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Altbabylonische Dialektdichtungen» Von Wolfram TOD Soden-Göttingen. Vorbemerkung An dieser Stelle sollte eigentlich der Rest meiner „Be- merkungen zu den von Ebeling in „Tod und Leben" Band I bearbeiteten Texten" (vgl. ZA 43, 251—276), der im Manu- skript zum größten Teil schon seit mehreren Jahren fertig liegt, äußerer Schwierigkeiten wegen aber nicht gedruckt werden konnte, in einem Umfang von über 40 Seiten ver- öffentlicht werden. Wenn diese Absicht jetzt nicht mehr zur Ausführung kommen kann 1 , so hat das folgenden Grund. Ende 1936 hat Ebeling einen Vorabdruck aus MAOG X 2 „Kritische Beiträge zu neueren assyriologischen Veröffent- lichungen" privat versandt, den, wie es unter anständigen Ge- lehrten üblich ist, sofort der Öffentlichkeit vorzulegen er damals nicht den Mut fand und auch bis heute (Juli 1937) nicht gefunden hat 2 . Durch die Freundlichkeit eines Fach- genossen habe ich im März kurz in ihn Einblick nehmen können. Der wesentliche Zweck dieses Druckes, der meiner Stellung- nahme offenbar so lange als möglich entzogen bleiben sollte, sind Beschimpfungen gegen mich, die vor allem an meine Neubearbeitung der „Unterweltsvision eines assyrischen Kronprinzen" in ZA 43, l—31 anknüpfen. Die meisten der 1 Den Inhalt des 2. Teiles der „Bemerkungen" werde ich in anderem Zusammenhang veröffentlichen. Als Begründung meines in OLZ 1934, 411—420 gegebenen Gesamturteils reicht der 1. Teil ja aus. Von den in OLZ gegebenen Bemerkungen zu Einzeltexten ist lediglich die zu Nr. 14 nach einer mir damals noch nicht zugäng- lichen Photographie zu berichtigen; darüber bald Näheres. 2 [Korr.-Zus. MAOG X 2 wurde im August herausgegeben.] Brought to you by | Brown University R Authenticated | 128.148.25 Download Date | 8/19/12 7:

Altbabylonische Dialektdichtungen

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Page 1: Altbabylonische Dialektdichtungen

Altbabylonische Dialektdichtungen»Von Wolfram TOD Soden-Göttingen.

VorbemerkungAn dieser Stelle sollte eigentlich der Rest meiner „Be-

merkungen zu den von Ebeling in „Tod und Leben" Band Ibearbeiteten Texten" (vgl. ZA 43, 251—276), der im Manu-skript zum größten Teil schon seit mehreren Jahren fertigliegt, äußerer Schwierigkeiten wegen aber nicht gedrucktwerden konnte, in einem Umfang von über 40 Seiten ver-öffentlicht werden. Wenn diese Absicht jetzt nicht mehr zurAusführung kommen kann1, so hat das folgenden Grund.Ende 1936 hat Ebeling einen Vorabdruck aus MAO G X 2„Kritische Beiträge zu neueren assyriologischen Veröffent-lichungen" privat versandt, den, wie es unter anständigen Ge-lehrten üblich ist, sofort der Öffentlichkeit vorzulegen erdamals nicht den Mut fand und auch bis heute (Juli 1937)nicht gefunden hat2. Durch die Freundlichkeit eines Fach-genossen habe ich im März kurz in ihn Einblick nehmenkönnen.

Der wesentliche Zweck dieses Druckes, der meiner Stellung-nahme offenbar so lange als möglich entzogen bleiben sollte,sind Beschimpfungen gegen mich, die vor allem an meineNeubearbeitung der „Unterweltsvision eines assyrischenKronprinzen" in ZA 43, l—31 anknüpfen. Die meisten der

1 Den Inhalt des 2. Teiles der „Bemerkungen" werde ich in anderemZusammenhang veröffentlichen. Als Begründung meines in OLZ1934, 411—420 gegebenen Gesamturteils reicht der 1. Teil ja aus.Von den in OLZ gegebenen Bemerkungen zu Einzeltexten istlediglich die zu Nr. 14 nach einer mir damals noch nicht zugäng-lichen Photographie zu berichtigen; darüber bald Näheres.

2 [Korr.-Zus. MAOG X 2 wurde im August herausgegeben.]

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Altbabylonische Dialektdichtungen 27

darin erhobenen „Vorwürfe" sind zum Glück so beschaffen,daß sie kein vorurteilsfreier Fachgenosse ernst nehmen wird;nur auf ganz Weniges muß ich hier, so sehr es mir widerstrebt,kurz eingehen1. E. behauptet zunächst, daß ich einenwesentlichen Teil meiner neuen Lesungen der erneutenBeinigung der betreffenden Tafeln verdanke und das ausböser Absicht (anders kann er es sich nicht vorstellen!) ver-schwiegen hätte. Es ist richtig, daß ich dieses Thema nicht,wie zunächst vorgesehen, ausdrücklich behandelt habe, daich den diesbezüglichen Abschnitt, um persönlich Verletzendesmöglichst zu vermeiden, wie manches andere gestrichen habe.Diese Rücksicht war hier fehl am Platz. An sich ist dieSorge für die bestmögliche Reinigung einer Tafel vor derVeröffentlichung eine eigener Erwähnung nicht werte, selbst-verständliche Pflicht des Herausgebers, die nur unter ganzbesonderen Umständen, auf die im Vorwort der Veröffent-lichung hinzuweisen wäre, außer Acht gelassen werden darf.Als einen solchen besonderen Umstand gibt E. jetzt (nichtin KAR, KAJ oder TuLü) an, daß er die sachgemäße Reini-gung der Tafeln von der Museumsleitung nicht habe „er-reichen können" (S. 2, 21, 22). Die amtliche Stellungnahmedes Museums dazu lautet:

„Herr Prof. Ebeling hat sich an mich weder münd-lich noch schriftlich irgendwann mit der Bitte umReinigung der fraglichen Assur-Tafeln gewandt."

gez. Prof. H. Ehelolf.Ebeling hat also für eine schuldhafte Unterlassung von

ihm (die nicht nur in TuL festzustellen ist!) im bewußtenGegensatz zur Wahrheit eine deutsche Behörde verant-wortlich zu machen versucht, um deren Bloßstellung gegen-über dem Ausland er sich durch eine unmißverständlicheGegenüberstellung bemüht!!1 Auf E.s (nur z. T. zutreffende) Ergänzungen zu den von mir noch

nicht im Einzelnen behandelten Texten aus TuL habe ich hier nichteinzugehen.

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2ft Wolfram von Soden

Zu der weiteren Behauptung E.s, daß ich ihm unzugäng-liche Photographicn ohne Erwähnung dieser Tatsache benutzthabe, ist Folgendes zu sagen» Da E. die — ihm selbstver-ständlich in allen Fällen feststellbaren! — Nummern der vonihm benutzten Photographien, um Nachprüfungen seinesTextes zu verhindern, meist verschwiegen hat, ist es in derRegel nicht möglich, zu erkennen, welche Photographieer benutzt hat und welche nicht; wo die Nichtbenutzungeiner Photographie deutlich war wie beiNr. 27 und 30 E (s. ZA 43,267)1, habe ich einen Hinweis darauf trotzdem nicht unterlassen.

Das Gerüst für seine Beschimpfungen bietet E. eine neue„Behandlung" der „Unterweltsfahrt" auf S. o—20 desSonderdrucks. Ein paar Bemerkungen dazu sind, unerläßlich.Daß E. die Gewinnung von über 200 neuen Lesungen ineinem einzigen Text durch mich peinlich ist, verstehe ich;merkwürdig berühren aber seine Versuche, diese Tatsacheabzuschwächen. Daß die von E. unterlassene sehr mühsameReinigung der Tafel viele neue Lesungen erst ermöglicht hat,ist richtig; nach Abzug dieser bleibt aber noch sehr viel übrig.Diesen Rest sucht E. durch den „Nachweis" einer großenZahl von Irrtümern meinerseits zu verkleinern: bei dem„Nachweis" geht er folgendermaßen vor. Zunächst betonter immer wieder mit vielen Worten die Fraglichkeit manchervon mir deutlich als unsicher gekennzeichneter Lesungen.Die Möglichkeit zur Bestreitung anderer gewinnt er dadurch,daß er den einzig entscheidenden Wertmaßstab für dieLesung schwer beschädigter Texte, die Herausstellung einesaus grammatisch einwandfreien Sätzen abzulesenden Sinnes,bewußt nicht anlegt! Daß unvollständig erhaltene Zeichenohne Rücksicht auf den Sinn oft fünf, zehn und noch mehrLesungsmöglichkeiten bieten, weiß auch ich; ebenso wie alleernsthaften Mitforscher halte ich aber die Erörterung sinn-loser Lesungen für nicht sinnvoll und im vorliegenden Fallbei E. für ein sehr durchsichtiges Manöver. Was von den1 Die von mir (im unveröffentlichten Teil) benutzte Photographie

Ass. 4131 zu Nr. 27 hat E. inzwischen auch kennen gelernt.

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Altbaby Ionische Dialektdichtungen 29

16 Seiten einer solchen „Kritik" E.s an mir als wertvollbestehen bleibt, füllt nur ganz wenige Zeilen; es sind folgendeneueXesungen: Z. 4 und Z. 61 U (nicht ii)-te-ni$\ Z. 47 "(nicht einfach §anü)] Z. 51 ist -$a hinter iarru-u-ti zu streichenund am Ende der Zeile vielleicht mit E. zu [SAG]-DU zu er-gänzen; in Z. 71 ist natürlich si-pü-tu „Trauer" und nichtJca-bit-tu zu lesen. Die durch E.s Bemerkungen veranlaßteNachprüfung einiger weiterer Stellen ergab mir ferner, daßin Z. 9 statt i?-na? pän? vielmehr i-na-pa-$u (oder i-nahatti-$u) zu lesen ist (der Zusammenhang bleibt unklar!)und daß am Ende von Z. 28 anscheinend u-$ar?-ra-am/-masteht. Alle übrigen „Verbesserungen" E.s sind falsch odermindestens unwahrscheinlich. Sehr kennzeichnend für E.ist ferner, daß er in seiner alles andere als genauen Wieder-gabe meines Textes meine genauen Angaben über den Umfangder Lücken stillschweigend wegläßt — daß das nur einMangel an Sorgfalt ist, wird wohl niemand glauben! — unddaß er außerdem in täuschender Absicht kein Wort darübersagt, daß meine Neubearbeitung der „Unterweltsfahrt"neben den vielen neuen Lesungen eine große Anzahl neuerÜbersetzungen und eine von E. auch nicht einmal' geahnteneue Gesamtdeutung der Erzählung bietet. Daß er schließlichauch meine einleitenden Bemerkungen über den Sinn meinerArbeit (ZA 43, S. 251f.) und meine Vorbehalte in Bezug aufdie Sicherheit vieler Lesungen unerwähnt läßt, wird nachdem Vorangehenden niemand mehr verwundern.

Das hiermit nur angedeutete Verfahren Ebelings — manwird, es mir erlassen hier fortzufahren —=· zwingt mich zuFolgerungen für die Zukunft. Da eine sachliche Ausein-andersetzung über wissenschaftliche Streitfragen nur dannsinnvoll ist, wenn es auch dem Gegner um die Sache geht,ist eine Sachkritik an Arbeiten E.s, der sich durch seineneuesten Auslassungen eindeutig außerhalb der Gemeinschaftder ehrlich Forschenden gestellt hat, sinnlos geworden. EineFortführung der Auseinandersetzung würde mich immerwieder nötigen, auf die Ebene persönlichen Gezänks hin-

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30 Wolfram von Soden

untorzueteigen, und mich dadurch an der Durchführung dermir gestellten Forschungsaufgaben hindern. Ich erkläredaher hiermit, daß ich von nun an auf EbeJings An-griffe nicht mehr erwidern und, um diesen denäußeren Anlaß zu nehmen, zu seinen Arbeiten nichtmehr ausdrücklich Stellung nehmen werde. Sofernmeine Arbeit mich an von E. bearbeitete Texte führt, kannich meine Aufgabe künftig nicht mehr darin sehen, E.sArbeiten durch — notwendigerweise meist umfangreiche unddamit unübersichtliche — kritische Zusätze in Ordnung zubringen, sondern nur darin, sie durch Neubearbeitungen zuersetzen; daß ich in den Fällen, in denen meine Lesungenund Übersetzungen mit den vorher von E. gebotenen über-einstimmen, dessen Priorität anerkenne, sei hier ein für allemalgesagt. Ein solches — von E. übrigens schon immer oftgeübtes — Verfahren ist an sich gewiß nicht ideal, mit Rück-sicht auf die Sauberhaltung der Forschung aber in diesemFall nicht zu umgehen. Der Weg zur sachlichen Arbeit mußunter allen Umständen frei gehalten werden.

1. Ein Hymnus an Nana für Samsuiluna von Babylon(1913—1875).

Unter den altbabylonischen Dialekthymnen, deren inmeiner Arbeit über den hymnisch-epischen Dialekt in ZA 40,170ff. gegebene Liste heute vor allem um zwei wichtigeunveröffentlichte Stücke vermehrt werden könnte, gehörender von Thureau-Dangin in RA 22, 169—177 bearbeiteteIstarhymnus und der von Zimmern in VS X Nr. 215 ver-öffentlichte Nanähymnus besonders eng zusammen. Beidehaben 14 Strophen zu 4 Versen, zu denen der Istarhymnusnoch eine Segensformel am Schluß hinzufügt. In beidennimmt die hymnische Schilderung des Wesens der angerufenenGöttin den breitesten Raum ein, während die Fürbitte fürden König Ammiditana bzw. Samsuiluna am Schluß etwaskürzer abgemacht wird. Gleichartig sind auch viele dereinzelnen Wendungen; im übrigen sind aber beide Hymnendurchaus selbständige Gestaltungen des gleichen Gedankens

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Altbabylonische Dialekt dichtungen 31

im Rahmen des gegebenen Schemas (das Stilmittel derDoppelverswiederholung verwendet z. B. der Nanähymnusnicht). Während nun der vollständig erhaltene Istarhymnusgleichzeitig mit der Veröffentlichung durch Thureau-Dangineine vorbildliche Bearbeitung erfuhr (auf ein paar Einzel-heiten, die ich anders sehe, komme ich noch zurück), ist eineBearbeitung des leider stellenweise recht schlecht erhaltenenNanähymnus m. W. noch nie versucht worden. Grund dafürsind die außerordentlichen Schwierigkeiten dieser an selten-sten Ausdrücken überreichen Textgattung, die, selbst beiunversehrten Stücken erheblich, bei schlecht erhaltenenheute noch oft genug unüberwindlich scheinen. Auch ichmaße mir nicht an, dem Hymnus schon das Mögliche ab-gewonnen zu haben, glaube aber doch die Ergebnisse einerseit Jahren immer wiederholten Beschäftigung mit ihm nichtzurückhalten zu sollen, um so die Aufmerksamkeit der Mit-forscher auf diesen unverdientermaßen so lange unbeachtetenText zu lenken. Seine Veröffentlichung durch Zimmern ist,wie sich bei einer Überprüfung des Originals und der für dieVorderseite in VS X Tf. I gegebenen Photographie ergab,fast durchweg bewunderungswürdig genau; da aber schlecht jerhaltene Texte in altbabylonischer Kursive nur dann tadellosabgeschrieben werden können, wenn man sie versteht, zeigtensich am Original hin und wieder geringfügige Änderungenan Z.s Kopie als notwendig, und im Laufe der Zeit lassensich vielleicht auch einige weitere Stellen, denen ich nochkeine sinnvolle Lesung zu entlocken vermochte, aufhellen.Ich gebe nun die Umschrift des Hymnus und einen Über-setzungsversuch; ich benutze die Gelegenheit, um in denAnmerkungen, die natürlich nicht alle Schwierigkeiten be-handeln können, einige Ergänzungen und Berichtigungenzu meiner Arbeit über den hymnisch-epischen Dialekt inZA 40, 163—227 und 41, 93—185 mitzuteilen. Auf Versmaßund rhythmische Gestaltung der Dichtung hoffe ich späterin anderem Zusammenhang eingehen zu können; die hiergegebene Halbversteilung ist nur ein Versuch, der zumalbei den dreihebigen Versen fragwürdig bleibt.

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32 Wolfram von Soden

Vorderseite.1 il-ta-am Öa-ma-ae ni-fii-i-sa2 ilhlNa-na-a -up-pi-a »u-ub-ba na-az-za-as[-sa]3 äa-tu ki-ma ar-hi-im a-na-ta-K-im4 i-gi-zu si-il-la-aa Sa-ru-ri ea-'-nu5 [ttÄ]-ta-an-na-mu e-lu-uS-sa6 [na-]na-bu ma-as-ra-hu du-su-pu ku-w^-bu7 h[u-d]i si-ha-tim ru-a-mi tu-a§-ta-az-na[-an]

8 [. ]? -ma-am ütuNa-na-a ta-az-mu-ur9 [it-t]a-al-la-kn i-du-us-sa ki-na-tum

10 [^w-tt]Z-mu-um ba-as-tum si-im-tu-um11 [ma-lu]-u sä su-ul-mi ü [b]a-la-ti-im12 [oZ-]ka-as-sä ad-da-ar da-mi-iq-tum it-tu-um13 ^[w-^Ä]-<[%-d]a-at su-a-ra-am14 be[-e]l-tu[m Sa <]a-hi-du i-si-iq-sa la-am-da-at15 5M-ul-lu-uin li-ib-bi-i-sa a-bu-us u-sa-te-er-si

16 ta-at-6i-7wa i-ri-ma-am id-di ki-S[a-d]i-is-[ia]17 i-ku-ul-la-tu i-la-tim -bu-um18 a-li-du-us -ul-li [r]e-e-su-us19 et-tum mu-us-ta-ar-ha-at ü ka-na-at20 i-si-iin-si na-as-ma-hi ka-da-sa ul-sa-am21 i<-hi-is si-qa-ar hu-da-iim22 i-ta-wu- an-sa-as -sa-an-ma-ar li-ib-bu-us23 'be-le-e-ti sä da-ad-mi ab-ra-ti-si-in

24 pa-al-sa-a-si!-im ki iluSamas ni-su nu-ri-is-ki

25 p]e-ha-iwm im-gu-tum te-li-tum26 iltulr-ni-na ga-as-sa-tum ga-se-er-ti I-gi-gi27 [at]-ti su-us-qu-tum a-«e-ia-5e-e28 [ '̂-^q]6-er-bu us-^-us su-qu-ru e-mu-u-qi

28a ?[ - -u

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Altbabylonische Dialektdichtungen 33

Vorderseite.1 Die Göttin, die Sonne ihrer Menschen,2 Nana fleht an, besingt^.) [ihr] Hintreten!3 Sie — wie der Mond (ist sie) anzusehen —,4 deren Schatten , von Strahlenglanz erfüllt ist.

[In Fül]le auf sie gehäuft werden6 [Fruchtbarkeit, Pracht, Süßigkeit, Fülle;7 mit \Freud}e, Lachen und Anziehungskraft wird sie

S- hat Nana gesungen.9 [Es gejhen ihr zur Seite Stetigkeit,

10 [Gesundheit, Lebenskraft, gute Erscheinung,11 [Filll]e der Gesundheit und des Lebens;12 ihr [Wariyiel ist für immer ein gutes Zeichen.13 Sie ist vor[berei]tet(1) mit fröhlichem Spiel]14 die Her[rin} die aufjmerkte, hat ihren Anteil erkannt. |15 Das Freundlichmachen ihres Herzens machte ihr Vater

ihr übergroß;16 als sie aufstand, legte er ihr um (an?) [ihren] Hals.17 Unter allen Göttinnen erhob der Löwe Anu,18 ihr Erzeuger, besonders hoch ihr Haupt.19 Als einzige ist sie stets prächtig und gehegt;20 er bestimmte ihr Üppigkeit, Festesfreude, Jubel.21 Es kam an sie heran ein Geheiß der Freuden;22 wie sie es ihr sagen, macht es freudestrahlend ihr Herz.23 Du beherrschest- die (fremden) Menschen der Wohn-

stätten;24 es blicken wie auf Samas die Menschen auf dich(!),

dein Licht!25 Fähige, , „Weiblich-Tüchtige",26 Irnina, grausige, überlegen starke unter den Igigi:27 [D]u bist erhöht für dreißig (Tage),28 im Verlauf von sechzig Tagen (auf dem) Höhepunkt der

Kraft (wörtlich: Kostbargemachtsein(?) der Kräfte). · -28a

Zeitschr. f. Aeeyriologie, N. F. X (XLIV). 3

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34 Wolfram von Soden

Rückseite.29 ün-ri li-ri- ka-ba-at-tu-uk30 Su-to-eb-ri-i -li-li i-na ib-ra-tim31 ki-du jia-Su-ra-am li-bi-lu-ki-im32 ku-uö-di li-ira-lu- la-lu-u-am nu-uh-Sa-am

33 ta-ar-$i-a-ta-ki mi-gi-ir-ki34 sar ri-tu-ud-di Sa-am-su-i-lu-na zi-bu-ki li-ma-du

35 i-pa-at ki-ib-ra-tim ü äa-di-iw li-(iä-)to-ak-ka-an

36 su-6[a]-[ew-5]ü ? ?[ ]? ? 7n[a-h]a-ar-ki p]i-ir-ini37 si-bi-ir ne-si-im a-Ä;[a-pa-a]r-ri-im38 sa-na-tira sä mi-s[a-ri-iin] ü ki-na-tim39 su-ur-su-ud [kiisslm ____ ]su-ul-mi40 na-nu-uk-ki na- ?[ ..... ] ?[. -]Äw(n)41 si-ri-is ilu[.-. . . . Zi(-)]zi-ra-a-ki-im42 ilfcuNa-na-a [. . . . i-]ri-i$ ih-ta-as-su-us43 i-na, ma,-a,s-ta-k[a-tim . ]? mi il-t\u\m44 el k[i]-im-ra-i[im] ?[..]· sa-ni-is ni-gu-ta-am te-ri-is

45 ib-bi-nt(tr)-tp.]? ?[..]? iZ-li-il46 na-ra-am-[Äi $ar-ra-a]m [«a-ZJi-mu-us-sa ta-ab-bi

47 [Sa-a]m-s[u-i]-lu-na ?[. . . z]a-as-sa48 [. ]? ?[·]? ?[ ]? ?[ ]? [£>-ä-tu ta-ab-bi-i-su49 [da-Jri-a-am ba-la-a-ta-ain ar-k[a-am]50 [ta-]tu-u-ra-am te-si-ip ta-as-ru-uk-su[-um]51 [a-n]a Sa-am-su-i-lu-na na-ra-mi-i-sa52 tu-sa-at-|Ti-]im-su-um Äi-am-sa ki na-an-na-a-ri-im53 qi-bi-tu-us-sa mi-i[g-ru-u]s e-te-el54 [e]l wr-sa-ni s[a-qi~\ i-n\a\ ki-ib-ra-tim55 ?[..]? -i-ma ?[. Z>'-ri-is na-loi-i-[sa\55 []? ? -turn t^?[.]? ? tj-j4-er-[6<-.]

(= mihir-su)57 su-us-qu-u-ut il-tim [ ...... ]

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Altbabylonische Dialektdichtungen 35

. Rückseite.29 Strahle, es jauchze dein Gemüt;30 andauernd jubele in den Heiligtümern!31 Die Felder mögen dir Zypressenholz bringen,32 bei deinem Eintreffen (wörtlich: triff ein) voll sein der

Fülle und des Überflusses!33 Der dir Vergnügen macht, dein Günstling,34 der von dir erlesene König Samsuiluna — die Opfer für

dich mögen zahlreich sein —35 möge im Bereich der Weltufer und des Gebirges immer

wieder ( ) hinlegen,36 seine Wohn[ung~\ [v]or dir bewohnen!37 Ein Szepter des Lebens dem H[irt]en, ·}38 Jahre des Re[chts] und der Stetigkeit, if39 einen festgegründeten [Thron,] der Gesundheit,40 auf deinen Befehl'41 Zu hin [mögen] sie dir holen,42 Nana [er] jauchzt, freut sich.43 In den Heiligtums[kammem] die Göttin44 über die „Ablagerungen" wiederum verlangte sie

Freudenmusik.45 Innerhalb der Schöpfung des Ellil46 ernannte sie [ihren] Liebling, den [König,] in ihrer

[Freundlichkeit;47 [Sa]ms[ui]luna ihr48 ihn gerade ernannte sie.49 [E]wiges, langjes] Leben,50 [Üb]erfülle schenkte sie ihm doppelt;51 dem Samsuiluna, ihrem Liebling,52 übergab sie Sonnenlicht als Leuchte.53 Auf ihren Befehl ist ihr Günstping] Herrscher,54 h[öher al]s (alle) Krieger ist er innerhalb der Weltufer;55 es jauchze der von ihr ernannte,56 inmitten56 Gegen\gesang dazu.]57 Höchst erhöhte Göttin ~

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36 Wolfram von Soden

Anmerkungen.Z, 2. aupjrii, dos wie die anderen Verben des Beten*, Warten« u. ä.

im allgemeinen den Dativ bzw. «na nach eich verlangt, int hier mitdem Akkusativ verbunden, wie das bei den Verben dee Beten» auchsomit« manchmal bezeugt ist (vgj. z. B. AKA 107, 4; Ludlul b. n.Taf. II 5 sowie Streck VAB VII S. 574/6 und 584 unter ,und falu); als Bedeutung ist in diesen Fällen wohl „anflehen" einzu-setzen. Su-ub'ba: da hier Sbb „glühen( ?)" o. ä. (Gilg. XI 126; ÖL 354,111. 134) nicht vorliegen kann, ist die Form trotz der Lenis 6 wohlzu Spp zu stellen, das im Imperativ gleichfalls den u·Vokal hat (vgl.die ZA 41, 171 genannten Belege); die Bedeutung dieses Verbumsist allerdings noch völlig unklar. Auf die Gleichsetzung mit aläkuin der Synonymen l ißte CT 18, 6, 59 möchte ich nicht viel geben, dasie vom Duplikat der Liste bezeichnenderweise weggelassen und,abgesehen allenfalls von En. el. I 22, an keiner Stelle durch den Zu-sammenhang nahegelegt wird; vielleicht bezeichnet Spp daher ehereine Art von „schreien, singen, lärmen" o. dgl., womit die hier zuvermutende Bedeutung „besingen, preisen" o. ä. gut zusammen-stimmen würde. — na-az-za~a*[-8ä] ist der Form nach ein Infinitivdes Nif'al, der in der ältesten Sprache anscheinend nach der Formnaqtäl, nicht wie später naqtul, gebildet wurde (vgl. z. B. noch na-ap-la-su-uS- BA 22, 170, 15). Dieser auch RA 22, 170, 25. 27bezeugte Infinitiv ist ebenso wie der zugehörige Stativ nazuz (vgl.na-zu-iz-zu-u BA 22, 171, 39; na-zu-uz-za-at Agui. A VI 12) eineEigentümlichkeit des hymn.-ep. Dialekts und der davon beeinflußtenspäteren Dichtersprache (vgl. z. B. nanzuz in Sanheribs Inschriften).Beide Formen vertreten die von nzz nie gebildeten entsprechendenFormen des Grundstamms. Das normale Akkadisch ersetzt beidieser fast in jeder Hinsicht unregelmäßig flektierenden Wurzel denStativ durch den Durativ izzaz, während der Infinitiv nie *nazäzulautet (vgl. die lexikalischen Listen!), sondern ursprünglich izuzzum(vgl. z. B. VAB VT 66, 9 (gegen Ungnads Auffassung); ABPh. 82, 18;YOS II 137, 10), woraus durch Vokalangleichung uzuzzu (vgl. z. B.KH II 11; VAB II 356, 28) und später u&uzzu entsteht (Belege mitz. T. falscher Deutung bei Streck VAB VII 540 und Ungnad-SanNicolo NBU 752)1.

Z. 3. Für Sa-tu vgl. ZA 40, 196. arhu — für den Abfall des w vgl.auch a-li-du-u-8 Z. 18, ct-tuin Z. 19 und ab-ra-ti-ii-in Z. 23 — ist hiernoch in der später fast ganz außer Gebrauch gekommenen ursprüng-1 Ganz entsprechend heißt der Infinitiv von ril itülum und später

utülu (so schon ZA 43, 306, 7). Der h ab i tat i v-iterative Infinitiv vonnzz lautet itazzuzzum (vgl. i-ta-az-zu-uz-zi YBT II l, 12).

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Altbabylonische Dialektdichtungen 37

liehen Bedeutung verwendet (für einige Belege aus Omentextens. Schauraberger SSB, ErgänzungsJieft S. 257).

Z. 4. Mit der Form i-gi'ZU(ef$u)t die zu einem vorn oder in derMitte schwachen Verbum gehören kann, vermag ich noch nichtsanzufangen. Vielleicht darf man auf die Gleichung yc-el-su =nu-ku-pu LTBA II l XII 114 verweisen, wenn auch hier eine Be-deutung wie „stoßen" nicht gerade gut paßt. Für^fmtvgl. ZA41,173*.

Z. 5. Den in ZA 41» 165 genannten Stellen für die AdjektivwurzelÄnm (Typus damqu, idmiq) und das zugehörige Steigerungsadjektivhannamu ist noch BRM IV l, 16 hinzuzufügen, wo wir lesen: [er-]pe-e-tum U-ih-ia-an-ni-ma "[zu-un-nu-um] a~$a it-tu-uk „[Die Wojlkenmögen prall gefüllt sein, [Regen] (aber) tropfe nicht herab!". Danachwerden wir RA 22, 170, 10 si-im-ti-iS-Sa i-ha-an-ni-i-ma si-ha-tumetwas anders als Thureaii-Dangin fassen: „An ilirer Erscheinung1

wird das Lachen herzhaft voll", hnm, das mit hrib „sprossen"1 nichtszu tun hat, ist also anscheinend ein dialektisch dichterisches Synonymzu mP „voll sein" mit gesteigerter Ausdruckskraft. — e-lu-uS-Sa istdichterisch für gewöhnliches eli-Sa.

Z. 6. Für nannabu — eine andere Ergänzung ist nicht möglich. —vgl. schon ZA 41, 1652. Für ma&rahu (wohl plurale tantum) ist mirThureau-Dangins Ableitung von Srh (zu RA 22, 170, 16) wahrschein-licher als die allenfalls auch denkbare von Saru (ma-aS-ra-hu könnteSchreibung für rna&rtfu > maurü sein).

Z. 7. ru^amu (zur Nominalform vgl. ZA 41,1751 und zur BedeutungThureau-Dangin RA 22, 1744) ist etwa der „sex appeal",des Weibesund somit in deutscher Übersetzung nur ungefähr wiederzugeben.

Z. 8. Eine einleuchtende Ergänzung des ersten Wortes — manerwartet entweder ein lobendes Adjektiv oder ein Wort wie „Liebes-lied" — konnte ich noch nicht finden.

Z. 9. Das Maskulinum it-ta-al-la-ku steht hier, weil die zugehörigenSubjekte verschiedenen Geschlechts sind. Die Ergänzungen an denfolgenden Zeilenanfängen sind nicht zwingend, treffen aber dochwohl ungefähr den Sinn der Strophe.

Z. 10. Bimlum „notwendiges Zubehör" scheint hier im Sinn von„gute äußere Erscheinung" zu stellen (vgl. o. zu Z. 6). Die Er-gänzung am Anfang ist sehr unsicher, weil Sulmu in der nächstenZeile schon wieder vorkommt; ein anderes zu Zusammenhang undZeichenrest passendes Wort fand ich aber nicht.

1 Wörtlich: notwendiges Zubehör; s. Jeiiseii KB VI l, 370f.2 Nach dem Ideogramm sio-suD-stm (§L 539, 79) ursprünglich

vom Haar gesagt, doch auch auf den „Haarwuchs" der Erde, diePflanzen angewendet (vgl. z. B. i-§u ib-nu-ub Ghiera SEM 117III17).

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Page 13: Altbabylonische Dialektdichtungen

38 Wolfrain von Soden

7,. 12. ddru wird, vielleicht wegen der Unbestimmtheit der damitausgedrückten Zeitdatier, nchon im Altbabylonischen gern in derknHUsloHen Form gebraucht.

Z. 13. Die Ergänzung der Verbalform ist ein etwas gewagterVersuch, der nein Recht daraus herleitet, daß eine Überprüfung allerMöglichkeiten der Lesung auf keine andere sinnvolle und grammatischeinwandfreie Form führte. Wenn ich hier die im Akkadinchen m. W.bisher unbelegte, im Hebräischen, Aramäischen und Arabischen abergut bezeugte Wurzel *td „bereit sein" versuchsweise auch für denhymn.-ep. Dialekt des Akkadischen voraussetze, so wird das an sichBedenkliche einer solchen Annahme dadurch gemildert, daß dieserDialekt eine ganze Anzahl für das sonstige Akkadisch nicht gegebenerlexikalischer Gemeinsamkeiten mit dem Westsemitischen hat (vgLin der Liste ZA 41, 162ff. z. B. bukru, bukvrtu, binu, bintu S. 164,rui&a, tarSUu 8. 170 und ZA 40, 2151 zu ta-ar-fi-a-ta-kl Z. 33)1. Diedurch die Etymologie ja noch nicht gegebene genaue Bedeutungder Wurzel htd (so doch wohl anzusetzen) im Akkadischen ist ausunserer Stelle freilich nicht abzulesen, weil das damit verbundeneObjekt Su'aru (auch En. el. I 24 und KAR 158 VII 39) ebenfalls nurungefähr zu deuten ist; die hier dafür vorgeschlagene Übersetzung„fröhliches Spiel" wird durch die Gleiclisetzung von . mit mdülu„Tanz" in CT 18, 31 Rs. 7 befürwortet.

Z. 14. Die Deutung und Ergänzung der Zeichenreste am Anfang istnur ein Versuch; für n'd „aufpassen" vgl. Landsberger OLZ1925,231 f.

Z. 15. su als erstes Zeichen ist sowohl den Spuren nach wahr-scheinlicher als etwa Su oder ku wie auch dem Sinn nach befriedigender,da mit Sullumu „gesund machen" oder gar kullumu „zeigen" hierwenig anzufangen ist.

Z. 16. Die nicht ganz sichere Lesung dieser Zeile wird durcheinen Vergleich mit HA 22, 170, 11 äar-ha-at i-ri-mu ra-mu- re-su-itä-Sa recht wahrscheinlich. Zu Thureau-Dangins Anmerkung ebd.S. 1754 wüßte ich heute außer dem ebenfalls noch unklaren neuenBeleg BE 40294 Vs. 11 (unveröff.) jedoch weder hinsichtlich der Ab-leitung noch hinsichtlich der Bedeutung von irtmu etwas Sichereshinzuzufügen, da eine Gleichsetzung mit erimmu, das als Pflanzen-und Krankheitsname bezeugt ist, doch wohl nicht in Frage kommt.2

1 Die von Zimmern, Istar und Saltu für das Agusajalied angenommenenWestsemitismen kann ich freilich nur teilweise anerkennen (darüberspäter mehr).

2 Die Form ta-at-bi hier und einige der anderen Formen mit ta-Präfixsind in der Übersicht ZA 41, 150 noch nachzutragen, desgleichender Adverbialis ki-S[a t-d\i 1-i$-[Sa1] ebd. S. 111.

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Page 14: Altbabylonische Dialektdichtungen

Altbabylonische Dialektdichtungen 39

Z. 17. Die Lesung der zweiten Vershälfte ist nicht ganz sicher,sinnvoll aber doch wohl kaum zu ändern (nu scheint über Rasur ge-schrieben). Für läbu „Löwe" vgl. Landsberger, Fauna S. 76.

Z. 18. Die Form re-c-Su-uS ist ebenso wie a-bu-u3 Z. 15 und mi-i[g-ru-u]$ Z. 63 in der Übersicht ZA 40, 179 nachzutragen. re-e-&u-u£und U4b-bu-u3 Z. 22 sind zweifellos Akkusativformen; die a. a. O.abgeleitete Kegel, daß vor den verkürzten Suffixen der Kasusvokalerhalten bleibt, gilt also nicht ausnahmslos. Man darf aus der Ver-schiedenheit der Schreibung wohl schließen, daß vor den verkürztenSuffixen in Nominativ und Akkusativ ein ungefähr gleichlautenderMurmelvokal gesprochen wurde, der mit u und geschrieben werdenkonnte; infolge Systemzwang überwog jedoch die Wiedergabe durchden jeweiligen Kasusvokal.

Z. 19. et-tum ist das selten belegte Femininum von wedwn; hieran ittum „Vorzeichen" zu denken, gäbe natürlich keinen Sinn.

Z. 20. Das plurale tantuin na£mahü als Abstraktbildung zusamhu „üppig" kann ich sonst nicht nachweisen. ka-da-Sa kann dochwohl nur eine lautliche Spielform von IjadäSa sein; der Wechsel vonh und k als Wurzelkonsonanten ist im Arkadischen ja nicht ganzselten (vgl. z. B. $mh/kt kjhnS, hjkiSSätu und Thureau-Dangin, Homo-phones 51 f.) und wirft damit das Problem gelegentlicher Spiranti-sierung der Verschlußlaute auch für das Akkadische auf.1 Für dieBedeutung der Wurzel hd$lh§d vgl. Th. Bauer, Assurbanipal II 31l

und ZA 43, 14, 21; 250:"k. 8665, 15.Z. 21. Die Lesung dieser Zeile ist schwierig, vor allem weil die

Verbindung von tehu mit siqru ungewöhnlich ist und das letzte Zeichenvon der für tim sonst üblichen Form (vgl. Z. 7. 17. 30. 35. 38. 54)nicht unerheblich abweicht; eine andere sinnvolle Lesung konnte ichaber nicht finden, hudütu ist eine seltene poetische Nebenform zuhidütu (auch Salm. Obel. 70 bezeugt). Das verkürzte Suffix von itl-hi-ü ist in ZA 40, 180 nachzutragen.

Z. 22. Die Lesung an $a-a£ (ZA 40, ^184 falsch - - ) nachKollation. Die gleiche Form begegnet auch in dem (offenbar fehler-haft überlieferten) schwierigen Vers Agug. A IV 2.

Z. 23. abrätu, das in den Synonymenlisten (LTBA II 2,80 usw.)mit n'isü „Menschen" gleichgesetzt wird, scheint nach den nicht sehrzahlreichen Belegstellen (s. ZA 41,163; Mullo-Weir, Lex. acc. prayersS)die Menschen besonders als hilfebedürftige Wesen zu bezeichnen.Dazu paßt, daß o. doch offenbar von altass. wabartum etwa „Fremden-niederlassung" (vgl. zuletzt Gelb, Inscr. Alishar S. 36) nicht zu trennenist; Grundbedeutung also vielleicht „Fremde" (ähnlich hebr. 1).

1 Vgl. dazu auch Falkenstein o. S. 7

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Page 15: Altbabylonische Dialektdichtungen

40 Wolfram von Soden

Z. 24. Für diese Zolle vgl. «chon ZA 41, 236 und für ple irn Grund-Htunun obd. 8. 1602.

Z. 2ß. Do» erHto turn weicht von der Normalform nicht nnwesent-iicli ab; eine andoro f^osung kommt n,bor doch wohl nicht in Frage,im-yu-lum kann ich noch nicht crkJiircn; in ihm eine poetische Formfür cmiHjtum „weine" zu «eben, was dem Sinn nach passen würde, wirdwiderraten einmal dadurch, daß die Silbe qn in diesem Text nach nord-bnbyloniHcher Schreibweise durch ku wiedergegeben wird (Z. 27.28. 57),lind sodann dadurch, daß wohl eine poetische Feinininendung -alu (s.ZA 40, 225f.) belegt ist, nie aber ein -ulu. Ich möchte daher aln Ma*ku-linum zu im-gu-tum vorläufig ein sonst unbekanntes imyu ansetzen. Fürt eilt um vgl. Zimmern ZA 32, 179 ff.; der unübersetzbare Begriff kenn-zeichnet offenbar die „Tüchtigkeit" des Weibes in jeder Hinsicht.

Z. 26. Das Adjektiv ga$?u, das schon seiner Bildung nach nichtzur Verbalwurzel kwjkw „nagen, wetzen u. ä." (s. Bauer, A&aurbanipalII 892) gehören kann, begegnet noch AguS. B I 26 und ferner in Be-schreibungen der Dämonin Lamaatu, hier gelegen t lieh (ZA 16, 160, 33;LKU 33 Vs. 6) ebenfalls parallel mit ga&ru „überlegen stark". Dieans diesen Stellen ohne weiteres abzuleitende Folgerung, daß g. einegrausige Eigenschaft bezeichnet, wird durch die Gleichsetzung mitmütu „Tod" in LBTA II 2, 265 = 3 IV 4 bestätigt; die genaue Be-deutung des Wortes in Abgrenzung gegen sinnverwandte Wörtergeht jedpch aus keiner dieser Stellen hervor.

Z. 27f. Lesung und Deutung dieses Verspaares gebe ich nur mitausdrücklichem Vorbehalt. Ist sie richtig, so handeln diese Versevon Nana als Venusstern. Meine Auffassung steht und fällt mit derErklärung von uS-Su-uS als Kurzform für um $ü& „60 Tage". Wennich eine solche Form auch anderwärts nicht nachweisen kann, soerscheint ihre Annahme doch in Anbetracht anderer ähnlicher Kurz-formen bei Zeitbestimmungen (für altbab. Beispiele vgl. HGT 152 XI)unbedenklich; überdies ist die Gruppe [g]e-er-bu w£ Sut-us (statt &uwäre allenfalls auch ku möglich) auch bei anderer Worttrennungsonst nicht zu deuten. Bei der anderen Zahl Se t-la ?-se 1-e ist einmaldie Form des Se mit 6 Keilen statt 4 in Z. 26 auffällig; sie paßt aberschließlich zu einem anderen Zeichen noch weniger. Ungewöhnlichist sodann die Schreibung des zweiten Zischlautes, da das Altakka-clische (s. ZA 41, 132) gerade den ersten als s schreibt; es ist aber zubeachten, daß das Äthiopische hier die Zischlaute ebenso verteilt,was auf tU als ursprüngliche Konsonantenfolge deutet. Auch beidiesem Wort ergäbe eine andere Lesung der z. T. etwas beschädigtenZeichen keinen Sinn.. Syntaktisch schwierig ist schließlich su-qu-ru,das, so wie es dasteht, eigentlich nur ein Infinitiv sein kann; erwartenwürde man jedoch eher $u-qu-ra-at, das Femininum des Passiv-Partizips. Einige sprachliche Unebenheiten bleiben bei meinem

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Page 16: Altbabylonische Dialektdichtungen

Altbabylonische Dialektdichtungen 41

"Lesiuigsversuch also bestehen; um als unmöglich zu erweisen, genügensie aber doch wohl nicht. Zur Sacherklärung möchte ich auf Schaum-berger, Ergänzungsheft, zu Kugler S SB, S. 293 verweisen, wo ein.anderes Beispiel für die Annahme von 60 Tagen — die Zahl ist natür-lich als runde Zahl zu werten — als Zeitraum bis zur größten Elonga-tion der Venus angeführt ist. Als Beziehungswort zu Se ?-Zo ?-se ?-ekann doch wohl nur um» ergänzt werden; um was für eine astronomi-sche Periode es sich liier handelt — die Hälfte der 60 Tage oder einenKalendermonat ? —, möchte ich offen lassen.

Z. 28a. Daß das ganz weit eingenickte .?[-r]u?-u dieser Zeilezum eigentlichen Text gehört, glaube ich nicht. Es dürfte vielmehrebenso wie in Z. 56 a ein auf den Schluß des Stollens hinweisenderFachausdruck vorliegen, wie sie nach sumerischem Vorbild in denaltbabylonischen Dichtungen ja nicht selten vorkommen (vgl. be-sonders das Agusajalied). Einleuchtend ergänzen kann ich denTerminus nicht.

Z. 30. Sutebrt ist .Imperativ zu dem Durativ uSteberri (gewöhnlichuStnbarri); vgl. dazu ZA 43, 308. Für ibratu, eine Art von Kultstätte,vgl. Schott ZA 40, 13l und Landsberger ZA 41, 296.

Z. 31. Weitere Stellen für kUu bei Ebeling-Weidner AOB I 42'und 136* (s. a. ZA 43, 235, 27). haSüru, als Baum mit wohlriechen-dem Holz bekannt, der nach unserer Stelle auf dem Felde wächst, istvermutlich als die Immergrüne Zypresse zu deuten.

Z. 32. Die Lesung ku-u3-di nach Kollation. Der eingeschobeneImperativ ist etwas merkwürdig; er steht vielleicht des'Rhythmuswegen für ein sonst zu erwartendes ina kaSädiki (s. u. zu Z. 34).

Z. 33. Für ta-ar-$i-a-ta-ki vgl. schon ZA 40, 2151. Das m. \V.nur hier bezeugte Wort bedeutet nach seiner Nominalform (taqtilat)eigentlich „Vergnügenmachen".

Z. 34. Mit Sar ri-tu-ud-di (die Lesung ist sicher) kann ich nichtsanfangen, ri-tu-ud-di könnte allenfalls Infinitiv der -Form voneinem Verbum radu (oder ratu) sein (vgl. dazu ri-tu-u-mi von rdmuRA 22, 170, 171); radu „beben" o. ä.2 gibt hier aber keinen Sinn.Einen ausgezeichneten Sinn würden wir hingegen erhalten, wenn wirdi in ki ändern und dann unter Annahme eines über die Mimationliinweggehenden Sandhi Sar-ri-tu-ut-M „der von dir erlesene König"lesen dürften (für itütu s. die Wörterbücher); als sicher möchte ichdiese sachlich sehr verlockende Emendation aber nicht hinstellen. —

1 Der von Thureau-Dangin z. T. unübersetzt gelassene Vers ist m. E.zu übersetzen: „Sie liebt Erhörungen, Liebeserweisungen, Freund-lichkeiten/'

2 radu ist mit nd&u und rabu ideogrammgleich (vgl. SL 515, 9e), seinegenaue Bedeutung in Abgrenzung gegen diese ist aber noch nicht klar.

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Page 17: Altbabylonische Dialektdichtungen

42 Wolfram von Soden

Da« letzte Zeichen .sieht auf dem Original wie ein am liand verdrücktesdu aus; 7.11 dorn oingeechohenen WunHchnatz wäre der eingeschobeneImperativ in Z. 32 zti vergleichen.

Z. 35. Statt i-pa-rjl lau ich ZA 4l, 04 feilsch i-pa-nu. kibrätumist Plural zu kibnim „Ufer" (von dem Nominalformen 7&Z und ^w/Zwerden fast nur feminine Plurale gebildet!1); ein Singular *kibiriuoder *kibralu existiert nicht. Am Schluß erscheint die Emendationzu li-(iii-ytu?-ak-ka-an unerläßlich, da litakkan eine grammatisch un-mögliche Form wäre und das (wohl nur dialektische) Verbum rknliier seiner Bedeutung nach nicht paßt2. IMtakkan ist Prekativ zumIterativ ( -n-Form) von &kn. Unklar bleibt allerdings, welches Objektzu $kn hier mitgedacht und durch eine ja auch sonst bezeugte Ellipseweggeblieben ist; am ehesten ist wohl an Opfer zu denken.

Z. 36. Die Ergänzung des ersten Wortes ist nur ein Versuch.Z. 37. Die Fassung dieses Verses ist nicht ganz sicher. Daß das

erste Wort öibirru untl nicht, wie es nach der Schreibung des St.constr. auch denkbar wäre, Sipru ist, scheint mir nach dem Zu-sammenhang allerdings deutlich; das zweite Wort hingegen könnteauch neäu „Löwe" sein (in diesem Fall wohl als genetivus objectivuszu fassen), wenn mir auch die Erklärung als Infinitiv von n'S wahr-scheinlicher ist. kaparru ist als Xenning für den König zwar nichtso gebräuchlich wie die anderen Wörter für ,,Hirt": nach den er-haltenen Zeichenresten ist die Lesung aber so gut wie sicher.

Z. 39. Eine sichere Entscheidung zwischen den mannigfachenvor Su-ttl-mi sinnvollen Ergänzungen ist nicht zu treffen.

Z. 40. Für nannü scheint mir nach den Belegen (s. noch En. el.VI 132 und Sarg. Zyl. 563) die Übersetzung „Befehl" näherliegend als„Zustimmung, Gunst" (Langdon OEC VI 997). Die Herkunft desWortes ist mir unklar. — Eine überzeugende Deutung der durchFragezeichen angedeuteten Zeichenreste ist mir in dieser Zeile ebensowie den folgenden Strophen noch nicht gelungen.

1 Maskuline Plurale wohl nur bei gegenständlichem Gebrauch dieserFormen für abstrakte Begriffe (vgl. B. kimrü „eingelagerte Datteln"neben kimrätum (s. u. zu Z. 44) u. a. m.).

2 rkn wird in den Synonymenlisten (vgl. CT 18, 27 II 29 = LTBAIIIVII 52) anscheinend mit drs „umwerfen" gleichgesetzt; auch seinIdeogram AL-TAR (CT 12, 15, 50b) weist auf eine Bedeutung wie„umstürzen u. ä. Im Syrischen und Arabischen ist rkn allerdingsintransitiv („sich neigen").

8 Virolleaud, Fragments de textes divinatoires Pl. 20, 26 (mir nichtzugänglich) liegt nach der Umschrift Babyl. IV 106 unser nannugewiß nicht vor.

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Page 18: Altbabylonische Dialektdichtungen

Altbabylonische Dialektdichtungen 43

Z. 41. Ein anderes Verbuni als tarn kann am Schluß wohl nichtgestanden haben, wenn die Spuren auch statt it ebenso da zuließen.Zwischen dem Prekativ und dem Punktual des Verbums ist vorläufigeine sichere Entscheidung nicht zu treffen.

Z. 42. Eine Lesung ta-ah-ta-aS-$u-u$ am Schluß ist nach denZeichenresten nicht wahrscheinlich, somit kann Nana nicht gutSubjekt zum Verbum sein (s. ZA 41, 150 mit Berichtigung S. 236).Die Bedeutung des wohl nur poetischen Verbums #£<£, das in derselbenForm auch in einem unveröffentlichten Hymnus für Abiesuh (BE40294Vs. 121) vorkommt, ist auf Grund des Ideogramms IGI-HUL (SL 449,233b) schon lange erkannt worden. Statt zu [*?]-ri?-t£? könnteauch zu einem - -Adverbium ergänzt werden.

Z. 43. ma-a3-ta 1-k[a 1-tim ?] kann, wenn die Lesung sich bewährt,nur Plural zu maStaku sein, da maStaqtum seiner Bedeutung nachnicht paßt2. Für m. als Kultraum weiblicher Gottheiten vgl. LangdonJRAS 1933, 857f. Da eine Wurzel $tk, zu der m. nomen loci seinkönnte, im Akkadischen, soweit ich sehe, nicht bezeugt ist, dürfte<las Wort fremder Herkunft sein3. — Die Lesung am Schluß ist nachKollation wahrscheinlich, t'Z?-iw?n? könnte aber auch Sclilußteil•eines längeren Wortes sein.

Z. 44. kimräium, der Plural von kimrum, wird in AO 8862 (MKTI108ff.) als Bezeichnung für die „Summe" mathematischer Größengebraucht. Der Singular kimru bedeutet nach Laiidsberger, Mat.sum. Lex. I 208f. „Einlagerung, Ablagerung", sei es von Datteln,sei es von Wasser (mö kimri „abgestandenes Wasser" .Babyl. VII

1 Mir durch A. Falkenstein freundlichst namhaft gemacht.* ma$t<iqtu, das in den Wörterbüchern mit maltaktu (von Itk abzu-

leiten, s. dazu Thureau-Dangin RA 32, 182) zusammengeworfenist, bezeichnet einmal die „Wasseruhr" (Id. GIS-LU-LU, s. Thureau-Dangin R A 29, 133 ff.), während es in Krankheitsbeschreibungen(vgl. KAR 70, 5: AMT 22, 2, 10; CT 37, 40, 7 und dazu Thompson,Proc. R. Soc. Med. 19, 568) wohl als Ausdruck für einen körperlichen„Mangel" bzw. „Defekt" dient. Beide Gebrauchsweisen sind beieiner Ableitung von der Wurzel itq, die etwa „abquetschen, ab-schlagen" bedeutet (vgl. Weidner AJSL 38, 189 lind Nötscher,Orient. 51/4, 10; dazu auch Sitqu VAB IV 367 und &tiq irti alsKörperteilbezeichnung CT 14,5 Vs. c 25f. = LTBA I 86 III 12f.),ohne weiteres verständlich.

-3 Daß mastaku kein nomen loci ist, zeigt auch die gelegentlicheSchreibung mit verdoppeltem k (vgl. die Wörterbücher). Sumeri-sches Lehnwort scheint m. allerdings ebenso wenig zu sein wie das•offenbar ähnlich gebildete und bedeutungsverwandte simakku.

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44 Wolf mm von Soden

14J, 241); kimrütum (dafür in anderen Auf gaben texten vielmehrkumurram) al« JBezeichnung für „Summe" besagt alao wohl eigentlich„(anoinandcrgoroihto) Ablagerungen (von Größen)". Um was für„Ablagerungen1' Mich hier handeln soll, ist mir freilich ebensounklar wi« der Sinn de« /jimm-Festes in. dem Tuäratta-Brief VABII 27, 100. 104. — Da eine Ergänzung des -ii-Adverbiums zu [ur]~fa-· & „kriegerisch" nicht wahrscheinlich ist und eine andere Ergänzung

wohl nicht in Frage kommt, kann die hier gegebene Deutung trotzder Lücke als ziemlich sicher gelten. Eine Losung li-ri- statttc-ri- ist unwahrscheinlich.

Z. 46. Die Losung des ersten Wortes ist nur ein Versuch. AmSchluß kann doch wohl kaum, etwas anderes als der Gottesname vor-liegen, da clelu ,,jubeln" in den Zusammenhang dieser Strophe nichtpaßt (Lesung nach Kollation). In der Mitte hat vielleicht ein TitelEllils gestanden.

Z. 46. Die Ergänzung dieses Verses ist nur ein Versuch.Z. 47. Die Lesung dieses Verses nach Kollation.Z. 49. Der Vers ist identisch mit V. 46 des IstarhymnusRA 22,170f.Z. 52. Für die Bedeutung von Sutlwnu vgl. Koschaker ZA 41, 67*.

Bei nannaru „Leuchte" ist hier wohl ebenso wenig an den Mondgedacht wie in RA 22, 170, 31; in den durch jüngere Abschriftenüberlieferten Dialektdichtungen findet sich die durch den äußerenAnklang und einen ähnlichen Sinn veranlaßte Gleichsetzung vonnannaru mit dem sumerischen Gottesnamen Nanna allerdings auchschon (vgl. Nippur-Hymnus (s. ZA 40, 17l1), Rs. 26 und En. el. V 12).

Z. 63. Die Ergänzung dieser Zeile darf als sicher gelten, währendes sich in den nächsten Zeilen nur um unsichere Versuche handeln,kann. Der wohl nur dichterische Stativ zu etellu „Herrscher", dasimmer noch oft mit etlu „Mann" zusammengeworfen wird, begegnetauch RA 22, 171, 33.

Z. 54. Statt §[a t-qi ?] wäre auch &[u-its-qü\ „er ist erhöht" denkbar.Z. 55. nabvum ist hier substantiviertes Passivpartizip zu nabu (Form

cjatil) wie in der 1. Louvreinsehrift Hammurabis Z. 10 (LIH Pl. 182).Z. 56a. Für diese Zeile s. o. zu Z. 28a. Die unsichere Ergänzung

nach RA 22, 171, 60.Z. 57. Statt il-tim würde man nach dem vorhergehenden Super-

lativ entsprechend dem sonstigen Sprachgebrauch i-la-tim erwarten;vielleicht ist die sonst m. W. noch nicht nachweisbare Stichzeile hierfehlerhaft überliefert.1 Daß m& kimri gegen Küchler BKBM 126 nicht die Lesung von

A-GAR-GAR (SL 579, 507) sein kann, zeigen die von Thompson, Dict.Ass. Chem. S. 41 f. genannten Stellen eindeutig,

(wird fortgesetzt.)

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