6
AutoFOM SPEZIAL Mit AutoFOM in ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie der Fleischprozente im Bauch laut AutoFOM-Schätzung 13 kg kg Schinken in 0,4-kg-Schritten, Ø 17,8 kg 10,4 12,4 14,4 16,4 18,4 20,4 22,4 0 2 4 6 8 10 12 14 0 2 4 6 8 10 12 14 5 kg 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 kg Lachs in 0,2-kg- Schritten, Ø 6,8 kg 34 % 31 35 39 43 47 51 55 59 63 0 2 4 6 8 10 12 14 Fleischprozente Bauch in 2-%-Schritten, Ø 51 % 0 2 4 6 8 10 12 14 5 kg 5,4 6,4 7,4 8,4 9,4 10,4 kg Schulter in 0,2-kg-Schritten, Ø 8,0 kg AutoFOM heißt ein aus Dänemark stammendes System, das Schlacht- schweine vollautomatisch und da- mit bedienerunabhängig klassi- fiziert und den Anteil wertvoller Teilstücke ermittelt. Nach langer Zeit des Experimen- tierens und des Anpassens an deutsche Verhältnisse rechnet WESTFLEISCH – wieder einmal als Pionier in Deutschland – seit Janu- ar 2000 zunächst im Fleischcenter Hamm, seit April im Fleischcenter Coesfeld und seit September im Fleischcenter Lübbecke alle ange- lieferten Schlachtschweine an- hand der AutoFOM-Ergebnisse nach ihrem Handelswert ab. Auch im Fleischcenter Paderborn läuft inzwischen ein solches Gerät, wo- bei die Bezahlung etwa ab Früh- jahr 2001 danach erfolgen wird. Wie das AutoFOM-System funk- tioniert, welche Ergebnisse es lie- fert, wie Schlachtschweine ent- sprechend diesen Ergebnissen bewertet und bezahlt werden und wie Schweinemäster Auto- FOM-Bewertungennutzenkönnen, ist Gegenstand des vorliegenden WESTFLEISCH-Spezials „AutoFOM“. K onventionelle Klassifizierungsgerä- te – am bekanntesten ist das Son- dengerät FOM – ermitteln nach Ein- stich durch den Rückenmuskel das Speck- und das Fleischmaß an nur ei- ner genau definierten Stelle, die nach Bewertung in einer zugelassenen Schätzformel zum Muskelfleischanteil der Schlachthälfte führen. Zusammen mit dem Schlachtgewicht und nach Bewertung durch eine gängige Preismaske kommt man so zum Auszahlungspreis für ein Schwein. Aber: Selbst bei identischem Muskel- fleischanteil nach FOM und gleichem Schlachtgewicht kann der Verkaufs- wert von Schlachtschweinen sehr un- terschiedlich sein. Gewicht und Aus- bildung der wertvollen Teilstücke sind nun einmal sehr unterschiedlich und mit dem Gesamt-Muskelfleischanteil nach FOM und dem Gewicht nicht hin- reichend feststellbar. Abhilfe schafft das automatische Klassifizierungssystem AutoFOM, das bedienerunabhängig den Muskel- fleischanteil und überdies den Anteil wertvoller Teilstücke sehr viel zuver- lässiger als alle bis dato verfügbaren Methoden ermittelt. ( weiter Seite 2)

AutoFOM - Westfleisch · PDF fileAutoFOM Mit AutoFOM in SPEZIAL ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: AutoFOM - Westfleisch · PDF fileAutoFOM Mit AutoFOM in SPEZIAL ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie

AutoFOM

S P E Z I A LMit AutoFOM in ein neues Zeitalter

Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie der Fleischprozente im Bauch laut AutoFOM-Schätzung

13 kg

kg Schinken in0,4-kg-Schritten, Ø 17,8 kg

10,4 12,4 14,4 16,4 18,4 20,4 22,40

2

4

6

8

10

12

14

0

2

4

6

8

10

12

14

5 kg4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0

kg Lachs in 0,2-kg-Schritten, Ø 6,8 kg

34 %31 35 39 43 47 51 55 59 63

0

2

4

6

8

10

12

14Fleischprozente Bauchin 2-%-Schritten, Ø 51 %

0

2

4

6

8

10

12

14

5 kg5,4 6,4 7,4 8,4 9,4 10,4

kg Schulter in 0,2-kg-Schritten,Ø 8,0 kg

AutoFOM heißt ein aus Dänemarkstammendes System, das Schlacht-schweine vollautomatisch und da-mit bedienerunabhängig klassi-fiziert und den Anteil wertvollerTeilstücke ermittelt.

Nach langer Zeit des Experimen-tierens und des Anpassens an deutsche Verhältnisse rechnetWESTFLEISCH – wieder einmal alsPionier in Deutschland – seit Janu-ar 2000 zunächst im FleischcenterHamm, seit April im FleischcenterCoesfeld und seit September imFleischcenter Lübbecke alle ange-lieferten Schlachtschweine an-hand der AutoFOM-Ergebnissenach ihrem Handelswert ab. Auchim Fleischcenter Paderborn läuftinzwischen ein solches Gerät, wo-bei die Bezahlung etwa ab Früh-jahr 2001 danach erfolgen wird.

Wie das AutoFOM-System funk-tioniert, welche Ergebnisse es lie-fert, wie Schlachtschweine ent-sprechend diesen Ergebnissen bewertet und bezahlt werdenund wie Schweinemäster Auto-FOM-Bewertungennutzenkönnen, istGegenstand des vorliegendenWESTFLEISCH-Spezials „AutoFOM“.

Konventionelle Klassifizierungsgerä-te – am bekanntesten ist das Son-

dengerät FOM – ermitteln nach Ein-stich durch den Rückenmuskel dasSpeck- und das Fleischmaß an nur ei-ner genau definierten Stelle, die nachBewertung in einer zugelassenenSchätzformel zum Muskelfleischanteilder Schlachthälfte führen. Zusammenmit dem Schlachtgewicht und nachBewertung durch eine gängige Preismaske kommt man so zum Auszahlungspreis für ein Schwein.

Aber: Selbst bei identischem Muskel-fleischanteil nach FOM und gleichemSchlachtgewicht kann der Verkaufs-wert von Schlachtschweinen sehr un-terschiedlich sein. Gewicht und Aus-bildung der wertvollen Teilstücke sindnun einmal sehr unterschiedlich undmit dem Gesamt-Muskelfleischanteilnach FOM und dem Gewicht nicht hin-reichend feststellbar.

Abhilfe schafft das automatische Klassifizierungssystem AutoFOM, dasbedienerunabhängig den Muskel-fleischanteil und überdies den Anteilwertvoller Teilstücke sehr viel zuver-lässiger als alle bis dato verfügbarenMethoden ermittelt.

(☞ weiter Seite 2)

Page 2: AutoFOM - Westfleisch · PDF fileAutoFOM Mit AutoFOM in SPEZIAL ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie

November/Dezember 20002

Das automatische Klassifizierungs-gerät „AutoFOM“ wurde in Dänemarkentwickelt und zusammen mit derBundesanstalt für Fleischforschung inKulmbach bis zur Praxisreife ge-bracht. Das Gerät hat keine bewegli-chen Teile und ist fest installiert in derSchlachtlinie zwischen Brühanlageund Flämmofen. Die Messeinheit ansich ist ein U-förmiger Edelstahlbügel,in den 16 Ultraschall-Sonden einge-baut sind. Die Schlachtschweine wer-den nach Tötung, Entblutung undEnthaarung im noch ungeöffnetenZustand auf dem Rücken liegenddurch eine Wanne über die darin lie-genden Messköpfe gezogen. Wichtig:Transportgeschwindigkeit und Lagedes Schlachtkörpers müssen exaktden Vorgaben entsprechen. BeimWeiterziehen des Schlachtkörperswerden im Abstand von 0,5 cm die Ultraschall-Messköpfe ausgelöst, so-dass der gesamte Schlachtkörperquasi scheibenweise über seine ge-samte Länge hinweg vermessen wird.Die Stärke des Echolot-Signals, das dieSonden empfangen, liefert den Be-zugswert. Aus den so erfassten 3.000Rohdaten werden insgesamt 127Fett- und Fleischdickenzahlen be-rechnet, die die gesamte Rückenregionvon der Schulter bis zum Schinkenabdecken.

Hohe Schätzgenauigkeit

Mit Hilfe sehr komplexer statistischerBerechnungen werden diese 127Messgrößen zu 30 Werten verdichtet,die für die weitere Berechnung ambesten geeignet sind.

Aus diesen Zahlen wird mit Hilfe einervon der Bundesanstalt für Fleischfor-schung geprüften Schätzformel derMuskelfleischanteil des gesamtenSchlachtkörpers errechnet, der Voraus-setzung dafür ist, die Schlachthälftenentsprechend den gesetzlichen Vor-schriften in Handelsklassen nach EUROPeinzugruppieren.

Dies geschieht mit einer Schätzge-nauigkeit, die bisher noch mit keinemanderen System der Klassifizierungerreicht wurde.

Darüber hinaus lassen sich weitere Informationen über jeden einzelnenSchlachtkörper gewinnen. Zu nennensind hier vor allem die Gewichte derwertvollen Teilstücke Lachs, Schinkenschier, Schulter schier und Bauch so-wie der Fleischanteil des Bauches. Er-mitteln lassen sich auch die Speck-und Fleischmaße als Durchschnitts-werte über die gesamte Länge desRückens hinweg.

Das AutoFOM ist in Deutschland undin der EU zugelassen, doch muss jedeseinzelne Gerät unter der spezifischenSchlachthof-Situation geprüft und vonder Bundesanstalt für Fleischforschungbzw. der Physikalisch-TechnischenBundesanstalt abgenommen und zu-gelassen werden.

Nachprüfungen möglich

Dabei ist zu beachten: Alle Rechen-schritte, und zwar sowohl jene, diefür die Ermittlung des Muskel-fleischanteils der Hälfte notwendigsind, als auch die, die für die Schät-zung der Teilstücke erforderlich sind,erfolgen im eichpflichtigen Bereichdes AutoFOM.

Dies macht Nachprüfungen sowohl fürdie Überwachungsbehörden des Landes(in NRW das Landesamt für Ernäh-rungswirtschaft und Jagd) als auchfür die Sachverständigen der neutralenKlassifizierungsunternehmen möglich.

Dabei kontrollieren die Sachverstän-digen der neutralen Klassifizierungs-unternehmen vor Beginn der Tages-arbeit das Funktionieren der Ultraschall-Sonden mit Hilfe eines genormtenMetallblocks (Hardwareprüfung).

Die staatlichen Kontrolleure verwen-den ein so genanntes „Computer-schwein“, also eine CD-ROM mit spe-ziellen Prüfdaten. Diese werden, wiebei einer Echtmessung, in das Systemeingegeben, wobei das Ergebnis nurdem amtlichen Prüfer bekannt ist.Sollte etwas anderes herauskommen,wäre dies ein Hinweis auf einen un-zulässigen Eingriff in die Software(Softwareprüfung).

Auch kritische Landwirte können dieErgebnisse der Teilstückbewertungnachrechnen, denn die Ursprungsda-ten, die als „Basiswerte“ den Berech-nungen zugrunde liegen, werden jeweils aus dem geeichten Bereichausgedruckt. Die Rechenformeln sindveröffentlicht und bekannt.

Schemazeichnung des AutoFOM-Gerätes mit Einbauposition im Schlachtband

Alle Merkmale mit großer Streuung

In Übersicht 1 sind die Ergebnisse vonweit über 100.000 Schlachtschweinennach AutoFOM-Bewertung grafischdargestellt. Dabei zeigt sich Folgendes:

• Das Gewicht des Lachs, also des Kotelettstranges ohne Knochen,betrug im Mittel 6,8 kg, wobei dieGewichte von 4 bis 9 kg reichten.

• Die Gewichte des Teilstückes „Schin-ken schier“, also des abgespeckten

Schinkens ohne Knochen, betrugenim Mittel 17,8 kg, wobei die leichte-sten Schinken nur gut 10 kg und dieschwersten mehr als 22 kg wogen.

• Das Gewicht der abgespeckten undentbeinten Schulter (Schulter schier)betrug im Mittel 8,0 kg, wobei dieleichtesten Schultern nur rund 5 kg und die schwersten mehr als10 kg wogen.

• Das Gewicht des Teilstückes Bauchbetrug im Mittel 14,6 kg, wobei dieExtreme von 7 bis 21 kg reichten.

• Der Fleischanteil im Teilstück Bauchbetrug im Mittel 51 %, wobei diefettesten Bäuche keine 30 % unddie magersten Bäuche mehr als63 % Fleisch hatten.

Grundsätzlich kann man feststellen:Trotz der großen Streuung bei denEinzelmerkmalen sind in der Regel dieGewichte für Schinken, Lachs, Schulterund Bauch um so höher, je schwererein Schlachtkörper ist.

So arbeitet AutoFOM

Förderrichtung

Halbschale

Messbügel

1,5 m 1,5 m

35 cmPlattenband

Page 3: AutoFOM - Westfleisch · PDF fileAutoFOM Mit AutoFOM in SPEZIAL ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie

Nach 10 Monaten Erfahrungenmit Bezahlung nach Handelswert:Teilstückbewertung am Verkaufs-erlös orientiert / Indexsystem bautauf 4 Teilschritten auf.

Noch während der Erprobungs-phase, die im Frühjahr 1995 im

WESTFLEISCH-Schlachthof Hamm-Uentrop begann, ging es darum, einBezahlungssystem zu entwickeln, mitdessen Hilfe Schlachtschweine „ge-rechter“ bezahlt werden können.Auch WESTFLEISCH kann schließlichnur so viel bezahlen, wie am Markt fürHälften oder Teilstücke erlöst wird.Von daher musste das Bezahlungssy-stem so ausgelegt werden, dass jeneSchweine, für die WESTFLEISCH amMarkt das meiste Geld erlöst, auch ambesten bezahlt werden – und umge-kehrt. Zusätzliches Geld gibt es auchnach AutoFOM-Bewertung nicht zuverteilen.

Abschied vom FOM-Gerät

Die notwendigen Informationen fürein solches Bezahlungssystem liefertdas AutoFOM durch Ermittlung dervier Teilstücke:1. Gewicht des Kotelettmuskels,

auch Lachs genannt; 2. Gewicht des abgespeckten Schinkens

ohne Knochen (Schinken schier);3. Gewicht der abgespeckten und ent-

beinten (schieren) Schulter;4. Gewicht des Bauches sowie dessen

Muskelfleischanteils (BFL %).

Ausgehend von diesen AutoFOM-An-gaben wurde ein Abrechnungsmodell

nach Handelswert entwickelt, mitder Wissenschaft, dem Berufsstandund anderen Vermarktern diskutiertund seit dem 27. Januar 2000 imFleischcenter Hamm angewendet.Wenn etwa ab Frühjahr 2001 auch imFleischcenter Paderborn so abge-rechnet wird, ist die Umstellung beiWESTFLEISCH komplett vollzogen:Dann werden alle Schlachtschweineentsprechend der AutoFOM-Klassifi-zierung nach Handelswert abgerech-net – die FOM-Ära ist bei WESTFLEISCHbeendet.

Vier Teilschritte bis zum Betrag

Beim Bezahlungssystem nach Han-delswert gelangt man in vier Teil-schritten zum Auszahlungspreis fürein Schwein.

1Die vier Teilstücke Lachs, Schinkenschier, Schulter schier und Bauch

werden entsprechend ihrer Wertig-keit beim Verkauf mit Punkten be-wertet. Zunächst wurde eine Grund-Punktzahl für das im Verkauf teuersteTeilstück – für den Lachs – festgelegt.Diese Grund-Punktzahl beträgt 3,45Punkte je kg Lachs. Die Zahl 3,45 er-gibt sich aus der Vorgabe, in der Ab-rechnung einen Preisfaktor (s. Schritt4) zu erhalten, der möglichst nahe amherkömmlichen Basispreis liegt, umso weit wie möglich die Vergleichbar-keit mit den traditionellen Abrech-nungen nach Preismasken zu erhalten.

2Die Punktzahlen für die anderendrei Teilstücke ergeben sich aus

den Relationen der Verkaufserlöse für

diese Teilstücke gegenüber demLachs. Setzt man den Verkaufspreisfür Lachs gleich 100, lagen im Durch-schnitt der letzten 5 Jahre die Ver-kaufspreise für Schinken schier beietwa 70 %, die für Schulter schier beietwa 50 % und die für den Bauch beietwa 30 %.Für das Abrechnungsmodell ergebensich (nach Rundung auf eine Nach-komma-Stelle) entsprechend für je-des Kilogramm die folgenden Punkt-zahlen:

Lachs: 3,45Schinken schier: 3,45 x 0,7 = 2,40Schulter schier: 3,45 x 0,5 = 1,70Bauch: 3,45 x 0,3 = 1,00

3Bei einer aus dem Verkauf abgelei-teten Punktbewertung ist zu

berücksichtigen: Nur solche Teil-stücke erreichen ihren optimalenPreis, deren Gewicht sich innerhalbder vom Markt gewünschten Min-dest- und Höchstgrenzen bewegt. Sosind leichte Lachse und Schinken nurzu einem geringeren Preis zu verkau-fen als normal schwere. Andererseitsdürfen Schinken, besonders für dieFleischwaren-Industrie, nicht zuschwer sein. Die relativ größten Erlös-unterschiede gibt es zwischen densehr fetten Bäuchen für die verarbei-tende Industrie und den magerenBäuchen, die über die Fleischthekeverkauft werden.Dementsprechend werden bei Unter-bzw. Überschreiten von Grenzwertendie Teilstücke mit Punktabzügen be-legt. Gewichtsbedingte Preiskürzun-gen, die bei ansonsten üblichenPreismasken bei Unter- und Überge-wicht vorgenommen werden, gibt esfür sehr leichte Schweine unter 75 kg.

Übersicht 1 zeigt die Preismaske fürdie Bewertung nach Handelswert, die– nach kleineren Anpassungen aufWunsch des Berufsstandes – seit 03. August 2000 bei WESTFLEISCH ge-nerell gilt. Darin sind die Punktbewer-tungen mit den dazugehörigen Ober-und Untergrenzen angegeben.

4Jeder Punkt ist bei dieser Bewer-tung gleich viel Geld wert und wird

im letzten Schritt mit einem Preisfak-tor multipliziert. Dieser Preisfaktorwird – wie bisher der Basispreis –wöchentlich neu festgelegt. Im Ver-gleich zur „Nordwest-Maske“ müssteer etwa 2 Pfennig je kg höher liegen,um in der Summe für alle geschlach-teten Schweine zum gleichen Gesam-terlös zu führen.

In Übersicht 2 ist beispielhaft aufge-führt, wie man bei einem Schwein mit 7,0 kg Lachs, 17,48 kg Schinken,7,63 kg Schulter und 13,82 kg Bauchmit über 51 % BFL zu einem Gesamt-index von 92,89 Punkten gelangt.

November/Dezember 2000 3

Wie WESTFLEISCH Schweine bezahlt

Grenzwerte Punktezahl je kg

• Schinken schier 15 – 19 kg 2,414,99 –14,5 kg 2,3unter 14,5 kg 2,2

19,01 – 19,5 kg 2,319,51 – 20,0 kg 2,220,01 – 20,5 kg 2,1über 20,5 kg 1,8

• Lachs ab 6,2 kg 3,45unter 6,2 kg 2,8

• Schulter schier 1,7

• Bauch ab 51 % BFl 1,0max. 16 kg 45,0 – 50,99 % 0,8

unter 45 % 0,5

• Gewichtsgrenzen unter 75 kg je 0,1 kg/-0,1 Punkt

Übersicht 1: Punktbewertung der Teilstücke

Page 4: AutoFOM - Westfleisch · PDF fileAutoFOM Mit AutoFOM in SPEZIAL ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie

November/Dezember 2000 4

Die „WESTFLEISCH Vieh-u. Fleischzen-trale Westfalen eG“ ist eine Genossen-schaft mit 720 Mitgliedern Ende 1999.In den 4 Schlachthöfen in Coesfeld,Hamm, Lübbecke und Paderbornwurden knapp 3,7 Mio Schweine,205.000 Kopf Rindvieh und 51.000Kälber geschlachtet. Der Umsatz 1999betrug 1,636 Mrd. DM oder mengen-mäßig 446.900 t Fleisch.

Impressum

WESTFLEISCH Vieh- undFleischzentrale Westfalen eGBrockhoffstraße 1148143 MünsterTel. (02 51) 4 93-0Fax (02 51) 4 93-1 06

www.westfleisch.deE-Mail: [email protected]ür den Inhalt verantwortlich:Josef Beuck, Tel. (02 51) 4 93-2 71

Für dieses Schwein, das mit exakt92,89 Punkten bewertet wurde, be-trägt der Auszahlungspreis bei einemPreisfaktor je Punkt von 3,02 DM280,53 DM.

Fazit bis dahin

An dieser Stelle ist eine kurze Zwischen-bilanz zu ziehen:

• Die Bezahlung von Schlachtschwei-nen nach AutoFOM-Klassifizierungund Bewertung nach Handelswertist so ausgelegt, dass jene Schwei-ne, für die WESTFLEISCH am Marktdas meiste Geld erlöst, auch am besten bezahlt werden. Insgesamt

WESTFLEISCH-Fakten

Übersicht 2: Beispiel für die Berechnung von Indexpunkten anhand der AutoFOM-BewertungBewertung

Beispiel zur Punktbewertung

Lachs + Schinken + Schulter + Bauch

7,00 kg + 17,48 kg + 7,63 kg + 13,82 kg

x 3,45 x 2,40 x 1,70 x 1,00

= 24,15 = 41,95 = 12,97 = 13,82

Summe (Gesamtindex) = 92,89 Punkte

werden Schweine in der Gesamtheitbei veränderter „Verteilung und Zu-sammensetzung“ so weder bessernoch schlechter bezahlt, doch dieVerteilung der Gelder kann sich än-dern.

• Ziel eines jeden Mästers muss es sein, einen möglichst hohen Anteil„Normschweine“ zu erzeugen, alsosolche Tiere, deren Teilstücke Schin-ken schier, Lachs, Schulter schierund Bauch mit der höchstenPunktzahl bewertet werden.

Lesen Sie im folgenden Beitrag, wieSie sich an dieses Ziel herantastenkönnen.

Welche Informationen WEST-FLEISCH-Lieferanten erhalten undwelche Hinweise aus den Auto-FOM-Bewertungen zu ziehen sind

Für einen Schweine-Erzeuger, derseine Schweine nach FOM-Klassifi-

zierung und Preismaske Nord-Westbezahlt bekommt, sind der ermittelteMuskelfleischanteil, das Schlachtge-wicht und die Preiskürzungen wegenUnter- bzw. Übergewichten nebendem Basispreis die entscheidendenGrößen. Woran aber kann er sich ori-entieren, wenn nach AutoFOM-Klassi-fizierung und Handelswert bezahltwird, wie es bei WESTFLEISCH Stan-dard ist? War die gelieferte Partie hinsichtlich Schlachtgewicht undFleischanteilen wirklich gut? Hat erbesser oder schlechter als Berufskol-legen gemästet?

Zusatzinformation nutzen

Antworten liefern die Abrechnungenund die zusätzlichen Informationen,die WESTFLEISCH-Lieferanten erhaltenbzw. per Internet abrufen können.

Beispiele dafür liefern die Übersichten1 und 2. Zwischenzeitlich haben alleLieferanten Vergleichsabrechnungenvon AutoFOM und FOM mit einem fixen Basispreis bzw. Preisfaktor er-halten. Dabei zeigt Übersicht 1 aus-zugsweise die Wiegedaten-Liste vonMäster „Mustermann“ für seine Liefe-rung vom 30. Oktober. Aufgeführtsind dort für jedes Schwein die Han-delsklassen-Einstufung, das Schlacht-

gewicht, die mittels AutoFOM nach-gewiesenen Teilstückgewichte Schin-ken schier, Lachs, Bauch undFleischanteil im Bauch sowie Schulterschier. Es folgen die Spalten mit denIndexpunkten des Schweines sowieden Indexpunkten pro kg und zuletztdas Fleisch- und das Speckmaß. In derletzten Zeile ist der Durchschnitt ausdieser Lieferung insgesamt gebildet.In der Übersicht 2 sind die Ergebnisse

Der „nackte“ Messbügel des AutoFOM, in den 16 Ultraschall-Sonden eingebaut sind

Viele Normschweine sind Ziel

Page 5: AutoFOM - Westfleisch · PDF fileAutoFOM Mit AutoFOM in SPEZIAL ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie

November/Dezember 20005

Übersicht 1: So wurden die Einzeltiere von Mäster „Mustermann“ der Lieferung vom 30. 10. 2000 bewertet

Übersicht 2: Ergebnisse von 8 Lieferungen des Mästers „Mustermann“ nach der AutoFOM-Bewertung

aller Einzellieferungen des Schweine-mästers „Mustermann“ zusammen-gefasst. Dabei tauchen einige Begriffeauf, die in Übersicht 1 noch nicht ent-halten waren. Die wichtigsten undderen Bedeutung:

Außer der Stückzahl einer Lieferungist unter „AW“ die Zahl jener Schweineausgewiesen, von denen AutoFOM-Daten vorliegen.In der Spalte nach dem Schlachtge-wicht ist unter „s“ die Standardabwei-chung als Maß für die Streuung desSchlachtgewichtes angeführt. So be-deutet bei einem durchschnittlichenSchlachtgewicht von 92,7 kg bei ins-gesamt 983 gelieferten Schweinen ei-ne Standardabweichung von 6,8, dass68 % aller Schweine zwischen 65,9und 99,5 kg Schlachtgewicht aufwie-sen, dass aber die restlichen 32 %noch stärker um den Mittelwertstreuten.

Im Schnitt 30 % Normschweine

Rechts neben den Daten über die ein-zelnen Teilstückbewertungen ist in ei-ner Spalte „% N“ jeweils aufgeführt,wie viel Prozent der Schweine der je-weiligen Lieferung in dem Einzel-merkmal der Norm entsprachen unddie volle Indexpunktzahl enthielten.Eine Besonderheit weist noch dasMerkmal „Schinken schier“ auf, wo

nicht nur die Spalte „% N“, sondernzusätzlich die Spalte „% >“ angegebenist. Dabei handelt es sich um den An-teil an Schinken, die das „Normge-wicht“ von 19 kg überschritten. In derletzten Spalte schließlich ist aufge-führt, wie hoch der Anteil an Schwei-nen war, die bei allen Teilstückenoptimale Punktzahlen erreichten.

Um es zu wiederholen: Ziel eines je-den Mästers muss es sein, einenmöglichst hohen Anteil an „Norm-schweinen“ zu erzeugen, also solcheTiere, deren Teilstücke Schinken schier,Lachs, Schulter schier und Bauch mitder höchstmöglichen Punktzahl be-wertet werden. Orientieren kann mansich dabei an Mittelwerten. Der Anteiljener Schweine, die im Durchschnittder 41. Kalenderwoche jeweils vollePunktzahlen erhielten, lag im Merkmal:

• „alle Teilstücke“ bei 30,0 %• „Schinken schier“ bei 69,5 %• „Lachs“ bei 81,1 %• „Bauchgewicht“ bei 83,4 %• „Fleischanteil Bauch“ bei 56,0 %

Anhand einer solchen Auswertunglässt sich „Ursachenforschung“ be-treiben, wobei an die erbliche Ver-anlagung der Tiere, die Qualität desFutters und die Intensität der Fütte-rung, das Mastendgewicht und eini-ges mehr zu denken ist.

An Fleisch- und Speckmaß orientieren

Grundsätzlich kann man feststellen:Je schwerer ein Schlachtkörper ist,umso höher sind in der Regel die Ge-wichte für Schinken, Lachs, Schulterund Bauch. Doch hinsichtlich Fütte-rungsintensität und Mastendgewichtsind Grenzen einzuhalten, weil sonstdie Schinken zu schwer und/oder dieBäuche zu fett werden.

Orientierung bei dieser „Gratwande-rung“ bieten die mitgeteilten Speck-und Fleischmaße. Dabei ist zu beach-ten: Im Gegensatz zur FOM-Nadel, diebeide Maße an einem einzigen Punktdes Rückens abschätzt, ermittelt dasAutoFOM über die gesamte Rücken-länge des Schweines hinweg die Wer-te und macht daraus einen Durch-schnitt. Direkt vergleichbar sind dieMaße aus FOM bzw. AutoFOM deshalbnicht, sie liegen in etwa auf gleichemNiveau.

In Übersicht 3 sind die Speck- undFleischmaße von in der 41. Kalender-woche geschlachteten Schweinennach Schlachtgewicht gruppiert auf-geführt. Mit zunehmendem Schlacht-gewicht steigt das Speckmaß zwar an,doch wird der Anstieg von zunächst +0,4 über +0,3 zu +0,2 mm geringer.Das Fleischmaß hingegen steigt um

Page 6: AutoFOM - Westfleisch · PDF fileAutoFOM Mit AutoFOM in SPEZIAL ein neues Zeitalter Übersicht 1: Verteilung der Teilstückgewichte von Schinken schier, Lachs und Schulter schier sowie

jeweils 0,4 mm, wenn das Schlachtge-wicht um 2 kg zunimmt.

Wichtige Zusammenhänge

Bei umfangreicheren Auswertungenanhand von AutoFOM-Ergebnissenaus der 41. Kalenderwoche konntendrei wichtige Zusammenhänge ermit-telt werden:

1Bei einem Fleischmaß von 64 mmgeht das Schinkengewicht im Mit-

tel pro Schwein um 225 g zurück,wenn das Speckmaß um 1 mm zu-nimmt, oder umgekehrt: Das Schin-kengewicht nimmt um 225 g zu,wenn das Speckmaß um 1 mmzurückgeht. Unterschiede darin be-stehen je nach Schlachtgewichts-gruppe so gut wie nicht.

2Bei einem Fleischmaß von 64 mmgeht das Lachsgewicht im Mittel

um lediglich 60 g zurück, wenn dasSpeckmaß um 1 mm zunimmt, undumgekehrt. Zwischen den einzelnenSchlachtgewichtsgruppen bestehenkeine nennenswerten Unterschiede.

3Bei einem Fleischmaß von 64 mmgeht der Fleischanteil des Bauches

fast linear um jeweils 1,2 % zurück,wenn das Speckmaß um 1 mm zu-nimmt, und umgekehrt. Der Verlaufist über alle Schlachtgewichtsgrup-pen hinweg identisch.

Unsere Empfehlungen

Aus diesen Zusammenhängen lässtsich folgendes Fazit ableiten:

• Ziel von Mästern bleibt es, einen möglichst hohen Anteil an „Norm-schweinen“ zu erzeugen, also solcheTiere, die bei allen Teilstückbewer-tungen die volle Punktzahl erhalten.

• Wer sich auf dem Weg dahin anden im Durchschnitt einer Partieermittelten Speck- und Fleisch-maßen orientiert, ist auf dem rich-tigen Wege. Ein Fleischmaß vonmehr als 64 mm und ein Speckmaßvon weniger als 17 mm im Durch-schnitt einer Lieferpartie übertref-fen in diesen Merkmalen das Mittelder Berufskollegen.

• Hilfreich zur Orientierung sind auchdie Indexpunkte je kg Schlacht-gewicht, wie sie in Übersicht 1 für jedes Einzeltier und den Durch-schnitt der Lieferpartie angegebensind. Wer das gegenwärtige WEST-FLEISCH-Mittel von 0,97 Punktenpro kg übertrifft, gehört zu denKönnern.

• Doch das Optimum bei den Indexpunkten je kg Schlachtge-wicht ist abhängig vom Muskel-fleischanteil einerseits und vomSchlachtgewicht andererseits. InÜbersicht 4 sind die Zusammen-

hänge anhand von drei„Schweinetypen“ grafischdargestellt.

• Danach liegt das optimaleSchlachtgewicht bei fleisch-armen Schweinen mit nurreichlich 50 % Muskel-fleischanteil bei 93 bis 97kg, doch fallen die Index-punkte bei noch etwashöheren Gewichten nochnicht dramatisch ab,während niedrigere Gewich-te deutlich weniger Punktebringen.

• Bei Schweinen mit mittleremFleischanteil von um die55 % hingegen ist das opti-male Schlachtgewicht be-reits mit 93 bis 95 kg er-reicht, bei noch fleischreicherenmit um die 58 % sogar schon mit 90bis 92 kg.

• Es bleibt also entscheidend, anhandder Merkmale Schlachtgewicht, Indexpunkte pro kg Schlacht-gewicht sowie der Speck- undFleischmaße die für die jewei-lige Schweineherkunft, das Ge-

schlecht und die Mastmethode am besten passende Kombinationzu ermitteln – und zwar durch Herantasten.

November/Dezember 20006

0,75

0,80

0,85

0,90

0,95

1,00

Punkte/kgSG

kg SG

0,75

0,80

0,85

0,90

0,95

1,00

kg SG

0,75

0,80

0,85

0,90

0,95

1,00

1,05

kg SG

Punkte/kg SG

ø 0,86

kg SGPunkte/kg SG

ø 0,94

kg SGPunkte/kg SG

ø 1,00

kg SG

75

77

79

81

83

85

87

89

91

93

95

97

99

10

1

10

3

10

5

10

7

10

9

11

1

11

3

11

5

75

77

79

81

83

85

87

89

91

93

95

97

99

10

1

10

3

10

5

10

7

10

9

11

1

11

3

11

5

75

77

79

81

83

85

87

89

91

93

95

97

99

10

1

10

3

10

5

10

7

10

9

11

1

11

3

11

5

Übersicht 4: Indexpunkte je kg Schlachtgewicht bei niedrigem (oben), bei mittlerem (Mitte) und bei hohem Muskelfleischanteil (unten) je nach Schlachtgewicht im Bereich 75 bis 115 kg

Schlacht-Anzahl gewichts- Speckmaß Fleischmaß

Schweine gruppe kg mm mm

5.198 88 – 90 16,1 62,9

+ 0,4 + 0,4

5.831 90 – 92 16,5 63,3

+ 0,3 + 0,4

6.169 92 – 94 16,8 63,7

+ 0,2 + 0,4

6.158 94 – 96 17,0 64,1

alle 50 – 120 16,8 64,0

Übersicht 3: Speck- und Fleischmaße in der 41. KW 2000 je nach Schlachgewicht