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rinnen zu einer vermehrten Depressivität, Ängstlichkeit und einem vermehrten Ge- brauch von Psychopharma- ka, männliche Sportler greifen vermehrt zu Al- kohol und Nikotin“, so Schneider. Das Problem sei, dass psychische Stö- rungen vom Sportler selbst und seinem Umfeld nicht als Krank- heit wahrgenommen und auch nicht offen kommuniziert werden; denn sie passen nicht in das Bild eines souveränen und leistungsorien- tierten Athleten. sti und Eislauf, und Essstö- rungen vorrangig bei Läuferinnen und Kampfsportlern auf. Bereits bei ju- gendlichen Sport- lern fand sich eine deutliche Abhän- gigkeit psychischer Symptome vom sportlichen Erfolg. „Bei sportlichem Misserfolg nei- gen jugendli- che Sportle- AKTUELLE MEDIZIN REPORT Stress am Arbeitsplatz Ausgebrannt in die Krise - Keine Frage, die moderne Arbeitswelt wird von immer mehr Menschen als Stress empfun- den. Sie befürch- ten, dass die ständige Zunahme von Arbeitsmenge und Zeitdruck, die ständige Erreichbar- keit, aber auch das Multitasking und die häufigen Unterbrechungen der Arbeit ne- gative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit haben könn- ten. So geben 43% der abhängig Beschäf- tigten an, dass ihr Arbeitsstress in den r r letzten Jahren deutlich zugenommen habe, und jeder Fünſte fühlt sich durch den Leistungsdruck überfordert. Fühlt sich jemand dauerhaſt ausge- laugt, so wird heute meist ein Burn-out vermutet. „Ein solches Gefühl von Er- schöpfung und Ausgebranntsein ist an sich noch keine Erkrankung, jedoch ein Risikozustand, der körperliche und psy- chische Störungen verursachen kann. Es sollte deshalb unbedingt ernst genom- men werden“ mahnte Prof. Wolfgang Maier, Bonn. Denn länger anhaltende Erschöpfungszustände erhöhten das Ri- siko, an einer Depression, Angst- oder Suchtstörung, Tinnitus oder Hypertonie zu erkranken. sti - Bei Leistungssportlern treten genau so häufig psychische Erkrankungen auf wie in der Allgemeinbevölkerung. Das ema hat aber erst in den letzten Jahren durch eine Reihe von prominenten Sportlern, insbesondere im Profifußball Aufmerk- samkeit in den Medien gefunden (im Bild der durch Suizid verstorbene Fußballtor- wart Robert Enke). Es gibt Hinweise für geschlechts- und sportartenspezifische Häufungen“ , so Prof. Frank Schneider, Aachen. So treten nach seinen Worten Angststörun- gen vor allem bei weiblichen Sportlern in ästhetischen Sportarten wie Turnen Psychische Erkrankungen bei Sportlern Die Angst des Tormanns Entwarnung Antidepressiva erhöhen das Suizidrisiko nicht - Veröffentlichungen in Fach- und Lai- enmedien, wonach Antidepressiva Sui- zide, Aggressivität und Gewaltbereit- schaſt auslösen können, haben Ärzte und Patienten stark verunsichert. „Dabei wird vergessen, dass Patienten mit einer depressiven Erkrankung immer suizid- gefährdet sind“, erklärte Prof. Wolfgang Maier, Bonn. In 3070% aller Suizide lie- ge eine Depression vor. Es gebe keinerlei Beweise dafür, dass Antidepressiva ih- rerseits das Suizidrisiko erhöhten, im Gegenteil, sie verhindern eine Selbsttö- tung. Nur bei jungen Patienten unter 25 Jahren sei die Datenlage uneinheitlich. Bei ihnen sei wegen des ohnehin erhöh- ten Suizidrisikos bei der Verordnung ei- nes Antidepressivums eine besondere Sensibilität gefragt. Wechselwirkungen zwischen Psyche und Psychopharmaka seien gerade in dieser Altersgruppe nie- mals vollständig berechenbar. sti © Peter Kneffel / dpa © laurent hamels / fotolia.com 20 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (5)

Ausgebrannt in die Krise

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rinnen zu einer vermehrten Depressivität, Ängstlichkeit und einem vermehrten Ge-

brauch von Psychopharma-ka, männliche Sportler greifen vermehrt zu Al-kohol und Nikotin“, so Schneider. Das Problem

sei, dass psychische Stö-rungen vom Sportler selbst

und seinem Umfeld nicht als Krank-heit wahrgenommen und auch nicht

o� en kommuniziert werden; denn sie passen nicht in das Bild eines souveränen und leistungsorien-tierten Athleten. sti ■

und Eislauf, und Eislauf, und Eislauf und Essstö-rungen vorrangig bei Läuferinnen und Kampfsportlern auf.

Bereits bei ju-gendlichen Sport-lern fand sich eine deutliche Abhän-gigkeit psychischer Symptome vom sportlichen Erfolg.

„Bei sportlichem Misserfolg nei-gen jugendli-che Sportle-

AKTUELLE MEDIZIN_REPORT

Stress am Arbeitsplatz

Ausgebrannt in die Krise − Keine Frage,

die moderne Arbeitswelt wird

von immer mehr Menschen als

Stress empfun-den. Sie befürch-

ten, dass die

ständige Zunahme von Arbeitsmenge und Zeitdruck, die ständige Erreichbar-keit, aber auch das Multitasking und die häu� gen Unterbrechungen der Arbeit ne-gative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit haben könn-ten. So geben 43% der abhängig Beschäf-tigten an, dass ihr Arbeitsstress in den ihr Arbeitsstress in den ihrletzten Jahren deutlich zugenommen habe, und jeder Fün� e fühlt sich durch den Leistungsdruck überfordert.

Fühlt sich jemand dauerha� ausge-laugt, so wird heute meist ein Burn-out

vermutet. „Ein solches Gefühl von Er-schöpfung und Ausgebranntsein ist an sich noch keine Erkrankung, jedoch ein Risikozustand, der körperliche und psy-chische Störungen verursachen kann. Es sollte deshalb unbedingt ernst genom-men werden“ mahnte Prof. Wolfgang Maier, Bonn. Denn länger anhaltende Erschöpfungszustände erhöhten das Ri-siko, an einer Depression, Angst- oder Suchtstörung, Tinnitus oder Hypertonie zu erkranken.

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−Bei Leistungssportlern treten genau so häu� g psychische Erkrankungen auf wie in der Allgemeinbevölkerung. Das � ema hat aber erst in den letzten Jahren durch eine Reihe von prominenten Sportlern,insbesondere im Pro� fußball Aufmerk-samkeit in den Medien gefunden (im Bild der durch Suizid verstorbene Fußballtor-wart Robert Enke).

„Es gibt Hinweise für geschlechts- und sportartenspezi� sche Häufungen“ , so Prof. Frank Schneider, Aachen. So treten nach seinen Worten Angststörun-gen vor allem bei weiblichen Sportlern in ästhetischen Sportarten wie Turnen

Psychische Erkrankungen bei Sportlern

Die Angst des Tormanns

Entwarnung

Antidepressiva erhöhen das Suizidrisiko nicht −Verö� entlichungen in Fach- und Lai-

enmedien, wonach Antidepressiva Sui-zide, Aggressivität und Gewaltbereit-scha� auslösen können, haben Ärzte und Patienten stark verunsichert. „Dabei wird vergessen, dass Patienten mit einer depressiven Erkrankung immer suizid-gefährdet sind“, erklärte Prof. Wolfgang

Maier, Bonn. In 30–70% aller Suizide lie-ge eine Depression vor. Es gebe keinerlei Beweise dafür, dass Antidepressiva ih-rerseits das Suizidrisiko erhöhten, im Gegenteil, sie verhindern eine Selbsttö-tung.

Nur bei jungen Patienten unter 25 Jahren sei die Datenlage uneinheitlich.

Bei ihnen sei wegen des ohnehin erhöh-ten Suizidrisikos bei der Verordnung ei-nes Antidepressivums eine besondere Sensibilität gefragt. Wechselwirkungen zwischen Psyche und Psychopharmaka seien gerade in dieser Altersgruppe nie-mals vollständig berechenbar. sti ■

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