Click here to load reader
Upload
thomas-schulz
View
546
Download
2
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Diskussionen um theoretsiche MES-Ansätze gestalten sich oftmals schwierig. An der praktischen Anwendung lassen sich Nutzen und Einsparpotenziale besser verdeutlichen. Die szeigt auch das Beispiel der Finotech Verbundstoffe.
Citation preview
1996 entstand die Finotech Verbund-
stoffe GmbH aus einem deutsch-amerika-
nischens Joint-Venture heraus. 60 % ihrer
Anteile hält die Clopay Plastic
Products Corporation, ein US-
amerikanischer Anbieter von
Folien und Laminaten. Die
anderen 40 % liegen in der
Hand der deutschen Corovin
GmbH. Sie ist Tochter des
drittgrößten Vliesherstellers
der Welt, der in London ansäs-
sigen BBA Group PLC. Die
Finotech produziert an ihrem
Standort in Aschersleben
hauptsächlich laminierte
Außenhaut für Baby-Windeln.
Im Jahre 1997 begann sie mit
der Produktion nicht atmungs-
aktiver Außenhaut. 1998/99
ging mit der starken Erweite-
rung der Kapazitäten die Ein-
führung einer neuen Techno-
logie zur Herstellung at-
mungsaktiver Folien einher.
Die derzeitige Fertigungska-
pazität beträgt 120-130 Mio.
m2 pro Monat. Rund 1 Mrd. m2
des Vliesmaterials wurden im
vergangenen Jahr abgesetzt.
Dabei verdoppelte sich der
Umsatz im Vergleich zum Vor-
jahr auf rund 100 Mio. €. An den drei Pro-
duktionslinien sind zur Zeit rund 210 Mit-
arbeiter beschäftigt.
Hauptmärkte für die Produkte von Fino-
tech sind der Hygienebereich mit Windeln,
aber auch die Bereiche der Schutzkleidung,
Bau- und Dachunterspannbahnen; weitere
technische Produkte sind in der Planung.
Insgesamt liegt der Finotech-Anteil aller
auf dem deutschen Markt angebotenen
Pampers-Windeln bei rund 80 %, wobei der
patentierte Herstellungsprozess in einem
sehr schmalen Prozessbereich abläuft. Der
Marktanteil erstreckt sich damit schät-
zungsweise auf 50 % in Europa.
Projektziele und SystemauswahlAuch das Marktsegment Hygienearti-
kel-Fertigung wird bestimmt von schnell-
lebigen technischen Entwicklungen und
immer kürzer werdenden Produktlebens-
zyklen. Daraus resultiert die Forderung
nach immer höherer Lieferbereitschaft
und kleineren Losgrößen.
Es ist also notwendig, lau-
fend Informationen über den
Grad der Zielerreichung und
kontinuierliche Soll/Ist-Verglei-
che aus dem Fertigungsprozess
in Echtzeit zur Verfügung zu
haben. Nur so lassen sich ope-
rative Erfolgsengpässe frühzei-
tig erkennen und entsprechend
gegensteuern. Dazu steckte
sich die Projektleitung folgen-
de Ziele, die es zu erreichen
galt:
• systematisch Verbesserungs-
potenzial im gesamten Ferti-
gungsprozess aufdecken,
• höchste Priorität der Not-
wendigkeit der optimalen Ma-
schinennutzung,
• auf Abweichungen von einge-
stellten Prozessparametern so-
fort effektiv reagieren können,
• auch bei kurzfristigen Ände-
rungen Engpässe bei Material-,
Personal- und Maschinenkapa-
zität vermeiden sowie
• volle Transparenz bei den
Fertigungsbedingungen.
Natürlich lagen auch vor der
Einführung eines leistungsfähigen MES-
Systems die notwendigen Informationen
aus der Fertigung vor. Aber oft war der
Aufwand, die Daten zu erfassen und zu
verarbeiten, übermäßig hoch. Zudem
funktionierte der Datenfluss zwischen
Fertigungsbereich, Produktionsplanung
und -steuerung, Instandhaltung und Con-
trolling nicht so reibungslos, wie man sich
3/02Leitebene openautomation2
Finotech runs MESDatenqualität beginnt bei der Erfassung Diskussionen um theoretische MES-Ansätze gestalten sich oftmals schwierig. Ander praktischen Anwendung lassen sich Nutzen und Einsparpotenziale besser ver-deutlichen. Dies zeigt auch das Beispiel der Finotech Verbundstoffe.
Finotech runs MESDatenqualität beginnt bei der Erfassung Diskussionen um theoretische MES-Ansätze gestalten sich oftmals schwierig. Ander praktischen Anwendung lassen sich Nutzen und Einsparpotenziale besser ver-deutlichen. Dies zeigt auch das Beispiel der Finotech Verbundstoffe.
Finotech-Fertigungsstätte in Aschersleben
das gewünscht hätte. Wolfram Haunschild,
Leiter Projektabteilung Finotech, be-
stätigt, dass im Hinterkopf vor dem Pro-
jekt oftmals die Frage offen blieb: „Habe
ich tatsächlich alle Informationen, die ich
benötige, um optimal entscheiden zu kön-
nen?“
Doch wovon ist es abhängig, was die
richtigen Software-Werkzeuge sind? Was
ist notwendig, um sich Transparenz und
Planungssicherheit in der Fertigung zu
verschaffen, um Kosten genauer kalkulie-
ren zu können, um guten Service bieten zu
können und alle notwendigen Mittel, zum
Beispiel Arbeitspapiere, dafür zur Verfü-
gung zu haben?
Die FactorySuite als offenes System für
den Bereich Fertigungsorganisation mit
integrierter Erfassung von Maschinen-
und Betriebsdaten ist eine modular aufge-
baute, branchenübergreifende Standard-
Software. Durch die kontinuierliche Wei-
terentwicklung des Herstellers Wonder-
ware ist dieses universelle Tool-Set immer
optimal auf die aktuellen Kundenbedürf-
nisse zugeschnitten. Das weit verbreitete
Netz von Dienstleistungsunternehmen für
Implementierung und Service sichert
branchenbezogenes Wissen für fast alle
Bereiche der Fertigung. Die Implemen-
tierung übernahmen erfahrene Mitarbeiter
der in Magdeburg ansässigen Ematik
GmbH.
Datenverarbeitung zur Auftragssicherung
Nachdem die Fertigung initialisiert wur-
de, gilt es, permanent zu überprüfen, ob
die gewünschten Arbeitsaufgaben durch
den ablaufenden Produktionsprozess der
drei Linien erfüllt werden. Zur Ermittlung
von Soll/Ist-Abweichungen – aber mehr
noch zu ihrer Quantifizierung – sind die
aktuellen relevanten Daten der Planung
und der laufenden Produktion erforder-
lich. Nur, wenn das Ausmaß der Abwei-
chung bekannt ist, lässt sich in geeigneter
Weise reagieren. Dazu werden auftragsbe-
Datenerfassung im Manufacturing Execution System (MES)
AuftragsnummerBezeichnungIdentnummer
EinzelteilStückzahlgeplante
Operationen
Belegungsplänefür Maschinen und
TransportmittelAnfang und Endevon Störungen
PersonalnummerName
KostenstelleLohngruppe
LohnartArbeitszeit
Schichteinteilung
LagerortLagerposition
Stammdaten
Anfang, Ende bzw.Unterbrechungen
von ArbeitsgängenGutstückzahlQualitätsdaten
FreigabemeldungenFertigmeldungen
IdentnummerBezeichnungKostenstelleKapazitäten
Kommt undGeht MeldungenAnfang und Ende
von FehlzeitenDaten zurPrämien-
entlohnung
LagerzugängeLagerabgänge
Reservierungen
Fertigungsaufträge Fertigungspersonal
Bewegungsdaten
Betriebsmittel Lager
zogene Daten, Betriebsmitteldaten, tech-
nische und verfahrenstechnische Ferti-
gungsdaten sowie Lagerdaten erfasst.
Hierbei kommt dem MES-System eine
zentrale Bedeutung zu.
Zu den zu erfassenden Daten zählen die
technischen und organisatorischen Ist-In-
formationen des Bereichs der eigentlichen
Wertschöpfung. All diese fertigungsrele-
vanten Daten werden zentral in einer ein-
zigen Datenbank erfasst. Das Sammeln
und Auswerten dieser geschieht automa-
tisch. Durch die permanente Kopplung
des Datenserver mit den speicherpro-
grammierbaren Steuerungen erfolgt eine
ständige Aktualisierung und Aufbereitung
der rückgemeldeten Daten. Dies bedeu-
tet keinen Mehraufwand im laufenden
Betrieb für die Fachabteilung.
Die integrierte Informationsauswertung
liefert auftragsspezifische Informationen
oder Hinweise automatisch an ausgewähl-
te Arbeitsplätze und die entsprechenden
Maschinen. Somit stehen wichtige techni-
sche oder auftragsbezogene Informatio-
nen für die weitere Verarbeitung direkt al-
len Folgeprozessen zur Verfügung. Da-
durch ist eine sofortige Informationsweiter-
gabe über spezielle Fertigungs- oder Mate-
rialprobleme sichergestellt. Qualitätsein-
bußen in Form von Ausschuss und Nachar-
beit in allen Prozessen werden minimiert.
So erzeugt diese Vorgehensweise den
Aufbau und die Unterstützung einer
präventiven Fertigungssteuerung. Infor-
mationsflüsse, die bereits parallel zum
Wertschöpfungsprozess entstehen, wie
beispielsweise die integrierte Rollenrück-
Trenddarstellung von Prozessparametern
verfolgung, ermöglichen das vollautomati-
sche Erstellen von Fertigungszertifikaten
für die Kunden rückwirkend über alle
durchgeführten Prozessschritte. Damit
wird deutlich, dass nicht nur die Vliesrol-
len „just in time“ den Produktionsprozess
durchlaufen, sondern auch sämtliche be-
gleitenden Daten entsprechend in Echt-
zeit zur Verfügung stehen.
Beschleunigung von Informationsflüssen
Mit dem schnell und flexibel zu konfi-
gurierenden Benutzer-Interface der Fac-
torySuite lassen sich alle erfassten Ma-
schinen-, Betriebs- sowie Arbeitszeitda-
ten auswerten. Dazu werden umfangrei-
che und übersichtliche sowie äußerst fle-
xibel gestaltbare Auskunftsmasken zur
Verfügung gestellt. Die Anwender erzeu-
gen selbst ohne großen Aufwand Kenn-
zahlen in konzentrierter Form mit hoher
Aussagekraft. Filtern, verdichten, mitein-
ander in Beziehung setzen, verknüpfen
mit Zeitindizes sind nur einige wirksame
Mittel gegen die unkontrollierte Datenflut
der Fertigung. Informationen stehen im
aktuellen Überblick oder auch als Antwort
auf gezielte Fragestellungen jederzeit zur
Verfügung.
Ein leistungsfähiges Reporting-Werk-
zeug generiert aus den Daten die be-
triebswirtschaftlich relevanten Informatio-
nen für Entscheidungen auf allen Ebenen
des Unternehmens Finotech. Der gesam-
te Fertigungsprozess wurde dadurch opti-
miert sowie personelle und materielle Res-
sourcen noch effektiver nutzbar gemacht.
Natürlich werden diese Informationen
auch in einem Soll/Ist-Vergleich bewertet.
Der wirtschaftliche Umgang mit vorhan-
denen Kapazitäten verschafft dabei ent-
scheidende Wettbewerbsvorteile.
In jedem Produktionsbetrieb treten in
der täglichen Praxis immer wieder unvor-
hergesehene Störungen auf. Gerade diese
Störungen sind eine enorm aufschlussrei-
che Informationsquelle für die Instand-
haltung. Die große Schwierigkeit bei der
Nutzung dieses Potenzials liegt in der
möglichen Vielfalt, in der sich Störungen
äußern. Die FactorySuite unterstützt eine
3/02Leitebene openautomation6
Störmeldungsübersicht der Maschinen
Systemtopologie
zielorientierte Systematik mit individuell
anpassbaren Störungsursachen: diese wur-
den vor Projektbeginn im Hinblick auf
technische Schwachstellenanalysen fest-
gelegt und beim Erfassen einer Störung
zur Auswahl angeboten.
Optimale InformationsauswertungIn den Protokollen wurde dazu ein
Textfeld zur verbalen Beschreibung der
Störung vorgesehen. Aus diesen detaillier-
ten Berichten werden dann wertvolle
Schlussfolgerungen über die Güte und
Qualität einzelner Bauteile oder auch
ganzer Maschinen abgeleitet. Damit ist
die ergebnisorientierte Analyse sicherge-
stellt, die gleichzeitig eine wichtige
Grundlage für zukünftige Investitionen
darstellt. Spätere Analysen über Störungen
und Stillstandzeiten über einen längeren
Zeitraum von mehreren Monaten oder
Jahren helfen, Schwachpunkte der Anlage
zu erkunden.
Die so gewonnenen Daten bilden die
Basis für Registrierungen der Nutzungs-
grade, Produktionsleistungen und Stand-
zeiten der Maschinen. Berichte über das
tägliche Aufbereiten und Auswerten der
Störungen dienen als Grundlage für die
Produktionsbesprechung. Diese Informa-
tionen dienen als genaue und exakte
Grundlage für zeitkritische Entscheidun-
gen. Archivierung und Dokumentation al-
ler Produktionsdaten sowie Erfassung von
ausgewählten Produktlebensläufen und
Materialflüssen sind Datengerüst für die
Qualitätssicherung.
So kann auch der Einfluss der einge-
setzten Rohmaterial-Chargen auf die phy-
sikalischen Produktdaten automatisiert,
zurückverfolgt und abgelesen werden. Da-
durch ist es möglich, Rezepturen optimal
auf die einzelnen Rohmaterial-Chargen
abzustimmen und somit das Produktions-
ergebnis frühzeitig und kontinuierlich zu
optimieren.
Das Muss „Wirtschaftlichkeit“Auch für Finotech stellte sich die Frage,
ob sich die Investition im MES-Bereich
tatsächlich rentiert. In Aschersleben zeig-
te sich schnell: Der ROI (Return of In-
vestment) wurde in innerhalb weniger
Monate erreicht. Durch die automatisierte
Datenerhebung und die zeitnahe Rück-
meldung über die installierte Software ent-
fallen erhebliche Aufwände bei der Ein-
gabe und Verteilung von Informationen.
Der wirkliche Nutzen dieser Investition
ergibt sich aber durch
schnellere, fundier-
tere und somit ein-
fach bessere Ent-
scheidungen, die auf
grund der umfassen-
den und jederzeit
verfügbaren Daten-
basis getroffen wer-
den können. Aller-
dings gibt es darüber
hinaus eine Reihe
nicht messbarer Zie-
le, wie beispielswei-
se die Konsolidie-
rung und Verbrei-
tung des Know-hows
innerhalb der Ar-
beitsgruppen sowie
die Nutzung des
MES als Hilfe bei Zertifizierungen gemäß
den Regularien von ISO und FDA oder
nach speziellen Kundenanforderungen.
Wolfram Haunschild äußert dazu ganz
klar: „Fast alle Daten, die wir brauchen,
werden vom Server automatisch erfasst
und nach unseren Vorgaben als Informa-
tionen bereitgestellt.“ Es gibt keine Hand-
aufschreibungen mehr und die Mitarbeiter
der Fertigung haben heute mehr Zeit für
ihre eigentlichen Aufgaben. Dies führte zu
einer wesentlichen Verbesserung des In-
formationsflusses. „Außerdem haben wir
jetzt lückenlose Informationen über die
Performance unserer Rohmaterialien –
dort gab es bisher die größten Probleme“,
unterstreicht W. Haunschild abschließend
die Stärke der ausgewählten Lösung.
Finotechs Unternehmensphilosophie ist
es, in allen Bereichen ein „World-class“-
Unternehmen zu sein – also auch bei dem
Einsatz modernster Software-Systeme im
Bereich der Fertigungsorganisation. Die
FactorySuite von Wonderware unterstützt
Finotech auf diesem Weg.
Henner Dörnenburg Thomas Schulz
3/02 openautomation
Henner Dörnenburg istGeschäftsführer derEmatik GmbH
Thomas Schulz ist Strategic Account Managerbei Wonderware EMEA