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Präsentation zum Wettbewerb „Trialog der Kulturen“ der Herbert Quandt-Stiftung zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen HERBERT QUANDT-STIFTUNG

„Trialog der Kulturen“ - Evangelische Schule Berlin Mitte · Kritische Ohren und Blicke – ... Schulsuche in Berlin, Evangelische Schulen, Jüdische Ober-schule, leider keine

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Präsentation zum Wettbewerb

„Trialog der Kulturen“

der Herbert Quandt-Stiftung

zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

H E R B E R T Q U A N D T - S T I F T U N G

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1„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Inhaltsverzeichnis

1 Musical „Glaub doch, was du willst“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

2 Kinder führen durch drei Religionen 2 .1 Eine Zeitreise durch die Marienkirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Schule und Kirche erfolgreich zusammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Beliebte Führungen bei Groß und Klein –

Lange Nacht der Museen, Berliner Märchentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Kinderkirchenführer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Heimspiel, aber Bewähren für den Wettbewerb –

Vertreter aus anderen Religionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2 .2 Sehitlik-Moschee am Columbiadamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Zum ersten Mal in der Moschee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Auswärts – Kinder führen selbst durch sieben Stationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2 .3 Centrum Judaicum in der Oranienburger Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Vorbereitungen: Führung und Stadtteilerkundung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Kritische Ohren und Blicke –

Kinder führen selbst in historischen Kostümen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

3 Projektwoche3 .1 Ein Kalender für drei Religionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3 .2 Christentum: Auf dem Kreuzweg – zwei Gottesdienste für die Schule

Eine Ausstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

3 .3 Judentum: Pessachfest – „Wenn dich morgen dein Kind fragt …“ . . . . . . . . . . 17

3 .4 Islam: Pilgerreise nach Mekka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

3 .5 Podiumsgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

4 Rückblicke – Feed backs 4 .1 Sehitlik-Moshee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

4 .2 Centrum Judaicum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

5 Anhang5 .1 Texte der Synagogenführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

5 .2 Texte der Moscheeführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

5 .3 Ablauf: Gottesdienst zum Kreuzweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

5 .4 Fragen zum Podiumsgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

5 .5 Artikel zum Wettbewerb INVESTMENT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

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2„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

1 Musical „Glaub doch, was du willst“

Der Kurs Musical besteht seit drei Jahren . Die Kurskinder

dieses Schuljahres entwickelten Themen und Texte zu einem

eigenen Stück unter dem großen Titel: „Aufwachsen in den

drei Religionen“ . Dadurch, dass die Schüler sich während des

gesamten Schuljahres mit den drei Religionen Judentum, Chris-

tentum und Islam auseinandersetzten, wurden anfängliche

Fragen und Vorurteile gegenüber fremden Religionen geklärt

oder aufgefangen . Trotzdem wurden Vorurteile bewusst in das

Stück eingebaut . Auf einer zweiten Ebene gibt es die Kurskin-

der der drei Religionen, die die Fragen im Stück beantworten

sollen . Im Laufe der Entstehung des Musicals wurden zeitweise

mehr Fragen aufgeworfen als wir anfangs angenommen hatten .

Wir haben viel zum Thema recherchiert und Experten befragt .

Die Projektwoche zu den drei Religionen brachte dann noch

mal eine entscheidende Wende, da viel neues Wissen hinzu-

kam und die Schülerinnen die gewonnenen Erkenntnisse stolz

einbrachten . Eine Herausforderung waren die Teilnahme der 40

Kinder aus den drei Wahlpflichtkursen: Musical, Kirchenführer

und Schülerband, die alle aktiv in das Stück eingebunden wa-

ren . Die kleinen Musikstücke wurden von unseren Gästen der

Franz-Schubert-Schule unterstützt .

Das Musical erzählt von der Schulsuche eines jüdischen Mäd-

chens, die anders als ihre Eltern es vorgesehen haben, mit ihrer

Freundin zusammen in eine staatliche Schule gehen möchte . In

der neuen Schule gibt es eine bunte Mischung von Schülerin-

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3„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

nen unterschiedlicher Herkunft und Tradition, die „die Neue“

jedoch nicht akzeptieren wollen . So beginnt unter den Kindern

und Eltern die Auseinandersetzung mit ihren Kulturen, Traditio-

nen und Religionen . Sie entdecken viel Gemeinsames und stel-

len den Menschen mit seinen guten Eigenschaften und Freund-

schaft über alles Trennende . Weil sie sich nun gegenseitig

neugierig gemacht haben auf Traditionen durch Einladungen

zum Essen, zur Konfirmation oder das Reden über die Hochzeit

ihrer Cousine in Anatolien beschließen sie, sich gegenseitig

ihre Religion im Religionsunterricht vorzustellen . Da muss sich

jeder erst mal selbst mit sich auseinandersetzen .

Dieses spannende Thema ist innerhalb des „Trialoges der Kul-

turen“ in unserer Schule durch das Projekt: Führen durch drei

Religionen bereits erfolgreich begonnen worden und wird im

nächsten Schuljahr weitergeführt und ausgebaut . (siehe 2 .)

Szenen zum Musical: „Glaub doch, was du willst“

1 . Schulsuche in Berlin, Evangelische Schulen, Jüdische Ober-

schule, leider keine islamische Oberschule

2 . Im Klassenraum, Ablehnung der Neuen, Kulturensong

3 . Bei Leila zu Hause, Arbeiten für Jungen und Mädchen,

Waschmaschinensong

4 . Essen in den drei Religionen

5 . Elternabend über Spendenaktion für Haiti, Informationen

über Spendenverhalten in den drei Religionen

6 . Konfirmation, Bar mizwa, Muslim werden

7 . Hochzeitsrituale

8 . Ruf zum Gebet in den Religionen

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4„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

2 Kinder führen durch drei Religionen

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5„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Schule und Kirche erfolgreich zusammen

Seit fünf Jahren werden Schüler und Schülerinnen zu Kirchen-

führern ausgebildet . Dieses Projekt wurde von dem Pfarrer

der Gemeinde, Herr Hohberg und der Religionspädagogin der

Schule, Frau Wittenberg-Tschirch entwickelt und begleitet . Ge-

meinsam mit der Kirchenpädagogin, Frau Dr . Grünewald bilden

sie jedes Jahr neue Kinder dafür aus . Der Kurs erfreut sich gro-

ßer Beliebtheit gerade bei den Jungen . Sie sind in diesem Alter

sehr motiviert, sich öffentlich zu präsentieren und ohne Scheu

selbstsicher ihr Wissen zu zeigen . Der Kurs findet wöchentlich

mit zwei Stunden statt und bezieht sehr viele außer schulische

Lernorte mit ein . Die Führungen in historischen Kostümen

durch die Schulkinder sind ein festes Angebot für die Besu-

cher . Über Voranmeldung kann man jederzeit eine Führung für

Schulklassen, Familien und Erwachsenen gruppen buchen .

Beliebte Führungen bei Groß und Klein – Lange Nacht der Museen und Berliner Märchentage

Zu besonderen Anlässen haben Besucher immer wieder die

Gelegenheit, die Kinder auf der Zeitreise durch die Marien-

kirche zu begleiten . Bei der Langen Nacht der Museen gehö-

ren sie seit drei Jahren zum festen Angebot . Aber auch beim

Stadtkirchenfest 2008 und 2009 konnte man sie erleben . Der

jetzige Kurs präsentierte sich gleich nach den ersten Schulwo-

chen mit den Schöpfungsgeschichten aus der Bibel und den

dazu gehörigen Kunstwerken der Marienkirche bei den Berliner

Märchentagen im November 2009 . In diesem Jahr präsentieren

sie sich bei dem „Fest der Völker“ und zur „Langen Nacht der

Museen“ am 28 . August .

2.1 Eine Zeitreise durch die Marienkirche

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6„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Kinderkirchenführer

Aus dieser intensiven Arbeit mit den Kindern ist ein Buch, ein

Kinderkirchenführer entstanden . Der Kirchenführer steht bei-

spielhaft für viele Kirchen . Er lädt ein zum Entdecken, Staunen,

Rätseln und Geschichten lesen, ein Buch für Kinder von 9–99

und ein Stück Stadtgeschichte . Es ist in der Marienkirche und

in der Evangelischen Schule Berlin-Mitte erhältlich .

Über Eltern unserer Schule, die der Jüdischen Gemeinde

angehören, entdeckte Rabbinerin Ederberg diesen Kirchen-

führer . Ihre Begeisterung darüber ließ in ihr die Idee reifen,

ein ähnliches Werk für das Centrum Judaicum zu entwickeln .

Da rüber gab es bereits konstruktive Gespräche mit Pfarrer

Hohberg, Frau Wittenberg-Tschirch und dem Leiter des Cent-

rum Judaicums, Herrn Dr . Simon .

Heimspiel, aber Bewähren für den Wettbewerb – Vertreter aus anderen Religionen

Die Kurskinder der Evangelischen Schule Berlin-Mitte gaben

den Auftakt zu den Präsentationen der Wettbewerbsergebnis-

se des „Trialoges der Kulturen“ am Mittwoch, dem 14 . April

in der Berliner Marienkirche . Eltern, Schülern, Gästen aus

verschiedenen Religionen und Stadt besucher präsentierten sie

stolz ihre Kirche .

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7„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Durch sieben Zeitepochen führten die Schüler und

Schülerinnen des 4 .–6 . Jahrganges die Besucher durch die

Marienkirche . In histo ri schen Kostümen waren sie sofort

erkennbar und wurden angesprochen . Selbstbewusst luden

die Kinder die Besucher zum Hören, Mitmachen und Fragen

ein . So, wie sie selbst gern durch Kirchen oder Museen geführt

werden wollen, taten sie es . Die Zeit reise führte uns von Jesus,

mit dem die Kirchengeschichte begann, bis in die heutige

Zeit, in der Menschen einander stärken und stützen, was an

den Projekten der Gemeinde St . Petri – St . Marien erkennbar

ist . Anschaulich erzählten die Kinder im Mittelalter von der

Baugeschichte der Kirche und bauten aus ihren Zuhörern ein

Gewölbe mit Schlussstein . Auch beim Totentanz wurden die

Besucher in ein Gespräch über Tod mit einbezogen . Als Martin

Luther beeindruckten sie die Zuschauer mit ihrem Wissen über

Ablasshandel, Abendmahl und Bibelübersetzung und ließen

sie selbst Akteure sein . Die Barockzeit zeigt sich deutlich in

Kanzel, Turm und Altar . Die Zeit der Gegen reformation und

ihre Ausformungen in katholischen und evangelischen Kirchen

ließen sich die Besucher gern erklären . Ein Zeitsprung in die

60 er Jahre und die Zeit des Mauerbaues veranschaulichte den

Besuchern die Trennung des Deutschen Staates . Kaum einer

wusste, dass Martin Luther King den Deutschen Mut zusprach

hier in der Berliner Marienkirche .

Ergebnisse auf der Präsentations-DVD

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8„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Zum ersten Mal in der Moschee

Im Religionsunterricht unserer Schule wird, bedingt durch die

Jahrgangsmischung 1–3 und 4–6 nach einem 3-Jahres-Curricu-

lum unterrichtet . Jedes Schuljahr wird für mindestens 10 Unter-

richtswochen eine der drei Weltreligionen in den Mittelpunkt

gestellt . In diesem Schuljahr beschäftigten sich die Kinder

intensiv mit dem Islam . Dies diente den zukünftigen Moschee-

führern zur umfassenden Vorbereitung ihrer speziellen Füh-

rung . In der Projektwoche zum „Trialog der Kulturen“ begaben

sich die Kinder zur Sehitlik-Moschee am Columbiadamm, um

erstmalig dieses Haus und eine Führung darin zu erleben .

Zusammen mit Frau Linnea Keilonat hatte die Religionslehrerin,

Frau Wittenberg-Tschirch vorher sieben Stationen zusammen-

gestellt, durch die die Kinder dann auch selbst führen sollten .

Frau Keilonat führte die Kinder einfühlsam und anschaulich

durch ihre Religion . Das beeindruckte die Kinder und ermutigte

sie, es ebenso zu versuchen . In der Projektwoche und in den

Kursstunden erarbeiteten sich die Kinder die Inhalte zu den

Stationen, formulierten eigenständig die Texte und übten die

Präsentation . Sie überlegten sich Kostüme und Aktionen, die

sie mit den Besuchern in Kontakt bringen konnten .

2.2 Sehitlik-Moschee am Columbiadamm

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9„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Auswärts – Kinder führen selbst durch sieben Stationen

An drei Terminen (26 . Mai, 2 . und 9 . Juni) führten sie alle

Schüler und Eltern unserer Schule, Klassen der Oberstufe aus

der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, muslimische Schü-

lergruppen, Jugendliche im Sozialen Jahr der Diakonie, Gäste

aus verschiedenen Religionen …) durch die Moschee . Schon

die Vorbereitungen dazu waren aufregend . Im Gebetsraum der

Frauen durften sich die Kinder umziehen . Jeder Turban wurde

aufwendig gewickelt und es galt still zu halten beim Anlegen

der Kopfbedeckungen für die Mädchen . All das war fremd, aber

mit der Zeit fühlten sich unsere Schüler und Schülerinnen in

ihrer „neuen Haut“ sehr wohl . Weil sie sich alles selbst erarbei-

tet hatten, es darboten mit Achtung und Respekt, verinner-

lichten sie das, was Muslimen wichtig ist . Weil sie es für eine

Zeit selbst verkörperten, wurde es für sie wertvoll und wird

es immer bleiben . In sieben Stationen konnten die Besucher

Wichtiges aus dem Glaubensleben der Muslime erfahren:

1 . Waschung vor dem Gebet/Kunst des Schuhe Ausziehens

2 . Das Gebet

3 . Die Gebetsnische und die Pilgerreise nach Mekka

4 . Kanzel und Kursi

5 . Die Baugeschichte

6 . Kalligraphie

7 . Der Ruf des Muezzins

Die Besucher waren beeindruckt, begeistert, gerührt . Von der

Gemeinde werden wir weiter zu Führungen eingeladen und

freuen uns auf ein weiterführendes Projekt .

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10„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße wurde nach

ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und ihrem Verfall

während der Zeit der DDR von der Stiftung Centrum Judaicum

wieder als Museum aufgebaut . Die Jüdische Gemeinde trifft

sich zu Gottesdiensten und Gebeten im kleinen Synagogen-

raum des Centrum Judaicums . Über jüdische Familien, deren

Kinder in unsere Schule gehen, konnten wir den Kontakt zur

Rabbinerin herstellen . Sie lud unsere Religions pädagogin zum

sonntäglichen jüdischen Religionsunterricht der Kinder in die

Gemeinderäume ein . Dort lernte sie die Museumspädagogin

Esther Kontarsky kennen, die sich schnell für das Projekt be-

geisterte und ihre Mitarbeit anbot .

Vorbereitungen – Führung und Stadtteilerkundung

Zu Beginn der Projektwoche zum Trialog der Kulturen erlebten

die Kinder eine Führung durch das Museum des Centrum Ju-

daicums durch Esther Kontarsky . Vorab wurde gemeinsam mit

der Religionslehrerin ein Konzept zu sieben Stationen erarbei-

tet . Frau Kontarsky war beeindruckt von den Erfahrungen der

Schüler, ihr Interesse und ihre Wissbegierde . Nach mehrfachen

persönlichen Gesprächen mit dem Leiter der Stiftung, Herrn

Dr . Simon konnte auch er von der Idee, dass Kinder durch sein

Museum führen, angesteckt werden . In der Projektwoche und

in den Kursstunden erarbeiteten sich die Schüler und Schüle-

2.3 Centrum Judaicum in der Oranienburger Straße

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11„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

rinnen auch hier selbstständig die Inhalte zu sieben Stationen,

schrieben Texte und übten sie zu präsentieren .

Zur weiteren Vorbereitung erkundeten die Kinder den

Stadtteil ihrer Schule, denn genau dort blühte vor dem Zwei-

ten Weltkrieg das jüdische Leben . Sie standen u .a . am Platz

der Alten Synagoge, fanden den Ort des Geburtshauses der

ersten Rabbinerin und die Gedenktafel an ihrem Wohnhaus in

der Krausnickstraße . Sie hörten von Sammellagern, Deporta-

tion, sahen Stolpersteine, Denkmale, die Jüdische Schule, das

Haus AHAWAH und vieles mehr . Alle Klassen 4 – 6 nutzten den

Besuch der Ausstellung „Kosher & Co“ im Jüdischen Museum

zur umfassenden Auseinandersetzung mit dem Thema: Essen

in den drei Religionen .

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12„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Kritische Ohren und Blicke – Kinder führen selbst in historischen Kostümen

Da diese Führungen während der normalen Besucherzeit

erfolgten, konnten nur drei Stationen gleichzeitig angeboten

werden . Die Ruhe im Museum sollte nicht erheblich beein-

trächtigt werden . Halbstündig wechselten dann jeweils die

Kindergruppen, so dass insgesamt sechs Themen zu hören

und sehen waren .

1 . Bauweise und Architektur

2 . Wilhelm Krützfeld

3 . AHAWAH-Kinderheim

4 . Erste Rabbinerin der Welt

5 . Gegner der Synagoge

6 . Ruine und Wiederaufbau

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13„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Der Kalender stellt die unterschiedlichen Zeitrechnungen, Mo-

nats- und Jahresgliederungen von Judentum, Christentum und

Islam nebeneinander dar und illustriert deren religiöse Feste

im Jahresverlauf .

Die Schülerinnen und Schüler, die sich die Gruppe „Kalen-

der“ gewählt hatten, begannen die Projektwoche mit einem

Museumsbesuch im Neuen Museum . Dort besuchten sie die

Ausstellung zur Geschichte des Kalenders von den frühen

Hochkulturen an . Die Ausstellung zeigt u .a . den „Goldenen

Hut“ als frühen kunsthandwerklich gestalteten Kultgegen-

stand zur Umrechnung von Sonnenkalender und Mond-

kalender . Die Kinder erarbeiteten sich dann die Grundlagen

des jüdischen und des islamischen Kalenders als Mondkalen-

der und ver glichen diese mit unserem christlichen gregoriani-

schen Kalender .

3 Projektwoche vom 22. 4. – 26. 4. 2010

3.1 Ein Kalender für drei Religionen

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14„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Nach diesem theoretischen Teil begann die kreative und

handwerkliche Phase . Diese beinhaltete die Gestaltung und

Anfertigung des dreiteiligen Kalenders . Die ausgewählten

Entwürfe zu den Religionssymbolen wurden von den Kindern

in Mosaiktechnik auf runden Holzscheiben umgesetzt . In den

Projektgruppen Feste im Judentum und Feste im Islam entstan-

den Bilder zu den Festen der drei Religionen, für die die Kinder

ebenfalls aus Mosaiksteinen Rahmen anfertigten, in denen die

Festbilder aufgehängt werden können .

Während eine Gruppe die Kalendarien für die drei Kalen-

derteile herstellte und dabei die hebräischen und arabischen

Namen der Wochentage und Monate schrieben, hat eine

weitere Arbeitsgruppe die einzelnen Mosaike und Rahmen auf

Holztafeln montiert .

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15„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Zielsetzung war es, den überwiegend evangelischen Kindern

der ESBM einen Einblick in die katholische Tradition des

Kreuzwegbetens und -prozessionierens zu geben . Zunächst

trafen die 16 Kinder der Projektgruppe in der katholischen

Herz-Jesu-Kirche die Gemeindereferentin, die ihnen sowohl

die 14 Kreuzwegstationen zeigte als auch über die Kreuzweg-

traditionen in der Herz-Jesu-Gemeinde und ihres ländlichen

Herkunftsortes berichtete . Anschließend fertigte jedes Kind

über eines der Kreuzwegbilder eine genaue Beschreibung

sowie eine Skizze an .

Auf dieser Grundlage und weiteren Gesprächen über die

Bedeutung und Begehung des Kreuzweges und anderen Bild-

beispielen stellten die Kinder in Zweiergruppen acht eigene

Kreuzwegstationen her: Sie malten und collagierten große

Kreuzwegbilder, wählten dazu passende Texte aus, in denen

die Leidenssituation von Kindern aus aller Welt beschrieben

wurde, und ordneten ihren Stationen gleichfalls dazu passen-

de, symbolische Gegenstände zu .

3.2 Christentum: Auf dem Kreuzweg –

ein Gottesdienst für die Schule und eine Ausstellung

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16„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Mit diesem Material wurde ein Schulgottesdienst für den

12 . April erarbeitet . Zu diesem Gottesdienst liefen alle Klas-

sen die Kreuzwegstationen im Schulhaus treppaufwärts ab .

Die Kinder der Projektgruppe stellten dabei in unterschied-

lichen Präsentationsformen (Bericht, Vortrag, Interview) ihre

jeweilige Station vor .

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17„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Die Seeotter, eine Integrationsklasse der Jahrgänge 1 bis 3,

haben in der Projektwoche zum Thema Judentum gearbei-

tet . Vorbereitet wurde das Projekt von den Lehrerinnen, den

Erzieherinnen und den Eltern der zwei jüdischen Kinder der

Lerngruppe . Schwerpunkt der Woche war die gemeinsame

Vorbereitung und Durchführung des Pessach-Festes .

Als Einstimmung diente ein mit Bildern unterlegter Vortrag

zweier Väter über den Staat Israel . Die Kinder lernten wichtige

Orte kennen und erfuhren, dass die drei Kulturen Judentum,

Islam und Christentum dort dicht nebeneinander existieren .

Intensiv setzten sich die Kinder mit der Exodus-Haggadah,

dem Auszug der Juden aus Ägypten, auseinander . Passend zur

Geschichte entstanden Bilder, die 10 Plagen wurden nach-

gestellt und als Fotografie festgehalten . Alle Bilder wurden

mit der Geschichte zu einem Bilderbuch zusammengefasst .

Höhepunkt der Woche war das Vorbereiten und Nachempfin-

den des Pessach-Festes . Die Speisen für den Seder-Teller und

das anschließende Mahl bereiteten alle gemeinsam vor . Beide

Väter führten uns durch die Feier, bei der die selbst herge-

stellte Bildergeschichte, der Auszug aus Ägypten, vorgelesen

wurde . Abschließend besuchten wir das Jüdische Museum, um

die Ausstellung zum Pessach-Fest zu besichtigen .

Die Projektwoche war für alle Beteiligten ein großer Erfolg .

Die intensive Auseinandersetzung mit einem Fest der jüdischen

Kultur wird für die Kinder und Erwachsenen in wacher Erinne-

rung bleiben .

Ablauf des Pessachfestes:

Am Donnerstag wollen wir gemeinsam die Feier des

Sederabends nachvollziehen . Beim Morgenkreis besprechen

wir, wie jüdische Familien diese Feier und das einwöchige

Pessach-Fest vorbereiten und überlegen, was wir in der Klasse

davon umsetzen möchten . Das Putzen der Wohnung und das

Entfernen von ‚Chamez‘ – Gesäuertem – ist eine besondere

Pflicht und Vorbereitung . Wir beschließen, den Klassenraum

zu reinigen und ab dem Morgenkreis kein Brot mehr zu essen .

Dann bilden wir Gruppen, um eine große Tafel herzurichten,

festlich einzudecken und um in der Schulküche die Seder-Teller

3.3 Judentum: Pessachfest –

„Wenn dich morgen dein Kind fragt …“

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18„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

zu rüsten, die eine zentrale Rolle bei der Feier des Seders

spielen werden . Zum Abschluss des Morgenkreises singen

wir nochmals das „Ma nisch‘tana“, das wir in den Tagen zuvor

gelernt und geübt haben, um es beim Fest gemeinsam auf

Hebräisch singen zu können . Der Seder beginnt, indem alle

Platz an der großen Tafel nehmen und ein erstes Glas roten

Traubensaft eingeschenkt bekommen . Im Verlauf des Festes

werden wir vier Gläser Traubensaft leeren, wie es die Pessach

Hagada vorsieht, das Gebetbuch, das die Segenssprüche,

Gebete und Texte des Sederabends beinhaltet . Einige Kinder

übernehmen es im Verlauf, Teile der Texte auf Deutsch laut zu

lesen . Zuerst wird der Segen über den Wein gesagt, gefolgt

vom Segen „Sch‘heche‘janu“, in dem Dank gesagt wird für das

Erreichen dieser Zeit . Daraufhin trinken wir das erste Glas, zur

Seite gelehnt, weil wir nun ‚freie‘ Menschen und keine Sklaven

mehr sind .

Ein Stück ‚Karpass‘ – Bitterkraut – wird gesegnet und

an alle zum Essen verteilt . Gemeinsam singen wir das „Ma

nisch‘tana“ und fragen darin nach den vier Besonderheiten

dieses ‚Abends‘ . Wir betrachten das ungesäuerte Brot – die

Mazzen neben den Sedertellern – und lesen die Geschichte

vom Auszug der Israeliten aus Ägypten, wozu die Bilder, die die

Kinder während der Woche gemalt haben, gezeigt werden . Aus

der Hagada lesen wir dann die Texte über die vier Kinder, die

mit unterschiedlichen Fragen und Haltungen auf die Exodus-

Geschichte reagieren . Es folgt die Betrachtung der zehn Plagen,

zu denen wir Fotos an die Wand projizieren, die die Kinder

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19„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

gestaltet und in denen sie die Plagen nachgestellt haben . Ein

weiterer Becher Traubensaft wird von allen getrunken . Dann

waschen alle die Hände und sagen den Segen über das Hände-

waschen . Es folgt die Betrachtung der Sederteller .

Nacheinander werden die Mazzen, der Meerrettich, das

Charosset gesegnet, verteilt und gegessen . Ei und Lammkno-

chen auf der Sederplatte werden betrachtet und besprochen .

Das festliche Mahl schließt sich an; für die Klasse ist dies das

Mittagessen, welches wir im Klassenraum an der gedeckten Ta-

fel einnehmen dürfen . In Israel gibt es eine Tradition, gekochte

Eier zu ‚dätschen‘ und zu verspeisen; da wir in der Schulküche

zuvor Eier gekocht haben, folgen wir im Laufe des Mittages-

sens dieser Tradition .

Es gibt eine kurze Pause, während der die Erwachsenen

eine Hälfte Mazze – den Afikoman – verstecken, welchen die

Kinder anschließend suchen müssen . Der Afikoman ist rituell

der Nachtisch des festlichen Mahls; ohne ihn kann der Se-

derabend nicht abgeschlossen werden . Deshalb müssen die

Erwachsenen ihn bei den Kindern mit einem kleinen Geschenk

auslösen, sobald sie ihn gefunden haben . Der Afikoman wird

zerteilt, allen gegeben und gemeinsam gegessen . Damit be-

schließen wir die Feier .

(F. Herberger, M. Frank)

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20„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

3.4 Pilgerreise nach Mekka

Die Pilgerreise nach Mekka ist die fünfte und letzte Säule

des Islam . Alle Schüler der 4 .–6 . Jahrgangsstufe sollten diese

Reise am Freitag, dem Ende der Projektwoche machen . Die

Gruppe Pilgerreise nach Mekka hatte sich als Aufgabe gestellt,

eine solche Reise auf dem Schulhof nach zu gestalten .

Am ersten Tag erfuhren die Schülerinnen und Schüler die-

ser Gruppe von einer Muslimin, die nach Mekka gepilgert war,

sehr authen tische Beschreibungen über ihren Pilgerweg . Sie

sahen Fotos von Mekka und den verschiedenen Orten, die dort

während einer Pilger reise besucht werden müssen . Die Schü-

ler machten sich dabei Notizen und informierten sich über die

verschiedenen Stationen der Reise und deren Bedeutung . Sie

studierten die Gebetshaltung und sprachen die Gebete nach .

An den nächsten Tagen hat jeder Schüler einen Vortrag zu den

jeweiligen Stationen eingeübt, um dann am Freitag eine kleine

Gruppe Mitschüler durch Mekka führen zu können .

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21„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Nun wurde Mekka auf dem Schulhof nachgebaut . Neben den

verantwortlichen LehrerInnen haben eine Schneiderin und

zwei Künstler den Aufbau tatkräftig unterstützt . Für die große

Moschee wurden drei große Minaretttürme auf lange Folien

gemalt und aufgehängt . Die Kaaba wurde mit dem schwar-

zen Stein an der einen Seite aufgebaut . Dafür übten sich die

Schüler in der arabischen Schrift und schrieben das Gebet auf

ein Band, welches dann um die Kaaba gelegt wurde . Auf dem

Hof wurden verschiedene Orte für die Pilgerreise ausgesucht .

Es entstanden 9 Stationen, die jeder Schüler der Jahrgangs-

stufe 4–6 mit einem mitgebrachten weißen Laken, das er als

Pilgergewand anlegt hatte, absolvieren musste . Jeder Schüler

der Projektgruppe war nun ein „Pilgerführer-Experte“ und

durfte zum Zeichen, dass er schon selber einmal „gepilgert“

war einen grünen Turban tragen . So wurden die Mitschüler in

Gruppen von 4–6 Kindern und Erwachsenen (Lehrer, Erzieher,

interessierte Eltern) durch die Stationen geleitet . An jeder

Station erzählte der jeweilige Pilgerführer über die Geschichte

der Religion . Folgende Stationen gab es zu absolvieren:

1 . Reinigung

2 . Pilgergewand anlegen/Schuhe ausziehen

3 . 7 mal die Kaaba umrunden, davon 3 mal im Laufschritt

4 . den schwarzen Stein küssen oder berühren

5 . aus dem Brunnen Zem-Zem Wasser trinken

6 . 7 mal zwischen den Hügeln Safa und Marwa hin- und .

herlaufen

7 . vor dem Berg Arafat beten und Labbaika rufen

8 . Steine in der Ebene Muzdalifa suchen

9 . 7 kleine Steine auf eine Säule werfen

Am Ende musste jeder Gepilgerte eine Haarlocke abgeben .

Nachdem er dann sein Pilgergewand abgelegt hatte, wurde

ihm das Hadschi bzw . Hadscha-Abzeichen angesteckt und er/

sie konnte sich mit Minztee und Sesamkringel stärken .

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22„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Am Donnerstag, den 25 .3 .2010 versammelten sich alle Schüle-

rinnen und Schüler der 6 Gruppen der Jahrgänge 4–6 zu einem

Podiums gespräch im Anbau der Schule . Zu Gast waren jeweils

zwei Vertreterinnen bzw . Vertreter aus der Religionsgruppe Ju-

dentum, Christentum und Islam . Herr Chaim Grosser (jüdisch)

und Esther Kontarsky (jüdisch), Frau Linnea Keilonat (musli-

misch) und Frau Altunkaynak (muslimisch) und Frau Christina

Bammel (evangelisch) und Frau Mary Stillfried (katholisch)

stellten sich den Fragen der durch die Diskussion führenden

Susanne Wittenberg-Tschirch und denen der Kinder . Die Gäste

berichteten und antworteten u .a . auf die Frage: An welches

Kindheitsereignis können sie sich erinnern, was sie in ihrem

Glauben geprägt hat? Oder Können sie uns einen Witz erzählen,

der in ihrer Religion typisch ist?

Am Ende sangen jeweils die Gäste jeder Religionsgruppe

ein Segenslied bzw . Segensgebet für die Schülerinnen und

Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und anwesenden Eltern . Es

war eine sehr gelungene und berührende Veranstaltung für alle

Beteiligten .

3.5 Podiumsgespräch

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23„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Moscheenführung

Die MoscheeführerInnen der Evangelischen

Grundschule Berlin Mitte an der Sehitlik-Moschee

am Columbiadamm in Berlin

Erstmals in der Geschichte der Sehitlik-Moschee

wurden interessierte und neugierige Besucher-

gruppen Zeugen einer von Kindern geführten

Moscheetour . Die SchülerInnen der evangelischen

Grundschule Berlin Mitte führten die Besucher

durch den Vorhof, die Waschräume und den

großen Gebetssaal . Für die Gemeinde war es ein

besonderes Ereignis, denn binnen kurzer Zeit

verwandelten die Kinder mit ihren Kostümen

das Gelände samt Gebäude in ein orientalisches

Szenario . Jungen mit Pluderhosen und grünen

Turbanen, Mädchen mit Gebetskappen und

traditioneller Kleidung, Mini-Imame mit Echtheits-

wirkung lockten nicht nur Besucher sondern auch

die Gemeindemitglieder an . Was mich persönlich,

als Moscheeführerin, besonders berührt hatte,

war das aufrichtige Bemühen der Schüler, den

Zuhörern die gelernten Inhalte verständlich und

so authentisch wie möglich zu vermitteln . Sie

drückten sich deutlich und für ihr Alter sehr wort-

gewandt aus . Unsere Gemeinde legt auch sonst

sehr großen Wert auf die sprachliche wie auch

inhaltliche Verständlichkeit der Ausführungen zu

Geschichte, Architektur und Leben der Muslime in

Deutschland .

Sogar den Gebetsruf und andere arabische Be-

grifflichkeiten flochten die Schüler, mal rezitiert

oder auch im Chor gesprochen, ohne große

Probleme in ihren etwa 10 minütigen Vortrag ein .

An der Station, in der das Gebet erklärt wurde,

forderten die „Imame“ sogar die Zuhörer dazu

auf die Gebetsbewegungen mit zu machen, um

einmal zu fühlen, was man ansonsten nur von

außen betrachtet .

In der Gemeinde hat das Projekt sehr großen

Anklang gefunden . Es wurde gefilmt und Fotos

wurden geschossen, die bald auf der offiziellen

Internetseite der Şehitlik-Moschee zu finden sein

werden .

Ein gelungenes Projekt das mir sehr viel Freude

bereitet hat, sowohl in der Vorbereitung mit Frau

Wittenberg-Tschirch und den Kindern, als auch

während der Durchführung . Für mich war es ein

ganz spannendes Gefühl selbst Besucher zu sein

und einmal den Worten der ErzählerInnen zu

lauschen und mich von ihren Geschichten und

Erklärungen bezaubern zu lassen .

Die DITIB, die Gemeinde der Sehitlik-Moschee

und die MoscheeführerInnen bedanken sich für

dieses schöne, gelungene und wichtige Projekt

und die Zusammenarbeit .

Wir wünschen der Evangelischen Schule Berlin-

Mitte viel Erfolg in ihren weiteren Vorhaben

Brückenbauer zwischen Angehörigen der ver-

schiedenen Religionen zu sein und begrüßen

die Zusammenarbeit und den freundschaftlichen

Kontakt jetzt und in Zukunft sehr .

Mit freundschaftlichen Grüßen,

Linnéa Keilonat

4 Rückblick – Feed back

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24„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

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25„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Baugeschichte und Architektur

Die Neue Synagoge ist sehr auffallend und her-

ausragend . Wenn ihr an die Außenansicht denkt,

was fällt euch dort auf?

Kuppel, Verzierungen, Davidstern, Gold, Türme,

verschiedene Stein farben...

Kennt ihr ein Gebäude in Berlin, das so ähnlich

aussieht? Oder eher in einem anderen Land?

Der Architekt Eduard Knoblauch hat ein besonde-

res, schönes, gut sichtbares, Neugier weckendes

Bauwerk für die Neue Synagoge entworfen . Der

orientalische Baustil entsprach damals dem

modernen Zeitgeschmack . Und das wollte man

gerade deutlich machen, eine moderne Synago-

ge, etwas Neues auch innerhalb der jüdischen

Tradition . Diesen maurischen Baustil verwendete

man damals nur für Kaffeehäuser, Palmenhäuser,

für einen Zirkus, Villen oder Zoogebäude . Deshalb

wurde diese Synagoge auch von vielen Juden kri-

tisiert als über triebener Protzbau, in dem Unter-

haltung statt ehrlicher Gottesdienst stattfindet .

8 Jahre dauerte der Bau der Neuen Synagoge

und 1866 wurde sie feierlich eingeweiht . Damals

sah sie so aus, wie ihr hier an dem Modell sehen

könnt .

Zeigt doch mal am Modell, wo wir gerade stehen!

Beschreibt diesen Raum genauer?

Was fällt auf?

12-Eck, Eingangrichtung verschoben, Gebäude

nicht gerade

Welchen Grund könnte Verschiebung haben? Was

erinnert im Judentum an Zahl 12?

Die 12 Stämme Israels

Beschreibt den Innenraum der Synagoge! Was

kommt euch bekannt vor und woher?

ähnlich Kirche, Bankreihen, Empore, wie Kirchen-

schiff, wie Altarraum halbrund

Männer saßen unten, Frauen auf den Emporen .

Vorne seht ihr den Thoraschrein mit den Thorarol-

len . Davor steht die Bima, das Lesepult, auf dem

dir großen Thorarollen ausgerollt werden . Ein Bal-

dachin unterstreicht als Vorbau zum Thoraschrein

die Herrlichkeit des Wortes Gottes . Die Orgel und

der Chor waren nicht sichtbar . In der Synagoge

fanden 3200 Besucher Platz . Das war auch nötig,

denn damals lebten 28000 Juden in Berlin . Die

Zahl stieg im Laufe der folgenden Jahre bis auf

160000 Gemeindeglieder in Berlin an . Wisst ihr

noch, was über dem Eingangsportal angebracht ist?

„Tuet auf die Pforten, dass einziehe das gerechte

Volk, das bewahrt die Treue“

in hebräischen Worten natürlich

Besonders beeindruckend war das Be-

leuchtungssystem in der Synagoge . Die Fenster

bestanden alle aus bunten geschliffenen dop-

pelten Glasscheiben . In den Doppelfenstern war

eine Gasbeleuchtung angebracht . Die Flammen

spiegelten sich und leuchteten . Außerdem war

ein neues System für die Frischluftzufuhr in den

Fensterrahmen angebracht worden .

Doch so sieht diese Synagoge nicht mehr

aus . Im Zweiten Weltkrieg wurde sie durch eine

Bombe zerstört und sehr viel später nicht mehr

als Synagoge aufgebaut . Heute ist sie ein Muse-

um, das euch die Geschichten jener Zeit erzählen

kann . Für die Jüdische Gemeinde heute gibt es in

den oberen Etagen einen kleinen Synagogenraum,

eine Mikwe (Reinigungsraum) Unterrichtsräume,

Konzert – und Seminarräume für vielfältige Veran-

staltungen .

5 Anhang

5.1 Texte der Synagogenführung

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26„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Rabbiner Abraham Geiger (1810 –1874)

Bevor Abraham Geiger nach Berlin kam, war er

Rabbiner in Wiesbaden, Breslau und Frankfurt

am Main . 1870 hielt er hier in der Synagoge seine

Antrittspredigt . Die Wissenschaft des Judentums

lag ihm am Herzen . Schon in Frankfurt hatte er

versucht eine Fakultät/ein Studium für jüdische

Theologie zu errichten, doch vergeblich . Hier

nun in Berlin gründete er die Hochschule für die

Wissenschaft des Judentums, die 1872 eröffnete .

Als Lehrer dieser Schule lag ihm an der Erneue-

rung des Judentums, der modernen Forschung

und an der Gleichberechtigung für die Frauen im

Judentum . Seine Ansichten riefen bei den streng

gläubigen (orthodoxen) Juden erbitterten Wider-

stand hervor . So wurde ein Jahr später (1873) ein

Rabbiner-Seminar für das orthodoxe Judentum

in Berlin von Esriel Hildesheimer errichtet, den

sie dort drüben kennen lernen dürfen . Als Wis-

senschaftler gab er die „Jüdische Zeitschrift für

jüdische Theologie“ heraus und veröffentlichte

zahlreiche Schriften seiner Forschung . Er starb

nach nur vier Jahren seiner Berliner Tätigkeit im

Alter von 63 Jahren . Er war Wegbereiter dafür,

dass 50 Jahre später auch eine Frau an seiner

Hochschule studieren durfte, Regina Jonas .

Erste Rabbinerin der Welt – Regina Jonas (1902–1944)

Regina Jonas wurde hier in Berlin in der Nähe des

Hackeschen Marktes geboren und besuchte die

Jüdische Mädchenschule . Regina war erst 12 Jahre

alt, als ihr Vater starb . In der Schule fiel Regina

durch ihren Eifer besonders in den Fächern Hebrä-

isch, Jüdische Religion und Geschichte auf . Schon

damals erzählte sie von ihrem Wunsch, Rabbi-

nerin werden zu wollen . Regina Jonas hätte gern

am orthodoxen Rabbiner-Seminar studiert . Doch

dies war nur den Männern erlaubt . So bewarb sie

sich an der Hochschule für die Jüdische Wissen-

schaft, dessen Begründer seiner Zeit Abraham

Geiger war . Regina durfte dort zwar studieren und

jüdische Religionslehrerin werden, aber eine Frau

als Rabbinerin konnte sich niemand vorstellen .

1930 beendete sie ihr Studium mit einer schriftli-

chen Abschlussarbeit . Auf 88 Seiten schreibt sie

über das Thema: „Kann die Frau das rabbinische

Amt bekleiden?“ Diese Arbeit befindet sich hier

im Archiv des Berliner „Centrum Judaicums“ .

Ihr Anliegen war es zu beweisen, dass sich die

Gleichberechtigung der Frau aus den jüdischen

Religionsgesetzen selbst ableiten ließ . Noch fünf

Jahre dauerte es, dass sie zur ersten Rabbinerin

der Welt ordiniert wurde .

Trotz vieler Gegner gab es auch viele Freunde,

Unterstützer und Fürsprecher wie Dr . Leo Baeck

und Max Dienemann, der sie schließlich zur

Rabbinerin segnete . Hier in der „neuen Synagoge“

sollte Regina Jonas mit ihrem tiefen Wissen und

ihrer rednerischen Begabung predigen . Hier se-

hen sie ein Plakat von 1938, dass Regina Jonas als

Predigerin ankündigt . Regina Jonas ist Seelsorge-

rin im Jüdischen Krankenhaus und Lehrerin an der

Mädchenschule . Sie lebte in der Zeit des Natio-

nalsozialismus unter Hitler . Sie musste erleben,

dass viele ihrer Kollegen und Gemeindemitglieder

von den SA-Leuten abgeholt wurden . Deshalb

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27„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

musste sie auch in anderen Städten predigen

und den Menschen als Stärkung zur Seite stehen .

1942 wird auch sie zusammen mit ihrer Mutter

in das KZ Theresienstadt verschleppt . Zwei Jahre

lebt sie dort noch . Doch sie gibt den Menschen

Kraft, Mut und Hoffnung durch ihre Predigten und

ihr Gottvertrauen . Am 12 . Oktober 1944 wurden

sie weiter nach Auschwitz verschleppt und dort

am Tag ihrer Ankunft ermordet .

Eine Tafel an ihrem Wohnhaus in der Kraus-

nickstraße 6 erinnert an die unerschütterliche,

lebenslustige, kluge erste Rabbinerin der Welt .

Ruine und Wiederaufbau

In der Nacht vom 9 . zum 10 . November 1938

zündeten die Nazis die Synagoge an . Dank der

Courage, des Mutes und der Entschlossenheit des

Reviervorstehers Wilhelm Krützfeld konnte die

Synagoge gerettet werden, indem er die Feuer-

wehr holte . Er konnte jedoch nicht verhindern,

dass dieses Gotteshaus knapp ein Jahr später von

Hitlers Leuten geschlossen und beschlagnahmt

wurde . Am 14 . September 1939 feierte die Ge-

meinde den letzten Gottesdienst . Danach wurde

die Synagoge von der Wehrmacht als Lagerhaus

und Luftschutzbunker missbraucht . Rituelle

Gegenstände wie Thorarollen und die Decken, mit

denen sie eingehüllt waren, konnten noch geret-

tet werden . Man versteckte sie an anderen Orten .

1943 wurde Berlin von englischen Bombern

aus der Luft angegriffen . Dabei wurde die Syn-

agoge schwer beschädigt . Nach dem Ende des

Zweiten Weltkrieges 1945 lebten nur noch wenige

Juden in Berlin . Von einst 160 000 Juden gelang

rund 90 000 Juden die Auswanderung in andere

Länder . 55 000 Juden aus Berlin ließ Hitler nach

Theresienstadt und Auschwitz abtransportieren

und ermorden . Die kleine jüdische Gemeinde

konnte nicht das Geld und die Kraft aufbringen,

eine so große Synagoge wieder aufzubauen . So

wurde die unbeschädigte Synagoge in der Ryke-

straße genutzt . Die jüdische Gemeinde im Ostteil

der Stadt fand keine Unterstützung durch den

sozialistischen Staat, der sich 1949 gründete .

Die Deutsche Demokratische Republik hatte

kein Interesse daran, das religiöse Leben zu

fördern, im Gegenteil . Der Haupteingang der

Synagoge wurde 1958 von der DDR gesprengt, an-

geblich wegen Einsturzgefahr . Leider wurde über

die Sprengung nichts dokumentiert . So blieb die

Synagoge über viele Jahre als Ruine in der Stadt

stehen, die durch die Witterung dem weiteren

Zerfall ausgeliefert war .

Die jüdische Gemeinde bekam ihr Eigen-

tum nach dem Krieg nicht wieder . Die jüdische

Schule in der Großen Hamburger Straße blieb

in der Hand des DDR-Staates, der darin eine

Berufsschule betrieb . Erst mit der Wende im Jahre

1989 sollte das Unrecht, das 45 Jahre währte,

beendet werden .

Schon lange reifte die Idee, an Stelle der Sy-

nagoge ein jüdisches Museum als Mahnmal und

Erinnerung zu errichten . Am 9 . November 1988

begann man mit dem Wiederaufbau des vorderen

Teiles der Synagoge . Da sie zukünftig als Museum

und nicht mehr als Gotteshaus genutzt werden

sollte, verzichtete man auf den Wiederaufbau des

mächtigen Hauptraumes . Den Fassadenabschluss

schützte man mit einem Glasvorbau . Damit

besteht für zukünftige Generationen die Möglich-

keit, irgendwann die Synagoge wieder vollständig

aufzubauen . Der Platz dafür blieb frei . Dies kön-

nen sie geradezu gut sehen . Die sieben Säulen

verweisen auf den Platz des Thoraschreines und

den siebenarmigen Leuchter . Die Synagoge wurde

aus altem und neu ersetztem Material wieder

aufgebaut . Der Verlust sollte erkennbar bleiben

und Steine können Geschichten erzählen . Die

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28„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

völlig zerstörte Kuppel wurde gemäß der alten

nachgebaut .

Am 19 . Oktober 1989 machten zwei Bauar-

beiter einen sensationellen Fund . Der verloren

geglaubte Ner Tamid (ewiges Licht) tauchte aus

dem Beton der Trümmerschutzdecke auf, die die

Nazis 1943 bauten . Es erinnert ein wenig an die

Chanukka-Geschichte . Damals fand man im zer-

störten Tempel nur Öl, das Licht für einen Tag gab .

Doch wie ein Wunder leuchtete es acht Tage lang .

Einen entscheidenden Anteil am Aufbau

dieses Centrum Judaicums hat Herr Dr . Simon,

der uns auch diese Führung hier ermöglicht hat .

Am 7 . Mai 1995 bei der feierlichen Eröffnung der

neuen Synagoge sprach er in bewegten Worten:

„Wir sind überwältigt und glücklich, dass hier und

heute mehr Menschen versammelt sind als in der

Neuen Synagoge jemals Platz gefunden haben .

Hierher kamen Tausende Berliner Juden, um

gemeinsam zu Gott zu beten, unter ihnen auch

meine Großmutter, die wenige Meter von hier im

Sammellager Große Hamburger Straße umge-

kommen ist . Wir dürfen bei der Freude über das

Geschaffene niemals die tragische Vergangenheit

dieser Synagoge vergessen .“

Wilhelm Krützfeld (1880–1953) – Polizist rettet Synagoge 1938

Ich möchte euch etwas über den Polizeioberleut-

nant Wilhelm Krützfeld erzählen . Er lebte auch in

der Zeit, als Hitler in Deutschland an der Macht

war . Hitler wollte die halbe Welt erobern und viele

Länder sollten ihm gehören . Deshalb führte er ge-

gen diese Länder Krieg und ließ viele Menschen

töten, die ihm nicht gehorchten . Hitler wollte alle

Menschen ausrotten, die einen anderen Glauben

hatten, vor allem die Menschen, die der jüdischen

Religion angehörten . Damals lebten viele deut-

sche Juden hier in Berlin . Sie feierten Chanukka

und Pessach, so wie andere Menschen Weihnach-

ten und Ostern feiern . Sie gingen am Shabbat

in die Synagoge, wie andere es am Sonntag in

der Kirche tun . Hitler wollte die Juden und ihren

Glauben auslöschen . Deshalb befahl er, alle Syn-

agogen in Brand zu stecken . Das sollte heimlich

in der Nacht geschehen vom 9 . zum 10 . November

1938 . Auch diese Synagoge wurde von Hitlers

Leuten in Brand gesetzt . Doch sie gehörte zum

Revierbereich von Polizeioberleutnant Krützfeld .

Der erfuhr in der Nacht von dem Brand in seinem

Revier und eilte sofort mit ein paar Männern

dorthin . Krützfeld zog seine Pistole und verjagte

die Brandstifter und alarmierte die Feuerwehr .

Alle Feuerwehrleute hatten von Hitler den Befehl,

in dieser Nacht die Synagogen nicht zu löschen .

Deshalb brannten in ganz Deutschland die Syn-

agogen, bis auf diese hier in der Oranienburger

Straße . Wilhelm Krützfeld stellte sich gegen den

Befehl von Hitler und befahl der Feuerwehr zu

löschen . Diese löschte dann auch und so konnte

die Synagoge noch einmal gerettet werden . Sie

wurde zwar beschädigt, konnte aber wieder 1939

als Gotteshaus genutzt werden .

Wilhelm Krützfeld schützte die Juden

Obwohl Wilhelm Krützfeld als Polizist den Befeh-

len Hitlers unterstand, tat er nicht alles, was Hitler

verlangte . Krützfeld nutzte sein Amt als Revier-

vorsteher, um auch Juden zu schützen . Hitler ließ

immer mehr Juden aus ihren Wohnungen abholen,

um sie in schreckliche Lager zu bringen, wo sie

hart arbeiten mussten und umgebracht wurden .

Als Reviervorsteher erfuhr Krützfeld, wann Hitlers

Leute zu den jüdischen Familien, die hier rund

um den Hackeschen Markt wohnten, abgeholt

werden sollten . So rief Krützfeld eines frühen

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29„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Morgens Familie Hirschberg in der Oranienburger

Straße 89 an, um sie zu warnen . Sie durften auf

keinen Fall zu Hause sein, wenn Hitlers SA-Män-

ner (Sturmabteilung) kämen . Familie Hirschberg

fuhr den ganzen Tag S-Bahn in Berlin . So konnten

sie nicht gefunden werden . Krützfeld warnte auch

den Rabbiner Malvin Warschauer . Am Telefon sag-

te er: „Hier ist ihr Polizeirevier! Herr Doktor, die

Gestapo (geheime Staatspolizei) ist auf dem Weg,

sie zu verhaften! Verlassen sie sofort ihr Haus!“

Der Rabbiner konnte nach England flüchten und

hat seine Wohnung nie wieder betreten . Er verhalf

auch Juden zur Flucht, in dem er ihnen Ausweise

für ihre Flucht mit gültigem Stempel ausstellte .

Die Gestapo wusste, dass Krützfeld Juden rettete,

konnte ihm aber nichts nachweisen . Trotzdem

wurde er recht bald in „Ehren“ aus seinem Dienst

entlassen . Hier ist seine Entlassungsurkunde zu

sehen .

Gegner der Neuen Synagoge – Esriel Hildesheimer

Ich heiße Esriel Hildesheimer und habe seinerzeit

den Bau dieser Synagoge und die Art wie hier

das Judentum gelebt wird, abgelehnt . Mit dieser

Synagoge wird unsere gute alte Tradition der

Lehre und Treue zu unseren Gesetzen in Frage

gestellt . Glücklicherweise haben mutige orthodo-

xe Juden eine andere Gemeinde gegründet . Adass

Jisrael . Dort war ich gern Rabbiner und geistliches

Oberhaupt für alle Juden, die sich mit der Neuen

Synagoge nicht anfreunden konnten . Diese Ge-

meinde gibt es heute noch in der Tucholskystraße .

Dort gründete ich auch eine Hochschule, in der

Rabbiner nach alter Tradition ausgebildet wur-

den . Ich rede hier natürlich nur von männlichen

Studenten .

Es wird niemals sein, dass eine Frau ein Rabbiner-

Seminar besuchen kann . Gottes-Sache ist Män-

nersache . Aber dort in der Neuen Synagoge in der

Oranien burger Straße soll ja alles anders werden .

Es ist ein Skandal, dass dort Männer und Frauen

gemeinsam in einem Chor singen dürfen und eine

Orgel gibt es dort auch . Diese Synagoge erinnert

eher an ein Theater als ein Gotteshaus .

Gegner der Neuen Synagoge – Aron Heymann

Ich bin Aron Heymann . Diese Neue Synagoge ist

ein Skandal . Dieses auffällige große Bauwerk mit

den unnötigen goldenen Verziehrungen ziert nicht

gerade die Bescheidenheit des Judentums . Es

stellt ernsthaft unsere Glaubwürdigkeit vor aller

Welt in Frage und macht uns lächerlich . Lächerlich

macht uns auch die Inschrift, die sie über dem

Eingangsportal angebracht haben . Das soll wohl

heißen: „Öffnet die Pforten, dass eintrete das

gerechte Volk, das bewahrt die Treue .“ Ha, dass

ich nicht lache . Wer der hebräischen Sprache

mächtig ist, kann das auch anders lesen: „Öff-

net die Pforten, dass eintrete der Nichtjude . Der

Fromme dagegen bewahrt die Treue“ d .h . ich als

Frommer werde hier nicht herkommen . Wichtig

sind der Glaube zu Jahwe, die Bewahrung unserer

Sprache Hebräisch . Wir müssen diese Sprache an

unsere Kinder weitergeben, damit sie das Wort

Jahwes lesen können . Stattdessen wollen die

doch in der Neuen Synagoge auch deutsche Texte

einbringen und eine Orgel einbauen . Wo bleiben

da das Gebet und die Andacht? Wir brauchen gute

Lehrer, Rabbiner, die unsere Kinder diese Traditi-

on lehren . Sie sollen hier in Berlin als treue stolze

Juden leben . Dafür werde ich sorgen . Deshalb

werde ich aus dieser Synagogengemeinde austre-

ten und eine andere gründen . Sie wird „Jüdische

Religionsgemeinschaft Adass Jisroel“ heißen .

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30„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Ein erdachtes Gespräch zwischen Aron Heymann und dem ersten Rabbiner der Neuen Synagoge

Heymann:

Eine Schande ist dieser Prunkbau hier und kein

Gotteshaus .

Rabbiner:

In dieser Synagoge wird allein Gott die Ehre ge-

geben . Es wurde höchste Zeit, dass eine größere

Synagoge gebaut wurde, in der auch die vielen

Gläubigen Platz zum Gebet finden . Die Alte Syna-

goge reichte nicht mehr aus .

Heymann:

Es gibt viele Gebetsstuben hier in der Gegend in

der Gipsstraße, Johannisstraße und wie sie alle

heißen .

Rabbiner:

Wir wollen uns aber nicht mit unserem Glauben

verstecken . Dieses gut sicht bare Haus soll einla-

den und stolz unseren Glauben, unseren Geist in

dieser Stadt präsentieren .

Heymann:

Eine Synagoge dient nicht dazu Bewunderer, Neu-

gierige und Auswärtige einzuladen, sondern dem

Gebet und der Andacht . Mit dem Einbau der Orgel

und dem Chorgesang erinnert sie sowieso eher an

ein Theater oder Konzerthaus .

Rabbiner:

Die Gesänge bringen der Gemeinde die Gedan-

kenschätze unserer Vorfahren näher . Über die Mu-

sik können die Menschen die Texte der Propheten,

ihre Hoffnungen und Zuversicht auf Gott erfahren

und ganz in sich aufnehmen .

Heymann:

Eine Synagoge ist aber kein Konzertsaal .

Rabbiner:

Mit geistlichen Konzerten können wir unserer

Gemeinde Gutes tun . Die Ein nahmen können wir

spenden für Menschen, die Unterstützung nötig

haben .

Heymann:

Es ist einfach nur peinlich, dass diese Synagoge

äußerlich eher an ein orien talisches Lusthaus

erinnert und sich im Innenraum kaum mehr von

einer christlichen Kirche unterscheidet . Kommt

noch dazu, dass Männer und Frauen zusammen

singen . Fehlt bloß noch, dass der Rabbi eine Frau

ist .

Rabbiner:

Mit dieser Synagoge stehen wir gleichberechtigt

in dieser Stadt mit den Gläubigen anderer Religi-

onen . Unsere guten Beziehungen zu Christen und

Muslime in dieser Stadt werden wir ausbauen . Wir

werden uns gegenseitig achten, akzeptieren und

immer wieder voneinander lernen ohne unsere

jüdische Identität zu vernachlässigen .

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31„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Kinderheim AHAWAH –Liebe in der Auguststraße 14/15

Hier in der Umgebung der Neuen Synagoge

lebten zur Zeit des Baues der Synagoge viele

jüdische Menschen . Deshalb gab es hier selbst-

verständlich viele Einrichtungen, die die jüdi-

sche Gemeinde unterhielt . Mädchenschule in

der Rosenstraße, Knabenschule in der Großen

Hamburger Straße, eine Schwesternschule, ein

Zufluchtsheim für Obdachlose …

Alle diese Einrichtungen können Sie auf der

Straßenkarte, die die Zeit vor Hitlers Machter-

greifung zeigt, als blaue Orte erkennen . In der

Auguststraße gab es zahlreiche Einrichtungen,

auch das Kinderheim AHAWAH . Das heißt Liebe .

Bis zum ersten Weltkrieg war es ein jüdisches

Krankenhaus . Doch dann kamen immer mehr

Flüchtlinge aus Osteuropa nach Berlin, Mütter mit

ihren Kindern, die oft nur für kurze Zeit blieben .

Die Kinder wurden hier versorgt und unterrichtet .

Später kamen hier mehr und mehr Kinder, die zu

Hause nicht gut versorgt werden konnten, weil

die Eltern keine Arbeit und kein Geld hatten . Die

Kinder bekamen hier ausreichendes Essen und

lebten in einer gut organisierten Gemeinschaft .

Jedes jüngere Kind bekam ein älteres Kind als

Paten an die Seite gestellt . Es gab einen Kinderrat,

in dem die Kinder über das Leben im Heim mitbe-

stimmen konnten . Die Kinder schrieben auch eine

Zeitung . Sie hieß: Chajjenu – unser Leben . Die

Kinder verwalteten selbst einen Laden, in dem

sie von ihem Taschengeld Schnürsenkel, Seife

und Haarspangen kaufen konnten . Der Shabbat

und die jüdischen Feste wurden gefeiert . Um die

älteren Kinder auf ein selbstständiges Leben vor-

zubereiten schlossen sich ein Mädchenheim und

ein Lehrlingsheim für Jungen an .

In diesem Haus in der Auguststraße gab es

außerdem eine Tagesstätte für Säuglinge und

Kleinkinder, ähnlich wie heute eine Kita . Auch

eine Koch- und Haushaltsschule zog hier ein . Die

Mädchen lernten hier kochen, bügeln, putzen, nä-

hen, eben alles, um einen guten Haushalt führen

zu können .

Im Jahre 1934 wurde ein zweites Kinderheim

AHAWAH in Israel, nahe der Stadt Haifa gegrün-

det . Dorthin wurden Kinder und Jugendliche aus

Berlin gebracht, die keine Eltern mehr hatten . In

dem neuen Heim hatten sie die Möglichkeit, eine

landwirtschaftliche Ausbildung zu absolvieren .

Bis 1939 konnten Kinder aus der Auguststraße

das Heim noch verlassen . Dann gab es keine

Möglichkeit der Ausreise mehr aus Deutschland .

Hitler nahm alle Juden gefangen und brachte

sie in schreckliche Lager, in denen sie arbeiten

mussten und dann ermordet wurden . Auch aus

dem AHAWAH-Haus holten die SS-Männer die

Kinder ab und verluden sie auf Lastkraftwagen .

Dann machten sie aus dem Haus ein Sammellager .

Jüdische Menschen, zunächst vorwiegend alte

wurden hierher gebracht, um in die Lager abtrans-

portiert zu werden . 1943 wurden auch die letzten

Kinder von hier aus in das Konzentrationslager

Theresienstadt verschleppt .

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur noch

wenige jüdische Einrichtungen . Das können sie

ebenfalls auf der Straßenkarte sehen . Heute

jedoch blüht das jüdische Leben wieder in Berlin

und auch in dieser Gegend der Neuen Synagoge .

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32„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Gebetsnische/Mihrab

Hier vor der Gebetsnische steht der Imam/der

Vorbeter und leitet das Gebet . Er schaut zur Ni-

sche mit dem Rücken zu den Betenden . Er spricht

die Gebete in die Nische hinein . Die Gläubigen

können dies trotzdem gut verstehen, weil der

Schall nach hinten weggeht . Seht ihr die Schall-

brecher rund um die Nische? Die werfen die Worte

wieder zurück zur Gemeinde . Das funktioniert so,

als würdet ihr einen scharfen Wasserstrahl gegen

die Nische halten . Was würde passieren? Das

Wasser käme zurück und alle wären nass .

Findet ihr in der Moschee noch weitere Schallbre-

cher? oben

Deshalb kann man hier auch ohne Mikrophon

überall gut hören . Deshalb muss ich auch ein

bisschen leiser sprechen .

Warum schaut der Imam jedoch in diese

Nische, die wie ein Tor aussieht?

In unserer Kirche ist das ähnlich . Vorne der

Altar, wo der Pfarrer steht, weist in eine ganz be-

stimmte Richtung . (Südosten) Und warum? (Land

Israel, wo Jesus lebte .)

Wir können das mal mit dem Kompass aus-

probieren? (Süd–Süd–Ost)

In welcher Stadt lebte Mohammed? Wie heißt

das Land heute? (Mekka, Saudi Arabien)

Was ist aber das Besondere in Mekka? Das

erzählt euch jetzt . . .

Pilgerreise nach Mekka

Jeder Muslim möchte und muss einmal im Leben

nach Mekka reisen . In der Stadt Mohammeds

steht der „Schwarze Stein“ die Kaaba . Dort bete-

ten schon Abraham und Mohammed . Heute liegt

um die Kaaba jedes Jahr ein großes schwarzes

Tuch . Wenn die Muslime in Mekka angekommen

sind, ziehen sie sich zwei weiße Leinentücher an .

Sie legen alle Uhren und ihren Schmuck ab . Nun

sind alle Menschen vor Allah gleich . Niemand

kann mehr Reiche oder Arme erkennen . Sie laufen

sieben Mal um die Kaaba herum . Sie steht in einer

riesigen Moschee . Zwischen den Bergen Safa und

Marwa laufen die Muslime ebenfalls sieben Mal

hin und her . Sie denken dabei an die Geschichte

von Hagar und ihrem Sohn Ismael in der Wüste .

Sie hatten nichts zu Trinken und Ismael drohte

zu sterben . In ihrer Verzweiflung lief Hagar hin

und her bis ihr schließlich ein Engel erschien und

ihr einen Brunnen zeigte . So konnte sie Wasser

schöpfen und ihren Sohn retten . Auf dem Berg

Arafat erinnern sich die Muslime an die letzte

Predigt von Mohammed . Danach gehen sie nach

Mina zu den so genannten Satanssäulen . Auf

dem Weg dorthin sammeln sie sieben Steinchen .

Damit bewerfen sie die Säulen als Zeichen dafür,

dass sie alles Böse und Verführerische aus ihrem

Leben vertreiben möchten . Am Ende der Reise

schneiden sie sich die Haare als Zeichen des Neu-

beginns . Neues kann wachsen und gedeihen .

Welche Zeichen des Neubeginns kennen

wir aus unserer Kirche? (Taufe, Konfirmation,

Hochzeit . . .)

Nach der Pilgerreise dürfen sich die Männer

Hadschi nennen und einen grünen Turban tragen,

die Frauen heißen Hadscha . Nach Beendigung der

Pilgerreise wird das schwarze Tuch der Kaaba in

viele kleine Stücke zerrissen . Wer will, kann sich

ein kleines Erinnerungsstück mitnehmen .

Minarett und Muezzin

Schon von weitem habt ihr die Türme an der Mo-

schee gesehen . Sie heißen Minarett und sind mit

unserem Kirchturm zu vergleichen . Vom Kirchturm

läuten die Glocken und rufen zum Gottesdienst .

5.2 Texte der Moscheeführung

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33„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Vom Minarett ruft der Muezzin die Gläubigen zum

Gebet .

In Deutschland steht der Muezzin nicht auf

dem Minarett, denn der öffentliche Gebetsruf ist

hier noch nicht erlaubt . Deshalb lädt der Muezzin

von der Galerie aus zum Gebet ein . Dazu singt er

in ein Mikrophon . In Ländern, in denen viele Mus-

lime leben, könnt ihr den Ruf des Muezzin weit

über die Stadt fünf Mal am Tag hören . Der Ruf

wird über Lautsprecher von einer CD über tragen .

Wir wollen euch den Ruf einmal vortragen:

4 mal: Allaahu akbar: Gott ist groß

2 mal: Aschhedu alla ilaaha illallaaaah: Ich

bezeuge, dass es keinen Gott außer Gott gibt .

2 mal: Aschhedu enne Muhamed errasuulul-

laaaah: Ich bezeuge, dass Muhammed Gottes

Gesandter ist .

2 mal: Haiyya alaßßalaah: Kommt her zum

Gebet!

2 mal: Haiyya ala’l-felaah: Kommt her zum

Frieden!

2 mal: Allaahu akbar: Allah ist der Größte .

2 mal: Laa illallaaaah: Es gibt keinen Gott

außer Gott .

Minbar und Kursi/Kanzel und Lehrstuhl

Auf der Kanzel/Minbar werden die Predigten in

der Sprache der Gemeinde gehalten, meist in

Türkisch oder Deutsch . Minbar bedeutet: Ort des

Lichtes, weil das Wort Gottes zu Licht wird . Zum

Freitagsgebet hält der Imam eine Predigt . Diese

Ansprachen sind kurz und leicht verständlich . Es

wird z . B . über das Beten, das Glaubensbekennt-

nis oder die Pilgerfahrt nach Mekka gesprochen .

Der Eingang zur Minbar ist klein . Man muss sich

leicht verbeugen, wenn man hindurch geht . Dort

oben vermittelt der Prediger zwar Wissen, aber

er bleibt bescheiden vor Gott und den Menschen .

Über dem Eingang steht das Glaubensbekenntnis .

Kennt es jemand auf Deutsch? Es gibt kei-

nen Gott außer Allah und Mohammend ist sein

Prophet .

Unter dem Minbar gibt es einen Raum, in dem

sich die Gewänder des Imam befinden . Darüber

steht: Das Lernen ist eine Pflicht von der Wiege

bis zum Grabe .

(Oben könnt ihr ein Modell der Kaaba in Mek-

ka sehen . Damit wird hier die Pilgerreise geprobt,

damit die Gläubigen wissen, wie genau es dort zu

geht .)

Das ist der Lehrstuhl, auch Kursi genannt .

Hier oben sitzt der Redner und hält Vorträge zu

religiösen oder wissenschaftlichen Themen . Das

macht die Moschee auch zu einer Schule . Diese

Vorträge sind viel ausführlicher als die Predigten

auf der Kanzel . Es werden auch Experten eingela-

den, die zu bestimmten Themen sprechen, auch

über gutes Benehmen .

Geschichte des Grundstückes

Deutschland und die Türkei haben schon seit

langer Zeit eine gute Beziehung . Früher gehörte

die Türkei zum Osmanischen Reich und Berlin

zu Preußen . Vor über 200 Jahren (1797) kam der

erste türkische Botschafter nach Berlin . Er starb

schon ein Jahr später . Der damalige preußische

König stellte für die Beerdigung einen Friedhof

(in der Urbanstraße) zur Verfügung, damit der

Botschafter nach traditioneller Weise bestattet

werden konnte . Später wurde der Friedhof hierher

verlegt .

Ein Muslim wird ohne Sarg beerdigt . Er liegt

auf der rechten Seite, so dass sein Gesicht nach

Mekka zeigt . Am Kopf steht der Grabstein .

In welcher Richtung befindet sich Mekka?

Diese Moschee wurde 2004 fertig . Sie wurde

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34„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

von einem türkischen Architekten entworfen . Alle

Materialien wie Holz, Marmor und Fliesen wurden

aus der Türkei hierher gebracht . Auffällig ist die

große Kuppel . Sie wird von acht Säulen getra-

gen . Das Besondere an dieser Moschee ist ihre

Dreiteilung . Sie zeigt den Himmel, die Erde und

wir sind dazwischen . Die Moschee soll von innen

aussehen, wie die Natur .

Entdeckt Farben und Formen aus der Natur!

Himmel – türkis, blau, gelb, rot/Sterne, Mondsi-

chel

Erde: Wiese mit Blumen – grün

Mitte: Palmen/Säulen, Tulpenzwiebel – Leben,

Kronleuchter – Sonne

Gott als Künstler

Stellt euch vor, ihr geht in eine Ausstellung . Ihr

wurdet eingeladen, Bilder und Malereien des

Künstlers anzuschauen .

Wer von euch ist denn so ein Künstler? Wer

kann gut zeichnen?

Was zeichnest du denn so?

Alle deine Bilder hängen jetzt in der Ausstel-

lung .

Der Tag der Eröffnung naht, doch leider musst

du einem kranken Verwandten helfen und kannst

nicht dabei sein .

Leider ist der Künstler selbst an diesem Tag

nicht anwesend . Ihr betrachtet nur seine Bil-

der . Durch sie erfahrt ihr viel über den Künstler .

Vielleicht hat er viele Farben benutzt, große Bilder

voll Sonne und Licht gemalt, auch zarte und feine .

Was könnte das sein, was euch die Bilder

über den Künstler sagen?

So ist es auch mit Gott . Er hat als großer Meister

die Welt erschaffen, Himmel und Erde . Wir sehen

ihn nicht, aber er steckt in allen seinen Kunstwer-

ken . Diese Kunstwerke Gottes zeigt die Moschee .

Kalligraphie/Raumgestaltung

In der Moschee fällt auf, dass keine Bilder an der

Wand hängen oder Statuen stehen . Im Gebetssaal

geben die Muslime allein Gott die Ehre und halten

sich an das Verbot: „Du sollst dir kein Bild ma-

chen von Gott!“ Trotzdem ist dieser ganze Raum

Anbetung vor Gott .

Schauen sie bitte ganz nach oben! Welche

Farben erkennen sie und was könnten diese

darstellen? blau, rot, gelb, grün – Himmel zu allen

Tageszeiten

Dort oben sehen sie drei Kreise übereinander .

Mondphasen

Was könnte die Farbe des Teppichs darstel-

len? Erde, Gras

Die Moschee stellt Himmel, Erde, Sonne und

Mond dar .

Zwischen Himmel und Erde gibt es Säulen .

Auch sie erinnern an Gottes Schöpfung .

Zwei Palmen formen sich zu einem Torbogen .

Auf Gott wird durch Farben, Symbole und

Zeichen hingewiesen; und natürlich durch Schrift .

Diese Schrift heißt Kalligraphie . Dies ist eine ara-

bische, kunstvoll verschnörkelte Schönschrift . Nur

wenige Künstler können so schön schreiben .

Hier findet ihr Verse aus dem Koran, aber

auch Zeichen für Mohammed und Allah . Sicher

könnt ihr sie leicht entdecken .

Wo könnt ihr noch die Kalligraphie finden?

Kronleuchter „Gott ist das Licht über Himmel und

Erde .“

Im Kronleuchter hängen Straußeneier . Wisst ihr

wozu?

als Lampen und sie halten Spinnen fern (mögen

den Duft nicht)

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35„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Waschung vor dem Gebet/Schuhe aus-ziehen

Vor dem Gebet waschen sich die Muslime . Sie

zeigen damit ihre Reinheit vor Gott . Auch ihre Her-

zen und Gedanken sind dann ganz sauber/rein .

Für diese rituelle Reinigung gibt es Waschräume,

einen für Männer und einen für Frauen . Ich führe

euch das vor, ihr dürft mitmachen .

Hände waschen, 3 mal

Mund gründlich ausspülen, 3 mal

Gesicht waschen, 3 mal

rechten Unterarm mit Ellenbogen, 3 mal

linken Unterarm mit Ellenbogen, 3 mal

Nase ausspülen, 3 mal

Ohren innen, außen und dahinter, 3 mal

über den Kopf und Nacken zur Entspannung

rechten Fuß bis Knöchel, 3 mal

linken Fuß bis Knöchel, 3 mal

Dies alles geschieht nicht weniger als dreimal,

damit die Entspannung spürbar genug ist . Die

Wirkung der Waschung macht lebendig und frisch .

So will Gott den Menschen haben .

Aber es soll auch nicht mehr als dreimal gesche-

hen, damit wir sparsam mit Gottes Gaben/Wasser

umgehen .

Nun sind die Gläubigen bereit für das Gebet, für

die Begegnung mit Gott . Ohne Ablenkung gehen

sie zum Gebetssaal . Es ist als würden sie im Licht

zu Gott gezogen werden .

Ich lade euch ein, mit mir dorthin zu gehen .

Bevor wir eintreten dürfen, müssen wir die Schu-

he ausziehen .

Ich zeige euch diese Kunst . Schaut genau zu!

vor dem Teppichboden rechten Fuß aus dem

Schuh,

dann unmittelbar auf den Teppichboden

mit dem linken Fuß ebenso verfahren

mit dem rechten Fuß die Moschee betreten/mit

dem linken Fuß später ver lassen

Schuhe in das Schuhregal stellen

Der saubere Fuß darf den schmutzigen Boden

nicht berühren . So bleibt die Sauberkeit erhalten .

Auch die Wohnungen der Muslime werden ohne

Schuhe betreten .

Das Gebet im Islam

Muslime beten fünf Mal am Tag . Das Gebet

gehört zu den fünf wichtigen Säulen im Islam . Sie

können es in der Moschee, zu Hause, aber auch

an jedem anderen Ort beten . Sie brauchen dazu

Wasser, um sich selbst vorher zu reinigen und

einen sauberen Platz zum Beten . Wenn sie nicht

in der Moschee sind, in der ein sauberer Teppich

liegt, breiten sie sich einen kleinen Gebets teppich

aus . Die Waschung vor dem Gebet erklären euch

draußen andere Kinder . Ich möchte euch gern das

Gebet erklären und zeigen . Ich lade euch ein, die

Bewegungen mit zu machen .

1 . Der Beter zeigt die Absicht seines Gebe-

tes . Dazu hebt er die Hände in Kopfhöhe

als würde er die Last des Tages hinter sich

werfen und nur noch auf Gott hören .

Allahu akbar – Gott ist größer

2 . Dann werden die Hände auf dem Ober-

körper verschränkt, wobei der rechte Arm

über den linken gelegt wird . Der Beter ist

ganz bei sich und bei Gott, abgeschlossen

von der Außenwelt .

Im Namen des einzigen Gottes, des Allerbarmers,

des Allgütigen!

Preis sei dir, oh einziger Gott, gesegnet sei dein

Name. Ich suche Schutz bei dir vor dem Bösen.

(Dann folgt die erste Sure des Koran.)

3 .

Dann verbeugt und bedankt sich der Gläubige vor

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36„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Gott, wobei die Hände die Knie berühren .

Preis und Dank sei meinem Herrn, dem Allmäch-

tigen (3 Mal)

4 .

Dann richtet er sich wieder auf und spricht:

Gott hört den, der ihn lobt und preist

5 .

Nun zeigt der Beter seine absolute Bescheiden-

heit vor Gott, indem er so tief verneigt, dass seine

Stirn den Boden berührt .

Allahu akbar – Gott ist größer (2 Mal)

Preis sei meinem Herrn, dem Allerhöchsten (3

Mal)

Der Mensch spürt nun die innigste Nähe zu Gott

in seinem Herzen .

6 .

Das sitzt der Gläubige auf seinen Knien und

Füßen und betet . Er spricht jetzt mit Gott . Dabei

wiederholt der Beter das Gespräch zwischen Gott

und seinem Propheten Mohammed in der Him-

melfahrt .

Prophet:

Alle Gebete und guten Taten gehören dir Allah .

Allah: Friede sei mit dir und die Barmherzigkeit

Gottes und sein Segen .

Prophet: Der Friede sei mit uns und den aufrichti-

gen Dienern Gottes .

Engel und Menschen: Ich bezeuge, dass es kei-

nen Gott außer Allah gibt und ich bezeuge, dass

Mohammed sein Diener und Prophet ist .

7 .

Nun bittet man um Segen für alle Menschen .

Dabei wendet man den Kopf erst nach rechts und

begrüßt die rechte Reihe der Engel, von denen

man annimmt, dass sie uns begleiten; dann die

linke .

Der Frieden und die Gnade und der Segen Gottes

sei mit euch!

Assalamu alaykum wa Rahmattulah!

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37„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Schulgottesdienst am Montag, 12.4.2010: Kreuzwegandacht

1. Liturgische Begrüßung

Tibor: „Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes .“

Alle: „Amen .“

Tibor: „Unsere Hilfe steht im Namen des

Herrn,“

Alle: …“der Himmel und Erde gemacht hat .“

Tibor: „Wir singen jetzt das erste Lied: Kum-

baya, my Lord“

2. Lied: „Kumbaya, my Lord“

3. Einstieg: Marte trägt vor:

„Wir sind heute hier versammelt, um den Kreuz-

weg gemeinsam zu beten .

Dabei denken wir ganz besonders an die Kinder

der ganzen Welt, die wie Jesus viel Leid erfahren .

Jesus braucht unsere Gebete, um dieses Leid der

Menschen zu lindern und erträglicher zu machen .

Es ist wie ein Lächeln, das wir Christus und den

Kindern der Welt schenken, um Trost zu spenden .

Auf dem Boden liegen 5 Tücher in verschiedenen

Farben in Kreuzform . Die einzelnen Farben symbo-

lisieren die 5 Kontinente“:

Luise: Rot steht für Amerika,

Tibor: Grün für Afrika,

Ida: Weiß für Europa,

Oskar: Blau für Australien (Ozeanien),

Lilith: Und Gelb für Asien .

4. Erklärung des Kreuzwegs: Ida und Myriam

Laufen des Kreuzweges im Schulhaus:

Klassenweise

Kreuzwege sind in katholischen Kirchen oder

draußen zu finden;

dort führen sie oft einen Berg hinauf, so wie Jesus

den Berg hinauf musste, auf dem er gekreuzigt

wurde .

Lied: Vehod leolam teheshev

5.3 Ablauf: Gottesdienst zum Kreuzweg

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38„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

5. Fürbitten (4 Kerzen in vier Himmels-richtungen als Kreuz)

6. Vater unser

7. Abschlusslied Kleines Senfkorn Hoff-nung

8. Segen/Verabschiedung

Gemeinsam haben wir auf unserem Kreuzweg an

das Leiden und die Auferstehung Jesu gedacht

und für die Kinder dieser Welt gebetet .

So bitten wir zum Schluss Gott um seinen

Segen:

Herr, segne und behüte uns, lasse dein Antlitz

leuchten über uns und sei uns gnädig . Herr

erheben dein Angesicht auf uns und schenke uns

deinen Frieden . Amen .

1. Station: „Jesus wird zum Tod verurteilt“

In manchen Ländern werden Kinder vor Gericht

gestellt und verurteilt, ohne die Möglichkeit sich

verteidigen zu können .

Kind 1 zeigt das Fesselseil und sagt: „Dies ist

unser Symbol für Gefangenschaft .“

Fesselseil der letzten Gruppe mitgeben .

Kind 2: Ein Kind im Gefängnis sagt: „Jesus,

sie haben mich schuldig gesprochen und mich ins

Gefängnis geworfen! Sie sagen, ich hätte einen

Diebstahl begangen . Ich habe niemanden, der mir

helfen könnte, mich zu verteidigen . Was wird mit

mir geschehen?“

Kind 1: Jesus antwortet: „Auch mich haben sie

festgenommen!“

Kassettenrekorder abspielen . Dieser Text ist

zu hören:

Jesus betete in der Nacht, als plötzlich flackern-

de Lichter näher kamen . Es war eine Gruppe

Soldaten . An der Spitze ging ein Mann, der auf

Jesus zuging, ihm einen Kuss gab und sagte: „Sei

gegrüßt“ . Da kamen die Soldaten, packten Jesus

und nahmen ihn fest . Einer der Soldaten band Je-

sus die Hände zusammen bevor sie ihn wegführ-

ten . Warum ließ sich Jesus einfach so gefangen

nehmen? Warum wehrte er sich nicht? Er lies sich

gefangen nehmen, obwohl er unschuldig war und

wurde ins Gefängnis geworfen . Niemand half ihm,

so wie heute vielen Kindern nicht geholfen wird

und einfach eingesperrt werden .

2. Station: „Jesus nimmt das Kreuz auf sich“

Kind 2: 171 Millionen Kinder müssen in Fabriken,

Bergwerken und auf den Feldern arbeiten . Dort ist

es oft sehr gefährlich .

Kind 1: Jesus sagt: „Sie zeigten mir das Kreuz .

Es ist so schwer zu tragen .

Ich betrachtete es und es war mir, als ob ich

dadurch die Gesichter aller Kinder der Welt sehen

konnte: Alle, die in Steinbrüchen jeden Tag Ton-

nen von Steinen auf ihren Schultern tragen, die in

Bergwerken schwere, mit Kohle beladenen Karren

schieben, die Zuckerrohr unter der heißen Sonne

ernten, ohne sich nur einen Augenblick ausruhen

zu können, und die in engen, heißen Zimmern ein-

gesperrt Teppiche für die reichen Länder knüpfen .“

Ein Kind, das im Steinbruch arbeiten muss,

sagt: „Jesus, du hast also das Kreuz der schweren

Last aufgenommen . Wenn ich leide, leidest du mit

mir .“

Kind 1 zeigt die Steine und sagt:

Unser Symbol für unsere Lasten, die Jesus am

Kreuz auf sich genommen hat, sind diese Steine:

Der zweitletzten Gruppe die Steine mitgeben .

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39„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

3. Station: „Simon von Cyrene hilft Jesus das

Kreuz tragen“

In 140 Ländern helfen Kinder anderen Kindern mit

ihrem Gebet, durch Taten und mit ihren Spenden .

Kind 1: Jesus, warum hast Du Simon von Cyre-

ne dein Kreuz tragen lassen?

Kind 2: Jesus antwortet: „Es gibt Leid, das so

groß ist, dass man es alleine nicht ertragen kann .

Wir brauchen die Schulter eines anderen, die uns

hilft, die Last des Kreuzes zu teilen .“

Kind 1: Das heißt also, dass ich einem Notlei-

denden helfen kann, wie Simon es tat?

Kind 2:Jesus antwortet: „Ja, du kannst mir

helfen . Dein Herz ist für die Liebe, für die Linde-

rung der Not erschaffen . Erwachsene nennen das

Nächstenliebe .

Kind 1 zeigt das Herz und sagt::

„Unser Symbol für die Liebe – auch die Nächs-

tenliebe – ist das Herz .“

Das Herz der vierten Gruppe mitgeben .

4. Station: „Veronika reicht Jesus das Schweiß-

tuch“

Kind 2: Veronika erzählt: „Ich kannte ihn nicht,

aber als ihn sah, blutüberströmt, mit Staub

bedeckt und angespuckt, hüpfte mein Herz in

meiner Brust . Ich erkannte hinter all den schreck-

lichen Verletzungen die Anwesenheit meines

Herrn . Ich wollte ihm helfen …

Kind 1: Jesus sagt: „Viele machen es Veronika

gleich . Sie hören auf ihr Herz und werden Zeugen

meiner Liebe . Sie helfen anderen, und in diesen

Personen bin ich anwesend . Sie gehen meinen

Kreuzweg mit mir .“

Kind 2 hält das Schweißtuch hoch und sagt:

„Unser Symbol für die Hilfe für Notleidende ist

dieses Tuch .“

Das Schweißtuch der dritten Gruppe mitgeben

5. Station: „Jesus wird seiner Kleider beraubt“

Kind 2: Zu oft werden die Reichtümer der Welt

von den reichen Ländern geplündert und die

Menschen in den armen Ländern bleiben verarmt

zurück .

Kind 1: Jesus sagt: Mir haben sie alles genom-

men: meine Kleider, sogar meine Würde . Ich hatte

Hunger und mir war kalt . Ich hatte Schmerzen

und war ganz allein .

Kind 2: Einen Straßenkind sagt: „Jesus, du

hast in Armut gelebt . Ich lebe auf der Straße

und suche in den Mülltonnen etwas zu essen,

während die anderen Kinder in schönen Häusern

wohnen und mit ihrem Essen verschwenderisch

umgehen . Ich kann nicht zur Schule gehen, wäh-

rend andere nicht lernen wollen . Ich lebe auf der

Straße, jederzeit kann mir jemand auch noch die

Lumpen wegnehmen, die ich auf dem Leibe trage .

Andere kaufen sich jede Woche ein neues T-Shirt,

obwohl ihr Kleiderschrank schon überquillt .

Kind 1: Jesus antwortet: „Mein Freund, vergiss

aber die großzügigen Kinder nicht, die anderen

helfen, indem sie an deren Leid und deren Not

denken und für sie beten .

Kind 2 hält die Jeans hoch und sagt:

„Unser Symbol für das Beraubt werden und

die Ungerechtigkeit ist dieses kaputte Kleidungs-

stück .“

Die Jeans der zweiten Gruppe mitgeben .

6. Station: „Jesus wird ans Kreuz geschlagen“

Kind 2: Jedes Jahr werden bis zu 10 .000 Kinder

Opfer von Sprengkörpern .

Kind 1: Ein Kind sagt: „Jesus, ich sehe keinen

Sonnenaufgang mehr . Eine Bombe ist in meiner

Nähe explodiert – seitdem kann ich nicht mehr

sehen .

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40„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Wozu diese Kriege? Wozu diese Gewalt? Und war-

um wurde mein Freund Sebastian, der im Berg-

werk arbeitete, verschüttet? Ich leide zuviel!

Wer kann mir mein Augenlicht, wer kann mir

meinen Freund zurückgeben?“

Kind 2: Jesus antwortet: „Ich weiß . Als sie

mich an das Kreuz nagelten, war mein Körper nur

mehr von Schmerzen gequält .

Aber siehst du, in mir wohnte die Liebe . Und

die Liebe wohnt auch in deinem Herzen und im

Herzen jedes Menschen, damit Zeichen des Frie-

dens kriegerische Taten ersetzen .“

Kind 1 hält die Nägel und den Verband hoch

und sagt:

„Unser Symbol für Gewalt, Schmerz und Leid

sind die Nägel und der Wundverband .“

Verband und Nägel der ersten Gruppe mitge-

ben .

Kind 2 fordert die Kinder auf:

„Gebt euch gegenseitig die Hand und wünscht

euch: ‚Der Friede sei mit dir .‘“

7. Station: „Jesus stirbt am Kreuz“

Kind 2: In den letzten Jahren mussten immer mehr

Kinder die Scheidung ihrer Eltern erleben, bei

Pflegeeltern oder sogar in Heimen wohnen . Das

ist nicht immer leicht .

Kerze hinstellen, die von einem Kind angezün-

det wird (oder ein Kreuz hinlegen) .

Kind 1: Jesus sagt: „Das Leid der Welt ist in

mein Herz und meinen Körper eingedrungen . Ja,

ich habe alles bis auf meinen letzten Atemzug

geopfert, weil ich dich liebe!“

Kind 2: Jesus, Du hast mir gezeigt, dass Du

mich wirklich liebst, egal wie mein eigenes Leben

gerade aussieht . Mit Dir will ich glauben, dass es

trotz der Schwierigkeiten möglich ist, zu lieben .

Hilf mir, auf Dich zu vertrauen und mich auf Dich

zu verlassen .

Kind 1 hält die Kerze hoch und sagt:

„Unser Symbol für die Trauer, aber auch für

Beistand und Trost, ist die Kerze .“

Kerze ausblasen und der zweitletzten Gruppe

mitgeben

8. Station: „Jesus steht von den Toten auf!“

Kind 2: Wenn du einen Samen einsetzt, muss

dieser sterben, damit er Früchte hervorbringt .

Kind 1: Jesus, Du hast gesiegt! Du lebst!

Danke dafür, dass Du gezeigt hast, dass nichts

das Gute besiegen und nichts die Liebe aufhalten

kann . Ich habe verstanden, dass nur Du den Tod

zum Leben machst, weil Du Gott bist .

Ich wünsche mir, dass viele andere Kinder

wissen, wie wundervoll es ist, jemanden wie dich

zur Seite zu haben – jemanden, der mir die Zuver-

sicht gibt, dass das Leben stärker ist als der Tod .

Kind 2: Jesus antwortet: „Also geh hin und

sage es ihnen! Ich werde dich überallhin be-

gleiten . Glaube immer daran, dass du in jeder

schwierigen Situation und in jeder Not einen Blu-

mensamen hervorbringen kannst, der zu wachsen

beginnt .

Kind 1: Die Auferstehung Jesu zeigt, dass das

Leben der Kinder auf der ganzen Welt die Farbe

der Hoffnung annehmen kann . Unser Symbol für

neues Leben und neue Zuversicht ist die Blume,

die aus einem Samen herauswächst .

Blume zeigen und den Schneeleoparden mitge-

ben .

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41„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

FÜRBITTEN

1. Fürbitte

Nach einer langen Nacht und nach vielen Schmer-

zen, musste Jesus ein schweres Holzstück auf sich

nehmen und tragen .

Viele Kinder dieser Welt müssen schwere

Lasten tragen, jedoch nicht nur mit ihren Händen

oder auf ihren Schultern, sondern auch in ihrem

Herzen .

Jesus, wir bitten dich: Hilf allen, ihre Sorgen, ihre

schwere Arbeit, ihre Lasten zu tragen .

2. Fürbitte

Jesus, Du bist der Sohn Gottes und hast trotzdem

die Hilfe eines Menschen angenommen . Du willst,

dass wir so wie Simon Dir geholfen hat, anderen

helfen . Oft übersehen wir die Not anderer Men-

schen und schauen weg . Lass uns erkennen, wo

und wie wir für die Kinder dieser Welt ein Stück

ihrer Last mittragen können .

3. Fürbitte

Jesus hatte in seinem Leben viele Menschen

nicht gekannt und war trotzdem immer für sie

da . Er heilte sie, hörte ihnen zu, tröstete sie und

erzählte von Gott . Wir bitten um den Mut und die

Kraft, wie Veronika und wie andere Menschen für

Notleidende da zu sein .

4. Fürbitte

Gebet von Selina und Sandra aus Bruck in Öster-

reich:

Hallo Gott! Du weißt ganz bestimmt, dass es

nicht allen Kindern so gut geht wie uns .

Ich finde es unfair, dass manche Menschen

nur an sich denken und die armen Kinder in ihrer

Gier vergessen . Diese Kinder brauchen viel mehr

als nur Kleidung und Essen; sie brauchen Liebe

und eine Familie, wie wir sie haben . Wir wissen

oft nicht, wie gut es uns geht . Deshalb wollen

wir mit Spenden und Gebeten helfen . Herr, bitte

schütze diese Kinder, wenn sie Tag und Nacht

leiden müssen . Ja, das wünschen wir uns von

Herzen . Amen .

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42„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Podiumsgespräch mit Vertretern aus drei Religionen

Donnerstag, 24.3.2010

Kindheit

In welcher Religion und Tradition sind Sie selbst *

groß gezogen worden?

Was blieb Ihnen aus Ihrer Kindheit in sehr *

schöner Erinnerung bezüglich Ihres religiösen

Lebens oder der Gewohnheiten der Eltern?

Gab es Situationen, in denen Ihre Religion Ihnen *

eher unangenehm erschien?

Erlebten Sie Nachteile oder Einschränkungen *

in Ihrem Leben, die durch Ihre Angehörigkeit zu

Ihrer Religion herrührten?

Identität

Was bedeutet für Sie „religiös“ leben?*

Woran könnten das Freunde, Kollegen merken?*

Was ist Ihnen bei der Erziehung Ihrer Kinder *

bezogen auf das religiöse Leben besonders

wichtig?

Woran merken andere Kinder, dass Ihre Kinder *

dem Christentum … angehören?

Wie kam es denn dazu, dass Sie Muslima wur-*

den?

Gemeinschaft mit anderen Religionen

Was verbindet Sie am meisten mit anderen *

Religionen?

Was fasziniert Sie am meisten an einer der *

anderen Religionen?

Was schätzen Sie an den anderen Religionen?*

Woran könnten andere das merken?*

Wenn es Ihre Religion nicht gäbe?*

Welche Nähe würden Sie am ehesten suchen?*

Ist es heute manchmal schwierig, religiös in *

Deutschland zu sein?

Abschluss

Haben Sie einen Lieblingswitz aus Ihrer Religion?*

(Hodscha Nasredin/Rabbiwitze)

Könnten Sie in Ihrer Sprache uns mit einem *

Segen nach Hause schicken?

5.4 Fragen zum Podiumsgespräch

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43„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

ProjektwochenSie gehören zu den Höhepunkten des Schulall-

tags und demonstrieren das pädagogische Kon-

zept der Schule wie kaum ein anderer Baustein

des ESBM-Systems: die Projektwochen . Jedes

Jahr tauchen die Kinder für eine ganze Woche ab

in ein Projekt und erfahren, erfühlen, erfassen ein

spannendes Thema . Für das Schuljahr 2009/2010

stehen gleich zwei große Themengebiete auf dem

Plan: der „Trialog der Kulturen“ und „bauen und

konstruieren“ .

Trialog der KulturenMaßgeblich von der Religionslehrerin Susanne

Wittenberg-Tschirch in die Wege geleitet wer-

den sich die Klassen 4-6 und die Seeotterklasse

(1-3) mit dem umfangreichen Thema „Trialog der

Kulturen“ auseinandersetzen . Der Titel des The-

mas kommt nicht von ungefähr: es handelt sich

hierbei um den gleichnamigen Wettbewerb, der

von der Herbert Quandt Stiftung ausgeschrieben

wurde und mit der attraktiven Summe von 20 .000

Euro belohnt werden kann . Die Musiklehrerin Frau

Schultz-Zehden gewann den Wettbewerb bereits

letztes Jahr in ihrer alten Schule und möchte

dieses Jahr auch die Schüler der ESBM von dieser

Vision begeistern . Für sie und die 20 Kinder der

Klassenstufe 4 –6, die sie während der Projekt-

wochen betreut, hat die Konzeptionsarbeit schon

im Musical-Kurs begonnen: sie schreiben gemein-

sam an einem Stück, das über das Aufwachsen

und Erwachsen werden in den drei Weltreligionen

reflektiert . Das Musical „Glaub doch, was Du

weißt“ wird zum Neuköllner Theatertreffen in der

Werkstatt der Kulturen aufgeführt werden . Jetzt

schon eine herzliche Einladung an alle, die sich

das nicht entgehen lassen wollen .

Auch die Schüler des Marienkurses arbeiten

bereits an dem Thema, das sie in den Projektwo-

chen vertiefen werden: da sie in den vergangenen

Jahren die Marienkirche so genau begangen

und für andere aufgearbeitet haben, wollen sie

dieses Jahr durch eine Synagoge und durch eine

Moschee zu führen . In Zusammenarbeit mit der

Synagoge in der Oranienburgerstrasse unter der

Anleitung von Rabbinerin Gesa Ederberg und der

Moschee am Columbiadamm wollen die Kinder

Architektur und Symbolik dieser Gottes- und

Gemeinschaftshäuser für andere Altersgenossen

verständlich machen . Die Rabbinerin, die das

Buch zur Marienkirche sah, wünscht sich bereits

ein ähnliches für ihre Synagoge . Es gibt also viel

zu tun .

Jenseits der Kurse ist das Thema Weltreli-

gionen aber auch bei den anderen Klassen 4 –6

bereits im Unterricht verankert: sei es die Lektüre

von Nathan dem Weisen im Fach Deutsch oder die

unglaubliche Vereinfachung des Rechensystems

durch die arabischen Zahlen in Mathe: bis Ostern

wird das Thema interdisziplinär und fächerüber-

greifen behandelt werden .

Sieben weitere Projekte zum Thema „Trialog

der Kulturen“ werden während der Projektwo-

chen angeboten . So soll eine Gruppe die verschie-

denen Interpretationen der Zeitrechnung in den

Religionen erarbeiten . Während die Christen sich

im Jahre 2010 befinden, ist im Islam erst das Jahr

1413 und im Judentum 5770 . Diese Gruppe wird

die Projektwoche über einen großen Kalender

erstellen, der die Unterschiede und Gemein-

samkeiten visuell herausarbeitet und auch die

verschiedenen Feste mit einbezieht .

Eine andere Gruppe befasst sich ausschließ-

lich mit den Festen im Judentum, eine andere mit

denen im Islam und da die Feste des Christen-

tums ohnehin schon im Schulalltag besprochen

werden, befasst sich die dritte „Feste“-Gruppe

mit den Kreuzwegstationen . immer nähern sich

die Schüler den Themen selbst: Recherche und

Aufbereitung durch Bilder und Texte geben am

5.5 Artikel zum Wettbewerb INVESTMENT

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44„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Ende ein eindrucksvolles Bild von den schönsten

Zeiten im Religionsalltag und zeigen wann, wie

und wo profanes mit sakralem verschmilzt . Die

Kreuzwegstationen-Gruppe wird allen Schülern

während eines Gottesdienstes in der Marienkir-

che Einblick in ihr neues und faszinierendes Wis-

sen geben . Viel hat sich auch die Gruppe vorge-

nommen, die das Thema „Pilgerreise nach Mekka“

erarbeitet . Auf dem Hof werden sie am Ende der

Projektwoche eine Umsetzung dieses für Moslime

so wichtigen Ereignisses inszenieren: alle Schüler

werden in weißen Gewändern auf dem Schulhof

um die Kaaba ziehen .

Und was macht die tapfere Seeotter Klasse:

die feiern eine Woche lang Passafest . Von einer

jüdischen Pädagogin werden sie eine Einführung

in Hebräisch erhalten, über Speisen und Rituale

im Zusammenhang mit dem Passafest lernen und

sich mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten

auseinandersetzen .

Da immer wieder die Frage auftaucht, was

man als Elternteil tun kann, um zusammen mit

den Kindern die Themen tiefer zu bearbeiten, hier

eine Liste von Medien:

Buch: Kindermann, Barbara: Nathan der Weise, nach *

G .E Lessing , Weltliteratur für Kinder, Kinder-

mann Verlag

Quaknin, Marc und Rotnemer, Dory: Der Rabbi, *

der seine Geschichte verschenkte, Kaufmann

Verlag 1997

Ganeri, Anita: Unter dem großen Friedensbaum, *

Geschichten und Mythen aus aller Welt, Katholi-

sches Bibelwerk, 1998

Staszewski, Noemi: Mona und der alte Mann – *

ein Kinderbuch zum Judentum, Patmos Verlag,

1997

Kötter, Ingrid: Die Kopftuchklasse . Kindererzäh-*

lung, Arena Verlag

Ausstellung:Museum für Islamische Kunst, Berlin: darin vor *

allem das Aleppo Zimmer

Film: DVD Berlinale Edition „Nenn mich einfach Axel“ *

(Kald mig bare Aksel) Dänemark 2002, P6

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45„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

bauen und konstruieren

Das Thema „bauen und konstruieren“, steht seit

diesem Jahr neu auf dem ESBM Lehrplan und

ist eines der fächerübergreifenden Themen der

Klassen 1–3 . Mitverantwortlich sind dafür vor

allem die zwei Architektinnen und Mütter Claudia

Liem und Kerstin Meretz, die sich mit Schwung

und Elan dahintergeklemmt haben und sogar die

Architektenkammer Berlins von diesem Vorhaben

überzeugen konnten . Wöchentlich treffen sie

sich mit den Lehrern der ESBM um das Konzept

zu erarbeiten und konnten insgesamt sieben

Architekteneltern dazugewinnen, um die Projekte

auch umzusetzen . Nach den 8–10 Wochen plus

der intensiven Projektwoche, die dieses Thema

im Unterricht verankern, ist die Schule von der

Architektenkammer eingeladen worden, bei ihrer

jährlichen Ausstellung da! zu partizipieren, die im

Sommer im stilwerk stattfindet . Die Architekten-

kammer ist begeistert von der Zusammenarbeit

mit der Schule . Man ist dort begeistert von der

interdisziplinären und fächerübergreifenden

Herangehensweise, die in anderen Schulen, vor

allem wegen der strengen Lehrpläne und dem

Kampf, diese auch einzuhalten, überhaupt nicht

denkbar sind .

So bietet sich das Thema „bauen und kons-

truieren“ nicht nur im Mathematikunterricht als

praktische Ergänzung an . Vom Vermessen des

Schulhauses und der Berechnung seiner Größe

bis zur Veranschaulichung von geometrischen

Figuren im Raum fundiert das Thema ja bereits

vorhandenes Mathematikwissen . Es wird sich

aber auch im Sport wiederfinden, wenn die Schü-

ler eine menschliche Pyramide bauen oder im

Kunstunterricht, wenn es darum geht, ein ideales

Haus zu malen . Mit Schere und Papier, allerdings

ohne Klebstoff, sollen die Kinder eine Brücke bau

en, auf der ein Matchbox Auto stehen soll . Das

funktioniert wirklich . Oder sie probieren Knoten

aus, die sich für den Pfahlbau eignen . Geschick-

lichkeit, Raumverständnis und eben immer wieder

bauen und konstruieren . Selbst im Fach Deutsch

gibt es Platz: sogenannte Reporterkinder werden

in den nächsten Wochen während der Hortzeiten

losziehen und Werkstätten eines Landschaftsar-

chitekten, Architekten, Schlossers, Tischlers, Ku-

lissenbauers und eines Modellbauers besuchen

und darüber schreiben . Wann diese Werkstattbe-

suche stattfinden, entnehmen sie den Aushängen

am Hortbereich, in die man sich eintragen kann .

Was also bauen und konstruieren die Schüler

in den Projektwochen: Die Berglöwen beschäf-

tigen sich mit den Haustypen verschiedener

Klimazonen, wollen Tipis, Jurten, Iglus, Pfahlbau-

ten, Laubhütten und sogar ein Haus aus Tetrapacs,

anstatt aus Ziegeln, als Modell bauen .

Die Turmfalken dagegen schauen sich Brü-

cken genauer an . Während der Projektwochen

werden sie in den Tiergarten geführt, um sich

dort Eisenbahn-, Fußgänger- und Autobrücken

genauer anzuschauen, um dann selbst zu expe-

rimentieren: ihre Projektwoche endet mit einem

Wettbewerb um die tragfähigste, ästhetischste

Brücke .

Die Wüstenfüchse und die Eisvögel werden

das Tierreich beobachten und daraus Schlüsse für

einen idealen Spielplatz ziehen . Wie bauen Vögel

Nester und worin verkriecht sich ein Dachs – will

ich nicht auch so einen Rückzugs-Abenteuerort?

Und wie passe ich das in die Landschaft ein – das

sind Fragen, die Spaß machen .

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46„Trialog der Kulturen“ zum Thema: Aufwachsen – Erwachsen

Die Blauwale setzen sich mit dem Architekten

Yona Friedmann auseinander und untersuchen

das Thema „Flexibles Wohnen“ . Sie bauen dabei

ihr Klassenzimmer um und bewerten die jeweili-

gen Versionen .

Auch die Seeotter werden bauen und konst-

ruieren . Sie fertigen Modelle von Konstruktionen,

die sich im Tier- und Pflanzenreich wiederfinden,

wie Spinnennetze, Korallenriffe oder Bienenstö-

cke . Am Ende wollen sie ein Weidenhaus auf dem

Schulhof errichten, das allen Kindern als Unter-

schlupf dienen soll .

Eine Medienliste zum Thema „bauen und konstru-

ieren“ wird im nächsten Heft erscheinen .

Impressum

Herausgegeben von: Evangelische Schule Berlin Mitte

Ansprechpartnerin: Susanne Wittenberg-Tschirch

Fotos Kinderkirchenführer: Matthias Marx

Andere Fotos: Susanne Wittenberg-Tschirch

DVD Musical „Glaub doch, was du willst“: Regine Schultz-Zehden

DVD „Kinder führen durch drei Religionen“: Minka Maslowski

Grafik: Tobias Willemeit