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4|2006 www. heilsarmee.ch Magazin für ein Leben voll Hoffnung /2 2006 ¥ 2. Jahrgang Diese jungen Frauen haben das Leben vor sich und an Lebensfreude fehlt es im Moment nicht. Das war nicht immer so, denn alle von ihnen kennen bereits die Schattenseiten des Alltags: Schwierig- keiten in der Familie, der Schule und mit sich selber. Nun leben sie im Schlössli in Basel, Heilsarmee Wohnheim mit pä- dagogischer Betreuung (siehe Seite 10). Hier finden sie Halt, Hoffnung und Hilfe, um besser mit dem Leben zurecht- zukommen. Und sie sehen nicht nur Cappuccino, Strand und Spass, sondern neue Perspektiven und Möglichkeiten. Karin – Name von der Redaktion geän- dert – hat sich zum Ziel gesetzt, „… die Fachmittelschule zu besuchen und dann in einem sozialen Beruf zu arbeiten. Ich glaube, ich kann anderen Menschen et- was fürs Leben mitgeben” In Menschen investieren Auch Jeanine Kappeler will den andern etwas fürs Leben geben. Die gelernte Floristin hat die Frage nach dem Le- benssinn gründlich überdacht und sich entschlossen, beruflich umzusatteln: Sie will sich für ihre Mitmenschen einsetzen und lässt sich deshalb zur Heilsarmee- offizierin ausbilden. Ihr ist wichtig, mit andern zu teilen, was sie als Lebenssinn erkannt hat: „Ich weiss mich von Gott geliebt und angenommen.” Mehr dazu Seite 5. von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 6 | 20 5 Lebenssinn finden und weitergeben Mittendrin 3 Ihre Spende macht glücklich Ratgeber 9 „Ohne Freiwillige keine Heilsarmee” Gesellschaft Gute Aussichten aufs Leben Die jungen Frauen kennen bereits Schattenseiten des Lebens. Das Schlössi in Basel bietet ihnen neue Perspektiven.

Trialog 06/2011 - Gute Aussichten aufsLeben

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Ihre Spende macht glücklich Lebenssinn finden und weitergeben „Ohne Freiwillige – keine Heilsarmee”

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Page 1: Trialog 06/2011 - Gute Aussichten aufsLeben

4|2006�

www.heilsarmee.ch

Magazin für ein Leben voll Hoffnung �/2 2006 ¥ �2�. Jahrgang

Diese jungen Frauen haben das Leben vor sich und an Lebensfreude fehlt es im Moment nicht. Das war nicht immer so, denn alle von ihnen kennen bereits die Schattenseiten des Alltags: Schwierig-keiten in der Familie, der Schule und mit sich selber. Nun leben sie im Schlössli in Basel, Heilsarmee Wohnheim mit pä-dagogischer Betreuung (siehe Seite 10). Hier finden sie Halt, Hoffnung und Hilfe, um besser mit dem Leben zurecht-zukommen. Und sie sehen nicht nur Cappuccino, Strand und Spass, sondern neue Perspektiven und Möglichkeiten. Karin – Name von der Redaktion geän-dert – hat sich zum Ziel gesetzt, „… die Fachmittelschule zu besuchen und dann in einem sozialen Beruf zu arbeiten. Ich

glaube, ich kann anderen Menschen et-was fürs Leben mitgeben”

In Menschen investierenAuch Jeanine Kappeler will den andern etwas fürs Leben geben. Die gelernte Floristin hat die Frage nach dem Le-benssinn gründlich überdacht und sich entschlossen, beruflich umzusatteln: Sie will sich für ihre Mitmenschen einsetzen und lässt sich deshalb zur Heilsarmee-offizierin ausbilden. Ihr ist wichtig, mit andern zu teilen, was sie als Lebenssinn erkannt hat: „Ich weiss mich von Gott geliebt und angenommen.”Mehr dazu Seite 5.

von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 6 | 20��

5 Lebenssinn finden und weitergeben

Mittendrin

3Ihre Spende macht glücklich

Ratgeber

9„Ohne Freiwillige – keine Heilsarmee”

Gesellschaft

Gute Aussichten aufs Leben

Die jungen Frauen kennen bereits Schattenseiten des Lebens. Das Schlössi in Basel bietet ihnen neue Perspektiven.

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DIALOG

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ImpressumGründer: William Booth Generalin: Linda Bond Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Territorialleiter Franz Boschung

Leiter Marketing und Kommunikation:Martin KünziRedaktionsleiterin:Gabrielle KellerHeilsarmee Hauptquartier, Postfach 6575, Laupenstrasse 5, 3001 BernTelefon: 031 388 05 91, Fax 031 388 05 95,[email protected]

Redaktionsteam TRIALOG:Elsbeth Cachelin, Redaktorin, ([email protected]), Yves Landis, Timon Stettler, Daniela Zurbrügg

Layout:Rolf Messerli, HQ, BernDruck: Ast & Fischer AG, WabernAuflage: 12'000

Jahresabonnement TRIALOG(erscheint siebenmal jährlich)Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–***Ausland / **Luftpost

Bildnachweis:S. 1, 10, 11 : ZVG ; S. 2, 3, 4 : ZVG/Iseli ; S. 5 : Katja Nideröst/aulusgellius ; S. 6 : J. Walzer/ZVG ; S. 7 : Greenpeace Urwaldpostamt / ZVG ; S. 8, 12 : Gabrielle Keller ; S. 9 : X. Anneler/S. Goetschmann/ZVG

Umfrage Seite 2:Redaktion

Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin

Damit das Leben sinnvoll ist

Liebe Leserin, lieber LeserAlles muss heute nachhaltig sein; was immer wir unternehmen, sollte Sinn, langen Nutzen und keine schlechten Nebenwirkungen für uns und andere haben.Stellen wir die Frage der Nachhaltigkeit auch im Zusammenhang mit unserem Leben? Finden wir Lebenssinn und Nutzen in dem,

was wir tun und sind – ohne dabei andern zu schaden oder selbst Schaden, vielleicht Scha-den an der Seele, zu nehmen?TRIALOG ist dieser Frage nachgegangen und Jeanine Kappeler, zurzeit noch Floristin, gibt ihre Antwort darauf: Um nachhaltiger zu leben, ist sie daran, beruflich umzusatteln …Hedy Brenner bringt uns auf die theologische Spur der Nachhaltigkeit und knüpft dabei an den ökologischen Fussabdruck an (Seite 7).Neben der Soforthilfe setzt die Arbeit der Heilsarmee immer auf eine nachhaltige Ver-änderung. Menschen erhalten Hilfe zur Lebensführung, aber auch inneren Halt. So zum Beispiel im Schlössli in Basel, wo junge Frauen in schwierigen Situationen pädagogisch betreut werden.Wir stehen im europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit. In vielen Gesellschaftsbereichen stünde alles still, wenn da nicht die Ehrenamtlichen wären. Viele von ihnen leisten diese Arbeit auch gerade, weil sie sinnvoll und nützlich ist.

Ich spende immer einen gewissen Betrag an die Winterhilfe. Sie helfen Fa-milien, welche nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen. Als ich ein Kind war, hat die Winter-hilfe mir eine Zahnspange finanziert, die wir uns nie hätten leisten können. Zu-dem bleibt das gespendete Geld in der Schweiz.

Melanie Steuri-Bühler(28)

Spenden muss nicht zwin-gend mit Geld verbunden sein. Auch bei der Klei-dersammlung oder beim Engagement für meinen Fussballverein spende ich: Material und Zeit. Es gibt verschiedene Arten zu spenden. Dabei sollte der Wert keine Rolle spielen. Hauptsache, man gibt ge-legentlich etwas von sich.

Manuel Ziehli (27)

Als Mitglied der Heils-armee unterstütze ich grundsätzlich diese Orga-nisation, die meine christ-liche Heimat ist. Zudem spende ich regelmässig an zwei oder drei weitere christliche Hilfswerke. Statt nach dem Giesskan-nenprinzip zu helfen, un-terstütze ich gezielt zwei oder drei Werke, deren Ar-beit mir am Herzen liegt.

Ruth Lüthi (61)

Spenden Sie? Wenn ja, nach welchem Prinzip?

Wie Schuppen von den Augen fallen

In der Alltagssprache gibt es Ausdrücke und Redewendungen, die aus der Bibel stammen. Wir stellen sie Ihnen vor.

Die obige Redewendung bezieht sich auf eine Erfahrung des Apostel Paulus (Apos-telgeschichte 9). Auf dem Weg nach Da-maskus hatte er eine Erscheinung, in der sich Jesus zu erkennen gab. Die Vision liess ihn für drei Tage erblinden. Diese Aus-Zeit stoppte seinen blinden Eifer der Christenverfolgung. Später wurde Pau-lus mit dem Heiligen Geist erfüllt und konnte wieder sehen. In dem Moment fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er erkannte, dass er Jesus und seine Jünger unterstützen und nicht verfolgen sollte. – Der Mensch braucht solche Aus-Zeiten, um nicht blind in den Tag hinein zu leben, sondern um Gottes Willen für das eigene Leben zu erkennen.

Werner Frei, Heilsarmeeoffizier im Ruhestand

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LEBENSHILFE • RATGEBER

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Die Schweizer Bevölkerung spendet häufig und grosszügig. Laut dem gfs-Marktforschungsinstitut spendet jeder schweizerische Haushalt durchschnitt-lich CHF 694.- pro Jahr. Doch manch-mal werden die vielen Spendenaufrufe im Briefkasten auch lästig. Dann kann der Spender Einfluss nehmen, indem er folgende Tipps beachtet:

• Wählen Sie die Spendenbereiche, die Sie unterstützen wollen, sorgfältig aus: Armutsbekämpfung, Bildung, Um-weltschutz, Behinderung, Menschen-rechte …

• Überlegen Sie, was Ihnen am Herzen liegt, welche Organisation Sie überzeugt und mit welchem Hilfswerk Sie sich identifizieren.

• Erkundigen Sie sich über die Verwal-tungskosten der Werke.

Glück(lich) spenden Christoph Bitter

Der Briefkasten voller Spendenaufrufe? – Christoph Bitter, Verantwort-licher Fundraising der Heilsarmee, gibt Tipps, was beim Spenden sinn-voll und hilfreich ist – für Spender und Empfänger.

• Teilen Sie den Organisationen, die Sie nicht unterstützen möchten, mit, wenn Sie von der Spenderadressliste gestri-chen werden möchten. So verringern Sie die Anzahl der Postzustellungen und die Organisationen können Kosten sparen.

• Teilen Sie der Organisation mit, wie Sie spenden möchten, zum Beispiel zweimal pro Jahr, und ob Sie nur den Einzahlungsschein oder auch die Spen-deninformationen erhalten möchten.

Spenden? Wozu?In einer Welt – und auch in einer Schweiz – mit so viel Not und Elend sind viele bereit, mit den Benachteiligten zu teilen und Menschen in Not zu unterstützen. Sie drücken damit ihre Dankbarkeit da-rüber aus, dass es ihnen selbst gut geht.Zudem macht das Spenden glücklich. Studien zeigen immer wieder, dass frei-williges Spenden für einen guten Zweck

ähnliche Emotionen hervorruft, wie wenn man selbst Geld bekommt, und eben glücklich macht. Wussten Sie aus-serdem, dass Spenden von den Steuern abgezogen werden können?!

Helfen statt verwaltenDie Heilsarmee geht mit dem ihr anver-trauten Geld verantwortungsvoll und sorgsam um. Mit 5,6 % belegt sie tiefe Verwaltungskosten (siehe Jahresbericht 2010).Die Spenden kommen somit wirk-lich bedürftigen Menschen zugute.

Nicht nur an WeihnachtenNeben der Topfkollekte an Weihnach-ten können Sie der Heilsarmee über das Spendenkonto, mit Legaten und Trauer-spenden helfen: Konto 30-444222-5 Sie unterstützen damit folgende Arbeit der Heilsarmee:

22 Sozialprojekte (Beratungsstellen, Besuchsdienste, Quartiertreffs, Mittagstische) 8 Wiedereingliederungsheime und 5 Wiedereingliederungswerkstätten 7 Frauen- bzw. Männerheime 3 Passantenheime 4 Alters- und Pflegeheime 6 Kinderkrippen bzw. -heime 1 Jugendheim 2 Gästehäuser Daneben ein Gefängnisdienst, Personen-suchdienst, Begleitetes Wohnen, Psychi-atrische Spitex

Haben Sie Fragen oder möchten Sie Informationen über die Heilsarmee? – Unser Spenderservice 031 388 05 35 oder [email protected] hilft Ihnen gerne weiter.

Viel Not – viele Möglichkeiten zum Helfen. Sie können auslesen, welche Hilfs-werke Sie gerne unterstützen.

Christoph Bitter, Verantwortlicher Fundraising der

Heilsarmee

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PEOPLE

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Herausgepickt. TRIALOG stellt Ihnen vor:

Sie schneidet einmal pro Monat im Heilsarmee-Quartiertreff Eidmattegge Kindern die Haare: „Als ich angefragt wurde, sagte etwas in meinem Herzen: ‚Machs!’ ”. Ihren Einsatz bei der Heils-armee sieht sie als Bereicherung, die sie nicht missen möchte. Zugleich dankt sie damit dafür, dass „ … die Heilsarmee Herzen höher schlagen lässt.” Neben ih-rer Arbeit als Coiffeuse entwirft Ranjana Tochtermann (50) Kleider für Bauchtän-zerinnen und tanzt selber auch – „alles tolle Aufgaben, die mich zum Glückspilz machen.”

Am 1. September hat Oberstleutnant Massimo Tursi das Amt als Chefsekretär (CEO) der Heilsarmee Schweiz-Öster-reich-Ungarn angetreten. Er sieht sich in erster Linie als Nachfolger Jesu und nicht als Angestellter: „Ich habe einen Dienst, eine Berufung, und nicht einfach eine Arbeit.” In der Schweiz möchte er etwas von der Kreativität einbringen, mit der er in Italien gearbeitet hat. Auch ist ihm wichtig, die Salutisten dazu zu ermutigen, stolz auf ihre Zugehörigkeit zur Heilsarmee zu sein.Seine Frau – die Schweizerin Anne-Florence Tursi-Cachelin – ist die neue Territoriale Sekretärin für Gesellschaft & Familie: „Natürlich freue ich mich sehr, wieder in meinem Heimatland zu sein. Frauenprogramme, sei es der Ba-bySong oder Anlässe mit jüngeren und älteren Frauen, liegen mir besonders am Herzen. Mir ist es wichtig, nahe bei den Menschen zu sein. So hoffe ich, die Lei-

terinnen und Mitglieder der Gruppen bald kennenzulernen.” Tursis lernten sich in der Offiziersschule in London kennen. Nach ihrer Heirat arbeiteten sie während sieben Jahren in verschie-denen Heilsarmeegemeinden in Italien. Dann wirkten sie vier Jahre im Korps La Neuveville am Bielersee und anschlies-send während vier Jahren in Neapel. 1998 erhielt das Ehepaar den Auftrag, im ehemaligen Ost-Berlin als Pioniere

Ranjana Tochter-mann: „Ich bin ein Glückspilz“

Anne-Florence und Mas-simo Tursi: Mit den Men-

schen unterwegs sein

In einer jugendlichen Not vertraute Margrit Schopfer (53) ihre Sorgen Jesus Christus an. Und seither führt und prägt er ihr Leben. Sie und ihr Mann fanden im praktischen Helfen, dem einfachen Le-bensstil sowie dem Glaubensbekenntnis der Heilsarmee ihre Berufung. So lei-ten sie heute die Heilsarmee in Saanen, Berner Oberland. Margrit Schopfer kann sich ein Leben ohne Gott nicht vorstel-len: „ Ich brauche seine Liebe und Hilfe. Nur so kann ich meinen Weg mit allen Herausforderungen zuversichtlich ge-hen.”

Margrit Schopfer – Heilsarmee in

den Bergen

Martin Gygax (50) leitet seit fünf Jahren das Kinderheim Sonnhalde der Heilsar-mee in Münsingen. Davor arbeitete er während 14 Jahren im Jugendsekretariat der Heilsarmee Schweiz: „Stand da der direkte Kontakt zu den Jugendlichen im Vordergrund, so ebne ich heute den Be-treuenden durch betriebliche Rahmenbe-dingungen und Strukturen den Weg.”In beiden Aufgaben sieht er sich für Gott an der Arbeit. Die Aussage Jesu, „was ihr einem meiner geringsten Brü-der getan habt, das habt ihr mir getan”, ermutigt ihn dabei.

Martin Gygax arbeitet mit und

für Kinder

ein Korps zu eröffnen. Nach wenigen Monaten wurde Massimo Tursi zum na-tionalen Jugendsekretär ernannt, wäh-rend seine Frau das Korps Berlin-Mitte weiterführte. 2004 wurden sie Leiter der Westdivision in Deutschland. In den letzten vier Jahren arbeiteten sie wieder in Italien, diesmal als Generalsekretär und Command Sekretärin für Gesell-schaft & Familie.

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MITTENDRIN

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Pfingstrosen, rosa und gefüllt, mag Jea-nine Kappeler am liebsten und natürlich verschenkt sie gerne Blumen. Doch wer Blumen verschenke, solle dies mit Re-spekt und der richtigen Motivation tun; denn Blumen schenken, heisse Freude schenken. „Für mich bedeutet das auf gute Art in einen Menschen zu investie-ren. Sonst ist es ehrlicher, keine Blumen zu verschenken”. Jeanine Kappeler verbindet in dieser Haltung ihren jetzigen Beruf mit dem zukünftigen: Die Floristin will sich zur Heilsarmeeoffizierin ausbilden lassen.

Blumen und Menschen pflegenFür die 27-Jährige hat beides mit Inves-tition tun. Als Floristin gibt sie acht auf

„Auf gute Art in Menschen investieren”Elsbeth Cachelin

Jeanine Kappeler wird in ihrer neuen Arbeit statt mit Blumen mit Men-schen zu tun haben. Um Investition in die Zukunft geht es bei beiden.

Um mehr Zeit für Menschen zu haben, lässt sich Jeanine zur Heilsarmeeoffizierin ausbilden.

die Natur, damit weiterhin Blumen und Pflanzen gedeihen; sie will sorgsam mit den Ressourcen umgehen und so der Zukunft gerecht werden. Und als Heils-armeeoffizierin wird sie Menschen be-hutsam behandeln, wird in sie Zeit und Liebe investieren, wird ihnen den „Bo-den” vorbereiten, damit sie wachsen und gedeihen können. Hilfesuchende möchte sie auf dem Weg in die Eigenständigkeit und Verantwortung – eben, in ein nach-haltiges Leben – begleiten.

Für Gott und MenschUnd Jeanine präzisiert. Nachhaltig leben heisst für sie auch, ihre Gaben, alles, was sie ist und erhalten hat, einzusetzen

– zum Nutzen und zur Freude von Gott und Mensch. Es bedeute weiter, bei Gott zur Ruhe zu kommen, sich von ihm stär-ken und anleiten zu lassen. Wozu? – „Da-mit meine Beziehung zu Jesus lebendig bleibt und ich dadurch in Menschen und Projekte investieren darf, und zwar mit Kraft und Freude.”

Mehr Zeit habenNach der Motivation für diese Berufs-änderung gefragt, sagt Jeanine: „Ganz einfach – ich möchte mehr Zeit haben, um für die Menschen da zu sein, sie zu begleiten, ihnen zu helfen und zuzuhö-ren ...” Dabei sei Jesus der Mittelpunkt, er habe sie durch verschiedene Um-stände, durch Menschen und das Lesen der Bibel in den Dienst als Heilsarmee-offizierin gerufen.

Sinn findenBevor Jeanine die neue Ausbildung an-fängt, hat sie schon mal „geschnuppert”: Sie machte während vier Monaten ei-nen Missionseinsatz mit praktischer und evangelistischer Tätigkeit in der Schweiz. Der Wunsch nach Berufswechsel ent-stand aus ihrem Glauben an Jesus Chris-tus; durch ihn fand sie den Sinn des

Pfingstrose: An Pfingsten schickte Gott den Menschen den Tröster und Beistand – den Heiligen Geist.

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MITTENDRIN

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Länger als lebenslang

Ich verbringe meine Ferien in Afrika und mache mir in dieser Zeit Gedanken über ein sinnvolles, nachhaltiges Leben. Des-halb lese ich auch die Bergpredigt in der Bibel, Matthäus 5 − 7. Hier ist die Rede von Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Umgang mit den Schwachen und der Armut; und plötzlich sehe ich alles aus einem anderen Blickwinkel.

Nachhaltigkeit ist also nicht nur ein Be-griff der heutigen Zeit. Schon Jesus hat in der Bibel aufgezeigt, was nachhaltiges Leben bringt und heisst. Er forderte die Menschen auf, alles dafür zu tun, das ewige Leben zu erhalten. Bei Jesus ist also noch eine Steigerung zu erreichen. Nicht nur lange anhaltendes Leben, son-

Jeanine Kappeler hilft Menschen und Blumen beim Aufblühen.

Lebens: Jeanine weiss sich von Jesus hundertprozentig geliebt so, wie sie ist; und „ … geliebt werden und angenom-men sein ist, denke ich, Wunsch und Hoffnung jedes Menschen.”Diesen Lebenssinn möchte Jeanine mit anderen teilen. Sie erlebt in ihrem All-tag, wie Gott die inne Leere füllt und ih-rer Seele „Nahrung” gibt. Denn Gottes Wunsch sei es, den Menschen ein ge-lingendes Leben zu geben. Das heisst nicht ein Leben ohne Sorgen und Mühe, aber „ … gerade in den Schwierigkeiten will Jesus uns nahe sein, uns helfen.”

An Grenzen stossenJeanine liebt den Kontakt mit Menschen, seien das nun die Kunden des Blumen-geschäftes oder später einmal die Ge-meindeglieder und Hilfesuchenden bei der Heilsarmee. Und wie sie jetzt die Blumen behutsam behandelt, möchte sie auch mit den Menschen behutsam und liebevoll umgehen, doch dies sei eine Herausforderung. „Bei der Nächsten-liebe stossen wir an Grenzen; denn wem

gelingt die Nächstenliebe bei der nervigen Nachba-rin oder dem überheblichen Chef?” Aber gerade deshalb habe Gott seinen Sohn aus Liebe zu uns auf diese Erde gesandt. Jesus sei gestorben und auferstanden, damit wir leben könnten. Aber auch, damit wir untereinander mehr Liebe hätten: „Denn durch die Vergebung, die wir bei Jesus finden, kann Liebe wachsen und gelebt werden. Der Blick auf Jesus Christus befähigt uns zum liebevollen Umgang.”

Eben, Pfingstrosen sind die Lieblingsblumen von Jea-nine, vielleicht auch, weil an Pfingsten Jesus den Hei-ligen Geist schickte, der den Menschen die Kraft zum Guten gibt.

dern Leben über den Tod hinaus; ewiges Leben wird uns durch den Glauben an Jesus Christus versprochen. Und das be-inhaltet seine Liebe und seine Begleitung hier und jetzt.

Wer die Gewissheit dieses ewigen Le-bens hat, ist aber nicht davon befreit, der Erde, auf der wir leben, Sorge zu tragen. Nachhaltig leben heisst für mich, für meinen Nächsten Verantwortung zu übernehmen, aber ebenso für die Schöp-fung. Das gilt auch für den Umgang mit den Energieressourcen. In 1. Mose 1, 28 gibt uns Gott Mitverantwortung, was den Umgang mit der Erde betrifft.

Eigentlich ist es schade, dass die ganze

Diskussion über Energienutzung poli-tisch oft auf grün, links oder rechts redu-ziert und somit nicht nach den nachhal-tigsten Lösungen gesucht wird. Denn als Nachfolger Jesu habe ich Vorrecht und Auftrag, jeden Tag zu versuchen, in allen Bereichen nachhaltig zu leben.

Hanspeter Steiner

Hanspeter Steiner, Lokführer und Ausbildner bei der BLS

Ferien in Afrika – Hanspeter Steiner denkt über die Nachhaltigkeit sei-nes Lebens nach.

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MITTENDRIN

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Das Leben im Überfluss habenJesus Christus ist gekommen, um uns Menschen ein Leben in Fülle zu schenken. An was den-ken wir dabei? An ein dickes Portemonnaie, ein Leben in Saus und Braus? Das Leben in Fülle, von dem Jesus spricht, ist nicht vom Materialismus geprägt und es ist auch nicht vergänglich. Jesus möchte uns ein Leben schenken, in dem wir mit uns selber, mit den Mit-menschen, aber auch mit Gott im Einklang und Frieden leben können. Er möchte uns aber auch ein Leben schenken, das über

die Spanne unserer Erdentage hinausreicht: ewiges, nachhal-tiges Leben. Damit wir in den Genuss dieses Lebens in Fülle kommen können, hat Jesus am Kreuz von Golgatha sein Leben gelassen. Verdienen können wir solch ein Leben nicht – es

ist ein Geschenk Gottes, welches wir im Glauben annehmen dürfen. Nimmst du das Geschenk an?.

Stefan Inniger leitet die Heilsarmeegemeinde in Liestal

„ Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.”

Die Bibel, Worte von Jesus, Johannes 10,10b

Der Fussabdruck sagtsHedy Brenner*

Im Internet kann man unter „footprin-ter” seinen ökologischen Fussabdruck berechnen. Lebten alle Menschen so wie die Bevölkerung der Schweiz, bräuchten wir 2,5 Erden. Ein Blick in Leitbilder und ähnliche Texte zeigt: Nachhaltigkeit ist in. Reden wir also von „ökologischer Selbstbegrenzung”.

Das sagt klarer, dass es darum geht, sein Leben nicht auf Kosten der Nachkom-men zu führen.

Gottes Segen weitergebenNun gibt es neben dem ökologischen auch eine Art geistlichen Fussabdruck. In den Zehn Geboten findet sich in der

Bibel die Zusage Gottes: „Wenn mich jemand liebt und meine Gebote befolgt, dann werde ich ihm und seinen Nach-kommen Liebe und Treue erweisen über Tausende von Generationen hin” (2. Mose 20,6c).Dieses Handeln Gottes bezeichnet die Bibel als „Segen”. Segen ist seine überschwängliche Antwort auf unseren Glauben und unsere Ausrichtung nach seinem Wort. Segen bedeutet, dass Gott den Menschen seine Kraft, seine Be-gleitung, seine Liebe verspricht. Dieser Segen wirkt sich auf die folgenden Ge-nerationen aus, ist somit geistlich nach-haltig.Heisst das, dass Glaubenden die Erde egal sein kann? Im Gegenteil: Gut mit der Schöpfung umzugehen, ist der erste Auftrag Gottes an den Menschen. Aber es geht um mehr als nur das „ökologische Wohl”: Wir Menschen sollen am Reich Gottes teilhaben und dieses Reich auf-bauen helfen. Dies aber fängt damit an, dass wir den Segen Gottes erhalten – und ihn anderen Menschen weitergeben.

*Hedy Brenner, Heilsarmeeoffizierin, arbeitet im

Heilsarmee Gefängnisdienst

Der Mensch hinterlässt auf der Erde „Fussabdrücke” – solche der Zerstörung, aber auch solche des Aufbaus.

Mit ökologischer Selbstbegrenzung tun wir das Notwendige für kommende Generationen. Was hinterlassen wir auf anderer Ebene?

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FAMILIE • FREIZEIT • SERVICE

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AbonnementWir würden uns freuen, Sie zu den Abonnentinnen und Abonnenten von TRIALOG zählen zu dürfen. Sie profi-tieren von der Lektüre und unterstützen gleichzeitig die Arbeit der Heilsarmee!

Das Jahresabonnement mit sieben Nummern kostet Fr. 24.– (Ausland Fr. 44.–)

Ja, ich abonniere TRIALOG

Name

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PLZ/Ort

Datum

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Bitte schicken Sie diesen Talon an:Redaktion der Heilsarmee Postfach 6575, 3001 Bern Tel. 031 388 05 91, Fax 031 388 05 [email protected] www.heilsarmee.ch

Gott sei Dank!Wenn Sie Ihr Leben Gott anvertrauen möchten, dann sprechen Sie folgendes Gebet: Jesus Christus, ich erkenne, dass ich von Gott getrennt und vor ihm

schuldig bin. Komm deshalb in mein Leben und vergib mir meine Schuld. Danke für die Versöhnung mit Gott, die du durch deinen Tod am Kreuz und durch deine Auferstehung erwirkt hast. Danke, dass du mich liebst und dass ich jeden Tag mit dir rechnen darf. Amen.

Das Bildungszentrum der Heilsarmee in Basel bietet von Januar bis Mai 2012 fol-gende öffentliche Kurse an:

• Einführung in die Sozialarbeit • Theologie und Praxis des Gottes- dienstes• Neues Testament – die Briefe• Genesis und Propheten• Christlicher Glaube und Kunst

Nähere Auskünfte erhalten Sie beim Heilsarmee Bildungszentrum, Habsburgerstrasse 15, 4012 [email protected], Tel. 061 387 91 11www.heilsarmee-bildungszentrum.ch

Bilden Sie sich weiter!

Am 13. September 2011 fand in der Schweiz erstmals der internationale Tag des Testa-ments statt. Er soll in der Bevölkerung das Bewusst-sein stärken, wie mit einem Testament viel Gutes getan werden kann. Das Thema „Testament” ist für viele Menschen ein rotes Tuch. Dennoch ist es sinn-voll, sich mit der Thematik einer geregelten Erbschafts-planung zu beschäftigen. Mit einem Testament stellen Sie sicher, dass Ihr Vermögen über Ihr Dasein hinaus in Ihrem Sinn eingesetzt wird. Sie können Erbstreitig-keiten vermeiden sowie Menschen und Hilfswerke beschenken. Und Sie kön-nen viel bewirken. Zum Beispiel kön-nen Sie mit einem Testament zugunsten der Heilsarmee bedürftigen Menschen

Mit einem Testament Gutes tun

mit Essensabgaben, Notschlafstellen und vielem mehr helfen.Ende November haben Sie in der Region Bern die Gelegenheit, Einblick in die Ar-beit der Heilsarmee zu erhalten und zu erfahren, wie wichtig Erbschaften und Vermächtnisse für die Heilsarmee sind.

Gleichzeitig können Sie mit uns einen gemütlichen Ba-stelnachmittag verbringen.Haben wir Ihr Interesse ge-weckt? Dann rufen Sie uns un-verbindlich an oder schreiben Sie uns. Wir freuen uns, Sie über den Erlebnisnachmit-tag zu informieren und / oder Ihnen eine kostenlose Erb-schaftsratgeberbroschüre zu schicken.

Ursula Hänni, Fundraising

Für Auskünfte stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.Stiftung Heilsarmee SchweizPostfach 6575, 3001 BernTel. 031 388 06 [email protected]

Mit einem Testament für die Heilsarmee können Sie direkt helfen, die Not von Bedürftigen zu lindern.

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GESELLSCHAFT

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Wo sind in der Jugendarbeit Freiwillige am Werk?In Kinder- und Jugendlagern brauchen wir Freiwillige in der Küche oder als Instruktoren; aber auch sonst bei allen unseren Projekten und Anlässen sind Freiwillige gefragt. Es braucht zum Beispiel Leute für die Einrichtung der Lautsprecheranlagen, der Beleuchtung, für die Projektion, zum Filmen und Fotografieren. Weiter braucht es Frei-willige, die die Infrastruktur montie-ren und demontieren – dies bei jedem Anlass. Die Rechnung ist ganz einfach gemacht: Ohne die Freiwilligen würden praktisch alle Tätigkeiten der Heilsar-mee für Kinder und Jugendliche ver-schwinden.

Wie arbeitest du mit den Freiwilligen?Die Rolle, die das Jugendsekretariat ausübt, ist eine zweifache. Zum einen besteht ein Programm, das umgesetzt

werden muss. Hier gilt es nach Helfern zu suchen, um diese Anlässe durchfüh-ren zu können. Zum andern wollen wir auf Schlüsselpersonen bauen und sie mo-tivieren, Projekte, die ihnen am Herzen liegen, anzupacken. Das Jugendsekreta-riat ist bereit, diese Leute zu unterstützen, zu begleiten, ermutigen und auszubilden. Für die RASP-Events – eine Mischung aus Sport, Gemeinschaft, Abenteuer und Besinnung – bringt zum Beispiel ein hochmotivierter Jugendlicher einen Haufen Ideen; dann schauen wir zusam-men, was davon verwirklicht werden kann und wie.

Ist es schwierig, Leute zu finden, die be-reit sind, sich zu engagieren?Es ist zwar nicht immer einfach; trotz-dem habe ich den Eindruck, dass heute viele Menschen, auch Jugendliche, gerne bereit sind, sich zu engagieren. Dazu müssen sie ihre freie Zeit einsetzen kön-nen für etwas, das ihnen Freude berei-tet. Von daher gesehen ist es effizienter, Leute mit vielen Ideen zu unterstützen, als ihnen Projekte aufzudrängen.

Ohne sie läuft nichts!Fragen Sébastien Goetschmann

Ohne Freiwilligenarbeit müssten in der Heilsarmee viele Dienste, die zum Nutzen der Gesellschaft sind, gestrichen werden. Olivier Boschung macht die Rechnung.

Wo findest du freiwillige Helfer?Ich stelle fest, dass sich die meisten Re-krutierungen über bereits bestehende Be-ziehungen abwickeln. Beidseitiges Ver-trauen ist notwendig, damit die Arbeit der Freiwilligen optimal funktioniert.

Lagerteilnehmerinnen packen beim Aufbau der Bühne an.

Hat bereits in 23 Heilsarmeelagern gekocht: Diamantine Leiber mit ihrer Tochter.

Freiwilligenarbeit in der Heilsarmee

Die Freiwilligen sind in der Heils-armee der Motor vieler Anlässe und Aktivitäten. Laut Jahresbericht 2010 leisteten freiwillige Helfer 48 732 Ar-beitstage – das entspricht 191 Jahren. Der Europarat rief das Jahr 2011 zum Jahr der Freiwilligentätigkeit aus. Ziel ist es, die gesellschaftliche Bedeutung der Freiwilligenarbeit sichtbar zu ma-chen und die Anerkennung des freiwil-ligen Engagements zu fördern.

Olivier Boschung ist Assistent des Ju-gendsekretärs der Heilsarmee Schweiz.

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AM WERK

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Es ist nicht ganz einfach, das Schlössli in Basel zu finden. Gegründet an der Breisacherstrasse, thront es seit 1954 auf dem Bruderholz, am Rande der Stadt. Hierher dringt kaum Strassenlärm. Die ruhige Wohngegend ist für die meisten der 13- bis 18-jährigen jungen Frauen etwas Ungewohntes. Bisher lebten sie in der Hektik der Stadt, wo Mutter und Va-ter arbeiteten. Oft fehlten ihnen die Eltern tagsüber als Ansprechpartner, früh waren sie auf sich selbst gestellt. Und wenn es in der Schule kriselte, wenn Handyrech-nungen, Fernseh- und Internetkonsum unkontrolliert zunahmen, waren die Ju-gendlichen schnell überfordert.

Ehrliche BeziehungBei Daniel Simeone, dem Leiter des Schlössli, klopfen immer mehr junge Frauen mit psychischen Problemen an die Tür. „Die Jugendlichen kommen mit dem Tempo der Gesellschaft nicht mehr

klar; manche werden depressiv, bekom-men Ess- und Persönlichkeitsstörungen”, sagt der seit 12 Jahren im Schlössli tätige Sozialpädagoge. Zusammen mit seinem 15-köpfigen Team bietet er den maximal 14 Jugendlichen vor allem eines an: eine ernsthafte und ehrliche Beziehung.

Wohnen lernenIn der Wohngruppe „Rubin” lernen bis zu acht Jugendliche unter Anleitung, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Selber aufstehen, die eigene Wäsche wa-schen, Einkaufen und Kochen gehören zur Tagesstruktur eines Neuankömm-lings. Hinzu kommen Freizeitangebote und viele Gespräche. Wer psychisch wie-der stabil und fast selbstständig ist, kann in die Wohngruppe „Saphir” wechseln. Hier begleiten die Pädagogen zurückhal-tender. Bis zu sechs junge Frauen trai-nieren eigenverantwortliches Wohnen. Und wer wirklich fit fürs Leben ist, der

Dem Tempo der Gesellschaft nicht mehr gewachsenReinhard Lässig*

LeitbildDie Heilsarmee ist eine inter-nationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel.Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evange-lium von Jesus Christus zu pre-digen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

Junge Frauen, die im Alltag überfordert sind oder psychische Probleme ha-ben, kommen ins Schlössli der Heilsarmee. Hier haben sie eine Anlaufstelle für den Weg aus der Krise.

kann in eine kleine angemietete Woh-nung ziehen, beraten von einer Fachkraft des Schlössli. Hier wohnen die jungen Frauen unabhängig, suchen sich Arbeit.

Daniel Simeone macht überwiegend po-sitive Erfahrungen mit den Jugendlichen. „Ich nehme mir gerne spontan die Zeit, zwei Stunden mit einer Jugendlichen über aktuelle Probleme zu sprechen”, sagt der 49-jährige Vater zweier Kinder. Auch bei Karin (Name von der Redaktion geändert) war das so. Sie lebt seit einem Jahr hier. „Im

„Solange Frauen weinen, wie sie es jetzt tun – will ich kämpfen; solange Kinder Hunger leiden, wie sie es jetzt tun – will ich kämpfen; solange Men-schen ins Gefängnis müssen, rein und raus, rein und raus – will ich kämp-fen. Solange es Mädchen gibt, die auf der Strasse unter die Räder geraten, solange es eine Seele gibt, in der das Licht Gottes noch nicht scheint – will ich kämpfen. Ich kämpfe bis zum letz-ten Atemzug! ”

William Booth, Gründer der Heilsarmee, 1907

Die jungen Frauen lernen im Schlössli, nach Lösungen für ihre Probleme zu suchen.

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AM WERK

Statt Mädchen kamen BubenLucia Erni*

Das Integrationszentrum der Heilsarmee in Arco Verde, Brasilien, zieht die Bevöl-kerung in die Aktivitäten ein. Die Pro-gramme sind deshalb vielseitig: Aufga-benhilfe, Computerkurse, Handarbeiten, Tanzen und Trommeln. Auch die männ-liche Bevölkerung soll erreicht werden, was nicht einfach ist. Doch gerade in einem traditionellen Frauenkurs über-rennen die Buben das Angebot, nämlich im Häkelkurs für Anfänger!Die Mädchen besuchen diesen Kurs nur spärlich. Dafür kommen rund zehn Jungen jeden Mittwochabend. Es sind Jungs, die normalerweise auf der Strasse anzutreffen sind. In der Schule haben sie häufig Schwierigkeiten – sie kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Die beiden Kursleiterinnen haben sie mit Herzlichkeit aufgenommen.

Zuwendung suchenDer neunjährige Bruno, der ohne Pause redet, folgt Geralda mit seiner Häkelar-beit auf Schritt und Tritt. Er suche ihre Zuwendung, denn zu Hause hat er dies kaum. Ezequiel und Moises sind mit ih-

Freizeitangebote gehören – wie das Übernehmen von Eigenverantwortung – zum Fitwerden fürs Leben.

Männer unter sich: Häkelkurs im Ju-gendintegrationszentrum in Brasilien.

Schlössli habe ich wieder Halt gefunden, obwohl ich anfangs total zugeknöpft war”, sagt die offen und freundlich wirkende 16-Jährige. Sie hat hier viel erlebt und gelernt, über Probleme zu sprechen und Lösungen zu suchen. Was sie hier besonders schätzt, sind die viele Zeit für Gespräche, gemein-same Freizeitaktivitäten und die „fit for life”-Abende, an denen sie über selbst-ständiges Leben diskutieren. Ihre nächsten Ziele? „Nach der Schule will ich wieder bei meiner Familie leben, die Fachmittelschule besuchen und dann in einem sozialen Be-ruf arbeiten. Ich glaube, ich kann anderen Menschen etwas fürs Leben mitgeben.”

Angebote wie das Schlössli braucht esVor über 100 Jahren wohnten im Schlössli zunächst strafentlassene Jugendliche, später war es ein klassisches Erzie-hungsheim. Heute kommen in das Heils-armeehaus vor allem Jugendliche, die ohne Vater aufgewachsen sind. Jährlich nutzen mehr als 30 Jugendliche dieses Angebot mit Wohnmöglichkeit und pä-dagogischer Betreuung. Sie wohnen meist mehrere Monate dort, um Abstand von Alltagsproblemen zu bekommen

Allgemeines Spendenkonto der

Heilsarmee

PC 30-444222-5

und bald wieder auf eigenen Füssen zu stehen. Junge Menschen, die in Familie und Gesellschaft Probleme haben, gibt es immer. Das Schlössli begleitet sie ein Stück auf dem Weg in die Welt der Er-wachsenen.

*Wissenschaftsjournalist und Mitglied der Heilsarmee Zürich

rer Schwerster gekommen. Ihre Mutter muss sie alleine erziehen. Durch einen Gerichtsbeschluss lebt sie von ihrem gewalttätigen und trunksüchtigen Ehe-mann getrennt. Moises fiel anfänglich durch seine Wutanfälle auf. Doch nun ist er älter und ruhiger geworden. Die Arbeit mit ihm und seiner Familie lohnt sich.Während den Andachtsmomenten sitzen die meisten der Lausbuben still – eine gute Gelegenheit, den künftigen Häkel-fachmännern von der Liebe Gottes zu erzählen!

*Lucia Erni, Leiterin Heilsarmee-zentrum für Jugendliche in

Arco Verde, Brasilien

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Auf Wiedersehen

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Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:

Rätseln Sie mal …

So gehts: Füllen Sie das Rätselgitter mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Zahl darf in jeder Zeile, jeder Spalte und in je-dem der neun 3x3 Blöcke nur ein Mal vorkommen! Viel Spass!

Sudoku-SpassLösungen: Sudoku und Rätsel

Windkraft für alleDie Windkraft ist im Aufwind, denn der Wind weht überall und birgt grosse Kraft. Es gilt allerdings, ihn zu kanalisieren, zu nutzen. In der Bibel ist vom Gotteswind die Rede, vom Heili-gen Geist. Er – auch Atem Gottes genannt – belebt, befähigt, begeistert, tröstet, richtet auf und gibt Kraft: Jene Kraft, die den Menschen hilft, das Leben auch in schweren Zeiten zu meistern. Sie verleiht Hoffnung in der Verzweiflung, schafft Zuversicht im Leid. Es ist der Heilige Geist, den Jesus seinen Nachfolgern versprochen hat. Er versichert uns Gottes Gegenwart. Auch die-sen Wind gilt es zu „fassen” und in Anspruch zu nehmen. Die Bibel* fordert die Menschen auf, Gott um seinen Geist zu bitten. Im Vertrauen auf Jesus Christus, im Glauben an seine Liebe, im Rechnen mit seinem Wirken wird dieser Gotteswind auch Sie beleben, stärken und ausrüsten.

*Lukas 11, 9-13Elsbeth Cachelin

Lösungen.

Wort auf den Weg

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.”

Die Bibel, Worte von Jesus, Johannes 8, 12

Lüftung Mauer, Brille auf Kopf, Tasche blau.

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