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1 /14 CIGAR zum Thema Humor ERNST Das Wesen der Satire SKURRIL Das Spiel mit Klischees HART Der Weg zur Pointe NICK PERDOMO im Gespräch Einzelpreis CHF 1 1.50 Euro 9.— Das Zigarrenmagazin der Schweiz TASTING 16 Klassiker blind verkostet

Cigar012014

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Das Zigarrenmagazin der Schweiz

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  • 1 /14CIGARzum Thema Humor

    ERNSTDas Wesen der Satire

    SKURRILDas Spiel mit Klischees

    HARTDer Weg zur Pointe

    NICK PERDOMOim Gesprch

    ISS

    N 1

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    HU

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    Einzelpreis CHF 11.50 Euro 9.

    Das Zigarrenmagazin der Schweiz

    TASTING16 Klassiker blind verkostet

  • BLANCPAIN BOUTIQUES RUE DU RHNE 40 1204 GENEVA TEL. +41 (0)22 312 59 39 BAHNHOFSTRASSE 28 PARADEPLATZ 8001 ZURICH TEL. +41 (0)44 220 11 80

    Fifty Fathoms Bathyscaphe

    Pristine Seas Expeditions

    MISSION PARTNER OF

    www.blancpain.com

    Ph

    oto

    gra

    ph

    : Ern

    est

    H. B

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    ks II

    , B

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    ifty

    Fat

    ho

    ms

    2008

    1733_adv_Bathyscaphe_210x297_AN.indd 1 10.03.14 12:03

    AUFGEFALLEN

    FRISCH VERPACKT

    s waren spannende Tage in die-sem kleinen Hotel mitten in Estel. Jeden Abend sassen Aficionados unterschiedlicher

    Herkunft und Couleur zusammen und erzhlten von ihrem Tag. Von dieser oder jener Manufaktur oder von ihrer Ttigkeit zuhause, die meistens auch mit dem Genuss oder Verkauf edler Zi-garren zu tun hatte.

    Und dann, eines Abends, kam der Hollnder Piet mit einer speziellen Neu-heit von der Tabacalera Oliva zurck. Neu war in diesem Fall nicht die Zigar-re, sondern die Verpackung. Ein luft-dichter Beutel, in dem die Zigarre jah- relang in einer noch so trockenen Um-

    E

    zVg

    gebung stehen kann und trotzdem im-mer den richtigen Feuchtigkeitsgehalt behlt. Ziemlich erfinderisch und ziem-lich toll, fanden wir an diesem Abend. Einer meinte dann noch, dass es wohl Jahre dauern werde, bis so etwas auf dem europischen Festland ankommt.

    Es dauerte dann nur zwei Wochen, bis mir Piet aus Rotterdam die ersten Fotos zusandte. Das Freshpack mit den Zigarren Oliva und Nub wird derzeit auf dem niederlndischen Markt ge-testet. Wenn ich an das (trockene) Rauchsortiment an unseren Tankstellen denke, dann wnsche ich Oliva in den Niederlanden einen durchschlagenden Erfolg.

    Text: Tobias Hberli

  • BLANCPAIN BOUTIQUES RUE DU RHNE 40 1204 GENEVA TEL. +41 (0)22 312 59 39 BAHNHOFSTRASSE 28 PARADEPLATZ 8001 ZURICH TEL. +41 (0)44 220 11 80

    Fifty Fathoms Bathyscaphe

    Pristine Seas Expeditions

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    2008

    1733_adv_Bathyscaphe_210x297_AN.indd 1 10.03.14 12:03

    AUFGEFALLEN

    FRISCH VERPACKT

    s waren spannende Tage in die-sem kleinen Hotel mitten in Estel. Jeden Abend sassen Aficionados unterschiedlicher

    Herkunft und Couleur zusammen und erzhlten von ihrem Tag. Von dieser oder jener Manufaktur oder von ihrer Ttigkeit zuhause, die meistens auch mit dem Genuss oder Verkauf edler Zi-garren zu tun hatte.

    Und dann, eines Abends, kam der Hollnder Piet mit einer speziellen Neu-heit von der Tabacalera Oliva zurck. Neu war in diesem Fall nicht die Zigar-re, sondern die Verpackung. Ein luft-dichter Beutel, in dem die Zigarre jah- relang in einer noch so trockenen Um-

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    gebung stehen kann und trotzdem im-mer den richtigen Feuchtigkeitsgehalt behlt. Ziemlich erfinderisch und ziem-lich toll, fanden wir an diesem Abend. Einer meinte dann noch, dass es wohl Jahre dauern werde, bis so etwas auf dem europischen Festland ankommt.

    Es dauerte dann nur zwei Wochen, bis mir Piet aus Rotterdam die ersten Fotos zusandte. Das Freshpack mit den Zigarren Oliva und Nub wird derzeit auf dem niederlndischen Markt ge-testet. Wenn ich an das (trockene) Rauchsortiment an unseren Tankstellen denke, dann wnsche ich Oliva in den Niederlanden einen durchschlagenden Erfolg.

    Text: Tobias Hberli

  • 3EDITORIAL

    Es ist das Privileg oder im ungnstigen Fall die Qual eines Chefredaktors, sein Heft

    kurz vor Druckbeginn durchlesen zu drfen. Da sieht er dann schwarz auf weiss, ob

    das, was sich das Team irgendwann mal ausgedacht hat, mit der redaktionellen Re-

    alitt vereinbar ist. Ob etwa der Themenmix gengend ausgewogen daherkommt

    oder ganz allgemein das Heft den eigenen Erwartungen standhlt. Das hat auch

    immer mit Glck und Zufall zu tun. Nun, diese Ausgabe von Cigar haben wir dem

    Thema Humor gewidmet und wir hatten eine Menge Glck.

    Zum Beispiel mit Wiglaf Droste. Sarah Kohler hat mit dem deutschen Satiriker, Autor

    und Genussraucher ein ernstes Gesprch ber Humor gefhrt. Humor ist eine Hal-

    tung zur Welt, er ist das Gegenteil von Perfektion, sagt Droste und rettet damit

    meinen Tag, zumindest ein bisschen. Aus Nicaragua haben wir Ihnen eine Reportage

    von der Tabacalera Perdomo mitgebracht. In seinem Tabakimperium kombiniert

    Nick Perdomo Nasa-Technologie mit 100-jhriger Tradition.

    Und sonst? Herzlich begrssen mchte ich unsere neuen Kolumnenschreiber, na-

    mentlich den schnell denkenden und noch schneller redenden Fooddesigner Martin

    Hablesreiter aus Wien sowie nochmals Wiglaf Droste, der fr uns fortan vier Mal pro

    Jahr sprachlich das Rad schlgt.

    Tobias Hberli, Chefredaktor

    GLCK UND ZUFALL

    TIMELESS CLASSICS VON DAVIDOFF

    DAV I D O F F N 2 DAV I D O F F 2 0 0 0 DAV I D O F F S P E C I A L R IKONISCHE CIGARREN, DIE DEN GENUSSMOMENT ENTSCHEIDEND GEPRGT

    UND VEREDELT HABEN PERFEKT BEI JEDER GELEGENHEIT JEDERZEIT IHRE KOMPLEXEN, REICHHALTIGEN AROMEN UND GESCHMACKSNUANCEN

    BEWEISEN, DASS DIE ERLESENSTEN CIGARREN DER WELT FR SICH SELBST

    SPRECHEN

    VIVA SUBTLETY VIVA SOPHISTICATION

    davidoff.com

    dav_tbf_core_210x297mm.indd 1 26.02.14 16:47

  • 3EDITORIAL

    Es ist das Privileg oder im ungnstigen Fall die Qual eines Chefredaktors, sein Heft

    kurz vor Druckbeginn durchlesen zu drfen. Da sieht er dann schwarz auf weiss, ob

    das, was sich das Team irgendwann mal ausgedacht hat, mit der redaktionellen Re-

    alitt vereinbar ist. Ob etwa der Themenmix gengend ausgewogen daherkommt

    oder ganz allgemein das Heft den eigenen Erwartungen standhlt. Das hat auch

    immer mit Glck und Zufall zu tun. Nun, diese Ausgabe von Cigar haben wir dem

    Thema Humor gewidmet und wir hatten eine Menge Glck.

    Zum Beispiel mit Wiglaf Droste. Sarah Kohler hat mit dem deutschen Satiriker, Autor

    und Genussraucher ein ernstes Gesprch ber Humor gefhrt. Humor ist eine Hal-

    tung zur Welt, er ist das Gegenteil von Perfektion, sagt Droste und rettet damit

    meinen Tag, zumindest ein bisschen. Aus Nicaragua haben wir Ihnen eine Reportage

    von der Tabacalera Perdomo mitgebracht. In seinem Tabakimperium kombiniert

    Nick Perdomo Nasa-Technologie mit 100-jhriger Tradition.

    Und sonst? Herzlich begrssen mchte ich unsere neuen Kolumnenschreiber, na-

    mentlich den schnell denkenden und noch schneller redenden Fooddesigner Martin

    Hablesreiter aus Wien sowie nochmals Wiglaf Droste, der fr uns fortan vier Mal pro

    Jahr sprachlich das Rad schlgt.

    Tobias Hberli, Chefredaktor

    GLCK UND ZUFALL

    TIMELESS CLASSICS VON DAVIDOFF

    DAV I D O F F N 2 DAV I D O F F 2 0 0 0 DAV I D O F F S P E C I A L R IKONISCHE CIGARREN, DIE DEN GENUSSMOMENT ENTSCHEIDEND GEPRGT

    UND VEREDELT HABEN PERFEKT BEI JEDER GELEGENHEIT JEDERZEIT IHRE KOMPLEXEN, REICHHALTIGEN AROMEN UND GESCHMACKSNUANCEN

    BEWEISEN, DASS DIE ERLESENSTEN CIGARREN DER WELT FR SICH SELBST

    SPRECHEN

    VIVA SUBTLETY VIVA SOPHISTICATION

    davidoff.com

    dav_tbf_core_210x297mm.indd 1 26.02.14 16:47

  • INHALT

    5

    AUFGEFALLEN

    01 Frisch verpackt

    EDITORIAL

    03 Glck und Zufall

    EINE ZIGARRE FR ...

    08 das drollige Halbwissen

    MARTENS WAHL

    11 Fr humorvolle Momente

    RAUCHERORTE

    13 Musikalischer Freitag15 Tiroler Bergluft17 Eine Klasse fr sich

    HUMOR

    18 Man kann ja einfach mal darber lachen

    SATIRE

    30 Mit Humor ist nicht zu spassen

    URBAN LEGEND

    32 Ein modernes Mrchen

    DER CASTROSOPH

    37 Gegen die Ohrfeige

    NICARAGUA

    38 Der Republikaner

    Wenns um Humor geht, ist Wiglaf Droste ein Profi. Im Gesprch wird der Satiriker indes ernst und setzt zur fein stofflichen Gesell-schaftskritik an.

    18

    Nick Perdomo ist nicht einfach nur der Chef einer Zigarrenfabrik. Er ist auch ein Pilot, ein Bauer, ein Ex-Vize-Brgermeister und vor allem ein Qualittsfanatiker. Fr die perfekte Zigarre ist er bereit, sehr weite Wege zu gehen.

    38

    Ein amerikanischer Rechtsanwalt kassiert Geld von einer Versicherung, nachdem er seine Zigarren geraucht hat: Kuriose Ge-schichten sagen einiges ber unsere Gesellschaft aus.

    32

  • INHALT

    5

    AUFGEFALLEN

    01 Frisch verpackt

    EDITORIAL

    03 Glck und Zufall

    EINE ZIGARRE FR ...

    08 das drollige Halbwissen

    MARTENS WAHL

    11 Fr humorvolle Momente

    RAUCHERORTE

    13 Musikalischer Freitag15 Tiroler Bergluft17 Eine Klasse fr sich

    HUMOR

    18 Man kann ja einfach mal darber lachen

    SATIRE

    30 Mit Humor ist nicht zu spassen

    URBAN LEGEND

    32 Ein modernes Mrchen

    DER CASTROSOPH

    37 Gegen die Ohrfeige

    NICARAGUA

    38 Der Republikaner

    Wenns um Humor geht, ist Wiglaf Droste ein Profi. Im Gesprch wird der Satiriker indes ernst und setzt zur fein stofflichen Gesell-schaftskritik an.

    18

    Nick Perdomo ist nicht einfach nur der Chef einer Zigarrenfabrik. Er ist auch ein Pilot, ein Bauer, ein Ex-Vize-Brgermeister und vor allem ein Qualittsfanatiker. Fr die perfekte Zigarre ist er bereit, sehr weite Wege zu gehen.

    38

    Ein amerikanischer Rechtsanwalt kassiert Geld von einer Versicherung, nachdem er seine Zigarren geraucht hat: Kuriose Ge-schichten sagen einiges ber unsere Gesellschaft aus.

    32

  • 7INHALT

    GRUSS AUS SINGAPUR

    46 Lovestory in drei Akten

    XVI. FESTIVAL DEL HABANO

    48 Im Karibik-Rausch

    BIG SMOKE

    52 Auf in die nchste Runde

    IM DIALOG

    56 Frhlingsbank

    RAUCHZEICHEN

    59 Leider nur Zweiter

    DAVIDOFF

    60 Der Grundstein ist gelegt

    SALZ&PFEFFER

    62 Ein glatter Siech66 Fr Gourmets67 Ausgefressen

    FRUCHTBRNDE

    68 Gebrannt und geraucht

    AUS DER BRANCHE

    70 Feste feiern

    FUMOIR

    72 Gutes aus aller Welt

    HOLY SMOKE

    77 Adressen

    TASTING

    87 Klassische Werke

    96 Comic / Impressum

    VILLIGER SHNE GmbHA4-Tobajara-Anzeige-2013A4-BRASIL-Anzeige-oWH18.03.2014

    CYANMAGENTAYELLOWBLACK

    Beschnitt A4

    Bitte BEACHTEN!Alle Texte in dieser Version sind

    vektorisiert!

    87Blindtasting: Unsere Zigarrenrte wandeln in dieser Tastingrunde auf den Spuren klassischer Werke.

    Ein lustiger Text ber die Gastrono-mie sollte es werden. Die Kombination ist problematisch, weil die Schweizer Wirte zurzeit nicht viel zu lachen haben.

    62

    Die 16. Ausgabe des Festivals del Habano versammelte erneut Afi cionados aus aller Welt. Heuer betraten die Kubaner in diesem Rahmen Neuland und legten den Blend einer Zigarren-neuheit offen.

    48

  • 7INHALT

    GRUSS AUS SINGAPUR

    46 Lovestory in drei Akten

    XVI. FESTIVAL DEL HABANO

    48 Im Karibik-Rausch

    BIG SMOKE

    52 Auf in die nchste Runde

    IM DIALOG

    56 Frhlingsbank

    RAUCHZEICHEN

    59 Leider nur Zweiter

    DAVIDOFF

    60 Der Grundstein ist gelegt

    SALZ&PFEFFER

    62 Ein glatter Siech66 Fr Gourmets67 Ausgefressen

    FRUCHTBRNDE

    68 Gebrannt und geraucht

    AUS DER BRANCHE

    70 Feste feiern

    FUMOIR

    72 Gutes aus aller Welt

    HOLY SMOKE

    77 Adressen

    TASTING

    87 Klassische Werke

    96 Comic / Impressum

    VILLIGER SHNE GmbHA4-Tobajara-Anzeige-2013A4-BRASIL-Anzeige-oWH18.03.2014

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    Beschnitt A4

    Bitte BEACHTEN!Alle Texte in dieser Version sind

    vektorisiert!

    87Blindtasting: Unsere Zigarrenrte wandeln in dieser Tastingrunde auf den Spuren klassischer Werke.

    Ein lustiger Text ber die Gastrono-mie sollte es werden. Die Kombination ist problematisch, weil die Schweizer Wirte zurzeit nicht viel zu lachen haben.

    62

    Die 16. Ausgabe des Festivals del Habano versammelte erneut Afi cionados aus aller Welt. Heuer betraten die Kubaner in diesem Rahmen Neuland und legten den Blend einer Zigarren-neuheit offen.

    48

  • 8EINE ZIGARRE FR EINE ZIGARRE FR

    DAS DROLLIGE HALBWISSEN

    s gibt Situationen, in denen freut es mich, wenn ich erkannt werde. Wenn mich jemand im Zigarrenladen nach meiner

    Meinung fragt, wenn sich Leute im Vier-tel fr den guten Service in den von mir gefhrten Restaurants bedanken oder wenn sich jemand an eine Moderation, die ihm gefallen hat, erinnert und mir ein Kompliment ausspricht. Ich bin kein Eitler, der das braucht, dennoch ist mir ein ehrlich gemeintes Wort ein ehrlich gemeintes Wort.

    Manchmal ist es allerdings viel lusti-ger, wenn man nicht erkannt wird. Neu-lich hatte ich es mir in der momentanen Zigarrenlounge meines Vertrauens ge-mtlich gemacht und mir eine private Zigarre angezndet eine, die ich nur zum Genuss rauche, ohne angestrengt darber nachzudenken und die Aromen in Worte fassen zu wollen. Gerade hatte ich mein Buch aufgeschlagen, einen Schluck Portwein genommen und er-freut festgestellt, dass alle drei, Port-wein, Zigarre und Literatur wohlfein harmonierten, als zwei Herren fragten, ob am Tisch noch Pltze frei wren. Die

    Bar ist regelmssig gut besucht und es ist Usus, sich die Vierertische zu teilen. Natrlich hatte ich nichts gegen Gesell-schaft, dennoch widmete ich mich nach einem gegenseitigen kurzen, freundli-chen Nicken wieder meinem Buch. Oder versuchte es zumindest.

    Denn schon als die beiden Aficiona-dos ihre Etuis gezckt hatten und be-gannen, die Preziosen zu vergleichen, musste ich schmunzeln und begann die Kontrolle ber das geschriebene Wort zu verlieren. Da war mal wieder von Cotschiba und Deckerblattfarbe die Rede, die Preise der unschuldigen Zi-garren wurden, ohne rot zu werden, verdoppelt, und die beiden Zigarren-liebhaber warfen sich Fakten, Formate und Fremdworte um die Ohren, dass Freund Mnchhausen erblasst wre. Ich war hocherfreut. Vor allem darber, dass mir das Kunststck gelang, die Umwelt glauben zu lassen, dass mein Buch mich so amsieren wrde. An der Stelle, als es um die Zigarre mit der ro-ten Binde ging, bin ich mir allerdings im Nachhinein nicht so ganz sicher. Trotzdem ging es munter weiter. Der

    Herr XY, bei dem man immer die Zigar-ren kaufe, der rauche nur die und die Zigarre und er kaufe diese auf Kuba bei einem Strassenmusiker. Der Generalim-porteur htte nicht geschmunzelt, wre er der unerkannte Tischgenosse ge-wesen. Wrde Herr XY brigens nie machen. Bedauerlicherweise wechselte das Thema, wahrscheinlich mangels weiteren abrufbaren Unsinns, zu Autos und Fussball und so konnte ich die In-halte nicht weiter geniessen, weil ich davon keine Ahnung habe. Ich bin aber sicher, die Unterhaltung wurde fundier-ter. Ich hoffe es. Auf mein Buch konnte ich mich trotzdem nicht mehr so richtig konzentrieren, und meine Gedanken wanderten immer wieder in die Rich-tung erlebter unfreiwilliger Komik.

    Merlot macht mde, sagte vor Jah-ren auf einer Weinprobe ein anschei-nend gebuchter, aber schlecht vorberei-teter Dozent, wenn Sie Merlot beim ersten Date anbieten, wird das nichts. Die Azubis in den letzten Reihen fingen an zu kichern. Vielleicht weil die schon damals Wodka-Red-Bull beim ersten Date tranken, vielleicht aber auch, weil

    Toren und gescheite Leute sind gleich unschdlich. Nur die Halbnarren und Halbweisen, das sind die Gefhrlichsten.Johann Wolfgang von Goethe

    Rein produktionstechnisch besteht zwischen unserem Schtzenpanzerwagen MS0872 und einer hoch qualifizierten Marzipankartoffeln kein nennenswerter Unterschied. Das ist letzten Endes nur eine Geschmacksfrage.Viktor von Blow alias Loriot

    Text: Matthias Martens sie diesen verallgemeinerten Unsinn wirklich verstanden. Der Redner deute-te die gute Laune als Achtungserfolg und begann, weiter in der vinologischen Phrasenkiste zu kramen, begann das Lcheln im Wein zu finden und bekam das Grinsen im Auditorium. Quietschfi-del wurden Rebsorten verwechselt und Anbaugebiete zusammengelegt, und weil dabei verkostet wurde, kam Stim-mung auf. Feuchtfrhlich wurde Vin doux naturel zum ungeschwefelten Naturwein und die Reblaus zum Wein-fehler.

    Was tun in solchen Fllen? Was tun, wenn der Brunello zum Barolo wird und Davidoff noch heute auf Kuba produ-ziert? Besonders schwer wird es, wenn das drollige Halbwissen nicht geschwa-felt, sondern gedruckt zum Amusement fhrt. Das Magazin einer grossen Billig-fluglinie verffentlichte krzlich einen Weinartikel, der offensichtlich so schlecht recherchiert war, dass sich dank sozialer Netzwerke die ganze Branche kranklachte. Ich fand am lus-tigsten, dass hochbezahlte Sommeliers Holzklasse fliegen. Doch wer im Glas-

    haus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeissen, oder lassen Sie mich in die-ser Humorausgabe das Niveau aufs Nulllevel bringen und sagen: Wer auf dem Glastopf sitzt, soll keine Steine scheissen.

    Natrlich habe ich mich auch schon blamiert und zu schnell gesprochen oder geantwortet, was der Fundierung meiner Aussagen nicht wirklich zutrg-lich war. Als mir ein erfahrener Aficio-nado vor langer Zeit auf Kuba eine Dom Perignon versprach, wenn wir wieder in Deutschland wren, fragte ich nach dem Jahrgang. Das Lachen war auf der an-deren Seite, und man klrte den Nach-wuchszigarrensommelier auf, dass es einst eine Zigarre namens Dom Perig-non aus Zeiten kubanischer Davidoff gab, eine Churchill, die heute noch teuer gehandelt wird. Ich war schlauer, aber doch im Moment das kleine Gesptt. Si-cher habe ich mich, auch was Wein, Speisen und Spirituosen angeht, irgend-wann zu weit aus dem Fenster gelehnt, habe aber immer vermieden, zum gros-sen Gesptt zu werden. Und werde es weiter tun. Wer weiss, wer zuhrt?

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  • 8EINE ZIGARRE FR EINE ZIGARRE FR

    DAS DROLLIGE HALBWISSEN

    s gibt Situationen, in denen freut es mich, wenn ich erkannt werde. Wenn mich jemand im Zigarrenladen nach meiner

    Meinung fragt, wenn sich Leute im Vier-tel fr den guten Service in den von mir gefhrten Restaurants bedanken oder wenn sich jemand an eine Moderation, die ihm gefallen hat, erinnert und mir ein Kompliment ausspricht. Ich bin kein Eitler, der das braucht, dennoch ist mir ein ehrlich gemeintes Wort ein ehrlich gemeintes Wort.

    Manchmal ist es allerdings viel lusti-ger, wenn man nicht erkannt wird. Neu-lich hatte ich es mir in der momentanen Zigarrenlounge meines Vertrauens ge-mtlich gemacht und mir eine private Zigarre angezndet eine, die ich nur zum Genuss rauche, ohne angestrengt darber nachzudenken und die Aromen in Worte fassen zu wollen. Gerade hatte ich mein Buch aufgeschlagen, einen Schluck Portwein genommen und er-freut festgestellt, dass alle drei, Port-wein, Zigarre und Literatur wohlfein harmonierten, als zwei Herren fragten, ob am Tisch noch Pltze frei wren. Die

    Bar ist regelmssig gut besucht und es ist Usus, sich die Vierertische zu teilen. Natrlich hatte ich nichts gegen Gesell-schaft, dennoch widmete ich mich nach einem gegenseitigen kurzen, freundli-chen Nicken wieder meinem Buch. Oder versuchte es zumindest.

    Denn schon als die beiden Aficiona-dos ihre Etuis gezckt hatten und be-gannen, die Preziosen zu vergleichen, musste ich schmunzeln und begann die Kontrolle ber das geschriebene Wort zu verlieren. Da war mal wieder von Cotschiba und Deckerblattfarbe die Rede, die Preise der unschuldigen Zi-garren wurden, ohne rot zu werden, verdoppelt, und die beiden Zigarren-liebhaber warfen sich Fakten, Formate und Fremdworte um die Ohren, dass Freund Mnchhausen erblasst wre. Ich war hocherfreut. Vor allem darber, dass mir das Kunststck gelang, die Umwelt glauben zu lassen, dass mein Buch mich so amsieren wrde. An der Stelle, als es um die Zigarre mit der ro-ten Binde ging, bin ich mir allerdings im Nachhinein nicht so ganz sicher. Trotzdem ging es munter weiter. Der

    Herr XY, bei dem man immer die Zigar-ren kaufe, der rauche nur die und die Zigarre und er kaufe diese auf Kuba bei einem Strassenmusiker. Der Generalim-porteur htte nicht geschmunzelt, wre er der unerkannte Tischgenosse ge-wesen. Wrde Herr XY brigens nie machen. Bedauerlicherweise wechselte das Thema, wahrscheinlich mangels weiteren abrufbaren Unsinns, zu Autos und Fussball und so konnte ich die In-halte nicht weiter geniessen, weil ich davon keine Ahnung habe. Ich bin aber sicher, die Unterhaltung wurde fundier-ter. Ich hoffe es. Auf mein Buch konnte ich mich trotzdem nicht mehr so richtig konzentrieren, und meine Gedanken wanderten immer wieder in die Rich-tung erlebter unfreiwilliger Komik.

    Merlot macht mde, sagte vor Jah-ren auf einer Weinprobe ein anschei-nend gebuchter, aber schlecht vorberei-teter Dozent, wenn Sie Merlot beim ersten Date anbieten, wird das nichts. Die Azubis in den letzten Reihen fingen an zu kichern. Vielleicht weil die schon damals Wodka-Red-Bull beim ersten Date tranken, vielleicht aber auch, weil

    Toren und gescheite Leute sind gleich unschdlich. Nur die Halbnarren und Halbweisen, das sind die Gefhrlichsten.Johann Wolfgang von Goethe

    Rein produktionstechnisch besteht zwischen unserem Schtzenpanzerwagen MS0872 und einer hoch qualifizierten Marzipankartoffeln kein nennenswerter Unterschied. Das ist letzten Endes nur eine Geschmacksfrage.Viktor von Blow alias Loriot

    Text: Matthias Martens sie diesen verallgemeinerten Unsinn wirklich verstanden. Der Redner deute-te die gute Laune als Achtungserfolg und begann, weiter in der vinologischen Phrasenkiste zu kramen, begann das Lcheln im Wein zu finden und bekam das Grinsen im Auditorium. Quietschfi-del wurden Rebsorten verwechselt und Anbaugebiete zusammengelegt, und weil dabei verkostet wurde, kam Stim-mung auf. Feuchtfrhlich wurde Vin doux naturel zum ungeschwefelten Naturwein und die Reblaus zum Wein-fehler.

    Was tun in solchen Fllen? Was tun, wenn der Brunello zum Barolo wird und Davidoff noch heute auf Kuba produ-ziert? Besonders schwer wird es, wenn das drollige Halbwissen nicht geschwa-felt, sondern gedruckt zum Amusement fhrt. Das Magazin einer grossen Billig-fluglinie verffentlichte krzlich einen Weinartikel, der offensichtlich so schlecht recherchiert war, dass sich dank sozialer Netzwerke die ganze Branche kranklachte. Ich fand am lus-tigsten, dass hochbezahlte Sommeliers Holzklasse fliegen. Doch wer im Glas-

    haus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeissen, oder lassen Sie mich in die-ser Humorausgabe das Niveau aufs Nulllevel bringen und sagen: Wer auf dem Glastopf sitzt, soll keine Steine scheissen.

    Natrlich habe ich mich auch schon blamiert und zu schnell gesprochen oder geantwortet, was der Fundierung meiner Aussagen nicht wirklich zutrg-lich war. Als mir ein erfahrener Aficio-nado vor langer Zeit auf Kuba eine Dom Perignon versprach, wenn wir wieder in Deutschland wren, fragte ich nach dem Jahrgang. Das Lachen war auf der an-deren Seite, und man klrte den Nach-wuchszigarrensommelier auf, dass es einst eine Zigarre namens Dom Perig-non aus Zeiten kubanischer Davidoff gab, eine Churchill, die heute noch teuer gehandelt wird. Ich war schlauer, aber doch im Moment das kleine Gesptt. Si-cher habe ich mich, auch was Wein, Speisen und Spirituosen angeht, irgend-wann zu weit aus dem Fenster gelehnt, habe aber immer vermieden, zum gros-sen Gesptt zu werden. Und werde es weiter tun. Wer weiss, wer zuhrt?

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  • MARTENS WAHL

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    HONDURASErscheinung: maduro, mit zarten Adern, ansprechend gerollt, wrzig-animalischer Duft nach Stall und Leder. Rauch: voll-aromatisch und wrzig, dunkle Tabakaromen, lang am Gau-men. Geschmack: Holz, Bitterschokolade, wenig Ssse, lang und dicht am Gaumen, Kraft im Finale. Brand: fast gerade, Asche fein sandig, wenig stabil.

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    ARTURO FUENTE HEMINGWAY SHORT STORY

    Lnge: 102 mm Filler: Dominikanische RepublikDurchmesser: 20 mm Umblatt: Dominikanische RepublikZugverhalten: starker Widerstand Deckblatt: CameroonAromadichte: voll Preis: CHF 9.80

    FR HUMORVOLLE MOMENTE

    HONDURASErscheinung: colorado claro, wenig Adern, einwandfrei gerollt, delikater Duft nach Heu, Erde und Tee. Rauch: mild und cremig, sehr leicht und harmonisch. Geschmack: Heu und Tee, feine Ssse von Milchschokolade, etwas Kaffee, sehr mild, nicht kratzig. Brand: sehr gerade, Asche stabil, aber sehr fein.

    FLOR DE SELVA FINO

    Lnge: 163 mm Filler: HondurasDurchmesser: 17 mm Umblatt: HondurasZugverhalten: optimaler Widerstand Deckblatt: Connecticut ShadeAromadichte: mild Preis: CHF 12.50

    163

    NICARAGUAErscheinung: rtlich-braunes Colorado, feines Deckblatt mit sanften Adern, sehr gute Verarbeitung, ssslich milder Tabak-duft. Rauch: cremig mit harmonischem Ssse-Wrze-Verhlt-nis. Geschmack: mittelkrftig mit raffi nierter Ssse und Lnge, Kakaonoten und etwas dunkle Frchte im Finale. Brand: gerade, Asche stabil.

    CUMPAY PIRAMIDE

    Lnge: 152 mm Filler: NicaraguaDurchmesser: 20 mm Umblatt: NicaraguaZugverhalten: optimaler Widerstand Deckblatt: NicaraguaAromadichte: mittel Preis: CHF 9.20

    11

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  • MARTENS WAHL

    0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180 190

    0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180

    164

    HONDURASErscheinung: maduro, mit zarten Adern, ansprechend gerollt, wrzig-animalischer Duft nach Stall und Leder. Rauch: voll-aromatisch und wrzig, dunkle Tabakaromen, lang am Gau-men. Geschmack: Holz, Bitterschokolade, wenig Ssse, lang und dicht am Gaumen, Kraft im Finale. Brand: fast gerade, Asche fein sandig, wenig stabil.

    ROCKY PATEL DECADE LONSDALE

    Lnge: 164 mm Filler: geheimDurchmesser: 17 mm Umblatt: geheimZugverhalten: optimaler Widerstand Deckblatt: EcuadorAromadichte: voll Preis: CHF 12.80

    102

    DOMINIKANISCHE REPUBLIKErscheinung: maduro, lig, wenig Adern, fest gerollt, viel Tabak, wrziger, fast animalischer Duft. Rauch: angenehme, frhe sensorische Prsenz, dunkle, erdige Aromen. Geschmack: dunkle Tabakaromen, frische Wrze, pfeffrig, dazu Schoko- und Kakaonoten. Brand: fast gerade, Asche fest, Zylinder sehr kompakt.

    ARTURO FUENTE HEMINGWAY SHORT STORY

    Lnge: 102 mm Filler: Dominikanische RepublikDurchmesser: 20 mm Umblatt: Dominikanische RepublikZugverhalten: starker Widerstand Deckblatt: CameroonAromadichte: voll Preis: CHF 9.80

    FR HUMORVOLLE MOMENTE

    HONDURASErscheinung: colorado claro, wenig Adern, einwandfrei gerollt, delikater Duft nach Heu, Erde und Tee. Rauch: mild und cremig, sehr leicht und harmonisch. Geschmack: Heu und Tee, feine Ssse von Milchschokolade, etwas Kaffee, sehr mild, nicht kratzig. Brand: sehr gerade, Asche stabil, aber sehr fein.

    FLOR DE SELVA FINO

    Lnge: 163 mm Filler: HondurasDurchmesser: 17 mm Umblatt: HondurasZugverhalten: optimaler Widerstand Deckblatt: Connecticut ShadeAromadichte: mild Preis: CHF 12.50

    163

    NICARAGUAErscheinung: rtlich-braunes Colorado, feines Deckblatt mit sanften Adern, sehr gute Verarbeitung, ssslich milder Tabak-duft. Rauch: cremig mit harmonischem Ssse-Wrze-Verhlt-nis. Geschmack: mittelkrftig mit raffi nierter Ssse und Lnge, Kakaonoten und etwas dunkle Frchte im Finale. Brand: gerade, Asche stabil.

    CUMPAY PIRAMIDE

    Lnge: 152 mm Filler: NicaraguaDurchmesser: 20 mm Umblatt: NicaraguaZugverhalten: optimaler Widerstand Deckblatt: NicaraguaAromadichte: mittel Preis: CHF 9.20

    11

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  • 13

    RAUCHERORTE

    MUSIKALISCHER FREITAG

    Text: Sarah Kohler er Name sagt es schon: Der 2nd Friday in der Lounge des Grill-Restaurants Bault findet jeden zweiten Freitag im

    Monat statt. Dann gibt es hier in Ober-kirch exklusive Showcases und Konzer-te, stehen junge Talente wie Etienne Merula und Ramon Clau oder aber be-kanntere Gesichter wie Gigi Moto oder Reto Burrell auf der Bhne. Um 22 Uhr gehts jeweils los; der Eintritt ist gratis das Lokal voll.

    Letzten Mai wurde es erffnet, das Bault mit Restaurant, Bar und Lounge. Es gehrt zum Campus Sursee Seminarzentrum, das in seiner Grsse zweifelsohne beeindruckt: 55 Seminar- und Gruppenrume, ein 430 Quadrat-meter grosser Konferenzsaal, 550 Hotel - zimmer, drei verschiedene Restaurants mit total ber 900 Sitzpltzen. Das Grill-Restaurant Bault, das Flaggschiff der Campus-Gastronomie, steht indes nicht

    nur internen Gsten offen, sondern heisst ebenso die Menschen aus der Umgebung willkommen einschliess-lich der Zigarrenraucher unter ihnen.

    Zur Lounge gehrt nmlich ein Fu-moir mit 18 Pltzen und einem vielfltig bestckten Humidor. Neben dem erlese-nen Whiskysortiment sowie der klassi-schen Cocktail- und Longdrink-Karte sei an dieser Stelle das Bierangebot des Bault speziell erwhnt: Hier wer-den drei verschiedene offene Biere aus-geschenkt, das Flaschenangebot um-fasst fnf weitere Sorten und auf Wunsch kommt das von der Brauerei des Luzerner Biers eigens produzierte Bault-Bier ins Glas.

    Grill-Restaurant Bault Campus Sursee Seminarzentrum, Leidenbergstrasse, 6208 Oberkirch, 041 926 24 30, www.bault.ch

    D

    zVg

    DAS WAHRE ORIGINAL

    Wir rollen nicht einfach nur Zigarren. Wir kreieren ein intensives Geschmackserlebnis mit

    einem wrzigen Zigarrengeschmack, wie ihn nur ein Original besitzt. Vor 40 Jahren haben wir die

    Samen fr unseren Corojo-Tabak aus Kuba befreit und kultiviert. Das Ergebnis: eine vollmundige

    Zigarre, die vom ersten Zug auf Vollgas beschleunigt. Ein Raucherlebnis wie eine verwegene

    Fahrt auf unbefestigter Piste ohne Tempolimit. Die Frage ist nur: Brauchst Du Leitplanken?

    camachocigars.com

    Exklusiv bei diesen Fachhndlern: A. Drr & Co. AG, 8808 Pfffi kon, A. Drr & Co. AG Hauptbahnhof, 8001 Zrich, A. Drr & Co. AG Autobahnbrcke 5436 Wrenlos, A. Drr & Co. AG, 3011 Bern, A. Drr & Co. AG, 8301 Glattzentrum, A. Drr & Co. AG, 8200 Schaffhausen, Davidoff of Geneva, 4001 Basel, Davidoff of Geneva, 7500 St. Moritz, Davidoff of Geneva, 6004 Luzern, Davidoff of Geneva, 8001 Zrich, Davidoff of Geneva, 1204 Genve, Autogrill Schweiz AG Cigars & More 4133 Pratteln, Portmann Tabakwaren GmbH, 9004 St. Gallen, Urs Portmann Tabakwaren AG, 8280 Kreuzlingen, Casa La Corona, 8610 Uster, Don Cigarro, 8702 Zollikon, La Tabatire, 1700 Fribourg, Maillefer Tabacs, 1003 Lausanne, Smuggler Whisky, Cigars & more, 6003 Luzern, Keller Tabak AG, 2501 Biel, Portmann Urs, 9490 Vaduz

    cam_tbs_210x297mm_ch_dt_PRINT.indd 1 14.03.14 11:01

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    RAUCHERORTE

    MUSIKALISCHER FREITAG

    Text: Sarah Kohler er Name sagt es schon: Der 2nd Friday in der Lounge des Grill-Restaurants Bault findet jeden zweiten Freitag im

    Monat statt. Dann gibt es hier in Ober-kirch exklusive Showcases und Konzer-te, stehen junge Talente wie Etienne Merula und Ramon Clau oder aber be-kanntere Gesichter wie Gigi Moto oder Reto Burrell auf der Bhne. Um 22 Uhr gehts jeweils los; der Eintritt ist gratis das Lokal voll.

    Letzten Mai wurde es erffnet, das Bault mit Restaurant, Bar und Lounge. Es gehrt zum Campus Sursee Seminarzentrum, das in seiner Grsse zweifelsohne beeindruckt: 55 Seminar- und Gruppenrume, ein 430 Quadrat-meter grosser Konferenzsaal, 550 Hotel - zimmer, drei verschiedene Restaurants mit total ber 900 Sitzpltzen. Das Grill-Restaurant Bault, das Flaggschiff der Campus-Gastronomie, steht indes nicht

    nur internen Gsten offen, sondern heisst ebenso die Menschen aus der Umgebung willkommen einschliess-lich der Zigarrenraucher unter ihnen.

    Zur Lounge gehrt nmlich ein Fu-moir mit 18 Pltzen und einem vielfltig bestckten Humidor. Neben dem erlese-nen Whiskysortiment sowie der klassi-schen Cocktail- und Longdrink-Karte sei an dieser Stelle das Bierangebot des Bault speziell erwhnt: Hier wer-den drei verschiedene offene Biere aus-geschenkt, das Flaschenangebot um-fasst fnf weitere Sorten und auf Wunsch kommt das von der Brauerei des Luzerner Biers eigens produzierte Bault-Bier ins Glas.

    Grill-Restaurant Bault Campus Sursee Seminarzentrum, Leidenbergstrasse, 6208 Oberkirch, 041 926 24 30, www.bault.ch

    DzVg

    DAS WAHRE ORIGINAL

    Wir rollen nicht einfach nur Zigarren. Wir kreieren ein intensives Geschmackserlebnis mit

    einem wrzigen Zigarrengeschmack, wie ihn nur ein Original besitzt. Vor 40 Jahren haben wir die

    Samen fr unseren Corojo-Tabak aus Kuba befreit und kultiviert. Das Ergebnis: eine vollmundige

    Zigarre, die vom ersten Zug auf Vollgas beschleunigt. Ein Raucherlebnis wie eine verwegene

    Fahrt auf unbefestigter Piste ohne Tempolimit. Die Frage ist nur: Brauchst Du Leitplanken?

    camachocigars.com

    Exklusiv bei diesen Fachhndlern: A. Drr & Co. AG, 8808 Pfffi kon, A. Drr & Co. AG Hauptbahnhof, 8001 Zrich, A. Drr & Co. AG Autobahnbrcke 5436 Wrenlos, A. Drr & Co. AG, 3011 Bern, A. Drr & Co. AG, 8301 Glattzentrum, A. Drr & Co. AG, 8200 Schaffhausen, Davidoff of Geneva, 4001 Basel, Davidoff of Geneva, 7500 St. Moritz, Davidoff of Geneva, 6004 Luzern, Davidoff of Geneva, 8001 Zrich, Davidoff of Geneva, 1204 Genve, Autogrill Schweiz AG Cigars & More 4133 Pratteln, Portmann Tabakwaren GmbH, 9004 St. Gallen, Urs Portmann Tabakwaren AG, 8280 Kreuzlingen, Casa La Corona, 8610 Uster, Don Cigarro, 8702 Zollikon, La Tabatire, 1700 Fribourg, Maillefer Tabacs, 1003 Lausanne, Smuggler Whisky, Cigars & more, 6003 Luzern, Keller Tabak AG, 2501 Biel, Portmann Urs, 9490 Vaduz

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  • 15

    RAUCHERORTE

    Text: Sarah Kohler ie Hhe zieht sich durch: In 1300 Metern Hhe auf dem Seefelder Hochplateau in Tirol, auf hchstem Fnf-Sterne-

    Superior-Niveau, fr den Gast mit ho-hen Ansprchen so lsst sich in etwa zusammenfassen, was sich das Interal-pen-Hotel Tyrol auf die Fahne schreibt. In der Tat bietet das Haus eigentlich al-les, was das urlaubsreife Herz begehrt. Hier wird die alpenlndische Gast-freundschaft in luxuriser Umgebung zelebriert und mit drei sterreichischen Gault-Millau-Hauben ausgezeichnet ge-kocht; hier schlgt das Golferherz hher und entspannen Krper, Geist und Seele im ber 5000 Quadratmeter grossen Spa. Und, last but not least: Hier lsst sich nicht nur Tiroler Bergluft atmen, sondern auch gepflegt eine gute Zigarre schmauchen.

    Seit einem Umbau, der Mitte Dezem-ber letzten Jahres abgeschlossen wur-de, werden die Interalpen-Gste nmlich auch in der stilvollen Smokers Lounge im Erdgeschoss empfangen. Gediegen schauts aus: Dunkles Holz, waldgrne Chesterfield-Sofas, Kamin und Flachbildfernseher verstrmen in ihrer Kombination die Aura eines briti-schen Gentlemens-Club. Passend dazu prsentiert sich das Angebot. Zur Aus-wahl stehen zahlreiche edle Whisky- und Rumsorten sowie ein breites Zigar-rensortiment sodass sich fr jeden Gast das Richtige findet.

    D

    Interalpen-Hotel TyrolDr.-Hans-Liebherr-Alpenstrasse 1, 6410 Telfs-Buchen/Seefeld, sterreich, +43 (0)5089 30, www.interalpen.com

    zVg

    TIROLER BERGLUFT

    ISTIST

    VUELTA ABAJO XO SALOMONES179 mm purer Genuss aus kubanischem Samen, der Erde und

    Sonne von Santiago (Dom. Rep.).

    HABEN CIGAR AFICIONADOS ENTSCHIEDEN

  • 15

    RAUCHERORTE

    Text: Sarah Kohler ie Hhe zieht sich durch: In 1300 Metern Hhe auf dem Seefelder Hochplateau in Tirol, auf hchstem Fnf-Sterne-

    Superior-Niveau, fr den Gast mit ho-hen Ansprchen so lsst sich in etwa zusammenfassen, was sich das Interal-pen-Hotel Tyrol auf die Fahne schreibt. In der Tat bietet das Haus eigentlich al-les, was das urlaubsreife Herz begehrt. Hier wird die alpenlndische Gast-freundschaft in luxuriser Umgebung zelebriert und mit drei sterreichischen Gault-Millau-Hauben ausgezeichnet ge-kocht; hier schlgt das Golferherz hher und entspannen Krper, Geist und Seele im ber 5000 Quadratmeter grossen Spa. Und, last but not least: Hier lsst sich nicht nur Tiroler Bergluft atmen, sondern auch gepflegt eine gute Zigarre schmauchen.

    Seit einem Umbau, der Mitte Dezem-ber letzten Jahres abgeschlossen wur-de, werden die Interalpen-Gste nmlich auch in der stilvollen Smokers Lounge im Erdgeschoss empfangen. Gediegen schauts aus: Dunkles Holz, waldgrne Chesterfield-Sofas, Kamin und Flachbildfernseher verstrmen in ihrer Kombination die Aura eines briti-schen Gentlemens-Club. Passend dazu prsentiert sich das Angebot. Zur Aus-wahl stehen zahlreiche edle Whisky- und Rumsorten sowie ein breites Zigar-rensortiment sodass sich fr jeden Gast das Richtige findet.

    D

    Interalpen-Hotel TyrolDr.-Hans-Liebherr-Alpenstrasse 1, 6410 Telfs-Buchen/Seefeld, sterreich, +43 (0)5089 30, www.interalpen.com

    zVg

    TIROLER BERGLUFT

    ISTIST

    VUELTA ABAJO XO SALOMONES179 mm purer Genuss aus kubanischem Samen, der Erde und

    Sonne von Santiago (Dom. Rep.).

    HABEN CIGAR AFICIONADOS ENTSCHIEDEN

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    RAUCHERORTE

    EINE KLASSE FR SICH

    Text: Sarah Kohler ie Lage der Eventlocation Aura ist erstklassig, keine Frage: im Herzen von Zrich, direkt am Paradeplatz, im Gebude der

    ehemaligen Alten Brse. Kein Wunder also, dass man sich hier mit einem ge-sunden Selbstbewusstsein an Superlati-ven orientiert. Auf 2000 Quadratmetern und drei Stockwerken bietet das Aura seit seiner Erffnung im Januar 2013 Eventtechnik und Gastronomie auf hchstem Niveau: Herzstck ist der Eventsaal, mit beeindruckenden neun Metern Deckenhhe, einer grosszgigen Bhne und einer 360-Grad-Projektions-flche, die in ihrer Art landesweit ein-zigartig ist. Das Erlebnis steht denn auch im Restaurant im Zentrum. Vor den Augen der Gste werden hier kuli-narische Spezialitten am offenen Grill zubereitet, und in der Bar sorgt ein brei-tes Sortiment an Spirituosen und Cock-tails dafr, dass keiner zu kurz kommt.

    Und in der Smokers Lounge? Auch hier wurde an nichts gespart und

    findet der geneigte Zigarrenraucher, wonach auch immer es ihn gelstet. Der Raum bietet Platz fr rund 50 Aficiona-dos und ist stilvoll eingerichtet, ohne steif zu wirken. Frs exklusive Interieur zeichnet Evelyne Haussener verant-wortlich: Die Mutter von Philippe Haus-sener, seines Zeichens Betreiber des Aura, ist Innenarchitektin und hat bereits das Restaurant Taos sowie die Clubs Indochine und Icon in Zrich ein-gerichtet, die ebenfalls vom Sohn betrie-ben werden. In der Lounge des Aura nun herrschen erdene Farben vor. Warm und gemtlich ist es, mit Teppich-boden und Blick zum Schanzengraben. Ein bisschen wie daheim, irgendwie oder fast noch besser.

    D

    AuraBleicherweg 5, 8001 Zrich, 044 448 11 44, www.aura-zurich.ch ffnungszeiten: MoDo, 13.300.30 Uhr, FrSa, 13.302 Uhr, So geschlossen

    zVg

    Ausgesuchte Spirituosen aus aller Welt

    Besuchen Sie uns am Big Smoke in Zrich

    Havana Spirituosen GmbHRomanshornstrasse 5CH-8583 Sulgen

    Telefon +41 71 410 27 [email protected] www.havanaspirituosen.ch

    Chteau Haut Glon Fine du Languedoc XO

    Ausgesprochen aromatisch mit reifer Beerenfrucht und nussigen Rstaromen, zarte Mineralik und eine ungeheuer faszinierende Vielschichtigkeit bilden den Krper dieses edlen Weinbrandes.

    CHF 75.00 (50 cl)

    Chteau Busca Armagnac Tnarze 1980

    Die Armagnacs von Chteau Busca gehren zu den feinsten Armagnacs berhaupt. Die ton- und kalkhaltigen Bden tragen zu einer feinen Stilistik und einem unglaublich breiten Aromenspektrum bei.

    CHF 146.00 (70cl)

    Mry & Fils Mry XO

    Dieser XO ist eine Zusam-mensetzung der ltesten Cognacs (mind. 40 Jahre), welche in den Kellern von Mry eingelagert wurden. Fein, harmonisch, mit zarten Kaffeearomen und einem lang anhaltenden Abgang.

    CHF 115.00 (70 cl)

    Inserat_A4_Cigar.indd 1 27.03.14 14:10

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    RAUCHERORTE

    EINE KLASSE FR SICH

    Text: Sarah Kohler ie Lage der Eventlocation Aura ist erstklassig, keine Frage: im Herzen von Zrich, direkt am Paradeplatz, im Gebude der

    ehemaligen Alten Brse. Kein Wunder also, dass man sich hier mit einem ge-sunden Selbstbewusstsein an Superlati-ven orientiert. Auf 2000 Quadratmetern und drei Stockwerken bietet das Aura seit seiner Erffnung im Januar 2013 Eventtechnik und Gastronomie auf hchstem Niveau: Herzstck ist der Eventsaal, mit beeindruckenden neun Metern Deckenhhe, einer grosszgigen Bhne und einer 360-Grad-Projektions-flche, die in ihrer Art landesweit ein-zigartig ist. Das Erlebnis steht denn auch im Restaurant im Zentrum. Vor den Augen der Gste werden hier kuli-narische Spezialitten am offenen Grill zubereitet, und in der Bar sorgt ein brei-tes Sortiment an Spirituosen und Cock-tails dafr, dass keiner zu kurz kommt.

    Und in der Smokers Lounge? Auch hier wurde an nichts gespart und

    findet der geneigte Zigarrenraucher, wonach auch immer es ihn gelstet. Der Raum bietet Platz fr rund 50 Aficiona-dos und ist stilvoll eingerichtet, ohne steif zu wirken. Frs exklusive Interieur zeichnet Evelyne Haussener verant-wortlich: Die Mutter von Philippe Haus-sener, seines Zeichens Betreiber des Aura, ist Innenarchitektin und hat bereits das Restaurant Taos sowie die Clubs Indochine und Icon in Zrich ein-gerichtet, die ebenfalls vom Sohn betrie-ben werden. In der Lounge des Aura nun herrschen erdene Farben vor. Warm und gemtlich ist es, mit Teppich-boden und Blick zum Schanzengraben. Ein bisschen wie daheim, irgendwie oder fast noch besser.

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    AuraBleicherweg 5, 8001 Zrich, 044 448 11 44, www.aura-zurich.ch ffnungszeiten: MoDo, 13.300.30 Uhr, FrSa, 13.302 Uhr, So geschlossen

    zVg

    Ausgesuchte Spirituosen aus aller Welt

    Besuchen Sie uns am Big Smoke in Zrich

    Havana Spirituosen GmbHRomanshornstrasse 5CH-8583 Sulgen

    Telefon +41 71 410 27 [email protected] www.havanaspirituosen.ch

    Chteau Haut Glon Fine du Languedoc XO

    Ausgesprochen aromatisch mit reifer Beerenfrucht und nussigen Rstaromen, zarte Mineralik und eine ungeheuer faszinierende Vielschichtigkeit bilden den Krper dieses edlen Weinbrandes.

    CHF 75.00 (50 cl)

    Chteau Busca Armagnac Tnarze 1980

    Die Armagnacs von Chteau Busca gehren zu den feinsten Armagnacs berhaupt. Die ton- und kalkhaltigen Bden tragen zu einer feinen Stilistik und einem unglaublich breiten Aromenspektrum bei.

    CHF 146.00 (70cl)

    Mry & Fils Mry XO

    Dieser XO ist eine Zusam-mensetzung der ltesten Cognacs (mind. 40 Jahre), welche in den Kellern von Mry eingelagert wurden. Fein, harmonisch, mit zarten Kaffeearomen und einem lang anhaltenden Abgang.

    CHF 115.00 (70 cl)

    Inserat_A4_Cigar.indd 1 27.03.14 14:10

  • MAN KANN JA EINFACH MAL DARBER LACHEN

    18

    HUMOR

  • MAN KANN JA EINFACH MAL DARBER LACHEN

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    HUMOR

  • 20

    Die Abstimmung ber die Massenein-wanderungs-Initiative ist noch keine Woche her, als wir Besuch aus Deutsch-land bekommen: Wiglaf Droste, Autor und Snger, ist fr eine Lesung und ein Konzert nach Zrich gereist. Wir wollen mit dem preisgekrnten Satiriker ber Humor reden. Es wird ernst.

    Sie treten heute Abend in Zrich auf. Bieten Ihnen die Schlagzeilen ber die Schweiz der letzten Tage eine humoristische Steilvor-lage?Wiglaf Droste: Es ist eine gute Portion Heuchelei dabei, wenn man in Deutsch-land jetzt ber die Schweizer herfllt; eine hnliche Umfrage wrde dort ja kein anderes Ergebnis nach sich ziehen. Dass es aber fr die Schweizer, die keine Anhnger der Herren Blocher und Kp-pel sind, rgerlich und beschmend ist, verstehe ich. Die SVP hat es mit Hilfe der Weltwoche und anderer Medien ge-schafft, Angst zu verbreiten, Furcht vor Vernderung, dieses vage Gefhl, das sich gar nicht konkret gegen Gruppen richten oder begrndet sein muss. Herr Kppel kann nicht viel, aber er weiss, wie man auf der Klaviatur der Angst spielt.

    Und das ist fr Sie kein Gegenstand fr eine satirische Betrachtung?Als Humorist versuche ich lieber das Gegenteil: das Publikum durch Witz und Sprachbeherrschung zu ermun-tern, ber die Verhltnisse, so wie sie sind, zu lachen und scheinbare Autori-tt anzuzweifeln. Man kann ja einfach mal darber lachen! Es geht eben nicht darum, jemanden blosszustellen, son-dern festzuhalten, dass es kein Wert an sich ist, wenn jemand Macht bean-sprucht oder hat. Dem will ich mit Ver-gngen und mit den Waffen des Geistes und des Witzes entgegentreten. So gese-hen ist die Schweizer Abstimmung ein Thema, ich hte mich aber vor der moralgesteuerten Form der Satire. Was heisst das?Ich halte das Gut-Bse-Schema fr eine stumpfe Waffe. Bei der moralisch ge-fhrten Debatte werde ich das Gefhl

    nicht los, dass sich die Beteiligten nicht um der Sache willen moralisch auf-fhren, sondern um sich selbst aufzu-werten. In Deutschland heissen diese Leute zum Beispiel Die Grnen. Wenn man genau hinschaut, wer sich da mo-ralisch aufspielt und was er tatschlich tut, sieht man, dass es einzig und allein um die Partizipation an der Macht geht. Die Grnen in Baden-Wrttemberg wurden gewhlt, um Stuttgart 21 zu verhindern. Als sie gewhlt waren, machten sie sofort mit und schoben sogenannte Sachzwnge vor. Das ist Betrug. Man kann ja einfach mal drber lachen, sa-gen Sie. Worber haben Sie zuletzt gelacht?(schweigt) Lachen Sie nicht viel?Doch, ich freue mich so oft, ich merke mir die Gelegenheiten gar nicht. Und es gibt ja einige Missverstndnisse, was Humor und Lachen betrifft. Welche denn?Dass Lachen gesund sei, zum Beispiel. Ich halte das fr kein Argument und fin-de, das sprche eher gegen das Lachen, gerade in den Zeiten des Gesundheits-wahns, in denen wir leben. Ungesunde Sachen machen viel mehr Spass als ge-sunde. Zigarren, zum Beispiel.Genau. Die Entwicklungen, die sich beim Rauchen abzeichnen, stren ge-waltig. Ich mag es nicht, wenn Men-schen wegen nichts verdchtigt werden, Verbrecher zu sein, und dass die Bereit-schaft fehlt, vernnftig miteinander zu reden. Alle brllen nach Gesetzen, das ist ein Armutszeugnis. Wer schon per-snliche Kleinigkeiten dem Staat ber-lsst, ist bereit, sich generell zu entmn-digen. Der Staat verteilt eine Art Valium und verkndet, dass alles gut wird und es uns noch nie so gut gegangen ist ... Komischerweise reagieren die Leute auf der Strasse darauf hysterisch. Sie wissen, dass es nicht stimmt. Ob es jetzt ums Rauchen geht oder um etwas anderes: Heute nimmt man jeden belie-

    HUMOR

    Interview: Sarah KohlerFotos: Marcel Studer

  • 20

    Die Abstimmung ber die Massenein-wanderungs-Initiative ist noch keine Woche her, als wir Besuch aus Deutsch-land bekommen: Wiglaf Droste, Autor und Snger, ist fr eine Lesung und ein Konzert nach Zrich gereist. Wir wollen mit dem preisgekrnten Satiriker ber Humor reden. Es wird ernst.

    Sie treten heute Abend in Zrich auf. Bieten Ihnen die Schlagzeilen ber die Schweiz der letzten Tage eine humoristische Steilvor-lage?Wiglaf Droste: Es ist eine gute Portion Heuchelei dabei, wenn man in Deutsch-land jetzt ber die Schweizer herfllt; eine hnliche Umfrage wrde dort ja kein anderes Ergebnis nach sich ziehen. Dass es aber fr die Schweizer, die keine Anhnger der Herren Blocher und Kp-pel sind, rgerlich und beschmend ist, verstehe ich. Die SVP hat es mit Hilfe der Weltwoche und anderer Medien ge-schafft, Angst zu verbreiten, Furcht vor Vernderung, dieses vage Gefhl, das sich gar nicht konkret gegen Gruppen richten oder begrndet sein muss. Herr Kppel kann nicht viel, aber er weiss, wie man auf der Klaviatur der Angst spielt.

    Und das ist fr Sie kein Gegenstand fr eine satirische Betrachtung?Als Humorist versuche ich lieber das Gegenteil: das Publikum durch Witz und Sprachbeherrschung zu ermun-tern, ber die Verhltnisse, so wie sie sind, zu lachen und scheinbare Autori-tt anzuzweifeln. Man kann ja einfach mal darber lachen! Es geht eben nicht darum, jemanden blosszustellen, son-dern festzuhalten, dass es kein Wert an sich ist, wenn jemand Macht bean-sprucht oder hat. Dem will ich mit Ver-gngen und mit den Waffen des Geistes und des Witzes entgegentreten. So gese-hen ist die Schweizer Abstimmung ein Thema, ich hte mich aber vor der moralgesteuerten Form der Satire. Was heisst das?Ich halte das Gut-Bse-Schema fr eine stumpfe Waffe. Bei der moralisch ge-fhrten Debatte werde ich das Gefhl

    nicht los, dass sich die Beteiligten nicht um der Sache willen moralisch auf-fhren, sondern um sich selbst aufzu-werten. In Deutschland heissen diese Leute zum Beispiel Die Grnen. Wenn man genau hinschaut, wer sich da mo-ralisch aufspielt und was er tatschlich tut, sieht man, dass es einzig und allein um die Partizipation an der Macht geht. Die Grnen in Baden-Wrttemberg wurden gewhlt, um Stuttgart 21 zu verhindern. Als sie gewhlt waren, machten sie sofort mit und schoben sogenannte Sachzwnge vor. Das ist Betrug. Man kann ja einfach mal drber lachen, sa-gen Sie. Worber haben Sie zuletzt gelacht?(schweigt) Lachen Sie nicht viel?Doch, ich freue mich so oft, ich merke mir die Gelegenheiten gar nicht. Und es gibt ja einige Missverstndnisse, was Humor und Lachen betrifft. Welche denn?Dass Lachen gesund sei, zum Beispiel. Ich halte das fr kein Argument und fin-de, das sprche eher gegen das Lachen, gerade in den Zeiten des Gesundheits-wahns, in denen wir leben. Ungesunde Sachen machen viel mehr Spass als ge-sunde. Zigarren, zum Beispiel.Genau. Die Entwicklungen, die sich beim Rauchen abzeichnen, stren ge-waltig. Ich mag es nicht, wenn Men-schen wegen nichts verdchtigt werden, Verbrecher zu sein, und dass die Bereit-schaft fehlt, vernnftig miteinander zu reden. Alle brllen nach Gesetzen, das ist ein Armutszeugnis. Wer schon per-snliche Kleinigkeiten dem Staat ber-lsst, ist bereit, sich generell zu entmn-digen. Der Staat verteilt eine Art Valium und verkndet, dass alles gut wird und es uns noch nie so gut gegangen ist ... Komischerweise reagieren die Leute auf der Strasse darauf hysterisch. Sie wissen, dass es nicht stimmt. Ob es jetzt ums Rauchen geht oder um etwas anderes: Heute nimmt man jeden belie-

    HUMOR

    Interview: Sarah KohlerFotos: Marcel Studer

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    bigen Anlass wahr, um die Sau rauszu-lassen. Wie meinen Sie das?In Internetforen, in denen man sich fol-genlos ussern kann, lsst sich das gut beobachten: Da fhren sich Feiglinge auf wie die Axt im Wald. Man darf von mir aus alles sagen man muss dann aber auch das Echo vertragen. In der Anonymitt jedoch bleibt das Echo aus. Wenn man sich den Ton in gewissen Nichtraucherforen anschaut, kann man, ohne mit der Faschismuskeule zu han-tieren, sagen: Das ist bei Goebbels ge-lernt. Sogar das Wort Untermensch bleibt nicht aus. Das ist niedertrchtig und humorfrei, jedwede Gelassenheit fehlt. Ein Mensch sollte selber lernen drfen und sich nicht an einer Verbots-liste durchs Leben hangeln. Ausserdem funktionieren Verbote nicht. Es gibt Stdte, die das Trinken im ffentlichen Raum verbieten. Und was geschieht? Die Leute fhren sich auf der Strasse immer irrsinniger auf. Da besteht ein kausaler Zusammenhang. Wenn man die Menschen nicht liebevoll erzieht, zchtet man Monster. Dazu gehrt auch der Humor: Er ist Teil der Herzensbil-dung. Humor ist nicht ein Witz, der je-manden erniedrigt, er ist nicht aggres-siv und dumm. Humor kommt von Humus, von Humanitt. Muss man Humor erlernen?Unbedingt. Witze an sich sind eine feine Sache, Humor aber ist eine Haltung zur Welt. Humor ist, lachend wegzugehen, wenn einem jemand befiehlt, stramm zu stehen. Humor heisst auch, es nicht furchtbar tragisch zu nehmen, wenn et-was schiefluft. Perfektion ist das Ge-genteil von Humor.

    Inwiefern?Das berall befohlene Streben nach Per-fektion ist gefhrlich. Schauen Sie sich beispielsweise Frauenzeitschriften an; die entwerfen das Bild einer Frau mit einem perfekten Krper, eine Granate im Bett, die ideale Mutter, die immer al-les richtig macht und vor allem immer die richtigen Sachen konsumiert. Dieses

    Bild der Perfektion hngt stark mit Wer-bung zusammen. Das als Menschenbild anzunehmen, ist krank, und wer sich dem unterwirft, kann einem leidtun oder Angst machen. Warum?Wer sich selbst unterwirft, verlangt das auch von anderen. Unterwerfung ist ei-ne Selbstverletzung, sie schmerzt, auch wenn man das an der Oberflche viel-leicht nicht sprt. Diesen Schmerz muss man weitergeben, um ihn loszuwerden. So kommen wir zu dieser durchnor-mierten Gesellschaft, in der angeblich alle von morgens bis abends das Rich-tige tun. Kuckt man sich die Wirklichkeit an, spottet sie jeder Beschreibung: Der Widerspruch knnte nicht grsser sein. Und Sie machen da nicht mit.Ich bin 52 Jahre alt und aufgrund mei-nes Konsumverhaltens als Zielgruppe uninteressant, weil mich weder riesige Uhren noch sndhaft teure Autos be-geistern. Wobei ich kein Konsumverwei-gerer bin; ich esse und koche gern und bevorzuge Lebensmittel, die etwas tau-gen. Aber wer sich nur ber sein Kon-sumverhalten definiert, entmenscht sich. Demgegenber stehen die Kon-sumverweigerer, denen leider eine ge-wisse Humorlosigkeit anhaftet. Ich wn-sche mir einen entspannten Umgang, und dazu gehrt auch, dass wir in diesem Wahn von Mobilitt und Erreichbarkeit wieder langsamer wer-den und dass nicht erst auf dem Grab-stein steht: Der ist auch ruhiger ge-worden. Gute Sachen dauern lnger; das weiss man vom Kochen, das weiss man von der Liebe. Das Leben ist kein Quickie, womit ich nicht sagen will, dass der nicht auch seinen Reiz hat. Bloss eben nicht als einziges Erlebnis-modell. Sie skizzieren ein recht pessimistisches Bild der Gesellschaft. Inwiefern verstehen Sie Ihre Texte als Auflehnung dagegen?Wenn man sich herausnimmt und die Welt aus der Distanz betrachtet, sieht man anders, als wenn man mittendrin steckt. Da fallen einem schon seltsame

    HUMOR

  • 22

    bigen Anlass wahr, um die Sau rauszu-lassen. Wie meinen Sie das?In Internetforen, in denen man sich fol-genlos ussern kann, lsst sich das gut beobachten: Da fhren sich Feiglinge auf wie die Axt im Wald. Man darf von mir aus alles sagen man muss dann aber auch das Echo vertragen. In der Anonymitt jedoch bleibt das Echo aus. Wenn man sich den Ton in gewissen Nichtraucherforen anschaut, kann man, ohne mit der Faschismuskeule zu han-tieren, sagen: Das ist bei Goebbels ge-lernt. Sogar das Wort Untermensch bleibt nicht aus. Das ist niedertrchtig und humorfrei, jedwede Gelassenheit fehlt. Ein Mensch sollte selber lernen drfen und sich nicht an einer Verbots-liste durchs Leben hangeln. Ausserdem funktionieren Verbote nicht. Es gibt Stdte, die das Trinken im ffentlichen Raum verbieten. Und was geschieht? Die Leute fhren sich auf der Strasse immer irrsinniger auf. Da besteht ein kausaler Zusammenhang. Wenn man die Menschen nicht liebevoll erzieht, zchtet man Monster. Dazu gehrt auch der Humor: Er ist Teil der Herzensbil-dung. Humor ist nicht ein Witz, der je-manden erniedrigt, er ist nicht aggres-siv und dumm. Humor kommt von Humus, von Humanitt. Muss man Humor erlernen?Unbedingt. Witze an sich sind eine feine Sache, Humor aber ist eine Haltung zur Welt. Humor ist, lachend wegzugehen, wenn einem jemand befiehlt, stramm zu stehen. Humor heisst auch, es nicht furchtbar tragisch zu nehmen, wenn et-was schiefluft. Perfektion ist das Ge-genteil von Humor.

    Inwiefern?Das berall befohlene Streben nach Per-fektion ist gefhrlich. Schauen Sie sich beispielsweise Frauenzeitschriften an; die entwerfen das Bild einer Frau mit einem perfekten Krper, eine Granate im Bett, die ideale Mutter, die immer al-les richtig macht und vor allem immer die richtigen Sachen konsumiert. Dieses

    Bild der Perfektion hngt stark mit Wer-bung zusammen. Das als Menschenbild anzunehmen, ist krank, und wer sich dem unterwirft, kann einem leidtun oder Angst machen. Warum?Wer sich selbst unterwirft, verlangt das auch von anderen. Unterwerfung ist ei-ne Selbstverletzung, sie schmerzt, auch wenn man das an der Oberflche viel-leicht nicht sprt. Diesen Schmerz muss man weitergeben, um ihn loszuwerden. So kommen wir zu dieser durchnor-mierten Gesellschaft, in der angeblich alle von morgens bis abends das Rich-tige tun. Kuckt man sich die Wirklichkeit an, spottet sie jeder Beschreibung: Der Widerspruch knnte nicht grsser sein. Und Sie machen da nicht mit.Ich bin 52 Jahre alt und aufgrund mei-nes Konsumverhaltens als Zielgruppe uninteressant, weil mich weder riesige Uhren noch sndhaft teure Autos be-geistern. Wobei ich kein Konsumverwei-gerer bin; ich esse und koche gern und bevorzuge Lebensmittel, die etwas tau-gen. Aber wer sich nur ber sein Kon-sumverhalten definiert, entmenscht sich. Demgegenber stehen die Kon-sumverweigerer, denen leider eine ge-wisse Humorlosigkeit anhaftet. Ich wn-sche mir einen entspannten Umgang, und dazu gehrt auch, dass wir in diesem Wahn von Mobilitt und Erreichbarkeit wieder langsamer wer-den und dass nicht erst auf dem Grab-stein steht: Der ist auch ruhiger ge-worden. Gute Sachen dauern lnger; das weiss man vom Kochen, das weiss man von der Liebe. Das Leben ist kein Quickie, womit ich nicht sagen will, dass der nicht auch seinen Reiz hat. Bloss eben nicht als einziges Erlebnis-modell. Sie skizzieren ein recht pessimistisches Bild der Gesellschaft. Inwiefern verstehen Sie Ihre Texte als Auflehnung dagegen?Wenn man sich herausnimmt und die Welt aus der Distanz betrachtet, sieht man anders, als wenn man mittendrin steckt. Da fallen einem schon seltsame

    HUMOR

  • 24

    Sachen auf; wenn in der U-Bahn fnf Leute gegenber alle gleichzeitig den Zeigefinger auf einem Gert von links nach rechts ziehen, sieht das fast schon aus wie Irrsinnsballett. Das erkennt aber nur, wer es selbst nicht tut. Es ge-hrt zum Wesen der Satire, sich heraus-zunehmen, genau hinzuschauen und hinzuhren. Dann gilt es, detailliert zu beschreiben, nicht einfach grobschlch-tig und undifferenziert alle als wahnsin-nig abzustempeln, sondern sich der M-he zu unterziehen, die Gegenstnde der Betrachtung feinstofflich anzugehen. Klar darf man auch mal ber die Strn-ge schlagen, wenn es einem bis unters Hirndach steht. Aber ein gut gelaunter, distanzierter Text hlt wesentlich lnger als ein schneller Wutausbruch. Fllt es Ihnen schwer, sich rauszunehmen?Das braucht bung und Disziplin, wobei ich letztere nicht jeden Tag aufbringe. Manchmal stecke auch ich mittendrin. Ich will ja nicht der perfekte Mensch sein und bin es auch nicht. Mein bester Freund, der Koch, Autor und Musiker, Vincent Klink, sagt es so einfach wie wahr: Wer den Zeigefinger ausstreckt, hat stets drei Finger auf sich selbst ge-richtet. Ein guter Text beschftigt sich satirisch mit der Welt, ohne dass sich der Autor selbst ber sie erhebt.

    Sie schreiben eine tgliche Kolumne bei der Zeitung junge Welt. Wie arbeiten Sie?Das Schne ist: Ich habe eine Carte blanche, und manchmal verfasse ich eben auch einen politischen Text. Wenn der deutsche Prsident behauptet, die Gesellschaft kranke daran, dass keiner mehr Soldat werden und frs Vaterland sterben wolle, was mchte er denn bitte damit sagen? Sterben ist das bessere Leben? Das ist lcherlich. Und gefhr-lich. Dagegen biete ich auf, was ich habe und kann. Die meisten solcher ffentli-chen usserungen muss man ja bloss zitieren, um sie zu entlarven. Vielleicht noch einen winzigen Kommentar dazu-geben, um offenzulegen, was gemeint ist. Wenn irgendeiner vom Sterben frs Vaterland schwrmt, hrt ja keiner hin, aber wenn der Prsident das sagt, sind gleich jede Menge Kameras auf ihn ge-richtet und da whle ich dann die Me-thode David gegen Goliath. Ich nehme keinen Panzer, weil ich keinen habe und keinen will, sondern eben die verbale Steinschleuder. Die Wahl der Mittel ist wichtig; wer in den Krieg zieht, luft Ge-fahr, seinem Gegner hnlich zu werden. Dass sich der Mensch immer wieder und zu allem aufhetzen und manipulie-ren lsst, ist geschichtlich trostlos oft belegt und das eigentliche Problem. Mit den Mitteln von Aufklrung, Satire und

    HUMOR

    ber Wiglaf Droste findet sich im Netz ein Wikipedia-Eintrag, den er selbst allerdings fr blossen Mist hlt. Darum also ein paar alternative Fakten zum Sein und Wirken des deutschen Autors, Satirikers und Sngers: Der 52-Jhrige kocht leidenschaftlich, trgt Hut und pflegte bis zu einer ersten Knieoperation im Jahr 2012 nach seinen Auftritten auf der Bhne ein Rad zu schlagen.

    Droste stammt aus Herford (Westfalen) und lebt heute in Leipzig, Berlin und unterwegs. In seiner Jugend war er Redakteur (siehe dazu seine Kolumne auf Seite 37) bei der taz und der Titanic. Heute verffent-licht er regelmssig im Funk, in der Zeitschrift Das Magazin sowie in der kulinarischen Kampfschrift Huptling Eigener Herd, die er seit 1999 mit dem Stuttgarter Meisterkoch Vincent Klink herausgibt. Droste geht mit offenen Augen, offenen Ohren und offenem Herzen durch die Welt, was ihm mitunter den Stoff fr seine ausgebufften, glasklaren und messerscharf poetischen Texte liefert: Seit Ende 2010 schreibt er eine tgliche Kolumne in der deutschen Tageszeitung junge Welt, seit Mrz 2013 im NZZ Folio die Kolumne Nomade im Speck. Droste wurde fr seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet: mit dem Ben-Witter-Preis (2003), dem Annette-von-Droste-Hlshoff-Preis (2005), dem Ringelnats-Preis (2010) sowie dem Nieheimer Schuhu, dem Peter-Hille-Literaturpreis (2013).

    Und Droste singt; zusammen mit der Tnseltown Rebellion Band, mit dem Jazz-Duo Uschi Brning und Ernst-Ludwig Petrowsky oder auch als Gastsnger beim Zrcher Trio from Hell sowie gemeinsam mit dem Snger und Komponisten Danny Dziuk. Nach der Glossensammlung Die Wrde des Menschen ist ein Konjunktiv (Edition Tiamat, 2013) erschien im Mrz seine Roadmovie-Erzhlung Schalldmpfer. Eine Revue (Edition Tiamat).

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    Sachen auf; wenn in der U-Bahn fnf Leute gegenber alle gleichzeitig den Zeigefinger auf einem Gert von links nach rechts ziehen, sieht das fast schon aus wie Irrsinnsballett. Das erkennt aber nur, wer es selbst nicht tut. Es ge-hrt zum Wesen der Satire, sich heraus-zunehmen, genau hinzuschauen und hinzuhren. Dann gilt es, detailliert zu beschreiben, nicht einfach grobschlch-tig und undifferenziert alle als wahnsin-nig abzustempeln, sondern sich der M-he zu unterziehen, die Gegenstnde der Betrachtung feinstofflich anzugehen. Klar darf man auch mal ber die Strn-ge schlagen, wenn es einem bis unters Hirndach steht. Aber ein gut gelaunter, distanzierter Text hlt wesentlich lnger als ein schneller Wutausbruch. Fllt es Ihnen schwer, sich rauszunehmen?Das braucht bung und Disziplin, wobei ich letztere nicht jeden Tag aufbringe. Manchmal stecke auch ich mittendrin. Ich will ja nicht der perfekte Mensch sein und bin es auch nicht. Mein bester Freund, der Koch, Autor und Musiker, Vincent Klink, sagt es so einfach wie wahr: Wer den Zeigefinger ausstreckt, hat stets drei Finger auf sich selbst ge-richtet. Ein guter Text beschftigt sich satirisch mit der Welt, ohne dass sich der Autor selbst ber sie erhebt.

    Sie schreiben eine tgliche Kolumne bei der Zeitung junge Welt. Wie arbeiten Sie?Das Schne ist: Ich habe eine Carte blanche, und manchmal verfasse ich eben auch einen politischen Text. Wenn der deutsche Prsident behauptet, die Gesellschaft kranke daran, dass keiner mehr Soldat werden und frs Vaterland sterben wolle, was mchte er denn bitte damit sagen? Sterben ist das bessere Leben? Das ist lcherlich. Und gefhr-lich. Dagegen biete ich auf, was ich habe und kann. Die meisten solcher ffentli-chen usserungen muss man ja bloss zitieren, um sie zu entlarven. Vielleicht noch einen winzigen Kommentar dazu-geben, um offenzulegen, was gemeint ist. Wenn irgendeiner vom Sterben frs Vaterland schwrmt, hrt ja keiner hin, aber wenn der Prsident das sagt, sind gleich jede Menge Kameras auf ihn ge-richtet und da whle ich dann die Me-thode David gegen Goliath. Ich nehme keinen Panzer, weil ich keinen habe und keinen will, sondern eben die verbale Steinschleuder. Die Wahl der Mittel ist wichtig; wer in den Krieg zieht, luft Ge-fahr, seinem Gegner hnlich zu werden. Dass sich der Mensch immer wieder und zu allem aufhetzen und manipulie-ren lsst, ist geschichtlich trostlos oft belegt und das eigentliche Problem. Mit den Mitteln von Aufklrung, Satire und

    HUMOR

    ber Wiglaf Droste findet sich im Netz ein Wikipedia-Eintrag, den er selbst allerdings fr blossen Mist hlt. Darum also ein paar alternative Fakten zum Sein und Wirken des deutschen Autors, Satirikers und Sngers: Der 52-Jhrige kocht leidenschaftlich, trgt Hut und pflegte bis zu einer ersten Knieoperation im Jahr 2012 nach seinen Auftritten auf der Bhne ein Rad zu schlagen.

    Droste stammt aus Herford (Westfalen) und lebt heute in Leipzig, Berlin und unterwegs. In seiner Jugend war er Redakteur (siehe dazu seine Kolumne auf Seite 37) bei der taz und der Titanic. Heute verffent-licht er regelmssig im Funk, in der Zeitschrift Das Magazin sowie in der kulinarischen Kampfschrift Huptling Eigener Herd, die er seit 1999 mit dem Stuttgarter Meisterkoch Vincent Klink herausgibt. Droste geht mit offenen Augen, offenen Ohren und offenem Herzen durch die Welt, was ihm mitunter den Stoff fr seine ausgebufften, glasklaren und messerscharf poetischen Texte liefert: Seit Ende 2010 schreibt er eine tgliche Kolumne in der deutschen Tageszeitung junge Welt, seit Mrz 2013 im NZZ Folio die Kolumne Nomade im Speck. Droste wurde fr seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet: mit dem Ben-Witter-Preis (2003), dem Annette-von-Droste-Hlshoff-Preis (2005), dem Ringelnats-Preis (2010) sowie dem Nieheimer Schuhu, dem Peter-Hille-Literaturpreis (2013).

    Und Droste singt; zusammen mit der Tnseltown Rebellion Band, mit dem Jazz-Duo Uschi Brning und Ernst-Ludwig Petrowsky oder auch als Gastsnger beim Zrcher Trio from Hell sowie gemeinsam mit dem Snger und Komponisten Danny Dziuk. Nach der Glossensammlung Die Wrde des Menschen ist ein Konjunktiv (Edition Tiamat, 2013) erschien im Mrz seine Roadmovie-Erzhlung Schalldmpfer. Eine Revue (Edition Tiamat).

  • 26

    HUMOR

    Humor dagegen zu halten, ist so not-wendig wie erfllend, auch wenn der Erfolg meist nur darin besteht, es ber-haupt zu tun. Was wnschten Sie sich denn vom Leser?In erster Linie Aufmerksamkeit: Leser mchten doch bitte das lesen, was da-steht. Im Laufe von fast 30 Jahren im Beruf erhielt ich so viele Briefe, in denen jemand in erregtestem Ton monierte, was ich geschrieben htte, sei eine Schweinerei und sich dabei auf Dinge bezog, die ich schlicht nicht geschrieben hatte. Wer einen Text verstehen will, muss ihn wenigstens richtig lesen; wenn ihm das nicht gefllt, ist das kein Prob-lem. Ich versuche zu berzeugen, auch mit den Mitteln der Komik, und gern auch streitbar. Sie arbeiten intensiv mit und an der Spra-che. Warum?Weil es Freude macht, und weil alles in ihr steckt. Wrter verraten so viel ber die Welt. Heute wird einer ja beispiels-weise nicht mehr entlassen, sondern freigesetzt; so etwas Tolles, man ver-setzt jemanden in die Freiheit! Oder das Wort Arbeitgeber: Der, der tatschlich seine Arbeit gibt, ist derjenige, den wir Arbeitnehmer nennen. Der Arbeitgeber nimmt die Arbeit, der Arbeitnehmer gibt sie. Sprache ist eine Schatzinsel, und je mehr man sich mit ihr beschf-tigt, desto grsser wird das Sprachmeer. Es ist doch schn, wenn man fr jede Nuance seiner Stimmungen ein eigenes Wort hat. Wer nur geil und scheisse sagen kann, ist arm dran; ich mchte mir nicht vorstellen, wie so einer flirtet. Das ist eine erbrmliche sprachliche und sensorische Selbstverarmung. Es geht mir dabei nicht darum, Fehler zu verbessern, Fehler sind etwas Gutes. Es ist allerdings schn, die Wahl zu haben: Wer klug ist, kann sich dumm stellen, umgekehrt sieht das nicht so gut aus. Mit der Sprache kann man spielen, auch ganz bewusst Fehler machen. Es geht nicht darum, andere zu korrigieren; manchmal muss ich mich einfach nur wundern, was da alles weggequasselt und niedergeschrieben wird.

    Sie drften dankbar sein, wenn andere mit der Sprache weniger achtsam umgehen: Das liefert Ihnen Stoff.Es wird oft behauptet, dass der Satiri- ker die Ungereimtheiten der anderen brauche. Aber das stimmt nicht?Nicht zwingend. Auch in der Dummheit gibt es grosse qualitative Unterschiede, und es gibt Formen der Dummheit, mit denen zu beschftigen sich nicht lohnt. Aus anderen Dummheiten wiederum kann man lernen. Als Satiriker strze ich mich besser nicht reflexhaft auf ein Thema, sondern whle es in Ruhe. Aus Substanzlosigkeit ist Substanz nicht herauszuholen; aber substanzielle Dummheiten und die oft beabsichtigten Sprachlgen wie ein Detektor aufzu-decken, macht Spass. Die Sprache ist ein Instrument der Wahrheit und der Lge. Wie wird man eigentlich Satiriker?Ich bekam als Kind schon Wilhelm Busch vorgelesen; da ist so viel Humor, Witz, Ironie und Spott darin, das macht Spass. Und ich stellte frh fest, dass die Sprache eine Waffe ist. Als ich in den Siebzigerjahren fr die Schlerzei-tung schrieb, gab es schon richtig rger, weil irgendwelche Elternbeirte fanden, dies oder das drfe man so nun nicht sagen. Sie brachten schon in jungen Jahren Leute gegen sich auf. Suchen Sie den Konflikt ei-gentlich?Die Konflikte sind ja da, und manchmal bin ich auf Kollisionskurs. Ich kann aber auch anders: Gerade wird mein zweiter Gedichtband fertig, und der enthlt viele Liebesgedichte. Aufs Ganze gese-hen ist die Zahl meiner Liebeserklrun-gen, auch an Musiker, Schriftsteller, Maler, wesentlich hher als die Zahl der Verrisse. Wobei der Verriss strker wahrgenommen wird. Der Wikipedia-Eintrag ber Sie listet vor allem auf, wann Sie wo bei wem ange-eckt sind.Da steht nur Mist.

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    HUMOR

    Humor dagegen zu halten, ist so not-wendig wie erfllend, auch wenn der Erfolg meist nur darin besteht, es ber-haupt zu tun. Was wnschten Sie sich denn vom Leser?In erster Linie Aufmerksamkeit: Leser mchten doch bitte das lesen, was da-steht. Im Laufe von fast 30 Jahren im Beruf erhielt ich so viele Briefe, in denen jemand in erregtestem Ton monierte, was ich geschrieben htte, sei eine Schweinerei und sich dabei auf Dinge bezog, die ich schlicht nicht geschrieben hatte. Wer einen Text verstehen will, muss ihn wenigstens richtig lesen; wenn ihm das nicht gefllt, ist das kein Prob-lem. Ich versuche zu berzeugen, auch mit den Mitteln der Komik, und gern auch streitbar. Sie arbeiten intensiv mit und an der Spra-che. Warum?Weil es Freude macht, und weil alles in ihr steckt. Wrter verraten so viel ber die Welt. Heute wird einer ja beispiels-weise nicht mehr entlassen, sondern freigesetzt; so etwas Tolles, man ver-setzt jemanden in die Freiheit! Oder das Wort Arbeitgeber: Der, der tatschlich seine Arbeit gibt, ist derjenige, den wir Arbeitnehmer nennen. Der Arbeitgeber nimmt die Arbeit, der Arbeitnehmer gibt sie. Sprache ist eine Schatzinsel, und je mehr man sich mit ihr beschf-tigt, desto grsser wird das Sprachmeer. Es ist doch schn, wenn man fr jede Nuance seiner Stimmungen ein eigenes Wort hat. Wer nur geil und scheisse sagen kann, ist arm dran; ich mchte mir nicht vorstellen, wie so einer flirtet. Das ist eine erbrmliche sprachliche und sensorische Selbstverarmung. Es geht mir dabei nicht darum, Fehler zu verbessern, Fehler sind etwas Gutes. Es ist allerdings schn, die Wahl zu haben: Wer klug ist, kann sich dumm stellen, umgekehrt sieht das nicht so gut aus. Mit der Sprache kann man spielen, auch ganz bewusst Fehler machen. Es geht nicht darum, andere zu korrigieren; manchmal muss ich mich einfach nur wundern, was da alles weggequasselt und niedergeschrieben wird.

    Sie drften dankbar sein, wenn andere mit der Sprache weniger achtsam umgehen: Das liefert Ihnen Stoff.Es wird oft behauptet, dass der Satiri- ker die Ungereimtheiten der anderen brauche. Aber das stimmt nicht?Nicht zwingend. Auch in der Dummheit gibt es grosse qualitative Unterschiede, und es gibt Formen der Dummheit, mit denen zu beschftigen sich nicht lohnt. Aus anderen Dummheiten wiederum kann man lernen. Als Satiriker strze ich mich besser nicht reflexhaft auf ein Thema, sondern whle es in Ruhe. Aus Substanzlosigkeit ist Substanz nicht herauszuholen; aber substanzielle Dummheiten und die oft beabsichtigten Sprachlgen wie ein Detektor aufzu-decken, macht Spass. Die Sprache ist ein Instrument der Wahrheit und der Lge. Wie wird man eigentlich Satiriker?Ich bekam als Kind schon Wilhelm Busch vorgelesen; da ist so viel Humor, Witz, Ironie und Spott darin, das macht Spass. Und ich stellte frh fest, dass die Sprache eine Waffe ist. Als ich in den Siebzigerjahren fr die Schlerzei-tung schrieb, gab es schon richtig rger, weil irgendwelche Elternbeirte fanden, dies oder das drfe man so nun nicht sagen. Sie brachten schon in jungen Jahren Leute gegen sich auf. Suchen Sie den Konflikt ei-gentlich?Die Konflikte sind ja da, und manchmal bin ich auf Kollisionskurs. Ich kann aber auch anders: Gerade wird mein zweiter Gedichtband fertig, und der enthlt viele Liebesgedichte. Aufs Ganze gese-hen ist die Zahl meiner Liebeserklrun-gen, auch an Musiker, Schriftsteller, Maler, wesentlich hher als die Zahl der Verrisse. Wobei der Verriss strker wahrgenommen wird. Der Wikipedia-Eintrag ber Sie listet vor allem auf, wann Sie wo bei wem ange-eckt sind.Da steht nur Mist.

  • 28

    HUMOR

    Und strt Sie das nicht?Ich bin ber das Stadium, von der Welt Gerechtigkeit zu fordern, hinaus. Die Welt ist ungerecht; sie ist ein Schlacht- und ein Irrenhaus. Aber es ist ja nicht so, dass mich niemand versteht. In mei-nem Umfeld gibt es Menschen, die mir genau sagen knnen, was sie mgen und wo sie finden, dass ich mich verga-loppiere. Und es gibt sogar Leser, die mich nicht missverstehen und meine Texte mgen. Aber lebt die Satire nicht eigentlich von der Provokation?Die meisten Menschen kommen irgend-wann zu der Erkenntnis, dass ihr Leben leichter wird, wenn sie mit dem Strom schwimmen. Wenn ihnen dann einer entgegenkommt, der dagegen schwimmt, fhrt das zu Irritation. Ich kann zwar auch nicht von morgens bis abends gegen den Strom schwimmen, da wre ich ja ein einziger Muskelkater, aber es gibt Situationen, in denen es sein muss. Immer dann zum Beispiel, wenn sich ein Mob formiert: ein Mob irrt immer. Die menschliche Praxis, sich zu-sammenzurotten und dann gegen Ein-zelne loszuschlagen, ist nicht akzepta-bel. Ich habe das selbst erlebt. Was ist passiert?Ich war an einem Konzert, hatte Spass, tanzte, und da standen so unfrohe, mr-rische Kerle rum, die begannen, mich als Schwuchtel zu beschimpfen und dann auf mich einzuschlagen, weil ich damals im rechten Ohr einen Ring trug ohne zu wissen, dass ein Ohrring rechts als Symbol fr Homosexualitt galt. Das waren 15 Leute, irgendwann lag ich am Boden. Ein einzelner mutiger Mensch holte mich am Ende raus. Der Arzt im Spital sagte, ich htte Glck ge-habt, dass ich noch lebe. Man darf die menschliche Niedertracht nicht unter-schtzen. Inwiefern ist ein solcher Bruch im Leben ein Motor fr Ihre Arbeit?Man entwickelt ein ziemlich feines Sen-sorium dafr, was stimmt und was nicht, wenn man ungerecht oder brutal

    behandelt wird. Fr die Satire ist dieser Blick auf die Widersprche notwendig. Schn ist es dennoch nicht. Auch wenn es den Blick schrfen mag, ist es ein schmaler Grat und immer eine Frage der persnlichen Kraft und Stimmung: Eine klare Sicht auf die Welt und ihre Bewohner kann grossen Spass machen. Sie kann aber auch geradewegs in eine Depression fhren. An manchen Tagen will ich davon nichts wissen und schrei-be der Frau, die ich liebe, ein Gedicht. An anderen Tagen habe ich die Kampf-kraft und Lust darauf, mich nicht mit der Welt abzufinden, sondern es mit ihr aufzunehmen, mit mglichst guter Lau-ne, weil ein gut gelaunter Text anste-ckend ist. Wer ihn liest, fhlt sich weni-ger allein. Satire mag fr gute Laune sorgen. Sie ver-letzt aber auch.Dieses Risiko lsst sich nicht umgehen, weil man nicht alle Menschen und ihre Gefhle kennt. Es heisst ja, man soll nicht unter die Grtellinie schlagen. Aber wenn einer seinen Grtel bis ber den Kopf zieht und dann von Grtellinie zetert, ist das doch nur ein fauler Trick. Es gibt Berufsbeleidigte, die keine Form von Kritik oder Widerspruch ertragen. Und dann gibt es die bewusste Verlet-zung, wenn man sich jemanden vor-knpft, der die Vorlage dazu selbst gelie-fert hat. Da aber am Ende alles auf einen selbst zurckfllt, soll man sich die ad-quate Form berlegen: eine feinstoffli-che Satire ist meist berzeugender, weil viele Menschen auf Grobheit empfind-lich reagieren. Man sollte wissen, was man tut. Wissen Sie das immer?Nein. Aber wenn man nichts mehr sa-gen will, das irgendjemanden auf der Welt verletzen knnte, msste man fr alle Zeit schweigen. Diese Mglichkeit steht mir derzeit noch nicht zur Ver-fgung.

    Wiglaf Droste schreibt ab dieser Ausga-be regelmssig frs Cigar. Seine erste Kolumne gibts auf Seite 37.

    Gut erfunden: Der REFRESH-BUTLER mit der Weltneuheit PhotokatalyseDas innovative Pflegesystem in Schrankform ist die komfortable Lsung fr delikate Textilien,die besonders schonend gepflegt werden wollen. Hochwertige Kleider wie Anzge,Abendroben oder Mntel werden mit Photokatalyse und Dampftechnologie sorgfltigaufgefrischt, entknittert, hygienisiert und getrocknet. Freuen Sie sich auf eine tglich frisch

    gepflegte Garderobe. Mehr ber den REFRESH-BUTLER erfahren Sie untervzug.ch/REFRESH-BUTLER

    swissmade

    REFRESH-BUTLERDas innovative Pflegesystemfr Ihre schnsten Kleider.

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    HUMOR

    Und strt Sie das nicht?Ich bin ber das Stadium, von der Welt Gerechtigkeit zu fordern, hinaus. Die Welt ist ungerecht; sie ist ein Schlacht- und ein Irrenhaus. Aber es ist ja nicht so, dass mich niemand versteht. In mei-nem Umfeld gibt es Menschen, die mir genau sagen knnen, was sie mgen und wo sie finden, dass ich mich verga-loppiere. Und es gibt sogar Leser, die mich nicht missverstehen und meine Texte mgen. Aber lebt die Satire nicht eigentlich von der Provokation?Die meisten Menschen kommen irgend-wann zu der Erkenntnis, dass ihr Leben leichter wird, wenn sie mit dem Strom schwimmen. Wenn ihnen dann einer entgegenkommt, der dagegen schwimmt, fhrt das zu Irritation. Ich kann zwar auch nicht von morgens bis abends gegen den Strom schwimmen, da wre ich ja ein einziger Muskelkater, aber es gibt Situationen, in denen es sein muss. Immer dann zum Beispiel, wenn sich ein Mob formiert: ein Mob irrt immer. Die menschliche Praxis, sich zu-sammenzurotten und dann gegen Ein-zelne loszuschlagen, ist nicht akzepta-bel. Ich habe das selbst erlebt. Was ist passiert?Ich war an einem Konzert, hatte Spass, tanzte, und da standen so unfrohe, mr-rische Kerle rum, die begannen, mich als Schwuchtel zu beschimpfen und dann auf mich einzuschlagen, weil ich damals im rechten Ohr einen Ring trug ohne zu wissen, dass ein Ohrring rechts als Symbol fr Homosexualitt galt. Das waren 15 Leute, irgendwann lag ich am Boden. Ein einzelner mutiger Mensch holte mich am Ende raus. Der Arzt im Spital sagte, ich htte Glck ge-habt, dass ich noch lebe. Man darf die menschliche Niedertracht nicht unter-schtzen. Inwiefern ist ein solcher Bruch im Leben ein Motor fr Ihre Arbeit?Man entwickelt ein ziemlich feines Sen-sorium dafr, was stimmt und was nicht, wenn man ungerecht oder brutal

    behandelt wird. Fr die Satire ist dieser Blick auf die Widersprche notwendig. Schn ist es dennoch nicht. Auch wenn es den Blick schrfen mag, ist es ein schmaler Grat und immer eine Frage der persnlichen Kraft und Stimmung: Eine klare Sicht auf die Welt und ihre Bewohner kann grossen Spass machen. Sie kann aber auch geradewegs in eine Depression fhren. An manchen Tagen will ich davon nichts wissen und schrei-be der Frau, die ich liebe, ein Gedicht. An anderen Tagen habe ich die Kampf-kraft und Lust darauf, mich nicht mit der Welt abzufinden, sondern es mit ihr aufzunehmen, mit mglichst guter Lau-ne, weil ein gut gelaunter Text anste-ckend ist. Wer ihn liest, fhlt sich weni-ger allein. Satire mag fr gute Laune sorgen. Sie ver-letzt aber auch.Dieses Risiko lsst sich nicht umgehen, weil man nicht alle Menschen und ihre Gefhle kennt. Es heisst ja, man soll nicht unter die Grtellinie schlagen. Aber wenn einer seinen Grtel bis ber den Kopf zieht und dann von Grtellinie zetert, ist das doch nur ein fauler Trick. Es gibt Berufsbeleidigte, die keine Form von Kritik oder Widerspruch ertragen. Und dann gibt es die bewusste Verlet-zung, wenn man sich jemanden vor-knpft, der die Vorlage dazu selbst gelie-fert hat. Da aber am Ende alles auf einen selbst zurckfllt, soll man sich die ad-quate Form berlegen: eine feinstoffli-che Satire ist meist berzeugender, weil viele Menschen auf Grobheit empfind-lich reagieren. Man sollte wissen, was man tut. Wissen Sie das immer?Nein. Aber wenn man nichts mehr sa-gen will, das irgendjemanden auf der Welt verletzen knnte, msste man fr alle Zeit schweigen. Diese Mglichkeit steht mir derzeit noch nicht zur Ver-fgung.

    Wiglaf Droste schreibt ab dieser Ausga-be regelmssig frs Cigar. Seine erste Kolumne gibts auf Seite 37.

    Gut erfunden: Der REFRESH-BUTLER mit der Weltneuheit PhotokatalyseDas innovative Pflegesystem in Schrankform ist die komfortable Lsung fr delikate Textilien,die besonders schonend gepflegt werden wollen. Hochwertige Kleider wie Anzge,Abendroben oder Mntel werden mit Photokatalyse und Dampftechnologie sorgfltigaufgefrischt, entknittert, hygienisiert und getrocknet. Freuen Sie sich auf eine tglich frisch

    gepflegte Garderobe. Mehr ber den REFRESH-BUTLER erfahren Sie untervzug.ch/REFRESH-BUTLER

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    SATIRESATIRE

    MIT HUMOR IST NICHT ZU SPASSEN

    Ich bin Satiriker und tglich acht Stunden lustig, manchmal zehn. Ich wrde mein Pensum gern reduzieren, damit ich mehr Zeit habe, zu Hause meiner Humorlosigkeit zu frnen. Doch meine Frau ist dagegen. Die Arbeit mache mir ja Spass, glaubt sie. Dabei ist es umgekehrt: Der Spass macht mir Arbeit.

    Text: Willi Nf heater am Hechtplatz in Z-rich, abends um acht, Kaba-rett-Battle Bser Montag. Ich betrete die Bhne und setze an

    zu meiner Nummer. Nach drei Pointen wird mir klar: Das wird hart. Brutal hart. Totenstille im Zuschauerraum. Die nchsten zehn Minuten werden ewig dauern. Aber es geht dann doch schnel-ler vorbei. Sie buhen mich schon bei Minute acht von der Bhne.

    Zwei Wochen zuvor habe ich eine Casting-Vorrunde gewonnen, das Publi-kum hat sich gebogen vor Lachen und mich ans Finale applaudiert gespielt hatte ich dieselbe Nummer. Aber in ei-nem anderen Setting. Vor anderen Men-schen mit anderem Groove, anderem Humor, anderen Erwartungen.

    Humor, im Etymologie-Duden ein-geklemmt zwischen Hummer und humpeln (wobei ein Humorist in der Regel fter humpelt, als er Hummer isst), ist die Gabe eines Menschen, der Unzulnglichkeit der Welt und der Men-schen, den Schwierigkeiten und Missge-schicken des Alltags mit heiterer Gelas-senheit zu begegnen. Ein Komiker, Karikaturist oder Regisseur, der den Humor seines Publikums zur Entfaltung bringen will, arbeitet also mit Requisi-ten wie Schwierigkeiten, Unzulnglich-

    Tkeiten und Missgeschicken. Das ist praktisch, denn davon hat er immer ein paar dabei. Tag und Nacht erblickt er seine Umwelt durch die Brille seiner Biografie, und die ist verschmiert von kleinen ngsten, Verschrobenheiten, Zwngen, inneren Widersprchen und jenen Bananenschalen der eigenen Ge-schichte, die einem ganz schn das Gesicht zerfurchen knnen, wenn man unglcklich landet.

    Komik besteht aus Truth and Pain, Wahrheit und Leiden. Also aus Themen, an denen das Publikum auch schon ge-litten hat. Aus Zahnrzten, Steuererkl-rungen, Mttern und hnlichen Lebens-ereignissen. In wohl jeder zweiten Pointe stecken Aspekte von Religion, Sex und Tod. Zieht immer, betrifft alle, selbst zlibatre untote Atheisten. Der Tod bietet meistens komisches Potenzi-al. Humor hat ein zum Tod Verurteilter, der sich bei seinem Henker versichert, ob der Strick aus zertifizierter Produkti-on stamme. Oder der seine letzte Ziga-rette ausschlgt, weil Rauchen ttet. Er betrachtet die grsste Unzulnglichkeit des Lebens, das Sterben, mit heiterer Gelassenheit. Gut, vielleicht legt er ja auch bloss Wert auf gesundes Ster-ben. Jedenfalls wirkt diese Pointe wegen der Fallhhe, in diesem Fall der Kluft zwischen der Banalitt der Herkunft

    des Stricks einerseits und der doch recht einschneidenden Erfahrung einer Strangulierung andererseits.

    Eine weitere wichtige Ingredienz fr Komik ist der Konflikt. Es gibt drei Arten: Mensch gegen Natur, Mensch ge-gen Mensch, Mensch gegen sich selber. Der Kampf gegen sich selber gibt am meisten her, Tragisches wie Komisches, was ja oft auf dasselbe herauskommt. Ich liebe Bruce aus Finding Nemo, den weissen Hai aus der Selbsthilfe-gruppe der vegetarischen Raubfische, der stndig dagegen ankmpft, seine Freunde nicht aufzufressen. Auch Emil bezog die Komik seiner Figuren aus der Kluft zwischen Wollen und Sein. Eine Figur ist umso komischer und tragi-scher, je tiefer die Kluft ist zwischen (Selbst)wahrnehmung und Wirklich-

    keit. Siehe Oliver Hardy, Woody Allen oder Boris Becker.

    Auch ein wichtiges Spielzeug der Ko-mik ist die Erwartung des Publikums. Sie gilt es zu wecken, zu schren und berraschend zu enttuschen mit etwas Besserem. Beispielsweise indem man nach Oliver Hardy und Woody Allen als Dritten im Bunde Boris Becker anfhrt. Eine solche berraschung funktioniert aber nur, wenn sie wahr ist, in diesem Fall: Wenn die dritte Person tatschlich

    wie ein Komiker rberkommt. Hardy/Allen/Becker gehrt als Pointe brigens zur Kategorie Triadische Reihe: Der erste und zweite Punkt haben eine Regel und bauen damit eine Erwartung auf, die man dann mit dem dritten Punkt gensslich brechen kann. Drei Haustie-re gefllig? Erstens Hamster. Zweitens Hund. Drittens Ehemann. Mehr Truth and Pain geht nicht.

    Jetzt werden Sie monieren, dass ge-wisse Erwartungen erfllt gehren. Na-

    trlich haben Sie Recht. The same proce-dure as every year. Und wenn eine Torte zu fliegen kommt, hat das Publikum das verdammte Recht auf einen Volltreffer. Aber es hat auch das Recht, berrascht zu werden, weshalb die Zielperson sich ducken und die Torte sich im Gesicht des Kerls hinter ihr breitmachen wird. Weil aber auch diese Wendung in der Filmge-schichte bereits einen gewissen Be-kanntheitsgrad erreicht hat, haben sich schon Regisseure an einer weiter gehen-den berraschung versucht und in ih-rem Film auf die Tortenszene gnzlich verzichtet. Sie sind gescheitert. Ein Film mit Sylvester Stallone ohne fliegende Torten ist nicht lustig. Darum gibt es kei-ne lustigen Filme mit Sylvester Stallone. Schade eigentlich, gerade sein Gesicht zeichnet sich optisch ja aus durch eine hohe Tortenaffinitt.

    Meine Reduktion der gesamten Film-welt auf die Filme von Sylvester Stallone brigens dient natrlich ausschliesslich der Pointe. In diesem Fall ein etwas bil-liger Weg, verzeihen Sie mir, um die Kri-terien Reduktion und bertreibung als Werkzeug fr Komik anzufhren. Etwas vom Wichtigsten in der Komik ist das Timing, von der triadischen Reihe schn veranschaulicht: Die Pointe gehrt an den Schluss. Witz und Szene bauen Spannungen auf, in der Pointe entladen sie sich. Das gilt auch fr die Positionie-rung des Schlsselwortes innerhalb des Satzes. Der Begriff Tortenaffinitt ge-hrt an den Schluss von Sylvesters Satz, sonst knallt er nicht.

    Mit all diesen Kompetenz-Versatz-stcken, kombiniert mit einem Bernhar-dinergesicht, versuche ich meiner Gat-tin tglich meine harte Arbeit und mein Leiden am Lustigsein zu erklren, auf dass sie einwillige in die Reduktion meines Pensums. Aber sie will nicht. Umsverworgen nicht. Was bleibt mir da anderes brig, als weiterzuschuften? Vielleicht kann ich ja mal eine komische Nummer daraus entwickeln. Oder ei- nen Text im Cigar. Richtig voll mit Truth and Pain.

    Legendrer Lacher: Szene aus The Life of Brian, Monty Python

    In wohl jeder zweiten Pointe stecken Aspekte von Religion, Sex und Tod.

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    SATIRESATIRE

    MIT HUMOR IST NICHT ZU SPASSEN

    Ich bin Satiriker und tglich acht Stunden lustig, manchmal zehn. Ich wrde mein Pensum gern reduzieren, damit ich mehr Zeit habe, zu Hause meiner Humorlosigkeit