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Almleben (Juni 2014)

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AMTirol Magazin

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Page 1: Almleben (Juni 2014)

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Almleben Seite 02

IMPRESSUM: „Almleben 2011“, Juli, 2011 Herausgeber: Agrarmar-keting Tirol, Brixner Straße 1/5, 6020 Innsbruck, www.AMTirol.at, Tel. 0512/575701 Druck: ALPINA DRUCK, Innsbruck • Medieninhaberund Verleger: target group publishing gmbh, Karl-Kapferer-Straße 5,6020 Innsbruck, redaktion@zielgruppen verlag.at • Redaktion: Julia Brugger Fotos: Gerhard Berger, Michael Rathmayr, Seite 16 Christian Willim • Grafik: NERO WerbeGmbH

INNSBRUCK

LANDECK

IMST

REUTTE KITZBÜHEL

LIENZ

KUFSTEIN

SCHWAZ

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0812

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EditorialInterview mit Anton Steixner und Wendelin Juen 04Dias AlmKappl im Paznaun, Verwallgruppe� 06Petersberg AlmHinterhornbach, Allgäuer Alpen� 08Falkauns AlmPrutz, Kaunergrat� 10Maldon AlmImst, Lechtaler Alpen� 12MöslalmInnsbruck, Karwendel� 14Außermelan AlmWattenberg, Zillertaler Alpen� 16HolzalmHopfgarten im Brixental, Kitzbühler Alpen� 18Niederkaser AlmHopfgarten im Brixental, Kitzbühler Alpen� 20BurgeralmRettenschöss im Kaiserwinkl, Wandberg� 22

Inhalt

06 08

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Page 3: Almleben (Juni 2014)

INNSBRUCK

LANDECK

IMST

REUTTE KITZBÜHEL

LIENZ

KUFSTEIN

SCHWAZ

22

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Almtage 201110. Juli 2011 – Tiroler Almwandertag des AlmwirtschaftsvereinesWo: Hofalm im Debanttal bei LienzZufahrt von Lienz (Liebherrkreuzung) über Nussdorf-Debant bis zum ausgewiesenen Parkplatz bei der Göriacher Alm. Von dort aus Gehzeit ca. 2 Stunden bis zur Hofalm bzw. Shuttledienst.• 10.30 Uhr: Eröffnung und Begrüßung durch Josef Lanzinger,

Obmann des Almwirtschaftsvereines Tirol, anschließend Alm-messe mit Pfarrer Toni Mitterdorfer

• 11.40 Uhr: Vorstellung der Alm durch Obmann Hans GumpitschAnschließend Almfest mit musikalischer Unterhaltung

24. Juli 2011 – Almtag „Almschwein“Wo: Niederkaser Alm, Hopfgarten im Brixental, Kelchsau, Kurzer GrundTreffpunkt um 10 Uhr auf der Niederkaser Alm• 10 Uhr: Vorstellung des Projektes „Almschwein“, Besichtigungen der Stallungen• 11 Uhr: Besichtigung der Almkäserei mit anschließender Verkostung• ca. 12 Uhr: Grillen und gemütliches BeisammenseinAnmeldung: bis 21. Juli 2011 unter [email protected] oder 059292/1857

5. August 2011 – Almführung auf der SattelbergalmWo: Sattelbergalm in Gries am BrennerBei dieser ca. 1,5-stündigen Wanderung entdecken wir mit den Kindern den Naturraum „Alm“ mit allen Sinnen und lernen so diesen wichtigen Lebensraum und seine Funktionen kennen – ein tolles Erlebnis! (Ersatztermin 6. August 2011)Anmeldung: bei Karin Astner unter 059292/1105

7. August 2011 – Almtag „Mutterkuh“Wo: Thaurer AlmTreffpunkt ist um 9 Uhr am Parkplatz zur Thaurer Alm (in der Nähe des Schlosshofes). Wanderung auf die Thaurer Alm, Almführung, Verköstigung mit Fleisch vom Tiroler Jahrling und bei musikalischer UmrahmungAnmeldung: bis 3. August 2011 unter [email protected] oder 059292/1814

21. August 2011 – SchafalmwandertagWo: Hinter Golz im Almgebiet der Lassnitzen-Alm, PrägratenTreffpunkt ist um 8.30 Uhr beim Sägewerk in Prägraten (Park-platz Gries). Von dort geht es weiter mit dem Shuttle-Dienst bis Lum. Nach gemütlicher Wanderung von ca. 1,5 Stunden gelangt man zur Hinter Golz.• 11.30 Uhr: Bergmesse mit musikalischer Umrahmung Im Anschluss an die Messe wird das Almgebiet kurz vorge-

stellt und die gemischte Schafherde präsentiert. Gemütlicher Ausklang bei Verpflegung durch die Jungbauernschaft/Land-jugend Prägraten

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Almleben Seite 04

W ozu brauchen wir über-haupt Almen?Anton SteIxneR: Almen

dienen uns zur Bewirtschaftung eben-so wie zum erholen. Dazu kommt, dass das Vieh das Gras kurz über der narbe abgrast. So haben auch kleinere Kräu-ter die Chance, sich zu entwickeln. Die tiere tragen damit wesentlich zu einer Pflanzenvielfalt auf den Bergen bei. nicht zu vergessen ist, dass das kurze Gras im Winter vor Lawinen schützt.WenDeLIn Juen: Almen sind Bestand-teil der tiroler Identität. Sie vermitteln Charme, der unser Herz höher schla-gen lässt. Almen sind ein erholungs-raum in der Höhe. Im Winter fahren wir hier Ski, im Sommer wandern wir hier. Auch die gealpten tiere tanken Gesundheit. Sie haben viel Bewegung, frisches Quellwasser, saftige Kräuter

und eine herrliche Luft. All das schlägt sich auf die Qualität der Almprodukte nieder, die wir als Konsumenten genie-ßen können.

Was wissen Sie über die Arbeit, die hinter der Almwirtschaft und den Produkten steckt?Anton SteIxneR: Da steckt harte Arbeit dahinter und die naturgewal-ten hängen auch immer wieder wie ein Damoklesschwert in der Luft. Das Almpersonal – Senner, Hirten und Melker – haben wichtige entschei-dungen zu treffen, damit die tiere heil über die Zeit kommen. Das ist eine extreme Herausforderung. Das Almleben ist nicht so romantisch, wie es oft scheint. Ich habe selber ein-mal den Wintereinbruch im Sommer erlebt und den Stress, als dann nicht

genug Futter für die tiere da war. Ich erinnere mich aber auch an lustige er-lebnisse. Als kleiner Bub hab ich die tiere mit auf die Alm getrieben. um drei in der Früh sind wir vom Hof auf-gebrochen. Das Vieh hatte noch keine Kondition, weil es den Winter über im Stall gestanden ist. Da ist es einfach in die Gärten marschiert und hat sich am Frühjahrsgras gelabt. Da haben wir Stress gehabt, die tiere zusammenzu-halten und auf die Alm zu bringen.WenDeLIn Juen: Früher haben wir un-sere Auszeit im Sommer auf der Alm gehabt, beim Besuch von unserem Vieh. Dort hab ich miterlebt, wie das Leben und Arbeiten auf der Alm ab-läuft. ein Highlight im Herbst war auch immer, wenn die tiere von der Alm ab-getrieben und ins Dorf marschiert sind. Wir haben sie von Weitem schon gese-

Almen gehören zu Tirolwie die Butter auf's BrotGehegt und gepflegt vom Vieh, von Hirten und von Sennern prägen Almen die Landschaft, schützen vor Erdrutsch und sind Quelle herrlicher Naturprodukte. Anton Steixner und Wendelin Juen philosophieren gemeinsam auf der Alm über den Sinn der kräuterreichen Weiden.

Im GeSPräcH. LHStv. ÖkR Anton Steixner, Obmann Agrarmarketing Tirol und DI Wendelin Juen, Geschäftsführer Agrarmarketing Tirol, auf der Alm.

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„Almen�sind�Bestand-teil�der�Tiroler�Identität.�

Sie�vermitteln�einen�Charme,�der�unser�Herz�höher�schlagen�lässt.“

DI Wendelin Juen

Seite 05 Almleben

ten. Ich weiß von meiner Alm, dass es vor 20 Jahren wesentlich schwieriger war, Senner zu finden. Heute ist das einfacher.WenDeLIn Juen: Wir erleben eine Sehnsucht nach entschleunigung. Handy, Internet und Facebook verlei-ten zu ständiger erreichbarkeit. Auf der Alm kommt man richtig runter. Da gibt es oft kein netz und kein Internet.

Was unterscheidet die Almmilch von der Milch aus dem Tal? WenDeLIn Juen: Wissenschaftliche ergebnisse sprechen hier eine klare Sprache. Almprodukte weisen höchste Qualität auf. Sie haben mehr omega-3-Fettsäuren und beugen damit Herz-Kreislauferkrankungen vor. Auf den Al-men wachsen mehr als 100 Gräser und Kräuter. Diese Vielfalt, der stressfreie urlaub für die tiere auf der Alm erhö-hen die Milchqualität. Das überträgt sich dann weiter auf die Almbutter, die Buttermilch, den Käse oder das Fleisch.

Muss man sich die Produkte er-wandern oder gibt es sie auch im Einzelhandel zu kaufen?Anton SteIxneR: Sowohl als auch. Die frischeste Qualität hat man natür-lich, wenn man sie direkt auf der Alm verkostet und dann gleich mitnimmt. Man muss allerdings bedenken, dass es viele Auflagen für die Verarbeitung auf der Alm gibt. Deshalb liefern vie-le Bauern ihre Milch an die Molkerei oder in talsennereien, wo diese Milch

hen. Dann haben wir unsere herausge-sucht – die erkennt man ja am Gesicht. So, wie man einen Menschen erkennt.

Wer wird in einer industrialisierten und hochtechnisierten Welt noch im Sommer auf der Alm arbeiten?Anton SteIxneR: Gerade in der hoch-technisierten Welt verspüren die Leute den Wunsch, mit der natur zu arbei-

InformatIon

•AlmeninTirol:etwa2.2001.250 Milchviehalmen produzie-ren rund 36 Mio. kg Milch. Diese Milchviehalmen verarbeiten rund 4 Mio. kg Milch direkt auf der Alm (davon 2 Mio. kg Milch zu Käse, das entspricht 180 t und 2 Mio. kg Milch zu Butter, Topfen, Rahm etc.)

•Hirten,diedasViehbetreuen:rund3.200

•AlmflächeinTirolgesamt:ca.300.000ha Knapp ¼ der Tiroler Landesfläche ist Almfläche. 67 % der landwirtschaft-lichen Nutzfläche ist Almfläche.

•GealpteTiereinTirol:200.000

- 34.000 Kühe (fast 60 % der Milchkühe in Tirol)

- 80.000 Jungrinder

- 70.000 Schafe

- 5.400 Ziegen

- 3.600 PferdeGeSuNDe HöHe. Die gealpten Tiere genießen viel Bewegung, frisches Quellwasser und saftige Kräuter.

„Da�steckt�harte�Arbeit�dahinter�und�die�

Naturgewalten�hängen�auch�immer�wieder�wie�ein�Damoklesschwert�

in�der�Luft.“

LHStv. ÖkR Anton Steixner

verarbeitet wird. Andere wiederum tun sich sehr wohl die Arbeit auf der Alm an und so gibt es frische Butter und Käse als Jause. <

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KäSePfLeGe.Senner Reinhard Jehle bürstet täglich jeden einzelnen Käselaib.

urIG. Bis 1980 war die alte Dias Alm als Sennereiin Betrieb. Die neue Alm liegt etwas höher.

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Seite 07 Almleben

DIAS�ALM,�KAPPL�IM�PAZNAUN,�VERWALLGRUPPE

A uf 2.100 Metern ist der Sommer allein schon we-gen der Höhe angenehm erfrischend. Dazu noch Buttermilch oder ein Glas frische Milch sowie ein

Almbutterbrot mit einem köstlichen Stück Schnittkäse und man fühlt sich rundum wohl. Auch die Kühe genießen die frische Bergluft und das saf-tige Gras. Je nach Vitalität und Alter verteilen sie sich auf unterschiedliche Höhen. „Da unten grasen die Langsamen. Ja, das sind eben schon die etwas älteren Damen“, erklärt uns Hirte edi und deutet den Hang hinunter. „Wo wir jetzt stehen, da sind die Mittleren und oben die Schnellen, die Vitaleren.“ edi liebt seinen Job. nun ist er bereits den neun-ten Sommer auf der Alm. Im Winter arbeitet er im Skige-biet Kappl als Raupenfahrer. „Ich kenne das Gebiet hier wie meine Hosentasche – Sommer wie Winter“, so der Hirte. Für seine Arbeit als Viehhirte ist das besonders wichtig. Die Zeit der Sommerfrische auf der Alm macht nicht nur edi Freude, sondern gibt auch den tieren sehr viel Kraft. „Auf der Alm ernähren sie sich ausschließlich von Kräutern und Gräsern, die hier wachsen. Sie bekommen kein Kraftfutter und können sich erholen. Das schmeckt man an der Milch. Die ist dann viel g'schmackiger“, so der Hirte. Seine Hand ruht auf Lindas nacken. Linda ist die Kuh von edis Bruder. „Was du den Viechern gibst, das bekommst du wieder zu-rück. Wenn du gut zu ihnen bist, dann sind sie auch zu dir gut“, sagt edi mit ernster Miene.

KOOPERATION ALM UND TOURISMUSDie Almwirtschaft profitiert von der Kooperation mit dem Skigebiet. Die Liftbetreiber wiederum profitieren davon, dass sie die Almwiesen im Winter zu Pisten präparieren können. Landwirtschaft und tourismus sind somit eine po-

Mit den Kühen gut FreundEdi liebt die Arbeit mit den Tieren.Reinhard sorgt für würzigen Käse.

sitive Symbiose eingegangen. Rund um das alte, idyllische Almgebäude, das bis 1980 bewirtschaftet wurde, befindet sich heute im Sommer ein Streichelzoo. „Wegen der Ski-fahrer können wir unsere Alm auch im Winter offen halten. Die tiere sind dann natürlich schon wieder im tal“, erklärt Senner Reinhard Jehle, der im Winter als Koch im Berg-restaurant arbeitet. Den Sommer über kümmert er sich um die Verarbeitung der Frischmilch auf der Dias Alm. Die fri-sche Butter und den Schnittkäse gibt es auf der Alm. Auch die Bauern verkaufen die Produkte teils ab Hof, teils an die Gastronomie. <

„Auf�der�Alm�ernähren�sich�die�Tiereausschließlich�von�Kräutern�und�

Gräsern.�Sie�bekommen�kein�Kraft-futter�und�können�sich�erholen.“�

Edi Rudigier

InformatIon

Wegbeschreibung:Kappl – Auffahrt mit der Diasbahn anschließend ca. ½ Stunde Fußweg zur Alm

Almbetrieb:bis 18. September 2011

Vieh:70 Kühe von 34 Bauern

Produkte:Schnittkäse, Butter

Almfest:7. August 2011

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D ie Zeiten haben sich geändert. Die Landschaft auch ein wenig. Früher wurde das Heu von den steilsten Hängen gewonnen und mit Seilen ins tal gebracht.

Das ist heute längst passé. Vielmehr sorgt der Ahorn für viel Arbeit, da dieser den talboden zuwuchert und dem Vieh Weidefläche nimmt. „es ist sehr viel Arbeit, den Bäu-men Herr zu werden. Wir müssen mit viel Mühe einzelne immer wieder rausnehmen. Sie wuchern sonst die Weide zu“, erklärt der rüstige Georg Hosp, der seit über 25 Jahren regelmäßig auf die Alm kommt, um nach dem Rechten zu sehen. Das erste Mal kam er als dreijähriger Knirps auf die Alm und begutachtete das Abseilen vom Heu. Seit 2010 ist sein Sohn Florian obmann der Gemeinschaftsalm. Die 22 Milchkühe lagern tag und nacht auf den sanften Almböden. Mehrere Kilometer reicht der talboden, bis sich am talschluss die Gebirgswände steil in die Höhe erheben. Die Kühe finden hier unten genügend Kräuter, „Millionen von Kräutern“, wie Georg lächelnd erzählt. Auf den rund 1.200 Metern herrscht kühles und feuchtes Klima. Wasser-fälle sorgen für klare Luft und kräftiges Rauschen im ge-samten tal. Kräuter, Büsche und Bäume wuchern.

WÜRZIGER ALMKÄSE IN DEN SPATZLN Abgelegen, im Außerfern liegt die zauberhafte Alm, auf der man Kasspatzln ebenso bestellen kann wie topfenku-chen, auf der das Braunvieh weidet und die Almschweine übermütig über die Wiesen hüpfen. „Die wissen genau, was sie brauchen“, erklärt Georg.

Wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen ...Am Ende des Hornbachtals wird würziger Käse zubereitet.

ALmScHWeIN. Die Tiere bewegen sich frei auf der Alm und trinken die wertvolle molke – das Nebenprodukt der Käseproduktion.

PETERSBERG�ALM,�HINTERHORNBACH,�ALLGÄUER�ALPEN

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Seite 09 Almleben

Zwischen den Bänken laufen acht Hühner herum und picken sich kleinste Lebewesen aus dem Boden. „Dann haben wir noch Steinböcke, Hirsche, Adler und Habichte“, so Georg. Seit zehn Jahren kümmert sich Käsemeister Karl-Heinz Strohmaier mit seiner Frau um das Wohl der tiere und der Gäste im Sommer. „Ich mach hier alles. Vom Melken über die Käseverarbeitung und -pflege bis zum Ausschank. und

WILDNIS. Die Petersberg Alm besticht durch wilde Natur und Stille.

das sieben tage die Woche“, so der geschäftige Senner und Wirt. unterstützung bekommt er dabei vom Stallbur-schen und zwei Ausschankhilfen. Den Winter über bleibt er seinem Beruf treu und sennt in der Käserei Andelsbuch im Bregenzer Wald. <

„Es�ist�sehr�viel�Arbeit,�den�Bäumen�Herr�zu�werden.�Wir�müssen�mit�viel�Mühe�

einzelne�immer�wieder�rausnehmen.�Sie�wuchern�sonst�die�Weide�zu.“

Georg Hosp

InformatIon

Wegbeschreibung:Vorderhornbach bis Hinterhornbach (ganz am Ende in ein Seitental) – ca. 6 km Forstweg

Almbetrieb:bis 15. September 2011

Vieh:22 Kühe von 3 Bauern, 8 Almschweine

Produkte: Bergkäse, Butter

Almfest: 15. August 2011

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Almleben Seite 10

FALKAUNS�ALM,�PRUTZ,�KAUNERGRAT

D as Panorama ist gewaltig. Kein Wunder, dass hier Wanderer wie Radfahrer gleichermaßen gerne ein-kehr halten – auf dieser bewirtschafteten Alm im

naturpark Kaunergrat. Die Jause mit gut gereiftem Almkä-se stärkt ebenso wie der Ausblick. Zwischen 16 und 33 Jah-re ist das Personal auf der Falkauns Alm jung – eine Selten-heit auf der Höhe. „Wir haben extra darauf geachtet, dass der Altersunterschied nicht zu groß ist. uns ist wichtig, dass sich das team gut versteht“, erklärt Josef nigg, obmann der Gemeinschaftsalm. Während die ersten Sonnenstrahlen über die Berggipfel spitzeln, führen Hirte und Beihirte das Vieh bereits auf die Weide, wo es gemächlich frisst. Senner Ingo Walnöfer hat die Morgenmilch bereits zum Käsen im Kes-sel. Der gelernte Siebdrucker und Käser liebt die Saisonarbeit auf der Alm und hat kein Problem mit dem frühen Aufste-hen. Pächter Joachim und seine Steffi richten derweil Küche und terrasse für die ersten Wanderer. nach dem Frühstück treiben die Hirten das Vieh auf die Hochleger, die zwischen 2.300 und 2.400 Metern Seehöhe liegen.

KÄSE UND BUTTER AB ALM VERKAUFTAuch auf der Falkauns Alm, die im 17. Jahrhundert bereits eine Milchalm war, hat sich in den letzten Jahren so einiges verändert. „In den 80ern hatten wir noch einen erdkeller. Der hatte für die Kasreife ein besonders gutes Klima“, weiß Josef nigg. Hygienevorschriften ließen den erdkeller jedoch Vergangenheit werden. „Heute sind Käsekeller wie Käserei mit weißen Fließen ausgelegt – damit sind sie einfach zu reinigen und sauber zu halten.“ Wer einen Blick hineinwer-fen möchte, der muss sich eine Haube über das Haar, einen Plastikmantel über die Kleidung und blaue Plastikpatschen

Ein Glas erfrischende ButtermilchDas junge Team auf der Falkauns Alm umsorgt Kühe, Käse und Gäste.

über die Schuhe ziehen. Besucher in der Sennerei sind je-doch äußerst selten, denn Sauberkeit ist oberstes Gebot bei der Käse- und Butterherstellung. Drei bis vier tonnen Käse produziert Ingo in der Saison, das sind täglich 16–18 Laib Schnittkäse der etwas kleineren Variante des Almkäses. nach sechs Wochen Reifezeit ist er fertig und wird im Ausschank verkauft oder an die Bauern verteilt, die ihn ab Hof verkau-fen. Während ein Glas Buttermilch nach einer Wanderung erfrischt, kann man die Butter ab Alm kaufen und mit nach Hause nehmen. Der besonders gute Geschmack erinnert an die wichtige und wertvolle Arbeit auf der Alm. <

„Heute�sind�Käsekeller�wie�Käserei�mit�weißen�Fließen�ausgelegt�–�damit�

sind�sie�einfach�zu�reinigen�und�sauber�zu�halten.“�

Josef Nigg

InformatIon

Wegbeschreibung:Prutz – Kaunertal: bei Platt links Richtung Kaltenbrunn, nach ca. 1 km rechts Richtung Wiesenhof, 6 Kehren hinauf und bei der 6. Kehre gerade aus in die Forststraße (4–5 km Forststraße zur Alm)

Almbetrieb:bis 10. September 2011

Vieh:60 Kühe von ca. 30 Bauern (10 Galtkühe)

Produkte:Schnittkäse, Butter

Almfest:15. August 2011

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Seite 11 Almleben

WANDerLuST. Von der Alm aus eröffnen sich vielfältige Wandermöglichkeiten.

WeITBLIcK. Auf 1.970 metern bietet die falkauns Alm ein wunderbares Panorama: von der Weißkugel bis in die Lechtaler Alpen.

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Almleben Seite 12

KocHKuNST. elfis Hausmanns -kost schmeckt hervorragend.

HöHeNrAST. Die maldon Alm lädt mit köstlicher Hausmannkost zum Verweilen ein.

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Seite 13 Almleben

A uf der idyllischen Fahrt von Imst über das Hahn-tennjoch ins Lechtal lädt die Maldon Alm mit guter Hausmannskost und einem Blick auf wildromanti-

sche Felsformationen der Lechtaler Alpen zum einkehren. elfi ist die gute Seele und hervorragende Köchin auf der Alm. Käse- oder Speckknödel formt sie mit ihren Händen ebenso, wie sie Apfelstrudel oder das hauseigene Joghurt selber zubereitet. eine ihrer töchter besucht sie regelmäßig mit enkelkindern und legt mit Hand an. Die erfolgreiche Hobbyköchin bekocht nicht nur hungrige Alpenüberquerer, sondern gibt ihr Wissen rund um den Herd auch in einer oberländer Kochsendung weiter.Das Muhen einer Kuh durchbricht die Stille. „Sie hat einfach Heimweh nach ihrem Bauern. Sie ist alleine gekommen und ist noch etwas orientierungslos“, beschwichtigt elfi. Wenn Kühe nicht als Gruppe, sondern einzeln mit anderen Kühen zusammen auf die Weide kommen, dann kann das schon mal vorkommen. Doch nach ein paar tagen hat sich die Kuh an die neue umgebung gewöhnt und sich mit ihren Genossinnen angefreundet. Auch Kühe brauchen eben ihre Gewöhnungszeit.

VOM PROJEKTMANAGER ZUM SENNERelfis Mann Albin Senn hat seinen namen zum Beruf ge-macht. „Ich hab in Imst Sozialprojekte geleitet. Ich habe mich für eine bessere Welt eingesetzt. Dabei bin ich an mei-ne Grenzen gestoßen und wollte nur mehr auf die Alm, um dort wieder zur Ruhe zu kommen“, so der Senner. Auf der Alm gibt es unglaublich viel Arbeit. Ist das also die richtige Lösung? „Ja“, sagt Albin entschieden. Die Arbeit ist anders. Sie ist bodenständig und strukturiert. Die Arbeitszeiten sind

Gesunde Jause am PassHoch über Imst verarbeiten Albin und seine Frau Elfi die frische Milch.

festgelegt und das Handy oder der Computer sind zweit-rangig. Rundum sind Ruhe, Stille, natur und die tiere. und nebenbei bemerkt, auch mit dieser Arbeit verbessert Albin – wie alle Senner, Hirten und alles Almpersonal – die Welt. Frische, gesunde und regionale Lebensmittel sind schließlich ein zentraler Schlüssel für eine gesunde Gesellschaft. <

„Ich�habe�mich�für�eine�bessere�Welt�eingesetzt.�Dabei�bin�ich�an�meine�Grenzen�gestoßen�und�wollte�nur�

mehr�auf�die�Alm,�um�dort�wieder�zur�Ruhe�zu�kommen.“

Albin Senn

InformatIon

Wegbeschreibung:Imst – Hahntennjochstraße – ca. 1 km vor dem Joch liegt die Alm

Almbetrieb:bis 10. September 2011

Vieh:54 Kühe von 20 Bauern

Produkte:Schnittkäse, Graukäse, Butter

Almviehsegnung:14. August 2011

Almführungen:20.8. / 3.9.2011, jeweils ab 9 Uhr, An-meldung bei Karoline Senn unter 0650/4040497; Beitrag: Erwachsene 10 €, Kinder 7 €

MALDON�ALM,�IMST,�LECHTALER�ALPEN

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Almleben Seite 14

Meditative Mant-ras in den Ohren Mitten im Karwendel kümmert sich Fa-milie Kircher um frische Almprodukte.

D ie letzten Meter vor der Alm – bevor man die Hüt-ten sieht – klingen sie schon wie meditative Man-tras in den ohren. Die Kuhglocken. Von frühmor-

gens bis abends bimmeln sie an den Hälsen der Rinder, während das Vieh genüsslich auf der Weide Kräuter und Gräser verspeist. Insgesamt 200 Stück betreut der Arzler Bauer Josef Kircher mit Frau Birgit und den zwei Söhnen Andreas und Josef. „Die 25 Stück Milchkühe sind im um-kreis der Alm auf den Koppeln. Das Jung- und Galtvieh, die Schafe und kleine Kälber befinden sich Richtung Pfeishütte und Samatal auf den Hochlegern“, erklärt Josef. täglich muss der Bauer oder sein Sohn nach den tieren schauen. „Wir müssen überprüfen, ob alle da sind, keines verletzt oder womöglich abgestürzt ist“, beschreibt Andreas seine tägliche Arbeit. nach dem Melken in der Früh, nach dem Stallputzen und nach einem guten Frühstück geht es auf die Hochleger. In der Zwischenzeit kümmern sich Birgit und Josef um die Butter- und Graukäseproduktion. täglich ver-arbeiten sie die frische Milch zu herrlichen Almprodukten.

PACHT MIT TRADITIONDie Pacht der Alm hat für die Familie Kircher tradition. Birgit, die als gute Seele zudem für Ausschank zuständig ist, kommt mit einem Fotoalbum aus der Stube zurück auf die sonnige terrasse. Während der Graukäse mit Zwiebeln und essig auf der Zunge zergeht, zeigt die Bäuerin Bilder aus den alten Zeiten. „1932 hat Josefs Großvater mit Ross und Karren das Vieh über Zirl, Seefeld und Scharnitz auf die Alm getrieben. Das war ein Mehr-tages-Marsch. Der Abtrieb war über die Arzler Scharte.“ unglaublich, wie sich der Viehzug über das steile Geröllfeld nach unten windet.

MÖSLALM,�INNSBRUCK,�KARWENDEL

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Seite 15 Almleben

rASTPLATz. Die möslalm liegt in einer schönen Talsenke. Die Sonnenterrasse lädt zum Verweilen ein.

Wer selber einmal über die Schotterfelder gelaufen ist, der weiß, was für Leistung das Vieh dabei vollbracht hat. noch ein Foto, das die naturgewalt der Bergwelt zeigt: weite Schneefelder, über die das Vieh in Reih und Glied hintereinander stapft – begleitet von den Hirten. „Da hat-ten wir beim Abtrieb einen Wintereinbruch. Ich hab ge-weint, weil es so anstrengend war, und bin dann auch zei-tig umgekehrt. Die Männer aber mussten das Vieh heil ins tal bringen. Sie hatten großes Glück und Segen“, erinnert

sich Birgit. Heute werden die Kühe mit dem transporter an- und abgeführt. Das ist für die Bauern und für die tiere eine gewaltige erleichterung. Hart genug ist die Arbeit auf der Alm immer noch. Keine Frage, auf der Alm begegnet man der naturgewalt ganz ohne Weichspüler. <

InformatIon

Wegbeschreibung:a.) Scharnitz – bei der Kirche rechts in die Karwendeltäler

bis zu einem gebührenpflichtigen Parkplatz: 11 km Fußmarsch über die Gleirschklamm (2,5 Std.) oder mit

dem Fahrradb.) Innsbruck – mit der Nordkettenbahn zum Hafelekar – 2 Std. bis zur Möslalm

Almbetrieb:bis 3. Oktober 2011

Vieh: 25 Kühe, 200 Jung- und Galtviecher, 30 Schafe

Produkte:Graukäse, Butter

„Wir�müssen�überprüfen,�ob�alle�da�sind,�keines�verletzt�oder�womöglich�

abgestürzt�ist.“

Andreas Kircher

Page 16: Almleben (Juni 2014)

Almleben Seite 16

S ie kuscheln sich eng aneinander ins Stroh. eigent-lich hätten sie zwei Ställe, doch alle 30 Almschwei-ne zwängen sich in einen. Sie haben freie Wahl und

freien Auslauf. Sie sind gepflegt und wissen sich zu beneh-men. Für ihr „Geschäft“ wählen sie einen Platz, der von der Schlaf- und Futterstelle entfernt liegt. Gegen sieben uhr öffnen sie ihre Äuglein, rollen übereinander, strecken sich und stehen nach und nach auf. nach der toilette trappeln sie direkt an den Futtertrog. „Wir haben sie erst ein paar tage, aber sie fühlen sich schon sichtlich wohl“, erzählt

Margit. Die Lehrerin hilft gerne aus, wenn not am Mann ist und bereitet besonderen Gästen ein Melchermuas aus Mehl, Rahm und Buttermilch zu. Ihr Mann Ludwig Kling-ler, ein Jahrzehnte lang erfahrener Käsemeister, entschloss sich, die wertvolle Molke nicht mehr wegzuschütten, son-

Zum Frühstück frische Molke für die AlmschweineJung kommen sie auf die Alm und wachsen zu kräftigen Tieren heran.

dern sie an die Almschweine zu verfüttern. Die Bauern der Almdorfgemeinschaft stimmten zu, dass die Schweine auf die Alm kommen, doch um sie kümmern muss sich Ludwig oder seine Frau. „Wir sind den ganzen tag über mit den Kühen und der Weide beschäftigt, melken sie und bringen dann die Milch zur Sennhütte zum Kasen. Da haben wir keine Zeit, uns auch um die Schweine zu kümmern“, er-klärt Alt-obmann Alfred Maier.

ES GEHT NUR GEMEINSAM Hier geht es noch sehr einfach zu. Mit 42-Liter-Kannen wird die Milch von jedem der Bauern zur Sennhütte gefahren. Der traktor ist ein altes Modell und leistet beste Dienste. In der Sennhütte verarbeitet Ludwig die Milch zu würzigem Käse und zu frischer Almbutter. „Wir heizen hier oben alles mit Holz“, erzählt Ludwig stolz. „Die Bauern besorgen das Holz und richten es her, schlichten und trocknen es.“ Das Dorf ist besonders. Jeder Bauer hat seine kleine Hütte, in der er Schlaf-, Wasch- und Kochstelle hat. Mehr braucht man hier nicht. Daneben hat jeder den Stall für sein Vieh. „Wir haben uns zusammengetan“, erklärt der Alt-obmann. „Wir schaffen es nur gemeinsam. Wenn wir gegeneinander arbeiten, dann ist es bald vorbei“, so der erfahrene Bauer, Melker und Hirte. <

InformatIon

Wegbeschreibung:Wattens – ins Wattental bis zum Bundesheerlager Walchen, Parkplatz und Fußmarsch bis zur Alm (ca. 1 ¼ Stunde)

Almbetrieb: 10. September 2011

Vieh: 100 Kühe von 8 Bauern

Produkte: Bergkäse, Butter

AUSSERMELAN�ALM,�WATTENBERG,�ZILLERTALER�ALPEN

„Wir�schaffen�es�nur�gemeinsam.�Wenn�wir�gegeneinander�arbeiten,�

dann�ist�es�bald�vorbei.“

Alfred Maier

Page 17: Almleben (Juni 2014)

Seite 17 Almleben

SAuBer. Die Almschweine leben ordentlich: ein Platz zum Schlafen, einer für die Toilette,

einer zum fressen und einer zum Sulen.

SALzBAD. Die Käselaibe liegen zirka zwei Tage in

einem Salzbad.

ALmArBeIT. Nachdem die Bauern ihre milch abgeliefert haben, waschen sie die milchkannen gründlich aus.

Page 18: Almleben (Juni 2014)

Almleben Seite 18

IDyLLIScH. Die Holzalm liegt nicht weit vom markbachjoch auf einem breiten Sonnenhang.

BrucHScHNeIDeN. Der Bruch wird mit der Käseharfe per Hand geschnitten.

Page 19: Almleben (Juni 2014)

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zAuNArBeITeN. Neben dem melken muss auch ständig etwas repariert werden.

e ine der größten Milchviehalmen tirols liegt im Be-zirk Kitzbühel auf gut 1.400 Metern Seehöhe: die Holzalm. erste Aufzeichnungen von ihr gibt es be-

reits aus dem Jahre 1576. Hier oben hat man einen ganz besonderen Ausblick. Der Blick streift den Wilden Kaiser, die Loferer Steinberge, das Kitzbühler Horn, die Hohe Salve und den Rettenstein. Leicht erreichbar, wandert man fast eben von der Bergstation Markbachjoch auf die Alm. Man hört kein Bimmeln der Kuhglocke und sieht bis August kei-ne Kuh. Dennoch weiden 160 Kühe von 17 Bauern auf den saftigen Wiesen, doch das tun sie nachts. „untertags ist es brütend heiß. Das halten die tiere nicht lange aus. noch dazu stören im Sommer die Fliegen. Die sind unglaublich lästig. Da haben es die Kühe im Stall viel feiner“, erklärt ob-mann Johann Misslinger. ein großer Gemeinschaftslaufstall mit Liegeboxen dient dem Vieh tagsüber als schattiger und kühler unterstand. Den August verbringen sie dann wieder tagsüber auf der Weide, die die Hirten pflegen.

FRISCHE MILCH FÜR DEN KÄSEMorgens und abends sind die zwei Melker jeweils zweiein-halb Stunden im Melkstand vollauf beschäftigt. Das Melk-gerät misst von jeder Kuh die Liter, die sie abgibt. Jedem Bauern werden so die entsprechenden Mengen Milch zu-gerechnet. Die frische Milch kommt in die Käserei, wo der erfahrene Senner und Käsemeister Sebastian bereits alles zum Käsen gerichtet hat. Hier dreht sich die Zentrifuge, die den Rahm für die Butter von der Milch trennt. Hier werden Käsekulturen und das Lab dazu gemengt und hier wird der Käsebruch mit der Metallharfe per Hand geschnitten. „Frü-her habe ich eine Holzharfe verwendet. Die hat die Schwin-

Molkebad zu MittagÜber Hopfgarten thront die Holzalm mit ihren 160 Kühen.

gung besser übertragen und da hab ich besser gespürt, ob ich schneller drehen soll oder nicht.“ Doch früher ist längst vorbei, seit die Richtlinien für die Käseproduktion strenger geworden sind. nachdem der Almkäse und Schnittkäse ge-nug gereift ist, bekommen ihn die Almgäste mit Brot und Almbutter als Jause serviert. Dazu noch einen Becher fri-sche Sauer- oder Buttermilch. eine perfekte Stärkung.Das nebenprodukt Molke wird nicht weggeschüttet, son-dern an die 60 Schweine weiterverfüttert, die auch auf der Alm wohnen. „Ja, und wenn ihr noch bis Mittag bleibt, dann könnt ihr ein Molkebad nehmen“, scherzt Wast. <

„Früher�habe�ich�eine�Holzharfe�verwendet.�Die�hat�die�Schwingung�besser�übertragen�und�da�hab�ich�besser�gespürt,�ob�ich�schneller�

drehen�soll�oder�nicht.“

Sebastian Aufhammer

HOLZALM,�HOPFGARTEN�IM�BRIXENTAL,�KITZBÜHLER�ALPEN

InformatIon

Wegbeschreibung:Niederau – Auffahrt mit der Gondelbahn auf das Markbachjoch, anschließend ca. 25 Minuten zur Alm

Almbetrieb:bis 17. September 2011

Vieh:160 Kühe von 17 Bauern

Produkte:Bergkäse, Schnittkäse, Butter

BrucHScHNeIDeN. Der Bruch wird mit der Käseharfe per Hand geschnitten.

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GeSuNDBruNNeN. frisches Quellwasser hält mensch und Vieh gleichermaßen fit.

Arbeiten im Rhytmus der NaturDie Technik erleichtert die Arbeit auf der Alm wesentlich.

P ro Zitze drückten seine Hände 700 Mal zu. Zehn Liter Milch waren aus einem euter in die Milchkanne ge-flossen. Das Ganze wiederholte sich an den beiden

hinteren Zitzen der Kuh und dann standen noch 35 weitere Kühe, die gemolken werden wollten. „Wir hatten unglaub-lich starke Hände durch die Arbeit“, erinnert sich Leonhard Wurzrainer, ehemaliger obmann der Gemeinschaftsalm niederkaseralm. „Wir sind um zwei uhr morgens aufge-standen, haben in der Finsternis bis halb sieben gemolken. um zwei uhr nachmittag haben wir wieder bis halb sieben uhr abends gemolken“, erinnert sich Leonhard an seine ersten Jahre auf der Alm mit 17 Jahren. Die technik brachte eine große erleichterung in die Ställe und auf die Almen. Heute unterstützt die Melkmaschine den Melker und die Milch fließt sogleich über eine Leitung in die Sennerei. Kur-ze Wege und verstärkte Hygienevorschriften haben die al-ten Zeiten abgelöst.

VIEL ARBEIT UND DENNOCH KEIN STRESSAuch heute sind Senner und Hirten durchgehend 120 tage auf der Alm und arbeiten sieben tage die Woche. es gibt keinen freien tag. Doch die Arbeit wird weniger von Hektik und Stress angetrieben als durch den Rhythmus der natur. Senner Lorenz schätzt diesen Rhythmus und seine Arbeit auf der Alm. „Ich erlebe immer wieder, wie intelligent und menschlich Kühe eigentlich sind“, erklärt der junge Käse-

NIEDERKASER�ALM,HOPFGARTEN�IM�BRIXENTAL,�KITZBÜHLER�ALPEN

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KäSeKeLLer. Senner Lorenz bürstet täglich seine Käselaibe und wendet sie.

meister, der täglich aus der frischen Milch köstlichen Alm-käse herstellt. und gleich kommt der Beweis: Vier Kühe sollten als Models zum Fotografieren an den Bach getrie-ben werden. Für gewöhnlich sind sie sonst auch am Bach, nur nicht in der Mittagshitze, denn das ist für die tiere viel zu anstrengend. Während die ersten drei Kühe gemäch-lich zum Bach trotten, bricht die Vierte immer wieder aus. Schließlich läßt der Hirte sie zum Stall zurückkehren. Lorenz

erklärt: „Die gehört zu einem anderen Bauern. Die mag nicht mit den anderen gehen. Wer längere Zeit mit den tieren auf der Alm verbringt, der merkt sehr bald, dass die Kühe wesentlich mehr spüren und wahrnehmen, als man meinen möchte." <

InformatIon

Wegbeschreibung:Hopfgarten in die Kelchsau bis zur Mautstelle (Parkplatz), Gehzeit: ca. 1 ½ Stunden. Die Alm ist auch mit dem Auto sehr gut erreichbar (4 € Wegerhaltungsgebühr)

Almbetrieb:bis 17. September 2011

Vieh:90 Kühe von 7 Bauern

Produkte:Bergkäse, Butter

Almfest:28. August 2011

„Ich�erlebe�immer�wieder,�wie�intelligent�und�menschlich�Kühe�

eigentlich�sind.“

Lorenz Pircher

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BURGERALM,�RETTENSCHÖSS�IM�KAISERWINKL,�WANDBERG

D er nebel wälzt sich schwer den Berghang hinauf. Fetzen hängen zwischen den Bäumen, ziehen ge-lassen hin und her. Kühl und erfrischend streicht

die regengeschwängerte Luft über das Gesicht. Während tropfen auf das Gras rieseln, senken die Kühe ihr großes Haupt in die satten Wiesen. 30 Stück Milchvieh betreut An-ton Fahringer Junior täglich auf der Burgeralm. Der älteste Spross von Martha und toni legt täglich die Strecke vom Hof im tal auf die Alm zurück. unten sind die Schweine zu füttern und ist der Hof zu betreuen, oben wartet das Vieh auf ihn. und das spürt genau, wenn Anton in der nähe ist. „es erkennt mich am Schritt. Wenn Wanderer vorbeigehen, dann bleiben sie unbeeindruckt. Wenn ich komme, dann nähern sie sich.“ und der Beweis folgt. Langsam nähert sich eine 'G‘fleckerte' und knabbert an Antons Hose. „Hej Sandy! Lass mir meine Hose an!“, ruft der junge Bauer und gibt dem gewaltigen Schädel einen kleinen Schubs. er er-zählt weiter über die neugierde und Intelligenz der tiere.

KÄSEVIELFALTtäglich wird auf der Burgeralm frischer Käse produziert, einmal in der Woche Frischkäse – eine ganz besondere De-likatesse. „Am liebsten mag ich's in Balsamico und Schnitt-lauch eingelegt“, schwärmt toni Senior. eine Kostprobe bestätigt seine Aussage. Die Milch kommt morgens frisch in den Kessel. Dort wird sie mit Käsekulturen angereichert und zu Bergkäse, Schnittkäse oder Frischkäse verarbeitet. Berg- und Schnittkäse lagern noch lange, bevor sie von Martha auf dem Bauernmarkt in Innsbruck oder Hall ver-kauft werden. „Der muss erst richtig gschmackig werden.

Kräuter auf der Alm, in der Milch und im Käse Bei Wind und Wetter ist Anton bei den Kühen. Täglich gibt's frische Milch.

Das braucht so seine Zeit.“ und Zeit nimmt auf der Alm auch eine andere Dimension ein: Langsam, geruhsam und doch geschäftig geht es hier zu. Bodenständig, erdig. Das Handy findet kein netz und das Regenwetter hält die Leute heute fern. Gut für Besucher, die in aller Ruhe die Stille und Frische auf der Alm genießen möchten. <

„Das�Vieh�erkennt�mich�am�Schritt.�Wenn�Wanderer�vorbeigehen,�dann�bleibt�es�unbeeindruckt.�Wenn�ich�

komme,�dann�nähert�es�sich.“

Anton Fahringer

InformatIon

Wegbeschreibung:a.) Rettenschöss – Richtung Wandberg – Parkmöglichkei-

ten: Parkplatz Feistenau, Gehzeit: ca. 1 ½ Stunden (auch mit dem Mountainbike befahrbar), die Alm ist auch mit dem Auto erreichbar (5 € in Münzen Wegerhaltungsge-bühr)

b.) Walchsee – Parkmöglichkeiten: beim Sportplatz, Geh-zeit: ca. 2 ½ Stunden

Almbetrieb:bis Mitte Oktober (je nach Wetterlage)

Vieh: 33 Kühe

Produkte: Bergkäse, Tilsiter, Kümmelkäse, Burgerkäse, Weichkäse, Adler Gold und Frischkäse

Almführungen:6.7. / 20.7. / 3.8. / 17.8.; jeweils 14–16.30 Uhr; Treffpunkt: direkt auf der Burgeralm, keine Anmel-dung notwendig, Beitrag: 5 €

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frIScHKäSe. einmal pro Woche stellt Anton Senior frischkäse mit Kräutern her.

SPürNASe. Kühe sind neugierig und kosten auch gerne mal mit ihrer langen

zunge, ob's vielleicht etwas Salziges gibt. Ist

ihnen langweilig, wenden sie sich wieder ab.

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