhren imFrondiensl übernehmen. lhre Opferwilligkeit worgroß, die Aussichten günstig. Es wurde gebout.

Lisdor{ zöhlte im Februor 1863 2.146 Einwoh-ner, wovon 46 evongelisch woren, und Ensdorf1.25i, dorunter 29 Evongelische. Am 5. Moi1864 wurde der Grundstein gelegt. Die dobeieingemouerle Urkunde hot, ins Deulsche über-sefzi, {olgenden Worflout:

,,Zur Ehre der ollerheiligsten Dreifo tigkeii undder seligsten Jungfrou Morio, ohne Erbsündeempfongen. Amen."

Pforrkrche,,St. Morien" Ensdof, 1868

lm Johre des Heiles 1864, rm 18. des Pontifikotsdes heiligen Volers Pius des Neunten, bei Erle-digung des Bischöflichen Sluhles zu TtieL !ntetdem Kopifulor-Vikor Molthios Morlini, Sr- Hei-ligkeit Housprölol und Domdechont zu ftieL un-ler dem Poslor Gollhord Prinz zu Lisdorl und denKirchenrotsmitgiieder n Pele r Mor guel, Gobri elWe/sch, Johonn Weisch, Nikoious Ecker ous lis-dorl und Pefer Sch/ichfer und Georg Ney ousEnsdorf, unler der Regierung 5r Moiestdt desKönig Wilheln L unler dem Königl. Londßt vonSe/ofinsky und dem Bürgermeisler Georg Sorg,wurde diese kotholische Kirche, zv der die Plorr-kinder selbst zum größten leil die Geldnitteloulgebrocht hoben, für den Filiolort Ensdorf, derdomols unge{öhr 1.300 Seeien zöhlte, zu bou-en begonnen noch dem Plon und der Leitungdes Architekten Fronz Georg Himpler ous Bilurgund der Grundstein gesegnel und ge/eg, vondem Hochw. Herrn threncononicus undDechonlen Fronz Hecking, Postor zu Sooriouis,om Feste der Himmelfohrt unseres Herrn JesuChrisli, den 5. Moi 1864- Alles zut größerenEhre Golles und zum Heile der seeien."

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Histolisches Gasthaus lleue welt IeiGrtG lu[iläum60 Johre im Besitz der Fomilie Julien-Zimmer

Seit Ende 1949 isl dos Goslhous Neue Well imBesit der Fomilie .Julien-Zimmer. Der Hotelier,

Meizoermeister und Koch Ludwig Zimmer, ousdem

-Bohnhofshotel Zimmer slommend, und sei'

ne Ehefrou Morio ersteigerlen dos Anwesen, be_

wonnten es und betrreben oo 16. M<irz 1950lOstern) die Gostwinschoft Die Übernohme wur'de vor 60 Johren mil folgender Zeilungsonzeigein der Oslerousgobe ongekündigl: "Dos oltbe'

Gosthous NeueWell im Johre I920

konnte.Ausfiugsreslouronl,,Neue V'/elt", Soor'iouis, wird heute durch den Besilzer Ludwig Zim'mer, Küchenchel und Melzgetmeisler, etöff net.

Ostermonlog Tonz." ln dq Folgezeit betrieb Lud'

wig Zimmei im House noch eine Metzgerei und

nebenon eine Tonkslelle.Aul den Toq genou 60 Johre noch Übe'nohmedurch die Fomilie Zimmer wurde dos Jubilöumqebührend gereiea. Viele treue SlommkLrdenund Gösle ous Noh und Fern woren der Einlo-duno von Morie- Luise Zimmer und ihren Söhne

sowie der ietzigen Pöchlerin Julto Seibel und

Tochter Kolio gelolgt und zur zünfligen Ferer in

d,e,,Neue Wel"'geLommen. lJnter den zohlrer_

chen Gösten befonden sich u.o. der ous Lisdorf

slonrrende Slootssekreldr Georg Jungmonr in

Verlrelunq des Mi,1islerprös denler Pe'er MÜl'er,

der PrösiJent der IHK des Soo"rondes urd Chef

22

der Korlsberg-Brouerei Dr. Richord weber sowie

Oberbürgermeister Rolond Henz. Alle sprochen

sich sehi lobend über dos gesomle Erschei-

nungsbild wie ouch über die FÜhrung des Gost-

horie. ou.. Für die stilgerechte Renovierung des

Geböudes, dos seit 1997 unler Denkmolschutzstehl. zeiqten sich oie EigentÜmerin Morliesh,lien-Zirimer und vor ollem ihr öltesler Sohn

Philipp veroniwortlich, der ols Architekl die Re-

itc,rf,-,1

stourierunq durcl'geführt hor' Dos Lob !Ür die

or.:le Fihruio des Houses goh Morlies.Julien, den

Facr,tern ldälf (Addi) und Gerlinde w:ll'nes ous

Lisdorf sowie .lutto und Kotio Seibel, die dosHous seil dem 1. Moi 2009 führen.Ni.hl olloemein bekonnr isl, doss dos Goslhous

..tl.r. vie,l"ru- Stod*e I Lisdorl gel"öri, do es

ä"{ Gr,-rnd r,no Boder der Gemorkung Lisdor{

sieht. So kommt ouch ein großer Teil der Kunden

ous Lisdorf, besonders ous dem Ortsleil Holz-

mühle. Die besondere Verbundenheit der Eigen-

lümer und der bisherigen Pöchterfomilie Willmes

mit Lisdor{ zeigl sich ouch durch ihre Mitglied-schoft im Heimotkr..rndeverein Lisdorf.

Die ,,Neue Welt" isi seit mehr ols 200 Johren weit

über Soorlouis hinous ein Begriff. Außer derGosiwirischofi wird ouch die slork frequenlierleSlroßenkreuzung Melzer und Überherrner Siro_

,.-.:i ';-13,1r !

iil

ße und die zur Hoizmüh e obzweigende Stroßeso genonnt. Um dos zu begründen, muss monbis zur Erbouung der Feslung Soorlouis ob 1680zurückgehen. Diesen gesch ichtlichen Hinfer-grund erlöuterte Architeki Philipp Julien im offi-ziellen Teil der.Jubilöumsfeier.Noch wöhrend der Bor:moßnohmen on der Fe-slung kouften hohe fronzösische Festungsoffiziereoußerholb der Feslung von der Abtei Wodgos-sen, dem domo igen Grundherrn des Lisdorfer

Gosthous Neue Welt noch der siigerechien Renovierung

Bonnes, größere Flöchen im nöheren Bereich derheutigen,,Neuen Welf' und errichteten dortgrößere Hofonlogen. So entsionden 1682 derSouty Hof r.:nd 1688 der Morienhof. Der BonnLisdorf erstreckte sich domols von Wodgossenbis kurz vor Wollerfongen. Die Festung Soorlouisist bekonntlich 1680 fost vollsiöndig ouf Lisdor-fer Bonn geboui worden; nochher verlief dieBonngrenze direkt on der dußeren Festungs-

Noch der Fertigste lung des Morienhofes, derösilich der Holzmühle ouf unbesiedeliern Gebiet

im sogenonnlen Lisdorfer Bruch erbout wurde,nonnie der Volksmund dos Gebiet,,Neue Welt",do hier im ,,Niemondslond" vor den Toren derFestung, quos ous dem N'ch's herous, eine neueWeli enlsionden wor Noch und noch verbreiteteund verfesligte sich diese Bezeichnung für dosgesomle Areol zwischen Morienhof und Soufy-Hof derort, doss sie ouch von omilicher Se;teübernommen wurde. Der Nome,,Morienhof"gehi zurück ouf die Ehefrou des Erbouers

Chermonl, die Morio hieß. Die Fomiliedes lngenieur-Olliziers Chermor-t be-wol_nte öngere Zei_ den Morienhof.doch wöhrend der fronzcisiscl-en Revo-luiion wechsellen die Besitzer mehrfoch.Ein ehemoliger Besilzer nomens MichelWogner wurde 1793 von einem Revo-lutionsgericht in Poris zum Tode verur-teilt und durch dos Follbeil hingerichtet.Ein re _ere' Bes tzer ricl.tete spö er dor_eine Scl_orlw'rtscl.ofi eir. Leider isr unsnichi bekonnt, wo sich diese genou be-funden hot und wonn sie wieder oufge-geben wurde- As im Johre 1833 zupreußischer Zeit der Soor ouiser Slodlrol

Cordier den Morienhof koufte, soll die Schonk-wirischoft nicht mehr bestonden hoben. Nochfoh-ren von Cordier sind ouch heute noch im Besitzdes Morienhofes- Ob es sich bei der Schonkwiri-scholt om Morienhof und dem Gosihous,,NeueWe t" um dosselbe Objekt hondeli, konnie bislongnicht geklört werden. Vermullich wurde dos Anwe-sen,,Neue Welf" wdhrend der nopoleonischenZe;t errichtet. ln einer Urkunde von 1855 wird derAckerer lohonn Rupp ous Neulorweiler, ein Vor-Iohr der Fomilie lulien ous Picord, o s ,,Wirt derNeuen Well" en öhnl. Unler seiner Führung wurdedos ursprünglich im Lothringer Sfil erboute Bouern-hous in eine größere Gostwirtschofi mit Tonz- undFeslsool umgeslollet. Spöler wechselie dos Housmehrfoch seine Besilzer. Ein uns vorliegendesGewerbeverzeichnis von l93l weist Nikolous Bo-stior ols dorroiiger BesitTer oJs, oer es ru einemflorierenden Unlernehmen mit regelmößigenTonzveronstoliungen, Vereinsböllen und sommer-licher Gortenwirtschoft gemochi hoben sol .

Domols wor dos Geböude seitlich und hintenvon möchiigen Koslonienböumen umgeben, diedos Anwesen weithin sichtbor mochfen und imSommer für Schotten in der Go rtenwirtschoftsorglen. Für die Jugend ous Picord, von derHolzmühle, teilweise ouch ous Neuforweiler undBeoumorois wor es über Johrzehnle die Stomm-kneipe schlechthin.

Noch dem 2. Weltkrieg, der ouch Jür dos Gos!hous "Neue Welt" storke Kriegsschdden mit sichHeiner Groß groiu ieri Morlies lulien

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Tourlsten-Vereln,,Edelwelß'lHolzmllhle.

am sonntao, d.m to. l.llttv.r.n.lrl,.n wir llD Lokal. Ell.

Neue Welt a*"

Blumenball!r dcm wlr Sl. h,.rBll hlrrl. .ln-l.d.r. B.glrn t lrh!. EmüAigl.Pr.ls. ht O.fünk.n. 116lHäu!t.p.ll. BIlt.De. Vorsland.

Anzeise in derSoor-Zeituns vom 9.9.1933

gebrocht hotle, gesloheie sich der Wiederoufbouund der geschöftliche Neuonfong mehr ols be-schwerlich. Allerdings woren die Schöden nicht sogroß wie beim direkt gegenüber liegenden Herr-schoflshous des Souty Hofes, dos durch mehrereGronoteinschlöge völlig zerstört wor. Altere Leserkönnen sich bestimml noch on den Trümmer-houfen erinnern, der von der zum Souty Hof ge-hörenden Villo übrig geblieben wor.Als die Eheleute Ludwig und Morio Zimmer dosGosthous ,,Neue Welt" om 5. März '1950 über-nohmen, kom neues Leben in dos Hous. AlsMetzgermeister und ousgebildeter Küchenmeis.ter boute Ludwig Zimmer den goslronomischenBereich ous. Vor ollem viele lronzösische Kun-den, Geschäfts euie und Fernfohrer, die ouf ihremWeg von und noch Fronkreich om Goslhous vor-beikomen, kehrlen regelmößig ouf der ,,NeuenWelt" ein. Mir ist noch gut in Erinnerung, wie ichdomols ols Jugendlicher mil Freunden von derHolzmühle für eine Limo oder Colo in dos Gosl-hous einkehrte und von der Theke ous denschlemmenden Fronzosen zuschoute, wie sie ihreüppigen Mohlzeiien verzehrten und dozu I bis 2Floschen Rotwein lronken.Ebenfolls in guler Erinnerung sind die beliebtenKornevolsveronstollungen ouf der,,Neuen Weli"sowie die viel benutzte Freiluftkegelbohn im Gor-ten. Bedor.rerlicherweise musslen die möchtigenKoslonienböume seitlich der Goslwirlschofl einerTonkslel enonloge weichen.Nichi unerwöhnl bleiben so ie, doss kurz nochder Übernohme durch Ludwig Zimme'in eire.nH inierzimmer geheime Zusommenkünfte derdomols noch verbolenen CDU oul Kreisebeneslottfonden. die spöter zur Gründung des CDU-Kreisverbo ndes SoorJouis führten. WolierCovelir.:s, der spöiere CDU-Kreisgeschöftsführerund Kommunolpolitiker orrongierte diese Ge-heimireffen, bei denen u.o. der spölere CDU-Ministerpräsident Dr. Hubert Ney rJnd der spöte-

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re Bundeslogsobgeordneie Albert Boldouf teil-nohmen. Wolter Covelius wohnte domols imHous Ecke Überherrner und Melzer Slroße, dosseine ous Picord stommende Ehefrou geerbt hot-fe. Spöter boute er dos Hous zur Speisegostslötte,,Zur Linde" um, die heuie ols Holel-Reslouronlvon seiner Tochler Cormen und ihrem EhemonnJosef Schmitt ous Lisdorf geführt wird.ln den 60er Johren verpochteie Fomilie Zimmerdos Gosthous ,,Neue welt". Die Meizgerei undder Tonzsool wurden ols ALssre Lrgsröu.ne 7u-nöchsl von der Firmo Schirro Anliquilöten, heu-le von zwei gewerblichen Betrieben genulzl.Am l. Moi 1978 übernohm Morie-Luise Juliendie Goslstötte und führie sie bis zum l. JuniI987. Donoch wurde dos Lokol wieder verpoch-tet. ob 1995 on dos Lisdorfer Ehepoor Adolf(Addi) und Gerlinde Willmes, die es bis zur kronk-heitsbedingten Aufgobe im Johre 2009 ols be-liebtes Lokol für Einkehrer ous Noh und Fernebenso erfolgreich führten, wie vormols MorliesJL,lien. Seit '1. Moi 2009 sind Jutto Seibel undihre Tochter Kolio die Pächter, die dos iroditions-reiche Hous in bewcihrter Weise weiierführen.ln den 90er Johren woren umfongreiche Reno-vierungsorbeiten erforder ich, um dem Goslhousdos heulige Aussehen zr.: verleihen. Diese wurden

- wie bereits erwöhnt - von dem Architekien Phil-ipp Julien detoilliert geplont und ousge{ührt.Noch einem kompletlen Umbou erfolgte im 2.Bouobschnitt die Umgesloltung des Dochge-schosses zu Wohn- und Geschöfisröumen. DerUmbou erfolgte unier ökologischen Gesichts-punkten, die dem Hous die,,Grüne Housnum-mer" einbrochle. Unier onderern wurde nebender Verwendr.rng von ökologishen Bousloffen oufdem Doch eine Photovohoik Anloge instollierf.Dos gesomle ouf die Dochflöche niedergehendeRegenwosser wird im rückwdrtigen Gorlenbe-reich zur Versickerung gebrocht. Es ist bisher doserste und einzige denkmolgeschünte wohn undGeschdftshous, dos diese ökologische Auszeich-nung erhollen hot.Zu dem Gesomlerscheinungsbild irogen gonzwesenllich die zohlreiche- s 'lechten Sp.ossen-fensler ous Eiche, die historischen Dochgoubensowie der Schrifizug ,,Gosihous Neue Welt" ouserhobenen Leäern bei. All dos verleiht dem oit-ehrwürdigen Anwesen einen Glonz, der es sicher-lich weit über dos diesjohrige Jubilöum hinouserslrohlen lösst. Zur Erinnerung on die dreimöchtigen Kostonienböume, die der Tonkstellen-onloge weichen mussien, pf onzle die FomilieJulien-Zimmer vor einigen Johren drei neue Ko-slonienböume. (hs)

Dr. Andreos Moilönder fllie Geschichle uon tisdorlDer bekonnie Soor-louiser Hisioriker undPhilologe Dr. AndreosMoilönder, der 1958die Vereinigung fürHeimotkunde imKreis Soorlouis grün-dele und deren erslerVorsilzender wor, holsich im Zeit-rouml960 bis 1975schwerp u n ktmcißigmit der Geschichteder mittelolterlichenStodt Wollerlongenund weil diese ou{

dem Lisdorfer Bonn errichtel wurde, zwongsldufigouch mit der Geschichte von Lisdorf besit afligr.lhm isl es zu verdonken, doss die WolierfongerStodtgründungsurkunde von 9l I in einem Archivin Lille entdeckf wurde, in der Lisdorf ersimols ur,kundlich e,wöhnt ist uno desholb g,rt oos.Johr9l I ols die offizielle Gebudsstunde von Lisdorf.Dr. Andreos Moilönder Lal im Zeitroum 1977 /78die Geschichte von Lisdorf rn kurzgelossrer Formniedergeschrieben und r.rns zur Verfügung gestellt.Nochfolgeno drucl.en wir diese unve-röndert ob.Auf der Grundloge der von Dr Moilönder in Lilleenldecklen Urkunde von 9l I verfosste er dosbedeutende wissenschoflliche Werk,,Die Entsie-hr.rng der europdischen Stodlfreiheit in der Grün-dungsstodt Wollerfongen,, dos 1976 vom Lond-kreis Soorlouis h e ro r..rsg eg e ben wurde.Die Auffossung von Dr. Moilönder wird durch olleHeimotlo.scher und H;storiker gestützt, so u.o.durch Johonn Goergen: ,,Die Geschichte derStodf Soorlouis Ortsteil Lisdorf,,l975. LeoGrieb e.: ,,Lisdor{ Geschich.e in Doten undNomen" 1980, Arnl Finkenberg: ,,Die Geschich-te der Kreisstodt Soorlouis - Lisdorl von derSieinzeit bis zur Gegenwort,, 1987.Dr. Andreos Moilönder wurde tB88 in Gresou-coch ols Bouernsohn geboren. Noch Abitur undS'-dium in Bonn und Münsler promovierle er:-- Dokior der Philosophie. Donoch unterrich--:: :. om Gymnosium in Soorlouis und wurde: :- 3Jrger dieser Stodt mit Wohnsitz in der Lis_:: ' ! -o3e. An 6. Oktoberlg8l is.e. im ge-::: _:-=- A ier von fost 93 Johren verstorben und:,- ::- : 'en Friedhof Soorlouis, nicht weit von:: ':- -:-: entfernt, beigesetzt worden.

Die Redoktion

Wohl nur wenige dörfliche Siedlungen hobeneine so vielgestoltliche und reiche Geschichtewie Lisdorf. Schon ous der Sfeinzeit sind Fundeouf dem Lisdorler Bonn gemocht worden. Beson-ders reichlich sind sie ous der Römerzeit.lm Mitteloher sind ouf ihrem Bonn zwei Slödteenislonden. lm lohre 9l ldie bedeutende mit-telolterliche, befestigie und freie Koulmonns- undVerwoltungsstodt {ür den großen Bezirk Deutsch-lothringen, nömlich Wolderf ingen-Wollerfongenom Fuße des Limberges. Sie wurde im Johre1687 von dem fronzösischen König Ludwig XIVobgerissen und oul der Iisdorfer Au die Wosser-feslung Soorlouis errichfet, ebenso dos DorfBeoumorois-Picord. Die Siedlung Lisdorf bliebober bis hetie in seiner Grundstruktur ols Acker-bor.r und houptsöchlich ols berühmtes Gemüse-onbor.r-Dorf bestehen.Über die Funde ous der Slein- und Römerzeitouf dem ursprünglichen Bonn hot Dr HermonnMoisont in seinem zweiteiligen Buch,,Der KreisSoorlouis in vor und frühgeschichtl;cher Zeit,,o'Jsführlich geschrieben. Hierher gehören ouchdie Bönne von Wollerfongen, Soorlouis undBeoumorois-Picord.lch konn dieses Werk I und ll ollen lnteressentendringend empfehlen (Kulturomt des Londrotsom-les, Soorlouis).lch m_öchre doher hier nur d;e wichtigsien purk-te onlühren:

Dr. Andreos Moil6ndert

Funde ous der Steinzeit

l. Moisont schreibt, doss Pforrer Honsen (Lis-dorf)1835 und 1836 in der Zeitschrifr Tre;irisousführt, doss Hohlsteine (steinbeile) nicht nurbei Lisdorf, sondern ouch in der Umgegend ge-tunder wurden, ebenso Sleinöxte, ohne A'1gobeder nöheren Umstdnde.ll. Johonn Frilz, Lisdorf berichtet in seinem Toge-buch: November 1902 fond der Bouer .Johoniesbeim Pflügen ouf Flur Differter Loch, wo der Fuß,weg ouf der Höhe in den Houptweg einmündei,eine Axl ous der Steinzeit. Er wor mit dem pflugouf einen Stein oufgestoßen, er grub denselbeious und fond dort:nfer die Axi, links vom Weg,wenn dos Gesicht noch Süden gerichtet ist.Moisont hölt iedoch den Fund Jür einen durch-bohrten Schuhleistenkeil.lll. Bei Feldorbeii fond der Londwirt lohonnBerdin ous Lisdorf 1930: L Den Vorderteil einesSteinbeiles.2. l93l den Schneideteil einer Breit-

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hocke usw. Beide Steingeröte logen efwo l5 cmvoneinonder entfernl. Der Fundplotz liegi omWestrond eines sondiglehmigen Höhenrückens,der noch Wesien sleil zu einem ousgeirockneienBochtol obföllt. ln diesem Tol befond sich einstder Weiher,,Breilengries". Auf der gegenüber-liegenden Seite des Bochtoles wurde ouf derNeuforweiler Gemorkung ebenfolls ein Stein-beil gefunden. Die Steinoxt von Nr ll wurde omOsthong dieses Höhenrückens gefunden, co.400 m in östlicher Richiung von diesem Fund-ploiz enlfernl.lV Fundplotz,,in der mittleren Au"Hier {ond der Londwiri lohonn Berdin, Lisdorf,1933 ein Steinbeil usw Der Fundplotz liegt in derToloue der Soor in der Lisdorfer Au.

Römische Zeit

l. Einen römischen Punkl enldeckle PforrerSchmitt etwo 600 Schritte hinter dem GeisbergerHof.ll. Justizrot Moite, der Altere, fond in der Nöheder Soorlouiser Gör-ten (wohl der heuligen Gor-tenreihen) dos Siück einer römischen ,,Hond-mühle".lll. Der Londwirt Johonn Ecker ous Lisdorf-Holz-mühle befrieb ouf dem Gröberfeld Flur 6,,Got-terloch", Porzelle 6916 Gotterstroße, vor Johreneine Sondgrube. Dobei stieß er 1924 oul 6 rö-mische Tongeföße, die er geborgen und spöterdem Heimotmuseum Soorlouis geschenki ho1.

Die Geföße slonden im Umkreis von 3 4 m ineiner Tiefe von co. 0,80 m in ge blichem Sond,offenbor Beigoben meh rerer spötrömischerBrondgröber. J. Ecker {ond mehrloch Tonscher-ben von weiteren Gefößen.Etwo 120 m nördlich dieser Fundsle e wurdenim Zuge der Bebouung des Gelöndes der heuti"gen Golterslroße weilere römische Grdber ouf-gedeckf. Beim Ausschochlen der Bougrube fürdos Wohnhqus Ru long, Gotlerslt 3, Flur 6, Por-

zelle 4O/26, siieß mon ouf mehrere Urnen, Krü-ge, Scholen und Scherben verschiedener Gefdße,die in 0,80 m Tiefe in humoser, hellsondiger Erdeouf einer Kiesschichi stonden.Der Regierungsomlmonn Leick, der in unmitiel-borer Nöhe des Fundplotzes wohnte, teilteMoisonl Iolgendes mii: ,,Gelegentlich einesSon nlogsspoziergongs enldecklen mein SohnKorlheinz und ich on der Grobenwond der Ko'nolousschochiung in der Gollerskoße Tonscher-ben. Bei nöherer lnougenscheinnohme wurdeeine Tonschole entdeckt und {reigelegt. Bei wei-lerem Budde n wurden noch mehrere gonze Ge-

föße ousgegroben, die ober beim Reinigen zer-fielen, oußerdem noch Scherben von mindesiens10-12 größeren Gefößen. Bei systemotischerSuche wurden noch weitere Tongefdße bei denBoustellen Rullong und Rupp entdeckt. Die Gefö-ße stonden rund 0,60 m unter der domoligenErdober{löche (vor Boubeginn) in Mulden, diemii schworzer Erde verfüllt woren.ln den Urnen siond verschiedenflich ein kleinererTonkrug von co. l2 cm Höhe. Weiter logen inden Urnen Knochenreste und Metollteile (Lonzen-spilzen, Messer) und ouch Nögel."Ein geschlossener Groblund ist von diesemFundplotz nicht bekonnt. Wie Korlheinz Leicknoch mitteilte, sei unler den oufgefundenenScherben ouch eine mil dem Stempel ,,Lucius"gewesen. Auch eine Toube (Spie zeug) sei in derTosche eines om Neubou Beschöftiglen ver-schwunden. Noch Angobe des Grundsiücksei-gentümers wurde eine Anzohl größerer Sond-steinplotten on der Grenze zum Nochborgrund-stück freigelegt. Mon ließ sie liegen und über-boute sie durch die Fundomenlmouern.Beim Ausschochien der Bougrube für dos Wohn-hous J. Rupp, Golterslroße 5, wurde 1949 einweileres römisches Brondgrob freigelegt mit 5Fur-oer. Alle oulgelüh.ten Funde gehö.er zr: ei-nem GräberJeld, dos über mehrere Johrhunder-te hindurch belegi worden wor. Zu diesem Grö-berfeld gehörte wohl ouch dos olte Grob, dosnqch dem Bericht Honsens zwischen Lisdorf undSoorlouis noch 1832 oufgedeckt worden ist. (s.

Nr.302 bei Stodtteil Neuforweiler S.213 vonMoisonls Buch, Texf)

Auf der Korte von Pforrer Schmitt (s. MoisontsBuch Tofeln Nr. 2) ist eiwo on der Ste le des Grö-berfeldes, vielleicht ouch on seinem Nordrond,eine römische Siedlung eingeirogen, vielleichlouch Gräber, die Zeichen sind leider nicht genou

Dos Gröberfeld log ouf einer longgesireckiensich westwörts löngs der Soor hlnziehenden Bo-

denwelle,,Co redon", die von Lisdod bis überSoorlouis hinous reichie und deren Resle nochhinler dem Londrotsom_ urd de'Broue"e'zu se-hen sind. Diese Bodenwele wird von der NeuenBrouereistroße fost senkrechl geschnitten. lm üb-rigen Teil der Siodi soll sie beim Bou der Fesiung

obgelrogen worden sein.Auch w;rd vielleicht dos Gröberfeld durch denBou eines Siichkonols von dem Soorknie beiEnsdorf in nordweslLicher Richtung zur Stodtmit-te und durch den Bou der Feslungswerke FodRouch in Miileidenschoft gezogen worden sein.Beir Bou der arloger de, vSE -Jrdar 'r reue.

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rer Zeil wiederum erhebliche Bodenbewegungendurchgeführl, so doss die ursprünglichen Ge-löndeverhöltnisse nicht mehr zu erkennen sind.

Unbekqnnle Zeilstellung

Fundpldtze 8 und 9: Grobfunde,,im Dorf" und,,zwischen Lisdorf und Soorlouis", genoue Logeunbekonnl, wohrscheinlich Flur 5.,im Dorf" undGemorkung Soorlouis, lnnenslodt F[-:r 4 oderGemorkung Lisdorf, Flur 6, ,,Gotterloch". Honsenschreibt: ,,Seit dem Johre 1832 hot mon iedochzwei olte Gröber oufgedecki, eines im Dorfeselbst, dos ondere zwischen Lisdorf und Soor-louis, und mir wurde bei dieser Gelegenheit ge-sogl, doss mon früherhin ouf mehrere deroriigeGröber gestoßen sei." Es ist möglich doss es sichum römische Gröber hondelle, von denen dosletztere zu dem römischen Gröberfeld,,Gotier-stroße" gehören könnle. Es isi ober ouch nichtousgeschlossen, doss es "Totensörge" woren,von denen Schmitt berichtete und von denen ernicht sogen konnte. doss sie römisch woren.Fundplotz l0: Groblunde zwischen Lisdorf undSoorlouis, genoue Loge unbekonnl, wohrschein'lich Flur 6 ,,Gotterloch" oder Gemorkung Soor-louis-lnnenslodl Flur 4. Zwischen Lisdorf undSoorlouis wurden ,,zur Zeii" mehrere Tolensörgeousgegroben. Schmitt hot sie onscheinend nichlselbsl gesehen, denn er berichtel, doss er nichtwisse, ob es römische Gräber woren. Soweil Dr.Hermonn Moisonl.Wir sehen hierous, doss schon in der Römerzeilin Lisdorf bestimmt schon eine römische Sied-lung bestond.

Dle lrühlrönkische Zeit

Aus der Londnohme- und Frühfrönkischen Zeitsind in Lisdorf bis heute noch keine Funde ge-mochi worden. Dos besogl ober nicht, doss do-mols hier keine Siedlung bestonden hot. Wissenwir doch, doss noch der Londnohme der Fron-ken im Trierer Bereich, zu dem Lisdorf gehörte,vielfoch die Londbevölkerung in ihren Siedlun-gen verblieb, zumol viele Germonen ols Kolo-nlsien oder ols Bouernkrieger von den Römerncngesiedeh wurden.)en erslen oulhenlischen Hinweis über die Exi-:-enz der Siedlung Lisdorf erholien wir durch: -e lJrkunde König Korls lll. von Wesilronken--:'-'ingen vom 20.12.91l. Diese öltesie Ur-.,_:e isf ouch zugleich die inleressonlesie. Aus' .:ohren wir, doss die villo Letsiorph Lisdorf: -: ierrschofl bildete, zu der ouch der spöte-

re Bonn von Wolderfingen Wo lerfongen biszum Scheidberg gehörte.Sein Privolbesilzer wor der Bischof Stephonvom Combroi, ein Sproß der berühmten loth-ringischen Herzogsdynoslie, die von 10481736 hier herrschte. ln der Urkunde stehi, dossdie villo Letstorph eins, durch den Leib des hei-ligen Crispinus ousgeTeichnel gewesen sei.Doror.:s gehl hervor, doss vorher, sehr wohr-scheinlich schon longe vorher, zum mindestenein Teil des Körpers des hl. Crispinus in der Kir-che von Lisdorf geruht hot. Heute noch werdenhier die hl. Crispinr.:s und Crispinionus verehrt.Do stellen sich zwei Frogen: l. Wie kom derLeib des hl. Crispinus noch Lisdorf? 2. Wohinwurde er von Lisdorf gebrocht?Zur Beonlworfung der ersien Froge helfen unsdie ,,Zehn Bücher frönkischer Geschichte", ge-schrieben von dem Bischof Gregor von Toursum 590. Er e.zöhlr, die beide,1 He ligea seierunler dem römischen Sloitholter Riccius Vorus,in Gollien den Mörtyrertod gesiorben. VonCrispinus wird berichtet: ,,Er mochte den Armendie Schuhe und stellte dos Leder noch dozu".Sie woren beide Brüder und vornehme Potrizier-söhne ous Rom. Sie stonden neben dem hl.Medordus in Soissons, der Residenz des iüng-sten Sohnes Clodwigs, Chlotors 1., in hohen Eh-ren. lhnen wor hier eine Kirche geweihl in dersie ouch begroben seien. Chlolor lerhielt nochdem Tode seiner drei ölleren Brüder dos gesom-le Merowing e rreich, olso ouch unser Gebiel,Auslrosien, onfongs mit der Houptstodi Reims,späler Melz. Noch seinem Tod wurde sein SohnSigibert l. König von Auslrosien mii der Houpt-siodt Metz von 561-575. Er wor in Soissonsgeboren und oufgewochsen, olso ouch in derVerehrung für die beiden Heiligen Crispinus undCrispinionus. Sein Voter begonn, und Sigiberivollendete die dem hl. Medordus geweihie Bo-siliko, wo beide Könige ouch begroben wurden.Es bestond ober schon vorher die Kirche derHeiligen Crispinus und Cr;spinionus. ln demengeren Einflußbereich des Trierer Erzbistumswurden noch E. Ewig dem hl. Medordus vermul-lich von dem Erzbischof Nicelius, der in engerfreundschoftlicher Verbindung zu Sigibert l.stond, welcher in spöteren Urkunden ols erslerder königlichen wohltöter der Trierer Kirche ge-nonnl v/ird, mehrere Kirchen geweiht, ober kei-ne den Heiligen Crispinus und Crisp rionus.Nun wor ober Sigibert 1., wie gesogl, in großerVerehrung zu den beiden Heiligen oufgewoch-sen. Kein spdlerer ouslrosischer König hotte soenge Beziehungen zu Soisson wie Sigibert l.

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Wos liegt olso ndher, ols onzunehmen, doss erdie Kirche von Lisdorf erbouen ließ.Worum ober gerode in Lisdorf?Nun, wir wissen, doss in Wodgossen ein berühm-ter kgl. Jogdhof beslond, der von den Königenmeisl mil einem sehr großen Gefolge oufgesuchiwurde. lm.Johre 902 stellte der König Ludwigdos Kind hier eine sehr wichtige Urkunde lür denErzbischof von Trier ous. Er hielt sich wohrschein-ich hier l4 Toge ouf. Wir können olso onneh-men, doss ouch Sigibert l. von Meiz ous den Kö-nigshof Wodgossen oufsuchte.Noch meinen Forschungen stond der KönigshofWodgossen nicht ouf dem durch Hochwossergelöhrdeten Gelönde, wo heute die Kristollfobrikstehl, sondern ouf dem hochwosserfreien Ge-biet von Hostenboch - ous{ührlich hobe ichdos in einem druckreifen Monuskript dorgelegt.Als I135 eine Prömonslrotenser Ablei errichtetwurde, übernohm sie ouch die Urbormochungdes heutigen Wodgosser Bonnes und den No-men Wodgossen, wobei Hoslenboch seinenheuligen Nomen bekom. Auf seinen Jogdousflü-gen von Wodgossen ous kom er ouch sichernoch Lisdorf und stellte fest, doss diese wohlnicht gonz kleine Siedlung, zu der ouch dosnohe Ensdorf gehörle, zu weit, elwo 7 km, vonder Kirche in dem Königshof Wodgossen, indem spöter Hostenboch genonnten Dorf, lieger.:nd die Errichtung einer Kirche nötig wor Zu ei-nem öhnlichen Ergebnis kommt ouch FerdinondPouly in seinem Buch ,,Siedlung und Pforrorgo"nisotion im ohen Erzbislum Trier" - LondkopitelPerl S. 99ff.Dos Kirchenpolrozinium von Crispinus und Cris-pinionus begegnet im Bereich der olten Erzbislü-mer Köln, Trier und Moinz - soweii deren Gebie-le noch l8l5 zur Rheinprovinz komen nur ein ein-ziges Mol und zwor in Lisdorf, wo es 1220 bezeugtisi; es konn desholb nicht ersi ols spötmiltel-olterliches Zunftpotrozinium der Schuhmocher,Sottler und Gerber oufgekommen sein.Berücks;chtigt mon die Wohrscheinlichkeit,doss Lisdorf mit dem Königsgut des FiskusVölklingen über dos Bisium Mefz on die Gro-{en von Soorbrücken gekommen ist, und dossSoissons seil dem Johre 5l I zu den Residenz-siödten der merowingischen Könige gehörte,donn isl die Herkunft des Potroziniums ous ei.ner könig lichen K;rchengründung innerholbdes Fiskus Völklingen nichl or.:szuschließen".Wir sehen, Ferdinond Poulys Gedonkengongbewegf sich zwor in der richtigen Richtung, istober in seiner Formulierung vollständig unzu-reichend und mit der Bemerkung, Lisdor{ hobe

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zum Fiskus Vö klingen gehci*, direkt folsch.Völklingen wor genou wie Lisdorf ein Fronhofs-verbond, der zum Königshof und Fiskus Wod-gossen gehörte. Dies hobe ich in einem druck-fertigen Monuskripi o usfü hrlich dorgelegt.Dies bestötigt quch der Lqndesor.hivorH.N. Herrmqnn in den Rheinischen Vier-teliohresblältern von 1975 5. 384. Er§chreibl: ,,Lisdorl. Ort und Kir.he mit demCrispinus-Pqlrozinium erscheinen schonin einer Urkunde des westlränkischenKorolingers Kqrl des Eintälligen vomJqhre 9l l. Er slottete die domo s zu dem Erb-gut (herediiorio) des Bischofs Siephon vonCombroi gehörende Siedlung mii einem Morkl-privileg ous. So wor olso bereits um die Wendevom 9. zum 10. lohrhundert die Zugehörigkeitzwischen Lisdorf und dem Reichsgutkomplex Wod,gossen worrdl Völllingen oufgehoben, we'ln seüberhoupt bestond. Domit fölli ouch die Vermu,iung Pou ys (Perl S. 99), dem die Urkunde von 91 1

nichi bekonnl wor, eines Übergonges von Lisdorfous dem Fiskus über die Bischöfe von Metz on dieGrofen von Soorbrücken. Andreos Moilcinder,dem wir die richtige ldentifizierung Lisdorfs, dervillo Lestorphem, der Urkunde von 9l I verdon-ken, hot weitgehende Kombinoiionen über eineldentitöt von Lisdorf und Wollerfongen in früherZeit ongeknüpft, denen ich mich nichl onzuschlie-ßen vermog". lm letzten Folle irrt ouch Herrmonn.lch hobe selbstverstöndlich nie von einer ldentitötvon Lisdorf und Wo lerfongen geschrieben.Dos wöre Unsinn gewesen. Nqch der Urkun-de von 9I I sollte out einer Slelle (lo.us) dervillo Lelslorph (LisdorI) eine belestigleKqulmonnsstodt erri.htet werden, die dos,rilqrklre.ht des dortigen ernporiums erhol-len solle. Dieses emporium (Hondelsplotz)beslond ober nicht in dem Dorl Lisdort,sondern qm Fuße des Limberges. Hier wur-de ouch die neue §tqdt erbout, die den No-men Woldertingen = Wollerlongen erhielt.Dieses wor die Behoupiung in meinen früherenArbeile.r. Gonz ousführl ch hobe ich dos in mei-nem neuen Buch Andreos Moilönder: ,,Die Eni-slehung der europöischen Siodifreiheit in Woller-fongen r.:nd in Flondern"- herousgegeben vomKulluromt des Londrofsomtes - dorgesiellt.Herrmonn konnie dieses Buch noch nicht. Somitisi die Froge beontwortet: Wie kom der in der Ur-kunde erwöhnle Leib des hl. Cripinus in die Kir-che von Lisdorf.Die zweite Froge: Wohin kom der Leib des h.Crispinus von Lisdorf ous? konnie ich durch einemünd iche Milleilung von Pforrer C.R. Richier

klären. Wie er mir erzählfe, hot er vom Diözeson-orchiv in Osnobrück die Bestötigung erholfen,doss Korl der Große dem Dom in Osnobrück ei-nen Teil des Körpers des hl. Crispinus geschenkthobe und diese. elrl .roch dort sei. Wi. er nnerruns, doss Korl der Große die Sochsen zum Chri-slentum bekehri hot. Wos liegt nun nöher, ols on-zunehmen, doss er die Reliquie von der LisdorferKirche dem Dom in Osnobrück übertrogen hot,do er jo dozu die Mochi hotle und olfenbor derrichtigen Überzeugung wor, doss die Houptkir,che eines Bistums eine solch kostbore Reliquieeher benötige ols die einfoche Dorfkirche in Lis-dorf. Wos diese Vermutung zur volien Wohr-scheinlichkeit mocht, ist die Bestöiigung, diePforrer Richier durch Vermitflung von Herrn Vil-leroy, Wollerfongen, von dem Geistlichen derCrispinuskirche in Soissons erhieh, doss dort dieübrigen Teile des Körpers des hl. Crispinus ruhen.

Überselzung der Gründungs- uhd Stod-lrechlsurkunde Wolderf ingen-Wol erfongen,ousgesfelll durch den König Korl lll. von West-fronken und Lothringen, vom 20. Dezember 9l Ifür einen Bezirk der Herrschoft Lisdorf ouf demWolderfingen entstond.Überselzung ous dem Loteinischen noch derOriginolurkunde, die im Stooisorchiv in Lille un-ter der Nr 3G6/67 liegt.

,,lm Nomen der heiligen und unte;lboren Drei-fohigkeif, Korl, durch die göitliche, wohlwollen-de Güte König der Fronken, erlouchter Monn.Sooft wir einem unserer Getreuen die Gnode ir-gendeiner Freigebigkeil gewöhren, hoben wirdos fesle Vertrouen, doss wir mit Goäes Beislonddurchous zur Ehre und zum festen Beslond unse-res gesomten, uns von Gotl Überirogenen Rei-ches zu seiner Vereinigung und seiner Bewoh-rung beitrogen können. So möge der Eifer unse-rer Gelreuen, sowohl der gegenwörtigen wie derzukünftigen, erfohren, doss die verehrungswürdi-gen Grofen Werner und Theoderich on die Per'son unserer Moieslöl herongelrelen sind und unswegen der Gelölligkeii des verehrungswürdigenB'scl'ols de'heiliger Kirche von Comb.oi, r,nse-res Gelreuen Stephon, mit Bitten bestürmt ho-ben, indem sie ousführien, doss die villoLeislorph (Lisdorf), sein vöterliches Erbe, einstousgezeichnet durch den hei igen Leib des Cris-cinus, des hehren Bekenners Christi und des hei-gen römischen Stuhles, im Niedgou om Flusse

-ii Nomen Soor gelegen, vie erlei Gefohren so-.,crl durch dos borborische Volk, wie ouch:-.ch die innere Niederloge ousgeseizt sei und:css es doher sehr nolwendig sei, doss der dor-

tige locus (Bezirk) wegen der Kürze der ge{ohr-drohenden Zeit durch eine ummouede Siedlung(coste ium) befesiigl werde, dos Morktrecht desEmporiums, sowie die Erloubnis zum Sch ogenvon eigenen Münzen erholle und unler demSchulz unserer lmmunität für immer gesicherlb eibe. Wir hober dol'e,, sow e sie es urs ein-dringlich vorgesielli hoben mil Zustimmr.:ng un-seres Gelreuen Liniord, des Grofen eben diesesGoues, ous Liebe zu Gotl und ouch Verehrung Iürden oben onge{ührten Hei ;gen und wegen dertrgebenheit unseres geireuen Slephonus'enenlocus (Bezirk) und ollen seinen Nochfoigern, de-nen er on seiner Sielle jenen Fundus (Grund undBoden) überirogen wird, ein wil iges Ohr gelie-hen. Wir schreiben doher vor und befehlen undbekräftigen durch die unbesiegliche Störke die-ses Erlosses, doss der ocus (Bezirk) der vorge-nonnlen villo durch unsere Freigebigkeii für im-mer durch eine ummouerie Sied ung (costellum)befestigl werde, dos Morkf- und Münzrechl er-holte und durch den ewigen Schufz unserer lm-mun;iöt gesichert werde, so doss kein Herzog,kein Grof oder Richier oder sonst iemond ouchrichterlicher Gewoh zu Gerichlssilzungen oder zurErzwingung von Friedensgeldern oder zwongs-weisen Wegführung von Pfondschoftsbürgen we-der zu unserer Zeii noch in zukünftigen Zeilendorl einzukelen woge, sondern es den Besilzernjenes Bezirkes erloubf sei, in ungeslörfer Ord-nung ihre Ange egenheiten zu ihrem Nutzenselbst zu regeln; ouch bewilligen wir, doss ollesdos, wos der königliche Fiskus hierous hotle er-longen können, ihnen olles zu ewigem Besiiz ge-höre. Wenn nun jemord wos wir leineswegsglouben, gegen den königlichen Erloss von die-ser Autorilöl onzugehen woge, so solle er zur Zoh-lung von 30 Pfd. reinslen Goldes gezwungen wer-den, von denen zwei Drittel den Besiizern dieseslocus zufollen, den dritten leil ober der kgl. Fiskus

erhollen solle und soll für dos, wos er zu lun ver-sucht hol, ouf keinen Fo I gerichtlicher Strole ent-gehen, so doss niemond von nun on sich unlerste-he, irgendelwos Deroriiges zu versuchen.Domit ober um so wohrer und sicherer die Auio-rilöt dieses Erlosses von ollen Gelreuen unseresReiches gegloubt werde, hoben wir ihn dorüberhinous mii unserer eigenen Hond bekröfiigt undbefohlen, doss er durch dos Bild unseres Siegel-ringes gesicherl und ousgezeichnet werde."

Unterschrift des Königs Korl, Unterschrift des kgl.Notors Hugo im Auftrog des ErzbischofsHeriveus, Dolum: 20. Dezember 9l l, SiegeLousgestellt in der villo Cruzy-le Chöiel.

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llachruI aul Heimaffolschcl llelmut schmidt, 1935 - 2009Der Verein für Heimotkunde Lisdorf e.V und die Redoktion des ,,Lisdorfer Heimolbloltes" belrouernden Tod ihres Freundes und Miiorbeiters Herrn Helmut Schmidi ous Berus. der om 7. Oktober 2009im Aher von 74 Johren verslorben isf.

Seit der Gründung unseres Vereins und der Herousgobe des .,Lisdorfer Heimoibloiles" hol er uns kon-tinuierlich mii lnformolionen über dos Geschehen insbesondere im 2.Welikrieg in unserer nöherenHeimot gedient. Auch {ür die Fertigung unseres Buches über dos Kriegsende im Roum Lisdorf hot ermit wertvollen Hinweisen und lnformotionen uns sehr geholfen. Dofür sind wir ihm zu großem Donkverpflichiel. Der leider viel zu früh verstorbene Helmut Schmidt wird uns unvergesslich bleiben.

Der Vorsilzende des Vereins ftir Heimolkunde Lisdorf e.VHeiner Groß

Helmut Schmidt (rechts) mit einer fronz. Heimoiforsche-rin vor der Moginot-Anloge Hockenberg und dem Hei-motlorscher Werner Schug ous Altforweiler

Helmut Schmidt mir US Veieronen, die ouch in Lisdorf/Ensdorl gekömpft hoben, ouf dem Souberg zwischen Berus

und Felsbers

Bild links: Helmul Schmidi und Werner Schug mil einemGl im lohre 2004

Fotos: werner Schug, Aliforweiier

ilachruüSeit der lekten Herousgqbe eines Heimqtblqttes isl folgende Mirglied des VHL verslorben:

Günther Leinenbqch Lisdorf * 1927 t 20r 0

Wir werden ihn in dqnkborer Erinnerung behohen und ihm ein ehrendes Anden-ken bewqhren.

Verein lür Heimqlkunde Lisdorf e.V.

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2§ir grotulieremunseren Milgliedern zu ihren Geburtstogen im I . Vlerteliohr 2010

Hermqnn TheobqldMoniko Hqnquer - MüllerHerberl AmqnnMonfred SteinmetzMorlies Schütz - BreiningerJoochim PortHelgo Wollscheid -§oin6Berthold Nogel

Robert 5chützJosef SchworzRen6e Grenwelge - SchefferJohonno Comlesse

Mqrio Schworz - Schmitl

Guido Zengerle

Ludwig Korl Bolzer

Morio Wogner - Comtesse Lisdorl

Wir wünschen ollen Jubiloren ouf ihrem weiteren LebenswegGolles reichen Segen.

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Lisdorfer Dr. Holger Groß errichtet Fochorzfzenlrum in Sqqrlouis

Ansicht des neuen FacharzEentrums in Saarlouis

Der seit einigen Johren in der vormoligen orihopödischen Proxis von Dr Rolf Lück im Arztehous om Theo-ler om Ring ols Fochorzi für Orthopödie niedergelossenen Dr. Holger Groß ous LisdorfHolzmühle müssiemii seinem Proxis-Slondorl in der Soorlouiser City mehr ols zufrieden sein, zumol er sehr viele Potienien undeine der größten orthopödischen Einzelproxen im Soorlond hot. Die erforderlichen Operoiionen fühd er inder Si. Elisobeth-Klinik in Soorlouis durch. Von Anfong on unzufrieden ist er mit der Porkplotz-Situotion imnöheren Bereich seiner Proxis. Viele seiner geh- und bewegungsbehinderten Polienien beklogen sich, dosssie in der Nöhe keine freien Porkplötze vorfönden. Desholb ist er schon seii einiger Zeit ouf der Suche nocheinem neuen Proxis Stondori mil ousreichend Porkpldtzen. Als von der Br..rndeszollverwoltung dos bisherigeHoupizollomtsgebdude in der Soorlouiser Povillonstroße oufgegeben wurde, hot Holger Groß schnel zuge-griffen. Mit einem elvro gleichaltrigen Kollegen, dem Soorlouiser Kinderorzt Dr Schohin Alioni, hot er eineProiekt-Geselschofi, die,,Soorlouis Medicol Center GmbH und Co KG" gegründei, und noch Vorgesprd-chen mii der Stodt Soorlouis, der Arztel.ommer und der Arzte- und Apothelerbonk dos Houptzollomts-geböude mit co. 5000 qm Fldche gekouft. Sie beobsichtigen, dori ein Fochörztezenfrum für l2-15 Foch-örz1e der verschiedenen Fochrichtungen, eine Apolheke, ein Sonitötshous und weitere medizinische Einrich-lungen sowie eveniuell eine Cofelerio zu inslollieren. Dozu hoben sie dos Soorlouiser Archiiekturbüro Schmittund Leinen beouftrogt, eine entsprechende Plonung zu fertigen- Donoch ist vorgesehen, im l. Bouobschnittdos vorhondene viergeschossige Bürogeböude in Arrproxen umzuwondeln und noch Abriss des eingeschos-sigen Zollobfertigungsgeböudes dort in einem 2. Bouobschnitt weitere Rdumlichkeiten für Arztproxen zu schof-fen. Dos Zentrum soll zur gemeinsomen Nuizung durch die dorirgen Arre m I den neuesten medizinischenGerölen ousgeslotlel werden, die sich der einzelne Arzl ous widschoftlichen Gründen nur schwerlich selbstollein onschoffen konn. Der große Vorteil des Stondortes sind die zohlreichen Porkplötze, die direki hinterdem Geböude ongelegl werden können. Noch der vom zuslöndigen Stodtrolsousschuss obgesegnelen Plo-nung sind derzeil insgesomt 120 Porkpldtze vorgesehen. Mit den seitlich des Gebdudes vorhondenen Pork-p ölzen slehen donn etwo 140 Porkplötze zur Verfügung, so doss dort olle zukünfiigen Potienten in unmit-telborer Nöhe der Eingönge porken können- Die Bouorbeiten om Geböude, in dem zu Houptollomlszeiieneine gonze Reihe von Lisdorfer Zolibeomten georbeitef hofien, hoben bereits im Mörz dieses Johres begonnen,so doss die Fertigstellung des l. Bouobschnities und die Eröffnong des neuen Fochörziezenlrums in Soor-louis - wie vorgesehen im Jonuor 201 1 erfolgen konn. Dos Houptzollomisgeböude wurde 1962/1963errichtet und stond seii der Verlegung des Houplzollomles noch Soorbrücken im Johre 2005/2006 leer.

Dr. Ho gcr Groß

Holger Groß wurde 1970 ols öltestes Kind der Eheleute Heiner und Morie-Luise Groß inSoor ouis seboren. Noch Besuch der Grundschule Professor-Ecker in Lisdorf und des Mox-Plonk-Gymnosiums in Soorlouis lesie er 1990 sein Abiiur ob. Donoch siudierie er on denUniversiidten Heidelberg, Derroil (USA) und Monnheim Medizin und schloss mil dem Dok-

ItorderMedizinob.seineFochorziousbildungolschirurgischerOrthopödeobsovierteer

in Monnheim, Bruchsol und Köln, seine Fochorzlprüfung legie er in Soorbrücken ob. Do-noch übernohm er von Dr. Rolf Lück dessen Proxls im Arzrehous om Theoier om Rins. Erist verheirotet und hot drei Kinder.